WW Magazin No. 4 september /oktober 2013
Kultur
Uniformen machen M채nner(mode) accessoires So entsteht eine It-Bag
+ lisa feldmanns
Wirtschaft
Comeback
Fr. 6.50
Eine Zeitschrift der Weltwoche Verlags AG
Wie Daniel Grieder Tommy-Hilfiger-CEO wurde
MODE
Vorw채rts ins Jahr 1991 Der GrungeLook ist zur체ck!
Editorial
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September Oktober
Wenn man eine Zeitschrift macht, sollte man zurückhaltend damit sein, Neuerungen gross anzukündigen. Weil man Versprechen in jedem Heft von neuem halten muss. Wir haben deshalb vergangenes Frühjahr nicht angekündigt, dass wir ab sofort immer eine Persönlichkeit, die wir interessant finden, gross bringen und Ihnen näherbringen wollen. So, finden wir, schärfen wir das Profil des WW-Magazins – und liefern Ihnen spannenden Lesestoff. In der ersten Ausgabe dieses Jahres lernten Sie hier James Goldstein, den Immobilienentwickler und Milliardär aus Los Angeles, kennen. In No. 2 Benedikt Taschen, den bestverkaufen den Verleger von Bilderbüchern. Und in No. 3 . . . eben. Ab dieser Aus gabe sind wir uns aber sicher, jedes Mal jemanden im Heft zu h aben, der die Ansprüche an unsere WW-Persönlichkeiten erfüllt. Dieses Mal ist es einer der erfolgreichsten Schweizer Manager, den Sie nicht kennen (weil er im Ausland arbeitet, in Amsterdam): Daniel Grieder, der Europa-Chef von Tommy Hilfiger. Wen wir sonst noch neu und exklusiv im Heft und Team begrüssen: Lisa Feldmann, viele Jahre Chefredaktorin der Annabelle, seit kurzem in Berlin und jetzt unsere Kolumnistin. Ihnen viel Lesespass mit unserem ersten Herbst-Heft.
Ihr Mark van Huisseling 4
Illustration: Gian Gisiger September / OKTOBER 2013
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strellson.com
M e n s w e a r C o l l e c t i o n F a l l / w i n t e r 201 3 n o w ava i l a b l e a t a l l Pa u l K e h l a n d P K Z S t o r e s w w w. pa u l k e h l .c o m
Contributors
Daniel Grieder Man weiss nie, wie viel Zeit sich ein zu Porträ tierender für das Por trät nehmen kann. Man muss aber davon aus gehen, dass der oberste Chef von 3000 Mitarbei tern sich nicht sehr viel Zeit dafür nehmen wird. Daniel Grieder, Tommy Hilfigers Europa-CEO, hat lange Arbeitstage und verbringt die halbe Zeit im Flugzeug. Doch irgend wie merkt man das nicht – wenn man ihn befragt oder fotografiert, scheint er ge nau so viel Zeit zu haben, wie man braucht. Und darü ber hinaus hat er, als Haus aufgabe sozusagen, für Sie seine persönlichen Amster dam-Tipps zusammenge tragen und darin die Stadt beschrieben (er arbeitet dort seit zehn Jahren). Grieder, so sieht es aus, ist ein hocheffizienter Mensch. Mehr über ihn ab Seite 42.
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lisa feldmann
Alice Rosati Die Zusammenarbeit mit der italienischen Fotografin Alice Rosati und ihrem Team (arbeitet sonst für Elle Frank reich, Purple oder Hunger Magazine) verlief, sagen wir, ein wenig einseitig. Mit ande ren Worten: Wir durften die Bilder erstmals sehen, kurz bevor wir sie Ihnen hier zei gen. Unsere Einflussnahme sowie die Mitsprache der Verantwortlichen von Louis Vuitton, mit denen wir die Umset zung der F otostrecke be schlossen hatten, waren begrenzt. Was uns im Grunde stört, uns in die sem Fall aber egal sein konnte – «Miss Rosati» (ihr Name auf Tumblr) kam, fotografierte und lieferte. Wir freuen uns, das Ergebnis sowie die aktuelle Kollektion des Hauses Vuitton zu zei gen. Ab Seite 32.
Wer in den vergangenen neun Jahren wenigstens eine Annabelle-Ausgabe ge lesen hat, hat Lisa Feldmann gelesen. Sie v erbreitete in der Frauenzeitschrift ihre Sicht auf Frauen, Männer und Mode im Besonderen sowie auf die Welt und das Leben im Allgemeinen, wie das jede gute Chefredak torin (und jeder gute Chef redaktor) tut. Seit wenigen Wochen leitet sie die deut sche Ausgabe von Interview, dem Magazin, das Andy Warhol gründete; dafür ist sie jetzt häufig in Berlin. Und davon handelt ihr erster Brief aus ebendieser Stadt. Damit wir uns richtig ver stehen, sie schreibt nicht, wie toll sie es findet, in der grossen Stadt angekommen zu sein. Sondern . . . Lesen Sie unsere neue Kolumnistin auf Seite 16.
umberto angeloni Der italienische Textilunter nehmer – ihm gehören die Firma Raffaele Caruso, die mittelteure Männerkleidung herstellt, zudem die Marke Uman, von der es Herren anzüge fürs oberste Ende des Markts gibt – ist ein viel seitiger Mann: Grosswild jäger (wuchs in Namibia auf), Whiskykenner (schrieb ein Buch über Single Malt), Verleger. Sein Luxus, hat er in dieser Zeitschrift ge schrieben, sei, eine Bücher reihe über die G eschichte der Männerkleidung (nicht Männermode, das ist wich tig) h erauszugeben. Für An gelonis Bibliothek schrieb der Redaktionsleiter dieser Zeitschrift einen Auf satz über den Einfluss von Militäruniformen auf die Männerkleidung von heute: Er beginnt auf Seite 54.
Bilder: Sabrina Bongiovanni, Paola Kudacki September / Oktober 2013
HACKETT.COM
Inhalt
I
Das ist eine Baustelle, in Crans. Dort entstand dieses Bild unserer Fotostrecke zur neuen Herbstmode von Louis Vuitton. Und da entsteht auch das neuste Louis-Vuitton-Geschäft der Schweiz. Seite 32. W
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UNDER CONSTRUCTION (Bild unten) Bluse, Minirock, Strick-Oberteil, Rollkragenpullover, «Diplomacy»-Lederschuhe und «Vivienne»-Tasche von louis vuitton. (Cover) Dufflecoat, Rollkragenpullover und Carré (als Rock getragen) von louis vuitton.
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Titelbild und Bild auf dieser Seite: Alice Rosati SEPTEMBER / OKTOBER 2013
shop online MÄRZ / APRIL hugoboss.com 2013 Bilder: XXX
HUGO BOSS (SCHWEIZ) AG Phone +41 41 727 38 00
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Inhalt T r e n d - R e p o rt s
Fa s h i o n
Seite 18
II
WW-Persönlichkeit
Daniel Grieder im Porträt Seite 42
Daniel Grieder
Mein Stil Seite 48
Mein Amsterdam Seite 62
Geschichten & Rubriken e d i to r i a l
Seite 4 Uhren
Seite 24
co n t r i bu to r s
Seite 10
helden der h e r r e n ga r d e ro b e
Von der Uniform zur zivilen Mode, Seite 52 Seite 26
L i sa f e l d m a n n
Brief aus Berlin, Seite 16 s p e z i a l- r e p o rt
Strellson, Seite 22 Reisen
t i t e lg e s c h i c h t e
Seite 28
Grunge-Mode, Seite 32
über gin
Das Getränk der Saison Seite 30 Au to
BMW 328i Gran Turismo Seite 66
ww- q u e s t i o n na i r e co u co u s roya l e Wo h n e n
Seite 64 14
Besuch in Navyboots Manufaktur, Seite 50
Emma Hill, Seite 68 Bezugsquellen
Seite 69
Bilder: Paul X. Johnson, Getty Images, Damien F. Cuypers September / OKTOBER 2013
DEL REY BAG STORCHENGASSE 4 ZURICH TEL 043 497 3610 mULBERRY.COm
Lisa Feldmann
Brief aus Berlin
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un bin ich also daran ein Hotel, das so seein Berlin angelenlos wie heruntergekomkommen. Oder men wirkt – und verzweifelt sagen wir: gelandet. Die versucht, alte Thomas-Mannletzte Zürcherin, die uns Grandezza zu beschwören. auf dem Weg zum Flug Vergeblich. hafen zuwinkte, war Signora Essen gehen in Berlin birgt Gina, die in den letzten Jahren ganz andere Risiken. Wer wie für uns gewaschen und gebüich seine Lieblingsrestaurants gelt hat. Oft über Nacht, weil vor allem nach Publikum auses schnell gehen m usste, wir wählt, lebt im Dauerstress, mal wieder auf dem Weg wagerade an diesem bestimmren nach Paris oder Mailand ten Abend am falschen Ort oder New York. Wir hatten gewesen zu sein. Denn gaunseren Taxifahrer gebeten, rantiert sind die Stars/Kolkurz zu hupen, als wir an ihlegen/Models/alten Freunde, die man gern wie zufällig gerer Wäscherei vorbeifuhren, sie kam in ihrer weissen Kittroffen hätte, in dem Lokal, wo man eigentlich hinwollte, telschürze auf die Strasse gelaufen. Das Taschentuch erst dann aber in letzter Minute in der erhobenen Hand, dann doch nicht hinging. an den A ugen, wir winkten In Zürich bin ich an den wie verrückt zurück, noch so fünf, sechs Orten, die ich ein Abschied, der uns klar liebe, so oft, dass entweder machte: Wir gehen in die garantiert jemand auftaucht, Fremde. über den man sich freut – oder Lisa Feldmann leitet seit diesem Herbst die deutsche Ausgabe des InterviewDabei waren wir in den die Inhaber und das Personal Magazins in Berlin. Zuvor war sie neun Jahre Chefredaktorin der Annabelle. letzten Jahren so viel in Bersind inzwischen so gute Belin gewesen. Beinahe jeder Silvesterabend wurde hier ge- kannte, dass man irgendwann gern hingeht, einfach, weil feiert – niemand ballert so herrlich asozial Raketen in den man sich auf sie freut. Nachthimmel wie die Berliner. Immer mehr Freunde zogen Darf ich am Ende noch loswerden, was mir in der nach Mitte, Charlottenburg, Neukölln oder Sacrow, immer Schweiz bis heute keiner glauben mag? Dass nämlich die mehr Events rund um Kunst und Mode lieferten gute Grün- sogenannten VIP in Berlin kein bisschen schicker sind als de, regelmässig hinzufliegen. in Zürich? Der böse Begriff von der Cervelat-Prominenz, Aber mit Städten ist es eben am Ende wie mit Männern: der in der Schweiz quasi jeden meint, der regelmässig Gute Liebhaber machen noch lange keine guten Ehemän- in den grossen Boulevardzeitungen vorkommt, schaut ja ner. Berlin war unsere Affäre, immer aufregend, nie lang- zunächst einmal auf jene Menschen herab, die es nicht weilig. Wir lebten von Herzen ungesund, sassen nächtelang geschafft haben an die Feste mit dem Kaviar und der Gänse in verrauchten Hinterzimmern, tranken immer zu viel und leber-Pastete. Ich kann Ihnen verraten: Hiervon gibt es in schliefen zu wenig. Nicht so schlimm, fand ich, am Montag Berlin mehr als g enug. Und ehrlich gesagt: Ich habe gar früh ging’s ja nach Hause, nach Zürich. Da lief ich dann kein Problem damit. Ich finde es am Ende viel peinlicher, wenn eine Fernsehmorgens wieder mit dem Hund durch den Wald, schwamm im Sommer abends im See und ging im Winter in die Ber- moderatorin, die in den USA berühmt ist, davon ausgeht, ge Ski laufen. Kein Wunder, sah ich gefühlte zwanzig Jah- dass man sie in Europa auf Anhieb erkennt. Denn wenn man re jünger aus. sich Oprah Winfrey einmal genau anschaut, findet man sie Jetzt arbeite ich in Berlin. Wald und Seen liegen hier vielleicht sympathisch – tatsächlich glamourös ist sie nun weit entfernt am Stadtrand. Statt für ein Wochenende mal wirklich einfach nicht. Aber war das nicht mal das wichtigste Kriterium für waheben an den Comersee zu fahren, empfehlen einem hier gute Freunde ernsthaft einen Ort namens Heiligendamm: ren Ruhm – im alten Hollywood, in Babelsberg und erst recht ein paar versprengte Strandmöbel an e inem Ostsee-Strand, an der Goldküste? 16
Illustration: Paul X. Johnson SEPTEMBER / OKTOBER 2013
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accessoire des monats Wer es im Unterhaltungsgeschäft zu etwas gebracht hat, dem wird eine Handtasche gewidmet – die «Birkin»- und die «Kelly»-Bag von Hermès (als Reverenz an Jane und Grace) sind die Grossmütter der Trophäen tasche sozusagen, Tom Fords «Jennifer» eine jüngere Tochter (Aniston). Die jüngste ist Mulberrys «Del Rey» (im Bild, gehalten von Lana). Keine nach ihr benannte bag hat, bis jetzt, 18
Trend-Report
Emma Hill, aber das macht nichts, denn die Mulberry-Kreativdirektorin machte ebensolche Taschen: «Die ‹Del Rey› ist klassisch und zeitlos – sie könnte aus jeder Ära stammen, und doch ist sie untrennbar mit der Marke Mulberry verbunden.» Hill hat fünf Jahre lang für Mulberry gearbeitet; diesen Monat verlässt sie das Unternehmen (lesen Sie ihre Antworten zum «Questionnaire» auf Seite 68). BAG-LADY Lana mit einer «Del Rey»; neu in zusätzlichen Farb- und Material ausführungen für 1800 Franken erhältlich (Mulberry: Storchengasse 4, Zürich). Redaktion: Yvonne Wigger September / OKTOBER 2013
WOMEN– MENSWEAR
ZÜRICH BASEL ST. MORITZ GSTAAD
ALE X AN D ER M c Q UEEN ALTUZ ARR A A Z ZED INE AL A Ï A BALENCIAGA BAL M AIN BELSTAFF BLUM ARINE CÉLINE D O LCE & GABBAN A EMILI O PUCCI E TRO GA M ME BLEU GA M ME RO U GE GIANVITO ROSSI GIVENCHY JIL SAN DER JITRO IS J O H N LO BB L ANVIN M ARC JACOBS M ARNI M ARY K ATR ANTZOU MEINDL MIU MIU PR ADA PR ADA LINEA ROSSA SAINT L AURENT STALLION BOOT STELL A M cC ARTNEY THE ROW TH OM BROWNE TOM FO RD VI O N NE T JEWELLERY BY KIESELSTEIN – CO RD, LYD IA CO URTEILLE, SE A M AN SHEPPS, SHA MBALL A JE WELS BAGS BY MYRIA M SCHAEFER SKINC ARE BY THE BO DY D ELI
TROIS POMMES OUTLET DESIGNER–FASHION FOR MEN & WOMEN SEESTRASSE 463, ZÜRICH WOLLISHOFEN
Trend-Report mode
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Einst hörte man Grunge, jetzt trägt man ihn. Wie das funktioniert und mit welchen Accessoires, zeigen wir hier. W
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must-haves
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1 akris Tasche: Fr. 1805.–
2 Stella mccartney 2
Mütze: ca. Fr. 275.–. (bei Net-a-porter.com).
3 TOM BINNS
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Ohrringe: ca. Fr. 270.–. (bei Net-a-porter.com). 4 roberto cavalli Kleid: ca. Fr. 15 500.–.
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5 salvatore ferragamo Rock: Fr. 5330.–, Pullover: Fr. 1030.–, Top: Fr. 280.–, Stiefel: Fr. 1580.–.
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Kleid: Fr. 9430.–, Handschuhe: Fr. 420.–, Armreife: ab Fr. 1810.–, Halskette: Fr. 2800.–, Stiefel: Fr. 3260.–.
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look des monats Der Luxuskonzern PPR hat vor über einem Jahr die Führung des französischen Labels Yves Saint Laurent Hedi Slimane anvertraut. Dieser hat nun neben der Herrenkollektion auch die Damenmode der Marke unter sich, was radikale Veränderungen mit sich bringt: Die Boutiquen treten im Schwarzweiss-Look in Erscheinung, und neu heisst das Traditionshaus «Saint Laurent Paris». Wichtige Leute aus der Branche waren skeptisch. Doch die rockige Herbst/Winter-Kollektion von Slimane, die deutlich an die Neunziger erinnert, transportiert den Trend der Saison; Chanel, Salvatore Ferragamo und Roberto Cavalli zeigen ebenfalls viel Grunge in ihren Kollektionen. grunge-girl (grosses Bild) Outfit von Saint Laurent by Hedi Slimane, Preis a. A.
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7 boss Schuhe: ca. Fr. 470.–. 8 steidl verlag Buch «Woo!» von Jürgen Teller: Fr. 60.–. 9 givenchy Tasche: ca. Fr. 1230.– (bei Mytheresa.com).
10 roeckl Handschuhe «Young Driver»: Fr. 100.–.
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Halskette: ca. Fr. 300.–.
20 Redaktion: Yvonne Wigger September / OKTOBER 2013
©T&CO. 2013
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