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Landwirtschaft Oktober | 2020
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Im Fokus
Afrikanische Schweinepest in Deutschland
Test
Effizienz bei Biogasanlagen
Wissen
Seminare der DLG-Akademie
Köpfe
Hohe Ehrung für Joachim Schaaf
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News
DLG LANDWIRTSCHAFT – Oktober 2020
AFI-Grafik des Monats: Anbauverfahren im Ackerbau zunehmend differenzierter
Prof. Dr.-Ing. Till Meinel Vorsitzender des DLG-Testzentrums und DLG-Vizepräsident
Das nächste Virus Liebe Leser, Viren machen vor Ländergrenzen nicht halt. Das haben wir im Rahmen der Corona-Pandemie bereits schmerzlich erfahren müssen. Jetzt hat es – wie seit Langem befürchtet – auch die Afrikanische Schweinepest (ASP) über die polnischdeutsche Grenze geschafft, mit bereits jetzt deutlichen Folgen für den Schweinefleisch-Export. Wie mein Kollege im DLG-Vorstand Philipp Schulze Esking aus Billerbeck, selbst Landwirt mit Schweinemast und Ackerbau, die Situation einschätzt, lesen Sie auf Seite 4. Mir als Agrartechniker liegt das Thema Motoreneffizienz näher, das wir in dieser Ausgabe ab Seite 5 am Beispiel der Wirkungsgrad-Prüfung eines Blockheizkraftwerkes für Biogasanlagen aufgreifen. Auf den Seiten 7 und 8 finden Sie wie immer Neues aus dem Netzwerk Ihrer DLG sowie aktuelles Wissen und neue Prüfberichte aus der DLG-Akademie und dem DLG-Testzentrum. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
Reduktion chemischer Wirkstoffe, Vorgaben der Düngeverordnung und steigende Resistenzen – die sich ändernden Rahmenbedingungen im Ackerbau machen Anpassungen erforderlich. Die Antworten der Marktfruchterzeuger zeigen, dass sich die Anbauverfahren zunehmend ausdifferenzieren und ein erfolgreicher Ackerbau immer weniger auf tragfähige Standardkonzepte zurückgreifen kann. In Deutschland setzen Landwirte zunehmend auf das Prinzip „Vorbeugen statt reparieren“ und erweitern so ihren Instrumentenkasten im Pflanzenschutz. So wollen 66 % der befragten Ackerbauern konsequente Feldhygiene umsetzen und rund 60 % der Befragten setzen auf eine mechanische Unkrautregulierung. In den Niederlanden ist die Steigerung der organischen Masse im Boden einer der wichtigsten Ansatzpunkte, wobei die zugrundeliegenden Ziele ähnlich sind. In Frankreich hingegen ist eine Steigerung der Schlagkraft zurzeit die Antwort der Wahl, um bei sich verengenden Zeitfenstern die optimalen Zeitpunkte für Aussaat, Pflanzenschutz und Düngung zu erwischen.
Auf Biolandbau umstellen Fruchtfolge erweitern Steigerung der organischen Masse im Boden Spätere Saattermine bei Getreide und Raps Intensivere Stoppelbearbeitung Konsequente Feldhygiene Nährstoffe wurzelnah ausbringen Unkräuter mechanisch bekämpfen In mehr Schlagkraft investieren 0%
10 %
Niederlande
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DLG online
Polen
• DLG-Mitglieder-Newsletter abonnieren: www.dlg.org/de/mitgliedschaft/newsletter-anmeldung • DLG-Mitteilungen: www.DLG-mitteilungen.de • DLG Agrifuture Magazine: www.DLG.org/afm • DLG-Prüfberichte: www.DLG-test.de • DLG-Merkblätter: www.DLG.org/merkblaetter • DLG-Akademie: www.DLG-Akademie.de
30 % Frankreich
40 % Deutschland
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60 %
70 %
80 %
Quelle: DLG-Agrifuture Insights, Herbst 2019
Impressum Herausgeber: DLG e.V., Eschborner Landstr. 122, 60489 Frankfurt/M., www.DLG.org Redaktion: Dr. Frank Volz, DLG, Tel. 069/24788-224, Julia Reichelt Fotos: DLG, landpixel, sofern nicht anderes angegeben Grafik: Petra Sarow, München Beihefter zu den DLG-Mitteilungen
News
DLG LANDWIRTSCHAFT – Oktober 2020
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Das DLG-Testzentrum hat die Ergebnisse der jährlich wiederkehrenden Qualitätskontrollen für Stalldesinfektionsmittel bekannt gegeben. Insgesamt nehmen vier Unternehmen mit sechs Produkten an der kontinuierlichen Produktüberwachung teil. Im Rahmen der Jahreskontrolle wurden durch geschulte Probennehmer Proben aller überwachten Produkte gezogen und auf ihre qualitätsrelevanten, wertbestimmenden Merkmale hin untersucht. Die Bewertung der Jahreskontrollergebnisse durch die DLG-Prüfungskommission ergab keine Beanstandungen. „Auch wenn die zeitlichen Abstände je nach Tierart häufiger oder seltener sind: In der Nutztierhaltung ist eine regelmäßige Grundreini-
gung des Stalles in Verbindung mit einer richtig durchgeführte Stalldesinfektion eine wichtige hygienische Maßnahme für den Landwirt, der die Gesundheit und Leistungsfähigkeit seiner Tiere im Blick hat. Er muss sich dabei auf die Wirksamkeit des verwendeten Produkts über ein definiertes Keim- und Parasitenspektrum sowie dessen Eignung für die Anwendung in Tierställen verlassen können. Mit der Verwendung von Stalldesinfektionsmitteln mit DLG-Gütezeichen ist die Einhaltung aller praxisrelevanten Kriterien auch
© Alexandra_Koch - Pixabay.com
DLG-geprüfte Stalldesinfektions mittel stellen gleichbleibende Qualität unter Beweis
über die verschiedene Produktionschargen hinweg nachgewiesen“, betont Dr. Michael Eise, der für die Betriebsmittelprüfungen zuständige Bereichsleiter im DLG-Testzentrum, dass Stalldesinfektionsmittel mit DLGGütezeichen so die effiziente Durchführung von Desinfektionsmaßnahmen sichern.
Kurz gemeldet Merkblatt zur Legehennenhaltung neu aufgelegt. Mit diesem komplett überarbeiteten Merkblatt sollen die Grundlagen für eine wirtschaftlich erfolgreiche Erzeugung von qualitativ hochwertigen Eiern in den unterschiedlichen Haltungsformen aufgezeigt werden. So müssen zum Beispiel der Hygiene in Verfahren mit Einstreu und dem Angebot von Auslaufflächen deutlich mehr Augenmerk gewidmet werden. Aber auch an die Tiere und die Erhaltung ihrer Gesundheit und Leistungsfähigkeit werden höhere Ansprüche gestellt. Das Merkblatt ist unter http://www.dlg.org/merkblaetter kostenlos abrufbar. „PAK unbedenklich“: Neue kontinuierliche Produktprüfung der DLG Nach umfangreichen Vorversuchen haben die Experten des DLG-Testzentrums Technik und Betriebsmit-
tel in Groß-Umstadt kürzlich die Prüfkriterien für eine wiederkehrende Prozessprüfung fixiert, mit der das Gefahrenpotenzial durch die Migra tion polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK) erfasst und mithilfe einer kontinuierlichen Überwachungsprüfung soweit als möglich minimiert werden kann. Prüfungen mit dem Ziel eines DLG-Qualitätssiegels „PAK unbedenklich“ sind somit für viele Produkte aus Kunststoff interessant. Der Schwerpunkt liegt im Moment auf der Rinder- und Pferdehaltung. „Wir kontrollieren mit einer Eingangsprüfung sowie im Rahmen der jährlichen Produktüberwachung, ob ein Gefahrenpotenzial für PAK in den produzierten Produkten besteht, und, was noch wichtiger ist, ob diese krebserzeugenden Stoffe auf das Tier oder gar
den Tierhalter übergehen können“, fasst Dr. Harald Reubold, der für Bodenbelagsprüfungen zuständige Prüf ingenieur des DLG-Testzentrums, die Kernelemente der neuen Prüfung zusammen. Bei Einhaltung festgelegter Richtwerte können Produkte das DLGQualitätssiegel „PAK unbedenklich“ erhalten. Für den Tierhalter sind im Hinblick auf ein DLG-Qualitätssiegel „PAK unbedenklich“ viele Produkte interessant, soweit sie aus schwarz eingefärbten oder weichen Kunststoffen bestehen bzw. für einen Hautkontakt exponierte Teile aus solchen Kunststoffen besitzen.
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Meinung
DLG LANDWIRTSCHAFT – Oktober 2020
Never let a good crisis go to waste – Jetzt die Regionalisierung durchsetzen! Vorbereitet hat man sich schon lange, da es für viele „nur noch eine Frage der Zeit“ war, bis die Afrikanische Schweinepest (ASP) auch Deutschland erreicht. Spätestens seit dem Sprung des Virus von Ostpolen nach Westpolen nahe an die deutsche Grenze ahnten viele, dass es auch hierzulande bald den ersten Fall geben wird. Die provisorisch errichteten Zäune haben den Übertritt vielleicht noch etwas verzögert, aber seit dem 10. September 2020 gilt Deutschland offiziell nicht mehr als „ASP-frei“. Auch wenn es lange klar war, kommt so eine Meldung eigentlich immer zur Unzeit. Nachdem sich die Märkte nach den Covid-19-Infektionen auf mehreren Schlachthöfen wieder etwas beruhigt hatten, führte ein totes Wildschwein zu neuerlichen Verwerfungen am Markt. Man hat am 11. September 2020 mit einer Zwischennotierung reagiert, die einen Abschlag von 20 Cent beinhaltete. Dieser Abschlag hat bereits die nun für Deutschland gesperrten Märkte in Asien eingepreist – inklusive China und Japan. Es ist aber davon auszugehen, dass nun auch die Ferkelpreisnotierung weiter nachgeben wird. Dies könnte für viele Ferkelerzeuger das endgültige Aus bedeuten, denn die finanziellen Reserven sind vielerorts nicht mehr vorhanden. Umso wichtiger ist es, dass nun die Krisenpläne greifen. Schnelles und abgestimmtes Handeln auf lokaler Ebene zur kontrollierten Eindämmung des Ausbruchs auf der einen Seite und Gespräche mit internationalen Marktpartnern zum Erhalt bzw. zur Umleitung von Warenströmen auf der anderen Seite stehen jetzt auf der Tagesordnung. Die dänische Strategie sieht vor, dass nach dem Bau der Zaunanlage an der Grenze zu Deutschland nun alle Wildschweine im Land erlegt werden. Man versucht somit langfristig ASP-frei zu bleiben und als zuverlässiger Lieferant für Schweinefleisch nach Asien zu fungieren. Als einziger Übertragungsweg bliebe somit der Mensch und der lässt
sich vielleicht besser kontrollieren als ein Wildschwein. Für ein Land, dass großflächig von Wasser umgeben ist, sicherlich eine nachvollziehbare und wirkungsvolle Strategie. Für andere Staaten führt langfristig eigentlich nur ein anerkanntes Regionalisierungskonzept zum Ziel. Dieses Konzept besagt, dass nur Importe aus dem Restriktionsgebiet verboten sind. Schweinefleisch, das nachweislich von Betrieben außerhalb dieser Region stammt, dürfte dann weiter auf den Markt kommen. So wird es aktuell auch innerhalb der EU gehandhabt. Denn irgendwann wird sich auch das ASP-Virus ähnlich dem SARS-CoV-2-Virus in nahezu allen Ländern ausbreiten – zumindest dort, wo es noch Wildschweine gibt. Angesichts der globalen „Knappheit“ von Schweinefleischprodukten bestehen durchaus Perspektiven für entsprechende Veterinärabkommen, die eine Regionalisierung vorsehen. Dies würde uns langfristig eine deutlich höhere Stabilität geben, als wir sie in den letzten Jahren hatten.
Impfung nicht in Sicht Eine wirkungsvolle Impfung gegen die ASP ist mittelfristig nicht in Sicht, von daher ist die Frage, wie lange man noch auf die Regionalisierung verzichten kann, ohne in Versorgungsengpässe zu geraten. Überhaupt scheint es nicht nachvollziehbar, wenn Staaten, in denen das Virus großflächig Wildund Haustierbestände erreicht hat, Schweinefleisch aus Ländern verbannt, in denen das Virus nur vereinzelt in Wildtierbeständen auftritt – ohne Anzeichen einer unkontrollierten Verbreitung. Vielleicht sollte man vorhandene Schnelltests so weiterentwickeln, dass auch Fleischimporte vor der Entladung obligatorisch getestet werden könnten. Für die Schweinehalter in Deutschland bedeutet der ASP-Ausbruch vom betrieblichen Ablauf her eigentlich
Philipp Schulze
Esking, Landwirt aus Billerbeck,
Vorsitzender des
DLG-Fachzentrums Landwirtschaft und
DLG-Vizepräsident
nichts Neues: BIOSICHERHEIT und HYGIENEMANAGEMENT müssen weiterhin großgeschrieben werden, um ein Überteten des Virus auf Haustierbestände zu verhindern. Denn das wäre fatal – nicht nur für den betroffenen Betrieb, sondern auch für die gesamte Branche. Die Tatsache, dass die erarbeiteten Sicherheitskonzepte nun in einer relativ dünn mit Hausschweinen besiedelten Region angewandt werden können sollte ein Vorteil sein. Informationen, wie Sie als Betriebsleiter ihre Bestände schützen können sowie allgemeine Fragen und Antworten zur ASP gibt es u. a. hier: • www.bmel.de/DE/themen/tiere/ tiergesundheit/tierseuchen/asp.html • www.bmel.de/SharedDocs/ Downloads/DE/Broschueren/ ASP-Landwirte.html • idw-online.de/de/news753977 Die ASP wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen und zusätzlich zu den Herausforderungen rund um den Umbau der Tierhaltung die Agenda bestimmen. Der Unterschied ist nur, dass die ASP alle Betriebe betrifft bzw. bedroht – konventionell wie ökologisch wirtschaftend. Man könnte also sagen: Endlich mal ein Thema, was wir gemeinsam anpacken müssen! Das Beispiel Tschechien zeigt, dass man bei einem konsequenten und abgestimmten Vorgehen die weitere Verbreitung eindämmen und den ursprünglichen Status zurückerhalten kann. Wenn dann noch die Verantwortlichen nicht müde werden, Gespräche mit Marktpartnern zu führen und sich für das Regionalisierungsprinzip einzusetzen, dann können wir auch diese Krise meistern. Denn wie hat einst Winston Churchill gesagt: „Never let a good crisis go to waste!“
Tests
DLG LANDWIRTSCHAFT – Oktober 2020
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Bayern BHKW Biogas-Blockheizkraftwerk MNW Y105 BG
Überdurchschnittlicher Wirkungsgrad Das DLG-Testzentrum hat ein Blockheizkraftwerk von Bayern BHKW unter die Lupe genommen, das auch für landwirtschaftliche 75-kW-Biogasanlagen eingesetzt werden kann. Ein gemessener elektrischer Wirkungsgrad von bis zu 33,7 % je Betriebsart ist überdurchschnittlich, wenn man emissionsoptimiert und inklusive Abgaskatalysator arbeitet. Wenn der Strom am Standort der Biogaserzeugungsanlage erzeugt wird, die installierte Leistung der Biogaserzeugungsanlage maximal 150 kW beträgt und der Gülleanteil im Substrat, das zur Biogaserzeugung eingesetzt wird, mindestens 80 % erreicht, werden Biogasanlagen seit der letzten Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes 2017 (EEG) besonders gefördert. Konkret erfolgt die Förderung über einen garantierten Stromabnahmepreis von 23,14 Ct/kWh, der bis zu einer Bemessungsleistung des Blockheizkraftwerks (BHKW) von 75 kW ausgezahlt wird. Auch wenn diese Biogasanlagen auf Güllebasis, wie oben angeführt, mit BHKW von bis zu 150 kW ausgerüstet werden können, ist doch das Verhältnis von Ertrag zu Investitionskosten bei 75-kW-Anlagen besonders günstig. Dies liegt außer an der besonders hohen Vergütung von Strom aus Anlagen dieser kleinen Bauart daran, dass bis zu einer verbauten Leistung von 75 kW keine Mindestwärmenutzung vorgeschrieben ist. Das zum Test vorgestellte BHKW kann auch mit einer elektrischen Nennleistung von 75 kWel betrieben werden, fällt also ggf. wie sein bereits zuvor getesteter „kleiner Bruder“ auch in diesen speziellen Markt für Biogasanlagen, die betriebseigene landwirtschaftliche Wirtschaftsdünger zur Produktion von Biogasstrom nutzen.
Betriebsweise entscheidet Ob die vollen 105 kWel oder nur 75 kWel genutzt werden, entscheidet der Anlagenbetreiber in Abhängigkeit seiner lokalen Situation. Größere Anlagen mit mehr als 75 kWel müssen thermisch, d. h. unter Einhaltung einer Vorgabe für eine Mindestwärmenutzung geführt werden. Konkret bedeutet dies: Es gibt ein Konzept zur Nutzung der Abwärme z. B. zu Heizzwecken, und die Stromerzeugung ist quasi als Sekundärnutzung nur das „Abfallprodukt“ der Wärmeerzeugung. Kleine Anlagen bis 75 kWel dürfen ohne Einschränkungen im Hinblick auf die EEG-Förderung hingegen elektrisch optimiert betrieben werden, d. h. hier fällt als Nebenprodukt der im Vordergrund stehenden Stromerzeugung Wärme ab, die dann beispielsweise zur Warmwassererzeugung im Wohnhaus der Hofstelle genutzt werden kann – aber nicht muss. Über diese beiden prinzipiellen Nutzungskonzepte hinaus kann ein BHKW wirkungsgradoptimiert, emissionsoptimiert und wartungsoptimiert gefahren werden, also mit dem Ziel einer maximal möglichen Energieumsetzung, eines maximalen Wirkungsgrads unter gleichzeitiger Einhaltung der aktuellen TA Luft oder um geringstmögliche Wartungskosten zu erzeugen. In der Praxis werden viele Blockheizkraftwerke emissionsoptimiert betrieben.
Elektrischer Wirkungsgrad als Prüfungsschwerpunkt Die Bedingungen des EEG zielen auf die Ausstattung der Biogasanlagen mit besonders effizienten Blockheizkraftwerken ab. So reduziert sich seit Inkrafttreten des Gesetzes die oben angegebene Einspeisevergütung bei neu geplanten Anlagen um halbjährlich jeweils 0,5 %. Aber auch beim Repowering alter Anlagen, d. h. wenn das verbaute BHKW das Ende seines Maschinenlebens erreicht, wollen die Biogasanlagenbetreiber natürlich möglichst viel erzeugtes Biogas in elektrischen Strom umsetzen und diesen verkaufen bzw. selbst nutzen. Obwohl Biogasanlagen in der Regel für eine Gesamtnutzungsdauer von 15 bis 25 Jahren konzipiert werden und trotz regelmäßiger Wartung am BHKW, sind die Kosten einer Ersatzbeschaffung des BHKW üblicherweise deutlich vor Ablauf dieser Zeit geringer als eine Instandhaltung oder Reparatur. Im Schnitt steht ein Repowering spätestens nach etwa 40.000 bis 60.000 Betriebsstunden oder rund sieben Jahren an. Sogar ein vorzeitiges Repowering kann sinnvoll sein, wenn man die in diesem Zuge verbesserte Effizienz des BHKW, d. h. dessen nachweislich höheren elektri-
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Tests
DLG LANDWIRTSCHAFT – Oktober 2020
DLG-Prüfung im Überblick
Umfang der Prüfung: • Bestimmung von Biogasqualität und -verbrauch • Messung der Generatorleistung • Überwachung der Emissionsgrenz werte im emissionsoptimierten Betrieb schen Wirkungsgrad in die wirtschaftliche Betrachtung mit einbezieht.
Prüfungsaufbau und Ergebnisse
Gastemperatur [°C], Gasfeuchte [%rF]
Aus den oben genannten Gründen wurde in der DLG-Prüfung des vorgestellten Blockheizkraftwerks MNW Y105 BG des Dorfener BHKW-Herstellers Bayern BHKW der elektrische Wirkungsgrad in emissionsoptimierter Betriebsweise in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt. Des Weiteren wurde auch eine Abschätzung des thermischen Wirkungsgrads vorgenommen. Um den elektrischen Wirkungsgrad zu bestimmen, wurden alle Eingangsgrößen messtechnisch erfasst sowie die Generatorleistung gemessen. Anschließend wurden beide Energieformen ins Verhältnis gesetzt. Zusätzlich
wurden Abgasmessungen im Kamin des mit einem Abgaskatalysator ausgestatteten BHKW vorgenommen. Die Messungen erfolgten am Standort des Herstellers in der Biogasanlage der Bio-Energie Greimel GmbH & Co. KG. Diese wird mit Rindergülle, Mais-, Getreideganzpflanzen- und Grassilage als Substrate betrieben und versorgt neben der Stromerzeugung die Ortschaft Wasentegernbach mit Nahwärme. Die Messung von elektrischer Leistung und Biogasverbrauch erfolgte in fünf Perioden von jeweils 60 min. Bei der Berechnung des elektrischen Wirkungsgrads wurden die gemessenen Verbräuche der Heizpumpe und des Raumlüfters von 0,15 kW bzw. 0,6 kW berücksichtigt. Der Wert für das Gasgebläse wurde nicht berücksichtigt, da das BHKW in unmittelbarer Nähe zur Biogasanlage steht und somit ohne Gebläse mit Biogas versorgt werden kann. Gleichzeitig wurde in diesen Perioden die Einhaltung der Abgasgrenzwerte überprüft. Das Bayern BHKW MNW Y105 BG erreichte in den Messungen im Praxis einsatz einen elektrischen Wirkungsgrad von 33,4 % bei einer Nennleistung von 90 kW mit maximal 250 mg/m³ NOx im Abgas. Bei einer Nennleistung von 75 kW und 500 mg/m³ NOx werden sogar 33,7 % erreicht, was in beiden Fällen eine überdurchschnittliche Be-
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Dauer der Messung [h]
Biogasdurchsatz und Biogasqualität am Beispiel einer Generatorleistung von 90 kW bei 250 mg/m³ NOx im Abgas
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Gasmenge [m³/h], Methananteil [Vol-%]
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wertung nach DLG-Standard bedeutet. Bei emissionsoptimiertem Betrieb mit 75 kW und maximal 250 mg/m³ NOx ist immer noch ein Wirkungsgrad von 32,7 % zu verzeichnen. In einer nicht bewerteten Zusatzprüfung wurde gleichzeitig ein thermischer Wirkungsgrad von 48,5 % bestimmt, indem die nutzbare thermische Energie im Heizkreislauf (Vorlauf/Rücklauf) des Abgaswärmetauschers gemessen und in Bezug zur Energie des Biogases gesetzt wurde. Insgesamt war in der Prüfung ein fast konstanter Gasverbrauch und somit ein sehr gleichmäßiger Wirkungsgrad feststellbar. Der Grund dafür war die in der Anlage verbaute Gastrocknung zur Aufbereitung des erzeugten Biogases, das deshalb einen wenig schwankenden Methananteil zwischen 56,4 und 57,2 Volumen-% hatte.
Fazit Mit einem neutral und unabhängig unter Praxisbedingungen gemessenen Wirkungsgrad von bis zu 33,7 % im emissionsoptimierten Betrieb liegt das Bayern BHKW MNW Y105 BG über dem von der DLG als aktuellem Standard festgelegten Wert von 31 bis 33 %. Dieser Wert ist umso positiver, als der Wirkungsgrad bauartbedingt schlechter ausfällt, je geringer die Leistung des verwendeten Verbrennungsmotors ist. Die aktuellen Grenzwerte der TA Luft hinsichtlich Schwefel- und Stickoxiden sowie Kohlenmonoxid wurden in der emissionsoptimierten Betriebsweise durchgängig eingehalten. Da ein Abgaskatalysator verbaut war, wurden auch die Vorgaben bezüglich der maximalen Formaldehydmengen im Abgas unterschritten. Weitere Detailergebnisse sind im DLG-Prüfbericht 7043 zusammengefasst, der kostenfrei auf www.DLG-Test.de zugänglich ist. Tommy Pfeifer DLG-Testzentrum Technik und Betriebsmittel t.pfeifer@DLG.org
Personalien
DLG LANDWIRTSCHAFT – Oktober 2020
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Seminar „Herdenmanager Milchvieh“ gestartet Gerade in Zeiten von Marktverwerfungen durch die Corona-Pandemie, dem Klimawandel mit einhergehender Grundfutterknappheit und der neuen Düngeverordnung ist Wissen der entscheidende Faktor und der Schlüssel zum Erfolg. Mit dem Herdenmanager Milchvieh-Programm der DLG-Akademie wird den Teilnehmern in drei einwöchigen Fortbildungsmodulen vermittelt, wie sie diese Herausforderungen optimal meistern können. Ausgewählte Top-Referenten aus Wissenschaft, Beratung und Praxis lehren den Teilnehmern das nötige Wissen für einen optimalen Arbeitsablauf. Von Herdenmanagement in Theorie & Praxis über Kontrolle des Futterwertes und LowStress Stockmanship bis hin zur Kontrolle von Geburt und Erstversorgung des Kalbes: An Lehrinhalten hat es in der ersten Seminarwoche nicht gefehlt.
Weitere Themen waren die optimale Stallhygiene, Brunst und Konzeption – erfolgreich Besamen, Kontrolle und Steuerung des Stallklimas und Prozessmanagement und Arbeitsorganisation. Hinzu kamen lebhafte Diskussionen und Praxislehreinheiten im Stall.
Dabei sind die Betriebe der 14 Teilnehmer des aktuell angelaufenen Seminars so vielfältig wie ihr Herkunftsort: Von kleinen Familienbetrieben mit neun Kühen bis hin zu Betrieben mit 570 Kühen ist alles vertreten. Mehr Infos zu den Inhalten unter www.dlg-akademie.de
Mitarbeiter-Medaille in Gold an Joachim Schaaf Joachim Schaaf wurde in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste die Mitarbeiter-Medaille in Gold vom Vorstand der DLG anlässlich der Gesamtausschuss-Sitzung in Hannover verliehen. Joachim Schaaf hat in seiner Funktion als Leiter des
Servicebereichs Verwaltung wesentlich die DLG in ihrer heutigen Struktur aufgestellt und zu einem modernen, gemeinnützigen Verein geformt, wie DLG-Präsident Hubertus Paetow in seiner Laudatio hervorhob. Nach Abitur, einem Studium der katholischen Theologie, Priesterseminar und der Leitung verschiedener Gemeinden im Rhein-MainGebiet kam Joachim Schaaf nach einer zusätzlichen betriebswirtschaftlichen Ausbildung 1993 zur DLG, wo er in der Verwaltung schnell zum Personalleiter, Ausbildungsbeauftragten und stellvertretenden Geschäftsfüh-
DLG-Präsident
Hubertus Paetow (r.)
ehrte Joachim Schaaf.
rer aufstieg. Zwischen 2004 und 2008 verantwortete er die Modernisierung und Neuausrichtung des DLG-Testzentrums in Groß-Umstadt mit, bevor er schließlich seine heutige Aufgabe übernahm. Zuletzt war er mit der Einführung eines Enterprise-Ressource-Planning-Systems federführend mit einem Projekt betraut, das tief in alle Prozesse und Abläufe der DLG eingegriffen hat und ein wichtiger Baustein für die moderne Steuerung der DLG ist. Joachim Schaaf tritt Ende Oktober in den Ruhestand. DLG-Präsident Paetow dankte Joachim Schaaf dafür, dass er über 28 Jahre mit seinem Einsatz für und seiner Identifikation mit der DLG, seiner Fähigkeit, auch unbequeme Fragen zu stellen sowie offen, ehrlich und im Bewusstsein seiner Verantwortung auch beharrlich für seine Argumente zu kämpfen, die DLG im besten Sinne eines Max Eyth gefordert, gefördert und nachhaltig gestaltet hat.
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Tests
DLG LANDWIRTSCHAFT – Oktober 2020
Seminare, Veranstaltungen, Prüfberichte
Auf einen Blick
DLG-Akademie: Aktuelle Seminarangebote Veranstaltung
Beginn/Ende
PLZ/Ort
ADAC und DLG Fahrsicherheitstraining
28.10.20
99428 Grammetal, Thüringen
ADAC und DLG Fahrsicherheitstraining
02.10.20
63584 Gründau, Hessen
Bodenfruchtbarkeit erhöhen – Erträge steigern! (DLG/BMR)
04.11.20
97359 Schwarzach am Main, Bayern
Maschinensicherheit – Vorschriftsgemäßer Umgang mit Landmaschinen
10.12.20
64823 Groß-Umstadt, Hessen
Getreidelager – richtig investieren und optimal managen! (DLG/BMR)
26.01.21
38102 Braunschweig, Niedersachsen
Arbeitserledigungskosten im Marktfruchtbetrieb erfolgreich senken!
02.02.21
39179 Barleben, Sachsen-Anhalt
DLG e-Learning: Das Tier im Blick – Milchkühe
Teilnahme jederzeit möglich
48712 Gescher, Nordrhein-Westfalen
DLG e-Learning: Umgang mit kranken und verletzten Schweinen
Teilnahme jederzeit möglich
48712 Gescher, Nordrhein-Westfalen
Seminare im Bereich Landwirtschaft
Laufend aktualisierte Termine für das Fahrsicherheitstraining unter www.dlg-akademie.de Seminare im Bereich Agribusiness DLG-Seminar digital: Prozesse und Menschen zum Erfolg führen: Zusammenarbeit, Schnittstellen, Erwartungen und Zusagen
16.10.20
60489 Frankfurt am Main, Hessen
DLG-Seminar digital: Life-Leadership: Die F.A.S.T.-Formel – Familie, Arbeit, Spaß und Training im Einklang
20.11.20
60489 Frankfurt am Main, Hessen
DLG-Seminar digital: Schnell-Lesen: Doppelt so schnell lesen bei gleichem Textverständnis
18.12.20
60489 Frankfurt am Main, Hessen
Statistische Datenanalyse landwirtschaftlicher Versuche
12.01.21
60489 Frankfurt am Main, Hessen
DLG-Schreibwerkstatt – Wirkungsvolle Artikel, Mailings und Pressetexte verfassen
17.03.21
60489 Frankfurt am Main, Hessen
Weitere Informationen: www.dlg-akademie.de
Veranstaltungen und Messen Fachveranstaltung/Messe
Termin
Ort
Website
EuroTier 2020
09.02.21 – 12.02.21
Hannover
www.eurotier.com
EnergyDecentral 2020
09.02.21 – 12.02.21
Hannover
www.energy-decentral.com
DLG-Wintertagung 2021
23.02.21 – 24.02.21
Leipzig
www.dlg-wintertagung.de
DLG-Feldtage 2020
08.06.21 – 10.06.21
Gut Brockhof in Erwitte/Lippstadt
www.dlg-feldtage.de
AGRITECHNICA
14.11.21 – 20.11.21
Hannover
www.agritechnica.de
DLG-Testzentrum Technik und Betriebsmittel: Neue Prüfberichte Betriebsmittel
Weitere Informationen: www.dlg-test.de
Landwirtschaft