A u s u f e r u n g e n 1
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RAHMEN
Rahmen
Seminar zur Bachelorarbeit - 280.187 Über Seen SS2021 am Institut für Raumplanung im Forschungsbereich Regionalplanung und Regionalentwicklung
Verfasser Daniel Wally 11807448
Hauptbetreuer Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn.
Arthur
Kanonier
Univ.Prof. Dipl.-Ing.
Sibylla
Zech
Univ.Lektorin Dipl.-Ing.
Judith
Leitner
Univ.Lektorin Dipl.-Ing. Dr.
Karin
Standler
weitere betreuerinnen
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A
Ausuferungen Wie kann die Zukunft am Verständnis der Gegenwart beitragen? Die Sichtbarmachung von kommunalen Planungsmisständen am Neusiedler See über die Methodik einer dystopischen Zukunftsvision
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Abstract Die Seeregion Neusiedler See ist eine der meistgeschützten Naturund Kulturlandschaften Österreichs. In den letzten Jahren kam es jedoch zu einem Anstieg der Bautätigkeit im Schilfgürtel, einen für den Steppensee einzigartigen und auch geschützten Naturraum. Die reiche Vergangenheit des Sees droht durch eine auf Gewinn ausgerichtete Baukultur immer weiter zu verfallen. Die kommunale Planung zeigt kein Bewusstsein für die Erhaltung dieses Erbes, wobei
die gesamte Region sich täglich davon nährt. Es ist eine
schizophrene Entwicklungsdynamik identifizierbar. Der Tourismus als auch die Gemeinden verwenden den Kulturraum als zu vermarktendes Produkt, ein Bewusstsein für deren Wert gibt es also, die Siedlungsentwicklung wie auch verschiedene Projekt-Realisierungen tragen aber gleichzeitig an der Zerstörung bzw. Entfremdung dieses Produktes bei. Was für Nachwirkungen hätte diese Planungskultur? Welche Landschaft würde diese Vorgehensweise in Zukunft erzeugen? Auf welchen Missständen baut diese Entwicklung auf? Diesen Fragen geht die Arbeit nach und die in der Gegenwart gewonnenen Erkenntnisse, in eine Zukunftsvision verpacken. Da die Entwicklung am See zu Beginn der Arbeit bereits als problematisch verstanden werden konnte, war es persönlich naheliegender, diese Erkenntnisse erstmals in eine dystopische Zukunftsvision zu legen.
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Gegenwart beschreiben
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ZUKUNFT entwerfen
Gegenwart verstehen
Methodik und Vorgehensweise Das Ziel dieser Forschungsarbeit ist die Erstellung einer Zukunftsvision für eine mögliche strukturelle Entwicklung des Schilfgürtels am Neusiedlersee. Dabei wird versucht die Umstände und Verhältnisse hinter diesen Bauvorhaben zu erkennen, in einer visualisierten Form auf ein Zukunftsszenario zu legen, wodurch schlussendlich lokale Misstände in der Planungskultur sichtbarer und verständlicher vermittelt werden sollen. Den Rahmen dieser Arbeit spannt eine methologische Auseinandersetzung mit der visionellen Darstellungsweise als Informationsträger für eine verständlichere Vermittlung komplexer Wirkungsverhältnisse. Die Grundlage für den inhaltlichen Teil ist eine ausführliche Dokumentenrecherche verschiedener formeller und informeller Planungsinstrumentarien als auch eine zum Teil erstmalige räumliche Erhebung der derzeit vorherrschenden Begebenheiten in einem
ganzheitliichen
Umfang,
Der
Blick,
per
Internetrecherche,
auf das mediale Klima vor Ort sorgt für einen tiefgehenderen Bezug
auf
die
aktuellen
Herausforderungen
und
Problemstellun-
gen. Um die schriftlich festgehaltenen Dokumentationen zu erweitern, wurde ein leitfadengestütztes Expertinneninterview durchgeführt, mit dem Ziel Antworten auf aufgekommene Fragestellungen zu erhalten, So soll ein qualitativ erarbeitetes Fundament an Erkenntnissen entstehen, auf dem in weiterer Folge die Vision erzählungstechnisch aufbaut. Die Arbeit wird dabei ausschließlich aus der Perspektive des Jahres 2040 beschrieben. Gegenwärtige Missstände werden über Rückblicke in das Jahr 2021 bschrieben.
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inhaltsverzeichnis 2040 Eindrücke
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2021 Eine Region wird vorgestellt
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Einfluss einer Metropolregion
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Die Seeregion Neusiedler See
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Naturschutz
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Der Schilfgürtel
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Schilfgürtel in Zahlen
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ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT
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EINE NEUE STRUKTUR
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Herleitung
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2 WELTEN 1 SEE
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Herleitung
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UMLEITUNG
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Conclusio
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Anhang
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2040
Es entstand, ein Naturraum, welcher vom Menschen fast endgültig eingenommen wurde. eine Region, welche fremd geworden ist.
sich
selbst
eine Wirtschaft, die von den naturräumlichen Gegebenheiten lebt, aber gleichzeitig an deren Entfremdung massiv beteiligt ist. ein See, erlebbar für die Touristen, bewohnbar für alle, die es sich leisten können. Es ist eine Parallelwelt entstanden, geteilt durch die Uferkante. Wie kam es dazu?
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2040
Um dies zu beantworten, ist ein Blick in das Jahr 2021 notwendig, denn dieser Zeitraum markierte einen wichtigen Wendepunkt in der räumlichen Entwicklung des Schilfgürtels. Die Kumulation der strukturellen Entwicklungen zuvor haben zu einemgewissen „Turning Point“ geführt, ab dem der eingeschlagene Weg unwiderruflich war. Die Frage ist, was waren die Voraussetzungen für die Entwicklungen, und welche Missstände waren für die Entfremdung der Region entscheidend. Hätte es verhindert werden können? Dafür ist erstmal ein Blick in das Jahr 2021 notwendig.
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Ein blick in das jahr 2021 Die vorstellung einer region 17
Einfluss einer Metropolregion Der Neusiedler See lag damals wie heute im Osten Österreichs. Ein wichtiger räumlicher Einfluss für die damaligen Entwicklungen war die Lage innerhalb eines Teilbereichs der CENTROPE Region. Im Einzugsgebiet einer interregionalen europäischen Region, kurz INTERREG, lagen gleich zwei europäische Metropolen in näherer Umgebung zum See. Wien und Bratislava als gemeinsamer Agglomerationsraum waren Teil der Region Centrope (Abb. 1). Beide Städte waren nur 50km (vgl. Centrope Region, o.d.) weit auseinander und hatten eine umfangreiche planerische Vergangenheit, wie die Diskussion über eine mögliche Bandstadt zeigte (vgl. Pollak, Köb, 2006). Diese Zusammenarbeit widerspiegelte die besondere internationale Lage und Beziehung des Sees zu dieser Zeit, allerdings lokal primär zwischen Ungarn und Österreich. Der Einfluss des Agglomerationsraums zwischen Wien und Bratislava streckte so seine Fühler bis zum Neusiedler See aus. Das wirtschaftliche Wachstum der Metropolregion hat von Jahr zu Jahr mehr Menschen angezogen, wie durch das damalige Bevölkerungswachstum in Abb.1 erkennbar ist. Diese Entwicklungen verfestigten sich auch in den weiteren Ausläufern um die Seeregion. Zwar nicht so stark wie in der umliegenden Umgebung der Zentren, dennoch hat der Aufschwung eine Grundlage für eine zukünftige Weiterentwicklung mit sich gebracht. Ein weiterer Treiber für die wirtschaftliche und demographische Entwicklung des Sees war die jahrelange Sonderstellung des Burgenlandes in der EU-Regionalpolitik (vgl. Portal EUFonds Österreich 2021–2027, 2021). Durch sein unterdurchschnittli-
Abb. 1: Centrope Region
0
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50 km
Bevölkerungsveränderung 2010–2020 < -10 %
-10 % – < -5 % -5 % – 0 %
>0%–5%
> 5 % – 10 % > 10 %
ches Bruttosozialprodukt wurde das Bundesland, da es unter 90% des
no data
EU-Durchschnittes war, als Einziges in Österreich nach EU-Beitritt
Quelle: centropemap.org
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2021
BRNO
Wien
St.Pölten
Bratislava Eisenstadt Györ
Neusiedler See Wien
Schwechat Parndorf
1000 Auspendler*innen
Eisenstadt
1000 Einpendler*innen
Abb. 2: Verortung Pendler*innen Abb. 25: Verortung Pendler*innen
Quelle: Statistik Austria 2018
2021
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Abb. 3: Lage des Neusiedler Sees im Einzug zu Wien und Bratislava
einer gesonderten Gruppierung zugeordnet, welche über einen gewissen “Entwicklungsrückstand” verfügte. Die Definitionen dieser Klassifizierung als auch die rahmengebenden thematischen Schwerpunkte veränderten sich zum Teil von Förderperiode zu Förderperiode. Zu Beginn wurde das Gebiet als “Objective 1” Region klassifiziert, anschließend wurde das Burgenland zu einer “Phasing Out Region” und seit 2014 ist es in den Topf der “Transition Regions” gefallen. Unter all diesen Kategorien fokussierten sich die Förderungen der EU vorwiegend auf die Förderung des Wirtschaftswachstums. So war das Bundesland in der wirtschaftlichen Entwicklung zum damaligen Zeitpunkt zwar noch hinter den anderen Bundesländern, hatte aber zwischen 2009 und 2018 mit 3,79% die stärkste Wachstumsrate des Bruttosozialproduktes innerhalb Österreichs (vgl. Burgenland - Internal Market, Industry, Entrepreneurship And Smes - European Commission, o. D.).
Die seeregion neusiedler see Die hier beschriebene Seeregion Neusiedler See bestand damals, unverändert zu den heutigen Verhältnissen aus 20 Gemeinden. Doch wohnten damals 47 904 Personen im Einzugsbereich (Abb. 4). Neusiedl am See war mit 8585 Einwohner*innen die bevölkerungsreichste Gemeinde und gleichzeitig Bezirkshauptstadt für eine Mehrheit an Gemeinden in der Region. Wie die Pendlerbeziehungen aufzeigen, stand die Region überregional stark in einem funktionalen Verhältnis mit Wien. Innerhalb der Region ließ sich allerdings Neusiedl am See als wichtige Arbeitsstätte identifizieren, wodurch diese Gemeinde in Kombination mit ihrer Bevölkerungszahl und der institutionellen Stellung das regionale Zentrum dieser Region bildete. Allerdings waren nicht alle Gemeinden der Seeregion Teil des gleichnamigen
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2021
Bruck and der Leitha
Winden Breitenfurt
Neusiedl am See Weiden
Purbach
Gols Mönchhof
Donnerskirchen
Halbturn
Podersdorf
Eisenstadt
Oggau
Rust Ilmitz Mörbisch
Abb. 4: Seeregion
Fertőrákos Österreich
Sopron
Ungarn 0
2,5
5
eigene Darstellung, Daten: Copernicus: https://land. copernicus.eu/land-files/4ecde146e6ca8dd7a42f68a9f5370153d9731a95.zip (abgerufen am 17.04.2021) 0
2,5
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10 km
10 km
Fertőd
Siedlungsflächen Neusiedler See Schilfgürtel Staatsgrenze
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5
10 Kilometer
Städtisch geprägte Flächen
2021 Wasserflächen
Industrie- und Gewerbeflächen
Feuchtflächen
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Bezirks. Mit Breitenbrunn, Purbach, Donnerskirchen, Mörbisch, Oggau, Oslip und Sankt Margarethen war die westliche Seite des Sees ein Teil des Bezirks Eisenstadt-Umgebung. Die Ausnahme hat Rust als Freistadt mit seiner eigenen Verwaltungseinheit abgebildet. Dieser institutionelle Rahmen war allerdings nicht schon immer dementsprechend vorhanden, sondern hat sich im Laufe der Zeit, ausgehend von der ungarischen Staatsgründung im 11. Jahrhundert verändert (vgl. Verein Weltkulturerbe Neusiedlersee, Sekretariat des ungarischen Nationalkomitees für das Welterbe, 2003). Gelegen zwischen dem Leithagebirge, den östlichsten Ausläufern der Alpen, und dem Seewinkel, Teil des westlichsten Areals der kleinen ungarischen Tiefebene, konnte der Neusiedler See der Kategorie eines Steppensees zugeordnet werden. Auf zwei Staatsgebieten gelegen war der See nicht nur auf institutioneller Ebene eine Grenzregion. Ebenso auf biologischer Ebene mit alpinen, pannonischen, asiatischen, mediterranen und nordischen Einflüssen bildet der See ein Grenzen überschreitendes Konglomerat, welches Grundlage für die hohe Artenvielfalt und weiterführend deren Schutzcharakter war (vgl. Nationalpark Neusiedler See, 2021)
Ein kurzer abriss der geschichte Charakteristisch für den See waren allerdings nicht nur seine naturräumlichen Gegebenheiten, sondern der Einfluss verschiedenster Kulturen auf die Landschaft. Von der Bernsteinroute in der Antike, dem Einfluss der römischen Provinz Pannonia über die Besiedlung von Germanen, Kelten und Römern weiter zu verschiedenen magyarischen Stämmen, wodurch schließlich im 11. Jahrhundert der ungarische “Staat” gegründet wurde. Eine Belagerung während der Expansion des Osmanischen Reichs führte zu Verwüstungen und einer zwischenzeitlichen Entvölkerung der Region. Das 17. Jahrhundert war mit der
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Einnahme großer Regionen durch die Familien Esterházy und Batthyany für heutige Eigentumsverhältnisse entscheidend. Danach, kam es durch das Aufkommen des Österreich-Ungarischen Reiches zu einer erneut starken Magyarisierung und der Einfluss Österreichs stieg bis an das Ende des ersten Weltkrieges, durch das Unterschreiben des Friedensvertrages von St. Germain im Jahr 1920 An. Der zweite Weltkrieg und der Eiserne Vorhang haben bis heute durch seine Verwüstungen und einer erstmaligen Trennung der beiden Seeseiten noch Nachwirkungen. (vgl. Verein Weltkulturerbe Neusiedlersee, Sekretariat des ungarischen Nationalkomitees für das Welterbe, 2003).
projekte und grössenwahn Unterschiedliche Wirtschaftstypen dieser Perioden führten zu einer starken strukturellen Dynamik der Kulturlandschaft. Beispielsweise, die Mechanisierung der Landwirtschaft und ein, durch den technischen Fortschritt ermöglichter, hydrologischer Eingriff in den Naturraum prägten die Region nachhaltig
(vgl. Verein Weltkultur-
erbe Neusiedlersee, Sekretariat des ungarischen Nationalkomitees für das Welterbe, 2003). Doch auch ein gewisser Größenwahn konnte festgestellt werden. In den 50er und noch einmal in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde beispielsweise versucht, eine Brücke über den See zu bauen, um die Anbindung an Wien zu fördern. Erste große Umweltinitiativen konnten dies jedoch verhindern. Auch ein Dasein als Fischteich wurde besprochen. Wirklich umgesetzt wurde eine Trockenlegung des Seewinkels. 1775 wurden im Auftrag der Fürsten Esterházy Entwässerungskanäle angelegt, um den Seebereich landwirtschaftlich nutzen zu können. Allerdings stellte sich der Schlammboden des Sees als wenig ertragreich heraus. Auch ein Kraftwerk wurde geplant. So sollte das Vorhaben den schwankenden Wasserspiegel stabilisieren und dabei gleichzeitig Energie gewinnen. Abschließend konnte auch der Plan einer Schwebebahn zwischen
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Wien und Neusiedl aufgezeichnet werden. Nie realisiert, sollte dadurch der wachsende Tourismus zu Beginn der 1920er Jahre gestärkt werden. (vgl. Nationalpark Neusiedler See, 2004)
naturschutz Groß gedacht in der Domestizierung des Sees wurde so bereits in der Vergangenheit. Dementsprechend früh kamen auch erste Schutzgüter am See auf. Durch den wirtschaftlichen Fortschritt in der Nachkriegszeit wurde bereits damals der Naturraum von der steigenden Konjunktur bedroht. Dadurch kam es zum Erlass eines ersten Landschaftsschutzgebietes im Jahr 1962. Im Jahr 1993 folgte dann der Nationalpark nach langjähriger Diskussion (vgl. ebd). Bis ins Jahr 2021 beanspruchten sechs Schutzgebiete unterschiedlich große Flächen am Neusiedler See. Die Schutzwirkung war von Betretungsverboten zu Bewilligungspflichten unterschiedlich:
Nationalpark seit 1992 Erlangte Rechtswirkung über die Naturzone, wo das Betreten, der Aufenthalt und jeglicher Eingriff verboten war. In der Bewahrungszone war nur das Betreten auf markierten Wegen erlaubt (vgl. ris 2021a).
Landschaftsschutzgebiet seit 1980 Erlangte Rechtswirkung über eine notwendige Genehmigung von Bauvorhaben. Auch war es verboten Landschaftsteile zu verändern (vgl. ris 2021b).
Europaschutzgebiet seit 2013 Erlangte Rechtswirkung über Verträglichkeitsprüfungen und teilweise Bewilligungspflichten (vgl. ris 2021c).
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Abb. 5: Schutzzonen eigene Darstellung, Daten: GeoDaten Burgenland 2021: https://geodaten.bgld.gv.at/ de/downloads/fachdaten.html (abgerufen am 17.04.2021); Geofabrik 2018: http:// download.geofabrik.de/ europe.html (abgerufen am 17.04.2021) Unesco Schutzgebiet
Nationalpark Naturpark Schongebiet Landschaftsschutzgebiet Neusiedler See Gebäude 0
0
2,5
5
2,5
5
10 km
2021 2,5
5
10 Kilometer
10 km
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Naturpark seit 2005 Erlangte Schutzcharakter durch Zusammenarbeit von Akteuren, wie Tourismusverbände der Anrainergemeinden, Grundbesitzer und Infrastrukturbetreiber (Strategie, 2021).
Unesco Weltkulturerbe seit 2001 Erlangte keine Rechtswirkung, da es nicht formell durch eine öffentliche Institution verabschiedet wurde. Gewann vor allem durch den internationalen Status Schutzcharakter. Es wurde dabei ein Managementplan erstellt, ein in Österreich sitzendes Komitee überwachte die Entwicklungen am See und konnte empfehlend einschreiten (vgl. Verein Weltkulturerbe Neusiedlersee, Sekretariat des ungarischen Nationalkomitees für das Welterbe, 2003).
Ramsar Konvention seit 1982 Erlangte Rechtswirkung über den Vollzug von in 3-jährigem Abstand verabschiedeten Resolutionen eines internationalen Komitees. Für den Vollzug waren die Länder zuständig (vgl. bmlfuw 2014).
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Abb. 6: Schilfgürtel eigene Darstellung, Daten: Geofabrik 2018: http:// download.geofabrik.de/ europe.html (abgerufen am 17.04.2021) Schilfgürtel Neusiedler See 0
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Der Schilfgürtel Ein wichtiger Bereich des Neusiedler Sees, der schon vor 2021 stetigen Veränderungen unterworfen war, war der 163km2 große Schilfgürtel. Dieser war von den Besonderheiten des Sees, wie der ursprüngliche Abflusslosigkeit, der geringen Tiefe, dem erhöhten Salzgehalt, den hohen Wassertemperaturen im Sommer und den Besonderheiten des Wasserhaushaltes begünstigt. Mit Ausnahme von Podersdorf und künstlich angelegten Seebädern war der gesamte Neusiedler See von einem Schilfgürtel umgeben. Dessen Breite variierte zwischen 100m und 11km in Ungarn. Auch die Ausprägungen des Schilfs weisten Unterschiede auf: Während auf der Seite des Sees Halme bis zu 4m in die Höhe wuchsen, war das Schilf landseitig meist niedrigwüchsig und schütter. Externe Gefahren für den Schilfbestand stellten der Bodendruck von Erntefahrzeugen und ein zu dichtes Mähen an der Wasseroberfläche dar. Eine Besonderheit des Schilfs war, dass es den Lebensraum für verschiedene Vogelarten darstellte. Es waren in diesem aber auch andere Tiere wie Schmetterlinge und Sumpfmäuse zu finden. (vgl. Kohler o.D.) Als Konsequenz der Stabilisierung des Wasserspiegels durch den Bau des Einserkanals, brachte der Schilfgürtel für den See als auch deren Bewohner*innen die Besonderheit mit sich, dass er einen Großteil der Seefläche unzugänglich machte. Über einzelne Zugänge (in Abb. 7 sichtbar) bahnten sich die Gemeinden mit der Zeit zwar ihren Weg durch das Schilf, wodurch eine besondere räumliche Struktur entstand. Viele Gemeinden errichteten durch Aufschüttungen neue Zugänge mit Inselcharakter, welche durch eine Stichstraße vom Ortskern erreichbar waren. Doch der Großteil des Seeufers war der Natur überlassen. Einzelne Bauvorhaben waren bereits ersichtlich in der Struktur. Weitere sollten noch folgen.
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Abb. 7: Seezugänge eigene Darstellung, Daten: Geofabrik 2018: http:// download.geofabrik.de/ europe.html (abgerufen am 17.04.2021) Höhenlinien Wasserflächen (Neusiedler See) 0
1,25 2,5
5 Kilometers
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Schilfgürtel in zahlen
Seefläche
315 kM2
163 kM2 Schilfgürtel
Quelle: eigene Erhebung, openstreetmap
80% Schilf 13% Privatbesitz 7%
Öffentlich zugänglich Quelle: eigene Erhebung, openstreetmap
unzählige Parkplätze 8 Seebäder 32
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Quelle: eigene Erhebung, openstreetmap
108,805 m2
Ø Gebäudegröße
Quelle: eigene Erhebung, openstreetmap
1,3% des Schilfgürtels wurden im Zuge von Aufschüttungen, dem Tourismus gewidmet (vgl. Nationalpark Neusiedler See, 2004)
4150 Bootsliegeplätze Quelle: eigene Erhebung, openstreetmap
570 Motorboote
168 647 m2 bebaut 1550 Gebäude
Quelle: eigene Erhebung, openstreetmap
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Zuruck in die zukunft 35
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Die Zukunftsvision auf den nächsten Seiten wird über zwei Themenpakete beschrieben, welche alle wiederum einem zweiteiligen Aufbau folgen. Zu Beginn wird die inhaltliche Ebene der Vision beschrieben. Diese hat einen rein fiktiven Charakter und keinen Anspruch einer Zukunftsprognose der Realität. Das Ziel dieser Vision ist viel mehr die Aufarbeitung der Erkenntnisse aus der Gegenwart, dem Jahr 2021. Diese Ergebnisse aus der zuvorgehenden Dokumenten- und Internetrecherche, einer räumlichen Analyse als auch einem Expertinneninterview werden im nachfolgenden Kapitel mit dem Titel „Herleitung“ beschrieben. Der Inhalt dieses Kapitels soll auch als die notwendige Fundierung für die Vision zuvor dienen. Im abschließenden Kapitel, mit dem Titel „Umleitung“, werden Handlungserfordernisse oder Alternativen vorgestellt, welche die dystopische Entwicklung der Region verhindern hätten können,
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A u s u f
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f e r u n g e n
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Eine neue struktur In Jois wird gerade die vierte Inselwelt fertiggestellt. In Neusiedl wurde die Baulücke zwischen den ersten Siedlungen im Schilfgürtel und der ehemaligen Bestandsstadt gefüllt und ergibt nun einen zusammenhängenden Siedlungsraum. Weiden hat sein Feriendorf auf das Doppelte der ursprünglichen Größe vergrößert. Die siedlungstechnischen Entwicklungen im Schilfgürtel haben sich in den letzten Jahrzehnten wie ein Lauffeuer verbreitet. Wurde in einem Ort ein neues Projekt verwirklicht, haben sich die umliegenden Ortschaften dies als Argument genommen, etwas gleichwertiges zu realisieren. Diese Art der räumlichen Entwicklung weist am See bereits traditionellen Charakter auf. So haben sich mit der Zeit auch die südlicheren Ortschaften dem Konkurrenzkampf angeschlossen und Stück für Stück ihren Seezugang als wirtschaftliche Einnahmequelle domestiziert.
Entwicklungsgeschichte Der Nutzungsdruck auf die einzelnen Seezugänge wurde über die Jahre, durch die fortschreitende Entwicklung derer, immer größer. Allerdings war man lange Zeit naturräumlich auf den historischen Ausbau der Zugänglichkeiten beschränkt und neue Flächen sollten nicht gewidmet, aufgeschüttet oder erschlossen werden. So war die Aufschüttung von neuen Flächen explizit nicht erlaubt (vgl. Landesentwicklungsprogramm Burgenland 2011, 2012). In diesem Sinne konnte bemerkt werden, dass in den 2010er bis Anfang 2020er Jahren durchaus Anstrengungen unternommen wurden, welche einen weiteren Ausbau verhindern sollten. Eine steigende Nachfrage dieser standortspezifisch günstigen Flächen mit Zugang zum See führte allerdings durch die räumliche Konzentrierung des Nutzungsdruckes auch zu einer Verdichtung an Investitionen in diesem Bereich. Gemein40
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den im Norden der Seeregion, wie Neusiedl und Weiden, verfügten hier dank großzügiger Widmungen im vorigen Jahrtausend über mehr Flächenpotenzial als andere Gemeinden (vgl. Anhang 1, S.92). Der gleichzeitige Einfluss der Metropolregion “Centrope” und die infrastrukturell bessere Erschließung haben diesen beiden Gemeinden eine bessere Lagegunst gebracht, wodurch speziell Neusiedl oft mit zuvor unbekannten Projekten die Richtung für die Entwicklung des Schilfgürtels festlegte. Der Konkurrenzkampf zwischen den Gemeinden führte so im Laufe der Zeit zu einer Kopie der Entwicklungen in Neusiedl, und trieb den strukturellen Ausbau des Naturraumes an. So wurden die, durch alte Widmungen verfügbaren Flächen, schnell entwickelt und alle bestehenden Potenziale ausgeschöpft. Im Zuge dessen wurden alte Seebäder aus den 1980er Jahren als Möglichkeit einer generellen Überholung des gesamten Seezugangs gesehen. Über in die Jahre gekommene Einrichtungen wurde versucht Zugang und Legitimation für einen Ausbau dieser, oft alter Seebäder oder Hotelanlagen, zu bekommen. Immer mit dem ökonomischen Interesse im Hintergrund. Doch auch diese Ressourcen wurden in der Mitte der 2020er Jahre auf österreichischer Seite ausgeschöpft. Gleichzeitig entstand parallel auf ungarischer Seite des Neusiedler Sees ein Projekt, welches entwicklungstechnisch am See ein neues Zeitalter einleitete. Die Ära der “Megapojekte”. Zwar waren Vorhaben, welche als Megaprojekt klassifiziert werden könnten, in der Geschichte der Landschaftsveränderung am Neusiedler See keine Neuigkeit. Jedoch stellte der Ausbau des Seezuganges in Fertorákos durch sein Ausmaß erstmals eine Konkurrenz zu den österreichischen Anlagen dar. Speziell der Tourismus fürchtete sich vor sinkenden Nächtigungszahlen. Hier markieren die 2020er Jahre einen wichtigen Wendepunkt in der strukturellen Entwicklung des Schilfgürtels. Durch politisches Interesse gestärkt, wurden aufgrund eines immer stärker werdenden Expansionsdrangs und als existenziell wahrgenommenen Bedrohungen aus dem Süden erstmals wieder neue Widmungen im
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Schilf ermöglicht. Gleichzeitig wurden sämtliche Einschränkungen der Bautätigkeiten, wie verbotene Aufschüttungen, wieder fallen gelassen. Im Großen und Ganzen ging es um die Sicherung des touristischen und wirtschaftlichen Standbeins. Etwaiger Druck der Immobilienwirtschaft wird heute noch als ergänzender Auslöser dieser neuen Herangehensweise gesehen. Denn, das durch die vergangenen strukturellen Verwirklichungen, in seereichweite manifestierte Interesse, schwund nicht, sondern stieg mit immer heißer werdenden Sommern und der erfolgreichen Etablierung der Projekte weiter an. So rüsteten danach die österreichischen Gemeinden, dem ungarischen Beispiel folgend, ihre Seezugänge weiter auf. Allerdings eben das erste Mal in der Geschichte ohne flächenbezogene Einschränkungen. Dementsprechend verstärkte sich die siedlungstechnische Aneignung des Schilfgürtels um die 2030er Jahre immer mehr. Vorwiegend hochpreisige Apartmentanlagen und touristisch geprägte Anlagen, welche ihren Ursprung in den 2020er Jahren fanden, wurden errichtet. Der Neusiedler See entwickelte sich immer mehr zu einer vom Tourismus dominierten Region, wie es zuvor lediglich von alpinen Regionen bekannt war. Die unzähligen Schutzzonen, welche über dem Seegelände noch immer liegen, konnten und können diesen Entwicklungstrend nicht verhindern. In den letzten 10 Jahren bis heute im Jahre 2040 hat sich der See zu einer der führenden Tourismus-Metropolen in Österreich entwickelt. Zudem wird der Naturraum immer “erlebbarer” für seine Besucher*innen. Die, durch die Größe und Weitläufigkeit, guten Voraussetzungen für den Bootsbetrieb haben die Freizeitmöglichkeiten weiter in den See getrieben. So sind Bars und Restaurants auf kleinen Inseln im See entstanden, die lediglich per Boot erreichbar sind. Kajaktouren durch die fragmentierten Schilfbestände mit der Hoffnung auf die Sichtung von den letzten hier gebliebenen Vogelarten erfreuen sich großer Beliebtheit. Doch noch immer ist die Natur ein wichtiger Bestandteil der regionalen Identität, welche vom Tourismusmarketing beworben wird. Aller-
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dings, eine tatsächlich eintretende Entfremdung dieser spiegelt die schizophrene Philosophie einer wirtschaftlichen Verdrängung von Naturraum bei gleichzeitiger Bewerbung, sehr gut wieder.
Eine Geschichte von Investitionen In Zeiten, wo Wien bald mediterranes Klima angenommen hat (vgl. Bastin, 2019), suchen immer mehr Städter im Sommer die Flucht an den See. Die vielen Apartmentanlagen am See wurden bereits vor Fertigstellung alle, mit vorausgehenden langen Warteschlangen, verkauft. Die Verantwortlichen der Liegenschaftsvergabe leben selbst in den Apartmentanlagen und können laut Gerüchten auch mehrere Einheiten davon ihr Eigen nennen. Ein Teil dessen wird wieder an Untermieter vergeben. Ein Blick in das System der Immobilienentwickler ist schwer zu erlangen, da sie in der Region durch die entstandene Nachfrage sehr einflussreich geworden sind. Aber nicht nur der private Immobilienmarkt ist höchst mobil und ein wesentlicher Bestandteil der regionalen Wirtschaft. Auch der Tourismus ist seit der fehlgeschlagenen Reactive Mission der UNESCO rasant gestiegen und entwickelte sich zum aktuell wichtigsten wirtschaftlichen Standbein für die Seeregion. Die Hotels sind ausgebucht und können mit ihrer Lage direkt am und teilweise bereits im See bei den Touristen punkten. Der Tourismus, welcher hier stark im Zusammenschluss mit dem Nationalpark Komitee arbeitet, konnte seine Urlaubssaison fast ganzjährig ausweiten.
EIne Geschichte von Zuführungen Durch etliche Wasserzuführungen über die letzten Jahre wurde der Wasserspiegel aus der Not heraus immer wieder stabilisiert. Die nächste Zufuhr aus der Donau soll scheinbar bereits in Planung sein. Zwar gab es immer wieder Diskussionen und Proteste verschie-
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denster Naturschutzorganisationen, jedoch überwieg politisch doch immer das wirtschaftliche Interesse. Seit dem aber die UNESCO das letzte Mal im Ort war, verstummte der Protest immer mehr. Generell scheint in den letzten Jahren der Mut und die Hoffnung vieler gemeinnütziger Organisationen zu schwinden. Die Staaten werben international zwar mit Nachhaltigkeitszielen, jedoch erwärmt sich der Planet dadurch nicht weniger. Viele Personen in der Region haben bereits die Einstellung, dass der sogenannte Point of no Return sowieso vor einigen Jahren vorüber gegangen se, und hoffen nun auf technologische Innovationen als Rettung. Dennoch, seit den 2020er Jahren beschleunigte sich die räumliche Entwicklung parallel zur verstärkten Erwärmung der Städte, und es entstanden die heutigen Siedlungsmuster.
Eine Geschichte von Autos und Haushälten Die Ausuferungen der örtlichen Siedlungsstrukturen, ob in den See oder an den Ortsrand, verstärkten auch weiter die Abhängigkeit der Bewohner*innen auf den Individualverkehr. Autonome, mittlerweile elektrifizierte Autos verkehren mit ihren Insassen in zunehmendem Ausmaß zwischen den Apartmentanlagen im Schilfgürtel oder den Einfamilienhäusern am Ortsrand. Zwar erhoffte man sich durch die Innovation früher zwar eine Verminderung des Individualverkehrs, doch die nicht geglückte Distanzierung vom privaten Eigentum eines Beförderungsmittels, vernichtete diese Hoffnungen. Wenn die Bevölkerung des Schilfgürtels allerdings nicht gerade an Land unterwegs ist, gehen sie ihre Wege vorwiegend per Wasserweg nach. Ein hauseigener Liegeplatz ist bereits Standardangebot einer jeden Liegenschaft. Die dadurch entstandene Popularität des Wasserverkehrs führte auch dementsprechend zu zweckgebundenen Nutzungen, wie Restaurants oder Bars auf kleinen Seeinseln mit eigenen Anle-
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gestegen. Der Neusiedler See wurden somit immer stärker zum Lifestyle-Produkt. Die örtliche Planung befürwortet diese Entwicklungen und spricht sich für den wirtschaftlichen Aufschwung zu einer der führenden Tourismusregionen Österreichs aus. Doch kämpfen die Gemeinden noch immer stark mit dem Ausgleich des Gemeindehaushaltes, welcher durch die hohen laufenden Kosten des ineffizienten Infrastrukturausbaus notwendig wurde.
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Herleitung Die Zeit um das Jahr 2020 markierte, wie vorhin beschrieben, einen wichtigen Wendepunkt in der baulichen Aneignung des Schilfgürtels. Die Ära der Megaprojekte als Initiator für die danach nicht mehr zu verhindernden Baulandwidmungen im Schilf, belegen einen entscheidenden Moment in der Entwicklungsgeschichte des Sees. In diesem Kapitel wird deshalb versucht, die vorausgehenden Dynamiken zu beschreiben, um damals vorzufindende Missstände zu identifizieren.
Ein neues Landschaftsbild Zu Beginn des neuen Jahrtausends ließ sich am Neusiedler See ein neu erstärktes Nutzungsinteresse von Flächen am Seeufer erkennen. Mehrere Bauvorhaben wurden nach und nach in zuvor nicht bekanntem Ausmaß realisiert. Durch die spezielle landschaftliche Formung des Sees, mit seiner von Natur aus geringen Fläche an Bereichen mit Seezugang, fokussierten sich die Projekte auf die für den See charakteristischen „Inseln“ im Schilfgürtel. Als Initiator oder Trendsetter dieser Neuentdeckung des Neusiedler Sees wurde die Mole West in das Rampenlicht gerückt (vgl. „Der Neusiedler See boomt, doch die Idylle ist bedroht“, 2019). Der Bau des Lifestyle Restaurants deutete auf eine neue Konstruktion des Landschaftsbildes hin. So wurde der direkte Seezugang des Lokals, mit seinen Bootsliegeplätzen und privaten Seeblick als Verkaufswert beworben. Der See im Mittelpunkt und als Kern der Vermarktung rückte somit im Bewusstsein der Menschen wieder mehr in den Vordergrund. Diese Tatsache und die spätere Nachahmung anderer Gemeinden sprechen für ein damals neuartiges Interesse an Flächen mit Seezugang. Das Katamaran in Rust oder das Fritz in Weiden waren quasi in deren Stil Duplikate der Mole West. Beide Lokale haben um eigene Bootsanlegeplätze besessen und mit exklusiven Zugang zum See geworben. 48
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Die räumliche Verbreitung typologisch ähnlicher Projekte um den See, von Gemeinde zu Gemeinde also, hat sich damals als eine bis heute noch gültige Charakteristik entwickelt (vgl. „Ein Lauffeuer am See“, 2017). Wurde ein Projekt erfolgreich in einer Gemeinde realisiert, so haben es sich die anderen Gemeinden oft als Anspruch gesetzt, das Selbige zu tun. Dadurch haben sich etwaige Planungsfehler umgehend multipliziert.
eine ausgangslage für 2040 Der Zeitraum im 21. Jahrhundert vor der Ära der Megaprojekte war auch deshalb ein Entscheidender, da hier durch eine erste Welle von baulichen Tätigkeiten im Schilfgürtel die Grundlagen für spätere Entwicklungen gelegt wurden. Doch um diese zu begreifen ist ein Blick in die zurückliegende Geschichte der Besiedlung des Schilfgürtels notwendig.
Menschliche Aneignung des Schilfgürtels Erste Badehütten und Schilfhütten kamen mit der ersten größeren, touristischen Erschließung gemeinsam. Zuerst noch am Ortsrand, später setzten sich erste Baulichkeiten mit dem Wachstum des Schilfgürtels aber immer weiter im Seegelände Fest. Um einen freien Wasserzugang zu gewährleisten (vgl. „Bauen um den Neusiedler See: Ebbe und Flut in der Steppe“, 2021). Diese Zeit prägte auch den ersten landschaftlichen Perspektivenwechsel, welcher durch eine positive Konstituierung der Seelandschaft touristisch aufgenommen wurde, und mit dem “Meer der Wiener” als Marke, sich bis heute in die Köpfe der Menschen eingeprägt hat (vgl. Békési, 2007). Zwar brauchte es eine Zeit bis der Tourismus der Landschaft endgültig seinen Stempel aufsetzte, doch das damals erstmalige Nutzungsinteresse des Fremdenverkehrs, markierte einen wichtigen
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Meilenstein für die menschliche Aneignung des Sees. Erst in der Nachkriegszeit des zweiten Weltkrieges kam der See anschließend immer mehr in den Fokus des Tourismus. Allerdings im Unterschied zum Aufschwung der Zwischenkriegszeit, war es diesmal durch den wirtschaftlichen Fortschritt, die breite Masse der Bevölkerung, welche daran teilhaben konnte (vgl. Békési, 2007; Nationalpark Neusiedler See, 2004). Seebäder, welche zuvor zwar bereits zu Teilen errichtet wurden, hatten in den Nachkriegsjahren einen erheblichen Ausbau bekommen und dienten so als Sprungbrett für den wachsenden Tourismus. Aufschüttungen von Straßen, Park- und Campingplätzen festigten die menschliche Aneignung des Schilfgürtel immer mehr und legten zu dieser Zeit einen weiteren Grundstein für spätere Ausbauten (vgl. ebd). Parallel zum touristischen Wachstum kam es immer mehr zu siedlungstechnischen Entwicklungen im Schilfgürtel. In Form von ersten Schilfhütten. Zunächst noch punktuell, wie es in Rust in den 1950er Jahren der Fall war. Später aber entstanden erste Gemeinschaften in Form von Ferienwohnsiedlungen, wie es in Weiden und Neusiedl in den 1970er bis 1980er Jahren vermerkt werden konnte (vgl. ebd). Der Bau der ersten Ferienwohnsiedlungen markierten den nächsten wichtigen Schritt in der siedlungstechnischen Entwicklung des Sees. Damals waren alle Anlagen allerdings noch ausschließlich als Nebenwohnsitz nutzbar, gebaut auf einer Widmung für Fremdenverkehr und Erholung, welche heutzutage im Jahr 2040 als eine wichtige Grundlage für die strukturellen Ausuferungen gesehen wird. So hatten Badehütten der Adeligen den Grundstein für den Bau von Seebäder der Massen gelegt (vgl. Békési, 2007; Nationalpark Neusiedler See, 2004), welche wiederum durch die gestärkte Aufmerksamkeit den Ausgangspunkt für Ferienwohnsiedlungen bildeten. Dabei war das Fremdenverkehrswesen immer Initiator oder Begleiter von Entwicklungen. Allerdings wie durch den Bau von Wohnsiedlungen mit
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Abb. 9: von links oben nach rechts
unten: Inseltwelt in Jois, der Ha-
fen und Refugium in Neusiedl, und die Ferienwohnsiedlung in Weiden, Po d e r s d o r f , der Segelhafen in Breitenfurt, die Schilfhütten in Rust, der Seezugang in Fertőrákos vor seiner Neugestaltung
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eigenen Ferienhäusern oder den unzähligen privaten Schilfhütten bemerkbar ist, war die Individualisierung der Gesellschaft bereits eine wichtige Komponente, welche zum damaligen Strukturbild des Schilfgürtels im vorigen Jahrtausend geführt hatte.
Eine erste welle Ab den 1980er Jahren bekam die Seeregion durch das Aufkommen von Billigflügen Konkurrenz vom internationalen Tourismus, und so stagnierte die strukturelle Entwicklung am Seeufer ein wenig (vgl. Nationalpark Neusiedler See, 2004). Erst im neuen Jahrtausend, durch die zuvor angesprochene Veränderung des Landschaftsbildes, manifestiert durch den Bau der Mole West, mobilisierte sich die Bautätigkeit wieder langsam und es entstanden Erste Siedlungsstrukturen in einem neuen Licht. Durch den vorausgehenden Einstieg Österreichs in die EU, der folgenden Internationalisierung und der zunehmenden Globalisierung veränderte sich das wirtschaftliche System zunehmend. Dies hatte weitreichende Folgen für die burgenländischen Dörfer, als auch deren Seezugänge im Schilfgürtel. (vgl. Bauer, 2015). Es konnte ein Verlust von regionalen Bezügen identifiziert werden, welcher im vorigen Jahrtausend noch anwesend war. Es wurden immer weniger, bis gar keine lokale Rohstoffe für den Bau herangezogen, für die Region historisch fremde Architekturstile gewählt und die Projekte wurden immer unverhältnismäßiger zum Bestand bezüglich deren Größe (vgl. Bauer, 2015; „Mitten in den Steppensee“, 2018). Eine Entwicklung, die diese Tendenzen durchaus förderte, war die immer größer werdende Kommerzialisierung der Seezugänge, welche sich durch eine Geldakkumulation im Boden materialisierte. Dementsprechend stieg das Nutzungsinteresse der Flächen mit direktem Seezugang erstmals in bis dahin unbekannte Sphären an (vgl. „Das Geld im Schilf“, 2010). Die Grundstückspreise in Gemeinden mit Seezugang stiegen gleichzeitig überpropor-
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tional zu den Gemeinden ohne Seezugang. Eine weitere Entwicklung, welche das neu aufgekommene Nutzungsinteresse widerspiegelte, war die Entwicklung der mittlerweile veraltet gewesenen Seebäder. Diese wurden historisch durch die Stiftung Esterhazy an die Gemeinden verpachtet. In den 2010er Jahren wurden dann teilweise Pachtverträge den Gemeinden gekündigt, wodurch erfolgreich versucht wurde, über die Seebäder als Ausgangspunkt eine komplette Überholung der aufgeschütteten Zugänge zu legitimieren. Ihren Ursprung fand diese Herangehensweise in Breitenbrunn (vgl. „Baustellen im Unesco-Welterbe“, 2020).
Last aus alten zeiten Eine wichtige Komponente für die stattgefundene Entwicklung war die Widmungskategorie für Fremdenverkehrs- und Erholungseinrichtungen. Dadurch wurde der Tourismus am Seeufer in der Flächenwidmung besonders behandelt und bekam seinen eigenen Stellungswert. Der Grund für die Auswahl dieser Widmungskategorie lässt sich historisch durch die zuvor beschriebene Entwicklungsgeschichte gut herleiten und belegt auch das durchaus dagewesene Interesse der Gemeinden, die Seezugänge unter anderem als Orte der Freizeit für deren Bewohner*innen zu nutzen. Zumindest noch in den 1970er und 1980er Jahren. Denn zu diesem Zeitpunkt wurden viele Widmungen, auf welchen heutige Bebauungen stehen, ausgewiesen (vgl. Anhang 2, S.92). Leider damals in zu großem Umfang, was eine große Last für die Planung in den Jahrzehnten danach darstellte (vgl. ebd) und für die räumliche Entwicklung bis heute in das Jahr 2040 maßgebend war. Bauland wurde damals als Initiative gegen ansteigende Grundstückspreise großzügig gewidmet. Doch leider bewahrheitete sich dieses Ziel nicht, da viele Eigentümer*innen ihre Grundstücke für spätere Zeiten horteten. Wodurch diese wiederum nicht auf den Markt kamen, und damals trotz Baulandüberhangs in Gemeinden ein Mangel an ver-
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fügbaren Flächen erkennbar war. Dies hat wiederum Grundstückspreise steigen lassen. Dieses Phänomen ließ sich in den 2010er Jahren auch im Burgenland identifizieren. Mit 37,9% gewidmeten, aber nicht bebautem Bauland war das Bundesland Spitzenreiter in Österreich, wo der Durchschnitt bei 26,5% lag (vgl. Fitz et al., 2020). Dennoch drängte sich trotz übermäßig vorhandenem Bauland und einer Widmung für Fremdenverkehr im Schilfgürtel ein immer stärker werdender Siedlungsdruck auf. Ein Zeugnis von fehlgeleiteter Planung und dem Vorreihen wirtschaftlicher Interessen?
planung gefangen im teufelskreis Ein Überhang an Bauland begünstigte also neue Widmungen, da bestehende mit Bauland gewidmete Grundstücke damals nicht verfügbar waren. Diese neuen Widmungen entstanden damals schon, häufig am Siedlungsrand. Eine Initiative seitens der kommunalen Planung, die leerstehenden Häuser im Inneren des Ortes oder auch bereits am Ortsrand in einer Weise, wieder zu nutzen, gab es nicht (vgl. Anhang 1, S.87). Das begünstigte spätere Entwicklungen, die nach und nach Orte zusammenwachsen ließen. Bandstädte als ländliches Entwicklungsmodell gab es bis dato noch nicht. In dieser Weise war Burgenland Vorreiter. Allerdings mit einem eintretenden Klimawandel reproduzierten die Gemeinden durch eine fragmentierte Siedlungsweise auch hohe Infrastrukturkosten für Aufschließungen und den Erhalt neuer Siedlungsbereiche. Ebenso verfestige diese Siedlungsweise eine Abhängigkeit des motorisierten Individualverkehrs und verhinderte den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr nachhaltig. In diesem Fall war das Burgenland, aber auch ein großteil der damaligen ländlichen Planungskultur kein Vorreiter. Denn neben den nachteiligen ökologischen Ursachen kamen die Gemeinden in einen Teufelskreis. Die Bevorzugung wirtschaftlicher Interessen war auch eine gewisse Notlösung um Budgetlöcher, entstanden durch hohe jähr-
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Abb. 10: Fremdenverkehr eigene Darstellung, Daten: Geofabrik 2018: http:// download.geofabrik.de/ europe.html (abgerufen am 17.04.2021) Widmung Fremdenverkehr Neusiedler See Schilfgürtel
10 km 0
0
2,5
5
2,5
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10 Kilometers
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liche Investitionen in Infrastrukturen wie Straßen, auszugleichen (vgl. Anhang 2, S.54). Doch die Genehmigungen für Bebauungen im Schilfgürtel trieben die Gemeinden nur noch weiter in den Teufelskreis hinein und nahmen sich dabei, Projekt für Projekt, jegliche Entscheidungskompetenz.
Gemeinden ohne Seezugang
Gemeinden mit Seezugang
10 € Baulandpreise pro m²
Abb. 11: Grundstückspreise
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1 See 2 Welten
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1 See 2 Welten Die hohe Nachfrage an Wohnraum am Wasser und das fehlende Bewusstsein für eine langfristige Planungsperspektive in der örtlichen Verwaltung haben die Bauvorhaben immer weiter in den See ragen lassen. Die historischen Ortskerne sind mittlerweile in Vergessenheit geraten. Durch langjährige Vernachlässigung wurden alte Streckhöfe zu Ruinen. Die Bewohner*innen der Seeregion wohnen vorwiegend in zerstreuten Einfamilienhaussiedlungen. Die zwar noch über eigene Verwaltungsgrenzen getrennten Ortschaften Neusiedl am See, Weiden, Gols, Mönchhof und Halbturn sind zu einer großen “Bandstadt” zusammengewachsen. Die Tendenz zu dieser Siedlungsentwicklung wurde bereits im Jahr 2018 festgestellt (vgl. Interview Welterbe). Die langjährige Ausweisung von Baulandwidmungen am Ortsrand haben einen neuen Siedlungskörper geschaffen. Viele als veraltet geltende Einfamilienhäuser aus früheren Generationen stehen mittlerweile leer. Gebaut und gewidmet wird allerdings dennoch weiter. Aktuell ist sogar eine neue Baulandwidmung in der öffentlichen Auflage. Die neuen und modernen Apartmentanlagen mit Seeblick auf der einen Seite des Schilfgürtels, die leerstehenden Ortskerne auf der anderen Seite. Häuser am Rand für Personen mit Hauptwohnsitz, und Häuser am See für Personen mit Nebenwohnsitz. Ein See, zwei Welten. Für die Bevölkerung der Seeregion sind durch einen immer exzessiver betriebenen Ausbau der Seezugänge paradoxerweise auch immer mehr Bezugspunkte zum See verloren gegangen. Der See gehört den Personen, die sich diesen leisten können. Eine überwiegend wohlhabende Bevölkerungsschicht mit Zweitwohnsitz am See lebt mittlerweile in einer Parallelwelt neben der seit Generationen in der Region beheimateten Bevölkerung. Der Zugang zum Wasser wurde zum
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„weil es eine Erinnerung ist, die Identität schafft“ - Herbig
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Statussymbol und der See ein Lifestyleprodukt. Ein Segregationsprozess hat stattgefunden.
Eine Geschichte vom Leben am See Das Boot ist zum Hauptverkehrsmittel am See geworden. Das Leben am Wasser zum Statussymbol. Wer es sich leisten kann, hat sein Feriendomizil mit Seezugang. Viele arbeiten mittlerweile auch direkt von zu Hause aus, denn in der Stadt ist es ihnen zu heiß geworden. Die Lage des Neusiedlersees mit seiner Nähe zu Wien und Bratislava macht den See für viele Personen zum idealen Fluchtort. Für die Bewohner*innen gibt es alles, was sie für ihr Leben brauchen direkt am oder im See. Der Supermarkt ist nun auf einer kleinen Insel vor Neusiedl, nur per Boot erreichbar. Daneben hat sich ein Co-Working Space angesiedelt, wo viele mittlerweile ihre Arbeit verrichten wenn sie nicht in der Stadt sind. Was immer häufiger vorkommt. Am Abend treffen sich viele in ihren Yachtclubs oder den unzähligen Restaurants am See. Ein Paradies für die vielen Neu-Siedler. Den See von “früher” kennt niemand mehr, er ist ihnen nur als “Gatschlackn” bekannt.
Eine Geschichte vom Leben am Land Das Auto blieb das Hauptverkehrsmittel. Das Leben am Land ist mittlerweile ein gemeinsamer suburbaner Speckgürtel zwischen Wien und Bratislava. Die früher geplante Bandstadt wurde doch, zwar nie in diesem Sinne geplant, vollendet. Von den einstigen historischen Ortskernen sind teilweise nur mehr Ruinen über. Die meisten wurden allerdings sowieso durch Einfamilienhäuser ersetzt, wodurch der Siedlungsraum ein großes Gefüge wurde, ohne lokale Zentren oder Identitäten. Jeder lebt im eigenen Haus, in der eigenen Welt. Der See ist wenigen mehr ein Anliegen. Einige gehen
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Meer der Burgenländer oder Meer der Wiener?
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hin und wieder noch essen an eines der Restaurants am Ufer, doch heimisch fühlen sie sich dort schon lange nicht mehr.
Die vergessene welt Die Seezugänge sind entwickelt, die Bevölkerung ist segregiert und der Naturraum ist fragmentiert. Aber der Naturschutz wird in der Seeregion Neusiedler See groß geschrieben. So liest es sich zumindest auf der Webseite des Tourismusmarketing noch immer. Die Immobiliengesellschaften und Hotels werben mit dem Naturjuwel Neusiedler See. Er bildet ein Kernelement deren Portfolios. Endlose Landschaften, unzählige Sonnenstunden und eine vielfältige Flora und Fauna. Das sind die Schlagwörter seit Jahrzehnten. Mittlerweile aber sind diese Begriffe nicht mehr, mehr als Worthülsen. Durch eine jahrelange Kommerzialisierung und Ausbeutung des Naturraumes haben genau die Akteure, die am meisten davon profitieren, nicht nur den geringsten Beitrag an deren Erhaltung geleistet, sondern im Gegenteil, stark an deren Fragmentierung mitgewirkt. Die Schutzzonen sind allerdings noch aufrecht, das Bewusstsein dafür aber nicht gestiegen. Ortsunabhängiges Bauen ohne Berücksichtigung des Bestandes oder historischer Siedlungscharakteristika hat zu einer Entfremdung des Landschaftsbildes geführt und einen Identitätsverlust in der Bevölkerung verursacht.
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Herleitung Schützen durch Nützen Im November 2003 formulierte der Verein “Welterbe Neusiedler See” in seinem Managementplan für das neue Weltkulturerbe eine Zukunftsvision mit dem Paradigma “Schützen durch Nützen”. In dieser wurde das Welterbe nicht als Museum, sondern als eine Modellregion beschrieben: “Ein Siedlungs- und Landschaftsraum, in dem sich historische Werte, Erneuerung und Fortschritt gegenseitig ergänzen und fördern. Die Ressourcen und Qualitäten der Region werden nicht ausgebeutet, sie werden gepflegt und durch umsichtiges Wirtschaften weiter entwickelt. In allen wirtschaftlichen Bereichen wird nachhaltig agiert. Tourismus, Landwirtschaft, Gewerbe und Handel greifen ineinander und nützen gemeinsam Synergien. Der Verkehr wird umweltfreundlich abgewickelt. Um dieses Ziel zu erreichen, nehmen die Menschen in der Region auch Verbesserungen der bestehenden Situation in Angriff.” (Verein Weltkulturerbe Neusiedlersee, Sekretariat des ungarischen Nationalkomitees für das Welterbe, 2003, S.85). Das war 2003, vor der zuvor beschriebenen ersten Welle. Die späteren 20 Jahre begannen ein anderes Bild der “Modellregion” zu zeichnen. Scheinbar haben Akteure in der kommunalen Planung den Begriff “Schützen durch Nützen” etwas falsch interpretiert. Ein langjähriger Akteur der überörtlichen Planung meinte, dass sich der See vom “Meer der Wiener” zum “Meer der Burgenländer” gewandelt habe. (vgl. Anhang 2, S.92). Vielleicht hat dies zugetroffen, wenn die Messlatte von 1920 aus gesetzt wurde. In der Periode vor dem entscheidenden Wendepunkt um das Projekt in Fertorákos ließ sich
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allerdings eine Trendumkehr feststellen. Immer mehr Flächen mit Seezugang entstanden zwar im frühen 21. Jahrhundert, allerdings der Zugang für die Bevölkerung schwand. Die gebauten Apartmentanlagen der Inselwelt in Jois oder des Projekts Am Hafen in Neusiedl sorgten zwar für einen Rückbau der Aufschüttungen und den Bau von Kanälen und anderen Wasserflächen, allerdings vorwiegend um dem eigenen Klientel einen Seezugang zu ermöglichen und die Anlagen möglichst gut zu vermarkten (vgl. Am Wasser zu Hause sein, 2020; Wohnen am Neusiedler See, 2020). Davon hatte die einheimische Bevölkerung nicht viel. In Feriensiedlungen, wie das Refugium in Neusiedl, dem Seepark in Weiden oder dem Seepark in Oggau war der private Seezugang mit oft eigenem zusätzlichen Bootsliegeplatz eine Grundvoraussetzung. Abseits von einigen gemeinschaftlichen Badeplätzen in Weiden, welche allerdings auch wieder mit Zutrittsverboten bestückt waren (siehe Abb. 12), konnte durch deren Bau kein Ertrag für die Allgemeinheit festgestellt werden. Im Gegenteil, die zugänglichen Flächen wurden weiter privatisiert und waren dadurch nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung verfügbar (vgl. Anhang 1, S.85). Ein weiterer Trend, welcher die Nutzungsmöglichkeiten und den Zugang für die Öffentlichkeit zu dieser Zeit beschränkte, war die bereits einleitend beschriebene Überholung gesamter Seezugänge mit ihrem Ausgang bei mittlerweile veralteten Seebädern. Durch die neue Konstruierung wurde dem allgemeinen Nutzungsinteresse folgend, der Tourismus durch Hotels und Gastronomie in den Seezugängen weiter verankert, exklusive Yachtclubs mit neuen Bootsliegeplätzen versorgt, und mit Apartmenthäuser die Nachfrage nach Zweitwohnsitzen gestillt (vgl. Studio Hoffelner Schmid, o. D.; Wettbewerb Seebad Rust, 2021; Masterplan Seebad Neusiedl, 2017; Wettbewerb Masterplan Seebad Illmitz, 2017). Dem entgegengetreten wurden die größeren Badebereiche oft freigelassen und erneuert, was förderlich für den Zugang durchaus war, wäre der Konsumzwang oft nicht ein verbindendes Element gewesen (vgl. ebd). Auch Nahversorger wurden im Zuge dessen erstmals im Schilf-
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Abb.
12:
von
links oben nach rechts
unten:
Verbotsschilder
in Weiden und
Jois, Verbauung
des Seeblickes in Neusiedl, Zugangsbeschränkung in Weiden, Bau von Apartmentanlagen in Neusiedl
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gürtel etabliert (vgl. ebd), was die Strukturen immer unabhängiger vom Ortskern machte. Der verfiel dabei immer weiter bzw. stand leer (vgl. Anhang 1, S. 64). So nahmen die Seezugänge zu dieser Zeit erstmals Siedlungscharakter an. Zwar wurde durch die übliche Widmung Fremdenverkehrswesen und Erholung ein Rahmen für die touristische Nutzung von Ferienwohnsiedlungen gegeben, allerdings entfremdete sich wie so vieles in der Region, auch die Frage des Wohnortes zu dieser Zeit. Feriensiedlungen wurden zu Zweitwohnsitzen, welche anschließend immer mehr zu Hauptwohnsitzen mutierten. Erst 2019 kam eine Verschärfung dieser Regelungen (vgl. Anhang 2, S. 92). Doch warben Projektentwickler vor allem mit ganzjährigem Wohnen, direkt am Wasser (vgl. Streit um die Neu-Siedler am See, 2016). Durch den Ausbau von Nutzungen mit beschränktem Zugang wie Yachtclubs,
hochpreisigen
Apartmentanlagen,
welche
Gated
Communities
gleich kamen, Hotels und Gastronomie, welche Seeblicke für deren Bewohner*innen verbauten, und der gleichzeitig stärker werdenden Unabhängigkeit vom Ortskern selbst, entstanden Stück für Stück zwei Welten am Neusiedler See. Auch hier ist der Vorrang wirtschaftlicher Interessen als entscheidender Grund für die damals eingetretene erkennbar. Probleme lassen sich auf kommunaler Ebene durch die Förderung einer Siedlungsfragmentierung durch die Nachgabe gegenüber dem steigenden Nutzungsdruck identifizieren. Ein Bewusstsein für die Frage, ob denn überhaupt Hotels und Apartments in einem so hoch geschützten Naturraum rechtfertigbar waren, gab es scheinbar nicht. Genügend Vorgaben zur Planung gab es von überörtlicher Seite (vgl. Landesentwicklungsprogramm Burgenland 2011, 2012), hier schien eine andere Philosophie gelebt zu werden. Doch die Kommunen sind eben für den Vollzug vieler planerischer Instrumente zuständig. Der eigene Wirkungsbereich war und ist noch immer heilig. Das vorhin vorgestellte Paradigma des Managementplans “Schützen durch Nützen” erhält so eine neue Bedeutung, welche möglicherweise eine andere räumliche Entwicklung einleiten hätte können. 68
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Umleitung Das Schützen der Seeregion vor jeweiligen Entwicklungen auf der dem See zugewandten Seite des Schilfgürtels hätte zu Beginn des 21. Jahrhunderts oberste Premisse sein müssen. Der Grund, dass dies nicht eingetreten ist, liegt zu einem großen Teil hinter wirtschaftlichen Opportunismus. Ein Bundesland, welches wirtschaftlich den anderen zu dieser Zeit noch nachhinkte. Gemeindehaushalte, welche von der zugelassenen Siedlungsfragmentierung belastet wurden. Das machte es schwer, investitionsfreudigen Immobilienentwicklern den Fuß vor die Tür zu stellen. Doch unterschätzten die Gemeinden wohl, dass durch die Realisierung weiterer Hotel- und Apartmentprojekte eine Baukultur am See gefestigt wurde, welche mit der Zeit immer schwieriger aufzuhalten war. Zwar gab es überörtliche Vorgaben und Schutzzonen, doch gab es immer Wege, diese zu umgehen. Von der örtlichen Planungsverwaltung fehlte da die zusätzlich notwendig gewesene Motivation, die Entwicklung aufzuhalten. Ob dies an der räumlichen Nähe der Planenden im Ort gelegen hat, oder an der teilweise fehlenden fachlichen Expertise und damit fehlenden Einschätzung der Folgen, lässt sich nicht eindeutig sagen. Doch die Entwicklung in Richtung See stellte sich als ressourcenverbauchendes und Dispariäten verstärkendes Szenario heraus. Eine Entwicklung die durchaus vorher absehbar war. Leider kam das Eingeständnis zur Notwendigkeit der Erhaltung des Natur- und Kulturerbes zu spät. Die Region hat ihre über Jahrhunderte angeeignete individuelle Charakteristik verloren. Genau hier hätte die Planung 2021 anknüpfen müssen. Die Siedlungsentwicklung sollte wieder zurück in die Mitte des Ortes gesteuert werden. Die alten Ortskerne gestärkt und belebt werden. Das war zu dieser Zeit eine bereits etablierte Methodik in der damaligen Pla-
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nungswelt. Dies hätte den Investitionsdruck vom Seeufer abfedern können und bisweilen neues Potenzial in der Ortsmitte geschaffen. Die Seezugänge dabei, sollten wieder den Bewohner*innen zugänglicher gemacht werden. Ein Rückbau jeglicher Strukturen hätte diskutiert werden müssen. Gleichzeitig war auch die Konkurrenz der einzelnen Seegemeinden untereinander ein starker Treiber jeglicher Entwicklungstrends. Hier fehlte eine kooperative und integrale Herangehensweise. Die Schaffung von Regionalverbänden hätte eine intensivere Zusammenarbeit der Orte untereinander erzeugt und die Verwaltung wäre gleichzeitig einheitlich und gestärkt gegenüber mächtigen Immobilienentwicklern gestanden. Ein Blick nach Helsinki hätte die Möglichkeiten einer regionalen Verwaltung aufgezeigt. Ein überörtlicher Land Use Plan hat zu diesem Zeitpunkt ebenso neue Horizonte für innovative Planungsinstrumentarien aufgezeigt (vgl. Regional Land Use Plans in Force - Uudenmaan Liitto, 2021).
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tig wäre auch eine damalige Messbarkeit der Planungsentscheidungen gewesen. So hätte der Einfluss der Entscheidungen auf den Naturraum in einer kapitalistischen Welt ebenso quantifiziert gehört. Eine Ausstellung bzw. der Einkauf von Zertifikaten wäre durchaus interessant gewesen (Hamacher, 2020). Ganz oben hätte allerdings auch eine Förderung der Transparenz sein müssen. Ein Blick nach Dänemark zeigte wies geht. Dort wurden und werden heute noch alle Planungsentscheidungen wie auch deren Entwürfe auf einer Online Datenbank der Bevölkerung zugänglich gemacht. Auch deren Verwaltungsgrenzen hätten durchaus ein Vorbild für Österreich sein können (vgl. kort. plandata.dk, 2021). All dies wären mögliche neue Instrumentarien und Wege gewesen, welche die Trendwende herbringen hätten können. Doch die wichtigste Komponente wäre dennoch die einfache Bewusstseinsschärfung der örtlichen Verwaltung in Bezug auf eine planerische Vorgehensweise gewesen bzw. eine Diskussion über eine mögliche Zentralisierung des
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Conclusio In der Conclusio möchte ich diesmal die „objektive“ Brille abnehmen und bewusst selber zu Wort kommen. Durch meine Arbeit im Rahmen einer Lehrveranstaltungskombination mit einem Fokus auf Seengebiete habe ich mich über die letzten Monate intensiver mit der kommunalen Planungswelt und ihren Problemfeldern beschäftigt und konnte daraus auch etliche neue Erkenntnisse gewinnen. Zwar war es durch die rein digitale Organisation der Lehrveranstaltung nicht immer ein leichter Weg, doch war es definitiv ein lehrreicher. In diesem Sinne muss ich gestehen, dass ich trotz beschriebener Handlungsempfehlungen auf den letzten Seiten der Arbeit, gleichzeitig nicht 100% hinter diesen stehen kann. Denn für mich haben die Erfahrungen der letzten Monate einen gewissen Vertrauensverlust in die ländliche kommunale Planungskultur ausgelöst. Zwar bin ich überzeugt, dass die Mehrheit der Entscheidungsträger*innen im gutem Gewissen arbeitet, doch bin ich mir auch sicher, dass das gute Gewissen nicht immer ausreicht. Die räumliche Nähe zu vielen einflussreichen Stakeholdern, speziell in kleineren Gemeinden, als auch das oft fehlende Fachwissen, Budget oder Bewusstsein für eine planerische Vorgehensweise in der örtlichen Verwaltung, lassen mein Vertrauen in die erfolgreiche Bewältigung von immer komplexer werdenden Aufgaben schwinden. Damit will ich nicht den vielen engagierten Bürgermeister*innen, jedoch doch zu oft noch Bürgermeistern, und vielen engagierten Gemeinderatsabgeordneten oder weiteren Verwaltungskräften, ihre berufliche Legitimation absprechen. Doch steigt in mir unwiderruflich das Verlangen nach einem generellen Systemwechsel in der österreichischen Raumplanung. Die unterschiedlichen Auslegungen planerischer Verständnisse in 9, oder aufgrund des räumlichen Alleinstellungsmerkmals Wiens eigentlich zutreffender, 8 verschiede-
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nen Raumplanungs-, oder Raumordnungsgesetze sind meines Eindruckes oft für Expert*innen selbst nicht immer ganz verständlich. Konkurrenzkampf und Ignoranz dessen, was außerhalb des eigenen Wirkungsbereiches passiert, schaffen mit dem Naturraum und den Böden immer die gleichen Verlierer. Zwar bin ich mir über den politischen Hintergrund und der Entstehungsgeschichte des dahinter stehenden Föderalismus in der Nachkriegszeit bewusst, doch müssen Systeme flexibel genug sein, sich zu verändern, wenn die Zeit gekommen ist. In Zeiten mit großen Fragezeichen, wie die Corona Pandemie kürzlich deutlich machte, braucht es meiner Meinung nach für neue Fragen, neue Antworten. Die drohende Erwärmung des weltweiten Klimas oder die ansteigende Ressourcenknappheit verlangen ein Umdenken in der Planungspraxis, damit Zielvorstellungen häufiger auch Realität werden. Die immer noch vernehmbare Siedlungsstreuung vieler Gemeinden in Österreich treibt die Versiegelung weiter an, und macht eine Abkehr vom motorisierten Individualverkehr zur Utopie. Auf weitere Beispiele wurde in dieser Arbeit eingegangen. Wie dieses Planungssystem in Zukunft aussehen könnte, traue ich mir in dieser Conclusio nicht zu definieren. Doch sollte es wesentlich einheitlicher in der Gesetzgebung und kooperativer als auch gesamtheitlicher in der ausführenden Praxis sein. Denn die besten Instrumente helfen nichts, wenn sie nicht angenommen werden.
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Anhang 75
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Wettbewerb Masterplan Seebad Illmitz. (2017). wm-Architekten. http:// wm-architekten.com/pitches/w17_Wettbewerb-Masterplan-Seebad-Illmitz/
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Abbildungsverzeichnis Wenn nicht anders angegeben, handelt es sich bei den Karten um eigene Darstellungen, basierend auf den angegebenen Datenquellen. Für die Schaubilder wurden als Grundlage ausschließlich eigene Aufnahmen oder Orthofotos des Geodatendienstes Burgenlands wie auch 3D Aufnahmen von Google Maps verwendet. •
Abb. 1: Centrope Region
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Abb. 2: Verortung Pendler*innen, Quelle: statistik austria
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Abb. 3: Einzugsgebiet Wien-Bratislava, Quelle: openstreetmap
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Abb. 4: Seeregion
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Abb. 5: Schutzzonen
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Abb. 6: Schilfgürtel
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Abb. 7: Seezugänge
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Abb. 9: Projekte im Schilgürtel, Quelle: Openstreetmap
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Abb. 10: Fremdenverkehr
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Abb. 11: Grundstückspreise, Quelle: statistik austria
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Abb. 12: Verbote und Projekte: eigene Aufnahme
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Anhänge Anhang 1 Expertinneninterview, welches am 01.06.2021 digital stattgefunden hat. D - Daniel Wally U - Ulrike Herbig D: Wie steht es um den Status des Weltkulturerbes Ihrer Meinung nach? U: Es gibt ein paar Brennpunkte, einer davon ist Fertőrákos. Es wurde in den letzten Jahren sehr groß thematisiert, da Ungarn die Idee hat, den einzigen Seezugang den sie haben zu entwickeln. Sagen wir es mal so - es ist verständlich, jedoch ist die Ausführung sehr unverständlich. Die ist sehr schlimm. Schlimm ist jetzt keine wissenschaftliche Definition, aber es ist so, der See ist ein wesentliches Merkmal der universellen Werten, die in dem Nomination File stehen. Es haben Gespräche zwischen Österreich und Ungarn stattgefunden, jedoch ist die Gesprächsbasis zwischen den zwei Ländern nicht besonders gut. Dies liegt aber vor allem auf der Seite Österreichs. Wie die Windkraftanlagen zu Beginn des 21. Jahrhunderts ausgeweitet wurden, wurde die ungarische Seite nie in die Vorgaben eingebunden. Von einigen Raumplanungsbüros gab es intensive Studien, die analysierten, wo diese Windräder gebaut werden könnten. Dies hat sich aber nur auf den österreichischen Raum bezogen und Ungarn wurde vor dem Kopf gestoßen, weil viele Windräder sehr nah an der ungarischen Grenze gebaut wurden, ohne die Ungarn mit einzubeziehen. Die Anlagen haben eine Advisory Mission von der UNESCO ausgelöst. 2013 waren zwei Experten hier - eine für die Windkraftanlagen und die andere von der Seite des Naturschutzes. Die waren aber hauptsächlich Vogelexperten, da Windräder eine Beeinträchtigung für den Vogelzug darstellen. Der nie fertiggestellte Bericht dieser Mission hat sich darauf bezogen, wo die Windräder hingestellt werden sollen. Die ausgewählten Standorten wurden als gut empfunden. Es war beispielgebend für anderen Gegenden, wo Windräder gebaut werden sollten. Damals gab es zwischen dem Welterbezentrum und dem Land Burgenland ein gutes Einvernehmen. Es ist zwar landschaftsverändernd, aber auf der anderen Seite ist neue Energie notwendig, und es muss der energetische Wandel angegangen werden. Im Laufe der Zeit ist sehr viel um den See herum passiert. Speziell die Entwicklungen, die sich auf das Bauen im Schilf beziehen. Das ist ein Thema, welches wir immer wieder im Gestaltungsbeirat diskutiert haben. Es gibt das Instrument des Gestaltungsbeirat, wo 81
wir seit 2013 als beratendes Mitglied fungieren. Seit letztem oder vorletztem Jahr ist eine Vertreterin des Ministeriums dabei und unterstützt auch, da wir als beratende Organe fungieren. Der Gestaltungsbeirat hat das Wissen über den Inhalt des Nomination Files und kann daher Auskünfte geben, ob das Geplante dazu passt oder nicht. Und es gibt Punkt, wo wir schon des Öfteren unsere Bedenken geäußert haben. Der Schilfgürtel sollte mehr oder minder unantastbar sein, auf der anderen Seite, wenn schon Dinge dort stehen, kann man das ändern, die Frage ist nur in welchem Ausmaß. In Neusiedl am See gab es eine sehr lange und breite Diskussion über ein Hotel, welches direkt am Seeufer hingebaut hätte werden sollen. Das wurde dann fallen gelassen. Jedoch hat derselbe Betreiber bzw. die Betreibergruppe etwas weiter im Westen eine riesige Anlage in den See gebaut, welche als Zweitwohnsitz gewidmet ist mit mehr als 200 m2 Fläche. Wenn es das ganze Jahr über gebraucht wird, ist es ein eigener Dorfteil, welcher eine Infrastruktur braucht und mit allem rund herum. Das Ziel war es, dies eigentlich zu vermeiden, da es Erholungs- und Tourismusgebiet ist. Es sollte in Ruhe gelassen werden, zumindest im Winter, aber jetzt wird andauernd wer dort sein. Diese Flächen waren über dem Schwellwert, ab dem der Plan dem Gestaltungsbeirat vorgelegt werden sollte. Es wurde aber immer auf später verschoben, und schlussendlich wurde es nie besprochen. Das heißt, es wurde am Gestaltungsbeirat vorbei gebaut. Weiters wurde massiv an den Siedlungsränder in irgendwelche Richtungen gewidmet. Dadurch, dass jeder etwas eigenes macht und man keinen Masterplan hat, wie soll sich das weiterentwickeln? Das Welterbezentrum wurde wegen Fertőrákos auf die Entwicklungen, welche in dieser Region stattfinden, aufmerksam und erkannten, dass das Welterbe in Gefahr ist. Die Beispiele, die ich aufgezeigt habe sind jeweils ein Tropfen eines Fasses, welches am Ende irgendwann überlaufen wird. Es gibt in fast allen Orten immer viele freie Plätze, die man hätte bebauen können, aber stattdessen baut man immer am Ortsrand. Jetzt kommt aber die Auflage, wenn man in ein gewidmetes Bauland hat, muss man jedes Jahr zahlen - ich hab vergessen wie die genau heißen - da man es nicht verbaut hat. durch die neue Raumordnungsnovelle, dass bei gewidmeten Bauland die nicht bebauten Stellen gezahlt werden müssen - und zwar gar nicht so wenig. D: Ja, genau. Sie meinen die Baulandabgaben. Nicht bebautes Bauland und Gebäude, die nicht Widmungskonform gebaut wurden deshalb als nicht bebaut gelten, müssen Abgaben leisten. Außerdem richtet sich das nach der Grundstücksgröße. U: Ja, genau. D: Es ist auf jeden Fall sehr interessant. Es wurden vom Land her Wege eingeleitet. Ich habe von einer österreichischen Interessenvertretung von Photovoltaikanlagen ge-
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lesen, dass sie sich sehr aufgeregt haben und gesagt haben es sei verfassungswidrig. Also es dürfte anscheinend ambitioniert vom Land aus sein. U: Ja, es ist ambitioniert vom Land, auch das mit der Photovoltaik. Diese Siedlungsränder am See, wie z.B.: Fertőrákos, sind die Beispiele, welche die größten Auswirkungen haben und diesen außergewöhnlichen Wert der Region gefährden. Die so weit gehen, dass es zu einer Advisory Mission kommt. Was man bei Themen die das Weltkulturerbe betreffen machen kann, ist Monitoring. Wir Monitoren beraten und versuchen Dinge zu vermeiden, die nicht passieren sollten. Beratend laut dem Nomination File, in dem die Werte festgehalten werden und auch bindende Gestalt hat. Wenn beobachtet wird, dass in einem Gebiet zu viele Dinge gebaut werden, welche die Werte gefährden, dann können wir von uns aus der State Party, in diesem Fall die Vertretung im Ministerium oder auch die für das Welterbe Verantwortlichen im Land, bei uns der Landeshauptmann oder der Welterbevertreter, mitteilen, dass sie für eine Advisory Mission vom Welterbezentrum anfragen sollen. Internationale Experten schauen sich das dann von Außen an, denn es könnte ja sein dass der zuständige Weltkulturbeauftrage von ICOMOS übertrieben sieht. Diese Missionen, nach Einladung der State Party, müssen auch selber bezahlt werden. Man sieht schon einmal dass die State Party sich darum kümmert, den Welterbestatus zu erhalten. Es gibt immer mehr Bürgerinitiativen, die schreiben ständig an das Welterbe und fragen bei mir nach was los ist. Ich kann aber nur erzählen wieso es so ist, habe aber keinen Einfluss darauf und kann eben nur beratend tätig werden. Irgendwann aber, wenn die Advisory Mission nichts gebracht hat, kommt es zu einer Reactive Mission. Da reagiert das Welterbezentrum von selbst. Das heißt, sie kommen her und schauen sich an was passiert ist, wie es in Wien der Fall war. Die Mission beurteilt den derzeitigen Zustand und gibt vor, welche Maßnahmen die State Party setzen muss, um den Zustand zu verbessern. Wenn es im Sinne der Welterbekonvention ist, dann wird man auf die rote Liste gesetzt. Allerdings, auf die Liste der gefährdeten Welterbestätten zu kommen, ist eh peinlich genug. Weil das sind normalerweise Stätten, in denen Krieg herrschen, Naturkatastrophen diese Gebiete zerstört haben oder das politische System eine Katastrophe ist. Das sie gleich von der Welterbeliste fliegen, passiert eigentlich nie. So sieht es im Moment aus. Da schon genügend Wind beim Welterbezentrum in Paris durch die Bürgerinitiativen gemacht wurde, wird es vermutlich in nächster Zeit zu einer Reactive Mission kommen. So schnell wird es aber dann auch nicht passieren, weil sie müssen 1200 Stätten auf der ganzen Welt betreuen und in dem Welterbezentrum arbeiten drei Leute. Drei! D: Das hätte ich nicht erwartet, weil UNESCO ist eines der wichtigsten Schutzgüter international und dann arbeiten nur drei Leute dort.
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U: Ja, aber das schlimme ist, die UNESCO ist ja für viel zuständig, also Educational, Scientific and Cultural Organization. Aber die Anzahl der Leute, die für die einzelnen Teilbereiche arbeiten ist eben wirklich nicht viel. Im Welterbezentrum sind sie wirklich ausgesprochen unterbesetzt. Da viele Staaten nicht ihre Beiträge zahlen, können natürlich auch nicht viele Leute angestellt werden. Die Experten, die herkommen sind nicht UNESCO Experten, sondern ICOMOS Mitglieder von anderen Nationalkomitees, die dafür bezahlt werden. D: Sind die Bebauungen im Schilfufer weniger ein Dorn im Auge als die Bauvorhaben im Ort? U: Nein, die genau so. Es ist nur so, dass die Bebauung in den Uferzonen halbwegs im Griff waren. In Neusiedl am See war schon viel dazu gebaut, aber es war nicht direkt am See. Obwohl es ist halt alles sehr relativ. Den Leuten ist es natürlich wichtiger, dass mehr Leute einen Seezugang haben. Dies widerspricht sich dann natürlich, wenn ich nur drei Häuser habe, die ganz vorne am See sind, haben jetzt auch nicht mehr Leute einen Seezugang, um ganz ehrlich zu sein. D: Das ist gerade das paradoxe. Es gibt immer mehr Zugänge, die in das Schilf gebaut werden, aber es wird auch immer mehr privatisiert. Somit verkleinert sich der Raum für die Bevölkerung. U: Ja! Viel weniger. Bei allen Ideen bitten wir darum, dass es kleiner gebaut wird. Wer braucht so riesen Hütten? Abgesehen davon, das ist auch so ein Thema, mit dem man sich auch immer mehr beschäftigen muss, ist die Größe des Wohnraums. Wer braucht 200 m2 Wohnraum? Wie viel Fläche tagtäglich weltweit versiegelt wird, da wird einem Schwarz vor Augen. Irgendwann haben wir gar keine Fläche mehr, die nicht verbaut ist. Aber dafür gibt es sehr viele Leerstände, nicht nur im Ortskern mehr, sondern auch an den Siedlungsrändern. Das ist eine schlimme Entwicklung. Für die Leerstände sollte man zahlen müssen. Denn warum ist der Zwang da, dass Leute noch mehr Boden versiegeln, um Wohnraum zu schaffen, wenn der Wohnraum eh da wäre, aber keiner nutzt ihn. Diese Entwicklungen spielen ineinander. D: Ich merk es selber in meinem Umfeld. Ich bin selbst am Land aufgewachsen und ich merke, dass wenige die Grundstücke der Großeltern verwenden, sondern bauen lieber neu auch weil die Sanierungskosten sehr hoch sind. Neues Bauland kommt immer irgendwie zustande. Die Widmung ist ja auch sehr Projektbezogen, wenn ein Grundstückseigentümer gewillt ist etwas zu machen. Da kommt man auch wieder auf die administrativen Verwaltungszonen. Scheinbar ist die Funktionsweise der ortsgebundenen Planung immer etwas problematisch. U: Ja, weil es kein einheitliches System gibt. Jeder hat seine eigenen Ideen und des-
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wegen schaut es stetig nach “try and error” aus. Jeder probiert etwas und dann funktioniert es nicht, dann kommt aber das nächste Bundesland und versucht es genauso und scheitert dann genau so. Es wirkt so, als würde keiner aus den Fehlern der anderen lernen. D: Auf meine nächste Frage sind wir zum Teil schon eingegangen. Was sind die treibenden Motoren Ihrer Meinung nach? Die Interessen, die durch die Bürgermeistern vertreten werden, und oft auch im Widerspruch zum Weltkulturerbe sind? Abgesehen vom systematischen, sondern mehr auf die Stakeholder bezogen. U: Das Hauptproblem liegt darin, dass die wirtschaftlichen Interessen, so wie überall, die Vorherrschenden sind und dies problematisch machen. Sei es jetzt Tourismus oder Bevölkerungswachstum in den Ortschaften. Wichtig ist immer, dass die Wirtschaft wächst. Wirtschaft steht über allem. Es wird aber in keinster Weise darauf eingegangen, was man damit in Gefahr bringt. Sollte es zu einem Bevölkerungswachstum oder einen Anstieg an Touristen kommen, stellt sich dann aber auch die Frage: “Was macht dies mit dem soziokulturellen Zusammenhang in einer Gemeinde?” Aber auch von der politischen Seite: Auch die Bürgermeister machen sich kein Konzept darüber, wie soll es die nächsten vier Jahre aussehen? Stattdessen werden sie von den einzelnen Personen, die ihre Partikularinteressen vertreten, in alle möglichen Richtungen geschoben. Um auch wiedergewählt zu werden, wird dieses und jenes gemacht. Ob es im Großen und Ganzen eine Richtung verfolgt, die etwas positives, außer die ökonomische Entwicklung, bringen könnte, habe ich selbst noch in keiner Gemeinde erlebt. Zudem ist jede Gemeinde immer nur für sich. Es wird nie gemeinsam überlegt, was auch ein großes Problem ist. D: Auf was ich hier noch näher eingehen möchte: Die Gemeinden stehen ja in großer Konkurrenz untereinander. Sie haben selber ein Interview dazu geführt, wo dies als Flächenbrand genannt wurde oder so in die Richtung. Das heißt, die Gemeinden kopieren voneinander. Das heißt wenn einmal etwas ermöglicht wird, passiert dies am gesamten Seezugang. Scheinbar ist der Konkurrenzkampf eine großer Faktor für die weitere Entwicklung. U: Ja, sicher, weil jede Gemeinde will den besten und meisten wirtschaftlichen Nutzen bzw. Vorteil für sich haben. Den haben sie, wenn sie möglichst viele Leute haben und aus dem Grund stehen sie in Konkurrenz. D: Da ich in meiner Arbeit über eine Vision schreibe, würde es mich interessieren, wie Sie die nächsten Jahre einschätzt? Auf das Weltkulturerbe, speziell aber auch auf den Schilfgürtel bezogen. Bei dem Vortrag von Herrn Schatovich, meinte er, unter seiner Leitung hatte er keine weiteren Widmungen zugelassen - allerdings er ist jetzt in
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Pension. Könnten neue Widmungen entstehen oder ist der weitere Ausbau des Schilfgürtel etwas realistisches? U: Das Problem beim Schilfgürtel sind nicht die Umwidmungen, sondern es ist bereits so viel als Tourismus-Bauland gewidmet. Für mich gibt es zwei schwarz und weiß Szenarien, wobei es viele Grauschattierungen dazwischen gibt. Horrorszenario ist, dass ein Landeshauptmann, wie er derzeit ist, bleibt. Der macht was er möchte, und möglichst viel im Schilfgürtel verbaut, das Bad möglichst groß ausgebaut, die Ortschaften werden in alle Richtungen gewidmet und vergrößert, sodass die Nachbarortschaften eigentlich zusammenwachsen und das zwischen allen Windrädern stehen keine Agrar-Photovoltaik-Anlagen, sondern bodengebundene Photovoltaik-Anlagen, dann gibt es Glashäuser von Frauenkirchen bis nach Wallern und dazwischen nochmals freiflächige Photovoltaik-Anlagen. Außerdem gibt es in Ortschaftsmitten Hochhäuser. Ein weiteres schlimmes Szenario wären, Häuser, die im Ortskern, aber auch am Ortsrand nicht bewohnt werden, leer bleiben und daneben ganz viel gebaut wird. So befürchte ich, dass sich die Entwicklungen im Moment hinbewegen. Das andere Szenario wäre, aus welchem Grund auch immer, dass auf einmal das Welterbe und der Erhalt von Kulturgütern wichtig wird. Dass Instrumentarien ins Leben gerufen werden, die Anstelle Bauland zu verbauen, Leerstände aufräumt. Das Leute zahlen müssen, wenn sie leerstehende Häuser haben, die nicht genutzt werden. Das Leute zahlen müssen, wenn sie etwas bauen wollen, obwohl es leerstehende Häuser gibt. Und dieses Geld wird für Restaurationen verwendet. Gebäude, die am Seeufer leer stehen, die nach einer gewissen Zeit keine Benutzung finden, werden weggerissen. Weiters, damit beginnen, Bereiche, die keinen Nutzen mehr haben, zu entsiegeln und renaturieren. Renaturierung bestimmter Bereiche, welche zum Beispiel für die Landwirtschaft genutzt werden könnten. Dies wird es aber nicht spielen. Falls eine Reactive Mission stattgefunden hat, die ihnen das Weltkulturerbe entzogen hat, und allen die Augen öffnete, wodurch später Instrumentarien eingeführt werden, die die Entwicklung besser steuern. D: Wie würde es sich auswirken, wenn andererseits das Weltkulturerbe in dieser Region aufgehoben wird? Wäre es eine Legitimation einfach zu machen was man möchte? U: Ja, ich habe das Gefühl, dass dann kein Bewusstsein mehr für das Erbe in der Region da wäre. Es entwickelt sich zurzeit in eine Richtung, die nichts mehr mit dem Burgenland zu tun hat, was es einmal war. Diese Region wird dann natürlich eine neue Region sein. Die Frage ist nur, wo die Identität der Leute ist? Dass den Menschen das derzeit sehr egal ist, ist meiner Meinung nach, aber da philosophiere ich ins Blaue hinein, weil es ihnen zu lange zu gut geht. Viele sehen nicht was für Probleme es bringt, wenn eine kulturelle Identität abhanden kommt. Deswegen war es nach den Welt-
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kriegen so unglaublich wichtig, diese Welterbekommission ins Leben zu rufen, da sie draufgekommen sind, dass Leute sich von einem kollektiven Trauma besser erholen, wenn sie eine gemeinsame Identität haben. Das nach außen sichtbare ist das kulturelle Erbe. Deswegen müssen diese erhalten werden. Derzeit sieht keiner diesen bedarf, weil es allen gut geht. Redet man mit Studierenden aus dem Balkan, wo der Krieg noch nicht so lange her ist, die sich vielleicht auch nicht mehr wirklich daran erinnern können, es aber von ihren Eltern kennen, ist ihnen das super wichtig. Sie erholen sich noch immer davon, so lange ist es nicht her. Da hat es ein viel größeres Bewusstsein. Dazu kommt noch mit der Auflösung von Jugoslawien musste sich für jedes Land eine eigene Identität wieder regenerieren. Die Personen haben etwas von ihrer Familie im Herzen mitbekommen und deswegen streiten sie dann auch mit anderen Personen darum. Das könnte bei uns auch sein, dass ein Trauma passieren muss, dass man sich an dem Thema wieder hoch hanteln muss um das Thema zu bearbeiten. Besser wäre natürlich nicht. Personen, die in Länder reisen, aber nicht als Pauschaltourist, und auch gerade solche Traumatas überwinden, merken wie sehr es ihnen wichtig ist, dass es an einem bestimmten Ort, eine Kirche oder was auch immer noch immer gibt, weil es eine Erinnerung ist und Identität schafft. Das kann sich jemand, der das noch nie erlebt hat oder noch nie miterlebt hat, bei anderen Leuten nicht vorstellen. D: Sehr interessant. Also ist bei uns die Individualisierung ein Problemfaktor. U: Ja, genau.
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Anhang 2 Dokumentation eines Vortrages von DI Rupert Schatovich über den Neusiedler See am 15.04.2021: Eine Reise um den Neusiedler See in 7 Stationen Was ist die Besonderheit des Neusiedlersees? Das Burgenland, ehem. Westungarn, gehört erst seit 100 Jahren (1921) zu Österreich. Der See ist seit damals zweigeteilt, 90 km2 liegen seit der Abstimmung in Sopron in Ungarn. Der See ist nur im Durchschnitt 1,8 m tief und hat 50-60 Prozent Schilfanteil. Besonders sind der Weitblick und die besonderen Lichtverhältnisse. Der See hat eine lange Geschichte des Naturschutzes, ist seit 1940 Naturschutzgebiet. Das Burgenland war das erste Bundesland mit Flächenwidmungen, was jedoch auch bewirkte das viele Widmungen sorglos sehr großzügig durchgeführt wurden. 1991 wurde der Nationalpark Neusiedlersee gegründet, als der eiserne Vorhang fiel war der See plötzlich inmitten einer neuen Region. Im Jahr 1994 wurde ein neues Kapitel in der Planung am Neusiedlersee begonnen mit dem Landschaftskonzept Neusiedlersee West, das zusammenhängende Seewiesen und eine Eindämmung von Bauland & touristischen Nutzungen anstrebte und Siedlungsgrenzen setzte. Ein wichtiger Meilenstein war auch das Weltkulturerbe und der Managementplan aus 2001, der auch anschließend mit Gestaltungsrichtlinien konkretisiert wurde. Das Landesentwicklungsprogram 2011 „Mit der Natur zu neuen Erfolgen“ sieht die Natur als Basis qualitativer Regionalentwicklung. Der lange angekündigte Managementplan zum Neusiedlersee wird 2022 kommen. Wir beginnen eine Reise um den Neusiedlersee in 7 Stationen... Die Reise beginnen wir aber in Australien... 1. Station: Uluru (Australien) Er beginnt den Vortrag mit einer persönlichen Erfahrung aus Australien: Im Urlaub hier am Uluru, wo es eine Vielzahl an unterschiedlichen Hotels gibt, in verschiedensten Preisklassen und Ausstattungen, hatte er ein Schlüsselerlebnis in Bezug auf seine raumplanerische Tätigkeit am Neusiedlersee. In Australien sah er mehrgeschossige Bauten mit bis zu 4 Stockwerken, die das Landschaftsbild negativ beeinflussen, jedoch auch eingeschossige Hotels, die sich einigermaßen gut in das Gesamtbild integrierten. In
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Neusiedl am See war derzeit ein mehrgeschossiges Hotel in Planung, durch dieses Erlebnis hat er bemerkt, dass er ein solches Vorhaben nicht unterstützen sollte: Ein solches Bauvorhaben kann sich unmöglich in die Landschafts des Sees integrieren. Weit von der Heimat hat er also bemerkt, dass er in Bezug auf das Projekt falsch liegt. 2. Station: Neusiedl am See & Jois Die Geschichte um das umstrittene Hotel in Neusiedl am See setzt sich fort, er bezeichnet es als sein „Waterloo in der Raumplanung“ – ursprünglich hätte hier eben ein Hotel entstehen sollen, es formierte sich jedoch mit der Zeit eine Bürger*inneninitiative dagegen und Gemeinderatswahlen haben eine neue politische Konstellation gebracht, die nicht mehr im Naheverhältnis zu den Projektentwickler*innen stand. Letztendlich wurde das Projekt in seiner ursprünglichen Form gestoppt, alle Beteiligten haben daran gelernt, dass eine Distanz von Planungsteam und Beteiligten gut für ein solches Vorhaben sind. Die Fläche wurde ins Gemeindeeigentum zurückgenommen, Apartments sind jedoch entstanden, diese werden heute um fast eine Million Euro verkauft und sind meistens Zweitwohnsitze, die kaum Mehrwert für die Gemeinde bringen. Aus dieser Erfahrung kommt auch die Erkenntnis, dass man in der Raumplanung selten Vorhaben, wo es um sehr viel Geld geht, verhindern kann. Auch mit überörtlichen Programmen ist das eine schwere Aufgabe. Generell wäre für ihn eine grundlegende Diskussion um Boden sehr wichtig, Wertsteigerungen müssen stärker thematisiert werden, eine Mehrwertabgabe wie in der Schweiz, die auch in einen Fonds zum Flächenankauf einfließt, könnte eine Möglichkeit sein. Gerade am Ufer des Neusiedlersees steigert sich der Wert von fast wertlosem Sumpfgebiet, von Schilf, immens durch Umwidmungen. Es handelt sich aber bei dem See um ein sehr sensibles Gebiet, sogar Weltkulturerbegebiet, doch wie man auch in Wien an den Diskussionen sieht, hält das nicht davon ab zu versuchen, mit einer Immobilie viel Geld zu machen. Gerade in Pandemiezeiten sieht man allerdings, dass besonders Erholungsräume an Bedeutung gewinnen: Es ist sehr wichtig, am Seeufer öffentliche Flächen für die Bevölkerung zu schaffen. Auch in der Gemeinde Jois sieht man die Schwierigkeiten von vielen Gemeinden am See: Durch viele Investitionen in Infrastruktur entstehen Budgetlöcher, anschließend versucht man durch private Entwicklung von Gemeindeflächen das Budget aufzubessern. Grundstücke direkt am See sind für die Entwicklung selbstverständlich beliebt, aber es ist wichtig dass die Gemeinden auch einen Ausgleich an öffentlichen Flächen schaffen. 3. Station: Weiden am See In der Gemeinde Weiden am See gab es am Seerand keine neuen Widmungen seit
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1994. Gelungen ist ihm nach die touristischen Entwicklung durch öffentliche Restaurants. In Weiden gab es erste Entwicklungen am Seeufer in den 1960er Jahren, damals wurden maximal 3 Meter hohe Hütten errichtet, die sich auch gut in die Landschaft integrierten. Später erfolgte der Bau von Feriensiedlungen, auch schon in den 80er Jahren mit Widerstand von Bürger*innen. Die Feriensiedlungen werden mittlerweile nicht mehr touristisch, sondern als Zweitwohnsitz genützt. Generell spricht er die fehlende Beziehung zur Baukultur in der Region an: Kleine Hütten würden im hohen Schilf verschwinden, aber Bauwerke wie sie zuletzt 2019 mittels veralteter Bebauungsbestimmungen entstanden sind (Anm. Bild in Präsentation) sind keine Werbung für das Welterbe. Auch das Restaurant „Das Fritz“ bezeichnet er als Raubfischarchitektur, weil sie den „Seeblick frisst“, er hat jedenfalls im Gestaltungsbeirat dagegen gestimmt. Mit ein wenig Willen könnte man aber einiges verändern in der Baukultur. 4. Station: Podersdorf am See Podersdorf ist eine der Gemeinden die eine Zielgebiet 1-Förderung von der EU gut abholen konnte, sie ist die einzige Gemeinde mit einem freien Seezugang, sie liegt direkt am Ufer und nicht am Schilfgürtel. Am Strand in Podersdorf sieht man wie wichtig unbebaute Freiräume sind, auch speziell für Kinder. Früher hat man auch hier über einen Hotelbau diskutiert, der im Endeffekt nicht gekommen ist. In dieser Region des Sees hat man es aufgrund des Nationalparks leichter, die Siedlungsentwicklung einzuschränken: Der Nationalpark ist als Kriterium zur Erhaltung der Natur nicht zu schlagen, er ist ein starkes Kriterium und Bauland ist hier kein Thema. Im Bereich der Zitmannsdorfer Wiesen setzt man wieder auf Beweidung, das Radfahren als Aktivität gewann zunehmend als Attraktion an Bedeutung. 5. Station: Donnerskirchen Wir wechseln ans Westufer nach Donnerskirchen: Es gab viele Versuche, den Schilfgürtel aufzuschütten und den Boden wirtschaftlich zu verwerten und noch mehr Seezugänge zu schaffen, hier musste man entgegenwirken. In Donnerskirchen wurde ein Golfplatz nahe dem Ufer errichtet. Die Scheunenreihe in Donnerskirchen bildet die längste Siedlungsgrenze, die in dem Gebiet erhalten werden konnte. 6. Station: Purbach am See In Purbach lässt sich schön die typische Erschließung des Sees über einen schmalen Kanal beobachten. Auch hier ist es wichtig, weitläufige Flächen in der Planung freizuhalten, selbst in dynamischen Regionen wie dem Neusiedlersee.
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7. Station: Rust Rust ist ein positives Beispiel für große Rückwidmungen, die aufbauend auf dem Landschaftskonzept Neusiedlersee West 1994 durchgeführt wurden. Hier wurde ebenfalls auch ein Restaurant am See errichtet, durch eine Kooperation mit der Wirtschaftskammer Burgenland konnte hier ein Wettbewerb mit burgenländischen Architekt*innen realisiert werden und die Ruster wurden von dem Konzept überzeugt. Im Bereich in Richtung des Seehauses in Rust wurden viele Rückwidmungen durchgeführt, ein nicht mehr zeitgemäßes Baulandband wurde aufgelöst. Das war ein wichtiger Schritt zur Freihaltung des Sees. Bemerkungen zum Abschluss Die Raumplanung ist ein ewiger Kampf, in dem man um die Einschränkung von Widmungen kämpfen muss. In seiner Arbeit hat er im Seerandbereich keine neuen Widmungen zugelassen, das war ein wichtiger Schritt nach dem Landschaftskonzept Neusiedlersee West 1994. Aber Raumplanung ist auch eine schöne Aufgabe, denn man freut sich etwas zur Erhaltung eines Juwels wie dem Neusiedlersee beitragen zu können. Der See hat sich für ihn vom „Meer der Wiener“ zum „Meer der Burgenländer“ gewandelt. Raumplanung ist sehr wichtig für die Erhaltung von Seen. Generell erhält er es für essenziell, eine grundlegende Diskussion über die Nutzung von Grund und Boden zu führen und wie man den Boden mehr der Allgemeinheit zuführen kann. Viele Bestimmungen existieren, man muss sich auch trauen sie zu nützen. Fragen - Bezieht sich die Aussage „keine neuen Widmungen“ auf alle Widmungen? Nein, nur ausschließlich auf den Seerandbereich, nicht innerhalb der Orte. Hier haben Herrn Schatovich zufolge seit 1994 keine neuen Baulandwidmungen stattgefunden. - Betrifft das auch die Inselwelt Jois? Diese war schon vor 1994 gewidmet, die Gemeinde hätte das Grundstück den Investor*innen ablösen müssen, es wurde jedoch nichts darüber hinaus umgewidmet. Generell entstanden viele Vorhaben aufgrund von veralteter Flächenwidmungen aus den 1970/80er Jahren, wo man unvorsichtig große Bereiche als Bauland ausgewiesen hat. Das ist ein Rucksack, der trotz Rückwidmungen seit 1994 noch immer belastet. Die früheren Widmungen haben Zweitwohnsitze früher nicht explizit rechtlich ausgeschlossen, das ist erst seit 2019 der Fall. Die Novelle erfolgte jedoch viel
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zu spät. - Wie wurde von der Länderebene als Aufsichtsbehörde in Bezug auf Rückwidmungen trotz eigenen Wirkungsbereichs der Gemeinden eingegriffen? Früher waren Rückwidmungen deutlich einfacher, bevor die Grundstücke erheblich an Wert gewannen, heute müsste man eventuell entschädigen. In Zukunft ist jedoch eine Diskussion um den Boden notwendig und die Raumplanung muss herauskommen aus der Verteidigungsrolle, ansonsten wird sie immer die schlechteren Karten in der Hand haben. Rückwidmungen sind schon möglich, man muss aber auch mutig sein. Im Landesentwicklungsprogramm gibt es eine Bestimmung, dass man gewidmete Flächen, die 10 Jahre nicht bebaut wurden, zurücknehmen kann, das wurde aber nur vereinzelt probiert: Viele Gemeinden haben Angst davor. - Sind Freiraumkonzepte obligatorisch, wenn ja bei welchen Bauvorhaben? Diese könnten schließlich maßgeblich zum Erhalt der Kulturlandschaft beitragen. Rechtlich ist die Landschaftsplanung leider generell wenig abgedeckt, das ist ein Problem im ganzen Burgenland. Er würde das sehr befürworten und ist der Meinung, dass die Landschaftsplanung viel zu wenig rechtlich verankert ist. - In Weiden und Podersdorf werden gerade große Parkplätze als einzige riesige Asphaltfläche errichtet, wie verträgt sich das mit der Landschaft? Wie könnte man diese Flächen anders gestalten? In Weiden hat er angeregt den Entwurf zu ändern, es sieht aus wie bei einem Einkaufszentrum, ist jedoch auf Seiten der Gemeinde nicht auf Zustimmung gestoßen. Bei den Gemeinden ortet er generell wenig Bereitschaft sich für das Welterbe in der Landschaftsplanung einzusetzen. - Wie entstanden informelle Bauten, die ersten Bootshäuser, die einfach gebaut wurden? Sind diese im Nachhinein genehmigt worden? In den 1960er Jahren gab es noch keine Flächenwidmungsplanung, Naturschutz gibt es jedoch seit 1940 und dieser wurde teils sehr restriktiv ausgeführt: Damals war die Devise Flachdächer zu errichten und die Hütten wurde naturschutzbehördlich genehmigt.
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- Wie war die politische Ebene der Rückwidmungen? Gab es Protest? Es war eine Top-Down Strategie in den 90er Jahren, man ist durchaus auf Widerstand gestoßen. Heute gibt es unter Anderem die Bürger*inneninitiative „Rettet den Neusiedlersee“, die sich auch einbringt. - In Ungarn werden derzeit Pfahlbauten für ein großes Immobilienprojekt abgerissen, gefährdet das das Weltkulturerbe? Das ist ein sehr großes Projekt, auch die Entwickler*innen sind in Viktor Orbans (Anm. ungarischer Premierminister) Familienkreis. Das Projekt hat große Auswirkungen, wird von vielen kritisch gesehen und greift stark in die Struktur des Sees ein. Viele Bootsanlegeplätze würden entstehen, die Boote würden natürlich auch nach Österreich kommen da in Ungarn vor Allem viel Schilf ist. Man wird abwarten müssen, wie die UNESCO das Projekt beurteilt, aber es könnte das grenzenüberschreitende Welterbe sicherlich gefährden.
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Technische Universität Wien Bachelorarbeit Daniel Wally
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