WW Magazin No. 3/18

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WW MAGAZIN Nr. 3 OKTOBER / NOVEMBER 2018

Paris-Chic

Der Herbst ist wohl die Saison mit der aufregendsten Mode. Wir zeigen, wie diese aussieht.

GUTE IDEEN, GUTE GESCHÄFTE

GESCHMACKVOLLES BUSINESSMODELL: DESIGNER MARCEL WANDERS GESTALTET DÜFTE. MARKETINGKUNST: DIE DOM-PÉRIGNON-STORY WW-PERSÖNLICHKEIT: ALEJANDRO AGAG, FORMEL-E-VERMARKTER




Innenbetrachtung  Editorial

Es gibt keine gute Idee, ausser . . .

4  WW Magazin

Unternehmer, Manager und F ­ reiberufler. Was sie tun, ist unterschiedlich. Wie sie dabei vorgehen ebenfalls. Was aber ­allen gemeinsam ist: Die gute Idee, das ­stimmige Konzept, das Z ­ usammenbringen der richtigen Leute ist meist nur der ­erste Schritt auf ihrem Weg, oft leichten ­Fusses zurückgelegt. ­Danach kommt die ­anstrengende Zeit der w ­ enig glanzvollen, stattdessen mühevollen Kleinarbeit. Doch deren Verrichtung ist matchentscheidend. Sie trennt die, die's können, von denen, die wüssten, wie's ginge. Es gibt keine gute Idee, ausser man setzt sie um. Wir wünschen Ihnen einen schönen Herbst. Und viel Lesevergnügen, natürlich.

Oktober / November

Nr. 3 2018

Illustration: Haley Tippmann

Wer sich in der Welt der Wirtschaft umhört, hört oft dasselbe: Der eine, mit dem man spricht, möchte in Zukunft «vermehrt beraten», der andere sieht sich «als Konzeptentwickler» und der dritte plant, «matchmaker zu sein». Was man dagegen selten erzählt bekommt: «Ich hab' Lust, mich in eine Aufgabe reinzuknien. Detailarbeit zu verrichten. Nicht aufzugeben, bis es läuft.» Man fragt sich: Möchte eigentlich noch jemand arbeiten? Die Antwort und gute Nachricht: Ja, es gibt genug Leute, die das wollen. Man hört bloss nicht viel von ihnen – wahrscheinlich sind sie zu busy. Wir haben für u ­ nsere Business­­inno­ vationen-Ausgabe solche Leute getroffen;


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Innenbetrachtung  Mitarbeiter dieser Ausgabe

1) TOBIA BEZZOLA

2) MEINRAD KOFMEL

Wenn in den Büros des Weltwoche-Verlags lautes Lachen zu hören ist, sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass jemand eine Nachricht von Meinrad K ­ ofmel lese, wurde uns ­berichtet. ­Worauf wir die Website dieses Mannes anschauten. Dort steht, unter anderem: «Ich war ein schönes Kind. Das hat sich aber geändert.» Oder «In den vergangenen Jahren verfasste er unzählige Texte zu Kaffee und Kaffee-Vollautomaten». Darum (oder trotzdem) baten wir den Mediensprecher der Firma Jura Kaffeemaschinen um einen Beitrag für diese Ausgabe, in der es zur Hauptsache um geschäftliche Innovationen geht. Ob man, oder wenigstens Kofmel, auch darüber lustig schreiben kann, erfahren Sie auf Seite 14.

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TOBIA BEZZOLA , MEINRAD KOFMEL , TOBIAS MOORSTEDT , ODILE BURGER / LENNY KRAVITZ, TINA BERNING 1)

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4) ODILE BURGER / LENNY KRAVITZ

Hunderttausende ­F rauen träumen ­davon, ­L enny ­K ravitz kennenzulernen. U ­ nsere Journalistin, Textchefin Odile ­Burger (rechts angeschnitten im Bild unten) hatte Gelegenheit, genau dies zu erleben. Der A ­ nlass? Die Zusammenarbeit des Rockstars mit dem Champagner­haus Dom Pérignon, für das er seit neuestem als Botschafter auftritt. O ­ dile nahm die Einladung nach P ­ aris und in die Champagne avec ­plaisir an. Was sie dort lernte über die Marke, verrät sie in i­hrer ­Reportage ab Seite 44. Und, ­wer weiss, vielleicht erzählt sie auch, wie Lenny war.

3 5) TINA BERNING

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3) TOBIAS MOORSTEDT

Der Münchner ist unser A ­ utor für Storys der nahen ­Zukunft. Klar also, dass in dieser Ausgabe, in der wir uns mit ­zukunftsfähigen ­G eschäftsideen ­befassen, ein Text von ihm ist. Es geht d ­ abei – nachdem er ­zuvor etwa über das

Streaming-­A ngebot von Net­ flix oder die sharing ­economy, die Wirtschaft, in der man teilt, statt hortet und b ­ esitzt, ­geschrieben hat – um die Formel E, Rennen von Elek­tromotor getriebenen Autos also. Diesen Sommer fand erstmals ein solcher Grand Prix in Zürich statt. Doch d ­ amit soll schon wieder Schluss sein. Weil 2019 ein Z ­ ürifäscht stattfindet. Und ­danach? Was dann im Weg steht, ist unklar. Ausser Mitgliedern des Stadtrats, die's ­entschieden haben. Wie schnell aus Zukunft Vergangenheit werden kann, lesen Sie ab Seite 22.

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Eines ihrer Bücher heisst «100 Girls on Cheap ­Paper» und es sprang unserem Art Direktor ins Auge. Das ist ein paar ­Jahre her – die MädchenzeichnungSammlung erschien 2006 –, die working relationship zu der in Berlin lebenden Illustratorin hält an. Wer sich das Buch oder ihre Website (oder, finden wir, die Illustration für uns auf Seite 49) anschaut, versteht wieso. T ­ inas Arbeiten sind ausserdem in den New York Times oder in der Vogue zu sehen. Sowie in vielen Ausstellungen in Deutschland und anderswo.

Nr. 3 2018

Fotos: Claudio Bader, Remo Buess, Frank Stolle, Joachim Baldauf

Der Name kann trügen wie der Schein: Tobia Bezzola, der neue Direktor des Museo d’arte della Svizzera italiana in Lugano, ist nicht Tessiner, sondern B ­ erner. Und bevor er Anfang dieses Jahres die Leitung des MASIKunstmuseums übernahm, war er Direktor des M ­ useums Folkwang in Essen. Was man aber nicht merkt, wenn man s­ einen Artikel über die kulturellen ­going on dieses Herbsts in der Südschweiz liest – dieser kommt so kundig daher, dass man denkt, der Mann sei nie weggewesen. Wem es ähnlich ergeht wie uns, der nimmt mit Über­ raschung zur Kenntnis, wie viel los ist in der Kunstwelt auf der Südseite des Gotthards. Zeit zum Hinfahren also. (Seite 12)


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Innenbetrachtung  Inhaltsverzeichnis

WW Magazin Nr. 3    IN H A LT

Alejandro Agag, Vermarkter der Formel-E-Rennserie. Mit Naomi Campbell.

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Was der Mann, der hier gut lachen hat und Chef der Formel E ist, mit der Rennserie für elektromotorgetriebene Autos vorhat, erfährt man im Heft. Wie die Co-Pilotin wieder rauskam aus dem Auto – in dem Kleid und auf diesen Absätzen – behalten wir für uns. Oktober / November

Nr. 3 2018

Titelbild: Edgar Berg; Laura / Muse Model Management trägt ein Outfit von Louis Vuitton, Kunst: Skulptur von Claire Barbier, 2016

Bild auf dieser Seite: Sam Bagnall / LAT / Formula E

WETTEN, DASS BALD NUR NOCH MÄNNER IN ELEKTROAUTOS DAS GIRL BEKOMMEN?



Innenbetrachtung  Inhaltsverzeichnis

I N H A LT

WW Magazin Nr. 3 CONTRIBUTORS

RUBRIKEN, GESCHICHTEN

Mitarbeiter dieser Ausgabe SEITE 6

TREND-REPORTE

PARFÜM

SEITE 18 BEAUTY

SEITE 19 GERÄTE

SEITE 20

CHARGE 3 VON FITBIT

LENNY KRAVITZ IM KLOSTER

Der Musiker ist neu Botschafter des guten Champagner-Geschmacks, Prost (in der Abtei von Dom Pérignon) KOLUMNEN

SEITE 44

BRIEFING

KUNST

DUFTER DESIGNER

von Tobia Bezzola

Marcel Wanders entwirft neu Wohlriechendes für zu Hause

SEITE 12

Flugzeugs SEITE 16

SEITE 38 BUSINESS

von Meinrad Kofmel

KULINARIK

von Sarah Stutte SEITE 48

WANDERLUST

von MvH

WW PERSÖNLICHKEIT

SEITE 50

Alejandro Agag, Formel E-Vermarkter SEITE 22

SERVICE ANLEITUNG BEZUGSQUELLEN

SEITE 53

MODESTRECKE

ARBITER ELEGANTIARUM

IMPRESSUM

Was die Louis Vuitton-Designer Schönes für diesen Herbst haben

SEITE 53

SEITE 28

SEITE 52

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Oktober / November

Mike Baur

Nr. 3 2018

Bilder: Mathieu Bitton, Edgar Berg, Stefan Giftthaler

Illustration: Lesja Chernish

SEITE 14


PARADEPLATZ ZURICH

AURA Event Saal

AURA Event Saal

AURA Foyer

AURA 800° Grill Restaurant

AURA Bar & Smoker’s Lounge

AURA: Eine Location, vielfache Möglichkeiten für Ihren Anlass

MODERNSTE EVENT LOCATION AUF ÜBER 2’000m2 IM HERZEN VON ZÜRICH Das AURA, direkt am Paradeplatz in Zürich, kombiniert auf verschiedenen Etagen einen Event Saal, ein GrillRestaurant mit Terrasse direkt am Fluss sowie eine grosse Bar mit Smoker‘s Lounge. EVENT SAAL MIT 360° PROJEKTION Der 450m2 grosse Saal bietet durch das hauseigene Mobiliar zahlreiche Set Up- und Bestuhlungsmöglichkeiten für 80 bis 650 Gäste. Die einzigartige 360° Projektion ermöglicht völlig neue Möglichkeiten, Gäste in eine eigene Welt zu entführen oder mit einem Motto zu begeistern. Der hochmoderne und wandelbare Event Saal eignet sich hervorragend für eindrückliche Firmenpräsentationen oder Gala Dinners.

Kontakt AURA Event Team: Tel. +41 44 448 11 47, events@aura-zurich.ch AURA – 800° Grill & Bar, Event Saal, Club Bleicherweg 5, 8001 Zürich – www.aura-zurich.ch

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Aussenbetrachtung  Kunstkolumne

CIAO MAGRITTO

Text:

TOBIA BEZZOLA

F

rucht, Eleganz und Kraft», mit d ­ iesen Wörtern bewirbt ein Hersteller seinen ­Tessiner Grappa. Genauso bietet unser Kanton in diesem Herbst auch dem kunstinteressierten Publikum aparte und starke Erlebnisse, jen­ seits von Mandolinengezirpe und Zoccolitanz. Nachdem Sie die Tremola, die ­Serpentinen­ strasse über den Gotthardpass, h ­ eruntergekurvt sind (der Tunnel ist für die Holländer), gilt es zuallererst in der Osteria «Giornico» im gleichnamigen Dorf zu s­ toppen (Dschorníhco, nicht Tschórrnikko). Dort können Sie an der Theke gratis den Schlüssel für eines der schönsten Museen der Schweiz a ­ bholen: La Congiunta nennt sich der essentialistische Bau von Peter Märkli. Drei Säle und vier Seitenkapellen bergen Skulpturen eines grossen Unbekannten und Meisters der Bildhauerei des 20. Jahrhunderts, Hans­J­ osephson nämlich. In Bellinzona alsdann bitte die ­Kunsthalle MACT/CACT nicht vergessen, wo ­ M ario ­Casanova mit s­ einen Ausstellungen seit 25 Jahren zeigt, dass auch im Zeitalter der BlingBling-­Spekulationskunst die Idealisten dem Kunstbetrieb seine Impulse geben. Auf der Weiterreise Richtung Süden ist empfohlen, auch den Monte Ceneri nicht per Autobahntunnel, sondern auf der alten Passstrasse zu queren. So spüren Sie, wie man, die lepontinischen Alpen im Norden ­zurücklassend, plötzlich in die mildere lom­ bardische Welt des Sottoceneri eintaucht. In ­Lugano angekommen, sofort die Bar des ­Hotels ­«Splendide Royal» (beste Bar im Tes­ sin) aufsuchen, um beim aperitivo zunächst mal auf Emmy Hennings und Hugo Ball anzu­ stossen. Der Varieté-Künstler, Klavierspieler,

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Cabaret Voltaire-Gründer, Lautdichter («Gadji beri bimba», eines seiner Werke) und katholi­ sche Rekonvertit Ball verbrachte seine letzten Jahre in Agnuzzo und Sorengo bei Lugano (also nix Monte Verità) und wurde, wie auch Emmy (und Freund Hermann Hesse), auf dem Fried­ hof Sant’Abbondio in Gentilino beigesetzt. Sowieso haben es diese kleinen Dörfer in den Kastanienwäldern südlich von ­L ugano kunstgeschichtlich ziemlich in sich. C ­ arona etwa ist nicht einfach nur sehr hübsch, sondern wurde dank Lisa Wenger («Joggeli söll ga ­Birli schüttle»), deren Enkelin Meret ­Oppenheim («Pelztasse») und danach Merets Neffen ­Christoph Wenger, die alle dort lebten, zum heim­lichen Künstlerdorf. Christoph W ­ enger brachte in den 1970er Jahren David Weiss (Fischli und Weiss), Urs Lüthi, Anton B ­ ruhin, Peter Schweri, Iwan Schumacher, ­Willy ­Spiller, Markus Raetz, Matthias Jenny und andere lang­ haarige ­deutschschweizerische «Gammler» ins Dorf. Oskar, Sohn von David Weiss, hat diesen Leuten in seiner Galerie Weiss Falk in Basel unlängst eine schöne Ausstellung gewidmet. Gleich neben dem «Splendide Royal» steht Luganos älteste Villa, die M ­ alpensata, ehe­ maliger Sitz des städtischen Kunstmuseums. Heute beherbergt sie das Museo d ­ elle Culture (MUDEC). Dieses geht zurück auf eine Schen­ kung des Bern-Tessiners Serge B ­ rignoni. Der surrealistische Maler vermachte Lugano ­seine ­bemerkenswerte Sammlung ­aussereuropäischer Kunst; sie bildet h ­ eute den Grundstock des vom vifen Kollegen ­Paolo ­Campione geleite­ ten ethno­grafischen M ­ useums (falls Sie erst im Frühjahr kommen, sehen Sie im M ­ useo d'arte d ­ ella Svizzera ­Italiana (MASI), des­ sen Direktor ich bin, ab März die zurzeit im Kunsthaus Aarau laufende Ausstellung «Sur­ realismus Schweiz»). Nur ein paar Schritte weiter Richtung Alt­ stadt gelangen Sie zum Spazio -1 (sprich: meno uno), dem Privatmuseum oder Schaulager des

Oktober / November

Sammlerpaars Giancarlo und D ­ anna Olgiati. Dort können Sie die Ausstellung «How Evil Is Pop Art?» sehen – um transparent zu sein: Diese wurde von mir kuratiert. Es geht dabei um europäische Pop Art. Sie zeigt sich von An­ fang an analytisch, distanziert, kleinteilig und differenziert. Darin unterscheidet sie sich vom monumentalen Gestus der A ­ merikaner. Diese Diffenziertheit schafft auch eine zwanglose Durchlässigkeit zu vielen anderen zeitglei­ chen Strömungen und Milieus; Pop, Fluxus, ­Neo-Dada, Nouveau Réalisme et cetera bewe­ gen sich in den Jahren um 1960 in Eintracht. Die Ausstellung im Spazio -1 bietet ein über­ raschendes Panoptikum der sich ab Ende der 1950er Jahre formierenden P ­ op-Phänomene: Wir finden Vorläufer wie R ­ ichard Lindner oder Konrad Klapheck sowie die Pioniere der frühen britischen Pop-Bewegung Peter Blake, ­Pauline Boty, Allen Jones oder David Hockney. Und frühe Werke von Tinguely, ­­de Saint Phalle oder Spoerri machen deutlich, wie nah sich der ­Pariser Nouveau Réalisme an einer PopSensibilität bewegt; Peter Klasen und K ­ onrad Lueg stehen für den radikalen Bruch mit der ­abs­­t­rakten Malerei, der sich in Deutschland voll­ zieht, und vor allem bettet unsere Ausstellung, wohl erstmals, die vielfältigen i­talienischen Ausformungen früher Pop Art in ihren inter­ nationalen Kontext ein: begonnen mit ­Mimmo Rotella, hin zu Franco A ­ ngeli, Gianfranco ­Baruchello, Tano Festa, Mario Schifano und Michelangelo Pistoletto. Wenn Sie dann den Spazio -1 verlassen, ­überqueren Sie nur die Strasse, um sogleich auf ­einen der ganz grossen Vorläufer der Pop Art zu treffen: den belgischen Surrealisten René M ­ agritte. Denn hier befinden wir uns vor ­Luganos Kultur­zentrum LAC. Dessen südlicher Flügel beherbergt das MASI. «La Ligne de vie» heisst die grosse M ­ agritte-Ausstellung, die wir diesen Herbst zeigen. Dazu hier kein weiteres Wort – ausser: kommen!

Nr. 3 2018

Bild: Fédération Wallonie-Bruxelles / Ministère de la Communauté française, Bruxelles / 2018 ProLitteris, Zurich

Zuerst die TREMOLA, die ­Serpentinen­strasse über den Gotthard, runterkurven. Dann das Tessin geniessen. Auf der To-do-Liste kein Mandolinengezirpe oder Zoccolitanz, sondern MAGRITTE, andere SURREALISTEN und noch mehr KULTUR.


Kunstkolumne  Aussenbetrachtung

René Magritte «La mémoire», 1948 Die Magritte-Ausstellung «La Ligne de vie» läuft noch bis 6. Januar 2019 im MASI, Lugano.

Nr. 3 2018

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Firmenporträt  Aussenbetrachtung

Illustration: JINDRICH NOVOTNY

WIE

DIE FREIBERGER WIEDER GALOPPIEREN LERNTEN

« . . . mit Jura geht’s besser!» war der Slogan des Haushaltapparate-Herstellers. ­ Und dazu wieherten Pferde. Bis es Ende 1980er Jahre nicht mehr gutging und die R ­ osse lahmten. Es kam ein neuer Chef mit Ideen und dem Biss, diese umzusetzen – der Rest ist eine Schweizer Erfolgsgeschichte. Erzählt von einem Mitarbeiter.

Text:

um. Seine Vision: Das aus dem Tritt g ­ eratene Schweizer Traditionsunternehmen sollte zu ­einer weltweit tätigen E ­ delmarke auferstehen, deren Aura es erlaubt, ­P rodukte im PremiumSegment zu entwickeln und ­anzubieten. Pure Fiktion, warnten einige. Doch der Unterschied zwischen einem Märchenerzähler und einem ine Kindheitserinnerung, die bis h ­ eute Visionär besteht darin, dass die Geschichten wachgeblieben ist, zeigt mir meine Mut- des Visionärs mit «Es wird einmal . . .» beginter im Wohnzimmer beim Bügeln (mit ­einem nen und er alles daran setzt, sie wahr w ­ erden Jura-Glätteisen) und parallelem Fernse- zu lassen. hen. ­Multitasking hiesse das heute. Ihr Ruf: Was folgte, war eine Zeit der Arbeitsbe«Schnell, die Jura kommt!» war mein Start- lastung, die intensiver war als ein doppelter schuss. Jeglicher Sportverdrossenheit zum Ristretto – und wesentlich länger anhielt. Die Trotz rannte ich vor die Flimmerkiste und Transformation der angestaubten Traditions­betrachtete wie hypnotisiert eine Herde Frei- firma in ein modernes Marketingunternehmen berger Pferde, die ­wiehernd über eine ­Juraweide erwies sich als Mammutaufgabe. Es war aber trabte und wartete eine Produktvorstellung auch eine unglaublich spannende ­Phase, in der lang auf den Slogan « . . . mit Jura geht’s bes- einerseits frisches Blut, neue Fachleute also, ser!». Der Haushaltapparate-Hersteller aus der in die Firma transfundiert wurde. Gleichzeitig Nachbargemeinde war dick im Geschäft (so- bot sich hungrigen Internen mit Nachwuchsgar am Fernsehen), der Stolz der Region, eine förderungsprogrammen die Chance, sich in ­Perle der Schweiz und später mein Lehrbetrieb. ­verschiedensten Bereichen zu entwickeln und Ende der 80er Jahre begannen die ­P ferde in neue Aufgaben hineinzuwachsen. Managing zu lahmen. Das rückwärts integrierte, auf den the present from the future, lautete die DeviHeimmarkt ausgerichtete Unternehmen galop- se. Wie diese Zukunft aussehen sollte, ­stellte pierte zunehmend der Zeit hinterher. Neue, Probst, der nicht mehr so neue Chef, mehr und frische Ideen waren dringend ­vonnöten. Brin- mehr in einem scharfen, plastischen Bild dar. ­ euen Jura gen sollte diese ein neues, ­frisches Gesicht: Wir alle spürten, dass wir an einer n ­Emanuel Probst, zarte 34 Jahre alt, HSG-­ mitarbeiteten. Das daraus resultierende ­starke Absolvent, aktuell in der Medizinal­branche Wir-Gefühl liess uns nicht bloss am selben tätig. An seinem ersten Arbeitstag bei Jura Strick ziehen, sondern auch in dieselbe Richstiess er auf eine Mischung aus Kopfschütteln, tung. Sprich: Jura bündelte sämtliche Kräfte Schulterzucken, Verzweiflung und Hoffnung. und Ressourcen, um sie ganz fokussiert auf Vertrauen war eine Währung, auf die es ­unter ein einziges Geschäftsfeld zu konzentrieren. der Belegschaft wenig Kredit gab, die hart Das Geschäftsfeld der Kaffee-Vollautomaten. ­erarbeitet werden musste. Und das tat er. Er In der Folge entstanden Produkte, die krempelte die Ärmel hoch und das Unternehmen den Markt revolutionierten und Jura – nach

MEINRAD KOFMEL

E

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Oktober / November

einer «Offroad-Phase» zum Innovationsleader ­erstarkt – auf die Erfolgsspur zurückführten. Die Detailversessenheit bei der Formgebung, die Qualitätsansprüche bei der Wahl der Mate­ rialien und die Präzision in der Verarbeitung legen nicht nur Zeugnis Schweizer Ingenieurskunst ab. Sie sind auch Manifest der Affinität des Jura-Chefs für Architektur und Design. Er spricht zum Beispiel nicht von Haushaltgeräten, sondern von Inneneinrichtungsgegenständen. Innovation dreht sich immer um drei Faktoren: das beste Kaffeeresultat, die einfachste Bedienung und ein hervorragendes Design. Als Spezialist unter Generalisten ­positionierte sich Jura mit ihren Kaffee-Vollautomaten in rund fünfzig Ländern zum premium brand. Heute strahlt die Marke, hochglanzpoliert, wie frisch aus der Schatulle. Sie ist für Besucher seit zwölf Jahren in der «Juraworld of ­Coffee» am Schweizer Stammsitz mit allen Sinnen ­erlebbar. Für die Langlebigkeit der Produkte bürgen weltweite hospitality centers, ­geformt nach dem Vorbild der 2003 eröffneten gläsernen Servicefabrik in ­Niederbuchsiten. Aus der Schweiz in die Welt – dies gilt für Produkte, Service- oder Vertriebskonzepte, aber auch für den Auftritt am Verkaufspunkt oder für die Kommunikation. Und wenn ­Roger Federer seit 2006 als Markenbotschafter für gemeinsame Werte wie Schweizer Herkunft, harte A ­ rbeit, Präzision, Eleganz und P ­ erfektion steht, tut er dies natürlich als weltgewandter Kaffee­geniesser. Für mich aber immer auch ein bisschen als Ambassador von Produkten, die das alte Werbeversprechen, welches sie meiner bügelnden Mutter in den Siebzigern ­abgaben, noch heute einlösen: Mit ihnen geht’s einfach besser.

WW Magazin 15


Aussenbetrachtung  Flugzeugs

Redaktion: SARAH STUTTE  Illustrationen: LESJA CHERNISH

Briefing LUFTIGE INNOVATIONEN KRIEGSDRACHEN

Das Hybrid-Luftschiff A ­ irlander, auch als Fliegender Hintern oder Dicke Zigarre bekannt, ist mit 92 Metern Länge das derzeit grösste Luftfahrzeug der Welt. Ursprünglich wurde das Prallluftschiff von einem britischen Hersteller als Frachttransportmittel für die amerikanische A ­ rmee entwickelt. 2014 stieg Bruce ­Dickinson, Frontsänger der Metal-Band Iron Maiden, in das Projekt ein. ­Neben einem Modell für 50 Tonnen Fracht ist auch eine luxuriöse Passagierversion für 19 Gäste in Planung. Mit voller Heliumfüllung kann der Airlander bei 150 km/h bis zu drei Wochen unterwegs sein.

Der Amerikaner Samuel Franklin Cody erfand zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen bemannten Drachen für die britische Armee. Mit seinem warkite sollte es für einen Späher möglich sein, Schlachtfelder zu überblicken. Das Fluggerät war ein erweiterter Kastendrachen mit Flügeln und Topsegel. Daran befestigt war ein Ballon-Flechtkorb, der mit einem Drachenzugsystem an der richtigen Position platziert wurde. Das Fluggerät war bis 1912 bei der britischen Marine im Einsatz.

HOCH HINAUS

In der Sammlung «Metamorphosen» des römischen ­Dichters Ovid wird die griechische Sage von Dädalus und seinem Sohn Ikarus erwähnt: Um sich aus der Gefangenschaft zu ­befreien, bastelte der ­Vater zwei Paar Flügel aus Vogelfedern, die er mit Wachs an ­einem Gestänge befestigte. Die ­Technik hätte eigentlich funktioniert, wäre Ikarus der Sonne nicht zu nahe gekommen. Auf seinem Höhenflug schmolz aber das ­Wachs – I­ karus s­ türzte ins Meer und starb.

PALAST DER LÜFTE Zu den schönsten Flugbooten, also Flugzeugen, die auf dem Wasser landen und starten können, gehörte in den 1920er und 30er Jahren die Boeing 314 Clipper. Als eines der grössten Flugzeuge dieser Zeit brachte die Clipper 74 Reisende über den Atlantik und den Pazifik. Die Reisen boten jeglichen Luxus: Speisesalons, Rauchersessel und Schlafkabinen. Dafür musste man tief in die Tasche greifen. Der Flug von New York nach Southampton kostete 675 US-Dollar, was heute ungefähr 11 700 US-Dollar entspricht.

WOLKENTAXI

Dara Khosrowshahi, Chef des Fahrdienstvermittlers Uber, sitzt seit 2016 an der Entwicklung seines fliegenden Taxidienstes Elevate. Gemeinsam mit verschiedenen Flugzeugherstellern und der Nasa, will er das anspruchsvolle Vorhaben marktfähig machen. Im Jahr 2020 sollen die ersten Tests in Los Angeles, Dallas und Dubai erfolgen. Die Testphase schon hinter sich hat der zweisitzige Elektrojet des Münchner Start-ups Lilium, das in der ­Geschäftsleitung vom Schweizer ETH-Absolventen Remo Gerber unterstützt wird. Nun baut man daraus ein serienreifes Flugtaxi für einen P ­ iloten und fünf Passagiere. Der Jet soll mit einer Geschwindigkeit von 300 km/h rund 300 Kilo­meter weit fliegen können.

AIR MAIL

Schon länger bekannt ist, dass Amazon Bestellungen künftig mit Drohnen ausliefern möchte. Angeblich schwebt dem Konzern in Sachen Warentransport aber auch Grösseres vor: fliegende Lagerhäuser in rund 14 Kilometer Höhe, von denen aus Paketdrohnen zu den Kunden herabschweben. Neben solchen Lieferungen hält Amazon zudem einen Einsatz an Grossveranstaltungen für denkbar. So sollen die Drohnen beispielsweise bei Sportevents Zuschauer mit Snacks oder Fan-Artikeln beliefern. 16  WW Magazin

Oktober / November

JÄHES ENDE

Graf Ferdinand von ­Zeppelin stellte im Jahr 1900 sein e­ rstes revolutionäres Starrluftschiff ­­LZ 1 fertig, das durch ein leichtes Aluminiumgerüst gestützt wurde. Der Pionierflug ­beförderte fünf Personen achtzehn Minuten lang. Mit der «Graf Zeppelin» gelang dann 1929 die erste Erdumrundung sowie die erste ­regelmässige Nonstop-­Passagierverbindung nach Amerika. Die Katastrophe der «Hindenburg» im Jahr 1937, bei der 36 Menschen starben, beendete den Erfolg der Starrluftschiffe. Die «Hindenburg» mit nahezu 250 Metern Länge war ­das grösste Luftschiff, das je ­gebaut wurde. ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

Als fliegenden Kraftwagen, also ­Gefährt, das wahlweise als Auto oder als Flugzeug benutzt werden kann, bezeichnete man 1937 den metallenen Einflügler Arrowbile des Amerikaners Waldo Waterman. Es war das erste fliegende Auto, das mehrmals flog. An heutigen Ein-­Personen-Flugauto-Modellen ­basteln derzeit einige Entwickler, b ­ eispielsweise das Start-up ­Terrafugia aus Amerika oder der europäische Flugzeug­riese Airbus. Die Testflugphase schon hinter sich ­haben die ­Tragschrauber-Modelle der holländischen Firma Pal-V. Sie sollen Ende Jahr ausgeliefert werden, eine halbe Million Euro kosten und einen Pilotenschein erfordern.

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Quellen: Wikipedia, Lilium GmbH, Spiegel, Der Standard, Stern, Was ist Was, Wired, 20 Minuten, Golem, Manager Magazin

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5 ½ Zi. Maisonette-Eigentumswohnungen 8135 Langnau a. Albis, M. Knecht Tel. 044 804 34 34 Preis 1‘765‘000.-, Bezug ab Herbst 2018 www.bellesterrasses.ch

3 ½ u. 4 ½ Zi. Eigentumswohnungen 8953 Dietikon, Désirée Keller Tel. 044 316 13 15 Preis auf Anfrage, Bezug auf Anfrage www.duo-dietikon.ch

4 ½ Zi. Garten-Eigentumswohnung 8127 Forch-Maur, Ramona Schiesser Tel. 044 316 13 21 Preis 1‘278‘600.-, Bezug nach Vereinbarung www.amena-forch.ch

4 ½ Zi. Eigentumswohnungen 8143 Stallikon, Désirée Keller Tel. 044 316 13 15 Preis ab 950‘000.-, Bezug nach Vereinbarung www.zuerikon.ch

4 ½ Zi. Atriumhäuser und 3 ½ - 5 ½ Zi. Wohnungen 8302 Kloten, Kevin Braunwalder Tel. 043 255 88 88 Preis auf Anfrage, Bezug ab Winter 2019/20 www.panoramaweg-kloten.ch

3 ½ - 5 ½ Zi. Eigentumswohnungen 8404 Stadel/Winterthur, Rolf Flacher Tel. 052 338 07 09 Preis auf Anfrage, Bezug auf Anfrage Standort: www.soonbylepa.ch

4 ½ und 5 ½ Zi. Eigentumswohnungen 8484 Weisslingen, Désirée Keller Tel. 044 316 13 15 Preis auf Anfrage, Bezug auf Anfrage Standort: www.soonbylepa.ch

4 ½ - 6 ½ Terrassenwohnungen 8103 Unterengstringen, R. Schiesser Tel. 044 316 13 21 Preis auf Anfrage, Bezug auf Anfrage www.sparrenberg.ch

3 ½ - 5 ½ Zi. Eigentumswohnungen 8127 Aesch-Maur, Désirée Keller Tel. 044 316 13 15 Preis auf Anfrage, Bezug auf Anfrage Standort: www.soonbylepa.ch

2 ½ - 5 ½ Zi. Eigentumswohnungen 8493 Saland, Paul Späni Tel. 052 338 07 09 Preis ab 340‘000.-, Bezug ab Winter 2019/20 www.ammuelibach.ch

5 ½ Zi. Einfamilienhaus 8476 Unterstammheim, Rolf Flacher Tel. 052 338 07 09 Preis 1‘174‘000.-, Bezug ab Herbst 2018 www.heerenweg.ch

3 ½ - 5 ½ Zi. Eigentumswohnungen 8545 Rickenbach, Rolf Flacher Tel. 052 338 07 09 Preis auf Anfrage, Bezug auf Anfrage Standort: www.soonbylepa.ch

3 ½ - 5 ½ Zi. Terrassenwohnungen 8615 Wermatswil, Désirée Keller Tel. 044 316 13 15 Preis auf Anfrage, Bezug auf Anfrage www.leuberg.ch

4 ½ und 5 ½ Zi. Eigentumswohnungen 8152 Glattbrugg, Ramona Schiesser Tel. 044 316 13 21 Preis auf Anfrage, Bezug auf Anfrage www.glattwies-glattbrugg.ch Haben Sie ein Grundstück auf dem Immobilienträume verwirklicht werden können? Melden Sie sich bei unserem Chef ulrich.koller@lerchpartner.ch oder Tel. 052 235 80 00.

Wir nehmen an den folgenden Immobilienmessen teil: SVIT Immobilien-Messe in Zürich 29. - 31. März 2019, Lake Side Zürich

Zürcherstrasse 124 Postfach 322 8406 Winterthur Telefon 052 / 235 80 00

Eigenheimmesse Schweiz in Zürich 5. - 8. Sept. 2019, Messe Zürich, Halle 6

Stand September 2018

4 ½ und 5 ½ Zi. Terrassenhäuser 8309 Birchwil, Ramona Schiesser Tel. 044 316 13 21 Preis ab 1‘790‘000.-, Bezug ab Herbst 2019 www.mira-birchwil.ch


Aussenbetrachtung  Opener

Redaktion: VALESKA JANSEN

WW Magazin Nr. 3    T R EN D-R EPORT

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Die DUFTSPUR des LEBENS – «GENTLEMAN» von Givenchy

Die Wahl eines Duftes was sagt sie über einen Menschen, über s­ eine Persönlichkeit aus? Nicht soviel, wie man vielleicht m ­ einte. Bei der Entscheidung für ein P ­ arfüm geht es vielmehr um E ­ rinnerungen, schöne bevorzugt: Wie hat die Mutter gerochen? ­Wonach h ­ aben Sommertage geduftet? Mit welchem Duft verbindet man den ­ersten Sex? Im Unterbewusstsein verbergen sich unendlich viele Aufzeichnungen, die u ­ nsere Nase seit der Geburt aufgenommen hat. Den richtigen Zeitpunkt ­voraus­gesetzt, sollte die Wahl ­eines ­passenden Odeurs leichtfallen: am frühen Morgen oder nach 1­ 7 Uhr ist der Geruchssinn ­besonders sensibel. Während ebendieser Zeit, zu der der ­Olfaktus am stärksten ausgeprägt ist, soll das neue Eau de ­Parfum «Gentleman ­Givenchy» aus dem Hause LVMH ­(Moët Hennessy­ – Louis Vuitton) seine kostbaren Essenzen verströmen. Bleiche Schwertlilie, Patschuli, schwarzer Pfeffer und schwarze ­Vanille, überdosiert, als süss-­ p udriges Suchtmittel. So beschreiben die raffinierten Parfumeure ­Nathalie Lorson (entwickelte etwa fünf «Black Opium»-Düfte für Yves Saint Laurent) und Olivier Cresp («Angel» von Thierry Mugler) ihre jüngste Kreation für den sinn­ lichen Mann von Welt.

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DER NEUE DUFT FÜR IHN VON GIVENCHY betört wie ein S ­ uchtmittel mit einem ­süss-pudrigen Odeur. «Gentleman ­Givenchy» Eau de Parfum – 100 ml für Fr. 118.– und 50 ml für Fr. 84.–.

Oktober / November

Nr. 3 2018


Redaktion: VALESKA JANSEN

Beauty  Aussenbetrachtung

Trend-Report FORMEL B*

1. «Genius Light Mask» LichtTherapie aus der Raumfahrttechnik von TALIKA, ca. Fr. 379.–. 2. für Männer und Frauen: «Eleventh

LIEBLINGSSTÜCKE

Hour» BYREDO, Eau de Parfum, 100 ml ca. Fr. 219.90. 3. «Tokyo» von GALLIVANT für die sinnliche Frau. Eau de Parfum, 30 ml, ca. Fr. 109.–. 4. «Radiance Serum Gold & Caviar» von LES THERMES MARINS DE

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SAINT MALO, 30 ml, ca. Fr. 62.–. 5. «Wood» von DSQUARED2, Eau de Toilette pour Homme, 100 ml, ca. Fr. 99.–. 6. «Temporary Color Gel» von CHRISTOPHE ROBIN, Light

2

Chestnut, 100 ml, ca. Fr. 35.–.

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7. «DMAE Pure Serum», Anti-Aging-

«Kissing Burns 6.4 Calories a Minute.

Wirkstoff von APOTCARE PARIS,

Wanna Workout?» von KILIAN,

30 ml, ca. Fr. 38.–.

100 ml, ca. Fr. 135.–.

8. «Skin Caviar Luxe Sleep Mask» von PRAIRIE, 50 ml, ca. Fr. 416.–. 9. «Bvlgari Man Wood Essence» von BVLGARI, Eau de Parfum, 100 ml, ca. Fr. 129.–.

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10. Neue Formel: «Mascara Top Coat Or» Limited Edition von CLARINS, ca. Fr. 35.–. 11. «Single Eyeshadow Stud» von NARS, Soft Pewter Bronze, ca. Fr. 38.–.

3 GESEHEN BEI MARIONNAUD

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ie aktuellen Make-up-Looks, Pflegeprodukte und Parfüms verführen durch neue Z ­ usammensetzungen, ­in der Beauty-­­­Sprache ­sogenannte ­Formulierungen, und überzeugen mit ­innovativen Technologien. Egal wo, es wird glamourös oder futuristisch: ­Goldpartikel, metallische Farbtöne, matt oder g­ länzend, es gibt jede Menge neue Eyecatcher – nicht nur fürs Badezimmer.

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* Beauty

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Redaktion: MICHAEL BRUNNBAUER

Aussenbetrachtung  Geräte

Trend-Report AKTIVITÄTS-TRACKER DIE WELT IST LÄNGST VERMESSEN, JETZT GESCHIEHT DAS GLEICHE MIT DEM KÖRPER – VORSICHT, KANN SÜCHTIG MACHEN.

VOLKSMODELL

Das chinesische «Mi Band 3» von Xiaomi gilt als eines der besten Geräte im unteren Preisbereich mit allen üblichen Funktionen vom Schrittzähler zur Schlaf­über­­­­­wa­chung oder zum Pulsmesser – ist s­ ogar bis 50 Meter wasserdicht. «Mi Band 3» von Xiaomi, ca. Fr. 35.–. AUGAPFEL

Die neue «Apple Watch Series 4» erstellt auf Knopfdruck ein einfaches Elektrokardiogramm (EKG) und erkennt, ob der Träger beim Laufen gestürzt oder von einer Leiter gefallen ist – und löst bei Bedarf den Notruf aus.

Der Kopfhörer «Run Free Pro Bio» von Soul sammelt während des Laufens Informationen – etwa Schrittlänge und -breite, Balance oder Symmetrie – über seinen Träger. Anschliessend wird das Laufverhalten analysiert, inklusive individuellem Echtzeit-Coaching.

«Apple Watch Series 4» von Apple, ab Fr. 449.–.

«Run Free Pro Bio» von Soul, Fr. 149.–.

PERSONAL TRAINER

MULTITASKER

ELEKTROMECHANIKER

Als eine Art Mischung aus Smartwatch und Fitness-Tracker bietet das «Gear Fit2 Pro» von Samsung deutlich mehr Funktionen als a­ ndere Geräte – zum Beispiel das Abspielen von Musik über Spotify.

Diese Uhr verbindet Uhrmacherkunst mit Smartwatch-Elektronik: Sie verfügt sowohl über ein klassisches Automatikwerk als auch ein elektronisches Modul. Dieses misst die Aktivitäten des Trägers. Die Funktionen lassen sich dank des Drückers links s­ teuern, Daten werden mittels Bluetooth ans Smartphone übertragen.

«Gear Fit2 Pro» von Samsung, Fr. 249.–. PULSWÄRMER

EXTREMISTEN

Ein günstiger Allrounder ist das gerade neu erschienene «Honor Band 4» von Huawei: Dank eines integrierten Infrarotsensors überwacht es den Puls seines Trägers sogar nachts. Im Moment nur als chinesischer Import erhältlich.

Egal ob beim Workout, Schwimmen oder Klettern – diese Kopfhörer halten jede Belastung aus und lassen sich in jeder Position tragen, ohne herauszufallen. Und das alles bei maximaler Bewegungsfreiheit und ohne lästige Kabel.

«Honor Band 4» von Huawei, ca. Fr. 28.–.

«Endurance Peak» von JBL, Fr. 185.–.

«Manufacture Classic Hybrid» von Frédérique Constant, Fr. 3350.–.

LADUNG

Der «Vivosmart 4» von Garmin zeigt nicht nur an, wie leer der Akku des Geräts, sondern auch wie leer der Akku seines Trä­ gers ist. Mit dem «Body Battery Index» wissen Sie jederzeit, wie fit oder ausgelaugt Sie sind und wann eine Pause fällig ist. «Vivosmart 4» von Garmin, Fr. 169.–.

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Oktober / November

Der Autor ist Ressortleiter des Playboys (deutsche Ausgabe).

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WW Magazin – die schönsten Seiten der Weltwoche – bereichert Ihr Leben vier Mal jährlich – die nächste Ausgabe: 22. November 2018 zum TRÄUMEN (schöner Schmuck, kostbare Uhren)

Wir wünschen viel Lesespass! WW MAGAZIN Nr. 3 OKTOBER / NOVEMBER 2018

Paris-Chic

Der Herbst ist wohl die Saison mit der aufregendsten Mode. Wir zeigen, wie diese aussieht.

GUTE IDEEN, GUTE GESCHÄFTE

ERS DELL: DESIGNER MARCEL WAND GESCHMACKVOLLES BUSINESSMO RY KUNST: DIE DOM-PÉRIGNON-STO GESTALTET DÜFTE. MARKETING ER KT AR RO AGAG, FORMEL-E-VERM WW-PERSÖNLICHKEIT: ALEJAND


Bild: Charles Ommanney / Contour by Getty Images


WW-Persönlichkeit  Story

ALEJANDRO

G A AG

f ür ie r e s n n e R r e EL E, d M R O F tmals r s e r d e ­ r d e n d a n f ü r r e G m r e sen Som Er ist d ie d ; s o t u um z A e n n h i e b t h ie c r t a e m g r s o tt. Da a t s n elektromot e n n t sich e h R ie s s e r h e lc – o s e e n i id e s t eschäf G in Zürich r e n i ÄT. e T s I L R I E B F O U M Ä K N ER Ü N F T IGE K U Z r OBE R S T E N V e r e s n lter u a t s e G ls a r h e aber m orstedt o M s ia b o T t: x Te

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Story  WW-Persönlichkeit

Rein äusserlich passt Alejandro Agag ganz gut zum t­ raditionellen Rennzirkus. Der 48-jährige Gründer und CEO der Formel ­E-Rennserie spricht mehrere Sprachen fliessend, hat grau melierte, w ­ ellige ­Haare und trägt die obersten zwei, drei Hemdknöpfe gerne offen wie sein Kumpel Flavio Briatore. Der Geschäftsmann wurde in ­Madrid g ­ eboren, sein Vater war ein algerischer Banker. Agag studierte an Eliteschulen, war später Abgeordneter im EU-Parlament und h ­ eiratete die Tochter des spanischen Ex-Premiers Aznar – zur Hochzeit kam der spanische König Juan Caros, Trauzeugen waren Tony Blair und ­Silvio ­Berlusconi. «Ich bin ein fanatischer Renn- und Autofan», sagt er. In seiner G ­ arage steht unter anderem ein Ferrari. «Ein absolutes Kunstwerk», sagt er, «aber irgendwie passt er nicht mehr ins 21. Jahrhundert.» Er besitzt auch einen BMW i8, einen Plug-in-Hybrid-Sportwagen. Die Formel E gibt sich wie ein rebellisches Start-up, das den Motor­ sport, ach was, die globale Automobilindustrie disrupted: neue ­Regeln, neue Player, neues Spiel. Entstanden ist die Idee jedoch nicht in ­einer Garage, sondern im Herzen des Establishments – einem Pariser Nobel­restaurant. Im Jahr 2011 sass Formel-E-Gründer Alejandro Agag mit Jean Todt, dem Präsidenten des Automobil-Weltverbandes (FIA), und A ­ ntonio Tajani, heute Präsident des EU-Parlaments, zusammen. «Wir diskutierten über die Zukunft der Automobilindustrie», erzählt Agag. Es ging um die grossen Fragen: Hat der Verbrennungsmotor noch eine Zukunft? Was sind die Alternativen? Was bewegt die Menschen? Wie werden sie sich in zwanzig Jahren fortbewegen? Agag erinnert sich, dass er während der Diskussion frenetisch auf einer Papierserviette mitschrieb und ihm irgendwann ein ­Gedanke durch den Kopf schoss: «Es gibt weltweit keine einzige reine ElektroRennserie. Ich kann diese Lücke füllen.» In diesem Moment sei eine Glühbirne über seinem Kopf erschienen. «Reine elektrische Energie.» Er ist ein guter Geschichtenerzähler. Das ist Teil seines Jobs. 2016 veranstaltete die Formel E ein Rennen in Marrakesch. Nur wenige Kilometer weiter fand zu diesem Zeitpunkt die Klimakonferenz COP 22 der UNO statt. Vor diesem Hintergrund klingen Agags ­grosse Slogans noch grösser: «Eines Tages werden alle Autos ­elektrisch ­betrieben sein. Die Formel E will diesen Übergang als Katalysator ­beschleunigen.» Trotzdem hatte die Rennserie lange Zeit ­Probleme – Rennen fielen aus, «wir standen vor dem Ende», erzählt

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Agag. «Es reicht nicht, wenn nur die Idee gut ist. Die Welt muss auch bereit sein.» Das scheint mittlerweile der Fall. Seit dem Einstieg der Medien­unternehmen Liberty und Discovery, die laut Agag um hundert M ­ illionen beisteuerten, ist die Mission gesichert: «Den Menschen schon heute eine Vorstellung von den Fahrzeugen zu geben, die in dreis­sig Jahren auf der Strasse herumfahren.» 2018 fand in Zürich das erste Stadt-Motorrennen statt, seit 1955. Das Spektakulärste war nicht, dass die Rennwagen der FIA Formel E emissionsfrei mit Elektromotor fuhren, sondern, dass man im Zeitalter von urbanem Verkehrskollaps und Fahrverboten überhaupt vorankam. Bewegung in der Innenstadt – ein moderner Traum wird wahr. Denn Zürcher Autofahrer stehen täglich über dreissig Minuten im Stau, jede Fahrt verlängert sich im Schnitt um 33 Prozent. Die Formel E hat diesen Sommer ihre vierte Saison a ­ bgeschlossen. Den Titel gewann Jean-Eric Vergne. Aber daran erinnern sich nur Fans. Was im Kopf bleibt, sind Bilder von Formel-E-Rennen in ­Berlin, Paris, Moskau, gar in New York – wenn auch nicht in ­Manhattan, so doch in Red Hook, Brooklyn – und eben Zürich. Von Boliden, die durch Metropolen­strassen flitzen, wo man auch schon mal ein Wochen­ende verbrachte und die also im kollektiven Bewusstsein sind. «Wir haben 2018 einen gewaltigen Sprung vorwärts gemacht», sagt Agag. ­Renault, Audi, der indische Mahindra-Konzern und d ­ iverse ­Start-up-Unternehmen machten 2018 bei der Formel E mit. Immer mehr Konzerne verlassen geschichtsträchtige, legendäre Rennserien wie die Deutsche Tourenwagenmeisterschaften oder die World Endurance Championships – und starten in dem Elektrowettkampf, der von Rennsportfans lange als Kunstprodukt verlacht wurde. Populäre Sportereignisse sagen auch immer etwas über die ­Kultur des Moments aus: In den 1960er Jahren kämpften Formel-1-Piloten wie Jackie Stewart oder Emerson Fittipaldi auf der Strecke ums Überleben im eigentlichen Sinne – Individualisten, Rockstars, harte Jungs, denen Steve McQueen in «Le Mans» von 1971 ein filmisches Denkmal s­ etzte. In den 1990er Jahren dann, als Autorennen bereits so sicher ­waren wie irgendeine andere Sportart, wurden die M ­ otocross-Funsportler der amerikanischen X-Games mit ihren Doppel- und Dreifachsaltos ­populär und sorgten für ein wenig «Secondhand-Risiko» im Leben der Zuschauer. Und heute, in unserer von zunehmend auch ökologischem Denken beeinflussten Periode, geht es in der Formel E, ü ­ berspitzt

«Die Formel E ist ein ziemlich künstliches Produkt», stand etwa im Spiegel.

­ esagt, um Ladezeiten und Batterielebensdauer. Die Rennstrecke als g Debattenraum. Wenn Agag die Formel E in einem Satz ­erklärt, dann redet er nicht vom Kampf tollkühner Fahrer um die ­beste Kurvenlinie, sondern von einer «Plattform für Automobilkonzerne, um ihre Technologie zu zeigen». Was nicht allen gefällt: «Die Formel E ist ein ziemlich künstliches Produkt», stand etwa im Spiegel, der’s manchmal traditionell mag. Andere Kommentatoren hingegen fühlen sich an die A ­ nfänge des Motorsports erinnert, als auf der Rennstrecke ­Innovationen wie Stossdämpfer, Scheibenbremser und Anschnallgurte ­eingeführt wurden, die die Mobilität im Alltag revolutionierten.

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WW-Persönlichkeit  Story

Seltenhei

Bilder: LAT / Formula E

ago E-Prix, Februar 2018. Oben: Die Palme umkurven. Santi erste und vielleicht letzte. das h, Züric in en Unten: Renn

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Story  WW-Persönlichkeit

ALBUM EINES MANNS VON WELT Alejandro Agag mag es, interessante Leute für seine Idee zu gewinnen. Wenn es sich dabei um schöne Frauen oder berühmte Männer handelt, stört's ihn nicht.

1. Alejandro Agag mit Model Kate Upton, Juli 2017. 2. In Zürich mit Naomi Campbell und André Lotterer, Sommer 2018. 3. Marrakesch, Januar 2018: Orlando Blum im safety car. 4. Alejandro Agag mit Prinz Albert und Mark Webber in Monte Carlo, Mai 2017. 5. In Venedig mit Gattin Ana Aznar Botella, 2015.

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Die Formel E verkauft die Rennserie gerne als glamouröses Testlabor, in dem die wichtigen Fragen der Elektromobilität gelöst werden: Wie gross ist die maximale Reichweite eines Elektroautos? Wie lädt man Autos möglichst schnell auf, erst in der Boxengasse, dann im Alltag? Wie vermeidet man überhitzte Akkus? NICHT ZU TEUER WERDEN «Die Formel E erinnert an die frühen Tage des Motorsports», s­ agte Jens Marquardt, BMW-Motorsportchef, kürzlich. Der Münchner Konzern nimmt 2019 erstmals am Wettbewerb teil (auch Mercedes und Porsche sind dabei). Vieles, was auf der Rennstrecke ausprobiert wird, werde man für die Serienproduktion umsetzen können, s­ agte ­Marquardt. Das BMW-Team, das den Formel-E-Motor entwickelt, ­arbeitet auch an der strassentauglichen i-Serie. «Die Formel E fährt auf normalen Strassen. Und sie soll Technologien weiterentwickeln, ­­ die ­irgendwann auch im Strassenverkehr zur Anwendung kommen», sagt Alejandro Agag. Um auf die Entwicklung zu fokussieren, starten alle Formel-ETeams mit den gleichen Rennwagen – zumindest äusserlich. V ­ iele ­Bereiche wie Karosserie und Batterie sind standardisiert. «Wir ­haben diese Restriktionen aus einer Reihe von Gründen eingeführt», e­ rklärt Agag. «Zum einen sollen die Teams ihr Forschungsbudget nicht in die Aerodynamik stecken, sondern in Bereiche wie ­Elektromotor oder Energierückgewinnungssysteme, die direkt mit Elektromobilität verbunden sind.» Zum anderen seien die Kosten der Teams so

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deutlich geringer. Zehn Millionen beträgt das Jahresbudget eines ­Formel-E-Teams. Bei den klassischen Rennserien wie DTM oder Langstreckenrennen WEC muss fünf- bis zehnmal so viel investiert werden. Die Formel E soll offen für Start-ups bleiben, so Agag. Weil aber 2019 neun grosse Hersteller konkurrieren, wächst die Angst vor einem Rüstungswettlauf wie es ihn in der Formel 1 gibt, und der die Hersteller weit von der automobilen Basis entfernte. Audi-Sportchef Dieter Gass: «Die Formel E hat sich auf die Fahnen geschrieben, nicht zu teuer zu werden. Das muss sie jetzt einhalten.» Die Formel E wirkt manchmal wie ein Real-Life-Werbespot für Elektroautos. Das ist so beabsichtigt. «Die Mobilität der Zukunft ist elektrisch, autonom und vernetzt», sagt Agag. Nicht zufällig ist die Formel-E-Hauptsponsorin, die ABB, Marktführerin im Bereich ­Ladetechnik. Und Agag will das Image des Elektroautos nachhaltig ­verändern. «Viele Konsumenten entscheiden sich gegen Elektroautos, weil sie sich Sorgen über geringe Reichweite machen», sagt er, «aber dieses Problem ist bald gelöst.» Bislang nutzten die Teams zwei Autos pro Rennen, da die Batterie nicht für die gesamte Distanz ausreichte. Ab 2019 hat der sogenannte Gen2-Rennwagen eine neue, stärkere Batterie, welche die gesamte Dauer des Rennens überdauert. «Das ist ein Meilenstein», so Agag. Natürlich weiss auch die Formel E, dass man Rennsportfans nicht mit Powerpoint-Präsentationen über Energierückgewinnung oder ­Emissionswerte begeistert. Deshalb wurde das Design des Gen2-Fahrzeugs grundlegend überarbeitet. «Ein Batmobil», war die Meinung von

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WW-Persönlichkeit  Story

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Bilder: LAT / Formula E, Getty Images

Kennern, die sich in Autozeitschriften äusserten: fliessende Formen, grelle LED-Lichter, Starfighter-Referenzen. Die Leistungswerte können sich durchaus sehen lassen: 250 Kilowatt, 280 Stundenkilometer Topspeed, in 2,8 Sekunden von 0 auf 100. Der Motor ist dabei nur 80 D ­ ezibel laut (bei der Formel 1 sind es über 130). EHRLICHER, KNALLHARTER SPORT Aber Highscores und Hightech allein fesseln Zuschauer noch nicht. Wichtiger ist, dass die Formel E in vier Jahren vier verschiedene Weltmeister hatte – und dass neun von zehn Teams vergangene Saison auf dem Podium standen. Am Ende, so meinte der ­Ex-Formel-1Fahrer G ­ erhard Berger kürzlich, wollen die Fans «ehrlichen, knallharten Sport» sehen, den «Ritt auf der Kanonenkugel». Im Oktober starten die Tests für die kommende Saison. M ­ itte ­Dezember kämpfen die alten und neuen Teams ausgerechnet in Riad um den Sieg. In der Schweiz wird die Formel E 2019 voraussichtlich im Juni in Bern gastieren, da in Zürich zu diesem Zeitpunkt das ­Zürifäscht stattfindet, so zumindest die Begründung des Stadtrats. Es sieht aber zurzeit so aus, dass das Rennen auch in den folgenden J­ahren, in ­denen kein Zürifäscht gefeiert wird, nicht mehr im Z ­ entrum ausgetragen werden darf. Was eigentlich nicht sehr überrascht – weil die ­Mehrheit der Politiker in Zürich, sagen wir, Autos nicht mögen. Und sich, o ­ ffensichtlich, auch nicht von dieser Haltung abbringen lassen, nur weil es jetzt Elektromotoren sind. Aber ist es wichtig, wo die Rennen genau stattfinden? Alejandro Agag will nicht nur die Art und

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Weise verändern, wie Rennboliden a ­ ngetrieben werden, und wie, in ­einem zweiten Schritt, die breite Masse von A nach B kommt, sondern auch, wie Sport konsumiert wird. «Die L ­ eute sitzen ja nicht mehr auf der Couch und gucken das ganze Rennen, sondern konsumieren die ­Inhalte unterwegs auf dem Smartphone.» Deshalb ist es unwichtig, dass die Formel 1 weiterhin die lukrativen TV-Verträge besitzt. «Das Fernsehen ist ein Konzept aus der Steinzeit», sagt Agag, «es trägt ein Verfallsdatum. Das ist die Wahrheit.» Die Formel E kann man auf ganz verschiedenen Kanälen sehen. Die Qualifikationsrunden werden auf Facebook live übertragen. Und auf Youtube findet man 60-Sekunden-Videoschnipsel wie «Die grös­ sten Wow-Momente». «Es geht uns darum, mit neuen Medien eine ­direkte Verbindung zum Publikum aufzubauen», sagt Agag. So gibt es zum Beispiel während des Rennens den sogenannten fan boost, bei dem Z ­ uschauer per Internet-Voting einem Fahrer zusätzliche Kilowatt freischalten – und so ein kleines bisschen mitsteuern können. Es ist kein Zufall, dass die Formel E, neben den üblichen Meister­titeln, auch ­einen «Social Media Activation Award» verleiht. Die ­Trophäe wird beim Saisonfinale direkt nach dem S ­ iegerpokal überreicht. Content ist im 21. Jahrhundert eben King – ein zweiter Wettkampf zwischen den Teams, der nicht in Sekunden, sondern in ­Interaktionen, Reichweite und eyeballs gemessen wird. Das Rennen ist nur der Start und liefert Basismaterial – entscheidend ist dann, was man daraus macht. Mehr zu Formel E: Interview mit Jérôme D' Ambrosio, Seite 50.

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Aussenbetrachtung Modestrecke

Bilder:

Styling:

EDGAR BERG

JULIA QUANTE

Strickpullover von Louis Vuitton. KUNST: «Polypore III», 2015, Claire Barbier.

Schau mich an

Das Mädchen oder die Mode von LOUIS VUITTON? Beides natürlich. Und, auch nicht zu vernachlässigen, die Kunst von UGO LA PIETRA, LUC LAURAS und CLAIRE BARBIER, gezeigt in der Galerie MERCIER & ASSOCIÉS in Paris. 28  WW Magazin

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Ärmelloses Top, Pullover, ­bestickter A-Linien-Jupe, Headline Sling-Pumps, Handschuhe, Perlenohrringe mit Strassschleife – alles von Louis Vuitton.


Jacke, Strickjacke, Ohrringe, alles von Louis Vuitton.


Oben und unten: Jacke aus Tweed von Louis Vuitton. KUNST: «Ta parole contre la mienne», 2015, Claire Barbier.


Jacke aus Tweed, Wickelbluse aus Lammleder, Halskette, alles von Louis Vuitton. KUNST: «Les chiennes de chasse», 1999, Luc Lauras.



Knielanger A-Linien-Jupe, Top mit Rüschen, Ohrringe, Tasche «Cannes» – alles von Louis Vuitton. KUNST: «Bagnante», 1990, Ugo La Pietra.


Langarmkleid mit besticktem Kragen von Louis Vuitton.


Bomberjacke aus Leder, Seidenbluse – beides Louis Vuitton. KUNST: «Nubes expirum», 2008, Claire Barbier.


Lederjacke, A-Linien-Jupe, Tasche Speedy 25 mit Schulterriemen, Tasche City Steamer MM Time Trunk (Mitte), Tasche Alma PM Time Trunk – alles von Louis Vuitton. KUNST: Skulpturen von Claire Barbier, 2017 / 2018.

Model: LAURA ROTH / MUSE MODEL MANAGMENT Casting: DOMINIK WIMMER Hair: SHUHEI NISHIMURA / OPEN TALENT PARIS Make-up: HUGO VILLARD / WM MANAGEMENT Foto-Assistenz: ANTHEA LOVICH Styling-Assistenz: SIMONE McIVOR


Minimalistisch, experimentell, innovativ, schrullig und ­witzig: New Dutch D ­ esign.


Dufter

Kreativkopf Story

Designer Text: MARK VAN HUISSELING Bilder: STEFAN GIFTTHALER

Der niederländische Produktdesigner MARCEL WANDERS diversifiziert und entwirft – DÜFTE . Wie das genau geht, muss und will er nicht wissen.

A

n einem Nachmittag im vergangenen April in M ­ ailand wusste niemand, wo sich der niederländische D ­ esigner ­befand. Er war in der Stadt, um Leute zu treffen und Präsen­tationen abzuhalten während des Salone del Mobile, der ­Möbelmesse; ich hatte eine Verabredung für 16 Uhr mit ihm. Doch seit er sich eine halbe Stunde zuvor auf ein Velo gesetzt hatte und davongefahren war, hatte niemand mehr Verbindung zu ihm. Was den Marketing- und Kommunikationsmitarbeiterinnen von ­A lessi, dem Unternehmen, mit dem Wanders z ­ usammenarbeitet, unangenehm war, mittlerweile war’s 16.30 Uhr oder so. Ich blieb zuversichtlich, dass er bald zurückkehren w ­ ürde – wenn ein Amster­damer sich ein fiets nimmt, um eine kleine Ausfahrt durch die Stadt zu unternehmen, muss man sich wirklich keine Sorgen um ihn machen. Marcel Wanders zählt zu den Vertretern des New Dutch ­Design. Darunter versteht man vor allem Produktdesign, das als minimalistisch, experimentell, innovativ, schrullig und w ­ itzig ­beschrieben wird (Quelle: Wikipedia); neben ihm zählen zu den Urhebern etwa Hella Jongerius oder die Möbeldesigner Maarten Baas und Richard Hutten. «Wanders gelang in den 1990er Jahren der Durchbruch, längst gehört er zu den weltweit bekanntesten

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Designern», stand in der Zeit. Eine besondere Vorliebe scheint der 55-Jährige für das Entwerfen schicker Hotels zu h ­ aben: Das «Mondrian South Beach» in Miami ist von ihm oder das­­«Kameha Grand» in Zürich. «Mein Design ist ein wenig wie Theater – ­Hauptsache, es langweilt nicht», gab ihn eine Journalistin der Schweiz am Sonntag anlässlich der Eröffnung des Hauses beim Flughafen wieder. Und in der New York Times wurde er sogar als «eine Art Lady Gaga der Designwelt» bezeichnet. Was ungefähr das ­Gegenteil des bei Wikipedia unter anderem erwähnten Minimalismus darstellt. Kurz vor 17 Uhr fuhr Wanders beim ­A lessi-Flagship-Store an der Via Manzoni vor. Minuten später sass er, zusammen mit ­Gabriele Chiave, seinem italienischen Kreativdirektor, am Tisch des Cafés neben dem Geschäft. Aufhänger unseres Gesprächs war die neue Serie von fünf Raumdüften, «deren Namen, N ­ uancen und Designs von den Jahreszeiten inspiriert sind» (dabei ­handelt es sich um Frühling, Sommer, Herbst, Winter und Transzendenz; M ­ edienmitteilung). Respektive die «sehr kreative, sehr ­Marcel-Wanders-typische Idee dahinter» (wie es eine Mitarbeiterin des Alessi-Pressebüros verkaufte). Mit anderen W ­ orten: Der Produktdesigner hat für den italienischen Hersteller und Vertreiber

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Story Kreativkopf

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BLICK INS WERK DES GROSSEN MANNS (ZIRKA 193 Zentimeter) Eine besondere Vorliebe scheint W ­ anders für das Entwerfen schicker Hotels zu ­haben. Und Zirkus mag er auch – für ­Alessi entwarf er etwa die Geschirr- und Zubehörlinie ­«Circus». 1. Hotel «Mondrian Doha» in Katar, 2017 2. Alessi, «Circus Ballerina»-Skizzen, 2016 3. Wanders & YOO-Launch «Oh!» in Ecuador 4. The Eurasian Garden Spirits, 2015 5. Neue Düfte: «The Five Seasons» von Alessi, 2018

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Story Kreativkopf

Wanders, der eher aussieht als sei er in den Ferien auf Ibiza beim Abendessen gestört worden, statt ein geschäftliches Interview zu geben, ist sich seiner Ausstrahlung als Designstar bewusst. Doch wenn’s darum geht, seine ­Kooperation mit Alessi zu beschreiben, sind seine Ausführungen kurz und ­leise.

seine ersten Düfte sowie einige Zubehörprodukte, d ­ arunter ­Duftdiffusoren und -kerzen sowie Kerzenhalter und -löscher, entworfen. Dies obwohl – oder sogar: weil er nichts von Düften und deren Herstellung verstehe. «Dafür braucht es mich nicht. Dafür gibt es Teams mit Spezialisten, die man beizieht», sagt er. L ­ eute, die sich mit Essenzen für Parfüms et cetera auskennen und solche, die mit Hilfsmitteln, dank denen Düfte in Zimmern ­verbreitet werden können, vertraut sind. Sein Mitarbeiter Chiave sagt: «Hätten wir, sagen wir, den Job bekommen, neue Nespresso-Kapseln zu entwerfen, müssten wir auch keine Kaffee-Experten sein.» W ­ orum es dagegen immer gehe, sagt Wanders, sei die consumer experience, die Kundenerfahrung. Und um die Geschichte, die er ­erzähle, damit man sich in seinem Zuhause wohlfühle. Und dazu gehörten feine Düfte. Wanders, der eher aussieht als sei er in den Ferien auf Ibiza beim Abendessen gestört worden, statt ein geschäftliches Interview zu geben – mediterrane Bräune, weit aufgeknöpftes w ­ eisses Hemd, reichlich Schmuck um den Hals und die Handgelenke –, ist sich seiner Ausstrahlung als Designstar bewusst, denke ich. Doch wenn’s darum geht, seine Rolle in der neusten ­Kooperation mit Alessi zu beschreiben, sind seine Ausführungen recht kurz und l­eise. Der Ablauf, der zu den Düften geführt habe – in Vergangenheit entwarf er für Alessi die Geschirr- und Zubehörlinie ­«Circus» –, sei genau gleich gewesen wie bei jedem Job, den ein freier D ­ esigner für einen Produkthersteller ausführe: Nach einem Briefing, in dem er den Alessi-Verantwortlichen seine Sicht auf die Problemstellung respektive -lösung darlege, bekomme er den Auftrag loszulegen. Mit Einschränkungen respektive Auflagen, die zur Hauptsache die Serienherstellung betreffen, allenfalls. Zwei bis drei Jahre später dann liege das marktreife Erzeugnis vor. Auf dem Weg von der Idee dorthin sei er dagegen als Designer dann praktisch frei. Des Designers Einkommen – auch nicht unerheblich, schliesslich beschäftigt und bezahlt Wanders in seinen zwei Firmen Marcel Wanders respektive Moooi zirka 55 beziehungsweise 80 festangestellte Mitarbeiter – ist ein zuvor verhandelter Anteil am Verkaufspreis, den der Entwurf schliesslich erzielt, sogenannte royalties. Der Endkunde bezahlt den Designer, nicht der Hersteller des Designobjekts oder, im neusten Fall, Raumdufts. Eine Kooperation ist am erfolgversprechendsten, wenn die ­Beteiligten ungefähr gleich viel einbringen, kann man sagen. Oder wenn einer etwas liefert, was der andere nicht hat/kann. So besehen wird dem Ausstehenden nicht sofort klar, weshalb Wanders, der von sich sagt, er verstehe nichts von Düften, ein zwingender Partner für die Kooperation mit Alessi ist, die gebildet ­w urde, um Raumdüfte zu entwickeln, herzustellen und zu verkaufen. Der Niederländer, dessen bisher wohl dauerhaftester Beitrag zum

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Design-Archiv unserer Zeit sein «Knotted Chair» von 1997 für Cappellini ist, ist einverstanden mit dieser Sicht: «Sie [Alessi] hätten es ohne uns machen können», sagt er. «Aber wir hätten es [die Raumdüfte] nicht ohne sie machen können.» Was für ihn die beste Ausgangslage sei: «Ich mache am liebsten Dinge, die ich noch nie gemacht habe.» Weil das spannend sei. Alles klar. Doch weshalb hat sich Alberto Alessi, der Chef des Unternehmens, für ihn und seine Leute entschieden? Darauf hat er, Wanders, keine Antwort. Oder wenigstens keine, die er geben mag. Stattdessen macht er sich noch einmal klein: «Alessi ist viel grösser und bekannter als wir es sind.» Meine Frage war, ob Alessi möglicherweise von einem Imagetransfer von seiner Marke zu ihrer profitiere. Der Designer, so sieht’s aus, gewährt nur zurückhaltend ­Einblicke in seine Arbeitsweise. Er und sein Team respektive die Entwürfe, die man von ihm kennt, stehen wohl s­ elbsterklärend für seine Art, die Welt zu sehen und Probleme zu lösen. Auf die ­P roblemlösung an sich will er nicht genauer eingehen. Weil das denkbarerweise den Glanz, den ein Designobjekt verbreitet, stumpfer werden lässt. Oder weil es gar nicht so viel zu e­ rklären gibt. Philippe Starck, der französische Designer, hat mir einmal gesagt, er habe für den Entwurf der Jacht «A», die er für e­ inen russischen Milliardär gestaltete, deren fischähnliches Design als aussergewöhnlich eingeschätzt wurde von Kennern und deren ­Umsetzung einen dreistelligen Millionenbetrag kostete, ungefähr eine Minute gebraucht. Vor kurzem erst, im fortgeschrittenen Alter also, hat Wanders den berufsbegleitenden MBA-Lehrgang an der Insead in Fontainebleau bei Paris, genannt auch «Kaderschmiede der Welt» (Bilanz), absolviert. Das Studium sei eine sehr gute Erfahrung gewesen, sagt er. «Ich meinte immer, ich sei super im Marketing», sagt er, «dabei war ich eine Flasche.» Bereits diese Aussage, von einem ­Unternehmer kommend, der aus eigener Kraft mehrere Firmen mit über hundert Angestellten aufgebaut hat und führt sowie für gros­ se Unternehmen auf der ganzen Welt arbeitet, zeigt, dass er etwas gelernt hat. Nämlich, sich noch besser zu verkaufen. Am meisten profitiert habe er aber von den Kursen im Rechnungswesen, sagt er. «Endlich muss ich mich nicht länger darauf verlassen, was meine Finanzleute sagen, sondern kann die Zahlen selber kontrollieren und interpretieren», sagt er. Und das verleihe ihm zusätzliche unternehmerische Freiheit. Die Zahlen seines Geschäfts, erlaube ich mir zu interpretieren, sind gut. So gut, dass er an einem sonnigen Nachmittag lieber ein bisschen länger auf dem fiets durch Mailand fährt, als Interviews zu geben. Vor allem, wenn es im anschliessend Gespräch ­darum geht, die Metaphysik eines von ihm beziehungsweise seinem U ­ nternehmen entwickelten Raumdufts zu erklären.

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Marcel Wanders beim CafÊ neben dem ­A lessi-Flagship-Store an der Via Manzoni.



LENNY Markenbildung Story

auf Eis

Was ist besser als ein Dom Pérignon? Ein Dom Pérignon mit Lenny Kravitz, dem neuen Botschafter der Maison. Unsere S ­ onderkorrespondentin hat's ausprobiert. Und zudem, in Paris und Hautvillers, die ­Geschichte des beachtlichen Marketingerfolgs – wie aus einem Champagner der Champagner wurde – recherchiert. Text: ODILE BURGER

Bild: Mathieu Bitton

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ch stelle mein halbvolles Glas Dom ­Pérignon auf die niedrige Tisch­platte und beginne, entnervt in ­meiner Handtasche zu wühlen. Wo ist nur das b ­ löde Ding? Einmal gefunden, tippe ich u ­ nter dem Titel «Lenny-Notizen» Folgendes in mein Smartphone: «Es 21.45 Uhr, i­rgendwo im Zentrum von Paris, ein Nachtklub, ­gefühlte vier Stockwerke unter der Erde. Unter der Erde sieht es wohl ziemlich überall gleich aus. Weshalb sind wir nicht in einem romantischen Restaurant? Ich habe Hunger. Spaghetti oder Lenny?» So hatte ich es mir jedenfalls nicht vorgestellt – das Dinner mit Lenny Kravitz, zu dem geladen wurde. Wir warteten nun schon seit bald zwei Stunden in diesem dunklen Klub. Immer noch kein Lenny weit und

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breit. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht ­w ussten: Das Dinner, zu dem geladen ­ wurde, wurde bereits serviert. Es bestand aus feinen, aber doch eher kleinen Häppchen, ­ungefähr von der Grösse einer K ­ ichererbse. Ich habe zögernd zugelangt, immer davon ausgehend, das Dinner werde demnächst serviert . . . Und natürlich hatte ich nichts zu Mittag gegessen – welche Frau würde nicht auf ihren Lunch verzichten in Erwartung ­eines Dinners mit Monsieur Kravitz? Ich blicke auf, da steht er – und ich bin ­erstaunt: Lenny erscheint mir ziemlich gross. Doch es kann sich nicht um eine verzerrte Wahrnehmung handeln, ich habe keine zwei Gläser vom edlen Champagner getrunken. Mein Hirn beginnt zu rechnen: 170 Zentimeter Körpergrösse plus 7 Zentimeter Absatz

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der Schlangenlederboots plus 10 Z ­ entimeter Rasta-Frisur – macht 187 Zentimeter. Und gut sieht er aus – oh mein Gott! Lenny ­Kravitz, der grosse Musiker, der auch Designer und Fotograf ist, Schauspieler ebenfalls, ein Multi­talent also. Lenny, der neu als Botschafter der Luxus-Champagnermarke Dom Pérignon auftritt, steht da – in the flesh. Es gehe um Inspiration, steht in der Presse­mitteilung von Dom Pérignon. Die Zusammen­arbeit von Lenny Kravitz und dem Luxusbrand fusst auf der angeblich jahrelangen Freundschaft mit Richard Geoffroy, dem wohl bekanntesten Kellermeister Frankreichs. Er leitet die Geschicke des Hauses seit 28 Jahren. Ursprünglich Arzt, wird Geoffroy gerne als intellektueller Weinmacher gepriesen. Ein von Perfektionismus Getriebener,

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Story Markenbildung

mit auffallend grosser Nase, übrigens. Sein Riechorgan dürfte Gold wert sein. Der erste Dom Pérignon wurde 1921 auf den Markt gebracht, benannt nach dem Benediktiner­mönch Pierre Pérignon. Dieser war 1668 bis zu seinem Tod Anfang des 18. Jahrhunderts als Kellermeister für den wirtschaftlichen Erfolg der Abtei Hautvillers in der Champagne verantwortlich. ­P ierre a ­ lias Dom Pérignon war ein akribischer Tüftler und gilt als Erfinder der Kunst der Assem­blage, dem sogenannten Verschnitt von Rebsorten und Lagen. Nach der Französischen Revolution wurden viele der ­zuvor konfiszierten Landgüter verkauft, um die Staatskasse zu füllen. Zu diesen g ­ ehörte auch die ehemalige Abtei. Jean-Rémy Moët ­kaufte das Anwesen 1794 und machte daraus ein Weingut, das noch heute der Firma Moët & Chandon gehört. Das angestrebte Ziel sei Reichhaltigkeit, keine Schwere und keine Trockenheit im ­Finale . . . Richard Geoffroy spricht viel bei dem Wine Tasting, dem wir beiwohnen am Tag nach dem «Dinner» mit Lenny. Wir sitzen an einem langen Tisch mitten im Park des Anwesens in Hautvillers und die ­Sonne brennt. «Erfolg entsteht am Widerstand», sagt Geoffroy, und: Die grösste Herausforderung sei das unvorhersehbare Wetter. Tatsächlich erfahre ich Ende August aus der Zeitung, dass in der Champagne dieses Jahr bereits am 20. des Monats die Weinlese ­losging, einen Monat früher als im Vorjahr. Aufgrund des heissen Sommers. Rückblickend erinnere ich mich, dass wir erleichtert waren, als Richard Geoffroy, nachdem er die perlage taxiert und das Bukett geprüft hatte, endlich einen Schluck nahm. Und wir auch trinken durften. Keine Frage, der Dom Pérignon ist gut – aber ist er wirklich besser als andere? So viel besser, dass er dreimal, viermal oder gar zehnmal mehr kosten darf als ein Erzeugnis der Nachbarn? Auf Wikipedia liest man, die ­P roduktionsmenge sei eher hoch bei Dom Pérignon, vermutlich bei ein bis zwei Millionen Flaschen pro Jahr oder mehr. Genaueres ist nicht zu ­erfahren. Die Luxusmarke schweigt, was ­wiederum die Annahme einer hohen Menge stützt. Es ­handelt sich also um ein Massenprodukt, dessen hoher Preis es auch erst mit zu ­einem b ­ egehrlichen Luxusprodukt macht. Denn mit dem Preis steigt auch die Begehrlichkeit. Ein anderes Beispiel dafür ist der Kaffee von Starbucks. Eine Flasche Champagner e­ iner grossen Marke, ohne Jahrgang, gibt es, je nachdem, ob man bei Denner

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Ganz oben: Rocker mit Flasche (und Gitarre), Lenny Kravitz in Los Angeles. Oben: «Machen Sie eine typische Handbewegung», Lenny beim Öffnen eines Dom Pérignon.

Den Dom Pérignon Brut 2009 verkauft ­Globus für 549 ­Franken – ­mit dem Preis steigt auch die Begehrlichkeit. Oktober / November

oder Globus einkauft, ungefähr für 40 bis 55 Franken. Und den Dom Pérignon Brut 2009 verkauft Globus für 549 Franken. Eine beinahe schon günstige Flasche kriegt man beim Online-­A nbieter «Flaschenpost», dort kostet der Dom Pérignon Blanc, 2009 ebenfalls, 145 Franken. Man kann es sich leisten – oder eben nicht, was auch egal ist: fake it till you make it – nicht jeder Champagner-Trinker ist ein Superreicher – zum exklusiven Kreis ­gehören wollen, darum geht es hier auch. Die Dom Pérignon-Strategie funktioniert. Ein begabtes Händchen haben d ­ ie Marketing­leute auch bei der Wahl ­ihrer ­Testimonials bewiesen: ­David Lynch ­beispielsweise, der ­amerikanische ­Filmregisseur und -produzent («Blue ­Velvet», ­«Mulholland Drive»). Oder Christoph W ­ altz, Schauspieler aus Österreich und Gewinner zweier Oscars («Inglourious Basterds», «Django Unchained»). Und nun Lenny ­Kravitz. Was haben diese Männer gemeinsam? Sie alle sind kreative Talente, die ­Herausragendes geleistet haben. Sie sind aber keine Stars, die die Masse ansprechen und die jeder mag, weil sie niemandem was tun, sondern Charaktertypen, in der z ­ weiten ­L ebenshälfte angekommen, die für konti­ nuierlichen Erfolg stehen und die Stil haben. Die neue Dom Pérignon-Kampagne mit Lenny Kravitz ist vielseitig, sie übergreift Disziplinen und spiegelt somit das Leben und Schaffen des Botschafters. ­Komponenten sind ein Werbefilm, aber auch eine Ausstellung mit Bildern, die Lenny mit seiner ­L eica fotografiert hat. Der Film und die Bilder entstanden in einer Villa in Los Angeles, ­deren Design ebenfalls Lennys Werk ist. Der Werbespot zeigt eine exklusive Party, die zu ­diesem Zweck inszeniert wurde und zu der Schauspielerin Susan Sarandon oder Mode­ designer Alexander Wang, ein Schulfreund von Lennys Tochter Zoë, kamen. Seit Mai dieses Jahres ist Lenny ­Kravitz zudem auf Tournee. Er startete in München, war auch in Zürich. Jetzt ist er in ­A merika. Vor wenigen Wochen kam sein neues A ­ lbum «Raise Vibration» heraus. Der Mann scheint nicht müde zu sein. Oder nur gut e­ rholt. Vor vielen Jahren k ­ aufte er ein kleines Stück Land auf den Bahamas, am Meer, an ­einem weissen Sandstrand. Dort p ­ arkierte er, zwischen Palmen, seinen s­ treamline trailer, ein Wohnwagen aus A ­ luminium im 1950er-­ Jahre-Look. Und dort verbringt er e­ inen Teil s­ eines ­L ebens, in der A ­ bgeschiedenheit. Er liest in der Hängematte, pflegt seinen kleinen G ­ emüsegarten. Zudem, als

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Bilder: Mathieu Bitton, Miles Bitton

Oben: Für ein gutes Bild geht der Künstler auf die Knie. Rechts: Lenny hat die coolsten (und schönsten) Freunde, Party chez Kravitz.

Kontrastprogramm quasi, lebt er seit über zehn Jahren in Paris, in einem ­riesengrossen Apartment mit allem erdenklichen Luxus – 2015 stand in der Zeitschrift Variety, die Wohnung sei auch zu mieten, für 175 000 Euro im Monat. Sie verfüge auf ­ungefähr 1500 Quadratmetern über sieben Schlafzimmer und so weiter. «Ich habe mich in Paris verliebt, als ich 1989 das erste Mal dort war. Für mich ist es die schönste Stadt der Welt. Zudem war Frankreich immer eines der Länder, die m ­ eine Musik am meisten unterstützten und so geht diese L ­ iebesgeschichte ­weiter­.­» ­– «Wenn Du Gäste hast, kochst Du für sie oder engagierst Du einen Koch? – «Wenn ich Zeit habe, koche ich gerne. Es ist eine entspannte Art, mit seinen Freunden

Zeit zu verbringen. Da gibt es immer gute ­Gespräche und viel zu lachen.» – «Was sind ­Deine bevorzugten Rezepte?» – «Das kommt ­darauf an. Ich weiss das Gourmet-Zeugs zu schätzen, aber mir ist simpler Streetfood lieber, den ich übrigens auch für eine Kunst halte, insbesondere auf den Bahamas.» – «Und was macht das Leben lebenswert,

abgesehen vom Champagnertrinken?» – «­Inspiration, Kreation, der Austausch mit ­Menschen und die Liebe.» Diese Antworten e­ rhielt ich per Mail, einmal zurück von der R ­ eise nach Paris und in die Champagne. Denn unsere Begegnung dort war zu kurz, es reichte ­­ aber immerhin für ein Foto (siehe Contributors Seite 6).


Aussenbetrachtung  Kulinarik

Illustration: TINA BERNING

FLASCHEN IM FERNSEHEN In New York und San Francisco erkennt man DUSTIN WILSON auf der Strasse. In Zürich kann sich der erste Sommelier, der ein mittelgrosser TV-Star geworden ist, unauffälliger bewegen. Text:

Wine. Nicht nur die theoretische und geschmackliche Vielfalt sowie der praktische Weinservice gehören zum Repertoire eines Master Sommeliers. Auch in Spirituosen, Sake, Bier, Cocktails und Zigarren muss er sich auskennen. Der ­Titel wird erst vergeben, nachdem vier aufeinander ustin Wilson und Ian Cauble sitzen sich aufbauende, aber in sich geschlossene ­Prüfungen in e­ inem Restaurant gegenüber. Vor ihnen erfolgreich absolviert wurden. Die Vorbereitung auf dem Tisch stehen ungefähr zwölf Gläser mit nimmt meist Jahre in Anspruch und setzt viel verschiedenen Weiss- und Rotweinen. Ian Cauble Herzblut für die Materie voraus. Aufgrund der probiert den ersten Wein und beschreibt diesen, hohen Anforderungen schliessen nur zehn Proin rascher Folge, mit vielen Attributen wie mittlere zent den Lehrgang erfolgreich ab. Farbkonzentration, gebrochene Äpfel auf ­einer Warum also setzt man sich ein so hohes Ziel? Basis aus grüner Mango, Melone und grüner Ana- «Astronaut stand nie auf meinem Wunschzettel nas . . . Dustin Wilson macht sich auf einem Blatt und für einen Profifussballer bin ich zu klein. mit dichtgedrängten Sparten ­Notizen zu Land, Master Sommelier war also das Nächstliegende», Region, Rebsorte, Alter, F ­ arbe oder Struktur. erklärt Wilson. Geboren und aufgewachsen auf «Der Wein ist ganz trocken, er schmeckt ein dem Land ausserhalb von Baltimore, begann er ­wenig wie eine frisch­geöffnete Tennisball­dose», sich erst für edle Tropfen aus aller Welt zu inter­ kommentiert Ian Cauble. ­Wilson lacht: «Das essieren, als er anfing, neben dem College als Kellner zu arbeiten. Seine wachsende Leidengefällt mir.» Die Szene stammt aus der Netflix-Weindoku­ schaft für Wein führte ihn 2005 nach Boulder mentation «Somm» und zeigt zwei Master-­ in Colorado und damit in die Obhut von Bobby Sommelier-Anwärter, die sich auf ihre finale Stuckey, dem Besitzer des italienischen GourPrüfung vorbereiten. Für den von Kritikern hoch- metrestaurants «Frasca Food & Wine». Stuckey, bewerteten Film aus dem Jahr 2012 wurden selbst Master Sommelier, brachte Wilson alles sie und noch zwei weitere Kandidaten mit der bei, was er über Wein wissen musste. «Er war ­Kamera begleitet. Die Fortsetzung «Somm: Into mein Mentor, eine Inspiration und ­Kraftquelle, the Bottle», ebenfalls mit Wilson, folgte drei auch hinsichtlich meiner persönlichen EntwickJahre später und war nicht minder erfolgreich. lung.» Durch ihn habe er den Mut gefasst, nicht Ein dritter Film, der drei renommierte Wein- nur den Schritt vom Kellner zum Sommelier zu kenner die weltbesten Weine probieren lässt, ist wagen, sondern auch noch Höheres anzustrein Arbeit. Er habe nie erwartet, dass aus dem ben: den Mastertitel. Die ersten beiden Examen bestand er ohne Film etwas so Grosses werden würde, sagte der 38-jährige Wilson, als er im Juli in ­Zürich war, grosse Probleme, die zweitägige dritte Prüfung um als Jurymitglied des 3. ­Gaggenau Somme- jedoch zweimal nicht. «Ich scheiterte an der lier Awards den besten Schweizer Nachwuchs Blindverkostung. Viele Menschen denken, die mitauszuwählen. Rückblickend sei er sehr stolz Weinprobe sei der lustige Teil der Prüfung, doch und dankbar für die Erfahrung und die Möglich- du musst ein wirklich natürlich begabter Weinkeiten, die sich daraus für ihn ergeben hätten. kenner sein, um dort durchzukommen», sagt Dustin Wilson ist einer von nur 230 Somme- er. Es habe ihn viel Zeit gekostet, sich in die liers weltweit, die den Mastertitel tragen. Ein- ­Materie einzuarbeiten und mit Weinproben wohlgeführt wurde die höchste Auszeichnung für zufühlen. «Es ist wie alles andere, du musst es Sommeliers 1969 als Gastronomieäquivalent des üben und immer wiederholen, bevor du gut darin auf den Weinhandel ausgerichteten Master of wirst.» Beim dritten Anlauf klappte es dann und

SARAH STUTTE

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sein Ehrgeiz für den letzten Schritt, die ­vierte und schwierigste Prüfung, war angestachelt. Die Auszeichnung sei aber keinesfalls ein ­Ticket, das alle Türen öffne. Deshalb ­arbeitete Wilson auch während der Vorbereitungen auf die einzelnen Tests beständig an seiner ­Karriere, die Arbeitseinsätze in einigen amerikanischen Top-Restaurants aufweist. Dazu zählt sicherlich seine Tätigkeit als Weindirektor des « ­ Eleven M ­ adison Park» von 2011 bis 2015. ­Jenem G ­ ourmetrestaurant, das ver­gangenes Jahr auf der San-Pellegrino-Liste der fünfzig besten ­Restaurants der Welt den ersten Platz belegte; Mitbesitzer und Küchenchef ist der Schweizer Daniel Humm. Als dieser plante, das Restaurant vom vormaligen Besitzer zu übernehmen, war die ­richtige Zeit für Wilsons Karriereschritt ­gekommen: «Sie suchten einen neuen Wein­ direktor – und so kam ich ins Spiel.» Seine Arbeit dort beschreibt er als Höhepunkt seiner bisherigen Sommelier-Karriere: «Das grossartige Essen, die Kultur, der Blick für den Service – es war toll, dabei zu sein, als das Ansehen des Restaurants täglich stieg.» Die Zusammenarbeit mit Daniel Humm empfand er als grosse Bereicherung. Er habe ihm sehr ­gerne zugehört und dabei viel darüber gelernt, wie Essen und Wein zusammenfliessen sollen, um sich zu ergänzen. «Diese Erfahrungen machten mich zu einem besseren Sommelier.» Seit 2016 betreibt er mit seinem Geschäfts­­ partner Derrick Mize in ­Manhattan den ­Weinshop Verve, der bis zu 500 ver­schiedene, von Sommeliers ausgezeichnete Weine kleinerer Weingüter verkauft. Die ­Online-Auswahl zählt sogar bis zu 3000 seltene Weine. In diesem Jahr wurde ein weiterer Shop in San Francisco eröffnet. Von Restaurants in den Einzelhandel zu wechseln, sei kein zu grosser Schritt gewesen. «Ich wollte schon immer etwas Eigenes. Ich finde es grossartig, den Menschen im Shop den Wein, den ich liebe, vorzustellen.» Und den Kunden gefällt’s, so sieht es aus – die Unternehmer haben mit vier Angestellten angefangen, heute sind es fünfzehn.

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Aussenbetrachtung  Wanderlust

Illustration: TOBY NEILAN

«Steckt in meiner DNA» Es ist ganz einfach, ein guter FORMELE-PILOT zu sein, sagt Rennfahrer JÉRÔME D'AMBROSIO. In der Theorie jedenfalls. Interview:

MARK V ­ AN HUISSELING

J Jérôme D’Ambrosio ist ein belgischer Auto­rennfahrer. Er war erfolgreich in der ­Internationalen Formel Master und danach in der GP2-Serie, in die er 2008 wechselte. 2010 stieg er auf zum Testfahrer für R ­ enault und Virgin Racing in der Formel 1. In den beiden folgenden Jahren ging er in insgesamt zwanzig Formel 1 Grand-Prix-Rennen an den Start, für Virgin und Lotus. Sein bestes ­Ergebnis war der 13. Platz im Grossen Preis von Italien im Jahr 2012 in einem Rennauto von Lotus. Seit der Saison 2014 / 15 fährt er in der damals neugegründeten FIA-Formel-EMeisterschaft für das amerikanische D ­ ragon Racing-Team; bei der Formel E handelt es sich um die Rennserie für Formelwagen mit

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«Vor kurzem fuhr ich wieder mal ein Rennauto mit Verbrennungsmotor – das fühlte sich komisch an. Nur schon der Lärm, den die Motoren machen – seltsam»: Formel E-Rennfahrer D’Ambrosio, 32.

Elektromotor. Der 32-Jährige war zwei J­ ahre mit der belgischen Schauspielerin ­Natalie Sifferman verheiratet. Die Saison 2017 / 18 schloss D’Ambrosio, der unter anderem Werbebotschafter von Hugo Boss ist, als 14. von 25 Fahrern ab, sein bestes Rennen fuhr er in Zürich, am E-Prix im vergangenen Juni, wo dieses Gespräch stattfand – er ­erreichte den 3. Rang.

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Sind Sie jetzt ein E-Rennfahrer oder ein Rennfahrer?

Interessant, das hat mich noch nie ­jemand gefragt. Ich bin Autorennfahrer, das steckt in meiner DNA. Ich denke aber, dass die ­Zukunft der Automobilindustrie, und also auch des Autorennsports, elektrisch ist. Ich liebe den Sport, er ist mein Job, aber ich denke, der Sport muss sich der technologischen Entwicklung

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Wanderlust  Aussenbetrachtung

Schwer zu sagen. Ich war von Anfang an dabei, beim ersten Rennen. Aber d ­ amals ­waren wir alle Anfänger sozusagen. Ich ­glaube, ich brauchte nicht lange. Ich hab mich sofort wohlgefühlt am Steuer eines Elektroautos, das hat mir Vertrauen gegeben. Und ich hatte Erfolg in meinen ersten beiden Saisons [2014/15 war er 4. der Fahrerwertung, 2015/16 dann 5.]. Was ist Ihr persönliches Urteil über die Renn­ strecke hier in Zürich?

Die Strecke gefällt mir gut. Sie ist aber auch eine Herausforderung – es gibt ein paar bumps [Unebenheiten], da muss man echt vorsichtig sein und scharf abbremsen, sonst hat man ein Problem. Und dann gibt’s Kopfsteinpflaster auf der Strasse von der Rennstrecke in die Boxen, wo wir reinfahren müssen, um das Auto zu wechseln [da die Batterie nicht schnell genug geladen werden kann], das ist auch nicht ganz einfach . . . Elektroautos haben sehr gute Beschleunigungswerte, nicht wahr?

Ja, sie sind wirklich kraftvoll. An F ­ ormel1-Autos kommen sie zwar noch nicht ran, aber das Potenzial ist riesig. Was Beschleunigung und Spitzengeschwindigkeit betrifft, liegt bei Elektromotoren mehr drin als bei allen anderen Antriebsformen. Sehr hohe Geschwindigkeiten können allerdings gar nicht gefahren werden, Formel E-Rennen finden in Städten statt, auf engen, kurvenreichen Strecken.

Stimmt, das hat mit dem Konzept zu tun. Und das ist gut. Die junge Zuschauergeneration will nicht 600 Kilometer zu einer Rennstrecke reisen. Die 25-Jährigen wollen am Nachmittag die Qualifikation sehen, um 18 Uhr beginnt dann das Rennen, um 19 Uhr ist es fertig. Und um 20 Uhr sitzen sie in ihrer Stammbar und erzählen Freunden vom Rennen, das sie gerade ­besucht ­haben – in ihrer Stadt.

mehr anpassen, um bedeutungsvoll zu bleiben. Ihre Laufbahn ist die klassische Laufbahn eines Rennfahrers.

Stimmt, ich habe mit Gokarts a ­ ngefangen, habe mich dann hochgearbeitet, bin in die ­Formel Renault eingestiegen, bis ich in der For­mel 1 angelangt bin. Und dann kam die Formel E. War’s bloss ein weiterer Schritt in Ihrer Entwicklung oder ist das Fahren eines Formel E-Autos ­etwas völlig anderes?

Ein Elektro-Rennauto zu fahren, ist etwas komplett anderes. Klar, das Grundsätzliche, was man auf einer Rennstrecke zu tun hat, bleibt

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das Gleiche – man muss der Schnellste sein, um zu gewinnen. Aber damit man dieses Ziel erreicht, muss man viel Neues lernen und einiges anders machen. Sind Sie mittlerweile angekommen in der Formel E, wie man sagt?

Es ist lustig: Ich fuhr vor kurzem w ­ ieder mal ein Rennauto mit Verbrennungsmotor, an einem stock car race in Brasilien. Das f­ ühlte sich komisch und unvertraut an. Nur schon der Lärm, den die Motoren machen – seltsam. Wie lange dauerte es, bis sie umgelernt, das ­Fahren eines E-Rennautos im Griff hatten?

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MEHR ZUR FORMEL-E Porträt von Alejandro Agag, CEO der Firma Formula E Holdings und Vermarkter der FIA-Formel-E-Meisterschaft – sowie unsere WW-Persönlichkeit – ab Seite 22.

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Anleitung  Arbiter Elegantiarum

MIKE BAUR

Hemd von NAVYBOOT Fr. 89.90 (bei Globus).

Korrekturbrille von VIU Fr. 195.– (inkl. Gläser).

Jeans von ACNE STUDIOS ca. Fr. 204 .– (bei Matchesfashion.com).

Sobald die nächste Stufe erreicht ist – Vorbild: Silicon-ValleyMilliardenfirmengründer – ersetzt man das offene Hemd durch einen Kapuzenpullover. Und zupft die Augenbrauen nicht länger.

Turnschuh von COMMON PROJECTS ca. Fr. 464.– (bei Ssense.com).

Velo «YIWU Night Blue» von MAY LTD. Fr. 499.–.

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Wer etwas erreicht hat in der Welt der Wirtschaft, wechselt seine ­Rollenvorbilder. Diese sitzen dann nicht mehr an Zürichs Bahnhofstrasse oder in Londons City, sondern aus­serhalb New Yorks, in einem Hedgefonds. Sie tragen Papa-Jeans und Designer-Turnschuhe. Oktober / November

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Es ist so eine Sache, wenn ein Mann der Wirtschaft seinen ­Namen und sein Foto in einer Zeitschrift findet – und es dabei nicht um seine unternehmerische Leistung geht, sondern um seinen Stil. Zwar möchten auch CEOs oder Präsidenten stilvoll gekleidet sein, aber doch nicht im Hauptamt . . . Wieso eigentlich? Form beeinflusst den Inhalt, das lässt sich schwer bestreiten. Und z ­ ahlreiche Unternehmer- oder Manager­ karrieren wären wohl anders verlaufen, wenn der Manager oder Unternehmer es nicht verstanden hätte, Outfits respektive Accessoires so zu wählen, dass sie ihn positionierten und als Alleinstellungsmerkmale funktionierten: von Gianni Agnellis Armbanduhr, getragen über der M ­ anschette, bis zu Steve Jobs schwarzem ­Rollkragenpullover. Womit wir einen weiten ­B ogen zu Mike Baur, einem ­4 3-jährigen ehemaligen Bankangestellten und heutigen Managing Partner der Swiss Startup ­Factory, ­geschlagen haben; seine F ­ irma hilft Jungunter­ n ehmern, ein ­eigenes Geschäft zu gründen und erfolgreich zu ­machen. Die Garderobe eines Startup-Coachs, so sieht's aus, besteht aus Stücken, die man in einer Bank, e­ inem ­A nwaltsbüro et cetera nicht tragen darf. Denn Rollenvorbilder sitzen nicht an Zürichs Bahnhofstrasse oder in Londons City, sondern ausserhalb New Yorks, in einem Hedgefonds. Sie tragen PapaJeans und Designer-Turnschuhe. Sobald die nächste S ­ tufe erreicht ist – Vorbild: Silicon-Valley-Milliardenfirmengründer – ­ersetzt man das offene Hemd durch ­einen Kapuzen­pullover. Und zupft respektive formt die Augenbrauen nicht länger. Way to go, Mike.

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Bild: Keystone / Elisabeth Real

AUS DEM WEG, BANKER

Moderedaktion: WW-FASHION-TEAM


Bezugsquellen & Impressum

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HERAUSGEBERIN:

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22. NOVEMBER 2018

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