cruiser
CHF 7.50 € 6.30 Montag, 2. Februar 2015
Anabolika
Wenn Gays lieber spritzen statt schwitzen Der gefährliche Weg zum Traumbody
Neu
Heilbar?
Mannsbild
Alles bleibt anders: Cruiser stellt sich vor.
Kann Homosexualität behandelt werden?
Die neue Serie über unschwule Berufe.
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CENTRALL CENTRA
KASERNENAREAL
Inhalt
Editorial
Februar 2015 04 Thema | Körperkult
Liebe Leser
07 Klatschspalte | Promis
Als ich die Anfrage bekam, ob ich den Cruiser übernehmen möchte, hockte ich gerade in Miami und übte mich in der Kunst des Baucheinziehens. Ich stellte mir das mit dem Cruiser unglaublich glamourös vor. Scheff eines Magazins zu sein, Mitarbeiter – Journalisten! – zu führen und auf total viele Events eingeladen zu werden. Da würden Models sein, eine Gästeliste und all so was. So dachte ich. Klar sagte ich zu. Dass ich aber nicht einfach ein Magazin übernehmen werde, sondern auch eine grosse Verantwortung, wurde mir erst später klar. Cruiser ist eines der ältesten Gay-Magazine in der Schweiz und hat entsprechend Geschichte geschrieben. Hoch politisch, meinungsbildend und manchmal unbequem. Weit weg also von Miami und «Models, Light, Guestlist». Martin Ender – als bisheriger Herausgeber – hat mir das zugetraut und das finde ich umwerfend. Ja, und jetzt geht es los: Vorhang auf für den neuen Cruiser!
Herzlich Ihr Haymo Empl
08 Serie | Mannsbild – Berufsbild Der Schiffbauingenieur 10 Thema | Fussball Interview mit Thomas Hitzlsperger 12 Thema | Homosexualität heilen? 15 Information | Suizidgefahr Benefiz-Event Du–bist–Du 16 Kolumne | Pia Spatz Schenkt mir ein Lächeln 17 Ratgeber Aids-Hilfe | Dr. Gay 18 Kolumne | Michi Rüegg Wenn man discominiert wird 19 Thema | Hochzeitsmesse 20 Information | Cruiser frisch renoviert 22 Serie | Persönlichkeiten Adrian Ramsauer
Chefredaktor Cruiser
Cruiser print
Impressum
FOTO UMSCHLAG: FOTOLIA-MAIK DÖRFERT (1)
Herausgeber & Verleger: Haymo Empl, empl.media Infos an die Redaktion: redaktion@cruiser.ch Infos für die Agenda: agenda@cruiser.ch Chefredaktor Haymo Empl stv. Chefredaktor Daniel Diriwächter Art Director Sandra Hengartner, Access – bridge to work, Bereich Grafik Redaktion Print Martin Ender, Andreas Faessler, Marianne Weissberg, Kafi Freitag, Michi Rüegg, Pia, Charly Büchi Layout Access – bridge to work, Bereich Grafik Illustrationen Anastasiya Udovenko, Access – bridge to work, Bereich Grafik Lektorat Ursula Thüler Inserate empl.media, Haymo Empl, Welchogasse 6, Postfach 5539, 8050 Zürich Telefon 043 300 68 28, Telefax 043 300 68 21, anzeigen@cruiser.ch Auflage 12 000 Exemplare, 10 Ausgaben jährlich LZ Print, www.lzprint.ch Druck Redaktion und Verlagsadresse: empl.media, Haymo Empl, Welchogasse 6, Postfach 5539, 8050 Zürich Telefon 043 300 68 28, Telefax 043 300 68 21, info@cruiser.ch
24 News | International 25 News | National 28 Kolumne | Kafi Freitag Mein Mann des Monats 30 Kultur | Schweiz 34 Kolumne | Weissbergs warme Weissheiten Ich habe den popeligsten Minderheitenbonus 35 Information | Cruiser-Aufruf Rezepte 36 Agenda | 5. bis 28. Februar 38 Unterhaltung | Kreuzworträtsel
Cruiser online Herausgeber & Verleger: Haymo Empl, empl.media Infos an die Online-Redaktion: redaktion@cr-magazin.ch Chefredaktor Online: Daniel Diriwächter
Cruiser Februar | 2015 3
Thema | Körperkult
Wenn Männer lieber spritzen als
schwitzen
Text: Haymo Empl
Der Körperkult bei den Gays ist ungebrochen: Sofort einen starken Bizeps, mehr Brustmuskeln oder stramme Waden. Immer mehr greifen zum Muskel aus der Spritze. Schnell, billig – und mitunter tödlich.
Der Brasilianer Arlindo de Souza ist so etwas wie der lebendige Popeye – rein äusserlich. Aber wenn es brenzlig wird, kann sich der 43-Jährige kaum wehren. Seine Muskeln sind zwar ausgesprochen voluminös (der Umfang seines Bizeps beträgt – wenn man den Boulevardmedien glaubt - unglaubliche 74 Zentimeter), doch nicht kräftig. Für den gelernten Maurer sind die aufgespritzten Muskeln lediglich Ballast, nutzloses Gewebe – und ziemlich gefährliches Gewebe. Die Muskeln sind das Ergebnis eines Cocktails aus Mineralöl und Alkohol, den er sich zweimal injizierte, beinahe überall unter dem Namen «Sythol» erhältlich.
«Ich versuchte, das Öl selbst mit einer Spritze wieder aus dem Muskel herauszusaugen.» Dass diese Form des Muskelaufbaus höchst gefährlich ist, ist kein Geheimnis. Injektionen, wie sie de Souza bei sich vornahm, können Abszesse verursachen und Amputationen zur Folge haben. Im schlimmsten Fall führen sie sogar zum Tod. De Souza müsste das selbst am besten wissen. Einer seiner besten Freunde verstarb an den Folgen einer solchen 4 Cruiser Februar | 2015
Injektion. Dennoch scheint die Faszination für solch inszenierte Männlichkeit enorm zu sein. Die Anwendung sei einfach, schreibt «Hulk» in einem der zahlreichen Bodybuildingforen im Internet: «Du spritzt dir die Substanz in die gewünschten Muskeln und hast einen sofortigen Effekt. Meine Oberarme sind gigantisch gewachsen.» Klingt gut. Vor allem da die neuere Substanz «Synthol» verhältnismässig günstig ist, eine Anwendung kostet nicht mehr als 3 Franken. «Synthol» war ursprünglich eine Erfindung des deutschen Bodybuilders Christopher T. Clark. Die Zusammensetzung besteht aus einem Ölgemisch, das nur langsam im Körper abgebaut wird und daher den gespritzten Muskel entsprechend aufpumpt. Völlig legal. Einen Schritt weiter geht das italienische Produkt «Esiclene». Eine Anwendung kostet lediglich Fr. 1.20. «Esiclene» ruft eine Entzündung im Muskel hervor und lässt diesen für zwei bis fünf Tage anschwellen. Instant-Bizeps also. Schön stark und wahnsinnig männlich. Stephan R. ist 25 Jahre alt und trainierte im Fitnesscenter. Fünf Mal die Woche. «Ich kam an einen Punkt, wo meine Muskeln kaum mehr grösser wurden. In den Fitnessmagazinen und im Internet habe ich mich über die Anwendung von Anabolika und deren Beschaffung informiert. Letzteres gelang mir problemlos. Leider bekam ich einen hohen Blutdruck, Haarausfall und Steroidakne. Die verschiedenen
Substanzen liessen mich auch aufgedunsen aussehen, das wollte ich nicht.» Stephan entdeckte «Esiclene», besorgte sich Insulinspritzen in der Apotheke und kombinierte die Anwendung mit dem Öl «Synthol». «Es funktionierte, meine unterproportionierten Arme bekamen endlich das gewünschte Volumen.» Die Freude war von kurzer Dauer: «Ich wiederholte die Anwendung vor jedem Wochenende, während zwei Monaten. Plötzlich entzündeten sich meine Oberarme und ich hatte schreckliche Schmerzen. Ich versuchte, das Öl selbst mit einer Spritze wieder aus dem Muskel herauszusaugen. Es war höllisch.» Stephans Traum von grossen Oberarmen endete schliesslich beim Arzt. Dieser musste mit einem Schnitt die Substanzen, die sich verkapselt hatten, herausschneiden. Heute ist Stephan nur noch selten im Fitnessstudio anzutreffen – in der Szene sieht man ihn gar nicht mehr. «Ich habe mein Körpergefühl nicht mehr wiedergefunden und fühle mich unsicherer denn je», erklärt Stephan dem Cruiser. Um ihrem Traum nach einem formvollendeten und jüngeren Körper näherzukommen, legen sich Frauen seit Jahren freiwillig unters Messer. Nun holen die Männer auf. Schöner, schneller und stärker wollen sie werden und scheuen sich weder davor, ihre Tränensäcke per Botoxspritze verschwinden zu lassen, noch ihren Hals zu straffen, noch mit Implantaten einen Wasch-
Wunschkörper: Immer mehr Gays nehmen illegale Substanzen, um schnell einen «perfekten» Körper zu bekommen.
FOTO: FOTOLIA-ITALO (1)
Synthol Wie spritzt man sich den Muskel auf? Das Buch «Synthol» gibt darüber detailliert Auskunft. Eine reisserische Schrift, die in Deutschland mittlerweile verboten ist.
Thema | Körperkult
Arlindo de Souza – lebendiger Popeye. Das in den Muskel injizierte Öl-Alkohol-Gemisch ist mitunter tödlich.
breitet, zeigt das Buch «Synthol». Es ist das erste dieser Art auf dem Markt und gibt unter dem Titel «Aufklärungsbroschüre über die Gefahren von injizierbaren Substanzen zur künstlichen Muskelvergrösserung» statt Warnungen präzise Anleitungen zur Selbstindikation und lockt zudem mit Fotos von Muskelbergen. Abschreckend wirken höchstens einige wenige Abbildungen
Interview | Christoph Wolfensberger
«Muskeltraining ist das Beste» «Lieber Krafttraining als Silikon», rät der Zürcher Schönheitschirurg Christoph Wolfensberger. Cruiser: Hatten Sie schon Patienten, die sich ihre Muskeln aufspritzen lassen wollten? Christoph Wolfensberger: Nicht in dieser Form. Aber die Männer möchten definitiv jünger und fitter aussehen. Wir stellen seit einiger Zeit fest, dass wir immer mehr männliche Patienten haben. Vor einigen Jahren kamen die ersten Implantate für Männer auf den Markt. Richtig. Aber wenn sich ein Mann Silikonwaden oder Brüste machen lässt und die Proportionen nicht stimmen, 6 Cruiser Februar | 2015
von falsch gespritzten Bizepsen, die an kleine Gugelhopfe erinnern. Woher die verschiedenen Bilder im Buch stammen und wer die Autoren sind, bleibt unklar. Im Anhang werden zudem sämtliche Medikamente mit Bild vorgestellt, auch gefälschte Produkte. «Die Informationen sind unvollständig und zu wenig konkret», kommentiert Christoph Wolfensberger. «So ein Buch dürfte nicht veröffentlicht werden.» Stephan R. hat mittlerweile wieder zu trainieren begonnen – weniger fanatisch als früher. «Lasst die Finger von diesem Dreck», warnt er und fährt sich über seine verheilten Narben am Oberarm.
kann so ein Eingriff fatal aussehen. Wir hatten vor einigen Jahren die Silikon Sixpacks für Männer, also Bauchmuskeln. In Brasilien gab es zahlreiche Ärzte, die diese Methode angewandt haben. Viele waren jedoch Stümper. So gab es Fälle von Patienten, bei denen die Implantate verrutscht sind. Wichtig ist gerade bei solchen Eingriffen, dass der verantwortliche Arzt ein gutes Auge für die Gesamtästhetik hat. Sind Männer in Sachen Schönheit risikofreudiger als Frauen? So würde ich das nicht sagen. Die Frauen informieren sich mehr und lassen sich Zeit. Bei den Männern muss es meistens schnell gehen. Es erstaunt mich auch nicht, dass sich die Männer nun mit Synthol Muskeln spritzen. Eine Frau würde diesbezüglich wohl eher vernünftig sein. Mein Rat an die Männer ist simpel: Ein gut instruiertes Muskeltraining ist für Ästhetik und Gesundheit immer noch das Beste. Also, Krafttraining statt Silikon!
Christoph Wolfensberger, Starchirurg aus Zürich
FOTOS: ZVG (2)
brettbauch anzustreben. «Männer sind gegenüber Schönheitsoperationen offener geworden», bestätigt Christoph Wolfensberger, plastischer Chirurg in Zürich. «Sie kümmern sich zusehends mehr um ihr Äusseres.» Wie die Verteilung Hetero – Gay ist, lässt sich nur erahnen. Da aber bei den Gays oft eine Art Beautyzwang herrscht, wird diese Gruppe wohl eher überproportional vertreten sein. Von Selbstversuchen wie dem von Stephan R. rät Wolfensberger jedoch ab. «Sämtliche Eingriffe gehören in die Hand von Fachleuten.» Dies ist freilich um einiges teurer. Der Eingriff unter Vollnarkose kostet rund 6000 Franken. Deshalb bedienen sich Muskelästheten öfters mal selbst der Spritze, manchmal mit fatalen Folgen: Letzte Woche spritzte sich in den USA ein junger Freizeitsportler die Muskeln auf. Das Ölgemisch kam in die Blutbahn und löste eine Embolie aus. Für den Muskelfreak kam jede Hilfe zu spät. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Wie sehr sich das Bedürfnis nach künstlich aufgepumpten Muskeln auch ausserhalb der Bodybuildingszene ver-
Klatschspalte | Promis
Rebellische Herzen Text: Daniel Diriwächter
Madonna hat in den vergangenen Wochen ausnahmsweise mal wieder musikalisch von sich reden gemacht. «Rebel Heart» heisst ihr kommendes Werk. Wer von den Promis über ein Rebel Heart verfügt und was es sonst noch für aktuellen Tratsch gibt, hat die Redaktion auf dieser Seite zusammengetragen.
auf die Kaufabsichten fielen verheerend aus. Schnell wurde Madonna im selben Atemzug mit der Pauschalbesteuerung genannt. Immerhin, eine Rebellin ist sie immer noch.
Eminem
FOTOS: INTERSCOPE RECORDS (2), SRF PRÄSENS-FILM (1)
Madonna Die Pop-Ikone durchlebt derzeit eine regelrechte Pechsträhne. Dabei war sie Ende letzten Jahres noch voll der Hoffnung, den Pop-Olymp weiterhin zu dominieren. Doch das Sägen am Thron der Madonna geht munter weiter, auch ohne Lady Gaga. Der Songklau ihrer Demoversionen des Albums «Rebel Heart» muss schmerzhaft gewesen sein. Zeter und Mordio schreiend, veröffentlichte Madonna daraufhin sechs offizielle Songs, um daraufhin in aller Ruhe mit Kind und Kegel nach Gstaad zu reisen, um an Silvester dem Stemmbögeler zu frönen. Aber das Berner Oberland ist kein Paradies mehr für Prominente (wie Roman Polanski weiss). Madonna wurde des Vandalismus bezichtigt, weil sie einen Sessellift mit dem Wort «Revolution» lackierte. Weiter munkelte der «Tages-Anzeiger», dass die Sängerin mit einem 38 Millionen teuren Chalet liebäugelt. Ist ja auch unangenehm, immer in der Villa von Modezar Valentino Unterschlupf zu suchen. Die Reaktionen
polterte, liess im fiktiven Interview des Films verlauten: «Wenn ich Dinge über schwule Menschen sage oder Menschen denken, dass meine Lieder homophob sind, dann, weil ich schwul bin». Lustig ist das nur bedingt.
Auch der mittlerweile 42-jährige Rap-Rüppel Eminem gilt als Rebell seiner Zeit. Jüngst gab die Presse ihm beinahe menschliche Züge, als es hiess, er beweise Selbstironie. Grund für diese Art von Lob war der kurze Auftritt im vieldiskutierten Film «The Interview», der zuerst verboten, dann aber mit grossem Erfolg in ausgewählten Kinos lief. Eminem, der auch für seine homophoben Texte bekannt ist, zwischenzeitlich von Elton John ins Gebet genommen wurde, danach aber munter weiter
Reto Stalder Über ein rebellisches Herz verfügt der Berner Reto Stalder – zumindest auf der Mattscheibe. Der 27-jährige ist einer der Gründe, warum «Der Bestatter» so erfolgreich ist. In der Krimi-Serie spielt Reto Stalder den Praktikanten Fabio Testi, einen Grufti, der in den jüngsten Folgen gerne auch ein Normalo wäre. Stalder selbst, hinter Kajal, Rüschenhemden und Totenkopfringen versteckt, ist gelernter Konstrukteur sowie ausgebildeter Schauspieler. Am 10. Februar ist er vorerst das letzte Mal in der Folge «Asche zu Asche» zu sehen. Cruiser Februar | 2015 7
Serie | Mannsbild – Berufsbild
Der Schiffbau-
ingenieur
Text: Haymo Empl
Schwule arbeiten als Krankenpfleger, Make-Up-Artist oder Flugbegleiter. Stimmt nicht! Daher: Weg vom Klischee! Dass Sexualität nichts mit der Berufswahl zu tun haben muss, zeigt unsere neue Serie. Auftakt bildet der Schiffbauingenieur.
Ursprünglich war diese neue Serie unter dem Titel «unschwule Berufe» geplant. In der Redaktion wurde dann aber schnell klar, dass das Eine nichts mit dem Anderen zu tun haben muss. Dem pflichtet auch Thomas «Es darf auch der ganze Name sein von mir aus» bei: Er ist Schiffbauingenieur und meint im Gespräch: «Ich bin Ingenieur und schwul und die zwei Dinge beeinflussen sich zwar, haben aber generisch miteinander nichts zu tun». Recht hat er! Thomas ist gross, schlank, attraktiv und hat einen gewissen Schalk in den Augen. Seine Sexualität vom Beruf zu trennen gelingt dem Ingenieur bestens. Er ist beruflich bedingt viel auf Reisen, auch im asiatischen Raum. «Gerade in Ostasien werde ich von den Leuten immer sofort gefragt, ob ich verheiratet sei und wie viele Kinder ich habe». Früher hat Thomas diese Fragen verneint und musste feststellen: «Wenn man auf diese Fragen mit ‹nein› antwortet, folgen viele erstaunte Folgefragen, um abzuklären, ob denn doch noch ein Rest Normalität in einem stecke. Über 25 und ledig zu sein, ist in vielen Gegenden der Welt ungewöhnlich. Unsere westliche oder europäische Gesellschaft, die jedem einen grundsätzlich individuellen Lebensentwurf zugesteht, ist eben eine andere Realität als beispielsweise die japanische oder indische». Früher hätte er sich jeweils um eine Antwort gedrückt, denn die eigene Sexualität zu verleugnen sei nicht sein Ding gewesen. «Irgendwann habe ich dann geantwortet, ich hätte eine Frau und ein Kind und stellte fest, dass das 8 Cruiser Februar | 2015
Keine Zeit für Fisimatenten: Thomas ist auf den Meeren dieser Welt zu Hause. Thema damit erledigt ist. Nachfragen wurden nicht gestellt, es ist offenbar ein quasi ritualisierter Austausch von Höflichkeiten in jener Kultur. ‹Unschwul› an meinem Beruf ist schon vieles. Oft arbeite ich in ölfleckigem Überkleid und schweren Schuhen mit schwarzen Händen unter Deck. Es ist lärmig, die Umgangsformen sind manchmal rauh. Schwäche zeigen geht nicht. Der ‹schwule› Anteil an meinem Job ist wohl, dass ich lieber erkläre als schraube. Es gelingt mir oft gut, Leuten aus ganz anderen Kulturen die Lösung zu einem Problem zu erläutern, indem ich ihnen auf Augenhöhe begegne und versuche, mich in ihren Denkhorizont hineinzuversetzen.»
FOTO: PIXELIO-MARLIES SCHWARZIN (1), ZVG (2)
«Unschwul an meinem Beruf ist schon vieles.» Was macht man denn nun als Schiffbauingenieur? Und wie wird man das? Thomas überlegt. Es gebe eigentlich keinen typischen Ablauf und eine Berufslehre zum Schiffbauingenieur existiert ebenfalls nicht. «Mein Job begann nach meinem Studium zum Maschineningenieur, das war 1994. Ich hatte keine Lust auf eine Stelle in einem Industriebetrieb, sondern wollte die Welt sehen. Jemand erzählte mir von einem Bekannten, der bei der damaligen New Sulzer Diesel
AG in Winterthur auf Aussendiensteinsatz den Ozeanschiffen der Welt nachreist und sich um deren Dieselmotoren kümmert. Das tönte gut, ich bewarb mich und bekam die Stelle. Von Schiffen oder Motoren oder gar der recht speziellen Welt des Schiffbaus und -betriebs hatte ich keine Ahnung». Thomas beschreibt, was anders oder eben «recht speziell» ist: «Einerseits sicher die Tatsache, dass die Besatzung auf einem Schiff oft wochenlang isoliert ist – dadurch entsteht ein spezielles soziales Gefüge. Ebenfalls sind auf den grossen Schiffen die Hierarchien extrem ausgeprägt und starr. So kommt es, dass ich manchmal Anweisungen geben muss, beispielsweise für kleinere Reparaturarbeiten – die ich durchaus schneller auch selbst ausführen könnte. Das würde aber – auch hier gibt es kulturelle Unterschiede – für Verwirrung sorgen und daher lasse ich es bleiben». Typische Arbeitstage gibt es nicht, erklärt Thomas weiter. Aber in der Regel laufe es so, dass er an einen Ort, in einen Hafen irgendwo in der Welt aufgeboten werde. «Dort werde ich dann empfangen, gehe aufs Schiff und nehme Servicearbeiten an den Maschinen vor, versuche Fehler zu eruieren, kontrolliere auf Funktionstüchtigkeit oder berate die Besatzung». Durch die oft mehrtägigen Einsätze, welche häufig kurzfristig stattfinden, sei es aber schwierig, einen Freundeskreis aufzubauen und zu pflegen. «Klar knüpft man als reisender Serviceingenieur in aller Welt auch mal Kontakte zu Männern vor Ort, wenn sich eine Gelegen-
heit ergibt. Das ist nicht typisch schwul, denn viele reisende Hetikollegen sind auch immer sehr erpicht, im Ausgang mit einheimischen Frauen in Kontakt zu kommen. ‹Andere Länder, andere Titten› ist da ein gern zitierter Spruch». Thomas lacht: «Nicht zu bestätigen sind allfällige Vermutungen über knackige Matrosen mit muskulösen nackten Oberkörpern oder Fantasien über notgeile Männer auf See. Schiffspersonal ist im Durchschnitt mindestens so wenig knackig wie andere Bevölkerungsgruppen auch und notgeil sind sie nur im Reden, kaum im Handeln, was auch besser ist so». Dennoch hat sich das Klischee des Matrosen als attraktiver, muskulöser und urtümlicher Mann in den Köpfen vieler Gays festgesetzt. Warum? Thomas führt dies unter anderem auf Film und Literatur zurück (beispielsweise im Film «Querelle» von Rainer Werner Fassbinder). «Und vermutlich war es früher wirklich so, dass die Matrosen einige Tage an Land waren und es so richtig krachen liessen. Heute sind Landgänge kurz, alles ist sehr reglementiert und keiner kann es sich mehr erlauben zu ausschweifend zu sein. Du hast einen Beruf, der nicht dem gängigen Klischee entspricht? Super! Melde dich direkt bei unserem Scheff! haymo@cruisermagazin.ch Cruiser Februar | 2015 9
Thema | Fussball
Gefangen im Fussball-Olymp Text: Daniel Diriwächter
Thomas Hitzlsperger sprach ein Jahr nach seinem medienwirksamen Coming-out mit dem deutschen «Männer»-Magazin öffentlich über sein Leben. Sein erneuter Schritt nach vorne soll Spekulationen beenden und die Aufklärung fördern.
«Seit der Gründung der Bundesliga gab es 5500 Bundesligaspieler – nur ich bin offiziell schwul.» Vorbild zur Tunte würde, könnte Liebe in Hass umschlagen. Ein Unding – der Spieler von heute ist heterosexuell, hat vorzugsweise eine blonde Spielerfrau und sorgt im besten Fall für Millionentransfers. Bislang hat sich noch kein aktiver A-Liga-Spieler geoutet. Es scheint, als befänden sich Messi und Co. in einem goldenen Käfig. Doch die Thematik erhielt im vergangenen Januar neue 10 Cruiser Februar | 2015
Aufmerksamkeit, als sich der deutsche Fussballspieler Thomas Hitzlsperger als schwul geoutet hat. Dies allerdings nach der offiziellen Beendigung seiner Karriere. Ein Jahr später wagt Hitzlsperger erneut den Schritt nach vorne und gibt offenherzig Auskunft über sein Leben nach der persönlichen Stunde «Null».
Ein schleichender Prozess
Dem deutschen Gay-Magazin «Männer» gab der Ex-Bundesligaspieler ein offenherziges Interview. «Ich bin aufgewachsen und hatte nur Fussball im Kopf», so Hitzlsperger. Von einer möglichen Homosexualität habe er früher nichts geahnt; es sei ein schleichender Prozess gewesen. Die Beziehung zu seiner damaligen Freundin lief «eher nebenher». Das Gefühl, dass ihm etwas fehle, dass er mit einem Mann leben will, habe sich erst am Ende seiner Karriere eingestellt. Die erste Beziehung mit einem Mann führte er in Liverpool: «Man teilt sein Leben mit jemandem, den man liebt. Man kommt abends nicht in eine leere Wohnung. Wir sind zwar nicht gemeinsam ausgegangen, aber es war trotzdem wunderbar für mich. Diese erste schwule Beziehung und diese Selbstverständlichkeit, die es für uns war. Es gab gar nicht die Notwendigkeit, es jedem zu erzählen». Nur die Familie habe Bescheid gewusst. Auch in der Fernsehsendung SternTV zeigte sich Hitzlsperger unlängst sehr offen: «Tatsächlich galt die Bundesliga bis dahin als schwulenfreie Zone. Dass im Team einer auf Männer steht – undenkbar. Seit ihrer Gründung
Hitzelsperger gibt nach einem Jahr erste grosse Interviews zu seinem Coming-Out.
vor 51 Jahren gab es rund 5500 Bundesligaspieler … und offiziell bin nur ich schwul». Inwiefern Thomas mit dieser Aussage kokettiert, ist unklar. Rein statistisch gesehen müssten es einige mehr sein. Vielleicht wird sich diesbezüglich ja bald etwas ändern. Fakt ist: Nach wie vor wird im Fussball das Thema tabuisiert.
FOTOS: BRUNO GMÜNDER VERLAG BERLIN (1), ZVG (1)
Als im Januar in Zürich die Gala «Ballon d’Or» stattfand, warteten viele Fans bereits zur Mittagszeit am roten Teppich. Die FIFA lud die erste Riege der Fussballgötter ein, um den Weltfussballer zu küren. So liefen etwa Lionel Messi oder Christiano Ronaldo unter lautem Jubel ins Kongresshaus hinein, der grenzenlosen Bewunderung sicher. Ein Blick in Fangemeinde offenbarte, dass man hier als Schwuler, wenn auch nur optisch, eine rote Karte bekommen würde. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn einer dieser Fussballgötter sich zur Homosexualität bekennen würde. Für die Anhänger würde dies ein Weltbild zerstören, dass die Bezeichnung «mehr Schein als Sein» durchaus verdient. Wenn das vermeintliche
Kritik aus der Szene
Erstaunt war Hitzlsperger über die Reaktionen aus der schwulen Szene. Während die Fussballelite das Coming-out begrüsste, habe er erstaunlich viel negative Kritik aus den eigenen Reihen erfahren. Konkret wurde bemängelt, dass er seine sexuelle Vorliebe erst nach Karriereende öffentlich machte. «Ich finde den Vorwurf schade, irgendwie wertet man das Outing ab.» Gerade in der Szene fehle es offenbar ebenso an Toleranz. Hitzlsperger gibt im Interview unumwunden zu, dass das grösste Problem während einer Karriere die Aufmerksamkeit sein dürfte, die ein Outing erregen würde. «Ich hatte Zeit dafür, alles zu planen und damit umzugehen. Ein aktiver Spieler hat diese Zeit nicht. Der
muss am nächsten Wochenende wieder gewinnen. Diese Aufmerksamkeit schreckt sicher einige Spieler ab. Aber einer muss da jetzt mal durch.» Bislang fand sich dieser eine mutige Fussballer noch nicht, zuviel steht auf dem Spiel: Ruhm, Macht und vermeintliche Ehre. Aber Thomas Hitzlsperger hat zumindest in unseren Breitengraden den Weg für kommende Idole geebnet. Das vollständige Interview von Marc Schäfer mit Thomas Hitzlsperger ist in der Februarausgabe des «Männer»-Magazins vom Bruno Gmünder-Verlag erschienen.
Der Tag wird kommen Der deutsche Sänger Marcus Wiebusch veröffentlichte noch im letzten Jahr das Lied «Der Tag wird kommen», das einen Appell zu Toleranz für Homosexualität im Sport darstellen soll. Besonders der dazugehörige Kurzfilm sendet eine emotionale Botschaft. Finanziert per Crowdfunding wurde mit mehreren Fangruppen von diversen Fussballclubs gedreht. Marcus Wiebusch selbst bezeichnet sich als Fussballfan «durch und durch» und hofft, dass sich bald auch noch andere Profispieler als schwul outen. Der Kurzfilm ist auf unserer Webseite www.cruiser-magazin.ch zu sehen.
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Thema | Homosexualität heilen?
Eine «Krankheit», für die es nie eine Heilung geben wird Text: Andreas Fässler
Noch immer glauben erschreckend viele Menschen, schwul oder lesbisch zu sein sei eine Krankheit. Um dies zu erhärten, bedienen sie sich selbst abstrusester Argumente. Homosexualität ist und bleibt jedoch, was sie ist: etwas ganz Normales. Cruiser widmet sich der Thematik in dieser und den nächsten beiden Ausgaben. Wer ist eigentlich krank? Der Schwule oder die Gesellschaft?
Für einen vernünftig denkenden Menschen klingen die Überschriften wie ein schlechter Scherz: «Hoffnung und Heilung für Homosexualität» - «Selbsttherapie von Homosexualität: Leitfaden für Betroffene und Berater». Es ist aber traurige Wahrheit, denn es sind nur zwei Titel von zahlreichen Publikationen, in denen behauptet wird, Homosexualität sei heilbar. Ergo setzt der jeweilige Autor voraus, dass Homosexualität eine Krankheit oder mindestens eine psychische Verwirrung ist. Während man früher versuchte, sexuell «Fehlgepolte» mit Elektroschocks, Eisbädern, Hormontherapien, der Verabreichung von Drogen oder Giftstoffen und anderen barbarischen Methoden zu «kurieren», pochen heutzutage gewisse Fachkräfte beispielsweise auf die sogenannte Reparativ- oder Konversionstherapie. Nicht erstaunlich dabei ist, dass der Personenkreis dieser sogenannten Ex-Gay-Bewegung, welcher diese Art Therapien und «Heilungspraktiken» propagiert, meist einen kirchlichen Hintergrund hat. Diese Menschen glauben, dass Homosexualität nicht angeboren, respektive genetisch bedingt sei, sondern ihren Ursprung in einer ungünstigen Konstellation diverser Lebensumstände in Kindheit und Jugend hat und demzufolge eine Krankheit ist. 12 Cruiser Februar | 2015
Um überzeugend zu wirken, berufen sie sich am liebsten auf angeblich seriöse Studien, welche sich bei genauer Betrachtung jedoch ausnahmslos als fehl interpretiert und wissenschaftlich nicht fundiert herausstellen. Auch Statements international anerkannter Organisationen werden gerne soweit verdreht, dass der Eindruck entsteht, die zitierte Organisation vertrete tatsächlich diese Haltung.
«Umpolungsmethoden werden strikte abgelehnt» Führende Fachgesellschaften der Psychiatrie und Psychologie lehnen solche Therapien und ähnliche «Umpolungsmethoden» strikte ab – und das ist gut so. Mehr noch, man betrachtet solche Praktiken als potenziell schädigend und gefährlich. 2013 nahm der Weltärztebund offiziell Stellung und hielt fest, dass solche Behandlungen die Menschenrechte verletzen. Glücklicherweise ist die Homosexualität 1992 durch die WHO von der Liste der Krankheitsbilder gestrichen wor-
den. Dennoch verharren erschreckend viele Menschen in ihrem Irrglauben, dass Homosexualität «kuriert» werden könne. Eine hierzulande wohlbekannte Organisation ist Wuestenstrom. In Süddeutschland beheimatet, ist Wue stenstrom – hier haben wirs wieder – evangelikal christlich und stuft den Geschlechtsverkehr zwischen Gleichgeschlechtlichen als Sünde ein. Zwar sieht Wuestenstrom laut eigenen Angaben Homosexualität nicht als Krankheit, aber als Folge einer Störung, und die sei heilbar, behauptet die Organisation. Dennoch werden die Methoden der Organisation scharf kritisiert. Doch nicht nur religiöse Überzeugungen sind Grund, dass Menschen Homosexualität als abnormal und krank ansehen. Vielfach ist es schlicht und ergreifend Unwissenheit und Unaufgeklärtheit. Immer wieder wird Vinicio Albani, Berater für Dr. Gay bei der Aids-Hilfe Schweiz, von jungen Homosexuellen kontaktiert, die um Rat ansuchen, weil die Eltern glauben, ihr Kind sei krank. «Es erstaunt mich immer wieder, dass es das heutzutage immer noch gibt», sagt Albani, der auch schon mit hartnäckigen Homogegnern konfrontiert worden ist. Diese behaupten allen Ernstes, dass die Gesellschaft von einer Homolobby indoktriniert wer-
FOTO: FOTOLIA-CRISTOVAO31 (1)
Schwulsein einfach mittels Schalter ausknipsen: Der Wunschtraum von Homo-Heilern
de, Homosexualität sei eine Krankheit. «Diese Personen weisen dann sämtliche fundierten Argumente zurück und beharren auf ihrer Version, egal wie abstrus sie ist», so der Berater. Und was rät er den homosexuellen Hilfesuchenden? «Als erster Schritt ist es sicherlich hilfreich, wenn sie sich über die wichtigsten Tatsachen bewusst werden. Nämlich, dass Homosexualität natürlich und – vor allem — keine Entscheidung ist. Sie kommt nun einfach mal vor. Das Wichtigste ist, zu sich zu stehen, sich selber treu zu bleiben und so zu ak zeptieren, wie man ist.» Wo allerdings tatsächlich medizinischer Rat herangezogen werden sollte, ist, wenn eine sogenannte ichdystone Sexualorientierung vorliegt. Man versteht darunter den Wunsch des Betroffenen, eine andere sexuelle Ausrichtung zu haben als die, welche bei ihm vorhanden ist. Solche Fälle gibt es
selbstverständlich nicht selten. Sie manifestiert sich unterschiedlich: bei homosexuell empfindenden Männern, die sich eine Familie mit Kindern wünschen oder bei Verheirateten, die um den Erhalt ihrer Familie fürchten. Andere haben schlicht negative Erfahrungen mit der homosexuellen Lebensweise gemacht, oder aber können sie mit der eigenen religiösen Überzeugung nicht vereinbaren usw. Als Folge drohen Unzufriedenheit, Einsamkeit und Depressionen, was von den «Homo-Heilern» gerne als Folge der Homosexualität als solche proklamiert wird. Die Schulmedizin ist sich aber weltweit einig, dass eine ichdystone Sexualorientierung die sexuelle Neigung nicht pathologisieren darf. Die amerikanische Psychologin Evelyn Hooker (1907-1996) wies im Jahre 1957 als erste Forscherin nach, dass sich homosexuelle Männer von heterosexuellen bezüglich psychischer
Gesundheit nicht voneinander unterscheiden. Eine Vielzahl an folgenden empirischen Untersuchungen untermauerte diese Erkenntnis. Hookers Studien waren massgebend dafür, dass die American Psychiatric Association die Homosexualität im Jahre 1973 aus ihrer Liste psychischer Störungen strich. Die «Heilung» im Falle einer ichdystonen Sexualorientierung besteht demzufolge einzig in einer affirmativen Therapie, mit der erreicht werden soll, dass der Betroffene mit der eigenen angeborenen Sexualität zurechtkommt und sie als das akzeptiert, was sie ist: von der Natur gegeben und – im christlichen Jargon ausgedrückt – ein Geschenk Gottes. Alles andere wäre destruktiv und schlicht und ergreifend der falsche Weg. Sehr gerne argumentieren die einschlägigen Personenkreise hinsichtlich der Notwendigkeit einer «Umpolung» Cruiser Februar | 2015 13
Thema | Homosexualität heilen? mit den vermeintlichen Fakten, dass Homosexuelle vermehrt an Depressionen leiden, drogenabhängig und suizidgefährdet seien. Das mag statistisch gesehen nicht falsch sein, aber dass diese Symptome häufig durch das soziale Umfeld, sprich Nichtakzeptanz oder Unterdrückung, hervorgerufen werden, wollen sie nicht einsehen. Ihr soziales Umfeld macht die Betroffenen krank, nicht ihre Sexualität. Nach einer Konversionstherapie beispielsweise leiden viele «Patienten» übrigens erwiesenermassen erst recht an psychischen Problemen. Das Gefühl, in der Therapie gescheitert zu sein, versagt zu haben, kann Folgen wie Angststörungen, noch tiefere Depressionen oder Verlust der Liebes- und Beziehungsfähigkeit haben. Schlimmstenfalls führt dies bis zum Selbstmord. Eine Reportage, die vergangenes Jahr bei NDR ausgestrahlt wurde, legte zutage, dass es Schulmediziner gibt, die Behandlungen zur Änderung der sexuellen Orientierung anbieten. Dabei machte ein offen homosexuell lebender Reporter die Probe aufs Exempel. Was er erlebte, war verstörend und rief nur Kopfschütteln hervor. Er erfuhr beispielsweise vom Vorsitzenden des Bundes katholischer Ärzte in Deutschland - selbst Schulmediziner - dass eine Krankheit wie Syphilis, eine geschädigte Leber oder Ähnliches Ursache für die «psychische Störung» Homosexualität sein könne. Dass sich die Erkrankung also durch die «falsche» sexuelle Ausrichtung äussere. Eine homöopathische Nosodentherapie würde dagegen helfen, meinte er weiter. Der Journalist suchte auch einen Allgemeinmediziner auf, der in strenggläubigen Kreisen als «Geheimtipp» gilt. Dieser bot dem verdeckten Reporter eine Psychotherapie an. Besonders erschreckend: Der Arzt kann diese «Behandlungen» erfolgreich über die Krankenkasse abrechnen, notfalls unter Angabe einer anderen Formulierung wie «Erörterung einer lebensverändernden Erkrankung» – in diese Kategorie fällt beispielsweise Krebs. Auf eine Anfrage bei der Helsana, führende Schweizer Kranken- und Unfallversicherung, 14 Cruiser Februar | 2015
ANZEIGE ob man hier bereits mit so was konfrontiert worden sei, heisst es, dass keine Fälle bekannt seien. «In der obligatorischen Grundversicherung übernehmen wir Leistungen aus dem Grundversicherungskatalog», führt Sprecherin Anja Borchardt aus. «Eine solche ‹Behandlung› ist mit Sicherheit nicht darin aufgeführt. Sämtliche Versicherten werden gleich behandelt, egal welche sexuelle Orientierung sie haben.» Ob Abrechnungen von Ärzten mit verschleiernden Angaben bei der Krankenversicherung eingereicht worden sind, bleibt jedoch dahingestellt. Selbst wenn die Wissenschaft dereinst die Entstehung von Homosexualität bis ins letzte Detail erforscht hat und unwiderlegbar erklären kann, dass sie natürlich ist, wird es immer noch Menschen geben, die das Gegenteil behaupten. Aber es scheint, dass wir grundsätzlich auf einem sehr guten Weg sind, die Gesellschaft heute viel aufgeklärter und sensibilisierter ist als noch vor zehn Jahren und zumindest in der westlichen Welt homosexuelle Menschen immer weniger das Gefühl haben müssen, «krank» zu sein. Vinicio Albani bringt es abschlies send mit wenigen Worten auf den Punkt: «Homosexuell zu sein ist nichts Schlechtes. Es ist einfach, was es ist – natürlich!» Also bleibt einzig und allein die Erkenntnis: Nicht der Homosexuelle ist krank, sondern die Gesellschaft, die ihn als krank ansieht. Oder noch explizitere Worte fand Rosa von Praunheim: «Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt.» Das Thema «Homosexualität heilen» ist Gegenstand einer dreiteiligen Artikelserie. Nächsten Monat geht es um «Heilungsmethoden» im Detail.
Dankeschön von
Du-bist-Du.ch
Dank an die Künstler_innen, Sponsoren, Spender, Helfer und alle anderen, die unser Benefiz-Event vom 15. Januar so erfolgreich gemacht haben!
5x höhere Suizidgefahr bei homoSexuellen Jugendlichen deShalb homo- und biSexuelle Jugendliche im coming-ouT unTerSTÜTzen
Werde Pate einer Beratung!
Mehr Infos: Du-bist-Du.ch/jetzt-spenden
Bei Du-bist-Du.ch unterstützen schwule und bisexuelle Jungs andere schwule und bisexuelle Jungs in ihrem Coming-out. Die psychische Gesundheit homo- und bisexueller Jugendlicher verlangt nach mehr! Es braucht eine Informationsplattform und Kampagnen. Fachpersonen müssen sensibilisiert werden. Mädchen sollen auch davon profitieren können.
Ein Projekt des Checkpoint Zürich
Information | Suizidgefahr
Hilfe bei Selbstmordgedanken Text: Daniel Diriwächter
Mit einem Benefiz-Event machte die Webplattform «www.du-bist-du.ch» – Beratung von Jungs für Jungs – im Januar auf die Suizidgefahr bei jungen Schwulen aufmerksam. Das ist nötig, wie aktuelle Zahlen belegen.
In der Zürcher Bar «Les Garçons» stand ein Abend im Januar nicht «nur» im Zeichen von flotter Musik und feschen Jungs, sondern widmete sich einem ernsten Thema: Die Webplattform «du-bist-du.ch» lud zum grossen Benefiz-Event ein, denn es galt auf die hohe Suizidgefahr bei homosexuellen Jugendlichen hinzuweisen. Und Publikum wie Prominenz, welche der LGBT-Szene aus verschiedenen Gründen nahestehen, erschienen zahlreich. Die Fakten sind alarmierend: Ende 2012 wurde eine Studie der Universität Zürich und des Vereins Dialogai Genf zum Thema Suizidalität bei homosexuellen Männern in der Schweiz veröffentlicht. Ingesamt haben 20 Prozent aller Befragten bereits einen Suizid-
FOTO: CHECKPOINT ZÜRICH
«Es war wie in einer Spirale und ich hatte keine Ahnung, an wen ich mich wenden soll» versuch hinter sich. Die Hälfte dieser Versuche fand vor dem zwanzigsten Lebensjahr statt. Das bedeutet, dass die Suizidgefahr bei homo- und bisexuellen Jugendlichen bis zu fünf Mal höher ist als bei heterosexuellen Jugendlichen. «Ja, ich habe es versucht», gesteht Jonas* (35), der gegenüber dem Cruiser anonym bleiben möchte. Er war damals 16 Jahre alt, gefangen im Coming-out und mit Unverständnis von allen Seiten konfrontiert. «Es war wie in einer Spirale und ich hatte keine Ahnung, an wen ich mich wenden soll, kann oder darf, damals gab’s noch kein Internet». Also kam der vermeintlich finale Akt, an
dem Jonas sämtliche Tabletten zu sich nahm, die er zu Hause finden konnte. Jonas hatte Glück. Er wurde von den Eltern bewusstlos aufgefunden und ins Spital gebracht. Ein Selbstmord, der ein Hilfeschrei war, den es so auch heute noch gibt. Dieses Problems nimmt sich die Webseite «du-bist-du.ch» an. Sie ist eine Beratungsplattform von und für schwule und bisexuelle Jungs und Teil des Zürcher Checkpoints, der wiederum der Zürcher Aids-Hilfe angeschlossen ist. Finanziert wird die Plattform vom Bundesamt für Gesundheit (BAG). Patrick Weber, der Leiter von «dubist-du», sah sein Projekt in der Pflicht, auf die hohe Suizidgefahr verstärkt hinzuweisen, denn die Universität Zürich veröffentlichte im Juni 2014 eine weitere Untersuchung, welche die erhöhte Suizidgefahr bei homo- und bisexuellen Jugendlichen in der Schweiz bestätigte. Ein Angebot wie «du-bist-du.ch» kann jedoch helfen, um die Situation in den Griff zu kriegen. «Wieso wird man heute immer bevorzugt, wenn man nicht der Norm entspricht?» Jen Wang, der an der jüngsten Studie der Universität Zürich mitarbeitete, gab auch zu bedenken, dass die Ergebnisse betreffend Depressionen, die mit Suizidgedanken einhergehen, ähnlich schlecht sind: «Jeder zehnte Schwule leidet aktuell an einer Depression. Es gibt auch hier einen Handlungsbedarf nicht nur bei schwulen Männern allgemein, sondern auch bei jungen Schwulen.» Und noch immer stellt sich die Öffentlichkeit die Frage nach dem Warum. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» fand Patrick Weber klare Worte: «Ju-
Suizidgedanken sind bei homosexuellen Jugendlichen noch weit verbreitet. gendliche sind noch nicht so stabil wie Erwachsene. Wer plötzlich feststellt, dass er anders ist als die Mehrheit, wird verunsichert. Auch die Vorurteile in der Bevölkerung sind immer noch gross». Ausdrücke wie «du schwule Sau» sind noch weit verbreitet – oder erleben gar eine Art unerwünschtes Comeback. Der eingangs erwähnte BenefizEvent setzte ein klares Zeichen. Die anwesenden Gäste zeigten Flagge und spendeten mittels einer Kollekte in die Kasse der Plattform. Man wolle homound bisexuelle Jungs beim Coming-out weiterhin unterstützen. Dass diese Beratung auch bitternötig ist, zeigt ein Blick in die über 300 Kommentare eines Online-Artikels von «20 Minuten», welcher das Suizid-Thema ebenfalls aufgriff: «Wer gegen die Masse schwimmt, darf nicht erwarten dass alle anderen Platz machen», so ein User. Ein weiterer fragt: «Wieso wird man heute immer bevorzugt, wenn man nicht der Norm entspricht?». *Name der Redaktion bekannt. Cruiser Februar | 2015 15
Kolumne | Pia Spatz
Schenkt mir ein Lächeln Text: Pia Spatz
«Sex und Zahnhygiene haben soviel gemeinsam wie der Papst und die Chippendales»
Mit der Zahnpflege ist das so eine Sache. Nicht, dass wir nicht schon früh auf alles vorbereitet werden, was sich da im Mund alles tut. Als unsere Milchzähne kamen, haben wir – völlig zurecht – geschrien vor Schmerz. Wobei bei einigen das Zahnfleisch mit Alkohol eingerieben wurde (es waren sehr glücklichen Kinder, wie man hört). Und nur Jahre später wurden wir gezwungen, diese ersten Zähnchen zu verlieren und zu sammeln; zur Freude der Eltern und zum Unverständnis der Opfer. So hübsch waren diese Steinchen auch wieder nicht. Und dann die Schulzahnpflege, die uns regelmässig heimsuchte. Die entsprechende Person wird fälschlicherweise oft auch als Zahnfee oder Zahntante bezeichnet. Doch der feenhafte Vergleich hinkte schon damals und von einer liebevollen Tante kann keine Rede sein. Die entsetzliche rote
Paste tat ihr Übriges. Und hatten wir das Unglück, ganz am Schluss des Waschbeckens zu stehen, zog ein eigenartiges Gemisch aus Speichel, Schleim und Blut von den Gschpänli vorbei. Eine harte Schule. Nicht zu vergessen die armen Seelen, die sich eine Zahnspange in den Mund stecken mussten ... Sie hatten mein vollstes Mitgefühl. Auch gehöre ich einer Generation an, deren erstes Loch ohne Spritze gefüllt wurde. Heute ist dies eine anerkannte Foltermethode, ähnlich dem Waterboarding. Und so entstand eine Zahnarzt-Phobie, die ihresgleichen sucht. Eine Angst, die auch im hohen Alter, aber wohlgemerkt, vor der Kukident-Phase, bestehen bleibt. Es wurde ja auch alles komplizierter. Eine anständige Zahnpflege reicht nicht mehr, seit Julia Roberts die Leinwand betrat. Heute müssen die Beisserchen blitzblank sein. Hollywood hat dies vorgemacht. Egal ob Sklaven oder
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Penner in einem Blockbuster, sie alle schwören auf makelloses Weiss. Und weil dies selten eine Sache der Natur ist, wurden weitere Foltermethoden erfunden, ganz nach dem Motto «Wer schön sein will, muss leiden». Da ich gerade ich den Staaten weile, erreichte mich auch das Phänomen der «amerikanischen» Zähne. Sorry? In der Tat ist damit der Gartenhag gemeint, absolut gleichmässige und gleichlange Zähne – please! Über dem grossen Teich wird an den Beisserchen gefeilt und geschliffen was das Zeug hält. Selbstverständlich ist das auch eine Frage des Geldes, hüben wie drüben. Schnell kann aus den geplanten Ferien ein vierstündiges Bleaching werden. Und wir werden dabei fies getäuscht: Zahnarztpraxen tarnen sich heute als Wellness-Tempel mit klassischer Musik und verständnisvollen Dentalhygienikern. Sie werden sich nun sicher denken, dass Pia ein Luxusproblem hat und weshalb sie ihre schnöde Zahnarztphobie hier der Öffentlichkeit breit walzt. In erster Linie, weil Sie es kann! Aber es gibt eben durchaus ernste Aspekte, die tatsächlich auch etwas mit Sex zu tun haben. Und da ich nun mal für die Prävention unterwegs bin, verbinde ich privates Jammern mit nützlicher Öffentlichkeitsarbeit. Wie gerade erklärt, verbinden die wenigsten den Zahnarztbesuch mit Lust und Hochgenuss. Sex und Zahnhygiene haben auf den ersten Blick soviel gemeinsam wie der Papst mit den Chippendales. Trotzdem gibt es berechtigte Fragen: Was geht den Zahnarzt mein Sexualleben an? Warum interessiert ihn mein HIV-Status? Welcher Zusammenhang besteht zwischen meinen Sexpraktiken und der Mundhygiene? Welche Auswirkungen hat die HIV-Therapie auf die Zahn hygiene? Und zu guter Letzt: Behandelt ein schwuler Zahnarzt anders als ein heterosexueller? Diesen bewegenden Fragen stellt sich Dr. Klaas Friedel von der Praxisgemeinschaft Swiss Dental Center beim Escher-Wyss-Platz. Jüngst war er auch in diversen Gay-Magazinen zu finden. Die Chance also, den Zahnarzt, dem die Schwulen vertrauen, persönlich kennenzulernen und auszufragen, findet im Rahmen der Reihe «Checkpoint im Gespräch» am 19. Januar im Zürcher Restaurant Bubbles statt. Wir sehen uns dort – selbstverständlich mit einem (amerikanischen) Lächeln im Gesicht.
Ratgeber Aids-Hilfe | Dr. Gay
Dr. Gay
Gummi verdrehte sich und rutschte ab. Lieber Dr. Gay
Ich hatte vor kurzem geschützten Sex mit einem Mann, aber das verwendete Kondom war wohl etwas zu gross. Es blieb in ihm stecken und war dann beim Rausziehen verdreht. Nun mache ich mir Sorgen. Kann sich ein Gummi während des Geschlechtsverkehrs drehen oder abrutschen? Dann wäre es ja so, als hätte ich keinen Gummi benutzt. Oder ist das vielleicht beim Rausziehen passiert? Pietro, 39
Hallo Pietro
Ich kann nicht beurteilen, ob der Gummi während des Verkehrs von deinem Penis abgerutscht ist. Wenn ja, war dies eine Risikosituation. Unfälle können trotz Safer Sex vorkommen. Schliesslich geht es beim Sex oft leidenschaftlich zu. Das ist menschlich und gehört dazu. Ich rate dir aber, zukünftig Kondome in deiner Grösse zu benutzen. Auf www.mysize.ch
findest du deine Grösse. Das tatsächliche HIV-Risiko ist von vielen Faktoren abhängig. So spielen Dauer, Zustand der Schleimhäute, Art (Härte) der Exposition oder auch die Viruslast eine entscheidende Rolle. Weil es wichtig ist, seinen HIV-Status zu kennen, empfehle ich dir einen HIV-Test. Auf meiner Webseite www.drgay.ch findest du verschiedene Teststellen in der Schweiz. Alles Gute, Dr. Gay
Wie ehrlich ist mein Freund wirklich? Lieber Dr. Gay
Ich bin seit 6 Monaten in einer Beziehung. Wir lieben uns, aber es stört mich, dass wir über manche Dinge nicht offen reden können. Er erzählt mir zwar inzwischen vom Betrug früherer Partner, von Depressionen, Selbstmordgedanken oder Missbrauch in seiner Kindheit, aber oft blockt er ab. Ich sei die erste Person, mit der er darüber redet. Mir scheint, er ist nicht immer ehrlich und ich habe Angst, dass er mich betrügen könnte. Wie kann ich ihm vertrauen? Ich habe über Kindesmissbrauch gelesen und befürchte, dass sich alte Muster (fremdgehen, lügen, Depressionen usw.) wiederholen könnten. Dieter, 31
Es bedeutet nicht automatisch, dass dich dein Partner betrügt oder belügt. Schliesslich braucht es viel Offenheit und Mut, dem Partner von betrogenen Ex-Männern, Depressionen, Missbrauch oder Selbstmordgedanken zu erzählen, gerade wenn du die erste Person bist, der er sich öffnet. Vertrauen bedeutet auch, an den Partner zu glauben. Garantien suchst du in der Liebe vergebens. Oft zählt auch das Bauchgefühl. Du kannst versuchen, ihm deine Bedenken möglichst sachlich und wertfrei mitzuteilen. Sag ihm, dass du zwar verstehst, wenn er nicht immer über seine Vergangenheit reden möchte, aber dass dich das auch irritiert und verunsichert. Ihr liebt euch und möchtet zusammen bleiben. Darum lohnt es sich, an eurer Beziehung zu arbeiten. In einem weiteren Schritt käme vielleicht eine psychologische Beratung in Frage. Diese kann im Rahmen einer Paartherapie oder auch in Einzelsitzungen stattfinden. Der Checkpoint bietet entsprechende Beratungen an: www.mycheckpoint.ch. Alles Gute, Dr. Gay Eine Dienstleistung der Aids-Hilfe Schweiz
Hallo Dieter
Offenheit ist in einer Beziehung wichtig, aber jeder Mensch hat trotzdem das Recht auf eine Privatsphäre. Dies zu respektieren fällt manchmal schwer.
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Kolumne | Michi Rüegg
Wenn man discominiert wird Text: Michi Rüegg
«Es gibt Tage, da vergesse ich fast, mich diskriminiert zu fühlen.»
«Schwule in Trendlokal unerwünscht», titelte der Tages-Anzeiger Mitte Dezember. Anlass dafür bot folgende Szene: Der Zürcher Gemeinderat Alan David Sangines wollte ins Palavrion, ein eher untrendiges Stück Nachtleben von anno dazumal, das zum Mövenpick-Konzern gehört. Ein Türsteher soll ihn freundlich gebeten haben, sich zu verpissen, und zwar «in einen Schwulenclub, du Wichser». Eine wirklich diskriminierende Aussage, bedenkt man, wie bescheiden die Auswahl an Gayclubs auf dem Platz Zürich derzeit ist. Nun kann man der Meinung sein, das man sowas nicht tut. Ich meine ins Palavrion gehen. Schliesslich spukt in diesen Räumen noch immer der Geist von Patty Boser, die dort in den Neunzigern regelmässig via TeleZüri die
grauenvollsten Singles des Schweizer Mittellandes verkuppelt hat. Das waren ganz schlimme Zeiten damals. Man kann aber auch die Ansicht vertreten, dass es sich heutzutage nicht schickt, einem homosexuellen Mitmenschen den Zugang zu einem Lokal zu verwehren. Ich war geneigt, mich letzterer Meinung anzuschliessen, als mich ein Journalist des Tages-Anzeigers anrief und um eine Einschätzung bat. Danach gefragt, setzte ich zu einer halbstündigen Schimpftirade über Türsteher als solche an. Das ist nicht so schwer. Türsteher sind ein Ausrutscher der Evolution. Sie besitzen den durchschnittlichen Intelligenzquotienten von mongolischem Steppengras, sind aber weniger nützlich. Ich habe es offen und ehrlich gesagt: Ich gehe nicht gern in Clubs, die von grunzenden Fleischklopsen mit frühkindlichen Entwicklungsdefiziten behütet werden.
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Der Artikel erschien. Ich will mich nicht dazu äussern, ob er gut war. Wenn irgendwelche Menschen – ich eingeschlossen – in Zeitungen ihre Meinung über Vorfälle kundtun, die sie nur vom Hörensagen kennen, schaut selten etwas Prächtiges dabei raus. Der Artikel erschien, und ich hab Haue gekriegt. Von meinesgleichen, in aller Öffentlichkeit – also auf Facebook. Ich wurde kritisiert, weil ich den Vorfall zu wenig deutlich verurteilt hätte. Ich habe den Türsteher dafür verantwortlich gemacht, stattdessen hätte ich die Gesellschaft anprangern sollen. Nicht der Gorilla war schuld daran, sondern der Dschungel. Nicht der Depp hat den Schwulen weggewiesen, sondern die Menschheit als solche. Ich bin mir nicht sicher, vielleicht hätte man sogar der KESB die Schuld in die Schuhe schieben können, die ist ja im Moment für alles verantwortlich. Doch manchmal mache ich es mir zu einfach. Vielleicht bin ja ich selbst das Problem. Es musste einen anderen Grund geben. Also bin ich in mich gegangen. Und mit Schrecken habe ich festgestellt: Es gibt Tage, da vergesse ich fast, mich diskriminiert zu fühlen. Manchmal rückt meine Grundwut auf die heteronormative Gesellschaft angesichts anderer alltäglicher Gedanken völlig in den Hintergrund. Ich bin dann so unsensibel, dass ich all die bösen Blicke meiner Millionen Mitmenschen gar nicht mehr wahrnehme, die mich meiner Sexualität wegen verurteilen. Ich spüre ihn oft gar nicht mehr, den omnipräsenten blinden Hass meiner Arbeitskollegen, Verwandten und der Nachbarn, die mich im Treppenhaus mit scheinheiliger Freundlichkeit grüs sen. Ich bin einfach zu blöd, die Diskriminierung wahrzunehmen, der ich 24 Stunden am Tag ausgesetzt bin. Vielleicht habe ich mich zu sehr daran gewöhnt, dass ich als Homosexueller in dieser Gesellschaft Abschaum bin. Jetzt, da wir diesen Punkt geklärt hätten, zurück zum Palavrion. Damit nicht wieder alle auf mir herumhacken, will ich betonen: Ja, es war unter aller Sau, was Alan wiederfahren ist. Aber man muss die Dummheit einzelner Individuen nicht zum gesellschaftlichen Symptom erheben. Dass nämlich ausgerechnet einem Türsteher so viel mediale Ehre wiederfährt, ist im Grunde diskriminierend gegenüber dem nichtürstehenden Rest der Gesellschaft.
Thema | Hochzeitsmesse
Es darf
geheiratet werden Text: Daniel Diriwächter
Hochzeitsmessen sind im Trend. In Zürich trafen sich jüngst fast 9000 Menschen, um Inspirationen für den schönsten Tag zu sammeln. Mit «Colored Love» steigt in Zürich zum Valentinstag das schwule Pendant. Als Ernst Ostertag und Robert Rapp sich am 1. Juli 2003 als erstes Männerpaar im Kanton Zürich das Ja-Wort gaben, dachten das Paar wohl nicht im Entferntesten daran, dass es eines Tages eine Messe für den «schönsten Tag im Leben» von homosexuellen Paaren geben wird. Doch bald schliesst sich der Kreis. Seit 2007, als auf eidgenössischer Ebene das Partnerschaftsgesetz eingeführt wurde, sind über 7000 Partnerschaften eingetragen worden – allein im Kanton Zürich rund 2000. Auch wenn sich die Zahl der neu eingegangenen Partnerschaften gesamtschweizerisch mittlerweile bei etwa 700 pro Jahr eingependelt hat, besteht ein Potential in diesem Bereich.
FOTOS: ZVG COLORED LOVE (1)
«Schwule und Lesben feiern ihren schönsten Tag im Leben anders» Wenn auch in der Schweiz noch weit entfernt von der Gleichberechtigung – und in Europa in dieser Beziehung im Mittelfeld – konnten sich registrierungswillige Paare immer mehr daran gewöhnen, dass es eben doch nicht «nur» den Gang zum Standesamt sein muss: mit einem anschliessenden Dinner beim Italiener ums Eck. Mittlerweile darf es auch für die «Familie» etwas opulenter sein. Das wissen auch Hayal Oezkan und Andy M. Als Eventplaner organisieren sie die mittlerweile zweite Hochzeitsmesse «Colored Love» am 14. und 15. Februar im Papiersaal der Sihlcity. «Schwule
und Lesben feiern ihren schönsten Tag im Leben anders», ist sich Hayal Oezkan gegenüber «20 Minuten» sicher. Zudem seien die Hochzeiten verspielter und man lege mehr Wert auf Details. Wird nun die Hochzeitsmesse zum LG-Ghetto? Mitnichten. Eigentlich zeigt sich darin doch eher die Freude und Wichtigkeit am Bund der Ehe - nicht vor dem kirchlichen Traualter, aber am Anfang des Regenbogens. Und es wird betont, dass es eben «anders» und doch gleich bleibt. So erwartet die Paare ein buntes Programm, auch wenn die Farbe Weiss sowie der Reis selbstverständlich noch immer mitspielen. Es finden sich unter den rund 20 Ausstellern visierte Weddingplaner, talentierte Hochzeitsfotografen, trendige Hochzeits-DJs, angesagte Hairstylisten, erfahrene Anbieter von Honymoon-Reisen, leckere Hochzeitstorten, romantische Hochzeitskleider oder schmucke Eheringe. Alle wichtigen Produkte oder Dienstleistungen finden sich für zwei Tage unter einem Dach wieder – ganz nach dem Motto: Es darf geheiratet werden. Eine kleine Armada an Sponsoren war natürlich nötig, um «Colored Love» auf die Beine zu stellen. Doch die Ideen sind zahlreich. So zeigt eine extra angelegte Haute-Couture-Modeschau von Designer Ege Oran traumhafte Luxusroben. Vielleicht wird’s dann doch nur fürs Dinner beim Italiener ums Eck reichen? Egal, am ersten Messetag wird es sogar eine echte Lesbenhochzeit geben. Als offizieller Botschafter fungiert übrigens Glenn Hug alias London James. Seines Zeichens «die männliche Carry Bradshaw» (O-Ton). Mit seinem Blog, reich an Bildern und arm an Texten, ist er bekannt für Tipps an Singles
Homosexuelle Paare stürmen am Valentinstag die Hochzeitstorte.
(wie es die «Sex & the City»-Anspielung schon verrät). Doch die Organisatoren sind froh, ihn dabei zu haben, und er verfügt ohne Zweifel über eine romantische Ader, wenn auch fern vom Standesamt.
Colored Love II Gay Hochzeitsmesse und Modenschau 13. & 14. Februar Sihlcity, Papiersaal, Zürich www.coloredlove.ch
Cruiser Februar | 2015 19
Information | Cruiser frisch renoviert
Alles neu
Haymo Empl (43) ist der Chef von
Daniel Diriwächter (40) schreibt seit fast 15 Jahren für den Cruiser. Er ist die «graue Eminenz», verzichtet aber gerne auf das genannte Adjektiv. Dani liebt das Theater, seinen Freund, seinen tauben Kater und seine sechs afrikanischen Riesenschnecken.
Moel Maphy
Sandra Hengartner gestaltet den
Anastasiya Udovenko (wahnsinnig jung) ist für die Illustrationen im neuen Cruiser zuständig. Sie ist eine der Jugendlichen im Access-Grafik-Team. Sie zeichnet eigentlich immer und überall, und wenn sie das nicht tut, spielt sie Klavier und ist bei einem Schützenverein dabei. Das findet die restliche Redaktion natürlich sehr faszinierend …
Ursula Thüler liebt die deutsche Sprache genau so, wie sie Mathematik hasst. Als Lektorin verfolgt sie gnadenlos, was ihr orthografisch, grammatikalisch oder stilistisch suspekt ist. Ihre Ein-Frau-Lernmedienredaktion REDIDAC funktioniert auch, wenn sie im Sommer mit Mann und Hund auf Europas Binnenwasserstrassen zwischen Bordeaux und Danzig unterwegs ist.
Ganzen und versucht die muntere Truppe irgendwie im Zaum zu halten. Was bisher eigentlich noch nie wirklich funktioniert hat – und das ist wohl auch gut so.
neuen Cruiser und bewahrt die Ruhe, auch wenn die ganze Redaktion rundherum hübsch regelmässig vom Nervenzusammenbruch bedroht ist. Sie leitet bei Access einen Teil des Grafik-Teams, mit dem sie das Layout für den Cruiser gestaltet. Daneben hat sie eine kleine, aber feine Werbeagentur mitten in Zürich. 20 Cruiser Februar | 2015
(28) ist beim Cruiser für das Kreuzworträtsel verantwortlich und hat einen direkten Draht zur Szene. Er ist enorm hip, was er manchmal ziemlich anstrengend findet und daher entspannt er jeweils sonntags mit einem ausgiebigen Bad und hört dazu heimlich ABBA.
Vorhang auf für die Cruiser-Redaktion. Für Sie, lieber Leser und neu: liebe Leserin, haben wir uns extra hübsch gemacht.
Martin Ender beendet nach 15 Jahren seine Verlegertätigkeit und gönnt sich mehr Zeit zum Skifahren oder zum Wandern in den Bündner Bergen. Für das Magazin Cruiser will er aber weiterhin Menschen porträtieren und Themen aufspüren aus Politik und Gesellschaft.
Andreas Fässler (bald 37) schreibt über alles und manchmal auch über nichts, Hauptsache es hat Substanz. Mit Oberflächlichkeiten gibt er sich höchstens montags zwischen 20 und 22 Uhr ab. Und sein Auto ist ein fahrendes Konzerthaus.
Michi Rüegg
Vinicio Albani (46) gehört zum Dr. Gay-Team. Er arbeitet seit über 7 Jahren bei der Aids-Hilfe Schweiz, wo er neben der Dr. Gay-Beratung als MSM-Regionalkoordinator bei verschiedenen Projekten mitarbeitet. Um auf andere Gedanken zu kommen, macht er heimlich Musik und tanzt mit seinem Prinzen gerne mal durch das Wochenende.
Marianne Weissberg ist im besten Sinn vollreif und weiss drum alles (besser), siehe ihre monatliche Cruiser-Kolumne «Weissbergs warme Weissheiten». Wenn sie grad nicht wie vergiftet schreibt, ist sie eine rächt gute Köchin & Esserin oder swiffert durch ihr hübsches Heim. Die Zürizwätschge lebt mitten in Zwingli-City.
Kafi Freitag kennt man unter
(Gerüchten zufolge 37 Jahre alt) verbrachte seine frühe Jugend im gottesfürchtigen Zürcher Oberland und seine späte auf Gayromeo. Er bestreitet unter anderem Cabaret-Abende und schreibt Komödien, Dramen, Musiktheater sowie 1.-August-Reden für diverse bekannte Politiker. Zusammen mit einer übellaunigen Katze lebt er im Ghetto von Zürich Seebach.
anderem von Watson. Dort beantwortet sie geduldig Fragen aller Art. Für Cruiser wagt sie es nun, über ihre Lieblingsmänner zu schreiben. Im Wissen darum, dass sie hier mit Sicherheit keine Heiratsanträge bekommt.
Cruiser Februar | 2015 21
Serie | Persönlichkeiten
Adrian Ramsauer Text: Haymo Empl
Vor gut 20 Jahren wurde Adrian Ramsauer über Nacht schweizweit bekannt. Eine grossangelegte Plakatkampagne eines Mineralwasserherstellers setzte auf Provokation: Das Bild von Adrian Ramsauer mit dem Spruch «Ich möchte meinen Freund heiraten dürfen» sorgte für Gesprächsstoff und Adrian exponierte sich national. Er erinnert sich: «Das Plakat hatte eine Vorgeschichte: Ich war zu jener Zeit bereits aktiv im Gemeinderat und wurde entsprechend angegriffen, die Exposition war also schon vor der Plakatkampagne da. Es hat mir aber Spass gemacht,
«Mein Sexleben wurde öffentlich demontiert» ein Anliegen, das inzwischen etabliert ist, provokativ zu fördern. Heute schätze ich es, weitgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit arbeiten zu können, diskret rebellisch quasi». Ramsauer hat heute noch einige dieser Plakate im Keller, ansonsten denkt er aber nicht mehr gross an diese Zeit zurück. Aber er hält fest: «Es gab seither – so viel ich weiss – keine vergleichbare Werbekampagne mit emanzipatorischen Themen mehr. Ein paar Ordner Schmähbriefe haben die Marketingleute wohl entmutigt. Ich denke, die Aktion hat auch den Weg für die späteren Angriffe auf mich geebnet. 22 Cruiser Februar | 2015
Adrian Ramsauer ist erfolgreicher Jurist und Anwalt – frühere Skandale sind fast vergessen.
Aber Akzeptanz und eine Rechtsform für gleichgeschlechtliche Paare waren nicht mehr aufzuhalten». Ramsauer war aber bereits in den 1980er-Jahren (schwulen)politisch engagiert – heute hört man vom Winter thurer Jurist weniger. «Ich habe noch keinen Weg gefunden, eine Politik für das Individuum ohne ideologischen Schlagabtausch zu etablieren, also beschränke ich mich im Moment auf die
Rechte des Einzelnen in Gerichtsverfahren». Nach der Plakatkampagne wurde Adrians Sexualleben von rechts aussen demontiert: «Bezirksanwalt auf Frischfleischsuche» war ein solcher Artikel, welcher in der «Schweizerzeit» – gemäss Eigenwerbung die «Bürgerlich-konservative Zeitung für Unabhängigkeit, Föderalismus und Freiheit» – erschienen ist. Ramsauer hat diese Angriffe schadlos überstanden: «Ich wurde weitgehend gestützt. In Erinnerung sind mir zwar eher die weniger solidarischen Ereignisse geblieben, aber das täuscht. Und ein paar Nachwehen und Berührungsängste gab es schon. Insgesamt bin ich aber gestärkt aus der Sache hervorgegangen». Derzeit führt Adrian Ramsauer seine eigene Anwaltskanzlei und ist Vizepräsident des Bezirksrats Winter thur. Dieser beaufsichtigt unter anderem die Gemeindebehörden und amtet als Kinder- und Erwachsenenschutzgericht. Ausserdem schreibt Adrian Ramsauer: «Ich verfasse eine Kolumne für die kleinste Zeitung der Schweiz, die Wandzeitung, die täglich eine Seite in einem Schaukasten am Winterthurer Obertor aushängt». Zudem betätigt sich Adrian gerne sportlich und fährt intensiv Mountainbike. «Und ich höre Unmengen Hörspiele!» Ramsauer hat sich mittlerweile auch einen Namen als Autor und Satiriker gemacht. Ein Tanz auf vielen Hochzeiten. «Mit der Folge, dass ich von sehr viel etwas verstehe, aber nicht wirklich
FOTOS: ZVG (2)
In unserer Serie stellen wir Ikonen und Persönlichkeiten aus vergangenen Dekaden vor, berichten über gefallene Helden und hoffnungsvolle Skandalsternchen, aber auch über mutige Vorkämpfer. Adrian Ramsauer ist Letzteres.
mit Rücksichtnahme auf die Ressourcen der Klientschaft›. Und woran arbeitet Ramsauer just im Moment des Gesprächs? «Ich lese grad das E-Mail einer verzweifelten Mutter eines Jugendli-
«Ich habe mich bewusst nicht verpartnert»
von etwas viel. Das erleichtert das Leben ungemein … Das Juristische nährt mich und füllt mich zeitlich mehr als genug aus, zum Schreiben komme ich drum fast nicht, ausser bei meinen Rechtsschriften, und die Politik überlasse ich im Moment jenen, die das Bedürfnis haben, laut und einseitig zu schreien». Adrian lebt seit längerem in einer Beziehung, aber: «Ich bin bewusst nicht verpartnert. Es hiess schliesslich
Das Plakat sorgte 1996 schweizweit für Furore und einen handfesten nationalen Skandal.
1996 schon ‹Ich will meinen Freund heiraten dürfen› und nicht ‹Ich will meinen Freund heiraten›». Ramsauer setzt sich aber immer noch für die sozial Schwächeren ein, auf seiner Homepage ist unter Arbeitsweise beispielsweise zu lesen: ‹Ganzheitlicher Ansatz
chen. Er ist aus einem Heim abgehauen und in den Knast gekommen. Nachdem ich ihn dort herausgebracht habe, ist er in der Winterkälte untergetaucht. Wir müssen schauen, dass er nicht erfriert, nicht zuviel kifft und auch sonst auf der Kurve keine Scheisse baut. Unterbrochen werde ich durch einen Fax in einem Wirtschaftsverfahren betreffend Beweisanträgen in einem Prozess um riskante Finanzgeschäfte in der Höhe von 100 Millionen Euro. Zwei soziale Extrempunkte im selben Moment».
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News | International
Internationale News Text: Daniel Diriwächter
«Ich kann nur in Frieden ruhen, wenn eines Tages transsexuelle Menschen nicht mehr genauso behandelt werden wie ich. Sie müssen wie Menschen behandelt werden, die Gefühle und Rechte haben. Ich will, dass die Leute sagen: ‹Hey, das ist scheisse!› und etwas ändern. Ändert die Gesellschaft! Bitte.»
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Leelah Alcorn, geboren am 17. November 1997 als Josh Alcorn in Ohio, in ihrem letzten Blogeintrag. Sie beging am 28. Dezember 2014 Selbstmord. zu jener Zeit ein moralisch verwerfliches Partygirl? Heute ist sie die Ikone der Schmuckmarke.
Fünf Millionen beobachten Coming-out USA
Frühstück bei Tiffanys Die amerikanische Schmuckmarke Tiffany & Co. wirbt mit einem homosexuellen Paar. Die Homo-Ehe ist in den Staaten auf dem Vormarsch: 35 Bundesstaaten erlauben mittlerweile die gleichgeschlechtliche Ehe. Der Juwelier «Tiffany & Co» aus New York hat die Zeichen der Zeit erkannt und überraschte Mitte Januar mit einer landesweiten Verlobungsring-Kampagne – für schwule Männer. Fotograf Peter Lindbergh ins zenierte für das Traditionsunternehmen das Sujet mit einem echten Paar. Nach dem Motto »Will You» sind die verliebten Schönlinge beim Heirats-Antrag zu sehen. Die Kampagne erhielt weltweit Lob, musste aber auch unschöne Kritik aus konservativen Kreisen einstecken. Die Verantwortlichen bei Tiffany dürfte dies nicht stören – war nicht Audrey Hepburn im Film «Breakfast at Tiffanys» 24 Cruiser Februar | 2015
} xualität. Die emotionale Aufzeichnung endet mit der Botschaft, dass Aaron und Austin junge Menschen bestärken wollen, sich zu akzeptieren, egal, welche sexuelle Ausrichtung sie haben. Dass die Gebrüder bewusst die Aufmerksamkeit für spätere Projekte suchen, ist jedoch nicht von der Hand zu weisen.
Die Zwillinge Aaron und Austin Rhodes filmten sich beim offenen Gespräch mit dem Vater.
Russland
Das Coming-out der Rhodes-Zwillinge ist ein Hit auf YouTube – bereits mehr als fünf Millionen Zuschauer sahen ein Video, dass die Brüder beim Telefongespräch mit ihrem Vater zeigt – sie bekennen sich darin zu ihrer Homose-
Russland sorgt auch im neuen Jahr für Repressionen gegenüber der LGBT Community.
Kein Fahrverbot für Transmenschen
Man dürfte annehmen, dass Russland ob der desolaten Wirtschaftslage andere Sorgen hat: Noch im Januar hiess es, dass künftig das Autofahren für Transpersonen verboten wird. Regierungschef Dmitri Medwedew wollte damit erwirken, dass Menschen mit einer «Persönlichkeitsstörung im Erwachsenenalter» sich nicht mehr ans Steuer setzen, um damit Verkehrsunfälle zu vermeiden. In Russland selbst war dieses Vorhaben umstritten; so äusserte der Menschenrechtsrat von Präsident Wladimir Putin Zweifel an der Rechtmässigkeit der Einschränkung. Mit Erfolg: Die sogenannte «Verordnung 1601» wurde angepasst und Transmenschen dürfen sich weiterhin ans Steuer setzen.
«Da ich ein geweihter Pastor bin, freue ich mich nicht darauf, homosexuelle Menschen zu verheiraten – aber ich habe auch nichts dagegen.»
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Der amerikanische Sänger Kid Rock (43) im Interview mit dem Zeitung «The Guardian».
Prozess allerdings schnell beendet - das Gericht bezeichnete die 24 Angeklagten als nicht schuldig. Der Freispruch ist ein Lichtblick für die ägyptische Gay-Community. Seit fast zwei Jahren herrscht am Nil eine noch repressivere Politik gegenüber Schwulen und Lesben. Bislang wurden 150 Personen wegen Homosexualität verhaftet.
Indien
Irak
Homoverbot sorgt für 600 Festnahmen
IS ermordet schwule Männer
Fatale Folgen seit der Aktivierung des Paragraphen 377.
FOTOS: TIFFANY (1), YOUTUBE RHODES BROS. (1), ZVG KAMPAGNE (1), ZVG KIRCHGEMEINDE NIEDER-MOOS (1), ZVG MIKAMI (1), ZVG (1)
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Die Terrorgruppe liess zwei Männer hinrichten, indem sie vom Dach geworfen wurden.
Der Paragraf 377, ein Relikt der britischen Kolonialzeit, verbot in Indien bis 2009 homosexuelle Handlungen. 2013 revidierte der oberste Gerichtshof Indiens diese Entscheidung und führte das Homo-Verbot wieder ein. Seither sind in Indien rund 600 Menschen wegen gleichgeschlechtlicher Aktivitäten verhaftet worden, wie die Zeitung «Deccan Herald» mitteilte. Die Zahlen könnten weit höher liegen, da viele Bundesstaaten nur unzureichende oder gar keine Zahlen veröffentlichten.
nach seinem Outing vor drei Jahren seine erste Stelle in Baden-Württemberg aufgeben musste. An Ostern 2015 wird er das Amt übernehmen und mit seinem Freund zusammen ins Sülfelder Pastorat einziehen.
Deutschland
Ägypten
Gemeinde wählt schwulen Pastor
Razzia im Hamam: Freispruch
An Ostern wird Steffen Poos mit seinem Freund ins Pastorat in Sülfeld einziehen.
Die 26 verhafteten Männer werden nicht wegen Homosexualität verurteilt.
In Sülfeld, Schleswig-Holstein, ernannte der Kirchengemeinderat einstimmig den schwulen Steffen Poos (34) zum Pastor. Die deutsche Presse bezeichnete den Geistlichen als «jung und hip». Pastor Wolfgang Stahnke zur Wahl: »Herr Poos hat bei seiner Probepredigt überzeugt. Seine offene Art, auf Menschen zuzugehen, ist bei der Gemeinde angekommen». Steffen Poos freut sich auf die neue Stelle. Umso mehr, weil er
Vergangenen Dezember kam es in Kairo zur gewaltsamen Verhaftung von 26 Männern durch die ägyptische Polizei. Die Verhafteten sollen in einem Hamam homosexuelle Handlungen durchgeführt haben. Speziell war, dass die Medien von der Razzia gewusst und diese auch gefilmt haben. Die unmenschliche Behandlung seitens der Ordnungshüter sowie die Verhaftungen selbst sorgten weltweit für Entsetzen. Im Januar wurde der
Die islamistische Terrorgruppe »Islamischer Staat» (IS) hat Mitte Januar in einem beispiellosen Akt der Grausamkeit zwei angeblich homosexuelle Männer in Mossul hinrichten lassen. Die Schergen warfen beide Männer mit verbun-
denen Augen vom Dach eines hohen Gebäudes. Dies vor den Augen zahlreicher Schaulustiger und im Namen der Scharia. Am gleichen Tag und Ort wurde auch eine Frau wegen Ehebruch gesteinigt sowie zwei Männer gekreuzigt und anschliessend erschossen. Alle Hinrichtungen wurden als Teil der IS-Strategie gefilmt und dürften nur die Spitze des Eisbergs darstellen. Cruiser Februar | 2015 25
News | National
Nationale News Text: Daniel Diriwächter
Aus für die HALU Die Mitgliederversammlung hat den Verein nach 35 Jahren aufgelöst. Die Homosexuellen Arbeitsgruppe Luzern (HALU) ist Geschichte. In den letzten Jahren fehlte es zunehmend an engagierten Leuten, die sich im Verein einbrachten, sodass die HALU immer mehr Mitglieder verlor und schlussendlich nicht mehr in der Lage war, einen ordentlichen Vereinsvorstand zu bestellen, wie es in einer Mitteilung hiess. Die wichtigste Tätigkeit der HALU war der Betrieb des lesbischwulen Begegnungszentrums «Uferlos». Mit der Übergabe an andere Betreiber verlor der Verein einen wesentlichen Grundpfeiler seiner Tätigkeit. Die HALU engagierte sich seit dem Gründungsjahr 1979 politisch, kulturell und sozial für schwule, lesbische, bisexuelle und Transanliegen in Luzern. Immer noch aktiv ist die Telefonberatungsgruppe der HALU. Jeden Montagabend von 19 bis 21 Uhr macht sie unter der Rainbowline-Nummer 0848 80 50 80 Telefonberatung aus und für die Zentralschweiz.
Zürich
Homosexuelle und Gott Ein Student des Religionswissenschaftlichen Seminars der Universität Zürich führt eine Online-Befragung durch. Zum Thema «Homosexualität und Religion» werden per sofort volljährige homo- und bisexuelle Teilnehmer für eine Online-Umfrage gesucht. Ziel der Studie ist, zu untersuchen, wie diese Männer mit einem allfälligen Konflikt zwischen ihrer sexuellen Identität und ihrer Religion umgehen bzw. umgegangen sind. Die gewonnenen Antworten sind ein wertvoller Beitrag für die soge26 Cruiser Februar | 2015
nannten Queer Studies, den weltweiten wissenschaftlichen Studien zum Thema «Homo-, Trans- und Intersexualität». Als Dank hat man die Möglichkeit, einen von drei Amazon-Gutscheinen im Wert von je CHF 100.— zu gewinnen. Hinter der Umfrage, die bis Ende März läuft, steht der Student Christian Rossi. Er studiert Religionswissenschaft und Psychologie an der Universität Zürich und schreibt seine Masterarbeit zu diesem Thema. Der Link zur Online-Umfrage ist auf unserer Webseite www.cruisermagazin.ch zu finden.
Homo-Paare als Pflegeeltern Die Stadt Zürich sucht seit Ende 2014 mit einem Kino-Spot nach gleichgeschlechtlichen Pflegeeltern. Gezielt nehmen die Sozialen Dienste der Stadt Zürich lesbische und schwule Paare ins Visier. Sie wollen diese mithilfe eines Werbespots als Pflegeeltern gewinnen. Der Grund: Die Suche nach Pflegeeltern werde immer schwieriger. Wie «20 Minuten» berichtete, haben bereits zwei homosexuelle Paare zugesagt. Weiter wolle man aber auch Singles ansprechen sowie binationale Paare. Der Dachverband der Regenbogenfamilien begrüsste die Kampagne. Die Aufgabe der Pflegeeltern kann aber nicht mit einer Adoption verglichen werden. Vereinzelt erhielten die Sozialen Dienste auch kritische Rückmeldungen.
Let`s talk about Sex – beim Zahnarzt? Der Checkpoint im Gespräch widmet sich im Februar dem Besuch beim Zahnarzt. Sex und Zahnhygiene scheinen auf den ersten Blick kaum etwas miteinander zu tun zu haben. Den Zahnarztbesuch mit Lust und Hochgenuss zu verbinden, ist doch eher schwierig. In gewissen Situa-
CHECKPOINT IM GESPRÄCH
Let’s taLk about sex – mit meinem ZahnarZt? Donnerstag, 19. februar 2015
Was geht meinen Zahnarzt mein Sexualleben an? Warum interessiert ihn mein HIV-Status? Welchen Zusammenhang besteht zwischen meinen Sexpraktiken und der Mundhygiene? Behandelt ein schwuler Zahnarzt anders als ein heterosexueller? Welche Auswirkungen hat die HIV-Therapie auf die Zahnhygiene? Klaas Friedel, Zahnarzt erklärt, welche Gespräche mit dem Zahnarzt wichtig sind. «Checkpoint im Gespräch» findet jeweils am 3. Donnerstag im Monat im restaurant bubbles, Werdstrasse 54, 8004 Zürich statt. Ab 18 Uhr Apéro mit Essen, 19 Uhr Infos und Diskussion und weiteres Zusammensein. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. myCheckpoint.ch
mit freundlicher Unterstützung
MY Gesundheitszen
trum für die
Community
«Checkpoint im Gespräch» widmet sich der Zahnhygiene. tionen ist es aber trotzdem nötig, gewisse Dinge zu besprechen. Beispielsweise über die Auswirkungen einer HIV-Therapie auf die Zahnhygiene. Zahnarzt Klaus Friedel, in der Praxisgemeinschaft Swiss Dental Center in Zürich tätig, erklärt in der Reihe «Checkpoint im Gespräch», welche Gespräche mit dem Zahnarzt wichtig sind. Checkpoint im Gespräch: Donnerstag, 19. Februar, ab 18 Uhr, Restaurant Bubbles, Zürich
Zürich und Genf
HIV-Workshops in der Kritik Die vom Bund finanzierten Wochenenden für HIV-positive schwule Männer wurde auf eine Sexorgie reduziert. Zweimal im Jahr organisieren die Checkpoints aus Zürich und Genf Workshop-Weekends für HIV-neudiagnostizierte schwule Männer und ihre Partner im Wellness-Hotel Stoos. Finanziert werden diese vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit weniger als 200’000 Franken pro Jahr. Ziel des Angebot ist es, dass die Betroffenen danach besser mit ihrer Infektion umgehen können, wovon wiederum die nationale HIV-Strategie profitiert. Die Mutter eines Teilnehmers beklagte sich jedoch vergangenen Dezember über dieses Angebot. Gegenüber
FOTOS: CHECKPOINT ZÜRICH (1), IWWIT/DAH (1)
Luzern
dem «Boten der Urschweiz» sprach sie von einer staatlich finanzierten Sexorgie. Grosse Wellen schlug die Reklamation indes nicht. Das BAG sowie die Verantwortlichen beim Checkpoint konnten konkret die Seriosität des Anlasses darlegen sowie die Kosten rechtfertigen. Trotzdem will man beim Bund eine neue Form des Workshops prüfen.
penbekenntnissen schossen die Aktivisten auch Kondome und Konfetti ins Publikum. Pastor Niklaus Burkhalter hatte Verständnis für die Homosexuellen. Die Aktion fand er «witzig», hätte sich aber eine «richtige Diskussion» gewünscht, denn jeder habe eine Baustelle in seinem Leben, ob diese nun eine Scheidung, Mobbing oder die Homosexualität sei.
Bern
Pink Cross fordert Statistik
«Baustelle Homosexualität» Die Freikirche ICF über eine Aktivistengruppe, die sich für Homosexuelle stark macht. Eine sogenannte «Celebration» der «International Christian Felloship» (ICF) wurde im Dezember in Bern durch einen Flashmob gestört. Ein Dutzend junge Leute stürmten die Bühne und küssten einander, Mann und Mann, Frau und Frau. «Wir wollten die jungen Gläubigen aufrütteln», so eine 22-Jährige, die an der Aktion beteiligt war. Neben den Lip-
Die nationale Schwulenorganisation setzt sich für eine Erfassung homophober Übergriffe ein. Homo- sowie transphobe Gewalt wird hierzulande noch immer nicht von Behörden und Polizeistellen erfasst. Deswegen fehlen offizielle Statistiken über die Opfer. Pink Cross will dies im Verbund mit anderen LGBTI-Organisationen ändern. GLP-Grossrat und Pink-Cross-Vorstandsmitglied Michel Rudin reichte deswegen kürzlich einen Vorstoss im Grossen Rat in Bern ein.
Die Kampagne von IWWIT in Deutschland gegen homophobe Gewalt Pink Cross selbst wird noch in diesem Jahr auf eigene Faust ein Pilotprojekt zur Erfassung starten, das LGBTI-Beratungsstellen miteinschliesst und so ein umfassendes Bild von Diskriminierungen und Gewalttaten aufzeigen soll.
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Kolumne | Kafi Freitag
Meine erste
Liebeserklärung Text: Kafi Freitag
Dass ich meine erste Kolumne und damit meine erste Liebeserklärung an einen Mann in diesem Magazin einem Toten widmen würde, war nicht abzusehn. Aber ich komme nicht umhin, es zu tun. Diese meine Zeilen werde ich nun monatlich einem Mann widmen, der mich berührt hat, mich erfreut oder mir imponiert. Er hat das alles getan.
Lieber Udo Leider konnte ich nicht in Erfahrung bringen, ob im Himmel Schwulenmagazine aufliegen, oder ob diese eher in der Hölle gelesen werden. Aber wo Du auch immer bist, soll es Dir gut ergehen. So wie es mir gut erging, kaum hatte ich Deine Lieder für mich entdeckt. Damals war ich zwölf und ein trauriges Mädchen, das kaum Freunde hatte. Dafür einen braunen abgestorbenen Schaufelzahn, der ungezähmt abstand, und als einzige im Dorf getrennte Eltern. Mein Leben glich zu jener Zeit einem Spiessrutenlauf, der mich viel Anstrengung kostete. Da fand ich Dich. Meine Eltern waren keine Fans, aber es gab da diese eine Kassette: «Treibjagd». Du warst mein persönlicher Beginn und das Ende jeglichen Ansehens, dass ich allerdings auch zuvor nicht wirklich hatte. Poesiealben wurden in einem weiten Bogen um mich herum durch die ganze Klasse gereicht, man wollte lieber Michael Jackson und Madonna als Idole drin haben, als einen österreichischen Schlagerfutzi wie Dich. Sogar Modern Talking war geduldet, verstehe einer die Welt … Doch für mich ging mit Deinen Liedern eine Welt auf, von der ich zuvor nicht wusste, dass es sie gibt. Deine Texte waren wie Mantras für mich, die mich durch eine schwere Zeit retteten und die mir auch danach nie abhan28 Cruiser Februar | 2015
den gekommen sind. Jedes Album habe ich gekauft, jedes Wort jeden Liedes in mich eingeprägt. Wo sie noch heute sind und mir den Platz für die eigene Autonummer rauben. Deine Lieder wurden Begleiter für mein Leben, und wenn man sich über das Musikalische auch streiten kann, so kann man es über die Qualität Deines Wortlauts nicht. Natürlich hast Du immer die besten Texter für dich gewinnen können, doch das Gedankengut hinter jedem Lied stammte von Dir. Du hast mich gelehrt, dass ich die Verantwortung für mein Glück trage und mich für hell oder dunkel entscheiden kann, ja muss. Du hast mir Mut gemacht und mir gezeigt, dass ich alles erreichen
«Du hast mir Mut gemacht und mir gezeigt, dass ich alles erreichen kann, was ich zu denken imstande bin.» kann, was ich zu denken imstande bin. Du hast in mir Menschlichkeit und Visionen gesät, Mut und Übermut. Und vermutlich das wichtigste überhaupt, die Kunst, beherzt zu scheitern. Heute arbeite ich als Coach und begleite Menschen durch ihre jeweiligen Prozesse. Natürlich habe ich dafür eini-
Kafi Freitag (39) ist Kolumnistin und beantwortet auf: www.FragFrauFreitag.ch Sämtliche Fragen des Alltags. Hauptberuflich führt sie eine eigene Praxis für prozessorientiertes Coaching (www.FreitagCoaching.ch). Sie lebt mit Mann und Kind in Zürich und ist weitherum bekannt für ihren besorgniserregenden Musikgeschmack.
ge Ausbildungen durchlaufen, aber das geistige Rüstzeug, das habe ich von Dir erhalten. Du hast mein Denken geformt, wie kein anderer Mensch in meinem Leben. Deine Worte sind fest verankert in mir und die Auseinandersetzung mit deinen Texten hat mir vermutlich ein Philosophiestudium erspart. Ich bin der festen Überzeugung, dass man ist, was man isst. Und in diesem Sinne habe ich mich die letzten 27 Jahre mit lebensbejahenden und dennoch kritischen Texten gefüttert, die mich mit Lebensmut und Zuversicht genährt
haben. Ähnlich einem Medizinschrank habe ich ein Repertoire von etwa 400 Liedtexten in meinem Kopf und kann jeweils zücken, was mein Herz gerade braucht. Weil Deinem gesamten Werk ein Überlebenswille zugrunde liegt, von dem wir alle profitieren können. Eine unbedingte Lust am Leben, die du bis zu deinem Ende konsequent lebtest. Du bist mit Sicherheit vielen Menschen ein Idol gewesen. Die vielen Trauerbekundungen auf Facebook haben mir urplötzlich das Gefühl gegeben, von eingefleischten Fans nur so um-
zingelt zu sein. Für mich warst Du ein Lehrer und ein Leitbild, wie man es sich besser nicht wünschen kann als heranwachsender Mensch. Durch Dich bin ich der Kraft der Worte bewusst und nutze sie, wo immer ich kann. Auch wenn Du zu Grabe getragen wurdest, so lebst du in mir und vielen anderen Menschen weiter. Dir verdanke ich meine unbändige Liebe für das deutsche Wort und den Mut, dieses laut auszusprechen. Danke dafür. Deine Kafi
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Kultur | Schweiz
«Wundergeil»
r u t l K u ket Tic
Text: Daniel Diriwächter
Mit der Kultur in der Schweiz ist es so, als sehe man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Weshalb nach Paris oder Berlin hetzen, wenn wir grandiose Bühnen, grosse Events und unzählige Lichtspielhäuser haben?
Durch die Show führen Melanie Winiger, Mario Torriani und Andi Rohrer.
Swiss Music Awards Die «Swiss Music Awards» finden am 27. Februar bereits zum achten Mal statt. Es ist ein Schaulaufen bekannter Stimmen vor der Gnade der Plattenindustrie. Musik, so scheint es, spielt die zweite Geige. Doch das ist schliesslich bei den Grammys nicht anders. Wobei dort immerhin der Fokus tatsächlich auf Talente gelegt wird – mit dem Risiko, das auch ein ungeschliffenes Gesicht die Trophäen abräumt. Der «Swiss Music Awards» entwickelt sich aber ständig weiter und mit Bastian Bakers «Wundergeil» hat sich schon etwas Kult eingeschlichen. Allerdings war der Aufschrei letztes Jahr gross, als Beatrice Egli mit keiner Note bedacht wurde. Generell scheinen weibliche Musikerinnen wenig Chancen auf den Betonklotz zu haben. Aber Schlager ist Trumpf, so sind Beatrice Egli wie auch Helene Fischer dank hohen Chartplatzierungen nominiert. Die Liste weiterer Nominierter ist so aufregend wie das Skizzieren eines Notenschlüssels: Von Pegasus bis Coldplay. Durch die Show führen Melanie Winiger und Mario Torriani. Ihnen zur Seite steht Andi Rohrer. Swiss Music Awards, Zürcher Hallenstadion, SRF, 27. Februar
FOTOS: ZVG (2), SRF (1)
Kammerspiele Seeb Bereits seit 40 Jahren existieren in Seeb bei Bülach die Kammerspiele. Was einst in einer Scheune von Urs Blaser seinen Anfang nahm, dürfte heute eines der schönsten Theaterhäuser der Schweiz sein. Das Foyer mit Bar und Restaurant ist derart gemütlich, dass die eigentliche Aufführung im Theatersaal mit Kronleuchter und rotem Vorhang (!) fast verdrängt wird. In Seeb setzt man bewusst auf konventionelle Inszenierungen. Dort laufen eben nicht wie am Pfauen die Darsteller nackt über die Bühne, sondern in wunderbaren Kostümen. Im Februar wird das Drei-Personen-Stück «Ein gemeiner Plan» von David Foley aufgeführt – ein Thriller um Geld, Macht und Mord. Darin ist auch Reto Mosimann zu sehen, der bereits in «Sechs Tanzstunden in sechs Wochen» den hinreissend schwulen Tanzlehrer gab.
Oben: Der Theatersaal in Seeb ist an sich schon eine Vorstellung wert. Unten: Szene aus der Inszenierung des Drei-Personen-Stücks
«Ein gemeiner Plan» (bis 8. Februar), danach «Ladies Night», www.kammerspiele.ch Cruiser Februar | 2015 31
Kultur | Schweiz
Sebalter – Day of Glory Es war eine kleine Sensation, als die Schweiz am letzten Eurovision Song Contest den 13. Platz für sich beanspruchen konnte – bei den Nullnummern der letzten Jahre ein voller Erfolg. Dies zu verdanken haben wir dem singenden wie fiedelnden Anwalt Sebastiano Paù-Lessi, kurz Sebalter. Er sang sich in Kopenhagen mit «Hunter of Stars» in die Herzen vieler Zuschauer. Und weil gut Ding eben Weile hat, erscheint erst jetzt sein erstes Album «Day of Glory». Darauf bleibt er seiner Linie treu – Sebalter präsentiert schnörkellosen Folkpop, ähnlich wie etwa Passenger. Allerdings bleibt seine Stimme dünn und sein Englisch lässt noch immer zu wünschen übrig. Aber dafür ist der Tessiner ja eine Augenweide.
Jupiter Ascending Vor drei Jahren nannten sich die Geschwister Wachowski noch «Gebrüder». Aber Lana Wachowski hat als Transfrau ihren Körper angleichen lassen – was der Filmkunst keinen Abbruch tat. Im Gegenteil: «Cloud Atlas» hatte in jeder Sekunde mehr Tiefe, als etwa die «Matrix»-Trilogie. Das neue Opus «Jupiter Ascending» handelt von Jupiter Jones (Mila Kunis), eine unter dem Nachthimmel geborene Frau, die in naher Zukunft den gesamten Kosmos beeinflussen soll. Die märchenhafte Science Fiction startet am 5. Februar in unseren Kinos. Jupiter Ascending, Warner Bros. 32 Cruiser Februar | 2015
30 Jahre Philharmonia Zürich Keine Frage, die CD-Branche ist dem Untergang geweiht. Doch nicht alle Sparten sind davon so sehr betroffen wie etwa die Pop-Musik. Die Klassik kann sich immer noch über hohe Verkaufszahlen freuen, denn wer würde schon eine Oper downloaden? Dies dachte sich auch die Philharmonia Zürich. Sie feiert in diesem Jahr ihr 30-Jahre-Jubiläum und gründete die Philharmonia Records. Das neue gegründete Label brachte Ende Januar zwei Alben und eine DVD heraus. Dabei handelt es sich um einen Livemitschnitt von Hector Berlioz’ «Symphonie fantastique» sowie eine Studioaufnahme mit ausgewählten Ouvertüren und Zwischenspielen aus Opern von Richard Wagner. Giuseppe Verdis «Rigoletto» wurde in der gefeierten Inszenierung von Tatjana Gürbaca für das Heimkino veröffentlicht. Generalmusikdirektor Fabio Luisi festigt damit den eingeschlagenen Weg, das Orchester auch im sinfonischen Bereich stärker zu positionieren. Philharmonia Records: Wagner, Berlioz und Rigoletto (DVD), im Handel
FOTOS: ZVG (1). FRANK BLASER (1), PHONAG RECORDS (1), WARNER BROS. (1)
Sebalter, Day of Glory, Phonag Records, im Handel
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Kolumne | Weissbergs warme Weissheiten
Ich habe den popeligsten Minderheitenbonus! Kolumnistin Marianne Weissberg zermartert sich, ob sie ihre warmen Weis(s)heiten überhaupt schreiben darf? Lesen Sie, was ihre typisch jüdischen Argumente dafür sind!
te. DAS bewundere ich ja an meinen schwulen Freunden: Sie sind vorallem MÄNNER. Und drum soo vernünftig und gelassen. Wir Frauen hingegen sind ja durchgehend hysterisch. Lesben ächt auch? Hier gerate ich wieder in einen Konflikt, ich habe zwar lesbische Sexfantasien, z.b., wenn das übliche Ritter-Rape-Szenario nicht funktioniert, weil ich zu müde bin. Dann fantasiere ich flugs ein paar süsse Nymphen dazu. Aber, in meinem Alltag kenne ich keine lebenden Lesben. Und jener Dreier mit einer guten alten Freundin ging schief, weil ich zwar an ihr rumfummelte, der beteiligte Löli aber nur an mir. Kürzlich sass ich ja mit der lieben M. im Migroskafi und schlemmte Kuchen – wir hatten grad gemeinsam Schalwolle geposchtet – und ich dachte mir nichts dabei. Erst nachher fiel mir ein, dass wir es ja mal miteinander getan hatten. Wenn Sex nur immer so gemütlich versöhnlich sein könnte, vor allem nachher. Moment, wo war ich? Ah ja, dass ich Angst habe, hier aus-
«Ich bin halt eine total unkoschere, jüdische Rampensau.»
Wenn ich eine neue Kolumne starte, sogar wenn dies unter meinem geliebten Kolumnen-Bränd «Weissbergs Weissheiten» geschieht, habe ich immer GRAUENVOLL Lampenfieber!! Es ist so, wie wenn ich hinter dem Vorhang auf einer Bühne stehe, unten SIE, mein Publikum, dann geht der Vorhang auf, und ich sollte etwas sagen. Hiilfe! Was, wenn das Gummiband platzt und mir die Unterhose runterfällt? Was, wenn die Brillengläser beschlagen und ich ganz vorne nur noch die naserümpfenden Eltern sehe? Moment, die sind längst gestorben, und ja, jetzt wissen Sie, ich bin nicht nur weise, drum die Weis(s)heiten, sondern auch vollreif, o.k., ein biiisschen alt. So mit Brille und Unterhose, statt Linsen und String! Ach ja, und meine erste Beauty-OP 34 Cruiser Februar | 2015
hatte ich schon vor hundert Jahren als blutjunge, jüdische Braut: einen Nosejob, den ich aber als medizinische Notwendigkeit (v)erklärte. Haben Sie gemerkt, ich verklickere mich grad raffiniert als (auch) MINDERHEIT! Denn, als ich von meinem schwulen Freund, dem Scheff dieses Magazins, engagiert wurde, sagte ich sofort: «Äh, ich bin doch nicht lesbisch und höchstens schwule Mutti eines jüdischen Sohnes?» Ja, ich schöpfe meine schwulen Kenntnisse vornehmlich aus dem 5000. Rerun von «Sex and the City», das ich auswendig nachsprechen kann, also wenn Charlottes und Carries BSCHF (best schwul friends) den Ladies klarmachen, dass man zwar glamourös zickig sein darf, aber bitte noch ein wenig Hirn bewahren soll-
gebuht zu werden, weil ich nicht lesbisch bin, nur anderthalb beste schwule Freunde habe und lediglich meinen popeligen Minderheitenbonus. Trotzdem ich weiss: Ich bin halt eine total unkoschere, jüdische Rampensau, und weiss bekanntlich alles (besser). Auch vor Ihnen? (Vorhang zu, big applause)
Marianne Weissberg ist Historikerin, Autorin & Inhaberin des Literatur-Labels Edition VOLLREIF www.vollreif.ch. Ihre Werke u.a. «Das letzte Zipfelchen der Macht» oder die Kolumnen-Kollektion «Tränen ins Tiramisu» sind im besten Sinne Kult. Die vollreife Powergrazie lebt in Zürich und kann gerne auf www. marianneweissberg.ch betrachtet und kontaktiert werden.
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Frisch vom Newsdesk der Cruiserredaktion. Fast alle Themen haben es in die aktuelle Magazinausgabe geschafft.
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Ab der nächsten Ausgabe starten wir mit einer neuen Serie. Du schickst uns dein Lieblingsrezept - von dir selbst erprobt und für gut befunden – die CruiserRedaktion kocht es nach und berichtet jeweils mit tollen Bildern und viel Spass darüber. Maile uns dein Rezept sowie ein Foto von dir: redaktion@cruiser.ch
M ! M e den r e W
MeMber erhalten iMMer eine reduktion von ChF 5.– auF den regulär gültigen eintrittspreis. die MeMberkarte kostet ChF 60.– pro kalenderjahr. Täglich offen ab 11.30 Uhr Freitag und Samstag Nachtsauna bis 7 Uhr früh. Moustache Sauna Engelstrasse 4, 8004 Zürich Tel: +41 44 241 10 80 info@moustache.ch www.moustache.ch
Agenda | 5. bis 28. Februar
Agenda Februar 05. Donnerstag Zürich 18.45 HAZ Kultur Moved by the Motion. In Zusammenhang mit der Ausstellung «Not in My Language» von Wu Tsang. Performance. Migros Museum, Limmatstr. 270. Gratis. Anmeldung an kultur@haz.ch 19.00 Bi-Treffpunkt, offener Treff für bisexuelle Männer und Frauen. 19 h Treff im Café Rathaus, Limmatquai 61, zum Apéro, dann ab 20.15 h im HAZ-Centro, Sihlquai 67 zu geleiteten Gesprächen zum Thema Bi-Sexualität und Polyamory.
06. Freitag Bern 22.00 Seite 69 - homosexuell, hetero freundlich. DJanes Audiophil, Sanguine & Mila Stern. Kapitel Bollwerk, Bollwerk 41. Infos www.seite69.ch
Zürich 17.00 Les Garçons, Kernstrasse 60. DJ Marc S 22.00 Rage, Wagistrasse 13, Schlieren. Be a sexy & nasty guy. 23.00 Sector c, Fetish Club, Wagistrasse 13, Schlieren. Strikter Dresscode: SportsCODE - sportwear only! 23.00 Heaven Club Spitalgasse 5. Bromance - SchwuZ Berlin meets Heaven. DJ PomoZ Pop, Dance, Elektronische Tanzmusik.
07. Samstag Basel 23.00 Ok Sébastien Mixed Party. DJs Martin, Nico & Lola mit Elektro, World Pop. Jägerhalle, Erlenstrasse 59. Fr. 10.-. Infos www.facebook.com/oksebastien oder www. oksebastien.tumblr.com
Konstanz (D) 21.00 CSD-Party DJ Tyger. Welcome shot. Euro 8.- zugunsten CSD am See Konstanz Kreuzlingen. Giesserei, Schneckenburgstr. 11.
Luzern 16.00 Future Families - Vielfalt ist Realität. Ab 16 h Barbetrieb, ab 17 h Kinderprogramm. 17 h–19 h Workshops. Ab 20 h Input: Referat «Ehe für alle?!», Podium: CVP-Initiative «Abschaffung der Hei-
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ratsstrafe». Moderation Sonja Halser. Ab 22 h Lounge und Party mit DJane Büsi und The Dramaqueens. Treibhaus Luzern, Spelteriniweg 4. Infos www.queeroffice.ch
Winterthur 21.30 Purplemoon Party. DJs Alessandro Lesz & Extasia. Alte Kaserne, Technikumstrasse 8. Fr. 25.-. Infos www.purplemoon.ch
Zürich 17.00 Les Garçons, Kernstrasse 60. DJ Nick Harvey. 22.00 Rage, Wagistrasse 13, Schlieren Sexfabrik - Sexparty. 23.00 Sector c, Fetish Club, Wagistrasse 13, Schlieren. Strikter Dresscode: Sexfabrik - Sexparty 23.00 Heaven Club, Spitalgasse 5. Klubnacht. DJs José Parra & 5th Element - House
08. Sonntag Basel 21.00 Untragbar! Die heterofreundliche Homobar am Sonntag im Keller des Restaurants Hirscheneck, Lindenberg 23. DJ Superhomo - Queer durch alle Sparten, 50er bis heute.
Luzern 10.00 Future Families - Vielfalt ist Realität Ab 10h Brunch & Kinderprogramm. 12 h–13 h Playbacktheatergruppe InBetween spielt Erzähltes aus dem Publikum in Form von szenischen Improvisationen zurück. Ab 13 h Lounge. Treibhaus Luzern, Spelteriniweg 4. Infos www.queeroffice.ch
Zürich 14.45 HAZ Kultur-Führung durch die Ausstellung «Not in My Language» von Wu Tsang. Migros Museum, Limmatstr. 270. Fr. 12.–. Anmeldung an kultur@haz.ch
11. Mittwoch Bern 18.30 3gang in der Villa Stucki, Seftigenstrasse 11. Essen und Kultur. Treffpunkt für das translesbischwule Bern. Apéro ab 18.30 h, Essen ab 19.30 h.
Zürich 20.00 Heldenbar@Provitreff Sihlquai 240 DJ Mel Nagelbein - finest deep house.
13. Freitag Zürich 17.00 Les Garçons, Kernstrasse 60. DJ Mad House.
19.30 HAZ-Centro, Sihlquai 67. Freitags-Centro mit speziellem kulinarischem Angebot. 20.00 gay: my way - Schwule Männer im Coming-out Treff im HAZ-Centro, Sihlquai 67. Coming-out Gespräche in Kleingruppen. 21.00 Come together LGBTI Party 25+. She-DJ Jasmin. Hey City Club, Franklin strasse 27, 8050 Zürich-Oerlikon. Infos www.party4lesandgay.ch 22.00 Rage, Wagistrasse 13, Schlieren. Bad boyz Friday. 23.00 Sector c, Fetish Club, Wagistrasse 13, Schlieren. Strikter Dresscode: Underwear, Jocks, naked. 23.00 Heaven Club, Spitalgasse 5. B(l)ack 2 the Future. DJ Louis de Fumer - Disco, 80s & 90s.
14. Samstag Basel 22.00 QueerPlanet Party. DJs Taylor Cruz & Red Cork. Im SUD, Burgweg 7. Infos: www.queerplanet.ch
Bern 20.30 Uncut - warme Filme im Kino Kunstmuseum Bern, Hodelstrasse 8. «Cuatro Lunas», Mexiko 2014, 110 Min., digital, OV, Spanisch/d. Infos www.gaybern.ch/uncut 22.00 Nordufer. Die neue Disko «Nordufer» für Homosexuelle und ihre FreundInnen geht erstmals am Valentinstag über die Bühne. Um 22 h eröffnen Clausette La Trine & His Master’s Voice den Reigen mit einem vergnüglichen Liederabend. Um 23 h startet die Party mit den DJs Anouk Amok und re:unite tonite. Man kann abtanzen zu Pop in seiner ganzen Bandbreite. Und um Mitternacht wartet eine kleine Überraschung! Eintritt Fr. 20.-. Du Nord, Lorrainestrasse 2.
St. Gallen 14.00 Badehaus Mann-o-Mann, St. Jakob-Strasse 91. Yongster Day. u30 trifft sich.
Zürich 17.00 Les Garçons, Kernstrasse 60. DJ Christiano S. 22.00 Rage, Wagistrasse 13, Schlieren. Men fuck & cruise. Bierpass 3 für 2. 22.00 Kitsch Party - Valentine presented by Angels. Mainfloor: DJs Juiceppe & Sharon O Love. Kitschfloor: DJ Wollana. X-Tra, Limmatstr. 118. Infos & Tickets über www.angels.ch. Ab Fr. 30.-, Fr. 50,- inkl. Afterhour, in der Alten Kaserne ab 05 h. 23.00 Heaven Club Spitalgasse 5. Valentine Day. DJ José Parra - House. 23.00 Sector c, Fetish Club, Wagistrasse 13, Schlieren. Strikter Dresscode: Schweinebucht - full fetish (yellow). Bierpass 3 für 2.
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15. Sonntag Basel 21.00 Untragbar! Die heterofreundliche Homobar am Sonntag im Keller des Restaurants Hirscheneck, Lindenberg 23. DJ Kaostella - Suicide Songs.
Zürich 05.00 Kitsch Party Afterhour presented by Flexx. DJs Vasco & Ajaxx. Alte Kaserne, Zeughaus 5, Kanonengasse. Infos & Tickets über www.angels.ch. Ab Fr. 30.-, Fr. 50,inkl. Afterhour. 08.00 HAZ Outdoor Schneeschuh-Tour Montoz, Berner Jura. Genaue Infos und Anmeldung über www.haz.ch/outdoor.htm
18. Mittwoch Zürich 20.00 Heldenbar@Provitreff, Sihlquai 240. DJ Lässig - aka Wollana.
19. Donnerstag Zürich 18.00 Checkpoint im Gespräch@Bubbles, Werdstrasse 54. Anmeldung nicht erforderlich. Lets talk about Sex - mit meinem Zahnarzt? Klaus Friedel erklärt, welche Gespräche im Zusammenhang mit HIV mit dem Zahnarzt wichtig sind. Ab 18 h Apéro und Essen, ab 19 h Infos.
20. Freitag Luzern 23.00 Frigay Night - happy sound for happy people@The Loft Haldenstr. 21.
Zürich 17.00 Les Garçons, Kernstrasse 60. DJ Nick Harvey. 22.00 Rage, Wagistrasse 13, Schlieren. Suck & fuck Friday. 23.00 Sector c, Fetish Club, Wagistrasse 13, Schlieren. Strikter Dresscode: Open sector. 23.00 Heaven Club, Spitalgasse 5. Black Label by Boyahkasha. DJ Pascha - R&B, Hip Hop & Charts.
21. Samstag Aarau 08.00 Aarglos Lesbengruppe Schneetag. Infos & Anmeldung bis 7.2. bei gheller@ bluewin.ch
St. Gallen 21.00 Badehaus Mann-o-Mann, St. Jakob-Strasse 91. Candle Light.
Zürich 17.00 Les Garçons, Kernstrasse 60. DJ Marc S 22.00 Rage, Wagistrasse 13, Schlieren. Freistoss! Sportswear & sneakers. 23.00 Sector c, Fetish Club, Wagistrasse 13, Schlieren. Strikter Dresscode: Freistoss! Sportswear & sneakers only! 23.00 Heaven Club, Spitalgasse 5. Hell on Heels. Drag-DJ Carrie Gold - House, Open Format.
22. Sonntag Basel 21.00 Untragbar! Die heterofreundliche Homobar am Sonntag im Keller des Restaurants Hirscheneck, Lindenberg 23. Fasnacht. Tanz in Morgestraich! Gelbes Billet mit Raise & Thom Nagy.
Thurgau 10.50 Fonduewanderung. Treffpunkt Bahnhof Frauenfeld (Hauptaufgang/Kiosk). Je nach Wetter Wanderung entlang der Murg oder über Hügel nach Wängi. Bei ganz schlechter Witterung Museumsbesuch. Ab 14 h Apéro im HOT Vereinslokal, Wängi. Danach gemischter Salat und selbstgemachtes Fondue. Fr. 25.- für Mitglieder von HOT, Wilsch, Queerdom & les lacets roses. Für alle andern Fr. 30.-. Anmeldung fürs Essen bis 19. 2. unter tva8547@leunet.ch oder 052 721 65 65 (meist Tel. Beantworter).
25. Mittwoch Bern 18.30 3gang in der Villa Stucki, Seftigenstrasse 11. Essen und Kultur. Treffpunkt für das translesbischwule Bern. Apéro ab 18.30 h, Essen ab 19.30 h
26. Donnerstag
MÄNNERZONE: DEIN FETISCHLADEN IN ZÜRICH K E R N ST R AS S E 5 7 C H - 80 0 4 Z Ü R I C H T E L . 0 4 3 24 3 3 0 4 3 W W W. M A E N N E R Z O N E . C O M
27. Freitag Zürich 17.00 Les Garçons, Kernstrasse 60. DJs Glitzerhaus. 22.00 Rage & Sector c, Wagistrasse 13, Schlieren. XXL naked Party Supersize! Fr. 39.- alles inklusive (exkl. Spirituosen) Einlass nur nackt im ganzen Club. 22.00 Lollipop-Party. Heute mit Stargast Linda Fäh. Lollipop-Floor: Schlager, Schweizerhits, Mallorca, Klassiker & Canzoni; Wannabe Floor: 80er/90er Party Hits; Après Suisse Floor: Die grössten Pistenheuler und Hitparaden-Knaller. Plus Karaoke Lounge. X-Tra, Limmatstr. 118. Infos www.lollipopparty.ch 23.00 Heaven Club, Spitalgasse 5. Scream & Shout. DJ Louis de Fumer - RnB, Pop, Dance. 23.00 Offstream - The alternative Gay Party für Schwule, Lesben, Bi, Transgender and Friends. Offstream Resident DJs. Im Komplex Klub, Hohlstrasse 457. Infos www.offstream.ch
28. Samstag St. Gallen 18.00 Badehaus Mann-o-Mann, St. Jakob-Strasse 91. Für Bären und Freunde.
Thurgau 17.00 24. Lottomatch-Bar ab 17 h, Spaghettiplausch um 17.30 h, Spielbeginn um 19.30 h. Nachtessen Fr. 15.–. Für Mitspieler von Wilsch, Queerdom & HOT ist das Nachtessen gratis. HOT-Treff, Wilerstrasse 5, 9545 Wängi. Anmeldung bis 24. 2. www.hot-tg.ch
Bern
Zürich
21.00 Comeback-Bar, Rathausgasse 42. Elektronischer Musikabend mit DJs Dunch & ELfERich
17.00 Les Garçons, Kernstrasse 60. DJ Le Mec. 22.00 Rage, Wagistrasse 13, Schlieren. Cruise & explore 23.00 Sector c, Fetish Club Wagistrasse 13, Schlieren. Strikter Dresscode. X-treme leather & rubber 23.00 Heaven-Club, Spitalgasse 5. Dudecute. DJ Merte Rox - Open Format, House.
Zürich 19.30 z&h Schwule Studis an Uni & ETH. z&h Nachtessen im HAZ-Centro, Sihlquai 67. Für Mitglieder gratis, für andere Fr. 10.-
Cruiser Februar | 2015 37
Unterhaltung | Kreuzworträtsel
1. LaLaLa 2. Trendsetter, meist mit Bart 3. Feinmechaniker 4. Sex an the City 5. Griechische Insel 6. Hilft gegen Falten 7. Plage 8. Schlank 9. Je suis … 10. Bekannter Blogger 11. Männlicher Verwandter 12. (Abschätzige) Bezeichnung 13. Radikale Ernährung 14. Leise 15. Liz Taylors 5. Ehemann 16. Cruiser Kolumnistin 17. Polizist 18. Rebel Heart
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