DENKBILDER #43: Kitsch

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DENKBILDER Das Germanistikmagazin der Universität Zürich #43: Herbst 2018

Melinda Nadj Abonji Das grosse Interview zur Poetikvorlesung: S. 24


Schauspielhaus ZĂźrich

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Editorial Entgegen allen Erwartungen werden wir dieses Heft nicht mit einer soliden Begriffsdefinition beginnen. Die Frage «Was ist Kitsch?» hat uns zwar das letzte halbe Jahr hindurch stark umgetrieben, doch wir sind nach wie vor nicht imstande, eine abschliessende Definition vorzubringen. Zu diesem Zeitpunkt wohl weniger denn je. Da nützt es auch nichts, dass wir seit Wochen nur noch Modern Talking hören. Bei der Arbeit an der vorliegenden Ausgabe, beim Durchsehen und Lektorieren der Texte und Illustrationen wurde uns bewusst: Kitsch kann ungemein viel sein, oder auch fast nichts – je nachdem, welche Perspektive man dazu einnimmt. Und der Perspektiven gibt es diesmal viele, es ist ein wahrer Kitsch-Kosmos zusammengekommen. Da gibt es persönliche Berichte verschiedener Ichs über kitschige oder kitschverdächtige Erfahrungen, da gibt es Entwürfe von Kitsch als alternative, bessere Welt, aber auch die Dekonstruktion kitschiger Gesellschaftsriten. Jeder der Texte in dieser Ausgabe nähert sich dem Thema auf eigene Weise, und alle werfen unterschiedliche Fragen auf. Wenn wir nach der Lektüre plötzlich davon träumen, unsere Badewanne auf dem Dach zu installieren – ist das Kitsch? Sind Träume Kitsch? Ist Kitsch altmodisch? Oder gar sexistisch? Was nützt uns der Kitsch, und wo stört er? Es freut uns besonders, dass wir als Interviewpartnerin diesmal die vielfach ausgezeichnete Autorin Melinda Nadj Abonji gewinnen konnten, die dieses Semester im Literaturhaus Zürich die Poetikvorlesung bestreitet. In ihrem Schaffen spielt der Kitsch keine besonders augenfällige Rolle, doch wie wir erfahren, sieht sie sich beim Umgang mit der Gewalt in ihren Texten trotzdem oft implizit damit konfrontiert. Diese Ausgabe ist unsere Feuertaufe als Redaktionsleiter. Wir treten in grosse Fussstapfen, und wir freuen uns sehr über und auf die Herausforderung der kommenden Ausgaben. Und statt dass wir uns nun, da die Hürden der ersten Ausgabe genommen sind, in kitschiger Eitel-Freude sonnen, sind wir schon wieder am Werkeln. An neuen Ideen, Inhalten und vor allem in Gedanken schon an der nächsten Ausgabe.

Lukas Keller und Simon Leuthold


Poesie 6 Strahlenmeer Kathrin Egolf 8 Der traurige Gartenzwerg Max Kolp 12 Waldeinsamkeit Ai-lan Nina Metzger

Interviews 24 Melinda Nadj Abonji Jana Bersorger und Sarah Möller

14 Die Badewanne Katja Lindenmann

30 Verlag «Analog Sea» Katharina Werner

18 Mein liebster Du Silja Brändle

Kolumnen

19 Gedicht Rahel Mayfeld 21 Im Ring Meret Böhni

34 Seltene Tropen #7: Der schlechte Witz Philipp Auchter 35 Die Seminarleitung informiert Frauke Berndt

36 Autor*innen und Illustrator*innen 36 Impressum Denkbilder Das Germanistikmagazin der Universität Zürich #43 – KITSCH Herbst 2018


Illustration: Mia Jenni


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POE

Strahlenmeer Kathrin Egolf Der Abend war gerade dabei, in den Schlaf zu fallen. Die Wolken hatten sich rosa gefärbt und die runde Kugel der Sonne hatte so an Grösse zugenommen, dass sie bald am Horizont im Meer versank. Beidseitig durchzogen orange-rosa Strahlen den Himmel und öffneten ihn für grosse Taten. Der Sand war warm und gelb und feinkörnig, wie man es sich vorstellen möchte. Und da stand Hannah, mit offenem Haar, das in der leichten Abendbrise die feinen, wohlgepflegten Locken zeigte. Ihr knöchellanges, weisses und handbesticktes Kleid wehte ihr um die sanften Waden, die von einem standfesten Dasein in der Welt zeugten, aber doch jener Strammheit entbehrten, die zu viel Standfestigkeit offenbart hätte. Ihre Waden hatten gerade jene mittelstramme Form, welche Sinnlichkeit und Beständigkeit zu vereinen vermochte. Die Arme hatte sie lustvoll ausgestreckt, den Hals leicht nach hinten geneigt, sodass ihr Haar frei nach hinten fiel. Man sah die Strahlen der untergehenden Sonne förmlich ihren Körper hochsteigen und sich in ihr ausbreiten. Und dort, ihr gegenüber, stand Karl. Endlich. Auch er hatte die nackten Füsse vom federleichten Sand der Küste geziert. Sein dunkles Haar stand ungestüm in alle Richtungen ab – er war noch ganz unfrisiert. Seine Pyjamahosen flatterten rasch und hastig, so als wollten sie mit den graziösen Wogen von Hannahs Kleid mithalten, obwohl sie sich bereits bewusst waren, dass ihr kleinliches Geflatter es niemals mit der mächtigen Gleichmut von Hannahs Kleidfalten aufnehmen konnte. Doch seine Waden, die zeugten von ganz ähnlicher Sanftmut. Leider. Denn seine Waden hätten durchaus auf ein wenig mehr Standhaftigkeit hinweisen dürfen. Er war doch um einiges grösser als Hannah und verglichen an Körpergewicht und Körperumfang waren seine Waden doch wesentlich zu sinnlich gebaut und der Sanftmut eine deutliche Spur zu viel abverlangt für einen stürmischen Herrn wie ihn, der eine sinnliche Frau wie Hannah erobern und sie in eine strahlenfrohe Zukunft führen wollte. Daran haperte es denn letztlich auch, aber dies später. Hier war also Hannah, ausgestreckt, erstrahlt. Und dort Karl, ebenso erfüllt. Und da haben sie sich erblickt, im Strahlenmeer. Den ganzen Sommer hatten sie viel und lange auf den Steinen sitzen müssen. Mit einer Brust voll schweren Seufzens hatten sie eng beieinander aufs weite Meer hinausgeblickt und waren ratlos gewesen angesichts ihrer aussichtslosen Situation. Denn es war nicht irgendeine gewöhnliche Form der Liebe zwischen ihnen. Nein, es war die Liebe, die alles übertraf, was es an Liebe auf der Welt gab. Die über alle Horizonte hinweg zu wirken und alle nur erdenklichen Hindernisse zu überwinden vermochte. Sie war überirdisch und unvorstellbar gross. Ungefähr so gross wie die Sonne, die jetzt gerade mit dem dicksten Teil ihres Bauches auf die Wasseroberfläche aufgetroffen war und einen satt schimmernden Schwimmring um ihre Lenden trug. So gross war die Liebe von Hannah und Karl. Ihr Schicksal schien in den feinkörnigen Kalkstein der Ostseeküstenfelsen gemeisselt, denn Hannah war einem bodenständigen Arzt versprochen gewesen und Karl einer sehr gebärfreudigen Dame. Doch es schien, als hätte sich ihr Blatt ganz unverhofft und plötzlich dennoch gewendet. Denn Karls feine Waden zeigten, dass sie doch einiges an Strammheit auspacken konnten, wenn es denn drauf ankam. Der Vater aber hatte im Laufe der Jahre ein Näschen bekommen für die gefühlvollen Ausbrüche des Sohnemanns und hatte diesem Aufkeimen der Wadenzuckungen bereits im Anfang Einhalt gebieten wollen. So hatte er den Sohnemann kurzerhand mitten in der Nacht aus dem Bett gezerrt – die Tür war aufgerissen worden, hell war das Licht des Flurs in Karls Zimmer eingedrungen und

Ihre Waden hatten gerade jene mittelstramme Form, welche Sinnlichkeit und Beständigkeit zu vereinen mochte.


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hatte ihn sofort aus seinem weichen, traumgeschmückten Schlaf gerissen – und Karls Vater hatte ihn ins Auto gesteckt. Ohne Weiteres war der Wagen losgefahren und hatte sich vom Haus an der Küste entfernt. Und nachdem Karl durch die Unebenheiten des von Wurzeln und Sandhügeln gezeichneten Weges aus seiner Schlaftrunkenheit gerüttelt worden war, hatte er sofort gewusst: dies würde ihn von Hannah wegbringen. Und nach einem weiteren heftigen Stoss des Untergrunds war Karl auch sofort klar geworden: Er musste umdrehen. Da hatte er während der wilden Fahrt durch die lichten Wälder des schönen Friesenlands die Wagentür geöffnet und war in einer eleganten Hechtrolle, die man Karl so gar nicht zugetraut hätte, hinausgesprungen. So war er nur wenige Sekunden später zwar noch immer im Schlafanzug, aber bloss mit ein wenig Sand und Laub bestäubt, unversehrt am Wegrand gestanden, während der Wagen unberührt und weiterhin ungestüm den Weg hinabgeprasst war. Zum Glück! Denn was hätte Karl gemacht, hätte der Wagen angehalten oder gar umgedreht? Doch daran war gar nicht zu denken gewesen. Und so hatte sich Karl unverzüglich umgedreht und war dynamisch den Sandweg zurück Richtung Strand und hin zu seiner Hannah gelaufen. Von einer Eindringlichkeit und Leidenschaft gezogen schien sich dabei gar die Zeit zurückzudrehen und aus der eingefallenen Nacht wieder die leuchtend schwangere Abendsonne emporzuheben, die ihre Strahlen leitend durch den lichten Wald schickte, bis er den Strand erblickte. Und da war sie nun, die schöne Hannah. Und da schritt er nun, überhastet und mit verklebten Schritten, der Karl. Als Hannah ihren Liebsten erblickte, strahlte sie auf und es drückte sich ganz wie von selbst ihre Brust nach vorne, die Hand streckte sich ihm entgegen und sie sehnte: «Franz!» Und Karl, der gar nicht wusste, wie ihm geschah, dem blieb die Hannah im Hals stecken. «Franz?!» Doch Hannah korrigierte sich rasch: «Ich meine natürlich Karl!». Doch Karl war ja ein schlaues Kerlchen und wusste schon, was er da gehört hatte. Einen anderen Namen! Und wer war Franz? Ein andrer? Ja, gar ein andrer Mann? Die Erregtheit und Sehnsucht in Karls Gesicht entwich ihm augenblicklich. Hannah rief zwar noch, ihm entgegeneilend: «Nein, Karl! Ich meinte dich! Karl! Endlich!». Doch Karl hatte der Schlag getroffen. Seine Waden fingen genauso augenblicklich an zu zucken. Denn für solche Strapazen waren sie eben doch nicht gemacht. Der eilige Sprint zu Hannen hin hatte von ihm mehr gefordert als gewohnt. Und nun auch noch ein Stoss ins Herz. Da zeigte sich die Nervenschwäche der zierlichen Waden. Sie zuckten und zuckten und Karls Knie zitterten, bis sie langsam zusammensackten, zuerst das linke und dann auch das rechte. Hannah rannte schneller und schneller, doch Karl war nicht mehr zu retten. Und just in dem Moment, als Hannah ihren Karl erreichte, glitt Karls Hand in der Weite des Sandes aus, bis sein Oberkörper langgezogen auf dem hellen Untergrund dumpf aufprallte und still liegenblieb. Hannah wölbte sich wie ein aufbäumender Schwan mit ausgebreiteten Armen über ihren Karl, den sie nicht erkannt hatte, und schrie klagend seinen Namen – und diesmal Gott sei Dank den richtigen! – in den Abendhimmel hinaus. Und als in der Ferne die Sonne vollends und endgültig unterging, verklang ein dumpfes «Neeein!» in der Ostseebrise, sodass nur das Meer die Klagen noch hören konnte. ¤

Seine Pyjamahosen flatterten rasch und hastig, so, als wollten sie mit den graziösen Wogen von Hannahs Kleid mithalten.

Just in dem Moment, als Hannah ihren Karl erreichte, glitt Karls Hand in der Weite des Sandes aus.


POE

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Der traurige Gartenzwerg Max Kolp Ich bin ein Gartenzwerg. Ein trauriger Gartenzwerg. Ich hatte den ganzen Nachmittag geweint. Jetzt blicke ich dem himmelblauen Tränenbächlein nach, das sich in der untergehenden Sonne langsam seinen Weg durch den Vorstadtgarten bahnt, in welchem ich stehe. Wie ein stiller, bedächtiger Trauerzug kommt es langsam voran, und ich glaube einen mitgeführten, braunen Sarg zu erkennen – und mich darin. Noch immer schütteln Weinkrämpfe den billigen Ton, aus dem ich gemacht bin. Meine lauten stossweisen Schluchzer zerreissen die Luft bis weit über den rosarot gestrichenen Zaun. Was hinter dem Zaun ist, kann ich nicht genau sagen, denn in meinem Leben hatte ich nie etwas anderes kennengelernt, als diesen Garten, meine kleine Wohnung und die Aussicht bis zum Zaun – meinem rosa Horizont. Es ist ein kleines Reich, aber es ist mein Reich. Und darin war ich der König! Basta! Bis eben ... bis eben ... lieber Leser ich bitte dich ... Entschuldigung ... es ist zu viel ... bis ... schluchz ... bis heute zur Mittagsstunde ein Grüppchen Menschen erschien. Ein gutes Dutzend Köpfe drängte sich an und über den Zaun, schaute neugierig, nein, gaffte schamlos und ohne meine Zustimmung in mein Reich und machte Foto- und Filmaufnahmen davon. Sie hatten auch ihren eigenen König mitgebracht, der ihnen einen Vortrag über «Kunst» und «Kitsch» und über den Unterschied zwischen den beiden hielt. Das Paradebeispiel für «Kitsch», sagte der Kerl sei ICH! … ich und mein Reich seien geradezu das «Paradigma des Kitsches». Er hatte seinen Hofstaat eigens hierhergeführt, wegen der «Anschaulichkeit», dem «Kontext» und so. Und in diesem «Kontext» (als er «Kontext» sagte, deutete er auf mein Reich) sei ich «Tausendprozentiger Kitsch». Würde man mich hingegen aus meinem Reich entführen und in einem Museum oder einer Kunstgalerie gefangen nehmen, dann könnte ich auch «Kunst» sein, fuhr er fort, der «Kontext» sei eben essentiell wichtig, oft wichtiger als die «Installation» selbst, sagte er zu den artig nickenden Köpfen, die seine Belehrungen aufsogen, als sei es vom Himmel gefallenes Manna. Ihr könnt euch mein Entsetzen kaum vorstellen, ich – ein König! – bin «Tausendprozentiger Kitsch» und mein Reich der «Kontext» dazu ... ich wollte protestieren, ihm etwas entgegenschreien, meine Hunde (ja, mein Reich wird von Hunden bewacht) und meine ganze Armee auf ihn hetzen ... aber der Schmerz hatte mich überwältigt ... ich war wie ... gelähmt ... zu keiner Reaktion fähig. Als sie weg waren, stand ich eine Weile wie benommen. Ununterbrochen kullerten Tränen über meine Pausbacken und tränkten das grüne grüne Gras. Obschon noch jung, spürte ich jetzt Alterserscheinungen. Auf meiner Glasur bildeten sich Risse, die Farbe wurde spröde, münzgrosse Stücke platzten ab, der Ton zerbröselte. Ein letztes Bild meines geliebten rosaroten Horizontes wärmte noch einmal meine Seele, bevor sich meine grossen, braunen Äuglein für immer schlossen. Ich sackte zusammen. Zerfiel. In grössere Teile. Kleinere. Zu Staub. Danach suchte sich meine Seele einen anderen Ort, einen neugeborenen Zwerg, frisch aus der Produktion, der noch brennwarm und seelenlos war.

Das Paradebeispiel für Kitsch, sagte der Kerl, sei ICH!


Illustration: Karin Hugentobler

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POE

Menschen wissen ja nicht, dass Gartenzwerge Seelen haben, dass diese Seelen wandern können ... von Gartenzwerg zu Gartenzwerg, in Bäume, Blumen, Tiere, Steine. Nicht in Menschen. Menschen meiden sie. Jetzt weiss ich auch warum: Ich hatte die Begriffe «Kunst» und «Kitsch» in meinem Reich noch nie gehört, niemand verwendete sie und ich hätte nicht sagen können, was sie bedeuteten, wäre da nicht die verächtliche Art und Weise gewesen, mit der «Kitsch» ausgesprochen worden war und die noch verächtlicheren Blicke, die dabei über den rosa Horizont geworfen wurden wie schimmliges Brot. Ausserdem hat mich mein Geheimdienst umfassend über die Machenschaften der Zaunmenschen orientiert: Am Anfang der Zeiten – bevor es Menschen gab – lebten Gartenzwerge, Tiere, Pflanzen und Steine harmonisch in einer ungeteilten Welt. Alle betrachteten sich als eine Familie und gingen friedlich und glücklich ihrem Tagwerk nach. Bis ein kleines Grüppchen sich absonderte und behauptete, sie wären von nun an keine Gartenzwerge mehr. Sie seien weiter entwickelt als unsereins, seien etwas Besseres, etwas Höheres. Dieses Grüppchen nannte sich fortan Menschen. Sie waren sehr geltungssüchtig und beanspruchten nichts weniger als die ganze Welt für sich. Wir Zwerge liessen uns davon nicht beeindrucken, aber weil uns ihr Verhalten ausgesprochen rätselhaft anmutete, beobachteten wir sie aufmerksam. Sie bewerteten ihr Reich nach Grösse, Geld, Schönheit et cetera. – Diese Dinge sind ihnen so wichtig, dass sie jene, die mehr davon haben, darum beneiden und manchmal sogar bekämpfen. Dinge die, weil sie schnell zerfallen, die Menschen ins Unglück stürzen müssen! Wir Zwerge hingegen, leben im Einklang mit den Schwingungen des Universums. Es geht die Sage, dass ein Urzwerg, ein Seil durch das All gespannt habe, um es von einem Ende zum anderen zu Fuss zu durchqueren. Weil es dort keine Schwerkraft gibt, hatte er sich eine geniale Konstruktion aus Halteleinen, die an einer Art Schlitten befestigt waren, einfallen lassen. Seitdem nennt man uns bewundernd die Handwerker oder Ingenieure des Universums. Seine Konstruktion erzeugte zudem gewaltige Schwingungen, die das Seil durch das ganze Sternenmeer, diesmal in der Vertikalen, oszillieren liess. Er war davon so angetan, dass er weiter Seil um Seil spannte, und es entstand ein sanft schwingendes Netz - eine Art kosmische Hängematte. Da beschloss er seine Wanderung nicht fortzusetzen, sich im Mittelpunkt niederzulassen und dort das erste Reich der Gartenzwerge auszurufen. Seither wiegen uns die sanften Wellen des Universums und machen uns vollkommen glücklich. Leider ruft so viel Glück auch böse Neider, eben die Menschen, auf den Plan. Doch dieser Neid ist unbegründet, denn wir verschenken davon jedem Gast soviel er tragen kann. Mehr nicht – denn zu viel Glück kann Unglück sein! Während wir Gartenzwerge also seit Urzeiten in dieser glücklichen, heilen, ungeteilten Welt leben, die man ohne zu übertreiben ein Paradies nennen kann, haben die Menschen ihre Welt seltsamerweise in unzählige Weltfragmente aufgesplittert. Wir wissen nicht genau, warum sie das getan haben. Am wahrscheinlichsten scheint uns jedoch eine Mischung aus Selbstüberschätzung, mangelndem Respekt vor der Schöpfung und Dummheit. Nach einer denkwürdigen Sitzung kam unser Zwergensenat zur Auffassung, dass sie von einer Krankheit überfallen worden sind und fasste den einstimmigen Beschluss, sie durch unsere besondere Fürsorge und innige Liebe zu heilen. Die Menschen aber bauten – im Fieberwahn – weiter an ihren Grenzen und Zäunen: Auf dem Lande, im Wasser, in der Luft - Am Unüberwindlichsten aber waren die Zäune in ihren Köpfen und Herzen.

Es geht die Sage, dass ein Urzwerg ein Seil durch das All gespannt habe, um es von einem Ende zum anderen zu Fuss zu durchqueren.


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Wie auch immer, das Ergebnis ist verheerend: die Menschen irren krank im Kopf und wund im Körper in ihrer zersplitterten Welt herum, und um sich zurechtzufinden müssen sie den Fragmenten Namen geben. Diese Namen sind Wegweiser, die ihnen sagen in welchem Fragment sie sich gerade befinden: Im «Kitsch»-Fragment, «Kunst»-Fragment, «Gebrauchs»-Fragment et cetera. Ohne diese Etiketten wären die Menschen verloren, denn sie können nicht selbstständig denken wie wir Gartenzwerge. Dauernd würden sie «Kitsch» und «Kunst» verwechseln. Nur ihr König kann selbstständig denken und die beiden auseinanderhalten. Deswegen hängen sie an seinen Lippen als wäre er ein Gott, lobpreisen ihn, fallen auf die Knie und singen Hymnen. Einige ihrer Bruchstücke, die den Charme von Hochsicherheitstrakten versprühen und an verbotene Städte oder Gefängnisse erinnern, werden von ihnen manchmal euphemistisch als Museen, Galerien oder urbane Landschaften etikettiert. Jedes dieser Weltfragmente wird von einem König und seinem Hofstaat regiert. Das «Kunst»-Fragment, zum Beispiel, können jene die nicht dazugehören, meist nur gegen eine Gebühr betreten, die sie an einem Zollhäuschen auf dem «Kasse» steht, bezahlen müssen. Als Beweis dafür wird ihnen ein blecherner Button, ähnlich einer Hundemarke angeheftet, der von eifrigen Palastwächtern kontrolliert wird. Weil der König des «Kunst»-Fragments, Teile seines Reiches verkaufen will, müssen die Besucher am Zollhäuschen alle ihre Taschen und Rucksäcke abgeben, denn der König hat Angst, dass sie etwas aus seinem Reich stehlen. Die Kleider dürfen sie anbehalten und frei herumlaufen. Es gibt Bänke, auf die sie sich setzen und die «Kunst» stundenlang inbrünstig betrachten und anbeten. Aber sie dürfen nicht laut darüber sprechen – müssen still sein. Manche haben extra Kopfhörer auf, von denen sie in 77 Sprachen über die Vorzüge der meist sündhaft teuren Objekte aufgeklärt werden. Wenn sich nach diesem Zeremoniell ein Kaufinteressent meldet, wird zuerst seine «Solvenz», sein «Portefeuille» abgeklärt, und nach Überweisung darf er seine «Kunst» mitnehmen und wiederum verkaufen. Das nennen die Menschen «Kunsthandel» und wegen diesem Geschäft ist es ihnen wichtig, dass nur ein kleiner Teil ihrer Welt «Kunst» ist und der Rest eben «Kitsch». Man stelle sich vor es gäbe – wie in meinem Gartenzwergreich – nur eine ungeteilte Welt: alles wäre «Kunst» oder alles wäre «Kitsch» ... das Geschäft wäre ruiniert! ¤

Am unüberwindlichsten waren die Zäune in ihren Köpfen und ihren Herzen.


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Waldeinsamkeit Ai-lan Nina Metzger Hin und her. Hin und her. Hin und her schaukelt der Schaukelstuhl. Alfred wickelt die Wolle um die Finger, klappert mit den gelben Plastiknadeln, summt vor sich hin. Das neunte, zehnte, elfte Pullöverchen. Die Eichhörnchen gucken bewundernd auf die warmen Herbstfarben. Für Emil ein gelbes, für Anita ein orangefarbenes, für Hanna ein weinrotes. Die übrigen Tierchen sind bereits neu eingekleidet in ihre putzigen, kleinen Kleider mit geschickt eingestrickten Buchstaben. S wie Salome, F wie Fabian, P wie Paul. Fünf Eichhörnchen sitzen auf dem Regal, drei auf dem Fenstersims. Die beiden vorwitzigsten, Sabine und Lena, liegen im Wollkorb. Philip hockt auf der Lehne und guckt Alfred über die Schulter. Der alte Mann singt ein selbst gedichtetes Liedchen über Felix und Céline, wie sie sich als Kinder im Moos tummelten und Mandeln knabberten. Alfred gibt ihnen auch heute noch Mandeln, aber im Moos tummeln sie sich schon lange nicht mehr. Als Alfred aufsteht, knirscht das Laub unter seinen Füssen auf dem Wohnzimmerteppich. Alfred holt manchmal Blätter und Äste aus dem Wald, um die Kleinen damit zu beschäftigen. Die letzten Pullöverchen werden angezogen, die grünen und blauen Sommerhemdchen sorgfältig verstaut. Alfred bemerkt eine Walnuss neben Rahel. Er hält sie ihr hin, doch sie guckt verträumt aus dem Fenster. Alfred isst die Nuss selbst. Nüsse mag er. Das ist auch gut, denn er kauft Unmengen davon und ist der Einzige, der sie isst. Die meisten bleiben unter den Regalen und dem Bett liegen, wo sie langsam ranzig werden. Der Teppich ist dunkel und fleckig von den zerquetschten Brombeeren. Die Wohnung riecht nach alten Polstern, Wald, Gips und verfaulten Früchten. Alfred streichelt Paul im Vorbeigehen, der dabei fast umkippt. War wohl etwas abrupt. Der alte Mann entschuldigt sich. Paul lächelt. Dann setzt sich Alfred mit einer Tasse Tee wieder in den Schaukelstuhl. Hin und her und hin und her und hin und her. Alfred spaziert durch den Wald. Mit Rahel, Sabine, Philip und all den anderen. Auch die Eichhörnchen sind dabei und hüpfen fröhlich voraus. Vor einer Gabelung bleiben sie stehen. Nur Alfred und die Eichhörnchen gehen weiter. Er dreht sich nochmals um und winkt. Die anderen winken zurück. Sagen, dass sie anrufen werden, dass sie an ihn denken, ihn besuchen kommen. Alfred freut sich darauf.

Alfred gibt ihnen immer noch Mandeln, aber im Moos tummeln sie sich schon lange nicht mehr.

*** «Der Abwart klang, als sei es dringend», erklärt Anita, während sie Emil in ihr Auto scheucht. Dieser schmeisst seine Jacke auf den Rücksitz und steigt ein. Hinter ihm zappelt Hanna und mault. Sie hat ihren Onkel schon seit Monaten nicht mehr gesehen und ist sich nicht sicher, was sie von diesem hastigen Wiedersehen halten sollte. «Hast du den anderen schon Bescheid gesagt?», fragt Emil. «Nicht ich, Lena. Der Abwart hat zuerst sie angerufen, aber sie arbeitet. Und ich müsste eigentlich mit Hanna zum Kinderarzt», antwortet Anita. Emil schaut eingeschnappt auf die Strasse. Anita winkt nicht bloss mit dem Zaunpfahl, sie schlägt damit auf ihren Bruder ein.


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«Ich habe kein Auto und…» – «…mit dem Zug hättest du fünfundneunzig Minuten nach Wila. Jaja, ich weiss», beendet Anita den Satz. Niemand kümmert sich jemals um irgendetwas. Es ist schon ärgerlich genug, dass sie gemeinsam mit Salome, Paul und Lena die Wohnungsmiete übernimmt, seit sie das Elternhaus verkauft haben. Emil hatte schon damals kein Geld mehr gehabt. Soll er sich doch um die Hinterlassenschaften kümmern. Soll er doch das Erbe haben, wenn es noch etwas zu erben gibt. Ein Glück, dass dieser Taugenichts nicht auch noch das Sorgerecht über Felix und Sabine bekommen hat. Wie es den Kindern wohl geht in Basel? Oder war es Fribourg? «Das Ziel befindet sich auf der rechten Strassenseite», sagt das Navigationsgerät. Anita bremst und sucht nach der korrekten Hausnummer. Der Abwart steht bereits bei den Besucherparkplätzen. Er führt sie zur Wohnungstür. Während er den passenden Schlüssel sucht, rät der Abwart Anita davon ab, Hanna mitzunehmen. Also bietet Emil an, mit dem Mädchen draussen zu warten. Anita zuckt mit den Schultern. Wovor sollte sich das Kind fürchten? Der Leichnam wurde schliesslich schon am Morgen abtransportiert. Der Abwart wirft Anita einen ernsten Blick zu und Emil nimmt Hannas Hand. Anita betritt die Wohnung allein. Das widerliche Gemisch aus alten Polstern, Wald, Gips und verfaulten Früchten steigt ihr in die Nase. Sie macht einen weiteren Schritt und zuckt zusammen, als unter ihrem Fuss ein Ast entzwei bricht. Das Rascheln begleitet Anita durch den Flur in das Wohnzimmer. Ein verschmutzter Teppich, ein Schaukelstuhl, ein nasser Wollkorb, eine leere Tasse. Aus dem Augenwinkel glaubt Anita kleine Plüschtiere zu sehen. Emil, Hanna und der Abwart hören den Schrei. Emil springt auf, läuft in die Wohnung. Der Abwart hält das Mädchen davon ab, dem Onkel zu folgen. Anita und Emil stehen inmitten des Waldes. Anita steht auf dem Regal, Emil sitzt auf dem Fenstersims. Elf Eichhörnchen. Elf niedliche, kleine, ausgestopfte Eichhörnchen in putzigen handgestrickten Pullöverchen. Lena, Salome, Philip, Paul, Felix, Céline, Fabian, Rahel, Hanna, Emil und Anita. Töchter und Söhne. Enkel und Enkelinnen. Mit ihren leeren Knopfäuglein starren sie einander an. Was hat Vater all die Jahre gemacht, in denen wir nicht angerufen, nicht an ihn gedacht, ihn nicht besucht haben? ¤

Die Wohnung riecht nach alten Polstern, Wald, Gips und verfaulten Früchten.


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POE

Die Badewanne Katja Lindenmann Ich habe heute meine Badewanne aufs Dach getragen. Eimer für Eimer habe ich sie gefüllt. Habe ihr Platz gemacht zwischen all den Pflanzen. Jetzt ist sie so dicht eingerahmt davon, dass sie von oben wie ein Teich in einer Wiese aussehen muss. Alle habe ich selbst gepflanzt. Tomaten, die sich an Stängel krallen, weil ich sie ungern festbinde, Gurken, die sich hinabziehen wie ein Rollladen, und Blumen, viele Blumen. Da wären auch noch Bohnen gewesen, die mir aber runtergefallen sind. Ich lasse sie liegen und nenne es urban gardening. Der Platz ist frei nur für mich und meine Wanne. Heureka, murmle ich, als ich eintauche. Das mache ich immer so. Sagen, was in meinem Kopf ist. Vielleicht damit es bleibt, vielleicht damit es geht. Darüber denke ich nicht nach. Ich habe keinen Schaum reingemacht. So gefällt mir der Teich von oben besser. Ich wie eine Meerjungfrau darin, durchsichtig alles, kein Pilzschaum auf dem Wasser wie in Bächen. Das will ich nicht. Die Wolken sollen sich spiegeln können und ich zurück. Ich liege und überlege. Ob ich meine Hände auch eintauchen soll? Das hat so etwas Definitives. Die Hände eintauchen, um nie mehr trockene zu haben. Kein Handy mehr anfassen, kein Buch lesen. Zum Entspannen verdammt. Ich bin Masochistin, ich nehme mir meine Hände. Ich lege sie sanft auf die Oberfläche und lasse sie schweben. Das mache ich immer so. Damit beweise ich mir, dass ich schon aufschwimmen würde und nicht ertrinken. Man hat ja noch Luft in sich, funktioniert wie eine Luftmatratze. Das habe ich im Schwimmunterricht geübt. Seepferdchen mindestens. Immer habe ich mir das so vorgestellt. Wenn man im Flugzeug die Sicherheitsvorschriften wirklich einmal ausführen müsste und der Typ neben dem Notausgang es zum Glück für alle anderen geschafft hätte, die Tür zu öffnen und ich ohne High Heels und darum über die vollgepumpte Rutschbahn ins Meer gelangt wäre. Dann würde ich schwimmen und irgendwann nicht mehr können. Wenn man nicht mehr schwimmen kann, dann sollte man sich auf den Rücken legen und sich treiben lassen, bis man wieder kann. Warum sollte man das plötzlich? Ich würde direkt, bis ich nicht mehr kann. Solange ich könnte würde ich. Das mache ich immer so. Darüber denke ich nie, aber jetzt, nach. Meine Hände atmen nicht, halten nur gespielt die Luft an. Ich lasse sie auf den Grund sinken, dort liegen sie und das fühlt sich irgendwie auch erzwungen an. Ich ertränke sie. Meine Haare werden zur Wasserbrücke. Vielleicht zieht es ja Tröpfchen für Tröpfchen von unten daran hoch. Eine dreispurige Zopfautobahn bis zu meiner Kopfhaut, Gänsehaut. Adhäsion, sage ich, als ich darüber nachdenke. Weg damit. Ich schnuppere. Vielleicht werde ich Heuschnupfen kriegen in der Badewanne. Gräser sind am schlimmsten für mich. Ein Taschentuch greifen kann ich nicht mehr. Immerhin bläst kein Wind. Der würde meinen Spiegel ohnehin zerkratzen und dann sehen mich die Wolken nicht mehr. Wie ich mich hier so schön drapiert habe. Serviert auf einem gläsernen Teller sehen sie mich von oben. Der Gedanke beruhigt mich. Kein Wind. Gut. Dabei mag ich das Rascheln von Blättern sehr. Nur keine Pollen. Mein Haar kann auch gar nicht wehen. Es ist viel zu nass und in sich verschlungen gefangen. Vielleicht würde es das aber doch tun und dann würden sich die Tropfen, die sich doch zu wenig in mein Haar und meine Kopfhaut hereingesaugt haben, ohne Adhäsion von den Strähnen ablösen und mein kleines Buch nass machen. Das liegt doch immer neben der Badewanne und erinnert mich daran, dass ich es heute nicht lese. Damit ich heute entspannt werde. Meine Hände würden das Ganze dann nur schlimmer machen. Ich halte sie fest. Das Buch würde vom Wind getötet, weil ich hier liege. Also lieber keiner. Und auch kein Rascheln. Das beruhigt mich. Darüber denke ich jetzt nach.

Ob ich meine Hände auch eintauchen soll? Das hat so etwas Definitives.


Illustration: Judith Rehmann

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POE

Ich mag es, wenn es regnet. Vor allem am Wasser. Ich mag den Moment, wenn die kleinen Tropfen aus den pelzigen Wolken herabfallen, sich befreien, nur um dann wieder einzutauchen. Aber nicht ohne sich kurz dagegen aufzubäumen, ein Zeichen zu setzen mit Ringen und Wellen, ein Aufschäumen im Bach, der Tropfen ein Hilferuf und dann Ruhe. Vom Grund aus putzen sie den Spiegel wieder glatt. Die Wolken schütteln sich oben ausgewrungen wieder auf. Wenn es jetzt regnen würde, würden zumindest die Pollen unschädlich gemacht. Die bannt der Wasserspiegel, im Reich meiner Hände haben sie keine Macht. Das hat sich also schon einmal gelohnt. Das beruhigt mich, denke ich. Wenn es nur genug regnet, würde sich die Wanne ganz füllen und am Ende überschwappen. Meine Pflanzen würden einmal richtig getränkt, weil ich sie doch heute vor lauter Schleppen für mich ganz vergessen habe. Das passt. Nur zu stark überschwappen darf sie nicht, sonst schwemmt es mich noch hinaus aufs Dach und das nach all der Mühe. Ein gestrandeter Fisch, auf dem Dach ersäuft. Es regnet nicht. Gut. Meine Hände beginnen runzlig zu werden. Ich frage mich oft, ob das so bleibt. Haben Wasserleichen faltige Haut? Oder wird sie durchs Aufblähen wieder glatt? Ich weiss nicht, ob mich das beunruhigt. Wenn ich mit den Fingern über den Wannenboden klimpere, sind sie wie Schwämme. Also doch aufgebläht. Kleine Kissen. Ich mag grosse Kissen. Es fasziniert mich, wenn ich mit dem Gesicht so tief im Kissen versinke, dass mich nur meine eigene Hand daneben vor dem Ersticken schützt. Selbst ist die Frau. Ich habe mich immer gefragt, ob man sich wirklich selbst ersticken kann. Oder sich ertränken. Wo bleibt da der letzte Lebensinstinkt, der einen wieder herausreisst? Kann man selbst den töten? Wer tötet ihn und wie? Oder gibt es da einen Selbstzerstörungstrieb, der ganz praktisch motiviert den eigenen Körper aus dem Leben entfernt? Für die Spezies sozusagen. Raus aus der Emanzipation, die will vorwärts. Die kann sich Depression nicht leisten, oder bräuchte zu lang, um sich ihr anzupassen. Emanzipation klingt nach Fortschritt. Ich frage mich, ob Fortschritt alles besser macht. Fortschreiten heisst weggehen. Wer sagt, dass es dort, wo ich hingehe, besser ist? Vielleicht will ich ja bleiben. In dieser Badewanne im Grünen hier. Ich will mir Gedanken machen über den Spiegel und mein Bild darin. Wasser ist ein doppelseitiges Klebeband. Ich würde mich gern ganz von unten im Wasserspiegel sehen und dann auch von oben. Ich rutsche etwas weiter hinein. Meine Nase lasse ich gerade noch draussen. Sie muss direkt über dem Spiegel sein. Ich kann das Wasser schon riechen. Ich stelle mir dann immer vor, wie ich aus Versehen die oberste Schicht einatme. Wie die Flüssigkeit hinten in meinen Rachen läuft wie Nasenspray, nur nicht so bitter. Ich atme etwas flacher, das wird mir nicht passieren. Ich denke schliesslich über so etwas nach. Mein Atem kratzt über die Oberfläche. Wie viel Wind produzieren die ganzen ausatmenden Menschen und Tiere wohl? Ich würde das gerne messen, um zu wissen und wieder zu vergessen. Aber ich hätte es gewusst. Das ist es, was zählt. Und die Pflanzen atmen das dann wieder ein? Ich hasse es, den Atem von jemandem einzuatmen, es würde mich ersticken. Ich brauche meinen eigenen Atem. Nur nicht zu viel hier in der Badewanne. Ich atme flach auf der Oberfläche. Nur kleine Wellen. Immerhin Veränderung, Fortschritt. Nicht stehen bleiben, auch wenn es nicht besser wird. Dagegen kämpfe ich in dieser Wanne. Keine Änderung bis zum Grund. Ertrinkende Schwämme, die klimpern. Ich mag es, den Widerstand des Wassers zu spüren. Ich tue oft so, als könnte ich Klavier spielen. Ich singe auch viel in meinem Kopf. Wenn man ein Lied hört, egal welches, und sich dabei vorstellt, dass man innerlich mitsingt, dann glaubt man plötzlich, man könne den Text. Es singt dann einfach so vor sich hin. Fortschritt, immer fort. Mund auf und der Zauber ist vorbei. Das geht eben nur im Kopf. Das denke ich oft und freue mich darüber.

Ich würde mich gern ganz von unten im Wasserspiegel sehen, und dann auch von oben.


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17 Das gehört nur mir. Niemand weiss, wie verrückt ich bin, weil es nie rauskommt. Ich habe meine eigenen vier Wände. Meinen Raum, in dem ich mich bewege, ohne dass mich jemand sieht. In die Augen kann man sehen, aber nicht dahinter. Und das ist gut so. Diese Einsamkeit braucht es, um mich auszufüllen. Ich habe mir vorgestellt, dass es eine grosse cloud gibt, in die alle Gedanken der Menschen ständig fliessen. Dann wären wir uns dort am nächsten, wo wir uns nicht treffen. Vielleicht ist es das, was sie Gott nennen. Eine rosafarbene Wolke. Und ich ein Teil davon. Der Fisch im Wasser. Ich mag diesen Gedanken. Er ist Hoffnung, ein Sonnenuntergang ohne Regen. Das ist es doch, was sie wollen. Man muss an etwas glauben. Muss ich? Kann ich nicht einfach nur darüber nachdenken? Die rosa cloud nimmt ungefragt alles. Dafür ist sie da. Meine Gedanken sind wie Zauberbohnen. Sie wachsen riesig ins Nichts und manchmal klettere ich an ihnen hoch. Wenn mir schwindlig wird, stürze ich hinunter. Das macht mir Angst, aber die Aussicht ist zu schön. Ein bisschen Überblick über den rosa und blauen Wolken und noch viel, viel weiter. Ich stelle es mir zauberhaft vor, wenn ein Blitz einschlägt ins Wasser. Wie das wohl von unten aussehen würde? Wie ein Kopfsprung. Ich gleite noch etwas tiefer hinein. Ich mag es, wenn ich das Wasser auf meinen Wangen fühle. Ich will mit den Augen auf dem Spiegel sein. So wie im Zoo, wenn man die Tiere in den Käfigen sieht und sie ein Wasserbecken haben. Die Pinguine oder Eisbären. Wenn sie schwimmen, kann man sie ganz sehen. Wie sie geteilt werden vom Wasser, wie sie die Grenze aufheben und demonstrieren. Unten paddeln, oben atmen. Meine Finger klimpern, sie sind nicht ertrunken. Instinkt, denke ich, das beruhigt mich. Ich blinzle nicht. Und dann ganz runter. Schwerelos oder zumindest tue ich so. Rauschen, ein paar Blasen. Ich klemme mich da unten ein. Augen zu und ich bin weg. In meinem Raum. So muss ich mich gefühlt haben, als ich noch nicht lebte. Das war mein Raum. Meine Mutter erfüllte mich, hat sich liebevoll für mich eingerichtet. Ich bin ausgezogen. Ich tauche wieder auf und atme ein. Kein Wasser. Kein Wind, aber Kratzer. Es klopft. Es regnet. Ich steige aus. ¤

Ertrinkende Schwämme, die klimpern.


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POE

Mein liebster Du Silja Brändle Mein liebster Du, gestern sah ich Dich nicht. Vorgestern waren wir nicht beisammen. Wir, in einem vergangenen Augenblick, fanden zueinander und trafen uns doch nicht. Begebenheit des Zufalls? Nein, die Absicht des Guten führte uns an. Hörst Du, beim Denken an mich, das Rattern der Schienen, welches durch den Laminatboden drängte? Tam-ta-Tam-ta-Tam, diesen Rhythmus einer Reise, Musik, die Nächte zu verzaubern vermag. Hörst Du, beim Dich Zurückversetzen in jenes Abteil, das leise Wimmern der Frau, welcher die Angst, von einem ihr unbekannten Mitfahrer unsittlich angefasst zu werden, den Schlaf raubte? Anspannung, herbeigeführt durch Hilflosigkeit, ruft herbei das wundervolle Gefühl der Lebendigkeit. Hörst Du, beim Durchstöbern Deiner Erinnerung an die Zugfahrt von Sizilien durch den dunklen Raum nach Mailand, das Quietschen der Abteiltür, während sie von mir geöffnet wurde? Zu fünft lagt ihr, die drei Männer, die wimmernde Frau und Du, stinkend nach Schweiss, Zigarettenrauch und zu viel des süssen Weines, eng aneinander gedrängt auf der dunkelblauen Fläche aus zusammengeschobenen Sitzen. Ekel? Kannte ich nicht. Voller Interesse sog meine gepuderte Nase Euren Duft im Abteil auf, ein Parfüm aus einer anderen Welt. Als Einziger öffnetest Du deine Augen, hast mich begutachtet, bist mit Deinem Blick von meinen blonden, ordentlich hochgesteckten Haarsträhnen, über meinen wohlgeformten Körper, hinunter zu meinen weiss lackierten Zehennägeln des rechten Fusses gewandert. Du hast dabei gelächelt, als ob Du mein lachsfarbenes Seidenkleid durchblicken könntest, darunter meine Spitzenwäsche entdecktest, von ihr den Blick löstest und tiefer vor zu meiner Seele drängtest. Sie, voller Liebe für die ganze Welt, vom zierlichen Veilchen bis zum koksenden Gewalttäter. Ein Fünkchen Herzlichkeit bleibt nirgendwo aus. Dein Blick abgekämpft, müde und voller Begehren für mich. Deine Augen sogen mich auf, zogen mich weg von der offenen Tür, hinein ins dunkle Zugabteil, hinein zu den vier Schlafenden, hinein zu Dir, hinein in Dich. Dein Inneres, voller Abneigung gegenüber der ganzen Welt, alles verachtend, vom kleinen Gänseblümchen bis zum zerzausten Vagabunden. Du hasst mich. Ich hätte nicht hier bei Dir, in diesem grässlichen Nachtzug, wo nichts Schönes herrschte, auftauchen dürfen. Du hast von mir vernommen, Dir dabei geschworen, mich nie in Deine Nähe zu lassen. Ich sei verlogen, sähe die Welt nicht, wie sie ist, würde mich abwenden von Vergänglichkeit, Ungleichheit und Katastrophen. Ein Gefühl der Ohnmacht liesse ich nicht zu. Nur deshalb könne ich meine goldenen Klunker tragen. Warum ich diese Gedanken von Dir kenne? Weil Du mich aufgesogen, mich in Dir eingeschlossen hast. Gesteh Dir ein, Du brauchst mich. Voller Liebe, Ich


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beinah ein wort an den gletscher. wir kamen von weither um ihn zu sehen. natürlich: nahe am kitsch, wir wollen so & so zärtlich sein; dann auch der wunsch ein gesicht abgeben zu können an der garderobe. wir sahen die berge vom fenster aus & draussen die brückenvögel: wir fütterten sie mit pommes frites & kleinen gedichten.

Illustration: Mia Jenni

–– Rahel Mayfeld


Illustration: Erika Unternährer

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21 Im Ring Meret Böhni Ich nehme an, du als mein Mann? – Ich verspreche Dir die Gräue in guten und in echten Tagen, in Schlafzimmer und Stube, bis der Tag uns verleidet. Ich will Dich verachtend meiden und mich wehren alle Tage unseres Klebens. Karg, dieses Ding, als Weichen unserer Bliebe und Reue Ich nehme Dich an als eine Frau. Ich versage Dir die Treue in geilen und in schlechten Tagen, in Einheit und Auszeit, bis die Scheide uns freue – Ich still Dich wiegen schmachtend und begehren alle Sekunden deines Bebens. Trage diese Spirale als Zeichen unserer Liege, Untreue Ich nehme Dich an als ein G-schlecht. Ich Versprecher Dir die Natürlichkeit in unfreiwilligen und in g-schlechten Knaben, in G-sundheit und G-kränktheit, bis der G-vatter uns guidet. Ich will Dir g-rieben beim G- punkten und g-bären alle Tage meines G-bens. Wage dieses G-ringe als Leichen Deiner Hybride und Streue Ich nehme mich an als meiner Selbst. Ich verspreche mir die Treue in entmutigend seichten Tagen, in jeder Gegebenheit und Gelegenheit, bis der Tod mich erleidet. Ich will mich lieben, achten und nähren alle Plagen meines Lebens. Denn ich klage – und sing zugleich meiner Liebe und Freude Ich nehme Dich an als KV-Angestellte. Ich verspreche Dir den Lohn in guten und in schlechten Fragen, in Faulheit und Schwangerschaft, bis der Vertrag uns scheidet. Ich will Dich biegen, beobachten und lehren fünf Tage meiner Woche. Trage diesen Batch als Zeichen unserer Siege und Umtriebe Ich nehme Dich an als mein Glasfasernetz. Ich verspreche Dir die Treue in guten und in schlechten Daten, online und offline, bis das WLAN uns trennt. Ich will Dich backupen und daten alle Stunden meiner Langeweile. Trage diese Balken als Zeichen unserer Verbindung und Treue Ich nehme Dich an als reinen Wahn. Ich verspreche Dir die Säure in blutenden Wunden echter Ragen, in Krankheit und Krankheit, bis der Trug uns schneidet. Ich will Dich bekriegen, -wachen und -kehren alle Tage meines Strebens. Trage diesen Ring als Zeichnung unserer Liebe und Treue.


JOANNA KULIG

TOMASZ KOT

«Man wünschte, dieser Film möge ewig weitergehen.» NZZ

«Der Stoff, aus dem Klassiker gemacht sind.» Programmkino.de

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PAWEL PAWLIKOWSKI

DER BREITENGRAD DER LIEBE AB 29. NOVEMBER IM KINO


Literaturhaus Zürich Lesungen im Herbst

13.11. Maria Stepanova 20.11. Karen Duve 8./15./22.11. Poetikvorlesungen: Melinda Nadj Abonji 5.12. Delphine de Vigan 9.12. Lukas Bärfuss, Michelle Steinbeck

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Antoinette Rychner «Der Preis», © Verlag Die Brotsuppe 2018, aus dem Französischen von Yla von Dach.

DIE ZEIT TUT, ALS WÄRE SIE FÜR MEINE GESCHICHTE NICHT ZUSTÄNDIG


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INTERV Eine Sprache entwickeln aus der Sprachlosigkeit Melinda Nadj Abonji über Dunkelkammern, Schwächlinge und das Erzählen von der Gewalt

Jana Bersorger und Sarah Möller Im Rahmen der diesjährigen Poetikvorlesung lässt die in Zürich lebende Autorin und Musikerin Melinda Nadj Abonji (*1968 in Becsej, Ungarn) Studierende und Interessierte an ihrem Nachdenken über das eigene Schreiben teilhaben. Die «Denkbilder» durften Nadj Abonji vorab zu einem Gespräch treffen.

als tatsächlich zu vermitteln. Das war mir damals schon zuwider. Weil ich dann aber Leute gefunden habe, die mir entsprochen haben, war meine Studienzeit auch eine grossartige Zeit; eine Zeit, die der Bildung gewidmet war und eben nicht der Ausbildung, wie man das heute fälschlicherweise nennt. Haben Sie gezögert, als Sie nun für die Poetikvorlesung angefragt wurden?

DB: In Ihrem Roman «Tauben fliegen auf» zitiert die Ich-Erzählerin einen ihrer Dozenten, der sich überaus kritisch zur Institution der Universität äussert. Unter anderem nennt er die Universität einen «musealen Betrieb» und prophezeit den Studierenden, dass sie dort «lebendig begraben» würden. Welches Bild haben Sie aus Ihrer eigenen Studienzeit von der Universität? MNA: Wir leben in einer Zeit, in der Bildung ein Politikum ist, und ich finde es sehr wichtig, dass man sich zur Bildung bekennt und nicht einfach in diesen allgemeinen Sermon von Kritik einsteigt. Gegen die Streichung von Geldern muss man entschieden kämpfen. Dennoch halte ich differenzierte Kritik bezüglich der Universität selbst, aber auch bezüglich einzelner Figuren, die sich in dieser Institution bewegen, für angebracht. In meiner eigenen Studienzeit habe ich gespürt, dass es auch an der Uni grosse Machtkämpfe gibt: Ich hatte damals das Gefühl, dass es einzelnen Professoren – damals hatten wir noch gar keine Professorinnen, was sich ja heute glücklicherweise geändert hat – mehr darum ging, Wissen möglichst wirksam zur Schau zu stellen

«Ich finde es sehr wichtig, dass man sich zur Bildung bekennt und nicht einfach in diesen allgemeinen Sermon der Kritik einsteigt.»

Ja, aber nur insofern als ich nicht genau wusste, ob ich das kann, über meine eigene Literatur nachdenken, über mein Lesen und mein Schreiben. Vor einem Jahr oder zwei Jahren hätte ich aus diesem Grund nicht zugesagt, aber jetzt hatte ich das Gefühl, dass es der richtige Zeitpunkt dafür ist. Ich bin froh, dass ich sozusagen von aussen und punktuell zur Uni «zurückkehren» kann. Ausserdem hat die Uni mir durchaus Perspektiven eröffnet; im Schreiben komme ich immer wieder auf Dinge zurück, die ich während meinem Studium gelernt habe. Die Poetikvorlesung beschäftigt sich ja unter anderem mit der «Dunkelkammer». Sie beschreiben die Dunkelkammer als «Ort, wo Sprache entsteht». Was bedeutet das für Sie? Müssen Sie sich beim Schreiben auch isolieren wie in einer Dunkelkammer? «Die Dunkelkammer» ist der Titel eines noch unveröffentlichten Texts, den ich dieses Jahr fertig geschrieben habe. Dieser Text hat unter anderem den Ausschlag dazu gegeben, diese Poetikvorlesung anzunehmen: Ich habe mich zum ersten Mal wirklich an das Thema herangewagt, woher eigentlich mein Schreiben kommen könnte. In diesem Text geht es um eine Dachkammer, in der ich während meiner ersten fünf Monate in der Schweiz gelebt habe. Ich war da bei einem alten Ehepaar, weil meine Eltern gearbeitet haben und sich nicht um mich kümmern konnten. Ich konnte kein Deutsch und war völlig isoliert. Ich denke, mein Bedürfnis, Sprache zu entwickeln, hat sehr stark mit dieser dunklen


Foto: Basil StĂźcheli

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Kammer – mit diesem Ort der Sprachlosigkeit – zu tun. Daneben ist die «Dunkelkammer» natürlich auch als Metapher für einen störungsanfälligen Ort zu lesen, wo kaum Licht einfallen darf, weil man mit lichtempfindlichen Stoffen arbeitet. Ich würde sagen, dass jeder künstlerische Prozess an so einem Ort stattfindet, wo man etwas zu entwickeln versucht und sich hierfür bis zu einem gewissen Grad von der Aussenwelt abschirmen muss. Die Dunkelkammer ist eine Metapher aus der Fotografie – und auch andere Künste spielen in Ihrem Werk immer wieder eine grosse Rolle. Sie arbeiten unter anderem auch als Musikerin und Performerin; welche Rolle spielt die Musik für Ihr Schreiben? Ich bin relativ karg aufgewachsen – also ohne grosse künstlerische Einflüsse, und insofern war der Moment, in dem ich angefangen habe, selbst Musik zu machen, ein wichtiger Moment. Musik ist ja auch eine Art Sprache. Mit etwa 22 Jahren habe ich mit meiner Schwester eine Band gegründet, die für mich lange Zeit eine Gegenwelt zur Uni war. Auf der Bühne haben wir den Schrei als möglichen Ausdruck erprobt; das war wichtig und hatte sicher seine Berechtigung, aber mit Kunst hatte das nichts zu tun.

«Auf der Bühne haben wir den Schrei als möglichen Ausdruck erprobt, aber mit Kunst hatte das nichts zu tun.»

INTERV

Sprechen Sie sich die Sätze laut vor, wenn sie schreiben? Das Verrückte ist ja, dass man innerlich genauso gut hört. Man hat diese Stimme, die man hört, auch wenn man sie nicht hört. Deswegen ist das laute Aussprechen zunächst gar nicht so wichtig. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn schon vieles da ist, dann lese ich den Text durchaus laut. Man kann auch ein Instrument üben, ohne im eigentlichen Sinne darauf zu spielen oder stumm eine Melodie singen.

«Ich tendiere zur Meinung, dass man gar nicht wirklich übersetzen kann.» Sie sind mehrsprachig aufgewachsen. Hat jede Sprache auch ihre eigene Tonalität? Gehören gewisse Stoffe zu bestimmten Sprachen oder zum Ton dieser Sprachen? Das Ungarische und das Deutsche, die Sprachen, mit denen ich aufgewachsen bin, sind natürlich sehr verschieden, und es ist für mich sehr wichtig, dass ich zwei so unterschiedliche Sprachen spreche. Da das Ungarische eine agglutinierende Sprache ist, spüre ich in ihr immer eine Verdichtung. Die Sprache ist extrem kompakt und ich glaube, dadurch denke ich anders, wenn ich ungarisch denke. Ich arbeite ja auch viel mit dem Ungarischen in meinen Texten und versuche, Redewendungen oder einzelne Flüche ins Deutsche zu übertragen. Um die eben angesprochene Verdichtung auch im Deutschen erzielen zu können, muss ich dann immer Umwege machen. Zum Ton: Ich glaube, man kann und muss in jeder Sprache unterschiedliche Tonalitäten finden.

Was haben Sie für Musik gemacht? Alles Mögliche: Wir haben die Stücke aus dem Spielen heraus entwickelt, und ich glaube, das war dann auch fürs Schreiben wichtig – das Autodidaktische. Ich hätte mir beispielsweise überhaupt nicht vorstellen können, an einer Schreibschule schreiben zu lernen. Man kann einiges lernen, aber vieles eben auch nicht. Überdies kann Poetik in meinem Verständnis nur in Verbindung mit der Musik betrachtet werden. Schreiben – das Suchen von Wörtern – ist kein reiner Vernunftakt: Das Hinhören bezüglich der Vokale, der Konsonanten, der Satzzeichensetzung, das sind musikalische Aspekte der Sprache, und sie haben für mich, wie gesagt, eine grosse Wichtigkeit.

«Tauben fliegen auf» wurde in 19 Sprachen übersetzt. Geht da etwas verloren? Natürlich geht immer etwas verloren bei einer Übersetzung. Viele Menschen behaupten, dass man gar nicht wirklich übersetzen kann. Ich selbst tendiere eigentlich auch zu dieser Meinung – und trotzdem gibt es sehr schöne, gelungene Übersetzungen. Unter anderem wurde «Tauben fliegen auf» auch auf Ungarisch übersetzt. Hat man nicht eine Art «Doppelung» an denjenigen Stellen, die in der deutschen Version ungarisch sind?


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Ja, diese Übersetzung war wahrscheinlich die grösste Herausforderung. Die Übersetzerin hat mit sogenannten Spiegelübersetzungen gearbeitet. Dabei werden die Stellen, welche im Deutschen auf ungarisch sind, im Ungarischen auf deutsch wiedergegeben. Bei Sprachwitzen, die dann nicht mehr funktioniert haben, musste man natürlich andere Lösungen finden. «Tauben fliegen auf» wurde aber auch auf Chinesisch übersetzt. Da war ich skeptisch, ob das überhaupt Sinn ergibt, diesen Text, der so europäisch geprägt ist, in eine Sprache ausserhalb des europäischen Kulturraumes zu übersetzen. Aber das muss man dann auch ein bisschen gelassen nehmen. In Ihrem dritten Roman, «Schildkrötensoldat», ist das Wort an sich ein grosses Thema. Einerseits ist da Zoli, der eine Ich-Erzähler, der als König aller Kreuzworträtsler in Erscheinung tritt, der neue Wortkreationen sammelt und archiviert; anderseits ist auch das Ende des Romans sehr auffällig, was die Bedeutung des Worts angeht. Dort steht Zolis Cousine Anna an Zolis Grab und ritzt mit einem Blumenstiel Worte in den Boden, die «als Rinnsal Sinn die Erde beleben». Die Welt nimmt an dieser Stelle nicht Einfluss auf den sprachlichen Ausdruck, es ist vielmehr das Wort, das auf die Welt wirkt und sie belebt. Was sagt das über die Bedeutung von Literatur aus? Ich persönlich empfinde es so, dass Wörter die Welt beleben. Nicht immer natürlich; gerade im politischen Kontext sind Wörter oft das Gegenteil von Belebung: Da wird Sprache instrumentalisiert, um gewisse Inhalte zu transportieren, oder Menschen zu beeinflussen. Sprache ist insofern oft auch etwas sehr Unbewegliches, weil wir von früh auf lernen, dass wir Sprache besitzen.

«Literatur sagt etwas, was sonst nicht gesagt wäre. Deshalb schreibe ich.» Für mich selbst ist der Sprachverlust aber eine sehr grundlegende Erfahrung gewesen; deshalb konnte ich nie akzeptieren, dass Sprache ein Besitz ist, der einen dazu berechtigt, Sprache zu instrumentalisieren, und ich glaube, für die Literatur ist das ausgesprochen hilfreich, weil man dann auch über diese festgesetzte, starre Sprache hinausgehen kann. Ich finde Literatur dann belebend, wenn die Sprache nicht nur als Mittel zum Zweck be-

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nutzt wird, um eine Geschichte zu erzählen; ich interessiere mich dafür, wie die Sprache zu neuem Glanz kommt. Wenn ich denke, «das ist jetzt ein wunderbares, neues Wort» oder «das sind schön gefügte Sätze, die einen innovativen Klang haben», dann wirkt Sprache belebend. Die literarische Sprache kann zwar Alltagssprache sein, aber wirklich aufregend wird sie also dann, wenn sie, während dem Schreiben Grenzen überschreitet, die Grenzen des Bekannten und Vertrauten. Und ich glaube, dass Literatur etwas sagt, was sonst nicht gesagt wäre. Deshalb schreibe ich. Die Politik versucht also die Sprache zu besitzen, während sich Literatur diesem belebenden Moment zuwendet? Ja, ich glaube, dass politische Sprache eine besitzende Sprache ist. In Anlehnung an Reinhard Kosellek bin ich der Meinung, dass Politik immer eine gewisse Erwartung erzeugen möchte mit Begriffen. Diese Begriffe werden semantisch absichtlich schwammig gehalten, damit sie maximal ideologisch nutzbar sind. Wenn etwas ganz klar definiert ist, dann kann man damit auch keine

«Die Sprache schafft Wirklichkeit. Das ist im politischen Kontext immer gefährlich.» Propaganda betreiben. Literatur ist hier viel genauer, weil sie von einer Kleinigkeit erzählen kann und will. Es geht in der Literatur ja beispielsweise auch darum, einem Menschen Würde zu verleihen oder eine vergessene Geschichte auszugraben – das alles will Politik gar nicht. Ausserdem geht es in der Politik um das gezielte Zuspitzen von Begriffen und die Verknüpfung von zwei unterschiedlichen Begriffen, um damit Politik zu betreiben. Ein Beispiel: Alle Migranten sind Terroristen, sagte Viktor Orbán. Die Sprache schafft Wirklichkeit, das ist im politischen Kontext immer gefährlich. Im Leben ihrer Romanfiguren funkt die Politik immer wieder dazwischen, und Sie selbst beziehen auch immer wieder politisch Position. Haben Sie das Gefühl, Kulturschaffende müssen sich wieder vermehrt einem gesellschaftlichen, politischen Auftrag bewusst werden?


Illustration: Erika Unternährer

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Es gibt mich als Schriftstellerin, und es gibt mich als Menschen und Bürgerin dieses Landes. Manchmal entscheide ich mich, politisch aktiv zu werden, doch ich bin immer politisch. Denn ich bin Teil eines gesellschaftspolitischen Systems oder anders gesagt: ich kann nicht ausserhalb des Systems stehen, in dem ich lebe – niemand kann das. Als Künstlerin bin ich aber mit meiner Kunst niemandem verpflichtet. Die Kunst muss zweckfrei sein. Das ist ausserordentlich wichtig. Im Zentrum meiner künstlerischen Arbeit steht die Poetik, das poetische Verfahren, die mit

«Die Kunst muss zweckfrei sein. Das ist ausserordentlich wichtig.» einer ethischen Haltung verbunden ist. Wie diese Ethik nun genau aussieht und ob man sie genauer bestimmen kann, das kann ich in dieser Kürze nicht beantworten. Was aber gerade Kunst auch kann, ist mit Mustern oder Stereotypen zu spielen und sie so auch zu entlarven. In «Schildkrötensoldat» gibt es einerseits eine Ich-Erzählerin, eine Frau, die das Geschehen ganz nüchtern und rational beschreibt, und andererseits einen Ich-Erzähler, einen schwächlichen jungen Mann, der weint und eine viel blumigere Sprache hat. Welche Rolle spielt hier die Darstellung oder auch Umkehrung von Genderstereotypen? Auf der einen Seite habe ich mich seit meiner Kindheit für ebendiese sogenannten «Schwächlinge», interessiert: für die Jungs, die dauernd verhauen worden sind, und irgendwie «verschupft» waren. Auf der anderen Seite fand ich es unsäglich, zu merken, dass man von mir als Frau in erster Linie verlangt, möglichst gut auszusehen und zu heiraten. Ich habe mich also sehr früh dafür entschieden, einen eigenen Weg zu suchen, und das drückt sich sicher in meiner Literatur aus. Literatur soll genau diese Art von Differenzierung vornehmen, die Stereotypisierungen eben nicht zulassen. Noch eine ganz andere Frage zum Schluss: In all ihren drei Romanen konfrontieren Sie die Leser*innen mit sehr Grausamem. Die Figuren erzählen zwar meist aus der Peripherie, man wird wenig mit unmittelbarer Gewalt kon-

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frontiert, aber trotzdem schwelt der Schrecken unter der Oberfläche. Inwiefern kann Literatur, die ja einen stark ästhetischen Anspruch hat, vom Schrecklichen erzählen? Das ist, glaube ich, die schwierigste und zugleich die wichtigste Frage. Ich frage mich das dauernd: Wie kann man über Gewalt schreiben, ohne sie zu reproduzieren? Das ist eine Frage des poetischen Verfahrens. Es geht darum, wie und in welcher Sprache man schreibt und welche Perspektive man wählt. Das Setzen einer Perspektive geht bereits Hand in Hand mit einem Akt der Gewalt. Zwei Ich-Figuren zu wählen, wie ich es in «Schildkrötensoldat» getan habe, ist im Grunde genommen ja ein No-Go, aber hier war das notwendig und gegen die Gewalt gerichtet. Zoltán beispielsweise erzählt, obwohl er nicht mehr erzählen kann, er ist tot, und genau deswegen ist sein Erzählen ein Akt der Selbstermächtigung. Seine Cousine Anna (die zweite Ich-Figur) nähert sich ihm in ihrem Erzählen an, sie bewegt sich zu ihm hin. Auch das ist im Kontext der Gewalt entscheidend, dass sich also eine Figur der anderen annähert, um zu verstehen, warum ihr Gewalt angetan worden ist. Neben der Perspektive spielt das sprachliche Material eine entscheidende Rolle; welche Wörter braucht man

«Das Setzen einer Perspektive geht bereits Hand in Hand mit einem Akt der Gewalt.» und welche entschieden nicht, welche Wörter sind notwendig, um der Grausamkeit Ausdruck zu verleihen, aber auch: welche Wörter sind belebend und ein Gegengewicht zur sprachlichen Zurichtung. Die Frage nach der Gewalt und seiner sprachlichen Ausformulierung stellt sich bei jedem Text neu, das ist nie abgeschlossen und immer geht es auch um Verantwortung, die Frage nach der Ethik, die sich auch jedes Mal neu stellt. ¤

Melinda Nadj Abonji hält dieses Semester die Poetikvorlesung im Literaturhaus Zürich ab. Die Vorlesung ist öffentlich und findet an folgenden Daten statt: 8.11. / 15.11. / 23.11., jeweils ab 20 Uhr. Tickets sind erhältlich unter www.literaturhaus.ch


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INTERV Wider die Monokultur Ein Offlineverlag versucht sich gegen die Digitalisierung in der Literaturwelt zu behaupten.

Katharina Werner Analog Sea ist ein junger Verlag, der sich eine Nische abseits des Internets zu eigen gemacht hat. Verlag, Vertrieb und Networking, all das soll ohne Internetpräsenz funktionieren. Dabei soll das Bücherkaufen und -verkaufen wieder persönlicher werden, nachdem es durch Onlinegiganten wie Amazon in letzter Zeit zunehmend zu einer anonymen Angelegenheit geworden ist. Doch ist das im 21. Jahrhundert überhaupt noch möglich? Die «Denkbilder» haben Jonathan Simons, einen Mitbegründer des Verlags, zum Gespräch getroffen. DB: Was hat dich dazu motiviert, den Verlag Analog Sea zu gründen? JS: Bevor ich in der Verlagswelt unterwegs war, war ich ein Singer-Songwriter auf Tournee. Durch die fortschreitende Digitalisierung wurde es für mich aber bei jeder Tour schwieriger, genug Geld zu verdienen, um für die grundlegenden Kosten aufzukommen. Also habe ich mich neu orientiert. Ich habe immer auch geschrieben. Nicht ganz so professionell wie ich meine Musik produziert habe, aber ich war immer auch in der Literaturwelt tätig. Es interessierte mich herauszufinden, ob die Digitalisierung der Literatur vielleicht nicht ganz so sehr geschadet hat wie der Musik. Und das hat sie auch nicht. Mehr Menschen kaufen Bücher, als dass sie Alben kaufen. Mein Sinn für eine offline Welt stammt von diesen jahrelangen Erfahrungen in der Musik und davon, wie das Gefühl der ewigen Vernetzung mein Musikerleben beherrschte. Worin lag das Problem für deine Musikerkarriere? Bevor die Smartphones aufkamen, stand alles in steter Konkurrenz zur Langeweile. Du hattest entweder dein Konzert, deine Liebsten, oder du warst in einem leeren Zimmer, mit dir selbst beschäftigt. Livemusik war früher fantastisch, da sie aus diesem

ganz normalen Gefühl der Langeweile entstand. Man hatte nichts zu tun, also schrieb man Musik. Steht man als Singer-Songwriter*in heute mit einer Gitarre auf der Bühne, so hat man einen schweren Stand. Es findet ein regelrechter Wettkampf zwischen den Künstler*innen und den Handys ihres Publikums statt. Diesem Unterhaltungsdruck muss man erstmal gewachsen sein. Heute empfindet man eventuell nicht mehr Langeweile, aber vielleicht ein Gefühl der Überforderung angesichts der vielen Möglichkeiten, die die digitale Welt zu bieten hat. Exakt. Unser Verlag Analog Sea ist dem Internet oder modernen Technologien gegenüber überhaupt nicht oppositionell eingestellt, wir nutzen die tagtäglich. Wir möchten aber Menschen daran erinnern, dass es Dinge gibt, die man offline erledigen kann. Man kann ein Abendessen bei sich veranstalten und für die Dauer desselben auch alle Handys ausgeschaltet lassen.

«Wir möchten daran erinnern, dass es Dinge gibt, die man offline erledigen kann.» Abgesehen von eurer spärlich gehaltenen Website und einem gelegentlichen #analogsea-Tweet, gibt es wenig Online-Nachweis, dass euer Verlag existiert. Wie sorgt ihr dafür, dass trotzdem ein grösseres Publikum Bescheid weiss über euch? Wir haben uns für Printwerbung entschieden. Circa 32‘000 «Calls for Submissions» wurden in die Welt herausgeschickt und circa


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10‘000 unserer Bulletins. Der Rücklauf ist fantastisch. Die Postboten in Freiburg wie auch in Austin bringen uns täglich einen Sack voller Briefe. Es ist der Wahnsinn. Wir scherzen gerne, dass wir das Ganze auf uns nehmen, nur damit wir täglich diese tollen

«Wir antworten auf analoge Briefe auch analog per Post.» Briefe zu lesen kriegen. Wir beantworten jeden Brief, der bei uns hereingeflattert kommt. Interessanterweise haben wir ganz viele Briefe aus Gefängnissen in den USA erhalten. Häufig gibt es dort kein Internet. Weil wir aber auf analoge Briefe auch analog per Post antworten, sind wir eine der wenigen Publikationen, mit denen die Insass*innen auch wirklich kommunizieren können. Habt ihr eure Bulletins an Gefängnisse geschickt? Nein, aber wir haben unsere «Calls for Submissions» in Literaturmagazinen publiziert. In amerikanischen Gefängnissen gibt es oft Schreibgruppen. Dort verdient man etwa 25 Cent die Stunde, und manche Mitglieder stecken dann ihr Geld zusammen, um eine Ausgabe eines Magazins zu kaufen, das sie sich untereinander teilen. So haben sie wohl von uns erfahren. Laut eurem Kontaktformular seid ihr ein in Texas registriertes Non-Profit-Unternehmen. Hat das steuerrechtliche Gründe? [lacht] Nein, wir machen bei weitem nicht genug Geld, um uns mit Sparfragen zu beschäftigen. Wir sind auf die Unterstützung von Stiftungen und Philanthropen angewiesen.

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… weil ihr euch noch in der Anfangsphase des Projekts befindet? Ich glaube leider nicht, dass es mit der Pilotphase zu tun hat, sondern eher mit unseren Ansprüchen. Man muss einfach sehr viel Zeit und Geld investieren, wenn man Bücher von hoher Qualität drucken will, wenn man Schriftsteller*innen einen fairen Lohn zu bezahlen und nicht Teil eines Konzerns sein will, der den gesamten Vertrieb und die Vermarktung übernehmen würde. Ausserdem wollen wir unsere Produkte nur in unabhängigen Buchläden verkaufen. Diese Investitionen werden durch den Verkauf nie wieder reingeholt. Wir müssten eine absurd hohe Zahl Bücher verkaufen, um in die schwarzen Zahlen zu gelangen. Die «Authors’ Licensing and Collecting Society» hat in Grossbritannien eine Statistik erhoben und festgestellt, dass Schriftsteller*innen heute etwa 50% weniger verdienen als 2005. In der Folge der Digitalisierung müssen Künstler*innen ihre Arbeit quasi gratis anbieten, und die Verlagsindustrie sieht sich gezwungen, möglichst billige Bücher zu publizieren. Die Digitalisierung führt zu einer Art Monokultur auf mehreren Ebenen.

«Die sozialen Netzwerke sind zu einem neuen öffentlichen Marktplatz geworden.» Wie würdest du diese Monokultur beschreiben? Die sozialen Netzwerke sind zu einem neuen öffentlichen Marktplatz geworden. Menschen verbringen immer mehr Zeit dort, in gewissen Fällen sogar mehr Zeit als in der realen Welt. Man benutzt kaum mehr je alle fünf Sinne, dafür wird die Quantität der Online-Kommunikation erhöht. Die allermeisten Menschen probieren, ihr Leben online möglichst aufregend und cool aussehen


Illustration: Erika Unternährer

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zu lassen. Sie möchten soziales Kapital gewinnen. Das macht soziale Netzwerke zu einer Art Monokultur, in der Negativität keinen Platz hat. Alles soll positiv sein – und das widerspiegelt nicht das echte Leben. Darum trauen sich Leute auch weniger, online beispielsweise über ihre Erfahrungen mit Depressionen zu sprechen. Die Publikation eines Essays von solchem Inhalt in einem

«Wir möchten das gesamte Spektrum menschlicher Emotionen abdecken.» analogen Journal fühlt sich dagegen nicht so falsch an. Da ist es noch akzeptiert, auch dunklere Seiten zu zeigen. Wir versuchen bei Analog Sea Texte zu publizieren, die das gesamte Spektrum menschlicher Emotionen abdecken. Und eine ähnliche Monokultur wie in den sozialen Medien siehst du auch auf dem Buchmarkt? Die meisten Bücher auf der Welt werden über Amazon gekauft. In der Schweiz wurden die meisten grösseren Buchhandlungen längst durch Orell Füssli aufgekauft. Die grossen Vertreiber sind mittlerweile in jedem Teil der Welt ungefähr die gleichen, und Gewinn gibt es eigentlich nur noch im Digitalen zu holen. Für die Diversität an Stimmen oder an Verlagen ist das natürlich nicht förderlich – und es geht genau auch in Richtung Monokultur, ja. Logisch, dass Verlagshäuser da mit sinkenden Absatzzahlen zu kämpfen haben. Zum Beispiel das US-amerikanische Magazin «McSweeney‘s» ist gerade dabei, ein Non-Profit-Unternehmen zu werden – und das liegt definitiv nicht daran, dass die Firma schlecht wäre in dem, was sie tut. Das Magazin ist eines der renommiertesten im ganzen englischsprachigen Raum! Du hast vorher angetönt, wie teuer euer gesamtes Verfahren ist. Kann man an euren Absatzzahlen erkennen, ob eure Kundschaft diesen Aufwand wertschätzt?

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Nicht wirklich. Es ist ein langwieriger Prozess. Unsere Unternehmensphilosophie setzt – anders als Amazon – auf Qualität, und nicht auf Quantität. Uns geht es nicht primär darum hunderttausende Bücher zu verkaufen. Obschon – wenn wir beides erreichen könnten, Qualität und Quantität, wäre das natürlich ideal. Aktuell setzen wir allerdings auf enge Beziehungen mit unabhängigen Buchhandlungen auf der ganzen Welt. Als Geschäftsmodell handelt es sich hierbei natürlich um Suizid. Man sieht sich gezwungen, eine Stiftung zu werden. Unser Ziel wäre es ja, je eine*n Fachhändler*in in jeder grossen europäischen und amerikanischen Stadt zu haben. Das wäre bedeutend mehr als die 85 Händler*innen, mit denen wir aktuell unsere Gespräche und Verkäufe führen. In der Schweiz haben wir aber bislang eher wenig unabhängige Geschäfte ausfindig machen können, die auch englische Literatur anbieten. Eine schöne Ausnahme ist Daniel Nufer, der in Zürich das Geschäft Pile of Books führt. Bei ihm haben wir nie das Gefühl bekommen, dass es ihm um das grosse Geld geht. Er möchte schlicht seine Leidenschaft mit möglichst vielen Menschen teilen.

«Als Geschäftsmodell handelt es sich hierbei um Suizid.» Der Kampf gegen die Monokultur und für die Leidenschaft am schönen, analogen Buch – ist das überhaupt ein Kampf mit Erfolgsaussichten? Vielleicht. Ich weiss es nicht, aber wir werden sehen. Ich bin jedenfalls noch nicht bereit aufzugeben. Wir erhalten Briefe von hunderten Menschen, die auf der ganzen Welt verstreut sind. Interesse an unserer Arbeit ist also durchaus vorhanden. ¤


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KOLU

Der schlechte Witz Seltene Tropen #7 Philipp Auchter The problem with jokes is they get elected.

Ich habe zuhause eine Tasse, aus der ich zuweilen meinen Kaffee trinke. Sie ist klein und blau und hat die Form eines Blumentöpfchens. Sie könnte schön sein, wäre sie nicht Gegenstand eines schlechten Witzes geworden. In ihrer Seitenwand ist nämlich eine solide Delle eingelassen, wie man sie zuweilen in Plastikbecher hineindrückt, wenn man ratlos auf Partys herumsteht. Solche Produkte wurden um die Jahrtausendwende in hoher Zahl hergestellt. Tassen und T-Shirts haben sich dabei als besonders geeignet erwiesen, um mit schlechten Witzen bedruckt zu werden. «Mein Name ist Horst. Das ‹L› steht für Gefahr.» Man kennt diese Witze. Man muss sie lesen, doch sie sind in der Regel nicht lustig. Man sieht sie in Einkaufsstrassen, Touristenshops und im täglichen Gebrauch. Schlechte Witze auf T-Shirts und Tassen sind so etwas wie das Zentrum des kapitalistischen, sinnlosen Konsums, der uns ständig umgibt. Selbstverständlich ziehen diese schlechten Witze ihre postmodernen, ironisch-reflektierten Geschwister nach sich. Unsere Freund*innen vom Delirium haben vor einigen Jahren eine Tragtasche entworfen mit dem Spruch: «Diese Tasche ist nicht besonders schön und auch nicht lustig.» Eine klassische Metalepse eines schlechten Witzes, die zeigen soll, dass Kritik und Humor der Avantgarde eben darin bestehen, hinter die schlechten Witze zu kommen: an jenen Punkt, an dem sich der schlechte Witz als die einzige adäquate Form erweist, um die Welt kritisch zu kommentieren. Gute Witze eignen sich nicht für Kritik. Gute Witze erfordern eine naive, bejahende Rezeptionshaltung.

Der Vater aller schlechten Witze ist indessen der Kalauer – oder auf Englisch: der Pun. Entsprechend gibt es T-Shirts, auf denen steht: «Bad Joke Loading», wobei das ‹B› durchgestrichen und durch ein ‹D› ersetzt ist. (Es gibt auch T-Shirts, bei denen ist es umgekehrt.) «Dad Jokes» bzw. «Mum Jokes» sind jene Witze, die Väter und Mütter zum Leidwesen ihrer Kinder zum Besten geben und dafür peinliche Stille oder empörte Proteste ernten. Dabei ist nicht ganz unerheblich, dass diese Dad- oder Mum Jokes von einer Instanz ausgehen, die mit natürlicher Autorität ausgestattet ist. Es sind Witze, die im herrschenden Diskurs, der von den Jungen vorangetrieben wird, abfallen. Diese schlechten Witze suspendieren die natürliche Autorität der Eltern für einen (im Grunde wohltuenden) Augenblick; es sind gescheiterte Versuche, einen Machtanspruch diskursiv durchzusetzen. Und genau das unterscheidet die Dad Jokes von den Bad Jokes, den schlechten Witzen: Schlechte

Witze sind nämlich erst dann schlechte Witze, wenn sie irgendwo aufgedruckt, gewaltsam in die Welt gesetzt und verstetigt wurden. Schlechte Witze zwingen sich einem auf. Ihnen bist du ausgesetzt: Es gibt keine Möglichkeit, den Machtanspruch, der von ihnen ausgeht, für nichtig zu erklären. Deshalb schüren schlechte Witze Ressentiments. Sie sind zu Unrecht in den Raum deiner Aufmerksamkeit eingedrungen. Wie die Tasse, auf der steht: «Hauptsache der frühe Vogel säuft nicht meinen Kaffee»; wie die Tragtasche, die du auf dem Perron anstarrst und auf der «Kulturbeutel» steht; wie das T-Shirt mit der Aufschrift: «Ich habe eine Lösung – aber sie passt nicht zum Problem.» Und plötzlich wird dir klar, dass du das alles nur deshalb nicht mehr aushältst, weil du diese schlechten Witze als Symptome von noch viel schlechteren Witzen lesen musst: all jener schlechten Witze, die irgendwo sitzen und zu viel Macht haben. ¤


UMNEN

35 Die Seminarleitung informiert

«Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne» Die Studienreform am Deutschen Seminar Frauke Berndt (Co-Seminarleiterin) Zum Herbstsemester 2019 ist es so weit: Bologna 2020 wird Wirklichkeit. Bereits seit dem Frühjahrssemester dieses Jahres ist das Deutsche Seminar mit Studierenden in Informationsveranstaltungen, aber auch in individueller Studienberatung im Gespräch darüber, was es Neues gibt und wie sich der Übergang von Altem zu Neuem gestaltet. Wie immer macht das Neue auch etwas Angst, weil sich vieles ändert. Doch worum geht es eigentlich bei dieser Studienreform? Warum sind neue Ba- und Ma-Programme entwickelt worden? Musste das sein? In der Sache – das verliert man bei dem Hantieren mit ECTS-Punkten leicht aus dem Auge – hatten wir die einmalige Gelegenheit, die Felder der Deutschen Sprachund Literaturwissenschaft (DSL) und der Skandinavistik völlig neu zu bestellen, um auf diesem Boden Studierenden exzellente Programme anzubieten. Ohne ins Detail gehen zu wollen und die vielfältigen Major- und Minor-Möglichkeiten zu berücksichtigen, lässt sich folgende Tendenz festhalten: Die Abteilungen haben zunächst die Komponenten der Ba-Studienprogramme DSL und Skandinavistik so überarbeitet, dass diese curricular aufeinander aufbauen; Vergleichende germanische Sprachwissenschaft (VGS) kann man weiterhin als Minor studieren. Auf diese Art und Weise haben wir ein solides theoretisches und historisches Fundament gelegt. Die Ba-Programme ergeben dadurch eine so runde Sache, dass ein Teil der Studierenden damit hervorragend ausgebildet ins Berufsleben starten kann. Für den grösseren Teil, insbesondere für die Studierenden, die das Lehrdiplom anstreben, geht das Studium freilich weiter. Dafür haben wir un-

ser Angebot für Masterstudierende von Grund auf neu überdacht, damit die neuen Ma-Programme nicht nur zu selbständigem wissenschaftlichen Arbeiten qualifizieren, sondern vor allem auch die Bildung individueller Schwerpunkte ermöglichen: Während der Ma Skandinavistik ein integrales Programm bildet, kann man den Ma DSL ab kommendem Herbst endlich – wir wissen, wie viele sich das schon lange gewünscht haben – sowohl generalistisch (also ohne Schwerpunkt) als auch mit verschiedenen Schwerpunkten studieren, d.h. sich ganz auf Deutsche Sprachwissenschaft oder Deutsche Literaturwissenschaft spezialisieren. In diesem Rahmen bildet etwa auch die VGS einen eigenen Schwerpunkt. Innerhalb der Literaturwissenschaft wiederum kann man nach Belieben entweder nur ältere oder nur neuere Literatur studieren oder aber «à la carte» völlig frei Module aus beiden Bereichen wählen. Innerhalb der Schwerpunkte sorgt eine sorgfältig durchdachte Modulstruktur für eine Lehre am Puls der Zeit. Das Angebot reicht von kleineren Modulen, die mitunter nur eine Vorlesung oder auch Ringvorlesung umfassen, bis zu grossen Modulen, in denen mehrere Veranstaltungen einen gemeinsamen Fokus einstellen, so dass hier Vertiefungen in einer ganz besonderen Intensität möglich werden. Eine noch stärkere Spezialisierung bieten die beiden interdisziplinären Studienprogramme – so genannte «Mono-Master» in Sprachwissenschaft bzw. Literaturwissenschaft –, die das Deutsche Seminar zusammen mit den anderen Philologien geplant hat. In diesen Studienprogrammen werden die Grenzen des Faches bewusst überschritten, wobei

auch diese Ma-Programme – das ist wichtig – unter bestimmten Bedingungen für das Lehrdiplom qualifizieren. Auch an den Studienprogrammen mit kulturwissenschaftlicher oder gendertheoretischer Ausrichtung, die sich an der Fakultät bzw. Universität in den vergangenen Jahren bewährt haben, ist das Deutsche Seminar nach wie vor mit spannenden Modulen beteiligt. Ganz neu kommt ins Studienangebot für den Master ein praxisorientiertes Minor-Programm hinzu, das sich die Bereiche Theorie – Analyse – Vermittlung (TAV) auf die Fahnen geschrieben hat und vor allem Literaturvermittlung und -kritik trainiert. Selbstverständlich bleibt auch die Option bestehen, an die Ma-Programme ein Doktoratsstudium anzuschliessen. Doch auch hier hat sich viel getan. Die Doktoratsprogramme, die bisher an den einzelnen Seminaren und Instituten angesiedelt sind, werden zum Herbst nämlich unter das gemeinsame Dach einer Graduiertenschule der Philosophischen Fakultät zügeln. Dort bilden beispielsweise die Philologien eine eigene Fächergruppe, so dass Synergien im Hinblick auf Workshops, Gastvorträge, Forschungswerkstätten und Kolloquien besser genutzt werden können. Das alles und noch viel mehr wird also ab Herbst 2019 im Deutschen Seminar passieren! Insgesamt wird der Standort Zürich für ein Studium der Deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft sowie der Skandinavistik aufgrund der Vielfalt der Programme durch die Studienreform an Attraktivität und damit an nationalem und internationalem Standing gewinnen. ¤


36 Autor*innen und

IMPRE Jana Bersorger Leiterin Lektorat

Illustrator*innen

Philipp Auchter Es ist der Fall, dass Philipp Auchter existiert. Meret Böhni denkt manchmal gerne, will meistens zu viel und liebt immer die Melodie von Interpunktion? Silja Brändle wurde vor Jahren geboren, und ist heute lebendig. Kathrin Egolf hat vor längerer Zeit Germanistik studiert. Sie mag das Meer, den Wind und die Menschen, die einem da durch den Kopf spazieren.

Bombenhagel im Sonnenuntergang ist das Kitsch oder bloss Kotz?

Schreibt zurzeit nur Wissenschaftsprosa und zählt _ stets ungern Silben.

Kunst ohne Kitsch ist das denn noch die wahre Kunst oder nur künstlich

Ursina Füglister Finanzen, Insertion

Sanne Jacobs Redaktion

alte männer die an der baustelle stehen und beobachten

Carlo Spiller Veranstaltungen, Redaktion

Lukas Keller Redaktionsleitung, Kommunikation

berghang am morgen rote pilzkappen feuern aus allen rohren

Anna Henkel 26, aus Bern, findet nicht die richtigen Worte für diese Magazinausgabe. Karin Hugentobler 20 Jahre, Propädeutikum an der ZHdK, hat Freude an allem, was überrascht.

Katja Lindenmann hat keine Badewanne, stellt ihren Wecker ungern nicht auf 47 und mag die Vorstellung, dass andere das jetzt denken.

Max Kolp lebt in Zürich und studiert dort Germanistik. Er mag Sprache, Schreiben und Sport.

Mia Jenni wohnt in einer Badener Agglogemeinde, brennt für alles, was nur entfernt mit Jugendstil und Unheimlichkeit zu tun hat, kann aber dennoch keine Horrorfilme schauen.

Rahel Mayfeld *1994 in Basel, ist Mathematikerin bei einer Versicherung und lebt in Zürich.

Ai-lan Nina Metzger verstrickt sich gegelentlich in Worte und in Wolle. Beim Schreiben ist sie ein bisschen gemein zu ihren Charakteren und hofft, dass dies keine karmischen Konsequenzen nach sich zieht.


ESSUM

37

Anfangs Morgentau Aus Nase fallen Tröpfchen Keime da und dort

Silja Brändle Redaktion

Online www.denkbilder.uzh.ch

Mail Alles von mir ist Mehr als es jemals war, denn Alles ist jetzt frei.

Noëlle Häuser Redaktion

denkbilder@ds.uzh.ch

Layout Simon Leuthold, Zürich

Zürich ist im Herbst beschmückt mit bunten Blättern: Gold, rot und lila.

Johanna Jakab Veranstaltungen

Webdesign Thierry Seiler, Zürich

Cover Anna Henkel, Basel Simon Leuthold Redaktionsleitung, Gestaltung

gleise und weichen schwellen, räder, richtungen wo führt das noch hin

Ist das Kitsch oder kann das Weg? Die Wischmopps sind einsatzbereit.

Katharina Werner Online, Insertion

Adresse Denkbilder, Deutsches Seminar Schönberggasse 9 8001 Zürich

Druck ropress, Zürich

Inserate insertion.denkbilder@gmail.com Judith Rehmann studiert, inszeniert und illustriert in Zürich – und irritiert zuweilen durch ihre Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Nicolas Cage, wenn sie sich entsprechend herausputzt. Erika Unternährer BG-Lehrerin Germanistikstudentin «Not messy, but busy.»

Auflage 500 Exemplare, erscheint zweimal jährlich im Frühjahr und Herbst. ISSN: 2235-7807 Die Denkbilder erscheinen mit der freundlichen Unterstützung des Deutschen Seminars der Universität Zürich.


Master of Arts Kulturanalyse /Cultural Analysis Kulturanalyse?

Kultur ist nicht nur Objekt wissenschaftlichen Wissens, sondern zeigt zugleich die Modi, in denen sich das Wissen über die Welt und über uns selbst bildet. Kulturanalyse erforscht die Vielfalt dieser Wissensmodi in kommunikativen, symbolischen und sozialen Praktiken. Sie diskutiert Kultur im Verhältnis zu gesellschaftlichen Machtstrukturen und erschliesst die aktuellen Debatten um den Stellenwert von Kultur. Voraussetzung für das Studium sind ein Bachelor mit 180 KP einer universitären Hochschule sowie eine mündliche Zulassungsprüfung. Studienbeginn ist im Herbst und Frühjahr möglich.

Organisation

Das interdisziplinär ausgerichtete Studienprogramm wird von Vertreterinnen und Vertretern eines breiten Spektrums von Fächern der Geistes- und Sozialwissenschaften getragen. Sie bilden das Kuratorium und sind hauptverantwortlich für die Lehre. Das Lehrangebot wird durch Crosslisting von Lehrveranstaltungen sowie Kooperationen innerhalb und ausserhalb der Philosophischen Fakultät erweitert.

Kuratorium Prof. Dr. Frauke Berndt-Höller (Deutsches Seminar) Prof. Dr. Elisabeth Bronfen (Englisches Seminar) Prof. Dr. Monika Dommann (Historisches Seminar) Prof. Dr. Davide Giuriato (Deutsches Seminar) Prof. Dr. Svenja Goltermann (Historisches Seminar) Prof. Dr. Liliana Gómez-Popescu (Romanisches Seminar) Prof. Dr. Gesine Krüger (Historisches Seminar) Prof. Dr. Bärbel Küster (Kunsthistorisches Institut) Prof. Dr. Angelika Linke (Deutsches Seminar) Prof. Dr. Fabienne Liptay (Filmwissenschaftliches Seminar) Prof. Dr. Klaus Müller-Wille (Deutsches Seminar) Prof. Dr. Dorota Sajewska (Slavisches Seminar) Prof. Dr. Philipp Sarasin (Historisches Seminar) Prof. Dr. Sylvia Sasse (Slavisches Seminar) Prof. Dr. Jörg Schweinitz (Filmwissenschaftliches Seminar) Prof. Dr. Simon Teuscher (Historisches Seminar) Prof. Dr. Ingrid Tomkowiak (Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft – Populäre Kulturen) Prof. Dr. Bernhard Tschofen (Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft – Populäre Kulturen) Prof. Dr. Tristan Weddigen (Kunsthistorisches Institut) Prof. Dr. Sandro Zanetti (Romanisches Seminar – Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft)

Information / Koordination kulturanalyse@ds.uzh.ch, www.kulturanalyse.uzh.ch, Schönberggasse 9, Raum A-09A, 8001 Zürich.


strauhof

Frankenstein

Von Mary Shelley zum Silicon Valley

5/10/18–13/1/19 Die Ausstellung ist jeden Donnerstag bis 22 Uhr geöffnet.

After days and nights of incredible labour and fatigue, […] I became myself capable le of bestowing upon lifeless matter. 200

Helle Räume für helle Köpfe Die Bibliothek im Landesmuseum Zürich mit Schwerpunkt Kulturgeschichte, Geschichte und Kunstgeschichte bietet attraktive Lese- und Arbeitsplätze sowie WLAN, Scan- und Kopiermöglichkeiten. Und dies mitten im Platzspitzpark mit Blick auf die Limmat.

Landesmuseum Zürich | Museumstrasse 2 | 8001 Zürich | www.landesmuseum.ch | bibliothek@nationalmuseum.ch Öffnungszeiten Bibliothek | Di-Fr 10.00 - 17.00 Uhr | Do 10.00 - 19.00 Uhr | An Feiertagen geschlossen


AB DEZEMBER IM KINO


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