Folder Bildungspolitik - OEH Wahl 2011

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Zeit zum Studieren statt Arbeiten Das Klischee der faulen BummelstudentInnen ist nach wie vor weit verbreitet. Es widerspricht der Lebensrealität der Studierenden jedoch grundlegend. Über 60 Prozent aller Studierenden arbeiten regelmäßig – durchschnittlich 20 Stunden pro Woche – um sich ihr Studium finanzieren zu können. Die meisten anderen jobben in den Ferien, nur 16 Prozent können es sich leisten, gar nicht arbeiten zu gehen. Eigentlich sollte das Stipendiensystem allen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft ein Studium ermöglichen. Doch nur 18 Prozent bekommen ein Stipendium, welches noch dazu nur durchschnittlich 280 Euro pro Monat beträgt.

Wer nebenbei arbeiten muss, um sich das Studium zu finanzieren, hat weniger Zeit für das Studium. Dies ist der häufigste Grund für einen Studienabbruch. Besonders betroffen sind dabei Studierende aus Familien mit geringerem Einkommen und aus Nicht-AkademikerInnen Familien. Und dies alles zusätzlich zum österreichischen Schulsystem, das extrem selektiv wirkt. Die bestehenden Beihilfensysteme gehen nach wie vor davon aus, dass Studierende bis 26 zu Hause wohnen und Familienbeihilfe und Unterhalt von ihren Eltern bekommen. Dies trifft jedoch oft nicht zu und selbst wenn, ist es häufig an Bedingungen der Eltern gekoppelt, wie zum Beispiel das „richtige Fach“ zu wählen. Wir wollen, dass alle genügend Zeit für ihr Studium haben. Dafür müssen Studierende sozial so abgesichert sein, dass sie sich auf ihre Bildung konzen-trieren können.

Wir brauchen ein modernes Stipendiensystem, das Studierende als selbstbestimmte Menschen anerkennt und ihnen genügend Zeit für ihr Studium gibt. Die GRAS fordert daher eine Grundsicherung für alle StudentInnen in der Höhe von 753 Euro pro Monat.

Studium statt Hindernislauf Obwohl die Zahl der AkademikerInnen in Österreich weit unter dem europäischen Schnitt liegt, versucht die Regierung den Studierenden immer noch mehr Steine in den Weg zu legen. Statt sich zu freuen, dass viele Menschen studieren möchten, wird eine Knock-Out-Phase eingeführt, die es den Unis ermöglicht, Studierende schnell wieder los zu werden. Diskussionen zur Beschränkung der Plätze und zur flächendeckenden Wiedereinführung der Studiengebühren prägen den bildungspolitischen Alltag. Die Studienpläne wurden mit der Bologna-Umstellung in vielen Fächern stark verschult. Mittels Voraussetzungsketten wurden zahlreiche Hindernisse innerhalb der Studien eingebaut. Die Berechnung der ECTS-Punkte stimmt selten mit dem tatsächlichen Arbeitsaufwand für eine Lehrveranstaltung überein. Viele kleinteilige Prüfungen am Ende des Semesters bewirken, dass wir Inhalte in uns hineinstopfen, um sie zu reproduzieren. Nachhaltiges Lernen sieht anders aus. Das schlechte Betreuungsverhältnis führt dazu, dass die Lehrenden ständig überfordert sind und – auch wenn sie wollen – kaum Zeit für die Betreuung der Studierenden haben. Richtiges Feedback für abgegebene Arbeiten zu bekommen oder nachfragen zu können, wenn Probleme mit dem Stoff auftauchen, hat mittlerweile Seltenheitswert. Verschiedene Studien bestätigen die ständig steigende psychische Belastung der Studierenden. Prüfungsstress, Versagens- und Existenzängste sind Begleiterscheinungen des permanenten Leistungsdruckes, der auf Studierenden lastet.

Die GRAS fordert studierendenfreundliche Studienpläne und die Abschaffung der Hürden im Studium. So wird der Leistungsdruck reduziert und mehr Zeit zum Studieren gegeben. Ein Studium soll Freude machen und kein belastender Hindernislauf sein.

Über den Tellerrand schauen Wir Studierende haben immer weniger Möglichkeiten uns mit Studieninhalten kritisch auseinander zu setzen oder uns mal mit einem spannenden Thema intensiver zu beschäftigen. Die Aufgabe der Universitäten wird häufig als die „Produktion” von AbsolventInnen für den Arbeitsmarkt verstanden. Die Bedeutung von Bildung für partizipative Demokratie und eine aufgeklärte Gesellschaft wird – wenn überhaupt – nur am Rande erwähnt. Anstelle individueller Studierendeninteressen treten die scheinbaren Anforderungen des Arbeitsmarktes. So wurden freie Wahlfächer aus den Studienplänen gestrichen und andere Wahlmöglichkeiten in den Studienplänen stark eingeschränkt. An den Instituten werden kritische WissenschaftlerInnen gekündigt, die sich nicht dem aktuellen Forschungsmainstream unterordnen. Die Universität muss ein Raum kritischer Auseinandersetzung und wissenschaftlichen Austausches sein. Diesen Raum wollen wir selbst mitgestalten, sowohl was unser Studium als auch die Universität als Ganzes betrifft. Die GRAS fordert Studienpläne, die ein selbstbestimmes Studieren ermöglichen, die Wiedereinführung freier Wahlfächer und mehr Mitbestimmung an den Universitäten.

GRAS Grüne und Alternative StudentInnen


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