WW Magazin No. 1/17

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WW MAGAZIN Nr. 1 APRIL / MAI 2017

ROBERTA BENTELER Die Queen des Londoner Street-Styles ist – eine Deutsche

BAUME & MERCIER Was die Schweizer Traditionsuhren ausmacht

CONDÉ NAST Der Verlag, der die Welt schön beschreibt

BASTIAN BAKER

Der Musiker aus Lausanne hat Erfolg, Stil und Groupies; jetzt will er mit seinem internationalen Pop auch im Ausland gehört und gesehen werden – wie das gehen soll, sagt er uns






Innenbetrachtung  Editorial

Illustration:

Beni Haslimeier

die es seit mehr als ­achtzig Jahren gibt –, und die ­Lebensdauer von ­Beilagen wird in ­Hundejahren ­­­­­­gemessen: Ein Jahr ihres L ­ ebens entspricht zirka sieben J­ahren einer eigenständigen Zeitschrift. So gesehen, w ­ ürden wir demnächst ins ­Rentenalter übertreten . . . Das ist aber ­keinesfalls unsere Absicht. ­Damit wir weiter im b ­ eruflich ­aktiven ­Lebensabschnitt ­bleiben, b ­ ewerben wir uns weiterhin um das ­Interesse Dieses Heft ist die ­fünfzigste ­unserer ­Leser sowie um das Ausgabe des WW-­Magazins, ­Vertrauen ­unserer Anzeigender Stil-­Beilage der W ­ eltwoche. kunden. ­Beiden d ­ anke ich an Gemessen an ­Titeln des dieser Stelle für ihre Zeit Condé-Nast-­Verlags – V ­ ogue, und ihre ­Investitionen bis hierVanity Fair oder New ­Yorker her. Wir geben auch in Zu–, über den wir in d ­ ieser kunft unser B ­ estes, um mit ­Ausgabe ­schreiben, ist ­unser ­unserer Form und ­unseren im Jahr neun s­ einer ­Inhalten zu gefallen, zu u ­ nter­Geschichte ­stehendes Heft halten und, ab und zu, ein ­natürlich noch ein spring ­bisschen ­aufzufallen oder sogar chicken. Andererseits: Das ­aufzuregen. ­WW-Magazin ist eine Beilage – einer Zeitschrift übrigens, 6  WW Magazin

April / Mai

Nr. 1 2017


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Innenbetrachtung  Mitarbeiter dieser Ausgabe

1) DELIA LENOIR

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2) NUBYA

Die Schweizer Sängerin ­­­­­leitete ihren Künstlernamen von den ­Nubiern ab, einem Volk aus ­Ägypten. Ihr Vater ist aus ­Nigeria, ihre Mutter aus B ­ asel. Kurze Zeit lebte die ­Familie in Nigeria, ­bevor die Mutter mit der zweijährigen Tochter z ­ urück nach Basel zog; ­Nubya hat fünf Halbschwestern und e­ inen Halbbruder. Bisher hat sie fünf ­Alben veröffentlicht sowie zahlreiche Singles. Sie bat darum, ihren richtigen N ­ amen nicht zu veröffentlichen. Diesen Wunsch erfüllen wir ihr gern, denn sie hat uns auch e­ inen Wunsch erfüllt – und ihre ­E-Bike-Erfahrungen aufgeschrieben. Seite 50.

DELIA LENOIR , NUBYA , YVONNE WIGGER , HEINZ JULEN UND TOBIAS MOORSTEDT 1)

2)

3)

4)

5)

3) YVONNE WIGGER

Eigentlich könnten wir s­ chreiben «eine alte ­Bekannte», was aber ­ uncharmant wäre, ist ­unsere Mode-­ autorin doch eine der Jüngsten im Team. Eine B ­ ekannte aber ist Yvonne – in j­eder Ausgabe ist sie wenigstens verantwortlich für die Fashion-Trend-­ReportSeiten. Dieses Mal hat sie zudem eine ­grosse G ­ eschichte geschrieben – über R ­ oberta ­Benteler, eine Deutsche in London, die es K ­ äuferinnen mit ihrem Unternehmen ­Avenue 32 ermöglicht, Mode von frischen ­Designern b ­ estellen zu können, auch wenn die ­Entwürfe der Jungtalente erst in wenigen ­­­Geschäften erhältlich sind. Seite 32.

8  WW Magazin

Unser Autor, 52, v ­ erheiratet und Vater zweier kleiner ­K inder, ist Unternehmer ­sowie Künstler. Was er zudem ist: wahrscheinlich der Z ­ ermatter mit der stärksten Ausstrahlung über den Dorfrand hinaus. Er entwirft, realisiert, betreibt oder verkauft Möbel, Innen­ einrichtungen, Wohnungen, ­Häuser und Hotels. Manchmal fällt er a ­ nderen Z ­ ermattern, oder ­a nderen Leuten generell, auf die Nerven. Weil er sagt, was er findet. Er findet zwar vieles gut, aber nicht alles. Und das sagt r­ espektive schreibt er auch in seiner K ­ olumne über das Einrichten und Bauen. ­Seite 14.

5

3

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5) TOBIAS MOORSTEDT

Vergangenes Jahr b ­ eschrieb unser Mitarbeiter das G ­ eschäftsmodell der Filmproduktionsund ­Distributionsfirma ­Netflix – das Fernsehen der Neuzeit ­sozusagen. Für ­d iese ­Ausgabe ­b efasste sich der deutsche ­Journalist, der in M ­ ünchen ­arbeitet, mit Condé Nast, ­einem Verlag der Gegenwart oder s­ ogar der Vergangenheit, k ­ önnte man meinen. Stimmt aber nicht. Das Unternehmen, in dem Zeitschriften wie New Yorker, Vanity Fair, GQ oder, natürlich, Vogue ­erscheinen, hat nicht bloss eine g ­ rosse Vergangenheit, es ist auch gut aufgestellt für die Zukunft, findet unser Autor. Denn: Je schwieriger die Zeiten, desto grösser das ­Bedürfnis nach Publikationen, die die scheinbar ­k leinen und unwichtigen ­Dinge im Leben schön darstellen und kompetent beschreiben. ­Seite 38.

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Bilder: Gregor Hohenberg, Agi Simoes, Frank Stolle

Zu gutem Stil gehört ­schönes Wohnen. Also gehört in eine ­Stil-Ausgabe auch ein Blick auf Neuheiten für das Haus, die Wohnung und den G ­ arten. Mit a­ nderen Worten: ein A ­ uftrag für ­unsere Interior- und ­Designkennerin. Sie ist in die Warenwelt eingetaucht und hat Stücke für drinnen und draussen gefunden, die Sie sich genauer ansehen sollten. Seite 22.

4) HEINZ JULEN


Aventus

The fragrance for men

250 years of excellence


Innenbetrachtung  Inhaltsverzeichnis

WW Magazin Nr. 1    IN H A LT HOCH DAS BEIN, MIT BASTIAN BAKER

Sänger, ­Songschreiber, ­Popstar chez nous, ­Markenbotschafter von Hugo Boss – alle ­Kleidungsstücke auf diesem Bild sind von der ­deutschen Modemarke – und Omega . . . und seit neuestem auch WWPersönlichkeit. Für den 25-­Jährigen aus ­Lausanne läuft's rund. WAS UND WIE ER SINGT, weiss man schon, wenn man ihn mag: ­POPMUSIK MIT Gut ­geschrieben, besser produziert, bestens ­vorgetragen («man muss es ­­gesehen haben», sagt er über seine Show). Was er sonst noch sagt, ab Seite

24 10  WW Magazin

In einer ­Umkleidekabine des TommyHilfiger-­Ladens in Zürich, 30. September 2016.

Titelbild und Bild auf dieser Seite: Dan Cermak

ENGLISCHEN ­T EXTEN, meistens.

April / Mai

Nr. 1 2017


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Innenbetrachtung  Inhaltsverzeichnis

I N H A LT

WW Magazin Nr. 1 DIE LIEBEN KOLLEGEN

CONTRIBUTORS

Mitarbeiter dieser Ausgabe SEITE 8

KOLUMNEN

MEIN BAUSTIL

von Heinz Julen SEITE 14 KUNST

von Andreas Ritter SEITE 16 KULINARIK

von Sarah Stutte SEITE 48

DIE CONDÉ-NAST-STORY

Die Geschichte des VERLAGS , der die Welt SCHÖN BESCHREIBT . SEITE 38

RUBRIKEN, GESCHICHTEN

BRIEFING

Die Erfindung des Stils SEITE 18

TREND-REPORTE

KÖNIGIN DER AVENUE

Roberta Benteler hat Erfolg als Unternehmerin in London und ist zudem stilprägend

WANDERLUST

von Nubya SEITE 50

SEITE 32

ANLEITUNG ACCESSOIRES

Bilder: Getty Images, Pieter Van Eenoge, Andi Meier

SEITE 20

Nick Foulkes

MODE

SEITE 21

SEITE 52

EINRICHTUNGSSTÜCKE

SEITE 23

SERVICE ERINNERUNGEN

HUNN GARTENMÖBEL

Was die Uhren der Traditionsmarke Baume & Mercier ausmacht

SEITE 22

SEITE 44

SPEZIAL-REPORT

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April / Mai

BEZUGSQUELLEN

SEITE 53 IMPRESSUM

SEITE 53

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360° EVENT SAAL

Gala Dinner

Präsentationen

Weihnachtsfeiern

Firmenanlässe

Jubiläum

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EVENT LOCATION MIT EINZIGARTIGER 360° PROJEKTION Der AURA Event Saal, direkt am Paradeplatz in Zürich, setzt neue Massstäbe und ermöglicht Ihren Gästen in eine atemberaubende Event Welt einzutauchen. «Jeder Kunde kann seinem Anlass seine eigene Handschrift geben. Bestehende Bilder oder Videos von Kunden wie auch spezifisch für einen Event produziertes Material oder Sujets aus unserer AURA Bibliothek lassen sich in eine einzigartige Präsentation verwandeln.» so CEO, Philippe Haussener. Die enorme Grösse der 360° Projektion bietet völlig neue Möglichkeiten Präsentationen zu gestalten oder einem Gala Dinner ein Thema zu geben. 8 Hochleistungsprojektoren garantieren eine lückenlose Rundumsicht. Animierte Welten, eigen designte Intros oder aussergewöhnliche Präsentationen begeistern die Gäste. HERVORRAGENDE TECHNISCHE INFRASTRUKTUR Durch modernste technische Möglichkeiten im Event Saal steht der Umsetzung von Shows mit hochkarätigen Künstlern und Musikern nichts im Wege. Das Technik Team vom AURA berät individuell und geht auf alle Wünsche ein.

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«Eher ein städtischer Betrieb»: Heinz Julen über sein «Backstage»Hotel in Zermatt.


Baustil  Aussenbetrachtung

Illustration: ÉDITH CARRON

EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN

Unser Kolumnist ist ein kreativer ARCHITEKT und DESIGNER. Was er hat, sind IDEEN; was er nicht hat, sind DIPLOME und BEDENKEN. Im ­Grunde ist er KÜNSTLER und UNTERNEHMER. Was schwierig zu erlernen ist durch eine klassische Ausbildung. Leichter geht's, wie er's gemacht hat: während des ­Arbeitens. Seine Werke in Zermatt und anderswo kommen an – nicht bei allen, natürlich.

Text:

HEINZ JULEN

W

as meine Architektur anders macht, wurde ich kürzlich gefragt. Nun, in ­erster Linie bin ich Künstler. Ein Freigeist. Diese Sicht auf die Dinge spiegelt sich in a ­ llem wider, was ich tue. Ich bin kein ausgebildeter Architekt, deshalb liegt mein Augenmerk klar auf der Raumgestaltung und auf den ­Möbeln, die ich selbst entwerfe. Meine Ideen ­entstehen aus der Arbeit heraus. Ich v ­ ersuche immer, eine Geschichte zu erzählen. Ich habe also ein Projekt im Kopf, fange an zu zeichnen, und dann entsteht eine ganze Welt. Es ist mehr ein spielerisches Umgehen mit Kreativität als eine krampfhafte Suche danach. Wenn ich ­plane, bin ich in einer Art Traumzustand, es gibt nichts, was es nicht gibt. Später, in der Umsetzung, muss es n ­ atürlich ­realistisch und machbar sein, doch davor bin ich frei. Schon als kleiner Junge baute ich mir ­meine ­eigene Welt zusammen, k ­ reierte die Umgebung, in der ich mich selbst am liebsten aufhielt. Die ­g rösste Herausforderung besteht für mich ­heute ­darin, Orte zu erschaffen, an ­denen sich a ­ ndere Menschen genauso wohlfühlen wie ich. Getreu dem Motto: «Mein Haus ist dein Haus», wohne ich mit meiner Familie in der obersten Etage ­unseres «Backstage»-­Hotels in Zermatt und wünsche mir, dass sich ­unsere Gäste hier ebenfalls zu Hause fühlen. Denn ihre Zeit ist wertvoll. Deshalb ist es mir wichtig, den Moment zu inszenieren, unvergessliche Augenblicke zu erzeugen, die den Gästen lange im Gedächtnis haften bleiben. Ich bin nicht der typische H ­ otelier, der mit seinen Gästen Ski fährt. Bei mir drückt sich die Bindung zum einzelnen Gast vor allem durch dasselbe erlebbare Gefühl aus, wenn man die Räume

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meines Hotels betritt oder die Appartements, Chalets, Lofts und Restaurants in der ­näheren Umgebung, die ich auch gestaltet habe. Dadurch bin ich für den Gast greifbar. Wenn ich d ­ ieses Gefühl transportieren kann, habe ich mein Ziel erreicht. Das «Backstage» ist kein konventionelles Feriendestinationshotel, in das man mit Sack und Pack anreist und wo man vierzehn Tage bleibt. Es liegt mitten im Zentrum, ist also quasi ein städtischer Betrieb. So kann man die Bergkulisse mit freiem Blick auf das M ­ atterhorn geniessen, ist aber gleichzeitig noch am Puls des Geschehens. Unser Publikum ist jung und urban, kunst- und kulturinteressiert, gerne unter Menschen, im Ausgang oder am Shoppen. Genau diese Interessen decken wir mit ­einem eigenen Kino, einer Konzertbühne, einer zeitgenössischen Kunstgalerie, einem grosszügigen Wellnessbereich, drei verschiedenen Gastronomiebetrieben – unter anderem ­unserem mehrfach ausgezeichneten Restaurant «After Seven», in dem in den Wintermonaten Sternekoch Ivo Adam hinter dem Herd steht – und zwanzig Zimmern ab. Wir wollten ganz b ­ ewusst nicht das typische Bergdorfhotel-Bild bedienen, mit Schafen, Ziegen und G ­ eranien im Garten. Natürlich spricht das auch ein spezielles Zielpublikum an und weckt gewisse E ­ motionen. Wir wollten aber a ­ ndere ­Emotionen wecken. Doch egal, welche Gefühle auch immer man hervorrufen ­möchte, wichtig ist, dass etwas echt ist. Ich bin kein Freund von Imitationen, von verlogenen Neubauten, die aussehen, als seien sie 3 ­ 00 J­ ahre alte Kuhställe. Mit Traditionen setze ich mich durch die Auswahl der Materialien auseinander, die ich für meine Möbel, Lampen und Skulpturen verwende, Altholz etwa oder N ­ aturstein. Ich inszeniere dabei aber alles immer so, dass der Gast merkt, dass hier mit Elementen ­gearbeitet wurde, die in einen zeitgenössischen Bau integriert wurden. So gelingt es mir, eine Spannung

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zwischen Tradition, Gegenwart und Zukunft aufzubauen. Überhaupt, finde ich, sollten wir, gerade in der Schweizer Hotellerie, viel mehr Wert auf gute Materialien legen. Diese müssen nicht ­u nbedingt edel, doch mit Bedacht ausgewählt und schön verarbeitet sein. Jürg Schmid, ­Direktor von Schweiz Tourismus, machte vor drei Jahren einmal den Slogan und die daraus resultierende Aktion «Weg mit den Plastikstühlen» populär. Ich bin da völlig seiner Meinung. Plastikstühle in Hotels und B ­ erghütten h ­ aben so einen angestaubten 70er-­Jahre-Groove. ­Viele Schweizer Hotels stammen ­jedoch noch aus jener Zeit, und die nächsten Erbgenerationen beliessen es dabei. Man zog also lieber Geld heraus, als etwas in sie zu investieren. Doch die Welt dreht sich weiter, und auch das Publikum verändert sich. Wenn andere Hotels andere Möglichkeiten aufzeigen und damit auch noch Erfolg haben, ist der Druck gross. Das ist hart, aber soll auch so sein. Denn schliesslich stehen wir in der Schweiz in einem globalen Kampf um Gäste. Wir müssen uns mit Frankreich, Deutschland, Österreich, Italien und Nordamerika messen. Doch zum Glück haben wir hierzulande auch wirklich fantas­ tische, visionäre Projekte und müssen uns nicht verstecken.

HEINZ JULEN, 52, ist Künstler und einer der kreativeren unter den ­A rchitekten und Designern in der Schweiz. Ihm g ­ ehört das Vier-Sterne-«Backstage»-Hotel in Zermatt und das Veranstaltungslokal «Vernissage» im ­gleichen G ­ ebäude, wo 2007 das heute erfolgreiche ­Musikfestival ­Zermatt ­Unplugged entstand. Er gestaltete z ­ ahlreiche a­ ndere Restaurants und Häuser, er entwirft auch ­Möbel selber und lässt sie im eigenen Produktionsbetrieb ­herstellen. Mit seiner Frau und zwei Kindern lebt er in Zermatt, im Hotel. (www.heinzjulen.com)

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Aussenbetrachtung  Kunstkolumne

«ES IST MEIN KUNSTWERK – ICH HAB'S NICHT GEMACHT»

Der BEGRIFF ist alt, die BEDEUTUNG neu: FAKE ART. Eine Fälschung zwar, aber eine ­der anderen Art – wenn dem Künstler der Sammler nicht mehr passt. Klingt absurd. Ist es auch, findet unser Autor, ein auf Rechtsfragen, die Kunst betreffend, spezialisierter Anwalt. Künstler RICHARD PRINCE sieht's anders. Er verbietet die Abbildung seines nebenstehenden Bilds – weil es sich dabei nicht mehr um seines handle.

ANDREAS RITTER

M

it der Wahl von Donald John Trump zum US-Präsidenten sind in Amerika schwierige Zeiten angebrochen – auch für Künstler und Kunstliebhaber. Ich bin skeptisch, dass die ­positiven Signale an den Kunstmarkt, die durch mögliche Steuererleichterungen für ­vermögende Privatpersonen vorerst ausgesendet wurden, tatsächlich nachhaltig sein werden. Trump verkörpert das Gegenteil dessen, wofür eine ­elitäre, gebildete und liberale Sammlerschaft steht. Und er dürfte sich als Albtraum für K ­ unstschaffende erweisen. Denn spätestens nachdem er der von seinem Vorgänger entwickelten Gesundheitsreform Obamacare den Garaus gemacht hat, wird er sich auch die Kunstförderung vorknöpfen – wozu Geld für Kunst ausgeben, wenn man d ­ amit Raketen bauen kann? Während sich also @therealdonaldtrump in seiner unmöglichen Manier offenbar in einer Art kunstfreien Zone bewegt, ist seine Tochter Ivanka bis anhin als Sammlerin zeitgenössischer sogenannter Trophäenkunst, also Kunst von den gerade angesagtesten Künstlern, in New York aktiv unterwegs: Unentwegt p ­ ostet sie auf Social-Media-Kanälen Bilder von sich zu ­Hause, umgeben mit den hot shots des a ­ ktuellen ­amerikanischen Kunstschaffens wie ­Christopher Wool, Wade Guyton, Dan Colen oder Nate ­L owman. Ganz wie beim Vater auch eine Form von übersteigerter Selbstdarstellung, aber immerhin eine unter Einbezug meist ­guter Kunst. In einem Umfeld wie der Welt von I­ vanka Trump präsent zu sein, gefällt nun aber plötzlich Künstlern so gar nicht mehr – und sie ­beginnen, sich zu distanzieren. Doch wie ist das öffentlichkeitswirksam am besten zu tun? Der arrivierte US-Künstler Richard Prince, der

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für sich gerne in Anspruch nimmt, den Kurznachrichtendienst Twitter erfunden zu h ­ aben, schlägt nun zurück. Und zwar mit einer Begründung, die in ihrer Irrationalität an die Argumentation von Donald Trump anknüpft: Im Jahr 2014 schuf Prince als Auftragswerk ein Instagram-Porträt von Ivanka Trump und verkaufte es danach über seinen Galeristen Larry Gagosian an die heutige First Daughter. Am ­11.  Januar 2017 dann twitterte Prince u ­ nter Verweis auf dieses Werk: «Das ist nicht mein Werk (Ivankas Bild). Ich habe es nicht geschaffen. Ich widerrufe meine Urheberschaft. Das ist ‹Fake Art›». Zwei Tage später legte er noch ein Brikett nach und twitterte: «I am not ­after attention or publicity . . . I made the art. And I can unmake the art». (Etwa: «Es geht mir nicht um Aufmerksamkeit, ich habe das Kunstwerk geschaffen und ich kann es ­ungeschehen machen.») In der Folge ­retournierte er über ­einen Vermittler den seinerzeitigen Kaufpreis an Ivanka. Dem Werk von Prince wird also über Nacht die Urheberschaft aberkannt. Wird es damit zu einer blossen bemalten, beziehungsweise b ­ edruckten Leinwand ohne Wert? Aus juristischer Sicht ist die Sachlage klar: Ein Künstler, der ein von ihm geschaffenes Werk verkauft, begibt sich der meisten der mit dem Werk verbundenen Rechte. Ü ­ brig bleibt ihm ein Kernbereich der sogenannten Urheber­ persönlichkeitsrechte. Er kann sich ­ gegen die Entstellung seines Werks (beispielsweise bei einer Ausstellung in einem unzumutbaren Rahmen) zur Wehr setzen oder gegen die Zerstörung seines Werkes. Aber er kann ­sicher nicht nach Gutdünken einem Werk, d ­ essen Eigen­ tümerschaft ihm nicht (mehr) passt, einfach die Urheberschaft aberkennen. Das würde man jedenfalls denken. Und doch geschieht im Markt seit einigen Jahren allzu oft genau dies: Es gibt mittlerweile zahl­ reiche Künstlerinnen und Künstler, die sich mit dem Urheberrecht an von ihnen geschaffenen

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Werken gegen deren Vermarktung zur Wehr setzen: Der Amerikanerin Cady Noland etwa ­gefiel der Kontext einer Ausstellung eines ­ihrer Werke nicht, oder sie bemängelte eine notwendig g ­ ewordene Restaurierung. Flugs verbot sie dem A ­ ussteller, Fotografien ihres Werks ­anzufertigen, oder w ­ iderrief gleich die Urheberschaft am Werk selbst. Der Fotokünstler Richard ­ Avedon verschenkte zu Lebzeiten Fotografien, der Nachlass des Künstlers setzte sich Jahre später gegen einen Auktionsverkauf der Fotos erfolgreich zur Wehr, mit der Argumentation, ­geschenkte W ­ erke seien nicht zum Weiterverkauf bestimmt. Und der Künstler Glenn Ligon wehrte sich plötzlich gegen einen ­Auktionsverkauf von Zeichnungen aus seinem Frühwerk, weil sie ihm nicht mehr gefielen. Immer stehen die Eigentümer des Werkes plötzlich im Abseits; hatten sie noch gestern eine Ligon-Zeichnung, eine ­Avedon-Fotografie oder eine Noland-Skulptur, so hat sich der Wert d ­ ieser authentischen Werke über Nacht in Schall und Rauch aufgelöst. Das kann nicht sein, und die Marktteilnehmer, insbesondere die A ­ uktionshäuser, täten gut daran, dieser seltsamen Marktentwicklung Einhalt zu gebieten. Oder lassen wir Fake Art tatsächlich zu und überlassen alles dem Markt? Chaos statt Ordnung, genau so, wie es dem Trump-­Regime ­beliebt? Das Ivanka-Trump-Werk von Richard Prince wird auf einer Auktion heute ­vermutlich ein Mehrfaches einspielen, als wenn der ­Künstler sich nicht eingeschaltet und das Bild für u ­ necht erklärt hätte. Wahrscheinlich ging also der Schuss nach hinten los. Der Umgang mit der Familie Trump ist wirklich kein einfacher.

ANDREAS RITTER ist Rechtsanwalt für Kunstrecht. Der 52-Jährige führt ­gemeinsam mit Sibylle Loyrette die Kanzlei Ritter & ­ P ­ artner Rechtsanwälte in Zürich.

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Bild: Twitter, Richard Prince

Text:


POSTSKRIPTUM

Auf routinemässige Anfrage des WW-Magazins hat das Studio Richard Prince die Freigabe des Bildes verweigert. Eine Freigabe ist indessen gar nicht nötig, weil Richard Prince die Urheberschaft am Werk öffentlich widerrufen hat – und im Übrigen juristisch zu argumentieren wäre, dass dem Bild überhaupt kein Urheberrechtsschutz zukommt.


Aussenbetrachtung  Stilprägung

Redaktion: SARAH STUTTE  Illustration: BENI HASLIMEIER

Briefing DIE ERFINDUNG DES STILS AM ANFANG WAR – DER STIFT

JOSÉPHINE DE BEAUHARNAIS

Seit dem 15. Jahrhundert ist das Wort Stil auch in der deutschen Sprache ein Begriff. Ursprünglich stammt es aus dem Lateinischen: «stilus» meint ein Schreibgerät oder einen Griffel. ­Damals konnte man an einem Schriftstück ­erkennen, mit welchem «Werkzeug» ­jemand etwas geschrieben hatte.

Ursprünglich von der Karibikinsel ­Martinique stammend, zog die Adlige nach Paris und gab ihr Geld für Kleidung und ­rauschende ­Partys aus. Sie lernte ­Napoleon kennen, ehelichte ihn und führte ihn in die ­Pariser Oberschicht ein. 1804 k ­ rönte er sie zum Dank zur Kaiserin. Als sie ihm jedoch keinen Sohn schenkte, liess er sich zwei Jahre ­später von ihr scheiden. Nach dem vielleicht zermürbendsten Rosenkrieg aller Zeiten verbrachte Joséphine ihren Lebens­ abend auf Schloss Malmaison, das ihr ­Napoleon vermacht hatte.

OSCAR WILDE

* Sachverständiger in Fragen des guten Geschmacks

1854 in Dublin geboren, liess sich der irische ­Schriftsteller nach seinem Studium in London nieder. Er gehörte zu den ­umstrittensten Dichtern der frühen Moderne, wozu auch sein damals als extravagant angesehener Lebens- und Kleidungsstil beitrug. ­Letzterer ­zeichnete sich durch samtene Kniehosen, ­Jacketts mit breiten Armaufschlägen, Pelze, Seidenschleifen und edlen Schmuck aus. E ­ benso wie Beau Brummell a ­ ssoziierte man ­ Oscar Wilde deshalb mit dem Dandytum, was sich auch in s­ einem einzigen ­Roman «Das Bildnis des Dorian Gray» zeigt. Wilde starb mit 46 Jahren verarmt in ­Paris. Zwei Jahre Gefängnis und Zwangsarbeit wegen h ­ omosexueller Handlungen ­hatten ihn stark geschwächt – und schliesslich umgebracht.

Sie spielte in ­ M ichelangelo A ntonionis «Blow Up» und ­ übernahm den Sprechgesangs-/ Stöhnpart in Serge Gainsbourgs Skandalhit «Je t'aime . . . moi non plus», der eigentlich für ­Brigitte ­Bardot vorgesehen war. Nicht nur künstlerisch prägte die gebürtige Britin ihre Zeit mit. 1984 b ­ rachte das Pariser Modehaus Hermès eine extra für sie (und nach ihren Skizzen) e­ ntworfene Handtasche heraus. Dies, nachdem der damalige Chef auf e­ inem Langstreckenflug ­neben La ­Birkin sass und sie ihm ­erklärt h ­ atte, wie eine Tasche, die jede Frau lieben w ­ ürde, sein soll – die ­luxuriöse, aus Krokodilleder g ­ efertigte «Birkin Bag», ging in die Modegeschichte ein. LORD BYRON

CRISTÓBAL BALENCIAGA

COCO CHANEL

Ob meistverkauftes Parfüm der Welt, Chanel N°5, oder der Da-­ menmoden-­Klassiker, das «kleine Schwarze» – sie ­beeinflusste wie keine Zweite die Mode ihres Jahrhunderts. Dabei wurde die Französin Gabrielle Chanel, genannt

Coco, 1883 in ä ­ rmliche Verhältnisse geboren. Doch sie lernte früh die Disziplin, die sich später auszahlen ­sollte. 1910, mit 27 Jahren, gründete sie ihre e­ rste Boutique in Paris und l­ egte damit den Grundstein für ihr Modeimperium.

ELEANOR LAMBERT

Sie hat die amerikanische Mode auf Kurs gebracht, als diese weltweit noch keinen (oder einen schlechten) Ruf hatte. Dazu erfand die Tochter eines Zirkusconférenciers 1940 die «International Best Dressed List» (die seit dreizehn Jahren in der Vanity Fair publiziert wird). Zudem organisierte sie während des Zweiten Weltkriegs die erste Fashion Week in New York und gründete den Council of ­Fashion Designers of America, dessen jährlich vergebener Fashion Award ­heute als Oscar der Modewelt gilt.

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Der spanische Modeschöpfer gründete 1937 das nach ihm ­b enannte Modehaus und ent­ wickelte in den fünfziger Jahren die I-Linie: gerade und untailliert. Auch sonst war die Mode des Perfektionisten reduziert, so sorgten beispielsweise seine Kimonoärmel für mehr Bewegungsfreiheit. Später berühmt gewordene Modeschöpfer wie Hubert de ­Givenchy oder Oscar de la Renta erlernten ihr Handwerk bei ihm. Er b ­ eeinflusste zudem andere D ­ esigner wie Christian Dior, der ihn zeit­ lebens verehrte.

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Der Londoner Dichter ­ G eorge G ordon Byron oder kurz: Lord ­ ­Byron, gilt als Dandy, war aber kein typischer. In der ­ R egency-Zeit trugen Dandys kunstvoll gebundene, gestärkte Halsbinden, die ihren Trägern Würde verliehen. ­B yron dagegen galt als Rebell, weil er sein Hemd gerne offen oder das Halstuch u ­ ngebunden liess und ­extravagante Kleidung liebte. Der Abenteurer schuf mit dem ­«Byronic Hero» auch ­seinen eigenen Stil in der L ­ iteratur: Sein romantischer Held ist ein Aussenseiter, der nicht die Gesellschaft ­verändern, sondern nur s­eine e ­ igenen Bedürfnisse ­befriedigt ­sehen will.

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Quellen: Wikipedia, Gentleman-Blog, Tagesanzeiger, Historical Costumes, Dandys, Welt der Mode, Fembio, Welt, Journal 21, Was war wann, Vogue, Who’s Who, Bücher Wiki, FAZ

JANE BIRKIN


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4 ½ und 5 ½ Zi. Terrassen-Eigentumswohnungen in 8135 Langnau am Albis Michael Knecht Tel. 044 804 34 34 www.bellesterrasses.ch

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4 ½ - 5 ½ Zi. Eigentumswohnungen in 8127 Forch-Maur Ramona Schiesser Tel. 044 316 13 21 www.amena-forch.ch

5 ½ Zi. Einfamilienhäuser in 8603 Schwerzenbach Christina Peter Tel. 044 316 13 02 www.3cosyhomes.ch

7 ½ Zi. Atrium- und 5 ½ Zi. Reihen-EFH in 8302 Kloten Kevin Braunwalder Tel. 043 255 88 88 www.soonbylepa.ch

4 ½ Zi. Eigentumswohnungen in 8143 Stallikon Christina Peter Tel. 044 316 13 02 www.zuerikon.ch

5 ½ - 6 ½ Zi. Terrassenwohnungen in 8102 Oberengstringen Christina Peter Tel. 044 316 13 02 www.soonbylepa.ch

3 und 4 ½ Zi. Mietwohnungen in 8706 Meilen Ramona Schiesser Tel. 044 316 13 21 www.haltenstrasse.ch

6 ½ Zi. Einfamilienhaus in 8192 Zweidlen-Station weidlen-Station 14 Häuser verkauft ! leider alle Sorry, es sindChristina Peter Tel. 044 316 13 02 www.terraverde-zweidlen.ch

4 ½ Zi. Eigentumswohnungen in 8181 Höri Ramona Schiesser Tel. 044 316 13 21 www.lilie-hoeri.ch

5 ½ Zi. Einfamilienhäuser in 8476 Unterstammheim Rolf Flacher Tel. 052 338 07 09 www.heerenweg.ch

3 ½ - 5 ½ Zi. Eigentumswohnungen in 8493 Saland Paul Späni Tel. 052 338 07 09 www.soonbylepa.ch

5 ½ Zi. Einfamilienhäuser in 8453 Alten b. Andelfingen Paul Späni Tel. 052 338 07 09 www.vecciacasa.ch

4 ½ Zi. Terrassenwohnung in 8610 Uster Christina Peter Tel. 044 316 13 02 www.schwizerberg.ch

Haben Sie ein Grundstück auf dem Immobilienträume verwirklicht werden können? Melden Sie sich bei unserem Chef

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Wir nehmen an den folgenden Immobilienmessen teil: Eigenheimmesse Schweiz in Zürich 7. - 10. Sept. 2017, Messe Zürich, Halle 6

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Stand März 2017

VISU

NEU


Aussenbetrachtung  Opener

Redaktion: YVONNE WIGGER

WW Magazin Nr. 1    T R EN D-R EPORT Bag Lady – FERNANDA LY liebt «SUZY», die Tasche

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«SUZY BAG», in ­ Block- und TricolorVersionen s­ owie in Wild-, Python- oder Kalbsleder und mit verzierten Nietendetails, ab Fr. 895.–. Bild: Paul Wetherell

Fernanda Ly und «Suzy» – das neue Traumpaar. ­Fernanda Ly, 21 Jahre, Model. «Suzy»: die ­Taschenkreation von Bally, ganz neu. Gemeinsam in­ s zenieren die beiden das H ­ ighlight aus der ­ R esor t-Kol lek t ion des ­T raditionsunternehmens. Kein Wunder, boomt der InstagramHashtag #HaveYouMetSuzy, ­unter dem Fotos von der n ­ euen BallyIt-Bag zu finden sind. «Suzy» ist einfach zu kombinieren, hat K ­ lasse und ergänzt j­edes Outfit mit dem ­gewissen Etwas. ­Fernanda Ly, australisches ­Model chinesischer Herkunft, fiel vor zwei Jahren auf, als sie für L ­ ouis Vuitton über den Laufsteg ging – mit ihren pinkfarbenen ­Haaren, unter anderem, ­b eeindruckte sie wichtige Leute der Modebranche. Fer na nda mag a n «Suz y» ­b esonders, dass sie ein Begleiter für tagsüber und abends ist. Und dass das klassische Bally-B, das Markenzeichen, den Verschluss als «B-Turn»-Schloss ziert. Sowie die Goldkette mit Schultergurt, die Eleganz verleiht. Ein Sprecher des Ba l ly-D esign kol lek tivs: «‹Suzy› ist eine Persönlichkeit. Frech, stylish und – einfach Rock ’n’ Roll.»

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Mode  Aussenbetrachtung

Trend-Report BLUMEN

LIEBLINGSSTÜCKE

8 AUF DEM LAUFSTEG

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uf den ersten Blick G ­ ROSSMUTTERS TAPETE – doch BLUMEN ­liegen zurzeit im Trend. Kombiniert mit ­futuristischen Metallic-Accessoires und Trenchcoats, beginnen sie zu blühen.

1. Outfit von MIU MIU, Mantel: ca. Fr. 2130.–, Gürtel: ca. Fr. 375.–, Badekappe: ca. Fr. 695.–, Schuhe: ca. Fr. 805.–. 2. Outfit von VICTORIA BECKHAM, Preis a. A. 3. Outfit von GUCCI, Kleid: Fr. 4240.–,

Outfit von

Schuhe: Fr. 2120.–.

PRADA,

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4. Mantel von

Kleid: ­ca. Fr. 2360.–,

MICHAEL KORS COLLECTION,

Fellstola: ca. Fr. 2680.–,

ca. Fr. 4912.–.

Gürtel: ca. Fr. 214.–, Schuhe: ca. Fr. 425.–.

GESEHEN BEI PRADA

5. Kleid von PREEN BY THORNTON BREGAZZI, ­­­ ca. Fr. 1720.–. 6. Kleid von SALVATOREFERRAGAMO, Fr. 4180.–.

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7. Baseballmütze von RAG & BONE, ca. Fr. 130.– (bei Net-a-porter.com). 8. Ohrringe von MICHAEL KORS COLLECTION, ca. Fr. 240.–. 9. Hülle für iPhone 7 von STELLA MCCARTNEY, Fr. 48.– (bei Mytheresa.com). 10. Brille «The Explorer» von VIU, ­ ab Fr. 295.–. 11. Tasche von MIU MIU, ca. Fr. 1610.–. 12. Trenchcoat von BALENCIAGA, Fr. 1650.– (bei Matchesfashion.com). 13. Kleid von SAKS POTTS, ca. Fr. 595.– (bei Avenue32.com).

Tasche von PRADA,

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ca. Fr. 2695.– (bei Net-a-porter.com).

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Aussenbetrachtung  Möbel

Redaktion: DELIA LENOIR

Spezial-Report DRAUSSEN EIN PLATZ AN DER SONNE

Sessel «Valencia» von HUNN, Fr. 295.–.

Seitdem sich der Garten zum Wohnraum im Freien entwickelt hat, ist die Ausstattung, also Möbel und Accessoires, noch wichtiger geworden. Fast schon ein Event ist es, etwa bei Hunn Gartenmöbel in Bremgarten durch die Ausstellung zu schlendern: Auf drei Stockwerken und rund 2500 Quadratmetern Ausstellungsfläche findet man von

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FLEGT-zertifizierten Holzmöbeln (Rechtsdurchsetzung im Forstsektor gegen illegalen Holzeinschlag und -handel) über Schattenspender bis zu B ­ lumenarrangements a ­ lles, was es für ein schönes Wohnzimmer im Freien braucht. Und noch mehr. Das Unter­ nehmen, das vor rund dreissig Jahren als Zweimannbetrieb angefangen hat, ist dank

April / Mai

der inzwischen zu einer Firma mit h ­ undert Mitarbeitern und einem Webshop angewachsen. Und selbst wer keinen eigenen Garten oder Balkon hat, kann sich hier inspirieren lassen. Denn die Holzmöbel und -accessoires lassen sich auch in den eigentlichen Wohnraum im Inneren des Hauses ­i ntegrieren. (www.hunn.ch)

Nr. 1 2017


Möbel und Objekte  Aussenbetrachtung

Trend-Report DRINNEN

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1. Outdoor-Tisch «Mesh» von

PATRICIA URQUIOLA, Fr. 740.–. 2. Notebook von CHRISTIAN

LACROIX, ab Fr. 9.–.

Lounge-Chair von WOUD, Fr. 639.–.

3. Lounge Sofa von PAOLA NAVONE, Fr. 873.–. 4. Wanduhr «Temps Libre» von FLORIAN SCHMID, Fr. 322.–

(bei Lignet-roset.com). 5. Schubladenturm «Revolving Cabinet» von SHIRO KURAMATA, ab Fr. 2215.–. 6. Stuhl «Son» von INTERIO, ­ Fr. 199.–. 7. Liege von BELLAVISTA, Preis a. A. 8. Beistelltisch «Primo» von

MÖBEL PFISTER, ­­­Fr. 7. 45. 9. In- und Outdoor-Korbsessel «Basket» von NANNA UND ­JØRGEN DITZEL, Fr. 2316.–. 10. Sessel «Cirrus» von SCARLET

SPENDLOUR, Preis a. A.

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Lampe «Stage Floor» ­­ von NORMANN COPENHAGEN, Fr. 425.–.

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chtung, frisch gestrichen. ­MÖBEL UND ­ACCESSOIRES kommen in N ­ ATURTÖNEN oder werden durch e­ inige, kräftige Farben aufgefrischt. Das sorgt für Sonne im Raum – schon vor dem Sommer. Nr. 1 2017

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BASTIAN BAKER

Story  WW-Persönlichkeit

Ist «SCHWEIZER POPSTAR» ein Widerspruch wie «RIESENCREVETTE» – weil HIER auch die GROSSEN noch KLEIN sind? Darüber darf gestritten werden. Was aber u ­ nbestritten ist: BASTIAN BAKER ist einer der BESTVERKAUFENDSTEN MUSIKER unseres Landes. Und dies, obwohl er ­I NTERNATIONALE Popmusik macht. Doch NATIONALER Erfolg genügt dem 25-JÄHRIGEN aus LAUSANNE nicht mehr – er will auch im AUSLAND beachtet werden. Und nicht nur von MÄDCHEN, die ihn SÜSS finden. 24  WW Magazin

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Text: MARK VAN HUISSELING

Bilder: DAN CERMAK

Die Bilder auf diesen und den folgenden Seiten­­ entstanden während eines Konzerts von Bastian Baker in Bern im Januar dieses Jahres.


Story  WW-Persönlichkeit

Bastien «Bastian Baker» Kaltenbacher, 25, ist ein Schweizer Sänger, Liederschreiber und ­Gitarrist aus Lausanne. Als er neunzehn war und ohne Gage an einer Musikveranstaltung in Zermatt auftrat, hörte und sah ihn ­Claude Nobs, der Leiter des Montreux Jazz Festival bis zu seinem Tod im Jahr 2013, und verhalf ihm zu einem Konzert auf ­einer ­Gratisbühne am Rand seines Festivals vor mehreren ­Tausend Besuchern. Seither macht Baker hauptberuflich Musik – sein Studium (Geschichte sowie Französisch) an der Universität Lausanne brach er ab, einen Vertrag als ­Berufseishockeyspieler beim Lausanne HC nahm er nicht an. Sein erstes Album (von 2011) e ­ rreichte in der Schweiz ­Platinstatus für über 50 000 verkaufte Exemplare; sein zweites (2013) belegte Platz eins der ­Schweizer ­Album-Charts. Er soll Single sein – er kommentiert sein beziehungs-mässig angeblich recht aktives Privatleben nicht – und lebt in L ­ ausanne. Du machst internationalen Pop, hast also ­Konkurrenz aus der ganzen Welt . . .

Genau, das ist so. Weshalb machst du nicht Musik für die Schweiz plus vielleicht Frankreich und ­Belgien? Das wäre ein grosser Markt, aber ­ mit weniger Konkurrenz.

Unsere Zahlen sind schon recht cool: Wir haben in den letzten fünf Jahren mehr als 640 Konzerte gemacht, in 35 Ländern. Aber unser Team hat die M ­ otivation und Ambition, immer weiterzugehen. Es stimmt, in der Schweiz ist’s gemütlich, und ich könnte nur von m ­ einer Musik leben, die ich hier mache. Und h ­ ätte mehr Ferien . . . Aber Musik ist ­meine Leidenschaft, nicht mein Beruf. Wir wollen versuchen, unser Ding global zu machen. Nicht, weil wir arrogant sind, sondern begeistert. Wie willst du im Ausland erfolgreicher werden?

Einen super Song zu schreiben, wäre der beste Einstieg. Ich bin jetzt am ­S chreiben, ich habe grad ein neues Lied fertiggemacht. Ich werde im März nach Amerika reisen [die Gespräche mit ihm fanden zuvor statt], nicht um den Markt zu breaken, das wäre eine utopische Vorstellung, sagt man auf Französisch, aber ich treffe Songschreiber,

Ich bin heute um einiges kritikfähiger, als ich es früher war. Deshalb spiele ich auch häufig Freunden vor und schaue, wie sie reagieren. Ich akzeptiere Kritik, wenn sie förderlich ist. Auch Shania Twain, mit der ich befreundet bin, gibt mir nützliches Feedback. 26  WW Magazin

April / Mai

Produzenten, hole Feedbacks von Leuten. Und ich will mir mal mehr Zeit nehmen, Songs zu s­ chreiben und aufzunehmen. Weil alles so schnell ging in den vergangenen sechs ­Jahren. Wie verkaufst du dich im Ausland?

Jeder Markt ist anders, aber was oft über uns gesagt wird: Wir sind live sehr gut. Und: «Man muss es gesehen haben.» Was sind deine Erwartungen an die ­bevor­stehende Amerikareise, bezogen auf das ­Songwriting?

Ich halte nicht viel von Erwartungen und Hoffnungen. Ich gehe dorthin und bin, wer ich bin. Ich bin da sehr offen und ­lasse mich von der Energie leiten. Vielleicht ­f inde ich einen Produzenten, bei dem ich ein gutes Gefühl habe und mit dem ich ­a rbeiten kann. Aber ich bin auch nicht enttäuscht, wenn es nicht klappt. In ­A merika ist das Rock-und-Pop­musik-Business nochmal extremer. Es gibt so v ­ iele Künstler. Allein in Nashville ist ­jeder ein ­Songwriter. Das festzustellen, war ein Schock und gleichzeitig eine gute M ­ otivation. Man läuft durch die Stadt, und es gibt achtzig Bars, alle vierstöckig und auf ­jedem Stock sitzt ein Bastian Baker. Dann denkst du, du musst dich verbessern und aus d ­ einer Komfortzone raustreten. Das Coole an Nashville ist, dass es nicht wie in Los ­Angeles nur um Ruhm und P ­ artys geht. L. A. ist super, wenn du es schon g ­ eschafft hast. Doch wenn du es schaffen willst, dann ist Nashville besser. Wenn ich so in gute circles for writers hineinkomme, ist das schön für mich und förderlich für mein Songwriting. Wie schreibst du einen Song?

Schreiben ist immer anders, sehr e­ motional. Ich schreibe gern schnell. Letztens war ich beispielsweise im C ­ halet [seine Familie besitzt eines in Les D ­ iablerets in den Waadtländer Alpen], habe was überlegt und dann den ganzen Text geschrieben. Der hatte noch keine Melodie. Manchmal ist es das Gegenteil: Dann sitze ich da, singe etwas und nehme es mit dem Handy auf. Ich schreibe nie am gleichen Ort, zur gleichen Zeit. Ich reise sehr viel, und unterwegs kommen mir die Ideen. Es ist immer spontan. Bist du mit dem Resultat immer gleich zufrieden, oder lässt du’s erstmal ruhen und denkst nach ein paar Wochen: «Das stimmt so noch nicht»?

Ich bin heute um einiges k ­ ritikfähiger, als ich es früher war. Manchmal bin ich frustriert, weil ich denke: «Mist, das sind wieder die gleichen Chords.» Dann überlege ich, wie ich es anders machen kann. Oft rufe ich meinen Gitarristen an und frage ihn. Ein Freund von mir, ein

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WW-Persönlichkeit  Story

­ merikaner, gibt mir Tipps, wie ich ­meine A ­Texte verbessern kann. Ich arbeite jetzt viel mehr an den Songs. Deshalb spiele ich sie auch häufig Freunden vor und schaue, wie sie reagieren. Ob sie mitsingen oder es langweilig finden. Ich akzeptiere Kritik, wenn sie förderlich ist und nicht einfach gesagt wird, das Lied sei scheisse. Auch Shania Twain, mit der ich befreundet bin, gibt mir nützliches Feedback. Solche H ­ ilfe ist viel wert. Du legst Wert darauf, dass du Auftritte im Ausland hast. Das ist eine grosse Leistung für ­einen Schweizer Musiker, doch ein Teil deiner Ausland-Gigs kommt wegen deiner Zusammenarbeit mit Omega zustande – du spielst etwa an Boutiqueeröffnungen der Uhrenmarke . . .

Es gibt viele verschiedene Möglich­keiten. Es gibt ganz normale Festivals, die dich einladen. Es gibt Veranstaltungsorte, die du selber mit Publikum füllen und p ­ romoten musst. Mit Omega a ­ rbeite ich seit drei Jahren zusammen. Sie sind toll, versuchen mir immer zu helfen, o ­ rganisieren Interviews und Showcases. Ich kann auch über meine Musik reden. Denn ­Omega weiss: Je bekannter ich in ­einem Land bin, desto besser verkauft sich auch ihr Produkt. Besteht die Gefahr, dass du mehr als ­Omega-Showact wahrgenommen wirst statt als ­eigenständiger Künstler?

Wenn du in einem Land etwas aufbauen willst, hat so eine Veranstaltung, aufgrund des Exklusivcharakters, eine grös­sere Wirkung als ein Konzert. Das ist eine gute Chance für mich. Wir nehmen aber auch an vielen Newcomer-Festivals teil, beispielsweise dem Eurosonic im niederländischen Groningen oder dem MaMA in Paris. Dort also, wo Profis der ­Branche sind, Labels [Tonträger herstellende und verkaufende Firmen] und Scouts [Talentsucher]. Das sind Gigs, die dich zwar nicht reich machen, aber deine Karriere vorantreiben. Du kannst dich einem Publikum vorstellen, das dich noch nicht kennt oder bisher dachte, du machest nur Musik für zwölfjährige Mädchen. Es geht immer d ­ arum, neue Leute zu überzeugen. Wie wichtig ist ein Hit für dich? Denkst du, ein Song wie Shania Twains «That Don’t Impress Me Much» kann für dich alles verändern? Oder passiert so etwas nur in Amerika und nicht bei uns?

Das Gefühl, einmal am Morgen aufzuwachen und zu wissen, dass dein Lied überall ist, würde ich natürlich sehr ­gerne erleben. Aber es gibt viele Musiker, die das wollen. Es ist grossartig, wenn ­L eute deine Lyrics mitsingen, tanzen, ein

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Story  WW-Persönlichkeit

Mit 21 nahm ich an der französischen Version von «Dancing With the Stars» teil. Ich war super ­ nervös. Mein Gedanke war: «Gleich musst du vor sechs Mil­l­ionen Zuschauern tanzen, vor einem halben Jahr hast du noch Eishockey gespielt, was ist das für ein Scheiss?» Lächeln im Gesicht haben. Deshalb m ­ ache ich Musik. Doch es geht immer auch um den persönlichen Geschmack. Es ist ein Unterschied, wie du dich musikalisch ­weiterentwickelst und was du von deiner ­Musik hältst, und was die Leute wollen oder fühlen. Wer sind deine musikalischen Helden?

Als ich jünger war, waren das Queen, Freddie Mercury. Jetzt ist es B ­ ruce Springsteen: seine Energie, die drei S ­ tunden langen Shows . . . Wir versuchen auch, lange zu spielen, und in der P ­ resse stand [über mich] schon: «der Schweizer S ­ pringsteen» – das ist das grösste Kompliment überhaupt. Mein Lieblingskünstler ist R ­ obert Francis, ein Amerikaner, er hatte ein paar Hits vor fünf, sechs Jahren. Er war mein opening act auf meiner letzten Schweiz-Tour. Es war ein Traum, dass ich meinen Lieblingskünstler einladen durfte, weil er nicht so bekannt ist. Wie viele Tage im Jahr bist du unterwegs?

Schwer zu sagen. Meine geschäftigsten Jahre waren bisher von 2012 bis 2015. Da haben wir Vollgas ­gegeben, und ich war vielleicht einen M ­ onat in Lausanne. Ich habe in dieser Zeit alle drei Tage mindestens einmal gespielt. Das w ­ aren aber nur die Konzerte. ­Daneben gab es noch Showcases, Promo- und R ­ adio-Events. Das war krass. Doch mir war nie langweilig. Ich hatte auch immer den Willen dafür, ­wollte es. Vom Leistungssport her weiss ich: Du musst viel machen und das richtig, um viel zu erreichen. Es war eine ­interessante Zeit. Spannend und energetisch. Wenn du erstmal in diesem Rhythmus bist, geht es einfach so weiter. Ich hatte manchmal 22 Konzerte in 22 Tagen. Das war kein Problem. Doch beim drittletzten Lied des 22. Auftritts habe ich gemerkt, dass die Stimme langsam versagt. Meistens sagt der Körper dem Kopf, dass es nicht mehr geht. Dann habe ich mich drei Tage am Stück ausgeruht. Wenn du in die Zukunft schaust und denkst: «Ich mache das die nächsten vielleicht fünfzig ­Jahre.» Ist das vorstellbar?

Ja, total. Ich finde es langweilig, j­eden Tag daheim zu sein. Das brauche ich

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­ wischendurch auch. Doch wenn du einmal z weisst, wie weit und breit die Welt ist und wie viele coole Leute du treffen kannst, möchtest du immer so weitermachen. Die Städte, die ich besucht habe, habe ich nie als Tourist besucht. Ich gehe in die versteckten Restaurants [mit Leuten, die dort wohnen]. Dieses Leben gefällt mir. Ich glaube, ich bin nicht der Typ für ein ­r uhiges Familienleben. Das kann sich ­natürlich noch ändern. Aber dafür bin ich offen – vielleicht habe ich in fünf Jahren drei Kinder und wohne in Solothurn. Wenn du ein Geschäft hättest, würde man dich fragen, was dein Businessplan für die nächsten Jahre ist. Verfolgt man als Künstler auch einen solchen Plan?

Ja, wir hatten von Beginn an einen Plan. Nämlich die Musik. Man adaptiert immer, doch wir haben unsere W ­ erte, ­denen wir treu bleiben. Wir sind ein kleines Team, sehr kompakt, und widmen uns total dem Projekt. Wir probieren, i­mmer das Beste aus den Sachen herauszuholen, die wir machen. Du kannst die L ­ eute nicht zwingen, dich zu m ­ ögen und an Konzerte zu kommen. Aber man kann die Mischung beeinflussen, so dass die Leute nicht zu viel von dir haben und du trotzdem nicht vergessen gehst. Wir ­hatten auch nie Angst vor etwas und ­haben ­deshalb von Anfang an viel im ­Ausland gespielt, ­Sachen ausprobiert. Ich habe kürzlich ein Duett mit einer Künstlerin aus ­Südkorea gemacht, das wird dort veröffentlicht. Ich versuche kein Künstler zu sein, der ­alles super findet. Ich habe Glück und gute Leute um mich herum. Doch ich v ­ ergesse nicht, dass meine Leidenschaft auch ­Business ist.

vor einem halben Jahr hast du noch ­Eishockey gespielt, was ist das für ein Scheiss?» Aber als Bühnenerfahrung war das toll, ich habe viel über Körpersprache gelernt. Ich kann mich an den Tag so gut erinnern, weil ich damals dachte: «Ab jetzt kann ich alles machen, ohne Druck.» Seitdem lebe ich so. Ich bin auch nicht mehr nervös vor Konzerten, sondern freue mich nur noch. Ich sage meinen Jungs: «In ein paar Stunden wird das eine Erinnerung sein. Versuchen wir, die Erinnerung schön zu gestalten.» Das macht alles viel leichter. Und man kann jeden Tag so nehmen, wie er kommt. In der Schweiz spielt die Musik in Zürich – wann ziehst du hierher?

Ich bin sehr viel in Zürich, und ich l­iebe es. Ich fühle mich wohl, ich habe tolle Kollegen, kenne geile Restaurants, Klubs und Bars. Ich finde, Zürich b ­ ewegt sich. Ich habe keine Wohnung in L ­ ausanne, ­wohne bei den Eltern, der Grossmutter, Kollegen oder kann in einem Hotel übernachten. Ich bin ein Wanderer. Solange ich den Ort nicht finde und den Willen nicht habe, ihn zu finden, brauche ich kein festes Zuhause. Ich gehe mit dem flow. Dann hast du relativ wenig Besitztümer?

Sehr wenig. Ich bin nicht materiell ­ eingestellt. Was ich habe, ist Kleidung, d ­ afür muss ich immer bei meiner Grossmutter Platz finden. Aber wenn ich ­reise, nehme ich eine kleine Tasche mit, ein paar Kleider, meinen Kopfhörer und m ­ einen Bass, das ist es. Ich fühle mich an ­ vielen Orten wohl und bin nicht heikel. Ich war immer glücklich mit dem, was ich habe. In den einzigen M ­ omenten, in denen ich f­ rustriert bin und etwas bereue, geht es um ­Kleinigkeiten, die mir etwas bedeuten. Wenn ich beispiels­weise einen Sonnenuntergang verpasse, drehe ich durch.

Was machst du in fünf Jahren?

Das Gleiche wie jetzt. Man muss sich nicht ändern, nur alles rundherum, ­damit es so gut bleibt. Und du musst ­relaxt sein. Mit 21 Jahren nahm ich an der französischen Version von «Dancing With the Stars» teil [Dezember 2012, er schied in der fünften Folge aus]. Ich stand hinter der Bühne und war super nervös. Mein ­G edanke war: «Gleich musst du vor sechs ­Millionen Zuschauern einen Tango tanzen,

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Bastian Bakers neue Single ist jetzt erhältlich; sein nächstes Album soll kommendes Jahr folgen.

F I V E F I NGE R S

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Links: Blue velvet dreams – Roberta Benteler zeigt, wie Samt ­getragen wird – im Material-Mix. Sie kombiniert Spitze, Strick und Samt in einem Look. «Während der Fashion Week ist mix and match angesagt. Egal, ob alt oder neu: Ich kombiniere alle meine Lieblingsteile», so Benteler. Rechts: Cool, clean, aber doch extravagant – während der Fashion Week in Paris ist Roberta Benteler im CélineLook unterwegs.


Street-Style-Queen  Story

KÖNIGIN der Text:

Bilder: Lukeyphoto, Ko Hooncheol

YVONNE WIGGER

Roberta Benteler, eine Deutsche in London, hatte erst ein Problem, dann eine Idee. Das Problem: Sie wollte MODE VON JUNGDESIGNERN, die noch kaum distribuiert werden. Die Idee: ein Webshop. Nicht super originell, mag sein. Aber sie scheint vieles richtig zu machen – ­Avenue 32, ihre ­Firma, b ­ eschäftigt mittlerweile 45 Mitarbeiter. Und die C ­ hefin w ­ urde, fast nebenbei, EINE STREET -STYLE-QUEEN ­der Welt(stadt). Nr. 1 2017

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Story  Street-Style-Queen

Robertas ­SocialMedia-Verhalten

Aufsteiger: Sie heissen Saks Potts, Isa Arfen oder Rejina Pyo und sind NewcomerLabels von zielstrebigen jungen Designern und Designerinnen. Sie wollen mit ihren frischen Ideen und Kollektionen nur zu gern den bekannteren und schon besser im Markt eingeführten Kollegen ein paar Kunden abnehmen. Im harten Geschäft mit Mode ist das aber nicht so leicht – Mieten für Ladengeschäfte an guten Lagen sind teuer und teilweise fast unbezahlbar. Deshalb wenden sie sich anderen ­Kanälen zu: Instagram, Snapchat oder Peach. Mittels solchen Social-Media-Plattformen können neue Marken in sehr kurzer Zeit vom Geheimtipp zum gehypten Label aufsteigen, von dem Millionen von Modefreunden und, vor allem, -freundinnen etwas haben wollen. Doch auf Snapchat oder Instagram lässt sich nicht viel kaufen. Jemand, der diese Lage früh erkannt hat, ist Roberta Benteler. Die g ­ ebürtige ­D eutsche, die in London lebt, hat den Geschäftssinn mit in die Wiege gelegt ­bekommen: Aufgewachsen in einer Unternehmerfamilie, wurde ihr schon früh beigebracht, wie wichtig Selbstständigkeit und Zielstrebigkeit im Leben sind. Und seit jeher war Mode ihre Leidenschaft. Im Gespräch erzählt sie, wie sie schon als Vierjährige den Kleiderschrank ihrer Mutter durchsuchte. Ihr damaliges Lieblingsstück: eine knallrote Strumpfhose aus den Achtzigern. Die Leidenschaft für E ­ xzentrisches ist ihr auch gut dreissig Jahre später noch immer nicht abhandengekommen. Sie mag es, Blicke auf sich ziehen und ist dafür in der Branche längst bekannt. Mit vierzehn Jahren zog sie von Bielefeld nach London, ins Internat. Ein ­neues, abenteuerliches Leben begann: «Mein Traum ging in Erfüllung», sagt sie. «­L ondon war für mich Kate Moss, Oasis, Alexander McQueen und John Galliano, diese 1990er-Jahre-Kultur – ich habe es von Anfang an geliebt.» Die Schülerin liess sich ­davon aber nicht ablenken, sondern machte mit siebzehn Jahren ihr Abitur und ­begann ein ­Betriebswirtschaftsstudium. Mit 22 arbeitete sie dann für eine Investmentbank. Was zu dieser Zeit ein «In-Job» gewesen sei, wie sie erzählt. Dennoch ­fühlte sie sich in der Finanzwelt nie wirklich zu Hause. Die Krise, die die Branche ab 2008 e­ rfasste, war ein weiterer guter Grund, auszusteigen. Während bei den meisten anderen jungen professionals mit 25 die Karriere erstmals langsam ins Rollen kommt, orientierte sich Roberta Benteler in diesem

Wie viel Zeit brauchst du für Social-­ Media? «Zuviel! Aber es kommt darauf an, wie beschäftigt ich bin. Im Urlaub versuche ich, es ganz zu vermeiden.» Wie lange benötigst du für einen ­Instagram-Post? «Ach, nicht lange. Ich mache alles eher intuitiv und weiss zuvor meist schon, welches Foto ich hochladen will.» Wie wichtig ist Instagram für die Modebranche? «Das Medium ist sehr wichtig – und funktioniert wahnsinnig gut.» Dein Lieblings-Hashtag? «Ich verlinke meine Bilder fast immer mit #fashion #style und dem jeweiligen Designer.» Welchen Instagram-Accounts folgst du? «Einer Mischung aus Street-Style -Stars, Künstlern und Interior-Designern; ­ @thecoolhunter finde ich super.» Welche weiteren sozialen Medien nutzt du? «Nur Facebook, und auch bloss wenig – für Nachrichten oder um Meinungen anderer zu lesen.» Dein Lieblings-Emoji? «Der Affe mit den zwei Händen über den Augen.» Dein Telefon? «Noch ein iPhone 6, aber bald das iPhone 7 – ich bin ein iPhone-Mensch.» Dein momentaner Akkustand? «23 Prozent – oh, ich muss bald laden».

Robertas Avenue 32 in Zahlen · Das Unternehmen beschäftigt 45 Mitarbeiter – Grafiker, Texter, Einkäufer und Moderedaktoren arbeiten im Büro an der Kensington High Street in Westlondon und helfen mit, Trends von morgen zu verkaufen. · Die grösste Bestellung bisher: für umgerechnet 63 000 Franken. · Unter dem Hashtag #avenue32 waren bei Redaktionsschluss 5451 Bilder zu finden. · Beim Online-Shop gibt es 150 verschiedene Brands zu kaufen. · Die Verkaufszahlen (Umsatz) sind im Jahr 2016 um 75 Prozent gestiegen. · 150 verschiedene Länder werden beliefert. · Eine Lieferung in die Schweiz dauert zwei bis fünf Arbeitstage. · Die teuerste Tasche (von Marco de Vincenzo) kostet zurzeit 1510 US-Dollar.

Mittels Social-Media-Plattformen können neue Marken zum gehypten Label aufsteigen. Doch auf Snapchat und Instagram lässt sich nicht viel kaufen. 34  WW Magazin

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Styling: XXXX XXXX XXXX  Model: XXXX XXXX

Rechts: «Best dressed at London Fashion Week» – ­i n diese Liste nimmt The ­­ Telegraph Roberta Benteler mit ihrem Saint-Laurent-Look auf. Ein knielanger Mantel mit Leoparden-Print, dazu eine schlichte Bluse und ein ­v ioletter Fransenrock. ­M it goldenen Boots, ihrer ­ ­­C éline-Sonnenbrille und ­ einem ­farblich passenden Schal rundet sie ihren Look gekonnt ab. Links: Gekleidet in ihrer Lieblingssamthose aus dem Vintage-Martini-Store in Dallas. Dazu kombiniert sie einen ­b eigen Rollkragenpullover, einen Gürtel von ihrem Lieblingslabel Céline und passende Loafers sowie eine Tasche von Gucci.

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Unten (v.l.n.r.): Roberta Benteler in Paris, in ­verschiedenen Looks von Joseph und Céline.

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Xxxxxx  Xxxxxx Xxxx

Styling: XXXX XXXX XXXX  Model: XXXX XXXX

Oben: Roberta Benteler als ­ rban cowgirl; im Westernu Look in Westlondon. Links: Im ­coolen B ­ iker-Look – eine Trikolor-Lederjacke mit überlangen Ärmeln von Thomas Tait, dazu ein schlichter Strickpullover und Stiefel von Céline. Und die 2016-­Must-have-Jeans von Vetements: «Ich mag den Grundgedanken von Vetements. Sie stellen alles in Frage und rütteln die Branche auf. Die Jeans finde ich toll, aber teilweise sind mir die ­Vetements-Looks zu extrem.» Unten: Weisser, ­leichter Rollkragenpullover, darüber ein tannengrüner Trenchcoat von Acne Studios, h ­ ochgeschnittene dunkle Jeans, dazu eine ­Mini-Tasche von Hermès und ein Vetemets-Baseballcap (ihr aktuelles Markenzeichen).

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April / Mai

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Street-Style-Queen  Aussenbetrachtung

«Entweder kassierte ich Absagen, weil ich keine ­­Berufserfahrung hatte oder weil ich mit meinem Master in Finance überqualifiziert war. Keiner wollte mich.» Robertas Top-Five-Stücke von Avenue 32

PREENKLEID

«Eine elegante und schmeichelnde Wahl für die Cocktailparty»

SIMON-MILLER-TASCHE

«Die Must-have-Tasche der Saison.»

ADIDAS BY STELLA MCCARTNEY

Bilder: Sandra Semburg, Phil Taylor, Dashti Jahfar

«Bequem und stylisch: der ideale gym buddy.»

GALVAN-KLEID

«Der perfekte Glamour für warme Sommernächte.»

ISABEL MARANT BOOTS

«Super für lange Frühlingstage – die Boots passen tagsüber, aber auch abends.»

Nr. 1 2017

Alter bereits neu und fand eine zweite Laufbahn: «Ich wollte meine Leidenschaft zum Beruf machen», sagt sie. Und bewarb sich bei verschiedenen Designern, wohlwissend, dass sie, sollte sie eine Zusage bekommen, dann wieder klein anfangen müsste. «Entweder kassierte ich Absagen, weil ich keine Berufserfahrung hatte oder weil ich mit meinem Master in Finance überqualifiziert war. Ganz ehrlich, ich hätte auch Kaffee gekocht, aber keiner wollte mich», erzählt sie. Doch Aufgeben war noch nie ihr Ding. Stattdessen sammelte sie erste Erfahrungen in der M ­ odebranche, indem sie bei einer jungen Modedesignerin und Freundin aushalf. Und in dieser Zeit entstand die Idee für ihr heutiges Geschäftsmodell, denn B ­ enteler h ­ atte an ihrem damaligen Arbeitsort genügend Anschauungsunterricht, mit welchen ­Schwierigkeiten sich Designer-Start-ups herumschlagen müssen. Mit ihrem Know-how stellte sie einen Businessplan auf. Ihr Ziel: jungen ­D esignerlabels eine Verkaufsplattform bieten. Dabei bloss Vermittlerin sein, die Kaufinteressenten und Designern in Verbindung bringt, die sonst vielleicht nie ­zusammengekommen wären. Dafür weder ein Warenlager noch Ladenlokale ­unterhalten und bezahlen müssen. Das war der Beginn ihres heutigen Unternehmens mit Namen Avenue 32. Mit viel Leidenschaft, Unterstützung von Leuten aus ihrem Umfeld, aber auch einer grossen Portion Naivität startet Roberta Benteler 2011 ihren Online-Store für Jungdesigner. Doch das zum Büro umfunktionierte Schlafzimmer wurde schnell zu klein. «Als wir fünfzehn Leute waren, war es definitiv zu eng und anstrengend. Wir sind dann in ein Bürogebäude umgezogen», sagt sie. Noch schneller wuchs das Angebot an ausgefallenen und bunten Stücken in ­ihrem webstore. Roberta Benteler bewies ein Gespür für talentierte Nachwuchsdesigner. Wenn man sie fragt, wo sie die zahlreichen neuen Marken findet, deren Mode es bei ihr oft als Erstes zu kaufen gibt, antwortet sie unverbindlich, aber wahrheits­getreu: hauptsächlich auf Instagram. Aber natürlich nicht ausschliesslich – sie ­besucht beispielsweise Modeschauen und sieht sich auch die Outifts der ­L eute, die ­hingehen, genau an. Avenue 32 bietet mittlerweile Mode von Designern aus der ganzen Welt. Wenn der Chefin etwas gefällt, nimmt sie es in ihren Online-Shop auf und pusht es. Das heisst, die jeweiligen Designer erhalten eine Verkaufsfläche an einer virtuellen Luxuseinkaufsstrasse. Avenue 32 kann als digitales Pendant zur ­Avenue ­Montaigne in Paris oder der 5th Avenue in New York angesehen werden. Avenue 32 ist aber nicht bloss einfach ein Marktplatz für die schicksten Marken und d ­ eren S ­ tücke, er ist auch einer der experimentierfreudigsten O ­ nline-Stores. ­Zu einigen etablierten Luxuslabels sind noch wenig bekannte, aber vielversprechende Marken wie Galvan oder Rosetta Getty hinzugekommen. Auch im Angebot: eine ­sorgfältige Auswahl an Mode und Accessoires von etablierten Labels wie Proenza ­Schouler, 3.1 Phillip Lim oder Sonia Rykiel. Natürlich wollen Kundinnen auch wissen, was die Chefin selbst trägt. «Am liebsten schlichte Designklassiker von Céline, gezielt ergänzt mit exzentrischen p ­ ieces aus dem Online-Shop», beschreibt Benteler ihren Stil. Ein Beispiel: ein g ­ rauer ­Strickpullover von Maison Margiela, darunter eine weisse Spitzenbluse und ein ­königsblauer Bleistiftrock aus Samt von Rejina Pyo, dazu flache Schnür­schuhe, eine rote Box-Bag von Mark Cross, Lippen im selben Farbton und Céline-sunnies. Ihre Fans kommentieren den Look so: «always on point», «gorgeous» oder: «the coolest». Wer nicht das Privileg hat, Roberta Benteler persönlich um Style-Tipps zu fragen, folgt ihr auf I­ nstagram – über 15 000 Leute tun es bereits. Sie unterwirft sich keinem Modediktat, sondern trägt, worauf sie Lust hat. Als Businessfrau weiss sie aber auch, wie wichtig es ist, sich selber gut zu vermarkten. Vor allem während der Fashion Weeks in Paris, Kopenhagen, Seoul oder New York, wo sie als stilprägendes Testimonial ihres Unternehmens sozusagen im Schaufenster steht, muss jedes Outfit perfekt sitzen, denn Street-Style – also wie sich Leute kleiden, die nicht Models oder Designer sind und Stylisten zu H ­ ilfe nehmen – ist wichtig. Die besten Looks werden in Vogue, Harper’s Bazaar oder W Magazine veröffentlicht. Und in diese Liga gehören Benteler und ihre Outfits mit Sicherheit.

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WW Magazin 37


Story  Verlagsgeschichte

Text:

DIE CONDÉNASTSTORY Wie der VERLAG mit Zeitschriften, die schön aussehen, die besten Geschichten und grössten Schreiber haben, erfolgreich ist. Seit über HUNDERT JAHREN. 38  WW Magazin

April / Mai

Bilder: Getty Images

TOBIAS MOORSTEDT



D

Story  Verlagsgeschichte

Das April-Cover der deutschen Vogue sieht aus wie ein besonders schickes Protestplakat: «Dress up! Speak up!», fordert Madonna auf dem schwarzweissen Titelblatt. Wofür sie sich engagiert, nebst ihrem beeindruckenden Projekt, niemals auch nur einen Tag älter auszusehen als Cover Vogue 39, erfährt man erst viele glänzende AnzeigenDeutschland, seiten später, wenn Chefredaktorin Christiane April 2017 Arp den Popstar im Editorial für «ihre Radikalität, ihre Grenzüberschreitungen und ihren Geltungsdrang» lobt – und Madonna auf der Women’s-March-Demonstration gegen U ­ S-Präsident Donald J. Trump zu sehen ist. Weitere hundert Seiten später zeigt sie sich in einer Fotostrecke als Vintage-Military-Engel-über-Berlin-Remake und lässt sich dann tatsächlich so zitieren: «Heal the world.» Es wäre nun ein leichtes, dem stilprägenden Magazin ­vorzuwerfen, es würde sich mit dem Credo «Mode zeigt ­Haltung» in pseudopolitischen Protest-Chic hüllen – nur um Gesichtscremes und Bling-Bling noch besser zu verkaufen. Und natürlich erfährt man in der Aprilausgabe etwa, wie gross Sonnenbrillen im Sommer 2017 sein dürfen (extra ­l arge) und in welcher Farbe man 2300 Euro teure Reisetaschen k ­ aufen soll («klassisches Karamell»). Doch um Antworten auf die alten Fragen zu finden – Wie zeige ich mich? Was mache ich aus mir? –, muss man sich auch mit dem Kontext, also der Welt im grossen Ganzen beschäftigen. Das ist der Grund, warum politische Essays in Bild und Text und gerade in Mode- und Stil-Heften ­ ­einen Platz haben. Und warum die ­a ktuelle Vogue ein klassisches Beispiel für ein Condé-Nast-Magazin ist. Es gibt wohl keinen Medienkonzern, der in den v ­ ergangenen hundert Jahren einen grösseren Einfluss auf den interna­tionalen ­Magazinmarkt und in der Folge den Zeitgeist hatte; also auf das, was wir als schön, wahr und gut empfinden. Condé Nast bringt Titel wie Vogue, Vanity Fair, GQ, Wired, New Yorker, House & Garden, Bon Appetit, AD oder Glamour heraus, von denen die meisten von eigenen R ­ edaktionen für die jeweiligen Märkte gemacht ­werden; die Ausnahme ist der New Yorker, der in Manhattan

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Es gibt wohl k ­ einen ­Medienkonzern, der einen g­ rösseren ­Einfluss darauf ­hatte, was wir als schön, wahr und gut empfinden.

für Manhattan und den Rest der Welt geschrieben sowie redigiert wird. Die amerikanische Vanity Fair schreibt eigentlich zu häufig ehrfurchtsvolle Porträts über ­obskure britische Adelige, protokolliert in der «The Hive»-Kolumne aber auch das Scheitern der aktuellen US-­Regierung (und Chefredaktor Graydon Carter ist ein Lieblingsfeind von Donald Trump). Das Männermagazin GQ provoziert die amerikanische Öffentlichkeit mit radikalen Forderungen wie «Krankenversicherung und Hochwasserhosen für alle». Im New Yorker gibt es Cartoons und Weltliteratur. Die deutsche Vogue hat Madonna. Wenn es so etwas wie eine Condé-Nast-Formel gibt, dann ist es die Verbindung zwischen schönstem Schein und tiefsten Tiefen. Christiane Arp, 55 Jahre, ist seit vierzehn Jahren Chef­ redaktorin der deutschen Vogue und spricht in grossen, alten Worten über ihre Arbeit: «Es geht um Demut und Hingabe.» Ergriffen berichtet sie über ein Treffen mit dem Condé-NastChairman S. I. Newhouse Jr. in München vor vielen Jahren. «Ich habe in seiner Anwesenheit die Geschichte der Marke gespürt», sagt sie, «und die Möglichkeit, Teil einer grossen Geschichte zu sein.» Und die Geschichte der Marke ist tatsächlich sehr interessant. Im Jahr 1909 kaufte der Geschäftsmann Condé Montrose Nast die Vogue, die seit 1892 als wöchentliche Zeitschrift erschienen war, und machte daraus ein einflussreiches Monatsmagazin – wie innovativ er d ­ achte, zeigt sich etwa dadurch, dass er 1914 mit Edna Woolman Chase eine der ersten Chefredaktor­ innen überhaupt verpflichtete. 1913 kam Vanity Fair und 1915 House & ­G arden dazu. Ein Medienimperium entstand. 1913 schrieb Nast den ­Aufsatz «Class Publications» für das ­Merchants’ and ­Manufacturers’ Journal, den er mit einer wahrhaftigen und doch leicht i­ronischen Beobachtung beginnt: «Selbst wenn wir aus rhetorischen Gründen a ­ nnehmen, dass jeder Mensch von ­Natur aus gleich ist, wie es die ­Unabhängigkeitserklärung so t­apfer behauptet, müssen wir doch feststellen, dass die M ­ enschheit ­diese Vanity Fair-Cover, Gleichheit doch sehr schnell beseitigt.» In 1932 dem Aufsatz postulierte er s­ eine T ­ hese, dass alle Veröffentlichungen eine b ­ estimmte demo­grafische Gruppe ansprechen sollten. Alle I­ nhalte, Bilder, Texte und Anzeigen sollten ­deren ­Bedürfnisse im Fokus haben. 1. Vogue-Cover «Beauty»Ausgabe von 1932. Heute sagt man Zielgruppe statt Klasse – aber der 2. One World Trade Aufsatz klingt im Zeitalter von consumer ­research ­C enter, New York, und targeted ­media erstaunlich zeitgemäss. ­Hauptsitz von Condé Nast (Advance Publications). Diese Berechnung und der Geschäftssinn 3.  Cover des­­ hinderten Nast und seine Komplizen nicht New Yorker, 1925 ­daran, aufregende, wegweisende Magazine zu 4. Weihnachtsausgabe produzieren. Vanity Fair zum Beispiel konfrontierte House & Garden von 1915. 5. Verlagsgründer Condé die L ­ eserschaft in den 1920er Jahren mit Künstlern Montrose Nast. wie P ­ icasso und Braque, mit Autoren wie ­A ldous 6. Vogue-Cover von 1892. Huxley oder ­G ertrude Stein, galt als «Jazz Age 7. GQ-Cover von 1963 mit ­Machine» und ein «soziales Barometer seiner Salvador Dalí.

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Bilder: German Vogue/April 2017 Ausgabe/Luigi & Iango/Styling Arianne Phillips, Getty Images, Gavin Hellier/robertharding/laif, ProLitteris, Zürich

Verlagsgeschichte  Story

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Wo die Sonne nie untergeht VOGUE

GQ

AD

GLAMOUR

27

L änder

VANITY FAIR

WIRED

Leserschaft: 12,5 Millionen

Leserschaft: 5,4 Millionen

Leserschaft: 11,4 Millionen

Leserschaft: 2,4 Millionen

Leserschaft: 2,2 Millionen

Leserschaft: 1,2 Millionen

Nordamerika

Nordamerika

Nordamerika

Nordamerika

Nordamerika

Nordamerika

Italien

Italien

Frankreich

Grossbritannien

Mexiko / Südamerika

Japan

Grossbritannien

Deutschland

China

Mexiko / Südamerika

Deutschland Grossbritannien

China

Russland Bulgarien China

Russland Mexiko / Südamerika

Mexiko / Südamerika Russland Frankreich Frankreich Italien Korea Spanien Korea

Deutschland Grossbritannien

Deutschland

Indien

Frankreich

Frankreich

Grossbritannien

Taiwan

Japan

Niederlande

Italien

Spanien

Portugal

Mexiko / Südamerika Spanien

Italien Brasilien Südafrika

Japan Australien

Deutschland

Italien

Holland Russland

Spanien

An einem Kiosk in Ihrer Nähe

Polen Ungarn

Taiwan Südafrika Thailand Rumänien

Brasilien

Indien

Australien

Island

Indien

Ukraine Portugal Türkei

Thailand

42  WW Magazin

Es gibt sechzehn verschiedene Vogue-Ausgaben in bis zu ­dreissig Ländern. Dazu zählen nicht nur allein die regionalen Magazine – auf fast allen wichtigen Märkten bietet Condé Nast auch eine breite ­themen­spezifische Auswahl an Sonderheften wie Vogue Bambini, Vogue Living, Vogue Girl oder Vogue Belleza an.

Brasilien Spanien Türkei

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Nr. 1 2017

Bilder: Vogue China/Dezember 2016/Terry Richardson, Vogue Paris/April 2017/Inez & Vinoodh, Vogue Italia/Dezember 2005/Steven Meisel/Courtesy of Vogue Italy, German Vogue/April 2017/Luigi & Iango/Styling Arianne Phillips, Ralph Mecke, Getty Images

Story  Verlagsgeschichte


Verlagsgeschichte  Story

Zeit» (Cleveland Amory, R ­ eporter und Buchautor). Das Magazin w ­ idmete sich den neuen Stars aus H ­ ollywood, feierte die ­ G eschwindigkeit und den Individualismus. Chefredaktor Frank ­Crowninshield ­wollte alles in seinem Heft versammeln, was smart und sophisticated war, und sicher­ zustellen, dass «es eine Dinner-Party aus der Entfernung Christiane Arp, Chefredaktorin von f ünfzehn ­Vogue Deutschland Metern entzündet». Diese Lust an der Ironie, dem Spielerischen und der Provokation haben sich viele CondéNast-­T itel bis heute bewahrt. Noch Jahrzehnte später spricht man über A ­ nnie Leibovitz’ V ­ anity Fair-Coverfoto der nackten, ­schwangeren Demi M ­ oore oder ihr Porträt von LeBron James und Giselle Bündchen aus dem Jahre 2008 für die amerikanische Vogue, das zwei ­ S uperstars ­ zeigte, das aber auch die Rassenbeziehungen im Land ansprach. «Modefotografie ist Teil unserer visuellen K ­ ultur. J­ edes Bild erzählt eine Geschichte und lädt uns ein, sich mit ihm in einer angenehmen Art und Weise zu beschäftigen», schreibt Nathalie Herschdorfer in ihrem Buch «Coming into Fashion: A C ­ entury of Fashion Photography at Condé Nast». Und: «Gleichzeitig verkörpert es den Geschmack, die Wünsche und Träume der Zeit, in der es entstand.» Als die British Vogue ihren hundertsten Geburtstag f­ eierte, veranstaltete die National Portrait Gallery, in dem unter anderem das legendäre ChandosPorträt von William Shakespeare hängt, eine Ausstellung mit den wichtigsten Arbeiten von Irving Penn, Herb Ritts, Mario Testino oder ­C orinne Day, die für die Zeitschrift fotografierten. Es gab die GrungeInkarnation von Kate Moss aus den 1990er Jahren ebenso zu s­ ehen wie ein Foto von Cecil Beaton aus dem Jahr 1941, der ein smart gekleidetes Model in den Trümmern von London nach deutschen Bombardements abbildete. Die Botschaft: Echter Stil ist unzerstörbar. Das Medienimperium von Condé Nast ging in der Great ­Depression fast unter. Vanity Fair wurde zwischenzeitlich eingestellt (und in den 1980er Jahren wieder aufgelegt). In den 1960ern übernahm S. I. Newhouse Sr. den Verlag mit seinem Konzern Advance Publications. Er verglich Condé Nast einmal ­mit dem Filmstudio MGM in den 1930ern, 100-Jahre-­Jubiläum als man Stars unter Vertrag nahm und ihre British Vogue, ­Ausstellung ­National Kunst verfolgen liess. Portrait Gallery, Die Künstler in diesem Kontext ­London sind Redaktoren, Autoren, Designer, Illustratoren und Fotografen. Und es ist vielleicht kein Wunder, dass die Geschichte des ­C ondé-Nast-Verlags reich ist an glamourösen Figuren, die oft selbst Gegenstand der schwärmerisch-smarten A ­ rtikel hätten sein können. Da war natürlich Condé Montrose Nast (1872–1942) himself, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus St. Louis nach New York City kam und die Stadt «Great Gatsby»-artig eroberte. In den dreissig Zimmern seines New Yorker Penthouses bewirtete er die internationale Kunst- und W ­ irtschaftssociety. Die

Noch ­Jahrzehnte später spricht man über ­Annie ­Leibovitz’ ­Vanity Fair-­Coverfoto der nackten, ­schwangeren Demi Moore.

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Wohnung war auch Schaupatz vieler Vogue-Shootings, Starfotograf Edward Steichen platzierte ­Models auf den Möbeln der Designerin Elsie de Wolfe. Da war Alexander ­L iberman, ein russischer Emigrant, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts alle Verlagstitel als Direktor betreute. «Silver Fox» ­nannte man ihn wegen seiner perfekt ­geschnittenen, grauen Anzüge. Die langjährige Vogue-­Chefin Anna Wintour, Vorbild für den ­Hollywoodfilm «Der Teufel trägt P ­ rada» mit Meryl Streep, wurde mit Bob, Sonnen­brille und ihrer makellosen M ­ ode-Rüstung selbst zu einer ­I kone. David Remnick, der Chefredaktor des New Yorker hingegen, ist eine eher Woody-Allenhafte Gestalt, der mit der U-Bahn und in abgetragenen Hosen ins Büro kommt und Starautoren zu deren Leidwesen g ­ erne in einen SandwichLaden ausführt. «Es wird erwartet, dass Chefredakteure eine gewisse Aura haben», sagt Christiane Arp, die zu ihrem Antritt 2003 «als sanfte Kraft» beschrieben wurde (Süddeutsche ­Zeitung). Wichtiger als Performance und Look sei aber, dass man vom Verlag viel Vertrauen sowie Raum und Zeit für Experimente bekomme. «Durch den Lernprozess und die Erfahrung entsteht automatisch Selbstbewusstsein und eine gewisse Präsenz». Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat sich die ­Condé-Nast-Magazinfamilie natürlich verändert. In den 1980ern ­w urde der lange Zeit defizitäre New Yorker David Remnick, ­Chefredaktor ­ gekauft, in den 1990ern kam die TechnologieNew Yorker. Bibel Wired dazu. 2016 ­ w urde aus dem Onlinemagazin Style.com eine E-Commerce-Plattform. Aber wenn es eine einigende Klammer über allen Titeln gibt, dann ist es die Opulenz der Texte und Fotostrecken, die Liebe zum Detail und der uramerikanische Glaube an eine ­bessere Zukunft. Nun kann man natürlich fragen, ob es angebracht ist, im Jahr 2017, im ersten Jahr von Präsident Trump, in Zeiten von Populismus und Nordkorea-freakout über Sonnenbrillengrösse und Taschenfarbe zu diskutieren. Die Antwort: Ja, unbedingt, solange man neben dem eigenen Spiegelbild auch das grosse Ganze im Blick hat. Oder, wie Vanity Fair-Autor ­Christopher Hitchens in seiner Hymne auf die Vanity Fair der Zwischenkriegsjahre schrieb: «Die Lichter dürfen nie ausgehen. Die M ­ usik darf nie verstummen. Auch in dunkelsten Zeiten müssen Schönheit und Stil leuchten. Und Geschmack und ­Individualität kultiviert werden.»

THE MAN WHO WAS VOGUE: THE LIFE AND TIMES OF CONDÉ NAST von Caroline Seebohm, 1982, The Viking Press (New York), 390 Seiten, verschiedene Ausgaben antiquarisch erhältlich.

WW Magazin 43


Story  Uhren-Markengeschichte

ERINNERUNGSSTUCKE Von einer Schweizer Uhr erwarten ihre Käufer einiges. Dass sie schön anzusehen ist und DIE GENAUE ZEIT ANZEIGEN muss, ist klar. Doch sie muss vor allem EINE ­BEGLEITERIN durchs Leben sein; ein Stück, das man weitergeben kann und will. Uhren von Baume & Mercier sind solche ­Lebensbegleiter. Und das Ziel der Verantwortlichen ist: Man soll sich an SEINEN ERSTEN ­Z EITMESSER der Marke wie an den ersten Kuss erinnern. Text:

RAPHAEL SUTER

Illustration:

ANDI MEIER

Uhren von ­ Baume & Mercier (v.l.n.r.): Limitierte «Capeland Shelby Cobra», ca. Fr. 4550.–; «Classima» mit Mondphase und Quarzwerk, ca. Fr. 1875.–; «Clifton» mit ­vollständigem Kalender und Automatikwerk, ca. Fr. 5835.–; Damenuhr «Promesse» mit diamantbesetztem Perlmutterzifferblatt, ca. Fr. 2945.–; «Classima» Automatikuhr mit Datumsanzeige in 40mm Gehäuse, ­ ca. Fr. 2250.–.

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Story  Uhren-Markengeschichte

A

von einem kurzen Abstecher zur Privatbank Julius Bär, war ­Zimmermann für ­grosse Marken wie L’Oréal, C ­ artier oder IWC tätig. Trotzdem hat er die Bodenhaftung nie verloren. «Ich habe grossen Respekt vor Kunden, die jahrelang auf eine Uhr hinsparen. um sich diesen ­Luxus einmal im Leben zu gönnen», sagt er. Baume & Mercier kann auf eine lange Geschichte verweisen, die bis ins Jahr 1830 zurückgeht. Doch sie zählt nicht zu den grossen Prestigemarken wie Patek Philippe, Audemars Piguet oder Rolex. Auch im Richemont-Konzept spielte die Marke eher eine kleinere Rolle neben Cartier, IWC oder Jaeger-LeCoultre – bis sie Zimmermann klar positionierte und damit ihr Image stärkte. «Bei uns kommen viele Kunden zum ersten Mal mit einer ‹richtigen› Uhr in Kontakt. Richtig heisst, eine ­mechanische Uhr – keine Billiguhr.» Und dieses e­ rste Mal bleibe genauso im Gedächtnis wie der erste Kuss, die ­erste Wohnung oder das erste Auto. «Wenn jemand sagt: Alain Zimmermann sagt: «Ich verkaufe keine Uhren, son‹Meine e­ rste Uhr war eine B ­ aume & ­Mercier›, macht mich dern E ­ rinnerungsstücke.» Seitdem der Elsässer 2009 die das stolz», sagt ­Zimmermann. Damit seien ­a llerdings Leitung von Baume & Mercier übernommen hat, ist das auch hohe Erwartungen der Kunden verbunden. «Wenn Profil der Marke schärfer geworden. Heute versteht sich wir diese nicht erfüllen, werden die meisten wohl nie Baume & Mercier als Einsteigermarke ins Luxus­segment, mehr eine t­ eure Uhr kaufen.» Deshalb sei ein g ­ elungener «Affordable Luxury Swiss Watches» lautet der Slogan. Einstieg ins L ­ uxusuhrensegment so wichtig. Während Chefs anderer U ­ hrenmarken fast nur noch «Unsere Uhren kaufen Menschen, die einen bestimmten Moment festhalten wollen. Eine Hochzeit, eine G ­ eburt über Komplikationen, Kaliber und M ­ anufaktur reden, oder einen Prüfungsabschluss beispielsweise», erzählt spricht Alain Zimmermann lieber über Qualität und der fünfzigjährige CEO. Eine s­ chöne Uhr erinnert an ­Authentizität. «Vor a ­ llem soll der Kunde wissen, was er bei ­einen solchen Moment. «Es ist Baume & Mercier bekommt.» Bei erstaunlich, wie viele Kunden der Marke verschweigt man denn eine Gravur auf der Rückseite auch nicht, dass man keine eigeihrer Uhr möchten. Das zeigt mir, nen Uhrwerke baut, sondern die besten zukauft. Die ­Etablissage welche Emotionen hier immer wieder mitspielen.» – das Z ­ usammenbauen einer Zimmermann arbeitet seit Uhr aus vorgefertigten Einzeleinem Vierteljahrhundert für die teilen – sei der Ursprung der Luxusgüterindustrie. Abgesehen Industrie. «Weshalb sollen wir Alain Zimmermann, CEO.

«Wenn jemand sagt: ‹­Meine erste Uhr war eine Baume & Mercier›, macht mich das stolz.»

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Uhren-Markengeschichte  Story

Unter den neuen ­Besitzern bekam die ­Marke wieder eine eigene Identität.

dies heute verleugnen?» Wichtig sei es, mit den besten Lieferanten z ­ usammenzuarbeiten. Nur so sei eine hohe Qualität zu einem guten Preis zu ­g arantieren. Die ­D urchschnittspreise der Uhren von Baume & ­Mercier liegen zwischen 2000 und 5000 Franken. Auch Baume & Mercier fertigt einige wenige Uhren mit komplizierten Funktionen, in diesem Jahr etwa mit Mondphase. Damit will die Marke ihr savoir-faire ­unterstreichen, was sie in ihrer 187-jährigen G ­ eschichte immer wieder unter Beweis gestellt hat. In Les Bois im S ­ chweizer Jura eröffnete die Familie Baume 1830 ihr Uhrengeschäft, das bald schon so gut lief, dass ­Joseph-Célestin Baume in London eine ­F iliale b ­ etreiben konnte. Von da aus verkaufte das Familienunternehmen ­Z eitmesser ins gesamte britische Empire. Die zweite ­G eneration verfeinerte die Uhrenproduktion und entwickelte auch eigene Chronographen sowie grosse Komplikationen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Firma an verschiedenen internationalen M ­ essen teil und holte Auszeichnungen und ­G oldmedaillen für ihre Uhren. Arthur Baume, der Sohn des Firmenmit-­ begründers Louis-Victor, wurde gar Präsident des B ­ ritish Horological Institute in London. Nach dem ersten Weltkrieg schloss sich William ­Baume mit Paul Mercier zusammen, der einen russischen Vater hatte und eigentlich Tchereditchenko hiess. Er nahm aber den Namen seiner französischen Mutter an und so w ­ urde eine neue Uhrenmanufaktur in Genf unter dem Namen Baume & Mercier gegründet. Schon ein Jahr später bekamen die eigenen Uhrwerke den «Poinçon de G ­ enève», das Genfer Siegel, die höchste Qualitätsauszeichnung der Schweizer Uhrenbranche. Auch Krisenjahre vermochte das Unternehmen zu überwinden, ohne dass es jeweils zu einem Unterbruch der Fabrikation kam. Mitbesitzer wie Graf Constantin de Gorski oder die italienische Juweliersfamilie Ponti wechselten sich ab. 1988 wurde Baume & Mercier schliesslich von der Luxusgütergruppe Richemont aufgekauft. Unter den neuen Besitzern bekam die Marke wieder eine eigene Identität. 2002 wurden im n ­ euenburgischen Les Brenets eigene Uhrenateliers eröffnet. Hier stellt Alain Zimmermann die fünf Kernkompetenzen der Marke sicher: Design, Assemblage, Prüfung, Vertrieb und Service. Vor allem der «Service aprés vente» liege ihm am Herzen. Gestrafft hat er auch das Vertriebsnetz. Während andere Marken immer stärker auf eigene Boutiquen setzen, vertraut er weiterhin auf den Detailhandel. Die zurzeit schwierige Wirtschaftslage kommt einer erschwinglichen Luxusuhr zweifellos zugute. Die Zeiten der Zurschaustellung von Reichtum sind vorbei. «Auch Leute, die sich sehr t­eure U h ren leisten ­können,

überlegen sich heute zweimal, ob sie solche auch wirklich tragen wollen – aus Imagegründen», sagt Zimmermann. Am Salon de la Haute ­Horlogerie in Genf hat Baume & Mercier mit der n euen «My Classima» den ­ Einstieg ins Luxusuhrensegment nochmals erschwinglicher g ­ emacht; auch bei dieser Uhr ist die ­ B edeutung von Damen- und ­ H errenmodellen gleichwertig. «Wir geniessen in beiden Bereichen grosse Glaubwürdigkeit», sagt ­Zimmermann. Während andere Marken für D ­ amen bloss kleinere Herrenmodelle anbieten, hat ­ B aume & Mercier ­ D amenuhren als eigenständige modische A ­ ccessoires definiert. Und nicht erst jetzt, übrigens, sondern bereits vor hundert Jahren. Damals wurden kleine, feine Schmuckuhren als Broschen oder als Anhänger für Halsketten hergestellt. Ganz im Retrodesign sind auch die Capeland-Chronographen, die sich an Vorbilder von 1948 anlehnen; dieser Tradition folgt ebenfalls die rechteckige Hampton-Kollektion. Den Spagat zwischen Tradition und Innovation hat ­Baume & Mercier geschafft, so sieht es aus. Die klare Ausrichtung der Marken, die auch von Botschaftern wie G ­ wyneth Paltrow, Ashton Kutcher oder Kim Basinger verbreitet wird, hat zum Erfolg beigetragen. Modelle von B ­ aume & Mercier können sich heute wieder neben den ganz Grossen der Schweizer Uhrenbranche sehen lassen.

«CLIFTON CLUB SHELBY COBRA» – LIMITED EDITION 2012 starb der amerikanische Rennfahrer und SportwagenKonstrukteur Carroll Shelby. Zum Gedenken an ihn entwarfen der Autodesigner Peter Brock und Baume & Mercier zusammen die K ­ ollektion «Shelby Cobra». Die exklusive Edition ist inspiriert von einem der grössten Design-Erfolge Shelbys: dem Shelby-Cobra-Daytona-Coupé und seinem Geschwindigkeitsrekord von 1964 in Le Mans. Das neue Modell, die «Clifton Club Shelby Cobra CSX2299», ist mit einem automatischen Schweizer ­Manufaktur-Uhrwerk (La Joux-Perret 8147-2) mit FlybackFunktion ausgestattet. So können mit dem Drücker die einzelnen Funktionen des Chronographen separat aufgerufen werden. Das 44 Millimeter starke Gehäuse ist aus Titan und poliert-satiniertem Edelstahl gefertigt. Das von Peter Brock entwickelte Zifferblatt ist zur Hälfte blau, zur Hälfte silberfarben und lehnt sich an die charakteristischen Merkmale des Hecks des Daytona an. Weiter erinnert das Kalbslederarmband an die in der Automobilindustrie verwendete Kohlenstofffaser. Auf dem Gehäuseboden ist der charakteristische Reifen des Daytona Coupés vom Namen der Kollektion und der Seriennummer umrandet. Die exklusive Uhr wird vor allem Sammler faszinieren, denn sie ist in einer Auflage von nur 196 Modellen erhältlich, Preis ca. Fr. 7990.–.

WW Magazin 47


SCHWEINSBAUCH VOM TUROPOLJE-SCHWEIN MIT PALMKOHLSPROSSEN UND BERGKARTOFFELSCHAUM (FÜR 4 PERSONEN)

FÜR DEN SCHWEINEBAUCH

- 150 ml Vollrahm - 30 g braune Butter - Salz, Pfeffer, Muskat

- 400 g Schweinebauch vom Turopolje - Salz, Pfeffer

ZUBEREITUNG:

ZUTATEN:

FÜR DIE PALMKOHLSPROSSEN

- Den SCHWEINEBAUCH würzen

- 200 g Palmkohlsprossen - Salz, Pfeffer, 3–4 Körner Kümmel - Butter

- - - -

FÜR DEN BERGKARTOFFELSCHAUM

- 300 g Bergkartoffeln, z. B. Röseler, Maikönig - 150 ml Vollmilch

und vakuumieren, bei 72° C 24 Stunden im Wasserbad garen,
 anschliessend herausnehmen und abtupfen, nochmals mit Salz und Pfeffer würzen mit der Schwarte nach unten auf dem Grill knusprig braten.

- Die PALMKOHLSPROSSEN waschen, - in genügend Salzwasser mit dem Kümmel kurz aufkochen, - mit Butter in einer Pfanne anziehen, würzen. - Die BERGKARTOFFELN in der Schale weichkochen, - anschliessend im Backofen für 20 Minuten bei 200° C trocknen, - die Kartoffeln halbieren und durch ein Sieb drücken,
 - 200 g der Kartoffeln mit Milch und Rahm vermischen,
 - aufkochen, abschmecken und die braune Butter untermengen.

- Die Konsistenz des Kartoffelschaums sollte die einer dicken Kartoffelsuppe sein.
 - Durch ein Sieb in einen Kisag oder ISI-Bläser füllen, eine Patrone eindrücken, gut schütteln. INFOS ZU DEN ZUTATEN:

Palmsprossen sind junge Triebe, welche im Frühjahr aus dem Stängel der letztjährigen Pflanze austreiben. Ersatzweise kann man auch Palmkohl- oder Federkohlblätter oder Kohlsprossen (Power Sprouts) verwenden. Rezept von Hansjörg Ladurner, Restaurant «Scalottas Terroir»


Kulinarik  Aussenbetrachtung

Bild: NADIA NEUHAUS

SCHWEIN GEHABT

Bei HANSJÖRG LADURNERS sogenannter TERROIR-KÜCHE geht es darum, alles aus der REGION zu nutzen. Sowie alles vom jeweiligen TIER – so etwa auch vom TUROPOLJE-SCHWEIN. Text: SARAH STUTTE

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inen ganzen Abend lang nur Desserts essen. Oder Salat und Suppe als letzten Gang. Wer wollte nicht schon einmal die übliche Menüordnung ­durcheinanderbringen und nach Lust und Laune ändern? Im ­Restaurant «Scalottas Terroir», einem der insgesamt sieben Restaurants des H ­ otels «Schweizerhof» in Lenzerheide, kann man das. Man muss es sogar. Denn so geht hier das Konzept. Lediglich in kalte, warme und süsse Speisen wird auf der S ­ peisekarte ­unterteilt, alle Gerichte sind gleich gross portioniert. Als einer von 30 Gästen, die im Restaurant Platz finden, hat man die Qual der Wahl zwischen Exklusivgängen wie dem Luftgetrockneten – einer Auswahl feinster getrockneter Fleischspezialitäten –, einer besonderen Arvenspeise (auch Zirbelkiefer genannt) oder beispielsweise dem Evolèner mit Kartoffelgulasch und Pot au feu. Wer mutig ist, probiert die B ­ lutwurstravioli. Für Gäste mit normalem Hunger sind drei bis vier Teller empfehlenswert. Und ­diese sind so angerichtet, dass man den ­G eschmack i­ndividuell erfahren kann, die ­Ingredienzen aber auch als Einheit visuell und gustatorisch überzeugen. Man geniesst, nimmt mehr wahr – und die Stunden vergehen im Flug. Für das Essen im «Scalottas» verantwortlich ist Küchenchef Hansjörg ­L adurner, ­zusammen mit seinem Souschef René ­Bissig. Bei Ladurners Terroir-Küche geht es nicht nur darum, alles aus der ­Region zu nutzen, sondern auch alles vom jeweiligen Tier – von seinem Fleisch bis zum Fell. Und Gäste ­sollen vor allem P ­ rodukte wiederentdecken, mit denen früher in der G ­ egend gekocht wurde, die aber über die ­Jahre in ­Vergessenheit gerieten oder ganz verschwanden. D ­ afür pflegt der Küchenchef engen Kontakt zu den ansässigen Produzenten, vom Fleischtrockner bis zum ­Gemüsebauer. Und auch zu den Tieren, die er einkauft, um sie dann einem Bauern bis zur Schlachtreife zur Aufzucht zu überlassen.

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Auf die Frage, ob ­d iese Nähe das Kochen einfacher macht oder es erschwert, antwortet er: «Es wird interessanter. Man hat ein ganz anderes Verhältnis zum Produkt und kann dem Gast eine G ­ eschichte erzählen.» So beispielsweise zu den vier T ­ uropoljeSchweinen, die auf dem Hof von Bruno Hassler in Zorten ­gehalten werden und denen er regelmässig einen ­Besuch a ­ bstattet. Die ursprünglich auf dem B ­ alkan ­heimischen Tiere wurden während des K ­ roatienkriegs in den 1990er Jahren fast vollständig ausgerottet. Der Tier­garten S ­ chönbrunn in Wien kaufte den Rest-­bestand und zog ­ erfolgreich eine Nachzucht auf, aus der ­Tiere auch in der Schweiz wieder a ­ ngesiedelt wurden. «Ich ­wollte ­Schweine, die man draussen halten kann. Ihr Fleisch ist dunkler als das anderer Tiere und es hat einen ganz eigenen G ­ eschmack. Z ­ udem verliert es vom rohen zum gebratenen Z ­ ustand nicht an ­Grösse.» Im Juni wird das ­erste von ­L adurners S ­ chweinen geschlachtet, um das Fleisch ab Juli auf der ­Speisekarte ­anzubieten. Für ­dessen ­Zubereitung lässt er sich nun in der ­Küche des «Scalottas» über die Schulter schauen: Schweinebauch vom ­T uropolje, ­zusammen mit B ­ ergkartoffelschaum und Palmkohl. Ein t­ ypisches ­Bauerngericht sei das, sagt er, dank e­ iner guten Vorbereitung – das Fleisch gart man 24 Stunden bei 72 Grad im W ­ asserbad, ­siehe Rezept – einfach ­zuzubereiten. Das passt vor allem dann, wenn man Gäste einlädt und nicht den halben Abend am Herd verbringen möchte. Der Kohl stammt aus Ladurners e­ igenem Garten. Er sei vitaminreich, definitiv mehr als nur «Superfood» und passe gut zum Schwein, sagt er. Zudem sei dieser schon früher als einziges Gemüse auch im F ­ rühjahr in den Alpen stets vorhanden g ­ ewesen. Beim Kochen solle man den Kohl nie ­zudecken, rät der Koch, weil sonst das Senföl konzentriert und köhlelet. Als Alternative zum Kümmel kann auch das Wermutkraut

April / Mai

Eberraute verwendet werden (wegen des Geruchs auch Cola-Kraut genannt). Es hilft genauso beim Verdauen. Die Bergkartoffel baut Marcel ­Heinrich Tschalèr im Albulatal auf tausend M ­ etern Höhe an. Ihr Wassergehalt ist tiefer als bei anderen Sorten, der Stärkegehalt dagegen ­höher. Dadurch macht sie auch schneller satt. Das Dämpfen und anschliessende Trocken­ garen löst die Schale von alleine ab und verhindert, dass die Kartoffeln schmierig werden, wenn man sie durch das Rundsieb – ein normales Sieb geht auch, jede mehlige Kartoffelsorte eignet sich – drückt. Auf dem Teller selber findet als ­erstes der typische diagonale Pinselstrich von ­Ladurner seinen Platz. Dieser sei übrigens ursprünglich erfunden worden, um ­Schälchen auf dem Untergrund zu f­ ixieren. ­Inzwischen zieht sich der Strich als r­ oter Faden durch sämtliche Gerichte und weist jedem der vier bis fünf unterschiedlichen Aromen auf dem Teller eine a ­ ngemessene Stelle zu. Auf der Linie, die hier aus ­gepresstem Rotkohlsaft besteht und mit Granulat aus ebendiesem verziert wird, setzt sich der Palmkohl. Dann wird das Fleisch angeschnitten und am Schluss vom Kartoffelschaum umrahmt. Bald schon können sich Hansjörg Ladurners Gäste dieses Gericht schmecken lassen. Das Restaurant «Scalottas Terrain» öffnet seine Türen wieder am 12. Juli. Wer nicht solange warten will, kann es nachkochen. Gutes Gelingen und guten Appetit.

HANSJÖRG LADURNER, 46,

ist Südtiroler und wuchs in die Gastronomie hinein, weil schon sein Vater eine Pizzeria führte. Seit 2003 lebt er in Lenzerheide, seit 2007 ist er Küchenchef im «Scalottas Terroir» und im «Scalottas Carn & Caschiel» (Fleisch- und Käserestaurant, nur im Winter offen). Das «Scalottas Terroir» wird im «Guide Michelin» als «Bib Gourmand» a ­ usgezeichnet.

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Aussenbetrachtung  Wanderlust

Illustration: PIETER VAN EENOGE

Mit dem Strom fahren Unsere Autorin ist

VELOBENUTZERIN AUS LEIDENSCHAFT.

Besonders begeistert ist sie von DER ELEKTRISCHEN VARIANTE . Diese lässt ihr die Wahl, ob sie eher STRENG oder LOCKER pedalen möchte. Text: NUBYA

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Ich finde E-Bikes einfach genial. Das Tolle daran ist, das man wählen kann, was einem gerade passt. Ob man also die Elektro-­ unterstützung einstellt, wenn man sich nicht anstrengen, es locker und ruhig angehen ­lassen und schnell vorwärts kommen möchte. Oder ob man sie weglässt, wenn man noch richtig altmodisch in die Pedale treten will. Ganz abhängig von der Tagesform, von Lust und Laune. Für mich ist das ein grosser Vorteil gegenüber herkömmlichen Velos. Als ich – vor Jahren im Appenzell – das erste Mal auf

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«Ich bin normalerweise ein bis zwei Stunden täglich damit unterwegs. Im Winter fahre ich eher selten. Ich muss immer aufpassen, dass ich nicht krank werde, wegen der Stimme», sagt Sängerin Nubya.

einem E-Bike sass und es dort einmal ausprobierte, habe ich mich sofort wohl damit gefühlt. Und seither bin ich ein Fan davon. Damals standen in einem Hotel, in dem ich sehr gerne übernachte, zehn E-Bikes zur

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freien Verfügung. Ich zögerte nicht lange, bin berghoch und bergrunter gefahren und habe es lieben gelernt. Selbst ein solches zu besitzen, stand deshalb schon seit längerem auf meiner Wunschliste.

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Wanderlust  Aussenbetrachtung

Ich entschied mich für die Firma Stromer und erfüllte mir mit dem Kauf eines ihrer E-Bikes meinen grossen Wunsch. Nun ­fahre ich seit Herbst 2016 das Modell Stromer ST2. Es gefiel mir schon bei der Testfahrt. Die Stromer sehen einfach total lässig aus und haben eine tolle Power, die mich p ­ ositiv überrascht hat. Der Stromer ST2 ist mit 45 km/h das derzeit schnellste Velo mit dem leistungsstärksten Motor, das in der Schweiz zulässig ist. Es macht einfach riesigen Spass, damit zu fahren. Zudem finde ich, im Gegensatz zu anderen Elektrovelos, die Handhabung des Stromers sehr einfach und ich wurde bei Stromvelo (einem Anbieter von verschiedenen E-Bike-Marken) gut dazu ­b eraten. Überzeugt hat mich auch der system­eigene Lithium-Ionen Akku des ­Stromers, der wirklich sehr lange hält. Momentan steht das Elektro-Bike vor meinem Haus in Basel, weil ich mich zurzeit mehr dort aufhalte. Aber ich nehme es auch mit nach Zürich. Immer, wenn ich in der Stadt irgendwo hin muss, fahre ich am liebsten mit dem E-Bike dorthin. Für mich ist es das ideale Fortbewegungs­mittel, weil es am schnellsten ist, man muss keinen Parkplatz suchen und auf kein Tram warten. Ich bin im Frühling, Sommer und Herbst ­normalerweise ein bis zwei Stunden täglich damit unterwegs. Im Winter fahre ich eher selten. Ich muss immer aufpassen, dass ich nicht krank werde, wegen der ­Stimme. Aber solange es nicht regnet und nicht allzu kühl ist, sieht man mich auf dem E-Bike. Oft fahre ich auch nur zum Spass herum. Eine b ­ estimmte Strecke, die ich mit dem Bike zurücklegen will, habe ich nicht im Kopf. Ich fahre einfach drauf los und erkunde die Gegend. Ich plane solche ­Strecken vorher nie. Ich schaue einfach, wo es mich hintreibt.

WER'S ERDACHT HAT

Diese Möglichkeit ergab sich dann für mich durch die Mitwirkung an der Energy Challenge 2016. Einem Event rund um das Thema Energieeffizienz, der von Energie Schweiz lanciert wurde und in ­verschiedenen Schweizer Städten stattfand. Die S ­ tädte standen dabei im Wettkampf m ­ iteinander. Ich war in Basel mit dabei, zusammen mit ­E nergiebotschaftern wie Baschi oder

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Christina Surer. Wir haben auf spielerische Art und Weise versucht, die B ­ evölkerung für Energiethemen zu sensibilisieren und sie mit unseren Aktionen dazu herausgefordert, sich für ihre Energiestadt zu e­ ngagieren. Für unsere Auftritte bekamen wir teilnehmenden Künstler keine Gage, konnten aber dafür einen Gutschein aus dem Angebot von verschiedenen Partnerfirmen auswählen.

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Mit 17 Jahren verkaufte Thomas Binggeli die Schafe ­seiner Eltern und richtete in der Scheune seine erste Werkstatt ein: Thömus Veloshop in Oberried am Brienzersee. 2009 entwickelte er die Idee zum Stromer E-Bike und b ­ rachte es erfolgreich auf den Markt. Seit 2011 ist das von ihm g ­ egründete Unternehmen mit Sitz in ­Oberwangen bei Bern Teil der BMC Gruppe. Der Energiebedarf des g ­ esamten Firmensitzes wird durch Solarzellen gedeckt, die auf dem Dach des Gebäudes angebracht sind. Z ­ usätzlich kann jede Batterie, die mit einem neuen Stromer E-Bike ­ausgeliefert wird, mit so gewonnener Solarenergie gefüllt werden. Das Unternehmen beschäftigt rund 60 Mitarbeiter in der Schweiz sowie 20 im Ausland. ­E -Bikes von Stromer sind etwa erhältlich bei Stromer, m-way oder Stromvelo.

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Anleitung  Arbiter Elegantiarum

Moderedaktion: YVONNE WIGGER

FÜR FARBIGE PARKAUSFLÜGE

Blazer von HACKETT, ­ ca. Fr. 441.– (bei Mrporter.com).

Hemd von PAUL SMITH, ­ ca. Fr. 148.– ­ (bei Mrporter.com).

Beutel von FENDI, ­ ca. Fr. 845.– (bei Ssense.com).

Korallenrot und Mittelmeerblau passen für einen Spaziergang im Park. Sich ohne Socken porträtieren zu lassen, ist dagegen gewagt. Dandy Foulkes, 51.

Jeans von JEAN SHOP,­ ca. Fr. 198.– (bei Mrporter.com).

Mokassins von TOD'S, ­ Fr. 270.– (bei Matchesfashion.com).

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­N ICHOLAS FOULKES ist ­Kolumnist und Buchautor. Sowie einer der ­BESTANGEZOGENDSTEN MÄNNER ­Londons. Er lässt bei HUNTSMAN an der SAVILE ROW schneidern und seine Masschuhe – r­ ussisches ­Kalbsleder – sind von ERIC COOK. Londonbesuchern rät er, im «­Connaught Hotel» abzusteigen und frühzeitig einen Tisch im «Green's» zu buchen, um dort smoked ­haddock (geräucherten Schellfisch) zu essen. April / Mai

Er trägt einen Einreiher aus hellbrauner Shantung-Rohseide, ein lindgrünes Hemd von Turnbull & Asser und eine lila Krawatte. Der Hosenbund ist hinten geschlitzt und reicht fast bis an die Schulterblätter. «Fischschwanz-Stil», sagt er, «sehr bequem». In einer ­Stunde werde er in diesem Aufzug zum Essen fahren, denn er provoziere gerne. Worin die Provokation bestehe? «Hellbraun zum Lunch in der Stadt – wie frivol.» Marineblau wäre adäquat. Diese Zeilen sind aus einem Porträt über Nicholas Foulkes, 51, Buchautor in London – von ihm ist etwa die Biografie des französischen ­Dandys Count d'Orsay –, das ich vor fast fünfzehn Jahren geschrieben habe. Es ­könnte aber auch erst fünfzehn Tage alt sein. Denn, wie der ­F inancial Times-Kolumnist sagt: «Ich ­pflege nicht, mich von aktuellen Kollektionen inspirieren zu lassen. Mein G ­ eschmack basiert auf klassischem Stil, nicht auf kurzlebigen Marotten.» Die Manschetten seines Hemdes sind an den Enden diagonal abgeschnitten. Sean Connery habe als James Bond solche gewählt, sagt er. «Und heute mache ich sie wieder salonfähig.» Marotten also sind in Ordnung, bloss langlebig müssen sie wohl sein. Die Wahl des Autos, sagt er, sei einer der wichtigsten Entscheide im Leben eines Mannes, fast so wichtig wie die Wahl der Ehefrau. Er würde seinen ­a lten Bentley (nicht seine Ehefrau und Mutter seiner zwei Söhne im ­Teenageralter) gegen einen Lamborghini M ­ urcielago tauschen. Sehr wichtig: «Ich w ­ ürde ihn in der Farbe meiner Socken bestellen.» Lindgrün wie sein Hemd mit den James-Bond-Manschetten. Mark van Huisseling

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Bild: Freddie Foulkes

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NICHOLAS FOULKES


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24. MAI 2017

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MÖBEL

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BELLAVISTA

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CHRISTIAN LACROIX

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Inga-Maj Hojaij-Huber, Sabine Mähner

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Guido Bertuzzi (Leitung)

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NANNA UND JØRGEN DITZEL

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www.nanna-ditzel-design.dk

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Built to be wild. Der neue Mercedes-AMG GT Roadster. www.mercedes-benz.ch/amg-gt-roadster


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