Neubau Kraftwerk Ziegelbrücke 2010 – 2011

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| NEUBAU KRAFTWERK ZIEGELBRÜCKE | 2010 – 2011 | Ein Projekt der Ziegelbrücke Energie AG


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Technische Daten der Kaplan-Turbine Ausbauwassermenge: 10 m3/s Gefälle: 8,4 m Leistung: 550 kW Energieproduktion: 2,65 Mio. kWh/Jahr

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Apparatekammer Stauwehr Einlaufbrücke Rundgang Druckstollen Rohrvortrieb unter Fabrik

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Hochwasserentlastung Einlaufrechen Restwasser Apparatekammer Umgehungsgewässer Grundablass

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Wehr Hochwasserentlastung Fischtreppe Trafostation Zentrale


Die Fritz + Caspar Jenny AG ist seit 1834 in der Textil­ produktion tätig, zu Beginn in der Fertigung von Baum­ wollgarnen, später auch in der Garnweberei. Beide Be­ reiche, vor allem das Spinnen, aber im kleineren Ausmass auch das Weben, sind sehr energieintensive Prozesse und benötigen viel Strom. Nicht verwunderlich also, dass die Produktionsstätten an Wasserläufen gebaut wur­ den, zunächst, um die Energie durch Transmission me­ chanisch zu übertragen, und später zur Erzeugung von elektrischem Strom. Das war auch bei der Spinnerei in Ziegelbrücke nicht anders. Im Jahr 1928 ging in Ziegelbrücke und Niederur­ nen eine fein abgestimmte Anlage mit drei Turbinen in Be­­trieb, eine in Niederurnen und zwei in Ziegelbrücke, von denen die eine für Starkwasser-, die andere für Schwachwasserperioden diente. Die Niederurner Turbine wurde Ende der 1980er-Jahre noch saniert und erneuert, die Anlage mit den beiden Turbinen in Ziegelbrücke bis zur Still­legung in der ursprünglichen Form betrieben. Die kleine Turbine im Loftgebäude Z25 ging 2007 in den Ruhestand, die beiden anderen folgten im April 2010. Ebenfalls nach der Jahrtausendwende gingen die Aktivi­ täten des Kraftwerks auf die Ziegelbrücke Energie AG über, eine 100-prozentige Tochterfirma der Fritz + Caspar Jenny AG. Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Anlage ihren Alterszenit längst erreicht hatte, auch wenn sie sich si­ cher noch einige Jahre hätte weiterbetreiben lassen.

Doch im Rahmen der Sanierung des Linthwerks kam das Bedürfnis auf, den Linthkanal mit dem Rautibach zu verbinden, was seit Inbetriebnahme der Spinnerei in Ziegelbrücke nicht mehr gewährleistet war. Dieses Vor­ haben liess sich aus Sicht der Eigentümerin nur durch ein Gesamtkonzept, mit Erneuerung der Kraftwerksan­lagen, verwirklichen. Im Sommer 2007 wurde deshalb dem Büro Jackcontrol AG in Glarus ein Studienauftrag für ein neu­ es Kraftwerk am Rautibach mit integrierten Fischauf­ stiegen erteilt. Schon im November lag der erste techni­ sche Bericht vor, der bis zum Sommer 2008 überarbeitet und den verschiedenen Bedürfnissen optimal angepasst wurde. In der Zwischenzeit ging auch die Anmeldung der kostendeckenden Einspeisevergütung über die Büh­ ne, sie wurde uns am 14. November 2008 zugesagt. Damit war die wichtigste Voraussetzung für einen wirtschaft­ lichen Betrieb gegeben. Am 20. Januar 2009 wurde der Vertrag für das Ausführungsprojekt unterschrieben und noch im gleichen Jahr, am 15. Juni, das Baugesuch ein­ gereicht. Das Projekt, das den Kraftwerksbau, die Anlage von Fischaufstiegen und den Hochwasserschutz vereinte, er­ wies sich als enorm komplex, noch dazu auf einem fast 180 Jahre alten Areal mit sehr bescheidenen Planunter­ lagen. So kam es während der Bauarbeiten denn auch zu kurzfristigen, jedoch unausweichlichen Entscheidungen von grosser Tragweite, etwa für den vollständigen Ersatz der Heizanlage im unteren und oberen Areal oder für den


Ersatz der Hauptstromzufuhr zur Trafostation Bachdörfli vom Verteiler Linthsteg her. Insbesondere der Hochwas­ serschutz führte dazu, dass die Baueingabe noch einmal überarbeitet werden musste. Doch alle Hindernisse wur­ den überwunden, und am 19. März 2010 erhielten wir die Baugenehmigung Nr. 937 der Gemeinde Niederurnen. Es konnte losgehen. Der Spatenstich erfolgte am 14. April 2010, und die Arbeiten kamen zügig voran. Einzig die verspätete An­ lieferung der Tunnelbohrmaschine hielt den Schwung etwas auf, doch liess sich die Verzögerung aufgrund der guten Witterung während der gesamten Bauzeit einho­ len. Vor allem im Januar und Februar konnten wir prak­ tisch jeden Tag betonieren. Die Highlights des Projekts waren unbestritten der An- und Abtransport der Tunnel­ bohrmaschine, der Durchstich des Rohrvortriebs, die An­lieferung der Turbine mit Generator und – selbstver­ ständlich – die Inbetriebnahme der Anlage. Leider galt es auch Rückschläge zu verkraften. So brachte der Einsturz der Ostfassade der alten Spinnerei infolge einer Was­ serumleitung grosse Umtriebe mit sich und band viele Ressourcen. Doch selbst solchen Widrigkeiten zum Trotz konnten wir die Anlage am 20. Mai 2011 mit einem Dreh­ fest in Betrieb nehmen, und am 24. Juni 2011 wurde sie offiziell eingeweiht. Nicht vorhersehbar war die extreme Trockenheit in den ersten Betriebsmonaten, so dass ab­ zuwarten bleibt, wie gut die Anlage die Erwartungen über längere Zeit erfüllen kann.

Grösstenteils unabhängig vom eigentlichen Kraft­ werksprojekt entstand, mit Schwerpunkt am unteren Weiher, eine ganz neue Landschaft. Der alte wasserfüh­ rende Kanal konnte aufgehoben werden, und die Land­ schaftsarchitekten Beglinger und Bryan haben in diesem Teil des Areals ein wahres Bijou gestaltet. Schon heute zeigt sich, dass sich der nicht zwingende Aufwand ge­ lohnt hat. Viele Tiere nutzen und geniessen die neue Um­ gebung, die Bevölkerung freut sich über den Rundweg um den oberen Weiher, und wenn die Pflanzenwelt erst ein wenig gewachsen ist, wird sich die wahre Schönheit der Anlage voll entfalten. Als Bauherr möchte ich hier allen Beteiligten gros­ sen Dank dafür aussprechen, dass wir diese Kraftwerks­ anlage in Rekordzeit planen und erstellen konnten. Der Dank gilt allen voran der Firma Jackcontrol AG, die das Projekt entwickelt und geleitet hat, sodann den Behörden von Kanton und Gemeinde, die immer nach sinnvollen Lösungen im Rahmen der gestellten Vorgaben gesucht haben, sowie allen beteiligten Unternehmen, besonders den Firmen Andritz (Turbine) und Trümpi (Bau). Wir sind überzeugt, dass mindestens drei Generationen Freude an diesem Werk haben werden, ja, wenn es gut gepflegt wird, vielleicht sogar noch mehr.

Caspar Jenny Geschäftsleiter Fritz + Caspar Jenny AG



>  Vorbereitungen fĂźr die Tunnelbohrmaschine im Startschacht





>  Anlieferung und Installation der Tunnelbohrmaschine und der Röhren für den Vortrieb









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