DLG Landwirtschaft, Ausgabe 02/2019

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Ausgabe Februar 2019

LANDWIRTSCHAFT INFORMATIONEN FÜR MITGLIEDER

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DLG-Prüfb

Tests Bayern BHKW Blockheizkraftwerk 75 kW

Themen Weizenanbauvergleich 2018

Köpfe Friedrich Kuhlmann Joachim Piotrowski Heinrich Eschenbrenner


Themen

Neues Jahr, neue Inhalte! Liebe Leser, wir hoffen, Sie sind gut ins neue Jahr 2019 gestartet und bereit für Neues. Denn mit dieser ersten im neuen Jahr ausgelieferten Ausgabe werden wir erstmals die Inhalte der DLG LANDWIRTSCHAFT auf weitere Inhalte aus der DLG-Facharbeit erweitern. Erfahren Sie in unserem „Thema des Monats“ mehr über die besonderen Herausforderungen durch die Trockenheit des Jahres 2018, und wie die Teilnehmer des Weizenanbauvergleichs auf den letztjährigen DLG-Feldtagen damit umgegangen sind. In der Rubrik „Tests“ stellen wir Ihnen die aktuell erfolgreich abgeschlossene Wirkungsgradprüfung eines 75-kW-Biogas-Blockheizkraftwerks vor, das – ob bei der Erstausrüstung oder im Austauschfall – sich besonders für die Eigenstromerzeugung in Gülle-basierten Biogasanlagen eignet. Aktuelle Informationen aus Ihrer DLG runden die Ausgabe ab. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen! Dr. Frank Volz, Redaktion DLG LANDWIRTSCHAFT

DLG-Testzentrum erneut nach ISO 17025 akkreditiert Mit der Verleihung der Urkunde durch die Deutsche Akkreditierungsstelle DAkkS am 17. Dezember 2018 hat das DLG-Testzentrum Technik und Betriebsmittel die erneute Akkreditierung als Prüflabor nach ISO 17025 abgeschlossen. Die Akkreditierungsurkunde ist der offizielle Beleg für die Güte und Kompetenz eines Prüflabors und somit die Grundlage dafür, dass die verfassten technischen Berichte, die den Herstellern als Nachweis der Erfüllung von

Normen und Vorschriften dienen, auch international anerkannt und akzeptiert werden. Die umfangreichen Audits zur erneuten, vollständigen Akkreditierung wurden bereits im Januar 2018 durchgeführt. Die Re-Akkreditierung durch die DAkkS nach ISO 17025 war nötig geworden, weil die DLG den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb der Prüfungsdurchführung zum Beginn des Jahres 2018 aus fiskalrechtlichen Gründen in

die DLG TestService GmbH auslagern musste. Dies hat keinen Einfluss auf die Prüfrahmen, Standards und Bewertungsmaßstäbe, die den DLG-Prüfungen zugrunde liegen. Deren Entwicklung obliegt weiterhin und in der bekannten und bewährten Art und Weise ehrenamtlichen Prüfungskommissionen aus unabhängigen Experten und praktischen Landwirten im Rahmen des gemeinnützigen Vereins DLG e. V.

jahr. Mit großem Engagement insbesondere im Fachbereich Landtechnik und in verschiedenen Prüfungsausschüssen der DLG arbeitete Piotrowski mit engem Kontakt zur landwirt-

schaftlichen Praxis. Seine großen Verdienste um die Landtechnik und um die DLG würdigte der Vorstand 1987 mit der Max-Eyth-Denkmünze in Silber.

sentationen bei den DLG-Ausstellungen sowie auch in den letzten Jahren seiner beruflichen Tätigkeit beim Thema Fleischqualität Akzente gesetzt. Er wurde am 24. Januar 85 Jahre alt. Mit hoher Sachlichkeit und großer

Fachkompetenz war Eschenbrenner bei den Tierhaltern und -züchtern sehr geschätzt und wurde von der DLG für seine Verdienste 1984 mit der Mitarbeiter-Medaille in Silber ausgezeichnet.

Joachim Piotrowski Am 17. Januar vollendete der frühere Direktor des Instituts für landwirtschaftliche Bauforschung an der damaligen FAL in Völkenrode, Prof. Dr. Joachim Piotrowski, sein 90. Lebens-

Heinrich Eschenbrenner Über 30 Jahre lang hat der langjährige Projektleiter im Fachgebiet Tierproduktion bei der DLG, Dr. Heinrich Eschenbrenner (Butzbach), unter anderem in den Bereichen Fütterungsberatung, Schweinezucht und -haltung, Tierprä-

Impressum Herausgeber: DLG e.V., Eschborner Landstr. 122, 60489 Frankfurt/M., www.DLG.org Redaktion: Dr. Frank Volz, DLG, Tel. 069/24788-224 Fotos: DLG, landpixel, sofern nicht anderes angegeben

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Grafik: Petra Sarow, München Beihefter zu den DLG-Mitteilungen DLG LANDWIRTSCHAFT – Februar 2019


Köpfe

Regelmäßige Nutzung digitaler Werkzeuge: Aktueller Stand die landwirtschaftlichen Unternehmer werden, gilt es trotzdem noch vieDie Digitalisierung bietet vielfältige in hohem Maße auf Herdenmanale weitere potenzielle Anwender vom Chancen in der Produktion. Sie bietet gementsoftware, Ackerschlagkarteien Nutzen zu überzeugen. Die aktuelle Möglichkeiten, um Produktivität, Tieroder gar Farm-Management-Systeme. Grafik des Monats von DLG-Agrifuture gerechtheit, Informationsmanagement Aber auch andere Cloud-basierte AnInsights gibt einen Überblick über den und den nachhaltigen Umgang mit nawendungen und Datenaustausch-Plattaktuellen Stand der Dinge und zeigt: türlichen Ressourcen zu verbinden und formen sind im Kommen. In führenden Agrar­ nationen setzen trägt so auch dazu bei, die Anforderungen der Gesellschaft an die Landwirtschaft zu erfüllen. 
 Eine Grundvoraussetzung Ackerschlagkartei (elektronisch) für den erfolgreichen Einsatz digitaler Instrumente ist Software für Herdenmanagement aber die digitale Kompetenz Feldroboter der Anwender. Gerade in Apps/Software für Emissionsüberwachung der jungen Generation der Telemetrie-Dienstleistungen Betriebsleiter wird diese in den allermeisten Fällen erCloudsoftware füllt. Auch wenn bereits in (Neutrale) Plattformen für Datenaustausch vielen landwirtschaftlichen Farm-Management-Systeme Betrieben regelmäßig digi0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % tale Instrumente zur ÜberUSA Russland Polen Niederlande UK Frankreich Deutschland wachung und Steuerung der Quelle: DLG-Agrifuture Insights, Herbst 2018 Betriebsabläufe eingesetzt

Friedrich Kuhlmann Am 14. Februar vollendet Prof. Dr. Dr. h.c. Friedrich Kuhlmann (Universität Gießen), DLGEhrenmitglied und ehemaliger Vizepräsident, sein 80. Lebensjahr. Kuhlmann stammt aus Soltau (Niedersachsen) und war in Kassel aufgewachsen. Er zählt als Agrarökonom und Professor für landwirtschaftliche Betriebswirtschaftslehre zu den Pionieren dessen, was man heute als moderne, unternehmerische Landwirtschaft bezeichnet. Neben seiner Professur für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität Gießen, auf die er 1973 berufen wurde, war Kuhlmann gleichzeitig Leiter eines landwirtschaftlichen Lehr- und Versuchsbetriebes. So war er nicht nur einer der wichtigen Motoren der deutschen Agrarökonomie mit hohem Renommee in der Wissenschaft im In- und Ausland, sondern stand als einer der ganz wenigen eben auch für DLG LANDWIRTSCHAFT – Februar 2019

landwirtschaftliche Unternehmerqualitäten. Nationale Grenzen bedeuteten ihm, der einen Forschungsaufenthalt an der Michigan State University sowie später über 20 Kurzeinsätze für die Deutsche Entwicklungszusammenarbeit als Projektplaner und -evaluierer in Afrika, Südamerika und dem Vorderen Orient absolviert hatte, wenig – Sachverstand und Weitblick, strategisches Denken und ein kraftvoller Innovationswillen hingegen zeichneten ihn ebenso aus wie eine enge Verbindung von Wissenschaft und Praxis. Bereits als junger Wissenschaftler suchte Professor Kuhlmann den engen Kontakt zur DLG und brachte sein großes Wissen und Können über Jahrzehnte in die Facharbeit der DLG ein. Als stellvertretender Vorsitzender des damaligen Fachbereichs Betriebswirtschaft, als Vorsitzender des früheren Fortbildungswerks und von 1991 bis 2006 als Mitglied im DLG-Vorstand sowie sechs Jahre lang als einer der beiden DLG-Vizepräsiden-

ten prägte er die DLG und die deutsche Agrarwirtschaft durch brillante Ideen und markante Vorträge entscheidend mit und initiierte zusammen mit der DLG die Einführung und Weiterentwicklung des Computereinsatzes in der Landwirtschaft. Friedrich Kuhlmann förderte mit Nachdruck den Ausbau der internationalen Aktivitäten der DLG, mit der Förderung des Führungskräftenachwuchses für die Agrarwirtschaft im In- und Ausland als besonderem Schwerpunkt. Gerade hier setzte er als Vorsitzender des Vergabegremiums für die Internationalen DLG-Preise Akzente für eine erfolgreiche personelle Ausrichtung der DLG auf die Zukunft. Für seine außerordentlichen Verdienste um die DLG wurde Professor Kuhlmann 2006 vom Vorstand mit der Max-EythDenkmünze in Gold ausgezeichnet und zum Ehrenmitglied ernannt worden. Hubertus Paetow, DLG-Präsident 3


Tests

Winterweizen-Anbauvergleich, DLG-Feldtage 2018

Vom Trockenstress dominiert

Der europäische Winterweizen-Anbauvergleich ist ein fester Programmpunkt der DLG-Feldtage und traditionell stehen die Detailergebnisse im Winter fest. Im Interview erläutert Reinhard Rossberg, Projektleiter Pflanzenproduktion im DLG-Fachzentrum Landwirtschaft wie die Verfahren für die Zukunft aussehen und wer unter Trockenstress am meisten geerntet hat.

Am europäischen Winterweizen-Anbauvergleich 2018 nahmen neun Landwirte und Berater teil, vier aus Deutschland und fünf weitere aus nord- und osteuropäischen Ländern. Die Ziele waren teilweise sehr ambitioniert, sowohl in der Kategorien „Wettbewerb“, in der der Teilnehmer in der Rolle des ortsansässigen Landwirtes besonders profitabel wirtschaften soll, wie auch in der Kategorie „Innovation“, die der Vorstellung neuer Ideen in der Bestandsführung dient. Herr Rossberg, was war besonders in 2018? Natürlich die extreme Witterung. Mit dem Oktober 2017 begann eine überdurchschnittlich warme Periode, die eine durchgehende Vegetation bis in den Januar 2018 bewirkte. Erst im Februar herrschten winterliche Temperaturen mit dem Minimum am Monatswechsel zum März. Die langsame, stetige Abkühlung gewährleistete eine gute Abhärtung der Pflanzen, die den

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Kahlfrost gut überstanden. Der Vegetationsbeginn lag in der ersten Aprildekade. Die Pflanzen gingen aus der Winterruhe direkt in die Schossphase. Der Übergang zu sommerlichen Temperaturen war abrupt. Bis zur Ernte waren alle Monate überdurchschnittlich warm mit zahlreichen Temperaturspitzen über 30 °C. Das Niederschlagsdefizit ab Mai erschöpfte in Kombination mit dem starken Wachstum schnell den Bodenwasservorrat, sodass ab Ende Mai extremer Wassermangel zu verzeichnen war. Das zeigte sich besonders in der Ährendichte, welche fast durchweg nicht das standorttypische Optimum erreichte, das in der Magdeburger Börde bei 500 Ähren je Quadratmeter liegt. Bereits Mitte Juni begann die Reife, so dass die Niederschläge der zweiten Julidekade nicht mehr ertragswirksam wurden. Was war bei den Erträgen zu beobachten? Das Ertragsniveau hat durch die Trockenheit gelitten und entspricht den

Verhältnissen in den Praxisbetrieben der Magdeburger Börde, in denen circa 30 % weniger als im langjährigen Mittel geerntet wurde. Nur vier Teilnehmer erreichten mehr als 70 % ihres ursprünglich geplanten Kornertrages. Besonders die Skandinavier und Tschechen konnten ihre anspruchsvollen Ziele nicht umsetzen. Aber auch ein „Einheimischer“ und die sonst hitzeerprobten Schweizer hatten mit den extremen Bedingungen ihre Probleme. Und die Kornqualität? Die Unterschiede setzen sich in der Kornqualität fort. Die trockene und sehr warme Witterung in der Kornfüllungs- und Reifephase erschwerte offensichtlich die Stickstoffaufnahme aus dem Boden, was beispielsweise im ertragsstärksten Verfahren dazu führte, dass der Eiweißgehalt des EWeizens nicht den Mindestanforderungen entsprach. Die ebenfalls durch Wassermangel begrenzte Stärkesynthese zog in anderen Verfahren einen DLG LANDWIRTSCHAFT – Februar 2019


Tests

ungewohnt hohen Eiweißgehalt nach sich. Alle Teilnehmer hielten sich an die durch die Düngebedarfsermittlung vorgegebene maximale Stickstoffgabe. Aber alle Verfahren, die stark vom Zielertrag abwichen, überschritten den Bilanzüberschuss von 50 kg N/ha teilweise deutlich. Am Ende kommt es ja nicht nur auf Ertrag und Qualität an, sondern auf den wirtschaftlichen Erfolg. Höhere Qualitäten wurden wegen der guten Erntebedingungen in 2018 vom Handel nicht besonders honoriert. Damit sind der Kornertrag und die direkten Kosten die entscheidenden Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg der Verfahren. Die Erlöse schwankten deutlich zwischen 1.157 und 1.447 €/ha. Diesen 290 €/ha Differenz gegenüber unterscheiden sich die Kosten lediglich um 155 € (567 bis 722 €/ha). In der Kombination ergeben sich daraus Differenzen in der Direktkostenfreien Leistung von bis zu 397 €/ha. DLG LANDWIRTSCHAFT – Februar 2019

Es gab ja auch Initiativvarianten, in denen die Teilnehmer frei entscheiden konnten. Was war dort bemerkenswert? Am Ende dominierte auch hierbei die Trockenheit. Die skandinavische Anbautechnik war dieser nicht gewachsen. Auch die grundsätzliche Möglichkeit, in der Magdeburger Börde mit Durum hohe Erlöse zu erzielen, konnte nicht verwirklicht werden. In das Programm wurde eine Variante der Streifensaat (Strip till) aus dem DLG-Versuchsfeld einbezogen. Zwei Drillreihen wurden im bearbeiteten Streifen gesät und der dazwischen liegende, unbearbeitete Bereich blieb frei. Damit verringerte sich die Saatmenge auf die Hälfte. Die Aufgangsrate blieb mit 70 % deutlich unter dem Durchschnitt. Das kann auf den unmittelbar vorher gelockerten und nicht rückverfestigten Streifen zurückgeführt werden. Die Bestockung hingegen war enorm (347 Ähren je m²), und auch TKG (40 g) und Kornzahl/ Ähre (46) erreichen Spitzenwerte bei einem hohen Eiweißgehalt (15,1 %). Hier hat offensichtlich das Wasser zur Kornfüllung gereicht. Das Verfahren, das wirtschaftlich im vorderen Mittelfeld einzuordnen ist, qualifiziert sich somit für Betriebe, die im Strip-Till-Verfahren bereits mit anderen Kulturen arbeiten und so den Betrieb vollständig auf die-

ses erosionsmindernde Verfahren umstellen könnten. Auch in diesem Jahr sind die Kornerträge bei sechs der neun Teilnehmer in der Initiativvariante höher. Noch deutlicher zeigen sich die Unterschiede in den Deckungsbeiträgen. Aber in der Praxis setzt der Betriebsleiter aus Gründen der Risikominderung wahrscheinlich nicht alles auf eine Karte, sondern wendet unterschiedliche Verfahren an. Dann werden die Unterschiede deutlich geringer. Und was nehmen wir als Botschaft eines extremen Jahres mit? Es hat sich deutlich gezeigt, dass eine gute Kenntnis des Standortes und schnelle Reaktion auf die Witterung der Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg darstellen. Mehr als in den Vorjahren waren diesmal die osteuropäischen Teilnehmer mit „vorne dran“. Nicht unbedingt beim Ertrag, aber bei der direktkostenfreien Leistung. Das zeigt, dass wir zur Vorbereitung auf das sich ändernde Klima von diesen Fachkollegen einiges lernen können.

Die Fragen stellte Thomas Preuße von den DLG-Mitteilungen. Die detaillierten Ergebnistabellen und -grafiken sind unter www.dlg.org/weizenanbauvergleich2018 abrufbar.

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Tests

Bayern BHKW Biogas-Blockheizkraftwerk MNW 75 BG Y

Kraft-WärmeKopplung für Gülle Das DLG-Testzentrum hat ein typisches Blockheizkraftwerk von Bayern BHKW für landwirtschaftliche 75-kW-Biogasanlagen unter die Lupe genommen. Ein überdurchschnittlicher elektrischer Wirkungsgrad von 34,2 % bei emissionsoptimierter Betriebsweise spricht für sich. Der Gesetzgeber hat im Rahmen der letzten Novellierung des ErneuerbareEnergien-Gesetzes 2017 (EEG) für die Vergärung auf landwirtschaftlichen Betrieben anfallender Gülle in Biogasanlagen mit begrenzter Leistung eine besondere Förderung beschlossen. In § 44 (Vergärung von Gülle) heißt es dazu: „Für Strom aus Anlagen, in denen Biogas eingesetzt wird, das durch anaerobe Vergärung von Biomasse im Sinn der Biomasseverordnung gewonnen worden ist, beträgt bis einschließlich einer Bemessungsleistung von 75 Kilowatt der anzulegende Wert 23,14 Cent pro Kilowattstunde, wenn 1. der Strom am Standort der Biogaserzeugungsanlage erzeugt wird, 2. die

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installierte Leistung am Standort der Biogaserzeugungsanlage insgesamt bis zu 150 Kilowatt beträgt und 3. zur Erzeugung des Biogases in dem jeweiligen Kalenderjahr durchschnittlich ein Anteil von Gülle mit Ausnahme von Geflügelmist und Geflügeltrockenkot von mindestens 80 Masseprozent eingesetzt wird.“ Zwar können diese Biogasanlagen auf Güllebasis, wie oben angeführt, mit Blockheizkraftwerken (BHKW) von bis zu 150 kW ausgerüstet werden. Da bis 75 kW verbauter Leistung aber keine Mindestwärmenutzung vorgeschrieben ist und aufgrund der besonderen Vergütung für Anlagenleistungen unterhalb dieser Bemessensgrenze, ist das Verhältnis von Ertrag zu Investitionskosten bei 75-kW-Anlagen besonders günstig. Mithilfe dieser Förderung ist ein entsprechender Markt für BHKW dieser Baugröße entstanden, mit denen betriebseigene landwirtschaftliche Wirtschaftsdünger zur Produktion von Biogasstrom

Die DLG-Prüfung „elektrischer Wirkungsgrad“ für Blockheizkraftwerke im emissionsoptimierten Betrieb umfasst • Bestimmung von Biogasqualität und -verbrauch • Messung der Generatorleistung • Überwachung der Emissionsgrenzwerte genutzt werden können – zum Wohle von Betreiber und Umwelt.

Elektrischer BHKW-Wirkungsgrad entscheidend Bei einer geplanten Gesamtnutzungsdauer der Biogasanlage zwischen 15 und 25 Jahren erreicht das verbaute BHKW trotz regelmäßiger Wartung nach 40.000 bis 60.000 Betriebsstunden oder rund sieben Jahren das Ende seines Maschinenlebens und muss ersetzt werden. Teilweise erfolgt dieser Austausch – und sei es nur, weil die Wartungskosten höher wären als der Ersatz – sogar bereits früher. Der Biogasanlagenbetreiber möchte aber natürlich möglichst viel erzeugtes Biogas in elektrischen Strom umsetzen und diesen verkaufen bzw. selbst nutzen. Deshalb ist eine Anlagenumrüstung auf ein effizienteres BHKW mit einem nachweislich höheren elektrischen Wirkungsgrad zu diesen bestimmten Wartungspunkten wirtschaftlich noch sinnvoller. Bei der Erstausstattung wird der Druck hin zu besonders effizienten BHKW durch die EEG-Bedingungen verstärkt. Diese sehen vor, dass sich bei neu geplanten Anlagen die Einspeisevergütung um halbjährlich jeweils 0,5 % seit Inkrafttreten reduziert sowie keine Mindestwärmenutzung vorgesehen ist. Vor diesem Hintergrund hat sich das 75-kW-BHKW des Dorfener DLG LANDWIRTSCHAFT – Februar 2019


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Prüfungsaufbau und Ergebnisse

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Dauer der Messung [h]

Bild 1: Biogasqualität 1000

Kohlenmonoxid, Schwefeldioxid, Stickoxid [ppm]

BHKW können prinzipiell in zwei Betriebsarten genutzt werden. Größere Anlagen besitzen wie oben erwähnt eine Vorgabe für eine Mindestwärmenutzung und werden demzufolge thermisch geführt, d. h. die Stromerzeugung ist nur die Sekundärnutzung. Anders bei kleinen Anlagen bis 75 kW; diese werden elektrisch optimiert betrieben. Des Weiteren kann das BHKW wirkungsgrad­optimiert, emissionsoptimiert und wartungsoptimiert gefahren werden, also mit dem Ziel einer maximal möglichen Energieumsetzung, eines maximalen Wirkungsgrads unter gleichzeitiger Einhaltung der aktuellen TA Luft oder um geringstmögliche Wartungskosten zu erzeugen. In der Praxis wird ein 75-kW-BHKW üblicherweise emissionsoptimiert betrieben. Um den elektrischen Wirkungsgrad zu bestimmen, wurden alle Eingangsgrößen messtechnisch erfasst sowie die Generatorleistung gemessen. Anschließend wurden beide Energieformen ins Verhältnis gesetzt. Zusätzlich wurden Abgasmessungen im Kamin des BHKW vorgenommen. Die Messungen erfolgten in einer Biogasanlage, die mit Rindergülle, Mais-, Getreideganzpflanzenund Grassilage als Substrate betrieben wird. Das erzeugte Biogas hatte einen Methananteil von rund 60 Volumen-% (Bild 1). Die Messung von elektrischer Leistung und Biogasverbrauch erfolgte in fünf Perioden von jeweils 60 Minuten. Bei der Berechnung des elektrischen Wirkungsgrads wurden die gemessenen Verbräuche der Heizpumpe und des Gasgebläses von 0,36 kW bzw. 0,5 kW berücksichtigt. Gleichzeitig wurde in diesen Perioden die Einhaltung

Gastemperatur [°C] Gasfeuchte [%rF] Gasdurchsatz [m³/h] Methananteil [Vol-%]

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Kohlendioxid [Vol-%]

BHKW-Herstellers Bayern BHKW der DLG-Prüfung „Elektrischer Wirkungsgrad“ in emissionsoptimierter Betriebsweise unterzogen. Im Rahmen der Prüfung wurde auch eine Abschätzung des thermischen Wirkungsgrads vorgenommen.

Gastemperatur [°C], Gasfeuchte [%rF]

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Gasmenge [m³/h], Methananteil [Vol-%]

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Dauer der Messung [h]

Bild 2: Verlauf der Emissionsmessungen

der Abgasgrenzwerte überprüft (Bild 2). Das Bayern BHKW MNW 75 BG Y erreichte in den Messungen einen elektrischen Wirkungsgrad von 34,2 %, was laut DLG-Prüfrahmen mit „+ = besser als der Standard“ bewertet wurde. In einer nicht bewerteten Zusatzprüfung wurde gleichzeitig der thermische Wirkungsgrad bestimmt, indem die nutzbare thermische Energie im Heizkreislauf (Vorlauf/Rücklauf) des Abgaswärmetauschers gemessen und in Bezug zur Energie des Biogases gesetzt wurde. Der gemittelte thermische Wirkungsgrad betrug 48,5 %.

Fazit Mit einem Wirkungsgrad von 34,2 % liegt das Bayern BHKW MNW 75 BG Y über dem von der DLG als aktuellem Standard festgelegten Wert von 31 bis 33 %. Dieser Wert ist umso positiver, als der Wirkungsgrad bauartbedingt schlechter ausfällt, je geringer die Leistung des verwendeten Verbrennungs-

motors ist. Die aktuellen Grenzwerte der TA Luft hinsichtlich Schwefel- und Stickoxiden sowie Kohlenmonoxid wurden in der emissionsoptimierten Betriebsweise durchgängig eingehalten. Da bei der Biogaszusammensetzung zum Zeitpunkt der Messungen die Formaldehyd-Grenzwerte nicht immer eingehalten wurden, wäre an dieser Anlage ein geeigneter Abgaskatalysator nötig. Weil dieser Grenzwert von derzeit 60 mg/m³ Abgas aber ab Anfang 2020 auf dann maximal 20 mg/m³ Abgas deutlich verschärft wird, ist eine derartige Nachrüstung im Laufe dieses Jahres sowieso nötig. Weitere Detailergebnisse sind im DLG-Prüfbericht 6898 zusammengefasst, der kostenfrei auf der DLG-Webseite zugänglich ist. Tommy Pfeifer DLG-Testzentrum Technik und Betriebsmittel t.pfeifer@DLG.org 7


Aktuelles aus Akademie und Testzentrum

Auf einen Blick

An dieser Stelle stellen wir Ihnen in zwei Blöcken die aktuellen Fortbildungsangebote der DLG-Akademie sowie die kürzlich abgeschlossenen Prüfungen des DLG-Testzentrums Technik und Betriebsmittel auf einen Blick zusammen. Wir aktualisieren unsere Inhalte online laufend unter www.dlg-akademie.de und www.dlg-test.de.

Aktuelle Seminarangebote Veranstaltung

Beginn/Ende

PLZ/Ort

In wachsenden Unternehmen Arbeit intelligent organisieren

vom 06.02.19 bis 06.02.19

49740 Haselünne, Niedersachsen

Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen

vom 07.02.19 bis 07.02.19

38518 Gifhorn, Niedersachsen

Hofladen, Milchtankstelle… Grundlagen – mein Konzept

vom 07.02.19 bis 07.02.19

79312 Emmendingen, Baden-Württemberg

Wann ist dem Fisch wohl?

vom 12.02.19 bis 12.02.19

25761 Büsum, Schleswig-Holstein

Phytomedizin: Werden Sie zum Doc Ihrer Pflanzen!

vom 12.02.19 bis 12.02.19

37124 Rosdorf, Niedersachsen

Bin ich fit für die Zukunft?

vom 13.02.19 bis 13.02.19

86633 Neuburg an der Donau, Bayern

Siloprofi werden – kompetent Silagen erzeugen

vom 13.02.19 bis 15.02.19

24327 Blekendorf, Schleswig-Holstein

DLG/FN – Zertifizierungsprogramm Management im Pferdebetrieb

vom 22.02.19 bis 29.09.19

48231 Warendorf, Nordrhein-Westfalen

Seminare im Bereich Landwirtschaft

Laufend aktualisierte Termine für das Fahrsicherheitstraining unter www.dlg-akademie.de Seminare im Bereich Agribusiness Workshop GIS, GPS und Sensoren im Versuchswesen

vom 12.02.19 bis 13.02.19

91746 Weidenbach, Bayern

War for talents/Employer Branding: Erfolgskonzepte für die Landtechnik- und Maschinenbaubranche

vom 21.02.19 bis 21.02.19

60489 Frankfurt am Main, Hessen

Moderne Tierhaltung im Fokus der Gesellschaft: Kommunikationsstrategien für Unternehmen rund um Tierhaltung und Fleischproduktion

vom 26.02.19 bis 26.02.19

60489 Frankfurt am Main, Hessen

Update Personalführung Modul I – Erfolgreich führen in einer sich wandelnden Arbeitswelt

vom 12.03.19 bis 12.03.19

67251 Freinsheim, Rheinland-Pfalz

Neue DLG-Prüfberichte Betriebsmittel

Produkt und Prozess DLG-Zertifikat 6879

Innenwirtschaft

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DLG LANDWIRTSCHAFT – Februar 2019


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