DENKBILDER Sternbilder

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Das Germanistikmagazin der Universit채t Z체rich Nr. 36 / Fr체hling 2015

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Kultur Campus SE

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14.– 23.4. www.schauspielhaus.ch/kulturcampus www.facebook.com/TheaterCampus

K L A T


Sternbilder

Die Sterne stehen unbeweglich am Verbindungen unvoreingenommen sition, welche die patriarchale PräNachthimmel. Keine* kann behaup- ziehen soll, und dass sie ihre Bil- gung der deutschen Sprache reflekten, dass sie nicht da stehen. Doch der frei erzeugen kann, haben wir tiert und sichtbar macht. Wenn uns die Bilder, die wir aus ihren Kons- uns in dieser Ausgabe für eine an- dafür in der Presse «ideologische tellationen lesen, haben wir in sie tidiskriminierende Sprachhandlung Verkrümmung» vorgeworfen worhineingelegt. Wenn du das Sternbild entschieden, welche die männli- den ist, so haben einige offensichtder Jungfrau oder des Wassermanns che Determinierung von an sich lich nicht verstanden, dass Ideologie betrachtest, so siehst du erst einmal geschlechtsneutralen Wendungen das Gegenteil jener Haltung ist, welchaotische Sternenhaufen. Willkür- durch das Setzen von */** unterläuft. che unbegründete Machtverhältnislich haben Menschen vor uns die Li- Die Variante wird u. a. in einem Leit- se hinterfragt. Wir von der Redaknien gezogen, willkürlich haben sie faden der HU Berlin vorgeschlagen tion glauben, dass die Sprache zur Grenzen festgelegt. Ähnlich verhält (feministisch-sprachhandeln.org). Verständigung über unterschiedlies sich mit den Geschlechtern. Wir Unseren Respekt vor anderen gram- che Perspektiven auf die Welt dienennen sie mit Judith Butler Gender, matikalischen Vorstellungen bezeu- nen soll. Sie bedeutet nicht die In­ wenn wir nicht die Sterne meinen, gen wir, indem wir die literarischen stallation einer Weltordnung. Sie ist sondern die Bilder, die aus ihnen ge- Beiträge von dieser Regelung ent- der freie Blick ins Weltall. zeichnet wurden. binden. Die sonst jedoch gehandDa wir in der Redaktion der An- habte Schreibweise mit */** ist für sicht sind, dass die Sprache ihre uns der Versuch einer neutralen PoEure Redaktion

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POESIE Über die Kommunikation fremder Lebensformen Ins Deutsche übersetzt von Daniel Grohé

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Doppelstern, verkohlt. Dominik Holzer

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Sternenklar Alexandra Zoller

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Der Zwilling Meret Gut

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Ohne Sternbild Philippe Hürbin

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Himmelsbetrachte*, ***gucke*, Mensch Maximilian Benz

Diptychon Timofei Gerber

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Une galaxie de signifiants Sarah Möller

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Der Blick des OTA auf (259) Aletheia Luca Thanei

ESSAYS

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Eu sun la randolina d’ünsacura Ana Lupu

DS DÉESSE

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Sternstunden Romana Ganzoni

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Den Kosmos aufräumen Interview mit Mateusz Cwik und Boris Buzek


P O ES I E —4—


Über die Kommunikation fremder Lebensformen aus einem Vortrag von Ridah Gonel an einer Tagung zum Thema «Golfende Walfische und andere Probleme der modernen Glaziologie»

Ins Deutsche übersetzt von Daniel Grohé Verehrte Zuhöre** (A. d. Ü.: Anre- weise eine Raumsonde entdeckten, deformeln im zarygischen sind lang an deren Bord sich unter anderem und kompliziert und selbst für die zwei goldene Datenplatten mit verAngesprochenen meistens völlig un- störendem Inhalt befanden, wurden verständlich, weshalb sie hier der wir auf einen kleinen Planeten am Einfachheit halber etwas gekürzt Rande unserer Galaxie aufmerksam, wurden.) dessen Oberfläche zum grössten Teil Über Generationen hinweg haben mit Wasser bedeckt ist (Grosse emwir in die Sterne geblickt und uns pirische Datenbank, 7411). Unsegefragt, ob das wirklich alles ist. Die re Untersuchungen haben ergeben, Existenz anderer Lebensformen auf dass der ganze Planet von Mikroorfremden Planeten wurde von min- ganismen bewohnt wird, die sich an destens genauso vielen Gelehrten ihre verschiedenen Lebensräume angezweifelt wie propagiert, wobei angepasst haben und in entspreder grösste Teil der Gegner die von chender Vielfalt vorkommen. So gibt Erma Nuli formulierte These ver- es Arten, die unter extremen Tempetrat, dass es im bekannten Weltall raturbedingungen leben, ohne Sauschlicht zu wenig Mayonnaise für die erstoff auskommen oder ihre Energie Entstehung intelligenter Lebensfor- aus dem Licht ihrer Sonne beziehen. men gebe (Nuli et al., 7381). Erst Viele leben in symbiotischem oder als wir vor einigen Jahren zufälliger- parasitärem Verhältnis mit anderen

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Lebewesen des Planeten, sei es auf der Haut oder im Verdauungstrakt. Interessant ist, dass sie oftmals das Verhalten ihrer Wirte beeinflussen, was einem Wirtswechsel oder der Verbesserung der eigenen Lebensumstände dienen kann. Lange blieb uns aber einer der Hauptgründe dieser Beeinflussung unverständlich. Das erinnert mich an meinen Grossvater, der eines Morgens, als ihm beim Frühstück ein Marmeladenbrot auf den Küchenboden fiel, entdeckte, dass die Schwerkraft vormittags stärker ist als am Rest des Tages und somit auch die Zeit langsamer vergeht, und damit nicht nur die Wissenschaft, sondern auch Wirtschaft und Raumfahrt revolutionierte und die Einführung des dritten Frühstücks begründete (Kleines Handbuch der grossen Erfindungen, 7403). Ich weiss nicht mehr genau, wie das in Zusammenhang mit meinem Vortrag steht, aber

die Lösung war auch hier sehr ein- und kommuniziert. Wie die Komfach und nicht besonders nahelie- munikation zwischen den einzelnen gend. Einer der Hauptwirte dieser Lebewesen stattfindet ist bisher noch bereits erwähnten Mikroorganismen unbekannt. Auf jeden Fall sind wir ist eine zweibeinige Primatenart, die uns inzwischen sicher, dass das Kolzwar über komplexe soziale Struk- lektiv dieser Organismen gezielt mit turen und fortschrittliche Technolo- aussenstehenden Betrachte* komgien verfügt – auch die Sonde, die muniziert oder zumindest mit ihnen wir entdeckt haben, wurde wohl von Kontakt aufzunehmen versucht. So ihnen gebaut –, bei deren Beobach- war beispielsweise auch die Sonde tung man sich aber zwangsläufig letztlich ein Produkt dieses Verfragt, wie sie als Spezies je so weit suchs. Wir haben es hier also mit kommen konnten. Durch die Unter- einer bisher völlig ungeahnten Form suchung der Verhaltensweisen dieser von Kommunikation zu tun, bei der Spezies und ihrer von den Mikroor- ein anderer Organismus als Medium ganismen ausgelösten Krankheiten fungiert. Momentan arbeiten wir eiund Epidemien über längere Zeit nerseits daran, genauere Erkenntnis und der Auswertung dieser Daten, darüber zu gewinnen und versuchen gelangten wir zu erstaunlichen Er- andererseits eine Möglichkeit zu fingebnissen. Obwohl es sich bei den den, mit der unbekannten LebensMikroben um viele verschiedene Ar- form in Kontakt zu treten. Wir sind ten handelt, scheinen sie so etwas also gespannt, was die Zukunft brinwie ein kollektives Bewusstsein zu gen wird. Ich danke Ihnen für Ihre besitzen, das sich durch die Inter- Aufmerksamkeit. aktion mit ihren Wirten ausdrückt

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Doppelstern, verkohlt. Früher, wie oft, blieben wir, Stern in Stern, wenn aus dem Sternbild der freiste, jener Sprech-Stern hervortrat und rief. Stern in Stern staunten wir, Er, der Sprecher des Stern-Bilds, ich, meines Lebens Mund, Nebenstern meines Augs. Und die Nacht, wie gewährte sie uns die durchwachte Verständigung. Rainer Maria Rilke

I was a singer – not a very popular one, I once had dreams of becoming a beautiful poet, but upon an unfortunate series of events saw those dreams dashed and divided like a million stars in the night sky that I wished on over and over again, sparkling and broken. Lana Del Rey

Dominik Holzer Er, starr, er, funkelnd, er, in sein Ende hineinge–, er, mit seiner verschwendeten Schönheit, er, mit der in sich verriegelten Stirne, die an die Nacht pochende Stirne, wie ein Liebhaber an Sterne hauende – Da liegt er. So. So sehen wir ihn. Mit diesem kleinen. An seiner Brust. Wir sollten die beiden wirklich nicht sehen, es macht mich traurig, dass wir sie so sehen. Ich könnte jetzt schreien, dass wir es tun, ein wenig verzweifelt schreien wäre jetzt gut. Er, wartend, wie ein düsterer Bergkristall auf diesem Hochplateau aufgeblüht, wie ein geringer, glühender, sehr schwarzer Mond im Gebirge aufgegangen. Er hält es dicht an seine durchscheinende, feine Elfenhaut. Er erschrickt, wenn das heisse Näs­ chen ihn berührt. Es zuckt zusammen, wenn er zusammenzuckt. Sie

zucken zusammen zusammen. Er fragt sich, ob es das auch geniesst. Ich tue jetzt so. Als könnte ich das Leiseste von diesem schwanengleichen Helden wissen. Wie es so sein wird. Sein Sein. Es ist so. Er, lebend, eine für unsere Vorstellung viel zu langgestreckte Existenz lebend, einfach weil es möglich ist, dann, wann er lebt, solange zu existieren. Er, auf jeden Fall. Er liebt niemanden. In seinem so langen Existieren. Er sucht und sucht und ist voll mit dieser wunderschönen, antiquierten, höchstsensiblen Liebe und es gibt nichts, auf das sie anzuwenden wäre. Er hat nichts, für das es sich zu existieren oder zu sterben lohnt. Das ist. Wenn man denkt. Ist das. In seinen Pausen klinkt er sich in animierte Welten ein, die der unse-

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ren nachempfunden sind. Er mag Tiere und Sonnenuntergänge. Ausserdem mag er Filme aus unserer Zeit. Aber. Er, lebend, hat immer schon eine Vision oder einen Traum oder was es auch ist, es ist ein Bild, das ihn sucht. Das ist so: Er steht unter Eisenbäumen westlich des bewohnbaren Gebietes und sieht die beiden Sonnen aus ihren Bahnen fallen, sich in einem krankhaften, augenschmelzenden Blitze­ reigen gegenseitig anziehen und vereinigen, in einer elegischen Sehnsucht nacheinander in die Glutumarmung der anderen fliessen. Er denkt: Dass sie ihre jeweilige jahrmillionenalte Einsamkeit ihres einander elliptisch Umkreisens für ein vulkanisches Begräbnis aufgeben. Dass sie das können. Darauf ist er neidisch. Bumm. Er verkohlt natürlich. Im


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Traum. Wacht auf. Und irgendwann, vor nicht allzu langer Zeit, wacht er auf und es hat wirklich bumm gemacht. Ein Meteor ist überraschend (oder hat man es gewusst und keiner hat etwas gesagt?) in die Berge gefallen. Ein sehr kleiner. Aber doch. Und er hat es verschlafen. Aber. Das Grosse und Schreckliche und Gewaltige ist davon aufgeschreckt worden in den Bergen und konnte nicht mehr verdrängt werden und hat sich aus der Erde auf die Erde herausgeschleudert, die vielen kupferbeschuppten Schwingen in seiner vollen Spannweite ausgebreitet, die saure Luft durchrast und das langvermisste Feuer gespuckt. Er muss dann auf einen Kontrollgang ausserhalb des nördlichsten Flughofes. Nahe, wo sie ausgebrochen, wo es hervorgeborsten –. Das ist etwas gefährlich. Aber er ist fasziniert von diesen Wesen und geht gerne. Da findet er es, in einem Flussbett. Er weiss nicht, wie sie sich fortpflanzen, die Ausdererdegebrochenen. Er sieht einfach eine winzige, nackte, zitternde Version davon im Flussbett herumtorkeln, kaum fähig, auf den Stummelchen zu –. Spindeldürr. Nach einer langen Hellzeit gehen endlich wieder einmal beide Sonnen unter und das Dunkle beginnt sich in seinen Augen zu spiegeln und springt modrig auf das schutzlose, fast hautlose Unwesen und auch auf uns. Dann geht es ziemlich schnell. Er geht langsam auf es zu. Es leistet keinen Widerstand. Er nimmt es in seine zarten Arme und es fällt sofort in Ohnmacht an seinem weichen Busen. Er entschliesst sich sofort. Das muss zurück. Er geht in das Basislager, versteckt es in seinem Rucksack, packt Essen für fünf Dunkelzeiten ein, mehr wird er nicht brauchen, um in die Berge zu gelangen und dann –.

Ist ja klar. Er sagt seinem Captain, er habe eine kleine Gravitationsanomalie entdeckt, das Übliche, er wolle das noch schnell kontrollieren gehen. So geht er los. Er gibt dem Flügelwesen von seiner Nahrung. Es erholt sich. Einmal schauen sie sich in die Augen. Ansonsten ist es abweisend, wenn sie rasten.

«In der zweiten Hellzeit sieht er manchmal das schwarze Schimmern der grossen Flügel von Ferne, er ruft und winkt, aber sie drehen nie ihre Bahn.» Wenn er geht, drängt es sich an sein Porzellanfleisch. Das ist sich diese Nähe nicht gewohnt und schnell rotgescheuert. Er schläft wenig. Er hat es nicht eilig, schliesslich wird es ja –. Er geht mit seinen langen, schönen Beinen über die Erde, wie wenn sein Wandern ein Tanzen wäre. Sein Gehen ist ein unheimlich ruhiges, überdeutliches, unzerbrechliches Untergehen. Er denkt wenig. Er war noch nie so weit nördlich. Wenn er anhält, hebt er das Spektroskon an die Augen und schaut sich weiter südlich nicht sichtbare Dunkelnebel an. Einmal sieht er Supernovaüberreste. Er hat noch nie so blutrote gesehen. Die interstellare Masse, auf die die Supernova geschleudert wurde, muss unglaublich dicht sein. Er bewegt sich für lange, lange Zeit nicht. In der zweiten Hellzeit sieht er manchmal das schwarze Schimmern der grossen Flügel von Ferne, er ruft und winkt, aber sie drehen nie ihre Bahn. Sicher sehen sie ihn. Er wird sie wohl langweilen. Er sieht, dass sie einen westlicheren Gipfel anfliegen. Er geht in diese Richtung. Das Tierchen wird unruhig. Nach der

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vierten Dunkelzeit ist er nahe bei ih- blühen. Und es ist natürlich auch nen. Sie zeigen sich nicht, sie wei- meine Schuld, wenn ich so erzähle. chen ihm aus, er merkt es. Aber die Schuld, dass er da liegen Dann ist er da. Es merkt es auch. bleiben wird, die Augen sperrangelweit offen, dass sie plötzlich auf ihn niederfallen und ihre Schlünde öffnen und ihre glutige Innerlichkeit über ihn giessen und dann, wenn er verkohlt ist, neben ihm niedersinken und mit ihrem unversehrten Kleinen wiedervereint sind. Diese Schuld teilen wir. Sein übertriebenes Fühlen wird Er kommt über eine Seitenmoräne auf ein Hochplateau. Er weiss, dass ihn in sein Ende getrieben haben. das ihr Lager ist. Aber sie, wohl ir- Weil es nie seine gewünschte, ideritiert, warten irgendwo und beob- ale Erfüllung finden wird. Ich weiss achten, was er vorhat. Hier legt er nicht, ob das eine hypergalaktische, sich hin. Hier sehen wir ihn. In sei- übernatürliche, grauenhafte Dummnen obsidianschimmernden, hüftlan- heit oder eine grauenhafte, übernagen, uns zu ihm lockenden Haaren. türliche, hypergalaktische IntelDas kleine Ungeheuer an seine wun- ligenz seines grossen Fühlens ist. de Oberfläche pressend. Die Augen Wer, wenn er schriee, aus der Flüstarr und gerade gen oben in unse- gelwesen Ordnung wird ihn hören? re gerichtet, als läge nur das Objek- Alle. Wer, wenn er schriee, aus unsetiv einer Kamera zwischen uns, ihm rer Ordnung wird ihn hören? – Wir und uns, und nicht die vielen Jahre. können nur hier sitzen und unserer Wir, an seine Brüste pochend. Wir Tatenlosigkeit zuhören. So still war sind schuld, dass er so daliegen wird, vergehen noch nie. Wir werden nicht dass er in sich liegen wird wie in um ihn trauern, denn es ist ja noch einem elfenbeinernen Grab, ohne nicht geschehen. Wir werden nicht zu wissen, ob es Furcht oder Freu- klatschen. Wir werden hinausgehen de ist, wir tragen diese Schuld, dass und draussen wird die Nacht ohne er meint, wenn er sein Gegenüber Sterne sein. Wir werden nicht verängefunden hätte, wäre das, was sich dert sein. Und dass wir nicht veränIch nennt, aus ihm hervorgesprungen dert sind, das wird uns keine Träne wie der Same einer Frucht, die sich abzwingen. Wir werden unser grosnur im Feuer öffnet, aber so konnte ses Fühlen nicht an ein Gegenüber er nur treiben und treiben, aber nie verlieren.

«Er geht langsam auf es zu. Es bietet keinen Widerstand. Er nimmt es in seine zarten Arme und es fällt sofort in Ohnmacht an seinem weichen Busen.»

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Sternenklar

Alexandra Zoller Obwohl mich der Schlaf langsam aus zwei, die wir zu seinen Füssen liegen seiner dumpfen Umarmung freigibt, wie Kinder, zu beschützen. bleiben meine Augen noch geschlosIch öffne die Augen. sen. Es gibt sie nämlich wirklich, Zwar liege ich auf dem Rücken, diese Momente, deren Monumen- aber trotzdem bietet sich mir der talität dich einige Sekunden in vor- Anblick meines ganzen Universums: freudigem Genuss ausharren lassen, Rechts zu meinen Füssen sieht bevor der nächste dich mitreisst. es aus, als stürze sich gerade der Nackte Haut verspricht eine stern- Drache in den Horizont, während klare Nacht. ich über meinem Kopf den KomDurch das offene Fenster dringt pass gerade noch so ausmachen eine Winternacht herein, mit all kann, wenn ich meinen Hals mögihren Gerüchen und Geräuschen. lichst weit zurückdehne. Es muss Fast kann ich den Schnee fallen also etwa Mitternacht sein. Soviel hören, der draussen alles in trüge- zu den freundlicherweise mit Tinte risch dämpfende Watte packt. Fast nachgezeichneten Bildern. Fast wie berührt die klirrende Kälte meine malen nach Zahlen, quasi malen Haut, wäre da nicht das Feuer. Wie nach Malen. ein Krieger in rotgoldener Rüstung Ich drehe den Kopf nach rechts, züngeln seine Schwerter erfolgreich mit der Gewissheit eines Menschen gegen den Eindringling an, um uns der weiss, was ihn erwartet, sobald

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er in einer klaren Nacht den Kopf in den Nacken legt. Jedoch erscheint mein Bild eher wie ein Negativ, mit den dunkeln Sternen, die zusammengehalten werden durch ein und dasselbe Stück helle Fleisch. Während das Schwert des Orion auf seiner Halsschlagader liegt, versteckt sich der Skorpion wie üblich ganz in der Nähe hinter dem linken Ohr. Ein viel zu schönes Bild, als dass man diesen Verstoss an Zeus verpetzen könnte. Ich weiss, dass nahe meiner rechten Wange der Mond den Eingang zum Herzen markiert, schlecht kaschiert durch den Krebs. Der Luchs fällt trotzdem darauf rein, an der linken Flanke hat er sich an ihn herangepirscht. Er harrt jetzt, ständig bereit zum Sprung, zwischen seinen Bögen aus. Mein


Blick folgt den stetigen Wellen in Richtung Süden, die ein unsichtbares Schiff in die Ferne tragen. Mirfak und Algol, ihr alten Freunde! Perseus trollt sich also wieder um den Nabel herum. Ich wusste es, sein Bauchgefühl macht ihn zum Helden. Mit durch die lange Reise müde werdenden Augen folgt mein Blick gegen Süden, doch sei es eine Sekunde Schlaf oder die warme Brücke, die mich mit meinem Universum verbindet – das Einzige, worauf ich noch kurz einen Blick werfen kann, ist die Erde. Die liegt da, unschuldig wie eh und je, fern ab von allem Wichtigen, auf dem grossen Zeh seines linken Fusses.

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Der Zwilling Inzest wird jedes Zeitalter überleben. Wie die Sterne, die noch lange leuchten, nachdem das letzte Schiff sich nach ihnen orientiert hat.

«Inzestuöse Geschwisterliebe verbannte die Antike von Beginn an in den Mythos. Was sich die Götter munter erlaubten, bestraften sie beim Menschen gnadenlos.» Samuel Moser

Meret Gut Eine Geschichte der Gegenwart erzähl ich euch. Wir sind anders. Bevor wir geboren wurden, hast du die eine Hälfte des Blutes unserer Mutter bekommen und ich die andere. Mit diesem gleichen Anfangsblut werden wir zur gleichen Zeit älter. Wir sehen uns in die Augen und wissen, dass es für uns nur uns gibt. Wir haben das Recht dazu. Und deshalb wurden wir hochnäsig. Inzest macht hochnäsig. Beide haben wir diese plattgedrückten, aufmüpfigen Lippen, diese Stupsnase, diese wilden Augen, die alles ausbrennen, was sich ihnen in den Weg stellt, wenn wir sie einmal geöffnet haben. Wir sind noch jung, aber al-

les altert, Halbblut. Nur diese Augen eine Krankheit tragen, ausser den nicht, sie werden dem Wasser trot- deinigen. zen. Die Blütenköpfe unserer TraumEs ist ganz einfach. Ich brauche welt verwelken erst, wenn einer von dich und wenn du nicht da bist, dann uns stirbt. Dann wird der eine von brauche ich niemanden. Ich weiss, uns das erste Mal allein sein und dass wir damals von unserer Mutter der andere einer neuen Welt ange- schwaches Blut bekommen haben, hören. Ich würde mich nicht umbrin- denn sie hatte nicht genug Kraft. gen, wenn du sterben tätest, denn ich Aber da unsere eigenen Enttäuweiss, dass du lachen würdest. Ich schungen nie so gross sein können, würde einfach weiterleben und war- wie wir denken, haben wir ihr nie ten. Etwa so, wie wenn der Morgen- einen Vorwurf gemacht. Weit und nebel den Tod kennt, aber ihn nie haltlos wird das Land sein, wenn direkt begrüsst. du gegangen sein wirst. Wenn mich jemand anderer beSeit wir Kinder sind, schlafen rührt als du, Halbblut, dann muss wir im gleichen grossen Bett. Als ich fliehen. Früher dachte ich, dass wir noch ganz klein waren, wurden alle Hände heilen können, aber jetzt wir manchmal getrennt, aber wenn weiss ich, dass für mich alle Hände unsere Eltern dann schliefen oder

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weggegangen waren, da musste ich in das Zimmer, wo sie dich schlafen gelegt hatten. Du warst das Mädchen und ich der Junge. Du hattest dann die Augen geschlossen und ich beobachtete dich, bis ich einnickte, auf dich fiel und mein Kopf auf deinem dünnen Bauch seine Ruhe endlich fand. Ich kann mich noch erinnern, wie ich dich Traumlose zwischen den Lichtflecken, die die Strassenlaterne durch das Fenster warf, ansah. Die fast durchsichtige Kinderhaut, die kleine Nase und die blauen Adern an den Schläfen, die in ihrem ewigen Rhythmus pochten, ohne dass man sie hören konnte. Dein Kinn verlief auch schon damals etwas spitz wie wenn der Knochen Lust hätte, noch weiterzuwachsen. Du warst der schönste gefallene Engel. Und ich wusste, dass wir aus demselben Stamm uns trieben. Zu viel Glück zerstört sich selbst. Ob wir nach dem Tod in den gleichen Stein gemeisselt werden, das können wir nicht mehr entscheiden.

«Ob wir nach dem Tod in den gleichen Stein gemeisselt werden, das können wir nicht mehr entscheiden. Oder ob wir zu Sternen werden mit einem neuen Namen.» Oder ob wir zu Sternen werden mit einem neuen Namen. Vielleicht werden wir mit dem Wind verstreut oder auf einer spärlich bewachsenen See­ insel vergraben, wo das Wasser von den Flüssen in die Flüsse fliesst und

dann zum Meer. Und dann werden unsere Erinnerungen ausfliessen, leicht hinaus, hängenbleiben oder nicht. Ich sehe rot und wenn ich deine Lippen ansehe, wird mir schwarz. Und wenn du mich anschaust, von unten zu mir raufsiehst, dann durchströmt mich Hitze, Lust, Licht und rasende Wut. Wut, dass ich nicht um dich kämpfen kann, denn ich habe dann die Sucht, alles zu geben, dir zu zeigen, wie viel stärker ich sein könnte. Aber du siehst mich mit einem Lächeln an und fragst: willst du kämpfen und ich will. Und wir kämpfen dann nächtelang, wild, sachte, vital, bis wir erschöpft uns einander überlassen. Ich kann deine Schönheit nicht verstehen. Du kannst sie nicht verstecken, denn ich würde sie überall sehen. Mit nackten schwarzen Fusssohlen gehen wir nach Hause zu uns. Da war nie genug Platz, dass jemand einen Strich zwischen uns ziehen hätte können, uns trennen, über die Striche vor uns sprangen wir, leicht, es war ja alles so leicht. Aber wir schrien trotzdem. Koseworte verdichten und machen die Luft süss und wir assen dann Tage fast nichts. Kindheit. Sortiert nach Grösse, all die fein gewaschenen Haare für den Klassenphotographen, unsere zwei Pilzköpfe. Fransen über den Augen. Ob unsere Augen zu oder offen waren, das war schwer zu sagen, da war die blendende Sonne und die überquellenden Haare. Man kann auf der Photo nicht unterscheiden, wer von uns beiden ich war. Einer von uns schaut zum anderen herüber und der andere schaut geradeaus wie alle Kinder zum Mann hinter der Kamera. Aber unsere Augen sah man nie wirklich, ausser wenn uns jemand erschreckte, denn wir hatten träumende Augen, trauernde Augen,

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nein, einfach abwesende Augen, weil wir alles hatten, was wir brauchten. An langen Regennachmittagen kommst du zu mir, nimmst manchmal die Photo wieder heraus, hinter der Klarsichtfolie. Und dann fragst

«Bist du der, der nicht in die Kamera schaut. Ich weiss es nicht, sage ich dann jedes Mal und weiss, dass es die falsche Antwort ist.» du. Bist du der, der nicht in die Kamera schaut. Ich weiss es nicht, sage ich dann jedes Mal und weiss, dass es die falsche Antwort ist. Klar, ich hab dich angesehen, wollte sehen, ob du es magst, photographiert zu werden. Und du weisst es auch, dass du damals geradeaus geblickt hast. Du warst so stolz. Und du fühlst dich schuldig, jetzt. Und es ist ein Spiel und es ist doch kein Spiel. Hinter unseren Köpfen war die steinerne Treppe und die Tür des weiss getünchten Schulhauses, geschlossen, wie es sich gehört. Was mich an der Photo am meisten irritiert, ist die Tatsache, dass wir alle nach draussen mussten, draussen waren wir nie Schüler gewesen und wir hatten den Lehrer nie alle gemeinsam angesehen gehabt. Das Bild suggerierte Gehorsam und strahlte Absurdität aus. Und irgendwo kräht der Hahn eines anderen Geschlechts, das ich nie am Leben erhalten wollte. Es ist nun schon eine lange Weile her, dass ich in diesem Holzhaus lebe und dass ich dir erst nachge-


he, wenn es Nacht ist. Der Zwilling ist versternt. Dann wirbeln wir den Strassen entlang ohne Geländer. Es dunkelt und auch unser Blut wird dunkler. Ich spalte schuldlos das Holz in einsamen Nächten draussen. Spalte und sehe Blut und weiss doch, dass keines da ist. Ich spalte rhythmisch das Holz, während drinnen mein Feuer brennt und sich wundert, wann ich dir folgen werde. Der Mond scheint hell, Weisslampe und das Heu quillt im Schober nebenan zwischen den Holzbalken hervor. Es ist genug da für manche Winter. Ein verwittertes Paradies. Und ich weiss, du würdest es lieben.

Die Blütenköpfe unserer Traumwelt verwelken erst, wenn einer von uns stirbt. Dann wird der eine von uns das erste Mal allein sein und der andere einer neuen Welt angehören. Ich würde mich nicht umbringen, wenn du sterben würdest, denn ich weiss, dass du lachen würdest. Ich würde einfach weiterleben und warten. Etwa so, wie wenn der Morgennebel den Tod kennt, aber ihn nie direkt begrüsst. Brennend schmücke ich das Haus und frage mich, welchen Weg du gegangen bist. Ich wollte ein Kind von dir und wusste, dass du in derselben Nacht sterben würdest.

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Die rötlich-grauen Erikaberge Griechenlands verschmolzen dieses Jahr noch in ein Meer. Und es floss ab und vereinigte sich mit der Erde. Es waren endlos rote Flüsse, die alles mitnahmen, was ihnen gehörte und alles liegenliessen, was nicht ihnen war. Manchmal sehe ich Sterne, wie sie sich verirren. Wie sie verwirrt durch den Kosmos rasen. Glühen, ausbrennen. Zu Ende brennen. Wir sind anders. Wir haben uns selbst erkannt. Kinder des Dunkels, versternt weit weg von der Erde, haben wir keine Scham. Traumlose, leicht, es ist ja alles so leicht.


Ohne Sternbild Philippe Hürbin Kein Leuchten begleitet mehr, die Dunkelheit betreten, hineingeglitten — Schiff ohne Kapitän, das Rudern aufgegeben. Unter dem Schwarzhimmel, unter dem ich dahingetrieben werde, führt kein Sternbild mehr — Anachronismen! Sind sie abgeschafft worden? Oder haben sie ihr Licht ausgelöscht, suizidär, weil niemand mehr die Sternensprache zu sprechen weiss, noch sie lernen will? Die bekannten Sprachen sind vergessen — unbekannte interessieren nicht mehr; ich treibe in einem Raum von Nichts, zwischen schwarzem Wasser und dunklem Tag. Sich treiben lassen hat kein Ziel, weil jedes Ausschau-Halten nach Land, das doch nur unruhige Insel ist, immer Gier und Ungeduld bedeutet. Nie anzukommen ist keine Angst mehr, weil das Ankommen als Illusion begriffen wird. Sich treiben lassen: Begegnung mit der Leere, dem Nichts und der Nacktheit des schwarzen Himmels.

Das Meer der ungezählten Lichter liegt weit hinter mir, doch was be- Ohne Sternbild — das ist: die letzte deutet hinten noch. Die Leuchttür- Bewusstseinsstufe. Niemand braucht me sind Blender, Sirenen, routenlose mehr zu rudern, niemand braucht geBewegung verführend. — Gleichviel funden und gerettet zu werden, niewohin ihre Türen sich öffnen: scheint mand an irgend etwas gehindert zu hinter jeder eine andere Welt zu war- werden, weil es keine Handlungen ten, wird doch nur immer wieder die mehr gibt. Keine Handlungen, keigleiche Türe geöffnet, das Gehen auf ne Namensgebung: Wasser als heiden Stegen ist bewegter Stillstand. liges ist undenkbar geworden — es Wohin sich ihre Türen auch öffnen: reicht nur noch dazu, sich darin zu Ziel und Richtung sind Illusion, das ertränken. Lichtermeer — ebenso; — Endlo— Aus weiter Entfernung vernehsigkeit: ein schlechter Taschenspie- me ich donnerndes Platschen: das lertrick. Immer weiter werde ich fort- Lichtermeer zerfällt, löst sich auf. getrieben. Zufälligerweise… Angenehm im Dunkeln zu treiben.

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Keine Handlungen: das bedeutet auch: kein Wille, keine Entscheidungen. Kopf oder Zahl? Kopf ist Zahl! — nicht einmal, dass die Münze geworfen wird, ist entscheidend. Entscheidung? Urteil? Der Kreis — gebrochen, ungebrochen?… Lebte, lebt, wird leben — starb, stirbt, wird sterben…

Mit dem lauter werdenden Donner löst sich auch Erinnerung auf. Als ich vom Leuchtturm-Meer nicht weit entfernt war, sah ich in Gedanken vor mir: leuchtendes Blau — metallener Fingerhut, die Stadt unter mir, tief unter mir: am Grunde des Ozeans… Jetzt sind es nur noch Worte.

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Bewusstseinsauflösung… Ruderboot ohne Ruderer, ohne Ruder — Schiff ohne Kapitän, es gibt keine Reisen — bald auch keine Passagiere mehr: wie ein Gesichtsabdruck am Meeresstrand von den Wellen ausgelöscht… (was ist Strand?)


Diptychon Timofei Gerber

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spiegelung der argo navis im ionischen meer bei windstille (rechts) weil uns, was blüht zum blick verwurzelt und selbst zur reife weiterjagt uns, die in den dingen suchen was nun entgegenblickt und lacht vermag ein bild vielleicht zu zähmen die suche, die von tat entfacht zwar selbst entworfen, doch dadurch gerufen und so nicht stumm. die rückkehr hemmt der dauer feine spitzen die in den sand beständig dringt und dennoch manchmal zaudert. kein faden land mag den ulyss umgarnen der, stets sein heim erkennend, wiederkehrt das er gespannt um alle horizonte der messung unterweisungen gehorchend ein netz gespannt, das schön und unversehrt. so keilt, was sichtbar ist, entzwei und treibt den noch vereisten regen zur mitte hin, wo ihn das aug empfängt in dichter windgestalt die manchmal welk die dinge ahmt und, eben, selbst zur leinwand spannt wenn sie das spiel des spiegelns reizt und sie vom spiel zum spieler wandelt sich selbst und nun das sichtbare durchlöchert mit einem feinen haar das sichtbare umkreist um es herauszuziehn. doch kommt der sturm der alle form zerreisst. der spült was sich versammelt hat in jenes meer, in das auch lethe mündet dem lethe da den namen spendet und ihren klang die lethe niederlegt. das alles sieht ulyss die flecken auf der netzhaut bergen fernen dieser art ein gleiten hier, auf schwarzem schimmer das ihn der see enthebt, des tragens müde das ihn entrückt – selbst dem gewitter. denn eines, jener macht entrissen zweit jenen sturm, gibt einen stoff dem strom und zähmt das biest, geblendet. horcht unser held noch? haucht seinem ohr das lied noch, das ihn einst verwurzelt’ in jene planken, die ihm treu so lange waren? ich lass’ ihn – und seines bartes graue last die hin ihn zieht, als wär’ er längst versunken.

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metrodorus von skepsis (links) ich habe noch nie ein sternbild gesehen. du aber wirfst deine kiese empor fülle bezeugendes schwellen in ihrem plopp plopp plopp heiter zu kreisen geweitet von dir die wachsen und dünnen wie irides dass heller die nacht gibt in der ordnung geworfener steine. denn die zeit ist ein wurf und die sterne die zahl auf dem würfel die im zelt hängen versammelt dass auf kühlendem grund das gedenken zu ringen erstarrt. dort glättet ein stoff sich für den weichen tritt auf dem fliesenmuster als wenn knoten strahlen und dichte versprechen und verwandtschaft die äste der raumschale. ist nicht die urkraft das drängen zur oberfläche hin zum weisslichen schaum der die spitzen greifenden tätigkeit (denkt sich dein nacken dein sanft an den felsen geschmiegter nacken) und fliessen dem klaren blick nicht feinere adern die den sinn aufhängen in blumengirlanden? drück deine finger in die tautrunkene erde zähle in alter abfolge was klarer nun in erscheinung tritt. und es mehren fallende nadeln die bilderflut welche nährt das einstmals gehörte welche drängt, die klänge zu ahmen und im wahren rang wiederzugeben. so beginnt im einklang jene wölbung zu summen schaudert das dünneste häutchen das mütterliche geschenk – die tat. doch am ufer bricht jener ring und die erde trinkt jene gabe zur reife taumelst du, metrodor, den ich gedenke in der klarheit, in der alle bilder verflüchtigen? quillt eine dünnere schicht auf dem auge dem jenes zufällt – das ihm zugeworfen? nur der zweifel kann reifen und es ragen schon schatten der sonne am fernen gewölk das die ferne bringt und scheidet was dir, freund, niemals gehörte. und es bleibt nur das starren.

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und es bleibt nur das starren.

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S AY


Himmelsbetrachte*, ***gucke*, Mensch

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Maximilian Benz Sterne sind der Hammer. Im Grunde schon restlos versteht den Menschen ganz grundsätzlich als contvom Gin betrunken, meint Luis geradezu auf eine emplator caeli, als Himmelsbetrachte*. Terrasse zu fliegen. «Schaue dabei nach oben und Es lohnt sich, einen Moment bei dem ciceronianibetrachte die Sterne, die mag ich, aber jeder mag ja schen Argument zu verharren, denn in ihm fungiert eigentlich Sterne. Heute Nacht mag ich sie besonders. das Himmelsbetrachtertum des Menschen in zweiEs ist fast Liebe mit mir und den Sternen. […] Ein facher Hinsicht. Zum einen erkennt der Mensch als Gefunkele da oben, mir kommen fast die Tränen.» Sternengucke* die dem All innewohnende Ordnung Was der eigentlich unsentimentale Ich-Erzähler aus und Regelmässigkeit, was ihn zur Erkenntnis de*Verena Güntners Roman mit dem für ihn selbst be- jenigen führen soll, d* das Universum geschaffen zeichnenden Titel Es bringen bekennt, macht den hat beziehungsweise es lenkt. Zum anderen aber ist Menschen schon seit den alten Griechen und Römern der Mensch als Himmelsbetrachte* nicht nur Subnicht zuletzt in Abgrenzung von den anderen Tieren jekt, sondern auch Objekt der Erkenntnis. Denn dass aus. Laut Aristoteles wurde Anaxagoras einmal ge- der Mensch den Himmel und die Sterne beobachfragt, weshalb es besser sei, geboren zu werden, als ten kann, stellt für Cicero ein physikotheologisches nicht geboren zu werden; daraufhin habe er geant- Argument dar: Der Mensch als contemplator caeli wortet: um den Himmel zu betrachten und die den verweist auf die transzendente Instanz, die nicht nur ganzen Kosmos umfassende Ordnung. Und Cicero den Kosmos sinnvoll eingerichtet, sondern auch den

Menschen in seinem irdischen Zusammenhang als das Wesen geschaffen hat, das alles Immanente im Blick in den Himmel zu transzendieren vermag. – Nie kann der Mensch weiter sehen, als wenn er in den Himmel blickt. Nichts kann der Mensch wahrnehmen, das älter als die Sterne wäre. Nirgends kann der Mensch so sehr seinen Standpunkt vergessen wie in dem Moment, in dem er in die Unendlichkeit des Universums staunt. Die Kraft des grossen, nach dem Superlativ verlangenden Zaubers des Himmelsbetrachtens und Sterneguckens resultiert, so scheint es, aus der Verschränkung einer epistemischen, einer aisthetischen und einer entschieden auf die Ethik abzielenden reflexiven Komponente. Denn nicht nur führt der Blick in den Kosmos in theologischer Sicht zur Erkenntnis


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de* Schöpfe* oder im Sinne der exakten Wissenschaften zum Verständnis von Naturgesetzen. Und nicht nur die Wahrnehmung des Sternenfunkelns, einer unfassbar fremden Schönheit, ist es, die den Menschen in Bann schlägt. Der Blick in den Himmel und zu den Sternen ist zugleich immer auch ein Blick zurück in uns selbst, eine Re-Flexionsfigur par excellence. Nicht ohne Grund haben viele Aussagen über die Himmelsbetrachtung einen eminent anthropologischen Drall. Im buchstäblichen Angesicht eines Jenseits, das in einer wie auch immer zu fassenden Beziehung mit dem Hier und Jetzt gedacht wird, löst sich der Mensch nicht auf, sondern kommt zu sich selbst. In der Unendlichkeit des Kosmos bleibt er sich der einzig feste Bezugspunkt. Mit dekonstruktiver Absicht zeigt dies der amerikanische Künstler Trevor Paglen. In seinen Astrofotografien stellt er die Anwesenheit von Nachrichten- und Überwachungssatelliten im Stern­

enhimmel dar, einen buchstäblichen Other Night Sky. Damit identifiziert Paglen in der Schauseite der kosmischen Ordnung selbst das Transgressive menschlichen Handelns, das mythische Texte über die Ursprünge menschlichen Fehlverhaltens seit jeher der kosmischen Ordnung kontrastiv gegenübergestellt haben: Dort beklagen sich die regelmässig auf- und untergehenden Sterne über die Menschen, die sich nicht an die ihnen geoffenbarten (moralischen) Gesetze halten; hier – bei Paglen – macht sich der Mensch seinen Sternenhimmel und zugleich seine Ordnung wie seine Überwachung selbst. Dabei hat bereits Immanuel Kant kosmische Ordnung und menschliche Moral im Angesicht des «unabsehlich-Großen» des Kosmos entkoppelt und die Position des Subjekts erheblich gestärkt, das sich nicht nur an eine Ordnung zu halten hat, sondern diese in sich selbst erkennt. Der bestirnte Himmel über uns, der die Wichtigkeit des Menschen «als ei-

nes tierischen Geschöpfs» vernichtet, wird so zum Korrelat des moralischen Gesetzes in uns, das den Wert des Menschen als einer «Intelligenz» «unendlich erhebt». Die Formulierung Kants, den es übrigens in Daniel Kehlmanns Vermessung der Welt nach «Wurst und Sternen» gelüstet, hat es zu einiger Berühmtheit gebracht, auch wenn ihr in ihrem idealistischen Impetus wohl nicht jeder folgen kann. Die Zeiten- und Zivilisationsbrüche des 20. Jahrhunderts jedenfalls haben nicht nur das Augenmerk auf die Dialektik der Aufklärung gelenkt, sondern ganz grundsätzlich den Glauben an die Moralität des Menschen erschüttert. Vor diesem Hintergrund und diesseits aller grossen philosophischen Fragen erscheint es mir deshalb am angemessensten, beim Blick in den Himmel und zu den Sternen zunächst an all diejenigen zu denken, die – keineswegs zu den Sternen entrückt – doch, wie es Paul Celan einmal formulierte, ihr Grab in den Lüften haben.


Une galaxie de signifiants Ein sprach- und wissenschaftskritischer Blick in das dichterische Firmament Gottfried Benns

Sarah Möller

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Während der erste Vers zunächst durch das ‹Wort› und den ‹Satz› auf das Material der Rede verweist, evoziert die grundlegende Einheit der ‹Chiffre› eine Bewegung, aus der ‹erkanntes Leben› und ‹jäher Sinn› in einem synthetisierten Gleichklang ihren Ausgang nehmen. Doch die vom Benn’schen Wort ausgehende Bewegung schlägt jäh in einen Zustand der Statik und des Schweigens um: Die Sonne steht / die Sphären schweigen. Schliesslich wird der ‹jähe Sinn›, so die letzte Verszeile der ersten Gedichtstrophe, in einem magischen Bann im Stillstand der Sonne angehalten. Wo bereits die Statik und das Schweigen am Himmelszelt auf eine vom Normalbewusstsein abweichende Realitätsebene verweisen, wird der Eindruck eines ekstatisch-visionären Bewusstseinszustands mit Blick auf den Eingang der zweiten Strophe verstärkt. So sind die ersten beiden Zeilen ausschliesslich aus Substantiven gebildet, wobei die semantische Dynamik der Alliteration an diejenige des flüchtigen Erscheinen blitzartiger Visionsbilder erinnert; unweigerlich durchquert die

Ein Wort Ein Wort, ein Satz –: aus Chiffren steigen erkanntes Leben, jäher Sinn, die Sonne steht, die Sphären schweigen, und alles ballt sich zu ihm hin. Ein Wort – ein Glanz, ein Flug, ein Feuer, ein Flammenwurf, ein Sternenstrich – und wieder Dunkel, ungeheuer, im leeren Raum um Welt und Ich. Benn 1941, 66

jähe Sinnhaftigkeit hier den poetologischen Kosmos gleich wie ein Meteorit die Erdatmosphäre durchdringt und als flüchtige Erscheinung am Himmel für das menschliche Auge zugänglich wird. Dass der augenscheinliche und visionäre Glanz eines Himmelkörpers als Metapher für die Flüchtigkeit – gar für die Auflösung – fester Wortbedeutungen gelesen werden kann, wird in den beiden Schlussversen deutlich. So zerfällt der aus den ‹Chiffren› gestiegene ‹jähe Sinn› ebenso plötzlich wie er emporgestiegen ist, in einen ‹leeren Raum um Welt und Ich›. Der Rückfall in ‹Dunkel› und ‹ungeheuer› kontrastiert den ‹Glanz› der Vision und verzeichnet ein durch das Normalbewusstsein zurückgekehrtes Unbehagen – ein Unbehagen darüber, dass nichts mehr bleibt, als die verdeckende Materialität dunkler, schwarzer Chiffren, die selbstreflexiv von der Unmöglichkeit einer Verschriftlichung des Visionären zeugen. Was also aus dem Wechselspiel zwischen Vision und Normalbewusstsein – zwischen Transzendenz und Immanenz – aufblitzt, ist


gesprochen – «une galaxie de signifiants, non une cken wir auch mit Blick auf das Gedicht ‹Ein Wort›, structure de signifiés» (Barthes 1970, 12) dessen ‹leerer Raum› am Ende des Zerfalls eines Inwiefern Benns dichterisches Firmament sowohl ‹erkannten Lebens› unweigerlich an die physikaeinen sprach- wie auch einen wissenschaftskriti- lisch-astronomische Definition des schwarzen Lochs schen Blick in den Kosmos eröffnet, skizziert Mar- erinnert: cus Hahn in seinem Aufsatz Drogensterne: Gottfried «Bisweilen wird die Schwerkraft in einem SternenBenn. Demnach – wie erleuchtend Hahns Ausfüh- rest so stark, dass nichts ihn daran hindern kann, rungen im Hinblick auf interstellare Deutungsan- unter seinem eigenen Gewicht zusammenzubrechen. sätze sind, wird spätestens an dieser Stelle deut- Der stellare Überrest kollabiert endlos, presst sich lich – sei auf Benns Essay Drei alte Männer, der selbst aus der Existenz hinaus und erzeugt den vielin einem unter dem Titel Doppelleben erschiene- leicht bizarrsten Himmelskörper des Universums: ein nen Sammelband aus dem Jahre 1950 enthalten ist, Schwarzes Loch.» (Lesch 2010, 838) verwiesen:

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Wenn es tatsächlich so ist, dass die Sterne Himmelskörper sind, wäre alles klar! Dann wären wir Mondkälber, wenn wir dächten, dann wären wir alle Pflaumenmus. Da wir aber denken, wird das mit den Sternen nicht stimmen, sonst wäre doch alles unter sich geblieben und wir wären nicht der Abhub, als der wir hier Whisky trinken müssen. (Benn 1955, 101)

ein sprachkritischer Ansatz, der in eine Absage an festgeschriebenen Wortbedeutungen mündet: Das Wort, aus dessen Chiffren eine an die Flüchtigkeit einer Sternschnuppe erinnernde Sinnhaftigkeit steigt, erweist sich endlich als ekstatische Vision, die aufgrund der eignen Lettern zum Scheitern verurteilt ist. Ebenso, wie wir beim Blick in den gestirnten Himmel lediglich den in der Vergangenheit zurückliegenden Glanz etwaiger Sterne erhaschen, sehen wir vom Benn’schen Wort einzig die im leeren Raum aufgereihten Lettern. Was bleibt, ist – mit Barthes

Zweifellos lässt sich diese Überlegung als ein Lord Chandos-Brief über die Physik lesen, denn was hier – nicht zuletzt durch die Verknüpfung von Drogen und Sternen – erneut als imaginäres Artefakt zum Vorschein tritt, bildet die Brücke zwischen Literatur und Physik, zwischen Sprach- und Wissenschaftskritik. So ist das moderne astronomisch-physikalische Wissen von einem Charakter des Imaginären geprägt: Insbesondere die ‹Märchen› der Quantenphysik werden immer rätselhafter und bedürfen einer unfassbaren Vorstellungskraft. Diese Analogie zwischen Literatur und Physik entde-

Literatur Barthes, Roland: S/Z. Paris: 1970 Benn, Gottfried: Statische Gedichte (Gedichte 1937–1947) Mit einem Vorwort und Durs Grünbein. Stuttgart 2011 (1941). Benn, Gottfried: Drei alte Männer: Gespräche. In: Doppelleben. Wiessbaden 1955. Gardian, Christoph: Sprachvisionen: Poetik und Mediologie der inneren Bilder bei Robert Musil und Gottfried Benn. ­Zürich 2014. Hahn, Marcus: Drogensterne: Gottfried Benn. In: M. Bergengruen, D. Giuriato und S. Zanetti: Gestirn und Literatur im 20. Jahrhundert. FaM 2006. Lesch, Harald (Hg.): Astronomie. Die kosmische Perspektive. 5. aktualisierte Auflage. München 2010.


Der Blick des OTA auf (259) Aletheia Luca Thanei

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In buchstäblich allumfassender Stille, in gleissendem Licht, 559 km von der Erde entfernt und mit einer Geschwindigkeit von fast 8 km/s: Hubble. Das erste von vier Weltraumteleskopen im Great Observatory Program der NASA, das am 24. April 1990 von der Raumfähre Discovery in den Weltraum ausgesetzt wurde und die Erde seither etwa alle zwei Stunden umläuft. Eine zylinderförmige Konstruktion, 13 Meter lang und schwerelos, mit Aluminium bedampft, Sonnensegel heben sich golden von der Dunkelheit ab. Hubble, das ist die bisher erfolgreichste und längste Mission in der Geschichte der Raumfahrt. Das erklärte Missionsziel des Weltraumteleskops ist es, Bilder des Universums zu liefern, die nicht durch die Filterwirkung der Erdatmosphäre auf bestimmte Wellenlängen im elektromagnetischen Spektrum entstellt sind. Ausserdem sollen, durch die orbitale Position Hubbles, Störungen umgangen werden, die durch Luftströmungen entstehen und bei erdgebundenen Teleskopen nur mit grossem Aufwand auszugleichen sind. Das Herzstück der Mission

nennt sich Optical Telescope Assembly (OTA). Dieses nimmt den Grossteil des Volumens von Hubble ein und besteht aus einem hyperbolischen Primärspiegel, der das Licht entfernter Sonnensysteme auffängt und auf einen kleineren Sekundärspiegel wirft, dem wiederum die Aufgabe zukommt, die eingefangenen Lichtwellen auf die wissenschaftlichen Instrumente an Bord zu verteilen. Es gibt im OTA zur Zeit sechs wissenschaftliche Instrumente, deren Aufgabe es ist, das einfallende Licht aus dem Weltraum einzeln oder im Verbund auszuwerten (siehe Box). Der gegenwärtige Blick des Menschen in den Weltraum verläuft über das OTA, sprich dem Zusammenspiel der obigen sechs wissenschaftlichen Instrumente und deren Empfindlichkeit für Lichtwellenlängen. Dabei meint der vorangehende Satz, dass dieser Blick zwingend über das OTA verläuft. Bedenkt man, dass das menschliche Auge nur Lichtwellenlängen wahrnehmen kann, die zwischen 400 und 700 nm liegen, wird ersichtlich, dass dem Menschen die von Hubble aufgezeichneten Aspekte des Weltraums ohne

Wide Field Camera, für Lichtwellenlängen von 200 nm bis 1700 nm COS: Cosmic Origins Spectograph, für Lichtwellenlängen von 150 nm bis 260 nm (UV-Licht) ACS: Advanced Camera for S­ urveys, für Lichtwellenlängen von 150 nm bis 1100 nm NICMOS: Near Infrared Camera and ­Multi-Object Spectrometer, ­(defekt) (IR-Licht) STIS: Space Telescope Imaging Spectograph, für Lichtwellenlängen von 150 nm bis 1000 nm FGS: Fine Guidance Sensors, für Lichtwellenlängen von 400 nm bis 650 nm

WFC 3:


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die obigen Instrumente zwingend verborgen bleiben würden. Erst das OTA ermöglicht es dem Menschen unsichtbare Objekte im Weltraum zu visualisieren, indem es unsichtbare Lichtwellenlängen in sichtbare Darstellungen übersetzt. Der Grossteil von Hubbles Resultaten tritt dabei nicht in Form unmittelbarer Abbilder, noch nicht einmal als Bilder, sondern als mittelbare, zu analysierende und zu plausibilisierende Messdaten in die Sphäre der Wissenschaft, des Wissens und damit des menschlichen Sehens von Unsichtbarem ein. D. h. aber zugleich, dass die Instrumente des OTA dem Menschen nicht eine beliebige Anzahl an Visualisierungen bereitstellt – was wir sehen, wie wir sehen und was wir im wüsten und leeren Raum als zusammengehörig erkennen, ist wesentlich durch die im OTA verbaute Technik bedingt. Ein Beispiel: Das Bild des Carinanebels, das wir etwas selbstvergessen aber nicht ohne Stolz auf dem Desktop eines gebräuchlichen Betriebssystems bewundern, ist kein unmittelbares Abbild eines rötlichen Emissionsnebels, der mehr als 6000 Lichtjahre entfernt liegt. Es ist vielmehr ein Produkt Hubbles, das mit NICMOS bis vor kurzem noch infrarote Lichtwellenlängen empfangen konnte, in deren

Spektralbereich der Carinanebel überhaupt fassbar wird. Das OTA übersetzt Carinas infrarote, für den Menschen unsichtbare Lichtemissionen in einen rötlichen Nebel und suggeriert damit ein vermeintlich festes astronomisches Objekt. Der unsichtbare Carinanebel, sichtbar gemacht durch die Visualisierungsmöglichkeiten Hubbles, ein Instrumentenflug in der Doppeldeutigkeit des Ausdrucks, wortwörtliche Science-Fiction. Ausgerechnet am Bildschirm glauben wir einen Blick in den Weltraum erhaschen zu können, doch dieser wurde schlicht ausgerechnet. Deshalb: Der Blick des Menschen in den Weltraum verläuft zwingend über das OTA. Jedes Bild, das sich den wissenschaftlichen Instrumenten Hubbles verdankt, liesse sich mit der Terminologie Martin Heideggers als durch die Prämissen der eingebauten Technik vor-gestelltes Bild, als bildliche Vor-Stellung (Heidegger 1930, 87) des Weltraumes durch die Technik charakterisieren. Jedes aus Messdaten zusammengesetzte Abbild unsichtbarer astronomischer Objekte wird dem Menschen durch die technischen Möglichkeiten des OTA vor die nur beschränkt lichtempfindlichen Augen gestellt. Und wenn Heidegger festhält, dass in der Ma-


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schinenanlage, die für die Physik zur Durchführung der Atomzertrümmerung nötig sei, die ganze bisherige Physik stecke, (Heidegger 1930, 84) so liesse sich analog für das Weltraumteleskop festhalten: Im OTA steckt die gesamte Astronomie bis zum 19. Mai 2009, 19.22 Uhr (UTC), als die jüngste Servicemission STS-125 an Hubble und damit der bisher letzte Eingriff in die technischen Prämissen des menschlichen Blicks ins Weltall abgeschlossen war. Aber was lässt sich mit den anschaulichen Bildern aus dem Weltraum noch anfangen, nachdem allmählich offensichtlich wird, dass sie eben alles andere als offensichtlich sind, sondern von den verbauten technischen Instrumenten abhängig? Heideggers Ansatz legt nahe, die extraterrestrischen Schnappschüsse des OTA primär als Momentaufnahmen unseres technischen Fortschrittes zu betrachten. Hubble als ein auf die Erde gerichteter Spiegel, in dem es keine Nachrichten von neuen Sternen zu sehen gibt, sondern lediglich das Spiegelbild der technischen Voraussetzungen unseres Blicks in den Weltraum. Im Abbild des Carinanebels lässt sich eben nicht der Carinanebel beobachten, sondern primär die Möglichkeiten und das Zusammenspiel der sechs wissenschaftlichen Instrumente des OTA, die als Prämissen unserer Sternbilder über unsere Köpfe rasen. Doch bedeutet das ästhetische Diktat der in Hubble verbauten Instrumente nun, dass der (literatur-)wissenschaftliche Blick in den Weltraum nur sich selbst betrachten kann, dass er nur sich selbst zu beschreiben weiss, sobald er sich ad astra richtet? Die folgenden Zeilen möchten versuchen, diese Frage hoffnungsvoll ablehnend zu beantworten. Richten wir den konstruktiven Fokus des OTA hierzu auf einen ganz bestimmten unsichtbaren Him-

melskörper. Lassen wir die Fine Guidance Sensors gängig veranschaulichen: Es verbirgt sich im Abbild auf einem Asteroiden im Äußeren Hauptgürtel zwi- des Asteroiden dessen eigentliche Materie vor dem schen Mars und Jupiter rasten: (259) Aletheia. Der menschlichen Auge. Sichtbar ist einzig ein Gefüge altgriechische Name des Asteroiden, der gemeinhin weniger weißer Pixel, die ein Objekt darstellen, das mit Wahrheit ins Deutsche übersetzt wird, scheint dem Menschen in dieser Form nicht sichtbar sein für einen derartigen Versuch geradezu berufen: In kann. Unverborgen bleibt im Abbild von Aletheia der verpixelten Verfärbung, in die der Asteroid auf hingegen, wie es zu dieser Verborgenheit kommt. Undem Bildschirm übersetzt wird, offenbaren sich verborgen bleibt der Einfluss des Teleskops auf die gleich zwei Qualitäten des altgriechischen Termi- Visualisierung – das Diktat des OTA, welches dem nus. Erstens ist Aletheia der Name für jene Pixel, Asteroiden erst zu seiner verpixelten Genese verhilft. die sich mit etwas Wohlwollen als 259. Asteroid un- In dieser Unverborgenheit des OTA wird die absoseres Sonnensystems identifizieren lassen. Zugleich lute Abhängigkeit des vermeintlichen Abbilds von scheint Aletheia eine Eigenschaft eines jeden durch dessen wissenschaftlichen Instrumenten sichtbar. das OTA gewonnenen Bildes zu sein. Um dieser an- Während der mehrtägigen Überbelichtung des Astegenommenen Eigenschaft von Hubbles Bildern im roiden Aletheia brennt sich also allmählich eine HeiFolgenden auf die Spur zu kommen, möchte ich mich degger’sche Αλήϑεια in dessen Abbild ein; je mehr zunächst einer umstrittenen Übersetzung des Aus- Licht das OTA aufnimmt, desto deutlicher nämlich drucks Aletheia bedienen, die Heidegger während der weiße Fleck und die darin enthaltene unverdes Sommersemesters 1943 im Rahmen seiner Vor- borgene Verborgenheit des Asteroiden auf unseren Bildschirmen. Die Vermutung scheint nicht fern zu lesungen zu Heraklits Fragmenten vorlegt: liegen, dass genau in einer derart eingebrannten Unentscheidbarkeit zwischen dem Sich-Verbergen Das Sichnichtverbergen ist das Sichentbergen, der eigentlichen Materie und der Unverborgenheit in der Entbergung und Unverborgenheit sich der technischen Prämissen ihrer Visualisierung, im halten; griechisch gesagt: in der Αλήϑεια […] Oszillieren des Asteroiden zwischen Aletheia und Die Αλήϑεια ist, wie ihr Name sagt, nicht eitel Αλήϑεια sozusagen, der wortwörtliche Lichtblick auf Offenheit, sondern Unverborgenheit des Sichastronomische Objekte außerhalb sichtbaren Lichts verbergens. (Heidegger 1943, 175) liege: Indem wir einen Himmelskörper ausschließDie Aletheia ist die Unverborgenheit des Sichver- lich in Verbindung mit den technischen Prämissen bergens. Diese Heidegger’sche Gleichung lässt sich seiner Visualisierung wahrnehmen, erfassen wir in auch auf Hubbles Bilder übertragen. Jedem vom OTA den Bildern Hubbles auch fortlaufend deren Arbithergestellten Sternbild kommt die grundlegende Ei- rarität. Hubbles bunte Bilder aus den unsichtbaren genschaft der Unverborgenheit des Sichverbergens Spektralbereichen des Weltraums wecken die Ahzu. Anhand des Abbildes des so benannten Aste- nung, dass die aufgezeichneten Lichtwellenlängen roiden lässt sich das vermeintliche Paradoxon ein- auch zu ganz anderen Ansichten verborgener Him-


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melskörper hätten führen können. Jeder vermeintlichen Fotografie eines Himmelskörpers wohnt eine unterschwellige und aus allen Bindungen befreiende Möglichkeitserfahrung inne; jedes Abbild verbildlicht nämlich implizit die Gewissheit weiterer Visualisierungsmöglichkeiten unsichtbarer Objekte. Es ist somit die unverborgene Verborgenheit und eine unbegrenzte Anzahl ausgeschlossener Perspektiven, die im Blick des OTA auf den Asteroiden Aletheia latent mitschwingen. Mit den Bildern des Weltraums wird uns der oftmals buchstäblich nebulöse Pakt des Menschen mit der autoritären Perspektive Hubbles erst vergegenständlicht vor Augen geführt. In der Sammlung der durch das OTA ex nihilo sichtbar gemachten Sternbilder lässt sich denn auch allmählich die hoffnungsvolle Ablehnung notorischer Selbstbeschreibung des (literatur-)wissenschaftlichen Blicks in den Weltraum erkennen: In Hubbles Abbild des Asteroiden Aletheia, in dessen unverborgener Verborgenheit, kriegt der Mensch die Grenzen seines eigenen technischen und wissenschaftlichen Seinsentwurfs zu sehen. Kein bescheidener Satz. Er meint: Der Pakt, welcher der Mensch mit Hubble schließt (indem er dem OTA die exklusive Perspektive ins All zugesteht), nimmt in den farbenfrohen Produkten auf unseren Bildschirmen erste Formen an. In diesen Formen, den vom OTA hergestellten Emissionsnebeln, Galaxiewirbeln und Gassäulen, die wohl nicht zufällig weich und verschwommen an bereits bekannte Formen anlehnen, lässt sich ablesen, wie der Mensch Entitäten außerhalb seine* Wahrnehmung in den (wissenschaftlichen) Bereich des Seins einzuschleusen versucht. An Hubbles Bildern von einem eigentlich Unsichtbaren lässt sich verfolgen, wie Seiendes aus einer unendlichen An-

zahl an Visualisierungsmöglichkeiten geborgen wird, d. h. eine erste kommunizierbare Gestalt annimmt. Hubble produziert die anschaulichen und farbigen Bilder astronomischer Axiomatik, die wir als Laien unbefangen konsumieren dürfen. Der blinde Fleck dieses Konsums sei mir indes vergönnt, schließlich wurden die materiellen Prämissen eines jeglichen astronomischen Blicks noch vor der Geburt meiner Generation aus der Erdatmosphäre und damit aus unserem Sinn verbannt.

Literatur Heidegger Martin: Die Zeit des Weltbildes, in: Holzwege, GA Bd. 5, 8.Aufl. Klostermann, Frankfurt a. M. 2003 (1930). Heidegger Martin: Der Anfang des abendländischen Denkens, in: Heraklit, GA Bd. 55, 3.Aufl., Klostermann, ­Frankfurt a. M. 1994 (1943). Bildnachweis NASA, ESA, and the Hubble SM4 ERO Team: NGC 6302. Hubble WFC3 image of NGC 6302, planetary nebula in Scorpius (http://hubblesite.org). NASA, ESA, and the Hubble Heritage Team: NGC 2174, Monkey Head Nebula, Sharpless Sh2-252 (http://hubblesite.org).


La not La not ha disegnà Fluors da glatsch Sülla fnestra da mia stanza

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Stailas lasii Dalöntsch dalöntsch Ögls gronds averts Stailas dal tschêl La not Fluors da la terra.

Suot mias pivatellas Resaint las conturas Da las fluors

Sterne dort oben Wie weit wie weit Weit offene Augen Sterne des Himmels In der Nacht Blumen der Erde.

Die Nacht

Eu tillas disegn Sün ta fatscha.

Die Nacht hat Eisblumen An mein Fenster gezeichnet An meinen Fingerbeeren Spür ich die Umrisse Der Blumen Ich zeichne sie In dein Gesicht.

Questa not Sun crodadas giò Sco föglias d’utuon Tuot las stailas Dal firmamaint In ma bratscha. Vent da daman Ingio tillas Hast scurrantadas?

In dieser Nacht Fielen Herbstblättern gleich Alle Sterne Des Firmaments In meine Arme. Wohin hast du sie Verwirbelt Morgenwind?


Eu sun la randolina d’ünsacura Zur Poetik der bündnerromanischen Dichterin Luisa Famos

Ana Lupu

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Mumaints (1960) und Inscunters (1974) sind die zwei Sehnsucht nach dem Gefühl für die Zeit und dem auch typographisch einem Spiegel gleichenden Vokleinen Bände der früh verstorbenen, bündnerroma- Wesentlichen in der Sprache, in ihrer Ursprünglich- kals [ö]. Von der Geste weit geöffneter Augen wendet nischen Dichterin Luisa Famos. Ihre Gedichtmini- keit und Melodie. sich das Bild der Sterne in der Gestalt von Nachtbluaturen umkreisen Momente und Begegnungen, wie Sie, die Sehnsucht, bewegt oft, wie in den vor- men der Erde zu. Fragil und innig sind diese Bilder, die deutsche Übersetzung der Bände verlautet, in liegenden drei Gedichten, im Mantel bezaubernder die in knapper Form das Elementare leise enthüllen. denen d* Lese* von den natürlichsten Dingen der Stern- und Nachtbilder. Diese Bilder sind allerdings Mit «Flur da Riva», Uferblume, soll laut Puorger Welt in einer auf das Einfachste reduzierten, lyri- nicht im Kern, sondern in dem lange verlorenen und Luisa Famos ihre ersten publizierten Gedichte unschen Sprache berührt wird. Luisa Famos, die in den durch die poetische Sprache wiedergewonnenen Zu- terzeichnet haben. Im romanischen Wort «flur» verKommentaren von Iso Carmin und Mevina Puorger sammenhang zwischen Wort und Sache expressiv. bergen sich die Initialen der Dichterin. Die Blume für ihr schmales Gesicht, ihre Zierlichkeit und den Diese Grunderfahrung wird im ersten Gedicht durch ist, nimmt * das Gedicht «La not» zur Hand, wie Hauch von Natürlichkeit in Erinnerung geblieben zwei aneinandergereihte, miteinander verwobene in der Epoche der Romantik, Trägerin der Poesie. ist, schreibt im Repertoire des unterengadinischen Sternbilder suggeriert. Einerseits sind die Sterne, so Von den Nachtblumen im ersten Gedicht hin zu den Idioms Vallader, das auch zur Sprachwelt ihres Her- Iso Carmin, «die weit geöffneten Augen der Ferne», Eisblumen des zweiten Gedichts, haben diese Bilder kunftsortes, Ramosch, gehört. Die Schwalbe, so, wie andererseits die «Nachtblumen des Planeten». Ein einen ausgeprägten dialogischen Charakter. Waren sie im Vers «Eu sun la radolina d’ünsacura/Ich bin Vergleich und eine Metapher erzeugen hier die Har- sie im Bild der Sterne ein Bindeglied zwischen einem die Schwalbe von einst» vorkommt, wird, so Puorger, monie zwischen dem Mikro- und dem Makrokosmos. Neuerleben des bereits Wahrgenommenen und der zur «Metapher für die Dichterin selbst». Allgemein Im Rhythmus des zweiten Verses, «Dalöntsch, da- Imagination, so werden Eisblumen, ja Nachtblumen, ist die Engadiner Schwalbe eine Metapher für die löntsch» liegt nicht nur ein Staunen über die Distanz zu einer Chiffre, die nur durch das vom lyrischen Ich Sehnsucht, sei es die Sehnsucht nach d* Geliebt*, zu den am Himmel hängenden Sternen. Es liegt auch angesprochene Du entschlüsselt werden kann. Das die Sehnsucht nach der Weite oder die nach einer das Spiegeln dieses Staunens in der Aufmerksamkeit Zeichnen fungiert nicht nur als Vermittler des von Natur, die erst in ihren Klängen aufgeht. Es ist eine der wahrnehmenden Augen durch die Betonung des der Nacht ausgehenden lyrischen Bildes, sondern es


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ist auch eine ästhetische Geste für die Eingebundenheit des Ichs in einen geheimnisvollen Naturvorgang. Die Einheit entsteht hier vor allem durch den inneren Zusammenhang der einzelnen Strophen, die sich aufeinander beziehen. Ist die Liebe eine Quelle für Assoziationen im Gedicht, so zittert diese transparente Sprache, wenn sie beim Lesen mit den Bildern, die ebendieses Lesen in unserer Vorstellungskraft hervorruft, in Berührung kommt. Ein Sternbild, «Sco föglias d’utuon/Tuot las stailas», trägt im Imaginationsrahmen der Nacht das erotische dritte Gedicht. Das Verb scurrantar, eigentlich verscheuchen, und das im Original verwendete Perfekt, sun crodadas, sind gefallen, deuten auf die Ungreifbarkeit der Zeit beim Wunsch eines einkehrenden Liebesgefühls hin. Sterne, ja die Auslöser der Liebe, stellen durch Abstraktion mit bekannten Elementen des Herbstes eine neue Einheit her. Waren Sterne im ersten Gedicht ein Anlass für das Ertasten des Rätselhaften, ein Moment des Blicks nach aussen, so entsteht im Vergleich mit den anderen beiden Gedichten eine Steigerung, die die Sternbilder, als einen Blick nach innen, als eine neue Begegnung mit dem Natürlichsten verstehen. Es ist ein Blick hinein in die Welt, bei dem der Klang, im Romanischen besonders durch das Phonetische der Sprache hervorgehoben, gleich einer Schwalbe die poetischen Bilder umkreist, um sich auf die durch das lyrische Du gereiften Worte niederzulassen.

Literatur Famos, Luisa. Poesias. Gedichte. a. d. Rätoroman. übertragen von Anna Kurth und Jürg Amann; mit einem Nachwort von Iso Camartin. Zürich 1995. Famos, Luisa. Gedichte aus dem Nachlass. In: Mevina Puorger (Hg.): Ich bin die Schwalbe von einst = Eu sun la randolina d’ünsacura. Rätoromanisch und Deutsch. Vorwort von Iso Camartin; mit einem Nachwort von Mevina Puorger. 2. Aufl. Zürich 2010. Puorger, Mevina. Die Grenze als Zentrum. Zum Gesamtwerk von Luisa Famos. Zürich 1998. http://www.udg.ch/dicziunari/vallader/impressum


DS DÉ ES SE


Sternstunden

Romana Ganzoni Die stiere Widder-Phalanx, anmarschiert gegen zeichen- und sterndeutende Redakteure (sie sitzen im Lichthof bei Grüntee und schütteln ratlos die Löwenmähne), die bösen Zwillinge der guten Zeitungen und die guten Zwillinge der bösen Zeitungen, angetreten gegen schreibende Jungfrauen, die nun traurig und unverstanden in ihre meist senfgelben Schals rotzen müssen, Rammböcke, Steinköppe mit Skorpiongift in der Tinte, mit Druckergift und Schwärze kommt der Humor des Tiefseefischs, schuppiger Schatten, keinen Wassermann, keine Nixe noch sonst ein imaginiertes oder inspiriertes Wesen hat er je zu Gesicht bekommen, die Widder-Phalanx hatte bestimmt eine schwere Kindheit, denn nach dieser Kindheit gibt es nichts zu lachen, kein Spiel, keine Einfälle,

Einfälle sollen gefälligst die haben, machen, das passiert zu selten, vor deren Einfälle auch anderen einfal- allem in der Schweiz, ein Kreuz ist len – und das zur richtigen Zeit und das, wir schauen zum Himmel und möglichst unakademisch, wir sind werden wahnsinnig. schliesslich in der Schweiz. Die widderlichen Stieren marWenn die Zeit reif ist für Ihre schieren vergeblich an gegen LöwinFurzideen, dürfen Sie kommen, lie- nen und jungfräuliche Recken, die be Redaktion, wir ahnen, das wird wissen, ein Stern lügt nicht, zwei sanie sein, aber lassen Sie uns gross- gen mindestens die doppelte Wahrzügig sagen, die Reifen werden Ih- heit, ein Krebsgang ist in unserem nen zu gegebener Zeit, d.h. wenn Alter noch nicht vorgesehen, wir hadie Zeit und die Reifen reif sind, ben gewaagt, wir haben ein wenig ein Zeichen geben, das wird Ihre Shit in der üblichen Konsistenz geSternstunde werden, mit doppeltem erntet von denen, die gerne SchütGong, denn wer wünscht sich nicht, zen sind, Tag und Nacht eine kleine zur richtigen Zeit mit den adäquten Kackkanone im Anschlag, allzeit beIdeen schwanger zu gehen und so- reit. Wir polieren die zwei Sternchen, fort erkannt zu werden, ach, selten Sterne sind wie Augen, sie zwinkern, genug ist das der Fall, aber wenn es und wir sagen: Wenn euch zwei Stersoweit ist, sind wir die, die es garan- ne nicht passen, kommen wir das tiert merken, ist ja schön, wenn jun- nächste Mal mit drei. ge satte Pappnasen einen Vorschlag

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Den Kosmos aufräumen Mateusz Cwik und Boris Buzek sprechen über ihre Arbeit, über Ordnungen im Weltall und über den Sinn von Sternbildern

Philipp Auchter Wenn Ihr im All irgendwo hinfahren könntet, wohin würde die Reise gehen?

ferne und fremde Welten, sondern auch die vergangenen und zukünftigen, die Welten der Erinnerung und Vorstellung. Es gäbe in den Mateusz: Für ein* Germanist* ist Verdichtungen von Zeit und Raum natürlich der Uranus das Traumziel. so vieles zu sehen – sich darin beGlaubt man der Reise in den Mond, wegen, die Verschiedenheit erleben in mehrere Sterne und in die Son- und in Bezug setzen zu können, das ne von Philippine Demuth-Bäur- ist eine wunderbare Vorstellung. le aus den 30er Jahren des 19. Jh., Ich wünschte also, ich könnte eine so könnte man auf dem Uranus den Reise des Bewusstseins wie in Olaf grossen Dichter Johann Wolfgang ­S tapledons Star Maker unternehvon Goethe treffen. Er sei nämlich men oder wie Ijon Tichy in Stanisauf dem Wege der Seelenwanderung law Lems Sterntagebücher das Unidort wiedergeboren worden. versum durchstreifen. Boris: Für mich wäre es interessanter mobil zu sein. Im All ist ja potenziell alles vorhanden: nicht nur

Mateusz: Oder die Kometen! Die Kometen waren ja in der extraterrestrischen Imagination die mobilen

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Wohnorte, auf denen sich die vollkommenen Seelen durch das Universum bewegen konnten, um auf diese Weise die fremden Planeten zu beobachten. Man sprach daher vom Paradies für Astronomen.

Wenn Ihr Euch durch das All bewegen wollt, braucht ihr wohl irgendeine Karte, um euch zu orientieren. Sternbilder wären eine mögliche Ordnung. Mateusz: Also wenn wir von Ordnungen im All sprechen, dann gibt es ganz unterschiedliche Formen, diese zu denken. Ich kann von der


physikalischen Ordnung des Kosmos sprechen oder von Ordnungen des bewohnten Weltraumes. In beiden Fällen gibt es ganz unterschiedliche Konstituenten, die diesen Raum mitkonstruieren. Im ersten Fall sind es die physikalischen Gesetze: Keplers Magnetismus-Theorie oder Newtons Gravitationsgesetz. Auf der anderen Seite begibt sich die Literatur und Philosophie des 17. und 18. Jh. auf die Suche nach einer Ordnung des bewohnten Weltalls. Jener Ordnung liegen völlig andere Konstituenten zugrunde, wie z. B. die antike Vorstellung der Aurea Catena, einer goldenen Kette der Lebewesen. Damit ist eine Hierarchie der Lebensformen in Bezug auf ihren ethisch-moralischen Vollkommenheitsgrad gemeint. Der Raum wird hier primär nicht nach physikalischen Gesetzmäßigkeiten geordnet, sondern nach der ethisch-moralischen Hierarchie der einzelnen Planetenbewohne** strukturiert – ich denke etwa an Wielands allerersten Roman Die Natur der Dinge. Boris: Ich verstehe Deine Frage nach den Karten als Steilpass: Unsere Karten, das sind natürlich die Erzählungen. Die Erzählungen kartieren den Kosmos als kulturellen Raum. Dieses Verständnis der Weltraumliteratur bildet die Ausgangslage meiner Arbeit. Mich interessiert die Räumlichkeit des Kosmos: Wie muss dieser Raum gedacht werden und wie kann eine Erzählung diesen Raum vermessen? Mateusz weist zu recht auf unterschiedliche Ordnungen hin. Ich schlage in diesem Zusammenhang folgendes vor: Ordnung ist eine Konzeption, um den Kosmos als Struktur zu verstehen. Karten sind eine Form der Repräsentation. Sie ermöglichen, sich in einer Ordnung zurecht zu finden. Und Erzäh-

lungen sind eine sehr interessante Weise der Repräsentation eines Raumes, der ein Imaginations- oder ein Erfahrungsraum sein kann. Auch Sternbilder lassen sich als Erzählungen verstehen.

Mateusz, Du hast jetzt die systematischen Ordnungen angesprochen, Du Boris die narrativen. Wie verhalten sich diese Ordnungen zueinander? Boris: Sie existieren ineinander.

optionen der Narration ergeben sich mitunter auch aus den unterschiedlichen Ordnungsstrukturen des Raumes.

Du beschäftigst Dich in Deiner Doktorarbeit mit der Sprache im Weltall. Wie äussern sich diese Ordnungen in sprachlichen Modellen? Mateusz: Der Ausgangspunkt meiner Arbeit ist die Annahme, dass wir beim Verlassen unseres irdischen Systems, indem wir eine extraterre-

Sag mir, wie du kommunizierst, und ich sage dir, wie deine ethischmoralische Veranlagung ist.

Mateusz: Ich glaube auch, dass man die nicht voneinander trennen kann. Je nach Ordnung hast du auch unterschiedliche Karten. Aus der Vorstellung des bewohnten Weltraums des 18. Jh. mit seiner ethischen Hie­r archie der Lebewesen ergeben sich natürlich ganz andere Erzählungen als aus einem Universum, wie es bei Kant gedacht wird, wo die physikalische Gesetzmässigkeit des Raumes zu einer Ordnungsstruktur führt, in welcher sich auch die Lebewesen nach physikalischen Kriterien aufteilen. Die Handlungs-

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strische Perspektive einnehmen, ein völlig neues Verständnis für Sprache entwickeln müssen. In der neuplatonischen Kosmologie des 18. und frühen 19. Jh. waren nicht nur physikalische Gesetze konstitutiv, sondern auch moralisch-ethische Hierarchien der Lebewesen, die in den kosmischen Raum projiziert wurden und ihn somit strukturiert haben. Es gab aber auch Hierarchien unterschiedlich effizienter Kommunikationsformen, die ebenfalls als Konstituenten verwendet wurden, um die Struktur des bewohnten Weltalls zu


beschreiben. Nun stellt sich heraus, dass alle diese raumordnenden Konstituenten nicht einfach so koexistierten, sondern aneinander gekoppelt waren – man denke etwa an die Sprachkosmologie Joseph Nürnbergers. Der Aufstieg in der moralisch-ethischen Hierarchie der Lebewesen bedeutet einen Aufstieg in der Hierarchie der epistemischen und medialen Fähigkeiten und zugleich die Wiedergeburt an einem neuen Ort im Universum, der für diese konkrete Form der medialen und moralischen Entwicklung vorgesehen war. Nach dieser Logik könnte man ein* Ausserirdisch* fragen: «Sag mir, wie du kommunizierst, und ich sage dir, wie deine ethisch-moralische Veranlagung ist. Ich kann dir sogar sagen, wo du im Universum wohnst.» Was bedeutet das für unsere Sprache, wenn wir erfahren, dass sie ein Bestandteil dieses kosmographisch-moralisch-medialen Komplexes ist? Wir sehen, dass aus dieser kosmischen Perspektive unsere Sprache nicht nur als eine mögliche Form der Kommunikation imaginiert war, sondern auch einen Wert im System dieser Hierarchien erhielt, der über ihre mediale Funktionalität hinausgeht und den moralischen und kosmographischen Status ihrer Benutz** repräsentiert.

Boris, Du beschäftigst Dich mit dem narrativ erschlossenen Raum im Kosmos. Boris: Eine zentrale Frage ist, wie der Raum geordnet wird. Ich verfolge das über die Jahrhunderte hinweg: von der Frühen Neuzeit, übers 18. bis ins beginnende 20. Jh. und ich beobachte da Wandlungen in der Raumkonzeption. Wenn wir uns fragen, wie dieser Raum funktioniert,

gilt es die Gesetze ins Auge zu fassen, nach denen wir uns darin bewegen können. Dazu ein konkretes Beispiel: Mit dem immensen technischen und wirtschaftlichen Schub der zweiten Hälfte des 19. Jh. verändert sich die Wahrnehmung des irdischen Raumes. Einheitliche Grössen für Raum und Zeit werden – aus europäischer Sicht – global eingeführt. Die Eisenbahn etabliert eine schnel-

auch gewisse Erzählungen zu eigen, um sich darin bewegen zu können. Allerdings ist das neue Genre u. a. mit dem Problem konfrontiert, dass die nun berechneten Distanzen kaum zu bewältigen sind. Die langen Reisezeiten bieten dafür Raum für praktische Erörterungen: Der Text wird mit Daten unterfüttert – über die besuchten Planeten, bspw. deren Umlaufbahn, deren Tageslänge

le, aber vor allem kontinuierliche, d. h. berechenbare Bewegungsform. Die dadurch veränderte Raumwahrnehmung beeinflusst auch das räumliche Verständnis des Kosmos – ein Kosmos, der in Raum und Zeit als absoluten Grössen seine Darstellung findet. Weil die technischen und physikalischen Zusammenhänge die Möglichkeit bieten, den Kosmos zu beschreiben, machen sich dies

oder deren physikalische Beschaffenheit. Das ganze Universum wird mit Daten versehen. Und die Daten sind es, die darin einen Zusammenhang schaffen. Es ist ein Modell der Dynamik. Die Körper bewegen sich nach bestimmten Gesetzmässigkeiten auf ihren Bahnen und werden durch messbare Eigenschaften charakterisiert. So ist man in der Lage, das Universum aufgrund der Daten,

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die * dafür berechnen kann, zu beschreiben. Der interessante Punkt kommt nun, wenn gefragt wird, wie die Lebenswirklichkeit in diesem System aussieht. Da entsteht erst das Imaginationsfeld, das der Literatur vorbehalten bleibt. In der imaginierten Lebenswirklichkeit können sich die Systeme ausserdem wieder vermischen. Eine technische Abenteuerliteratur kann plötzlich wieder mit

Da findet in der Zeit ein Umbruch statt. Wie geht dieser Umbruch vonstatten? Boris: Er zeigt sich beispielsweise an der Konzeption von Leben im Universum: Als Mateusz vorhin die Unterscheidung zwischen einem physikalischen und einem bewohnten Kosmos eingeführt hat, habe ich gedacht, warum diese Unterscheidung?

Planisphærium Caeleste 1680, Det Kongelige Bibliotek Danmark.

einer kosmischen Vorstellung des Warum kann der physikalische Kos18. Jh. gekoppelt sein. Die entschei- mos nicht belebt sein? dende Frage ist, welche Prinzipien, Mateusz: Der physikalische Koswelche Modelle, welche kosmischen Ordnungsprinzipien eingeführt wer- mos kann durchaus belebt sein. Es den, um das zu beschreiben, was geht mir nur um die Entwicklung der Voraussetzungen für die Bewohnbarnicht errechnet werden kann. keit des Universums und somit der Weise, wie das bewohnte Weltall strukturiert wird. Im 18. Jh. war es selbstverständlich, dass jeder Planet

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bewohnt war, weil das sonst – salopp gesagt – Platzverschwendung wäre. Gott wäre demnach irrsinnig, wenn er Räume geschaffen hätte, die unbewohnt sind. Der Kosmographie des bewohnten Weltalls lagen theologische Argumente zugrunde. So war der Kosmos z. B. ein Schauplatz der moralischen Bewährung der Lebewesen und jeder Planet war als Wohnort einer bestimmten Vollkommenheitsstufe gedacht; die physikalischen Bedingungen spielten eine zweitrangige Rolle. Im 19. Jh. findet die erstarkte Naturwissenschaft immer mehr über den Kosmos heraus und die Diskussion verlagert sich hin zu physikalischen Argumenten. Auf einmal fällt den Leuten auf, dass der Mond gar nicht bewohnt sein kann, weil es dort keine Atmosphäre gibt. Diskussionen über die physikalischen Voraussetzungen für die Bewohnbarkeit des Weltraums beginnen zu dominieren: Ist das Leben omnipotent und kann es sich an alle möglichen Bedingungen eines Planeten anpassen? Auch an 450° auf der Venus? Gibt es Lebensformen, die das aushalten oder gehen wir lieber davon aus, dass die Topographie der Planeten für die Bedürfnisse seiner Bewohne** geschaffen wurde? Demnach stellte man sich vor, es müsse auf der Venus hohe Berge geben, um den Lebewesen Schatten zu spenden, weil die Hitze sonst zu gross wäre. Die Voraussetzungen für Leben wurden von der Erde aus gedacht. Übrigens wird heute noch von manchen Astrophysik** angenommen, dass es auf fremden Planeten eine bestimmte Temperaturspanne braucht, damit sich Leben überhaupt entwickeln kann. Boris: Ja, die Frage, wie ein Planet bewohnt sein muss, wird in diesem Zeitraum extrem wichtig, nicht


zuletzt durch die Evolutionstheorie. Mit dem zusätzlichen physikalischen Wissen, das im 19. Jh. angehäuft wird und dem Bewusstsein, wie divers die Bedingungen auf den unterschiedlichen Planeten sein können, wächst eine neue Vorstellung in der Weltraumliteratur heran. Es tauchen erste Erzählungen auf, die eine tatsächliche Alterität reflektieren. Ich denke an H. G. Wells (War of the Worlds, 1898) oder an die Rosny-Brüder (Les Xipehuz, 1887). Da wandelt sich das Weltall nun von einem System der Similarität, in dem die Imagination über Ähnlichkeiten und Analogieschlüsse funktioniert, zu einem All der Alterität, in welchem gefragt wird: Was ist, wenn wir diese Anderen gar nicht verstehen können? Das ist eine Frage, die das 20. Jh. hindurch aktuell bleiben wird. Vielleicht verstehen wir die Sprache nicht – das ist für Mateusz’ Arbeit interessant – oder wir verstehen überhaupt das Lebewesen selbst nicht, erkennen vielleicht gar nicht, dass es eines ist. Da tut sich ein ganz neues Feld auf. Mateusz: In der zweiten Hälfte des 19. und am Anfang des 20. Jh. gibt es erstmals eine universale Vorstellung von der Evolution der Lebewesen im Universum. In diesen Büchern triffst du dann irgendwo auf dem Mars Lebewesen, die früher einmal Latein oder Altgriechisch gesprochen haben: Beispielsweise in Ferdinand Kringels Von der Erde zum Mars (1907) und Fünf Jahre auf dem Mars (1913). Da zeigt sich ein neues Bild vom bewohnten Universum, in dem die Menschenseelen nicht mehr durchs Universum wandern müssen, um eine höhere Stufe zu erreichen. Das ethisch-moralische System wird nun durch eine evolutionistische Vorstellung abgelöst: Auf

jedem Planeten ist es möglich, sich als Zivilisation zu entwickeln und auf eine höhere Vollkommenheitsstufe zu steigen. Doch diese Entwicklung wird nun für alle Planeten universell behauptet. Auf fremden Planeten trifft man auf Sprachen, die wir auch einmal gesprochen haben. In Kringels Novellen sind beispielsweise die Menschen auf dem Mars genau um 300 000 Jahre fortgeschritten, weshalb sie vor genau 302 000 Jahren Latein und Altgriechisch gesprochen haben. Und wie wir uns auf der Erde weiterentwickeln, werden wir genau in 300 000 Jahren die heutige Sprache der Marsmenschen sprechen. In diesen Büchern findet man die Vorstellung von einem evolutionistischen Universum, wo sich die Lebewesen, ihre Kultur und Sprachen überall gleichförmig entwickeln. Ein solches Bild von Ausserirdisch** enthüllt somit einen völlig anderen Begriff von unserer Kultur und unseren Sprachen als die Vorstellung von einem Kosmos der Kontingenz, von dem Boris gerade gesprochen hat.

Sternbilder sind eine Projektion der mythischen Erzählungen in die Sterne. Heute glauben wir nicht mehr an diese Ordnungen. Die Sternbilder sind nur noch Zeugen vergangener Geschichten, mit denen sich die Menschen die Welt einmal erklärt haben. Boris: Dennoch haben die Sternbilder Eingang gefunden in unsere Kultur und bestehen fort in unserem Vokabular. Sie werden immer noch verwendet, um den Himmel zu kartographieren.

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Mateusz: Andererseits kann man schon sagen, mit den modernen Navigationssystemen im All wird das langsam überflüssig. We* kennt sich heute schon noch mit Sternbildern aus? Boris: Klar, mit der Konjunktur der Astronomie Mitte des 19. Jh. und dem Beginn der Katalogisierung mittels Nummern haben alternative Kategorien der Verortung an Wichtigkeit gewonnen. Sternbilder und ihre Namen sind aber immer noch in unserer Alltagssprache und in der Literatur vorhanden. Auch in der Science Fiction-Literatur, die weit in die Zukunft projiziert stattfindet, werden die Namen von Sternbildern zur Lokalisierung eingesetzt. Das zeigt eine Qualität dieser Bilder: Sie binden etwas zusammen. Sie spenden eine Vorstellung von Dichte, von Zusammengehörigkeit. Eine schlichte Nummerierung der Sterne kann das nicht leisten. In einem entsemantisierten, enthierarchisierten und zugleich potenziell unendlichen Kosmos gibt es kaum eine erkennbare Ordnung. Solche Benennungen, die eine Verdichtung des Raumes schaffen, weil sie die abstrakten Punkte zu etwas verknüpfen, das mit Bedeutung gefüllt werden kann und woran man sich erinnern kann, schaffen im Grunde eine Möglichkeit räumlicher Vorstellung. Mateusz: Wärst Du damit einverstanden, wenn wir sagen, dass das Überreste des alten semantisierten Kosmos sind? Du hast vorhin gesagt, dass das Universum entsemantisiert wurde. Dem stimme ich zu. Dann wären die Sternbilder womöglich Überreste einer alten semantischen Leistung.


Boris: Das kann man so sagen. Allerdings bedeutet dies schlussendlich auch, dass wir zu Teilen mit unserer Kultur und unserer Sprache nach wie vor in einem semantischen Kosmos leben. Die Wandel und Umbrüche, von denen wir sprachen, sind nie einheitlich und umfassend. Es muss sich immer um ein Nebeneinander handeln. So gesehen ist es auch in unserem Bewusstsein stets eine Mehrheit der Universen und in diesen ist uns die Mobilität gegeben. Diese können wir bereisen.

Mateusz Cwik (links im Bild) hat Germanistik und Japanologie an der Universität Zürich und Osaka studiert. Er schreibt seine Dissertation im Rahmen des SNF-Forschungsprojekts Conditio Extraterrestris unter dem Arbeitstitel: Mediale Deformationen. Die Sprache des Universums von Swedenborg zu Lem. Boris Buzek (rechts im Bild) hat in Lausanne und Zürich Architektur sowie Geschichte und Philosophie des Wissens studiert. Seine Dissertation entsteht im Rahmen des SNF-Forschungsprojekts Conditio Extraterrestris unter dem Arbeitstitel: Das All als Text. Zur Selbstbeschreibung des Kosmos.

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Redaktion Leitung

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