33. Jahrgang / Ausgabe 3 / 2016
Multimodale Familien So mixen Sie Ihre Verkehrsmittel richtig Seite 10
„Unser“ Weltmeister Gerald Minichshofer, Hochrad-Champion Seite 28
Elektrifizierend! Unser Erfahrungsbericht zum E-Bike-Umbau Seite 34
Gefühlslagen einer Reise Zwei Freundinnen auf Radtour nach Malaysien Seite 42
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
M Te ach Se st d ite au en 24 f !
Das österreichische Fahrradmagazin
Hoffnungsträger Steigt vielleicht morgen aufs Radl um
Welcher Fahrradtyp bist du?
1 Hero Hat Kettenöl statt Blut in den Adern
Alltagsradlerin Ist auf zwei Rädern am glücklichsten
Muffel Chacun à son gout. Aber bitte Rücksicht nehmen!
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Brief des Herausgebers Liebe Leserin! Lieber Leser! Schreiben Sie uns doch, ob und wie Sie sich in unserem Test wiedergefunden haben und wie Sie das Radfahren heute erleben! Die Menschen bewegen sich heutzutage immer häufiger intermodal. Das heißt: Sie nutzen unterschiedliche Verkehrsmittel. Durch Car- und Bikesharing, günstige Netzkarten und Smartphone-Apps wird die kurzfristige Entscheidung für das optimale Verkehrsmittel immer komfortabler und günstiger. Wie vielfältig auch Familien mit Kindern ihre Alltags- und Freizeitfahrten bewältigen, lesen Sie ab Seite 10. Apropos Alltagsfahrten: Immer mehr Radfahrende erwägen den Umstieg aufs E-Bike. Auch, weil sich damit schwere Lasten einfacher transportieren bzw. größere Entfernungen komfortabel zurücklegen lassen. Wer sich nicht gleich ein neues Fahrrad kaufen, sondern das bestehende umrüsten möchte, der findet ab Seite 34 Entscheidungshilfe und Orientierung. Auch heuer führt die Radtourismussparte der Radlobby eine Radreise-Umfrage durch. Wir bitten alle, die eine Radtour oder eine Radreise gemacht haben, teilzunehmen. Sie helfen uns, Routen und Angebote zu entwickeln und können schöne Preise gewinnen: www.radtourismus.at
Andrzej Felczak Vorsitzender von ARGUS und Radlobby Österreich
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 3
Für Verkehrsplanende in Städten wie New York City, London, Paris, Stockholm oder Berlin ist Radfahren nicht bloß eine kurzlebige Modeerscheinung oder Freizeitvergnügen einer Minderheit. Sondern ein unverzichtbarer Hebel, um Städte lebenswerter, umweltfreundlicher und sicherer zu machen. Ein starker Radverkehr – das ist heute eine Binsenweisheit in den Metropolen – bedeutet weniger Stau, weniger Lärm, mehr Platz für die Menschen und gesündere Bürgerinnen und Bürger. Moderne Verkehrspolitikerinnen und -politiker (unabhängig welcher Partei sie angehören) stellen sich daher dieselben Fragen: Was brauchen Radfahrende? Wie sehen Straßen aus, in denen sich Radfahrende sicher fühlen? Unter welchen Voraussetzungen würden die Menschen öfter aufs Fahrrad steigen? Eine Methode, Verkehrsplanung zielgerichtet zu gestalten, kommt aus der Stadt Portland. Sie teilt die Bvölkerung in vier Gruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen ein – vom Fahrrad-Geek bis hin zu Totalverweigernden. Es zeigt sich, dass etwa 60 Prozent der Menschen Vorbehalte haben, aber fürs Radfahren gewonnen werden könnten. Voraussetzung: baulich getrennte Radinfrastruktur beziehungsweise echte Verkehrsberuhigung im Mischverkehr. Wir haben in diesem Heft, angelehnt an die Portland-Studie, einen „Fahrradtypen-Test“ erstellt, in dem Sie ihren eigenen Zugang zum Radfahren erforschen können (ab Seite 23).
33. Jahrgang / Ausgabe 3 / 2016
Multimodale Familien So mixen Sie Ihre Verkehrsmittel richtig Seite 10
„Unser“ Weltmeister Gerald Minichshofer, Hochrad-Champion Seite 28
Elektrifizierend! Unser Erfahrungsbericht zum E-Bike-Umbau Seite 34
Gefühlslagen einer Reise Zwei Freundinnen auf Radtour nach Malaysien Seite 42
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
Jetz
tD R ww AHTE w.d raht S E L a b ese l.or. onnie at/a r bo en!
M T ac Se e st h d ite au en 24 f !
Das österreichische Fahrradmagazin
Hoffnungsträger Steigt vielleicht morgen aufs Radl um
Welcher Fahrradtyp bist du?
1 Hero Hat Kettenöl statt Blut in den Adern
Cover: Anna Hazod
Alltagsradlerin Ist auf zwei Rädern am glücklichsten
Muffel Chacun à son gout. Aber bitte Rücksicht nehmen!
Inhalt
Politik 8 Europa und dein Fahrrad
Interview: Raluca Fiser von der European Cyclists’ Federation
Besser leben mit der richtigen Verkehrsmittelwahl
Rechtskolumne: StVO gehört dringend reformiert
Stadtplaner Ulrich Leth über ein weichgekochtes Prestigeprojekt
Community
10 Die multimodale Familie
14 Frust: Mit dem Rad in die Schule 15 Tristesse am Schwedenplatz
23 Cover: Hero, Muffel, Hoffnungsträger Der große DRAHTESEL-FahrradtypenTest zum Herausnehmen in der Heftmitte
16 Jubiläum einer Legende
Wolfgang Brunner repariert seit 60 Jahren Fahrräder
Im Oktober wird die Stadt zum Nabel der Velo-Haute-Couture
DRAHTESEL-Abo, Rechtsschutzversicherung und vieles mehr
Infrastruktur
17 Jetzt auch in Wien: Berliner Fahrradschau
19 Kälte ist kein Hindernis
Wie Stockholm zur radfreundlichen Stadt wurde
Fahrrad-Infrastruktur auf dem Prüfstand
20 Plus ⁄ Minus
Lebensstil 22 In Velo Veritas: So sehen Helden aus
Kolumnen
Peter Provaznik porträtierte die Teilnehmenden der Klassik-Rundfahrt 23 Welcher Fahrrad-Typ bist du? Der große DRAHTESEL-Selbsterkenntnis-Test 28 Hier fährt unser Champion Wolfgang Wehap über Hochrad-Weltmeister Gerald Minichshofer Produkte & Technik
Cinemascope Ines Ingerle über Le gamin au vélo: Ein Bub findet mit Hilfe von Fee und Fahrrad sein Selbstvertrauen Seite 22
33 DRAHTESEL-Schaufenster
Fahrstil Barbara Ottawa über das emotionale Aufschaukeln in Online-Foren Seite 30
Tour & Reise 38 Neuer Mountainbiketrail im Wienerwald
Brief aus Kiel Andrzej Felczak radelt den Windjammern hinterher Seite 44
Produktneuheiten und steile Teile 34 So elektrifizierst du dein Fahrrad! Aber ist es sinnvoll? Erfahrungsbericht zum E-Bike-Umbau 37 Willkommen im Veloclub Neue Geschäftsidee: Das Fahrrad leasen statt kaufen
Downhill-Vergnügen vor den Toren der Stadt
Mario Sedlak auf Erkundungstour von Toblach bis Maribor
Zwei Freundinnen radelten von Wien bis Malaysien
40 Drauradweg im Qualitäts-Check
42 Eine Geschichte von Fernweh, Kälte und Triumph Forum
46 Leserbriefe 47 Termine
Der Reflektor Kommt Ihnen das bekannt vor? Roland Seitl über vier Situationen im Straßenverkehr Seite 46 Impressum: Seite 44
Illustration: Anna Hazod
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 4
18 Serviceleistungen für Mitglieder
Aus der Redaktion #angst #einfalt #burkaverbot #grätzloase #zukunft
Nebenwirkung dieser durch soziale Medien weiter vervielfachten Einfalt ist eine Täter-Opfer-Umkehr. Plötzlich sind nicht mehr die Kriegsflüchtlinge im Zelt zu bedauern, sondern die Satten in ihren geförderten Wohnungen. Plötzlich sind nicht mehr die Blechkisten, die zwei Drittel des öffentlichen Raums in Beschlag nehmen, das Übel. Sondern jene, die sich darum bemühen, Städte umweltfreundlicher und sicherer zu gestalten. Dies schafft jenen ein Gefühl der moralischen Überlegenheit, die sich rücksichtslos verhalten und die ihren eigenen Vorteil über den der Allgemeinheit stellen. Wie aber der Einfalt begegnen? Mit Frust oder Rückzug aus dem öffentlichen Raum? Fahrrad an die Wand hängen, statt bei der nächsten Critical Mass mitzufahren? Besser: den Ärger in etwas Sinnvolles lenken. Zum Beispiel eine Grätzl oase vor der Haustüre anmelden (noch bis 7. November läuft die Einreichfrist für das Jahr 2017; www.graetzloase.at), die Nachbarn dazu motivieren, für eine Tempo-30-Zone zu kämpfen oder sich mit Gleichgesinnten für bessere Radinfrastruktur starkmachen. Unsere Zukunft ist zu kostbar, um sie den Angsthasen und den Einfältigen zu überlassen!
Matthias G. Bernold Chefredakteur
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 5
Angst und Einfalt bestimmen derzeit den öffentlichen Diskurs. Angst vor Asylwerbenden, Angst vor sozialem Abstieg, Angst vor einem Umbau der Städte, der nicht mehr das Auto in den Mittelpunkt stellt, sondern den Menschen. Prächtig gedeiht in diesem furchtsamen Klima eine Politik der einfältigen Parolen. Statt Lösungen zu erarbeiten, zünden die Großsprecherinnen und Großsprecher Blendgranaten – Stichwort: Burkaverbot. In der Verkehrspolitik ist es ähnlich: „Auf dem schnellsten Weg nach Hause – auch mit dem Auto!“, druckt die ÖVP auf ihre Plakate in der Leopoldstadt. Mit der FPÖ liegt sie in einem obskuren Streit zur Frage, wer sich stärker dafür einsetzt, einen Radweg in der Wipplinger Straße zu verhindern. (Dort will die Stadt Wien vernünftigerweise die längst fällige Ost-West-Querung durch die Innenstadt verlaufen lassen. Anm.) Die Boulevard-Presse heizt die törichte Stimmung weiter an. Wo sicherheitsfördernde Maßnahmen im Straßenverkehr gesetzt werden, startete ein Kleinformat eine Kampagne zu „Schluss mit Schikanen für Autofahrer“. Untertitel: „So werden Autofahrer in Wien bis aufs Blut gequält.“ Dass sich Verkehrsberuhigung und Radverkehr weltweit in den Metropolen gegen Stau, Lärm und Dreck bewähren, wird ausgeblendet.
Mahalo
Fotos: privat
Hervorzuheben in diesem Heft
Wolfgang Wehap, ist Co-Autor der jüngst erschienenen Monografie „Die Geschichte der PUCHFahrräder“, steuert für den aktuellen DRAHTESEL ein Porträt über Hochrad-Weltmeister Gerald Minichshofer bei.
Jan Killian wollte sich weniger anstrengen und unterzog sein 40 Jahre altes Puch Elégance deshalb einem dreifachen Umbauprozess. Die Frage dabei: Welches Elektroantrieb-Umrüstsystem ist das beste?
Claudia Springer mag Wind im Haar, den Tanz der Blätter über dem Boden und den Geruch von Bäumen. Zusammen mit Bettina Bogner hielt sie für uns ihre große Radreise von Wien nach Malaysien in Wort und Bild fest.
Politik ECF-Vorstandsmitglied Raluca Fiser im Interview Seite 8
Besser unterwegs: Die multimodale Familie Seite 10
Schwedenplatz-Umbau: Geht es noch kraftloser? Seite 15
Schulbeginn ohne Rad?
Top Lückenschluss Ringradweg Anfang August begannen beim Jonas-Reindl am Schottentor die Bauarbeiten für den Radweg am äußeren Ring. Damit wird die letzte Lücke des meistbefahrenen Radwegs Wiens geschlossen und die Wiener Ringstraße innen wie außen durchgehend mit dem Rad befahrbar. Bravo!
Viele Eltern stellen sich die Frage, wie ihr Kind selbstständig in die Schule radeln könnte. Die Gesetzeslage dafür ist nicht zufriedenstellend (siehe Rechtskolumne, Seite 14). Die Radlobby setzt sich dafür ein, dass Kinder bis zum Absolvieren der freiwilligen Radfahrprüfung – mit angepasster Geschwindigkeit – auf dem Gehsteig radeln dürfen. Umwelt- und Bildungsministerium sowie Kuratorium für Verkehrssicherheit signalisieren Bereitschaft zu einer neuen Regelung. Derzeit laufen die Verhandlungen im Verkehrs sicherheitsbeirat. radlobby.at/kinder
Drei Fragen an Daniel Bachofner In der Schweiz ringt die am 1. März dieses Jahres eingereichte Velo-Initiative darum, Radfahren in der Verfassung zu verankern. 100.000 Schweizerinnen und Schweizer haben das Ansinnen unterzeichnet. Der DRAHTESEL sprach mit Daniel Bachofner von Pro Velo, der Dachorganisation der Schweizer Radfahrenden-Interessensverbände DRAHTESEL Sie wollen das Fahrrad in der Verfassung festschreiben. Wozu soll das gut sein? Daniel Bachofner Kantone und Gemeinden sollen dabei unterstützt bzw. unter einen gewissen Druck gesetzt werden, Radverkehr zu fördern und
Velo-Infrastruktur auf ein hohes Niveau zu bringen. Die Resonanz darauf ist gut: Gerade hat der Bundesrat in einem Gegenvorschlag unsere wichtigsten Forderungen aufgegriffen. Wie ist der Stellenwert des Radfahrens in der Schweiz? Wir haben in den letzten Jahren ein gutes radtouristisches Angebot aufgebaut. Was weniger stark ist, sind die Alltagsfahrten. Manche Orte haben einen hohen Radfahrendenanteil von 15 bis 20 Prozent. Anderswo überlässt man das Radfahren einigen Verwegenen. In Zürich haben wir ein besonders schlechtes Klima und Hickhack zwischen Motorisierten und NichtMotorisierten.
Wie ist der weitere Zeitplan? Aktuell wird der Vorschlag von Kantonen, Experten und Interessensverbänden begutachtet. Ab Ende 2016 werden sich National- und Ständerat damit befassen. Weil es um eine Verfassungsänderung geht, muss es eine Volksabstimmung geben. Vielleicht bis 2018. velo-initiative.ch
Schützt die Lkw?! Der Wiener Transportunternehmer und FPÖ-Gemeinderat Karl Baron weiß ganz genau, wie sich Verkehrsunfälle zwischen Lkw und Radfahrenden verhindern lassen: Mit Bremsschwellen auf Radwegen. „Sie hätten“, weiß Baron, „den Nutzen, dass heranrasende (sic!) Radfahrer abbremsen müssen, bevor sie eine Straße überqueren.“ Wieder einmal ein schönes Beispiel für Victim Blaming (Täter-OpferUmkehr) freiheitlicher Prägung…
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Kilogramm leichter als Autofahrende sind passionierte Radfahrende im Durchschnitt. Das zeigt die Auswertung des von der EU finanzierten Verkehrs- und Gesundheitsprojekts PASTA (Physical Activity Through Sustainable Transport Approaches). In der Untersuchung gaben 11.000 Freiwillige in sieben europäischen Städten – darunter Wien – Auskunft über ihre Verkehrsgepflogenheiten. Außerdem wurden Körpergröße und Gewicht erfasst.
pastaproject.eu
Daniel Bachofner Projektleiter VeloInitiative bei Pro Velo
Fotos: Christian Fürthner ⁄ Mobilitätsagentur; Max Füri
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 6
Flop
Blick in die Welt
Politik
LO N D O N
O S LO
Radweg von Maine nach Florida Eine 4.800 Kilometer lange Radreiseroute entsteht derzeit an der Ostküste der USA: Vom US-Bundesstaat Maine im Norden zu Key West, dem südlichsten Anhängsel Floridas, werden Radfahrende auf einer eigenen, vom Autoverkehr getrennten Strecke unterwegs sein. Derzeit ist bereits ein Drittel des „Ostküstenradwegs“ befahrbar. Forciert wird das Projekt von der NGO East Coast Greenway Alliance, die Gemeinden und lokale Vereinigungen beim Bau und bei der Entwicklung der Route unterstützt. greenway.org
East-West Cycle Superhighway Londons Radfahrende freuen sich über den neuen „East-West Cycle Superhighway“: Die für Pendelnde optimierte Radverbindung verläuft zwischen Tower Hill und Lancaster Gate und quert damit die Innenstadt auf einer Länge von 15 Kilometern. Die Fahrrad-Schnellverbindung, die heuer im Winter fertig gestellt sein soll, ist Teil des intensivierten RadwegeAusbauprogramms in der britischen Hauptstadt. London verfügt inzwischen über ein Netzwerk an Fahrrad-Schnellverbindungen, die von der Peripherie ins Zentrum führen.
Aus für Verbrennungsmotoren Einen Zulassungsstopp für Verbrennungsmotoren plant die norwegische Regierung: Wenn das Gesetz beschlossen wird, dürfen ab 2025 keine neuen Benzin- und Dieselfahrzeuge mehr auf die Straßen. Elektrofahrzeuge sollen die Stinker des motorisierten Individualverkehrs ersetzen. Norwegen ist in Sachen Elektromobilität jetzt schon führend: 15 Prozent aller neu zugelassenen Personenwagen fahren mit Strom.
Illustrationen: Anna Hazod
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 7
U S - OSTK ÜSTE
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DÜSSELDORF
ROM
Einladung an Forscher Die Universität von Aveiro und das Netzwerk Scientists for Cycling (S4C) der European Cyclists’ Federation laden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Disziplinen, die sich in ihrer Forschung mit dem Thema Fahrrad befassen, zum S4C-Kolloquium in Aveiro vom 17. bis zum 19. November 2016. Hauptaugenmerk der Veranstaltung soll darauf liegen, welchen Beitrag das Radfahren für globale UN-Ziele Klimaschutz, Gesundheit, Wirtschaftswachstum und lebenswerte Städte leisten kann. ecf.com/community/scientists-cycling
E-Bikes statt Elektroautos Der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) will die Förderung für Elektroautos abschaffen und stattdessen in Radschnellwege und die Umrüstung von Linienbussen auf Elektroantrieb investieren. „Wir werden eine Million Elektrofahrzeuge bis 2020 schaffen. Aber auf zwei Rädern, nicht auf vier“, sagte Groschek im Interview mit der „Rheinischen Post“. Groschek: „Elektroauto-Förderung ist ein Rohrkrepierer. Wenn wir die Menschen vom Auto aufs EFahrrad bringen, ist der Umwelt genauso gedient wie mit Elektroautos. Und wir tun damit gleichzeitig etwas gegen die Staus.“
Fahrradfernwege für Italien-Reisende In Italien haben sich die Minister für Transport und Kultur mit den Verantwortlichen von acht Regionen über die Fertigstellung von drei Radreiserouten bis zum Jahr 2018 geeinigt. Die Vereinbarung sieht vor, dass 91 Millionen Euro in die Radinfrastruktur gepumpt werden, berichtet die European Cyclists’ Federation. Die Radstrecken: „VenTo“ – eine 680 Kilometer lange Route zwischen Venedig und Turin. Die „Sonnenroute“ von Verona nach Florenz. Und die „Aquädukt-Route“ – 500 Kilometer durch die Regionen Puglia, Basilicata und Campania.
„Das Fahrrad war lange zu billig“
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 8
Die rumänische Rad-Aktivistin Raluca Fiser sitzt seit Ende Mai im Vorstand der European Cyclists' Federation, der europäischen Dach organisation der Radfahrenden-Interessensvertretungen. Im Interview erklärt die 36-Jährige, warum es wichtig ist, dass sie als Osteuropäerin in dem Gremium sitzt und warum sich ex-kommunistische Länder mit dem Radfahren oft besonders schwer tun.
INTERVIEW: Matthias Bernold und Andrzej Felczak
DRAHTESEL Wie sind Sie zum Radfahren gekommen? Raluca Fiser Ich habe zehn Jahre in Deutschland gelebt. Dort habe ich Radfahren als Selbstverständlichkeit kennengelernt. Als ich 2007 zurück nach Rumänien kam, hatte Radfahren überhaupt keinen Stellenwert: Die erste Statistik über den modalen Mix bezifferte den Fahrrad-Anteil am Gesamtverkehr mit null Prozent. Was auch nicht verwunderlich ist, weil Autofahrende in Rumänien Vorfahrt hatten und Radfahrende sich wegen fehlender Infrastruktur nicht sicher fühlten. Mir aber ist das Radfahren abgegangen. Ich habe mich in meiner Freiheit so eingeschränkt gefühlt, dass ich das ändern wollte.
In ex-kommunistischen Ländern geht es um Status: Heute ist das Rad nicht mehr uncool Was haben Sie gemacht? Wir haben im Jahr 2009 unseren Verein Green Revolution gegründet und mit der politischen Arbeit begonnen. Als wir damals den Bürgermeister von Bukarest gefragt haben, warum es keine Radwege gibt, hat der geantwortet, dass Radwege überflüssig sind, weil die Menschen ohnehin nicht Rad fahren. Ich habe mit ihm einen Deal geschlos-
sen. Habe ihm gesagt: ,Ich bringe die Radfahrenden und Sie die Wege.’ Seit 2009 hat unser „I velo“-Fahrradverleihsystem 1,3 Millionen Menschen auf das Rad gebracht. Auf der Calea Victoriei, einer der wichtigsten Straßen, verläuft ein zweispuriger Radweg. Radfahrende gehören zum Straßenbild von Bukarest. Auch die Stadt hat es verstanden und plant, ab 2017 10 Mill. Euro in Radwege zu investieren. Wie ist der Modal Split in Bukarest heute? Es gibt leider immer noch keine offizielle Statistik. Zählungen gehen aber von einem Radfahrenden-Anteil von 3,7 Prozent aus. Ambitionierte sind Cluj-Napoca (Klausenburg) oder Sibiu (Hermannstadt). Das wichtigste heute: Das Rad ist nicht mehr uncool. In einem ehemals kommunistischen Land ist Status ein großes Thema. Das Fahrrad war lange zu billig und zu wenig exklusiv. Das ändert sich gerade. In Wien sorgt die Umverteilung des Raums zugunsten der nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmenden für heftige Diskussionen. Bei Ihnen auch? Leider gibt es diese Diskussionen nicht in dem Ausmaß wie wir es gerne hätten. Das liegt daran, dass die Stadtverwaltung sich bei der Planung von Radwegen zurückhält. Es wächst aber das
Bewusstsein, dass wir mit sechs Millionen Autos in der Stadt zu wenige Parkplätze haben und dass diese Zahl nicht mehr tragbar ist. Wir haben inzwischen die gesetzliche Verpflichtung, bei neu errichteten Bürogebäuden FahrradStellplätze einzurichten. Nur leider wird diese Vorgabe nicht kontrolliert. Wie sieht Ihr persönliches Verkehrsverhalten aus? Ein Mix aus Auto, Fahrrad, Zufußgehen und Metro. Damit bin ich sehr flexibel und schnell. Aber ich habe auch Glück, dass meine Wohnung nicht weit vom Büro ist. Warum haben Sie für den ECFVorstand kandidiert, und welche Themen wollen Sie vorantreiben? Wenn wir von einer Idee wie der World Alliance of Cycling sprechen, müssen wir versuchen, einheitliche Standards in der EU zu schaffen. Als osteuropäische Frau verstehe ich die Mentalität, den historischen Hintergrund, das Know-how und die finanziellen Besonderheiten in Osteuropa. Ich denke, dieses Wissen kann der ECF helfen. Wie sehen Sie die Rolle der ECF als Europäischer Fahrradverband in Zukunft? Es gibt eine Vielzahl von gesetzlichen Maßnahmen auf Europaebene, die geregelt werden können und sollen. Die
Politik
Raluca Fiser wurde bei der ECF-Generalversammlung in Stockholm im vergangenen Mai in den ECF-Vorstand gewählt. Fiser lebte und studierte in Deutschland. Nach ihrer Rückkehr nach Rumänien gründete sie in Bukarest die NGO Green Revolution, die heute in sieben rumänischen Städten ein Bike-Sharing-System betreibt. Außerdem organisiert Fiser in Rumänien das Programm Bike2Work, das der „Radelt zur Arbeit“-Kampagne der Radlobby Österreich ähnelt.
ECF-Mitgliedervereine müssen das dann auf lokaler Ebene weiterführen. Damit dieser Prozess funktioniert, braucht es Networking und ein Abstimmen der Länder. Diesem Austausch der lokalen Gruppen, dem Überbrücken von
Differenzen und Mentalitätsunterschieden dient die Arbeit der ECF. Auch beim Bewerben um Fördergelder der Europäischen Union ist Know-how gefragt. Wir helfen, Geldgebende und Projektbetreibende zusammenzubringen.
HINTERGRUND
Foto: Green Revolution
European Cyclists’ Federation Die im Jahr 1983 gegründete European Cyclists’ Federation (ECF) ist der Dachverband der Organisationen für Alltagsradfahrende in Europa. Die in Brüssel ansässige NGO vertritt die Interessen der Radfahrenden gegenüber den europäischen Institutionen. Sie unterstützt Länderorganisationen beim Lukrieren von EU-Förderungen, sorgt für den Austausch von Knowhow und koordiniert den Ausbau des Fernradwegenetzes Eurovelo, das derzeit fünfzehn länderübergreifende Routen mit einer Gesamtlänge von 70.000 Kilometern umfasst. In der ECF sind Vereinigungen aus 37 europäischen Ländern vertreten. Österreichs Vertreterin ist die Radlobby Österreich. Der Leitsatz der ECF lautet: „More people cycling, more often“, dem die Prämisse zu Grunde liegt, dass Radfahren Gesundheit, Umwelt, Wirtschaft, Nachhaltigkeit
und Mobilität nützt und zu einer lebenswerteren Gesellschaft führt. In der Europa-Politik setzt sich die ECF für die Anerkennung des Fahrrades als vollwertiges Verkehrsmittel ein. Es soll – so die Zielsetzung – in allen einschlägigen Strategiepapieren zur Verkehrspolitik gleichwertig seinen Platz finden und finanziell mit einem Anteil von zumindest 10 Prozent der Gesamtausgaben für Mobilität auf europäischer und nationaler Ebene gefördert werden. Ein Meilenstein für die ECF war das erste Treffen der Europäischen Verkehrsministerinnen und -minister im Oktober 2015, das ausschließlich dem Fahrradverkehr gewidmet war. Derzeit stehen unter anderem die Erhöhung der Sicherheit von Lkw und die Förderung einer Lastenrad-orientierten Logistik auf der Agenda. www.ecf.com
Wie sehen Sie die Zukunft des Fahrrades als Verkehrsmittel? Das Fahrrad als alternatives Transportmittel gehört in den modalen Mix der Städte. Ich sehe hohes Potenzial bei Cargobikes und Speed Pedelecs. Eine ganze Industrie bemüht sich derzeit, das Fahrrad auch für längere Distanzen und als leistungsfähiges Transport vehikel attraktiv zu machen. Das Rad spielt außerdem eine wichtige Rolle zur Erreichung der Klimaziele.
Ich sehe hohes Potenzial bei Cargobikes und bei Speed Pedelecs für längere Distanzen Fahrrad-Vereinigungen sind nicht gerade bekannt für ihren Frauen-Überschuss. Welche Rolle spielt es, dass Sie als Frau im ECF-Vorstand sitzen? Ich würde meine Bestellung als logische Konsequenz der Gleichberechtigung sehen, die auf allen Ebenen und in verschiedenen Bereichen wächst. Ich denke, als Frau lassen sich bestimmte Themen vielleicht besser kommunizieren. Weil in diesem Bereich lange Zeit nur wenige Frauen aktiv waren, ist es jetzt eine spannende Abwechslung, einmal einer Frau zuzuhören. In Rumänien wirkt das ziemlich gut.
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 9
Einmal einer Frau zuzuhören, bedeutet Abwechslung. In Rumänien wirkt das ziemlich gut
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 10
Die starre Einteilung der Gesellschaft in Auto- und Radfahrende weicht sich immer mehr auf. Statistiken und die Lebensrealitäten in Stadt und Land zeigen: Bewusste Verkehrsmittelwahl je nach Zweck und verfügbaren Möglichkeiten wird zum Gebot der Stunde. Die Fachwelt nennt das Multimodalität: 60 Prozent der Autofahrenden in Österreich nutzen das Rad im Alltag, wie der VCÖ erfragt hat, und 57 Prozent der Alltagsradfahrenden lenken mehrmals die Woche ein Auto. Der DRAHTESEL hat drei Familien besucht, in deren Alltag sich diese Entwicklungen ebenso widerspiegeln wie der Einfluss von Verkehrspolitik, wenn der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel und Radwege auf sich warten lässt. HAUSBESUCHE: Alec Hager FOTOS: Andrea Siegl, Wolfgang Wieland, Alec Hager
Die multimodale Familie MIT RAD UND ÖFFIS DURCH DIE CITY IN DER LEOPOLDSTADT TEILT MAN DAS EIGENE AUTO MIT VIELEN ANDEREN
S
tefans Auto wird regelmäßig genutzt, nur nicht von ihm selbst. „Wir würden es nur für ländliche Ziele benutzen, die mit dem Zug nicht vernünftig erreichbar sind“, sagt Stefan: „Das hat sich in den letzten beiden Jahren
nicht mehr ergeben. Hauptsächlich wird es an zahlreiche andere Menschen über die private Plattform carsharing247 vermietet.“ Eigentlich kommt die internationale Familie mit Fahrrad und öffentlichem Verkehr gut durch die Großstadt. Claudia stammt aus Nicaragua und hat sich erst in Wien ans Fahrrad als Verkehrsmittel gewöhnt. Meistens fährt sie mit den Öffis. „Als eine der ersten Radtouren habe ich Claudia zur Critical Mass mitgenom-
men“, erinnert sich Stefan: „Das hat ihr sehr gefallen. Bald darauf hat sie die Angst vor der Straße verloren.“ Er selber fährt vom 2. in den 4. Wiener Bezirk mit dem Rad zur Arbeit und zum Einkauf. Sohn Luca geht zur nahen Schule zu Fuß. Vor kurzem hat er einen Tacho für sein Rad bekommen: „Das hat ihn sehr motiviert, schneller und länger zu fahren. Wir haben dann gleich Touren nach Greifenstein und in die Lobau gemacht“, ist Stefan stolz.
Politik
Claudia (31), Stefan (42), Luca (7) „Wir haben unser Auto seit zwei Jahren nicht mehr selbst benutzt“
DURCH DEN GRABEN IN SEMRIACH UNTERWEGS MIT E-CAR-SHARING
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 12
Michaela ist Projektleiterin von Autofasten Steiermark und frühere Fahrradbotin. Ihre Verkehrsmittelwahl ist also naheliegend: Mit dem Postbus 30 Kilometer zur Arbeit, ansonsten erledigt sie alle Wege im Ort mit dem Rad oder zu Fuß. „Für Einkäufe verwende ich unseren leichten Rad-Anhänger“, erzählt Michaela: „Wenn ich mit den Kindern Arzttermine in Graz habe, nehme ich mir das E-Carsharing-Auto der Gemeinde.“ Ihr Lebensgefährte Jürgen nutzt für seinen 45 Kilometer langen Arbeitsweg nach Kapfenberg das Familienauto, da zu seinen Arbeitszeiten kein öffentlicher Verkehr verfügbar ist. Kleine Dienstfahrten fährt er dort aber oft mit dem firmeneigenen E-Bike, dessen Anschaffung er selber initiiert hat. Der tägliche Schulweg von Patrick und
Elias ist von Steigungen gezeichnet. „Zuerst in den Graben und dann wieder bergauf!“, berichten die beiden. Aber mit 1,5 Kilometer lässt sich die Strecke gut zu Fuß bewältigen. Zum Fußball geht’s dann per Rad. Bei Wochenendausflügen für die ganze Familie sieht Michaela keine machbare Alternative zum Auto: „Leider ist die Öffi-Anbindung bei uns dann so schlecht, dass wir sie nicht nutzen können. Und da es keine Radweganbindung zum Murradweg gibt, fahren wir mit den Kindern nie mit den Rädern nach Graz.“ Auf der vielbefahrenen Landstraße sei es einfach zu gefährlich. Aber Urlaube finden oft mit Bahn und Rad statt. Michaela: „Die Kids können da bei jeder Gelegenheit stehen bleiben und Dinge am Wegesrand begutachten. Es ist herrlich!“
Michaela (45), Jürgen (42), Patrick (13), Elias (11) aus Semriach in der Steiermark
GANZ OHNE SCHWITZEN IM MÜHLVIERTEL ERLEICHTERT EIN E-BIKE DAS UMDENKEN Die zwanzig hügeligen Kilometer durch das Mühlviertel zum Arbeitsplatz hat Jürgen bis April 2016 täglich mit dem Auto zurückgelegt. Doch dann kam die Wende in Gestalt seines ersten E-Bikes: „Einfach raufsetzen und fahren, ist jetzt das Motto. Ich wollte nicht durchgeschwitzt zur Arbeit kommen“, sagt Jürgen. „Mit dem E-Bike gelingt mir das auch bei Gegenwind und Steigungen leicht. Ich fahre nun alle lokalen Distanzen damit, das tut mir gut.“ Die junge Familie wohnt mit ihren beiden kleinen Töchtern im Linzer
Umland, mit allen üblichen Herausforderungen: Kindergarten, Arbeit, Einkauf und Freizeit – und in Hörweite der Autobahnabfahrt. „Zeit ist rar und wertvoll in unserem Alltag“, erklärt Barbara, die einmal wöchentlich für den Großeinkauf ins Auto steigt, oder – hin und wieder – für Fahrten in die 15 Kilometer entfernte Hauptstadt. Ansonsten greift auch sie zum Fahrrad, vor allem für Besorgungen beim nahen Bio-Greißler und für die Besuche bei Großeltern und Bekannten. Wären die öffentlichen Verbindungen
besser, ließen sich die Autofahrten weiter einschränken, sagt Barbara: „Die Busse fahren selten, wir hoffen daher stark auf die angekündigte Regio Tram“. Diese könnte sie in dreißig Minuten ins Linzer Stadtzentrum bringen. Die vierjährige Alma ist jetzt schon eigenständig mit dem Kindergartenbus unterwegs, sie liebt ihr erstes Fahrrad und die gemeinsamen Fahrten mit Schwester Helene im Kinderanhänger. Kein Wunder, wenn der Papa vorne mühelos in die Pedale tritt!
Barbara (35), Jürgen (39), Alma (4), Helene (2) aus dem Mühlviertel
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 13
Ein Gruppentarif, der alle vom Sattel haut.
Genießen Sie die schönsten Radwanderwege und den Luxus, sich den Rückweg einfach zu sparen. Jetzt schon ab € 42,Alle Infos und Buchung auf oebb.at *Gilt in Österreich in den Zügen des Nah- und Regionalverkehrs der ÖBB und der Raaberbahn (R- und REX-Züge bzw. S-Bahn). Gültig am gewählten Tag: Montag bis Freitag 09:00 Uhr bis 03:00 Uhr des Folgetages. Samstag, Sonn- und Feiertag ganztägig bis 03:00 Uhr des Folgetages. Es gelten die Tarifbestimmungen der ÖBB-Personenverkehr AG. Ticket ohne Fahrradmitnahme: € 33,- . Aufpreis für 3.-5. Person je € 4,-
Kleine Knöpfe – große Hürden
Politik
Z
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 14
Johannes Pepelnik ist Rechtsanwalt in Wien und Vertrauensanwalt der Radlobby
um Einstieg etwas sehr Elementares: Kinder sind vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen. Und das ist gut so, weil es bedeutet, dass sich Verkehrsteilnehmende laut §3 Straßenverkehrsordnung (StVO) eben nicht darauf verlassen dürfen, dass sich Kinder stets an Verkehrsregeln halten. Alle Verkehrsteilnehmenden sind verpflichtet, durch verminderte Geschwindigkeit und Bremsbereitschaft eine Gefährdung von Kindern auszuschließen. Stichwort Helm: Kinder unter 12 Jahren müssen laut StVO beim Radfahren einen Sturzhelm tragen. Allerdings begründet im Falle eines Verkehrsunfalls das Nichttragen des Helms kein Mitverschulden an den Folgen des Unfalls. Ein Verstoß gegen die Helmpflicht ist außerdem nicht mit Strafe bedroht. Vorsicht ist beim Befahren von Gehsteigen geboten. Nur Kinder unter zwölf Jahren dürfen darauf mit – laut StVO – „fahrzeugähnlichem Kinderspielzeug“ (dazu zählen Kinderfahrräder mit einem äußeren Felgendurchmesser von höchstens 300 mm) unterwegs sein. Und nur, wenn dies niemanden gefährdet oder behindert und wenn sie überdies von einer Person begleitet werden, die das 16. Lebensjahr vollendet hat. Restriktive StVO Jetzt zu einer in Österreich problematischen Frage: Unter welchen Voraussetzungen dürfen Kinder mit dem Fahrrad im Straßenverkehr unterwegs sein? Laut § 65 StVO dürfen Kinder ab zwölf (bzw. mit bestandener Radfahrprüfung bereits ab zehn) Jahren alleine mit dem Rad auf der Straße fahren. Jüngere Kinder müssen von einer Aufsichtsperson begleitet werden, die mindestens 16 Jahre alt ist. Zulässig ist das Ablegen der freiwilligen und in ganz Österreich gültigen Radfahrprüfung ab
zehn Jahren, mit behördlicher Genehmigung aber auch schon früher. Kinder unter zwölf Jahren bzw. ohne Radausweis dürfen daher laut Gesetz mit Kinderfahrrädern, Rollern oder ähnlichem fahrzeugähnlichem Kinderspielzeug (definiert in § 2 Abs. 1 der StVO) nicht alleine fahren. Die zunehmende Praxis, dass Volksschulkinder ohne Begleitung mit dem Mikro-Scooter auf dem Gehsteig in die Schule fahren, ist somit ebenso illegal wie deren selbstständiges zur Schule Radeln. In diesem Sinn entschied auch der Oberste Gerichtshof (OGH): Eltern, die einem siebenjährigen Kind generell die Erlaubnis erteilen, einen Radweg ohne Begleitung zu befahren, verletzen ihre Aufsichtspflicht. Diese vertrackte rechtliche Situation frustriert Eltern, die sich zwischen wenig zufrieden stellenden Varianten entscheiden müssen: Verletze ich meine Aufsichtspflicht, wenn ich das Kind alleine losschicke? Renne ich meinem unter-zwölfjährigen Kind auf dem Gehsteig hinterher? Fahre ich nebenan auf der Fahrbahn, vielleicht getrennt durch eine Parkspur? Verbesserungsansätze werden im im Verkehrssicherheitsbeirat des Verkehrsministeriums immer wieder diskutiert, bisher aber unter Verweis auf Sicherheitsbedenken und entwicklungspsychologische Argumente blockiert. Dies trotz der Tatsache, dass lediglich 17,4 Prozent der 11- bis 17-Jährigen die Bewegungsempfehlung der WHO (60 Minuten pro Tag mit mittlerer oder höherer Intensität an allen Tagen der Woche) erreichen. Weniger restriktiv als in Österreich ist die Situation übrigens in Deutschland: Hier dürfen Kinder selbstständig auf Gehwegen und schon ab acht Jahren ohne Begleitung auf der Fahrbahn Rad fahren. In der Schweiz ist es Kindern sogar schon ab sechs Jahren erlaubt, auf Hauptstraßen selbstständig zu radeln...
Information der Radlobby
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Alle Vorteile für Radlobby-Mitglieder Seite 18
Cartoon: Franz Kainz
Die österreichische Rechtslage zu radfahrenden Kindern im Straßenverkehr ist alles andere als zufriedenstellend. Hier ein Überblick
Politik
So könnte der neue Schwedenplatz eines fernen Tages aussehen.
Dem Kompromiss geopfert Unser Autor ist enttäuscht vom kürzlich präsentierten Siegerprojekt für die Umgestaltung des Wiener Schwedenplatzes. Von vielen guten Vorsätzen zu Beginn blieb wenig übrig …
V
or kurzem wurde das Siegerprojekt des Designwettbewerbs zur Umgestaltung des Schwedenplatzes vorgestellt. Laut Jurykommentar besticht es durch eine „klare räumliche Zonierung des Bearbeitungsraumes“ und bietet „zwei großflächige, ebene und gut bespielbare Rasenflächen“, Sitzgelegenheiten und einen „Baumschleier“ Richtung Franz-Josefs-Kai. Aber: die dargelegten verkehrsorganisatorischen Überlegungen (z.B. bzgl. Fahrradrouten und -stellflächen) seien laut Jury-Protokoll noch zu vertiefen. Damit dürfte unter anderem die fehlende Adressierung des Problems gemeint sein, dass die beiden Plätze – Schwedenplatz und Morzinplatz – für Radfahrende „nicht leicht, verkehrssicher und vor allem legal erreichbar sind“, wie die „Verkehrliche Analyse Schwedenplatz“ der MA 18 ausführt. Positiv am neuen Entwurf ist aus Radverkehrssicht lediglich die neue Rampe zur Marienbrücke.
Rendering: realgrün Landschaftsarchitekten
Schlechte Verhandlungsposition Wie viel von den Plänen umgesetzt wird, werden ohnehin erst die nächsten Jahre oder Jahrzehnte zeigen. Nach umfangreichem Bürgerbeteiligungsverfahren, Verkehrsuntersuchungen und Gestaltungswettbewerb stellte sich nämlich heraus, dass grundlegende Vorbedingungen für die Umsetzung (Grundablöse für Tankstelle und Busparkplatz) nicht erfüllt sind bzw. noch nicht einmal verhandelt wurden. Die taktische Position der Stadt Wien ist nun entsprechend schlecht. Der Zeit-
horizont für diese „Bauphase 2“ wird deshalb mit (frühestens) 2020 bis 2025 angegeben. Von den ambitionierten Plänen der Anfangsphase ist wenig übrig geblieben. Baulich getrennter Radweg fehlt Besonders schmerzt, dass der Entfall einer Fahrspur über die gesamte Länge – trotz explizitem Bürgerwunsch, nachgewiesener Machbarkeit und ausdrücklicher Empfehlung durch Verkehrsplanende – offensichtlich parteipolitischen Kompromissen zum Opfer gefallen ist: Dabei hatte noch das Leitbild für den Bereich Schwedenplatz ⁄ Morzinplatz die „Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs auf ein notwendiges Minimum“ angeregt. Die für Stadtplanung zuständige MA18 hatte für den Franz-Josefs-Kai im Bereich Schwedenplatz ⁄ Morzinplatz für den Fall einer Fahrstreifenreduzierung zwischen Schottenring und Stubenring „keine gravierenden bzw. weitreichenden Auswirkungen auf das Netz“ gesehen. Grünes Licht kam auch von der für Verkehrsorganisation zuständigen MA46. Und selbst der Entfall einer Abbiegespur am Kai – die Grundvoraussetzung für einen baulich getrennten, drei Meter breiten Zweirichtungsradweg am Vorkai inklusive Entschärfung der gefährlichen und unfallträchtigen (weil „geknickten“) Radfahrerüberfahrten entlang des Kais – sei erst für die 2. Bauphase geplant, die allerdings laut der Tageszeitung „Der Standard“ generell „noch unsicher“. Fraglich ist
deshalb auch, ob, wann und wie weit die in der Auslobung festgeschriebene „Erweiterung des Angebots an Fahrradstellplätzen von derzeit 120 auf ca. 400“ realisiert wird. Positiv stimmt die Auflage, die Anschlüsse an die Straßenräume der Inneren Stadt (Postgasse, Laurenzerberg, Rotenturmstraße, Marc-Aurel-Straße, Salzgries, Gonzagagasse) niveaugleich auszuführen, da laut Auslobung für das SchwedenplatzProjekt „mittel- bis langfristig geplant ist, die Straßenbereiche in weiten Teilen der Inneren Stadt zu Begegnungszonen umzugestalten“. Fazit Die Entrümpelung (scheinbar willkürlich verteilte Würstel- und Kebabstände, Werbetafeln, Litfaßsäulen, Haltestellen, Fahrradbügel, Absperrgitter, Mistkübel, Parkbänke, Verkehrszeichen, Schanigärten) und Neugestaltung des Schwedenplatzes ist zu begrüßen. Aus Radfahrenden-Sicht ist besonders darauf zu achten, dass die lokale Erschließung verbessert wird, die Fahrradabstellanlagen großzügig erweitert werden, am Vorkai ein baulich (auch von den Zufußgehenden) getrennter Radweg errichtet wird, und die Querungen über den Kai und parallel zum Kai entschärft werden. Erst dann wird der Schwedenplatz wirklich ein „Raum für alle“, wie es im Leitbild festgeschrieben ist. DI Ulrich Leth ist Projektassistent im Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik am Institut für Verkehrswissenschaften der TU Wien.
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 15
ANALYSE: Ulrich Leth
Community CycleHack: Bewusstsein schaffen durch Irritation Seite 16
Doppelpack: Radkult und Fahrradschau Seite 17
Serviceleistungen für Radlobby-Mitglieder Seite 18
WIEN
Seit diesem Jahr gibt es die globale Bewegung CycleHack auch in Wien. Idee des Aktionswochenendes im Juni ist es, auf originelle Art Missstände und Diskriminierung von Radfahrenden aufzuzeigen. In Wien entwickelten die CycleHacker rund um Stadtplaner Florian Lorenz einen „Strap-On-CocktailShaker“, der sich beim Radeln über das holprige Kopfsteinpflaster des Michaelerplatzes bewähren durfte. Außerdem wurde ein spezielles Verbotsschild gestaltet, das überall dort aufgestellt werden könnte, wo ein Überholen von Rad fahrenden besonders riskant ist (Foto). cyclehack.com
Ein Ergebnis des CycleHack-Aktionswochenendes Ende Juni: Verbotsschild gegen rücksichtslose Überholmanöver
STEIERMARK
ÖSTERREICH
WIEN
Eine neue Radverkehrsstrategie hat die Steiermark unter NeoLandesrat Anton Lang (SPÖ) vorgelegt. Der im VorgängerPapier eingeschlagene Kurs mit Schwerpunkt Alltagsradeln wird verstärkt und akzentuiert. Zudem wird der Radverkehr in das Fokus-Thema Multimodaler Verkehr integriert, mit Zubringer- und Ergänzungsfunktion für den Öffentlichen Verkehr. Unter anderem soll die Fahrradmitnahme in Linienbussen ermöglicht werden. Ziel ist es, den bescheidenen Radverkehrsanteil von derzeit 6 Prozent zu verdoppeln. Verdoppelt wird zunächst einmal auch das Budget für den Radverkehr im Jahr 2017. Und zwar auf knapp 5 Mill. Euro.
Zum bereits zweiten Mal lädt die Tourismussparte der Radlobby Österreich zur Online-Radreiseumfrage. Mit Hilfe der Befragung sollen detailliert die Wünsche und Bedürfnisse von Radreisenden erforscht werden, um Radtourismus-Angebote und Routen zu verbessern. Ziel ist es, die heimischen Standards für den Radtourismus an jene in Deutschland oder in der Schweiz heranzuführen. Unter den Teilnehmenden der Online-Umfrage werden attraktive Preise verlost. Die Ergebnisse der Rad reiseumfrage 2015 können Sie in DRAHTESEL 1 ⁄ 2016 nachlesen.
Im August beging Wolfgang Brunner, Wiens ältester aktiver Fahrrad-Mechaniker, sein 60-jähriges Berufsjubiläum. Gefeiert wurde in Form eines „Werkstatt-Spektakels“ in und
radtourismus.at
Jubilar Brunner mit „Biertorte“.
Budget für den Radverkehr wird 2017 verdoppelt
Wolfgang Wehap
Was Radreisende wünschen: Neue Online-Umfrage
Mechaniker-Urgestein feiert Berufsjubiläum vor Brunners Fahrrad-Shop in der Degengasse 37 in Ottakring u.a. mit Cyclecinemaclub, WUK crazy Bikes und zahlreichen Vertretern der Wiener FahrradCommunity.
Fotos: Ulrich Leth; Hannes Friedrich
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 16
Missstände aufzeigen mit Witz
Fahrrad Haute Couture vom Feinsten: beim Gastspiel der Berliner Fahrradschau im Oktober in Wien
Radkultur im Doppelpack Das schon traditionelle Radkult-Festival in Wien kommt heuer gemeinsam mit der Premiere der Wiener Fahrradschau, dem Spin-Off der großen Fahrrad-Lifestyle-Show aus Berlin
wienerfahrradschau.at
Radlobby-Halbpreis-Aktion: Die ersten 50 Radlobby-Mitglieder, die ihr Ticket bei der Wiener Fahrradschau online kaufen, bekommen 50 Prozent Ermäßigung! Einfach den Rabattcode „WFS-Radlobby“ im Ticketbereich eingeben!
AUSBLICK: Alec Hager
R
adfahren ist für immer mehr Menschen nicht bloß Fortbewegungsmittel, sondern ein eigener Lebensstil, der sich in Mode, Accessoires und Kultur ausdrückt. In Wien hat velophiler Lifestyle bereits Tradition, präsentiert sich die Stadt doch seit nunmehr einem Jahrzehnt als Vorreiter im Bereich Radkultur: Bereits im Jahr 2007 holte die Radlobby das internationale Bicycle Film Festival von New York nach Wien und entwickelte es 2012 zum eigenständigen Festival unter dem Namen RADKULT WIEN weiter.
Fotos: Peter Provaznik; Berliner Fahrradschau
Fünf Jahre Radkult Die fünfte Ausgabe des Radkult findet heuer vom 21. bis 23. Oktober in und um die Marx-Halle in Wien statt. Das von der Radlobby IGF organisierte Festival erweitert die „Große Nacht des Fahrradfilms“ heuer auf zwei Nächte im gigantischen Kinosaal der Marx Halle mit 1.000 Sitzplätzen. Bei freiem Eintritt werden internationale Film-Highlights gezeigt, darunter die Österreich-Premiere der neuen deutschen Dokumentation „Rennradfieber“, der Streifen „Rodando en Habana“ über das Radleben in Kuba oder das apokalyptische BMX-Trash-Juwel
„Turbo Kid“. Mit Alleycat-Rennen, Tweed Ride und Art Show wird an diesem Festival-Wochenende auch die Stadt Wien selbst erobert. Haute Couture trifft Fahrrad Das Fahrrad-Wochenende wird heuer erstmals um einen Auftritt der „Berliner Fahrradschau“, der weltweit größten Fahrrad-Lifestyle-Show, bereichert. Unter dem Namen Wiener Fahrradschau (WFS) expandiert die Berliner Messe in die Wiener Marx-Halle, um sich mit dem Radkult Festival zu verbünden und ein fulminantes Programm auf die Beine zu stellen. Die „Haute Couture Show unter den Bike-Events“ stellt seit 2010 in entspannter Festival-Atmosphäre individuellen Rahmenbau, ausgefallene Bike-Neuheiten, raffinierte Rad-Mode und hochwertige Accessoires in einer zeitgemäßen Mischung vor. Dazu gibt es in der „Langen Nacht des Fahrrads“ das spektakuläre neue Rennformat „Vienna Rad Cross“ und beim „Disco Bike Polo Tournament“ eine Auswahl der besten Radpolo-Cracks aus Europa. Radkult plus Wiener Fahrradschau an einem Wochenende: Drei wunderbare, vielfältige Tage für alle Menschen mit Faible fürs Fahrrad …
So sah es letztes Jahr bei Radkult aus: Performance von BikeTekBreakBoom im Werk am Donaukanal
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 17
WIEN
Wiener Fahrradschau und Radkult Wien Festival 21. – 23. Oktober 2016 Marx-Halle Wien, Karl Farkas Weg 1
Radfahren stärken? Werden Sie Mitglied der Radlobby und nutzen Sie die Vorteile
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 18
Die Radlobby-Vereine vertreten über 6.000 Mitglieder in ganz Österreich. Mitglieder können auf viele Vorteile zählen – vom Versicherungspaket über Einkaufsrabatte bis zum DRAHTESEL-Abo
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Günstiger einkaufen im ausgesuchten Radhandel in ganz Österreich.
Die Radlobby tritt für die Interessen der AlltagsRadfahrenden in ganz Österreich ein.
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DRAHTESEL-Abo Viermal jährlich kommt der DRAHTESEL, das österreichische Fahrradmagazin, zu Ihnen ins Haus!
Mitglied werden zahlt sich aus! Sie können in jedem Bundesland bei einem Radlobby-Verein Mitglied werden! Und zwar bei Radlobby ARGUS (Bgld, Ktn, Tirol, Vbg, Wien) sowie bei Radlobby Niederösterreich, Radlobby Oberösterreich, Radlobby ARGUS Steiermark, Radlobby Salzburg und Radlobby IGF. Die Mitgliedschaftstarife sind großteils vereinheitlicht. Bis zu EUR 2,Ermäßigung bei Einziehungsaufträgen – gilt für alle Mitgliedsarten Mitgliedsvorteile und -beiträge können je Bundesland geringfügig variieren. Mitgliedsanmeldung und ausführliche Infos zur Mitgliedschaft:
Einzel-Mitgliedschaft
Studierende
Haushalts-Mitgliedschaft
Alle Mitgliedervorteile um EUR 40,- pro Jahr
Ermäßigte Mitgliedschaft EUR 26,- pro Jahr für Studierende bis 26 sowie für alle unter 19 Jahren
Für Familien, WGs und Lebensgemeinschaften: Pro Jahr EUR 40,- für das Erstmitglied, alle weiteren Haushaltsmitglieder je EUR 26,unter 18 Jahren gratis.
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Nur für Mitglieder Die optionale kostengünstige FahrradDiebstahl-Versicherung radlobby.at ⁄ dsv
Infrastruktur Kalt, aber radfreundlich: So ist Stockholm Seite 19
Was heißt eigentlich: Mehrzweckstreifen Seite 19
PLUS ⁄ MINUS: FahrradInfrastruktur im Praxistest Seite 20
Kälte ist kein Hindernis
Stockholms Radinfrastruktur wird rapide ausgebaut. Die Menschen nehmen das Angebot an. Das kühle Wetter stört sie dabei wenig
G
Foto: Andrzej Felczak
Volksabstimmung pro City-Maut Die Gründe für die Zuwächse beim Radverkehr sind dabei pragmatisch: Der motorisierte Individualverkehr hat seine Kapazitätsgrenzen erreicht. Da Stockholm auf mehreren Inseln gebaut ist, bedeutet jegliche Kapazitätserhöhung den Bau von Brücken und somit enorme Investitionen. Im Jahr 2007 wurde mit Volksabstimmung eine CityMaut eingeführt, was zu einer Verringerung des Autoverkehrs um 20 Prozent geführt hat. Seither bleibt der Kfz-Verkehr trotz erheblichem Bevölkerungswachstum stabil. Damit das auch so bleibt, setzt die rot-grüne Stadtregierung auf die Förderung von Transportarten, die Verkehrsflächen möglichst
?
Pendlerstrecken werden in komfortabler Breite errichtet bzw. ausgebaut
effizient nutzen: Zufußgehen, Radfahren und öffentlicher Verkehr. Für den Zeitraum 2014 bis 2018 sollen 100 Millionen Euro in den Ausbau der Radinfrastruktur fließen. Das entspricht 22 Euro pro Einwohner und Jahr (zum Vergleich: in Wien sind es 5 Euro). Hauptaugenmerk liegt auf der Qualitätssteigerung von Pendlerstrecken wie der Norr Mälarstrand – hier fahren bis zu 10.000 Rad-
fahrende täglich. Auf einer Länge von 1.350 Meter wird ein richtlinienkonformer Zweirichtungsradweg mit einer Breite von 4,5 Metern errichtet. Natürlich vom Fußverkehr getrennt. Dafür werden 60 Parkplätze aufgelöst. Viele andere Projekte sind in Planung oder in Bauvorbereitung. In Wien würde man sich ähnliche Finanzmittel und Durchsetzungsvermögen wünschen. Andrzej Felzcak
Was heißt eigentlich?
Mehrzweckstreifen Mehrzweckstreifen (MZS) kommen auf Fahrbahnen zum Einsatz, wo Radverkehr und Kraftfahrzeuge im Mischverkehr unterwegs sind. Für Radfahrende gilt bei MZS die Benützungspflicht. Nur in gewissen Situationen dürfen auch Kfz – mit besonderer Rücksicht auf Radfahrende – hier fahren: etwa Lkw, die zu breit für den angrenzenden Fahrstreifen sind und Rechtsabbieger,
falls Richtungspfeile das Befahren des Streifens vorschreiben. MZS bedürfen besonderer Kennzeichnung und müssen wiederholt mit Radpiktogrammen versehen sein. Ihr Ende muss mit einer „Ende“-Bodenmarkierung angezeigt werden. MZS gehören zu den umstrittensten Maßnahmen der Verkehrsplanung, weil sie zwar Sicherheit suggerieren, tatsächlich aber Gefahren ermögli-
chen oder sogar verschärfen: Etwa zu knappes Überholen durch Kfz oder Dooring durch direkt angrenzende Parkspuren. Statt des Einsatzes von Mehrzweckstreifen rät die Radlobby entweder zu echter Verkehrsberuhigung oder zu baulich getrennter Radinfrastruktur, die für alle sicher, attraktiv und komfortabel benutzbar ist. radlobby.at/abstand
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 19
emeinhin wird Schweden eher mit Kälte und Schnee verbunden als mit Radfahren. Dabei schließt Stockholm, seit es im Jahr 2013 einen ambitionierten Fahrradplan beschlossen hatte, hinsichtlich Radfreundlichkeit und Verkehrssicherheit immer weiter zu Kopenhagen und Amsterdam auf. Das unwirtliche Wetter im hohen Norden schreckt die Schweden nicht vom Radfahren ab: Gegenwärtig beträgt der Radverkehrsanteil in Stockholm 10 Prozent in der Hauptverkehrszeit, Ziel sind mindestens 15 Prozent bis 2030.
PLUS ⁄ MINUS
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 20
Verkehrs-Infrastruktur im Praxistest
Wien 2., Castellezgasse
Wien 23., Breitenfurter Straße
Wien 1., Karlsplatz
Aufgrund von Straßenbauarbeiten in der Taborstraße wurden zwecks Umleitung des Verkehrs die Einbahnführungen in der Castellezgasse, Große-Stadtgut-Gasse sowie weiteren angrenzenden Straßen temporär geändert. Dabei wurde überall berücksichtigt, dass die Durchgängigkeit für den Radverkehr erhalten bleibt. Es wurden auch ordentliche Umleitungsschilder für den Radverkehr sowie „ausgenommen Radfahrer“-Schilder aufgestellt. Bei früheren Baustellen sind oft handgeschriebene Zettel verwendet worden bzw. der Radverkehr wurde überhaupt nicht berücksichtigt. Erwähnenswert ist, dass zum Zwecke der Umleitung in der Castellezgasse gegenläufige Einbahnen (ausgenommen Radfahrer) verordnet wurden, was den Durchzugs-KfzVerkehr und die Geschwindigkeit begrenzt hat. Vorbildlich!
Die attraktive Radroute Gütenbachtal und die Weiterführung Richtung Lainzer Tiergarten sind derzeit nur über die stark befahrene Breitenfurter Straße erreichbar. Eine direkte Verbindung zu der nur 200 Meter weit entfernten und angenehm verlaufenden Liesingtal-Radroute fehlt. Als der Gütenbach durch die MA 45 renaturiert und im Zuge dessen die Unterführung unter der Breitenfurter Straße aufwändig ausgebaut wurde, schien es selbstverständlich, dass bei einem 860.000 Euro-Projekt diese Lücke geschlossen wird. Jetzt wurde zwar ein schöner und breiter Gehweg errichtet, auf den Radverkehr wurde aber vergessen. Verbotsschilder und enge Umlaufgitter verbieten die Durchfahrt. Wir finden jedoch die Verbindung wichtig und fordern die MA 45 auf, Radfahren zu erlauben. Die Breite entspricht zwar nur knapp den Richtlinien, aber wegen der begrenzten Frequenz, der guten Sichtbeziehungen und des geringen Gefälles sehen wir die Einrichtung eines Gehund Radweges als gerechtfertigt an.
Die Hauptradroute Operngasse wird auf Höhe Karlsplatz von gezählten 1.000.000 Radfahrenden pro Jahr genützt und ist die zweit meist befahrene Radverbindung Wiens. Die Kreuzung Rechte Wienzeile war jedoch eine Unfallhäufungsstelle. Dies trotz guten Sichtbeziehungen und rot eingefärbter Querung. Linksabbiegende Kfz-Lenkende erwiesen sich oft als zu ungeduldig, um einen sicheren Moment abzuwarten, starteten zu früh und verursachten dadurch Unfälle auf der Radwegquerung. Jetzt wurde Kfz-Lenkenden das Linksabbiegen an dieser Stelle verboten und damit eine Situation ohne Kreuzung der Verkehrsströme geschaffen. Anfangs sind dennoch viele Kfz illegal abgebogen. Mit Hilfe von Polizeikontrollen und einer Selbsthilfeaktion von Bürgerinnen und Bürgern, bei der Personen mit Warnwesten auf das Linksabbiegeverbot hinwiesen, wurde die Zahl der illegalen Linksabbieger verringert.
Baustellenmanagement: So kommen Radfahrende gut durch den Sommer
Renaturierung des Gütenbachs: Auf Radverkehr vergessen
Fotos: Gerhard Fischer; Andrzej Felczak (3); Stefan Ohrhallinger; Margit Palman
Abbiegeverbot für Kfz: Mehr Sicherheit auf einer Hauptradroute
Einfach online Radbeschwerden abgeben: radkummerkasten.at
Wien 21., Brünner Straße
Wien 12., Arndtstraße
Linz, Steyregger Brücke
Die Brünner Straße zwischen Katsushikastraße und Shuttleworthstraße ist die direkteste Verbindung zwischen Bezirkszentrum und nördlichem Floridsdorf. Brauchbare Parallelrouten gibt es nicht. Seit Jahrzehnten wünschen sich Radfahrende hier eine Radfahranlage. Heuer kam die Stadt diesem Wunsch nach. Stadteinwärts verläuft nun ein Radfahrstreifen mit fast durchgängiger Breite von 1,7 Meter. Auf der Ostseite war ein durchgängiger drei Meter breiter Zweirichtungsradweg geplant. Leider wurde zwischen der Katsushikastraße und der Karl-Schäfer-Straße stadtauswärts nur ein Einrichtungsradweg gebaut. Man wollte – hieß es von Seiten der Verantwortlichen im Bezirk – auf die zweite Kfz-Fahrspur stadtauswärts nicht verzichten. Eine Argumentation, die angesichts der parallel verlaufenden vierspurigen Nordbrückenabfahrt nicht nachvollziehbar ist. Jetzt müssen Radfahrende, die stadteinwärts unterwegs sind, ab der Karl-SchäferStraße auf den zwischen zwei Fahrspuren verlaufenden Radfahrstreifen wechseln. Für Kinder, Ältere und Ungeübte unzumutbar.
Durch die Einbahnöffnung in der Arndtstraße ist parallel zur Wientalstrecke eine komfortable, zügige und direkte 1,7 Kilometer lange Radroute zwischen der Nevillebrücke und dem Meidlinger Platzl entstanden. Die Route verläuft durchgängig im Tempo30-Bereich und auf der ganzen Strecke gibt es nur drei Ampeln. Die Radstreifenbreite gegen die Einbahn Arndtstraße beträgt angenehme und sichere 1,7 Meter. Alles in allem: ein Vorzeigeprojekt, auf das die Stadtplanenden stolz sein dürfen. Wunsch wäre eine Weiterführung der Route über Theresienbadgasse ⁄ Hufelandgasse und eine Anbindung an den Wientalradweg, an die Schönbrunner Straße und Schönbrunner Schloßstraße.
Im letzten DRAHTESEL (DE 2 ⁄ 16) berichteten wir über die absolut unzureichenden Radfahr-Bedingungen auf der Steyregger Brücke in Linz. Durch den Einsatz der Radlobby Steyregg wurden zwar die Verkehrszeichen vom Gehweg aufs Brückengeländer verlegt, was eine Komforterhöhung für die Zufußgehenden bedeutet. Weiterhin fehlt jedoch eine Radfahr-Möglichkeit während der Generalsanierung der Brücke. Auch der geplante Endausbau mit einem 2,5 Meter breiten Geh- und Radweg entspricht weder den Richtlinien und Vorschriften für das Straßenwesen, noch einer zeitgemäßen Radinfrastruktur. Den Stellenwert des Radfahrens für die Verkehrsabteilung des Landes Oberösterreich veranschaulicht auch die T-Kreuzung mit der abschüssigen Abfahrt Steyregger Brücke und dem Radweg Aigengutstraße. Werbetafel, Pflanzenbewuchs und Geländekuppe beschränken hier die Sichtverhältnisse drastisch. Die Empfehlung der Verkehrsabteilung: auf halbe Sicht fahren. Das bedeutet Schritttempo auf einer Hauptradroute!
Halbe Sache: Neue Radanlage für Ungeübte nicht zumutbar
Best Practise: Meidling als Musterschüler bei der Radwegsplanung
Nicht genügend: Weiter keine Lösung für Radfahrende
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 21
Infrastruktur
Lebensstil Hochrad-WM: Hier fährt unser Champion Seite 28
Literatur für Velophile: Die DRAHTESEL-Buchseite Seite 31
Gesichter der In Velo Veritas DRAHTESEL-Fotograf Peter Provaznik hält die In Velo Veritas in seinen Bildern fest. Bei der heurigen Ausgabe des Vintage-Radrennens im Weinviertel am 11. und 12. Juni porträtierte er die Teilnehmenden. Das Ergebnis: entzückend! Mehr Bilder: drahtesel.or.at/inveloveritas
Cinemascope Le gamin au vélo
Sein Name ist Cyril, er ist elf Jahre alt und lebt in einem Kinderheim, in das er von seinem Vater (Jérèmie Renier) gesteckt wurde. Dass dieser sich nicht mehr um ihn kümmern will, ja, sogar sein geliebtes Fahrrad verkauft hat, will und kann Cyril (Thomas Doret) nicht akzeptieren – und so beginnt für ihn ein von Wut und Enttäuschung angetriebener Kampf um Liebe und Akzeptanz. Die bereits mit mehreren Filmpreisen ausgezeichneten Brüder Dardenne sind Meister darin, tiefe Einblicke in die Abgründe der menschlichen Seele zu geben, ohne dabei auf Gefühlsduselei zu setzen. Sie erzählen von Verrat, Schuld und Vergebung – roh, realistisch und unsentimental. Der Junge mit dem Fahrrad ist dahingehend ein Novum: Der Film ist heller und freundlicher als die vorangegangenen Werke und nimmt eine Wendung, die seinen Re-
alismus beinahe sprengt: Die Friseuse Samantha (Cécile de France) nimmt sich des schwierigen Jungen an, kauft sein Fahrrad zurück und steht auch dann noch zu ihm, als er mit der Schere auf sie losgeht. Die Zerstörung eines Menschen wird also quasi durch einen selbstlosen Akt der Liebe abgewendet. Ein modernes Märchen von einem der auszieht, mit Hilfe einer guten Fee und einem Fahrrad sein Selbstvertrauen wiederzufinden. Le gamin au vélo (Der Junge mit dem Fahrrad) Drama, Belgien, Frankreich, Italien 2011 (87 Minuten) Regie & Drehbuch: Jean-Pierre und Luc Dardenne, Kamera: Alain Marcoen, Schnitt: MarieHélène Dozo, Ausstattung: Igor Gabriel Mit: Thomas Doret, Cécile de France, Jérémie Renier, Olivier Gourmet, Fabrizio Rongione, Egon di Mateo
An dieser Stelle stellt die Film- und Theaterwissenschaftlerin Ines Ingerle Klassiker und Neuheiten aus der Welt des FahrradFilms vor.
Foto: Peter Provaznik
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 22
DRAHTESEL-Test: Welcher Radtyp bist du? Seite 23
Und wer bist du?
Mach mit beim Fahrradtypen-Test!
Fahrradquiz
W
as hindert Menschen, im Alltag das Fahrrad zu nutzen? Auf diese Frage kommt regelmäßig ein Argument: Es sei wegen der vielen Autos zu gefährlich. Mit dieser Angst, die in den verschiedensten Studien und Umfragen immer wieder zum Ausdruck kommt, befasste sich auch Roger Geller, Fahrrad-Koordinator am Office of Transportation in Portland (Oregon). Eines war Geller klar: Radfahren im Alltag darf keine Frage des Mutes sein. Keine Frage des Mutes Um die Sicherheitsbedenken der Bevölkerung von Portland zu berücksichtigen, entwickelte Geller im Jahr 2005 ein Modell, das die Bevölkerung in vier Kategorien einteilt (an dieses System haben wir auch unseren DRAHTESEL-SelbsterkenntnisTest auf den folgenden Seiten angelehnt): Die Gruppe der „Strong and Fearless“ (wir haben sie Heros getauft), die „Enthused and Confident“ (in unserem Test die Alltagsradelnden), die „Interested but Concerned“(bei uns die Hoffnungsträger) und die Gruppe „No Way No How“ (bei uns die Muffel). Jede dieser Gruppen fühlt sich in verschiedenen Situationen wohl bzw. sicher.
Blickt man auf die großen Fahrradstädte wie Kopenhagen und Amsterdam, zeigt sich, dass es dort gelang, Radfahren als selbstverständliche, praktische – und freudvollste –Form der urbanen Fortbewegung zu etablieren. In diesen Städten mit „Straßen für alle“ radeln Menschen in ihren Siebzigern neben siebenjährigen Kindern selbstbewusst und sicher durch die Stadt: Ein Ziel, das auch Geller in Portland verfolgt. Anfangs als bloßes Erklärmodell angelegt, wurden die vier Kategorien in der Folge mit Tests und Studien hinterlegt, um die Größe der einzelnen Gruppen zu ermitteln. Vier Kategorien Zu den „Strong and Fearless“ zählten in Portland weniger als 1 Prozent der Gesamtbevölkerung: Diese Gruppe radelt bei jedem Wetter und unabhängig von den Straßenverhältnissen. Radfahren ist Teil ihrer Identität. Menschen dieser Gruppe gehören häufig zu einer FahrradSubkultur wie Bike-Polo oder sind Radbotinnen und –boten. Die zweite Gruppe der „Enthused and Confident“ – sie macht in Portland derzeit rund 7 Prozent der Gesamtbevölkerung aus – hat kein Problem damit, auf Straßen zusammen mit Kfz unterwegs zu sein, bevorzugt allerdings komfortable und gut gestaltete Radinfrastruktur. Es ist dieser Gruppe zu verdanken, dass sich die Zahl der Alltagsradfahrenden laut U.S. Census zwischen 1990 und 2000 verdoppelt hat. Knapp zwei Drittel
der Bevölkerung gehört zur dritten Gruppe der „interested but concerned“. Diese Hoffnungsträger verfolgen neugierig Medienberichte über Fahrrad-Kultur und wachsende Popularität des Radfahrens. Sie beobachten, wie andere beim Radfahren Spaß haben und interessieren sich für die gesundheitlichen Aspekte. Allerdings wirkt sich auch die Angst vor Unfällen in dieser Gruppe am stärksten aus: knappe Überholmanöver und rücksichtslose Kfz schrecken die Hoffnungsträger ab. Rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung gehört zur Gruppe der „No way, No how“. Diese Fahrrad-Muffel können oder wollen aus diversen Gründen (abgelegener Wohnort, gesundheitliche Probleme oder fehlendes Interesse) nicht Radfahren. Wer sind die Hoffnungsträger? Selbstverständlich sind die Trennlinien zwischen den Gruppen nicht immer klar zu ziehen, aber das Portland-Modell ist ein Instrument, um die unterschiedlichen Zugänge zum Alltagsradfahren zu begreifen. Auch erklärt es, warum sich Fahrrad-Interessensgruppen so vehement für sichere und komfortable Radanlagen einsetzen. Nur mit Investitionen in den Radverkehr, mit komfortabel baulich getrennten Wegen auf Hauptstraßen und echter Verkehrsberuhigung in den Seitengassen kann man Sicherheitsbedenken entkräften und Hoffnungsträger zu Alltagsradfahrenden machen.
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 23
Der große DRAHTESEL-Selbsterkenntnis-Test zum Herausnehmen und an die Wand hängen
Um die Bedürfnisse und Sorgen der Verkehrsteilnehmenden besser zu verstehen und darauf zu reagieren, teilte die USStadt Portland die Bevölkerung in vier Kategorien. Der große DRAHTESEL-Test (ab Seite 24) lehnt sich an dieses Modell an
Ja
Nein
Ja
Nimmst du dein Fahrrad zum Einkaufen oder könntest du dir das vorstellen? Ja
Ja
S TA R T
Nein
Ja
Nein
Ja
Siehst du Radfahren als Teil deiner Identität?
Ja
Fühlst du dich im Fließverkehr mit schnellen Autos wohl?
Nein
Nein Fühlst du dich beim Radfahren in der Stadt wohl?
Ja
Bist du diese Woche schon im Sattel gesessen?
A LLTAG S RA DLE R I N
Nein
Würdest du dich wohler fühlen, wenn die Radinfrastruktur besser wäre?
Hast du im Straßenverkehr große Angst davor, überfahren oder verletzt zu werden?
Bravo! Du bist Alltagsradlerin – lies weiter auf Seite 26
Ja
Nein
Fährst du am liebsten auf baulich getrennten Radwegen?
Nein
Ja
MUFFEL
Wohnst du in einer Raumstation oder in einem Aquarium?
Nein
Eignet sich das Fahrrad aufgrund deines Wohnortes als Verkehrsmittel für den Alltag?
Nein
Lagst Du mit einer schweren Lungenentzündung und einem doppelten Beinbruch im Bett?
Ja
Schade! Du bist Muffel – lies weiter auf Seite 26
Hoffnungsträger oder Muffel? Hero oder Alltagsradlerin? Teste deine Liebe zum Radfahren, oder die deiner Nächsten. Mit dem großen DRAHTESEL-Selbsterkenntnis-Quiz
Welcher Fahrradtyp bist du?
Ja
Jawohl! Du bist Hoffnungsträger – lies weiter auf Seite 26
HO F F N U N G S TR ÄG E R
Ja
Kannst du dir vorstellen, eines Tages dein Fahrrad im Alltag zu nutzen?
Nimmst du auf dem Fahrrad deine Kinder mit oder könntest du dir das vorstellen?
Nein
Nein
Nein
Nein
Heureka! Du bist Hero – lies weiter auf Seite 26
H E RO
Nein
Ja
Ja
Ja
Ja
Nein
!
Das österreichische Fahrradmagazin
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Ja
Bis du der Meinung, dass das Fahrrad ein Sportgerät ist und auf einer Straße nichts verloren hat?
Nein
Fährst du einfach lieber mit dem Auto?
Nein
Nutzt du das Fahrrad auch für berufliche Zwecke oder könntest du dir das vorstellen?
Fährst du auch bei Regen und Schnee?
1
Findest du, dass es kein praktischeres Verkehrsmittel im Alltag gibt?
Fahrradquiz
HERO
1
H OFFN U N G STRÄG E R
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 26
Du betreibst Radfahren als Lebensstil. In deinen Adern fließt Kettenöl, deine Oberschenkel sind Kraftwerke und die Mobilitätswende hast du schon vor Jahren vollzogen. Hab dennoch ein bisschen Geduld mit jenen, die noch ein bisschen länger brauchen oder die langsamer unterwegs sind als du. Vielleicht hast du Lust, bei der Radlobby mitzuhelfen, um die Welt umzugestalten!
FAH R RAD-M U FFE L Wie schade! Mit dem Radfahren kann man dich nicht hinter dem Lenkrad hervorlocken. Es scheint, dir gehen die reitenden Heldinnen und Helden auf ihren Rössern bloß auf die Nerven. Gehe aber bitte dennoch respektvoll mit Radfahrenden um. Lass ihnen den Raum, den sie benötigen, und bringe sie nicht in Gefahr …
Du bist die Zukunftshoffnung! Magst Radfahren zwar grundsätzlich und unternimmst am Wochenende schon einmal eine Fahrradtour, aber in der Stadt ist es dir wegen des Autoverkehrs schlicht und ergreifend zu gefährlich. Sobald du allerdings auf Fahrradstraßen oder baulich getrennten, komfortablen Radwegen unterwegs bist, schaut die Sache schon ganz anders aus. Deine Furcht, unter die Räder zu kommen, ist ein Auftrag an die Verkehrsplanenden, in zeitgemäße Fahrrad-Infrastruktur zu investieren. Unter uns: Viel hat sich in den letzten Jahren getan. Probier es doch wieder einmal aus! Vielleicht führt inzwischen von deinem Wohn- zum Zielort eine Radstrecke.
ALLTAG S RAD L E R I N Klingeling: Du bist eine Person, die selbstbewusst und freudvoll in der Stadt unterwegs ist. Sei es, um in die Arbeit, oder auf die Uni zu radeln. Oder um die Sprösslinge in den Kindergarten zu bringen. Radfahren macht dir Spaß, und du tust es täglich, weil es praktisch und gesund ist. Du nutzt gerne Radinfrastruktur. Wenn sie allerdings schlecht oder schikanös geplant ist und du im Zickzack über schlechte Radwege gequält wirst, dann fährst du notgedrungen im Mischverkehr mit den Autos. Wäre auch kein Problem, würden alle Verkehrsteilnehmenden respekt- und rücksichtsvoll miteinander umgehen.
EL TE S H ! RA t D nieren t/abo z t e n J r.a abo tesel.o h a w.dr ww 33. Jahrgang / Ausgabe 2 / 2016
Pendeln in Österreich Wie kriegen wir die Menschen aufs Fahrrad? Seite 8
Volksentscheid Fahrrad So machen Berlins Radfahrende Druck Seite 12
Test: Electra Elegantes und pfiffiges Retro-Stadtrad Seite 37
Der Eurovelo 13 Radreise in Europas gespaltene Geschichte Seite 42
33. Jahrgang / Ausgabe 1 / 2016
Besser bauen Wie fahrradfreundliche Stadtplanung aussieht Seite 8
2. & 3. April / Seite 27
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
Das österreichische Fahrradmagazin
Test: Shopping-Hilfen Einkaufen mit Körbchen, Tasche oder Lastenrad Seite 38
Grüne Lunge FM4-Moderator Chris Cummins in Bangkok Seite 50
EUR 2,- / 32. Jahrgang / Ausgabe 2 / 2015
Soziologie der Straße Psychologen-Ehepaar Risser im Interview Seite 8
Fakten-Check Wie gefährlich sind Österreichs Straßen? Seite 10
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
Das österreichische Fahrradmagazin
Radeln im Wald Debatte: Freie Fahrt auf Forstwegen? Seite 36
Wollfühlen am Rad So geht es beim Tweed Run in London zu Seite 42
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
Das österreichische Fahrradmagazin
Komm in den Frühling!
Soundbike, Smoothie, Schlüsselring
Dein Fahrrad braucht Bewegung
Die besten Fahrrad-Tipps zum Selbermachen
Made in Austria Schrauben, Tüfteln, Fabrizieren: So bunt ist die heimische Fahrrad-Branche
EUR 2,- / 32. Jahrgang / Ausgabe 3 / 2015
EUR 2,- / 32. Jahrgang / Ausgabe 1 / 2015
Fahrrad-Registrierung Schutz vor Diebstahl oder bloß Placebo? Seite 14
Der große Faltrad-Test Klapp-Vehikel für jeden Geschmack Seite 39
11. & 12. Apri / Seite 27
Publikums-Rennen Nostalgisch bis brutal: Österreichs beste Events Seite 50
32. Jahrgang / Ausgabe 4 / 2015
Wunschliste an Rotgrün Verkehr: Was Wiens Radfahrende brauchen Seite 8
Jahresabschluss So setzen Sie Ihr Rad von der Steuer ab Seite 33
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
Das österreichische Fahrradmagazin
Am DRAHTESEL Selbsterkenntnis-Test wirkten mit: Anna Hazod (grafische Gestaltung), Andrzej Felczak und Roland Romano (Recherche), Matthias Bernold (Text)
Geschenke, Geschenke Tipps für das Fahrrad-Christkind Seite 36
Furchtlos und stark Barbara Graf radelte einmal um die Welt Seite 40
Wien wählt Wie radfreundlich sind die Gemeindebezirke? Seite 7
Dooring-Zone Aufgerissene Türen: Der Gefahr wirksam begegnen Seite 12
Navis im Test So kommen Sie leichter ans Ziel (oder auch nicht) Seite 36
Kuba mit Kind Eine Radreise für die ganze Familie Seite 42
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
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Das österreichische Fahrradmagazin
Das österreichische Fahrradmagazin
Unsere Kinder So sehen sie das Radfahren
Zukunft ohne Autos? So ändert sich die Mobilität in den Städten
Wir wohnen zusammen
Lebensraum mit dem Fahrrad teilen
SR-SUNTOUR Federsattelstütze SP12-NCX
Aktuelles aus dem
ARGUS Shop
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Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 27
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Lebensstil
Hier fährt unser Champion Heuer verteidigte Gerald Minichshofer den WM-Titel von 2015. Seine Disziplin: Hochradfahren
PORTRÄT: Wolfgang Wehap
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 28
A
Geschichte des Hochrades Weiterentwicklung des Tretkurbelrades (Velociped, Boneshaker) ab 1870, der die Idee zugrundeliegt, dass man über direkt angetriebene größere Vorderräder pro Kurbelumdrehung mehr Meter zurücklegen kann. Technisch eine Sackgasse, wurde das Hochrad ab 1885 vom Safety (Niederrad mit Übersetzung) abgelöst und schließlich durch die Entwicklung der Luftbereifung völlig verdrängt. Veranstaltungen für Hochrad-Enthusiasten Veteran Cycle Rally Seit dem Jahr 1981 gibt es die von der International Veteran Cycle Association (IVCA) veranstalteten jährlichen Rennen (International Veteran Cycle Rally) mit Status inoffizieller Weltmeisterschaften, wobei das Rennen für originale Hochräder über eine englische Meile (1609,3 Meter) führt. ivca-online.org
Velocipediade Jahrestreffen des Vereins Historische Fahrräder historische-fahrraeder.de
Luftlos Gemeinsame internationale Tour mit originalen vollgummibereiften Fahrrädern luftlos.com
ufmerksamkeit erregen ist seine Sache nicht. Obwohl das für einen Hochradfahrer quasi zum Erscheinungsbild gehört. Doch im Alltag ist Gerald Minichshofer nicht so oft auf dem hohen Stahlross anzutreffen – schon eher auf einem selbst aufgebauten Randonneur, mit dem er von seinem Wohnort St. Marien (Bezirk Linz-Land) zur Arbeit und ins Abend-Gymnasium nach Linz fährt: insgesamt 44 Kilometer sind das an Werktagen. Im Alter von 15 Jahren kaufte er sich am Flohmarkt ein Puchrad, Baujahr 1939. Das Interesse an historischen Fahrrädern war geweckt. Seine Vorliebe für das Schrauben und Mechanik macht er zum Beruf und arbeitet nach der Ausbildung zum Fahrradtechniker beim Radhändler „Sport unlimited“ in Neuhofen an der Krems. „Mich interessiert auch die moderne Fahrradtechnik“, erklärt der 21-Jährige im Interview mit dem DRAHTESEL. Für ihn zähle die Qualität. „Es ist anstrengend und zeitintensiv, ein schlechtes Rad zu reparieren. Der eine oder andere lernt dann doch, dass es sich rentiert, in Qualität zu investieren.“ Etwas mehr Bewusstsein in dieser Hinsicht sei schon festzustellen, vor allem bei E-Bikes. Als klassischen Leistungssportler sieht sich der blonde Oberösterreicher nicht. Sein erstes Rennen bestritt er im Rahmen der „Velocipediade 2013“ in Tübingen „eher aus Spaß und Neugier“ – und gewann, wie in der Folge öfters. Sein Erfolgsgeheimnis? „Das frage ich mich selber auch. Ich trainiere nicht gezielt. Ich muss auch nicht unbedingt gewinnen, obwohl das schon ein Ansporn ist. Beim Rennen gebe ich halt mein Bestes.“ Im Jahr 2015 wurde er als Rookie im Rahmen der IVCA-Rally Weltmeister in Sölvesborg (SWE), heuer im Mai verteidigte er den Titel in Moskau, wieder auf seinem Singer British Challenge Roadster von 1883. Wobei er mehr als die Rennen auf Original-Bicycles Bewerbe auf Replicas schätzt: „Da muss ich weniger
auf die Maschine achtgeben und kann die letzten Reserven rausholen.“ Das London Nocturne Kriterium hat er heuer zum zweiten Mal gewonnen. 30 historische Räder, vom Veloziped aus 1870 bis zum Stahlrahmen-Renner der 1980er-Jahre, hat Gerald inzwischen in seiner Obhut. Zu gleichgesinnten Sammelnden, für gewöhnlich als verschrobene Clique älterer Herren apostrophiert, habe er schnell Kontakt bekommen, „wobei es auch leichter ist als bei Autos und Motorrädern, die oft als Kapitalanlage gehandelt werden.“ Unter Fahrradsammelnden sei meist das gemeinsame Interesse wichtiger als das Präsentieren der „Beutestücke“.
Ich trainiere nicht gezielt – und ich muss auch nicht unbedingt gewinnen Weltmeister Gerald Minichshofer Hochradfahren übt für Gerald eine Faszination aus („Das kann man nur erfahren, wenn man selber darauf fährt“), am liebsten ist er alleine oder im Kreis der „Luftlosen“ in zeitgenössischer Kleidung auf Tour. „Ich empfinde eine Verantwortung gegenüber dem Original und den Pionieren. Ich kann damit Geschichte vermitteln.“ Romantisieren sei dabei aber nicht seine Absicht, das Fahrrad ist für ihn in erster Linie Verkehrsmittel. Ein in seinen Augen aktuell leider zu wenig wertgeschätztes, wie er in Bezug auf die Infrastruktur anmerkt: „Die Nibelungenbrücke in Linz ist zum Beispiel eine Katastrophe.“ Insofern findet er verkehrspolitisches Engagement wie das der Radlobby notwendig und gut. Auf ihn am Hochrad reagiert die Umgebung in der Regel mit Erstaunen und Respekt – selten werde er verlacht. „Man lernt Leute kennen, und auch Lkw-Fahrer begegnen einem auf Augenhöhe und zeigen Thumbs up.“ Die blödeste Frage, die ihm hoch zu Stahlross gestellt wird: „Was kostet das?“
Fotos: unicycle.com
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 29
Gerald Minichshofer gewinnt ein Rennen beim Eastbourne Cycle Festival im Juni 2016
Lebensstil
Fahrstil
(Auf-)Schaukeln verboten
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 30
Barbara Ottawa ist Journalistin in Wien
Als eingefleischte Radlerin ist es wirklich schwierig, umzudenken. Vor kurzem war ich nach langem wieder einmal zu Fuß in der Wiener Innenstadt unterwegs und musste mich immer selbst daran erinnern, nicht auf dem Radweg zu gehen. Abgesehen davon, dass es an vielen Stellen wirklich sehr unklar war, wer jetzt welchen Platz auf dem Geh- ⁄ Fahr- ⁄ Stehweg einzunehmen hätte. Genauso lehrreich war der Perspektivenwechsel, als ich einen halben Tag in Wien mit dem Auto unterwegs sein musste. Die gute Nachricht: Nicht alle Menschen, die aggressiv Auto fahren, haben per se etwas gegen Radfahrende, manche sind ganz grundsätzlich nervig. Schockierend war, wie eingeschränkt die visuellen Möglichkeiten im Auto sind – ganz zu schweigen von den auditiven. Deshalb plädiere ich für
ein „Schaukelverbot“ z.B. auf Facebook. Postings, die von „gehäufter Aggression“ sprechen und dann eine Unmenge an angeblich bestätigenden Einzelbeobachtungen als Reaktion hervorrufen, schaukeln jene Aggressionen hoch, die sie anklagen wollen. Echte Übergriffe gegen Radfahrende gehen in einem Sumpf von oft übertriebenen, Emoticon-geladenen Postings unter. In der realen Welt müssen jene Verkehrsteilnehmende mit gutem Beispiel vorangehen, die sich nicht gerne durch Aufschaukeln verschaukeln lassen. Ein Lächeln für eine Fußgängerin, die dem Fahrrad die Vorfahrt lässt, ein Winken für einen Autofahrer, der mitdenkt, aber auch eine Frage an die Radlerin, die es nicht für nötig hält, vor dem Zebrastreifen anzuhalten oder zumindest Blickkontakt zu den Zufußgehenden aufzunehmen.
Information der Radlobby
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BÜCHER
The Streets They Are a Changin’
Lebensstil
Die Foundation for the History of Technology im niederländischen Eindhoven gab im Jahr 2016 einen umfangreichen, üppig mit Bildern und Grafiken versehenen Band heraus, der den verkehrspolitischen und kulturellen Bedeutungswandel des Radfahrens in den letzten hundert Jahren am Beispiel von 14 europäischen Städten beleuchtet. Das Buch porträtiert unter anderem Amsterdam, Kopenhagen, Manchester, Budapest oder Lyon. Dargestellt werden Faktoren für die Entwicklung unterschiedlicher Radverkehrsanteile (unter anderem kultu-
reller Status des Radfahrens, alternative Transportmöglichkeiten). Am Beispiel von Kopenhagen („Copenhagenize“) und von holländischen Städten („Go Dutch“) wird dargestellt, wie seit den 1990er-Jahren politische Radverkehrsförderung zur Schaffung lebenswerter Städte beigetragen hat und wie Radfahren schließlich zu einem Teil des CityBrandings und Lebens gefühls der Menschen werden konnte.
Gesündere Städte: Mit der Straßendiät
Radtour-Tagebuch: Mit Daumenkino
Fahrrad-Revolution: In Pink (für Frauen)
Österreich erradeln: Mit dem Reiseführer
Janette Sadik-Khan erregte als Verkehrsstadträtin in der Zeit von New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg Aufsehen, als sie Plazas und Radwege errichten ließ. Zweifellos ist sie also berufen, ein „Handbuch für die urbane Revolution“ zu verfassen. Dabei zitiert sie eine alte Metapher: Staus bekämpfen, indem man mehr Straßen baut, ist wie Übergewicht bekämpfen, indem man den Gürtel weiter stellt. Ihr Schluss: Verkehrsplanende sollten nicht Straßen bauen, sondern neue Mobilitätsoptionen anbieten. „Road Diet“ – Straßendiät – ist das Schlagwort, und Sadik-Khan die ideale Ernährungsberaterin.
Damit die Planung und die Erinnerungen an all die vielen, schönsten Radtouren nicht verloren gehen, gibt es jetzt das „Tagebuch für Radfahrer“: Es bietet viel Platz für persönliche Notizen zur Radreise. Im Buch verteilt finden sich praktische Infos zur Ausrüstung, Übernachtung, Verpflegung, Erster Hilfe und Routenplanung. Grafisch ansprechend illustriert – sogar mit kleinem Daumenkino – ist das Büchlein auch ein optischer Hingucker und ein nettes Mitbringsel.
Urban Revolutions ist ein buntes Potpourri aus Praxistipps, Hintergrundwissen zum Thema Radfahren und Stadtentwicklung, gespickt mit persönlichen Anekdoten von Autorin Emilie Bahr. Die Stadtplanerin aus New Orleans hat ihre Erfahrung aus Beruf und Fahrrad-Alltag in einen Ratgeber für Frauen verpackt, der darüber hinaus versucht, Inspirationsquelle und Statement für soziale Gerechtigkeit zu sein. Nicht uninteressant. Nur: Warum muss ein Buch für Frauen einen pinken Einband haben?
Entspannt am Fluss entlang oder in den Alpen Höhenmeter sammeln: Auch in Österreich gibt es viele schöne Radfernwege und lohnende Urlaubsziele, viele auch geeignet für ein langes, spontanes Wochenende. 20 davon stellt Thorsten Brönner in seinem Radreiseführer vor: Karten, Höhenprofile und Tourismusinfos helfen bei der Reiseplanung. Vom Burgenland, wo natürlich der bekannte NeusiedlerseeRadweg aber auch der Jubiläumsradweg zwischen Kittsee und Güssing zur Tour einladen bis nach Vorarlberg reicht der Bogen der vorgestellten Routen.
Alec Hager
Sadik-Khan, Janette Streetfight New York: Viking, 2016 ISBN 978-0525429845 350 Seiten; 22,95 Euro
Omo Lisboa
Hennemann, Michael Tagebuch für Radfahrer München: Bruckmann, 2016 ISBN 978-3-7654-6116-3 191 Seiten; 10,30 Euro
Daniela Schulhofer
Bahr, Emilie Urban Revolutions A woman’s guide to two-wheeled transportation. Portland: Microcosm Publishing, 2016 ISBN 978-1621069126 192 Seiten; 12,07 Euro
Omo Lisboa
Brönner, Thorsten Österreichs schönste Radfernwege 20 Touren. Graz: Styria, 2016 ISBN: 978-3-7012-0211-9 224 Seiten; 22,90 Euro
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 31
Matthias Pintner
Oldenziel, Ruth u.a. (Hrsg.) Cycling Cities The European Experience. Eindhoven, München: Foundation for the History of Technology in collaboration with the LMU Rachel Carson Center for Environment and Society, 2016 ISBN 978-90-73192-46-1 256 Seiten; 37,50 Euro
Produkte & Technik Konsumieren: Neues Zeug im Schaufenster Seite 33
HOT OR NOT
Zeugs für Radfahrende
Big Mama
Marcin Dopieralski, Werkstattleiter des ARGUS-Shops und begeisterter FahrradKonstrukteur, hat heuer seine „Big Mama“ fertiggestellt. Das weltgrößte Bambuslastenfahrrad hat eine Ladefläche von 110 mal 60 Zentimeter und eine oben geführte Stahl seilsteuerung.
Elektrisieren: E-Antriebe zum Nachrüsten Seite 34
Produzieren: Österreichs Radindustrie (Nachtrag) Seite 37
BICYCLE BUSINESS
Farbenfroh fahren statt traurig schauen: Trikoterie
Das „Halfbike“ – eine Art Fahrrad ohne Sattel – gewann im Jahr 2015 den Red Dot Design Award im Bereich Innovative Mobilität. Es wird im Stehen gefahren. Laut Hersteller verbessert dies Reflexe und Gleichgewicht. sportalleshop.com halfbikes.com
Signalspray
Mehr Sicherheit verspricht Hersteller Holmenkol mit dem „Reflective Marking Spray“. Auf Kleidung oder Rad aufgebracht, reflektiert die Substanz bei Beleuchtung: Die Anwendenden verwandeln sich sozusagen in radelnde Katzenaugen. Unsere Meinung: Warum den Spray nicht auf Fahrbahnen sprühen, um Tempo30-Zonen hervorzuheben. Vielleicht könnte man damit auch Verkehrssünder outen? holmenkol.com
Kunstschaffende aus Österreich designen die Rennrad-Jerseys der Trikoterie
R
ennrad-Trikots, Trinkflaschen und Kappen, gestaltet von Kunstschaffenden aus Österreich? Das ist die Geschäftsidee des Werbers Philipp Altenberger, der heuer das Label Trikoterie gründete. Jedes Trikot – Material ist ein Kunststoff mit Carbonfasern – sei ein Original für sich, verspricht Altenberger, keines gleiche dem anderen. „Jedes
Design ist nur so lange erhältlich, bis es ausverkauft ist – so bleibt immer Platz für neuen, frischen Style am Fahrrad“, erklärt der Firmengründer. Die Trikots sind sowohl in Männerals auch in Damen-Schnitten erhältlich und auf die übrigen Accessoires im klassischen Retro-Look abgestimmt. Unsere Meinung dazu: bunt. trikoterie.at
Fotos: Hersteller
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 32
Halfbike
gut bestückten Stadtfahrräder (Shimano 21-Gang, LED-Lichter, Gepäckträger hinten und vorne). Die Bianchis kommen in feinem, italienischen Design sowie in verschiedenen Damen- und Herrenvarianten. Günstig im Preis sind sie außerdem.
A
A
Gesehen bei IG-Fahrrad, Westbahnstr. 28, 1070 Wien um 449,90 Euro ig-fahrrad.at
Das DRAHTESEL Schaufenster
hafervoll.de
B Jacke mit LEDs „Würde ich mich in dieser Fahrrad-Jacke auch mit Freunden in einer Bar treffen? Ist die Antwort Nein, passt sie nicht zu uns“, so beschreibt Doug Bairner vom britischen Mode-Label Lumo seinen Designansatz. Auch das abgebildete „Herne Hill Harrington Jacket“ bemüht sich, seine hochtechnologischen Eigenschaften subtil zu verschleiern. Erst ein Druck auf den an der Innenseite der Jacke verborgenen Knopf bringt die eingebauten LED-Streifen (vorne Weiß, hinten Rot) zum Leuchten. Erhöht die Sichtbarkeit im Stadtverkehr. Weckt aber auch die Aufmerksamkeit des Servierpersonals…
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Fotos: Hersteller
C Bianchi Spillo Rubino Mit dem Bianchi Spillo Rubino hat der italienische Traditionshersteller einen Klassiker neu aufgelegt. Erstmals seit fast 20 Jahren ist die Modellreihe wieder erhältlich. In Wien vertreibt der Shop IG-Fahrrad die
Sitzfleischfreundlich Gesünder Radeln ist Ziel des deutschen SattelHerstellers SQlab. Der 611 Ergowave active aus der jüngsten Modellreihe wurde auf die Bedürfnisse von Mountainbikern abgestimmt. Wellenartige Form und hochgezogenes Heck sorgen für Halt und optimale Druckverteilung. Tieferliegende Nase und die Vertiefung in der Mitte entlasten den Dammbereich. Wie alle SQlab-Modelle kommt auch der 611er in verschiedenen Breiten, damit der Sattel perfekt an die Sitzknochen angepasst werden kann. Gesehen im Fachhandel um 149,95 Euro sq-lab.com
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Gesehen bei Veletage – Salon für Radkultur, Praterstraße 13, 1020 Wien um 300 Euro veletage.com
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Die Brigitte Unterwäsche mit FahrradPolsterung bietet das texanische Unternehmen Urbanist Cycling feil. Unser Eindruck: Bei längeren Touren können es die Höschen aus Polyester ⁄ Elastan (im Bild ein Produktfoto des Modells Brigitte) nicht mit einer richtigen Radhose aufnehmen. Und für kürzere Entfernungen ist fraglich, ob man den Popo-Schutz überhaupt braucht… Gesehen im Online-Shop von Urbanist Cycling um 66 US-Dollar urbanistcycling.com
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 33
Hafervoll Flapjacks Im Ofen gebackene „Flapjacks“ ohne Zucker und Chemie bäckt das Kölner Startup Hafervoll. Die Grundzutaten der Riegel nach britischer Rezeptur sind Haferflocken, Honig und Sonnenblumenöl. Trockenfrüchte, Nüsse, Kakao und Samen ergeben unterschiedliche Geschmacksrichtungen. Mit über 300 kcal liefern die Riegel viel Energie. Aber Vorsicht: sie sind bröselig und zerfallen leicht beim Auspacken. Macht aber nichts, sie schmecken so gut, dass sie ohnehin sofort verschlungen werden müssen.
Elektrifizieren Sie sich! So
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Das Versuchskaninchen Das vierzig Jahre alte Puch-Rad unseres Autors fungiert als Testobjekt für drei E-Bike-Umbausätze.
treibt direkt die Radnabe an: Eine starke Batterie unter dem Gepäcksträger sorgt für ausreichend Saft. Solide, aber schwer…
TESTBERICHT: Jan Killian, Marcin Dopieralski (technische Umbauten)
E
-Bike oder nicht? Was vor wenigen Jahren noch eine Glaubensfrage war, ähnlich der Anhängerschaft zu einem Fußballclub, darf mittlerweile pragmatisch beantwortet werden. Ich bin körperlich nicht ganz fit, will aber Bewegung machen: E-Bike! Ich möchte in die Arbeit pendeln, aber die Strecke ist zu weit, um sie täglich mit dem Fahrrad zurückzulegen: E-Bike! Meine Kinder lassen mich beim gemeinsamen Radausflug alt ausschauen: E-Bike! Ich bin in der Mid-life Crisis und möchte viel Geld ausgeben: E-Mountainbike! Nachdem die Frage der Sinnhaftigkeit geklärt wäre, stellt sich noch die Stilfrage. Leider sind gefühlte 90 Prozent der E-Bikes silberfarbene Ungetüme. Tiefer Einstieg, aufrechter Sitz, breiter Polstersitz, No-name Federelemente und Anbauteile, die das Gewicht bis auf die 25-Kilo-Marke heben oder darüber. Dass es auch anders geht, beweist etwa das Wiener Start-up Freygeist (siehe DRAHTESEL 2 ⁄ 2016). Nur ist die Anschaffung jener eleganten 12-Kilo-Stadtgleiter etwas für Betuchte. Die Suche nach einer günstigeren Alternative lässt die Frage aufkommen: Könnte man nicht den liebgewonnenen Klassiker auf elektrischen Vortrieb umrüsten? Probieren wir’s!
Als Ausgangsbasis dient ein etwa 40 Jahre altes Puch Elégance: von Hand lackierter Stahlrahmen, DreiGang Torpedo Schaltung, Weinmann Bremsen vorne, Rücktrittbremse hinten. Nacheinander haben wir dieses Stadtrad mit einem Mittelmotor, einem Reibrollenmotor und einem Radnabenmotor ausgestattet. Variante drei lief nicht so glatt wie erhofft. Dazu später mehr. Um den Charme des Puch zu erhalten, versuchten wir, möglichst viele Originalteile zu belassen und beschränkten uns auf die notwendigsten Anpassungen. Der Mittelmotor Der Pionier der österreichischen EBike-Szene, das Unternehmen Schachner in Seitenstetten, stellte uns einen Mittelmotor zum Testen zur Verfügung und übernahm den Umbau. Bei der derzeit beliebtesten Antriebsvariante sitzt der Motor unterhalb des Tretlagers und treibt direkt die Kurbel an. Der tiefe Schwerpunkt stabilisiert das Rad und sorgt für unkomplizierte Fahreigenschaften. Ein Kraftsensor passt die Kraft an den Pedaleinsatz an – beim Anfahren, bei Gegenwind oder bergauf erhöht der Motor seine Unterstützung.
Die Kraft kann mittels Handschalter am Lenker in vier Stufen angepasst werden. Das große Lenkerdisplay zeigt neben Leistungsstufe und Geschwindigkeit auch die üblichen Statistiken für Selbstoptimierende. Der Seitenständer wurde durch den Einbau nach hinten verschoben und durch eine stärkere Ausführung ersetzt, der Gepäckträger wich dem Modell der Firma Schachner, welcher auch den Akku und die Steuereinheit beherbergt. Die Bremsanlage blieb unverändert, da Schachner einen Mittelmotor für Räder mit Rücktrittbremse im Programm hat. Die Schaltung erhält aufgrund des Zusatzantriebs eine völlig neue Funktion. Sie wird zum Motorbegrenzer und steuert die erreichbare Endgeschwindigkeit: Im ersten Gang sind das etwa 18 km ⁄ h. Im dritten Gang riegelt das Steuergerät bei 25 km ⁄ h ab. Dann fällt man in ein „Leistungsloch“ und merkt plötzlich wieder, was der Bock eigentlich wiegt. Generell verspürt man wenig Lust, jemals auf die Unterstützung zu verzichten. Dass bei Tempo 25 Schluss ist, schmerzt nicht weiter. Höhere Geschwindigkeiten waren vorher auch nicht zu erzielen. Bergab kann das hohe Zusatzgewicht die Maximal-Ge-
Fotos: Jan Kilian
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 34
Der Mittelmotor
Produkte & Technik
Der Reibrollenmotor
schwindigkeit noch einmal steigern. Wirklich negativ bemerkbar macht sich die schwere Zusatzausrüstung beim Rangieren und Verstauen des Rades. Der Gepäckträger mit integriertem Akku macht unser Puch hecklastig und das Einsteigen in die Schnellbahn erfolgt mit erhöhtem Hexenschussrisiko. Leider ist der Gepäckträger zwar massiv gebaut, erlaubt aber nur 25 Kilogramm Zuladung. Zum Anbringen von Ortlieb- Packtaschen müssen zusätzliche Streben montiert werden. Der Reibrollenmotor Der etwas günstigere Reibrollenmotor vom Kärntner Start-up Add-e wurde von Werkstattleiter Marcin Dopieralski persönlich im ARGUS-Shop montiert. Auf den ersten Blick war nicht zu erkennen, dass das geliebte Velo jetzt ein E-Bike sein soll. Unter dem Tretlager versteckt sich etwas, das wie eine futuristische Schleifmaschine aussieht, und im Flaschenhalter steckte eine neue Trinkflasche. Kein Display, keine „Auto-Batterie“ am Gepäckträger. Die Erfinder von Add-e hatten bei ihrer Konstruktion freilich nicht unser altes Puch im Sinn. Unser Mechaniker hatte daher einiges zu tüfteln und anzupassen. Beim Rollenantrieb war zu-
nächst Skepsis angebracht. Wann hat sowas das letzte Mal funktioniert? Auf Uropas Velo Solex vielleicht. Was passiert, wenn es regnet? Was bleibt vom Kraftschluss, wenn der Reifen – so wie der unsrige – einen Höhenschlag hat? Aber: Es funktioniert erstaunlich gut! Die Rolle pickt am Hinterrad, lässt auch auf Schotterwegen nicht ab und findet bei größeren Schlägen sofort wieder Anschluss. Lediglich bei niedriger Leistungsstufe und hoher Geschwindigkeit stempelt der Antrieb. Man sollte also je nach Geschwindigkeit die passende Leistungsstufe wählen. Dies geschieht, indem man an dem „Flaschenverschluss“ dreht: Flasche auf heißt mehr Leistung. Im Gegensatz zum Mittelmotor wird die Kraftentfaltung nicht so unmittelbar und direkt erlebt. Das System benötigt ein bis drei Kurbelumdrehungen und eine gewisse Trittfrequenz bis es startet, was man durch vorausschauendes Fahren kompensieren sollte. Das Ansprechverhalten kann durch den Austausch der Magnetscheibe angepasst werden. In der Sportversion lassen sich darüberhinaus Leistungsstufen- und Geschwindigkeitsbegrenzung selbst festlegen. Aus dem Stand beschleunigt der Mittelmotor besser – der Rollenan-
trieb würde mit diesem Drehmoment vermutlich durchdrehen oder uns ein „Scherzerl“ aus dem Gummi schälen. Nach einigen Metern nähern sich allerdings die Beschleunigungskurven der Systeme an. Die 600-Watt-Maximalleistung der Add-e-Sportversion katapultiert Fahrer und Maschine zu Endgeschwindigkeiten jenseits des Beherrschbaren. Nach 30 Kilometern auf mittlerer Stufe stellte Add-e dann seine Hilfeleistung kommentarlos ein: Die Flasche ist leer. Eine Ladeanzeige sucht man vergeblich. Der Radnabenmotor Die große Enttäuschung in unserem Test ist der neu entwickelte Zwei-Gang Radnabenmotor, der uns ebenfalls von Firma Schachner zur Verfügung gestellt wurde. Bei diesem VorderradAntrieb scheiterte unser Umrüstversuch an der üppig dimensionierten Nabe dieses Antriebssystems, die in der alten Gabel keinen Platz findet. Ein Einbau hätte den Tausch der Gabel erforderlich gemacht – ein Stilbruch, den wir dem Oldtimer nicht antun wollten. Wir werden diesen Antrieb jedoch in einer der nächsten Ausgaben testen und auch weitere interessante E-Umrüstkonzepte vorstellen.
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 35
befindet sich unter der Radnabe und ist auf den ersten Blick gar nicht erkennbar. Was aussieht wie eine Getränkeflasche, ist in Wirklichkeit die Batterie
Der Mittelmotor
Der Reibrollenmotor
Der Radnabenmotor
+ gut reagierender, unkomplizierter Antrieb + hohe Reichweite + eingebaute Schiebehilfe – hohes Gewicht – Fehlermeldung, wenn Elektronik nicht im Stillstand aktiviert wird – Gepäckträger
+ Leichtester E-Antrieb in dieser Leistungsklasse + günstiger Preis + beinahe unsichtbar + mehrere Einbauvarianten + individuell abstimmbar – schwächere Akkuleistung – kein Display (Bluetooth-Modul in Vorbereitung) – kein Kraftsensor
In unser vierzig Jahre altes Puch-Fahrrad konnten wir diesen Motor leider nicht einbauen. Wir hätten dafür die Gabel tauschen müssen.
Maximalleistung 400 Watt Nennspannung 36 Volt Drehmoment 50 Newtonmeter Systemgewicht ca. 6,1 Kilogramm ohne Gepäckträger) Preis ab 1.299 Euro. Der getestete Bausatz mit 11Ah-Akku kostet 1.399 Euro plus ca. 200 Euro für Montage Reichweite ca. 70-90 Kilometer (abhängig von der Fahrweise) Fazit Der Schachner Mittelmotor ist ein unkompliziertes System für alle, die hauptsächlich elektrisch unterwegs sein möchten
Maximalleistung 600 Watt (Sportversion) Nennspannung 22,2 Volt Drehmoment 8 Newtonmeter Systemgewicht 2 Kilogramm Akkuleistung 7,2 Ampere Preis ab 890 Euro, getestetes System: 1.100 Euro Reichweite 30 Kilometer
Max. Leistung 400 Watt Nennspannung 36 Volt Drehmoment 1. Gang: 1:8 ⁄ 60 Newtonmeter; 2. Gang: 1:4 ⁄ 30 Newtonmeter Max. Geschwindigkeit: 25 km ⁄ h Systemgewicht ca. 6 Kilogramm Preis ab 1.299 Euro Fazit Für alte Fahrräder mit klassischen Stahlgabeln nicht geeignet
Fazit Add-e ist ein unsichtbarer Anschieber für Stil-Bewusste und sportlich Radfahrende
Zusammenfassung Nicht jedes System lässt sich auf jedes Rad montieren. Zu beachten sind Nabenbreite, Abstand zwischen Tretlager und Hinterrad und Gepäckträgeraufnahme bzw. Platz im Rahmendreieck für den Akku. Das Umrüsten wird erheblich einfacher, wenn das vorhandene Rad neueren Baujahres ist. Auch Falträder, Rennräder und Fullys (voll gefederte Mountainbikes) erfordern kreative Lösungen. Anschaffung und Einbaukos-
ten summieren sich rasch zum Neupreis eines Mittelklassebikes. Zum Schluss noch die Sicherheitshinweise: moderne Hochleistungsakkus operieren mit derselben Spannung wie Lkw-Batterien. Mit den entsprechenden Folgen bei unsachgemäßem Einbau. Die Bremsanlage sollte der Geschwindigkeit angepasst sein. Hier ist gegebenenfalls ein Upgrade erforderlich.
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• Trailerbike und Fahrradanhänger • Bequemer Sitz mit Sicherheitsgurten • Mittreten oder Ausrasten nach Lust und Laune • Für Kinder von 2-9 Jahren
Fotos: Hersteller (2); Jan Kilian
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 36
Produkte & Technik
Ein Wiener Start-up überträgt ein alternatives Geschäftsmodell auf den Fahrradmarkt: Statt das Rad zu kaufen, kann es bei Veloclub geleast werden. Inklusive Service und Schloss
PORTRÄT: Matthias Bernold
Etwas zu nutzen, ohne es zu kaufen: In Form einer Miete oder – wie man es aus dem Kfz-Handel kennt – in Form eines Leasing: Ein derartiges System bauen Ferdinand Lischka und Daniel Richter gerade mit ihrer Wiener Firma Veloclub auf. Zum Preis von 25 Euro im Monat (in den Wintermonaten November bis Februar muss nichts bezahlt werden) können die Räder geleast werden. Die Mitgliedschaft dauert zumindest zwölf Monate, danach kann das Fahrrad retourniert, weiter geleast oder nach drei Jahren für einen geringen Betrag gekauft werden. Teil des Leasing ist ein sogenanntes Concierge-Service: eine Art Vor-Ort-Reparaturdienst. Pop-up-Store am Yppenmarkt „Wir sind in der Stadt seit Jahren mit dem Fahrrad unterwegs und verwenden Streaming-Dienste wie Spotify und Netflix“, erklären Ferdinand Lischka und Daniel Richter im Interview. „Irgendwann sind wir zusammengesessen und haben uns gefragt, warum es so etwas nicht auch für Fahrräder gibt.“ Den Entschluss, das Unternehmen zu gründen, fassten Ferdinand und Daniel heuer im Februar. Wenig später hatten die beiden eine Händler-Lizenz.
Bereits im Mai kauften sie eine Anzahl von Fahrrädern des holländischen Herstellers Lekker und eröffneten einen Pop-up-Store am Yppenmarkt. „Wir sehen es als niederschwelliges Angebot für jene, die nicht gleich 600 Euro für ein schönes Rad hinblättern wollen“, sagt Ferdinand, der in seinem Brotberuf als Jurist bei einer NGO arbeitet. „Wir wollen den Menschen das Gefühl geben, dass sie sich um nichts kümmern müssen.“ Stadtfahrräder im Retro-Look Das Zusammenbauen und Anpassen der Räder erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Verein Neustart, der in der Längenfeldgasse eine Fahrrad-Werkstatt betreibt. Die Fahrräder von Lekker sind schlichte Stadtfahrräder im RetroLook. Drei Modelle – ein komfortables Damen- und ein Herrenfahrrad sowie eine sportlichere Version – stehen zur Auswahl. Bisher konnte Veloclub neun Mitglieder gewinnen. Bis zum Jahresende sollen es 20 Personen sein. „Wir sehen dieses Jahr als Probephase“, erklärt Daniel. „Nächstes Jahr wollen wir 50 bis 100 Mitglieder haben.“ veloclub.co
Airstreeem Die Triathlon- und Rennradmarke des ehemaligen österreichischen Radrennfahrers Stefan Probst setzt auf hochwertige Carbon-Komponenten und innovative Technologie. Spitzensportlerinnen und –sportler auf Airstreeem-Fahrrädern landen immer wieder auf dem Podium. Zuletzt gleich zwei Mal beim Iron Man Austria. airstreeem.com
Ego Das in Eugendorf (Salzburg) beheimatete Unternehmen baut extrem leistungsstarke E-Kits für Mountainbikes. Die bis zu 3.400 Watt starken E-Mittelmotoren können nachgerüstet werden und ermöglichen es auch Fahrenden von schweren Downhill-MTBs, auf den Berg zu gelangen, wenn gerade kein Lift zur Verfügung steht oder die Kraft in den Beinen nicht reicht. ego-kits.com
Cyclecraft
33. Jahrgang / Ausgabe 2 / 2016
Pendeln in Österreich Wie kriegen wir die Menschen aufs Fahrrad? Seite 8
Volksentscheid Fahrrad So machen Berlins Radfahrende Druck Seite 12
Test: Electra Elegantes und pfiffiges Retro-Stadtrad Seite 37
Der Eurovelo 13 Radreise in Europas gespaltene Geschichte Seite 42
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
Das österreichische Fahrradmagazin
MADE IN AUSTRIA NACHTRAG Made in Austria Schrauben, Tüfteln, Fabrizieren: So bunt ist die heimische Fahrrad-Branche
In der letzten DRAHTESEL-Ausgabe (DE 2 ⁄ 16) listeten wir in unserem Cover-Special „Made in Austria“ österreichische Räderund Komponenten-Hersteller. Um unseren Leserinnen und Lesern den kompletten Überblick zu bieten, riefen wir zugleich auf, uns fehlende Unternehmen zu nennen. Hier also unser Nachtrag. Auf der Website des DRAHTESEL findet sich die (immer vollständiger werdende) Zusammenschau … drahtesel.or.at/fahrrad-industrie
Die Wiener Lastenrad-Spezialisten Alexander Wolf und Helmuth Bronnenmayer entwerfen und bauen Spezialfahrräder von der Bierzapfstation, über Eis-Fahrrad und DJ-Bike bis hin zum mobilen TV-Studio. Die Räder können individuell gestaltet werden und sind bei den unterschiedlichsten Unternehmen auch als Promo-Vehikel im Einsatz. cyclecraft.at
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 37
Wie Spotify, bloß für Fahrräder
Tour & Reise Produkte & Technik Produkte & Technik
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 38
Einkehrschwung: Die besten Rad-Wirte Seite 38
Kärntner Fahrradtraum: Der Drau-Radweg Seite 40
Zwei Freundinnen auf Radtour nach Malaysien Seite 42
Neuer Trailpark im Wienerwald Seit 15. Juli ist der neue „Trailpark Weidlingbach“ offiziell eröffnet. Ungewöhnlich an dem neuen Mountainbike-Kurs ist seine gemeinschaftliche Entstehung: Über den Zeitraum von fünf Monaten setzten der Verein WienerWaldTrails, Grundeigentümer, Behörden, Tourismus sowie zahlreiche Freiwillige das Projekt gemeinsam um. Der Trailpark liegt im Biosphärenpark Wienerwald auf Flächen der Österreichischen Bundesforste und des Stiftes Klosterneuburg. wienerwaldtrails.at
EINKEHRSCHWUNG: ÖSTERREICHS BESTE RAD-WIRTE
D
er 352 Kilometer lange SalzkammergutRadweg ist eine von Österreichs Top-Radrouten. Die Rundstrecke geht von der Stadt Salzburg bis nach Gmunden, vom Salzburger Seenland bis zum Ausseerland. Der Verlauf in Schleifen wird wesentlich bestimmt von Bergen und Kuppen, die es zu umfahren gilt. Doch die eigentlichen Hauptdarsteller sind die Seen. Sind sie im Osten strenger zwischen den Bergen eingebettet, so bilden sie im Westen zusammen mit den Hügeln das wesentlich offenere Salzburger Seenland. Stets bieten sie
den Radfahrenden Momente sommerlicher Erfrischung, visuell und physisch. Mit derartigen landschaftlichen Reizen ausgestattet verführt das Salzburger Seenland und die Fuschlseeregion seit Jahren immer mehr sportliche Radgäste zu Rundtouren, vor allem auf den drei Routen der hier verorteten Eddy Merckx Classic. Das Rennradevent unter Patronage des vermutlich größten Radfahrers aller Zeiten findet 2016 zum zehnten Mal statt. Einer der wesentlichen Schrittmacher der Rennradregion ist dabei Gastag-Wirt Fritz Maislinger. Sein 4-Sterne-Bett+Bike-Be-
Fritz Maislinger betreibt diesen Vier-SterneBett + Bike-Betrieb in Eugendorf
Die DRAHTESEL-Serie Einkehrschwung: Österreichs beste Rad-Wirte stellt Gastronomie-Betriebe vor, die Radfreundlichkeit überzeugend leben
trieb in Eugendorf mit Landwirtschaft und regionaler Kulinarik bietet ein reichhaltiges Angebot für Radfahrende: Fahrradraum mit moderner Rad-Werkstätte, breites Tourenangebot, Touren- und Fitnessberatung sowie Pauschalangebote. Und am Ende des Tages ist noch ein gemütliches Ausradeln auf der Trasse der einstigen Ischler Bahn in die zwölf Kilometer entfernte Festspielstadt möglich. Ernst Miglbauer
www.salzkammergut.at/detail/ article/salzkammergut-radweg.html www.eddy-merckx-classic.com www.gastagwirt.at
Fotos: Fritz Maislinger; Markus Wessig ⁄ WienerWaldTrails
Die Hauptdarsteller sind die Seen
ARGUS Fördernde Mitglieder 2Rad-Peter Vesecky 2Rad-Fachbetrieb seit 1919 Böcklinstraße 64 1020 Wien Tel.: 01/728 93 11 2rad-pv@gmx.at 2rad-pv.at
Sator Bike Shop Neu- u. Gebrauchträder, Reparaturen Böcklinstraße 104 1020 Wien Tel.: 01 / 4728 91 36 office@sator-bike.at sator-bike.at
Glanzrad majestic stylish bicycles Leopoldsgasse 21 1020 Wien Tel.: 0676 / 411 42 29 office@glanzrad.com glanzrad.com
das taschenfahrrad Stadt-, Tourenräder & Fahrradtaschen Verkauf / Werkstatt Leopoldsgasse 28 1020 Wien Tel.: 0699 / 104 31 886 hans.poellhuber@chello.at dastaschenfahrrad.com
Wien Rad Verkauf und Werkstatt im Nordbahnviertel Krakauer Straße 25 1020 Wien Tel.: 01/212 48 36 office@wienrad.at wienrad.at
Starbike Dein Radspezialist am Praterstern Lassallestraße 5 1020 Wien Tel.: 01/219 80 65 office@starbike.at starbike.at
SPORTHAUS RIH Fahrradverkauf und -reparatur Praterstraße 48 1020 Wien Tel.: 01 / 214 51 80
Sportalle Keep cycling with positive energy! Erdberger Lände 16b 1030 Wien Tel.: 0664 / 262 26 76 shop@sportalle.com sportalle.at
Stadtradler Dein Hollandrad-Spezialist Karlsgasse 16 1040 Wien Tel.: 0664 / 340 15 68 stadtradler.at
Kosty Kosteletzky Fahrräder, Rennräder etc. Weyringergasse 37 1040 Wien Tel.: 01 / 505 06 86 kosty-radsport.at
Heavy Pedals Lastenradtransport und -verkauf OG Am Hundsturm 1 1050 Wien Tel.: 01 / 353 0 353 info@heavypedals.at heavypedals.at
Cooperative Fahrrad Fahrradverkauf und -werkstatt Gumpendorfer Straße111 1060 Wien Tel.: 01 / 596 52 56 fahrrad.co.at
Ciclopia Fahrrad + Werkstatt Stiegengasse 20 1060 Wien Tel.: 01 / 586 76 33 ciclopia.at
CITYBIKER.AT Lerchenfelder Straße 13 1070 Wien Tel.: 01 / 522 19 02 citybiker.at
IG-Fahrrad Shop Neu- und Gebrauchtradverkauf Werkstätte u. Verleih Westbahnstraße 28 1070 Wien Tel.: 01 / 523 51 13 ig-fahrrad.at
Enzovelo Ing. Heinz Wipplinger Spittelauer Lände 11 1090 Wien Tel.: 01 / 310 05 45 enzovelo.at
MOUNTAINBIKER.AT Stadtbahnbögen 145-150 Währinger Gürtel Ecke Sternwartestraße 1090 Wien Tel.: 01 / 470 71 86 mountainbiker.at
Manfred Dittler Waffenradspezialist Schlöglgasse 19 1120 Wien Tel.: 01 / 802 52 22 waffenrad.at Radshop.at Gabor Magyar e.U. Neubaugürtel 31 1150 Wien Tel.: 01 / 98 222 39 info@radshop.at radshop.at
Wolfgang Brunner Fahrradmechanikermeister Degengasse 37 1160 Wien Tel.: 01 / 485 57 32 das faltrad Ottakringer Straße 71 1160 Wien Tel.: 0681 / 104 07 744 dasfaltrad.at
Wienerwaldbiker.at Friedrich Michael Wehrgasse 4 2340 Mödling Tel.: 02236 / 27307 wienerwaldbiker.at
Brückl Fahrräder und Nähmaschinen Dametzstraße 5 4020 Linz Tel.: 0732/777 276 office@brueckl.cc brueckl.cc
Rad & Sport Kiesl Gmbh Beratung, Verkauf, Service Freistädter Straße 297 4040 Linz Tel.: 0732 / 750 450 radsport.kiesl@aon.at radsport-kiesl.at
Werner Kunster Fahrradmechanikermeister Mondscheingasse 4 8010 Graz Tel.: 0676 / 33 77 814
Reiseausrüstung Steppenwolf Alles für unterwegs Kirchengasse 34 1070 Wien Tel.: 01 / 523 40 55 steppenwolf.at
Fahrräder TRAPPL Fahrradverkauf und Werkstatt Leystraße 75 1200 Wien Tel.: 01 / 330 06 96 2radtreff.at 2radtreff huber e.U. Breitenfurter Straße 270 1230 Wien Tel.: 01 / 869 63 75 2radtreff.at
Ihre Adresse fehlt? Werden Sie ARGUS-Fördermitglied: service@argus.or.at
Fahrrad Aschauer Verleih, Verkauf, Reparatur Floridsdorfer Brücke/ Donauinsel (Parkplatz) 1210 Wien Tel.: 01/ 278 86 98 radverleihdonauinsel.at
Fahrradboten Hermes Fahrradbotendienst Zirkusgasse 36 1020 Wien Tel.: 01 / 317 68 69 hermes.at
Heavy Pedals LastenradbotInnendienst Am Hundsturm 1 1050 Wien Tel.: 01/353 0 353 DW 11 transport@heavypedals.at heavypedals.at
Diverses
Fahrradständer bike20 Werkstatt-Verleih-Touren Friedrich-Engels-Platz 6 Eingang Kapaunplatz 1200 Wien Tel.: 0650 88 15 391 office@bike20.at www.bike20.at
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CONNEXURBAN Fahrradparker / Überdachungen Tel.: 07613 / 8895 connexurban.at
ORION Bausysteme GmbH Waldstraße 2 D-64584 Biebesheim Tel.: +49 6258 / 5552-0 orion-bausysteme.de
Radverleih Pedal Power Vienna rent a bike / city bike tours Ausstellungsstraße 3 1020 Wien Tel.: 01 / 729 72 34 pedalpower.at
Die Radstation Verleih-Raparatur-Parken-Shop Am Hauptbahnhof 1 1100 Wien Tel.: 01/895 99 09-8800 office@dieradstation.cc dieradstation.cc
rahmennummer.at Identifiziere Dein Fahrrad Gratis Fahrradregistrierung rahmennummer.at
bikeLetter.at Fahrrad Textportal Kurze und prägnante Textnachrichten aus der Welt des Fahrrades. Auch als News-Feed.
Innsbrucker Verkehrsbetriebe Gratis Fahrradtransport Bus & Tram Pastorstraße 5 6010 Innsbruck Tel.: 0512 /53 07-0 ivb.at
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 39
Fahrradhändler
S E R I E Ö ST E R R E I C H S S C H Ö N STE R ADTO U R E N
ÖSTE R R E ICH NATIONALPAR K HOH E TAU E R N Spittal Start
Lienz
Millstätter See
Sillian Toblach
Weissensee
Ossiacher See
Völkermarkt
Wörther See Villach Faaker See
Klagenfurt
Klopeiner See
ITALI E N
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 40
S LOW E N I E N
Von Toblach bis Maribor QUALITÄTSKONTROLLE: Mario Sedlak
Der Drauradweg wurde heuer vom ADFC mit fünf von fünf möglichen Sternen ausgezeichnet. Zu Recht? Unser Autor hat sich die Radstrecke angeschaut
W
elche Radwege sind die schönsten im Land? Laut ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) dürfen sich der Neusiedler-See-Radweg und jener entlang der Drau mit diesem Titel schmücken. Nur sie erreichten in Österreich in der ADFC-Bewertung fünf von fünf möglichen Sternen. Der österreichische Teil des Drauradwegs trägt das Gütesiegel seit heuer. Nach Sanierung einer Teilstrecke, neuer Beschilderung, Entfernung von Gefahrenstellen und Errichtung zusätzlicher Radinfrastruktur. Es gibt keine Schiebestrecken, keine Varianten und keine unnötigen Umwege. 150.000 Radfahrende im Jahr Als ich den Drauradweg fuhr, fühlte ich mich sehr willkommen und geschätzt. Vor allem die Beschilderung empfinde ich als erstklassig. Auch „Umsteiger“, die irgendwo auf eine abzweigende Route wechseln wollen, werden vorbildlich geführt. Die vielen Berge, Seen und Biotope sind ein schönes Erlebnis. Alle Drauradweg-Wirte bieten eine Unterkunft auch für nur eine Nacht. Das war früher nicht selbstverständlich. Der Drauradweg beginnt in
Südtirol auf 1.200 Meter Seehöhe in Toblach. Schon nach 13 Kilometern wird Osttirol erreicht. Die kontinuierlich abfallende Strecke bis Lienz ist eine der meistbefahrenen Radrouten Österreichs. Zu Spitzenzeiten werden hier über 6.000 Radfahrende pro Tag gezählt, überwiegend Radreisende aus Italien. Am ganzen Drauradweg sind es ca. 150.000 pro Jahr. Natürlich hat der Radweg auch für die Alltagsradelnden einen großen Nutzen. Im Notfall: Der „Kärntenshuttle“ In manchen Städten, etwa in Villach, ist der Drauradweg jedoch schwierig zu erreichen. Umgekehrt sind z. B. Supermärkte für die Radtouristinnen und -touristen schwer zu finden. Das ist aber auf den meisten Fernradwegen so. Der östliche Teil des Drauradwegs ab Völkermarkt ist weniger attraktiv. Hier ist es hügeliger und die Route ist oft näher bei verkehrsreichen Straßen als beim Fluss. Außerdem ist der Rücktransport schwieriger, da von Völkermarkt oder Lavamünd keine Bahnverbindung mit Radmitnahme verfügbar ist. Es gibt den Drauradwegbus – doch der fährt nur einmal täglich am Vormittag. Sonst bleibt noch
Lavamün
Drav
Tour & Reise
Graz
Angebote für Radreisende „Drau-Kulinarik-Herbst“ (bis 1. Oktober 2016): jeden Samstag kleine, geführte Radtouren von Wirt zu Wirt drauradwegwirte.at
MUR
nd Maribor
vograd
Ende Varaždin DRAU
K ROATI E N
das Taxi („Kärntenshuttle“). Vielleicht dann doch besser gleich bis Maribor (Slowenien) weiterradeln? Das sind von der Landesgrenze noch gut 70 Kilometer. Die haben auch ihren Reiz, aber wegen der vielen Steigungen ist diese Strecke eher für sportlich Ambitionierte geeignet. Die Wenigsten wissen, dass die beschilderte Route sogar bis zur Einmündung der Mur in Kroatien weitergeht (ca. 135 Kilometer von Maribor), überwiegend jedoch auf Straßen. „Wir planen einen Radweg entlang der Drau, getrennt vom Verkehr“, sagt Uroš Rozman, der die entsprechende Arbeitsgruppe in Slowenien leitet. Der österreichische Teil des Drauradwegs gilt dabei als Vorbild. Nach Maribor und weiter Gute Wege, gute Beschilderung – da gibt es am Drauradweg nichts zu meckern
Genaue Karten der jetzigen Route, die mehrere Varianten enthält (Asphalt und naturnah), werden kostenlos angeboten – ideal für Pioniere, die gerne etwas Neues, abseits des Massentourismus entdecken. Insgesamt können rund 500 Kilometer entlang der Drau zurückgelegt werden. Die ersten 240 bis Völkermarkt sind für Radfahrende jeden Könnens empfehlenswert.
„ÖBB-Plusangebot“ Zum Zugticket nach Sillian, Spittal oder Villach kann ein „Kulinarikgutschein“ im Wert von 15 Euro um 12 Euro dazugebucht werden; inkludiert außerdem 20 Prozent günstigere Übernachtung bei bestimmten Drauradweg-Wirten ADFC-Gütesiegel für Radrouten Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club zeichnet Radstrecken mit einem Qualitätssiegel aus. Zu den Kriterien gehören: Qualität des Wegs (Breite, Oberfläche, KfzBelastung), abwechslungsreiche Routenführung, Übernachtungsmöglichkeiten, Gastronomie und Verfügbarkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln mit Radmitnahme. adfc.de/5267_1 drauradweg.com (Italien, Österreich) mura-drava.eu/de (Slowenien, Kroatien) kaernten-radreisen.at/drauradwegbus kaerntenshuttle.at
Mario Sedlak betreibt Qualitätskontrolle an Österreichs Radwegen
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U NGAR N
Tadschikistan, Grenzfluss zu Afghanistan, auf dem Weg zum Pamir-High-Way, auf ca. 3.000 Höhenmetern
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Tadschikistan Karakul See mit einem Horn eines Marco Polo Schafes Laos, Schulkinder schieben auf ihrem Heimweg ihre Fahrräder die steilen Straßen hinauf
Kirgistan, die Jurten der Nomaden
Gefühlslagen einer Radreise
Tour & Reise
Vierzehn Monate waren unsere Autorinnen mit ihren Fahrrädern von Wien bis Malaysien unterwegs und legten dabei 15.500 Kilometer in 17 Ländern zurück
Unsere Autorinnen feiern ihre Ankunft in Thailand
DURST
Um 5 Uhr früh läutet der Wecker. Aufsatteln bei Sonnenaufgang. Morgenfrische erfreut unsere Haut. Wir radeln die ruppige, aus Asphaltschollen bestehende Straße durch die Wüstenlandschaft Kasachstans. Die Sonne hüllt das Terrain in blasses Rot und klettert uns beängstigend schnell entgegen. Bald beginnt das fürchterliche Schwitzen. 45 Grad Celsius und nirgends Schatten. Zehn Liter Wasser trinkt jede von uns täglich – angereichert mit Salz und Zucker. Trotzdem sind wir dauernd durstig. Wie zwei Dörrzwetschken in Salzkruste kämpfen wir uns durch Sonne, Sand und Staub.
GASTFREUNDSCHAF T
Gletscherbedeckte 6.000er über einer Hochebene, die wie eine Mondlandschaft aussieht: So begegnet uns Tadschikistan. Erstaunlicherweise leben auch in dieser kargen Gegend Menschen. Wir kochen gerade Reis zum Abendessen, als eine Herde Schafe blökend um unser Zelt trottet. Begleitet werden sie von einem Hütehund und einem Hirten. Auf die Frage, ob wir ihm Schafsmilch abkaufen könnten, lädt uns der Hirte in seine Steinhütte ein. Er lebt auf 3.500 Meter in einfachsten Verhältnissen. Seine Frau bietet uns warmes Brot aus dem Steinofen und eine Tasse frisch abgekochter Schafsmilch an. Wir verständigen uns in einer Mischung aus Russisch und vielen Gesten. Während unserer ganzen Reise überrascht uns die liebevolle Gastfreundschaft immer wieder aufs Neue.
WEITE
Ost-Tibet knapp sieben Radmonate von Wien entfernt. Wir strampeln schon seit vier Stunden Serpentine für
Serpentine den Berg hinauf. Ob wir es heute noch auf den Pass schaffen? Der Ausblick macht alle Strapazen vergessen: Mächtige Berge umgeben uns, unten im Tal leuchtet der Herbstwald im Abendrot. Ein Hausdach glitzert im Sonnenlicht. Wir sind fasziniert von den aufwendig verzierten Fensterrahmen. Zwei Kilometer vor dem Pass besteht die Straße nur noch aus Sand und Steinen. Ein Lkw hüllt uns in eine Wolke aus Staub und Russ. Endlich: Die letzten Meter. Tausende bunte tibetische Fahnen winken uns zu und feuern uns an. Ein berauschendes Gefühl: 4.700 Meter erklommen. Wir feiern mit den Fahnen und genießen den Fernblick, bis uns der kalte Wind den Berg hinunter treibt.
tend und in sicherem Abstand stehen geblieben. Der Fahrer wirkt nervös. Wir wollen die grauen Riesen genauer betrachten und rollen mutig vor. Eine Elefantenmama und ihr Kleines kommen gemütlich aus dem Dickicht auf die Straße. Sie scheinen nicht ganz sicher zu sein, wohin sie wollen. Plötzlich erblicken uns die beiden grauen Gesichter. Die Elefantenmama wirft ihren Rüssel in die Luft und trompetet uns eine Warnung entgegen. Mit flatternden Ohren galoppiert sie auf uns zu. Angsterfüllt verstecken wir uns samt Rädern hinter dem Auto. Unsere rasante Flucht dürfte sie wieder beruhigt haben. Sie bleibt stehen und verschwindet dann gemächlichen Schrittes mit ihrem Kleinen ins Dickicht.
KÄLTE
WAS BLEIBT?
In der Dämmerung schlagen wir unser Zelt auf und verkriechen uns vor der nächtlichen Kälte in unseren Daunenschlafsäcken. Dicke Wollhauben wärmen unsere träumenden Köpfe. Nur die tapferen Nasenspitzen bleiben der Kälte ausgesetzt. Am Morgen weckt uns die Sonne. Es ist noch immer ziemlich kalt. Vor dem Frühstück heißt es: Eis kratzen. Innen und außen am Zelt hat sich in der Nacht eine Eisschicht gebildet. Auch unser Wasser ist teilweise gefroren und muss von der Sonne aufgetaut werden. Bald ist es aber dank der Sonne auch auf 4.500 Meter wieder angenehm warm, und wir strampeln unserem nächsten Pass entgegen.
MUT
Auf unserem Weg durch den thailändischen Nationalpark Khao Yai erwartet uns eine Überraschung. Eine etwa sechsköpfige Elefantenherde will die Straße kreuzen. Ein Auto ist abwar-
Der Reichtum einer so langen Reise lässt sich niemals umfassend in wenigen Worten beschreiben. Unsere innere Landkarte hat sich mit unzähligen Eindrücken gefüllt. Die Gastfreundschaft in all den Ländern, die Triumphe auf hohen Pässen, das Gefühl, überall zu Hause zu sein, die Gesamtheit all dieser unglaublichen Erlebnisse haben uns Vertrauen in und Verbundenheit mit der Welt geschenkt. Wieder zurückgekehrt, wissen wir: Alles ist möglich. Wir träumen von unserer nächsten Radreise durch Afrika. Fotovortrag am 28. September 2016 an der VHS Urania, Wien Zwei Träume, zwei Räder, eine Welt – Mit dem Fahrrad von Wien bis Malaysien. Kartenreservierungen bei der VHS Urania direkt an der Kurskassa und per Mail: kursanmeldung.urania@vhs.at Kursnummer: 16.01.7102.00.002 vielweltigeradmomente.wordpress.com
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 43
TEXT UND FOTOS: Claudia Springer und Bettina Bogner
Impressum
DRAHTESEL – Das österreichische Fahrradmagazin
33. Jahrgang ⁄ Heft 3 Erscheinungsdatum 5. September 2016 Medieninhaberin (Verlegerin) und Herausgeberin ARGUS – Arbeitsgemeinschaft Umweltfreundlicher Stadtverkehr DVR-Nr.: 0445495 ZVR-Zahl: 265962142 Sitz Frankenberggasse 11 1040 Wien Vorsitz Andrzej Felczak felczak@argus.or.at Stv. Vorsitz Heidi Schmitt
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 44
Chefredakteur Matthias G. Bernold chefredakteur@drahtesel. or.at
Unter Mitarbeit von Walter Albrecht Lukas Beurle Walter Bradler Eliza Brunmayr Michael Bürger Christoph Bayer Marcin Dopieralski Andrzej Felczak Martin Friedl Evelyn Eder Willi Grabmayer Martina Gura Alec Hager Eva Häfele Mirko Javurek Jan Killian Rolf Nagel Valerie Madeja Margit Palman Peter-Alexander Pöltl Erwin Preuner Peter Provaznik Roland Romano Heidi Schmitt Mario Sedlak Daniela Schulhofer Reinhold Seitl Andrea Siegl Christian Steiner Beatrice Stude Horst Watzl Wolfgang Wehap
Kolumnen Roland Girtler Ines Ingerle Barbara Ottawa Johannes Pepelnik Reinhold Seitl Cover Anna Hazod annahazod.com Art Direktion Anna Hazod annahazod.com Bildbearbeitung Marlies Plank Anzeigen Reinhold Seitl reinhold.seitl@commdes.at Illustrationen Lysanne Bellemare (Autorenportraits) Anna Hazod
Kontakt ARGUS-Fahrradbüro Frankenberggasse 11 1040 Wien Mo - Fr 14 - 19 Uhr, Sa 10 - 14 Uhr Tel.: 01 ⁄ 505 09 07 Fax DW: 19 service@argus.or.at radlobby.at ⁄ argus Radlobby ARGUS Wien-Büro Lichtenauerg. 4 ⁄ 1 ⁄ 1 1020 Wien Tel. & Mail siehe ARGUS-Fahrradbüro oben Mo-Fr 10-13 Uhr Bankverbindung IBAN AT40 6000 0000 0758 2600 BIC OPSKATWW Leserbriefe sind herzlich willkommen, allfällige Kürzungen können nicht ausgeschlossen werden. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mit der Meinung der DRAHTESEL-Redaktion übereinstimmen.
Der DRAHTESEL ist das Vereinsmagazin der ARGUS und wird in Kooperation mit den Vereinen der Radlobby Österreich hergestellt.
Radlobby Österreich ist Mitglied des Europäischen Radfahrverbandes ECF Druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH Die gesamte Produktion des DRAHTESEL wird nach dem österreichischen Umweltzeichen abgewickelt.
Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686, Ferdinand Berger & Söhne GmbH
Briefe aus der Ferne Dieses Mal: Kieler Woche
Foto: Andrzej Felczak
TEXT: Andrzej Felczak
Die Kieler Woche ist das größte Segelsportereignis der Welt. Höhepunkt ist die Windjammerparade mit mehr als hundert historischen Schiffen aus der ganzen Welt und 80.000 Besuchenden. Als begeisterter Segler muss man dieses Schauspiel einmal im Leben gesehen haben, und so verbanden meine segelnden Kameradinnen und Kameraden und ich unseren jährlichen Törn mit der Kieler Woche. Am Tag der Windjammerparade treffen wir einander um 11 Uhr bei der Reventloubrücke. Voll hoher Erwartungen blicken wir über die Kieler Bucht. Wie enttäuscht sind wir aber, als wir feststellen müssen, dass sich das Gros der Segelschiffe fast außer Sichtweite in großer Entfernung befindet. Weit drinnen in der Kieler Bucht sieht man fast nichts. Ein Einheimischer erzählt uns, dass die Schiffe erst in der Buchtmündung Segel setzen. Im Übrigen seien wir sowieso zu spät
dran, fast alle Schiffe wären schon vorbei gekommen. Hektische Beratung, wie wir näher zu den Segelschiffen kommen könnten. Zu Fuß ist es zur Buchtmündung zu weit und an Taxi ist nicht zu denken, weil der Kfz-Verkehr an diesem Tag stark eingeschränkt ist. Zwei Kollegen setzen auf den Bus. Der Rest
Nur möglich dank Fahrrad: Blick auf die Windjammerparade
lässt überhaupt die Schoten fahren und zieht sich enttäuscht in die Stadt zurück. Jetzt kommt es mir zugute, dass ich als einziger mit dem Fahrrad da bin. Ich will die Parade auf keinen Fall verpassen und radle auf dem Ostseeradweg den Schiffen hinterher. Gerade rechtzeitig erreiche ich beim Leuchtturm Friedrichsort den idealen Beobachtungspunkt: In der Buchtmündung kreuzen Dutzende Barken, Schoner, Briggs und Rahsegler. Es ist wie eine Reise in eine Zeit, als weiße Segel die Weltmeere beherrschten. Bei der Rückkehr schlägt mir von Seiten meiner maritimen Freundinnen und Freunde etwas Neid entgegen. Auch die Busfahrer hatten kein Glück, landeten irgendwo im Nirgendwo und sahen nichts. Die Moral: Es gibt kein besseres Verkehrsmittel als das Fahrrad. (Außer ein Segelboot vielleicht.) ostsee.de/kiel/kieler-woche.html
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1929 km - Wien
2586 km - Ulm 2840 km - Donaueschingen
2285 km - Passau
1647 km - Budapest
1870 km - Bratislava
q Deutsche Donau Die bereits von Kaiser Tiberius anerkannte Donauquelle in Donaueschingen ist der Flusskilometer 2840 der Donau. Auf einer Länge von 592 km verläuft der zweitlängste Strom Europas in Deutschland. Der Oberlauf von Donaueschingen bis Ulm ist gekennzeichnet durch die Donauversickerung sowie den hohen Kalkfelsen des Naturparks Obere Donau. Neben den landschaftlichen Schönheiten passiert man zahlreiche Burgen, Klöster, Schlösser und Städte. Durch schroffe, weiße Felswände zwängt sich die Donau zwischen Weltenburg und Kelheim, sie ist hier nur mit dem Schiff zu befahren. Der zweite Teil, von Regensburg nach Passau, führt entlang des Bayrischen Waldes, vorbei an der Ruhmeshalle Walhalla, durch das schon von den Römern besiedelte Straubing bis in die Drei-Flüsse-Stadt Passau. Puzzle Regensburg - Linz Termin: Do 8. - So 11.6.2017
q Österreichische Donau Nicht jeder Puzzlestein ist gleich groß. Die Etappen durch die Schlögener Schlinge bis Linz, durch den Strudengau bis Ybbs, durch die Wachau, von Krems nach Wien und weiter bis Bratislava werden jeweils als Tagesfahrten immer wieder angeboten. Puzzle Marillenblüte in der Wachau Termin: Sa 22.4.2017
1040-934 km - Eisernes Tor
1170 km - Belgrad
150 km - Galati
495 km - Russe
0 km
q Bulgarische Donau Nach dem Eisernen Tor erstrecken sich 800 km unberührtes Land, das erforscht werden will. Die Landschaft ist gekennzeichnet durch dünne Besiedlung und uns fremde Kulturen. Dazu steht im Gegensatz die junge dynamische und pulsierende Hauptstadt Bukarest. Den Abschluss bildet das Bioreservat Donaudelta, in dem man sich auf einem schwimmenden Hotelfloß mehrere Tage zur Erkundung der einzigartigen Fauna und Flora aufhalten wird. Termin: Sa 24.9. - So 2.10.2016 ! Arrangement im DZ: EUR 1230,00 Leistungen: Busfahrt lt. Programm, Unterbringung in Mittelklassehotels, 8 x Halbpension, Rad- und Gepäckstransport, techn. Support, detaillierte Tourinfos + Pläne, GPS Navigation, Tourbegleitung, Radreise- und Stornoschutz
q Rumänische Donau Auf den letzten knapp 400 Kilometern ändert sich das landschaftliche Bild der Donau kaum mehr: Flach und breit fließt sie weitgehend nicht reguliert zwischen Auwäldern dahin. Seitenarme und Inseln machen sie zu einem Paradies für Pflanzen und Tiere. Siedlungen am Ufer sind selten, denn die Anwohner ziehen aus Angst vor Hochwässern einen Platz in respektvoller Distanz vor. Der majestätische Strom erreicht hier Breiten bis zu zwei Kilometern; bei Hochwasser wird die Wasserfläche nahezu unübersehbar. Im Delta schließlich verzweigt sich das Wasser in drei Hauptflüsse und zahllose Seitenarme. Das Gewirr von Kanälen und Kanälchen, Seen, Schilfflächen, schwimmenden Schilfinseln, Wäldern und Steppen des Deltas bietet vielfältige Lebensräume für Vögel und Fische. Das Donaudelta ist seit 1991 UNESCO-Welterbe, seit 1993 Biosphärenreservat und Nationalpark. Termin: Sa 24.6. - So 2.7.2017
q Ungarische / slowakische Donau Bis knapp vor Budapest bildet die Donau die Grenze zwischen Ungarn und der Slowakei. Spannend ist der Gegensatz zwischen dem Naturschutzgebiet „Mosoner Donau“ und den kilometerlangen Dammwegen, die für Radler und Skater zur Verfügung stehen. Zwischen Komárom und Budapest passiert man die barocke Wasserstadt Tata, die Bischofsstadt Esztergom, Visegrad sowie den Künstlertreff Szentendre. Nach Budapest fließt die Donau durch die Weiten der ungarischen Tiefebene. Puzzle Slowakische Donau - Von Bratislava nach Komarno Termin: Sa 16.9.2017
Donaufinisher am Delta
q Kroatische und serbische Donau Reste der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Kroaten und Serben findet man auf Schritt und Tritt in den heißumkämpften Städten Osijek und Vukovar. Das moderne Mahnmal erinnert an mehrere tausend Opfer des Bürgerkrieges. Zwischen den Städten Novisad und Belgrad fährt man großteils auf Dammwegen, die die Wassermassen in Zaum halten. Danach befindet man sich im Hinterhof Europas. Die Bevölkerung lebt in relativ ärmlichen Verhältnissen. Die Fahrt durch den Naturpark Eisernes Tor zählt zu den Highlights der gesamten Donau.
ELITE TOURS REISEBÜRO gESMBH
1210 Wien, Wagramerstraße 181 Tel: 01 - 513 22 25, Email: rad@elitetours.at www.eliteradtours.at
Forum Briefe von Leserinnen und Lesern Seite 46
Reflektor: Heute mit Ratespiel Seite 46
# Fahrräder in die Tiefgaragen! Seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, ärgere ich mich, weil für Fahrräder in Tiefgaragen ⁄ Parkgaragen unerklärlicherweise der Zugang verboten ist. Explosionsgefahr besteht durch sie ja wohl nicht. Notorische und notorisch unaufgeklärte Fahrraddiebstähle sowie der steigende Fahrrad-Anteil im Verkehr wären aus meiner Sicht ein Grund, in Garagen endlich diebstahlsichere, versperrbare Boxen für Räder auf wenigstens fünf Prozent der Flächen einzurichten – zumindest im jeweils ersten Geschoß. Sissy Danninger, 1210 Wien
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 46
# DE 2 ⁄ 16 Heft zu helmlastig! Der DRAHTESEL hat sich zu einem Magazin entwickelt, das sich wirklich sehen lassen kann! In der Ausgabe 1 ⁄ 16 sind mir allerdings zahlreiche Abbildungen helmtragender Personen negativ aufgefallen. Wird Radfahren mit Helm als Norm dargestellt, so erzeugt das Gruppenzwang, und auch die Rufe nach einer generellen Helmpflicht werden lauter.
Termine: Fahrradschau, Radkult und mehr Seite 47
Der Nutzen von Radhelmen im Alltag ist strittig – Stichwort „risk compensation“ – ihre Verwendung ist daher individuell zu entscheiden. Nicht wenige schreckt die Aussicht, einen Helm tragen zu sollen, vom Radfahren ab. Daher muss sich ein Fahrradmagazin, das Lust aufs Radeln wecken will, klar positionieren: Radfahren ist auch ohne Helm sicher und vernünftig – und macht vor allem viel Spaß! Martin Rotter, 1180 Wien
# DE 2 ⁄ 16 Foodora Da der DRAHTESEL grundsätzlich einen guten Ruf in der Gemeinschaft genießt, wundert mich Ihre Berichterstattung über Foodora. Herr Bernold zitiert Herrn Gaied, der von einem überdurchschnittlichen Lohn spricht. Hätte man diese Aussage nicht „for granted“ genommen, hätte man festgestellt, dass es mindestens einen Fahrrad-Botendienst (Spinning-Circle) gibt, der mehr bezahlen kann und tut. Das Potenzial der REIN Fahrrad-basierten Logistik, wird von Spinning Circle bereits seit über elf Jahren höchst professionell aufgezeigt. Ich kann Ihnen aus langjäh-
riger Erfahrung sagen, dass Foodora mit Fahrradbotendienst nicht wirklich etwas zu tun hat, außer dass beide Parteien auf Fahrrädern sitzen. Viktor, 1070 Wien
Antwort der Redaktion Mit dem im Artikel angegebenen Stundenlohn von 8 Euro kann man sich – denke ich – ganz gut ein Bild von der Entlohnung bei Foodora machen. Zudem weist der Artikel explizit auf die prekäre Situation der Botinnen und Boten hin. Wir meinen, dass die Hinwendung großer, internationaler Unternehmen zu einer velozentrierten Logistik von erheblicher gesellschaftlicher und verkehrspolitischer Bedeutung ist. Man kann natürlich immer ein Haar in der Suppe finden, man mag – zu Recht – für bessere und fairere Arbeitsbedingungen kämpfen. Aber am Ende des Tages wollen wir doch alle mehr Räder auf den Straßen und weniger Lkw, PizzaAutos und sonstige Kfz. Oder? Die Redaktion freut sich über Diskussionsbeiträge und Leserbriefe. Bitte senden Sie uns Ihren Text unter Bekanntgabe Ihres Namens und der Postleitzahl an drahtesel@argus.or.at
Der Reflektor True Stories
1. Eine ältere Frau fährt mit dem EBike bedächtig auf der stark befahrenen Bundesstraße: und zwar am linken Straßenrand. Im Kreisverkehr setzt sie ihre Fahrt folgerichtig linksseitig gegen die Fahrtrichtung fort. Respektvoll fahren die Autos im Schritttempo an ihr vorüber, bis die Dame den Kreisverkehr verlässt und auf der linken Straßenseite gelassen weiterfährt. 2. Ein rund drei Meter breiter, gemischter Rad- ⁄ Fußweg. Eine Frau schiebt ihren Kinderwagen, ihr kommt ein Jogger entgegen. Als die beiden auf gleicher Höhe sind, schreit plötzlich einer: „Achtung!“. Ein Radfahrer rast mit hohem Tempo knapp zwischen Jogger und Kinderwagen durch. Der Läufer stolpert und landet im nahen Gebüsch. Bei der nächsten Ampel stelle ich den Rüpel zur Rede. Seine „Rechtfertigung“: der Weg gehöre den Zufußgehenden nicht allein.
3. Eine Gruppe Rennradfahrende überland auf einem Radweg. Zwei Mädchen, ins Gespräch vertieft, schlendern in die selbe Richtung. Als der Fahrer an der Spitze des Pelotons die beiden sieht, gibt er ein Zeichen. Alle bremsen auf Schrittgeschwindigkeit herunter. Die Mädchen werden freundlich gegrüßt und gebeten, Platz zu machen. Als sie kichernd zur Seite treten, bedanken sich die Radfahrenden. Jeder einzelne in der Gruppe. 4. Fußgängerzone. Radfahren erlaubt. Ein Radfahrer mäandert beherzt zwischen den Zufußgehenden hindurch. Mal links, mal rechts an ihnen vorbei. Jemand springt erschrocken zur Seite. Alles wahre Geschichten. Zwei spielen in Österreich, zwei außerhalb. Können Sie erraten, welche?
Reinhold Seitl ist Mediendesigner und Journalist in Wien. Er betreibt das FahrradTextportal bikeletter.at
Dieser Herbst hat einiges zu bieten Zum Beispiel das Streetlife Festival in der Babenbergerstraße (Foto links) oder das Gastspiel der Berliner Fahrradschau in der Marx Halle
Termine
Fotos: Christian Fuerthner ⁄ Mobilitätsagentur; Berliner Fahrradschau
mobilitaetswoche.at
Sternradln und Radparade in OÖ Sa., 17. September Auch 2016 wird es das Sternradln, die oberösterreichische Sternradfahrt der Radlobby zur Linzer Radparade geben. Fahrrad-Konvois aus mehr als 35 Gemeinden bewegen sich von Sammelpunkten in Steyregg, Leonding, Gallneukirchen und Puchenau in die Landeshauptstadt, wo als Höhepunkt auch die große gemeinsame Rundfahrt stattfinden wird.
Radlobby Wien Jour-Fixe Do., 6. Okt., 19 Uhr, Amerlingbeisl, EG-Saal, Stiftgasse 8, 1070 Wien Jeweils am ersten Donnerstag des Monats treffen einander Wiener Radaktive zum Gedankenaustausch. Beim Jour-Fixe werden aktuelle Projekte und Aktionen geplant und diskutiert sowie Erfahrungen zum Thema Radverkehrspolitik und Infrastruktur geteilt. Weitere Termine auf radlobby.at/wien/termine
radlobby.at/sternradln
Critical Mass Fr., 16. September, 16.30 Uhr, Schwarzenbergplatz, 1030 Wien Die Critical Mass, die Radausfahrt für eine gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums, findet in Wien jeden dritten Freitag im Monat statt. Auch in Graz, Innsbruck, Linz, Salzburg und Wiener Neustadt wird geradelt – dort jeweils am letzten Freitag im Monat. criticalmass.at
Streetlife Festival Sa., 17. & So., 18. September, Babenbergerstraße, 1010 Wien Anlässlich des Festivals für Stadtmenschen verwandelt sich die Babenbergerstraße wieder in Wiens größtes Wohnzimmer und lädt zum Flanieren, Tanzen, Reden oder Neues ausprobieren! Das Streetlife Festival findet heuer bereits zum dritten Mal statt. Es locken mehr als 60 Programmpunkte und Acts. streetlife-festival.at
Wiener Fahrradschau & Radkult 21. bis 23. Oktober, Marx Halle, Karl-Farkas-Gasse 19, 1030 Wien Erstmals gastiert die Fahrradschau, die weltweit spektakulärste Fahrrad-Lifestyle-Show in Wien. Nach Berliner Vorbild füllt sie die Marx Halle mit individuellem Fahrraddesign, zeitgemäßem Rad-Outfit und einem aufsehenerregenden ActionProgramm. Für den passenden kulturellen Rahmen sorgt das
traditionsreiche Radkult-Festival mit Langer Nacht des Fahrradfilms, Art Shows, Tweed Ride und Alleycat. wienerfahrradschau.at radkult.at
MTB-Marathon „Drei Täler Classic“ Mi., 26. Oktober, Windhaag bei Perg Am Nationalfeiertag lädt Windhaag bei Perg zum „Drei Täler Classic“ MountainbikeMarathon. Von der Hoftaverne Holzer führt die Strecke durch drei Täler im unteren Mühlviertel – den Windhaager Schlossgraben, das Kemettal und das Naarntal. Teilnehmende können sich auf drei verschiedenen Distanzen beweisen.
Drahtesel 3 ⁄ 2016 – 47
Europäische Mobilitätswoche 16. bis 22. September 500 österreichische Städte und Gemeinden und weltweit 2.000 Städte sind jedes Jahr mit dabei, um mehr Bewusstsein fürs Zufußgehen, Radfahren und Öffentlichen Verkehr zu schaffen. Alle Aktionen, wie zum Beispiel der österreichweite Straßenmal-Wettbewerb „Blühende Straßen 2016“, finden sich auf
mtb-windhaag.com
Sie haben einen Termin, den Sie gerne in dieser Rubrik verzeichnet hätten: Schreiben Sie uns an drahtesel@argus.or.at
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18–23 Uhr 10– 1 9 Uhr 19– 05 Uhr Lange Nacht des Radfahrens 10– 1 8 Uhr
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