WW Magazin No. 4/19

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WW MAGAZIN Nr. 4 NOVEMBER  /  DEZEMBER 2019

Uhren 1

WER WIE VOM GRAUMARKT PROFITIERT

Uhren 2

Film

DAS GROSSE GESCHÄFT MIT GEBRAUCHTEN

GINEVRA ELKANNS DEBUT – DIE STORY IHRER FAMILIE Sehnsuchtsorte

MIAMI ZERMATT

DENK MAL

Ist Ai Weiwei noch Künstler oder schon Intellektueller? Ihm egal, sagt er beim Tee in Cambridge. Hauptsache, er gehöre zum «denkenden Team»




Innenbetrachtung  Editorial

Ein cooler Hund, aber . . .

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Buchhaltung oder Dokumentation etwa. Ai Weiwei verbreitet, neben der Ausstrahlung des Kunststars, auch die des Oppositionellen, Dissidenten, Revoluzzers. Dem haftet etwas Romantisches an. Das macht ihn zum coolen Hund, mit coolen Freunden, Freundinnen vor allem – Natalie Portman, Paris Hilton, Angelina Jolie, wow . . . Doch nach dem Treffen mit ihm musste das Bild korrigiert werden – die Lebensrealität des von zu Hause Vertriebenen, der auf Gastrecht in fremden Ländern angewiesen ist, dessen Beachtung aber abnimmt, seit er nicht mehr unfrei und von der Obrigkeit bedroht ist, ist keine schöne. Das strahlt der Chinese auch aus, er ist kein happy camper. Ausserdem berichten wir über Uhren, Sehnsuchtsorte und – Ginevra Elkann, deren erster Film bald in die Kinos kommt. Illustration: Haley Tippmann

Wen's interessiert, wie der Kunstbetrieb funktioniert, trifft am besten Künstler. So bekommt man Einblicke und rückt andererseits ab von der Vorstellung, die man vielleicht hatte vom Künstler, der allein im Atelier sitzt und bereit ist für den Musenkuss. Ai Weiwei, WW-Persönlichkeit dieser Ausgabe, ist auch Chef eines Unternehmens mit über zwanzig Mitarbeitern. Sein Atelier befindet sich in Berlin, wo er die vergangenen vier Jahre lebte, bis er kürzlich nach Cambridge zog. In Berlin sitzt die Mehrheit der Belegschaft und erwartet Vorgaben des Chefs aus der Ferne. Dabei handelt es sich um alles, was es zu tun gibt, damit Objekte entstehen, die der Meister signiert und so zu Kunstwerken veredelt. Aber auch alltägliche, wenig glanzvolle Aufträge im Zusammenhang mit der Betriebsführung,

Wir wünschen viel Lesevergnügen.

November / Dezember

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Sie.

First. swiss.com/rst


First of all: you. Das Leben, so sagt man, ist kein Wunschkonzert. Was aber, wenn doch? Dann sind Sie mit Sicherheit Gast in der SWISS First Class. Willkommen am Ort, wo alles so läuft, wie Sie sich das wünschen. In SWISS First begrüsst Sie die Flight Attendant mit Ihrem Namen und liest Ihnen alle Wünsche von den Lippen ab. Sie möchten einfach nur Ihre Ruhe haben? Schon geschehen.

swiss.com/rst

Sie haben Lust auf etwas Feines zum Essen? Dann können Sie sich Ihr Menü gleich selbst zusammenstellen. Zur Auswahl stehen mehrere Vorspeisen, Hauptgänge und Desserts sowie edle Weine und Champagner. Darunter auch zahlreiche Schweizer Spezialitäten aus regionalen Produkten, die von Spitzenköchen zubereitet wurden. Wie auch immer Sie sich Ihren Flug vorstellen, in SWISS First dreht sich alles nur um Sie.


SWISS First Gästen steht an Bord eine grosse Auswahl an erlesenen Speisen zur Verfügung: von siebengängigen Gourmetmenüs bis zu traditionellen Schweizer Gerichten. Auch die Zeit kann iegen: SWISS First Lounge.

Die SWISS First der Boeing 777. Die moderne Boeing 777 ist fester Bestandteil der Langstreckenotte von SWISS und ist bestückt mit einer exklusiv für SWISS gestalteten First Class. Und diese setzt neue Massstäbe im Bereich Komfort. Ihr FirstClass-Fauteuil ist Ihre Oase der Ruhe und lässt sich auf Knopfdruck in ein Zwei-Meter-Flachbett verwandeln. Passend zum bequemen Bett wartet bereits ein für SWISS entworfenes Pyjama von Zimmerli of Switzerland in Ihrer Grösse auf Sie. Und wenn Sie keine Lust zum Schlafen haben, geniessen Sie beste Bordunterhaltung auf dem grossen 81-cmBildschirm.

Zugegeben, der Flughafen ist in der Regel kein Ort, an dem man zu viel Zeit verbringen möchte. Aber die SWISS First Lounge im Dock E bildet die berühmte Ausnahme von der Regel. Auf einer Fläche von 750 Quadratmetern eröffnet sich hier eine kleine Luxuswelt im edlen Schweizer Design mit grosszügigen Lounges, GourmetRestaurants, Bistros, modernen Arbeitsplätzen, Konferenzräumen, Entspannungsbereichen und Hotelzimmern mit Duschen. Und da wäre noch dieser Weinhumidor mit über 1000 Flaschen Wein aus aller Welt ... Zum Glück geht der Topservice in der SWISS First Class nahtlos auch im Flugzeug weiter.

Made of Switzerland.


Innenbetrachtung  Mitarbeiter dieser Ausgabe

1) LESJA CHERNISH

allem für Kunsthandel, das Werk ­unserer WW-Persönlichkeit, des chinesischen Künstlers Ai Weiwei. Wie er dieses sieht, und ob er es mag, steht auf Seiten 28 ff.

Manchmal möchte man mehr Platz haben, viel mehr Platz, um Arbeiten von Illustratorinnen abzubilden. Zum Beispiel wenn es sich um Zeichnungen von Lesja handelt, die für uns jeweils das Bild zum Briefing liefert (dieses Mal auf Seite 18). Andererseits hat es auch Charme, wenn man es sich erlauben kann, Werke von der Qualität der Modedesignerin aus Kiew, die seit zwanzig Jahren in ­ Berlin lebt, klein wiederzugeben. Weil das zeigt, dass man noch viele andere starke Illus­ trationen und Fotos in der Hinterhand beziehungsweise im Heft hat. Falls dieses Argument nicht überzeugt: Lesja malt auch Bilder, die man etwa bei Unique kaufen kann, um sie bei sich zu Hause aufzuhängen. Und diese gibt es in grossen Formaten.

4) FABIO DUBLER 2

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LESJA CHERNISH , SARAH STUTTE , ANDREAS RITTER , FABIO DUBLER , GUIDO ROSSI 1)

2)

Sie war Textchefin, schrieb zudem eigene Artikel, zur Hauptsache über Filme. Vor zwei oder so Jahren nahm sie eine andere Stelle an. Wir verabschiedeten uns, wie man das tut, mit dem Versprechen, sie werde weiter für uns schreiben als freie Mitarbeiterin. Oft bleibt's beim Vorsatz, manchmal ist dieser bloss eine höfliche Art des Auf-Nicht-Wiedersehen-Sagens. Nicht in diesem Fall – Sarah ­­ betreut noch immer unser Briefing und findet dafür stets ­charmante, manchmal skur­rile Einträge. Dieses Mal geht es um bizzare ­G eschenke an Staatsoberhäupter, Seite 18.

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3) ANDREAS RITTER

Auch er ist ein guter Bekannter und verdienter Mitarbeiter. Dieses Frühjahr reduzierte er, nach sechs Jahren als ­Kunstkolumnist, von periodischer auf gelegent­ liche Mitarbeit. Auch das war nicht bloss Rhetorik, sondern ernst gemeint. In dieser Aus­gabe würdigt der stu­dierte Jurist und vielbeschäftigte Anwalt, vor

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5) GUIDO ROSSI

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Wir machen das g ­ rundsätzlich nicht: Artikel unter anderem ­Namen als dem des Autors zu veröffentlichen. Das war i­mmer unsere Haltung, wenn j­emand ­unter Pseudonym schreiben ­wollte. Wir sahen keine guten Gründe dafür, bloss schlechte – fehlende Transparenz für den Leser, eine versteckte Agenda des Schreibers et cetera. Doch ­dieses Mal machen wir eine Ausnahme: Der Autor, der über den ­Graumarkt für teure Uhren ­berichtet, den asiatische Touristen während Schweiz-Aufenthalten nutzen, heisst nicht Guido ­Rossi. Er ist im Hauptberuf (noch) nicht Journalist, sondern arbeitet in ­einer Boutique eines Schweizer Uhrenherstellers und -­verkäufers. Er verrät keine Geschäftsgeheimnisse, doch er konnte mit ­Kollegen und anderen Kennern der Lage reden, die sonst Journalisten nichts erzählen. Um ­seine Quellen zu schützen, behal­ ten wir seinen Namen für uns. Die Ausnahme, die u ­ nsere Regel ­bestätigt, finden Sie auf Seite 38.

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Bild: Alessandro d’Angelo

2) SARAH STUTTE

Unser Autor, im Hauptberuf Möbelhändler und Betreiber mehrerer Geschäfte für vintage­ ­furniture, ist mitverantwortlich dafür, dass das Angebot an solcher Ware in ­Zürich gross und gut ist. W ­ eshalb ausgerechnet moderne Antiquitäten? Und ist's ein Zufall, dass es davon ziemlich viele gibt in ­unserer Stadt, nicht bloss in ­Läden, in denen er mitentscheidet? Die Antwort auf die ­erste Frage: Schwer zu sagen, wie so oft, wenn man jemanden, der auf seinem Gebiet gut ist, nach Gründen dafür fragt. Und auf die zweite Frage: nein, kein Zufall, sondern Ergebnis der Geschichte. Mehr Einsichten gibt's auf Seite 14.


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BIG BANG UNICO GMT Gehäuse aus Titan und blauer Keramik. Automatikwerk UNICO mit GMT-Funktion.

BOUTIQUES GENEVE • LUZERN • ZURICH • ZERMATT

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Innenbetrachtung  Inhaltsverzeichnis

WW Magazin Nr. 4    IN H A LT «MAGARI», SCHÖN WÄR'S, WENN ICH FILMEMACHERIN WÄR . . . OH, ICH BIN'S!

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Titelbild: Muir Vidler

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Ihr Grossvater war Gianni Agnelli, König von Italien, als dieses keinen mehr hatte. Ihr kleiner Bruder ist Playboy und Designer, ihr grosser ist Präsident von Fiat C ­ hrysler. Ihre fünf Halbgeschwister sind auch schön und reich. Und sie? Hat gerade einen Teil ihrer Kindheit verfilmt – «Magari», ab 23. Januar in Schweizer Kinos.

Bild auf dieser Seite: Francesca Fago

Ginevra Elkann am Set ihres ersten Spielfilms, «Magari», der Geschichte einer ziemlich dysfunktionalen Familie. Ähnlich wie die eigene.



Innenbetrachtung  Inhaltsverzeichnis

I N H A LT

WW Magazin Nr. 4 CONTRIBUTORS

RUBRIKEN, GESCHICHTEN

Mitarbeiter dieser Ausgabe SEITE 8

TREND-REPORTE

UHREN

SEITE 20

LOOK VON ALBERTA FERRETTI

DAMENMODE

SEITE 21 DÜFTE

WW-PERSÖNLICHKEIT

SEITE 22

Cambridge einfach – weshalb Künstler Ai Weiwei (vorne) genau dorthin zog – SEITE 24

KOLUMNEN GEBRAUCHTE MIT GARANTIE

von Fabio Dubler

Certified Pre-Owned (CPO) – alte Uhren sind die neue Geschäftsidee von Schweizer Manufakturen.

SEITE 14

SEITE 34

MODERNE ANTIQUITÄTEN

KULINARIK ZERMATT

von Mark van Huisseling SEITE 16 BRIEFING

KULINARIK MIAMI

Bizarre Geschenke an VIPs

von Michael A. Gotthelf

SEITE 18

SEITE 48 WANDERLUST

ANLEITUNG

SEITE 50

SERVICE

BEZUGSQUELLEN

SEITE 53

ARBITER ELEGANTIARUM

IMPRESSUM

Sophie, Anna und Eleonore Meier

SEITE 53

SEITE 52

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Bild: Muir Vidler

Illustration: Lesja Chernish

von Mark van Huisseling



Hinten links: Moser Sessel (grĂźn/gelb). Scherenleuchte: BAG Turgi, Tisch: Horgenglarus.


Businesskolumne  Aussenbetrachtung

Illustration: DANIEL EGNÉUS

DIE GUTE FORM Moderne Antiquitäten oder VINTAGE-MÖBEL sind begehrte Einrichtungsgegenstände und Kulturgut zudem. Ihre Geschichte ist eng verbunden mit dem BAUHAUS. Bei der stilprägenden Kunstschule spielten Schweizer Gestalter eine wichtige Rolle. Text:

FABIO DUBLER

M

öbel sind ein Spiegel der Gesellschaft, unserer Geschichte und ein Zeitdokument, das den Wandel aufzeigt. Das Design, vorab die Handwerkskunst, drücken die Formsprache einer Entwicklung aus, es ist ein ­Mittel zur Gestaltung der Gegenwart. Möbelstücke eines bestimmten Zeitabschnitts widerspiegeln in ihrer Form gesellschaftliche B ­ edürfnisse und Ansprüche. Objekte und Möbel, die älter als hundert Jahre sind – Stilrichtungen wie B ­ arock, Biedermeier, Jugendstil, Art Deco – inspirierten früher bereits Sammler. Etwas jünger ist die Geschichte der ­modernen Antiquitäten, auch Vintage-Möbel genannt, welche heutzutage gesammelt werden. Sie ­waren in ihren Anfängen, den 1920er Jahren, die neuen Wohnobjekte der ­Moderne und hatten es zu Beginn schwer, akzeptiert zu werden. Damals, in der Zeit der Industrialisierung der Möbel, entstanden die Stahlrohrmöbel des Bauhaus-Stils und mit diesen die Modernisierung des Wohnens in Europa. Zu den jüngsten Stücken, die man noch Vintage nennen kann, zählen die kuriosen Objektmöbel, das Antidesign aus den 80er Jahren, entworfen von den Designern des Mailänder M ­ emphis-Kollektivs. Diese, meist noch ­erschwinglichen Möbel, finden ­immer mehr Interesse auch beim breiteren Publikum. Nicht nur durch ihren historischen Wert, Charme und ihre Qualität. Wichtig ist auch die vermittelnde Individualität der ­Besitzer und die Wertstabilität oder gar Wertsteigerung der Möbel. Dazu gehören vor allem Stücke aus den Erstserien sowie Prototypen ikonischer ­Möbel, die bei Sammlern gefragt und deshalb von spezialisierten ­Galerien a ­ ngeboten werden. Dies gilt natürlich auch für Modelle des Bauhaus‘, der stilprägenden Kunstschule in D ­ essau, die Kunst und Handwerk ­zusammenführte. In den 1920er Jahren verbündeten sich Gestalter, Grafiker, Architekten und Künstler,

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ergänzt durch Interessierte und A ­ mbitionierte sowie Industrielle. Ziel war, die Gestaltung einer neuen, modernen Gesellschaft voranzutreiben und sich dabei mit verschiedensten Gebieten auseinanderzusetzen, von Kunst bis Volkswirtschaft. Einige K ­ reative zogen aus, um ihre Lebensumgebung zu ­ revolutionieren. Sie setzten dazu vielerorts an: in der Architektur, der Raumplanung, aber auch in der Gestaltung von Möbeln oder Gebrauchsgegenständen. In der Schweiz war es der Werkbund SWB, geführt von Alfred Altherr, der sich diesen ­Aufgaben annahm und das Ergebnis der m ­ odernen Lebensgestaltung förderte und verbreitete. Er tat dies auch in Zusammenarbeit mit dem deutschen Werkbund. Altherr war der wegweisende Direktor des Kunstgewerbemuseums in Zürich und verantwortlich für den N ­ eubau von 1933. In den folgenden Jahren und der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ­w urde der Nutzen der Bauhaus-Schule und deren f­orschende, freigeistliche Lebenskultur durch die Nazis zuerst infrage gestellt und dann geschlossen. Viele im Bauhaus Engagierte erkannten die Bedrohung und verliessen Deutschland, einige ­wanderten in die Schweiz aus, weshalb Zürich ein Zufluchtsort und Treffpunkt für diese gleichgesinnten Denker wurde. Aber nicht nur in Zürich – beispiels­weise auch auf dem Monte Verita entstand schon früh eine anders- und neudenkende G ­ emeinde, in der utopische Ideen und Lebensformen ausprobiert sowie umgesetzt wurden. Der Berg bei Ascona respektive die Häuser, in denen die Zukunftsgläubigen lebten, sind bis ­heute ein ­Ausflugsziel, wobei in einem Bauhaus-­Hotel residiert werden kann. Während des Kriegs und danach trafen sich herausragende Architekten und Gestalter der europäischen Moderne – Marcel Breuer, ­Werner Max Moser, Le Corbusier, Alfred Roth, Alfred Altherr oder Alvar Aalto – in der Stahlrohr-­ Möbelfabrik Embru in Rüti am Z ­ ürichsee. Der Weg war klar: der modernen Wohnkultur zum Durchbruch verhelfen. Die Mission gelang, ­viele Entwürfe, die damals entstanden,

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prägten das moderne Möbeldesign nachhaltig. Und die diesjährigen Jubiläen, hundert ­Jahre Bauhaus und achtzig Jahre Schweizerische Landes­ausstellung, die Landi, sind wichtig für das zeithistorische Andenken. Sie repräsentieren die Weitsicht, die einige europäische Persönlichkeiten sogar in dieser schwierigen und d ­ unklen Zeit hatten. Die Landi von 1939, die auch den Zusammenhalt der Schweizer Bevölkerung stärken sollte sowie die Wirtschaftsmacht der Schweiz repräsentieren, war ein wichtiges politisches Ereignis. Die sogenannte «gute Form», bereits in den 1920er Jahren ein Thema, wurde ab den 1950er Jahren weiterverfolgt und in Ulm praktiziert. Der Schweizer Max Bill, ein ehemaliger Schüler am Bauhaus, war Mitgründer der 1953 eröffneten Ulmer Hochschule für Gestaltung. Neben Bill spielten auch die Künstler und Architekten/Möbeldesigner Walter ­Gropius, Mies van der Rohe, Marcel Breuer, Max Ernst Haefeli, Flora Steiger-Crawford, Luise «Lux» Guyer oder Elsa Burckhardt-Blum wichtige ­Rollen in der Entwicklung und, in der F ­ olge, Wertschätzung guten Designs. Das Credo der Zeit: gut, praktisch, einfach, günstig und ­ästhetisch sollte ein Erzeugnis sein. In der Schweiz lebt das Erbe dieser Zeit der grossen Gestalter und Realisierer weiter. Qualität und Design haben hier schon lange einen hohen Wert. Und man hat erkannt, dass es ein entsprechendes Angebot auch in der Aus- und Weiterbildung braucht, um in diesem B ­ ereich an der Spitze zu bleiben. Und bevor wir's vergessen: In der Schweiz lassen sich bis heute viele Objekte aus dieser Zeit entdecken.

Fabio Dubler, 38, betreibt die Geschäfte «Bogen33», «Viadukt*3» und den online-Shop memorie.ch in Zürich, wo er Vintage-Möbel und Wohnaccessoires der Moderne verkauft. Vereint an der Hohlstrasse 100 entstand kürzlich das Möbelhaus H100. Es setzt auf nachhaltige, qualitativ hochstehende Stücke, die ihre Zwecke über Jahrzehnte erfüllen – dies auch als Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft.

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Der Blick aufs ­Matterhorn, das ­gemütliche Dorf, die Nähe zu Italien – einzigartig.


Kulinarik  Aussenbetrachtung

Illustration: PAULA SANZ CABALLERO

DER SCHÖNSTE SKIORT AM ENDE DER WELT (ODER DER SCHWEIZ) Zermatt bietet viel und vieles, was die meisten TOURISTEN erwarten. Es gibt aber auch ein paar Überraschungen im WALLISER FERIENORT – erfreuliche und andere.

Text:

MARK VAN HUISSELING

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enn‘s darum geht, welcher Schweizer Skiort der über alles gesehen Beste ist, bin ich Partei. Ich habe eine Ferienwohnung in Laax. Und finde die Pisten dort gut, die ­Region schön sowie, von Zürich kommend, am ­besten gelegen, da rasch und fast immer problemlos e­ rreichbar. Klar, St. Moritz respektive das Oberengadin, wo ich früher oft Ferien verbrachte, ist landschaftlich etwas Besonderes und es fahren mehr s­ ogenannte B ­ erühmtheiten hin. Gstaad ­dagegen hat wohl das ­gepflegteste Ortsbild ­sowie vielleicht am meisten Stil. Doch mein Favorit ist – seit ich als Kind das erste Mal dort war – ­Zermatt: Der Blick aufs ­Matterhorn, das ­gemütliche Dorf, die Möglichkeit, einfach die Grenze zu überqueren und in Italien zu Mittag zu e­ ssen sowie K ­ affee zu trinken, sind einzigartig. Der Nachteil: Die Reise ist lang, daran ändert auch die kürzere Dauer dank des L ­ ötschberg-Basistunnels nicht genug. Von Zürich nach Visp dauert’s zwar bloss noch zwei Stunden, von dort nach Zermatt aber noch einmal mindestens eine gute Stunde, und dann ist man erst am Bahnhof. Mit dem Auto? Vier Stunden bestenfalls, auch wegen Parken und auf den Zug Umsteigen in Täsch. Der Ortskern ist klein, jede Adresse zu Fuss easy erreichbar. Zum Glück, im Dorf gibt’s, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur Elektro­ taxis. Das Angebot an Restaurants, Bars et c­ etera dagegen ist gross. Die meisten Stamm­gäste ­haben ihre Lieblingsplätze, über die Q ­ ualität der jeweiligen Lokale lässt sich nicht streiten. Ich mag das Fondue in der «Whymper Stube» beim «Monte Rosa»-Hotel, den Champagner

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in «Elsie’s Bar» oder das aus lokalen Zutaten ­zubereitete Essen des «Chez Vrony», dieses Restaurant liegt nicht im Dorf, sondern auf dem Berg sozusagen, auf 2100 Metern über Meer – es ist von Sunnegga, wohin man mit der Standseilbahn gelangt, in zwanzig Minuten zu Fuss oder natürlich auf Skis erreichbar. Vrony ist eine Schwester von Heinz Julen, dem Unternehmer und Künstler, der immer mehr Betriebe führt, die in meinen Augen gut für Gäste und Zermatt sind, obwohl das einige Einheimische anderes sehen; sein Vernissage-Unterhaltungszentrum/ Backstage-Hotel ist immer einen B ­ esuch wert für einen Kino- oder Konzertabend, für Essen, Drinks oder Übernachtungen. Weiter empfehle ich einen Aufenthalt im frisch renovierten «Schweizerhof» (eröffnet im Dezember 2018). Der Eingang liegt zwischen Souvenirgeschäften und ist auf den ersten Blick kaum zu finden. Doch wer ihn entdeckt, steht danach im «Wohnzimmer Zermatts» (O-Ton «Schweizerhof»-Mitarbeiter), der Hotelhalle mit langer Bar und viel Platz, auch für Nicht-Hausgäste. Der Betrieb, der zu der rasch wachsenden Hospitality-Gruppe von Michel Reybier gehört – dazu zählen die schicken «La Réserve»-Hotels in Paris, Genf, Ramatuelle oder, seit neustem, Zürich –, kommt im Gegensatz zu den ­ebenfalls dazugehörenden Zermatter Fünf-Sterne­-Häuser «Mont Cervin» und «Monte Rosa» ohne solche Bewertung aus. Man kann ihn als «ungezwungen luxuriös» oder «zur Premium-Klasse zählend» beschreiben. Das heisst, es ist ­alles vorhanden, was den Aufenthalt angenehm macht, aber man darf das Jackett zu Hause lassen. Natürlich hat man die Möglichkeit, sich in Täsch mit dem Sonderbewilligungs-Taxi abholen zu lassen. Und gehört es zum guten Ton, sich mit einem oder mehreren, ­möglicherweise nicht immer leisen Kleinkindern im «Wohnzimmer Zermatts» oder einem der Restaurants niederzulassen. Das

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peruanische «La Muna» hatte vergangenen Sommer, als ich Gast des Hauses war, g ­ eschlossen, das zeitgemässe und japanisch/peruanisch ­beeinflusste Essen in der «Schweizerhof Kitchen» hat mir gut geschmeckt. Im Zimmer habe ich erfahren, wie social, ­lebendig, Zermatt an einem Sommerwochen­ ende spätnachts sein kann, wenn sich Gäste von ­einer Bar zur nächsten (oder wohin auch immer) verschieben. Der Anteil am Geschäft mit Touristen, der während der Sommermonate erzielt wird, ist höher als anderswo in den Schweizer Bergen. Falls man dennoch sehr zentral wohnen und bei offenem Fenster schlafen möchte, hat man einen sogenannten Zielkonflikt. Winternächte, nehme ich an, sind ruhiger, bloss schon weil das Zimmerfenster kältebedingt zu bleiben kann. Der Platz, der für den Rest dieses Texts zur Verfügung steht, nutze ich zum kleineren Teil, um über Pisten respektive Winterwander­wege zu berichten: Es sind die besten ­respektive schönsten, die ich in der Schweiz (plus in I­ talien) bisher befahren/betreten habe. Doch diese ­Erkenntnis dürfte, ausser vielleicht im Kanton Graubünden, ziemlich unbestritten sein. Was dagegen möglicherweise News ist: Zermatt bietet ein interessantes Schlechtwetterprogramm, nämlich Einkaufen, selbst für Nicht-Gern-Einkäufer wie mich: Ein Besuch im Lorenz BachOutlet ist ein Muss – es handelt sich dabei um das einzige solche Geschäft, das ich kenne, in dem ein Teil der High-End-Ware, die in ande­ ren Läden der kleinen Boutique-Kette zum regulären Preis liegenblieb, landet. Mit ­anderen Worten: Die Zermatt-Prämie, die man fürs Skifahren, Übernachten, Essen oder Trin­ ken drauflegt, holt man hier fast wieder rein. ­Indem man modische oder Outdoor-Kleidung von ­Brunello Cucinelli, Ralph Lauren oder H ­ erno zu Tiefpreisen kauft.

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Aussenbetrachtung  Merkwürdige Mitbringsel

Redaktion: SARAH STUTTE  Illustration: LESJA CHERNISH

Briefing BIZARRE GESCHENKE AN VIPs EITLER PFAU

Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Das dachte sich wohl Ronald ­Reagan auch und überreichte 1985 dem d ­ amaligen deutschen Bundespräsidenten Richard von ­Weizsäcker etwas ganz Besonderes. Ein Prachtband, in goldenes Messingblech eingefasst, mit der Inschrift: «The president of courage – Ronald Reagan». HOHE TIERE Hoch im Kurs stehen lebende Tiere als Präsent von Regent zu Regent. König ­Emanuel I. von Portugal sandte bereits 1514 dem frisch gewählten Papst Leo X. ­einen Elefanten nach Rom. 1979 bekam der d ­ amalige deutsche Bundeskanzler Helmut S ­ chmidt von der chinesischen Regierung zwei Pandabären geschenkt; er ­spendete diese dem Berliner Zoo. F ­ rançois H ­ ollande wurde 2013 in Mali mit einem ­Kamel ­beschenkt, das im Land blieb und leider in einem Kochtopf endete. Malis Präsident entschuldigte sich, indem er ein zweites Kamel hinterher schenkte, dieses wurde zu seinem Schutz sofort nach Frankreich exportiert.

Queen Elisabeth kennt sich aus mit eigentümlichen Geschenken. Im Laufe ihrer 67-jährigen Regentschaft erhielt die britische Monarchin schon einige wunderliche Gaben. Von hässlichen Gemälden mit blauen Pferden bis zum U-Bahn-Abo, eine ­ Miniflöte sowie ein in einen Baumstumpf eingebranntes Porträt eines Politikersohnes aus Sri Lanka. Wohin damit? DER HAKEN DES ZEICHENS

Dem deutschen Bundespräsidenten Heinrich Lübke wurde 1962 eine Miniatur-Ashoka­-Säule von der Stadtverwaltung Kalkuttas überreicht. Darauf war, n ­ eben ande­ren Inschriften, eine S ­ wastika zu sehen, ein uraltes indisches Zeichen, das etwa für Glück oder Geburt steht. Bei Lübke weckte es andere Assoziationen, denn es ähnelt stark dem Hakenkreuz der Nazis – dessen Vorlage es ja auch war.

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HORIZONTALE DIPLOMATIE Ägyptens legendäre Herrscherin und letzte Pharaonin zog es vor, sich selbst zu schenken. Ihre erste Begegnung mit ­Cäsar verdankte sie einer List: Sie liess sich in einen Teppich einrollen und verschaffte sich so Zugang zu seinen Gemächern. Ihr

erstes Treffen mit ihrem späteren Ehemann ­Marcus Antonius war noch eine Spur opulenter. Bei Tarsos (heutige Türkei) erschien Kleopatra auf einer Barke mit purpurnen Segeln, silbernen Rudern und einem vergoldeten Heck.

ROBOTER-FREUNDE

Als die Russen 1978 zu ihren sozialistischen Freunden in die DDR fuhren, hatten sie ein kleines, schwarzes Robotermodell im Gepäck. Jedoch nicht zum Spielen für Staatschef Erich Honecker, sondern um zu demonstrieren, dass die kommunistischen Staaten betreffend elektronische Entwicklungen durchaus mit dem Westen mithalten konnten.

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2015 fragte sich Wladimir P ­ utin kurz vor seinem Staatsbesuch in Ägypten: Was bringe ich nur meinem Freund Abdel Fattah al-Sisi mit? Natürlich eine Kala­schnikow, die kann ­jeder D ­ iktator gebrauchen, wer weiss, wenn ein P ­ utsch ansteht oder was Regierungskritiker vorhaben? ­G erhard ­Schröder überlegte ebenfalls praktisch, als er 2004 ­G eorge W. Bush eine Motor­säge m ­ itbrachte, für die ­viele Arbeit auf der Ranch. FUSSABSTREIFER

Auch die Schweiz wurde bei d ­ iversen Amtsbesuchen schon reich ­bedacht. So reisten afghanische Vertreter 1996 mit einem Wandteppich ­unter dem Arm an, der ein Porträt von Adolf Ogi zierte. Der Palästinenserführer ­Jassir Arafat dagegen brachte bei einer seiner Schweizer Staatsbesuche u nter anderem eine Krippe aus ­ Bethlehem mit.

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Quellen: FAZ, Tagesspiegel, Geo, Swissinfo, Spiegel, Fokus, BZ Berlin, Süddeutsche, Wikipedia

PRAKTIKUS NOT AMUSED


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Wir nehmen an den folgenden Immobilienmessen teil: SVIT Immobilien-Messe in Zürich 27. - 29. März 2020, Lake Side Zürich

Zürcherstrasse 124 Postfach 322 8406 Winterthur Telefon 052 / 235 80 00

Eigenheimmesse Schweiz in Zürich 3. - 6. Sept. 2020, Messe Zürich, Halle 5

Stand Oktober 2019

5 ½ Zi. Attika-Terrassenhaus 8309 Birchwil, Preis 2‘059‘000.-, Bezug ab Sommer 2020 www.mira-birchwil.ch


Aussenbetrachtung  Opener

Foto: ARMIN ZOGBAUM Redaktion: MARIANNE ESCHBACH

WW Magazin Nr. 4    T R EN D-R EPORT Weltmeer oder BADEWANNE – mit ROLEX über alle Wasser

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Von Uhren mit Sportfunktionen weiss man, dass viele von ihnen eher weniger zum Sport getragen werden, sondern wegen der Abenteurer-Ausstrahlung, die sie dem Träger verleihen. Fair enough. Aber, wie geschrieben: viele, nicht alle. Bei Rolex, Erfinderin der wasserdichten Armbanduhr – deshalb heissen die Modelle seit dem Jahr 1926 «Oyster» (Auster) – verband man das Aussehen einer Uhr schon immer ernsthaft mit dem Nützlichen. Denn es war die Leitidee des Firmengründers Hans Wilsdorf, nur schöne Dinge zu schaffen. In den 1960er Jahren, als die Mehrheit der Menschheit zum Mond ­schaute und auf die Landung dort wartete, hatten ein paar nicht minder verwegene Pioniere ihren Blick aufs Wasser gerichtet. Der britische Unternehmer und Segler Sir Francis Chichester war einer von ihnen. Er umsegelte 1966/67 als erster die Welt allein, von Westen kommend nach Osten fahrend. Und es war das schlichte «Oyster Perpetual»-Chronometermodell, das ihm als unerlässliches Messinstrument half, die geografische Länge auf hoher See zu bestimmen. Und so zum Gelingen seines grossen Plans beitrug. Seine Uhr konnte er anschliessend gleich zum feinen britischen Tuch anbehalten, als er, zurück auf der Insel, gesellschaftliche Anlässe zu seinen Ehren besuchte.

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Die Uhr «Oyster Perpetual Yacht-Master 42» von ROLEX mit dem vollständig von Rolex entwickelten Uhrwerk der neuen Generation, das für mehrere Patente angemeldet ist. Der Look ist sportlich, das Gehäuse allerdings aus Weissgold. Preis: Fr. 26 500.–.

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Moderedaktion: WW-FASHION-TEAM

Mode  Aussenbetrachtung

Trend-Report SCHÖN VERPACKT

LIEBLINGSSTÜCKE

VOM LAUFSTEG ZU IHNEN

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er hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät? Tatsächlich, in einem Monat ist Weihnachten. Hohe Zeit, Kleider für die glänzenden Tage zu finden. Wir haben Ideen für Ihre Wunschliste.

1. Hut von NINA RICCI,

ca. Fr. 77.–.

2. Liedschatten-Palette von

BOBBI BROWN, Fr. 105.–.

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PACO RABANNE, ca. Fr. 560.–

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5. Mascara von ESTÉE LAUDER,­

Fr. 45.–.

6. Kleid von SAINT LAURENT,

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Fr. 3010.– (bei Mytheresa.com). 7. Schuhe von PRADA , Fr. 1110.–. 8. Outfit von ALBERTA FERRETTI, Top: ca. Fr. 1345.–, Hose: ca.

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Fr. 1820.–, Stiefel: ca. Fr. 840.–.

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9. Outfit von ALEXANDER MCQUEEN, Kleid: Preis auf Anfrage GESEHEN BEI CHANEL

10. Outfit von BOTTEGA VENETA,

Top: Fr. 1310.–, Rock: Fr. 2270.–, Schuhe: Fr. 900.–.

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Kleid: ca. Fr. 2420.–.

12. Outfit von AKRIS, Blazer: Fr. 3490.– Hose: Fr. 895.–. 13. Outfit von SAINT LAURENT,

Kleid: Preis auf Anfrage

14. Tasche von BOTTEGA VENETA Fr. 2140.–.

Edelstahl mit diamantbesetzter Lünette:

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Nautilus von PATEK PHILIPPE , Fr. 30 000.–.

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Redaktion: VALESKA JANSEN

Aussenbetrachtung  Parfüm

Trend-Report ES RIECHT SO GUT TIPPS FÜR DEN DUFT IHRES KIELWASSERS, «SILLAGE» FRANZÖSISCH

GESEHEN BEI CREED

Je nach Tageszeit wirkt der natürliche Raum-Duft «Mountain Flowers & Spring Water» des englischen Labels ABAHNA ener­getisierend, entspannend oder meditativ. 500 ml, Fr. 109.– (exkl. bei Marionnaud).

FÜR SIE GEFUNDEN

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Eau de Parfum, 100 ml, Fr. 96.–. 4. Makelloses Weiss, ­symbolisiert durch die Sanftheit von Sandelholz. Eau de Parfum «Santal Blanc» von VAN CLEEF & ARPELS. Eau de Parfum, 75 ml, Fr. 185.–. 5. Dank besonderer Mischung aus Blüten, Harzen und Gewürzen soll «Qian» von ELEMENTALS beruhigend wirken. Eau de Parfum, 100 ml,

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Fr. 219.– (exkl. bei Marionnaud). 6. MAISON DIOR eröffnet die Saison würzig mit seinem Eau de Parfum «Spice Blend», 125 ml, Fr. 240.–. 7. BVLGARI will mit «Man Wood Neroli» eine Verbindung zwischen Stadt und Natur kreieren. Eau de Parfum, 100 ml, Fr. 134.–. 8. Erotisch: «Atomic Rose» von INITIO, Eau de Parfum, 90 ml, Fr. 220.–.

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ie Spur, die ein Duft hinterlässt, wird Sillage, französisch für K ­ ielwasser, ­genannt. In der kalten Jahreszeit darf die Sillage gerne üppig sein – sogar opulent. November / Dezember

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WW Magazin – die schönsten Seiten der Weltwoche – bereichert Ihr Leben vier Mal jährlich – die nächste Ausgabe: 23. April 2020 – STILVOLLER LEBEN

Wir wünschen viel Lesespass! WW MAGAZIN Nr. 4 NOVEMBER / DEZEMBER 2019

Uhren 1

WER WIE VOM GRAUMA RKT PROFITIERT

Uhren 2

DAS GROSSE GESCHÄ FT MIT GEBRAUCHT EN

SEHNSUCHTSORTE

MIA MI ZER MAT T

DENK MAL

Ist Ai Weiwei noch Künstler oder schon Intellek tueller? Ihm ega l, sag t er beim Tee in Cambridge. Hauptsache, er gehöre zum «denkenden Tea m»


Ai Weiwei vor der Maitland Robinson Library, Downing College Cambridge; 10. September 2019. «Artist's Hand», 2017, (rechte Seite).


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WW-Persönlichkeit  Story

Text: MARK VAN HUISSELING

Deutschland machte ihm Mühe, die Gesellschaft sei keine offene. Darum verliess er Berlin. Und zog nach – Cambridge ausgerechnet. Ist es besser im Brexitchaos-England? Ein Besuch beim chinesischen Künstler. Bilder: MUIR VIDLER

WEIWEI

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Story  WW-Persönlichkeit

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Als er vor wenigen Monaten bekannt gab, dass er aus Berlin weggeht – weil Deutschland, unter anderem, keine offene Gesellschaft sei – nahm die interessierte deutsche Öffentlichkeit dies einiger­massen gelassen zur Kenntnis. «Heul doch, Ai Weiwei», l­assen sich die Rückmeldungen zusammenfassen (Quelle: welt.de). S ­ oviel Selbstvertrauen muss sein, wenn einer, der sich als Flüchtling beschreibt, plötzlich des Gastrechts überdrüssig ist und vieles schlecht findet, im Land, das es gut mit ihm meinte. Sobald sich der aufgewirbelte Staub gesetzt hatte, ­interessierte dann: Wo will er hin? Denn am neuen Ort muss vieles besser sein, das ist die unterliegende Botschaft des Umzugs. Für Cambridge, die Universitätsstadt im Südosten Englands, hat er sich entschieden. Yes, richtig gelesen: Ausgerechnet das Vereinigte Königreich, das von ­Boris Johnson nicht regierte Brexitchaos-Land, schlägt Deutschland in seinen Augen. Das tut dann den Deutschen doch irgendwie weh. An einem Dienstagmorgen im September ist in Cambridge, eineinhalb Autostunden nördlich von London, die Welt in Ordnung, so sieht’s aus: alte Häuser, junge Leute, grosse Kathedrale, ein Fluss mit Namen Cam inklusive dazugehörender Brücke sowie Schwäne, die gemütlich übers Wasser treiben. Im schicken Hotel « ­ University Arms» kennt man den Zuzüger, Gast sei Ai aber nicht und von ­einem Interview mit ihm hier und heute habe sie keine Kenntnis, sagt die Mitarbeiterin am Empfang, man sei fully booked, «haben Sie einen schönen Tag». Soviel zur hiesigen Willkommenskultur. Wir kommen dann doch in der halbleeren Bibliothek unter, in der sich eine geschlossene Gesellschaft aufhalte, angeblich.

Das mögen zutreffende Gründe sein, doch ist’s die ganze ­ rklärung? Bloss des Sohns wegen hätte er, Schulsystem hin E oder her, Berlin nicht verlassen müssen. «Mag sein, doch ich schwimme eben immer gegen den Strom», sagt er. «Das ist es, was mich ausmacht, das bin ich.» Im Januar vergangenen Jahres gestaltete er eine Titelseite für die Focus-Magazin-Jubiläumsausgabe, zu Ehren des 25-jährigen Bestehens der Zeitschrift. In seinem Entwurf malte er die m ­ ittlere Tafel des Triptychons von Hieronymus Bosch «Garten der L ­ üste» neu. Da treffen sich Flüchtlinge und hohe Politiker: Chinas Präsident Xi Jinping, Wladimir Putin, Donald Trump und Angela M ­ erkel. Das war damals und heute ist’s anders – was genau hat sich seither in seinen Augen in Deutschland verändert? Die Kanzlerin sei unlängst von ihrem zwölften Arbeitsbesuch in China zurückgekehrt, sagt er. «Natürlich will Deutschland von den ­Streitereien zwischen Amerika und China profitieren, möchte ein grösseres Stück des Kuchens.» SEIN EGO IST KEIN KLEINES

Doch man könne Merkel deshalb keinen Vorwurf machen, jedes Land handle so. Und die Deutschen verhielten sich immer noch besser als die Spitzenpolitiker Grossbritanniens oder Frankreichs. Letztlich aber müsse auch die deutsche Regierung zur Hauptsache finanzielle Interessen vertreten: «Es geht um die Zukunft des Landes. Und die hängt, was die Wirtschaft betrifft, von China ab.» Nichtsdestotrotz führe sich Deutschland aussenpolitisch einigermassen vernünftig auf, sei sogar anständig und halte bestimmte Grundsätze hoch, findet er. «Die deutsche Regierung hat sich für mich eingesetzt, als ich in China festgehalten wurde. Und als ich ausreisen durfte, hat sie mich aufgenommen.» Ais Ego, dies sei behauptet, ist kein kleines. Der 62-Jährige ist unentwegt am Senden – seine Twitter- und Instagram-Konten lassen grüssen – und er will, dass seine Nachrichten gehört, s­ eine Botschaften empfangen werden. Das lässt er stehen. Wogegen er sich wehrt: dass er beleidigt nach England gezogen sei, weil er in Deutschland zu wenig beachtet wurde. «Mich braucht man nicht zu beachten, ich will gar keine Aufmerksamkeit.» Stattdessen soll sein Werk zur Kenntnis genommen werden. Die Sache, die ihn am meisten umtreibe, sei die der Flüchtlinge, und Migration sei das

OHNE ZUHAUSE, ABER MIT SOHN

Er verbringt im Augenblick zirka die Hälfte seiner Zeit in Cambridge, sagt Ai Weiwei; sein unterirdisches Künstleratelier im B ­ erliner Viertel Prenzlauer Berg hat er noch und die Mehrheit der rund zwanzig Mitarbeiter ist auch dort geblieben. «Hauptgrund für den Umzug ist mein Sohn, er ist jetzt zehn Jahre alt», sagt Ai auf Englisch. Der Junge geht hier zur Schule, der Vater findet das britische Schulsystem das Beste und eine Kleinstadt den richtigen ­L ebensmittelpunkt für den Kleinen. Die Kindsmutter, Ais Freundin, wohnt ebenfalls in Cambridge; seine Ehefrau, mit der er seit fünfzehn oder so Jahren nicht mehr zusammenlebt, ist in China. «Ich habe kein Zuhause», sagt er. Und er sei selber schuld ­daran – «ich habe dreissig Jahre Haft verdient in China, ich habe es in Kauf genommen, weil ich die Partei provoziert habe». Aber seinem Sohn wollte er es nicht zumuten, in einem Land aufzuwachsen, wo der Vater im Gefängnis sitzt. Er weiss, wie sich das ­anfühlt: Sein Vater, der Poet Ai Qing, der in Gedichten streng über Mao, den grossen Vorsitzenden, urteilte, war in ein Arbeitslager gesteckt worden als Weiwei ein kleiner Junge war. Worauf er und sein Bruder mit der Mutter jahrelang in einem Erdloch in der Nähe des ­G efängnisses und in einer abgelegenen Gegend des grossen Reichs leben mussten.

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«Mich braucht man nicht zu beachten, ich will gar keine Aufmerksamkeit.» Megathema unserer Zeit sowieso. Doch just darüber wolle man in Deutschland nichts von ihm hören. Und das hat ihn verletzt. «Du bist Künstler, mach Kunst», habe man ihm gesagt. «Weshalb willst du, ein Chinese, uns was über Syrer auf der Flucht erzählen?» Das sei eine dämliche Haltung, findet er. Ihn interessierten Dinge, von denen er wenig wisse, mehr als das, was er schon kenne. Aber egal, «ich bin ein Boxer, ich werde stärker, wenn man mich niederschlägt, ich stecke ein, lerne daraus – und schlage zurück». Tatsächlich? Oder liegt hier der Hund begraben? Sein Werk hat an Dringlichkeit verloren, seit er weg ist Lesen Sie weiter auf Seite 33

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WW-Persönlichkeit  Story

IST DER KÜNSTLER ANWESEND, sind schöne Frauen und berühmte Männer nicht weit. Doch im Leben des Widerborstigen gibt es auch anderes als glanzvolle Premieren und rote Teppiche.

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Bild auf vorheriger Seite: Hang-Up Gallery / www.hanguppictures.com

Bilder: Getty Images, Dukas, Alamy

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4 3 1. Mit Natalie Portman am Telluride Film Festival (Colorado) 2017. 2. Mit Lu Qing und Sohn Lao Ai am 74. Internationalen Filmfestival in Venedig 2017. 3. In New York mit Bob Lynch, Jeff Koons, Larry Warsh, 2018, bei den National Arts Awards. 4. Mit Paris Hilton an der «Ai Wei Wei Er Xi»Ausstellung im «Le Bon Marche»-Store 2016 in Paris. 5. Angelina Jolie und Sohn Shiloh Pitt erhielten eine Sondervorführung von «Human Flow» in Beverly Hills. 6. Bei einem Protestmarsch in London 2015: mit Anish Kapoor.

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«ALLES IST KUNST. ALLES IST POLITIK.» Wofür sein Werk steht. Und ist dieses wirklich banal? Text: ANDREAS RITTER

Ai Weiwei ist dieser Tage wieder in seinem Element. Es wird viel über ihn geschrieben bereits und er selbst weiss sich sowieso bestens zu inszenieren. Sein Umzug von Berlin nach Cambridge ist doch Anlass genug zu längeren Diskussionen über die von ihm geäusserte Ansicht, dass Deutschland «keine offene Gesellschaft» sei. Nachdem er vor vier Jahren ebendort Zuflucht gefunden hatte. Viel Glück in England, will man ihm nachrufen, doch er wird es kaum hören, ist er doch gegenwärtig vor allem mit seiner Unterstützung des Bürgerprotests in Hongkong beschäftigt. Dabei gibt es gerade auch viel neue Kunst und einige grosse Ausstellungen Ai Weiwei's zu sehen in ­Europa. Eine Retrospektive seines Schaffens ging eben in Düsseldorf zu Ende und b ­ escherte den Kunsthallen Besucherrekorde. Im Zentrum stand ein achtzehn Meter langes Schlauchboot, überfüllt mit Menschenleibern – alles geflochten aus b ­ iegsamen Bambusstäben, ohne einen Nagel, nur Sisalgarn hält die filigrane Struktur ­zusammen. Der Betrachter schaut durch die Menschen hindurch, Flüchtlinge ohne Identität, eine Plage, die es zu verdrängen gilt. Und auch neuere Galerieausstellungen in ­Berlin und in London waren in diesem Kunstherbst zu sehen. In seiner Serie «Roots» zeigte der Künstler bei Neugerriemschneider bis Mitte Oktober g ­ rosse Eisenskulpturen, die bereits für eine Ausstellung im vergangenen Jahr in Sao Paulo entstanden sind, und nun quasi rezykliert wurden. Und einmal mehr hat Ai Weiwei den Nagel des Zeitgeists auf den Kopf getroffen: Die Wurzelwerke setzten dank verheerender Waldbrände diesen Sommer im Urwald des Amazonas noch mehr Sprengkraft frei. Die Eisenplastiken bilden riesiges abgestorbenes Wurzelwerk des Pequi-Baums ab, der vom Aussterben bedroht ist. Wurzelfragmente wurden vor Ort zu Holzskulpturen zusammengefügt und später – einem Mahnmal gleich – in China in Eisen gegossen. Gemäss Pressetext zur Ausstellung sind die «Roots»-Skulpturen «Hybride aus Natur und Kultur, die eine

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Blick auf die Installation «Ai Weiwei: Life Cycle», 2018 / 2019, Marciano Art Foundation, Los Angeles.

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Bild: Courtesy the artist and Marciano Art Foundation.Photo by Joshua White / JWPictures.com

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durch Industrialisierung und Modernisierung entwurzelte Gesellschaft repräsentieren, und daran erinnern, dass Umweltzerstörung und Klimafolgen oft die Kehrseiten des Fortschritts sind». Zwei oder drei Wurzelfragmente in Stahl gegossen reichen dem Künstler also auch in diesem neuesten Werkzyklus aus, um nicht nur das Amazonas-Feuer, Erderwärmung, sondern im selben Aufwisch auch die Entwurzelung des Menschen und seine Heimatlosigkeit in einer globalisierten Welt zu versinnbildlichen. Von der abstrakt ästhetischen Wirkung der Objekte noch gar nicht zu sprechen. Und zu guter Letzt sind sie auch eine Reminiszenz an das Gedicht «Wurzeln» seines Vaters – Ai Qing war Dichter zu Zeiten von Maos langem Marsch und lange Zeit im Gefängnis wegen kritischer Texte. Zu viel des Guten? Subtilität war noch nie Ai Weiweis’ Sache, das wird ihm in der Kunstwelt oft vorgehalten. Egal, ob ich an die riesige Skulptur, geschaffen aus Schwimmwesten von Bootsflüchtlingen, an die (frühe) neolithische Vase, die einen Coca-Cola-Schriftzug trägt oder an die Millionen Sonnenblumenkerne, von Hand aus Porzellan gefertigt, denke, welche den Boden der Turbinenhalle der Tate Modern in London ­einem Teppich gleich belegten. Die Bilder all dieser ­Werke ­haben sich mir eingeprägt und eine Spannung ­zwischen oberflächlicher Schönheit und unterliegendem U ­ nwohlsein im Bauch erzeugt. Dem Betrachter schlägt brachial vorgetragene Kritik entgegen, formuliert als Vorwurf, der einen zwingt, Stellung zu beziehen: Verstösse gegen die M ­ enschenrechte, wirtschaftliche Ausbeutung, neuerdings kommen Umweltverschmutzung und die Folgen des vom Menschen verursachten Klimawandels hinzu. Kunst als gesellschaftspolitischer Protest. Ein lauter Protest, der den Künstler vor nicht langer Zeit selbst gerettet hatte: In China wirkte die internationale Aufmerksamkeit für ihn wohl wie ein Schutzschild gegen die Obrigkeit. Die liess den Störenfried nach einer ­Weile dann doch lieber ziehen, statt weiter V ­ orlage für sein strenges Urteil und daraus entstandene Kunstwerke zu sein, mit denen Ai Weiwei seinen Hausarrest verarbeitete. Offengestanden mag ich nicht einstimmen in das Naserümpfen vieler, auch etablierter Namen im Kunstbetrieb, die seine Werke als zu banal abtun. Genau das sind sie für mich nicht. Vielmehr sind sie Ausdruck einer intellektuell tauglichen Gegenwehr in einer Zeit von groben und ­holzschnittartig vorgetragenen politischen Realitäten – Donald Trump und Jair Bolsonaro lassen grüssen. Mag sein, dass sogar Zehnjährige Ai Weiweis Werke verstehen, was aber noch nicht heisst, dass sich die Präsidenten von Amerika respektive Brasilien von der Schlagkraft der Werke erschüttern lassen, das wäre wohl ­etwas zu viel verlangt. Selbst Ai Weiwei sieht das wahrscheinlich. «Alles ist Kunst. Alles ist Politik», sagt der Chinese immer wieder. Vermutlich hat er damit Recht. Wie mit vielem anderen auch. Und ­darum gibt’s für den Menschenrechts- und Umweltaktivisten im Gewand des Künstlers noch mehr als genug zu tun.

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Kunst-Biennale Venedig, 2013: Die Installation zeigt Ai Weiweis Verhaftung durch die chinesische Polizei 2011.

Installation mit Rettungswesten von Flüchtlingen. Berlin, Gendarmenmarkt, 2016.

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Bilder: Getty Images, © Ai Weiwei / courtesy the artist and neugerriemschneider, Berlin / Jens Ziehe

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«Roots»: Ausstellung neuster Werke aus Stahl, Herbst 2019 in der Galerie Neugerriemschneider, Berlin.

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Deutschland hat er den Rücken gekehrt. In England überlegt er sich, zum ersten Mal überhaupt, ein Haus zu kaufen.


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aus China, scheint es. Als Andersdenkender im eigenen Land war er ein Rebell mit Grund, er war gegen Anmassung und Allmacht der Partei und Polizei sowie Armee in deren Gefolge. Sie ist eine mächtige, aber geeignete Gegnerin – als ihr Kritiker fällt man auf, ist man wichtig. Die Veröffentlichung auf seinem Blog zum Beispiel der Namen von Kindern, die zu Tausenden lebendig begraben wurden unter einstürzenden Schulhaustrümmern während des starken Erdbebens

Für ihn als Widerborstigen wär´s naheliegend und überraschend zugleich, wenn er zurück nach China ginge. von 2008, war ein harter, doch berechtigter Vorwurf an die Partei – Pfusch am Bau wegen geldgieriger, bestechlicher Beamter oder solcher, die kuschten, um ihr Plansoll zu erreichen, und koste es 5000 Kinderleben. Gegen solche Machenschaften lässt’s sich sein, falls man sich traut. Ai traute sich, und wurde in der Folge zuerst verhaftet, danach so verprügelt, dass er Kopfverletzungen davontrug, deren physische und psychische Folgen ihm bis heute zu schaffen machten, sagt er. «‹ROOTS› WIRKT HARMLOS», SCHRIEB DIE KUNSTKRITIKERIN

Jetzt hingegen, mit Lebensmittelpunkt Deutschland oder E ­ ngland, ist er etwa für Flüchtlinge; zu seinen jüngeren A ­ rbeiten ­zählen ­F ilme, die er in Lagern irgendwo auf der Welt über ­Migranten gedreht hat, darunter «Human Flow» (2017). Bloss, wer ist schon ­gegen Flüchtlinge, gegen ihre Rechte im Grundsatz jedenfalls, und solange sie ihre Notunterkunft nicht im eigenen Vorgarten a­ ufstellen? Oder seine neusten Metallskulpturen mit Namen «Roots», die bis vor kurzem zu sehen waren in der Galerie Neugerriemschneider in Berlin: Die Wurzeln seien Reminiszenz an seinen Vater, der in den 1940er Jahren über die Verankerung von Bäumen schrieb, andererseits Metapher für die Ignoranz mit der im Regenwald abgeholzt wird. Auch dabei dürfte fast jeder im Westen seine Meinung teilen. «‹Roots› wirkt harmlos», schrieb die Kunstkritikerin des Tagesspiegels. Und schliesslich Ais bislang letzter Sturm in der Teetasse: Mitte September wurde er aufgefordert, das Haus der Kunst in München zu verlassen, wo er dagegen p ­ rotestierte, dass Mitarbeiter entlassen werden sollen. Künstler von seinem Rang, möchte man meinen, sollten durch Werke in Museen auffallen, nicht durch gewerkschaftliche Aktionen. Einen Augenblick, möglicherweise ist das zu streng und engherzig. Denkbar, dass seine Auflehnung gegen die Partei und die Schwierigkeiten, die er deshalb in China hatte, Wirkung ­zeigten. Dass er, um in der Boxersprache zu bleiben, angezählt ist. Und deshalb seit einiger Zeit lieber öffentlicher Intellektueller sein will als Dissident im Hauptberuf. Ende Oktober bekam er den Frank-Schirrmacher-Preis, dieser ehrt – zur Erinnerung an den 2014 verstorbenen Journalisten und Buchautoren – h ­ erausragende Leistungen zum Verständnis des Zeitgeschehens. Es ist also kein Kunstpreis, er ging in Vergangenheit unter anderen an die Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger oder Michel Houellebecq. Er f­ ände es passend, dass er diese Auszeichnung erhält, sagt Ai. «Ich war nie stolz darauf, Künstler zu

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sein. Sondern wollte immer zum denkenden Team gehören – Intellektueller, wenn man so will, Denker, Schreiber. Damit assoziiert zu werden, macht mich sehr stolz.» Er unterstützt die Bürgerrechtsbewegung von Hongkong, wo Einwohner seit Monaten protestieren, weil ihre persönliche Freiheit sowie die Meinungs- oder Medienfreiheit durch die R ­ egierung ­Chinas eingeschränkt werden. Die Kundgebungen halten an, ­obwohl Ordnungskräfte immer härter gegen Aufständische vorgehen – bereits hat ein Polizist auf einen 18-jährigen Demonstranten, von dem er sich bedroht gefühlt haben soll, geschossen. «Die Partei will aus Hongkong ein zweites Peking oder Shanghai machen, ‹Ein Land, zwei Systeme› ist bloss ein Spruch», sagt er aus dem 10 000 Kilometer entfernten Exil. China sei eine Diktatur, ein ­Polizeistaat, da gebe es keinen Platz für einen Ort wie Hongkong, wo die Einwohner das Internet ohne Zensur nutzen können. Und was heisst das für die Protestierenden? Er bewundere die Reinheit der jungen Menschen, die ihr Leben für diese Sache einsetzen. «Ich wünschte, ich könnte mehr für sie tun, ich möchte mit ihnen auf die Strasse gehen.» Okay, aber gibt er ihnen eine Chance? «Ja, sie werden vielleicht zerquetscht. Aber, wie man sagt: ‹Man kann e­ inen Träumer töten, aber nicht seinen Traum›.» DAS EINZIGE, WAS ER SICH JE GELEISTET HAT: EINE ROLEX

Heimatlos, oder in Ais Worten, «auf der Flucht» zu sein, ist schwer zweifelsohne. Doch seine Lebensqualität hat sich verbessert, seit er im Westen wohnt, darf man annehmen. Das sei so, antwortet er. Aber Lebensqualität sei nicht sein Massstab. Für ihn zähle Rele­vanz. Und relevant sei nur, wer Reibung erzeuge. Lebens­qualität? Pah, «der Weg dessen, der sich entschieden hat, relevant zu sein, muss ein steiniger und einsamer sein». Aber einer immerhin, der zu hohen Preisen für seine ­Werke g ­ eführt hat. Galerien, die ihn vertreten – Lisson in London, New York und Shanghai oder Neugerriemschneider in Berlin – sind sparsam in der Bekanntgabe von Hausnummern. Auf dem ­transparenteren S ­ ekundärmarkt, Auk­tionen also, von denen der Urheber wenig hat, brachte ein wichtiger Ai zwischen 665 000 Dollar («Coca Cola Vase», 2014) und 3,4 Mil­lionen Dollar («Circle of Animals/Zodiac Heads», 2017). Er sei kein reicher Mann, sagt Ai. «Ich hatte noch nie Immobi­lien, nicht mal ein eigenes Auto.» Zurzeit überlege er sich ­a llerdings, ein Haus in Cambridge zu kaufen. Doch die Lust, vor allem jüngerer Chinesen, sich mit Luxusgütern einzudecken, sei bei ihm nicht vorhanden. «In China dreht sich alles um Status, denn Status ist Macht.» Dieser Trieb sei ihm fremd. Das E ­ inzige, was er sich je geleistet habe, sei eine Rolex Submariner: «Eine schöne Uhr, ich hab' sie vor dreissig Jahren gekauft, doch ich trage sie nicht.» «Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?», lautet die Frage, auf die heute jeder was zu sagen haben muss. Für ihn als contrarian, Widerborstigen, wär´s naheliegend und überraschend zugleich, wenn er vorwärts und zurück nach China ginge, nicht wahr? ­Würde er im Grunde gerne tun, sagt er. Seine Mutter, die 86 ist, lebt dort, er hat sie vor einiger Zeit besucht, es gehe ihr nicht gut. Und sein Halbbruder Xuan – zehn Jahre älter als Weiwei, M ­ aler ebenfalls, erfolgreich, aber nicht aufmüpfig – auch. Man habe ihn sogar offiziell eingeladen, retour zu kommen, «‹China braucht mich›, hiess es», sagt er. Er würde es gerne glauben, «ich n ­ eige dazu, Gefahren zu unterschätzen – weil ich nie vergesse, dass m ­ eine Feinde auch nur Menschen sind.» Doch wenn er zu sehr mit der Vorstellung liebäugle, sei’s Zeit für einen reality check, eine Wirklichkeitsprüfung: «Warum entlasst ihr meinen Anwalt nicht aus dem Gefängnis?», frage er dann. Darum bleibt er vorläufig auf der Flucht.

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Story  Gebrauchtuhren-Markt

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GARANTIERT ECHT : neues, offizielles Echtheitszertifikat für Vintage-Uhren von Omega.

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Gebrauchtuhren-Markt  Story

CPO steht für Certified Pre-Owned oder aus zweiter Hand mit Garantie. Hinter dem Kürzel steckt eine GESCHÄFTSIDEE , von der sich Schweizer Uhrenhersteller und -händler Grosses erhoffen. Denn GEBRAUCHTE UHREN sprechen neue Kunden an. Text: MARIANNE ESCHBACH

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Früher handelten bloss Liebhaber mit Uhren. Die mit dem richtigen Riecher kauften damals, als Quarzuhren aufkamen, mechanische Zeitmesser zusammen – für wenig Geld, weil sie keiner mehr haben wollte, meinte man. Doch recht bald schon entstand eine Art Gegenbewegung, ausgelöst durch die Wiederbelebung der Marke Blancpain und ihrem werbewirksamen Bekenntnis, nie Quarzuhren anzubieten: Mechanische Uhren waren ab den 1980er Jahren wieder gefragt und ihre Preise stiegen auf zuvor unerreichte Höhen. Sammlungen alter Mechanikuhren wurden plötzlich nicht mehr als Hobby von wenigen Nostalgikern angeschaut, sondern als wertvolle Anlagen. Der eine oder andere Sammler, der den Vintage-Trend früh erkannte, konnte sich dank des mit Uhrenhandel verdienten Gelds ein Haus im Süden leisten und es sich dort gut gehen lassen. Plötzlich gab es für gefragte alte Uhren lange Wartefristen. Und an Auktionen brachen bestimmte Modelle, vor allen der Marken Patek Philippe und Rolex, regelmässig Preisrekorde. Die teuerste versteigerte Armbanduhr bis heute ist eine Rolex «Daytona», die Paul Newman gehört hatte. Sie war einem Käufer 2017 fast achtzehn Millionen Franken wert. Die richtige Marke, das passende Modell sowie, idealerweise, eine gute Herkunft, zum Beispiel ein berühmter Vorbesitzer, können

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die Preise explodieren lassen – vorausgesetzt natürlich, nicht bloss ein aficionado will das Stück haben, sondern wenigstens zwei. Diesen Dezember kommt bei Phillips, Bacs & Russo in New York eine Rolex «GMT-Master» unter den Hammer, dessen möglichem Rekordpreis die Auktionare entgegenfiebern, obwohl dem Stück die Lünette fehlt – es handelt sich dabei um die ehemalige Uhr von Marlon Brando, die er während der Dreharbeiten von «Apocalypse Now» vor vierzig Jahren getragen hatte. Den Charme des Getragenen entdecken immer mehr Uhreninteressierte. Aktuelle Bewegungen wie Nachhaltigkeit des Lebenssowie Konsumentwurfs führen dazu, dass nicht mehr einzig das Neue das Wahre und Gute ist. Besonders Millennials, die mehrheitlich noch nicht Käufer von Uhren vom obersten Ende des Markts sind, sind offen für solche Ideen. Uhrenmarkenanbieter und -händler bietet sich so eine Gelegenheit, die zwischen Anfang 1980er und Ende 1990er Jahre Geborenen den Smartwatch-Anbietern wegzunehmen und sie für mechanische Zeitmesser zu gewinnen. Doch es geht nicht bloss um den Nachhaltigkeitsgedanken, auch der Preis ist wichtig: Eine guterhaltene Uhr einer starken Marke kann fünfzig Prozent günstiger zu haben sein als ein neues Modell – für diese Einsparung umarmt mancher ein paar Gebrauchsspuren. Ob sogar die Möglichkeit besteht, ein Superschnäppchen zu machen? Kann sein, ist aber eher unwahrscheinlich – die richtigen Marken sind ziemlich wertstabil, manche Modelle, wie erwähnt, legen preislich eher zu. Was man aber auch als zusätzliches Kaufargument sehen kann: Uhren erfahren so ein Upgrade vom Konsum- zum Investitions­ objekt. Und ein solches kann, sollte man es

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einmal nicht mehr tragen und haben wollen, gegen eine andere Uhr eingetauscht werden, vielleicht sogar gegen eine teurere, die noch mehr Kurspotential aufweist. Das Geschäft mit gebrauchten Uhren erfährt denn auch seit einigen Jahren eine Hausse. Kepler Cheuvreux, eine Finanzberatung, schätzte 2018 den Markt für getragene Uhren auf fünfzehn Milliarden Dollar. Von «gebraucht» oder used sprechen in diesem Zusammenhang allerdings bloss noch Laien – die branchenpolitisch korrekte Bezeichnung lautet Certified Pre-Owned (CPO). Man kauft also keine Occasions-Uhr, sondern investiert in ein vertrauenswürdiges, da zertifiziertes Uhrenmodell, das einen Vorbesitzer hat. Uhren sind traditionell beliebte Objekte für Fälscher oder, sagen wir, zum Teil «Schummeleien» von recht kreativen Anbietern. Der älteste Trick im Buch ist wohl die «Luxusuhr», die einem der Strandverkäufer während der Sommerferien anbietet, bei der es sich um ein billiges Uhrwerk in einem ebenso billigen, kopierten Gehäuse handelt. Von dort an geht’s aufwärts über immer noch günstige Werke, in Originalgehäuse eingebaut allerdings, bis zu «Hybriden» – Originalwerk in Originalgehäuse, bloss nicht von der selben Uhr, als vintage angeboten und zu hohen Preisen verkauft. Dagegen treten vertrauenswürdige Anbieter nun mit ebensolchen CPO-Modellen an. Diese sind auf ihre Echtheit geprüft, je nach Zustand und Alter komplett revidiert oder mindestens aufgefrischt und darum mit einer Garantie versehen –zertifiziert eben. Auch die Preise sind transparent(er) sowie fair(er), sie entsprechen der jeweiligen Marktlage, sind darum mehr oder weniger fest und der Käufer darf auch davon ausgehen, dass der

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Story  Gebrauchtuhren-Markt

VINTAGE-AUSWAHL: Cartier, Breitling, Jaeger-LeCoultre bei Bucherer CPO.

KLA SSISCHE KOMPLIK

Vorbesitzer einen anständigen Preis für seinen Zeitmesser bekommen hat. Waren seriöse Anbieter von Uhren aus zweiter Hand früher der Uhrenhändler des Vertrauens oder Uhrmacher, die sich damit ein Zubrot verdienten, sind in jüngerer Vergangenheit grosse Händler ins Geschäft mit Sekundärmarkt-Uhren eingetreten. Das deutsche Unternehmen Chrono24 etwa begann vor mehr als fünfzehn Jahren damit, als absehbar wurde, dass Online-Handel ein zukunftsfähiges Businessmodel ist, auch für den Uhrenverkauf. Spätestens seit im vergangenen Jahr die Genfer Richemont-Gruppe den britischen Gebrauchtuhren-Händler Watchfinder kaufte, der sowohl online als auch in stationären Londoner Boutiquen Ware aus zweiter Hand anbietet, kann das Geschäft mit CPO als wichtige Diversifizierung angesehen werden. Ganz so neu ist es im Grunde nicht. Die amerikanische Firma Watchbox geht zurück auf ein 1916 gegründetes Juwelen- und Handelshaus in Philadelphia; heute hat sie Niederlassungen

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ante Ew ATION: «1815 Rattrap

in China und Südafrika, im vergangenen Jahr wurde auch in Neuenburg eine Filiale eröffnet. Schweizer Geschäftsführer ist Patrick Hoffmann, ehemaliger CEO von Ulysse-Nardin. Danny Govberg, Mitgründer und CEO von Watchbox, erwartet in Zukunft ein Zusammenwachsen des Primär- und Sekundärmarkts, wie er in einer Mitteilung schrieb. Diesen Frühling gab Watchbox eine Partnerschaft mit Les Ambassadeurs bekannt. Der Schweizer Uhren- und Schmuckanbieter offeriert an seinen Standorten in Zürich, Genf, Luzern und Lugano neu Watchbox-Dienstleistungen, also Kauf, Verkauf und Tausch von Uhren. «Es ist uns wichtig, nicht nur Schweizer Pionier auf dem Gebrauchtuhrenmarkt zu sein, sondern unseren Kunden auch einen unvergleichlichen Service zu bieten. Sie können in unseren Boutiquen und online gebrauchte Uhren kaufen, verkaufen und tauschen und profitieren dabei von einer 15-monatigen Garantie und dem Know-how zweier Branchenführer», teilt Les Ambassadeurs CEO Joachim Ziegler schriftlich mit.

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iger Kalender» von A. L

ange & Söhne.

Mit Garantien, Authentifizierung und Inspektion nach allfälligen versteckten Mängeln bewirbt auch Bucherer sein diesen September begonnenes CPO-Programm. Dank der Übernahme des amerikanischen Uhrenhändlers Tourneau im vergangenen Jahr ist Bucherer nicht nur zum grössten Uhrenhändler der Welt angewachsen, sondern hat sich auch Knowhow im CPO-Geschäft zugekauft – Tourneau war damit schon lange unterwegs. Die erste sogenannte «Bucherer Gallery» für getragene Uhren eröffnete vor zwei Monaten im Genfer Lokal des Unternehmens. Im Oktober folgte eine «Gallery» im frisch umgebauten BuchererFlagship-Store an der Zürcher Bahnhofstrasse. Bis Ende des Jahres zieht die Bucherer-Filiale in Hamburg nach und kommendes sollen die Niederlassungen in London und Paris folgen. Das Bucherer CPO-Programm bietet Kunden den An- oder Verkauf von Uhren zu fairen und marktgerechten Bedingungen, man kann den Wert der gebrauchten auch mit dem Kaufpreis der neuen Uhr verrechnen lassen. Der

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Vorne ohne, hinten bekritzelt

Marlon «Colonel Kurtz» Brando im Film «Apokalypse Now» von 1979.

Bild: Mary Ellen Mark

HERR ENCHRO

NOGR APH M

CPO-Handel ist online oder offline möglich. ­­­«Die beiden Kanäle ergänzen sich perfekt. Der Kunde bekommt online einen klaren Überblick über das gesamte Angebot. Darüber hinaus glauben wir, dass das offline-Angebot in unseren Boutiquen einen wichtigen Erfolgsfaktor darstellt, da der Kunde die Uhr sieht und anprobieren kann. Dieses touch and feel macht den Kauf einer luxuriösen Uhr zu einem emotionalen Erlebnis», sagt Bucherers CEO Guido Zumbühl. Zahlen oder welche Marken am meisten angekauft werden, teilt Bucherer nicht mit. Ein Sprecher sagt, die ersten Monate seien mehr als gut verlaufen und hätten selbst ambitionierte Erwartungen übertroffen. Es deutet einiges darauf hin, dass CPO the new big thing, das neue grosse Geschäft, für Uhrenhändler ist. Aber auch für Uhrenkäufer, die dadurch auch zu Uhrenverkäufer werden können. Das neue Geschäftsmodell wird die Neuanbieter für eine Weile beschäftigen. Nicht nur grosse Händler, die zahlreiche Marken verkaufen. Sondern auch einzelne Marken. Bei

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IT HA NDAU FZ

UG: Patek Ph ilipp

e bei Les Amba

ssadeurs / Wat

chbox.

Audemars Piguet etwa wird der Handel mit gebrauchten Uhren aus der eigenen Manufaktur in eigenen Boutiquen ausprobiert. Und Oris, im mittleren Preisbereich und somit weiter unten als Audmars angesiedelt, tut dasselbe. Die Richemont-Marke IWC Schaffhausen prüft in London zurzeit ein Angebot, bei dem Uhren anderer Marken gegen eine IWC getauscht werden können. Die Fremdmarken werden dann über den zur Gruppe gehörenden Watchfinder weiterverkauft. Und Omega aus der Swatch Group führt gerade ein Echtheitszertifikat für eigene Vintage-Uhren ein. Der Visionär im CPO-Bereich ist allerdings Beyer Uhren und Juwelen, das Unternehmen aus Zürich mit fast 260 Jahren ununterbrochener Geschichte im Uhrenhandel. Bereits 1965, also lange Jahre vor dem Beginn der Vintage-Welle, begann man dort, gut erhaltene Uhren von Privatanbietern zu kaufen – und nach, falls nötig, Revision und Prüfung, wieder zu verkaufen. Für das alte Programm wurde neu bloss ein Name gefunden. Es heisst jetzt «Trouvaillen».

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Er wollte sich auf dem Set nicht von seiner Rolex GMT-Master von 1972 trennen, obwohl die «Apocalypse Now»-Produzenten fürchteten, sie falle zu sehr auf. Schliesslich liessen sie ihn die Uhr tragen – aber ohne Lünette. 25 Jahre später schenkte Brando die Rolex seiner Tochter Petra zum Studienabschluss: «Diese Uhr ist wie ein Panzer. Du kannst damit anstellen, was Du willst. Ich möchte, dass sie Dich daran erinnert, wie stolz ich auf Dich bin.» Petra schenkte sie ihrem Mann zur Hochzeit. Jetzt hat das Paar beschlossen, die Uhr versteigern zu lassen, am 10. Dezember bei Phillips Bacs & Russo in New York. Einstiegspreis: sechsstellig.

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Story  Uhren-Gehamster

Illustration:

GERALD HARTWIG / ZEICHENSTRICH

Text:

GUIDO ROSSI

GELD SPIELT EINE ROLEX Vom Graumarkt für teure Schweizer Uhren profitieren eine ganze Menge Leute: Verkaufsberater, Händler und, vor allem, Tourguides aus ASIEN und ihre Reisegruppen. Doch für die Hersteller der GEFRAGTEN STÜCKE ist es ein Problem, wenn die guten Kunden plötzlich günstiger an die gefragten Modelle kommen.

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L

Leicht ausser Atem und mit einem ange­ spannten Ausdruck im Gesicht stürmt die ­Tourguide in eine Uhrenboutique in Z ­ ürich. Ihre M ­ ission? Der Verkaufsberaterin eine Namens­ l iste abzu­ geben. Darauf stehen Namen, viele Namen von Touristen, die sie auf einem Einkaufstrip durchs Stadtzent­ rum ­begleiten wird. Und wenn einer ihrer Schützlinge etwas Schönes kauft, bekommt sie eine Provision. «Die Höhe ist abhän­ gig vom Einkaufswert. In der Regel sind es zwischen fünf und zehn Prozent», sagt die ­Verkaufsberaterin. Kurze Zeit später drängt eine Gruppe ein­ kaufsfreudiger Chinesen in die Boutique. Sie sind auf der Suche nach den besten Luxus­ uhren aus Schweizer Manufakturen zu besten Preisen. In China wird seit einigen Jahren eine Luxussteuer von zwanzig Prozent auf auslän­ dische Luxusartikel erhoben – Einkaufstou­ risten profitieren also doppelt, wenn sie auf ihrer grand tour durch Europa zuschlagen. Sie kaufen zu niedrigeren Preisen ein und kön­ nen sich zudem die Schweizer Mehrwertsteuer von 7.7 Prozent direkt an der Kasse abziehen lassen. Dieser immediate tax refund ist nicht bloss Geld wert, er wird auch bequem sofort vorgenommen. Was jeder, der schon mal die gelegentlich hundert Meter lange S ­ chlange vor dem Zoll-Schalter im Flughafen, wo man sich den Einkauf respektive die Ausfuhr ­bestätigen lassen muss, gesehen hat, als grosse Erleichterung erkennt. Die Tourguide bemüht sich, Mitglieder ­ihrer Reisegruppe zum Kauf zu animieren. Sie steht der Verkaufsberaterin zur Seite und erzählt nochmals die wichtigsten Vorteile des Kaufs von Schweizer Uhren in der Schweiz: Wer hier eine Uhr, oder besser gleich mehrere Uhren, kauft, stellt sicher, dass er bargain prices, Tiefstpreise, bekommt. Weshalb man doch

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bitte die günstige Gelegenheit e­ rgreifen soll. Und dabei gerne auch an ­Familienmitglieder und Freunde in China denken soll . . . Wor­ auf die Tourguide nicht hinweist – vielleicht weiss sie es nicht, wahrscheinlich ist es ihr egal – dies ist auch einer der Gründe, weshalb es ­einen s­ ogenannten Graumarkt für U ­ hren gibt. Denn ob ein Tourist, der vielleicht meh­ rere teure Uhren in der Schweiz kauft, diese zu Hause tatsächlich zum Selbstkostenpreis an Family & Friends weitergibt oder damit einen Gewinn erzielt und sich seine Reise ins Erzeugerland der Mitbringsel finanziert, weiss man nicht. Doch auch Händler steuern zum ­Graumarkt bei, indem sie überschüssige ­L agerbestände auf Onlineportalen zu nied­ rigeren Preisen anbieten. Gemäss Kennern beträgt die durchschnittliche Marge immer noch rund 45 Prozent. Dumpingpreise scha­ den dem Markenimage, ja dem Prestige der gesamten Branche. Und es entsteht Druck auf andere Händler, ebenfalls Ware zu Preisen unter den offiziellen anzubieten – Abwärts­ spirale nennt man das, was so entsteht. Doch bevor man als Beobachter vor­ eilige Schlüsse zieht – es ist kompliziert. Der Graumarkt ist nicht immer schlecht und die ­Forderung, ihn zu schliessen, falls dies denn möglich wäre, ist vielleicht zu kurz gedacht. Es handelt sich dabei, jedenfalls aus der Sicht von Händlern, um einen legi­ timen Weg, Uhren, auf denen sie sitzenblei­ ben, weil es nicht die zurzeit gefragtesten Modelle sind, und für die sie bereits bezahlt haben, doch noch verkaufen zu können. Die

Hersteller sehen es natürlich anders. Für sie ist das Geschäftsmodell grossmehrheitlich unin­ teressant. Weshalb sie damit beschäftigt sind, die Angebote von Grauhändlern vor a ­ llem in Osteuropa, Südamerika und im Nahen Osten einzuschränken. Und so ­einigermassen Kon­ trolle über ihre Vertriebskanäle auszuüben. Tönt einfacher, als es ist. Denn Grauhändler geschäften nicht immer gut sichtbar. Wes­ halb Käufer im Auftrag von Herstellern unter­ wegs sind mit dem Ziel, verdeckt Markenuhren zu Niedrigpreisen ausfindig zu machen. Ein guter Anteil des Handels läuft über P ­ lattformen im World Wide Web ab, nicht über klassische Geschäfte in Fussgängerzonen. Und wenn Markenverantwortliche in Online-Shops auf ihre eigenen Uhren stossen, können sie deren Weg zurückverfolgen, um herauszufin­ den, welche Händler für das Angebot verant­ wortlich sind. Trotz der unbefriedigenden ­Ausgangslage, die der Graumarkt für Schweizer Uhrenher­ steller schafft, profitiert die Branche über ­alles gesehen von Einkaufstouristen aus China und anderen Ländern, wo Swiss-Made-Zeit­ messer aufgrund hoher Luxussteuern mehr kosten. Sie tolerieren den Graumarkt darum bis zu einem gewissen Grad und halten ihn gar selbst am Laufen. Uhren aus Schweizer Manufakturen gelten besonders in China als Statussymbole der obersten Kategorie; die Schwingungen der aus einer Vielzahl kleins­ ter beweglicher Teile bestehenden Werke der kostbaren Zeitmesser werden im Reich der Mitte bildhaft und schwärmerisch schon mal mit dem Herzschlag des Kolibris verglichen,

Der Graumarkt ist nicht immer schlecht und die ­Forderung, ihn zu schliessen, falls dies denn möglich wäre, ist vielleicht zu kurz gedacht.

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den es dort nicht gibt, nebenbei erwähnt. In den vergangenen rund fünfzehn Jahren ent­ wickelte sich das Land zum stärksten Markt der Schweizer Uhrenindustrie (Quelle: UNOComtrade). In jüngerer Vergangenheit ist es allerdings, vor allem für Staatsangestellte, ris­ kanter geworden, sich mit den offensichtlich für die meisten Chinesen zu teuren Stücken am Arm zu zeigen – es ist ein auffälliger Hin­ weis darauf, dass ein Beamter, der vielleicht umgerechnet 20 000 Franken im Jahr ver­ dient, möglicherweise Nebeneinkünfte kas­ siert, wenn er eine 30 000-fränkige Uhr trägt. Korrupte Staatsangestellte können in China zum Tod verurteilt werden. Vermutlich verdient die Mehrheit der ­Chinesen, die auf Europareise in der Schweiz einkaufen, ihr Geld auf erlaubte Art. Aber ein Interesse an niedrigen Preisen dürfte sie ebenfalls haben. Das befeuert den Grau­ markt. Und die Geschäfte der Tourguides, die mit Verkaufsberatern zusammenarbei­ ten. Auch für unsere Tourguide und die ihr ­bekannte Verkäuferin in dem Uhrenge­ schäft in Zürich läuft es rund: Die meisten Mitglieder ihrer Reise­gruppe stolzieren mit einer Einkaufs­tasche aus dem Laden. Darin befindet sich die g ­ efragte Ware, und in e­ inigen Fällen mehr S ­ tücke als das, was man als Eigen­ bedarf ­annehmen darf. Chinesische Touristen kennen sich aus mit den Preisen, vor allem bei beliebten Modellen, sagt die Verkaufsbe­ raterin. «Das macht die Verhandlungen mit ­ihnen schwierig.» Und die Käufer wissen auch, dass sie sich an einen anderen Tourguide, einen anderen Vermittler, wenden können, falls ihnen die Preise eines Anbieters nicht wettbewerbsfähig scheinen. In einigen Fäl­ len allerdings, etwa bei Modellen von Rolex, bei denen es oft Lieferengpässe gibt, können Tourguides die Preise schon hochschrauben, was auch passiere. «Sie werden von Interes­ senten aus China mit Anfragen überhäuft.» Tourguides erhalten täglich Bestellun­ gen über das Online-Portal WeChat, das vor ­allem von Asiaten genutzt wird, für b ­ estimmte ­Rolex-Modelle, etwa Submariner Date, GMTMaster oder Explorer, auch M ­ odelle von ­Omega sind gefragt, zum ­Beispiel die Speed­ master Moonwatch. «Manche Interessierte möchten, dass man ihnen die U ­ hren beim nächsten China-Besuch mitbringt», sagt die Verkäuferin. 2018 entliess Bucherer m ­ ehrere chinesische Angestellte in der Schweiz, ­diese hatten Tourguides geholfen, an begehrte ­Modelle zu gelangen. Im Grunde ist die Schweiz nicht der ide­ ale Graumarkt-Standort. Hier sind manche Uhrenmodelle teurer als in anderen euro­ päischen Ländern, etwa in Frankreich oder

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Tourguides erhalten täglich OnlineBestellungen über WeChat für ­bestimmte ­Rolex- oder ­Omega-­Modelle, Submariner etwa respektive Speedmaster.

Deutschland. Und die Mehrwertsteuer ist bei uns niedriger. Was gut ist für residents, nicht aber für Touristen, die sich diese rückerstat­ ten lassen können. In der Schweiz b ­ eträgt sie 7,7 Prozent, 19 bis 20 Prozent in den meisten europäischen Ländern. Das heisst, Schweizer müssen weitere Rabatte anbie­ ten, um mithalten zu können. Tun sie aber nicht unbedingt. ­Stattdessen setzen sie eher auf die Qualität des Ange­ bots, Modelle mit limitierter Auflage s­ owie Neuerscheinungen sind in der Schweiz oft zuerst erhältlich. Schweizer Uhrenmanu­ fakturen beliefern Schweizer Boutiquen ­bevorzugt – so viel Lokalpatriotismus muss sein. Schweizer Geschäfte stocken ihre ­Lager schnell auf und bieten beliebte Modelle umgehend wieder zum Verkauf an. Das wis­ sen die Tourguides und decken sich schon mal auf Vorrat mit den gerade gefragtesten Uhren ein. Die Swatch Group versucht dem entgegenzuwirken, indem sie Kunden ein ­Kauflimit setzt – maximal fünf Artikel kön­ nen je Kopf und Geschäft erworben werden. Diese ­Massnahme funktioniert fast: Kunden­ profile sind nicht geschäftsübergreifend vor­ handen, die Boutiquen nicht vernetzt. Die Chancen, dass in einem anderen Geschäft, möglicherweise noch in einer anderen Stadt, erneut fünf Uhren vom gleichen Tourguide gekauft werden können, stehen gut. Dass man über den Graumarkt recht wenig hört und liest, hat damit zu tun, dass keine Marke damit in Verbindung ­gebracht werden möchte. Das ist verständ­ lich. ­A ndererseits dürfte es leichter werden

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für die Hersteller, sich dagegen zu wehren, wenn möglichst viele Marktteilnehmer wis­ sen, wie Käufer und ihre Helfer versuchen, zu profitieren. Für das Image von Schwei­ zer ­U hren kann es nicht gut sein, wenn man sich an bestimmten Orten mit bestimmten Modellen zu tiefen Preisen eindecken kann. Die Tourguide hatte einen erfolgreichen Tag – einige Mitglieder ihrer Gruppe kauf­ ten im grossen Stil ein. Sie hat so nicht bloss Kommissionen verdient, sie hat auch ihre ­B eziehung zu der Verkaufsberaterin ihres Vertrauens gestärkt. Diese wird ihr deshalb auch in Zukunft wieder stecken, wenn Liefe­ rungen der neusten und gefragtesten M ­ odelle anstehen. Und gleich Reservationen dafür entgegennehmen. Denn die nächste Gruppe kaufwilliger und zahlungsfähiger Chinesen kommt bestimmt.

UHRENGROSSMACHT SCHWEIZ

Zwischen 2003 und 2018 wurden Schweizer Uhren im Wert von rund 21 Milliarden Franken ins Ausland exportiert, die meisten ­davon nach Hong Kong, China und A ­ merika (Quelle: statista.com). Die Schweiz ist d ­ amit wertmässig der grösste Uhrenexporteur der Welt. In den vergangenen zwei Jahren wurden rund 24 Millionen Stück exportiert (Quelle: Verband der Schweizer Uhrenindustrie). 2018 allein gingen Uhren im Wert von rund 3 Milliarden nach Hong Kong (sieben Millionen Einwohner), gefolgt von Amerika (300 Millionen Einwohner) und China (eine Milliarde Einwohner).

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«Eines der schönsten Gesichter, das ich je gesehen habe»: ein Cousin über Ginevra Elkann.


Berühmtheit befragen  Story

Interview: Mark van Huisseling

«MAGARI»

SCHÖN

Bild: Getty Images

WÄR'S

So heisst der neue und erste Spielfilm von GINEVRA ELKANN, der Enkelin von GIOVANNI AGNELLI. Sie erzählt die Geschichte einer grossen FAMILIE, die auseinandergerissen wurde, aus der Sicht eines kleinen Mädchens. Allfällige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind nicht ganz zufällig, aber auch nicht ganz erwünscht. Nr. 4 2019

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Story  Berühmtheit befragen

Ginevra mit Bruder Lapo Elkann (ganz links) und Jared Leto, einem amerikanischen Schauspieler («Dallas Buyers Club»).

G

Bertolucci oder Anthony Minghella. Danach arbeitete sie als Filmproduzentin und -distributorin, ausserdem ist sie Präsidentin der Pinacoteca Giovanni e Marella Agnelli, dem Museum in der ehemaligen Fiatfabrik in Turin, das die Sammlung ihrer Grosseltern zeigt. «Magari», der diesen Sommer am Filmfestival von Locarno Première hatte, ist ihr erster Spielfilm; er wird voraussichtlich ab 23. Januar 2020 in Schweizer Kinos zu sehen sein.

Ihr Film erzählt die Geschichte einer Familie aus der Sicht der jungen Tochter: Mutter und Vater leben getrennt, die Mutter hat einen neuen Mann, erwartet ihr erstes Kind von ihm und steht unter seinem Einfluss, der V ­ ater ist ein beautiful loser. Das erinnert an die Familie,in der Sie aufwuchsen. Und das kleine Mädchen sind Sie. Einverstanden?

Ginevra Elkann ist die Tochter von Margherita Agnelli und Alain Elkann, einem französisch-italienischen Journalisten und Autor sowie Nachfahren der Turiner Bankiersfamilie Ovazza. Ihr Grossvater war Gianni Agnelli, der lange Jahre Miteigentümer und Geschäftsführer von Fiat war. Ginevras älterer Bruder John ist Präsident von Fiat Chrysler Automobiles, ihr jüngerer Bruder Lapo ist selbständiger Unternehmer sowie das, was man «Jetsetter» nennt (er war WW-Persönlichkeit der Ausgabe Nr. 1 von 2018). Nach der Trennung von ihrem Vater heiratete ihre Mutter den französisch-russischen Grafen Serge de Pahlen, mit dem sie fünf Kinder hat, die also Halbgeschwister von Ginevra sind. Sie ist seit 2009 mit dem Grafen Giovanni Gaetani dell'Aquila d'Aragona verheiratet, sie haben zwei Söhne und eine Tochter, die Familie lebt in einem Palazzo im Zentrum Roms. Ginevra war Regieassistentin von Bernardo

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Das Grundgefühl, das der Film verbreitet, ist autobiographisch – wie fühlt es sich an, wenn man ein Kind ist und die Eltern geschieden sind? Der grösste Wunsch des kleinen Mädchens im Film ist es, dass seine Eltern wieder zusammenkommen. Das war bei mir auch so, einverstanden. Darüber hinaus aber sind die Charaktere der ­Filmfamilie inspiriert von den Mitgliedern vieler Familien, die Chiara [Barzini, Drehbuch-Coautorin; Anm. d. Red.] und ich kennen. Ehrlich? Ich kenne zwar Ihre Eltern nicht. Habe aber Ihren jüngeren Bruder, Lapo, mehrmals getroffen und John, Ihren älteren Bruder, bei geschäftlichen Auftritten gesehen – die beiden scheinen mir im Film recht wirklichkeitsnahe von Schauspielern verkörpert . . .

Die Charaktere meiner Brüder im Film fussen bloss lose auf meinen Brüdern im richtigen Leben.

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Berühmtheit befragen  Story

Regisseurin Elkann am Arbeitsplatz, einem Filmset.

John, heute Präsident von Fiat Chrysler Automobiles, ist ernst und verantwortungsvoll, genau wie der Junge im Film. Der rothaarige Lapo, Designer und Playboy als Erwachsener, ist ein kompliziertes Kind mit einer Krankheit – das nennen Sie «bloss lose auf meinen Brüdern im richtigen Leben fussend»?

Lapo hatte nie Diabetes, er war, tatsächlich, viel wilder als das Filmkind. Aber ja, ich habe zwei Brüder und ich muss zugeben, dass die Dynamik innerhalb der Geschwister im Film ziemlich genau der Dynamik entspricht, die unter uns Kindern herrschte, als wir aufwuchsen.

Bilder: Getty Images, Francesca Fago

Und Ihr Vater, bekam der im richtigen Leben als Journalist und Autor auch nichts auf die Reihe? Oder jedenfalls nicht aus eigener Kraft?

Nein, er war strukturierter als der Filmvater. Aber er hat schon ­ estimmte Züge des Charakters, das Einhalten von Abschlussb zeiten etwa war eine Herausforderung für ihn. Doch mein Vater, im Gegensatz zur Filmfigur, hatte immer viel zu tun als Autor, er interviewte immer irgendjemanden. Und er beherrschte seinen Journalistenberuf, das ist jedenfalls meine Sicht. Wie waren die Rückmeldungen der Familie auf den Film?

Sie lieben ihn. Sie sind glücklich für mich, dass ich den Film realisiert habe. Ich habe mich lange damit herumgeschlagen. Das heisst, es dauerte Jahre, bis ich soweit war, damit tatsächlich anzufangen. Von da an ging's dann einigermassen rasch, bis er fertig war. Was fasziniert Sie an fiktionalisierten Biografien oder Memoiren?

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Es ist ein weites Feld, das man bearbeiten kann. Darum habe ich dieses Format gewählt für meinen ersten Film, bei dem ich Regisseurin und Mitschreiberin des Drehbuchs war. Sind Sie im Hauptberuf Filmemacherin oder Verantwortliche der Familien-Kunstsammlung, die in Turin ausgestellt wird? Anders gefragt: Was liegt Ihnen näher, Ihr eigenes Werk oder das anderer Künstler?

Mein eigenes Werk ist etwas Neues für mich, «Magari» ist mein erster Film. In Vergangenheit habe ich Filme produziert oder mitproduziert, das ist vergleichbar mit dem Ausstellen von Werken anderer Künstler, dem Kuratieren. Man hilft Künstlern dabei, ihre Sicht auf die Dinge zu verbreiten. Der Schritt von der Kuratorin zur Künstlerin ist ein grosser, wie der von der Filmproduzentin zur Filmemacherin. Doch ich war langsam ein wenig frustriert – ich wollte die längste Zeit mein eigenes Werk, einen Film, realisieren. Nein, «einen Film» trifft es nicht genau, ich wollte diesen Film realisieren. Mit anderen Worten: Selber etwas zu schaffen, schlägt Vermittlerin anderer Künstler zu sein?

Ja, vorausgesetzt, man hat was zu sagen, hat eine eigene Stimme. Sobald ich diese gefunden hatte, war mir klar, was ich wirklich w ­ ollte. Sie sind ein Mitglied einer in Italien bekannten und beachteten Familie. Wenn Sie was machen, stehen Sie unter Beobachtung. Speziell, wenn es sich dabei um eine autobiografische Familiengeschichte handelt. Waren Sie sich dessen bewusst?

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Story  Berühmtheit befragen

Eigentlich nicht. Auf der anderen Seite: Es dauerte zwanzig Jahre, bis ich diesen Film veröffentlichen konnte, ich hatte also reichlich Zeit zur Reflexion. Ich liebe meine Arbeit als Filmproduzentin und -distributorin. Und als Präsidentin der Pinacoteca [Giovanni e Marella Agnelli]. Doch das sind sichere Plätze. Ich wollte raus aus meiner Komfortzone. Ich werde im September vierzig [das Gespräch fand im August statt; Anm. d. Red.], ich habe eine wunderbare Familie, lebe ein wirklich gutes Leben. Doch etwas fehlte. Und das war dieser Film, wie gesagt. Egal, was die Öffentlichkeit, falls sie mein Werk und mich zur Kenntnis nimmt, darüber denkt und damit anfängt. Also habe ich es gemacht. Und ich liebte es.

Ja, das war so. Das sind gute Nachrichten für das europäische Arthous-Kino, ich dachte, dieses werde zunehmend ein Medium für Reiche oder für Leute, die willens und in der Lage sind, ohne Lohn zu arbeiten . . .

Wir haben zwei sehr starke Hauptdarsteller, die in Italien Stars sind, das half. Es stimmt zwar, wenn Sie sagen, es handle sich um eine «Studioproduktion», einen Arthouse-Film. Doch er hat das Potential, grosse Beachtung zu erreichen – es ist eine Familiengeschichte, und jeder Mensch hat eine Familie. Eine unpassende Frage, an jemanden, der gerade ein zeitaufwändiges Werk abgeschlossen hat – reizt es Sie, als nächstes vielleicht etwas zu machen, was über die Familie hinausgeht. Einen Film zum Beispiel, der die soziale Realität Italiens kommentiert?

Richtig, ganz genau. . . . und zum Ergebnis, sind Sie zufrieden damit?

Ich denke nicht, dass man hundert Prozent zufrieden sein kann mit einer grossen Arbeit wie einem Film, die man abgeliefert hat. Weil man immer noch irgendwelche Fehler darin erkennt. Aber über alles gesehen bin ich happy mit dem Ergebnis, es mag nicht perfekt sein, aber es ist ein Film, den nur ich so machen konnte, und kein Film, für den man auch jemand anderes hätte beauftragen können. Er kam so raus, wie ich es wollte. Das ist nicht selbstverständlich bei einem Vorhaben, an dem mehrere Dutzend Leute mitarbeiteten. Filme zu machen, hat auch mit Glück zu tun. Und ich hatte grosses Glück d ­ abei. Oder wie Sie gesagt haben: Sie haben Ihre Stimme gefunden.

Stimmt. Und nachdem ich sie gefunden hatte, konnte ich sie erheben, laut genug, dass man sie hören konnte. Das ist ebenfalls wichtig. Von heute an ist Ihr Film öffentlich. Jeder kann damit anfangen, was er will, ihn für gut oder schlecht befinden oder irgendetwas reininterpretieren. Sie haben keine Kontrolle darüber. Macht Sie das nervös?

Ich war nervös, was die Kritiken der Leute betrifft, die beruflich über Filme urteilen. Und die fanden ihn mehrheitlich gut. Das hat mich beruhigt. Natürlich wird es beim Publikum Menschen geben, die den Film mögen und andere, die ihn nicht mögen oder etwas daran auszusetzen haben. Das ist ihr gutes Recht. Ich hoffe logischerweise, dass eine Mehrheit der Zuschauer Freude daran hat, dass sie eine Beziehung zu meinen Figuren entwickeln können, vielleicht sich oder Mitglieder ihrer Familie darin wiedererkennen. Aber das Wichtigste für mich: Ich hatte viel Befriedigung und Spass bei der Arbeit, das kann mir niemand mehr nehmen, auch die Leute nicht, die den Film vielleicht hassen werden. In den 1970er Jahren sagte man, «der Entstehungsprozess ist manchmal wichtiger als das Ergebnis» – einverstanden?

Soweit möchte ich nicht gehen. Im Augenblick, ganz ehrlich, hoffe ich bloss, dass es aufhört zu regnen und sich die Wolken verziehen [es war ein Tag mit Starkregen in Locarno, und das Anfang August, für den Abend war die Uraufführung auf der Piazza Grande geplant].

«Soziale Realität» – muss ich das als politischen Inhalt oder so ähnlich verstehen? Zum Beispiel, ja. Es wäre interessant von jemandem wie Ihnen – mit Ihrem Background, Ihren Möglichkeiten, Kontakten – eine Sicht auf Italiens gegenwärtige Probleme zu bekommen.

Die Familie, in der ich aufgewachsen bin, eine geschiedene Familie, ein Patchwork, ist eine soziale Realität Italiens. Das wollte ich zeigen. Ich bin nicht der Meinung, dass eine Familie eine Mutter und einen Vater bedingt, die unter einem Dach mit ihren Kindern zusammenleben. Für mich ist Familie dort, wo Liebe ist. Das ist meine Botschaft. Als Italien Silivo Berlusconi als Ministerpräsidenten hatte, meinten ausländische Beobachter, schlimmer gehe es nicht. Dann kam die heutige Situation, die möglicherweise schlechter ist [seit dem Gespräch hat die italienische Regierung, wieder einmal, gewechselt: auf ein Bündnis von Lega und Fünf-Sterne-Bewegung, also Rechtspopulisten und Protest-Populisten, folgte eines von Fünf Sterne und Soialdemokraten] – wäre es nicht interessant, als Kulturschaffende diese Entwicklungen zu kommentieren?

Ja, es ist schwierig, sich nicht dafür zu interessieren. Andererseits hat nicht bloss Italien solche Probleme, auch in Amerika läuft die Politik nicht rund, in Grossbritannien ebenfalls nicht. Ihr Schweizer habt, vielleicht als einzige, das Glück, in einer Blase zu leben, ihr bleibt von solchen Entwicklungen weitgehend verschont. Überall, oder fast überall, kommen populistische Kräfte an die Macht, populistische und reaktionäre Kräfte. Die Welt, so wie sie sich zurzeit entwickelt, macht mir Angst. Die Menschen, so sieht's aus, vergessen die Geschichte. Es ist heute angesagt, gegen Europa zu sein. Weshalb? Ich verstehe das nicht. Weshalb hatten wir in Westeuropa in den vergangenen siebzig Jahren denn keinen Krieg? Das hat doch auch mit Europa zu tun. Das ist jedenfalls meine Meinung. Aber fordern Sie mich nicht heraus, Sie können mich sonst nicht mehr bremsen.

Europäische Studiofilme spielen oft nicht mal die Kosten der Produktion ein. Sie sind eine reiche Frau – haben Sie für «Magari» aus Ihrer Tasche bezahlt?

Sie gehören zu einer Oberklasse-Familie, deren Mitglieder lange von sozial weniger gut gestellten Leuten bewundert wurden. Heute ist die, sagen wir, bildungsferne Schicht kritisch gegenüber der sogenannten Elite – spüren Sie das in Ihrem Alltag?

Ich hatte Filmproduzenten. Diese haben sich um die Finanzierung gekümmert. Der Film wurde also produziert, es war ein ganz normaler Prozess. Ich musste nichts dafür bezahlen, das hätte ich auch nicht getan, nebenbei erwähnt. Im Gegenteil, ich bekam ein Honorar für meine Arbeit als Regisseurin und Co-Autorin.

Die Mitglieder der Familie meines Vaters sind jüdisch – der Antisemitismus nimmt zu, auch in Italien. Davon abgesehen ist es aber im Augenblick von mir aus gesehen noch unklar, in welche Richtung sich das gesellschaftliche Klima entwickelt. Aber einen Backlash gegen die Reichen, gegen die Elite spüre ich nicht. Oder wenigstens noch nicht.

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Bilder: Francesca Fago

Soviel zum Prozess des Machens des Films . . .

Wirklich, Sie wurden nicht einmal als Geldsammlerin eingespannt?


Berühmtheit befragen  Story

mit Alba Rohrwacher; rdo Scarmacio, zweiter von rechts, Szenen einer Familie. Bild links: Ricca

, als Alma und also die Regisseurin Oro de Commarque, zweite von links

als Kind (auch Bild ganz rechts).

VIVA LA FAMIGLIA

Die Geschichte spielt in den Winterferien irgendwann in den 1980er Jahren, die die drei Geschwister nicht bei der Mutter, die schwanger ist von ihrem neuen Mann, im bürgelichen Heim in Paris verbringen, sondern beim Vater in Italien, in einem schicken Skiort. Es kommt anders: Der Vater, ein Möchtegern-Autor und knapp bei Kasse sowie unter Druck wegen eines Drehbuchs, mit dem er nicht vorankommt, fährt mit den Kindern und der neuen Assistentin / Freundin in ein Ferienhaus am Meer, wo es vermutlich schön wäre im Sommer. Der ältere Sohn ächzt unter der Last der selbstangenommenen Verantwortung gegenüber den Geschwistern. Der Jüngere, an Diabetes leidend, richtet allerlei Schaden an, vor allem an sich selbst. Und das kleine Mädchen/die Erzählerin (also die Regisseurin als Kind) weiss nicht, ob ihre Hauptsorge ihre Verliebtheit ist – in den Vater oder den Dorfjungen, der doppelt so alt ist wie sie – oder doch der Versuch, die Familie wieder zu vereinen. Nichts verläuft wie nicht geplant. Alles kommt aber letztlich gut. Die positive Energie, die von der Familie ausgeht, obsiegt. Das ist die eine Hälfte der Botschaft der Filmemacherin. Die andere: Familie ist dort, wo Liebe ist.

Mehr Bilder aus dem Film «Magari» von Ginevra Elkann; ab 23.

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November / Dezember

Januar 2020 in Schweizer Kinos.

WW Magazin 47


Aussenbetrachtung  Kulinarik

Illustration: MICHAEL PLEESZ

BEI DONALD SIND NOCH EIN PAAR ZIMMER FREI Wer zur ART BASEL MIAMI BEACH nach Südflorida fährt, entscheidet sich besser für ein zentraler gelegenes Hotel, doch für Golfer ist das «Trump National Doral Miami» ein prima Angebot. Das gesparte Geld kann man in KUNST investieren. Oder in IMMOBILIEN – die waren in Amerikas Sonnenstube lange nicht mehr so preiswert.

Text:

MICHAEL A. GOTTHELF

D

ie Art Basel Miami lockt in wenigen Wochen wieder Kunstliebhaber und ­ Sonnen­anbeter an die Südküste Floridas. G ­ rosse amerikanische Publikationen versorgen ihre ­Leser bereits mit Tipps, die den Besuch rund um die Kunstmesse abrunden sollen. Vor kurzem hat die New York Times Porträts diverser Stras­ senkünstler veröffentlicht, die in der G ­ egend um Wynwood, dem auf dem Festlandsockel lie­ genden Trendviertel, fast jede freie Mauer als «Leinwand» nutzten. Die in der Tat mitunter beindruckenden Bildkompositionen sind einen Besuch wert und lassen den Betrachter e­ rahnen, warum sich Miami als Welthauptstadt der Street Art bezeichnet. Und wer weiss, vielleicht ist dort gerade der nächste Bansky am Sprühen und die Werke, die er ­heute für ein paar ­Hände voll Dollars auch an die Wand eines Auftrag­ gebers m ­ alen würde, kosten eines nicht allzu ­fernen Tages einige Millionen. Eine gute halbe Autostunde weiter westwärts liegt das «Trump National Doral Miami», das vor wenigen Wochen in die Schlagzeilen geriet, als der amerikanische Präsident seinen Plan verkün­ digte, dort das nächst G-7-Treffen stattfinden zu lassen. Als das nicht einmal die Parteifreunde eine gute Idee fanden, wegen des zurzeit herrschenden Klimas, in dem der Präsident unter noch schärfe­ rer Beobachtung steht, zog der den Plan wieder zurück. Just in time für die Art Basel Miami hat

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Donald jetzt also noch Zimmer frei, wie das Hotel auf seiner Website annonciert. Besonders teuer ist ein Aufenthalt im 4-Sterne-Resort nicht: Ab 200 Dollar pro Nacht ist man dabei. Allerdings zieht es mit seinen fünf attraktiven Golfplätzen vor allem passionierte Sportler an. Ansonsten hat der Bau, der in einer nicht besonders attraktiven Gegend liegt und ständig von Flugzeugen, die in Miami starten und ­landen überflogen wird, nicht viel zu bieten. Besser ist man da beispielsweise im «Soho House» in ­Miami Beach aufgehoben. Die Dependance des L ­ ondoner Hauses wird wäh­ rend der Art Basel Miami von den vielleicht inte­ ressantesten Leuten bewohnt. Die Zimmer kosten mehr als das Doppelte als bei Donald, sind aber während der M ­ esse dennoch meist ausgebucht. Zumindest sollte man aber einmal im «Cecconi's» im «Soho House» dinieren, auch fürs people watching, das nebenbei über eine gute italienische Küche verfügt, und wo hervor­ ragende Negronis gemixt werden. Etwas ­weiter nördlich in Bal Harbor liegt das japanische Restaurant «Makoto». Hier kann man, mit ­etwas Glück, Beyonce beim Kampf mit den Stäbchen beobachten und darüber hinaus bietet es eine interessante japanische Speisekarte mit leicht südamerikanischem Einschlag. Noch weiter nördlich liegt das mittlerweile in «Hard Rock Stadium» umgetaufte Hauptquartier der Miami Dolphins, in dem am 2. Februar der Superball der National Football League ausgetra­ gen wird. Mindestens so spannend wie das Spiel dürfte dieses Mal das Pausenprogramm sein: Jennifer Lopez und Shakira haben ihr Kommen angekündigt. Die Dolphins werden ihnen sicher nicht die Schau stehlen. Sie wetteifern derzeit

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darum, das schlechteste Team der Liga zu sein. Bisher mit Erfolg. Noch haben sie kein einzi­ ges Spiel gewonnen. Einmal war es sehr knapp; den Washington Redskins unterlagen sie mit nur e­ inem Punkt Differenz. Für Euro­päer eine skurrile Vorstellung, dass Profi-Sportler fürs Verlieren bezahlt werden. Der Hintergrund ist ein taktischer: Nach Saisonende bekommt das jeweils schlechteste Team der Liga die besten Nachwuchsspieler aus dem College-Bereich vor der Konkurrenz angeboten – first pick heisst das, um so kommendes Jahr möglicherweise oben mitzumischen und vielleicht eine halbwegs aus­ geglichene Liga zu ermöglichen. Wer will, kann den Miami Dolphins beim Verlieren zuschauen: Für die Partie am 1. Dezember gegen die Phila­ delphia Eagles gibt’s noch jede Menge Tickets. Ende März ist dann dort Roger Federer mit sei­ nen Kollegen beim Miami Tennis Open zu Gast. Parallel zur Performance der Dolphins ­haben sich auch die Immobilienpreise in Miami nach unten entwickelt. Drew Epstein vom I mmobilienmakler «Century 21 King» in ­ Aventura spricht von e­inem Rückgang von über dreissig Prozent. Ferienwohnungen in guter Lage seien zurzeit schon ab 300 000 Dollar zu haben und, damit ist mittler­ weile fast wieder das Niedrig-Niveau der I mmobilienbaisse vor knapp zehn Jahren ­ erreicht. An einem bewölkten Tag kann sich, wer will, von ihm durch vornehme Hochhaus­ türme führen lassen und nach einer Wohnung jagen. Bevor man wieder in die Kunstwelt der Art Basel Miami eintaucht, die mit ihren zahl­ reichen Satellitenmessen vom 5. bis 8. Dezember für das Publikum offen ist.

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Auch ein Strassenbild kann schÜn sein: Ocean Drive, in der Nähe der Messehallen, wo bald die Art Basel Miami stattfindet.


Aussenbetrachtung  Wanderlust

Illustration: TOBY NEILAN

Für meine Chauffeuse Maybach war einmal ein grosser Name und stand für Luftschiff-Motoren sowie die besten deutschen Limousinen. Heute schmückt die Marke die höchstpositionierten Mercedes-Benz-Modelle. Bald kommt das erste SUV, wenn auch kaum zu uns. Text: MARK

VAN HUISSELING

W

Wie viel ist eine – vor langer Zeit grosse – Marke wert? Eine ganze Menge, wenn es sich bei der Marke um Maybach handelt und beim Besitzer der Marke um Mercedes-Benz respektive den Daimler-Konzern. Maybach? Löst keine Assoziation aus? Das deutsche Unternehmen, gegründet 1909 von Wilhelm Maybach und Ferdinand Graf von Zeppelin, baute zu Anfang seiner Geschichte Motoren für Luftschiffe. Später dann, nicht ganz freiwillig (Versailler Friedensvertrag), Lokomotivenmotoren sowie Seilwinden. Und vor allem Automobile, etwa ab 1930 den «Zeppelin», die grösste deutsche Limousine, angetrieben durch eine Zwölfzylindermaschine. Um genau zu sein: Ein «Automobil» war damals in dieser Klasse ein Fahrgestell mit Motor,

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«Realest Shit I Ever Wrote Chilling in my Maybach» (ungefähr «Meine echtesten Stücke schrieb ich,

Karrosserien dafür liessen Kunden von spezialisierten Unternehmen herstellen. 1960 übernahm Daimler-Benz die Maybach-­Motorenbau GmbH und ­benannte das Unternehmen in MTU Friedrichshafen um. Die MTU konzentrierte sich in der ­Folge auf die Produktion von Dieselmotoren, eine Produktion von Fahrzeugen wurde nicht wieder aufgenommen. Bis die Daimler-Chefs 2002 beschlossen, neue Autos mit dem a­ lten Markennamen Maybach wieder anzubieten. Und zwar am obersten Ende des Markts für Luxusautomobile – technisch basierten

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diese auf der von 1991 bis 1998 gebauten S-Klasse der Baureihe 140, genannt Mercedes­Benz 600. «Wie schon bei der Fertigung der früheren Staatskarossen soll der Manufaktur-Betrieb niemals auch nur in die Nähe wirtschaftlich positiver Ergebnisse gelangt und somit ein reiner Prestige-Betrieb gewesen sein», steht bei Wikipedia. Was Strahlkraft betrifft, waren die ab 2002 hergestellten Maybach-Modelle 57 und 62 ein Erfolg. Besonders amerikanischen Rappern hatten es die meist von Chauffeuren gefahrenen Limousinen angetan: «Realest Shit

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Wanderlust  Aussenbetrachtung

45 000 Fahrzeuge verkauft worden; zurzeit gibt es drei Limousinen-Modelle (S560, S560 4Matic und S650 für 173 700 bis 245 700 Franken in der Grundausstattung). Ab kommenden Sommer soll es ein weiteres Modell geben, und zwar erstmals ein SUV. Dieses wird auf dem M ­ ercedes GLS (580 4Matic) fussen. Viel mehr Informationen dazu dürfen zurzeit nicht verbreitet werden. Denn es hat bisher erst eine sogenannte sneak preview stattgefunden – dabei darf man das Auto ­a nschauen plus darin Platz nehmen, nachdem man sein Smartphone a ­ bgegeben hat, diese Aufzählung war abschliessend. Immerhin erlebt man zum Beispiel, wie flach sich die beiden Einzelsitze im Fond legen lassen

«Maybach ist immer schön, immer stilvoll», sagt der Maybach-Designer.

als ich mich in meinem Maybach ausruhte»): Rapper Rick Ross im Song «Maybach Music», 2009.

I Ever Wrote Chilling in my Maybach» (ungefähr «Meine echtesten Stücke schrieb ich, als ich mich in meinem Maybach ausruhte») dichtete etwa Rick Ross im Jahr 2009 in seinem Song «Maybach Music». Bloss reichte dieser Kundenkreis nicht aus, um eine Automarke längerfristig im Geschäft zu halten – nach zehn Jahren, in denen weniger als 1500 Exemplare hergestellt und verkauft wurden (Preise seinerzeit: ab 500 000 Franken für das günstigere respektive ab 550 000 für das ­teurere Modell), wurde die Produktion angehalten, der Name sollte nicht mehr genutzt werden.

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Es kam wieder anders: Seit Ende 2014 ist Mercedes-Maybach eine s­ogenannte E rgänzungsmarke von Mercedes-Benz. ­ ­«Ergänzungsmarke» tönt nicht glanzvoll. Weshalb die Mercedes-Kommunikationsabteilung Gegensteuer gibt – «erhabene Schönheit, höchste Ästhetik und Anmut. Das Flaggschiff, die S-Klasse von Mercedes­Maybach, steht für Exklusivität und Individualität. Mit ihm verschmilzt die Perfektion der Mercedes-Benz-S-Klasse mit der ­Exklusivität von Maybach». So steht es ­geschrieben in e iner Presse-Information. Bisher seien ­

November / Dezember

(43,5 Grad) beziehungsweise weitere Ausstattungsdetails, unter a­ nderem die Beduftung mit eigenem M ­ aybach-Duft sowie zwei ver­silberte, von Hand gefertigte Champagnerkelche. Den ­ M otor zu starten ist verboten, ­P reise oder geplante Stückzahlen erfährt man nicht. Dafür hatte man Gelegenheit, Gorden W ­ agener, Chief Design Officer von Daimler, zu treffen. Auf die Frage, was das Mercedes-Maybach-SUV von sports utility vehicles (SUV) der Konkurrenten ­Lamborghini (Urus), Bentley (Bentayga) respektive Rolls Royce (Cullinan) unterscheide, antwortete er: «Maybach ist immer schön, immer stilvoll.» In ungefähr sechs Monaten kann man selbst sehen, ob man diese Meinung teilt. Das heisst, falls man hierzulande ein MercedesMaybach-SUV zu sehen bekommt. Die meisten davon werden voraussichtlich in China und Russland unterwegs sein.

VON WEIT OBEN ZUR ERGÄNZUNGSMARKE Bisher wurden 45 000 Fahrzeuge der MaybachAusstattungsversionen verkauft; zurzeit gibt es drei Limousinen-Modelle (S560, S560 4Matic und S650 für 173 700 bis 245 700 Franken in der Grundausstattung). Ab zirka kommenden Sommer soll es ein weiteres Modell geben, und zwar erstmals ein SUV. Dieses wird wohl auf dem Mercedes GLS (580 4Matic) fussen.

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Anleitung  Arbiter Elegantiarum

DIE MEIERS

I

Nagellack von CHANEL, Fr. 33.–.

Kette von NINA KASTENS, ca. Fr. 440.–.

Hemdkleid von PALMER//HARDING, Fr. 495.– (bei Matchesfashion.com).

Vase «Sourire XS» von ENSOIE, Fr. 105.–.

Schuhe von THE ROW, Fr. 696.– (bei Mytheresa.com).

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Sophie, Anna und Eleonore Meiers Stil erinnert an den von Miuccia Prada. Die ist ein Stilwunder natürlich. Bloss täte manchmal, besonders wenn junge Leute diesen Look zeigen, ein Schuss ParfümerieVerkäuferinnen-Look, nicht bloss Parfümnamensgeberin, gut.

Der Vater war schon, pardon ist, Stil prägend. Die Mutter ebenso, wenn sie auch weniger auffiel als ihr Ehemann. Mit ihren drei Töchtern haben Dieter und Monique Meier sichergestellt, dass ihr guter Geschmack von der nächsten Generation weiterverbreitet wird. November / Dezember

In Grossbritannien spricht man von well bread, wenn's um edle Fohlen von ebensolchen Stuten/Hengsten geht beziehungs­weise Töchter aus guten Familien. ­Junge Frauen, die auf Cocktailpartys Sätze sagen wie: «Oh, I totally need a job – I think I'm going to edit Vogue.» (Ich sollte ­einen Job annehmen, ich denke, ich werde Vogue-Chefin.) Zürich ist nicht London, aber die Stadt hat immerhin die ­Familie Meier. Vater Dieter ist Künstler und Unternehmer, Mutter M ­ onique, aus Holland kommend, Ladenbetreiberin mit einer Nase für Immobiliengeschäfte – die Liegenschaft am Rennweg, in der sich das erste En Soie-Geschäft befindet, ­konnte sie seinerzeit für einen niedrigen Preis kaufen. Und dann, natürlich, die Töchter Sophie, Anna und Eleonore, die alle einen Job h ­ aben und nicht die Annabelle leiten wollen, so sieht's aus. Sie haben die Geschäfte der Mutter übernommen respektive treiben diese weiter voran; sie entwerfen dafür etwa sel­­ber Mode und Accessoires. Sohn Francis, 23, ist ein Student und Schauspieler nebenbei. Der Look der drei Töchter ­erinnert an den von Miuccia Prada, die zwar älter ist, aber ein Stilwunder ­immer noch. Sie beherrschen wie das Vorbild die Kunst, sich scheinbar ohne Anstrengung oder Mühe zu kleiden beziehungs­weise zurecht zu machen. Was, wie jede, die's schon mal versucht hat, weiss, besonders anstrengend und mühevoll ist. Wollte man streng urteilen, wäre noch zu erwähnen, dass Coolness zwar die Cousine von Sexyness sein kann, aber auch deren Feindin, wenn's denn zu cool sein soll. Mark van Huisseling

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Bild: David Biedert

WEIT DAS KLEID, FLACH DER SCHUH

Moderedaktion: WW-FASHION-TEAM


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WW MAGAZIN

Nr.1

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WW MAGAZIN Nr. 4 NOVEMBER / DEZEMBER 2019

Uhren 1

WER WIE VOM GRAUMARKT PROFITIERT

Uhren 2

DAS GROSSE GESCHÄFT MIT GEBRAUCHTEN

SEHNSUCHTSORTE

MIAMI ZERMATT

DENK MAL

Ist Ai Weiwei noch Künstler oder schon Intellektueller? Ihm egal, sagt er beim Tee in Cambridge. Hauptsache, er gehöre zum «denkenden Team»


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