Fundação Vida para Todos – ABAI
(ehemals «Verein Freunde des Kinderzentrums in Mandirituba, Brasilien»)
(ehemals «Associação Brasileira de Amparo à Infância ABAI»)
Kontakt
Geschäftsleitung
Verein ABAI Freunde – Vida Para Todos CH-5400 Baden info@abai.ch; www.abai.ch
Heidi Wyss Fundação Vida para Todos – ABAI C. P. 13031 Estrada Municipal Otávio de Jesus Biscaia 83800-000 Mandirituba Paraná-Brasilien abai@fvida.org.br www.fvida.org.br
Spendenkonten
Verein ABAI Freunde – Vida Para Todos CH-5400 Baden PC 80-23380-6 IBAN: CH24 0900 0000 8002 3380 6
Deutschland Freunde des Kinderdorfes ABAI in Mandirituba-Brasilien e. V. Kontakt
Freunde des Kinderdorfes ABAI in Mandirituba-Brasilien e. V. Zollerstrasse 22 D-72401 Haigerloch-Owingen edele@t-online.de www.abai.de
Stiftungsrat
Präsidium: Werner Fuchs w.fuchs@uol.com.br Sekretariat: Marianne Spiller-Hadorn marianne@fvida.org.br
Spendenkonten
Volksbank Hohenzollern IBAN: DE52 6416 3225 0018 0460 02 Sparkasse Zollernalb IBAN: DE62 6535 1260 0089 0234 00
«Im Zentrum aller sinnvollen Reflexion über Entwicklungshilfe steht die Frage: Welche Entwicklung wünschen wir, und wovon gehen wir aus ? Die ABAI führt uns zur Beantwortung dieser Frage mitten in die lateinamerikanische Diskussion hinein.» Peter Niggli
Thomas Gröbly (Hg.)
Brasilien
Verein ABAI Freunde – Vida Para Todos
Vor 30 Jahren wurde im Süden Brasiliens das Kinderhilfswerk ABAI gegründet – auf Initiative der Schweizerin Marianne Spiller-Hadorn, die 2005 als eine der 1000 «FriedensFrauen Weltweit» für den Nobelpreis nominiert war. Ihre Überzeugung, dass sich Armut nur bekämpfen lässt, wenn man auch ihre tieferen Ursachen analysiert, prägt die Geschichte und Entwicklung der ABAI . «Hunger nach Gerechtigkeit» stellt diese private Hilfsorganisation vor und zeichnet die aussergewöhnliche Biografie der Pionierin Marianne Spiller-Hadorn nach. Zugleich öffnet das Buch den Blick weit über die ABAI hinaus auf aktuelle Fragen zur Armutsbekämpfung und Entwicklungszusammenarbeit in einer globalisierten Welt. 20 Persönlichkeiten aus Südamerika und Europa schreiben darin u. a. über das Recht auf Wasser, Brasiliens Landlosenbewegung und die Rolle der Schweiz in der Entwicklungshilfe, über die Veränderungskraft der Zivilgesellschaft, den gewaltlosen Befreiungskampf und nicht zuletzt über die Bedeutung der Landwirtschaft im Kampf gegen die Armut.
Perspektiven zur überwindung der armut
Schweiz
Mit Texten von Rosmarie Bär Veronika Bennholdt-Thomsen Irene Birnstiel-Hadorn Dom Luiz Flávio Cappio Ivete Maria Caribé da Rocha José Comblin Fernando Francisco de Gois Adolfo Pérez Esquivel Pierre Fornallaz Werner Fuchs Richard Gerster Hildegard Goss-Mayr Thomas Gröbly Hans R. Herren Heinz Stefan Herzka und Verena Nil Nadine Hostettler Peter Niggli Rosalvo Salgueiro Silva Marianne Spiller-Hadorn João Pedro Stedile Rudolf H. Strahm Teresa Urban Heidi Wyss
hunger nach gerechtigkeit
Kontakte
«Im Süden Brasiliens entfaltet sich seit 30 Jahren das Projekt ‹Vida para Todos – ABAI ›, eine Lebensgemeinschaft, ein Kinderdorf, ein Sozialwerk. Ursprünglich eine Einzelinitiative von Marianne Spiller -Hadorn und ihrem Exmann, fand die ABAI von Anfang an die Unterstützung vieler und konnte sich darum entwickeln. Dieser Initiative und ihrem inneren Antrieb ist das vorliegende Buch gewidmet. Gleichzeitig beleuchtet es das soziale und politische Um-feldLateinamerikas, charakterisiert durch den Aufstieg seiner sozialen Bewegungen, die eine verarmte, entrechtete Bevölkerung zur Akteurin der eigenen Emanzipation machten. Die ABAI hat von Anfang an den Kontakt und die Einbettung in diesen Befreiungskampf gesucht und gefunden.» Aus dem Vorwort von Peter Niggli
hunger nach gerechtigkeit Perspektiven zur überwindung der Armut
Marianne Spiller-Hadorns hilfswerk ABAI Vorwort von Peter Niggli
ISBN 978-3-905748-09-3
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Herausgeber
Thomas Gröbly (*1958) studierte nach einer landwirtschaftlichen Berufslehre Theologie und bildete sich weiter zum Master of Advanced Studies in Applied Ethics MAE. Er ist Dozent an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Windisch und der Hochschule für Landwirtschaft in Zollikofen. Zudem organisiert er Tagungen und Ringvorlesungen. Seine Themenschwerpunkte sind Ethik in Wirtschaft, Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung und Nord-Süd-Fragen. Gemeinsam mit Hans Ruh hat er das Buch «Die Zukunft ist ethisch – oder gar nicht. Wege zu einer gelingenden Gesellschaft» publiziert (2008). Seit 2002 ist er Präsident des Vereins « ABAI Freunde – Vida Para Todos». Er ist verheiratet, hat eine erwachsene Tochter und lebt in Baden. www.ethik-labor.ch
Herausgeber Thomas Gröbly, Fotografien Fridolin Walcher und Michaela Hahn
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Inhalt Wem dient Entwicklung, wem unser Engagement? Vorwort von Peter Niggli
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Für das Leben leben Marianne Spiller- Hadorn 24
ABAI Thomas Gröbly 30
Faszination ABAI Ivete Maria Caribé da Rocha
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Die Bedeutung der ABAI für die Gemeinde Mandirituba Teresa Urban
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Micalina Kovalski – ein Porträt Teresa Urban
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Gilberto Pereira da Silva – ein Porträt Teresa Urban
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Elemente der ABAI-Kultur Heinz Stefan Herzka und Verena Nil
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Eine Schweizer Bäuerin in Brasilien Heidi Wyss im Gespräch mit Thomas Gröbly
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Kinder, Jugendliche, Heranwachsende: Hauptpersonen einer neuen Gesellschaft Fernando Francisco de Gois
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Marianne Spiller – ein Porträt Nadine Hostettler
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Meine liebe «kleine Schwester» Marianne … Irene Birnstiel - Hadorn 148
Ein kritischer Blick auf die Entwicklungszusammenarbeit Veronika Bennholdt-Thomsen 152
Das brasilianische Wunder Teresa Urban
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Brasiliens Landlosenbewegung vor neuen Herausforderungen JoÃo Pedro Stedile im Gespräch mit Marianne Spiller-Hadorn 167
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Rückwege aus der Armut Werner Fuchs
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Wasser – eine entwicklungspolitische Herausforderung Rosmarie Bär
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Es lebe das Leben, das wir uns wünschen Dom Luiz FlÁvio Cappio
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Armut und die Mutter Erde Adolfo Pérez Esquivel
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Mosaik des gewaltlosen Befreiungskampfes in Lateinamerika Hildegard Goss-Mayr 244
Die Armen und die Befreiung José Comblin
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Mutirão – in gemeinschaftlicher Arbeit die Armut überwinden Rosalvo Salgueiro Silva
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Wie die Zivilgesellschaft die Welt verändert Rudolf H. Strahm
302
Der Weltagrarbericht als Meilenstein HAns R. Herren im Gespräch mit Thomas Gröbly
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Auf dem Weg zu einem Umweltstrafgerichtshof Adolfo Pérez Esquivel
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Swissness statt Sonderfall Richard Gerster
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Gelebte Ethik Pierre Fornallaz
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Leben für alle Nachwort von Thomas Gröbly
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«Immer wieder öffneten sich uns spontan neue Türen zu Projekten, Familien und sozialen Bewegungen.» fridolin walcher und michaela hahn
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Thomas Gröbly
ABAI Die Stiftung «Vida para Todos – ABAI » wurde
sie alles bekommen, was sie zu einem glück-
1979 von einer Gruppe von Freunden aus
lichen und selbstverantwortlichen Leben brau-
der Schweiz und aus Brasilien ins Leben gerufen –
chen. Das Tagesheim bietet zudem Raum für
in einer ländlichen und hügeligen Region
Berufs- und Weiterbildungskurse, Tagungen und
im Staate Paraná in der Gemeinde Mandirituba
Begegnungen mit den Familien der Kinder.
(www.mandirituba.pr.gov.br). Die Initiative
Eine ins Gesamtprojekt integrierte Wohn-
dafür ging von Marianne Spiller-Hadorn und
gemeinschaft begleitet 20 alkohol- und drogen-
Gerhard Spiller aus. Ein Jahr später gründete der
abhängige Männer auf dem schwierigen Weg
Pädagoge Urs Bühler in der Schweiz einen
in ein suchtfreies Leben. Die Männer wohnen
Schwesterverein zur ideellen und materiellen
während 6 bis 12 Monaten in der ABAI und sind
Unterstützung der ABAI . 1991 initiierte Carmen
in allen Bereichen des Projekts tätig.
Edele auch in Deutschland die Gründung eines Unterstützungsvereins. Ende 2009 übernahm die Schweizer Sozialpädagogin und Bäuerin Heidi Wyss die operative Leitung der ABAI von Marianne Spiller, die sich als Mitglied des Stiftungsrates weiterhin
Ein alkoholfreies Restaurant an der Hauptstrasse dient als Treffpunkt und Bildungsstätte und bietet Kurse aller Art für die Einwohner von Mandirituba und des Grossraums Curitiba an. Der zur ABAI gehörende Landwirtschaftsbetrieb von 67 Hektaren und der Gemüsegarten
für die ABAI einsetzt. Im Jahr 2010 wurde der
werden nach den Richtlinien des Biolandbaus
Verein in eine Stiftung namens «Vida para
bewirtschaftet. Kinder und Jugendliche des
Todos – ABAI » umgewandelt (www.fvida.org.br).
Tagesheims sowie Kleinbauern aus der Region
ABAI steht für «Associação Brasileira de
lernen hier, die Fruchtbarkeit des Bodens
Amparo à Infância» – Brasilianischer Verein zur
zu erhalten und mit Kühen, Pferden und Wild-
Unterstützung von Kindern. Im Fokus der In-
bienen umzugehen. Auf dem Gelände der ABAI
stitution stehen Familien aus der Region in ihrer
und in einem nahegelegenen subtropischen
unverschuldeten Armut. Diese wird als Folge
Wald lernen die Kinder des Tagesheims und der
vielfältiger Mangelerscheinungen verstanden.
Schule von Mandirituba die Geheimnisse
Die ABAI begegnet dem Problem der Armut auf
der Natur kennen. Sie erfahren, wie wichtig
ganzheitliche Art mit den Schwerpunkten:
der Schutz von Quellen, Tieren und Pflanzen –
Erziehung (Tagesheim und bis vor wenigen Jah-
der achtsame Umgang mit der Natur ist.
ren Sozialwaisenhäuser), Gesundheit (thera-
In der Schweiz sind der Verein « ABAI
peutische Wohngemeinschaft) und Agraröko-
Freunde – Vida Para Todos» (www.abai.ch) und
logie (Umwelterziehung). 40 brasilianische
in Deutschland der Verein «Freunde des
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilen sich die
Kinderdorfes ABAI in Mandirituba-Brasilien e. V.»
verschiedenen Aufgaben.
(www.abai.de) für die Kommunikation und
Im Tagesheim werden täglich über 100 Kinder und Jugendliche betreut. Neben einer gesunden Ernährung mit Lebensmitteln, die mehr-
Finanzierung des Projekts verantwortlich. Thomas Gröbly, Präsident des Vereins «ABAI Freunde – Vida Para Todos»
heitlich aus dem eigenen Garten stammen, sollen
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Georgetown Paramaribo
Guyana
Venezuela
Französisch-Guayana Cayenne
Surinam
Kolumbien Boa Vista
Guiana Macapá Belém
Manaus
São Luís Fortaleza Teresina
Porto Velho Rio Branco
Natal
Brasilien
João Pessoa Recife
Miracema do Norte
Maceió
Rio São Francisco
Peru
Rio Tocantins
Aracaju
Barra
Salvador
Cuzco
Bolivien
Cuiabá
Brasília
Goiânia
La Paz
Belo Horizonte Campo Grande
Paraguay
Chile
Asunción
Argentinien
Rio Grande
Vitória
São Paulo Cascavel Foz do Iguaçu
Rio de Janeiro Curitiba
Mandirituba Florianópolis
Porto Alegre
Uruguay Santiago
Buenos Aires
Montevideo
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Teresa Urban Seit der Gründung der ABAI prägt eine solidarische Beziehung mit der Gemeinde Mandirituba das inzwischen über 30 -jährige Projekt. Das Konzept von Vernetzung und Partner schaft hat entscheidend zum Erfolg der ABAI und zahlreicher verwandter Institutionen beigetragen.
Die Bedeutung der ABAI für die Gemeinde Mandirituba
In der Sprache der Tupi-Guarani bedeutet Mandirituba soviel wie «der Ort, an dem es viele Bienen gibt». Natürlich sind damit die dort ursprünglich beheimateten Bienen gemeint, die den grossen Wald aus Araucaria-Tannen bevölkerten. Dieser bedeckte einmal riesige Gebiete des Bundesstaates Paraná und zählt heute zu den Ökosystemen Brasiliens, die am stärksten vom Aussterben bedroht sind. In Mandirituba finden die Bienen Schutz in den kleinen, verbliebenen Wäldchen und produzieren einen vorzüglichen Honig, der noch nach Natur schmeckt. Man könnte dem Namen des Ortes – wie auch den Bienen – eine ganz besondere Eigenschaft zuschreiben, die es so nur in Mandirituba gibt: Wie in einem solidarisch organisierten Bienenstock engagieren sich hier viele Organisationen aus dem Tertiärbereich, jede auf ihre eigene Art und Weise, für die Menschen, die am allermeisten Unterstützung brauchen. Mittlerweile verbinden viele Menschen hier diese gleichsam nach Honig duftende Grosszügigkeit mit zwei Namen: ABAI und Marianne Spiller. In der Tat ist die Partnerschaft zwischen dem rund 50 Jahre alten Städtchen Mandirituba und der dort 1979 gegründeten Institution ABAI in mancher Hinsicht etwas ganz Besonderes: Mandirituba hat zirka
Teresa Urban (*1946 ) studierte an der «Universidade Federal do Paraná» Journalismus und war bis 1968 Mitglied der Studentenbewegung. Sie wurde später als Aktivistin linker Organisationen verhaftet, ging ins chilenische Exil und gelangte, zurück in Brasilien, erneut in Haft. In den 80er- und 90er- Jahren schrieb sie für Brasiliens wichtigste Medien. Sie ist Autorin mehrerer Bücher zu ökologischen Fragen. 2008 erschien «1968 – Ditadura Abaixo» (zu deutsch «Nieder mit der Diktatur»), das sich an ein jugendliches Publikum richtet. Sie hat zwei Kinder und vier Enkel und lebt in Curitiba.
21 000 Einwohner und ist eine der wenigen Gemeinden im Umkreis der Hauptstadt, in der mehr Menschen auf dem Land als in der Stadt leben. In den ländlichen Gebieten beherrschen kleine landwirtschaftliche Betriebe mit diversifizierter Produktion, die die grossen Märkte der Region beliefern, das Bild. Der Bevölkerung haben die Nachkommen polnischer, japanischer, ukrainischer und italienischer Einwanderer, die auf der Suche nach fruchtbarem Land in die Region kamen, einen noch immer spürbaren Stempel aufgedrückt.
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Auf diesem idyllischen, fruchtbaren, von vielen bisweilen noch gänzlich unbelasteten Flüssen durchzogenen Fleckchen Erde haben sich zahlreiche Institutionen niedergelassen, die sich für Menschen einsetzen, die von Armut und sozialem Ausschluss betroffen sind, und mit ihrer Arbeit die Behörden unterstützen. Bürgermeister Antônio Maciel Machado, ein 56-jähriger Unternehmer, der von jeher am öffentlichen Leben der Stadt teilnimmt, ist davon überzeugt, dass «Gott für einen jeden von uns einen Plan bereithält und dass er, als er Marianne Spiller zu uns schickte, einen ganz wunderbaren Plan hatte». Für ihn vervollständigen die von der ABAI durchgeführten Aktivitäten «eine Arbeit, die von der öffentlichen Hand wahrgenommen werden müsste, indem sie Kindern Aufmerksamkeit, eine gute Ernährung und eine Ausbildung zuteil werden lässt». Für den Bürgermeister ist die Ausweitung des Tätigkeitsfeldes der ABAI auf andere Gebiete, wie etwa die Arbeit mit Suchtkranken, das alkoholfreie Restaurant oder der gemeinschaftliche Gemüsegarten der Vila São João etwas Grossartiges. Ebensosehr lobt er, dass die ABAI auch andere Einrichtungen unterstützt, wie etwa die Vereinigung der «Eltern und Freunde von Kindern mit aussergewöhnlichen BedürfnisFür den Bürgermeister von Mandirituba ist die Ausweitung des Tätigkeitsfeldes der ABAI etwas Grossartiges.
sen» ( APAE ), die Suchttherapiestation «Fazenda da Esperança», das Strassenkinderprojekt «Quatro Pinheiros» oder das «Bürgerkomitee gegen den Hunger». «Das sind alles wunderbare Einrichtungen, und die Menschen verspüren eine grosse Dankbarkeit für Marianne. Dafür, dass sie von so weit her gekommen ist,
um so vielen Menschen eine Chance zu geben, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und voranzukommen. Gott sei Dank, dass sie hierhergekommen ist. Ich hoffe, dass sie weitermacht. Ich glaube, dass es ein Werk Gottes ist. Es kann kein Ende haben.» Joana Rita Claudino Machado, Sozialarbeiterin in der Stadtverwaltung und Bürgermeistergattin, war noch ein junges Mädchen, als sie zum ersten Mal von der «Schweizerin» hörte, die in Mandirituba einen Verein gegründet hatte. Sie betont, wie «bewundernswert» sie es fand, dass jemand von so weit herkam, um Bedürftige zu unterstützen. Heute, im Alter von 46 Jahren, empfindet sie noch immer die gleiche Bewunderung für die Arbeit von Marianne Spiller. «Das bedeutet doch, an die Zukunft der Menschen zu denken. Vielen Politikern ist es lieber, dass die Bedürftigen von ihnen abhängig sind, sie haben doch gar kein Interesse daran, dass diese sich autonom weiterentwickeln. Der Ansatz
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der ABAI zeichnet sich dadurch aus, dass den Menschen dabei geholfen wird, ihr eigenes Potenzial zu entdecken und ein Ziel im Leben zu verfolgen, das sie auch selbst erreichen möchten. Es ist oft so einfach: Manchmal genügt es, demjenigen, der gerade Hilfe benötigt, die Hand zu reichen.» Vor allem die Aufnahme der Kinder in der ABAI während der Arbeitszeit der Eltern hält Joana für sehr hilfreich, «weil sie ihnen Freizeitgestaltung und schulische Unterstützung bietet und weil es dort Menschen gibt, die sich der Kinder annehmen. Heutzutage gehen Vater und Mutter arbeiten, und die Kinder bleiben oft alleine zu Hause, aber hier ist das nicht so.» Für den früheren Bürgermeister Domingos Adir Palú, 59, der der Stadt während zwei Amtsperioden – 1993 bis 1996 und 2005 bis 2008 – vorstand, ist die Zusammenarbeit mit der ABAI eine «bestmögliche Partnerschaft» und «ein wahrer Segen». «Kleine Gemeinden», erläutert Palú, «haben es immer schwer, das vorhandene Geld reicht nie aus – die ABAI hat der Stadtverwaltung vieles abgenommen.» Die Palús sind eine alteingesessene Familie. Sie hätten die Arbeit von Marianne Spiller in Mandirituba stets mit grosser Bewunderung «Alle Leute, die in der ABAI waren, bekamen eine neue Lebensphilo sophie mit auf den Weg.»
mitverfolgt, betont der ehemalige Bürgermeister. Die ABAI und Mandirituba seien in gewisser Weise zu-
sammengewachsen. «Alle Leute, die dort waren, bekamen eine neue Lebensphilosophie mit auf den Weg.» In den Augen Adir Palús hat Marianne Spiller nur
einen einzigen Fehler: «Sie ist zu zurückhaltend. Ich wollte ihr die Ehrenbürgerschaft verleihen, aber sie hat abgelehnt. Ich habe das verstehen können, mir wäre es aber lieber gewesen, wenn sie Ja gesagt hätte dazu.» Adirs jüngster Bruder, der ehemalige Gemeinderat Lauri Palú, 53, erinnert sich noch genau daran, wie er zum ersten Mal in die ABAI kam, um Holz zu liefern. «Ich wusste nicht, wozu sie es brauchten, und der Maurer erzählte mir, dass eine Schweizerin dort etwas aufbauen wolle. Ich dachte an ein Landhaus oder so etwas.» Die Leute begannen von der ABAI zu erzählen, und als er dann zum Gemeinderat gewählt wurde, realisierte Lauri, wie wichtig die ABAI und auch andere Institutionen für Mandirituba waren. Er traf eine für die Politik des Landes aussergewöhnliche Entscheidung: Er verzichtete auf einen Teil seines Gehalts und wandelte ihn in monatliche Spenden um. So lernte er die Arbeit jeder einzelnen Institution besser kennen, förderte damit die Kommunikation unter ihnen und verlieh ihnen gleichzeitig mehr Ge-
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wicht. «Das war für mich das Positive an der Politik: Bewirken zu können, dass viele Dinge auch umgesetzt wurden.» Lauri ist stolz auf die Ergebnisse der Sozialprojekte und froh, helfen zu können: «Ich helfe den Armen gerne. So kann ich mich mit ihnen identifizieren.» So beteiligte er sich aktiv an der Organisation des «Komitees gegen den Hunger», das aus den Verkaufserlösen für wieder verwertbare Materialien und für ein kleines Restaurant bereits mehrere Dutzend Häuser für bedürftige Familien gebaut hat. Lauri empfindet grosse Bewunderung für die Frauen, die sich im Komitee einbringen. Die meisten Häuser seien auch von Frauen gebaut worden, was seine These, dass sie «über eine grosse Arbeitsfähigkeit verfügen, aber sich dessen oftmals gar nicht bewusst sind» untermaure. Lauri Palú ist überzeugt, dass die gute Kommunikation zwischen den Institutionen Marianne Spillers Verdienst ist, weil «jede von ihnen Unterstützung durch die ABAI erhielt». Er ist aber auch der Ansicht, dass die Bevölkerung dieser Arbeit nicht den gebührenden Wert zubilligt, weil «alle nur sehr kurzfristig denken». «Alle, die mit der ABAI zusammengearbeitet haben, sind nicht untergegangen und haben sich verändert. Sicher ist niemand von ihnen reich geworden, aber sie können alle erhobenen Hauptes über ihre Geschichte sprechen. Die ABAI hat das Leben vieler Menschen verändert.» Der Ex-Gemeinderat ist der Auffassung, dass die Betreuung der Kinder während der Arbeitszeiten gerade in den ärmsten Vierteln von enormem Wert für die Gemeinde war, und er hebt hervor, wie wichtig Marianne Spillers verbindende Rolle auch für die Arbeit der anderen Vereinigungen ist. «Eine kleine Gemeinde hat zwar viele Vorteile und ist einfach zu verwalten. Der Nachteil aber besteht darin, dass jeder jeden kennt und Konflikte zwischen den politischen Gruppierungen intensiv und direkt ablaufen, was sich negativ auswirken kann. Hier hat der Partnerschaftsgedanke aber alle Meinungsverschiedenheiten überwogen, und die Gesellschaft ist klar als Gewinnerin hervorgegangen.» Die Geschichte des 43-jährigen ehemaligen Gemeinderats Irivan de Jesus Ferreira ist ein gutes Beispiel für den Einfluss der ABAI auf die Bildung neuer Führungsstrukturen in Mandirituba. Als Spross einer kinderreichen Familie mit einer kleinen Landwirtschaft für den Lebensunterhalt besuchte Irivan gerade einmal vier Jahre lang eine Landschule. Da die Eltern der Meinung waren, dies sei ausreichend, brach er die Schule ab und verdingte sich, wie alle seine sieben Geschwister, als Landarbeiter. Ganz in der Nähe des Hauses befand sich
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die Kirche des heiligen Antonius, wo sich die jungen Leute immer für Schulungsaktivitäten trafen. Als Irivan 17 Jahre alt war, fand in der Stadt eine Theateraufführung von Jugendgruppen aus verschiedenen Kirchengemeinden statt. Irivan, dem das Theaterspielen schon immer gefallen hatte, spielte in dem Stück vom barmherzigen Samariter mit, das später als beste Aufführung des Festivals prämiert wurde. Noch am selben Tag wurde die Gruppe dazu eingeladen, das Stück auch in der ABAI aufzuführen.
«So habe ich Marianne Spiller kennengelernt, die mich später für die Arbeit mit den Kindern der Samstagsgruppe anfragte. Es waren ältere Kinder, die schon längere Zeit in die ABAI kamen. Damals wur«Theater zu spielen, wurde zu einem wichtigen Ausgleich, die Stücke erfüllten einen erzieherischen Zweck, und allen gefiel es.»
den bis zu 8-jährige Kinder im Tagesheim, oft auch Krippe genannt, aufgenommen. Ausserdem gab es die Sozialwaisenhäuser für Kinder, die ausgesetzt worden waren.» Wie Marianne Spiller die sozialen Probleme der Gemeinde wahrnahm, beeindruckte Irivan gleich von Beginn: «Sie wusste genau, wo es hingehen sollte.
Was sie tat, war damals sehr innovativ, weil das Land noch über keine dezidierte Kinder- und Jugendpolitik verfügte.» Die Samstagsgruppe hatte daher eine sehr grosse Bedeutung für die Ausbildung vieler Jugendlicher, die ansonsten ohne jegliche Perspektive auf der Strasse geblieben wären, da sie aus sehr armen Vierteln kamen. Einige Jugend liche, die der Gruppe später wieder den Rücken kehrten, verfielen den Drogen, zwei von ihnen wurden ermordet. Von der Philosophie der Institution motiviert, beschloss Irivan, sich weiterzubilden. Er teilte seine Zeit nun zwischen der Arbeit auf dem Feld, dem Abendstudium und der Samstagsgruppe auf, mit der er Theaterstücke erarbeitete und zur Aufführung brachte. «Theater zu spielen, wurde zu einem wichtigen Ausgleich, die Kinder fühlten sich wohl, die Stücke erfüllten einen erzieherischen Zweck, und allen gefiel es.» Für Irivan war die Arbeit in der ABAI viel mehr als nur eine Anstellung: «Man musste sich total einsetzen, und alle liessen sich von Mariannes Talent inspirieren – es war keine Stelle, es war ein Auftrag.» Für Irivan war es in der Tat mehr als nur ein Job. Nach und nach nahm er an Studienkongressen teil, und er begann, sich vertiefte Kenntnisse über neue, in der ABAI entwickelte landwirtschaftliche Methoden anzueignen. Zudem engagierte er sich in der Landarbeitergewerkschaft. Bald reiste er als Vertreter von Mandirituba zu verschiedenen nationa-
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len und internationalen Kongressen, die sich mit der Thematik der landwirtschaftlichen Familienbetriebe befassten. Er schloss die Sekundarschule ab, besuchte die Universität und wurde im Alter von 25 Jahren zum ersten Mal Gemeinderat. Derzeit sitzt er der Gemeinderatskammer von Mandirituba vor und hat im Lokalradio sogar eine eigene Radiosendung, in der er seinem Publikum eine Mischung von traditioneller einheimischer Musik aus dem Landesinneren Brasiliens, religiösen Botschaften und kritischen politischen Meinungen aus der Bevölkerung vorstellt. Marianne Spillers Einfluss auf die Umsetzung sozialer Projekte zeigt sich besipielsweise in der Gründung des Strassenkinderprojekts «Quatro Pinheiros» in Mandirituba im Jahr 1994. Fernando de Gois, der Leiter dieses Projekts, setzt sich schon seit über 30 Jahren mit ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen auseinander. Seines Erachtens ist der Erfolg seines Projekts auch der Unterstützung der ABAI zu verdanken. «Anfangs», erinnert er sich, «entstand innerhalb der Gemeinde eine riesige Kontroverse, weil in diesem Land alle richten und verurteilen; die meisten Leute spielen sich als Richter auf, aber die wenigsten nehmen sich der Bedürftigen an.» Marianne Spiller hingegen erklärte sich – ohne das Projekt im Detail zu kennen – zur Unterstützung bereit. Zum ersten Treffen mit der Nachbarschaft, bei dem die Idee eines Hauses für Strassenkinder erörtert werden sollte, kam Marianne Spiller in Begleitung einiger bekannter Gesichter. Und da die Bevölkerung eine hohe Achtung hatte vor ihrer Arbeit mit den Kindern, fiel die Zustimmung zum Projekt eindeutig aus. So manch einer
Marianne Spillers Einfluss auf die Umsetzung sozialer Projekte zeigte sich in der Gründung des Strassenkinderprojekts «Quatro Pinheiros».
aus der Gemeinde nannte fortan auch das Strassenkinderprojekt kurzum «Krippe», so wie die ABAI im Volksmund genannt wurde. Man erkannte in den beiden Projekten ein und dieselbe Absicht – den Schutz von Kindern und Jugendlichen. Fernando de Gois ist überzeugt, dass die Partnerschaft zwischen «Quatro Pinheiros» und der ABAI viel bewirkt hat. «Mit ihrer Persönlichkeit, ihrem Unternehmergeist und ihrer Solidarität hat Marianne einen wichtigen Beitrag geleistet, denn sie hat neue, fortschrittlichere Konzepte eingebracht, und wir konnten viel von ihr lernen.» Tatsächlich war die Partnerschaft überaus erfolgreich. Die Idee, Kinder in prekären Situationen, die vorwiegend aus der Grossstadt Curitiba stammen, aufzunehmen und mit ihnen zusammen ein ganz neues Leben weit weg von der Grossstadt aufzubauen, eingebettet in
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eine kleine Gemeinschaft, liess sich nur mit der Unterstützung der Gemeinschaft umsetzen. Die Beteiligung der ABAI und der Erfahrungsaustausch mit ihr waren gerade am Anfang von grundlegender Bedeutung, um diese Unterstützung zu bekommen. «Darüber hinaus», erinnert sich Fernando de Gois, «konnte der erste fest angestellte Erzieher, der mit den Kindern arbeitete und das Angebot des Projekts entscheidend prägte, dank finanzieller Mittel der ABAI entlöhnt werden.» Fernando de Gois sieht in der ABAI «einen aufgehenden Samen, die allererste Sozialarbeit in Mandirituba, die erste mit Kindern und jetzt auch mit Menschen, die versuchen, ihr Leben wieder zurückzugewinnen. Viele Menschen trinken aus den Quellen der ABAI.» Seit seiner Gründung 1994 hat Fernando de Gois in seinem Strassenkinderprojekt über 400 Kinder betreut und dabei aussergewöhnliche Erfolge ausweisen können. Die Kinder sind von einem Problem zu einer Lösung geworden. «Quatro Pinheiros» wird mittlerweile international als Modellprogramm zur Wiedereingliederung von Kindern und Jugendlichen in Risikosituationen angesehen. Das Projekt zieht die Aufmerksamkeit von Studienteilnehmern aus verschiedenen Ländern auf sich und unterhält Partnerschaften, die nicht nur der Einrichtung selbst, sondern auch der Gemeinschaft nützen. «Ein gutes Beispiel hierfür», betont Fernando de Gois, «ist die Partnerschaft mit der Abteilung Gesundheit der Universidade Positivo in Curitiba, einer der grössten privaten Hochschulen im Bundesstaat «Es ist uns mit dieser kleinen lokalen Initiative gelungen, den Stadtbezirk zu verändern.»
Paraná, die für die medizinische und zahnmedizinische Betreuung der gesamten Gemeinschaft sorgt.» So biete «Quatro Pinheiros» heute die beste medizinische Versorgung der ganzen Stadt, erklärt er, ohne einen Hehl aus seiner Freude darüber zu machen, dass diese
Dienstleistungen der gesamten Bevölkerung zugute kommen. «Die Stadtverwaltung unterstützt uns dabei, sie aufrechtzuerhalten», erläutert Fernando de Gois, «die Partnerschaften sind aber entstanden, weil «Quatro Pinheiros» punkto Integration sehr gute Ergebnisse erzielt. Es ist uns mit dieser kleinen lokalen Initiative gelungen, den Stadtbezirk zu verändern. Wir unterhalten heute Partnerschaften mit ausländischen Universitäten, empfangen Besucher aus dem ganzen Land und werden von zahlreichen Unternehmen unterstützt, die von unserem Angebot gehört haben.» Fernando de Gois sieht in solchen «kleinen Lokalinitiativen» ein enormes Potenzial, wenn sie untereinander und mit den Behörden gut
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Die Bedeutung der ABAI für die Gemeinde Mandirituba
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kommunizieren. Dabei geht es nicht darum, staatliche Aufgaben zu ersetzen, sondern vielmehr, einen zusätzlichen Mehrwert zu schaffen. «Quatro Pinheiros» hat mit den Verwaltungen der Städte, aus denen die aufgenommenen Kinder stammen, Vereinbarungen getroffen, was sich für beide Seiten positiv ausgewirkt hat. Die guten Ergebnisse, die in Mandirituba erzielten wurden, sind nach Einschätzung von Fernando de Gois auch der Arbeit der ABAI zu verdanken. So hat die Gemeinde praktisch keine Probleme mit Strassenkindern mehr: «Da die ABAI in Sachen Kinderbetreuung während der Arbeitszeit ganze Arbeit geleistet hat, gibt es hier nur wenige Kinder, die mehr oder weniger sich selbst überlassen sind, wie das in nahezu allen anderen Kleinstädten häufig der Fall ist. Zudem hat Marianne Spiller es verstanden, den Fokus auf die Ursachen der Probleme, wie etwa die Problematik der alkoholabhängigen Eltern, auszuweiten.» Die aktive Kommunikation zwischen den Institutionen, die Marianne im Laufe der letzten 30 Jahre einführte, hat positive Ergebnisse gebracht. So hat «Quatro Pinheiros» viele Beiträge aus dem Null-Hunger-Programm «Fome Zero» erhalten, die mit anderen Einrichtungen wie etwa dem Altenheim und der Suchttherapiestation «Fazenda da Esperança» geteilt wurden. Das Bethel-Krankenhaus, das Drogenabhängige aufnimmt, unterhält eine informelle Partnerschaft mit dem Strassenkinderprojekt, die bis hin zur Erstattung von Geldern geht. «Dies ist etwas sehr Seltenes», weiss Fernando de Gois. «In Brasilien funktionieren viele Netzwerke – im Drogenhandel, bei der Korruption und der Kinderprostitution –, wir verfügen aber nahezu über keine Netzwerke im Bereich Kinderschutz. Für die Kinder gibt es also nur das Gesetz und die Polizei. Auf diese Weise erteilen wir ihnen nur Nach hilfe in Sachen Gewalt. Nicht die Kinder sind schuld daran, wenn die entsprechende Politik fehlt», sagt Fernando de Gois, «sondern wir. Daher müssen wir uns mit dem öffentlichen Dienst vernetzen. Wir müssen Anstrengungen unternehmen und sie bündeln, denn es sind die kleinen Aktionen, die alle zusammengenommen eine grosse Wirkung haben.»
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Die Gemeinde Mandirituba im Staate Paraná zählt rund 22 000 Einwohner. Davon leben 7000 unter der Armutsgrenze, in prekären Behausungen. Die Armenviertel liegen zum Teil weit verstreut in ländlicher Umgebung. Gelebt wird hier auf engstem Raum, meist ohne eigenes Land und ohne Arbeit. Alkoholismus, Drogen und Gewalt prägen das tägliche Leben der Menschen. Die ABAI sucht aktiv den Kontakt zu den betroffenen Familien und unterstützt sie in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden.
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