Stil No. 3 2010

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Stil

No. 3 Mai/Juni 2010

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No. 3 Mai/Juni 2010

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No. 3 Mai/Juni 2010

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Ein Besuch im besten Einrichtungs − geschäft der Schweiz

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DER STYLE DES SOMMERS

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Ihr MARK VAN HUISSELING Stil

No. 3 Mai/Juni 2010

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DER PERFEKTE MANN

UND WAS ES BRAUCHT, UM SO GUT AUSZUSEHEN Ausserdem: Eine Reise durch RAJASTHAN, ein Haus am See, edler Schmuck, schöne Uhren PLUS

DER STYLE DES SOMMERS

MAI/JUNI 2010

Bild MARC WETLI (13 PHOTO)

Sie halten die zehnte Ausgabe unserer «Stil»-Beilage in den Händen. Und die erste mit einem Mann auf dem Titel (acht Frauen und, sogar, ein Schuh haben es zuvor auf unsere Covers geschafft). Als Mann könnte man jetzt sagen, das wäre eigentlich nicht nötig gewesen (der Schuh, vor zwei Jahren oder so, und der Mann jetzt). Aber das wäre ein wenig unfair; es handelt sich um einen, sagen wir, interessanten Mann. Und, vor allem, wir machen ein Heft, das in der Mehrheit von Frauen angeschaut und gelesen wird. Obwohl, wie man aus namenlosen Leserbefragungen weiss, auch ziemlich viele Männer sogenannte Frauenzeitschriften durchblättern. Doch weil wir finden, es war wirklich Zeit für einen Cover-Mann, haben wir drei Titelbilder mit unserem Model Noah Mills – der, nebenbei, eine Rolle im neuen Film «Sex and the City 2» (einverstanden, ein Frauenfilm) spielt – gestaltet. Wir freuen uns, wenn sie gefallen (und besonders freuen wir uns, wenn jemand herausfindet, dass es zwar immer derselbe Mann ist, aber nicht immer dasselbe Bild). Abgesehen davon bringen wir in dieser Ausgabe eine grosse Wohn- und eine grosse Reisegeschichte. Gegenstände, so finden wir, die Frauen und Männer vermutlich gleich interessieren. Für Männer, die das nicht so sehen, sind wir sozusagen die Extrameile gegangen respektive gefahren – und bringen einen Fahrbericht des Ferrari F149 California. Das finden wir ein Männerthema. Das heisst, wenn wir es uns genau überlegen, ist der «California» vielleicht der weiblichste Ferrari seit langem. Darum hören wir jetzt auf mit der Geschlechtergeschichte und machen es wie der Gründer der «Hard Rock Cafe»-Kette: Wir mögen alle, wir bedienen alle.


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Weltwoche Stil No. 3

mitarbeiter dieser ausgabe 3

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C elina jaitly

Wenn man jemanden sucht, der einem ein paar kleine Fragen zu einem grossen Land beantworten kann, hat man eine sehr grosse Aus­ wahl – es kommen ziemlich viele Inder dafür in Frage. Wir haben uns für Celina Jaitly entschieden, Schau­ spielerin («No Entry») und Miss India 2001. Sie kennt das Land oder, besser, den Subkontinent gut, weil ihr Vater, ein Oberst der indischen Armee, alle zwei Jahre versetzt wurde, als sie ein Kind war, und ihm die Familie hinterherreiste. Heute lebt sie in Mumbai, und zwar in einem Pent­house mit Blick über dunkelgrüne Mangroven auf die sanften Wogen des Indischen Ozeans (Hindustan Times). Was Sie von ihr aus gesehen über die Sehens­ würdigkeiten des trockenen Rajasthan oder über die Filme aus Bollywood wissen müssen, steht auf Seite 64.

r ichard phibbs «Weshalb macht der Fotograf von HollywoodBerühmtheiten und Victoria’s-Secret-Models plötzlich ernste Bilder?», fragte eine Journalistin im U of  T Magazine, einer Zeit­ schrift aus Toronto (und lieferte im Grunde keine Antwort). Vielleicht, weil der kanadische Fotograf, der in New York lebt und arbeitet, nicht nur noch sogenannte ernste Bilder macht; er spricht, übrigens, nicht von ernsten Fotos, sondern von Fotokunst. Was er aber auch noch macht, sind Reklame­ fotos für Kampagnen von Modemarken, Ralph Lauren oder Gap. Und, seit drei Jah­ ren, für Windsor, eine Marke aus Bielefeld und Kreuzlin­ gen, die zu der Schweizer Modefirma Strellson gehört. Unser Redaktionsleiter war dabei, als Phibbs und seine Mitarbeiter die WindsorKampagne für kommenden Herbst und Winter in einem New Yorker Studio schossen. Schon klar, an den kommen­ den Herbst und Winter mag man im Moment nicht denken. Aber die Bilder und die Geschichte dazu (ab Seite 38) kann man sich an­ sehen ­ohne Wärmeverlust. Oder ist irgendjemandem kalt geworden wegen un­ seres Covers?

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an manuel mendoza Ju Wer auf der Bank arbeitet, muss nicht auch noch gut schreiben können und sich für modische Entwicklun­ gen, besonders für neue It-Taschen-Modelle, interes­ sieren, nicht wahr? Darauf kann nur jemand ja sagen, der den Autor unseres Essays «Mein Luxus» (Seite 30) nicht kennt (richtig gelesen, Autor, nicht Autorin). Juan Manuel Mendoza ist Fonds­ manager, interessiert sich aber für Mode und, vor allem, Unternehmen, die Mode anbieten. Plus Uhren, Schmuck sowie Fashion­Accessoires, die bestverkau­ fenden Teile der Designer­ marken (Handtaschen eben). Man hat es, vermutlich, erraten – Mendoza bewirt­ schaftet nicht irgendeinen Fonds, sondern einen, der in Luxuswarenhersteller investiert. Die sogenannte Performance seines Fonds (Clariden Leu Luxury Goods Equity) war 42 Prozent im vergangenen Jahr, der Schweizer Markt (SMI), nur zum Vergleich, stieg um 18 Prozent in dieser Zeit.

a ndrea richter Zuerst eine Enthüllung: Als die Verlagsleitung mit der Idee kam, eine Geschichte mit Überschrift «Meine Tasche» in unseren «Stil»Ausgaben einzuführen, neigte der Redaktionsleiter zu Zweifeln: Würde man genug Frauen finden, die sich nicht bloss in ihre Handtasche blicken liessen, sondern den Inhalt auch noch unseren Lesern vorfüh­ ren möchten? Fünf Ausga­ ben später kann man sagen: No problem. Man findet Frau­ en, die, erstens, ihre Taschen öffnen, und, zweitens, erst noch Taschen mit interes­ santen Inhalten haben. Neustes Beispiel: Andrea Richter, Direktorin von Parfums Christian Dior, eine Mailänderin in Zürich (Seite 72). Mit ihr zu arbei­ ten, nebenbei, ist immer angenehm, bloss dauert es manchmal ­eine kurze Weile länger, bis man sie treffen kann, weil sie gerade unter­ wegs ist, geschäftlich. Doch dieses Mal, als der Fotograf anrief, ob er sie und ihre Tasche sehen dürfe, hatte sie sofort Zeit.

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April/Mai 2010

Bilder vicky idnani, richard phibbs, jULIAN bAUMANN

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Weltwoche Stil No. 3

inhalt Ein Blick in die backstage einer Fotoproduktion ist zuerst einmal ein Blick über Polaroidfotos, jedenfalls wenn ein Fotograf noch mit Film arbeitet (statt mit digitaler Chiptechnik). Die Fortsetzung des hier angefangenen Films bis zum Happy End – der Werbekampagne für Herbst/Winter 2010/11 von Windsor – gibt es ab

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Auf den Fl端geln eines Parfums


Weltwoche stil no. 3

inhalt

Damit schmückt man sich diesen Sommer – schmuck-news auf s

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Wie wohnt man richtig mit Design-Objekten? – auch das lernt man in dem Einrichtungshaus teo Jakob (stuhl von Hans J. Wegner) sEitE 56

Das geschieht, wenn man sogenannte Marmortinte über einen Flacon giesst – unsere duft-news auf sEitE 28/29

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no. 8

Editorial

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no. 10

MitarBEitEr diEsEr ausgaBE

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iMPrEssuM

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MvHs listE

Little Miss Sunshine – kleid von Bottega veneta, ein Must-have (Fr. 7300.–)

Fünf Kleidungshilfen, mit denen man zum perfekten Mann wird. Zumindest was den look angeht sEitE

no. 20

Must-HavEs

sEitE

no. 24

Riviera-Chic – der stil für leute, die aussehen, als wäre ihr leben eine lange Ferienreise sEitE

no. 22

Must-HavEs

Wild West – cowboy-look für Frauen, diesen sommer sehr im trend

Must-HavEs

sEitE

no. 30

Land unter – die ozeane dienten den designern als Quelle der inspiration sEitE

no. 26

MEin luxus

Der Luxus unseres Autors Juan Manuel Mendoza kann Ihr Gewinn werden – der clariden-leu-Fondsmanager über lohnende anlagen

uHrEn-nEWs

Edel und schlicht – Fünf Modelle, die man innert sekunden mag, vielleicht sogar ein leben lang

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no. 32

EssEn

Meine Gänseleber – spitzenköche verraten ihre lieblingsrezepte für Foie gras – bitte zu Hause nachmachen


Weltwoche stil no. 3

iMPrEssuM HErausgEBErin: Weltwoche verlags ag, Förrlibuckstrasse 70, Postfach, 8021 Zürich rEdaktion: telefon 043 444 57 00, Fax 043 444 56 69, E-Mail: redaktionAweltwoche.ch, E-Mail: leserbriefeAweltwoche.ch vErlag: tel. 043 444 57 00, Fax 043 444 56 07, E-Mail: verlagAweltwoche.ch

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Fragen über Fragen – Beantwortet von andré Maeder, charles-vögele-cEo sEitE 74

Fax 043 444 50 91, E-Mail: aboserviceAweltwoche.ch Jahresabonnement inland Fr. 203.– (inkl. MwSt.) E-Mail-adrEssEn:

vorname.nameAweltwoche.ch gründEr:

karl von schumacher (1894–1957) vErlEgEr und cHEFrEdaktor:

roger köppel rEdaktionslEitEr:

Mark van Huisseling crEativE dirEctor: Mirko Borsche art-dirEction/layout: alexis Zurflüh,

daniel schnitterbaum (Bureau Mirko Borsche); rudi-renoir appoldt ProduktionscHEF: david schnapp FotoProduktion/BildrEdaktion:

christophe Bosset Produktion: oliver schmuki intErnEt: andreas thut (Leitung)

MitarBEitEr diEsEr ausgaBE:

art/Bild: Julian Baumann, Jojakim cortis & adrian sonderegger, Jean-Philippe delhomme, roger Frei, Maxwell Holyoke-Hirsch, gianmarco Magnani, richard Phibbs, daniel schnitterbaum, Marc Wetli, Marius claudius Wolfram, alexis Zurflüh text/redaktion: sandra Bauknecht, delia lenoir, Juan Manuel Mendoza, andrea richter, oliver schmuki, david schnapp, raphael suter, Pius Walker

Rajasthan at dusk – und was es in diesem staat indiens ausserdem zu sehen gibt. ab sEitE 60

sEkrEtariat: Miriam schoch (Leitung), inga-Maj Hojaij-Huber vErlagslEitung: sandro rüegger MarkEting: ivo schneider (Leitung) anZEigEnvErkauF: christine lesnik

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no. 34

trinkEn

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no. 72

Sechs Edelbiere (doch, das gibt es) sEitE

no. 68

no. 71

(Leitung), Marco chini anZEigEninnEndiEnst:

MEin scHangHai

Mit Werber Pius Walker auf den Strassen und in den Küchen der chinesischen Hafenstadt sEitE

MEinE tascHE

Andrea Richter, Direktorin bei Dior, zeigt innere Werte – ihren tascheninhalt sEitE

no. 73

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Wo Sie was kaufen können

laura Bazzigher, anina gross tel. 043 444 57 02, Fax 043 444 56 07 E-Mail: anzeigenidAweltwoche.ch druck: Ziegler druck- und verlags-ag, rudolf-diesel-strasse 22, 8404 Winterthur

diE sEitEn Für dEn Mann

Die Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion gestattet.

Ferrari F149 California – das richtige cabriolet für diesen sommer Mai/Juni 2010

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korrEktorat: cornelia Bernegger und rita kempter (Leitung), sybille Brütsch-Prévôt, Jacqueline Byland-Meier, iwona Eberle


Weltwoche Stil No. 3

Persönliche lieblinge

MVHs Liste

unser redaktionsleiter ist ein mann. Genauer gesagt, ein modisch kompetenter Mann. Darum leistet er anderen Männern Erste Stilhilfe. Und beantwortet eine grosse Frage auf kleinem Raum.

Von Mark Van Huisseling

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aus Seide, von Brioni

Jedes Mal, wenn man über Fliegen aus Seide spricht, werde ich gefragt: «Und, kannst du sie selber binden?» Weshalb sollte man das nicht können als Mann, der von Welt sein will? Vorgebundene Fliegen, nebenbei, sind von ähnlich niedrigem gesellschaftlichem Wert wie vorgebundene Krawatten. Die von Hand gebundene Fliege, das ist etwas von dem Schönen daran, muss nicht gut sitzen, sie darf schräg oder asymmetrisch sein (sie soll sogar, weil Handwerk nie perfekt ist). Jetzt noch, auf neun Zeilen sowie ohne Abbildung, der Fliegenbinder-Crashkurs. Erstens: Man bindet sie nicht am Hals, jedenfalls nicht am eigenen, sondern am Oberschenkel. Zweitens: Der Knoten, besser die Schlaufe, wird so geschlungen, wie man Schuhbändel bindet. Anschliessend wird sie in Form gezogen. Wem das nicht reicht als Erklärung, der fährt nach Mailand, in den Brioni-Laden, lässt es sich vom Chef, Massimo Campi, zeigen und kauft eine. Er kann es am eigenen Hals, ohne Spiegel. Ca. Fr. 143.–

N o. 2 _

Desert Boot, von Church

Es gibt Schuhe für den Sommer, Schuhe für den Übergang usw. Und dann gibt es Schuhe, die gehen immer. Z. B. der sogenannte Desert Boot. Er wurde im Grunde erfunden für Soldaten im Wüstensand, was vermutlich super-unfunktional war, aber very stylish, indeed  (erfunden haben ihn die Engländer). Eine Zeitlang lag der Sand des Vergessens über dem halb­ hohen Schuh, wieso, weiss keiner mehr, doch seit ei­nigen Jahren ist er retour. Zuerst als Modell für die kalte Jahreszeit (auch wegen der dicken Gummioder Krepp­sohlen) und seit einiger Zeit für alle Tage und Jahreszeiten. Von mir aus gesehen passt Wildleder zum Sommer wie ein Leinenhalstuch nach Capri (sehen Sie nebenan). Der Desert Boot, der mir von Church verkauft wurde, ist, von mir aus gesehen, das Desert-Boot-Gegenstück zum Urmeter. Ich habe, nebenbei, mit Absicht «der mir dort verkauft wurde» geschrieben. Es ist ein Verkäufermarkt. Man geht in ein Geschäft und kauft den, den es gibt. Aber als Mann kommt einem das entgegen, nicht wahr? Ab Fr. 450.–

N o. 3 _

N o. 5 _

aus Leinen, von Colombo

Was unterscheidet den modisch kompetenten Mann von dem grossen Rest der Männer? Er meint nicht, sobald draussen mehr als 20 Grad Celsius sind, müsse man in Shorts, T-Shirt und offenen Schuhen herumlaufen. Sondern weiss, dass man bei wärmeren Temperaturen eigentlich die gleichen Kleidungsstücke trägt wie in der kühlen Jahreszeit. Bloss sind diese dann aus anderen Stoffen. Aus Leinen etwa. Leinen ist das Kaschmir des Sommers, obwohl Kaschmir im Sommer, vor allem abends, auch geht. Aber zurück zu Leinen, einem Halstuch aus diesem Material z. B. Ein solches Stück hilft Männern, für die es irgendwie ein Menschenrecht ist, im Sommer keine Hemden anziehen zu müssen. Tragen Sie in dem Fall ein T-Shirt, dazu eine teure Uhr (auf Seite 26 machen wir ein paar Vorschläge) und ein Halstuch – und sie gehören fast zu den modisch kompetenten Männern. Falls Sie ganz kompetent sein wollen, ersetzen Sie das T-Shirt durch ein (drei Knöpfe weit offenes) Hemd und behalten das Leinentuch um den Hals. Ab Fr. 150.–

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aus Leder, von Jas M.B. London

N o. 4 _

T-Shirt, Hosen (und anderes), von «Double RL»

Falls Sie ein sequenzieller Leser sind, wissen Sie jetzt, was Sie diesen Sommer für eine Fliege benötigen und was für Schuhe. Die Fliege können Sie ablegen nach dem Filmfestival in Cannes (und nur in Schuhen rumzulaufen ist etwas, was in dieser Zeitschrift nicht empfohlen wird). Was fehlt, sind Hosen zu den Desert Boots und ein, also gut, von mir aus, T-Shirt (nur mit Halstuch oder Hemd darüber tragen). Zurzeit findet man die in meinen Augen schönsten Hosen und T-Shirts bei dem sogenannten Vintage-Label von Ralph Lauren mit Namen «Double RL». (Auf der Etikette steht «Est. 1993», aber ich habe diese Linie, ehrlich, vergangenes Jahr zum ersten Mal gesehen.) Die Sachen fühlen sich an wie Lieblingsstücke, die man seit Jahren trägt. Sehen aber nicht so aus (jedenfalls nicht wie Stücke aus einem SecondhandLaden). Die Must-haveTeile für mich sind die olivgrüne Cargohose und das off  white-farbene T-Shirt mit V-Ausschnitt. T-Shirt: ab Fr. 100.– Hosen: Fr. 300.–

Weil nur noch wenig Platz ist, eine grosse Frage: Darf ein Mann eine Handtasche tragen? Antwort: Ja. Wem das zu einfach war, für den habe ich noch ein wenig mehr Platz, um eine ein wenig kompliziertere Antwort zu geben. Nicht irgendeine Tasche, sondern eine für Männer. Die ist gross, weil darin Platz für alles sein soll, und heisst darum «Holdall». Das ist männlich, aber nicht praktisch, weil man in einer Tasche, die alles hält, nichts findet. Aber man lernt etwas. Zum Beispiel, warum es immer so lange geht, bis eine Frau etwas, das sie in ihrer Tasche sucht, nicht findet. Ferner darf sie nicht neu aussehen, aber auch nicht so, als hätte man eine alte Tasche, weil das aussähe, als könnte man keine neue kaufen. Mit anderen Worten, man benötigt eine Tasche von Jas M. B. London als Mann. Warum London in dem Namen vorkommt, übrigens, ist nicht klar. Ich kenne kein Geschäft in London, das solche Taschen verkauft. Aber eines in Paris, und erst noch mein liebstes: L’Eclaireur an der Rue Hérold. Ca. Fr. 800.–


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Weltwoche Stil No. 3

muSt–haveS  RivieRa–ChiC Die mittelmeerküSte hat DeN Zauber vergaNgeNer ZeiteN beWahrt.

erinnern Sie sich an brigitte bardot und Sophia loren. und machen Sie nach, was diese Stilvorbilder vormachten – von den besten lernen, ist immer gut.

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eNkeN Sie aN Die groSSeN hollyWooDFilme der fünfziger und sechziger jahre, die an den küsten italiens spielten. oder an die hochphase des vichykaros, zu dessen Fans eine junge Frau mit den initialen bb gehörte. oder an Sonne und alles, was zum küstenleben gehört. Dieser look lebt von zarten babydoll-kleidern, verspielten tupfenmustern, gestreiften oberteilen und herzallerliebsten Strohhüten. ob auf der jacht, am Strand oder im haus am meer – diese outfits funktionieren überall. Die Ähnlichkeit der laufstegschönheiten mit den Sirenen von damals ist beabsichtigt. Das Starlet erlebt eine Wiedergeburt. Diese Saison haben die Designer den schmalen grat zwischen mädchenhafter unschuld und sinnlicher verführung perfekt gemeistert. Schnappen Sie sich ihre basttasche, und geniessen Sie die Sommerbrise bei einer Fahrt auf der vespa. es lebe der retro-glam!

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No. 7 _ Tasse von revol, Fr. 20.– No. 8 _ Sonnenbrille von linda farrow, Fr. 666.– No. 9 _ Outfit von moschino, kleid: Fr. 1680.– No. 10 _ Schuhe von gucci, Preis a. a. No. 11 _ Ohrringe von Pomellato, Fr. 8380.– No. 12 _ Schuhe von miu miu, Fr. 520.–

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Weltwoche Stil No. 3

muSt–haveS  WilD West heiSSer WüSteNSaND uND StaChelige kakteeN; der geruch von leder und Freiheit.

Steigen Sie auf, geniessen Sie das grosse abenteuer. Die Prärie erwartet Sie. 3

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er gute alte WeSterN diente in diesem Sommer vielen Designern als inspirationsquelle. girls, gekleidet wie Cowboys; Pioniere der Prärie und trapper suchten auf den laufstegen nach dem eldorado. D & g war mit einer aussergewöhnlich schönen kollektion vorreiter der goldrauschbewegung. Der minirock wurde neu interpretiert und wird lässig mit Cowboystiefeln getragen. Diese sind selbst an heissen tagen nicht von den Füssen der modernen Saloon-girls wegzudenken. Schlüsselelemente des wilden looks sind Fransen, Wildleder – und Denim. Der beliebte jeansstoff, stonewashed, destroyed oder gebleicht, schmückt die scharfen heldinnen der Steppe.

No. 1 _ Outfit von d & g, jeans: Fr. 280.– Shirt: Fr. 135.– gürtel: Fr. 165.– Stiefel: Fr. 1330.– No. 2 _ Schuhe von roger vivier, Fr. 1130.– No. 3 _ Tasche von versace, Fr. 2580.– No. 4 _ Tasche von marc jacobs, Preis a. a. No. 5 _ Outfit von isabel marant, kleid: Fr. 500.– Schal: Fr. 220.– ohrringe: Fr. 115.–

armreif: ab Fr. 65.– Stiefel: Fr. 925.– No. 6 _ Schuhe von ralPh lauren, Fr. 850.– No. 7 _ Ohrringe von isabel marant, Fr. 115.– No. 8 _ Stiefel von jimmy choo, Fr. 1540.– No. 9 _ Stiefel von stallion, Fr. 4900.– No. 10 _ Outfit von d & g, kleid: Fr. 1400.– Stiefel: Fr. 535.– Foulard: Fr. 60.–

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Weltwoche Stil No. 3

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Weltwoche Stil No. 3

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für den mann der stunde

nichts ist zeitloser als klassik . Unsere sechs Ausgewählten sind schlichte Uhren mit klarer Linienführung und nicht allzu grossen Kalibern. Selten fiel Understatement mehr auf.

Von Raphael Suter (Auswahl und Text)

No. 1 _ panerai Die «Radiomir Oro Rosa» verbindet das Roségold des Gehäuses schön mit dem Braun des Lederbandes. Und wirkt dadurch weniger wie die markige Armeeuhr, als die sie gedacht war, sondern mehr wie eine elegante Luxusuhr. Fr. 16 700.– No. 2 _ piaget Piaget legt zum 50-JahrJubiläum der «Altiplano» die Uhr mit dem dünnsten Automatikwerk (bloss 43 Millimeter) neu auf. Das Modell wirkt auf den ersten Blick vielleicht etwas unscheinbar. Das gefällt Kennern an dieser Weissgolduhr, die auf 235 Stück limitiert ist. Fr. 22 600.–

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No. 3 _ montblanc Nur 25 Stück gibt es von der «Nicolas Rieussec». Sie beruft sich auf den ersten Chronografen der Welt, 1822 von Rieussec erfunden. Der Chronograf mit Handaufzug und einem 18-Karat-Rotgoldgehäuse basiert auf neuster Uhrmachertechnik. So sind der Anker und das Ankerrad aus Silizium. Fr. 43 400.– No. 4 _ oris Dieser Chronograf ist auf 500 Stück limitiert. Die Inspiration für sein Design kommt vom klassischen Oldtimer-Rennen «Raid», das von Basel nach Paris geht. Die Armaturen des Jaguar XK 120 von 1952 – des letztjährigen Siegerautos des «Raid» – haben diese Uhr stark beeinflusst. Fr. 3500.–

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No. 5

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No. 5 _ iwc Klassischer kann eine Uhr kaum mehr sein als diese 44 Millimeter grosse «Portugieser» mit Hand­ aufzugswerk. Die Schaffhauser Manufaktur erinnert in diesem Jahr speziell an die ursprünglich mit einem Taschenuhrwerk ausgestatteten «Portugieser»-Uhren. Fr. 8950.–


Weltwoche Stil No. 3

schmuck-news  Für die frau für immer No. 1 _ pomellato Die Ringe der Kollektion «Nudo» sind mit nackten Edelsteinen be­setzt. Einem Amethysten, z. B., oder einem Topas, einem Almandin oder einem Rosenquarz. Schlicht und reduziert, aber umso wirkungsvoller. Nackt eben. Ab Fr. 2180.–

Schmuck soll schmücken und gefallen, heute und in vielen jahren .

Deshalb erzählen die Stücke Geschichten, die immer neu und ungehört scheinen. Geschichten von Schönheit und, natürlich, Liebe (es dürfen auch Märchen sein). Von oliver schmuki (Text)

No. 2 _ chopard «Vibrierend und provo­kativ», so wird «Nine» umschrieben, die Leinwandadaption des Broadway-Musicals mit Nicole Kidman und Daniel Day-Lewis. Dieselben Adjektive passen auch zur eigens für den Film entworfenen Schmuck­kollektion, der dieses Collier entstammt. Preis a. A.

No. 4 _ vionnet Die Rocaille-Form dieser Kristallbrosche wird aufgewertet durch üppigen Strassbesatz und grüne Schmucksteine. Die ideale Ergänzung zur Abendrobe. Bei Letzterer, übrigens, gilt, getreu dem Motto von Designerin Madeleine Vionnet (1876–1975): «Lacht eine Frau, hat ihr Kleid mitzulachen.» Fr. 900.–

No. 1

No. 2

No. 3

No. 4

No. 5

No. 6

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No. 3 _ tiffany co. Die Idee für diese Broschen stammt, wenn man es genau nimmt, aus dem 18. Jahrhundert. Sie sind nämlich dem Tiffany-Designer Paulding Farnham gewidmet. Um sie anzufertigen, wurden zuerst echte Blumen in Wachs getunkt, danach emailliert, gebrannt und mit Edelsteinen besetzt. Preis a. A.

No. 5 _ piaget Der Ring «Possession Excentric» besteht aus einem Ring mit quadratisch gefassten Brillanten und einem Ring mit schwarzen Saphiren. Diese sind untrennbar miteinander verbunden und doch frei umeinander kreisend. Fällt Ihnen ein schöneres Sinnbild dafür ein, wie Liebe und Partnerschaft funktionieren sollten? Fr. 13 900.– No. 6 _ dior Einen ironischeren Namen kann ein Juwelierstück aus Weissgold, Diamanten und violetten Saphiren nicht tragen – der Ring «Baga­ telle» wurde von Victoire de Castellane entworfen, von Dornröschen inspiriert und wird von Stars wie Keira Knightley getragen. Preis a. A.

Mai/Juni 2010


Weltwoche Stil No. 3

Apple (Splash Collection) von  marc jacobs (EdT, 300 ml, Fr. 105.–)

mai/juni 2010


Weltwoche Stil No. 3

Parfüm-news

eaux d’e´ te´

Ich weiss, was du letzten sommer getragen hast: keinen der hier vorgestellten Düfte. Denn diese sind alle

Neuerscheinungen und passen zu der aktuellen Mode. Die Parfümdesigner waren mutig, ihre Kreationen sind Fashion-Statements; Flacons im Holzrahmen liegen im Öko-Trend, andere erinnern mit Neonschrift an die achtziger Jahre. Von Alexis Zurflüh und Daniel Schnitterbaum (Bilder)

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oben _ Paul Smith Man von

PAUL SMITH (EdT, 50 ml, Fr. 65.90)

unten

_B oisé Torride von GUERLAIN (EdP, 75 ml, Fr. 285.–)

oben

_ BLV Eau d’Eté von BULGARI (EdT, 50 ml, Fr. 95.–)

unten _ I ncanto Bloom von

SALVATORE FERRAGAMO (EdT, 50 ml, Fr. 99.–) mai/Juni 2010

oben

_ He Wood von DSQUARED2 (EdT, 50 ml, Fr. 89.–)

unten

_V oyage d’Hermès von HERMÈS (EdT, 35 ml, Fr. 99.–)


Weltwoche Stil No. 3

Mein Luxus

juan manuel mendoza

Unser autor, von Beruf manager eines LuxusGÜTER-aktienfonds, interessiert sich auch in

seinem privaten Leben für die schönen Dinge der Warenwelt, zum Beispiel Designer-Taschen. Für ihn hat das bestverkaufende Accessoire der Branche Konjunktur – auch weil er selber viel Geld dafür ausgibt.

Von Juan Manuel Mendoza (Text)  und Julian Baumann (Bild)

s 30

S

oeben bin ich von einer Reise nach Asien zurückgekehrt. Mein Kopf ist noch voll von Eindrücken der vibrierenden asiatischen Welt. Würde ich nicht in Zürich leben, so wäre Schanghai meine Stadt. Shanghai hat einfach alles. Es ist lebendig, chaotisch und gleichzeitig traditionell. Schanghai ist charmant, überhaupt nicht perfekt, in vielen Belangen sehr stylish, in anderen überraschend einfach. Die Stadt zieht immer mehr Menschen an, die der Stadt Farbe geben. Vieles erinnert mich an meine Zeit in New York in den späten neunziger Jahren – jeder wollte damals in New York sein. Asien und vor allem China zu verstehen, ist für das Verständnis der Luxusindustrie essenziell. Momentan ist China der zweitgrösste Luxusmarkt der Welt und dürfte in den nächsten drei Jahren auf Platz eins vorstossen. Die wachsende chinesische Mittelschicht und auch die über 300 000 chinesischen Millionäre sind die treibende Kraft des Luxusmarktes. Bei jedem Besuch in Asien sehe ich, wie die führenden Luxushändler, besonders in China, bei Umsatz und Gewinn zweistellige Zuwachsraten verzeichnen. Nehmen wir Hongkong. Als Besucher kann man dort dem Wandel buchstäblich zusehen. Dann nämlich, wenn man sich in die lange Menschenschlange vor der Chanel-Boutique im Victoria Harbour einreiht. Ich frage übrigens jedes Mal nach, wie viel die Handtasche «Chanel Mademoi­ selle» kostet. Der Preis steigt und

steigt, aber die Schlange der jungen Damen vor dem Laden wird nicht kürzer, sondern länger. Die Luxusgüterindustrie ist derzeit dabei, sich von der Finanzkrise zu erholen. Nicht alle Marken waren gleich betroffen. Klassische Marken wie etwa Hermès, die ihrer Herkunft und Tradition treu geblieben sind, haben ihren Marktanteil weltweit sogar vergrössert. Die Finanzkrise hat die Luxusbranche gewissermassen getestet. Das Ergebnis: Die Konsumenten von Luxusgütern kehrten zu den wahren Werten zurück: Zeitlosigkeit, mustergültige Qualität, hohe Handwerkskunst, wahre Tradition. Ich bin überzeugt, dass mit der globalen wirtschaftlichen Erholung die Konsumenten wieder vermehrt in die Shopping-Malls zurückfinden und wir bald wieder das erleben, was ich als den «VorKrisen-Konsum» bezeichne: auffällige Farben, grosse Logos und wieder vermehrt Bling-Bling. Ich gehe davon aus, dass die Frauen im kommenden Jahrzehnt am meisten Geld auf dem Luxusmarkt ausgeben werden. Frauenschuhe und Handtaschen werden vermutlich die profitabelsten und am schnellsten wachsenden Zweige der Luxusbranche sein. Aber glauben Sie mir, wenn es um Taschen geht, bin ich nicht anders als die meisten Frauen. Ich bin stets auf der Jagd nach der perfekten Tasche und halte immer eine Ausrede bereit, mit der ich den Kauf einer weiteren rechtfertigen kann. Ich glaube nicht, dass es klare Grenzen gibt zwischen meinem

privaten und meinem beruflichen Leben als Fondsmanager. In beiden Sphären beschäftigt mich die Luxusindustrie. Nach einigen Jahren im Bankgeschäft habe ich mich an einem Punkt wiedergefunden, wo Arbeit und Privatleben fliessend ineinander übergehen. Bei der Arbeit und im Privatleben verbringe ich viel Zeit mit Schweizer Luxusuhrenmachern, mit französischen Handtaschenherstellern, mit mailändischen Modehäusern, mit koreanischen Kosmetikunternehmen, mit asiatischen Luxushotelresorts oder mit Schuhherstellern aus Hongkong. Ich analysiere die Zahlen der Luxusunternehmen, verfolge Produkteinführungen, treffe Management-Teams, spreche mit Grosshändlern in Schanghai, sehe Abteilungsleiter von Luxuskaufhäusern in New York, gehe an Produktemessen. Aus all diesen Eindrücken formen sich meine Entscheidungen als Fonds­manager, die zu Käufen und Verkäufen von Aktien von diesem oder jenem Luxusgüterhersteller führen. Mein Verständnis von Luxus hat in einem gewissen Sinne mit Jimmy Carter zu tun. Nach seinem Rücktritt als US-Präsident grün­ dete er das Carter Center, Teil der Emory University in Atlanta. Er gab uns Studenten einmal folgenden Ratschlag: «Alles, was ich mit Mass betrieben habe, wurde zum Schlüssel für meinen Erfolg.» Ganz geglaubt habe ich ihm das nie. Denn was haben wir gesehen? In aller Frühe sahen wir Carter bereits über den Campus joggen.

mai/juni 2010

Danach war er fast rund um die Uhr im Carter Center zu finden, wo er mit vielen engagierten Mitstreitern globale Projekte gegen Hunger und Krankheit und für den Frieden vorantrieb. Ich habe lange darüber nachgedacht, was Jimmy Carter wohl gemeint hat, als er von Mass und Masshalten sprach. Ich glaube, er verstand darunter eine gute Mischung aus Bescheidenheit und Leidenschaft – sein persönlicher Luxus. Was wird die nächste Herausforderung für die Luxusbranche sein? Wenn die Branche gelernt hat, die asiatischen Konsumenten wirklich zu verstehen, wird sie wohl die junge Generation als Kunden gewinnen wollen, für die das Internet ein wichtiger Teil des Lebens ist. Der Richemont-Konzern, unter anderem Besitzer von Cartier, teilte soeben mit, dass er den Rest der Online-Modewebsite Net-a-Porter  für 225 Millionen Pfund gekauft hat. Modeblogs, soziale Netzwerke wie Facebook, aber auch Unternehmen wie Net-a-Porter  ändern das Verhalten der Konsumenten und der Luxusunternehmen. Sowie meines. Manchmal überlege ich, was ich als Nächstes tun soll, um nah dranzubleiben an den Entwicklungen. Mandarin lernen oder einen Facebook-Account eröffnen? Ich glaube fast, dass es Mandarin sein wird. Juan Manuel Mendoza, 38,

ist Fonds­manager bei der Privatbank Clariden Leu in Zürich. Er bewirtschaftet unter anderem einen Fonds, der in Aktien von Luxusgütern investiert.


Weltwoche Stil No. 3

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«Was wird die nächste Herausforderung für die Luxusbranche sein?»:  Fondsmanager Juan Manuel Mendoza – am Denken. mai/Juni 2010


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Weltwoche Stil No. 3

Leber muss so riechen wie dieses bedruckte Blatt Papier: nicht. Dann ist sie gut. mai/juni 2010


Weltwoche Stil No. 3

Essen

meine gänseleber

man liebt sie, man liebt sie nicht (beziehungsweise man hasst sie).

Doch Spitzenküche ohne Foie gras ist irgendwie mager. Von David Schnapp (Text) und Marius Claudius Wolfram (Bild)

d

ie Foie Gras, Enten- oder

der Schweiz, sagt zwar, Foie gras sei nicht ihr Lieblingsprodukt. «Aber in einem Sternerestaurant erwarten die Gäste, dass man sie serviert.» Grandits tut das in ihrer verspielten Art zum Beispiel mit Chicorée und Himbeeressig­Caramel oder als Crème brûlée mit Gewürzen (s. Rezept). Foie gras kennt in der Regel nur Freunde oder Feinde. Als ­Terrine ist sie manchen zu schwer, zu fett und zu intensiv. Gebratene Leber ist leichter, hat aber weniger Eigengeschmack. Man muss ihn mit Gewürzen ­verstärken. Ivo Adam, der Lausbub unter den Schweizer Gourmetköchen, sagt, er ziehe die Entenleber der Gänseleber vor. «Ich finde, Gänse sind irgendwie böse Tiere, die ­beissen. Enten kann man in der Badewanne haben, das ist mir sympathischer.» Er spiele gerne mit Entenleber, serviert sie zum Beispiel mit Zucker, der im Mund explodiert, als Espuma-Terrine oder als Glace (s. Rezept), kombiniert mit Rhabarber oder einer Grill-Ananas. Grundsätzlich gelte bei der Leber: Weniger ist mehr. Er versuche sie «frisch, leicht, aber experimentell» auf den Teller zu bringen, und vor allem achte er sehr genau auf die Herkunft des Rohprodukts. Das Gute an der ­Ente sei im Übrigen, dass man sie gut als Ganzes verwenden könne. Delikatessenkenner Alfred von Escher findet, Foie gras sei nur ­etwas für kulinarisch Interessierte. Wer «Anna’s Best»-Produkte esse, könne für Entenleber kein ­Geschmackssensorium haben, ebenso wenig wie für Trüffel oder Wild. «Das sind dieselben Leute, die es stört, dass Lamm wie Lamm schmeckt. Ja, wonach soll es sonst schmecken, nach Kalb?» Alfred von escher, Artisan en

comestibles, Erligatterweg 8, 8038 Zürich. Tel. 044 482 86 81

rezepte Drei köche, drei rezepte. Was folgt, ist keine Rangliste, sondern eine Auswahl. Wir empfehlen alle gleicher­ massen. Sie sind alle gut (aber nicht alle gleich einfach nach­zukochen). Foie-Gras-Gewürz-Crème-Brûlée Von Tanja Grandits, Restaurant «Stucki», Basel

Milch und Rahm erhitzen, Eigelb zugeben und unter Rühren auf nicht mehr als 75 °C erhitzen (zur Rose kochen). Auf ca. 50 °C abkühlen lassen und die Terrine mit einem Schwingbesen in der Masse auflösen. Reduk­ tion beifügen und abschmecken. Die Mischung kühl stellen, mit dem ­Stabmixer kurz durchrühren und in der Eismaschine gefrieren.

Für die Foie-Gras-Crème:

_ 250 g rohe ungestopfte Entenleber _ 1 Ei _ 1 25 g Rahm _ Salz, Pfeffer Die Leber von den Sehnen befreien und in grobe Würfel schneiden. Mit dem Ei cuttern und den Rahm dazu­geben, weitermixen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. In flache, feuerfeste Gläser füllen und bei 100 °C 5 Minuten im Ofen stocken lassen. Im Kühlschrank 10 Minuten abkühlen lassen. Für die Gewürzkruste:

_ 50 g brauner Zucker _ 20 g Kardamom, gemahlen _ 20 g Zimt _ 20 g Sternanis, gemahlen _ 20 g Vanille, gemahlen _ 20 g Szechuanpfeffer, gemahlen Den Zucker mit den Gewürzen mischen und auf die Crème streuen. Mit einem Bunsenbrenner goldbraun karamellisieren und sofort servieren.

Entenleber-GLACe Von Ivo Adam, Restaurant «Seven», Ascona Für die Reduktion:

_ 160 g Süsswein _ 100 g weisser Portwein _ 25 g Cognac _ 50 g Madeira Zutaten in einer Pfanne auf­kochen und auf die Hälfte reduzieren. Für dIE GLACe:

_ 350 g Milch _ 4 0 g Rahm _ 250 g Entenleberterrine, in Stücke geschnitten _ 1 25 g Eigelb von ca. 7 Eiern _ 50 g Reduktion

mai/Juni 2010

Gebratene Gänseleber auf Rhabarberkompott Von Horst Petermann, «Petermann’s Kunststuben», Küsnacht ZH

Für das Rhabarberkompott:

_ 4 00 g Rhabarber, geputzt und abgezogen _ 3 dl Wasser _ 1,5 dl Orangensaft _ 1 dl Granatapfelsirup _ 10 g Zucker _ 60 g Vanillezucker _ 1 TL geriebener Ingwer _ 3 Kapseln Sternanis _ abgeriebene Schale von einer Bio-Orange Den Rhabarber putzen, abziehen und in 6 cm lange Stangen schneiden. Das Wasser mit den rest­lichen Zutaten zum Kochen bringen. Rhabarber in den kochenden Sud ­geben, vom Feuer nehmen und ­zugedeckt im Sud abkühlen lassen. Den Rhabarber nicht kochen, sonst zerfällt er. Für die Gänseleber:

_ 4 Scheiben Gänseleber à 60 g, nicht gestopft _ schwarzer Pfeffer, Szechuanpfeffer und rosa Pfeffer _ frisch gemahlenes Meersalz Eine Mühle mit den Pfeffersorten füllen und die Gänseleber mit der Pfeffer­mischung und Salz würzen. Leicht mit Mehl bestäuben und in einer beschichteten Pfanne bei mittlerer Hitze ohne Fett knusprig braten. Den Rhabarber erwärmen und als Sockel auf dem Teller anrichten. Darauf die gebratene Foie gras setzen. Ein wenig von der RhabarberMarinade sirupartig einkochen und rundherum verteilen.

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Gänseleber, gehört wie Hummer oder Trüffel zu den Klassikern der Gourmetküche. Kein Sternekoch kommt an ihr vorbei. Alfred von Escher, einer der renommiertesten ComestiblesHändler der Schweiz, sagt, eine Terrine aus Foie gras sei für ihn «die Königsdisziplin». Der Preis des Produkts entspreche allerdings nicht mehr unbedingt seinem Prestige. «Die Preise für Foie gras sind heute dreissig bis fünfzig Prozent tiefer als noch vor dreissig Jahren», sagt er, auch wenn sie natürlich immer noch ein teurer Genuss sei. Mache man die Rechnung genau, sei eine Bresse-Poularde eigentlich mehr wert. Dann steht der Feinschmecker, der Spezialitäten in einem Mehrfamilienhaus in Zürich Wollishofen ver­ kauft, auf und holt eine frische Entenleber aus einem Kühlschrank. «Sehen Sie, das riecht nach nichts. So muss das sein. Es ist wie beim Fisch: Riecht er, ist er schlecht.» «Label Rouge» steht auf der gelblichen Leber; die Ente aus der Re­ gion Landes hat den grössten Teil ihres Lebens im Freien verbracht. Gourmet-Grossmeister Horst Petermann sagt, er könne Foie gras nicht von der Karte nehmen. Zurzeit sei sie wieder Bestandteil des Menüs, und «es sind überraschenderweise höchstens fünf Prozent der Gäste, die sie nicht wollen». Berühmt sind seine EntenleberPralinés. Im Sommer mache man Terrinen, z. B. mit Artischocken; sautierte Leber serviere man auf scharfen Linsen oder Rhabarberkompott (s. Rezept). Für Terrinen empfiehlt Petermann Foie gras aus dem Elsass, zum Braten sei die ­israelische wegen ihres geringen Fettauslaufs ausgezeichnet. Tanja Grandits, Aufsteigerin des Jahres 2010 im «Gault Millau» und die wohl bekannteste Köchin


Weltwoche Stil No. 3

trinken

bierideen

«bière artisanale» hat mit einem gewöhnlichen bier

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so wenig zu tun wie ein Grand Cru mit einem Kochwein. Wir stellen sechs der feinsten, in kleinen Mengen und in Handarbeit hergestellten Biere vor.

Das «Abbaye de Saint Bon-Chien» wird im  Jura gebraut. Und zwar zu Ehren der Brauereikatze, die nach ihrem Tod heiliggesprochen wurde. mai/juni 2010


Weltwoche Stil No. 3 Von Oliver schmuki (Text) und marius Claudius wolfram (Bild)

Abbaye de Saint Bon-Chien (BFM)

www.brasseriebfm.ch Tel. 032 951 26 26 75 cl, Fr. 18.–

Aventinus Weizen-Eisbock (Schneider)

Der «Eisbock» ist der kleinere und etwas tollkühnere Bruder des «Aventinus». Während dieser noch zum Kamin passt, legt man sich mit dem Doppelbockbier davor. Am besten auf ein Fell irgendeines toten Tieres und noch besser mit einer umso lebendigeren (und trinkfesten) Begleitung. Und einer Süssspeise, etwa Schokolade mit Kirschen und Himbeeren. Oder einem kräftigen Käse. Der «Eisbock» ist ein gaumenwärmender Digestif und trägt den Ruf des intensivsten

www.schneider-weisse.de Tel. +49 944 170 50 33 cl, ab Fr. 4.60

Kriek 100 % Lambic (Brasserie Cantillon)

«A la Mort Subite» heisst ein charmantes Lokal in Brüssel, wo es fast alle traditionellen belgischen Biere frisch ab Fass gibt. Auch das «Kriek», was flämisch ist für «Kirsche». Wolkig-trüb und rubinfarben fliesst es ins Glas und schäumt dort attraktiv rosarot. Sein Geschmack ist säuerlich, trocken, sein Aroma intensiv und süss. Bei der Gärung kommen auf 500 Liter Lambic-Bier rund 150 Kilogramm Knorpelkirschen – kein Wunder, wird das Bier auch anstelle von Himbeeressig verwendet. Im Gegensatz zu dem dunklen und schweren «Trappiste» prickelt es fruchtig auf der Zunge, was es zum perfekten Durstlöscher im Sommer macht. In der Generationenbrauerei von Jean-Pierre Van Roy wird das Naturbier nach alter Tradition unkontrolliert mit spontaner Gärung, also ohne Hefe, hergestellt. Sitzt man mit einem «Kriek» in einer geselligen Runde im «Mort Subite», beisst herzhaft in ein Stück Brot, belegt mit Frisch­käse, Radieschen und Schnittlauch, und summt die Bierhymne von Jacques Brel («Ça sent la bière, de Londres à Berlin, ça sent la bière, Dieu, qu’on est

bien!»), einem früheren Stammgast, dann stimmt sehr vieles. www.cantillon.be Tel. +32 2 521 49 28 75 cl, ca. Fr. 7.30

Trappistes Rochefort 8 (Brasserie Rochefort)

Seit 1960 gehen die Trappisten des Zisterzienserordens in der Abtei Notre-Dame de SaintRemy keinen Agrararbeiten mehr nach. Die manuellen Tätigkeiten beschränken sich seitdem auf das Bierbrauen, das man dort seit 1595 praktiziert und das Rochefort weit über die belgischen Ardennen hinaus bekannt machte. Vermutlich deshalb vermisst man die Trappistenbiere «Rochefort» 6, 8 und 10 in den obersten drei Plätzen internationaler Bierranglisten selten. Die Zahlen beziehen sich auf die traditionelle Art der Gravitätsmessung von Alkohol, bei der der Zuckeranteil in Prozent angegeben wird. Der Geschmack des «Rochefort 8» ist eine perfekte Balance zwischen Hopfen und karamellisiertem Malz. Und die Komplexität dieses belgischen dark strong ale  verhindert Langeweile. Ein Schluck aus dem Kelchglas ruft Erinnerungen an Pflaumen und Honig hervor, an Feigen, Kirschen und Rosinen. Ein Bier wie eine Offenbarung. www.abbaye-rochefort.be Tel. +32 84 22 01 40 33 cl, Fr. 5.–

Avec les Bons Vœux (Brasserie Dupont)

Auch ein Bier, das es in sich hat (9,5 Volumenprozent). Und da die Belgier ihr Sommerbier (der Aufdruck «saison» auf der Etikette steht immer für «Sommer») stark mögen, besteht kein Grund, das winterliche «Bons Vœux» nicht in der warmen Jahreshälfte zu entkorken. Denn wie der Name vermuten lässt, wurde es eigentlich als Weihnachtsgeschenk für Freunde und Geschäftskunden gebraut.

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Es ist golden in der Farbe und hat einen langen, bitteren und leicht perlenden Abgang. Ein meisterliches Zusammenspiel, für das Brauer Marc Rosier und seine Schwester – eine Mikrobiologin! – sorgen. Don Feinberg und Wendy Littlefield, die Gründer von Vanberg & DeWulf, dem grössten US-Importeur von belgischem Bier, schlagen das Bier vor zu Tagliatelle, Parmesan, Giblet Gravy und schwarzen Trüffeln. Wer damit dann doch lieber bis zur Weihnachtszeit wartet, dem hilft das weiche, würzige «Saison Dupont» mit einem Hauch Vanille und Orangenschale beim Übersommern. www.brasserie-dupont.com Tel. +32 69 67 10 66 75 cl, Preis a. A.

Nostradamus (Brasserie Caracole)

«Nirgendwo gibt es eine grössere Vielfalt an Bier, nirgendwo sonst Biere mit solch komplexem Charakter, und nirgendwo wird individualistischer gebraut», schrieb Michael Jackson über Belgien. Der englische Schreiber und Journalist († 2007) war besser bekannt als «Beer Hunter» – der Bierjäger. Darum nochmals eine Empfehlung eines dunklen, belgischen Ales. Das «Nostradamus» wird in Falmignoul in der Region Wallonien nahe der französischen Grenze gebraut. Dass dies im Zeitlupentempo («caracole» ist spanisch für «Schnecke») passiert, ist als Zeichen der Qualität zu werten: Das gemahlene Getreide wird von Hand mühselig zum Maischekessel getragen, der als einziger in Europa noch mit Feuer geheizt wird. Geschmacklich sorgen Kandisnoten, das Aroma dunkler Früchte und ein Haselnuss-Bouquet dafür, dass dieses kupferbraune Gebräu (9,5 Volumenprozent) an alles andere erinnert als an die Apokalypse. www.brasserie-caracole.be Tel. +32 82 74 40 80 75 cl, Fr. 4.60

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Der erste Blick auf das Etikett des «Abbaye de Saint Bon-Chien» verblüfft: Ein Verbotssymbol warnt davor, dieses zu bügeln. Spässe solcher Art sind das Zweite, worauf Brauer Jérôme Rebetez spezialisiert ist. Der gelernte Önologe gilt als eigensinniger Miraculix der schweizerischen Mikrobrauerei-Szene. Ob helles Bier mit Salbei, das nach Ingwer, weissem Pfeffer und grünen Oliven riecht («La Meule») oder jurassisches Imperial Stout mit Bourbonvanille, Sarawak-Pfeffer und russischem Tee («Cuvée Alex le Rouge») – Rebetez liebt das Experimentieren. Mit diesem elf Volumenprozent starken strong sour ale  (eine starke Ale-Sorte, hauptsächlich aus gemälzter Gerste hergestellt) schaffte er es bis in die New York Times;  in Manhattan geht das würzige Kultbier für fast dreissig Dollar pro Glas über die Theke. In der Brasserie des Franches-Montagnes in Saignelégier wird es während zehn Monaten in Eichenfässern gelagert, in denen ehemals Rum, Grappa und Wein gärten. Getrunken wird es in Raum­ temperatur und im Rotweinglas zu (oder sogar in) einer Carbo­ nade flamande, zum Beispiel.

und komplexesten Weizenbiers der Welt (zwölf Volumenprozent). Gewonnen wird er, indem man Fässer mit vergorenem «Aventinus» füllt und die Wände stark abkühlt. Auf das Herstellungsprinzip ge­stossen ist man um 1940, als das Bier in nicht temperaturkontrollierten Behältern beim Transport ungewollt gefror. Der mahagonifarbene «Eisbock» erinnert an würzige Pflaumen und Marzipan. Und die für den süddeutschen Raum typischerweise verwendete Hefe gibt ihm deutliche Noten von Bananen und Gewürznelken.




Weltwoche Stil No. 3

Bild  Max Mustermann

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WeltWoche stil  no. 3

2

noah Mills ist unser perfekter  Mann. Wir waren dabei, als der  schauspieler für die Kampagne  der Modemarke Windsor foto −  grafiert wurde.  und sahen, was es braucht, um  so gut auszusehen. linke Seite:

noah Mills ist das Männermodel für Windsor. Zudem spielt er in «Sex and the City 2», der ende Monat herauskommt. Die City, um die es geht, muss man nicht vorstellen.

Von Mark van huisseling (Text) und richard Phibbs (Farbfotos) Mai /Juni 2010

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Fotos, schWarzWeiss  alexis zurFlüh

Sex and the  city


Weltwoche Stil No. 3

W

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ein Model aus Russland vor der Kamera eines kana­ dischen Fotografen steht, um in New York Kleider WENN einer deutschen Marke vorzuführen, die den Haupt­ sitz in der Schweiz hat, dann kann man von Globa­ lisierung schreiben. Oder von einem gewöhnlichen Tag auf dem Planeten Mode. Was ich sagen will: Vor kurzem wurde­ in Manhattan, in den Jack Studios im zwölften Stock eines ehemaligen Lagerhauses am Ufer des Hudson, die nächste Werbekampagne von Windsor produziert, wie man sagt. Am Samstag fand das sogenannte Fitting statt, die Anprobe, am Sonntag das Shooting, das Fotografieren. Wie vermutlich viele Leute, die nicht auf dem Planeten Mode leben, neigte auch ich die längste Zeit zu Zweifeln, wenn irgendwo stand, der Fotograf und die Models «arbeiteten wie Pferde» oder so. Seit ich über Mode schreibe bzw. für diese «Stil»-Ausgaben verantwortlich bin, sehe ich das anders. Deshalb dachte ich mir auch nichts dabei, als mir beim Lesen des Programms auffiel, dass das Fitting an einem Samstag statt­ fand und das Shooting an einem Sonntag (Arbeitsbeginn der talents, Models also, um 8.30 Uhr; Fotograf um 9 Uhr). Es handelte sich bei den Arbeitstagen, nebenbei, um das Osterwochenende. Die Marke Windsor gehört der Holy Fashion Group, dem Unterneh­ men von Jochen und Uwe Holy. Die Büros der Designer und der Verwal­ tung befinden sich in Bielefeld und Kreuzlingen, hergestellt werden die Kleider in verschiedenen Ländern Europas. Bei Windsor handelt es sich um eine seit langem bestehende Marke – sie wurde 1889 als Herren­ kleiderfabrik Roos & Kahn in Bielefeld gegründet. Die Besitzer wechsel­ ten in den vergangenen 120 Jahren, das Angebot wurde, natürlich, verän­ dert und erweitert. Die Marke, wie sie heute auftritt, kann man sagen, gibt es seit 1960 für Männer bzw. seit 1977 für Frauen (Frauenkleider

werden, immer noch, in Bielefeld entworfen, die Designer der Männer­ linie sind in Kreuzlingen). Kleider und Accessoires mit Namen Windsor sind das Angebot der Holy Fashion Group für reifere und zu höheren Aus­ gaben bereite Kunden. Die Marke ist also etwas weiter oben positioniert, wie man das nennt, als Joop (Womens- und Menswear), eine andere Mar­ ke der Gruppe, deren Sitz ebenfalls in Kreuzlingen und Bielefeld ist, oder Strellson, die Schweizer Marke (Mode und Lifestyle für Männer) aus Kreuzlingen. Natürlich mögen es Designer nicht gern, wenn man sie fragt, mit welcher anderen Marke sie die Marke, für die sie entwerfen, verglei­ chen würden, falls sie sie jemandem erklären müssten, der sie noch nicht kennt. Doch Florian Diebel, zuständig für Windsor Men, und Frank Wojczewski, Windsor Women, sagen, ein Vorbild sei Ralph Lau­ ren. Und zwar sowohl was die Ausstrahlung der Kollektion angeht als auch den Preis. Zudem, wie man es von einem deutsch/schweize­ rischen Unternehmen erwartet, seien die Stoffe sowie die Qualität der Verarbeitung gut respektive hoch. Eine Erklärung dafür, weshalb Windsor in der Schweiz etwas weniger bekannt ist als z. B. in Deutsch­ land oder Österreich: Bei uns gibt es noch keine sogenannten monobrand stores, Geschäfte, in denen nur Kleider von Windsor ver­kauft wer­ den (Läden in Hamburg, Düsseldorf, München und Salzburg). Im Augenblick findet man die Kollektionen in der Schweiz etwa bei Herren Globus, Jelmoli, PKZ und Burger (Männer) sowie bei Feld­ pausch, Globus oder Saint-Phil (Frauen). In den Jack Studios ist der Tag am Sonntagmorgen um acht Uhr schon in Ordnung. Weil der Caterer ein grosses und gesundes Frühstück (viele Früchte, Jogurt, Müesli, wenig Donuts et cetera) geliefert hat. Um 8.15 Uhr kommt the talent  an im zwölften Stock des ehemaligen Lager­

Welcher Blick ist schöner – der aus dem Fenster auf Manhattan (diese Seite) oder der in das Studio auf Noah Mills und Tatyana Usova (rechts)?

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Weltwoche Stil No. 3

Bild  Max Mustermann

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Weltwoche Stil No. 3 Wenn ein Hund mehr Interesse zeigt an einem Polaroid  als an einem Ball, gehört er – einem Stylisten.

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Ein schönes Zimmer ist die halbe Miete, wenn man schöne Fotos schiessen will (das schöne Zimmer befindet sich im Haus des Stylisten in Fort Greene).

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Weltwoche Stil No. 3

Gruppenbild mit Fotograf Richard Phibbs (Mitte, dunkles Oberteil)  und Filmer, der den Fotografen filmt.

hauses am Hudson-Ufer – Tatyana Usova, das Model, und Noah Mills, das Männermodel. Tatyana hat ihren Chihuahua dabei; Noah hat zurzeit viel zu tun, er spielt eine Rolle in dem neuen Film «Sex and the City 2», für den er im Augenblick an einigen Werbeveranstaltungen auftritt. Bei­ de werden­ zurechtgemacht für die Fotos; bei ihr dauert das zwei Stunden (Hair und Make-up), bei ihm weniger lang (Hair und Rasur). Die Klei­ dung, die sie tragen, passt bereits, sie wurde gestern anprobiert und, falls nötig, mit ein paar Stichen und Nadeln den Modelkörpern angepasst. Der Stylist, der dafür gesorgt hat, ist auch schon in den Jack Studios, aus de­ nen es, nebenbei, eine schöne Sicht über den Hudson-Fluss und die West­ seite von Manhattan gibt, für die aber niemand Zeit hat. Um 9 Uhr tritt Richard Phibbs, der Fotograf, in das Studio. Während er noch frühstückt, baut ein Assistent das Set auf. (Aufzubauen gibt es wenig, eigentlich bloss einen weissen Hintergrund, die WindsorKampagne­ kommt ohne viel Beiwerk aus; die Kleider und the talent  sind die Botschaft.) Die Fotos für die Kollektion von Herbst/Winter 2010/11 sind die sechste Zusammenarbeit von Phibbs mit Windsor (sonst arbeitet er etwa für Calvin Klein, Ralph Lauren oder Banana Republic und macht Fotokunst). Er möge es, längere Zeit mit einem Unternehmen zusam­ menzuarbeiten, sagt er, doch es sei nicht mehr üblich, weil die meisten Leute in der Modebranche, die Entscheide fällen würden, eine «Obsession für Veränderung» hätten. Was er auch mag: Fotos in analoger Technik zu schiessen, also mit Film zu arbeiten. Digital ist mittlerweile Standard, das heisst, Bilder auf einen Chip zu speichern. Fotos, die mit analoger Technik entstehen, findet er, seien irgendwie glänzender, lebendiger. «Das letzte Mal, dass ich für einen Kunden auf Film geschossen habe, war vor einem halben Jahr – für Windsor», sagt er. Am späteren Nachmittag des Sonntags sind die Bilder im, und das Wort trifft es für einmal, Kasten. Fünf Sujets – zweimal die Frau, zwei­

mal der Mann und einmal das Paar – werden davon ausgewählt und als Anzeigen gebraucht. Im kommenden Herbst wird die Windsor-Kam­ pagne­ in Zeitschriften veröffentlicht werden, ferner werden die Bilder als Plakate zu sehen sein, in Windsor-Geschäften zum Beispiel. Wenn man Fotograf Phibbs bittet, die Kampagne in einem Satz zu beschreiben, sagt er: «Aspirational.» Das ist zwar bloss ein Wort, trotz­ dem nicht leicht zu übersetzen, «anspruchsvoll» trifft es vielleicht am besten. Florian Diebel und Frank Wojczewski, die beiden Windsor-De­ signer, sind einverstanden damit. Sie haben, bevor ich den Fotografen fragte übrigens, die von ihnen entworfenen Kleider mit demselben Wort beschrieben (sie haben, um genau zu sein, ein paar Wörter gebraucht, aber schliesslich ist Deutsch eine Sprache, in der man mehr Worte braucht, um etwas zu sagen als im Englischen): Es gehe um Aspirati­ onen, um Ansprüche an sich, die berufliche Laufbahn, die Freizeit und den passenden Look dafür. Was einem als Aussenstehender bis hierher noch nicht ganz klar ist: Weshalb reisen die Verantwortlichen einer deutschen Marke nach New York für eine Fotoproduktion, wenn das Ergebnis davon ist, the talent  vor einem weissen Hintergrund stehend zu sehen? Erstens entstanden an den folgenden Tagen zusätzliche Bilder on location, das heisst draussen, auf den Strassen von Manhattan, in Pärken, Cafés und in Wohnungen in Fort Greene (Brooklyn) et cetera. (Aus diesen Fotos werden voraussichtlich keine Anzeigenmotive gestaltet, sie sind für ein Buch über die Marke, das an Händler, Kunden usw. abgegeben wird.) Und zweitens, sagt Senka Stütz, Marketingleiterin der Holy Fashion Group, der Fotograf und seine Leute arbeiten in New York, die Models sind von dort et cetera, das mache alles einfacher, schneller, günstiger. Und schliesslich gehe es auch ein wenig darum, «den besonderen Spirit von New York einzufangen und in die Bilder hineinzubringen».

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«Best of Wind s

Die Modemarke besitzt eine Sammlung zeit g von Terry Richardson, Rich a

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1–7 Terry Richardson   8 Inez van Lamsweerde   9–16 Cat Tuong Nguyen   17–18 Richard Prince   19–24 Bless   25–26 Claude Closky 27–35 Sylvie Fleury   36–37 Walter Pfeiffer   38 Miriam Bäckström   39 Vanessa Beecroft   40 Philip-Lorca diCorcia

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d sor»-Collection

t genössischer Kunst. Wir zeigen eine Auswahl h ard Prince bis Helmut Newton. 41 Olaf Breuning   42–45 Vidya Gastaldon   46 Nan Goldin   47 Alexei Hay & Justine Parsons   48 Karen Kilimnik   49–59 Jonathan Meese   60–63 Sam Samore   64–72 Hans-Peter Feldmann   73–78 Isabel Truniger   79–81 Redge Forester   82–84 Helmut Newton

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Eine InnEnEInrIchtErIn und ein UntErnEhmEr (sowie die gefragtesten Architekten der Stadt) haben an der Zürcher Goldküste ein modernes See− haus gebaut.

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Ist «anpassungsfähiger Monolith» ein Widerspruch? Im Grunde schon – in Erlenbach bei Zürich nicht.

lac Von Delia lenoir (Text) und roger Frei (Bilder) mai /Juni 2010

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man muss nicht allzu weit weg von der stadt wohnen, um auf dem Land zu leben (zirka 10 Kilo– meter; die Lichter im Hintergrund sind die nächsten nachbarn). RECHTS oBEN: Drinnen ist draussen. und draussen gehört auch zum Wohnzimmer, jedenfalls im sommer RECHTS UNTEN: Wer braucht einen see, wenn er eineni sogenannten infinity–Pool hat?

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und doch natürlich, geht das? Wenn man sich das Anwesen von Cristina Vaucher und André Hauser anschaut, auf jeden Fall. Zusammen mit dem Architekturbüro Wild Bär Heule hat das Ehepaar in Erlenbach an der Zürcher Goldküste einen L-förmigen Monolithen auf einem terrassierten Garten realisiert. Das Ergebnis? Nun – pretty cool. Haben Besucher erst einen Gang zurückgeschaltet, die steil ansteigende Privatstrasse hinter sich gebracht und die lange, mit Eiben gesäumte Auffahrt ebenfalls, blicken sie von diesem 3500 Quadratmeter grossen Grundstück auf benachbarte Bäume, auf ein, zwei Häuser und – auf den See. Für Immobilien-Entwickler keine sogenannte Premiumlage (bei einer solchen würde man wie Robinson Crusoe nur noch Wasser sehen), dafür aber eine gewachsene Umgebung. «Wir suchten nach einem Stück Land, das wir anfassen konnten», beschreibt André Hauser das Wunschobjekt. Und deshalb ist es kein Zufall, dass ein Teil des Grundstücks ein naturbelassenes Tobel blieb. Auch das Gebäude ist eines, das man gerne berühren möchte. «Der Monolith sollte Erdverbundenheit ausstrahlen und sich möglichst unauffällig in den Hang eingliedern», erklärt Thomas Wild seinen Entwurf, der in Teamarbeit entstanden ist. Tatsächlich wirkt hier pure Natur, aus der zum Beispiel die Hausfassade gemauert wurde: Bündner Andeer-Granit, von geduldiger Hand mit dem Spitzhammer geschlagen, schimmert jetzt nicht mehr grau, sondern grün. Zusammen mit dem Garagentor und den Türen aus Baubronze ist er zeitlos M o D E R

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und darüber hinaus eine kleine Hommage an Cristina Vauchers Heimat, das Engadin. Auch im Inneren des Hauses mit 635 Quadratmetern (entspricht ungefähr drei Tennisplätzen) dominiert Natur, und zwar in Form von Raucheiche, Sandsteinplatten und etwas Tuff, ein dekorativer Stein, der sich anfühlt, als hätte man Kreide auf der Hand. Möbliert wurde mit dunkelbraunem Leder und mit rindenfarbigen Stoffen. Designstücke verteilen sich übersichtlich im ganzen Haus. Ein bisschen Eames, ein bisschen Flexform, ein bisschen Casamilano. Auch die Corbusier-Liege, oft genug als Trophäe in ein Wohnzimmer gestellt, wurde wenig auffällig in eine Ecke geräumt. Man mag Cristina Vaucher gerne glauben, wenn sie sagt, dass ihr gute Gespräche mit Freunden wichtiger seien als die Statussymbole. «Unser Alltag spielt sich im Erdgeschoss ab», beschreibt André Hauser das Familienleben mit den drei Kindern Anna, 11, Georgina, 16, und Carlo, 18 Jahre alt. Das heisst im offenen Wohn- und Essbereich, auch in der Küche und in einem multifunktionalen Raum, welcher Bibliothek, Fernseher und gelegentlich die Schwiegermutter beherbergt. Müsste man von diesem ungezwungenen, mit überraschend-violetten Sofas ausgestatteten Raum auf die Schwiegermutter schliessen, käme man zum Schluss, dass das Verhältnis zu dieser nicht dem Klischee entspricht, sondern dass man sie mag und es ihr deshalb gemütlich gemacht hat. Im oberen Stockwerk liegen die Schlafräume, Bäder und ein Arbeitszimmer. Anders als das Erdgeschoss mit seiner Ausrichtung auf die Aussicht und den Garten, legen sich hier die Räume um einen geschlossenen Innenhof.

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Weltwoche Unten wohnt man, oben schläft man, und ganz untenStil No. (nicht im 3 Bild) tritt man ein. links oben: Der Platz, an dem sich die Familie trifft, ist nicht das Fernsehzimmer, sondern die Wohnküche. links unten: Tuff ist ein Stein, der sich anfühlt, als hätte man Kreide auf der Hand, und der schön ist.

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auch an die nachbarn wurde gedacht,WeLtWocHe sie bekommenstiL etwasno. zu 3sehen, ein schönes interior. schade, dass es eigentlich keine nachbarn gibt.

«Introvertiert», sagt Architekt Wild. Im Untergeschoss gibt es einen weiteren Wohnraum und die Fitnesszone. Herzstück jedoch bleibt die halboffene Küche mit einer «Spensa», einem Vorratsraum, der Köche erleichtert aufatmen lässt. Schreinerarbeiten aus dunklem Holz blenden allfällige Labels aus und erzeugen zusammen mit dem ebenso dunklen Esstisch ein warmes, erdiges Ambiente. Die Natur nicht zu vergessen: Die Amelanchier-Sträucher (Zierbirnen) hinter der Fensterfront tragen zurzeit weisse Büten. Im Herbst färben sie sich knallrot, und im Winter holen sich die Vögel ihre Beeren. Ein Schauspiel, das die Familie gerne vom Küchentisch mitverfolgt. «Wir mögen alles, was stark, authentisch und emotional ist», sagt André Hauser, und Cristina Vaucher nickt, wie so oft, wenn sich das Ehepaar in punkto Geschmack im Gleichklang bewegt. Im angrenzenden Weinkeller, übrigens eine moderne Interpretation des Naturkellers, liegen kräftige Flascheninhalte aus der Toskana oder dem Piemont – das passt. Immer präsent sind die Eigenentwürfe von André Hauser, wie etwa der Tisch im Essbereich, dessen Zargen mit dem Stechbeutel geschnitzt wurden. Wie beispielsweise der französische Inneneinrichter und Designer Christian Liaigre hat auch das Ehepaar auf seiner Suche nach dem goût juste Ideen in Asien gefunden. Angereichert mit afrikanischer Kunst – eine Leidenschaft der Bauherrin – und üppigen Blumensträussen aus gefransten Tulpen. Die Vorhänge aus Bambus-Seidenvelours, die im gesamten Alltagsbereich hängen, sehen nicht nur schön aus, man fasst sie auch gerne an. Verantwortlich für den Gesamtlook des Hauses ist Cristina Vaucher. Auch wenn das Einrichten ihr Beruf war, bevor sie sich den drei Kindern widmen wollte, ist es beim eigenen Haus doch, wie beim eigenen Kind, immer ein klein wenig anders. «Nächtelang habe ich wach gelegen und mir vorgestellt, wie die Räume aussehen sollten», sagt sie. Gut sehen sie aus, kann man sagen. Und man findet darin etwa ein antikes Scheunen-

tor, das den Flachbildschirm verschwinden lässt, oder eine Truhe aus dem Engadin. Auch Kunst findet statt, aber sie spielt keine Hauptrolle. Werke von Rah Hwang, Andy Denzler oder Sinje Dillenkofer passen zu der Inneneinrichtung und werden ergänzt von orchideen-Arrangements. Und eine originalskizze des Verpackungskünstlers Christo für den CSPavillon, den André Hauser 2006 in Zürich realisierte, fällt auf. «Ein seltenes Geschenk», habe man ihm gesagt, erinnert sich der Hausherr. Seine Firma Hauser & Partner bietet dreidimensionale Kommunikation an, beschäftigt fünfzig Mitarbeiter und setzt jährlich acht bis zehn Millionen Franken um. Entworfen und gestaltet werden etwa Schaufenster für Bankfilialen oder neue Verpackungen für die Confiserie Sprüngli. Freunde der Familie bezeichnen den in zeitloses Vichykaro gehüllten André Hauser als Perfektionisten. Auch als einen, bei dem nichts «einfach nur normal» sein kann. Vielleicht würde man dem beipflichten, wäre es nicht so, dass der Mann mit seinem Hang zu Schönem und Präzisem erfolgreich die Familie ernährt. Nur eine kurze Zeit gab es weisse Kordeln an einem schwarzen Sonnenschirmmasten, mittlerweile ist dieser kleine mismatch behoben. Überhaupt ist der Garten nicht nur ein Garten, sondern ein spannender ort. Eibenhecken, Rasen und – ein Highlight! – wie Pinien geschnittene Föhren bieten dem Auge bereits viel. Ein tiefer Steinpool, wie man ihn sonst eher in mediterranen Lagen findet, bildet mit seinem Wasserspiegel eine bündige Fläche mit den Granitplatten der Terrasse, man nennt das Infinity-Pool. Spätestens wenn das Ehepaar auf seine Zukunftspläne angesprochen wird, wird klar, was man bereits vermutet hat: nämlich, dass man es mit aussergewöhnlich zufriedenen Bewohnern zu tun hat. «Unser Traum?», fragen Cristina Vaucher und André Hauser und blicken über den Garten zum Pool hinüber. «Dass man uns irgendwann aus unserem Naturhaus hinaustragen wird – mit den Füssen voran.»

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TANKSTELLE & SHOP E I N

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Ein Beitrag der Erdöl-Vereinigung.

Frische Gipfeli für alle, die früher raus müssen als der Bäcker.


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ein zuhausE für designer

Von Oliver Schmuki (Text) und Cortis & Sonderegger (Bilder)

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Weltwoche Stil No. 3 Chaos aus Lieblingsstücken von Röthlisberger, Verner Panton, Daniela Puppa, Marcel Wanders u.a.

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S Verhältnis, das Andrea Mandia zu seinen Kunden pflegt,

ist vergleichbar mit einer Arzt-Patienten-Beziehung. Er hat dafür zu sorgen, dass die Bedingungen für seine Klientel derart sind, dass man sich ihm gegenüber öffnet. Wille und Mut müssen vorhanden sein, sich auf seine Couch zu legen und Privates und Intimes preiszugeben. Welchen Interessen wird zu Hause nach Arbeitsende nachgegangen? In welchen familiären Umständen lebt man? Welche Aktivitäten finden im Wohnzimmer statt, welche im Schlafzimmer? Schwitzt man in der Nacht? «Einrichten ist Vertrauenssache», sagt Mandia. «Dass wir arrogant und teuer seien, ist ein Vorurteil von jenen, die uns zu wenig kennen.» Andrea Mandia ist Mitglied der Geschäftsleitung von Teo Jakob, der führenden Marke für Design und moderne Einrichtung im Schweizer Möbelfachhandel. Ausserdem ist er der Leiter des Standorts in der einstigen Getreidemühle im Zürcher Tiefenbrunnen-Quartier. Ursprünglich eingezogen in das geschichtsträchtige Ge­bäude war im Jahr 1985 der Einrichter und Möbelhändler Ivan Colombo, der dort das Colombo Centro Mobili einrichtete. Der Luganese war damals Schweizer Agent für Produkte des deutschen Industriedesigners Ingo Maurer. 1992 schaffte er es als Erster, den französischen Designer Philippe Starck als Referenten in die Schweiz zu bringen. Ein Coup: Der Besucheransturm löste im Seefeldquartier ein Verkehrschaos aus.

Chaos herrschte auch in den Ausstellungs- und Verkaufsbereichen in der Mühle. Allerdings ein von Colombo bewusst organisiertes. Es hatte die Funktion, das zu erreichen, was mitunter ein Hauptanliegen von Andrea Mandia ist: Kunden die Schwellenangst zu nehmen. In der Tat, die sehr konkret und lebensnah eingerichteten LoftRäumlichkeiten nehmen einem ein Stück weit den Respekt. Auch den vor den Produkten. Kein leichtes Unterfangen, punkto Namedropping macht Teo Jakob so schnell nämlich niemand etwas vor. Die Namen der überwiegend europäischen Handelspartner und Designer reichen von Alias bis Zanotta, von Alvar Aalto bis Wilhelm Wagenfeld. Trotzdem fühlt man sich unter ihnen ein bisschen wie zu Hause. Was bedeutet, dass die Einrichter und Verkäufer sehr vieles richtig gemacht haben. «Teilweise vergehen Stunden bei Diskussionen, ob man einen Tisch weitere zehn Zentimeter zur Seite rücken soll oder nicht», sagt Mandia wie zur Verdeutlichung. Diese Diskussionen sind der Kitt, der das rund 150 Mann und Frau grosse Team von Teo Jakob zusammenhält. Natürlich, es gibt Aus­bildungsmöglichkeiten im Bereich der Innenarchitektur und Kurse in Wohnberatung. Die seien aber nicht mehr als Schattenboxen irgendwo fernab von der Realität, sagt Mandia. Geachtet werde in seinem Geschäft darum vor allem auf ein Interesse für Kunst, Architektur und Kultur sowie die Fähigkeit, mit Menschen umgehen, ihnen zuhören und, nicht zuletzt, etwas verkaufen zu können. «Unsere Kundschaft ist, vor allem in Zürich, sehr gut informiert, da kann es

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Theodor Jakob, der Firmengründer, wollte Möbel verkaufen. Und Wohnkultur schaffen.


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Weltwoche Stil No. 3 für uns schnell peinlich werden.» Um das zu vermeiden, profitieren die Mitarbeiter von Gast­geberkursen, Verkaufs- und Umgangsschulungen oder Trendseminaren. Um Nähe und eben Vertrauen herzustellen, kann sich Mandia auf zusätzliche Charakteristika seiner Person verlassen. Obwohl gelern­ ter Hochbauzeichner, spricht er mit der Ruhe und dem Einfühlungs­ vermögen eines Pädagogen. Sein Berndeutsch tut das Seinige dazu und wird unterstützt von seiner Erscheinung: Beim Treffen trägt er sein weisses Hemd über den Jeans und das Kopfhaar kürzer als den Dreitagebart. Von Understatement zu sprechen, wäre wohl falsch. Aber seine Kernaufgabe, so Mandia, sei sowieso die harmonische Kombination von Objekten. Diese Kombinationsgabe ist, was das Gesamtpaket der von Teo Jakob gebotenen Dienstleistung auszeichnet. Für Teo Jakob entscheidet man sich nicht nur, weil man eine neue Wandleuchte oder ein schickes Stehpult sucht. Sondern auch, damit man darüber hinaus eine kompetente Farbberatung, eine Lichtplanung, Näh- oder Mon­ tagearbeiten geboten bekommt. Oder weil für die Raumplanung von Büroräumlichkeiten fundiertes Wissen über Akustik oder Ergonomie vorhanden sein muss. Aus diesem Grund hat die Teo-Jakob-Gruppe im Herbst 2009 auch die Andome Innenarchitektur AG mit Showrooms in Kloten und Winterthur übernommen. Damit ist sie heute in acht Schweizer Städten vertreten. Trotz Neueröffnungen dürfte der Umsatz aber noch immer tiefer liegen als im Rekordjahr 2001 (rund 60 Millionen Franken). Grund dafür ist auch die Abgabe des 500 m 2 grossen Verkaufsstandorts im Kaufhaus Jelmoli an der Zürcher Bahnhofstrasse im Mai 2009. «Von einer Frequenz von durchschnittlich 30 000 Besuchern täglich kann man sonst nur träumen», sagt Mandia mit leichter Melancholie. Dafür ist derzeit an allen Standorten mehr davon zu spüren, was man als Teo Jakobs Seele bezeichnen kann. Diese ist das Vermächtnis des Gründers, Theodor Jakob (1923–2000). Stücke aus Jakobs umfassender Kunstsammlung vervollständigen z. B. sämtliche Ausstellungsflächen. Bilder, Fotografien, Skulpturen und Objekte, die zum Teil unter dem Titel «Amitiés» von Januar bis März im Kunsthaus Langenthal ausgestellt waren. In Jakobs Besitz gelangten sie derweil auch durch Tauschhandel: ein Bett gegen ein Bild, ein Stuhl für ein fotorealistisches Gemälde – you get the picture. Diese Einstellung verdeutlicht die Kernphilosophie von Teo Jakob: Mit einem geschulten Auge für Zeitgenössisches Nachhaltigkeit schaffen, ohne finanzielle Hintergedanken. «Amitiés» markierte auch den Start in das aktuelle Jubiläumsjahr. Vor sechzig Jahren übernahm Theodor Jakob nach dem Tod seines Vaters dessen Tapeziergeschäft in der Berner Altstadt. 1968 wurden die ersten Wohnshopläden eröffnet, 1972 die erste Spezialabteilung für die metallenen USM-Haller-Möbel, nach Mandia das Produkt, das die Philosophie von Teo Jakob am eindrücklichsten verkörpere: «Ein Klassiker, der durch Nachhaltigkeit besticht und für Qualitätsarbeit steht.» Nach einem Management-Buyout wurde 1992 aus der Einzel-

firma die Teo Jakob Holding AG, die Aktien sind seither im Besitz der Kader und Mitarbeiter. Der heutige CEO der Teo-Jakob-Gruppe heisst Isidoro Celentano. Seinen Auftritt könnte man als zurückhaltend und bewährt bezeichnen. Er trägt unauffällige, aber teuer aussehende Anzüge und einen RetroSchnauz, wie man ihn auch an Tom Selleck sieht. Der Unterschied: Celentano lässt den Schnauz gut aussehen, wie übrigens Mandia auch alles, was er trägt, aufwertet. Schliesslich ist das ihr Job. Nicht bloss das gute Aussehen, aber das Treffen von richtigen und mutigen Entscheidungen. Celentano sei ein Chef, der, mit Laptop und Handy ausgerüstet, in seinem Auto oder mit dem Zug täglich von Genf bis Winterthur fahre, ein Büro besitze er nicht, sagt Mandia. «Es gibt bei Teo Jakob keine so­ genannte Teppichetage.» Und gäbe es sie, es läge darin wohl ein von Hand aus Wolle und Seide im Tufting­verfahren gefertigter Teppich, beispielsweise aus einer der Kollektionen von Paola Lenti. Auch die flachen Hierarchien gehen auf den Gründer zurück. Wie könnten sonst Freundschaften entstehen, amitiés?  Dass sich auf der Website eine Fotokartei mit sämtlichen Mitarbeitern befindet – vom Kader über das Montage- bis zum Möbelpflegepersonal –, ist kein Zufall. Und wie viele Mitarbeiter, glaubt Andrea Mandia, besitzen bei sich zu Hause Produkte von Teo Jakob? «Bis auf wenige Ausnahmen würde ich sagen, dass alle ausschliesslich von uns vertriebene Produkte zu Hause haben, natürlich kombiniert mit Objekten aus Brockenhäusern oder auch von Ikea.» Und das ist etwas wert, es symbolisiert nämlich commitment  und sorgt für Corporate Identity. Im April besuchte das komplette Team den Salone Internazionale del Mobile, die Mailänder Möbelmesse. Darauf vorbereitet hat man sich mit Seminaren in der hauseigenen Trendabteilung. «Aber auch eine Li Edelkoort [die momentan angesagteste Trendforscherin, Anm. d. Red.] kann falschliegen», sagt Mandia. Umso wichtiger sind darum eigenes Wissen und eigener Instinkt. «Handarbeit und Liebe zum Detail sind Qualitätszeichen. Sie rechtfertigen auch die Preise.» Wie zur Demonstration umgreift Mandia fest die eichhölzernen, weiss pigmentierten Armlehnen des von Hans Jørgensen Wegner entworfenen Stuhls, auf dem er sitzt, und beginnt ihn zu streicheln. Und man kann dann nicht anders, als seiner unausgesprochenen Aufforderung nachkommen und dasselbe tun. Bei der am Anfang erwähnten Psychiatercouch, übrigens, handelt es sich um eine sprichwörtliche, nicht um eine wortwörtliche. Aber müsste sich Andrea Mandia eine zulegen, wäre es ein Modell von Le Corbusier, beispielsweise, oder eine sahnefarbene «Volage» von Philippe Starck. Und damit wäre man ebensogut beraten wie darauf. andrea Mandia, 48, ist Geschäftsleitungsmitglied

der Teo Jakob Colombo AG in Zürich. Der Innenarchitekt, ursprünglich gelernter Hochbauzeichner aus Thun, arbeitet seit 27 Jahren als Einrichter und Planer. In dieser Funktion gehört die Beratung von Privat- und Geschäftskunden zu seinen Hauptaufgaben. Mandia führt das Geschäft in der Mühle Tiefenbrunnen und ist zudem im Leitungsgremium der Teo-Jakob-Gruppe.

«In welchen familiären Umständen lebt man? Welche Aktivitäten finden im Wohn− zimmer statt, welche im Schlafzimmer?» mai /Juni 2010


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Bild Max Mustermann

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Betonkopie des lc2–sessels von Le Corbusier vor der Mühle Tiefenbrunnen.

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Illustration DANIEL SCHNITTERBAUM

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Bild  Max Mustermann

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grosse reise beginnt mit einem kleinen Schritt, sagen die   chinesen. Vielleicht haben es auch die inder zuerst gesagt.  Denn sie haben auch ein grosses land und ebenfalls viele kluge  leute sowie redensarten. eine reise durch das grosse rajas­ than beginnt also ebenfalls mit einem kleinen Schritt – dem  Schritt in das innere und auf die rücksitzbank eines toyota innova, in  dem man und ein zweiter reisender durch den im nordwesten des  landes gelegenen Bundesstaat gefahren wird. Der östliche rand stösst fast an Delhi, die hauptstadt mit ungefähr  siebzehn millionen einwohnern. im Westen grenzt rajasthan an das  nachbarland Pakistan. Der Bundesstaat hat eine Fläche von fast 350 000  Quadratkilometern (fast neunmal so gross wie die Schweiz), die Westhälfte  davon ist Wüste, im osten gibt es das 500 Kilometer lange, 300 bis 1700  meter hohe aravalli­gebirge, in dem Flüsse entspringen und  diesen teil  fruchtbar machen. auf der landkarte von touristen hat rajasthan einen  eintrag, weil es dort viele Baudenkmäler beziehungsweise Sehenswürdig­ keiten gibt, die im unesco­Welterbe­Verzeichnis vorkommen. und weil  sich in den meisten Fällen wenigstens ein sehr gutes, luxuriöses Fünf­  Sterne­hotel in der nähe befindet. mughal­moschee (neben   «Der Palast wirkt selbst am hellen tag  dem taj mahal): Der damalige   König, ein hindu, war   noch wie ein Palast, der in unruhigen träu­ kein religiöser hardliner. men erbaut wurde – ein Werk von Kobolden  und nicht von menschen.» ich hätte, ehrlich,  «unruhigen» nicht geschrieben (vor   «träumen»). Doch nicht einmal ich meine,  rudyard Kiplings Beschreibung des taj  mahal benötige eine redigatur von mir. Den  Palast soll König Shah Jahan im 17. Jahrhun­ dert bauen lassen haben als Denkmal für sei­ ne Königin mumtaz, die im alter von 39 Jah­ J e d e

ren und bei der geburt des vierzehnten gemeinsamen Kindes gestorben  sei. Der marmor solle singen: «ich habe nicht vergessen, ich habe nicht ver­ gessen», sei das Briefing des Königs gewesen. und tagore, ein unterneh­ mer und Schreiber aus Kalkutta, fand, dem Bauherrn sei es gelungen, eine  träne auf das gesicht der ewigkeit zu zaubern. «und wohl auch tränen in  die augen der Buchhalter und Schatzmeister, denn der Bau brachte das  reich der moguln an den rand des Bankrotts», schreibt ilija trojanow in  seinem Buch «gebrauchsanweisung für indien», das ich empfehle. Das sind geschichten. und Könige. und Denkmäler (Bauzeit: 22 Jahre,  arbeiter: 20 000, material: weisser marmor, auf rücken von Kamelen und  elefanten aus einem 370 Kilometer entfernten ort hergebracht). Bleibt die  ergänzung, dass der taj mahal eigentlich nicht in rajasthan liegt, sondern  bei agra, einer Stadt im Staat uttar Pradesh, wenige Kilometer von der  grenze zu rajasthan. noch weniger Kilometer entfernt, am ufer des heiligen yamuna­ Flusses und im Schatten des taj mahal, befindet sich ein Dorf mit namen  Kuchhpura. Die vielleicht tausend Bewohner gehören zu der niedrigsten  der vier Kasten, die es nach offiziellen informationen nicht mehr gibt   respektive die heute nicht mehr wichtig seien, sogenannte unberührbare  (im ganzen zirka zehn Prozent der Bevölkerung oder 120 millionen   menschen). in dem Dorf wurden, u. a. mit geld von uSaiD (der amerika­ nischen entwicklungsagentur), in den vergangenen zwei Jahren toiletten  gebaut neben den hütten aus lehm und Ziegelsteinen. Viele Dorfbewoh­ ner haben noch keine toilette, und benutzen die abfallhalde am rand des  Dorfs, weil sie nicht sicher sind, ob die Wasserspülung funktioniert, son­ dern vermuten, dass diese in das haus überlaufe oder so. Wer fragt, wie ich,  der redaktionsleiter einer «Stil»­Beilage, dazu gekommen sei, dieses Dorf  und die Verbesserung der sanitären anlagen anzusehen, hat einen Punkt.  antwort: Die intens­travel­mitarbeiterin, die meine reise zusammenstell­ te, hatte es angeboten (intens travel ist eine tochtergesellschaft von Kuoni,

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Bilder  Scott StulBerg (corBiS, rDB), PhotoSinDia (getty imageS), maremagnum (getty imageS), JoSon (getty imageS)

der Marmor solle singen: «ich habe nicht vergessen, ich habe nicht vergessen». Briefing des   architekten des taj Mahal durch den König). oBen: Man hat gelesen, dass indien das bevölkerungs– reichste land der Welt ist. Was das heisst, weiss man, wenn man z. B. in old delhi unterwegs ist. linKS:


die für die Kosten dieser reise aufkam). Man muss ein solches «Intens»angebot nicht annehmen, aber man  kann. Ich fand es einen Gewinn. und  interessant, weil in Indien, trotz   Call-Centern und schnellwachsenden  softwareentwickler-unternehmen,   in Bangalore beispielsweise, über siebzig Prozent der 1,2 Milliarden Menschen nicht in städten leben, sondern  in Dörfern. In Dörfern wie Kuchhpura  Wohnstrasse auf Indisch: In   (oder in solchen, die vielleicht ein bissOld Delhi lebt man in Häusern,   auf Balkonen und vor Häusern. chen besser und weiter sind). und dass  das BIP (die jährliche Wirtschaftsleistung) unter tausend Dollar je einwohner liegt. Zum Vergleich: In der  schweiz sind es 46 000 Dollar (2009). Indien, nebenbei, ist trotz der Beschreibung von vorhin kein schmutziges Land, auf jeden Fall nicht,  wenn man staub nicht als schmutz betrachtet und, ferner, davon absieht, dass es offene abfallhalden gibt. Zurück in der ersten Welt, das heisst im Hotel «Oberoi amarvilas»  in agra, hatte ich ein Zimmer mit terrasse und Blick auf den taj Mahal.  ungefähr dazwischen gibt es ein schwimmbecken, das zum «Oberoi»  gehört. es war, wie um das Bild zu vervollständigen, sonnenuntergang. Das heisst, es kühlte von über 40 Grad langsam ab auf 30 Grad  (tiefsttemperaturen in der nacht um 25 Grad, der vergangene april  brachte ungefähr 7 bis 8 Grad höhere temperaturen als der schnitt der  vergangenen fünfzig Jahre; in der Hauptreisezeit von Oktober bis März  ist es am tag um die 30 Grad). Ich war alleine am Pool respektive im  Wasser. Das heisst, es gab ziemlich viele Insekten über der Wasseroberfläche (sonst plagen einen wenig Mücken, rajasthan ist ausserhalb der  Monsunzeit von Juni bis september fast zu trocken dafür), die von mindestens gleich vielen Fledermäusen in verschiedenen Grössen (Flügelspannweite von geschätzten zehn bis fünfzig Zentimetern) gejagt wurden. natürlich berührte mich keine Fledermaus, das ist bekannt. aber  es war dennoch ein besonderes erlebnis, wenn wieder eines der tiere  wenige Zentimeter an meinem Kopf vorbeiflog und, ab und zu beim  Fangen eines Insekts, die Wasseroberfläche mit dem Flügelende  streifte. Ich werde es nicht vergessen. ebenfalls die Gerüche werde ich  mit nach Hause nehmen, es roch, unter anderem, nach Ylang-Ylang  und vielen anderen Pflanzen, die ich nicht kenne, von denen aber ein  guter, süsser Geruch ausging, wie man es sich wünscht in Indien. Ich war immer noch im Pool, als es auf einmal ganz dunkel wurde.  stromausfälle passieren jeden tag, mehrmals. Manchmal dauern sie  sekunden, manchmal stunden. Dieser dauerte eine Minute oder so. Die  Fledermäuse störte das nicht. Mein erlebnis auch nicht. «Incredible  India!» ist der reklameslogan des Landes. «Incredible India», indeed,  kann ich bloss sagen. Wie vermutlich jeder aus dem Westen, der den Film «the   Darjeeling Limited» gesehen hat, wollte auch ich einen teil meines  Wegs nach Jaipur, der «rosaroten» stadt (heisst so wegen des aus rosafarbenem sandstein gebauten amber-Palasts beispielsweise oder des  «Palasts der Winde», aber auch wegen der normalen, «Haveli» genannten privaten stadthäuser), mit dem Zug zurücklegen. Den Film, nebenbei, empfehle ich, nicht nur zur Vorbereitung auf eine reise nach Indien (weitere Vorbereitungsfilme: «slumdog Millionaire» und  «Gandhi»). In «the Darjeeling Limited» reisen drei Brüder durch In-

180 Millionen Muslime – Indien ist das zweitgrösste muslimische Land; Frei– tags–Moschee in Delhi. reCHts  unten:  «Interior» auf Indisch heisst «mit Ornamenten ver– zierte Wände» (Red Fort von Delhi). reCHts OBen:

nO. 3 sieben Fragen zu Indien an

celina        Ja I t LY

Wenn Sie Ihre drei liebsten Plätze oder Sehenswürdigkeiten in Indien nennen müssten, welche wären das? Das ist schwierig, denn Indien ist  riesig, wunderschön und sehr   vielfältig. als echte romantikerin  halte ich dem taj Mahal aber einen  speziellen Platz in meinem Herzen  frei. Das zeitlose Monument steht  für Liebe und Hingabe. am schönsten ist es in der nacht, mit dem   Yamuna-Fluss im Hintergrund,  wenn der Mondschein darauf fällt.  Dann würde ich die Höhlen von  ajanta und ellora nennen. sie haben  für mich eine spezielle Bedeutung,  weil viele meiner Freunde mir   sagen, dass eine in Höhle nr. 29 in  die steinwand geritzte Frau mir  aufs Haar gleiche. als Drittes würde  ich mich für Goa entscheiden. als  ich vor sechs Jahren zum ersten Mal  dort war, habe ich mich sofort in  den Ort und seine reiche Flora und  Fauna verliebt. umso glücklicher  bin ich, dass ich heute Besitzerin   einer 150 Jahre alten indoportugiesischen Villa im Dorf Moira bin, in  der es angeblich spukt.  Gibt es Filme, die man vor einer Reise nach Indien gesehen haben sollte? «rang De Basanti», «Kabhi  Khushi Kabhie Gham», «slumdog  Millionaire»; «Mother India»,  ein schwarzweissfilm; «Lagaan».  ebenso «no entry» und «red: the  Dark side», bei welchen ich mitgespielt habe. Was muss man unbedingt wissen, wenn man zum ersten Mal Indien besucht? Fühlen sie sich nicht beleidigt,  wenn Ihnen ein einheimischer  persönliche Fragen stellt, was sie  verdienen, zum Beispiel, ob sie verheiratet sind und wie viele Kinder  sie haben. Das ist immer freundschaftlich gemeint. Gleiches gilt,  wenn sie angestarrt werden. Das

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ist pure neugier. Die meisten Leute  geben sich im Übrigen grosse Mühe  und helfen den touristen, sich  zurechtzufinden. Weiter sollten sie  nie essen, was strassenverkäufer  anbieten, Wasser nur aus Flaschen  trinken und beim Feilschen dem  erstgenannten Preis immer mit der  Hälfte des Betrags entgegnen.

Welches ist Ihr Lieblings-Shop in Delhi, und was soll man dort kaufen?  Persönlich mag ich Freiluftmärkte  lieber als Luxus-einkaufszentren.  Zu den besten gehört der DilliHaat-Basar. Dort findet man an 62  Marktständen volkstümliche  Handarbeiten aus allen staaten   Indiens. Pantoffeln aus Kamelleder, zum Beispiel, oder Kupferwaren und duftende schnitzarbeiten aus sandelholz.  Was bringt man seinen Freunden und Familienangehörigen nach Hause? als shopaholic  wäre meine Liste  endlos. aber ich würde einen   teppich aus Kaschmir vorschlagen. Oder seide, die man im  ganzen Land sehr günstig bekommt und auch auf Mass schneidern lassen kann. sowie ein auf  stoff gemaltes mythologisches  Bild oder ein Porträt eignen sich  vorzüglich als Geschenk.  Wie heisst Ihr Lieblingsmusiker aus Indien? Kailash Kher. seine faszinierenden  songs sind beeinflusst von indischer Folk-Musik, von sufi und  slow-rock. empfehlen kann   ich seine alben «Kailasa» und  «Kailasa Jhoomo re». Und was kauft man für sich selbst?  Ich könnte sagen edelsteine, einen  Massanzug oder ein gutes Paar  schuhe. Vor allem aber werden sie  mit der Liebe und Gastfreundschaft, die unser Land zu bieten  hat, nach Hause reisen. und dem  Verständnis für eine uralte Kultur  und ein Land, in dem religionen  in Harmonie koexistieren. CeLIna JaItLY,

geboren in Kabul,  ist schauspielerin   und Miss India  2001. Ihr neuer  Film, «the 1001  Quest of sheherzade», kommt dieses  Jahr in die Kinos.

Bilder  JuLIen CHateLIn (LaIF), JustIn GuarIGLIa (GettY IMaGes), PHOtOsInDIa (GettY IMaGes)

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Bild  Max Mustermann

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Jaipur in Rajasthan hat eine hohe Dichte an Monumenten: Palast der Winde . . .­ (links oben) . . . die grösste Sonnenuhr der Welt, Bauzeit: 1727–1734 . . . (unten links) . . . sowie den Stadtpalast (unten rechts). dien, in einem Zug. Auf dem Weg zu ihrer Mutter, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen oder gesprochen haben. Und, so steht es in den Unterlagen zu dem Film, auf einer spirituellen Reise zu sich selber und zueinander. Davon abgesehen, ist der Film lustig, die Bilder sind schön. Am Bahnhof von Bharatpur Junction, auf den Zug nach Gangapur City wartend (was ein grand  Name ist für die Ortschaft, wie man später herausfinden wird), kommt man mit gewöhnlichen Indern in Kontakt. Ich meine nicht, dass man mit ihnen ins Gespräch kommt, ausser man spricht Hindi, Urdu (Sprache der Muslime – zirka 15 Prozent der Bevölkerung; Indien ist mit ungefähr 180 Millionen Muslimen das zweitgrösste muslimische Land nach Indonesien, vor Pakistan –, der grosse Rest sind Hindus) oder, besser,   einen der Dialekte, von denen es viele Hunderte gibt und die nur in der jeweiligen Gegend gesprochen werden – ausserhalb der Städte können viele kein Englisch. Aber man kommt mit gewöhnlichen Leuten in Berührung: Es gibt ziemlich wenig Platz neben den Geleisen, und wenn Züge einfahren, oft mit Verspätung, laufen sie zu einem Wagen, in dem es Platz gibt. Man sollte dann nicht im Weg stehen und den Zug anschauen oder Fotos machen. Obwohl es viel zu sehen und fotografieren gibt: einen Fakir etwa (ohne   Nagelbrett, aber mit filzigem, hüftlangem Haar und nur mit Leinentuch bekleidet) oder Bauern, die Hühner und andere Tiere bei sich haben. Und es gibt Geschäftsleute, die Musik von ihrem iPhone hören, jedenfalls in der ersten Klasse, die ich, trotz spiritueller Erfahrung und so weiter, wieder buchen würde (es gibt noch zweite und dritte Klasse). Menschen anzuschauen, ist nicht verboten, übrigens. Inder stellten sich in einem Halbkreis um mich herum auf und sahen mich an, als warteten sie auf eine Vorstellung von dem Touristen, dem einzigen im Zug übrigens. Wenn wir es von den Menschen haben: Jeder, der in   Indien vor sein Hotel tritt, sieht Menschen, die auf dem Trottoir leben; Männer, die gewaltige beladene Karren schleppen . . . Und doch begegnet man einem Mut und   einer Lebensfreude, die beeindrucken und manchmal beschämen. Es ist, als seien die Herzen der Menschen so reich wie die Basare, die man in jeder Stadt vorfindet. Zum Glück hat Trojanow diese Zeilen geschrieben und nicht ich. Er weiss nämlich auch, dass sich solche Worte kitschig ausmachen auf der gedruckten Seite. Recht hat er trotzdem. Und noch nicht einmal etwas gesagt zu den   Gesichtern der Menschen, ihren Augen, zu den Gesichtern und Augen der Mädchen und der Kinder im Besonderen. Ich fahre nicht dort weiter, wo der Schriftsteller aus Deutschland, der sechs Jahre in Indien gelebt hat, aufhört. Aber ich denke,   Und noch ein Fort:   Sie sehen das Bild oder die Jaighar-Festung in Jaipur. Bilder vor Ihrem,   sagen wir, inneren   Auge. Und dabei waren Sie noch nicht einmal dort. Fahren Sie hin, schreibe ich. Das heisst, fliegen Sie hin. Sie fahren noch genug, im Land. Die Strasse ist die

oder zumindest   eine Schlagader Indiens. Ich habe auf den vielleicht tausend Kilometern, die ich in sechs Tagen im Auto mit Fahrer zurückgelegt habe, viele Strassenvarianten erfahren – vom mit Sand und Schotter bedeckten Pfad (von Gangapur   «City» zum vierzig Kilometer entfernten, 350 Jahre alten «Ramathra Fort»-Hotel, in dem ich zwei Nächte verbrachte) bis zur Gebühren-Autobahn mit acht Spuren zwischen Jaipur und Delhi. Der Fahrer sagte am Anfang, wer in   Indien fahren wolle, benötige drei Dinge: «Good brakes [Bremesen], good horn, and good luck.» Trojanow hätte es nicht besser ausdrücken können. Im Grunde fährt man auf der linken Seite, eine Erinnerung an die Briten – beziehungsweise ihren Way of Life –, die das Land bis 1947 als Kolonie führten. Aber irgendwie nimmt man das nicht so genau. Wenn beispielsweise ein Bauer mit seinem Traktor (oder, öfter, mit seinem von einem Kamel gezogenen Wagen) ein paar hundert Meter zurücklegen muss, um auf sein Feld zu kommen, kommt er auf dieser Strecke vielleicht Ihnen entgegen, auf Ihrer Spur, weil das für ihn einfacher ist, als die Auffahrt zu der richtigen Spur zu erreichen. Den Entwurf des Geisterfahrers, vermute ich, gibt es nicht. Und das hat wenig mit Spiritualität zu tun, dafür viel mit Praktikabilität. Was ich zuvor noch nie gesehen habe: einen sogenannten Single-Lane-Highway. Er besteht aus einer ­geteerten Spur in der Mitte einer breiteren Piste, die bei uns «Naturstrasse» heissen würde und nur für landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge wäre. Man fährt darauf, bis einem ein Fahrzeug entgegenkommt. Dann kreuzt man, irgendwie. Eine verbindliche Regel konnte ich nicht erkennen, wahrscheinlich ist es so, dass das stärkere, teurere, neuere Fahrzeug Vortritt hat. Der andere muss ausweichen. Manchmal   nähern sich zwei fahrende Autos bis auf wenige Meter, manchmal lenken beide dann bloss zwei Räder vom Teer. Eine Ausnahme sind, manchmal, von Elefanten gezogene Wagen – manchmal macht man dafür Platz, immerhin ist der Elefant heilig, wie die Kuh (ferner sind der Affe sowie der Pfau heilig; von Kühen, Affen oder Pfauen gezogene Wagen habe ich keine gesehen). Ich fasse den Gegenstand «Strassenreise in Indien» so zusammen: Ich habe mich erst einmal in meinem Leben weniger sicher gefühlt, das war, als ich die Mille Miglia, das Rennen für klassische Sportwagen durch Italien, mitfuhr, als Co-Pilot von Jochen Maas in einem Mercedes SLR von 1955. Doch diese Fahrt zählt zu den geschätzten Top-fünfErlebnissen meines bisherigen Lebens. Vielleicht muss ich in Zukunft schreiben, es zähle zu den geschätzten Topsechs-Erlebnissen, denn in der Zwischenzeit bin ich in einem Toyota Innova von 2007 als Fahrgast von Sanjay durch Rajasthan gereist. Zum Schluss zurück an den Anfang, das passt, denke ich (Sie erinnern sich – die grösste Reise fängt an mit einem kleinen Schritt). Bloss, wie eine grosse Reise endet, haben, soviel ich weiss, die Chinesen nicht ­gesagt. Und die Inder auch nicht. Ich sage, um aus Indien zurück- und wieder in die Schweiz zu reisen, braucht es mehr als einen kleinen Schritt. Wenigstens im Kopf.

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besondere Hotels

«Oberoi Amarvilas»

Von einem «Oberoi» kann man viel verlangen, das darf man sagen. Aber dass ein paar Meter vor dem Balkon des Zimmers, am Rand des   Hotelgeländes sozusagen, ein Palast mit Namen Taj Mahal steht, ist überraschend. Sogar für weitgereiste Menschen. Wer ein Zimmer ohne Balkon hat, setzt sich auf die Terrasse der Bar, mit palace view  ebenfalls. agra, uttar pradesh 282 001, Tel. +91 562 223 15 15

www.oberoihotels.com

«Aman Palace»

Das Haus ist ziemlich neu, und die Bäume des umliegenden Parklands sind noch klein. Alles andere ist, wie man es von einem «Aman»Hotel er­wartet: schwer zu übertreffen. Jedes Zimmer hat Suitengrösse und einen privaten Pool auf der Terrasse. Lodhi Road, New Delhi 110 003, Tel. +91 11 4363 33 33

www.amanresorts.com

«Ramathra Fort»

Es liegt nicht am Weg, das heisst, es liegt an einem Weg, den man erreicht nach stundenlanger Fahrt über Landstrassen. Aber einmal angekommen, ist man wirklich einmal weg. Das Fort wurde vor 350 Jahren gebaut, vor wenigen Jahren hat es Ravi, ein Nachfahr des Fürsten, wieder hergerichtet, seit   diesem Jahr vermietet er   Suiten, Zimmer und schicke Zelte auf dem Rasen,   auf dem früher die Fort­Elefanten wohnten. District Karauli,  rajasthan   Tel. +91 98 2901 34 75

www.ramathrafort.com

«Samode Haveli»

Ein «Haveli» ist ein Stadt­ palast. Und in einem solchen kann man wohnen in Jaipur, falls man möchte. Und falls man in Kauf nimmt, dass dieses echte Haus auch ein wenig echtes Cachet hat (also ein ganz klein wenig ab­ genutzt ist), das man liebt oder eben nicht.  jaipur, rajasthan 302 002

Tel +91 141 263 24 07  www.samode.com

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Bilder Mark Kolbe (Getty Images), Adam Jones (Getty Images), Jeremy Horner (Getty Images), Robert Cianflone (Getty Images), Remi Benali (Hemis.fr)

Weltwoche Stil No. 3


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Mein Schanghai  die abweisende schöne unser autor weiss, wie die Stadt riecht, wo man die besten Wasserkäfer isst

und was das schönste Geschenk zum Mit-nach-Hause-Bringen ist. Was er (immer noch) nicht weiss: ob er sich der chinesischen Medizin hingeben soll. Oder vor ihr davonlaufen. Von Pius Walker (Text ) und Maxwell Holyoke-hirsch (Illustration)

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enn PEKING der Vater ist, dann ist Schanghai die Tochter. Schanghai ist eindeutig weiblich. Stolz, launisch und intelligent, manchmal gemein, aber fast immer ­verführerisch. Eine Stadt, welche nicht verschiedene Gesichter hat, sondern das eine ständig anders präsentiert. Der Besucher sieht auf den ersten Blick eine Weltstadt, nur um als Nächstes festzustellen, dass die Weltsprache Englisch ihn hier nicht viel weiter bringt als bis zur Gepäckausgabe des Flug­hafens. 24 Stunden später ist man der Anziehungskraft und der einzigartigen Ausstrahlung dieser Grossstadt erlegen. Dabei ist Schanghai alles andere als schön, wenigstens auf den ersten Blick. Wer ihre Schönheit sehen will, muss Geheimnisse lüften. Und dazu muss man diese zuerst bemerken, denn es handelt sich dabei um Dinge des Alltäglichen bzw. um das, was sich dahinter versteckt. Das ist zwar manchmal anstrengend oder verwirrend, macht die Stadt aber immer wieder neu oder jung. Und dann kommt dazu: Meint man, hinter etwas gesehen zu haben, begegnen einem dahinter oft zwei neue Rätsel oder Unbekannte. Ich beschreibe hier sieben Alltagsbeobachtungen und wie sie mir Schanghai näher­brachten. Bewegung. Den ersten Eindruck ­einer Stadt bekommt man ja am besten, wenn man sich darin à pied  fortbewegt. Das würde auch für Schanghai gelten, wäre die Stadt nicht 6340 Quadrat­kilometer gross (ungefähr ein Siebtel der Fläche der Schweiz). Die ­dreissig Kilometer vom Flughafen in die Stadt sollte man deshalb auch mindestens einmal mit dem Maglev-Transrapid, einer Schwebebahn mit Magnetantrieb, zurücklegen. «Rapid» heisst hier 430 km/h. Danach geht es auch hier mit dem Taxi weiter. Taxis sind fast allgegenwärtig (ausser es regnet) und

günstig (ausser es ist nach 23 Uhr) und ihre Fahrer hilfreich (ausser man hat sich die Zieladresse nicht in Mandarin aufschreiben lassen). Die Patent­lösung zur Stadterkundung hat aber Shanghai Sideways ­gefunden. Ein Vintage-Motorrad mit Seitenwagen für zwei Per­sonen plus Fahrer. Der Pick-up-Service ist zuverlässig und der «Shanghai Night Drive» ein Erlebnis. Eleganz. In Schanghai wird man mit den Worten «Hast du heute schon gegessen?» begrüsst. Antworten darauf sind genauso überflüssig wie auf unser «Wie geht es dir?». In Schanghai isst man nämlich andauernd. Ausgezeichnet im «Dong Jun». Das Restaurant besteht aus einer riesigen prunkvollen Halle, welche an die food halls  von Harrods erinnert. Mit dem Unterschied, dass hier alle Zutaten noch leben. Vom Kellner begleitet, flaniert man mit einem Einkaufskörbchen zwischen den Aquarien und Terrarien des Restaurants und wählt seine Gänge aus. Im ersten Stock befindet sich die Küche, im zweiten Stock die chambres séparées  des Lokals. Wasserkäfer schmecken übrigens nach nussigem Hühnerfleisch. Am besten isst man sie so elegant, wie das meiner Tischnachbarin gelang: Den Käfer zwischen die Stäbchen klemmen, in den Mund damit und, zwanzig Sekunden später, die Käferhülle retour auf den Teller. Fein säuberlich aus­gesaugt. Jede Bewegung der ­Esserin, ausser der ihres Mundes, kam aus dem Handgelenk, die Stäbchen verlängern ihre feingliedrige Elle, die Schultern bleiben ruhig und aufrecht – eleganter essen ist schwierig. Chinesische Medizin. Die Zeitumstellung und den Restalkohol (man ging gestern ins «M1NT», einen Nachtklub) kann man sich anderntags von Doktor Liu rausmassieren lassen. Der Doktor kommt aufs Zimmer, spricht aber

kein Englisch, ausser «problem» und «painful». Zwei Stunden ­später hat man, ohne von seinem Stuhl aufgestanden zu sein, die Hölle durchlaufen. Wird dann aber mit dem Himmel belohnt. Dieser ­Zustand hält erfahrungs­gemäss etwa vier Wochen an. Ein Ergebnis, mit welchem die – durchaus angenehmere – Route über ­irgendeinen Spa nicht mithalten kann. Geruch. Schanghais bester Platz für eine Tasse Tee ist morgens um ­sieben Uhr im Lu-Xun-Park, neben der Tai-Chi-Klasse. Und bei Regen im «Antiques Garden Cafe», ­44 ­Sinan Road. So riecht Schanghai: nach dunklem Holz, feinem ­Jasmin und nassem Asphalt. Handwerk. Ins Restaurant «Shintori» geht man wegen der her­ vorragenden neuen japanischen Küche (Reservation empfohlen). Aber rechts neben dem Entrée findet der Besucher ein kleines Zimmer mit sogenannten spin ceramics. Das ist das traumhafte Geschirr, aus welchem man gerade noch den besten O-Toro (Thunfisch höchster Qualität) der Stadt gepickt hat. Das edle Porzellan ist ein Geschenk, für welches man im Koffer unbedingt Platz machen sollte. Massagen. Entspannung für müde Füsse gibt es in Schanghai an fast jeder Ecke. Aber die vielleicht beste Adresse dafür ist 185 ­Middle Huaihai Road. Die ­Ito-Massage befindet sich im dritten Stock. Meint man es aber wirklich ernst, dann geht man noch einen Schritt weiter. Nämlich zu Jack Peng und lässt hier den Gipsabdruck seiner Füsse machen, ­damit Mister Peng später aus feinstem italienischem Leder ein Paar Massschuhe darum herum ­fertigen kann. In guten Schuhen läuft man seinem Arzt davon, so ein lokales Sprichwort. Vielleicht gibt es ja doch eine angenehme Alter­ native zu «Doktor Painful». Effizienz. Kürzlich war ich bei ­einer einheimischen Familie zum

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Essen eingeladen. Wir waren zwölf, und jeder kochte, was er mitgebracht hatte. So kam es, dass ich Taubenkopf und Kröte ass und die Chinesen Geschnetzeltes und Rösti versuchten. Gelernt habe ich, dass Kalbfleisch in Schanghai fast nicht zu bekommen ist. Und dass hier zwölf Leute zwölf Gänge ­kochen und essen können und ­dabei am Ende nicht einmal zwei Handvoll Abfall übrigbleiben. To–Do–Liste Maglev, Magnetschwebebahn vom

Flughafen nach Pudong, www.smtdc.com/en Shanghai Sideways,

Stadtrundfahrten im Seitenwagen, www.shanghaisideways.com Evian SPA, Luxus-Spa, www.threeonthebund.com Banyan Tree Spa, Luxus-Spa, www.banyantreespa.com «Antiques Garden Cafe»,

44 Sinan Road, Tel. +86 21 538 210 55 «Dong Jun»,

Seafood Restaurant, 518 Huaihai Road, Tel. +86 21 628 119 78 Restaurant «Shintori»,

803 Julu Road, Tel. +86 21 540 452 52 «M1NT», Nachtklub,

www.m1ntglobal.com/clubshanghai Spin Ceramics & Art Workshop: Bldg. 3, 758 Julu Lu,

Tel. +86 139 163 144 24 Jack Peng, Schuhmacher, www.jackpeng.com Doctor Liu, Termine und Kontakt über  www.atyourside.asia

Pius Walker, 39, Schweizer «Werber des Jahres» von 2008, grün­dete zusammen mit An Jingwen, einer Linguistin in Schanghai, den Dolmetscherund Concierge-Service At Your Side in Schanghai. Dieser unterstützt Besucher vor Ort (Tourismus und Geschäftsreisen, www.atyourside.asia, Tel. +86 21 639 060 86).


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die seiten für den Mann

Der Spider

Ein Neuer ferrari ist kein alter. Schön und gut ist er trotzdem. Um das herauszufinden, muss man den F149 California aber erst einmal haben. Oder wenigstens fahren.

Von Mark van Huisseling (Text)  und gianmarco magnani (Illustration)

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Cabriolet ist (Vorsicht, das ist nicht die offizielle Bezeichnung). Worauf ich hinauswill: Es gab schon einen Ferrari California Spider, in den sechziger Jahren, und der gehörte zu den schönsten Ferraris oder Autos sogar, die bisher gebaut wurden (und zu denen, für die am meisten bezahlt wird – vor zwei Jahren wurde einer von 1961 für fast elf Millionen Dollar ver­kauft, damals ein Rekord). Und deshalb erlaube ich mir anzunehmen, dass die Entwickler des neuen California sowie Luca di Montezemolo, Ferrari-Präsident und so etwas wie der Vater des Modells (die neue Fabrik in Maranello, wo er gebaut wird, gibt es wegen ihm), stolz sind auf den und Freude haben an dem Neuen mit dem alten Namen. Mir, auf jeden Fall, hat er Freude bereitet. Das begann, als ich einstieg und den Knopf links unten am Lenkrad (rot, «Engine Start» steht darauf) drückte. Es tönte dann, als hätte man zwei Mal viel Gas gegeben; hat man aber nicht, das macht die Elektronik bzw. der Motor. Ich habe da­r­ auf den «Open»-Schieber gedrückt und das Dach geöffnet.

Der Drehknopf am Lenkrad rechts unten mit Namen «Manettino» hat in der «Comfort»-Position nichts verloren. Er gehört auf «Sport» gestellt. lich sicher, ein anderes Auto. Ein neuer Ferrari ist, vielleicht sogar, ein besserer Ferrari. Das schreibe ich jetzt einmal. Obwohl sogenannte Kenner widersprechen werden. Für sie ist das Alte das Bessere, immer. Vielleicht haben sie recht. (Aber die meisten Menschen fragen nicht, um welchen Ferrari es sich handelt, wenn man sie zu einer Ausfahrt einlädt.) Für die, die es trotzdem interessiert: Ich fuhr einen F149 California (ziemlich neu, kam 2009 heraus). Man könnte «California Spider» zu ihm sagen, weil es ein

Weil jemand gesagt hatte, das können die von Ferrari nicht, das elektrische Dach klemme und die Abdeckung passe nicht. Stimmt nicht, das Dach öffnete leicht und genau wie die Türe einer Kuckucksuhr (natürlich nicht zur Seite hin, sondern nach hinten, wo es im Kofferraum versenkt wird). Ich habe danach die Türen geöffnet und geschlossen. Und wieder geöffnet und geschlossen. Ich kann nicht bestätigen, was mir ein anderer gesagt hatte (dass die Türen nicht schwer genug seien und schlecht schliessen wür-

den). Anschliessend bin ich um das Auto gegangen, habe es angeschaut wie ein Reiter ein Pferd, das er auf einer Versteigerung kaufen will, und zwar vor allem das Heck. Ein Hinterteil, das, in meinen Augen, schön ist und zu dem Auto davor passt. (Noch ein anderer hatte gesagt, ihm gefalle es nicht, es passe nicht.) Ich möchte nicht behaupten, ich sei der Hinterteilspezialist. Doch wenn man Männer, was Frauen angeht, in Busen- und Hinterntypen einteilt, bin ich vermutlich eher ein Hinterteiltyp. Es fallen, bis hierher, zwei Dinge auf: Ich habe zwei Drittel des Artikels, zur Hauptsache, zur Rettung oder Verteidigung der Ehre des California gebraucht. Bevor ich das restliche Drittel dafür verwende, das Auto liebevoll zu beschreiben, wie es das verdient, einen abschliessenden Satz an die strengen Richter: Es ist wahrscheinlich ein gutes Zeichen, wenn an einem Auto so viel nicht gut sein soll. Was mir, z. B., gut gefallen hat, ist das Doppelkupplungsgetriebe. Nicht dass Sie meinen, MvH sei Techniker geworden über Nacht. Ich meine, mir hat gefallen, was das Doppelkupplungsgetriebe kann: Die Gänge, die man über Wippen am Lenkrad einlegt und schaltet, werden damit schneller gewechselt, als man «Formel-1Schaltung» sagen kann. Das sind Genauigkeit und Gründlichkeit, wie man sie von deutschen Sportwagen kennt und gut findet, plus Geschwindigkeit und Gran-Turismo-Gefühl, wie man sie von einem italienischen Auto wünscht. In der Zwischenzeit befinde ich mich auf meiner Testfahrt von Zürich nach St. Moritz nach der Julier-Passhöhe. Ich kam gut vorwärts an einem Frühlingssams­ tagnachmittag, bloss konnte ich erst wenige Autos überholen. Und wenn man Ferrari fährt, gehört es dazu, andere zu überholen. Das ist zwar gedanklich ein Schritt zu-

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rück in das Lebensgefühl eines Halbwüchsigen, aber it is what it is. Und, wenn ich schon ehrlich bin, es ist erfüllender, einen Porsche 911 Carrera 4S mit GR-Kontrollschild zu überholen als einen Skoda Octavia aus SO. Der Grund, weshalb ich trotz dieser Übungsanlage wenige Autos überholt habe: Auf Schweizer Autobahnen fährt man nicht schnell in einem Ferrari, das wäre uncool. Und auf der Landstrasse fahren die, die vor einem sind, in grosser Zahl an den Rand, blinken rechts, lassen einen durch, bevor man überholen kann. Zum Schluss ein strenger Gedanke von mir: Der Drehknopf am Lenkrad rechts unten mit Namen «Manettino» hat in der «Comfort»-Position nichts verloren. Er gehört eigentlich immer, ausser auf der Autobahn, auf «Sport» gestellt. Sonst spricht der Motor auf das Gaspedaldrücken nicht an, wie der Motor eines Ferraris darauf ansprechen muss. Und der Benzinverbrauch, der, ich weiss, keinen Ferrari-Fahrer interessiert, angeblich, war recht hoch (zirka 18 bis 20 Liter für 100 km). Klar, dass der Wagen damit in der Energieeffizienz-Kategorie G zu Hause ist. Als ich, nebenbei, mit einem Ferrari-Fahrer darüber sprach, fragte er mich, was das sei, «Energieeffizienz-Kategorie». Möglich, dass ich die Welt von Ferrari nicht ganz verstehe. Wer sie aber versteht, ist der voiturier des «Palace» – er fragte nicht, als ich vorfuhr, ob ich einchecke oder bloss jemanden besuche. Er liess mich aussteigen und stellte den Wagen auf einen der wenigen Plätze vor dem Hoteleingang. Bei dem von uns gefahrenen Modell handelt es sich um einen Ferrari F149 California (8 Zylinder, 4297 ccm , 460 PS) für 309 525 Franken (Grundausstattungspreis: 269 700 Franken). Das Auto wurde von der Garage Foitek in Urdorf, der offiziellen Ferrari­Vertretung, zur Verfügung gestellt.

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enn man für eine «Stil»-Beilage arbeitet, bekommt man alle paar Monate ein Auto für ein langes Wochenende überlassen. Und ge­legentlich frage ich Freunde oder Bekannte, ob sie Lust hätten, eine Fahrt mit so einem Auto und mir zu unternehmen (falls the redhead nicht kann). Die Antworten lassen sich so zusammenfassen: Wenn es denn sein muss. Das ist in Ordnung, schliesslich haben wir alle busy lifes, haben wir nicht? Ausser bei dem Auto, das man überlassen bekommen hat, handelt es sich um einen Ferrari. Dann haben alle Zeit (bloss ist der Ferrari kein Auto, bei dem man unbedingt jemanden auf dem Beifahrersitz haben will). Nach diesem Abschnitt sollte klar sein, dass die Ausstrahlung der Marke gross ist. Immer noch. Obwohl man gelegentlich hört, von Nicht-Ferrari-Fahrern meistens, die neuen Modelle seien nicht mehr dasselbe. Weil sie in einer neuen Fabrik gebaut würden usw. Stimmt, ein neuer Ferrari ist kein alter. Ein neuer Hut ist auch kein alter. Ein neuer Ferrari ist, ziem-


Weltwoche Stil No. 3

Meine Tasche

Andrea Richter

in ihrer garderobe ist die Dior-marketing-direktorin kaum eingeschränkt,

ihre Ledertasche von Louis Vuitton passt nämlich zu jedem Look. Ausserdem bietet sie genügend Platz. Das heisst, genügend Platz für eine Frau, die immer nur das Nötigste bei sich hat. Und Lipgloss-süchtig ist. Julian Baumann (Bild)

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No. 1 _ Unverzichtbar: meine DiorSonnenbrille. No. 2 _ Platzarm, aber charmereich: meine Louis-Vuitton-Geldbörse.

No. 4 _ Dafür, dass ich in der Kosmetikindustrie arbeite, habe ich wenig Kosmetikprodukte bei mir. Dafür bin ich Lipgloss-süchtig: Ich habe immer vier bis fünf Stück (von Dior) dabei.

No. 3 _ Wir sind momentan dabei, unser Haus umzubauen. Darum halte ich alle Inspirationen, Ideen, Adressen, Links und Zeitschriften­ ausschnitte, auf die ich stosse, in meinem roten Moleskine fest.

No. 5 _ Meine Tasche von Louis Vuitton ist schlicht, elegant und passt zu allem. Computer und Notizblock haben darin Platz. Und auch sonst alles, was eine Frau mit sich trägt.

No. 6 _ Immer dabei ist auch mein Feuchtigkeitsspender, eine DiorHandcreme. No. 7 _ Am Anhänger von Tiffany, in Form einer Einkaufstasche, ist Platz für alle meine Schlüssel und den Firmenbadge. Er war ein Geschenk und erinnert mich immer an die nette Gastgeberin einer Veranstaltung bei Tiffany – und daran, das Shoppen nicht zu vergessen!

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No. 8 _ Ohne meinen Blackberry bin ich verloren! No. 9 _ Die kleinere Börse von Hermès ist praktisch für kleine Abendtaschen – oder tagsüber als Visitenkartenhalter. andrea richter ist Marketing-

Direktorin bei Parfums Christian Dior in Zürich. Sie ist in Mailand aufgewachsen, hat in Deutschland BWL studiert und lebt in Thalwil.


Weltwoche Stil No. 3

Bezugsquellen B

Tel. 043 344 70 90; www.zegna.com

BOTTEGA VENETA

Z. B. Boutique Bahnhof­ strasse 25, 8001 Zürich. Tel. 043 344 86 36; www.bottegaveneta.com

G

C

H

Mode, Schuhe, Kosmetik, z. B. Boutique Bahnhofstrasse 39, 8001 Zürich. Tel. 044 211 17 81; www.chanel.ch

DSQUARED2

Parfüm «He Wood» im Fach­ handel, z. B. bei Parfümerie ­Hyazinth, Falknerstrasse 17, 4001 Basel. Tel. 061 261 65 64; www.dsquared2.com E

ermenegildo zegna

Z. B. Boutique Bahnhof­ strasse 25, 8001 Zürich.

IWC

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TEO JAKOB AG

Design-Möbel, -Accessoires und Einrichtungs­beratung an 8 Standorten in der Schweiz. Hauptsitz: Gerechtigkeits­gasse 25, 3011 Bern. Tel. 031 327 57 00; www.teojakob.ch

Uhren im Fachhandel, z. B. ­Bucherer AG, Bahnhof­ strasse 50, 8001 Zürich. Tel. 044 211 26 35; www.bucherer.com

JIMMY CHOO

stella mccartney

Mode und Accessoires z. B. bei Grieder, Bahnhof­ strasse 30, 8001 Zürich. Tel. 044 224 36 36; www.bongenie-grieder.ch

ORIS

Uhren im Fachhandel, z. B. Christian Goldschmiede AG, Limmatplatz 1, 8005 Zürich. Infos bei Oris S.A., Ribigasse 1, 4434 Hölstein. Tel. 061 956 11 11; www.oris.ch

STALLION

Stiefel bei Trois Pommes, z. B. Storchengasse 21, 8001 Zürich. Tel. 044 212 70 05; www. troispommes.ch

moschino Infos bei Friedrichstrasse 71,

10117 Berlin. Tel. +49 30 209 46 155; www.moschino.com O

sergio rossi

Z. B. Boutique rue du Rhône 35, 1204 Genf. Tel. 022 310 86 15; www.sergiorossi.com

Schuhe z. B. bei Grieder, Bahn­ hofstrasse 30, 8001 Zürich. Tel. 044 224 36 36; www.bongenie-grieder.ch

TIFFANY & CO. L LACOSTE

Z. B. Boutique Rennweg 28, 8001 Zürich. Tel. 043 497 37 57; www.lacoste.com

dolce & Gabbana Z. B. Boutique Weinplatz 10,

8001 Zürich. Tel. 044 211 55 05; www.dolcegabbana.de

Uhren im Fachhandel, z. B. Montblanc Boutique, Bahn­ hofstrasse 25, 8001 Zürich. Tel. 044 211 48 10; www.montblanc.de

P pANERAI J

DIOR

Schmuck im Fachhandel, z. B. Christian Dior Boutique, Bahnhofstrasse 13, 8001 Zürich. Tel. 044 215 68 80; www.dior.com

MONTBLANC

Uhren im Fachhandel, z. B. IWC Boutique, Bahnhof­strasse 37, 8001 Zürich. Tel. 043 521 14 94; www.iwc.com

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Auskunft über Bismarck Comm. & Media New York. Tel. +1 212 741 01 41; www.dereklam.com

I

SALVATORE FERRAGAMO

Parfüm «Incanto Bloom» im Fachhandel, z. B. Deurocos ­Cosmetic AG, Soodstrasse 59, 8134 Adliswil. Tel. 044 711 88 11; www.deurocos.ch

miu miu

lanvin Z. B. Boutique Anita Smaga SA,

Schmuck und Uhren im ­Fachhandel, z. B. Zweig­nieder­lassung Zürich, Bahnhof­strasse 14, 8001 Zürich. Tel. 044 211 10 10; www.tiffany.com

PAUL SMITH

Parfüm «Paul Smith Man» im Fachhandel, z. B. Marionnaud Parfumeries. www.marionnaud.ch

pIAGET

Uhren und Schmuck im Fach­ handel, z. B. Boutique Piaget, rue du Rhône 40, 1204 Genf. Tel. 022 817 02 00; www.bucherer.com

rue du Rhône 78, 1204 Genf. Tel. 022 310 81 43; www.lanvin.com

V

Z. B. Boutique Gianni Versace, Via Serlas 27/29, 7500 St. Moritz. Tel. 081 834 89 50; www.versace.com

M MARC JACOBS

Parfüm «Apple» im Fach­handel, z. B. Marionnaud Parfumeries, www.marionnaud.ch. Marc-Jacobs-­Mode bei ­Trois Pommes, Storchen­gasse 4, 8001 Zürich.

POMELLATO

Schmuck im Fachhandel, z. B. Meister Juwelier, Bahn­hof­strasse 33, 8001 Zürich. Tel. 044 221 27 27; www.pomellato.it

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VERSACE

VIONNET

Ausgewählte Produkte z. B. über www.net-a-porter.com; Infos bei infoAvionnet.com

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Schmuck im Fachhandel, z. B. Chopard Boutique, Bahn­ hofstrasse 40, 8001 Zürich. Tel. 044 215 30 30; www.chopard.com d

Z. B. Fidelio, Münzplatz 1, 8001 Zürich. Tel. 044 211 13 11; www.isabelmarant.tm.fr

michael kors

Mode z. B. bei Trois Pommes, Storchengasse 6, 8001 Zürich. Tel. 044 211 06 21; www.miumiu.com

ISABEL MARANT

CHOPARD

ROGER VIVIER

29, rue du faubourg St-Honoré, 75008 Paris. Tel. +33 1 53 43 00 85; www.rogervivier.com S

HERMÈS

Parfüm und Mode in HermèsBoutiquen, z. B. Bahn­hof­strasse 31, 8001 Zürich. Tel. 044 211 41 77; www.hermes.com

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R

Infos auf www.michaelkors.com

GUERLAIN

Parfüm «Boisé Torride» im Fachhandel, z. B. PC Parfums Cosmétiques S. A., Buck­ hauserstrasse 32, 8048 Zürich. Tel. 044 406 86 86

celestina

Clutch bei Celestina Maynila New York Inc. Ausgewählte Produkte z. B. über www.net-a-porter.com

Gucci

Schmuck und Mode: Boutique Poststrasse 3, 8001 Zürich. Tel. 044 211 46 20; www.gucci.com/ch/

BULGARI

Parfüm «BLV Eau d’Eté» im Fachhandel, z. B. Marionnaud Parfumeries. www.marionnaud.ch

Tel. 043 497 20 60; www.troispommes.ch


Weltwoche Stil No. 3

Fragebogen

andre´ Maeder

was der Vögele-Chef kann: Fussball spielen und Knöpfe annähen. Was er gerne können würde: gut Sushi machen. Und am liebsten wäre er für einen Tag ein Leopard. Jean-Phillippe Delhomme (Illustration)

«Der beste Designer aller Zeiten? –

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Paul Smith.»

Was würde Ihre Mutter über Sie sagen? «Ig ha Fröid a mim Bueb.» Ihre erste Erinnerung an Mode? Ein brauner Glencheck-Anzug mit beigem Débardeur und roter Fliege, als ich fünf Jahre alt war. Wie viel Zeit benötigen Sie, um sich anzuziehen, bevor Sie aus dem Haus gehen? Fünf Minuten.

Ich wäre gerne für einen Tag  . . . Ein Leopard.

Ich habe einen Knopf an meinem ­Sakko angenäht.

Das Fussballspielen.

Sie sind kein Freund davon  . . . Wütend zu sein.

Was tragen Sie daheim an den Füssen? Turnschuhe von Converse.

In Ihrem Koffer gibt es immer  . . . Ein Buch von John le Carré.

Ihr Lieblingsgeschäft? Natürlich Harrods in London.

Wie viel Macht haben Frauen? So viel sie wollen.

Gegenstand des letzten Tischgesprächs? Der 3-D-Film «Avatar».

Welchen Titel soll ein Porträt über Sie tragen? «Yes, I can.»

Worauf sind Sie abonniert? NZZ, GQ, Vogue  und FAZ.

Gegenstand des letzten Streits? Dresscodes.

Erste Lust? Eine Krokodil-Lokomotive von Märklin.

Grösste Ausgabe in den letzten zwölf Monaten? Ein siebzig Jahre alter Bonsai.

Ihr teuerstes Kleidungsstück? Eine vor zehn Jahren bei Barneys in New York gekaufte Lammfell­ jacke von Paul Smith.

Der beeindruckendste Mensch der Geschichte? Gandhi.

Das möchten Sie können: Sushi machen.

Das Letzte, was Sie repariert haben, war  . . .

Diese Begabung gäbe man Ihnen nicht  . . .

Was irritiert Sie an Leuten aus der Modebranche? Dass ich einer von ihnen bin.

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Wunsch von der Fee? Mit Maradona und Pelé im Sturm zu spielen. Der beste Song aller Zeiten? «Stairway To Heaven» von Led Zeppelin. Der beste Designer aller Zeiten? Paul Smith. Warum sind Sie beliebt? Weil ich offen auf Menschen ­zu­gehe. andré maeder, 51, ist CEO des

Kleider- und Modeunternehmens Charles Vögele, seit Januar 2009. Zuvor war er in den Geschäftsleitungen von Hugo Boss und Harrods in London. Er ist in Muri bei Bern aufgewachsen, heute wohnt er in Wilen bei Wollerau. Die Fa. Charles Vögele ist Hauptsponsor der Fashion Days Zurich, die diesen November zum ersten Mal stattfinden.


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Mallorca Flug + Hotel**** 1 Woche, DZ/HP ab CHF 408.– Antalya Flug + Hotel**** 1 Woche, DZ/HP ab CHF 439.– Djerba Flug + Hotel**** 1 Woche, DZ/HP ab CHF 484.– Hurghada Flug + Hotel**** 1 Woche, DZ/HP ab CHF 489.– Kreta Flug + Hotel**** 1 Woche, DZ/HP ab CHF 584.– Fuertaventura Flug + Hotel**** 1 Woche, DZ/HP ab CHF 677.– Gran Canaria Flug + Hotel**** 1 Woche, DZ/HP ab CHF 687.– Sharm el Sheikh Flug + Hotel**** 1 Woche, DZ/HP ab CHF 726.–

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