Denkbilder Jubiläumsausgabe

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Denkbilder

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2016/17 Schauspielhaus Zürich Antigone

von Sophokles in einer Bearbeitung von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel Regie Stefan Pucher Premiere 10. September 2016

Dogville

nach dem Film von Lars von Trier Regie Stephan Kimmig Premiere 15. September 2016

Der thermale Widerstand

von Ferdinand Schmalz Regie Barbara Falter Uraufführung 17. September 2016

Homo faber

nach dem Roman von Max Frisch Regie Bastian Kraft Premiere 30. September 2016

Texte von Jacques Brel

zusammengestellt und übersetzt von Yves Binet Regie Werner Düggelin Uraufführung 15. Oktober 2016

Frau Schmitz

von Lukas Bärfuss Regie Barbara Frey Uraufführung 22. Oktober 2016

Der Teufel mit den drei goldenen Haaren nach einem Märchen der Brüder Grimm mit Live-Musik von Schtärneföifi Regie Meret Matter Premiere 12. November 2016

Das Gelübde

Zündels Abgang

Die Verwandlung

Die Wildente

In/Formation

Grimm

von Dominik Busch Regie Lily Sykes Uraufführung 24. November 2016

nach der Erzählung von Franz Kafka Regie Gísli Örn Garðarsson Zürcher Premiere 2. Dezember 2016

von Guy Krneta Regie Sebastian Nübling Uraufführung Dezember 2016

High (du weisst wovon) von René Pollesch Regie René Pollesch Uraufführung 7. Januar 2017

von Henrik Ibsen Regie Alize Zandwijk Premiere März 2017

Ein Märchen von Herbert Fritsch Regie Herbert Fritsch Uraufführung April 2017

Herr Puntila und sein Knecht Matti Volksstück von Bertolt Brecht Regie Sebastian Baumgarten Premiere Mai 2017

Onkel Wanja

Jakob von Gunten

von Anton Tschechow Regie Karin Henkel Premiere 14. Januar 2017

Madame de Sade von Yukio Mishima Regie Alvis Hermanis Premiere Februar 2017

Die 120 Tage von Sodom

nach dem Roman von Markus Werner Regie Zino Wey Premiere Februar 2017

nach dem Roman von Robert Walser Regie Barbara Frey Premiere Mai 2017

Muttermale Fenster blau

von Sasha Marianna Salzmann Regie Tobias Herzberg Schweizerische Erstaufführung Mai 2017

von Milo Rau nach Pier Paolo Pasolini und Donatien Alphonse François de Sade Text und Regie Milo Rau Uraufführung Februar 2017

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Editorial

« In den Wäldern sind Dinge, über die nachzudenken man Jahre lang im Moos liegen könnte » oder If Your Dreams Don’t Scare You They Aren’t Sick Enough

Das schönste aller Hefte feiert sich bisweilen selbst. So kommt also diese Ausgabe zum 20-jährigen Bestehen. Nicht nur können wir stolz ein neues Layout herzeigen, für dessen Feinstarbeit wir unsere knorrigen Köpfe vor Alex Koveos neigen – Hannah Raschle befördert uns mit ihren traumhaften Zeichnungen in Waldwelten, wie wir sie auch gerne einmal (wieder) zu sehen bekämen: Der Schreiberin etwa sind sie nicht nur aus den Episoden bekannt, in welchen ein aventiuresüchtiger Gawein durchs Dickicht hetzt, nahe dran, den eigenen Kopf zu verlieren, sondern aus einer süssen Kindheitserinnerung, die Sagaland heisst und ungefähr so geht: Während das Spiel die ganze Familie jedes Mal aufs Neue zur Verzweiflung treibt, weil sie schon längst wieder vergessen hat, unter welchem gezackten Bäumchen sich die goldene Gans befindet, die der rotkäppige Hans im Glück eng an sich drückt, während sie also schon nicht mehr weiss, ob das blaue Flämmchen einen falschen und damit bereits gegangenen Weg züngelt (es lohnt sich, das Spiel unzählige Male hintereinander anzugehen), rase ich euphorisch mit meiner Figur durch den Wald, um bald schon – die Möglichkeit, dass die Erinnerung leicht von der realen Begebenheit abweicht, sei hier zugestanden – triumphierend vom Schloss nach Hause zu reiten, den gebührenden Ruhm zu empfangen. Wälder à la Antichrist oder Twin Peaks, die man nach dem Augenfest dann auch tatsächlich mit dem klapprigen Velo durchqueren muss – eine Nuance zu laut pfeifend – waren da bloss leise Ahnung. Unsere Jubiläumsausgabe wimmelt von bedenkenswerten Begegnungen und würde nicht nur Canetti, der es nicht versäumt, die phallische Qualität der in den Himmel stechenden Labyrinthe zu erwähnen, mit tiefer und geheimnisvoller Freude erfüllen: Es lauern hinter harzigen Vorhängen hervorhüstelnde Zwischenwesen, eine alte Frau, die sich weigert, ihren Tod zu fantasieren und eine Reise vorbei an dunklen Tieren und wankenden Gestalten auf sich nimmt – es lässt sich auf den Spuren eines ordnungslustigen Botanikers wandeln und dem Waldgang Zweier lauschen, von denen der eine darüber enttäuscht ist, in der Welt nichts vorzufinden, das der Stärke des Herzens entsprechen könnte. Im Gespräch mit Kathrin Röggla schliesslich kann man nachlesen, weshalb es Spass macht, reihenweise Figuren umzubringen. Also auf irrigen Pfaden in den brausenden Wald (und danach, an kühlen Novemberabenden, ins Literaturhaus)! Eure je nach Gemütslage nach «Velvet Forest Wood » oder « Swiss Army Forest » duftende: Nadia Brügger



E S S AY

Linnés Traum von botanischen Kalligrammen Luca Thanei 6

7 8 9 10 P O E S I E

Fantasien mit Bäumen Julia Rüegger 13

Ausserdem hat es da Zecken Timofei Gerber

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D S

D É E S S E

«Wieso Wald? Wohin führt das jetzt?» Ein Gespräch mit Kathrin Röggla 28

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Waldgang Sebastien Fanzun 19

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Eine lange Nacht Judith Keller 24

ILLUSTR ATI O N Illustration im Heft Hannah Raschle

Seltene Tropen Philipp Auchter 35

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Die Seminarleitung informiert

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Autor*innen


LinnĂŠs T von bota Kalligra


Traum anischen ammen

[ Text ¯ Luca Thanei ]

Es muss eine ungeheure botanische Dichte gewesen sein, die Carl von Linné (1707–1778) im verwahrlosten Garten der Universität Uppsala umschloss. Eine namenlose Vielfalt, die dessen ausgeprägten Sinn für Ordnung bedrohte. Es muss ein verwirrendes Übermass gewesen sein, das Linnés genaue Betrachtung des Pflanzenreichs fortwährend gefährdete. Schliesslich barg der botanische Garten im Jahr 1730 eine Wirrnis aus lauter in sich zusammenfallenden Taxonomien. In den ersten Paragraphen der Philosophia botanica (1751) präsentiert Linné seiner Lese*schaft einen Abriss jener unzureichenden Taxonomien, die zwanzig Jahre zuvor unter seinen Augen zu implodieren begannen: Cesalpino, der die Pflanzen nach der Position des Blütenbodens und der Samen zu ordnen versuchte (§54). Der englische Geistliche John Ray, der einen möglichst langen Katalog an Merkmalen vorschlug, um Gewächse anhand einer vermeintlich natürlichen Klassifikation voneinander trennen zu können (§28, 59). Rivinus und Tournefort, welche die Pflanzen gleichsam künstlich nach der Beschaffenheit und der Anzahl ihrer Kronblüten differenzierten (§29, 61, 64). Vaillant (§33), Dillenius (§36ff.) und Boerhaave (§58): Bereits als Student hatte Linné erkannt, dass die angestammten Systeme der namhaften Naturforscher allesamt zu mehrfachen Klassifikationen, instabilen Taxonomien und nicht zu erschöpfenden Beschreibungen führten. Durch die zeitgleiche Verwendung verschiedener botanischer Systematiken hatte sich die Pflanzenkunde zu Beginn des 18. Jahrhunderts in einem undurchdringlichen Dickicht aus grotesken Arten und Gattungen, überlappenden Nomenklaturen und willkürlichen Unterscheidungsmerkmalen verfangen. In Anbetracht dieser Wirrnis betraute sich Linné mit einer adamitischen Aufgabe: Eine jede Pflanzenart sollte durch deren unmittelbare Schau endgültig bei ihrem richtigen Namen genannt werden. Aus der undifferenzierten und ungeheuren botanischen Dichte heraus beabsichtigte Linné durch blosse Betrachtung (und unter diskutabler Zurückweisung des Mikroskops) eine jede Pflanzenart neu zu bestimmen und sie im selben Augenblick von allen anderen denkbaren Pflanzen abzugrenzen. Ein intrikates Unterfangen: Denn sobald Linné aus der botanischen Undifferenziertheit eine erste Pflanzenart herauszuheben und zu benennen versuchte, hatte sich im selben Augenblick das gesamte verbleibende regnum vegetabile in ein abgeschlossenes System aus Ähnlichkeiten und Differenzen zu strukturieren. Sprich jede intensionale Bestimmung einer Pflanzenart hatte im selben Augenblick alle möglichen extensionalen Unterschiede zu den verbleibenden Gewächsen in sich zu enthalten. Andernfalls hätte sich eine individuelle Pflanzenart keinesfalls als solche bestimmen lassen. Schliesslich vermag sich eine Art einzig durch ihre systematische Abgrenzung von ihrer botanischen Umgebung abzusetzen. Linné hatte eingesehen, dass die richtige Benennung der Pflanzen bereits bei deren Schau anzusetzen hatte. Um die zusammengefallenen Arten und Gattungen neu zu ordnen, um die unbeschreiblich gewordene Vegetation zu lichten und die bis anhin verwendeten botanischen Taxonomien zu reformieren, bedurfte es einer systematischen Bescheidung des pflanzenkundigen Blicks. Die intensionale Bestimmung einer Art bei deren zeitgleichen extensionalen Abgrenzung war nur möglich, indem die Sicht der Pflanzenkundigen auf wenige relevante Pflanzenorgane und Unterscheidungsmerkmale beschieden wurde. Die Entwicklung dieser systematischen Selbstbescheidung des botanischen Blicks lässt sich am Fortgang der erwähnten Philosophia botanica besonders anschaulich verfolgen. Ein jeder ihrer Paragraphen entpuppt sich bei sorgfältiger Lektüre als unverblümte Massregelung der wissenschaftlichen Sicht auf das Pflanzenreich. Linnés Absicht, den botanischen Blick buchstäblich von Grund auf neu zu gliedern, offenbart sich in allen seinen apodiktischen Anweisungen zur Betrachtung und Beschreibung der Gewächse. Es ist kaum als Zufall anzusehen, dass sich Linné bereits am Anfang seiner Ausführungen ausdrücklich an den Laien a Tyrone wendet und damit an einen noch unverbildeten und formbaren Blick (§79). 7

Essay



In Anbetracht dieser Wirrnis betraute sich Linné mit einer adamitischen Aufgabe: Eine jede Pflanzenart sollte durch deren unmittelbare Schau endgültig bei ihrem richtigen Namen genannt werden.

Jedes noch undifferenzierte Gewächs vegetabilia soll gemäss Linné zunächst als eine Dreiheit aus deren Wurzel radix, dem Mittelteil aus Blättern, Stiel und allenfalls Knospen herba, sowie deren Geschlechtsorganen fructificatio betrachtet werden. Die grobe Dreiteilung der Pflanze wird in den nachfolgenden Paragraphen penibel aufgegliedert und die Beschreibung einem einheitlichen botanischen Vokabular unterstellt (§70–86). Linnés buchstäblicher Fokus liegt dabei auf den Geschlechtsorganen der Pflanzen. Bereits in seiner wohl bekanntesten Abhandlung, der Systema Naturae aus dem Jahr 1735, hatte Linné festgehalten, dass es keine Pflanzenarten geben könne, die ohne Staubblätter stamen und Narben stigma auskämen. Es ist die Beschaffenheit eben jener wesentlichen Staubblätter und Narben, die Linné fortan als notwendiges und hinreichendes Unterscheidungsmerkmal zur erschöpfenden Beschreibung und Unterteilung des Pflanzenreichs diente. Die essentielle vergleichende Bestimmung der fructificatio hat gemäss Linné nach vier vorgegebenen Hinsichten zu erfolgen. Es sind dies: Die Anzahl der Staubblätter numero, deren Form figura, deren relative Grösse proportione und deren Stellung situ innerhalb der Blüte (§167, §327). Einer jeden dieser vier Hinsichten gilt es bei der Betrachtung einer Pflanze zwingend einen Wert zuzuweisen. Was dabei denselben Wert und damit dieselbe Form annimmt, das ist auch in der Natur als zusammengehörig wahrzunehmen und dementsprechend mit ein und demselben richtigen Namen anzusprechen (§159). Durch die Vorgabe dieser vier Hinsichten gelingt es Linné, die Wahrnehmung seiner eigenen Disziplin auf vier räumliche Variabeln zu bescheiden und damit einem von ihm vorgegebenen visuellen Apriori zu unterstellen. Es ist eben diese reduzierte Sicht auf die Pflanzen, die Linné eine intensionale Bestimmung der Arten bei einer gleichzeitigen extensionalen Abgrenzung ermöglicht. Was es im Reich der Pflanzen zu sehen gibt und wie es im Reich der Pflanzen zu sehen gilt, kann in Anbetracht von Linnés schriftlicher Vermittlung seiner systematischen Selbstbescheidung des botanischen Blicks auch als ein textueller Effekt aufgefasst werden. Die epistemologischen Prämissen der Linné’schen Systematik der Pflanzen gründen massgeblich im Wortlaut und im Aufbau der einzelnen Paragraphen von 1751. Linnés umfassende Reformierung des botanischen Erkennens und Ordnens wird im Fortgang der Philosophia botanica verbaliter lesbar. Die Lesbarkeit von Linnés Reformierung des botanischen Blicks tritt in jenen Paragraphen besonders deutlich hervor, in denen er sich ausdrücklich mit der idealen Beschreibung descriptio einer Pflanze beschäftigt: In ihnen verlangt er nämlich, dass die Beschreibung einer Pflanze den zuvor unterschiedenen Organen in die Höhe zu folgen hat. Die Beschreibung einer Pflanze sollte von den Wurzeln ausgehend gleichsam natürlich einem Abschluss in den krönenden Staubfäden und Narben entgegenstreben (§328). Auch die Sichtbarkeit und relative Grösse der unterschiedenen Organe hat sich gemäss Linné unmittelbar im Schriftbild einer Beschreibung niederzuschlagen. Auffällig grosse Organe gilt es in Grossbuchstaben wiederzugeben, die unauffälligeren entsprechend in Kleinbuchstaben. Darüber hinaus sollte einem jeden unterschiedenen Organ einer Pflanze auch auf dem Druckbogen ein separater Paragraph gewidmet werden. Auch auf die Länge einer Beschreibung gilt es zu achten: Die Beschreibung einer Pflanze erweist sich als zu lang, sobald (sekundäre) Eigenschaften, wie deren Farbe oder die relative Grösse der einzelnen Organe in zu umständlichen Formulierungen diffusa oratione wiedergegeben werden. Sie erweist sich indes als zu kurz, sobald das unterscheidende Merkmal der fructificatio zu abstrakt wiedergegeben wird. Nichts ist Linné zufolge verdriesslicher taediosus, als eine botanische Beschreibung, deren Typographie die betrachtete Pflanze nicht adäquat abzubilden vermag (§329). In Linnés idealer Beschreibung beginnen sich die beschriebenen Gewächse allmählich in einem buchstäblich selbstverständlichen Schriftbild zu offenbaren: Die Wurzeln einer Pflanze werden in das typographische Fundament nachfolgender Beschreibungen transkribiert. Blattwerk und Stiel entfalten sich in ihrer entsprechenden Verschriftung aus Gross- und Kleinbuchstaben. Abschliessend wird eine jede Beschreibung durch die angemessene Transkription der fructificatio gekränzt und dient fortan der intellektuellen Bestäubung nachfolgend** Systematike**. Groteske Pflanzenarten arten indes unweigerlich in diffusa oratione aus und werden damit auch den angesprochenen botanischen Laien zum unleserlichen Verdruss. Mit den obigen drei Paragraphen (§327–329) fordert Linné im Jahr 1751 nicht weniger als botanische Kalligramme, in denen einzelne Pflanzenarten im Schriftbild ihrer Beschreibung eine visuelle Entsprechung finden. 9

Essay


Am Rande seiner 1966 erschienenen Abhandlung Die Ordnung der Dinge äussert sich auch Michel Foucault kurz zu den eben erwähnten Paragraphen der Linné’schen Philosophia botanica. Foucault erblickt in Linnés Forderung nach botanischen Kalligrammen den typographischen Reflex einer wechselseitigen Abhängigkeit zwischen botanischen Beschreibungskonventionen und der Sichtbarkeit der Pflanzen: In Sprache umgesetzt, dringt die Pflanze darin ein [d.i. in die Sprache] und rekomponiert ihre reine Form unter den Augen des Lesers. Das Buch wird zum Herbarium der [pflanzlichen] Strukturen, und man sollte nicht sagen, dass das die Träumerei eines Systematikers ist, der die Naturgeschichte nicht in ihrer ganzen Ausdehnung darstellt. Foucault zufolge wird die Sichtbarkeit einer Pflanze, deren reine Form, durch Linnés formale Festlegung einer adäquaten descriptio strukturiert, eben der Sprache überlassen. Indem sich der pflanzenkundliche Blick in den botanischen Kalligrammen auf Papier zu spiegeln beginnt, dringen die Pflanzen gleichsam in die Sprache ein, vermögen mittels der Spatien und Lettern des Drucks die eigene Erscheinung zu rekomponieren. Linnés typographische Figuren zeichnen sich für Foucault dadurch aus, dass in ihnen der Zusammenhang zwischen den botanischen Beschreibungskonventionen und der Sichtbarkeit einzelner Arten evident zu werden beginnt. Foucaults Kommentar zu den Linné’schen Kalligrammen lässt sich indes kritisch weiterdenken. Der hervorgehobenen Evidenz der Pflanzenbilder scheint nämlich ein dialektischer Fleck inhärent zu sein: Im selbstverständlichen Schriftbild von Linnés idealen Pflanzenbeschreibungen wird die wechselseitige Abhängigkeit zwischen dem pflanzenkundlichen Vokabular und der geordneten Sichtbarkeit des Pflanzenreichs nicht nur offensichtlich gemacht – das fortwährende Wechselspiel zwischen botanischem Diskurs und botanischer Erkenntnis wird mit dem Trocknen der typographischen Figuren zugleich zur Erstarrung gebracht. Indem Linné das Augenmerk seiner Lese*schaft unbemerkt von der inhaltlichen auf die typographische Ebene der Philosophia botanica anhebt, wird dessen vorangehende systematische Bescheidung des botanischen Blicks vergessen gemacht. Die grobschlächtige Analogie zwischen dem Schriftbild einer descriptio und dem lebensweltlichen Exemplar einer Pflanze versucht deren eigene Voraussetzungen zu übersehen: Jene vorausgehenden Paragraphen der Philosophia botanica, in denen Linné die Sichtbarkeit des Pflanzenreichs erst sukzessive herstellt und gestaltet. So darf die Forderung nach botanischen Kalligrammen in der Tat nicht als blosse Träumerei eines Systematikers missverstanden werden. Die Evidenz der Pflanzenformen auf dem Papier dient der Konsolidierung von Linnés Systematik der Pflanzen, indem sie die epistemologischen Prämissen von Linnés vorgeschlagener Sicht auf das Pflanzenreich schlicht überschreibt. Linnés typographische Figuren entledigen sich des botanischen Diskurses, sie verlassen die Ebene des formenden Vokabulars und versuchen sich durch eine bildliche Ähnlichkeit gegen jegliche nachfolgende Aushandlung des wissenschaftlichen Blicks auf das Pflanzenreich zu verweigern. Wie könnte Linnés adamitisch richtige Benennung und Einordnung einer jeden einzelnen Pflanzenart noch anfechtbar sein, wenn sich die Pflanzen gleichsam von selbst in den Text der Philosophia botanica zu transkribieren vermögen?

Mit den obigen drei Paragraphen (§327–329) fordert Linné im Jahr 1751 nicht weniger als botanische Kalligramme, in denen einzelne Pflanzenarten im Schriftbild ihrer Beschreibung eine visuelle Entsprechung finden.

Literatur Carl Linnaeus. – Caroli Linnaei [...] Philosophia botanica in qua explicantur fundmenta botanica. Editio Secunda, Viennae, 1783. – Caroli Linnaei [...] Systema Naturae sive regna tria systematice proposita per classes, ordinem, genera et species. Editio Duodecima, Goettingae, 1772. Foucault, Michel. Die Ordnung der Dinge. 23. Auflage, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2015, hier Seite 177. Denkbilder

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Fantasien mit Bäumen [ Text ¯ Julia Rüegger ]

I Die Stoppeln des Berges: Tannenbäume ins Gras eingesunkene Reifen Trauerweiden, wie ich alle Bäume nenn deren Äste sich den Wurzeln zuneigen Dann bald wieder Bahnhofsvorgeschichten Güterwaggons, Stellwerk, Container, Geleise Garantie für sich selbst und den Rest der Welt dass es möglich bleibt  noch einmal umzusteigen

II Die Tage am Rauschen der Blätter abzählen (1 Jahresring an jedem Finger) Dem Berg, der Föhre, der Tanne zusehen die sich laubspuckend, harzig kratzbürstig   nicht rechtfertigen nach allem, was war, noch da zu sein vom Flüchtigen unbeeindruckt Windstille bleiben.

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[ Text ¯ Timofei Gerber ]

Ausserdem hat es da Zecken

nichts einfacheres als ein gedicht über wald er mit seinen ausrufezeichen seinem fasrigen eindrücken nicht wie die zigi im aschental sondern stemmend etc. bei städten ists ähnlich mit ihren skylines oder den alpinen jamben oder liebesseufzern nichts einfacher als diese atemübungen aber im schluckaufgesudel in den teerlungenflecken wandern keine rentner mit ihren schlagstöcken (oder wozu diese auch dienen) das hängt mit der luft zusammen dieser fümoirlandschaft teils ists auch im wald so meint dieser weihrauch dich in den himmel zu schmuggeln wenn die blätter wie federn ragen von den zwischengeschöpfen die hinterm vorhang hervorhüsteln und du mithüstelst aus solidarität aber sonst? wenn der kieselvierviertel unter den sohlen im beständigen rauschen versickert stanz ich im hetztakt von rashied ali dir auch ein waldgedicht

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[ Text ¯ Sebastien Fanzun ]

Waldgang

In der Beurteilung eines Lebens sei zu bedenken, dass das einzige Gefühl die Furcht sei, und alles übrige, was uns als Gefühl erscheine, sei bloss eine Variation dieses grundlegenden; Wut und Glaube und Liebe seien nichts als die Auffächerung eines Spektrums, dessen bedingungsloses Prinzip gebildet werde durch blanke Furcht. Vor lauter Regen waren die Bäume gegenüber kaum mehr sichtbar. Wir sassen unter dem blechernen Vordach einer kleinen Bar und tranken Pastis, der wie kalte Molasse in uns hineinglitt, den Magen seltsam abzukühlen, aber den Rest des Körpers vielmehr aufzuheizen schien. Er sass neben mir, heller Anzug, dunkle Krawatte, verschwitzt, sein Mund wie eine Klinge im dunklen Leder seines Gesichts. Wir hatten schon reichlich getrunken und unsere Augen schwammen und unsere Nasen liefen und unsere Zungen stolperten durch die Silben wie einer, der sich durch Dickicht kämpft. Mein Gewehr lag die ganze Zeit zwischen uns und er widmete ihm keinen Blick und ich rührte es nicht an. Es regte sich nichts ausser uns und einer die Laterne umkreisenden Fliege; wir arbeiteten umständlich an einem Gespräch, in dem wir von einem gewissen Punkt an kaum mehr unterscheiden konnten, wer gerade sprach und wer zuhörte, als schöben wir uns in einem dunklen Raum Gegenstände zu, die keiner von uns geschaffen hat und die wir nun tastend zu identifizieren suchten oder als regneten die Worte aus den Baumkronen zu uns hinunter ohne dass wir mehr täten, als sie zu empfangen mit schummrigem Bewusstsein. Und man sprach: Dass es ihm beim ersten Flug übers Mittelmeer so vorgekommen sei, als würde nicht nur Frankreich, sondern tatsächlich sein bisheriges Leben hinter ihm rasend zusammenschrumpfen; dass er seine gelebten Jahre habe verschwinden sehen, als wären sie zuvor etwas Greifbares gewesen, das man in die Hand nehmen und darin wiegen kann und das nun schwindelerregend durch seine Finger flösse; dass es ihm aber im Gegenzug auch so erschienen sei, als ob seine kommenden Jahre vor ihm ins Unermessliche wüchsen, in alle Richtungen verheissungsvoll sich ausdehnten, als bliesen die Flugzeugdüsen die Zukunft auf. Die Erfindung des Flugzeugs sei ein Versprechen gewesen, das die Welt nicht gehalten habe. Auf dem Grundstück seiner Familie habe es einen Flecken gehabt, wo Glyzinen und Efeu und Hortensien eine kleine Laube gebildet hätten, die für seine Familie immer bloss la forêt geheissen habe. In diesem grünen Schweigen habe er gern gesessen und einmal habe ihm sein Vater dort erzählt, dass das Flugzeug das Einzige sei, das schneller ist als das Herz. Man verabschiede sich in Orly von einer Geliebten und lande wenige Stunden später in Istanbul und sei gedanklich noch ganz bei jener Geliebten, aber körperlich eben schon in Istanbul und trage nun sein Gefühl aus Orly nach Istanbul hinein, weil eben das Flugzeug schneller ist als das Herz. Er wisse nichts von einer etwaigen Geliebten seines Vaters in Paris; aber das Bild sei ihm geblieben und davon die Enttäuschung gegenüber einer Welt, in der letztlich alles langsamer und schwächer sei als das Herz; in der das Herz im Innern jedes Einzelnen einen Schrittfall vorgebe, mit dem die Wirklichkeit aus verschiedenen Gründen nie mithalte. 91

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In diesem grünen Schweigen habe er gern gesessen und einmal habe ihm sein Vater dort erzählt, dass das Flugzeug das Einzige sei, das schneller ist als das Herz.

Seine Kindheit sei reibungslos verlaufen und habe für ihn keinerlei Bedeutung gehabt. Seine Schulnoten seien in manchen Fächern hervorragend gewesen. Als Zwanzigjähriger habe er mit dem Gedanken einer Weltreise gespielt und sich stattdessen an der Universität eingeschrieben, Geschichte und Internationale Beziehungen. Die Hälfte der Vorlesungen habe ihn enttäuscht und von der anderen hätte er mehr erwartet gehabt. Manche hätten gesagt, beim richtigen Licht sähe er ziemlich gut aus. Wenn er mit einer Frau geschlafen habe, habe er sich eingeredet verliebt zu sein und abends wehmütig andenkend ein paar Whiskeys getrunken, die er sowieso getrunken hätte. Er habe irgendwann eine Kommilitonin, Eliette Moracchini, kennengelernt und später geheiratet an einem sehr heissen Sommertag im Hinterland zwischen Lavendel und Zikaden in einer sogenannt freien Zeremonie, die ihm seine Eltern nie ganz verziehen hätten. Nach dem Tod der Eltern hätten sie das Elternhaus bezogen. Das Jobangebot im Rahmen der Opération Marabout habe er ergriffen wie man nachts inmitten dunkler Wildnis einen Menschen ergreifen würde – das Herz auf einmal im Sprung und die Wirklichkeit davon mitgerissen, auf einmal gleissend hell im Licht plötzlichen Augenaufschlags. Und da habe er sich nun wiedergefunden, zusammengedrängt in der plötzlich eng gewordenen Gegenwart, die Hitze beträchtlich, die dicht stehenden Bäume vor ihm schwitzig glänzend von tropischer Feuchtigkeit. Das Militär habe eine kilometerlange Schneise ins Gehölz geschlagen gehabt, die schnell aufgefüllt gewesen sei mit Regenwasser bis sie fast einem naturgewachsenen Fluss geglichen habe und entlang dessen seien verschiedene frische Siedlungen entstanden und in diesen Siedlungen die freien Wohnparzellen für französische Staatsbürger wie offene Münder mitten im Dschungel und er nun zusammengedrängt mit einem Dutzend anderen wie ihm und ein paar Soldaten sei sich vorgekommen wie Teil eines zweiten Dschungels der dem ersten entgegen marschiert. Den Koffer stemmend und die drei Taschen schulternd sei er in eines der Motorboote gestiegen, ihn wasseraufwärts zu bringen. Wie ein lautes Lachen des Zufalls sei ihm erschienen, dass neben der ihm zugewiesenen Parzelle einige besonders zähe Tropenbäume ähnlich einer Zunge in die gerodete Schneise gewachsen seien, die in Form und Grösse jener Laube auf dem elterlichen Grundstück sehr ähnlich gewesen sei und er habe sich gefragt ob er schon jenes Alter erreicht habe, in dem jedes Erlebnis bloss noch wirkt wie eine Parodie auf ein früheres. Aber vielleicht hinge das ja nicht an ihm, vielleicht sei ganz Europa mittlerweile in jenes Alter eingegangen. Vielleicht sei ja ganz Europa jetzt erstarrt in diesem unendlich langsamen Schrittfall, dem das Flugzeug spottet und den das schlagende Herz verachtet, vielleicht sei daher sein Wunsch gekommen, an dieser Operation teilzunehmen, deren zugrunde liegenden Gedanken er ablehne und deren Erfolg er stark bezweifle und bezweifelt habe, selbst in den wenigen Augenblicken (bei richtigem Licht), wo Schneise und Parzellen ausgesehen hätten wie Anfangsbuchstaben eines bislang ungeahnten Alphabets. Eliette sei mit der alten Welt still untergegangen, während er sich aufgeschwungen habe mit Herz und Flugzeug, aber sein Blick und sein Handgriff sei hier doch nicht ein ganz neuer geworden und noch immer habe nichts mitgehalten mit seinem Herzschlag ausser einer jungen Frau aus dem Nachbardorf, hinter seinem Grundstück ein paar Kilometer tief im Dschungel gelegen. Seine Aufgaben hätten ihn kaum je mit Einheimischen in Berührung gebracht, und er habe keinerlei Kenntnis ihrer Sprache gehabt wie überhaupt keiner der Bewohner der Schneise wirklich ihre Sprache gekonnt habe. Für die Absichten Frankreichs sei das nicht von Bedeutung gewesen, aber für seine eigenen Absichten, die nicht dem schleppenden Rhythmus der Staatlichkeit, sondern dem Rhythmus seines Herzens gefolgt seien, wäre es doch von Bedeutung gewesen. So aber sei er ihr bloss in die Bäume neben seinem Grundstück gefolgt, die Nebelschwaden zwischen den Bäumen golden widerschimmernd von den halb entfernten Lagerfeuern und Laternen hinter ihm, die Luft selbst zu dieser Uhrzeit warm und schwer, eine Vielzahl tierischer Geräusche aufsteigend aus den hüfthohen Gebüschen und das Mondlicht nur schwach durch die Äste dringend wie ein Gerücht oder eine Ahnung und ähnlich wie damals im Flugzeug sei es durch irgendeinen heimlich die Erde neu krümmenden Vorgang so gekommen, dass der Abstand zwischen ihr und ihrem heimatlichen Dorf gewachsen sei mit jedem Schritt, der den Abstand zwischen ihr und ihm verringerte. Sich wieder erhebend habe er die vielen tausend kleinen Tropfen gesehen, das bleiche Mondlicht widerspiegelnd, von den Blättern und den Ästen und dem Boden glitzernd und ihn wie tausend kleine bleiche Augen anstarrend. Zurück in Frankreich habe er Eliette geküsst; am Flughafen, sie halb weinend vor Glück über seine Rückkehr. Das Elternhaus seltsam unverändert. Einzige Abweichung: Die kleine Laube la forêt sei weg gewesen, abgebrannt, wahrscheinlich angesteckt von Nachbarskindern. An ihrer Stelle einfacher Rasen. Zeitungslektüre jeden Morgen: meist grossartige Fortschritte bei Opération Marabout. Von seinem neuen Arbeitsplatz aus habe er einen fabelhaften Blick über eine Gruppe Palmen hinab in Richtung Meer genossen und in der Nacht habe er auch von diesen Palmen geträumt, als wüchsen sie direkt in seinem Gehirn und ihre Erscheinung zwischen Fenster und Meer sei nichts als vorläufige Projektion. Gewohnheit sei die Treue der Schwachen.

Das Bild sei ihm geblieben und davon die Enttäuschung gegenüber einer Welt, in der letztlich alles langsamer und schwächer sei als das Herz.

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Und auch Erstaunen sei nichts als eine spezifische Variante der Furcht; und als er heute, nach zehn Monaten in Frankreich wieder zurückgekehrt in dieses Land aus ihm selber nicht erklärlichen Gründen und ohne sein Wissen für wie lange, zuerst in der Siedlung in der Schneise und dann, wild gestikulierend, in ihrem Dorf nach ihr gefragt und nur Kopfschütteln geerntet habe und als irgendeiner der erbärmlich Verstreuten ihm irgendwann nichts als einen wortlosen Fingerzeig gegeben habe in Richtung jener kleinen vereinzelten Baumgruppe neben seinem ehemaligen Grundstück und schliesslich beim Anblick der darin aufgehäuften Erde, ein winziges Loch schmaler als jede Zukunft markierend, seien diese beiden Gefühle auch tatsächlich nahtlos ineinander übergegangen: als stünde die Baumgruppe zwischen ihm und etwas Bedeutendem, als ob er ob all den Bäumen etwas anderes nicht sähe.

Die kleine Laube la forêt sei weg gewesen, abgebrannt, wahrscheinlich angesteckt von Nachbarskindern.

Das Herz auf einmal im Sprung und die Wirklichkeit davon mitgerissen, auf einmal gleissend hell im Licht plötzlichen Augenaufschlags.

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Eine

Nacht

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[ Text ¯ Judith Keller ]

Einer alten Frau, die sicher war, in jener Nacht zu sterben, die ihr für dieses Ereignis als richtig erschienen war, hatte die ganze Nacht der Rücken gejuckt. Als es dämmerte, stand sie mühsam auf von ihrem Klappbett und betrachtete die schwarzen Bäume im Morgengrauen, die sie noch am gestrigen Nachmittag voller Abschied nehmender Liebe betrachtet hatte. Neben dem Klappbett stand ein richtiges Bett. Darauf lag mit leicht offenem Mund ihre nun auch schon grauhaarig gewordene Tochter, die gestern Abend feierlich, wehherzig und pflichtbewusst gekommen war auf Geheiss ihrer Mutter. Diese hatte ihrer Tochter mit rasselnder Stimme am Telefon gesagt: «Ich bin mir fast sicher, dass ich noch in dieser Nacht sterben werde. Wenn du dann bei mir sein möchtest, komme bitte und übernachte neben mir. Und bitte vergiss nicht, dass ich gelb geworden bin und mein Kopf wackelt, als ob ich immer nicken würde.» Die grauhaarige Tochter kam in das Altersheim, in dem ihre gelb und klein gewordene Mutter eine schöne Wohnung mietete. Sie assen auf sorgsam gepflegten Tellern Brot mit Butter, das die zitternde Mutter mit zähem Willen und wenig Geduld mit einem stumpfen Messer in Schnitze schnitt, von denen sie dann nur einen ass. Dazu tranken sie Hagenbuttentee mit Zucker und der nickende Kopf der Mutter schien ihm zuzustimmen. In der Nacht, die schon nach zwei Stunden lange dauerte, redete die Tochter ihrer Mutter gut zu. Irgendwann sagte die Mutter in die murmelnden Worte ihrer Tochter hinein, sie könne nicht sterben, da an ihrem Rücken und an ihrem Bein giftige Ameisen am Werk seien. Noch dazu müsse sie jetzt auf die Toilette, was einen langen und mühsamen Weg bedeute, der zuerst durch eine offene Tür und dann an einem crèmefarbenen Canapéli vorbei führe, hinter dem sie scharf links abbiegen müsse, den runden Esstisch und die kleine Küche rechts vorne erblickend, etwas gespenstisch im nächtlichen Licht. «Magst, würdest du mir behilflich sein?» Die Tochter, die trotz ihres Alters agil und lebendig geblieben war und nur manchmal einen starken Schmerz im Nacken spürte, reichte ihrer Mutter das Einhängeloch, das zwischen ihrem Ellenbogen und der auf die Hüfte gestützten Hand entstanden war. Der Rücken der Mutter war vom Alter gefaltet und so sah sie oft ihren Füssen zu, wenn sie ging. Lange – waren es Stunden? – reisten sie so durch die winzige Wohnung. Es war eine beschwerliche Reise und nur aus dem Schlafzimmer drang ein wenig Licht. Die Füsse der Mutter fuhren wie zwei langsame Schiffe dem Boden entlang und die Tochter litt plötzlich unter krampfhaften Bauchschmerzen. Endlich hatten sie das Badezimmer erreicht und die Türe hinter sich geschlossen. Die Tochter reagierte auf die intime Nähe zu ihrer Mutter gefasst, doch musste sie sich plötzlich in die Badewanne erbrechen, was ihre weit über neunzig Jahre alte Mutter, die eben noch auf der Toilette gesessen hatte, dazu beschwingte, ohne Hilfe aufzustehen und den vor Erschöpfung, Übelkeit und vor dem Willen, alles richtig zu machen, zitternden Rücken der langjährigen Tochter zu streicheln. Vom eigenen Trösten belebt, führte sie nun ihre plötzlich etwas eingefallene Tochter in ihren langsamen schiffartigen Schritten durch das eigentümliche Land ihrer Wohnung. Ihre Tochter erschien ihr sehr alt, sie selbst fühlte sich wach und hell. Jedes Geräusch nahm sie überdeutlich wahr. Alle Gegenstände schienen sich mit einem geheimnisvollen Ton an sie zu richten. In der Nacht waren ihre Körper seltsam dicht und gleichzeitig fransig geworden, als wäre ihnen ein Fell gewachsen. Sie hörte das Summen des Kühlschranks wie einen ernsten Gesang. Wo irgendwann ein Sessel gestanden hatte, sass nun ein dunkles, schlafendes Tier. Sie hörte es tief atmen und lauschte ehrfürchtig. 52

Po e s i e


Die Sauberkeit der Wohnung lag schwer in der Luft, im Innern der Waschmaschine musste das Geschirr schon getrocknet sein, im Kühlschrank stand alles gut verpackt und im Fenster, hinter dem am Tag die grossen Bäume standen, sah sie jetzt leicht verschwommen zwei gelbe Gestalten, die über die Arme ineinander übergingen. Sie schob sich langsam den fernen Gestalten zu, die im Fenster immer grösser wurden. Und als sie ganz in ihrer Nähe war, verloren die gelben Gestalten ihre Farbe an die Nacht, die durch das Fenster in sie überging. Sie ging selbst ganz ins Fenster über, schaute in die Nacht, in der die Bäume standen und rauschten. Ganz kurz befand sie sich in einem der grossen Bäume, fühlte den Nachtwind und schaute von da zum dunklen Fenster, sah sich selbst ganz schwach in der kleineren und krummeren der beiden Gestalten im Nachthemd. Sie fühlte Ruhe und winkte sich unmerklich zu, übergab die Ameisen dem Baum. Wie viel Zeit war vergangen, bis sie dann wieder am Canapéli vorbeigekommen waren, am kleinen ovalen Tisch, an den Vasen und Zeitungen, die schwach ihr nächtliches Licht abgaben, am schlafenden, atmenden, dunklen Tier? Als sie das Schlafzimmer endlich wieder gefunden hatten, waren sie fast erstaunt. Die Mutter überredete die Tochter, im grossen und bequemen Bett zu nächtigen, während sie selbst sich in das Aufklappbett legte. Während ihre Tochter sich nun von Übelkeit geschüttelt in der langen Nacht hin und her warf, sprach die alte Frau besänftigende Worte auf ihre Tochter ein, als hätte sie nie ein Wort vergessen und nicht eben noch vor Kurzem eine Freude daran verspürt, wenn auch eine misstrauische, alle Worte nur noch als «i» auszusprechen, was ihr während einiger Stunden, in denen sie einsam im Bett lag, eine glänzende, mühelose Verständigung mit allen erlaubt hatte. Die Tochter aber fühlte sich von den aufmunternden Worten ihrer Mutter nicht beruhigt. Sie fragte: «Möchtest du denn nicht einschlafen und dabei unmerklich auf eine erlösende Weise sterben, wie du es vorhattest?» Die Mutter bestätigte, dass sie das gerne tun würde, nur jucke ihr Rücken jetzt wieder wie verrückt und halte sie wach, obwohl sie doch nichts als erschöpft sei, sogar zum Aufstehen zu erschöpft, und nichts mehr ersehne, als ihr langes und wahrscheinlich erfülltes Leben von einem Aussichtspunkt aus endlich zu überblicken. In diesem Moment verspürte sie wie nie zuvor die glühenden Ameisen, die an ihrem Rücken und an den Knien giftig und unsichtbar arbeiteten und geriet in Wut und Ungeduld. Bitter versuchte sie den lieben Gott, mit dem sie oft sprach, in einer angemessenen Rede zu fragen, warum er ihr das heilige Gefühl gegeben habe, sie sterbe diese Nacht. Aber ihr fielen jetzt auch beim Denken wieder nicht alle Worte ein und der Schmerz nahm ihr die Geduld, auf sie zu warten. Und es schmerzte ihr böses Bein und die ganze Unlust war wieder da, die sie in den letzten Tagen davon abgehalten hatte, aufzustehen, das Haus zu verlassen und zu hören, was passierte auf der Welt. Die Überschriften in den Zeitungen las sie nur noch spöttisch, Krieg und Elend gingen sie nichts mehr an, sie hatte die Welt in den letzten Monaten entlassen wie ein missratenes, aber erwachsen gewordenes Kind. Die von Übelkeit

geplagte Tochter sagte: «Du darfst in Ruhe gehen. Du musst dich uns gegenüber bitte nicht verpflichtet fühlen, länger zu leben, auch wenn du uns allen fehlen wirst. Du wirst im Himmel auf einer Wolke sitzen und mit den Beinen, die dann gesund sein werden, schaukeln. Wir werden dir genau das anziehen, was du anziehen wolltest, diese schöne Strickjacke, und wir werden dich in diesem Grab begraben, das du für dich gewählt hast. Schlaf also jetzt in Ruhe ein. Ich bin bei dir und halte deine Hand. Du darfst loslassen, du darfst das sich an dir festklammernde Leben nun in Ruhe loslassen, in dieser Nacht, die noch nicht ganz zu Ende ist. Schick es fort, das Leben, jag es weg! Wenn du jetzt nicht einschlafen kannst, was übrigens ganz normal ist, empfehle ich dir, noch ein Drittel oder sogar zwei Drittel dieser Schlaftablette zu nehmen, das wäre dann, angesichts deiner misslichen Lage, sicher erlaubt.» Aber die Mutter sagte, plötzlich wieder fähig, in Worten zu sprechen: «Ich möchte keine weiteren Schlaftabletten nehmen, weil ich dann zu fantasieren beginne. Ich will meinen Tod nicht im Zustand des Fantasierens empfangen, sonst meine ich noch, ich bilde ihn mir nur ein. Ausserdem habe ich den Eindruck, dass das sonst eigentlich recht nette Personal dieses Heimes mich in den letzten Wochen schlaftablettenabhängig und medikamentenabhängig machen möchte. Ich habe deswegen absichtlich immer wieder nicht alle Medikamente genommen, um eine schleichende Medikamentensucht gleich im Keim zu ersticken. Ausserdem weisst du ja, dass auf dem krummen Rücken der alten Menschen immer mehr Geld verdient wird. Je mehr Medikamente ich nehme, desto mehr lachen sich die Ärzte ins Fäustchen. Lieber erleide ich diesen Juckreiz, als in eine Medikamentensucht zu geraten.» Die Tochter hatte sich in der Zwischenzeit noch einmal übergeben müssen. Wie spät war es überhaupt? Sie fühlte sich uralt, die Glieder waren schwer, etwas unbeschreiblich Stummes stand in den gemalten Blumen auf den Tapeten, die von den Wänden aus den kommenden Morgen durchdrangen. Die Bäume vor dem Fenster waren immer noch schwarze, ungenaue Knäuel, die für sich standen. Beide lagen nun unruhig, einsam und unzufrieden in ihren Betten. Zeit, Zeit, vergeh! Als der Morgen kam, erwachte die Tochter unausgeruht und entsetzt. Was war geschehen? Die Mutter lebte noch, sie lebte, sie hatte es die ganze Nacht kaum vergessen und nur die letzten beiden Stunden einen oberflächlichen, geschwätzigen Traum erlebt. Die Mutter und die Tochter hatten Kopfschmerzen. Es klopfte. Eine Pflegerin brachte Kaffee, sie kam herein wie das Leben selbst und tat den Gegenständen gut. Die Tochter hatte in der Nacht erleben müssen, wie sie sich plötzlich mit ihrer Mutter verwechselt hatte. Aber du gutes, graues Tageslicht! Jetzt war alles sehr irdisch. Irgendwann ging die Tochter zu sich nach Hause. Sie rief einige Menschen an und sagte jedem einzelnen, dass ihre Mutter noch lebe. Während sie das sagte, erschien sie sich verwirrt. Die, denen sie angerufen hatte, wussten nicht recht, wohin mit diesem Wissen. Die Worte des Beileides und die dazu passenden aufrichtigen Gefühle, die sie sich schon bereit gelegt hatten, hatten nun etwas unverschämt

In der Nacht waren ihre Körper seltsam dicht und gleichzeitig fransig geworden, als wäre ihnen ein Fell gewachsen.

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Verfrühtes. Die Tochter legte sich hin in ihrem eigenen Bett, es war Mittag, die Sonne schien inzwischen und sie versuchte zu schlafen. Würde sie jetzt sterben? Sie fühlte sich sehr erschöpft. Ihre Mutter im Altersheim legte sich auch wieder hin, fror und schämte sich, sprach eindringlich mit Gott, fragte um Demut und Geduld. Dann kam ihr der Gedanke, sich bei ihrer Tochter entschuldigen zu müssen, dass sie noch lebte. Die Tochter war umsonst gekommen. Sie erinnerte sich an die Geschichte von dem Jungen, dem es gefällt, zu rufen, der Wolf sei da, wenn weit und breit kein Wolf da ist. Dieser Gedanke, dass man sie mit diesem Jungen vergleichen könnte, empörte sie. Sie bemerkte sofort, dass dies ein hemmendes Gefühl war für das Sterben. Durfte sie nun etwa nicht einmal mehr empört sein? Längst ging ihr die Geduld aus. Mühsam kämpfte sie gegen die Empörung an. Immer noch war sie in viel zu lebendige Gefühle verstrickt. Und dann kam wieder die Erschöpfung. Sie war zu erschöpft und zu empört, um zu sterben. «Erschöpfung und Empörung, ich ziehe mich aus euch zurück», sagte sie murmelnd und lag im Bett, versuchte mit ihrem Rücken die Ameisen zu zerdrücken. Später setzte sie sich für ein paar Stunden an den Tisch. Sie legte ihren Kopf in das Nest ihrer dünnen gelben Arme. Von da aus sah sie die Bäume aus dem Himmel wachsen.


Wieso Wald? Wohin führt das jetzt?


Kathrin Röggla über Heruntergefallenes, Ohrfeigen und Borkenkäfer Liebe Kathrin Röggla, in «wir schlafen nicht » werden wir mit einer Interviewer*in konfrontiert, die lange diffus im Hintergrund agiert, bevor sie plötzlich in den Fokus der Figuren rückt, in « really ground zero» interviewt sich die schreibende Figur schliesslich selbst – und in Ihrer Poetikvorlesung von 2014 an der Uni Duisburg-Essen ziehen Sie einen ‹Physikerfreund› hinzu, über dessen Fragen Sie Ihr eigenes Schreiben zu erklären versuchen. Ist das Interview gerade der prekärste Ort, um einer wie auch immer beschaffenen ‹Authentizität› nahezukommen (Canetti erzählt eine Sage nach, in welcher es um das Zutodefragen geht) oder können über diese Form vielmehr überhaupt erst Risse und Unstimmigkeiten sichtbar gemacht werden? Authentizität und Dialogizität, klar, das sind die beiden Achsen, die das Interview beziehungsweise das inszenierte Gespräch in die Literatur einführt beziehungsweise behauptet. Dialogizität macht natürlich das Soziale unserer gesellschaftlichen Wissensproduktion, jetzt mal bewusst ganz allgemein formuliert, deutlich, aber auch das, was dabei verlorengeht, die Risse, Missverständnisse, die Lücken, das, was runterfällt. Es ist sozusagen aufklärerischer. In der literarischen Inszenierung lässt sich natürlich auch wunderbar mit dem bürgerlichen Sehnsuchtsgut ‹Authentizität› spielen, das ist ja ein magnetischer Vorgang: Uns gibt es wirklich! Mit Ihren Werken bewegen Sie sich zwischen verschiedenen Genres hin und her – worin sehen Sie dabei Vorteile und Schwierigkeiten? Wird zum Beispiel «wir schlafen nicht» zu einem vollkommen neuen Gebilde, wenn es einmal ins Theater ‹übersetzt› ist? Natürlich erkennt jeder den Romantext im Theaterstück wieder, doch er wird – theatral inszeniert – den meisten ziemlich anders erscheinen. Denn plötzlich ist das ‹Ich› merkwürdig ausgelagert, während es im Roman stets imaginiert wird, quasi mit einem im Raum ist. Der Entfremdungsaspekt scheint sich zu verstärken, das Soziale der Situation tritt vielleicht deutlicher hervor. Um Ihre Frage aber wirklich zu beantworten: Mich interessieren ästhetische Strukturen, die unterschiedliche Erscheinungsformen annehmen können und immer in dem anderen Medium einen Aspekt hinzufügen, den man vielleicht im einen Medium vermisst. Im Grunde geht es um die prinzipielle Unvollständigkeit des ästhetischen Werks: Es kann nicht nur bei sich bleiben, sondern reicht immer über seine eigenen medialen Grenzen hinaus. In Ihrer literarischen Dokumentation über die Ereignisse des 11. September 2001 wird ein Medienapparat kritisiert, dessen Berichterstattung sich in der Nähe von fiktionalen Unterhaltungsformen ansiedeln lässt (‹updates› anstelle gesicherter Informationen) und vor dem die Protagonist*in kurzerhand kehrtmacht. Wie kann den überall herumspukenden Fehlinformationen alternativ begegnet werden? 92

DS Déesse


Na, durch besseren Journalismus, also einen, der umsichtiger und weiter ausgreifend informiert. Reflexion. Aber dafür bräuchte es eine andere gesellschaftliche Zeitstruktur. Wir sind ja Gehetzte. Also alle möglichen Leute um mich herum erlebe ich als gehetzt, als ständig unter Strom, in diesem Just-in-timeGefühl. Wir bräuchten gedankliche Zeitgewinne, aber woher nehmen? Ich glaube nicht, dass es einen Journalismus, der viele erreicht, in völlig anderer Taktung geben kann als der vorherrschenden gesellschaftlichen. Vielleicht helfen auch intelligente Online-Formen, wie sie ja schon entstanden sind. Doch derzeit sieht es ganz danach aus, dass Haudraufjournalismus, also eine Politik der Gefühle, ein Denken, das den Anderen als das Böse konstruiert, ständig dieses Aussen braucht, um überhaupt noch das eigene Kollektiv zu spüren, zunimmt. Es sind Zeiten, die mir Angst machen.

« Dialogizität macht natürlich das Soziale unserer gesellschaftlichen Wissensproduktion deutlich, aber auch das, was dabei verlorengeht, die Risse, Missverständnisse, die Lücken, das, was runterfällt.»

Denken Sie, der Anschlag von 9/11 hat eine Generation geprägt? Und wenn ja: Worin äussert sich das heute noch? ‹Generation Terrorismus›? Das klingt beinahe albern. Schliesslich geht das, was am 11.9. symbolisch begonnen hat, weit über den Generationsgedanken hinaus. Aber natürlich kennt eine jüngere Generation gar nichts mehr anderes als diese subtile Bedrohung, Überwachungsdiskurse und das Gefühl der grossen Unsicherheit, es könnte jederzeit irgendetwas furchtbar Grausames passieren. Der 11.9. hört ja sozusagen gar nicht mehr auf. Von den asymmetrischen Kriegen geht es derzeit zu den hybriden Kriegen, zu den inszenierten Putschen oder politischen Narrativen, die einen stark autoritären Charakter haben, denen natürlich diese Geschichte von der akuten Bedrohung nur gerade recht kommt. Natürlich war der 11.9. nicht der erste Terroranschlag im Westen, aber der mit der grössten symbolischen und weltpolitischen Bedeutung. Was mir immer wieder auffällt: dass es eine Generation ist, die ich mit ‹Generation Angst› bezeichnen würde. War vielleicht ‹Wut› das Gefühl, das man einer ‹Generation› 30 Jahre zuvor zugeschrieben hätte, ist es nun die Angst, und das erklärt auch, warum der zornige Text vielleicht nicht mehr so im Zentrum steht, obwohl es ihn nach wie vor gibt.

Apropos zorniger Text: Elfriede Jelinek hat Ihnen das Sprechen beigebracht, haben Sie in einer Lesung gesagt, und dass sie ungefähr mit 19 Jahren in einer Salzburger Vorortstimmung «Die Liebhaberinnen » gelesen haben, was mit den folgenden Worten endet: «da fährt es ja, das leben, paula! / aber unsre paula sucht noch ihre autoschlüssel. / auf wiedersehn, und gute fahrt, paula.» Teilen Sie mit Jelinek die beinahe unerträgliche Art, die eigenen Figuren zu behandeln und ihnen keine besseren Aussichten zuteilwerden zu lassen? Das stimmt, da ist was dran, und Elfriede Jelinek hat mir sicher diese Tür geöffnet – in einer Gesellschaft, in der weibliche Aggression extrem tabuisiert ist. Gerade in meinem letzten Buch Nachtsendung häufen sich die Todesfälle unter meinen Figuren. Das hat nichts mit dem Fehlen von Empathie zu tun, dieser wichtigen literarischen Kategorie, im Gegenteil, es braucht die, damit das überhaupt zündet, auch bei Jelinek. Das ist natürlich eine ziemliche Ohrfeige, die man da dauernd austeilt, die nur dann funktioniert, wenn sie auch irgendwo Spass macht, an den eigenen Frustrationen anschliesst, etwas zur Kenntlichkeit entstellt, Teil eines ästhetischen Systems ist. Eine Ohrfeige, die die meisten schliesslich andauernd sowieso erhalten, nur es nicht merken. Oder merken dürfen. Hier soll mal was gemerkt werden!

Kathrin Röggla (*1971 in Salzburg) tritt in der literarischen Öffentlichkeit mit Kurzprosa seit 1989 auf, veröffentlicht seit 1995 Bücher, ab 1998 auch Hörspiele, Theaterstücke sowie einen Film. Seit 2012 ist Röggla Mitglied der Akademie der Künste Berlin, 2015 deren Vizepräsidentin. Röggla lebt in Berlin. Kathrin Röggla wird für die hiesige Poetikvorlesung an drei Novemberabenden (10., 17. und 24.) im Literaturhaus von der «Fiktionalisierung der Welt und ihrem Gegenteil» sprechen. An den Freitagen nach den Vorlesungen (11., 18. und 25.) findet am Deutschen Seminar der Uni Zürich jeweils von 10.15 bis 12 Uhr ein Werkstattgespräch statt, in welchem Studier** und Interessier** die Möglichkeit haben, mit der Autorin über ihr künstlerisches Schaffen zu reden.

Das dystopische Leben im Futur 2, auf welches Sie in Ihrer Poetikvorlesung zu sprechen kommen, «wähnt [...] vergangen, was in Wirklichkeit noch vor uns liegt». Meinen Sie damit auch und vor allem die politische Unlust eines der Geschichte vermeintlich ohnmächtig gegenüberstehenden Objektes, das kein Subjekt werden kann oder will? Das hat viel damit zu tun. Unsere zeitlichen Verhältnisse sind verstrickt. Einerseits haben wir die Zukunft in zahlreichen Finanzwetten und Klimasünden bereits verbraucht, andererseits beherrscht sie unser Denken komplett. Szenarien, Risikoabschätzungen, Wetten versuchen noch das letzte Denkbilder

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DS DĂŠesse

[ FotografieÂŻ Karsten Thielker ]


«Aber natürlich kennt eine jüngere Generation gar nichts mehr anderes als diese subtile Bedrohung, Überwachungsdiskurse und das Gefühl der grossen Unsicherheit, es könnte jederzeit irgendetwas furchtbar Grausames passieren.»

bisschen Zukunft aus der Zukunft rauszupressen. Gesellschaftlich gesehen sind unsere Vorstellungen von dem Zukünftigen sehr reduziert, also nicht sehr positiv. Es geht alles weiter, aber nur schlechter, immer schlechter, bis gar nichts mehr geht, oder? Politisch gesehen steht da immer schon der Igel und sagt uns: Ich bin schon längst angekommen. Und wir wissen, am Ende ist der Hase tot. In Ihrem Essay- und Theaterband «besser wäre: keine» beschreiben Sie Gespräche als «kleine bewegliche Katastrophen» – was bedeutet es, eine Freundin des Stotterns zu sein? Und: keine was? Zunächst die zweite Frage: Der Titel bezieht sich auf ein Statement eines Entwicklungshelfers, der in Zentralafrika gearbeitet hat, aber im Grunde auch auf Naomi Klein, die beide sagten, es wäre besser, es gäbe keine humanitäre Intervention, sie sei nur der weiche Teil einer neoimperialistischen Formation, also völlig sinnlos und Geldverschwendung. Er ist polemisch gedacht. Die erste Frage werde ich vermutlich ausführlich in der Vorlesung im Herbst beantworten. Ich ziele mit der Freundschaft des Stotterns auf zwei Dinge ab. Auf der einen Seite attackiere ich die (medial und alltagssprachlich) glatte Inszenierung einer im Grunde sehr stolpernden Sprache (mit der Behauptung des Authentischen und natürlich als Machtgeste), und zum anderen finde ich eine Form der krisenhaften Rückbezüglichkeit, die den Gesprächsrahmen thematisiert, unabdingbar. Sprache läuft eben nicht glatt. Gilles Deleuze hat einen wunderbaren Text dazu in Kritik und Klinik geschrieben. Dies in Kürze, mehr im Herbst. Auf der Dating-Website «OkCupid» rangiert die Frage, ob ein Atomkrieg nicht in gewisser Weise aufregend wäre, weit vorne (Zeit Magazin vom 7. Juli 2016) – woher kommt die Lust an der Katastrophe? Vielleicht aus der Sehnsucht nach Erlösung? Katastrophe bedeutet ja wahrlich Ausnahmezustand, in dem alles aufgehoben ist. Nichts gilt mehr. Erlösung nicht nur von dem ganzen krisengebeutelten Zustand, ob es um Finanzen, Klimawandel, politischen Wahnsinn geht, sondern auch um die alltägliche Mühsal, noch mehr zu erwirtschaften und zu konsumieren. Erlösung vom ständigen Aufschub, von der Rastlosigkeit? Erlösung vom Getrenntsein, denn in der Katastrophe ist niemand getrennt, man hilft zusammen. Es gibt viele Gründe, viele historische Linien, die das Bedürfnis herstellen. Weshalb fühlt sich nun Thomas Glavinic als Opfer und weint zuhause viele bittere «male tears», nachdem er Stefanie Sprengnagel einen «sprechenden Rollmops» genannt hat? Das ist ja alles verkorkst. Die Selbstinszenierung als Opfer gehört ja mittlerweile zum guten Ton, vor allem in der rechtspopulistischen Politik. Man markiert sich so und macht sich unangreifbar. Es weinen Menschen mit Hate Speech

(übrigens wie kleine Kinder) darüber, dass man sie mit ihrer Hate Speech konfrontiert. Totale Regression, wenn man mich fragt, Verdrehung von Opferund Täterposition, wie sie immer öfter geschieht. Teil einer Instrumentalisierungsstruktur und eines identitären Sprechens. Ich bin verletzt, deswegen darf ich sprechen. Ich bin verletzt, deswegen habe ich recht. Sehr mühsam, das. Die ganze Story zwischen den beiden musste ich jetzt nachlesen, sie scheint mir leider Teil eines in Österreich stattfindenden medialen Hickhacks zu sein, auf dem auch der Bundespräsidentenwahlkampf läuft. 30 Jahre FPÖ unter rechtspopulistischer Flagge haben jede Menge Schaden angerichtet. Frauenfeindlichkeit inklusive! Es sind auch Auswüchse einer sich verkehrenden Political Correctness, die einmal eine aktivistische, minderheitenpositionsorientierten Hintergrund hatte. Aber es gibt ja auch den Grassroot-Lobbyismus von Konzernen. Interessant daran wäre, sich stärker mit öffentlichen Legitimationsstrukturen auseinanderzusetzen. Also: Warum darf jemand wann und wo sprechen und wird auch noch gesehen und verstanden. Ihr erster Gedanke beim Wort ‹Wald›? Wieso Wald? Wohin führt das jetzt? Nach Hause. Hause? Nee, Wildnis … kaputtes Russenlager in der Nähe von Jüterbog. Kobernausserwald in Oberösterreich mit all seinen Blaubeeren. Metallteile, Forstwirtschaft, «Pilzsammler findet Leichenteile». Borkenkäfer, und immer ganz schön zerhauen heutzutage. «Bei den Kriegsleuten» heisst ein Wald neben dem Heimatdörfchen meines Mannes. Napoleon ging auch da durch – so lange her, der Name bleibt … Eine letzte Frage: Welche Serien schauen Sie? Zuletzt die erste Staffel von True Detective, fantastisch! Die zweite ist, glaube ich, enttäuschend. Vielleicht muss ich mir doch einmal die komplette The Wire reinziehen, das habe ich damals nicht geschafft.

Mit Kathrin Röggla sprach Nadia Brügger

Ausgewählte Literatur Nachtsendung. Unheimliche Geschichten. Frankfurt am Main 2016. Essenpoetik. Die Essener Poetikvorlesungen 2014, hier 49. Als kompletter Text abrufbar unter: www.uni-due.de/germanistik/poet/roeggla.php. besser wäre: keine. essays und theater. Frankfurt am Main 2013. wir schlafen nicht. Frankfurt am Main 2004. really ground zero. 11. september und folgendes. Frankfurt am Main 2001. Denkbilder

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Prof. Dr. Jens Andermann (Romanisches Seminar) Prof. Dr. Frauke Berndt-Höller (Deutsches Seminar) Prof. Dr. Elisabeth Bronfen (Englisches Seminar) Prof. Dr. Monika Dommann (Historisches Seminar) Giuriato (Deutsches Seminar) Prof. Dr. Davide Jens Andermann (Romanisches Seminar) Svenja Goltermann (Historisches Prof. Dr. Frauke Berndt-Höller (Deutsches Seminar) Seminar) (Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaften – Populäre Kulturen) Prof. Dr. Thomas ElisabethHengartner Bronfen (Englisches Seminar) Gesine Krüger (Historisches Seminar) Prof. Dr. Monika Dommann (Historisches Seminar) Angelika Linke (Deutsches Prof. Dr. Davide Giuriato (Deutsches Seminar) Klaus Müller-Wille Seminar) Prof. Dr. Svenja Goltermann (Deutsches (Historisches Seminar) Philipp Sarasin (Historisches Seminar) Prof. Dr. Thomas Hengartner (Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaften – Populäre Kulturen) Prof. Dr. Sylvia (Slavisches Seminar) GesineSasse Krüger (Historisches Seminar) Prof. Dr. Angelika Jörg Schweinitz (Filmwissenschaftliches Seminar) Linke (Deutsches Seminar) Prof. Dr. Simon Teuscher (Historisches Seminar) Klaus Müller-Wille (Deutsches Seminar) (Institut fürSeminar) Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaften – Populäre Kulturen) Prof. Dr. Ingrid PhilippTomkowiak Sarasin (Historisches TristanSasse Weddigen (Kunsthistorisches Institut) Prof. Dr. Sylvia (Slavisches Seminar) Bernhard Tschofen (Institut für Sozialanthropologie Prof. Dr. Jörg Schweinitz (Filmwissenschaftliches Seminar) und Empirische Kulturwissenschaften – Ethnologie) SandroTeuscher Zanetti (Romanisches und Vergleichende Literaturwissenschaft) Prof. Dr. Simon (Historisches Seminar – Allgemeine Seminar) Prof. Dr. Ingrid Tomkowiak (Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaften – Populäre Kulturen) Prof. Dr. Tristan Weddigen (Kunsthistorisches Institut) Prof. Dr. Bernhard Tschofen (Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaften – Ethnologie) kulturanalyse@ds.uzh.ch, www.kulturanalyse.uzh.ch, Schönberggasse 9, Raum A-09A, 8001 Zürich. Prof. Dr. Sandro Zanetti (Romanisches Seminar – Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft)

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[ Text ¯ Philipp Auchter ]

Seltene Tropen #3 Kommerzielle Inkohärenz

«I came in like a wrecking ball I never hit so hard in love All I wanted was to break your walls All you ever did was wreck me Yeah, you wreck me»

Im zentralen Vergleich von Miley Cyrus’ Lied Wrecking Ball werden Agens und Patiens mal eben vertauscht: Am Ende demoliert das Haus die Abrissbirne. Aber we* will es denn so genau wissen? Die inkohärente Entwicklung von Metaphern ist typisch für die Popmusik und in Cyrus’ Poetik paradigmatisch zu beobachten: «I put you high up in the sky / And now, you are not coming down / It slowly turned, you let me burn / And now, we're ashes on the ground.» Lässt sich da noch was interpretieren? Ein Versuch: Das lyrische Ich setzt sein Du offenbar als Sonne in den Himmel. Doch da oben nimmt das Du die Metapher allmählich beim Wort («It slowly turnend»), will nicht mehr herunterkommen und verbrennt damit seine Verehre*. Am Ende liegen beide als Asche auf dem Boden und mit ihnen die Fundamente einer inkonsistenten Allegorie. Diese Wendung ist nicht als gescheitert zu taxieren, denn die Popmusik verfolgt ein anderes Kunstideal. Gute Popmusik lässt sich gut verkaufen. Sie wird nicht für eine konzentrierte Lese*schaft produziert, sondern für Konsumier**, die sich am Radio, auf Youtube oder auf Partys gut fühlen wollen. Ihre Lyrics haben deshalb eine fundamental andere Funktion als jene der klassischen Lyrik. Sie unterstützen die Reize der Musik, bringen Stimmen zum Klingen und setzen Bilder in den Kopf. Auch we* nicht gut Englisch versteht, schnappt die gängigsten Zeilen auf und lässt sie in Schlaufen durchs Innenohr ziehen. Was zieht, sind gängige Topoi der Populärkultur – leicht modifiziert –, mit denen sich die Höre** umso eher identifizieren, als sie auf keine kohärenten Aussagen hin festgelegt sind. Richard Maltbys Urteil über die kommerzielle Ästhetik Hollywoods gilt deshalb auch für die Pop-Industrie: Its «commercial aesthetic is too opportunistic to prize coherence, organic unity, or even the absence of contradiction among its primary virtues.» Vielleicht geraten Popsongs deswegen auch so rasch wieder aus dem Repertoire. Manche feiern ironische Renaissancen. Doch sie fliegen meist unter dem Radar der Kritik hindurch und dringen kaum ins kulturelle Bewusstsein vor. Die Tropen der kommerziellen Inkohärenz ermöglichen eine Rezeptionshaltung der Selbstvergessenheit, in welcher Standpunkte leicht verwischen.

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DS Déesse


Die Seminarleitung informiert Mit dem Projekt «Bologna 2020» plant die Universität Zürich eine Reform, im Zuge derer die Philosophische Fakultät ihre Studienstruktur und ihr Studienangebot auf Bachelor- sowie auf Masterstufe grundlegend überarbeiten wird. Die bislang bekannte Programmarchitektur wird auf Bachelorstufe einem sog. Major-/Minorsystem weichen. Das bedeutet, dass künftig die 180 ECTS-Credits, welche im BA-Studium erworben werden, neu auf zwei Programmgrössen verteilt werden, nämlich auf ein Major-Programm im Umfang von 120 ECTS-Credits und ein Minor-Programm mit 60 ECTS-Credits. Auf Masterstufe wird diese Struktur in den Grössen 90 ECTS-Credits (Major-Programm) und 30 ECTS-Credits (Minor-Programm) fortgesetzt. Daneben wird es einzelne MA-Studienprogramme in der Grösse 120 ECTS-Credits geben, sog. Mono-Master. Das Deutsche Seminar wird im Rahmen dieser Reform alle seine Studienprogramme überarbeiten. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass es neu ein BA-Studienprogramm «Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft» im Umfang eines Major-Programms mit 120 ECTS-Credits und eines Minor-Programms mit 60 ECTS-Credits geben wird. Das Masterstudium «Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft» wird ebenfalls in die Grössen Major/Minor umstrukturiert, wobei für das Major-Programm sog.

Tracks (Schwerpunkte) geplant sind, die den Studierenden die Möglichkeit geben, sich auf Literatur- oder Sprachwissenschaft zu spezialisieren. Momentan ist noch im Gespräch, ob mit «Bologna 2020» auch je ein literaturwissenschaftliches sowie ein linguistisches Major- und Minor-Programm auf Masterstufe realisiert werden soll. Auch die Skandinavistik wird voraussichtlich Major- und Minor-Programme auf der Bachelor- und Masterstufe anbieten. Über die Konsequenzen der Reform für die Programme der VGS und Niederlandistik wird noch diskutiert. Die nächsten Schritte im Rahmen des Reformprojekts beinhalten, dass im HS 16 das sog. Startportfolio (also das Angebot an Studienprogrammen) für die BA-Programme der Philosophischen Fakultät verabschiedet werden soll, im Anschluss daran werden die Pläne für die MA-Programme finalisiert. Die weitere inhaltliche Ausarbeitung der Curricula steht für das Jahr 2017 auf der Agenda und soll am Deutschen Seminar unter Einbezug der Stände erfolgen. 02.08.2016 Seminarleitung, Studienprogrammdirektion

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Autor*innen Philipp Auchter, after years of expensive education, a car full of books and anticipation, is an expert on Kafka and that’s a hell of a lot, but the world don’t need scholars as much as he thought. He’s a thirtysomething.

gewalt call for content

Sebastien Fanzun (*1991) hat an der Universität Zürich studiert und erfindet professionell Kurzbeschreibungen nicht existierender Autoren. Verschiedenen Gerüchten zufolge schreibt er an einem Buch, das so dick ist, dass er sich nicht an den Anfang erinnern kann. Timofei Gerber studierte Philosophie an der Uni Zürich und tut dies weiterhin in Heidelberg.

Einsendeschluss 9.1.2017

Judith Keller studiert Germanistik und AVL an der Universität Zürich. Zuletzt erschien ihr E-Book Wo ist das letzte Haus? bei Matthes und Seitz und Beiträge in der Anthologie Lyrik von Jetzt 3. Alexandra Koveos, *1991 ist angestellte sowie freischaffende Grafikerin aus Zürich. Nach ihrer Ausbildung hat sie u.a. in Berlin Erfahrungen gesammelt. Ihre Leidenschaft ist die Typografie – sie erklärt Fremden gerne die Schönheit der Leerfläche. Hannah Raschle, 1989*, lebt und arbeitet als freischaffende Zeichnerin in Zürich. Sie verbrachte dieses Jahr drei Monate in Rom, in der Atelierwohnung der Stadt St.Gallen und widmet sich momentan Kooperationen mit anderen Handwerkern und der Produktion von Zines im Eigenverlag. Ihre Arbeiten sind hier anzuschauen: hannahraschle.tumblr.com. Julia Rüegger, geboren 1994 in Basel. Studiert seit Herbst 2013 Kreatives Schreiben & Kulturjournalismus, sowie Theater und Philosophie in Hildesheim. 2015/16 war sie ein Semester am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Veröffentlichungen unter anderem in der Landpartie 15 und 16.

– Literarische Beiträge – Essays – Illustrationen und zu allem jeweils eine Autor*innenbeschreibung von max. 300 Zeichen inkl. Leerzeichen an denkbilder@ds.uzh.ch

Luca Thanei, mag Tannen und so. Denkbilder

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BITTE LUFT HOLEN, DAS IST IN ORDNUNG! Literaturhaus Zürich Lesungen im Herbst

29.10. 11.11. 22.11. 10. /17. /24.11.

Sa Fr Di Do

Teresa Präauer Joshua Cohen Carolin Emcke Poetikvorlesungen

Vollständiges Programm unter www.literaturhaus.ch

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Inserat

Joshua Cohen, «Solo für Schneidermann», Schöffling & Co. Verlags buchhandlung, 2016

OKAY! SIE KÖNNEN WIEDER LUFT HOLEN


Impressum R E DAK T I O N

Tanja Brawand

Nadia Brügger

Raoul DuBois

Daniel Grohé

Lukas Keller

Ana Lupu

Sarah Möller

Dario Spilimbergo

Thomas Wismer

R E DAK T I O N S L E I T U N G

Nadia Brügger

KO R R E K T O R AT

Tanja Brawand

Nadia Brügger

F I N AN Z E N

Sarah Möller

L AYO U T

Alexandra Koveos

COV E R

U N D

I L LU S T R ATION

Hannah Raschle

DR U CK

ropress

AU F L A G E

500; erscheint zweimal jährlich im Frühjahr und Herbst ISSN: 2235-7807

ADR E S S E

Deutsches Seminar, Schönberggasse 9, CH-8001 Zürich

E-Mail: denkbilder@ds.uzh.ch

ON L I N E – A R C H IV

www.issuu.com/denkbilder


Lyrikfestival NEONFISCHE Samstag, 26.11., Sonntag, 27.11., jeweils 10.15/10.30-18 Uhr Aargauer Literaturhaus, Müllerhaus, Bleicherain 7, 5600 Lenzburg

mit Marion Poschmann, Christian Haller, Dagmara Kraus, Silvia Trummer, Kerstin Hensel, Svenja Herrmann, Julia Trompeter, Michael Fehr, Michelle Steinbeck, Claudia Storz, Markus Bundi, Nadja Küchenmeister, Elisabeth Wandeler-Deck, Sabina Naef, Lisa Elsässer, Markus Kirchhofer, Carolin Callies, Brigitte Fuchs, Jochen Kelter, Simone Lappert Das Programm online zum Herunterladen: www.aargauer-literaturhaus.ch/programm > 26./27. November

Neonfische sind spezielle Süsswasserfische, deren Biotop aber nicht etwa in Europa, sondern im Amazonas zu finden ist. Wendig sind die kleinen, fragilen Fische, unterirdisch geheimnisvoll irisierend leuchtend. Bilden sie eine Gruppe, verdichten sich ihre Körper zu immer neuen, kaleidoskopartigen Strukturen. Das Lyrikfestival NEONFISCHE versammelt an diesem Wochenende besonders leuchtende Einzeltiere, die sich unter deutschsprachigen Autorinnen und Autoren tummeln, welche die Grenzen der Sprache ausloten und den Rändern der Poesie entlang arbeiten, um immer neue Klang- und Wortkonstellationen aufscheinen zu lassen. Im Vordergrund steht der Austausch und die Vertiefung in die Texte, das Gespräch der Autor/innen vor und mit dem Publikum über ihre Texte. Ergänzt wird dieses Kernprogramm wieder mit einem Fokus auf junges lyrisches Schaffen, dem beliebten interaktiven Format zu Lieblingsgedichten und einer Sonntags-Matinee. Tagsüber Verpflegungsmöglichkeit/Getränke-Bar; Eintritt: Tagespass: Fr. 25.-/20.-; Einzellesung: Fr. 15.-/12.- Anmeldung für Plätze in einzelnen Veranstaltungen nur hier: praktikum@aargauerliteraturhaus.ch; Reservation ist per Mail möglich bis Fr, 25.11. um 12h – danach nur an der Tageskasse

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Inserat


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Vergleichender Korpuslinguistik an. HierUniversität wird Linguistik ambietet Computer Die Zürich einenbetrieben. innovativen spezialisierten Master in Vergleichender Korpuslinguistik an. Beteiligte / Seminare: Hier wird Institute Linguistik am Computer betrieben. Deutsches Seminar Englisches Seminar Romanisches Seminar Beteiligte Institute / Seminare: Slavisches Seminar Deutsches Seminar Institut für Englisches Computerlinguistik Seminar Romanisches Seminar Slavisches Seminar Start: für Computerlinguistik Institut jedes Herbstsemester Start: Weitere jedes Herbstsemester Informationen: www.mlta.uzh.ch mlta@cl.uzh.ch Weitere Informationen: www.mlta.uzh.ch mlta@cl.uzh.ch


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