WW Magazin No. 2/15

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WW Magazin No. 2 April / Mai 2015

KUNST Saison-Trends Mode, Uhren, Schmuck, Design fĂŒr Haus und Garten

Weltwoche Verlags AG

Eine Zeitschrift der

Unser Wegweiser durch die ART WORLD

Bilder: Duong Nguyen

Sehen, verstehen, sammeln – und lieben:

Fr. 6.50



Nr. 2  2015  Editorial

In, schick, hip und so weiter

Mittlerweile ist es fast unangenehm, in einer Runde zu sagen, dass man sich fĂŒr Kunst interessierr. Oder sogar im – bescheidenen – Rahmen des Möglichen ab und zu ein Werk kauft. Die RĂŒckmeldungen sind dann: «Ja, klar, ich auch.» Oder: «Logisch, wer nicht?» Mit anderen Worten: Kunst ist zurzeit, was Aktienanlagen vor zwanzig Jahren waren. Oder Immobilien vor zehn. Sich fĂŒr Kunst zu interessieren, ist wie sich fĂŒr Fussball zu interessieren – alle zwei Jahre, wenn Europaoder Weltmeisterschaften stattfinden, und obwohl man eine Frau ist und nicht zur bildungsfernen Schicht gehört, oder beides. Sich fĂŒr Kunst zu interessieren, ist in, schick, hip und so weiter. Nicht darum machen wir eine Ausgabe ĂŒber Kunst. Sondern weil, wie wir finden, Kunst in vielen FĂ€llen etwas Schönes, Anregendes, Lebensbejahendes und -bereicherndes ist. «Kunst sehen, ­verstehen, sammeln – und lieben: Unser Wegweiser durch die art world» steht auf unserem Cover. Anspruch auf VollstĂ€ndigkeit haben wir keinen. Die Welt der Kunst ist eine April /  Mai 2015

­ rosse, sie ist ein weites Feld. g Und eine solche respektive ein solches lĂ€sst sich nicht in ein dĂŒnnes Heft packen. Wir hoffen aber, dass wir Ihnen, falls Sie bisher wenig mit Kunst anfangen konnten, ein paar interessante EindrĂŒcke und Ansichten liefern können. Oder, falls Sie sich bereits mit Kunst aus­einandersetzen, ­einige fĂŒr Sie neue Informationen und Ideen vermitteln. Wir wĂŒnschen Ihnen viel Leseund SehvergnĂŒgen. Und, in diesem Sinn, auf Wiedersehen, spĂ€testens Anfang Juni, an der Art-BaselVernissage.

Ihr Mark Van Huisseling

zwei köpfe, ein gedanke Nicht bloss Kunst hat Konjunktur, sondern auch KunstAusgaben, Kunst-Beilagen und so weiter.

3


Contributors

Nr. 2  2015

Pauline KrÀtzig

Kyle T. Webster, ­Roman Muradov,

michael

­Akira Sorimachi,

A. gotthelf

Bill Rebholz und ­Riikka Sormunen

dirk boll

Von Beruf ist unser Mitarbeiter Europa-Chef von Christie’s. Doch den Hammer an Versteigerungen lĂ€sst der Deutsche, der in London arbeitet, bloss selten fallen – er fĂŒhrt die GeschĂ€fte des Auktionshauses. In dieser Ausgabe beschreibt Boll, der ausserdem Professor an der Hamburger Hochschule fĂŒr Musik und Theater ist, was fĂŒr ihn die kĂŒnstlerische QualitĂ€t der Arbeit des deutschen Fotografen ­Tobias Zielony ausmacht. Zielony beschreibt er als einen der bedeutendsten KĂŒnstler, nicht Fotografen, seiner Generation. Seite 40

Andere Autoren schreiben, wenn sie eine Idee, ein A ­ nliegen oder, tatsĂ€chlich, Bedarf an finanziellem Zustupf haben. Gotthelf schreibt, wenn er ein ­neues Haus an einem weiteren Standort gekauft hat, den man als dream ­l ocation, Traumort, beschreiben kann. Letztes Mal war’s ­Miami, dieses Mal sind’s die Hamptons, die Sommerfrische der New Yorker, wo der Frankfurter Unternehmer und Publizist, der in London seinen Hauptwohnsitz hat, seinen Hut ablegt. Fragt man den Immobilien­ entwickler, der zudem eine weitere Stiftung gegrĂŒndet hat (fĂŒr Literatur, in Gedenken an Frank Schirrmacher): «Wann willst du eigentlich in all deinen HĂ€usern Zeit verbringen?», fragt er zurĂŒck: «Muss ich das?» Seite 46

andreas ritter

In der TV-Serie «Breaking Bad» gab es einen Anwalt, den die anriefen, die ­Sorgen hatten – «Better Call Saul», ruf besser Saul an, ging der Slogan des ­ c riminal lawyers Goodman. Unser Kolumnist ist kein Strafverteidiger, und seine Klien­ ten rufen nicht an, wenn die ­Polizei im Morgengrauen an die TĂŒre klopft. Ihn konsultiert man tagsĂŒber in seinem BĂŒro im Seefeld, in dem es aussieht wie in einer Galerie. Ritter ist ­ aber nicht bloss der Anwalt in ZĂŒrich, den man anruft, wenn man rechtlichen Beratungsbedarf in Kunstangelegenheiten hat. Er ist auch ein grosser Kunst­ kenner – «Better Call Doctor Ritter». Seite 20

Die Zusammenarbeit mit ­Illustratoren ist, formal gesehen, merkwĂŒrdig: Der ArtDirektor wĂŒhlt sich durch Berge von BĂŒchern, Magazinen, Loseblattsammlungen et cetera und stösst auf Illustrationen, die ihm gefallen. Dann sendet er E-Mail-Anfragen um die halbe Welt – Illustratoren, so sieht’s aus, leben zur Mehrheit in der NĂ€he von New York oder ­Tokio sowie, seltener, in Finnland –, und Tage spĂ€ter findet er einen Sketch in seiner Inbox, bei dem ziemlich genau die Idee umgesetzt wird, die er mitgeteilt hat. Zur fertigen ­Illustration, wie Sie sie in diesem Heft zum Beispiel auf ­ Seite 19, 36 oder 46 finden, ist es bloss noch ein kurzer Weg beziehungsweise sind es ­wenige Mails.

4 April / Mai  2015

Bild: Timo Wirsching

So fasst unsere ­ jĂŒngste Stammautorin ihr Treffen mit Sam Keller zusammen: «Eloquent, aufmerksam, uneitel, cool, authentisch – verspĂ€tet. Gerade erst war er aus Schanghai in die Fondation Beyeler zurĂŒckgekehrt. Die Woche zuvor war er in Hongkong. Die Woche davor in New York. Sobald er seine – recht lĂ€ssige – Sitzposi­tion eingenommen hatte, war er, trotz der hinter ihm liegenden Reisen, voll bei mir. Ich bildete mir schon wĂ€hrend seiner Worte ein Urteil: Mir gefĂ€llt dieser Sam Keller. Als er am Ende des Interviews und des Tages vor die ­Villa, in der wir geredet hatten, trat, seine dunkle Brille aufsetzte und eine ­Zigarette anzĂŒndete, war mein Bild von ihm vollendet. Gemeinsam gingen wir zum Museum; ich ­solle mir unbedingt noch Peter Doig ansehen, die Ausstellung sei bald zu Ende. Ich sah sie mir an – mein ­Happy End.» Seite 22


Die Tiffany CT60 Von den Erfindern der New York Minute ENTDECKEN SIE DIE KOLLEKTION AUF TIFFANYCT60.COM


Nr. 2  2015

Heller Kopf mit Damen Seit Sam Keller, unsere WW-Persönlichkeit dieser Ausgabe, verantwortlich ist fĂŒr die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel, sind im bestbesuchten Kunst­ museum der Schweiz noch berĂŒhmtere Werke von noch grösseren KĂŒnstlern zu sehen. Zurzeit werden GemĂ€lde von Paul Gauguin (siehe Bild) in Kombination mit Werken von Peter Doig (nicht im Bild) gezeigt.

Ab Seite 22

6 April / Mai  2015

Titelbild: Paul Gauguin "Rupe Rupe", 1899 (Ausschnitt)/Staatliches Museum fĂŒr Bildenden KĂŒnste A.S. Puschkin, Moskau   Bild: Jiri Makovec

Inhalt 1


BUCHERER.COM

EINZIGARTIG WIE IHRE EMOTIONEN – SEIT 1888 UHREN SCHMUCK JUWELEN


Inhalt 2

Nr. 2  2015

Kolumnen

Mode von Lisa Feldmann Seite 18

Kunst von Andreas Ritter Seite 20

Reisen von Michael A. Gotthelf Seite 46

wanderlust

wĂ€rter, Putzfrau, liebhaber . . .

von Mark van Huisseling

Was tut ein Galerist eigentlich alles? Die kurze Antwort: Kunst verkaufen.

Seite 48

Die lÀngere Antwort gibt es ab Seite 36

Rubriken, Geschichten

Contributors

Meine Tankstelle

Mitarbeiter

Europa-Chef von Christie’s,

dieser Ausgabe

ĂŒber das Werk seines liebsten

Seite 4

Fotografen Tobias Zielony.

Essay von Dirk Boll,

Seite 40

Simon de Pury Seite 50

Service Briefing

BEZUGSQUELLEN

Fakten und ­ FÀlle aus

Piet Oudolf

Seite 51

der Welt der Kunst.

Wie der Weltklasse-Landschaftsarchitekt den Park der

IMPRESSUM

SEITE 12

Weltklasse-Galerie Hauser & Wirth gestaltete. Seite 30

Seite 51

Trend-/Spezial-Reports

Trois Pommes

Uhren

Schmuck

Design

Seite 10

Seite 14

Seite 15

Seite 16

8 April / Mai  2015

Bilder: Courtesy Hauser & Wirth/Heather Edwards   Illustration: Roman Muradov

Arbiter Elegantiarum


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10   April / Mai  2015

Stella McCartney

Saint Laurent

Peter Pilotto

Peter Pilotto

Marc Jacobs

Ashish

Delpozo

Delpozo

Marni

Stella McCartney

Saint Laurent

Stella Jean

Delpozo

Stella Jean

Saint Laurent

Proenza Schouler

öffnet Ende April an der Bahnhofstrasse 18 in ZĂŒrich.

Redaktion: Yvonne Wigger

Der Trois-Pommes-Concept-Store

Stella McCartney

Dort, wo die Bahnhofstrasse am schicksten ist, eröffnet Trudie Götz ihr neustes GeschĂ€ft fĂŒr Modefreunde. Auf 780 Quadratmetern VerkaufsflĂ€che richtete die Designermode-Unternehmerin einen Store ein, der etablierte Mode­labels und ausgewĂ€hlte Jung­ designer verbindet. Das Konzept fĂŒr das neue GeschĂ€ft ist bis ins letzte ­Detail ausgearbeitet. Götz, die auf vierzig Jahre Erfahrung im ModegeschĂ€ft zurĂŒckblicken kann, garantiert exklu­sive Mode-Highlights und ein unvergessliches Einkaufserlebnis. «Der Kunde kommt in unseren Store und fĂŒhlt sich wie in einer anderen Welt. Er wird inspiriert von der angebotenen Kleidung, den Accessoires und der Kosmetika», sagt Götz ĂŒber ihr neustes Projekt. In Zusammenarbeit mit Architekt Heinz MĂŒller wurden die RĂ€umlichkeiten ­renoviert und neu gestaltet. Die Einrichtung des Stores zeigt Kunst, AntiquitĂ€ten und BĂŒcher aus ­aller Welt. «Multibrand-Stores, das ist die Zukunft», sagt Götz. «Der ­Kunde kommt weg von Total-Looks und Uniformen. Er will kombinieren, selber auswĂ€hlen und seinen Look ­individuell gestalten.» Neben den klassischen ­Luxuslabels Saint Laurent, Marni und Givenchy ergĂ€nzen zahlreiche Newcomer wie ­Stella Jean, Peter Pilotto, Thakoon und Delpozo das Angebot. Die Auswahl der Marken erfolgt sehr gezielt, die Produktionsweise, die ­Materialien und der Hintergrund der ­Labels spielen eine wichtige Rolle. Zudem wird keinem saisonalem Modetrend gefolgt – bei Trois Pommes geht es um Lebens­einstellung und Persönlichkeit.

Stella Jean

D Trend-Report



Briefing  Kunst

Geld und Geist sind wohl nirgends so nahe beisammen wie im Kunstmarkt. In den vergangenen Jahren ging die Entwicklung fast immer in eine Richtung: nach oben.

Nr. 2  2015

all-time high

Das Londoner Auktionshaus Christie’s hat im Rekordjahr 2014 Kunst im Wert von 5,1 Milliarden Pfund (etwa 7,6 Milliarden Franken) versteigert und verkauft.

rotes bild mit pferden

Der deutsche Wolfgang Beltracchi, 64, hat nach eigener Aussage in einem Zeitraum von vierzig Jahren etwa 300 Bilder gefÀlscht. 2011 wurde er wegen gewerbsmÀssigen Bandenbetrugs zu sechs Jahren Haft verurteilt, seit J­ anuar 2015 ist er frei auf BewÀhrung. Als FÀlscher entlarvt hat ihn eine chemische Analyse, die modernes Titanweiss im Werk «­Rotes Bild mit Pferden» (Original: Heinrich Campendonk) nachwies, das 1914 noch gar nicht existierte.

ballonhund

Auf der Top-100-Liste von ­Artnet der erfolgreichsten lebenden K ­ ĂŒnstler (VerkĂ€ufe im Zweitmarkt, Zeitraum 2011–2014) fĂŒhrt der Deutsche G erhard Richter (858 Mio. US-­ ­ Dollar) deutlich vor dem New Yorker Jeff Koons (284 Mio.) und dem Chinesen Zeng Fanzhi (226 Mio.). Koons hingegen ist die Nummer eins, wenn es um den höchsten bei einer Auktion erzielten Gewinn geht: Sein «Balloon Dog (Orange)» wurde 2013 fĂŒr 58,4 Mio. Dollar versteigert.

der mann, der geht

12

all-star

Der weltweite Kunstmarkt ist 2014 um 7 % im Vergleich zum Vorjahr auf 51 Mia. US-Dollar angestiegen (Quelle: Tefaf). GemĂ€ss Artnet wurden vergangenes Jahr etwa 1530 Kunst­ werke mit jeweils e ­ inem Wert von mehr als ­einer ­Million Dollar auf Versteigerungen verkauft. Redaktion: Oliver Schmuki   April / Mai  2015

Illustration: Bill Rebholz

Im Mai 2010 ­ versteigerte Christie’s das Werk «Akt mit grĂŒnen BlĂ€ttern und BĂŒste» von Pablo ­ Picasso fĂŒr eine Rekordsumme von 106,5 Mio. Dollar. Den Rekord fĂŒr die höchste je ­ fĂŒr Schweizer Kunst bezahlte Summe hĂ€lt ­Alberto Giacometti: Die Skulptur «L’Homme qui marche I» wurde ebenfalls 2010 von Sotheby’s fĂŒr 104,3 Mio. Dollar verkauft.

Jahrhundertraub

Der maskierte RaubĂŒberfall im Februar 2008 auf die ZĂŒrcher Sammlung E. G. BĂŒhrle war der wohl grösste Kunstraub Europas. Die vier GemĂ€lde von Monet, Degas, CĂ©zanne und van Gogh ­hatten ­einen geschĂ€tzten Wert von 180 Mio. Franken. Das teilweise leicht beschĂ€digte Diebesgut­ konnte von den Behörden aber sichergestellt werden und befindet sich heute wieder in ZĂŒrich.


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Spezial-Report  Komplikationen

G

randes complications sind uhrmacherische Meisterwerke. Die Firma Beyer Chronometrie in ZĂŒrich hat sich auf Verkauf und Pflege solcher spezialisiert. Der GeschĂ€ftsinhaber und zwei Mitarbeiter sagen, weshalb.

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René Beyer

Isabelle Kappeler

Eric Ritter

Inhaber und

Uhrmacherin

Leiter Patek Philippe

GeschĂ€ftsfĂŒhrer

bei Beyer

Boutique by Beyer

«Mich fasziniert, dass der Antrieb des Handaufzugs der â€čPour le Meritâ€ș ĂŒber Kette und Schnecke erfolgt – eine schlichte Legende mit Echt-Email-Zifferblatt.»

«Dieses Tourbillon-Modell ist mit drei Millimeter Werkdicke das flÀchste seiner Art. Eine ­weitere ­technische Höchstleistung ist die Gangreserve von neunzig Stunden mit Anzeige.»

«Ein wunderschönes Beispiel fĂŒr uhrmacherische Meisterleistung ist diese Grande Complication in RosĂ©gold mit Tourbillon, ewigem Kalender und Minutenrepetition.»

A. Lange & Söhne, Ref. 260.032 Fr. 119 700.–

Breguet, Ref. 5377PT129WU Fr. 160 000.–

Patek Philippe, Ref. 5216R Preis a. A.

«Die â€č1815 Tourbillonâ€ș ist eine klassische, elegante Uhr im typischen Stil des Hauses. Wer nur einmal im Leben eine Uhr kauft, wird mit dieser glĂŒcklich.»

«WĂ€hrend dem Abspielen einer Melodie dreht sich das Zifferblatt unhörbar um die eigene Achse. Die â€čReveil Musicalâ€ș ist ­wunderschön und gleichzeitig ein Meisterwerk der Technik.»

«Die â€č5959Pâ€ș besticht durch ihr Platin-OffiziersgehĂ€use in Kombination mit ­e inem Doppelchronografen mit Monopoussoir, auch Rattrapante genannt.»

A. Lange & Söhne, Ref. 730.025F Fr. 190 500.–

Breguet, Ref. 7800BA119YV Fr. 87 000.–

Patek Philippe, Ref. 5959P Preis a. A.

Nr. 2  2015  Bestimmte Uhren können viel mehr, als nur Stunden, Minuten und Sekunden anzeigen. Zusatzfunktionen, Komplikationen genannt, stoppen die Zeit, lösen SchlĂ€ge im Stunden- oder Minutentakt aus, steuern Mondphasenan­ zeigen, ­Minutenrepetitionen, Weckerfunktionen etc. Sogenannte Grandes Complications sind das Uhren-GegenstĂŒck zur Haute Couture in der Mode, zur ­Haute Joaillerie in der Welt des Schmucks – Kunsthandwerk auf höchster Höhe. Patek Philippe hat im vergangenen Jahr mit der «Grandmaster ­Chime», die ĂŒber zwanzig verschiedene Funktionen verfĂŒgt, die komplizierteste Armbanduhr der Welt hergestellt. Die komplizierteste Taschenuhr – ebenfalls von Patek – weist sogar 33 Komplikationen auf. Wie nĂŒtzlich jede einzelne Komplikation ist, ist streitbar. Oft sind sie bloss technische Spiele­ r eien oder Ausdruck von höchstem Können und Beherrschen des Uhrmacherhandwerks. So macht etwa das von ­Abraham Louis Breguet vor 220 Jahren fĂŒr Taschenuhren erfundene Tourbillon – ein Mechanismus, der den Fehler der Ganggenauigkeit durch die Schwerkraft korrigieren soll – bei Armbanduhren eigentlich k ­ einen Sinn mehr. Trotzdem gehört diese ­Zusatzfunktion zu den beliebtesten, weil sie als eine der kompliziertesten Komplikationen ĂŒberhaupt gilt. GĂ€ngig sind Zusatzfunktionen wie die Stoppfunktion, die Anzeige ­einer zweiten Zeitzone (was vor allem Vielreisende schĂ€tzen) oder ein ­Wecker – alles Komplikationen, die auch wirklich nĂŒtzlich sind. F ­ erner ergibt eine Gangreservenanzeige Sinn, falls man ablesen will, wie lange eine Uhr noch lĂ€uft, bevor sie wieder aufgezogen werden muss. Sternkarten auf den ZifferblĂ€ttern sind dagegen meistens so kompliziert, dass nicht einmal der stolze Besitzer e­ iner solch technisch raffinierten Uhr den genauen Stand der Gestirne damit bestimmen kann. Die Stunden- und die Minutenrepeti­tion sind schöne Überbleibsel aus Zeiten, als man nicht bloss eine ­Nachttischlampe anknipsen konnte, um die Zeit zu sehen – sondern im Dunkeln liegend konzentriert den SchlĂ€gen der vollen, halben und Viertelstunden lauschte.

Text: Raphael Suter   April / Mai  2015


Nr. 2  2015  Trend-Report   Schmuck 1. Ring «Zermatt», Gelbgold mit Diamanten, von wellendorff, Fr. 10 600.–. 2. Ohrringe mit Diamanten und Saphiren, «Caprice»Kollektion, von DIOR, Preis a. A. 3. Armspange «Japanesque», Gelbgold mit Diamanten, «The Art of the Sea»-

2

Kollektion, von TIFFANY & CO.,

Üppig und extravagant mögen es die Schmuckdesigner zurzeit. Bei den EntwĂŒrfen geht es mal romantisch zu und her, mal modern, verschnörkelt oder mit klarer Linien­fĂŒhrung; das Resultat sind schön anzu­sehende Ohr­stecker, Armreife, Ringe und Colliers. Passend zur aktuellen ­farbigen Mode erleben bunte Edelsteine ein ­Comeback: Rote Rubine, grĂŒne Smaragde und blaue Saphire w ­ erden kĂŒhn in Szene gesetzt. Gefasst sind die Edel­steine in kĂŒhles Weiss- oder warmes RosĂ©gold. ­Perlen haben ohnehin immer Saison. Und auch die Steine der ­ewigen ­Liebe, die ­Diamanten, sorgen dafĂŒr, dass die SchmuckstĂŒcke der neuen Kollektionen so richtig strahlen.

Preis a. A. 4. Ohrringe, Weissgold mit Smaragden und Diamanten,

1

von CHOPARD, Preis a. A.

3

5. Ring «Studio 54», kann mit ParfĂŒm ­besprĂŒht ­werden, von BY KILIAN, Fr. 285.–. 6. Armband, RosĂ©gold mit Diamanten, von SHAMBALLA, ca. Fr. 32 000.–. 7. Halskette, Weissgold mit Brillanten und Perlen, von CHANEL, Preis a. A. 8. Ring, RosĂ©gold mit Diamanten, Tsavoriten und Saphiren, «Tango»Kollektion, von ­p omellato,

must-have des

Fr. 14 300.–.

monats Armreif, Roségold

4

mit Smaragden und Spinellen, von BUCHERER, Preis a. A.

D

8

ie Verbindung von Kunst und Handwerk – ergibt Kunsthandwerk. Und das Ergebnis ­davon sind aussergewöhnliche SchmuckstĂŒcke. Oder Kunst fĂŒr Finger, Handgelenk, Hals und OhrlĂ€ppchen.

April/  Mai 2015

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Trend-Report  Design

Nr. 2  2015

1

2 1. Tisch «Tablet» von Hans Wegner fĂŒr Carl Hansen, Fr. 710.–; www.carlhansen.com 2. Sessel «Jonah» von JAMES HARRISON, Fr. 570.–; www.made.com 3. HĂ€ngeleuchte «Softlight» von

3

www.molodesign.com

W

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6

ab Fr. 650.–; 4. Notizbuch «Couture

eisse (Licht-) Wolken im Wohnraum? NatĂŒrlich! Die Natur lĂ€sst sich ganz leicht in die Wohnung holen – oder umgekehrt.

5

MOLODESIGN,

Ein Sessel in TĂŒrkis und Blumenmuster aus weichen Farben, die VorhĂ€nge schmĂŒcken, nehmen im Interieur eine Spitzenposition ein. Gleichzeitig gilt es, das Innere nach aus­sen zu kehren. An der frischen Luft oder im Garten geniesst man sein FrĂŒhstĂŒck oder notiert abends Gedanken im Schein eines Windlichts — dazu wird der wetterfeste Clubtisch aus dem Wohnzimmer auf die Terrasse getragen.

Candies» von Christian Lacroix Maison fĂŒr Libretto, Preis a. A.; www.christianlacroix.com 5. Beistelltisch «Madonna» von HUNN, Fr. 590.–; www.hunn.ch 6. LeinenvorhĂ€nge von Mitloedi fĂŒr Möbel Pfister, Preis a. A.; www.pfister.ch 7. Tisch «To Turn You On» von POUENAT, etwa Fr. 5490.–; www.pouenat.fr 8. Kerzenhalter «Moonlight» von Monica Förster fĂŒr Bianchi Café & Cycles, noch nicht im Handel; www.cosentinogroup.net

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Redaktion: Delia Lenoir   April / Mai  2015


Oder

10% 23.4. – 16.5.2015

Vorteil auf alles

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*

*Bedingungen unter pfister.ch

Der neue Sommer-Katalog ist da.


Lisa Feldmann  Mode

Bereit fĂŒr die Schau Worum geht es auf ­Kunstmessen? Auch um kunst. Und um die lookS der Besucherinnen. Text: Lisa Feldmann Illustration: Riikka Sormunen

A

ls mich der Redaktionsleiter dieses Magazins bat, mir Gedanken ĂŒber die Beziehung von Mode und Kunst zu machen, musste ich an Heidi Klum denken. Was kein gutes Zeichen ist, aber damit zusammenhĂ€ngt, dass die deutsche Model-Mama seit gut ­einem Jahr einen New Yorker Galeristen «dated». Was wiederum dem Heidi-Power-Partner-Ranking nach einem Coiffeur, ­Formel-1-Rennstall-Besitzer, Popstar und ­B odyguard einen vorlĂ€ufigen ­Höhepunkt beschert. So kam ich auf die Idee, weitere Kriterien zusammenzustellen, die Sie in diesem FrĂŒhling brauchen, um in der Kunstwelt en vogue zu sein. Was Sie wiederum nicht verwechseln dĂŒrfen mit dem Anspruch, in Vogue vorzukommen, also in einer der angesagten internationalen Ausgaben: der amerikanischen, britischen oder französischen. In der italienischen Vogue wĂŒrde Sie niemand wahrnehmen, die erscheint schon seit Jahren unter Ausschluss der interessanten Öffentlichkeit. Die deutsche Vogue wiederum kennt man nur in DĂŒsseldorf sowie den ĂŒberalterten Agglomerationen MĂŒnchens.

Und ein Erscheinen in der russischen Ausgabe wĂŒrde ebenfalls maximal von der HĂ€lfte ihres Bekanntenkreises goutiert. ZurĂŒck zu unserem Thema: Der Laufsteg fĂŒr Ihren neuen Look ist die Haupthalle der Art Basel am Vorabend der offiziellen Eröffnung. Und anschliessend an jedem weiteren (frĂŒhen) Abend die Halle des Hotels «Trois Rois». FĂŒr ­einen erfolgreichen Auftritt wĂ€hlen Sie zunĂ€chst ein role model. Das können Designer­ innen wie Jil Sander oder Miuccia Prada sein, deren Mode und Kunstverstand seit dreissig Jahren in einem Atemzug genannt werden. Und die darĂŒber hinaus die eigene s­ chlichte Uniform (Kittel/Anzughose bei Jil, Jupe/Pulli bei ­Miuccia) gesellschaftsfĂ€hig machten. Sie­ tragen also zu Hosen, die ihre Knöchel frei­ geben, weisse MĂ€nnerhemden von Brooks ­Brothers und am Handgelenk eine schöne IWC oder die «Nautilus» von Patek Philippe ihres Mannes. Oder, falls Sie eher der mĂ€dchen­ hafte Typ sind, ­einen bunt bedruckten Rock von ­Dolce & Gabbana oder Mary Katrantzou. Dazu einen ­leichten Kaschmirpulli mit halblangen Ärmeln und eine goldene Halskette mit Amulett von En Soie in ZĂŒrich. Suchen Sie nach jĂŒngeren Vorbildern, dann eignen sich Erbinnen wie Elisabeth von Thurn und Taxis (fĂŒr die langbeinige Blonde) oder Gine­vra ­Elkann (fĂŒr die rehĂ€ugige BrĂŒnette); hier ­sollten Sie in BrockenhĂ€usern nach guterhaltenen Deux-PiĂšces Ausschau halten und den bei ­solchen MĂ€dchen ĂŒblichen Familienschmuck auf den einschlĂ€gigen Vintage-Web­sites er­ werben (wie zum Beispiel Therealreal.com oder Oonekingslane.com). Um mit den wirklich wichtigen Galerist­ innen verwechselt zu werden, braucht es ernsthaften Einsatz: mindestens von ­CĂ©line oder Yohji Yamamoto sollten die Kleider sein, in denen Sie scheinbar gelangweilt von Stand zu Stand schlendern. Aber Achtung: keine auffĂ€lligen Accessoires, auf keinen Fall eine Handtasche, stattdessen balancieren Sie ganz entspannt Ihren Blackberry oder iPad mini in der Hand, die ĂŒberdimensio­nale Tom-Ford-­L esebrille haben Sie in die ­Haare geschoben. Ein Rucksack von Prada oder eine Kurier­tasche von Goyard weist Sie als interessierte Studentin oder gelernte Kunst­ historikerin aus.

Nr. 2  2015

Falls Sie nach den Sternen greifen und gar ­einer Dasha Zukova Konkurrenz machen wollen, mĂŒssen Sie sich auf hĂ€rteste Bedingungen gefasst machen: bis zu drei verschiedene Outfits pro Tag (falls nach der Ausstellungs­ begehung und dem Cocktail noch ein wichtiges Dinner stattfinden sollte), jeweils möglichst Couture. Dazu eine stĂ€ndige mĂ€nnliche Be­ gleitung, die Sie zur Not unter Einsatz perfekt definierter Muskeln verteidigen kann. Und das sind erst die Basics. Vielleicht wollen Sie sich drum nur anlehnen an den Über-Look der schönen Oligarchen-Freundin. Dann geht auch alles aus der aktuellen Louis-VuittonKollek­tion, von Saint Laurent oder Givenchy. GrundsĂ€tzlich gilt fĂŒr jedes Styling auf der Art Basel: Es muss einen gewissen IQ aus­ strahlen. Sie sollten sich also nicht dazu hinreissen lassen, mit einer kunstvoll bespritzten Tasche von Zadig & Voltaire aufzulaufen, die den Eindruck erweckt, Sie wĂ€ren bei Ihrem letzten ­Atelierbesuch einem ungeschickten KĂŒnstler zum Opfer gefallen. Vorsicht ist aus­serdem geboten, wenn eine Tasche zu viele gold­farbene Details aufweist oder schlicht zu klein ist: Was fĂŒr die Oper perfekt sein kann, erweckt hier schnell den Eindruck, dass man nicht versteht, ­worum es eigentlich geht. Bei den Schuhen haben Sie wiederum freie Wahl: Alles, was Sie fĂŒr mindestens acht ­Stunden auf den Beinen hĂ€lt, ist erlaubt. Hohe AbsĂ€tze sind eine Option, aber keinesfalls ein Must. Auch hier wird allerdings Under­statement grossgeschrieben, Glitzer und Glamour gehen nur in Verbindung mit einem ansonsten ­völlig abgerissenen Outfit – ­Vintage-Jeans von Levi’s, eine Army-Jacke vom Pariser Flohmarkt, eine ­Bikerjacke von ihrem Freund aus Los Angeles. Doch natĂŒrlich mĂŒssen Sie sich alle diese Gedanken nicht machen – falls Sie es rechtzeitig schaffen, Heidi ihren Vito Schnabel ­auszuspannen.

lisa feldmann ist Modejournalistin. Sie war Chefredaktorin der Annabelle, jetzt ist sie freie Autorin. Sie lebt in Berlin und ZĂŒrich.

18 April / Mai  2015


GrundsĂ€tzlich gilt fĂŒr jedes Styling auf Kunstmessen: Es muss einen gewissen IQ aus­strahlen.


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