Leben im Alter neu denken

Page 4

nachgedacht Es braucht ein gutes Zusammenspiel unterschiedlicher Angebote, um die Herausforderungen der Zukunft gut bewältigen zu können.

Pflege zukunftsfit machen Die Bundesregierung hat im Herbst das Vorhaben gestartet, das österreichische Pflegesystem einem umfassenden Reformprozess zu unterziehen. Expert*innen, darunter auch Mitglieder der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt (BAG), wurden eingeladen, sich in der Neugestaltung der Pflege einzubringen.

I

n einer Pressekonferenz wiesen die großen Wohlfahrtsverbände Diakonie, Caritas, Rotes Kreuz, Hilfswerk und Volkshilfe, die seit 1995 in der BAG zusammenarbeiten, darauf hin, dass eine Pflege­ reform ohne eine erfolgreiche Personaloffensive zum Scheitern verurteilt ist.

Pflegeberufe sind Mangelberufe Obwohl der Pflegesektor, auch in Bezug auf die Personalzahlen, einer der am schnellsten wachsenden in Österreich ist, insbesondere in der Begleitung von Menschen im Alter, ist schon jetzt ein deutlicher Personalmangel festzustellen. Dieser wird sich in den kommenden Jahren massiv verstärken, nicht nur aufgrund der demografischen Entwicklung und einer zu erwartenden

Wenn wir Menschen im Alter ein würdevolle Leben in ihrem Zuhause, in ihrem Quartier, in ihrer Gemeinde ermöglichen wollen, sind wir als gesamte Gesellschaft gefragt.

Pensionierungswelle der sogenannten Babyboomer-Generation, die von den nachfolgenden geburtenschwachen Jahrgängen nicht aufgefangen werden kann. Zu diesen statistischen Daten kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: Pflegekräfte sehen sich seit Jahren zunehmendem Zeitdruck und Stress durch eine zu hohe Zahl an Klient*innen und einem wesentlich intensiveren Betreuungsbedarf, vor allem von Menschen mit Demenz, gegenüber. Daher braucht es neben zahlreichen Initiativen zur Personalgewinnung – u. a. kostenlose Ausbildung, Existenzsicherung für die Auszubildenden, Gewinnung von Um- und Wiedereinsteiger*innen, Entwicklungsmöglichkeiten im Beruf durch Zusatzqualifikationen – faire und attraktive Arbeitsbedingungen. Damit Menschen in der Langzeitbetreuung wirklich das bekommen, was sie brauchen: Pflege, Zuwendung, Beziehung, Gespräche und eine aktivierende Umgebung. Das Sinnstiftende am Pflegeberuf wird damit gestärkt.

4

Betreuung neu denken Die Forderung „mobil vor ­stationär“ allein reicht nicht mehr aus. „Jeder Mensch ist einzigartig und unverwechselbar in seinem Personsein, von Gott geschaffen, geliebt, bedingungslos angenommen und mit Freiheit beschenkt.“ Dieser Satz aus dem Leitbild liegt den Forderungen des Diakoniewerks zugrunde, Unterstützung und Pflege zuhause so auszu­ bauen, dass diese ganz individuell auf die Menschen im Alter und ihre unterschiedlichen ­Bedürfnissen zugeschnitten sind und dass es mehr alternative Wohn- und Betreuungsmodelle geben muss, kleine überschaubare Einheiten für Menschen, die nicht mehr allein zuhause leben können oder wollen. Das Modell SING (Senioren­arbeit innovativ gestalten) des Diakonie­werks basiert auf dieser Idee der Unterstützung von Menschen in ihrem direkten Umfeld inklusive Wahlfreiheit von individuell maßgeschneiderten Sach­leistungen (siehe S. 7).


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.