Grün Aktiv 2/2018

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Österreichische Post AG Info.Mail Entgelt bezahlt

An einen Haushalt

grün❯❯aktiv Grünes Magazin für die Stadtgemeinde Wolkersdorf

2/2018

Explodierende Schulden

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ES GEHT AUCH ANDERS

“Ausbildung statt Abschiebung”

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NEUE RADWEGE

Geforderte Verbesserungen umgesetzt

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FERIENSPIEL

Fußballgolf – Bewegung und Spaß

© Barbara Rader

Licht ins Dunkel der exorbitanten Schuldensteigerung

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UNSER WASSER

Grundwasser im Weinviertel


FINANZEN

Explodierende Schulden Licht ins Dunkel der exorbitanten Schuldensteigerung © Barbara Rader

Sanierung der Sporthalle, Neubau der Volksschule, Errichtung eines Jugendzentrums – alles wichtige Projekte in einer Gemeinde. Projekte, die aber auch finanziert werden müssen!

© Thomas Falch

Schuldenentwicklung in der Stadtgemeinde Wolkersdorf Der mittelfristige Finanzplan (MFP) aus dem Jahr 2017 sieht eine relativ gleichbleibende Schuldenentwicklung vor. Herr Mag. Peter Biwald vom Zentrum für Verwaltungsforschung KDZ stellte der Stadtgemeinde 2017 eine gute Bewertung der Finanzlage aus, warnte in seinem Vortrag und Bericht aber davor, weitere Schulden aufzunehmen.

MAG.a DR.in SUSANNE GRUBER Umweltgemeinderätin der WUI susanne.gruber@aon.at

Der Gesamthaushalt der Stadtgemeinde umfasst pro Jahr ca. € 20 bis 22 Mio. Allerdings steigt seit ein paar Jahren die Verschuldung stark an. Die Darlehenshöhe betrug im Jahr 2015 noch unter € 10 Mio., im Jahr 2017 lag dieser Betrag bereits über € 13 Mio. Es ist auffallend, dass bei allen Großprojekten die ursprünglich geplanten Kosten dramatisch anstie-

Seit DI Anni Steindl das Amt der Bürgermeisterin übernommen hat, stieg die Darlehenshöhe pro Einwohner um +€ 796,- an – das sind +94 %. Das heißt, innerhalb von 8 Jahren verdoppelte sich die Darlehenshöhe pro Einwohner! Aber selbst, wenn kürzere Zeitintervalle herangezogen werden, sieht es nicht viel besser aus. Seit dem Jahr 2015 stieg die Darlehenshöhe pro Einwohner um 37 %, von € 1.200,- auf € 1.642,- im kommenden Jahr!

€ 1,4 Mio. € 2,2 Mio. € 1,5 Mio. € 20 Mio.

(Stand August 2018)

€ 1,9 Mio. € 10 Mio.

(geschätzt, derzeit Bedarfsanalyse und Kostenschätzung)

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Pro-Kopf-Verschuldung Im Jahr 2010 betrug die Darlehenshöhe je Einwohner in unserer Gemeinde € 846,67. Diese Darlehenshöhe stieg mittlerweile auf € 1.545,08 im heurigen Jahr an.

Wenn private Haushalte oder Betriebe so agieren, drehen die Banken sehr rasch den Geldhahn zu.

Großprojekte seit 2015 Jugendzentrum Outback Gasthaus Obersdorf Platz der Generationen Umbau Volksschule Sporthalle Veranstaltungszentrum

gen. Beim noch laufenden Projekt Volksschule NEU sind wir bei einer Kostensteigerung von sogar 177 % angelangt. Solche Kostensteigerungen könnten reduziert werden, wenn Generalunternehmer oder die Bauaufsicht vertraglich an Obergrenzen gebunden werden. Diesbezügliche Anträge der Opposition wurden bisher immer abgelehnt.

Projekt „Volksschule NEU“ Es ist klar, dass eine Gemeinde adäquate Schulgebäude braucht. Wir alle wissen, dass guter Unterricht aber nicht in Geld gemessen werden kann, sondern an den Lehrerinnen und Lehrern hängt, die guten Unterricht machen. Das gelingt leichter und besser, wenn gute räumliche Rahmenbedingungen geschaffen werden.


❯❯ FINANZEN Die geschätzten Kosten für die Sanierung unserer Volksschule wurden zu Beginn mit € 7,2 Mio. angegeben. Sogar der Mittelfristige Finanzplan von 2017 ging noch von dieser Summe aus. Bereits im März 2017 stiegen die Gesamtkosten auf das Doppelte, auf € 16,5 Mio. an, jetzt 2018 wurde eine Kostensteigerung von 177 % erreicht, wir stehen bereits bei Baukosten von mindestens € 20 Mio.!

Schuldenentwicklung der Stadtgemeinde Wolkersdorf

Das ist beinahe das Dreifache der ursprünglich geplanten Baukosten!

Projekt Sporthalle Seit Projektbeginn „Volksschule NEU“ wurde die Sanierung der Sporthalle und der Bau der Volksschule als ein Gesamtprojekt gesehen. In der Sitzung des Wolkersdorfer Gemeinderates am 3.5.2018 wurde der Abschluss eines Mietvertrages mit der Mittelschulgemeinde beschlossen. Das Projekt Sporthalle wurde aus dem Projekt „Volksschule NEU“ ausgegliedert und auch im Nachtragsvoranschlag 2018 der Stadtgemeinde mit € 1,9 Mio. neu angesetzt.

Darlehenshöhe pro EW in EUR

Das notwendige Darlehen für die Sanierungsarbeiten wird jetzt von der Mittelschulgemeinde getragen. Die Stadtgemeinde bezahlt dieses Darlehen über den Umweg als Mitglied der Mittelschulgemeinde als Miete für die Sporthalle. Prüfbericht des Landes NÖ Die Finanzgebarung der Stadtgemeinde Wolkersdorf wurde zuletzt im März 2018 geprüft. Neben der Prüfung des Gemeindehaushaltes und der Abgaben, Steuern und Gebühren wurde auch die Finanzlage geprüft. Die Prüfer sehen die höhere Belastung durch die Sanierung der Volksschule und schlagen deshalb vor, dass neben laufender Anpassungen der Gemeindegebühren weitere Darlehensaufnahmen weitgehend vermieden werden sollen! Das bedeutet, dass vernünftigerweise keine weiteren Großprojekte von unserer Stadtgemeinde finanziert werden können. Der Verschuldungsgrad ist einfach zu hoch! Projekt Veranstaltungszentrum Trotz dieses kritischen Berichts des Landes NÖ werden großzügig weitere Projekte geplant. In der Gemeinderatssitzung vom 15. März 2018 stellte BM Anni Steindl den Antrag, dass im Herbst 2019 der Spatenstich für ein Veranstaltungszentrum erfolgen soll. So wichtig ein solches Zentrum für unsere

Gemeinde ist, aber es wurde und wird nicht geprüft, ob die Umsetzung so rasch und unter diesen finanziellen Gegebenheiten sinnvoll ist.

zweistelligen Millionenbetrag – schätzen wir € 10 Mio. – zu Buche schlagen. Damit wäre die Darlehenshöhe pro Einwohner bei fast dem Doppelten vom Jahr 2010 angelangt.

Die Machbarkeits- und Bedarfsanalyse für ein Veranstaltungszentrum wird derzeit durchgeführt. Wenn man ähnliche Gebäude für eine Kostenschätzung heranzieht, könnte sich auch dieses Projekt wieder mit einem

Wollen wir eine so hohe Verschuldung? Nächstes Jahr wird mit all diesen Projekten die Verschuldung pro Einwohner weiter steigen – auf voraussichtlich € 1.640,❮❮

Quellen und weiterführender Link: Mittelfristiger Finanzplan 2014, Mittelfristiger Finanzplan 2017, Rechnungsabschlüsse 2015 – 2017, Nachtragsvoranschlag 2018

Zentrum für Verwaltungsforschung KDZ www.kdz.eu

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SOZIALES ❯❯

Fotos © www.ausbildung-statt-abschiebung.at

Es geht auch anders! Wer hat was davon, wenn Lehrlinge abgeschoben werden, fragt sich Rudi Rögner.

Hermann Maier tat es. Reinhold Mitterlehner und Erika Pluhar machten es. Ursula Strauss, Hilde Dalik und weitere 57.030 ÖsterreicherInnen haben die Petition „Ausbildung statt Abschiebung“ unterschrieben. Sie fordern die Bundesregierung auf, Lehrlinge mit einem negativen Asylbescheid nicht gleich abzuschieben, sondern ihnen zu garantieren, dass sie die Lehre fertig machen und dann noch zwei Jahre in ihrer Firma arbeiten können.

© Thomas Falch

Vorbild für dieses Modell ist Deutschland. Ins Leben gerufen wurde die Initiative vom Grünen Rudi Anschober, Mitglied der oberösterreichischen Landesregierung.

MAG. RUDOLF RÖGNER Obmann Flüchtlingshilfe Wolkersdorf Mag. Rudolf Rögner studierte Theologie und Sozialarbeit und ist als Schuldnerberater in Wien tätig.

S

Weiterführende Links

www.ausbildung-statt-abschiebung.at www.anschober.at

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Worum geht es genauer: Asylwerbende sind ja grundsätzlich vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen. Sie können nur für Saisonarbeiten (z. B. Ernteeinsätze) eine Beschäftigungsbewilligung erhalten, wenn sich sonst niemand aus Österreich oder der EU für diese Tätigkeit findet. Seit fünf Jahren gibt es eine weitere Ausnahme: Auch junge Asylwerbende unter 25 dürfen eine Lehre absolvieren, wenn sie in einem Mangelberuf eine Lehrstelle finden. Aktuell geht es hier österreichweit um 950 Lehrlinge, fast die Hälfte von ihnen arbeitet in Oberösterreich. Viele von ihnen (mehr als ein Drittel) haben aber mittlerweile einen Negativbescheid im Asylverfahren erhalten, sodass eine Lösung seitens der Politik dringend wird. Der Linzer Wirtschaftsprofessor Friedrich Schneider errechnete die betriebswirtschaftlichen Kosten einer Abschiebung. Zieht man die produktiven Leistungen eines Lehrlings ab so muss der Betrieb 2.609 Euro an Nettokosten im ersten Lehrjahr in den Wind schreiben.

Dabei sind die ÖsterreicherInnen selber für eine menschliche Lösung. Das Meinungsforschungsinstitut SORA führte unter 902 Personen eine repräsentative Umfrage durch, und 79 Prozent sprachen sich eher dafür aus, jungen AsylwerberInnen die Ausbildung fertig machen zu lassen, nur 15 Prozent waren für eine sofortige Abschiebung. Nach den fünf Jahren in Beschäftigung ist dann zu prüfen, ob ihnen ein humanitäres Bleiberecht erteilt werden kann. Das setzt natürlich Unbescholtenheit voraus. Aber das ist ja gar kein Gemeindeproblem, könnte man einwenden. 91 Gemeinden sehen das anders und haben die Petition unterstützt, ebenso 624 Unternehmen. Und die Gemeinde Wolkersdorf könnte diesem Beispiel folgen. Wir ÖsterreicherInnen können hier ja auch auf unsere Erfahrungen mit dem Bosnienkrieg 1992-95 zurückgreifen. Damals kamen 90.000 Flüchtlinge nach Österreich. Das damalige Fremdengesetz wurde eigens entschärft, um ihnen einen legalen Aufenthalt zu ermöglichen. 30.000 von ihnen zogen nach dem Krieg wieder in ihre Heimat zurück, die anderen blieben hier. Sie hatten mittlerweile Anknüpfungspunkte gefunden, einen Arbeitsplatz, eine passende Wohnmöglichkeit einen guten Schulplatz. Da die Integration so gut gelungen ist, merkt man ihre Herkunft gegenwärtig meistens nur an den bos❮❮ nischen Namen.


© Liselotte Zvacek

❯❯ RÜCKBLICK / VERANSTALTUNGEN

schichte und Mammutjäger. Danach wurde in Nikolsburg/Mikulov noch die Schlossanlage umwandert und der malerischen Hauptplatz besichtigt. Bei einer guten Flasche Grüner Veltliner beschlossen die TeilnehmerInnen den Sonntag in Mikulov und waren gegen 18 Uhr wieder in Wolkersdorf. Viele TeilnehmerInnen haben bei diesem Ausflug erstmals die Sehenswürdigkeiten unserer Nachbarn in Südmähren besichtigt.

Radwege und Radwegquerungen Von der WUI und der Wolkersdorfer Radlobby lange geforderte Verbesserungen für RadfahrerInnen, wie die neuen Markierungen rund um das Rathaus, der Radweg an der Wiener Straße und eine Verbindung der neuen Siedlungsanlage auf den GAM-Gründen ins Zentrum, sind umgesetzt!

Die Kanutour wird 2019 wieder angeboten und hoffentlich ❮❮ kann dann bei strahlendem Wetter gepaddelt werden.

© Christian Schrefel

Siehe dazu auch den Vortrag von Ass. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Michael Meschik, dessen interessante Vortragsfolien download bereitstehen. www.radlobby.org/noe/radv ❮❮

Urlaub daheim Die Kanutour 2018 wurde wegen Schlechtwetter und Gewitterwarnung kurzfristig umgeplant. Am Sonntag den 22.7.2018 wollten rund 40 WolkersdorferInnen wieder zur alljährlichen Kanutour durch das Naturschutzgebiet Thaya/March Auen aufbrechen. Leider machte ihnen das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Unwetterwarnungen der ZAMG veranlassten Stadtrat Christian Schrefel kurzfristig eine Alternative anzubieten. So startete um 9 Uhr eine kleinere Gruppe nach Feldsberg/Valtice, wo die Kolonnade Reistna, das Schloss und die Kirche besichtigt wurden. Weiter ging es nach Eisgrub/Ledenice, wo der Schlosspark und verschiedene Bauwerke (unter anderem das Minarett) besichtigt wurden. Außerdem wurde hier auch eine Greifvogelschau besucht. Ab dem frühen Nachmittag gab es strömenden Regen und die Gruppe besuchte das neue Archäologische Museum Palava mit den Schwerpunkten Urge-

Ferienspiel 2018 Am 3. August 2018 hatten WUI ihr Ferienspiel im Schlosspark Wolkersdorf. Auf dem überschaubaren Gelände des Kinderspielplatzes wurde erstmals in Wolkersdorf ein Fußballgolf-Kurs angelegt.

© Erwin Mayerr

Wir von der WUI werden uns auch weiterhin dafür einsetzten, dass im Ortsgebiet Tempo 30km/h umgesetzt wird, wie dies Verkehrsexperten aus Sicherheitsgründen fordern.

© Susanne Gruber

Auf Initiative der WUI und der Wolkersdorfer Radlobby gelang es außerdem die Radwegquerungen bei Sanierung bzw. Umbau der Obersdorfer Straße wesentlich zu verbessern und sicherer zu machen. Da hier an einigen Stellen (Haasgasse, Bahnallee und Johann Schweigergasse zur neuen Alpenland Siedlung/ehemals GAM-Gründe) Hauptverbindungen für FußgängerInnen, RadlerInnen und SchülerInnen bestehen, werden dies Querungen auch optisch mit rotem Asphalt markiert.

Fußball, weil der Ball nur mit dem Fuß gespielt werden darf, Golf weil mit möglichst wenigen Berührungen vom Abschlag bis zum Ziel (kleines Tor statt Loch um eine Fahne) der Ball versenkt werden soll. Rund 15 Kinder zwischen 7 und 15 Jahren hatten den Dreh schnell raus und spielten den Kurs aus 5 Stationen mehrmals durch. Über eine kleine Rutsche, unter Bänken, an Bäumen vorbei und in das Kletterhaus war der Ball zu befördern. Sehr geschickt brauchten die Kinder nur wenige, gefühlvolle Kicks um den Kurs zu meistern. Viele nahmen die Idee wohl auch fürs nächste Geburtstagsfest im Garten mit. Bewegung und Spaß im Ort ist ökologisch sinnvoll und gut für die Gesundheit. Schnellere Bewegungen waren bei der Hitze über ❮❮ 35°C auch nicht möglich.

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❯❯ UMWELT

Weinviertler und Wolkersdorfer Grundwasser: © fotolia.com

Quo vadis?

© Thomas Falch

Nitrat gelangt vor allem über das Düngen in der Landwirtschaft ins Grundwasser.

RAINER WEISSHAIDINGER lebt mit Familie in Obersdorf und beschäftigt sich beruflich mit nachhaltigem Landbau und Ressourcenschutz

Seit Jahren ist das Problem eines sich verschlechternden Grundwassers im gesamten Weinviertel bekannt, besonders dramatisch ist die Situation im Marchfeld. Erhebliche Mehrkosten unter anderem für die Trinkwasseraufbereitung sind die Folge! Wolkersdorf kann aufgrund der deswegen notwendig gewordenen Aufbereitungsanlage ein Lied davon singen. Mit solchen Baumaßnahmen werden jedoch nur Symptome bekämpft, nicht aber die Ursachen angegangen. Seitens der lokalen bis nationalen Politik und der Gesellschaft wird das Thema kaum und nur sehr ungern behandelt. Der Schwarze Peter wird gerne herumgereicht. Das hilft aber niemandem – weder der Landwirtschaft noch der Gesellschaft. Druck zum Handeln und zur Ursachenbehebung entsteht dessen ungeachtet seit Jahren durch eine Richtlinie der Europäischen Union. Ziel der „Wasserrahmenrichtlinie“ aus dem Jahr 2000 ist der einwandfreie Zustand der Grundwasserkörper in der gesamten EU. Das wird zum Beispiel ausgedrückt durch einen Nitratwert unter 50 Milligramm pro Liter Wasser. Die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie waren bis 2015 zu erfüllen, Österreich nahm eine Fristverlängerung bis 2027 in Anspruch. Spätestens dann drohen Strafzahlungen. Dass die EU den Umweltsündern nicht ewig zuschauen wird, erlebt diese Tage Deutschland, dem nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs Strafzahlungen in Milliardenhöhe drohen. Doch Strafen sollten kein Grund für Handlungen sein.

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Von der Problematik weiß man im Weinviertel seit langem, durch die Klimaänderung wird sich die Situation eher verschärfen. Aktuell ist bei fast der Hälfte der Messstellen eine Grundwassergefährdung durch Nitrat gegeben. In Bezug auf Nitrat ist der größte Teil des Weinviertel ein so genanntes „voraussichtliches Maßnahmengebiet“, also ein Gebiet, in dem aktiv Maßnahmen gesetzt werden müss(t)en. In anderen Worten: ein Sanierungsfall! Trotz Beteuerungen von Seiten der Landwirtschaft, hier handle es sich um Sünden der Vergangenheit, geht der Trend leider weiter in Richtung Verschlechterung. Durch die langen Verweilzeiten des Grundwassers ist eine Verbesserung nur langfristig möglich. Im Trockengebiet Österreichs haben es die Landwirte natürlich schwerer, da Nitrate durch das Regen- und Versickerungswasser weniger stark „verdünnt“ werden als in regenreichen Gebieten. Es ist fünf vor Zwölf um konkrete Maßnahmen zu setzen. Doch wer sind die Verantwortlichen um solche Maßnahmen zu setzen oder anzuordnen und die Qualität des Grundwassers wiederherzustellen? Für das Weinviertel hat sich der Österreichische Rechnungshof diesem Thema im Rahmen einer Gebahrungsprüfung angenommen. Der schon im Juli 2015 veröffentlichte Bericht liest sich über weite Strecken wie ein (österreichisches) Possenspiel. Weder auf Bundesebene noch auf Landesebene wurden die rechtlichen Instrumentarien laut Rechnungshof ausgeschöpft. Demgemäß hatte der Bun-


❯❯ UMWELT

desminister für Land– und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft gegenüber dem Landeshauptmann und den ihm unterstellten Behörden eine Richtlinien- und Weisungskompetenz. Doch hier übt man sich in gekonnten Schuldzuweisungen, was den Rechnungshof zur folgenden süffisanten Bemerkung veranlasst: „Im Sinne der Verbesserung der Qualität des Grundwassers wäre es zweckmäßig, dass die befassten Behörden ihre Verantwortung umfassend wahrnehmen und nicht auf Handlungsmöglichkeiten der jeweils anderen Behörden hinweisen sollten.“ Als gelernter Österreicher ist man politisches Ballgeschiebe ja gewohnt. Problematisch wird es vor allem aber dann, wenn der Rechnungshof die räumliche Einteilung der Grundwasserkörper als zum Teil nicht repräsentativ, die freiwilligen ÖPULMaßnahmen (Österreichisches Programm für umweltgerechte Landwirtschaft) als unzureichend und fehlende Ursachenforschung kritisiert und eine mangelnde Kontrolle gerade in den belasteten Gebieten seitens der Kontrollbehörden feststellt: „Die Kontrolle der zentralen Gewässeraufsicht im Weinviertel (angesiedelt beim Land) war wenig umfangreich (…). Sie entsprach damit nicht den Anforderungen eines aktiven Gewässerschutzes. (…) Der Anteil der von der AMA im Weinviertel kontrollierten Betriebe lag mit durchschnittlich 0,89 % unter dem österreichweiten Durchschnitt von 1,34 %. Im voraussichtlichen Maßnahmengebiet Marchfeld war der Anteil der kontrollierten Betriebe noch geringer und lag durchschnittlich lediglich bei 0,59 %.“ Das klingt entweder nach behördlichem Versagen oder gewollter Verschleierung. Als Begründung diente dem Land Niederösterreich gegenüber dem Rechnungshof eine „fehlende Kenntnis der konkret erforderlichen Maßnahmen“. Unter dem Motto: Solange wir die Ursachen nicht genau kennen, können wir keine Maßnahmen tätigen. Seit mehreren Jahren wird auch in den jährlichen Umweltberichten der Stadt-

gemeinde Wolkersdorf eine Überprüfung der Grundwasserströme und die Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen gefordert. Die dadurch entstehenden Folgen und Folgekosten bezahlt der Konsument von Trinkwasser, so der Rechnungshof und bezieht sich dabei auf Wolkersdorf: „Für die zum Teil im öffentlichen Eigentum befindlichen Wasserversorger entstand infolge der hohen Nitratbelastung des Grundwassers durch erforderliche Aufbereitungsmaßnahmen (…) ein zusätzlicher Aufwand. (…) Aufbereitungsbedarf aufgrund einer Nitratbelastung des Grundwassers hatte lediglich der Wasserverband GV Wolkersdorf-Pillichsdorf. Die Kosten für die Aufbereitung des nitratbelasteten Grundwassers hatten letztlich die Wasserbezieher zu tragen. Da die Nitratbelastungen eine Folge landwirtschaftlicher Bewirtschaftung waren, widersprach dies dem Prinzip der Verursachergerechtigkeit.“ Das Verursacherprinzip – ein Grundwert der Europäischen Union und unserer Rechtsstaatlichkeit – wird komplett ausgehebelt. Dass der Bund und das Land Niederösterreich mit den beiden neuen Frauen an den Spitzen des Ministeriums bzw. des Landes hier rasch etwas an der bisherigen Inaktivität ihrer Vorgänger ändern und die Kritik unter anderem vom Rechnungshof ernst nehmen, wäre äußerst wünschenswert. Daneben ist aber auch die Gemeinde Wolkersdorf bzw. der Wasserverband Wolkersdorf-Pillichsdorf gefragt. Neben der – ja, notwendigen Errichtung – der Aufbereitungsanlage im Brunnenfeld Wolkersdorf müssen wir für die langfristige Absicherung der Wasserqualität sorgen. Dies kann durch ein gezieltes und strikteres Schutzgebietszonen-Management erreicht werden. Dafür müsste das Land Niederösterreich zuallererst aber eine Bestimmung der Herkunft der Grundwässer veranlassen. Dazu hat der Wasserverband Wolkersdorf-

Pillichsdorf das Land NÖ auf Antrag von Umweltstadtrat Christian Schrefel bereits aufgefordert. Die Auskunft des Landes war: wir haben keine Unterlagen! Daraufhin wurde nun das UBA (Umweltbundesamt) kontaktiert, hier soll demnächst ein Maßnahmenvorschlag und Details zu den Grundwasser❮❮ strömen geliefert werden.

Gemeindeumweltbericht Jedes Jahr ist von der Umweltgemeinderätin (Mag. Dr. Susanne Gruber/WUI) über die Umweltsituation im Gemeindegebiet zu berichten. Aus dem Bericht für 2017 geht hervor, dass die Stadtgemeinde Wolkersdorf zwar die gesetzlichen Vorgaben erfüllt, aber vergleichsweise wenig getan wird, um die Umweltsituation zu verbessern, das Klima zu schützen und weiteren Schadstoffausstoß zu verhindern und damit die Gesundheit der Bevölkerung zu bewahren und zu verbessern. Im Energie- und Klimacheck der eNU Energie- und Umweltagentur NÖ erreichte die Stadtgemeinde einen Umsetzungsgrad von 63 %. In den Bereichen Mobilität, Bodenschutz & Raumplanung, Globale Verantwortung und Klimagerechtigkeit liegt das größte Verbesserungspotential, um die Umweltsituation bei uns zu verbessern. Außerdem sollte die Gemeinde dem e5-Programm für NÖ Gemeinden beitreten. Dabei erhält sie Unterstützung in der Umsetzung von Klima- und Umweltschutzmaßnahmen. Den vollständigen Gemeindeumweltbericht für das Berichtsjahr 2017 finden Sie auf www.wui-diegruenen.at unter Aktuelles zum Download. ❮❮

LINKS Link zum Bericht des Rechnungshofes „Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie im Bereich Grundwasser im Weinviertel“: www.rechnungshof.gv.at/fileadmin/downloads/_jahre/2015/berichte/teilberichte/niederoesterreich/Niederoesterreich_2015_07/ Niederoesterreich_2015_07_3.pdf Wasserversorgung Gemeindeverband Wolkersdorf Pillichsdorf: Aktuelle Gutachten zur Wasserqualität: www.unser-wasser.at/downloads/wasserbefunde Umweltbericht 2017 der Stadtgemeinde Wolkersdorf www.wui-diegruenen.at/script/tinymce/uploaded/2018/WoDo_Umweltbericht_2018.pdf

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Einladung zur Buchpräsentation der Neuerscheinung

Wir waren eine alt-österreichische Erzählungen aus Familie. drei Generationen.

Lesung mit

Mercedes Echerer Mittwoch, 26. September 2018, 19.00 Uhr AHS Wolkersdorf, Withalmstraße 14 Wolkersdorf 1938 | Verein zur Dokumentation der Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Wolkersdorf Hauptstraße 17, 2120 Wolkersdorf, www.wolkersdorf1938.at

IMPRESSUM

Dieses Produkt wurde nach den Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens für schadstoffarme Druckprodukte hergestellt.

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Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: WUI - Die Grünen, Hauptstraße 17, 2120 Wolkersdorf, www.wui-diegruenen.at, info@wui-diegruenen.at Erscheinungsort: Stadtgemeinde Wolkersdorf im Weinviertel, Grafik und Produktion: Dieter Achter, Lektorat: Sabine Achter Kontakt: christian.schrefel@gruene.at, barbara.rader1@gmail.com, mag.erwinmayer@gmail.com, gruber.susanne@aon.at, rainer.weisshaidinger@gmx.net, maria.vogt@live.de, maximilian.hejda@gmx.at

/wuidiegruenen

www.wui-diegruenen.at


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