DLG Landwirtschaft, Ausgabe 07/2020

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Informationen für Mitglieder

Landwirtschaft Juli | 2020

Wissen | Tests | Messen | Netzwerke | Köpfe

Im Fokus

DLG-Bodenbelagsprüfungen Messen

Tierhaltungsmesse „Konekilleri“ in Finnland

Netzwerk

Erfahrungsaustausch über Kontinente hinweg

Wissen

Umsetzung der DüVO durch Schweinehalter


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News

DLG LANDWIRTSCHAFT – Juli 2020

AFI-Grafik des Monats: Schweinehalter setzen auf höhere Nährstoffeffizienz

Martin Umhau, Landwirt in Oschatz (Sachsen), Mitglied im DLG-Aufsichtsrat und Vorsitzender der Fachbeiräte DLG-Feldtage und PotatoEurope

Alles anders

Wenn an die Umsetzung der Vorgaben der Düngeverordnung geht, setzen über 70 % der in Deutschland befragten Schweinehalter auf Anpassungen im betrieblichen Nährstoffmanagement, konkret die Bestimmung der Nährstoffe in der Gülle und die gezieltere Ausbringung von Wirtschaftsdüngern. 40 % der Befragten wollen dazu in neue Technik investieren, für 20 % bzw. 22 % stehen auf der Investitionsseite Neubau oder Pacht eines Güllelagers an. Für rund ein Drittel der Befragten rückt auch die Kooperation mit Marktfruchterzeugern in den Mittelpunkt – von Gülleabnahme-Kooperationen bis hin zur gemeinsamen Flächenbewirtschaftung. Für 18 % der befragten Schweinehalter kommt auch eine Bestandsreduktion um bis zu 10 % des bisherigen Bestandes in Frage und ca. 12 % denken ans Aufhören. Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Befragung von Agrifuture Insights aber eindeutig die hohe Bedeutung technischer Lösungen für eine höhere Effizienz in der Wirtschaftsdüngerverwertung. Praktikable Lösungen werden von den Schweinehaltern nachgefragt.

Liebe Leser, ab dem 16. Juni hätten die 17. DLG-Feldtage auf dem Gut Brockhof in Erwitte stattfinden sollen. Doch Corona hat alles ändert. Trotzdem mussten wir nicht ganz auf neue Impulse und den Austausch mit Berufskollegen verzichten und konnten Fragen der Optimierung unserer Pflanzenbaustrategien und deren Problemlösungen angehen. Die Digitalisierung der DLGFeldtage machte vieles möglich, was zunächst unmöglich erschien. Wir werden über das Live-Event ausführlich in unserer nächsten Ausgabe berichten, einen kleinen Vorgeschmack finden Sie aber schon auf Seite 6. In der aktuellen Ausgabe erwartet Sie ein ausführlicher Bericht darüber, wie erfolgreiche DLG-Prüfungen ihre Kreise sogar über die Agrarbranche hinaus ziehen können. Denn das DLG-Testzentrum hat einmal mehr Standards gesetzt: In diesem Fall sind es nationale Industriestandards, denn aus den Prüfvorschriften für elastische Bodenbeläge wurde kürzlich eine komplette DIN-Norm entwickelt, eine internationale ISO-Norm ist in Arbeit. Lesen Sie hierzu mehr ab Seite 4. Natürlich kommen auch Meldungen aus dem DLG-Netzwerk nicht zu kurz. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!

Weiß nicht/keine Angabe Ausstieg aus der Schweinehaltung Schweinebestand mehr als 10 % reduzieren Schweinebestand um bis zu 10 % reduzieren Gülle aufbereiten und über weitere Strecke transportieren Gemeinsame Flächenbewirtschaftung Marktfruchterzeuger Gülleabnahme-Kooperation mit Marktfruchterzeuger Anschaffung Ausbringtechnik für bodennahe Ausbringung Nährstoffe Gülle bestimmen, gezielter ausbringen Pacht Güllelager Neubau Güllelager 0%

10 %

20 %

30 %

40 %

50 %

60 %

70 %

80 %

Quelle: DLG-Agrifuture Insights, Herbst 2019

DLG online

• DLG-Mitglieder-Newsletter abonnieren: www.dlg.org/de/mitgliedschaft/newsletter-anmeldung • DLG-Mitteilungen: www.DLG-mitteilungen.de • DLG Agrifuture Magazine: www.DLG.org/afm • DLG-Prüfberichte: www.DLG-test.de • DLG-Merkblätter: www.DLG.org/merkblaetter • DLG-Akademie: www.DLG-Akademie.de

Impressum Herausgeber: DLG e.V., Eschborner Landstr. 122, 60489 Frankfurt/M., www.DLG.org Redaktion: Dr. Frank Volz, DLG, Tel. 069/24788-224, Julia Reichelt Fotos: DLG, landpixel, sofern nicht anderes angegeben Grafik: Petra Sarow, München Beihefter zu den DLG-Mitteilungen


News

DLG LANDWIRTSCHAFT – Juli 2020

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Die Herausforderungen an einen Herdenmanager in der Milchviehhaltung werden immer vielfältiger. Umso wichtiger ist eine fundierte Ausbildung, die den Herdenmanager optimal auf seinen Berufsalltag vorbereitet, ihn unterstützt Schwachstellen zu erkennen, um das Leistungspotenzial seiner Herde voll auszuschöpfen. Hier setzt das Intensivseminar „Herdenmanager Milchvieh“ der DLG-Akademie an. In drei einwöchigen Fortbildungsmodulen vermitteln Experten aus Beratung, Wissenschaft und Praxis sowohl aktuelles Spezialwissen im Bereich des Herdenmanagements als auch die entscheidenden Ma-

nagementfähigkeiten, dieses Wissen gezielt auf dem Betrieb umzusetzen. Durch Vorträge, praktische Übungen, Diskussionsrunden und Betriebsbesichtigungen werden die Themen Arbeitsorganisation, Mitarbeiterführung, Controlling, Fütterung, Fruchtbarkeitsmanagement, Kälber- und Jungrinderaufzucht, Tiergesundheit, Haltung und Automatisierung praxisorientiert vermittelt. Nach erfolgreichem Abschluss der drei Seminareinheiten erhalten die Teilnehmer das DLG-Zertifikat „Herdenmanager Milchvieh“ als Nachweis ihrer Qualifikation. Die Teilnehmer bauen ein weites Netzwerk an Kollegen und Fach-

© Ehrecke - pixabay.com

DLG-Intensivseminar „Herdenmanager Milchvieh“ startet in die nächste Runde

experten auf, das auch über das Seminar hinaus Bestand hat und bei wichtigen Fragestellungen im eigenen Betrieb verlässliche Lösungen parat hält. Weitere Informationen inklusive Daten der Schulungsmodule unter www.dlgakademie.de/herdenmanager.

Aktuelle Ergebnisse der DLG-Qualitätsprüfung für Düngekalk Das Testzentrum Technik und Betriebsmittel der DLG hat die Ergebnisse der jährlich wiederkehrenden Qualitätskontrollen für Düngekalke bekannt gegeben. Insgesamt nehmen 17 Unternehmen mit 39 Produkten an der kontinuierlichen Produktüberwachung teil. Fünf DLG-geprüfte Düngekalke tragen das DLG-Qualitätssiegel in der Grundstufe, 34 in der Premiumstufe mit erweiterten Qualitätsmerkmalen. Die Bewertung

der Jahreskontrollergebnisse durch die DLG-Prüfungskommission ergab keine Beanstandungen. „Düngekalk hat eine Schlüsselfunktion für die bestmögliche Versorgung der Nutzpflanzen mit Nährstoffen und eine optimale Bodenstruktur. DLG-geprüfte Düngekalke halten dabei nachweislich, was sie versprechen“, betont Dagmar Pfau, im DLG-Test­zentrum zuständige Prüfingenieurin für die Düngekalkprüfungen.

und der DLG, können Landwirte über das ganze Jahr hinweg ihre Aussaat-, Pflanzenschutz- und Erntedaten für Getreide, Raps und Mais eintragen und mit den Einträgen ihrer Berufskollegen vergleichen. Das Ackerbarometer ist unter anderem über die DLG-Webseite unter www.DLG.org/ ackerbarometer zu erreichen.

severanstalter 2LM eine Partnerschaft geschlossen, um gemeinsam mit der „Konekilleri“ eine neue jährliche Tierzucht-Messe in Finnland zu organisieren. Diese Partnerschaft soll Tierhaltern und Landwirten in Finnland und den Nachbarländern internationales Praxiswissen über Viehzucht und technische Lösungen präsentieren. Die Konekilleri findet dieses Jahr vom 8. bis 10. Oktober in Jyväskylä im Herzen der finnischen Viehzucht- und Forstwirtschaftsregion statt. Weitere Informationen zur Messe Konekilleri sind online unter www.konekilleri.fi/ en/ zu finden.

Kurz gemeldet   Aussaat, Pflanzenschutz, Ernte: Mit dem Ackerbarometer wissen, was läuft. Bei der Rapsblütenbehandlung bis Anfang Mai haben die Teilnehmer des Ackerbarometers 2020 schwerpunktmäßig Cantus Gold, aber auch Torero und Custodia angewendet. Seitdem sind vor allem Fungizidbehandlungen in Weizen gemeldet worden, seit Anfang Juni steht hier die Ährenbehandlung an. Am häufigsten wurde hierbei bis zum Redaktionsschluss Osiris eingesetzt. Wie sieht es bei Ihnen aus? Machen Sie mit! Beim Ackerbarometer 2020, einer Initiative von raiffeisen.com, der Firma ADAMA

DLG und 2LM unterzeichnen Kooperationsvertrag zur Organisation der neuen Messe „Konekilleri“. Die DLG hat mit dem finnischen Mes-


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Tests

DLG LANDWIRTSCHAFT – Juli 2020

Das ist Norm

Bereits seit Jahren setzt das DLG-Testzentrum mit seinen regelmäßigen Prüfungen von Bodenbelägen nationale und internationale Standards. Jetzt sind die Labor­ prüfungen in die Deutsche Industrienorm 3763 eingeflossen und beeinflussen auch die internationale Normung für Bodenbeläge in der Tierhaltung.

Da (DIN-)Normen auf Anregung und durch die Initiative interessierter Kreise entstehen und im Normungsprozess eine Übereinstimmung unter allen Beteiligten hergestellt wird, haben sie einen allgemeinverbindlichen Charakter. Sie basieren auf den gesicherten Ergebnissen von Wissenschaft, Technik und Erfahrung und bilden somit im Moment ihrer Entstehung den Stand der Technik ab. Eine Anwendungspflicht für Normen tritt dann ein, wenn der Gesetzgeber ihre zwangsweise Anwendung in Gesetzen bzw. Verordnungen festschreibt oder andere Ausschreibungen, z. B. bei Firmenaufträgen, die in den Normen schriftlich fixierten Beschreibungen von Gegenständen als Sollwerte festlegen.

DLG-Prüfprogramm wird DIN-Norm Der zuständige Normenausschuss beim Deutschen Institut für Normung hat kürzlich unter der Leitung von Dr. Harald Reubold aus dem DLG-Testzentrum als Obmann und unter aktiver Mitarbeit der führenden deutschen Bodenbelagshersteller, wie beispielsweise der Firmen Kraiburg und Huber, in den letzten Monaten den Feinschliff an die neue DIN-Norm 3763 (Elastische Stallbodenbeläge im Lauf- und Liegebereich von Rindern und Milchkühen — Anforderungen und Prüfung) angelegt und diese auch verabschiedet. Die Norm

greift auf die Prüfprogramme der DLG zurück, wie sie von den DLG-Prüfungskommissionen in den DLG-Prüfrahmen für „elastische Bodenbeläge für Rinder und Milchkühe“ festgehalten wurden. Das DIN-Prüfprogramm umfasst im Wesentlichen die technischen Kriterien zur mechanischen Beständigkeit, d. h. Abriebfestigkeit, Dauertrittbeständigkeit und Beständigkeit gegenüber dem Einsatz von Hochdruckreinigern, sowie die Beständigkeit bzw. das Auftreten einer vorzeitigen Alterung bei Kontakt mit häufig auftretenden Säuren und chemischen Verbindungen im Stall. Zusätzlich wurden als tierbezogene Kriterien die Rutschfestigkeit sowie die Bestimmung von Verformbarkeit und Elastizität übernommen. Alle Anforderungen gelten für Matten, Bahnenware und Verbundsysteme.

Unterschiedliche Anforderungen nach Einsatzklassen Landwirte fordern eine entsprechende Haltbarkeit gegenüber physikalischen und chemischen Einwirkungen der Stallumgebung, was durch die o. a. technischen Prüfungen nachgewiesen werden kann. Auf der Seite der Tiere werden die Anforderungen im Wesentlichen durch das Laufen und Stehen auf der einen und das Liegen auf der anderen Seite beeinflusst – mit den jeweiligen Übergängen. Für das Ausleben typischer Verhaltensweisen muss beim

Laufen und Stehen eine Stand- und Trittsicherheit gewährleistet sein, gerade bei extremerem Verhalten wie Aufspringen und Rennen oder der Euterpflege im Dreibeinstand. Bodenbelastungen zwischen 200 kg und 800 kg pro Klauenaufstandsfläche bei ausgewachsenen Fleckviehkühen (Holstein Frisian etwas geringer) lassen nachvollziehen, weshalb eine verformbare Lauffläche die Klauenbelastung reduziert und so die Klauengesundheit fördert. Beim Ablegen und Aufstehen muss der Boden Halt bieten, die Liegefläche verformbar sein und sich dem Tier anpassen, was insgesamt die Gelenke der Tiere schont.

Logo des Deutschen Instituts für Normung

Die DIN-Norm legt für alle Einsatzbereiche dieselben Anforderungen fest. Ausnahme ist das Kriterium „Verformbarkeit und Elastizität“, bei dem sich die Einsatzklassen auf die zu erreichenden Normenwerte auswirken. Hier werden Laufbereich, Liegebereich und Einflächenbucht unterschieden, wobei der Liegebereich wiederum in vier, die Einflächenbucht in zwei Klassen un-

© Philip Neumann - pixabay.com

DLG-Prüfrahmen für elastische Bodenbeläge


Tests

DLG LANDWIRTSCHAFT – Juli 2020

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terteilt ist. Über diese Einsatzklassen ist somit eine klare Einsatzzuordnung der Produkte möglich, insbesondere im Hinblick auf klar definierte Förderungsziele.

Laufgang- und Liegeboxbeläge

bereits eine Methode entwickelt, um den Übergang eines weiten Spek­ trums dieser potenziell oder tatsächlich krebserregenden Weichmacher aus den Bodenbelägen in die Haut von Nutztieren erfassen und bewerten zu können. Des Weiteren wird unter Führung der Internationalen Organisation für Normung ISO zurzeit eine internationale ISO-Norm erarbeitet. Die dort zuständige Normenkommission steht bereits in engem Austausch mit ihrem

deutschen Gegenstück, sodass wesentliche Inhalte aus der deutschen Norm bezüglich Anforderungen und Prüfung von Bodenbelägen für Rinder und Milchkühe in Zukunft auch weltweit gültig werden dürften.

Dr. Harald Reubold DLG-Testzentrum Technik und Betriebsmittel h.reubold@DLG.org

© Huber

Über eine DLG-Anerkennung hinaus bietet die DIN-Norm 3763 Unternehmen einen klaren Rahmen dafür, welche Eigenschaften ein Bodenbelag für den Lauf- und Liegebereich von Rindern und Milchkühen in Deutschland mitzubringen hat. Für Landwirte wird es mit der Normung sogar noch einfacher, regelkonforme Produkte mit definierten Eigenschaften zu erkennen. Mit der ebenfalls vorgenommenen Einteilung der Bodenbeläge in Klassen nach Komfort- und Tiergerechtheitskriterien haben aber auch Behörden wie die Landwirtschaftsämter und -kammern sowie die Landesministerien und das Bundesministerium für Landwirtschaft eine Richtschnur an der Hand, den in einigen Förderprogrammen verwendeten, doch sehr schwammigen Begriff der „Komfortmatte“ klarer und eindeutiger zu definieren. Es wäre wünschenswert und sinnvoll, wenn in Förderprogrammen künftig ein Nachweis „Geprüft nach DIN 3763“ unter Angabe dieser Klasse zu erbringen wäre, da Investitionen somit klarer in die Zielrichtung des jeweiligen Förderprogramms gelenkt werden können. Die Norm kann unter https://dx.doi. org/10.31030/3131476 kostenpflichtig bezogen werden. Bereits kurz nach Erscheinen der Erstfassung der Norm wird der Normenausschuss auf seinen nächsten Sitzungen darüber beraten, ob nicht auch die Prüfung auf die Freiheit von migrationsfähigen polyzyklischen, aromatischen Kohlenwasserstoffen in eine eigene Norm aufgenommen werden soll, auf die die DIN 3763 dann verweisen würde. Auch hier hat das DLGTestzentrum in Kooperation mit der Firma Kraiburg und dem Fraun­hoferInstitut für Verfahrenstechnik und Verpackung (Fraunhofer IVV) in Freising

© Kraiburg

Fazit und Ausblick

Bodenbeläge im Werk


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Netzwerk

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DLG-Feldtage: Kooperation DLG und GIZ

Ein Austausch über Kontinente hinweg

Gute Konzepte für eine nachhaltige Landwirtschaft zu entwickeln ist eine globale Aufgabe. Die Konzepte müssen vor allem vor Ort umsetzbar sein. Ein intensiver Erfahrungsaustausch darüber, welche örtlichen Gegebenheiten wie berücksichtigt werden können, ist sehr inspirierend.

Erfahrungsaustausch aus der Praxis öffentlich gemacht DLG und GIZ kooperieren seit vielen Jahren und seit zwei Jahren ist zudem ein EZ-Scout in der DLG tätig. EZ-Scouts sind Experten, die im Auf-

trag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Wirtschaftsverbänden, Ländervereinen, Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern und Stiftungsorganisationen tätig sind. Sie fungieren dort als Ansprechpartner zu Themen der Entwicklungszusammenarbeit (EZ), vermitteln Kooperationsmöglichkeiten und unterstützen bei der Entwicklung neuer Projekte. Das ist die beste Voraussetzung, um die Netzwerke beider Institutionen für einen Austausch zu mobilisieren. Somit boten die DLG-Feldtage – auch in ihrer Digitalversion – eine geeignete Plattform, um eine große Anzahl von Entscheidungsträgern aus Praxis, Wissenschaft, Verwaltung und Beratung zusammenzubringen. Thomas König (EZ-Scout bei der DLG), Klaus Erdle (DLG-Fachzentrum Landwirtschaft) und Berthold Wohlleber (Sektorvorhaben Nachhaltige Landwirtschaft, NAREN bei der GIZ) konnten auf diese Weise Experten aus Deutschland und zwei GIZ-Vorhaben für ein virtuelles Expertengespräch gewinnen. Zum Thema Ökolandbau und Agrarökologie tauschten sich Tahina Raharison, Groupement Semis Direct de Madagascar (GSDM), einem NGO-Partner der GIZ in Madagaskar, mit Stephan Jung, Berater der Landwirtschaftskammer NRW, aus. Das Gespräch mit begleitenden Folien zeigte unter anderem Strategien auf, wie Landwirte in Nordrhein-Westfalen und Madagaskar mit zunehmender Trockenheit im öko-

logischen Landbau umgehen. Zudem beschreibt Tahina Raharison, welche agroforstlichen Anbauverfahren sich als praxistauglich in Madagaskar erwiesen haben. In einem ähnlichen Austausch geben Ulrich Quendt, Berater des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen, und Abdoul Karim Mien, GIZ in Benin, Einblicke über Zielsetzungen und Formen des Anbaus von Leguminosen in Hessen und Benin.

Gespräche zum Nachhören Die Aufzeichnungen der digitalen Gespräche sind auf den digitalen DLGFeldtagen (www.dlg-feldtage.de) ab dem 16. Juni 2020 bis Ende August zu sehen und zu hören (Leguminosen auf Deutsch, Ökolandbau auf Englisch). So ist ein neues Format des Austausches entstanden und alle Beteiligten waren sich darin einig: Trotz aller lokalspezifischen Gegebenheiten sind die Fragestellungen und Herausforderungen sehr vergleichbar und ein Austausch über Kontinente hinweg bringt neue Einsichten – und vielleicht sogar neue Impulse für die eigene Arbeit vor Ort, wo auch immer.

Thomas König DLG-Fachzentrum Landwirtschaft ez-scout@dlg.org www.bmz.de/ez-scouts

© mika mamy - pixabay.com

Nachhaltige Landwirtschaft spielt in Deutschland eine zunehmend wichtigere Rolle – die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH fördert im Auftrag verschiedener Ministerien der Bundesrepublik Deutschland diesen Ansatz auch weltweit in verschiedenen Vorhaben. Der Ansatz der nachhaltigen Landwirtschaft steht dabei in einem direkten Zusammenhang mit dem Aufbau einer guten Pflanzengesundheit. Diese wiederum setzt auf wesentlich mehr Punkte auf als nur das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln gemäß den Regeln der guten landwirtschaftlichen Praxis. Insbesondere soll eine Abhängigkeitsdynamik zwischen intensiver Düngung und dem Einsatz von Pestiziden und Herbiziden unterbrochen und stattdessen Wachstumsprozesse mit natürlichen Methoden und Hilfsmitteln gefördert werden. Wichtigstes Instrument hierbei ist vor allem die Einhaltung möglichst weiter Fruchtfolgen. Weil gesunde Pflanzen auch eine gesunde Umgebung brauchen, hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen das Jahr 2020 zum internationalen Jahr der Pflanzengesundheit erklärt (www.fao.org/ plant-health-2020/en/).


Personalien

DLG LANDWIRTSCHAFT – Juli 2020

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Die DLG gratuliert   Wolfgang Schlolaut wird 95. Am 13. Juli vollendet Dr. Wolfgang Schlolaut sein 95. Lebensjahr. Der heute in einem Stadtteil von Marburg lebende Jubilar hat während seiner beruflichen Laufbahn mit großem Elan die Hessische Landesanstalt für Leistungsprüfungen in der Tierzucht in NeuUlrichstein (Homberg/Ohm) auf- und ausgebaut, deren Leitung er von 1963

bis 1990 innehatte. Schlolaut hat sich bereits seit Studium und Promotion mit der professionellen Kaninchenhaltung beschäftigt, daneben wurde das Arbeitsgebiet „Schafe“ mit Rassenvergleichsprüfungen, Mast- und Schlachtleistungsprüfungen, umfangreicher Versuchstätigkeit sowie der Prüfung und Demonstration von Stall- und Weideeinrichtungen eines seiner Schwer-

punkte im Beruf. In der DLG war er von 1972 bis 1990 Vorsitzender des Ausschusses für Kaninchenzucht, des weiteren war er von 1988 bis 1996 Vizepräsident der World Rabbit Science Association (WRSA). Für seine großen Verdienste um die DLG-Facharbeit wurde Dr. Wolfgang Schlolaut 1983 mit der Max-Eyth-Denkmünze in Silber ausgezeichnet.

Kurz gemeldet   EU-Projekt „ATLAS“ soll Datenaustausch zwischen Landmaschinen und Agrarsoftware standardisieren Durch die digitalen Fortschritte im Agrarsektor stehen Landwirten immer mehr neue Geräte, Bauteile und Dienste wie Sensoren, Aktoren, Wetterinformationen, Drohnen und Satellitenbilder zur Verfügung. Dank deren Hilfe können Ressourcen optimiert, die Produktivität gesteigert und zugleich die Auswirkungen auf die Landwirtschaft reduziert werden. Um die Digitalisierung der Landwirtschaft voranzutreiben, wird eine gemeinsame, datengesteuerte Integrationsplattform benötigt, die Datensätze zusammenführt und an die Bedürfnisse des Sektors angepasste, neue Dienste hervorbringt. Zu diesem Zweck wird im Rahmen des EU-Projekts „ATLAS“ (Agricultural Interoperability and Analysis System) eine offene, dezentrale und erweiterbare Datenplattform entwickelt. Die Plattform soll der landwirtschaftlichen Praxis innovative, datengesteuerte Dienste bieten, die auf nachhaltige Weise für eine Steigerung der Effizienz sorgen. Das von der EUInitiative „Horizont 2020“ gefördertegeförderte Projekt ATLAS vereint 30 Beteiligte aus der Landwirtschaft und Forschungseinrichtungen aus sieben europäischen Ländern. Die DLG ist mit ihrem internationalen Pflanzenbauzentrum in Bernburg beteiligt und stellt einen von fünf europäischen

men können Unternehmen, die in einem EU-Mitgliedstaat oder einem mit „Horizont 2020“ assoziierten Land eingetragen sind.

„Innovation Hubs“ zur Verfügung, die als Demonstrations- und Informationsplattform für die hervorgebrachten Ergebnisse dienen. Die aus dem ATLASProjekt hervorgehende Datenplattform soll dem Landwirt ermöglichen, die volle Datenhoheit zu behalten sowie die Entscheidung darüber, mit wem er diese Daten an welcher Stelle teilen möchte. Mit einem offenen Aufruf an interessierte Unternehmen und landwirtschaftliche Betriebe sucht das Konsortium derzeit nach innovativen Ideen und Lösungen für neue Dienste auf der Grundlage der technischen Infrastruktur der ATLASPlattform. Vorschläge können bis 15. September 2020 23:59 Uhr MESZ unter www.atlas-h2020.eu/open-call eingereicht werden. Innovative Unternehmen erhalten für die Dienste, die sie über die Plattform anbieten, eine Anschubfinanzierung. Die Vorschläge sollten einen klaren Mehrwert für Kunden oder Beteiligte der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette bieten und sich auf die Entwicklung von Diensten konzentrieren, die auf den innerhalb des Projekts realisierten Anwendungsfällen aufbauen und diese erweitern. Teilneh-

Schadholz als Energielieferant – Chance für die Wärmewende? Zwei Dürresommer in Folge haben eine Rekordmenge an Schadholz in den deutschen Wäldern zurückgelassen. Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft wurden durch Stürme, Dürre, Brände und Käferbefall zwischen 2018 und 2020 deutschlandweit circa 160,5 Millionen Kubikmeter Schadholz auf einer Fläche von rund 245.000 Hektar verursacht, vor allem über die vom Klimawandel besonders stark betroffenen Fichten und Kiefern, die immer noch rund 50 % des Holzvorrates in Deutschlands Wäldern stellen. Eine Verwertungsmöglichkeit für das Schadholz stellt die Nutzung von Energieholz zur Erzeugung von Strom und Wärme dar. Diese „Wärmewende“ ist unter den gegebenen Voraussetzungen wirtschaftlich von großer Bedeutung, da sie Verwertungsmöglichkeiten für bisher nicht absetzbare Holzsortimente schafft. Insbesondere kommunale Biomassekraftwerke mit mehreren Megawatt Kapazität sind auf die Versorgung mit derartigen Holzabfällen mit hohen Wasser- und Ascheanteilen ausgelegt. Wer sich selbst über die entsprechende Technik informieren will, wird auf der EnergyDecentral 2020 fündig.


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Tests

DLG LANDWIRTSCHAFT – Juli 2020

Seminare, Veranstaltungen, Prüfberichte

Auf einen Blick

DLG-Akademie: Aktuelle Seminarangebote Veranstaltung

Beginn/Ende

PLZ/Ort

ADAC und DLG Fahrsicherheitstraining

31.07.20

99428 Nohra, Thüringen

ADAC und DLG Fahrsicherheitstraining

02.08.20

99428 Nohra, Thüringen

DLG-Herdenmanager Milchvieh – mit professionellem Herdenmanagement den Betriebserfolg steigern

23.08.20 – 11.12.20

60489 Frankfurt am Main, Hessen

Honigbienen und Blühstreifen im landwirtschaftlichen Betrieb (DLG/BMR)

28.08.20

59505 Bad Sassendorf, Nordrhein-Westfalen

DLG e-Learning: Das Tier im Blick – Milchkühe

Teilnahme jederzeit möglich

48712 Gescher, Nordrhein-Westfalen

DLG e-Learning: Umgang mit kranken und verletzten Schweinen

Teilnahme jederzeit möglich

48712 Gescher, Nordrhein-Westfalen

DLG e-Learning: Das Tier im Blick – Pferde

Teilnahme jederzeit möglich

48712 Gescher, Nordrhein-Westfalen

Seminare im Bereich Landwirtschaft

Laufend aktualisierte Termine für das Fahrsicherheitstraining unter www.dlg-akademie.de Seminare im Bereich Agribusiness Landwirtschaft für Quereinsteiger – Kompakttraining

08.09.20 – 09.09.20

68259 Mannheim-Straßenheim, Baden-Württemberg

Praktische Personalführung für Fortgeschrittene

16.09.20

60489 Frankfurt am Main, Hessen

Hollywood in der Hosentasche

22.09.20

60489 Frankfurt am Main, Hessen

Landwirtschaft für Quereinsteiger – Kompakttraining Schwerpunkt Pflanzenbau

28.09.20 – 29.09.20

38378 Warberg, Niedersachsen

Funktionale Sicherheit in Entwicklung und Konstruktion in der Agrartechnik

01.10.20

64823 Groß-Umstadt, Hessen

Weitere Informationen: www.dlg-akademie.de

Veranstaltungen und Messen Fachveranstaltung/Messe

Termin

Ort

Website

DLG-Unternehmertage 2020

01.09.20 – 02.09.20 Würzburg

www.dlg.org

EuroTier 2020

17.11.20 – 20.11.20

Hannover

www.eurotier.com

EnergyDecentral 2020

17.11.20 – 20.11.20

Hannover

DLG-Wintertagung 2021

23.02.21 – 24.02.21 Leipzig

www.energy-decentral.com www.dlg-wintertagung.de

DLG-Testzentrum Technik und Betriebsmittel: Neue Prüfberichte Landwirtschaft

Weitere Informationen: www.dlg-test.de


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