DRAHTESEL 1/21 - Grüner pendeln

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38.  Jahrgang / Ausgabe 1 / 2021

Prekär beschäftigt Hilft den Radbot*innen ihr Kollektivvertrag? Seite 16

Oliver Baier Der Moderator über seine Passion fürs Radreisen Seite 36

Gravelbikes Halten die Allrounder, was sie versprechen? Seite 48

Raus aus der Stadt Ausflugstipps gegen den Corona-Koller Seite 54

P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M

Das österreichische Fahrradmagazin

Grüner pendeln Wie E-Bikes die Mobilität auf dem Land verändern können – und was die Politik dafür tun muss



Brief des Herausgebers

Liebe Leserin, lieber Leser, des Bundes mit eingerechnet, sollen so in Niederösterreich in den nächsten zehn Jahren 100 Millionen Euro in den Radverkehr fließen. In mehreren Bundesländern scheint somit eine der beiden Hauptvoraussetzungen für einen ehrgeizigen Ausbau der Radinfrastruktur erfüllt zu sein: Das Geld ist da. Wie ernsthaft die Länder ihre Radverkehrsziele verfolgen, wird sich daran zeigen, wie sie mit der zweiten Hauptvoraussetzung umgehen: Mit dem Platz. Die bestehenden Lücken im Radverkehrsnetz zu schließen wird nur möglich sein, wenn für die Radinfrastruktur nicht mehr lediglich Restflächen zur Verfügung gestellt werden, sondern der Straßenraum umverteilt wird. Die Radlobby bleibt am Ball. Sie wird darauf pochen, dass die in Aussicht gestellten Finanzmittel tatsächlich fließen und die geplanten Verbesserungen wirklich umgesetzt werden, und sie wird ihr Know-how einbringen, um praxisgerechte Lösungen zu erzielen. Die Radlobby hat nur wenige hauptamtliche Mitarbeiter*innen und lebt vom Einsatz ihrer Ehrenamtlichen. Sie kann daher jede Unterstützung brauchen: Mit einer RadlobbyMitgliedschaft oder einer Spende können Sie unsere Finanzen stärken, und für das lokale Radlobbying ist Ihre aktive Mitarbeit vor Ort unentbehrlich. Unser Bike-Festival ist voriges Jahr leider ausgefallen. Wir geben aber nicht auf und machen am 29. und 30. Mai einen neuen Anlauf. Und wenn Corona es erlaubt, freuen wir uns sehr auf Ihren Besuch.

Andrzej Felczak Vorsitzender von Radlobby ARGUS und Radlobby Österreich

Die Radlobby ARGUS lädt ihre Mitglieder zur OnlineGeneralversammlung ein: Freitag, 23. April, 18:30-20:30 Uhr. Bitte um Anmeldung bis 22. April an: service@argus.or.at radlobby.at/argus/gv2020

38. Jahrgang / Ausgabe 1 / 2021

Prekär beschäftigt Hilft den Radbot*innen ihr Kollektivvertrag? Seite 16

Oliver Baier Der Moderator über seine Passion fürs Radreisen Seite 36

Gravelbikes Halten die Allrounder, was sie versprechen? Seite 48

Raus aus der Stadt Ausflugstipps gegen den Corona-Koller Seite 54

P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M

Andrzej Felczak

Das österreichische Fahrradmagazin

Grüner pendeln Wie E-Bikes die Mobilität auf dem Land verändern können – und was die Politik dafür tun muss

Cover: Carlos Arrojo www.carlosarrojo.com

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 3

die österreichische Politik spricht seit Jahrzehnten davon, dass das Verkehrsmittel Fahrrad gut für Umwelt, Gesundheit, Klima und Lebensqualität ist und gefördert werden sollte. Geschehen ist bisher meist nur dort etwas, wo es wenig kostete und Restflächen verfügbar waren. Dementsprechend lücken- und mangelhaft ist die Radinfrastruktur an vielen Stellen heute, und auch andere Rahmenbedingungen für Radfahrer*innen sind stark verbesserungswürdig. Seit einigen Jahren steigt jedoch das Bewusstsein für die Klimakrise und ihre Folgen. Das führt offenbar auch dazu, dass die Politik den Fahrradverkehr zunehmend ernstnimmt. Den Anfang gemacht haben das Land Steiermark und die Stadt Graz, die Ende 2019 ankündigten, in den nächsten zehn Jahren 100 Millionen Euro in den Radverkehr im Großraum Graz investieren zu wollen. Es war das erste Mal, dass in Österreich ein Betrag in dieser Höhe für den Radverkehr genannt wurde. Derzeit laufen Gespräche und Vorarbeiten für die konkrete Planung. Mitte 2020 ließ Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) mit der Ankündigung aufhorchen, das Förderbudget für den Radverkehr für das Jahr 2020 auf 40 Millionen Euro fast zu verzehnfachen. Für 2021 ist dieselbe Summe budgetiert. (Der Einsatz der Radlobby dürfte an der Erhöhung der Fördermittel nicht ganz unbeteiligt gewesen sein ...) In Wien hat sich die neue rot-pinke Koalition Ende 2020 auf eine deutliche Erhöhung des Radverkehrsbudgets auf 26 Millionen Euro pro Jahr geeinigt. Das Land Vorarlberg unterzeichnete Anfang 2021 eine Vereinbarung mit dem Bund: In den nächsten sechs Jahren soll der Radverkehr hier mit 62 Millionen Euro gefördert werden. Ganz überraschend kündigte dann Mitte März das Land Niederösterreich eine umfangreiche Strategie an, mit der es im Bereich Aktive Mobilität zu einem Vorbild für andere Regionen Europas werden will. Das Land will Förderungen zur Verfügung stellen, um Gemeinden und Betriebe zu Investitionen zu motivieren. Förderungen


Inhalt Politik

14 Innsbrucks neuer Masterplan

Wie gut sind die Pläne der grünen Stadtregierung?

Der neue Kollektivvertrag für Radbot*innen nützt nur wenigen

Ein Gerichtsurteil zeigt Rechtsunsicherheiten auf

Community

16 Prekäre Arbeit

18 Unfälle auf dem Arbeitsweg

20 Manu Delago

21

Eine Konzerttour auf dem Lastenrad Dusika-Stadion Österreichs einzige Bahnrad-Anlage wird endgültig abgerissen

Infrastruktur 23 Autobahn statt Miteinander

Linz verbannt Radelnde aus einer wichtigen Unterführung

Fahrrad-Infrastruktur auf dem Prüfstand

Wie gute Ampelschaltungen Menschen aufs Rad bringen

Die Straßenverkehrsordnung soll novelliert werden

Lebensstil

8 Cover: Grüner pendeln Ein Leben ohne Auto ist auf dem Land für viele unvorstellbar. E-Bikes könnten das ändern – wenn Politik und Behörden die Voraussetzungen dafür schaffen.

26 Radfahrende sehen rot

30 Recht: Was kommen könnte

36 Oliver Baier im Interview

Der Moderator über Radreisen, Ängste und Kleiderhaken

Auch Installateure und Kontrabassisten kommen ohne Auto aus

Corona und der Radverkehr

45

Lesestoff für Velophile Der Radschlag Expert*innen beantworten Fragen aus dem Fahrrad-Alltag

Produkte & Technik

42 Arbeiten mit dem Lastenrad 43 Infografik 44 Bücher

48 Gravelbikes

Was sie wirklich können und wodurch sie sich unterscheiden

Tour & Reise 53 Saubere Wege

Kolumnen Cinemascope Ines Ingerle über die Reisedoku „Pedal The World“ Seite 35 Brief aus São Paulo André Cabette Fábio über das Radeln im Schwerverkehr Seite 35

Warum eine Niederländerin auf Reisen Müll einsammelt

54 Tagesausflüge

Fünf kurze Touren um Wien herum 60 Drautalradweg Durch herrliche Landschaften von Südtirol bis nach Kroatien

Forum

62 Leserbriefe 63 Termine

Technik-Tipp Thomas Glanz über Schrauben, die Sie kennen sollten Seite 47 Reflektor Reinhold Seitl über die Erinnerung an die Sterblichkeit Seite 62 Impressum: Seite 29

Illustration: Carlos Arrojo

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 4

24 Plus / Minus


Liebe Leserin, lieber Leser! Editorial

wie man sicher durch Bangkok radelt und warum man auf langen Radtouren immer einen Berg Gummiringerln dabei haben sollte. Weil das mit den langen Fernreisen im Moment ja nicht so einfach ist, empfiehlt im Reiseteil Julia Beckel vom Arbeitskreis Radtourismus extrakurze Touren in der Nähe von Wien. Und im Ressort Produkte & Technik erklärt unser Autor Reinhold Seitl, ob die hippen Gravelbikes tatsächlich die Allrounder sind, die sie zu sein versprechen, und hilft allen, die sich eines zulegen wollen, bei der Wahl. E-Gravelbikes gibt es übrigens auch. In dieser Ausgabe finden Sie auch zwei neue Rubriken: Auf den Community-Seiten stellen wir ab jetzt in jedem Heft ein neues Radlobby-Mitglied vor. Und weil jedes gute Magazin (mindestens) eine Kummerkastentante braucht, beantworten in der Rubrik „Der Radschlag“ ab sofort eine Juristin, eine Verkehrspsychologin und ein Radlobbyist Ihre Fragen zu alltäglichen Problemen, Zwickmühlen und Konflikten im Radverkehr. Haben Sie auch eine Frage? Schreiben Sie uns:

Ruth Eisenreich Chefredakteurin

Haben Sie Tipps für Tagesausflüge rund um Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck, ...? Schicken Sie Ihre Empfehlungen an drahtesel@argus.or.at, wir präsentieren sie gesammelt auf der Radlobby-Website.

radschlag@drahtesel.or.at.

Viel Freude beim Lesen und gute Fahrt!

Fotos: privat, Peter Provaznik

Autor*innen dieser Ausgabe

Andrzej Felczak hat in diesem Heft nicht nur wie üblich das halbe InfrastrukturRessort vollgeschrieben, sondern auch noch den halben Politikteil. Neben der Coverstory (ab Seite 8) stammt auch ein Text zu Unfällen am Arbeitsweg von ihm (Seite 18).

Clara Felis ist DRAHTESEL-Leser*innen aus ihrer Kolumne bekannt, die ab jetzt im Wechsel mit dem „Reflektor“ auf der vorletzten Heftseite erscheint. In dieser Ausgabe hat sich die langjährige Radbotin mit ihrer Branche auseinandergesetzt (Seite 16).

André Cabette Fábio hat unsere Chefredakteurin schwer beeindruckt: Von allen Menschen, die sie in drei Monaten São Paulo traf, bewegte er sich als Einziger per Rad fort. Wie man radelnd im 12-Millionen-Moloch klarkommt, beschreibt er auf Seite 35.

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Vor zehn Jahren waren sie noch ein Kuriosum: Fahrräder, aber mit ElektroAntrieb, was soll denn das? Inzwischen haben wir uns an den Anblick von E-Bikes gewöhnt, ihr Anteil an den verkauften Fahrrädern steigt rasant: Im Jahr 2016 lag er bei 22 Prozent, im Jahr 2019 schon bei 39 Prozent. „Was, wenn jetzt alle vom Fahrrad aufs E-Bike umsteigen?“, sorgen sich da umweltbewusste E-BikeGegner*innen. „Was, wenn jetzt alle vom Auto aufs E-Bike umsteigen?“, malen sich umweltbewusste E-BikeFans eine bessere Zukunft aus. Mit der optimistischen zweiten Vision beschäftigt sich Andrzej Felczak in der Titelgeschichte dieser Ausgabe. Er hat Studien gewälzt und mit Landbewohner*innen über Freud und Leid des Pendelns mit dem (E-)Fahrrad gesprochen. In seinem Text schildert er, wie E-Bikes den Pendelverkehr mit dem Auto verringern könnten und was Politik und Behörden tun müssen, damit das tatsächlich passiert. Magdalena Jöchler und Klaus Brixler machen den Podcast „Reich durch Radeln“. Vor kurzem haben sie dafür mit Oliver Baier gesprochen, der nicht nur Moderator, Kabarettist und Schauspieler ist, sondern auch leidenschaftlicher Radreisender.Eine gekürzte Version des Interviews lesen Sie in diesem Heft. Baier erzählt darin unter anderem, was ihn vom Autozum Radfahrer gemacht hat,


Politik Cover: Ein Landleben ohne Autos ist möglich Seite 8

Innsbruck: Die Pläne der grünen Stadtregierung Seite 14

Radbot*innen: Was bringt der Kollektivvertrag? Seite 16

„In den Behörden fehlt es an Fachkräften“

Top Strafen fürs Rasen Autoraser*innen müssen ab Sommer mit höheren Strafen rechnen. Ein Maßnahmenpaket der türkis-grünen Regierung sieht vor, dass ihnen der Führerschein dann doppelt so lange entzogen werden kann wie bisher, der Rahmen für Geldstrafen soll von 2.180 Euro auf 5.000 Euro steigen. In extremen Fällen soll in Zukunft auch das Fahrzeug des Rasers oder der Raserin beschlagnahmt werden können. Im internationalen Vergleich sind die Strafen in Österreich aber weiterhin niedrig.

Seit November ist Jana Kühl Professorin an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Niedersachsen

Jana Kühl ist Deutschlands erste Professorin für Radverkehrsmanagement. Sechs weitere Professuren für das Fach sind derzeit ausgeschrieben. In Österreich gibt es noch keinen solchen Lehrstuhl. DRAHTESEL Frau Prof. Kühl, wozu braucht es eine eigene Professur für Radverkehrsmanagement? Jana Kühl In Deutschland wird das Radfahren in der Verkehrsplanung noch immer zu wenig mitgedacht, auch wenn sich das allmählich ändert. Wir müssen die Auseinandersetzung mit Radverkehrsbelangen professionalisieren. Einerseits müssen wir Fachleute ausbilden, die wissen, wie man den Radverkehr so fördern kann, dass er sicher und für

unterschiedliche Zielgruppen funktioniert. Andererseits braucht es Forschung zum gesellschaftlichen Wandel hin zu nachhaltigen Mobilitätsformen. Was geht derzeit am häufigsten schief beim Management des Radverkehrs? Das größte Problem ist der häufig fehlende Rückhalt seitens der Politik, die sehr schnell vor Projekten zurückschreckt, sobald es Gegenwind von anderen Interessensgruppen gibt. Was ist Ihr wichtigstes Projekt in Ihrem neuen Job? Ich möchte mich damit auseinandersetzen, wie wir zu einem neuen Verständnis von Mobilität kommen können und weg von den Reibereien, der emotiona-

len Auseinandersetzung, dem Gegeneinander im Verkehr. Meine wichtigste Aufgabe ist aber die Lehre, die Ausbildung von Fachkräften, an denen es derzeit vor allem in den Behörden mangelt. Studieren kann man Ihr Fach allerdings weiterhin nicht. Wie weit kommen Fahrrad-Themen denn in VerkehrsplanungsStudiengängen vor? Bisher wurde das Thema nur angeboten, wenn ein Kollege oder eine Kollegin sich dafür engagiert hat. Pflichtmäßig kam es gar nicht vor. Derzeit kann man sich also noch durch ein ganzes Studium schlängeln, ohne sich je mit dem Radverkehr auseinanderzusetzen. Das soll sich ändern.

Handys am Steuer Nicht ernst genug genommen wird in Österreich offenbar das Verbot des Telefonierens am Steuer: Obwohl der Autoverkehr im Corona-Jahr deutlich zurückging, sank die Zahl der mit Handy erwischten Autolenker*innen nur um 2,2 Prozent. In mehreren Bundesländern stieg sie sogar.

9,220.426 Radfahrende kamen im Jahr 2020 an den Wiener Zähl­stellen vorbei – ein Plus von zwölf Prozent gegenüber 2019. Im Mai waren der Auswertung zufolge sogar um 46 Prozent mehr Menschen auf dem Rad unterwegs als im Ve­r­gleichszeitraum des Vorjahres. Ein deutlicher Unterschied zeigt sich zwischen Zählstellen an Routen, die vor allem in der Freizeit genutzt werden, und solchen, die eher auf Arbeitswegen liegen: An der Wienzeile betrug das Plus 51Prozent, am Liesingbach 36 und am Donaukanal 33 Prozent. Nur in der Operngasse wurden 2020 weniger Radfahrer*innen gezählt als im Vorjahr.

Foto: Ostfalia /N. Zimmer

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 6

Flop


Blick in die Welt

Politik

WINS C HO TEN

W E LT W E I T

In der niederländischen Provinz Groningen kann man seit Februar über die längste Fahrradbrücke Europas radeln. Die vor allem aus Holz gebaute, auch für Fußgänger*innen offene Brücke ist 800 Meter lang, 3,5 Meter breit und verbindet den Ort Winschoten mit dem Neubaugebiet Blauwestad. Dabei überquert sie einen Kanal, eine Autobahn, ein Naturschutzgebiet und einen Baggersee. Sie hat rund 6,5 Millionen Euro gekostet. Den bisherigen Europa-Rekord hielt die Sölvesborg-Brücke in der gleichnamigen schwedischen Gemeinde mit 756 Metern.

Fortbewegung ist nicht geschlechtsneutral, und die Fahrradbranche ist es auch nicht. Ein neues Netzwerk namens „Women in Cycling“ soll dabei helfen, Frauen mehr Sichtbarkeit und Einfluss im Fahrradsektor zu verschaffen und den Frauenanteil in Führungspositionen in der Branche zu heben. Das Netzwerk ist offen für Frauen sowie trans und nonbinäre Menschen, die etwa in der Fahrradindustrie, in Radgeschäften, NGOs oder der Verkehrsplanung arbeiten. Auf dem Expertise-Portal des Netzwerks können Veranstalter*innen passende Speakerinnen für Konferenzen finden.

Fahrrad-Frauen vernetzen sich

cyclingindustries.com/wic/expertiseportal

PA R IS

B I LLUND

B RÜ S S E L

N EW YO R K

In Frankreich müssen in Zukunft alle Züge Platz für mindestens acht Fahrräder bieten. Das hat die Regierung einem Bericht der European Cyclists' Federation zufolge im Jänner beschlossen. Die neue Vorschrift gilt demnach für alle Züge, die ab März 2021 gekauft oder saniert werden, und geht über eine EU-Richtlinie vom Oktober 2020 hinaus, die für alle Züge in Zukunft mindestens vier Fahrradplätze vorsieht. Die französische Regelung verlangt auch, dass grundlegende Informationen etwa zu Reservierungsmöglichkeiten oder zur Position der Radabstellplätze im Zug im Voraus verfügbar sein müssen. Ab Juli muss es zudem in neuen Überlandbussen Platz für mindestens fünf auseinandergebaute Fahrräder geben.

Lego hat nachgegeben: Die Figuren des dänischen Spielzeugherstellers haben jetzt in ihren Städten auch Radwege zur Verfügung. Wie das Tech-Portal The Verge berichtet, wurde ein entsprechender Vorschlag des Niederländers Marcel Steeman auf dem User-Portal „Lego Ideas“ seit 2019 mehrmals abgelehnt. Legos neues Set „Shopping Street“ enthält nun aber einen Radweg. Einen sehr schmalen allerdings – und so präsentiert Steeman auf dem User-Portal bereits einen neuen Vorschlag, mit breiterem Radweg, passenden Straßenschildern und verschiedenen Fahrradtypen. Bis Mitte März haben ihn knapp 8.000 Menschen unterstützt.

Das Europäische Parlament hat einen Bericht verabschiedet, der nach Einschätzung der European Cyclists' Federation eine bessere Integration des Radfahrens in die Transportpolitik der EU vorsieht. Die geplanten Änderungen der Richtlinien für das Trans-European Transport Network (TEN-T) stimmten mit den Forderungen der FahrradOrganisation überein, das europäische Radrouten-Netz EuroVelo als Teil des TEN-T anzuerkennen und bei Projekten wie dem (Um-)Bau von Bahnstrecken den Radverkehr in die Planung mit einzubeziehen. Ein konkreter Gesetzesvorschlag soll im Herbst folgen.

Zwei wichtige Brücken in New York, die Queensboro Bridge und die berühmte Brooklyn Bridge, werden zu Gunsten von Radfahrenden und Fußgänger*innen umgebaut. Das hat der demokratische Bürgermeister Bill de Blasio verkündet. Auf der Brooklyn Bridge soll eine Autospur einem baulich getrennten Zweirichtungsradweg weichen. Die erhöhte Promenade, die derzeit vom Fußund Radverkehr genutzt wird, wird dann Fußgänger*innen vorbehalten sein. Ähnliches ist für die weiter nördlich gelegene Queensboro Bridge geplant. Die Zahl der Radfahrenden in New York ist in der Corona-Pandemie massiv gestiegen.

Illustration: Daniela Bernold

Mehr Platz fürs Rad in Frankreichs Zügen

Radwege für Lego-Städte

EU-Transportpolitik wird radfreundlicher

Brooklyn Bridge bekommt Radweg

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Europas längste Fahrradbrücke


Titel

Es geht auch auf dem Land

In ländlichen Regionen ist das Alltagsradfahren oft noch exotisch. E-Bikes könnten die Mobilität dort revolutionieren – wenn die Politik mitzieht.

FORTSCHRITTSBERICHT: Andrzej Felczak  ILLUSTRATION: Carlos Arrojo INFOGRAFIKEN: Daniela Bernold

Was heißt eigentlich ...

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... E-Bike? Der Begriff ist unpräzise. Ursprünglich bezeichnete er ein tretunabhängiges E-Fahrrad, heute wird er auch synonym zu Pedelec verwendet.

... Pedelec? Ein „Pedal Electric Cycle“ hat immer Pedale. Der E-Antrieb wird nur beim Treten bis max. 25 km/h aktiviert.

... Elektrofahrrad? Kann Pedale haben, muss aber nicht, und gilt rechtlich in allen Belangen als Fahrrad. Für Leistung und Bauartgeschwindigkeit gelten Limits von 600 Watt und 25 km/h.

... S-Pedelec? Werden die gesetzlich definierten Limits überschritten, gilt das Fahrzeug als Speed-Pedelec und somit nicht als Fahrrad, sondern als Leichtmotorrad.

M

it dem Fahrrad in die Arbeit, zum Einkaufen, ins Gasthaus, zu Freund*innen: In den Städten Österreichs ist das mittlerweile für viele Menschen alltäglich. In Wien und in Linz wird jede 14. Fahrt mit dem Rad zurückgelegt, in Graz, Salzburg und Bregenz gar jede fünfte – Tendenz steigend. Ganz anders sieht es allerdings im ländlichen Raum aus. Laut den aktuellsten verfügbaren Zahlen, der Mobilitätserhebung 2013/14 des Verkehrsministeriums, legen die Menschen in den peripheren Bezirken – also in solchen, die mehr als 50 Minuten von der nächsten Großstadt entfernt liegen, 71 Prozent ihrer Wege mit dem Auto zurück (den Großteil lenkend, einen kleineren Teil als Beifahrer*in), nur fünf Prozent mit dem Rad. In den Großstädten ohne Wien waren es zwölf Prozent. In einer Umfrage des ÖAMTC zu Mobilität am Land gab im Jahr 2019 etwa ein Fünftel der 3.400 Befragten an, sie nutzten selten oder nie ein (E-) Fahrrad, obwohl sie sich das grundsätzlich vorstellen könnten. 56 Prozent der Menschen in dieser Gruppe sagten, ihre Ziele seien mit dem Fahrrad nicht zeitgerecht erreichbar, 31 Prozent fanden Radfahren zu anstrengend. Viel Potential in Ballungsräumen Die zunehmende Beliebtheit von E-Bikes hat ein großes Potential, diese Menschen zum Umstieg vom Auto auf das Rad zu motivieren. Denn während ein herkömmliches Fahrrad eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von 13 km/h erreicht, schafft ein E-Bike etwa 18 km/h – und zwar unabhängig davon, wie bergig die Region ist, wie stark der Gegenwind und wie gut trainiert der Mensch auf dem Sattel.

Der Verzicht aufs Auto liegt im Interesse aller, er ist nicht nur gut für die Gesundheit der Pendler*innen, sondern auch fürs Klima und die Lebensqualität in der Region. Gerade in den Ballungsräumen um größere Städte wie Wien, Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt schlummert viel Potential für Elektrofahrräder: Hier ist einerseits der öffentliche Verkehr nicht so dicht ist wie in den Städten selbst, andererseits sind genug Menschen unterwegs, dass sich die Errichtung von qualitativ hochwertigen Fahrradlangstrecken rechnet. Je mehr Pendler*innen hier auf E-Bikes umsteigen, desto weniger Auto-Pendelverkehr verstopft die Städte. Mit freiem Kopf zuhause ankommen Ähnliches gilt für ländliche Regionen, in denen mehrere Ortschaften in geringer Distanz voneinander liegen. Die Region Untere Feldaist nordöstlich von Linz zeigt seit einigen Jahren vor, wie es gehen kann: Hier machen die Gemeinden Pregarten, Wartberg, Hagenberg und Unterweitersdorf gemeinsame Sache und errichten ein zusammenhängendes Radverkehrsnetz, damit ihre Bewohner*innen eine große Anzahl von Zielen sicher und komfortabel mit dem Fahrrad erreichen können.


Politik

Auch an ihrem Arbeitsplatz gebe es eine Garage, in der sie das E-Bike parken kann, erzählt sie. Aber ihr Weg führe nur zu kleinen Teilen über ruhige Bundes- oder Nebenstraßen. „Auf einem Stück der Strecke kann ich dank Mountainbike eine Forststraße nutzen, das ist angenehm, aber bei Schnee und Eis ist die Straße unbefahrbar. Und auf dem letzten Stück nehme ich, um die Bundesstraße zu vermeiden, einen Hohlweg, auf dem eigentlich ein Fahrverbot gilt.“ Auf langen Abschnitten ihrer Strecke gebe es aber keine Alternative zu stark befahrenen Bundesstraßen mit Autobahnauffahrten. Dort fahre sie oft auf dem Gehweg, wenn keine Fußgänger*innen unterwegs sind. Solche Bedingungen schrecken viele Menschen davon ab, vom Auto auf ein (E-)Fahrrad umzusteigen. Österreich hat ein sehr dichtes Straßen-, am Land jedoch nur ein sehr rudimentäres Radverkehrsnetz, und so lauteten in der ÖAMTC-Umfrage der zweit- und dritthäufigste ausgewählte Grund für das Nichtnutzen von (E-)Fahrrädern: „Keine/zu wenige Radwege“ und „zu gefährlich“.

Gründe für die Nichtnutzung von (E-)Fahrrädern (in Prozent) Ziele nicht zeitgerecht erreichbar

56

37

Keine/zu wenige Radwege

44

47

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„Mit dem E-Bike schaffe ich die 21 Kilometer zu meinem Arbeitsplatz im Nordosten von Graz in einer Stunde und komme trotzdem nicht müde und durchgeschwitzt an“, sagt Dieter Bacher aus dem 1.600-Einwohner-Ort Wundschuh südlich von Graz. „Ich stehe nicht mehr gefrustet im Stau, spare mir die Parkplatzsuche und kann besser planen – mit dem Auto war ich manchmal in 20 Minuten im Büro, an anderen Tagen habe ich eineinhalb Stunden gebraucht. Seit ich mit dem E-Bike radle, komme ich morgens besser in die Gänge, mein Kaffee-Konsum ist zurückgegangen, und am Abend baue ich beim Radeln Stress ab und komme meist erholt und mit freiem Kopf zuhause an.“ Dank leistungsfähigem Akku komme er auch im Winter zur Arbeit und wieder nach Hause, ohne zwischendurch aufladen zu müssen. Bacher hat allerdings einen großen Vorteil: Die Qualität der Radinfrastruktur auf seiner Pendlerstrecke ist außerordentlich hoch. „Mein Weg führt über Wohnstraßen, Radwege, ruhige Bundesstraßen, einen Weg der ÖBB, den Radfahrende nutzen dürfen, und durch den Stadtverkehr. Von einem kurzen Abschnitt bei einem Cargo-Terminal abgesehen alles sehr ruhig“, sagt Bacher. „Und an meinem Arbeitsplatz gibt es einen absperrbaren Fahrradraum, wo ich mein E-Bike sicher abstellen kann.“ Von solchen Zuständen können viele andere Menschen am Land nur träumen. Christine Fey aus Mieders in Tirol zum Beispiel, die für die Arbeit 14 Kilometer nach Innsbruck pendelt und dabei 500 Meter Höhenunterschied bewältigt. Als sie im Sommer 2019 auf dem Weg in die Arbeit wegen einer Baustelle und der großen Anzahl an Pendler*innen und Urlaubsreisenden ständig im Stau stand, kaufte sie sich ein E-Mountainbike.

Fahrradfahren ist zu gefährlich

38

53

Fahrradfahren ist zu anstrengend

61

31

Zustand der Radwege schlecht

58

28

Keine sichere Abstellmöglichkeit

60

28

Bin ein/e ungeübte/r Radfahrer*in

72

22 Trifft zu

Trifft nicht zu

Verkehrsmittelnutzung auf dem Land (in Prozent) mehrmals pro Woche

täglich

mehrmals seltener pro Monat oder nie

Fahrer*in

Beifahrer*in

0

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50

60

70

80

90

100


Titel

Durchschnittliche Entfernungen auf dem Land und Fahrzeiten mit E-Bike bei 18 km/h 24 km

79 Min m

4k

12

Ausbau und Erhalt der Radwege in der Region (in Prozent nach Noten,

K

1 = sehr gut, 6 = überhaupt nicht gut)

17

17

Ö

ST M

• mit kurzen Strecken beginnen und sich nach und nach steigern, um Übermüdung zu vermeiden.

Bregenz pendelt mit Hilfe zweier Fahrräder täglich nach Feldkirch. Morgens, erzählt er, stelle er das eine Rad am Bahnhof Bregenz-Riedenburg am Fahrradständer ab und fahre mit dem Zug zum Feldkircher Hauptbahnhof, wo das zweite Rad in einer Fahrradbox auf ihn wartet. „Am offenen Abstellplatz in Feldkirch wurden mir schon drei Räder gestohlen oder so beschädigt, dass man sie nicht mehr verwenden konnte“, sagt Mitteregger. Vor allem aber reicht es nicht, dass Radwege vorhanden sind. Sie müssen in einem anständigen Zustand und für eine ganzjährige Nutzung ausgelegt sein, unter anderem durch einen entsprechenden Straßenbelag. Und sie müssen zu jeder Jahreszeit ordentlich gewartet werden, so dass Radfahrende sich nicht durch Schlaglöcher, Pfützen, Gatsch oder Schnee quälen

N

• das Auf- und Absteigen, das Starten und Stoppen und vor allem das Bremsen und Beschleunigen bei gleichzeitiger Richtungsänderung erst mal an einem verkehrsfreien Ort üben.

Damit das (E-)Fahrrad ein attraktives Verkehrsmittel für möglichst viele Menschen am Land wird, ist also eine flächendeckende, komfortable, durchgängige, sichere und baulich getrennte Radinfrastruktur nötig. Ideal sind Fahrradlangstrecken zwischen Ortschaften, die für eine Geschwindigkeit von 30 km/h geeignet sind und Vorrang gegenüber Nebenstraßen haben. Eine gute Fahrrad-Infrastruktur zu bauen, zahlt sich übrigens auch wirtschaftlich aus: Ihre Errichtung ist arbeitsintensiver als der Straßenbau, sie erzeugt pro investiertem Euro um 55 Prozent mehr Beschäftigung. Zur Infrastruktur gehören auch sichere Abstellmöglichkeiten an den Zielorten von Pendler*innen. In der ÖAMTC-Umfrage gaben 28 Prozent derer, die sich vorstellen könnten, mit dem (E-)Fahrrad zu pendeln, es bisher aber nicht tun, das Fehlen solcher Abstellmöglichkeiten als Grund an. Eine gute Lösung sind hier Fahrradboxen (siehe S. 12) in Ortszentren, vor größeren Betrieben und öffentlichen Einrichtungen. Damit Pendler*innen komfortabel Rad und öffentlichen Verkehr kombinieren können, sind auch Fahrradboxen bei Bahnhöfen und Bushaltestellen wichtig, idealerweise gleich kombiniert mit Luftpumpen und Reparatursäulen mit Werkzeug. Martin Mitteregger aus

Arzt/Apotheke/ Krankenhaus

BG

• auf hochwertige Räder mit guten Bremsen und präziser Tretkraftunterstützung setzen.

Auf die Infrastruktur kommt es an

34 Min

S

Neulinge sollten möglichst

Weder der Mangel an Radwegen noch die wahrgenommene Gefährlichkeit des Radfahrens folgen jedoch einem Naturgesetz – beides ist Ergebnis einer Verkehrsplanung, die jahrzehntelang das Auto bevorzugt hat, auf dem Land noch stärker als in der Stadt. Sie macht es Landbewohner*innen schwer, anders mobil zu sein.

Freizeitstätte (Gaststätte, Kino...)

VB G

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E-Bikes haben ein anderes Fahrverhalten als herkömmliche Räder, sie reagieren z.B. bei Richtungsänderungen träger und haben längere Bremswege.

39 Min

m

25 Min

Sporteinrichtung

Tipps fürs sichere Fahren

km

k 10

8 km

14 Min

Einkaufsmöglichkeit

Arbeits-/ Ausbildungsstätte

Note:

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35

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2 26

5 6

31

4

4

3

3

23 22 7

9

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7


Packster 70 touring mit optionaler Ausstattung

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 11

Das Packster 70.


Sicher verwahrt

Titel

ZUSAMMENSTELLUNG: Andrzej Felczak

U

m beim Pendeln rasch und zuverlässig ans Ziel zu kommen, setzen viele Menschen auf hochwertige und dementsprechend hochpreisige Fahrräder. Für diese Gruppe sind daher wettergeschützte, vandalismus- und diebstahlsichere Abstellmöglichkeiten am Zielort besonders wichtig. Steht keine Garage und kein Fahrradabstellraum zur Verfügung, sind Fahrradboxen eine geeignete Lösung. Am österreichischen Markt gibt es verschiedene Anbieter und Systeme. Manche Boxen können stunden- oder tageweise über eine App oder einen Selbstbedienungs-Terminal bei den Boxen gemietet werden, andere monats- oder jahresweise etwa über das Gemeindeamt.

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Drahtesel 1  ⁄  2021 – 12

Halb räumen geht gar nicht Die Freude daran verdirbt ihm im Winter aber die mangelnde Schneeräumung am Innradweg, einer wichtigen Radachse in Westösterreich. Im Winter müsse er statt dieses gut ausgebauten Radwegs oft Feldwege nehmen, die weniger komfortabel sind, aber zuverlässig frei von Schnee. „Ende Jänner war der Radweg eines Tages plötzlich geräumt“, erzählt Winkler: „Ich war begeistert und bin losgefahren – aber nach zwei Kilometern war Schluss, ich stand vor einer Schneefahrbahn. Erst zweieinhalb Kilometer weiter, nach 40 Minuten super-anstrengendem Radschieben durchs Harsch-NassschneeGemisch konnte ich endlich wieder aufsteigen. Niemand verlangt, dass der Radweg im Winter besenrein ist, aber ‚halb räumen’ geht gar nicht.“ Vor zehn bis fünfzehn Jahren, sagt Winkler, waren auf der Strecke zwischen Zirl und Innsbruck noch kaum Radpendler*innen unterwegs. „Da wurden wir sicher von vielen als Spinner wahrgenommen. Ich glaube, heute ist das anders. Es gibt mehr Radler*innen und mehr Akzeptanz.“ Fehlt nur noch: Mehr Infrastruktur.

Der umfangreiche Ratgeber Radparken der Radlobby beinhaltet auch Infos zu Fahrrad­ boxen. Online verfügbar unter radlobby.at/radparken

1 Ziegler Metall Ziegler Metall hat mehrere Typen von Fahrradboxen und -garagen im Programm, unter anderem das farbenfrohe Modell Lexington. Das Unternehmen hat zum Beispiel Boxen für das Krankenhaus Rudolfsstiftung und für eine private Wohnanlage im 15. Wiener Gemeinde­ bezirk geliefert. 2 ConnexUrban Auch ConnexUrban bietet unterschiedliche Fahrradboxen und -garagen an. In Verwendung sind sie zum Beispiel in mehreren Wohnanlagen von Wiener Wohnen und bei den Bike-and-RideAnlagen der Bahnhöfe Attnang-Puchheim und

Marchtrenk. Auf dem Foto ist das Modell „Cargo“ zu sehen. 3 Orion Bausysteme Die Boxen der Firma Orion können, knapp aber doch, sogar je zwei Fahrräder aufnehmen. Sie stehen unter anderem gegenüber dem Bahnhof Wolkersdorf in Niederösterreich, die Stadtgemeinde hat sie im Rahmen des Mobilitätsprojekts „Lisa“ gekauft und verwaltet sie. Die Dächer der Boxen sind begrünt. 4 Innovametall Beim System Safetydock finanziert und errichtet die Firma Innovametall die Fahrradboxen und übernimmt die Gesamt-

verantwortung. Sie betreibt das Zutrittssystem, das mittels App oder Bildschirm bei den Boxen funktioniert, legt die Preise fest und kassiert die Miete. Anders als bei den anderen Systemen entstehen den Gemeinden kaum Kosten, sie müssen lediglich Strom und Aufstellflächen zur Verfügung stellen und die Reinigung übernehmen. Das System ist somit ideal für Gemeinden, die sich nicht um Errichtung, Betrieb und Verwaltung kümmern wollen. Vor Kurzem wurden Safetydock-Boxen bei den Bahnhöfen in den niederösterreichischen Orten Mödling und Perchtoldsdorf aufgestellt.

Projekte der Bundesländer Quellen: • Radverkehrsanteil in den Städten: VCÖ-Erhebung „Urbaner Verkehr der Zukunft“ (2016), Grazer Mobilitätserhebung 2018 • Vergleich Land/Großstadt: bmvit • ÖAMTC-Umfrage „Mobil am Land“ (2019)

In Salzburg und Kärnten läuft das Projekt Radbox, eine Kooperation zwischen den Ländern, dem Umweltministerium und der Firma SCHIG. Die Boxen stehen an

Bahnhöfen, in der Stadt Salzburg auch an weiteren Plätzen, und können um 93 Euro (Salzburg) bzw. 120 Euro (Kärnten) im Jahr gemietet werden. Der Verkehrsverbund

Vorarlberg betreibt mit ÖBB und Gemeinden das Service Vmobil. Die Boxen stehen an Bahnhöfen, die Miete beträgt 1,70 Euro pro Tag oder 6 Euro pro Woche.

Fotos: Christian Schrefel, Hersteller

müssen. Überprüfung, Instandhaltung und Räumung können zum Beispiel die Straßenmeistereien übernehmen. Michael Winkler aus Zirl in Tirol pendelt täglich mit dem Fahrrad 13 Kilometer nach Innsbruck. „Der zeitliche Mehraufwand des Radelns gegenüber dem Autofahren macht bei mir nur fünf bis zehn Minuten pro Richtung aus“, sagt er. Er spare durch das Radfahren ungefähr 4.000 Euro pro Jahr, leiste einen Beitrag zur Mobilitätswende, „und ganz nebenbei mache ich noch zwei Mal täglich eine halbe Stunde gemütlichen Ausdauersport an der mehr oder weniger frischen Luft.“


Wie umweltfreundlich sind E-Bikes? Politik

CO2-Emissionen verschiedener Verkehrsmittel in Gramm pro Kilometer, ohne externe Effekte Produktion & Wartung Treibstoff

Summe

Fahrrad

5

16 (Nahrung)

21 g

Pedelec

7

9 (Elektrizität) + 6 (Nahrung)

22 g

Bus

6

Pkw

95

66

101 g

229

295 g

Ein E-Bike-Akku kann zehn Jahre oder länger halten – wenn man folgende Punkte beachtet:

1.

Den Akku möglichst nie ganz voll- oder entladen. Eine Verwendung im Bereich von 40 bis 60 Prozent der Speicherkapazität ist ideal.

2.

Wird der Akku länger nicht benutzt, sollte er ungefähr zur Hälfte geladen sein und alle paar Monate etwas nachgeladen werden.

3.

Den Akku nicht in der direkten Sonne oder neben der Heizung lagern.

D

ie Ökobilanz von E-Bikes ist nicht makellos – aber um Welten besser als die jedes Motorrads oder Autos.

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 13

RECHERCHE: Mario Sedlak

der Abbau von Lithium verunreinigt in Chile, Argentinien und Bolivien Luft und Grundwasser; im Hinblick auf den CO2-Ausstoß hingegen ist der Abbau dieser Stoffe relativ unproblematisch.

Energieverbrauch

Infografik: Markus Schuster

Am meisten Energie verbraucht die Herstellung des Akkus – bei der Erzeugung eines typischen E-Bike-Akkus mit etwa einer halben Kilowattstunde Speicherkapazität fallen ungefähr 50 Kilogramm CO2 an. Bei der Herstellung des Fahrrads selbst verursacht das Aluminium ungefähr 100 Kilo CO2, alle restlichen Materialien inklusive Transport nochmal etwa 35 Kilo. Macht insgesamt geschätzt 185 Kilo CO2 für die Herstellung des ganzen EBikes – das entspricht dem CO2-Ausstoß von 1.500 mit dem Auto gefahrenen Kilometern. Wie viel Strom ein E-Bike im Betrieb verbraucht, hängt vom Gelände, der Geschwindigkeit und vielen anderen Faktoren ab. Mehr als eine Kilowattstunde pro 100 Kilometer ist aber selten nötig. Zum Vergleich: Ein sparsames, effizient gefahrenes Elektroauto verbraucht auf derselben Strecke rund 15 Kilowattstunden. Materialien E-Bike-Akkus enthalten üblicherweise Lithium, Nickel, Mangan und Kobalt. Kobalt wird oft unter katastrophalen Bedingungen im Kongo abgebaut,

Entsorgung Die Rohstoffe in einem E-Bike-Akku können grundsätzlich recycelt werden, es ist aber nicht immer wirtschaftlich sinnvoll. Zum Beispiel kostet es mehr Energie, Lithium aus alten Akkus zurückzugewinnen, als neues aus Salzwüsten zu extrahieren. Wird in Österreich ein alter Lithium-Akku im Handel oder bei einer Sammelstelle abgegeben, gelangt er wahrscheinlich zu einer Tochterfirma des Entsorgungsunternehmens Saubermacher, die in Deutschland eine Recyclinganlage dafür betreibt. Bei der Verbrennung und anschließenden Sortierung gehen Kunststoffe und der flüssige Elektrolyt verloren; Stahl, Kupfer, Aluminium, Kobalt und Nickel können wiederverwertet werden. Das Lithium, das etwa zwei bis drei Prozent der Masse ausmacht, gelangt auf die Deponie. Über die Luftverschmutzung durch die Akku-Verbrennung gibt es keine Daten.

Quellen: • KTM (Materialien und deren Gewichte in einem typischen E-Bike) • Ökobilanz-Datenbank Probas, www.probas.umweltbundesamt.de/php/index. php (CO2-Bilanzen pro Kilogramm) • Schweizerische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt, www.ikaoe.unibe.ch/ forschung/e-scooter/WS_Esooter_empa.pdf • Forschungsstelle für Energiewirtschaft, www. ffe.de/publikationen/pressemeldungen/856klimabilanz-von-elektrofahrzeugen-ein-plaedoyer-fuer-mehr-sachlichkeit (CO2-Bilanz Akku) • ECF-Broschüre “Cycle more often 2 – cool down the planet!” (Infografik)


Potenziell grüner

Politik

Die erste grün regierte Landeshauptstadt Österreichs hat ihren neuen Radmasterplan verabschiedet. Ist er revolutionär oder nur schöner Schein?

Bis 2030 soll der Radverkehrsanteil in Innsbruck auf 20 Prozent steigen

I

nnsbruck ist die erste Großstadt Österreichs, in der die Grünen die stärkste Partei im Gemeinderat sind, und die erste mit einem grünen Bürgermeister. Zweieinhalb Jahre nach der Wahl von Georg Willi hat der Gemeinderat im November mit breiter Mehrheit einen neuen Radmasterplan verabschiedet, im Jänner wurde er präsentiert. Ist er so fortschrittlich, wie man es sich von einer grün regierten Stadt erwartet? Je nach Quelle werden in Innsbruck zwischen knapp zehn und bis zu 17 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt. Bis 2030 sollen es dem Radmasterplan zufolge 20 Prozent sein. Die Stadtregierung hat zu diesem Zweck 16 Lücken im Radverkehrsnetz identifiziert, die nach und nach geschlossen werden sollen. Unterführung und neue Innbrücken So sollen Radfahrer*innen ab 2023 über eine neue Verbindung von der Innenstadt ins höher gelegene Hötting und die dicht besiedelten Peergründe kommen können, ohne wie bisher steile Steigungen bewältigen zu müssen. Eine Unterführung soll ebenfalls ab 2023 auch den bevölkerungsreichen Stadtteil Höttingerau direkt mit der Innenstadt verbinden. Bisher mussten Radfahrer*innen hier einen großen Umweg entweder nach Süden oder nach Norden fahren, um eine dazwischenliegende Bahntrasse queren zu können. Auch vier neue Innbrücken sind geplant. Wenn sie tatsächlich gebaut werden, könnten sie Radfahrenden

das Leben sehr erleichtern – bis es so weit ist, werden aber jedenfalls noch einige Jahre vergehen. Neben Radwegen sollen pro Jahr 600 neue Radstellplätze im öffentlichen Raum entstehen. Das wird allerdings nur funktionieren, wenn die Baubehörde mitspielt, am besten sollte die städtische Kfz- und Radstellplatzverordnung entsprechend angepasst werden. Wenn die grüne Stadtregierung alle im Radmasterplan niedergeschriebenen Pläne tatsächlich umsetzt und bei der Planung die Interessensvertretungen der Radfahrer*innen einbindet, sodass die neu gebaute Infrastruktur sicher und körperlich leicht zu nutzen ist und damit auch wirklich für den Alltagsradverkehr taugt, dann kann der Wunsch, den Radverkehrsanteil in Innsbruck bis 2030 auf 20 Prozent zu heben, durchaus in Erfüllung gehen. Allerdings konnte man in den zweieinhalb Jahren seit Amtsantritt der grün geführten Vier-Parteien-Koalition schon mehrmals beobachten, dass die Gemeinderät*innen der kleineren Regierungsparteien (SPÖ, ÖVP und die ÖVP-Abspaltung „Für Innsbruck“) sich nicht immer an die Koalitionsvereinbarung gebunden fühlen. 31 von 40 Gemeinderät*innen haben für den Radmasterplan gestimmt, fünf mehr, als die Regierungsparteien haben. Wie diese 31 abstimmen, wenn es nicht mehr um hübsche Masterpläne geht, sondern um konkrete Projekte, wird entscheiden, ob die grüne Regierung tatsächlich als jene in die Stadtgeschichte eingehen wird, die Innsbruck zur Fahrradstadt gemacht hat.

Foto: Unsplash

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 14

ANALYSE: Martin Schönherr


Die beliebte Fahrrad-Aktion lädt ganz Österreich ein, sich mehr auf‘s Rad zu schwingen. Die Aktion „Österreich radelt“ wird vom Bundesministerium für Klimaschutz und von den beteiligten Bundesländern getragen. Impressum: www.radelt.at

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 15

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Prekariat auf zwei Rädern

BERICHT: Clara Felis

F

Fahrradbot*innen arbeiten unter schwierigen Bedingungen, immer schon. Seit gut einem Jahr haben sie einen Kollektivvertrag. Wie viel hat er verändert?

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 16

Die Arbeit von Radbot*innen ist anstrengend und gefährlich – manche haben keine andere Wahl, für manche ist sie eine Berufung

ahrradbot*innen sind systemrelevant. In der Pandemie ist das besonders deutlich geworden: Die Bot*innen, die in den 90er Jahren fast ausschließlich Dokumente durch die Stadt radelten, später auch Datensticks, Ersatzteile jeglicher Art und medizinische Proben, brachten im Lockdown unzählige Firmenlaptops vom Büro zu Angestellten ins Homeoffice oder zur Reparatur. Heute erledigen sie in Wien auch einen Teil der Coronatest-Logistik. Daneben gibt es die Menschen mit den großen orangen und neongrünen Rucksäcken, die Pizza und Curry an die Wohnungstür liefern. Doch die Systemrelevanz spiegelt sich nicht in der Bezahlung oder den Arbeitsverhältnissen wieder. Die Arbeit in der Logistikbranche, zu der die Bot*innen gehören, ist traditionell prekär. Seit Anfang 2020 gibt es einen Kollektivvertrag für Fahrradbot*innen: Angestellte Bot*innen verdienen jetzt ungefähr 1.540 Euro brutto im Monat für 40 Wochenstunden harte und gefährliche körperliche Arbeit. Verwenden sie ihr eigenes Fahrrad, kommen noch 24 Cent pro gefahrenem Kilometer dazu.

Bot*innen bei den European Cycle Messenger Championships 2017 (oben) und beim RadkultFestival 2016

Angestellte machen aber nur einen kleinen Teil aller Bot*innen aus. Manche Firmen lassen ihre Fahrer*innen als (Schein-)Selbständige mit Gewerbeschein fahren, andere als freie Dienstnehmer*innen, was für die Mitarbeitenden viele Nach- und wenige Vorteile bringt. Sie haben weder ein Recht auf ein 13. und 14. Gehalt, bezahlten Urlaub und bezahlten Krankenstand noch das Recht, sich in einem Betriebsrat zu formieren oder sich durch eine Gewerkschaft vertreten zu lassen. Der Kollektivvertrag gilt für sie nicht. Vor kurzem haben sich einige Bot*innen mit freiem Dienstvertrag, von der Gewerkschaft vida unterstützt, zum „Riders Collective“ zusammengeschlossen, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Der Lieferdienst Mjam zum Beispiel, längst kein Start-Up mehr, sondern Teil des weltweit agierenden, börsennotierten Unternehmens Delivery Hero, beschäftigt in Österreich nach eigenen Angaben etwa 2.000 Menschen. 90 Prozent davon sind freie Dienstnehmer*innen – anders als beim Konkurrenten Lieferando, der seine Leute nach Kollektivvertrag anstellt, wenn auch meist nur geringfügig. Den Vorwurf der Ausbeutung wies Mjam-Chef Artur Schreiber vor Kurzem im Standard zurück: Man arbeite nun mal im Niedriglohnsektor und verlange keine Deutschkenntnisse oder sonstigen Qualifikationen – „die einzige Vo-

Fotos: Peter Provaznik

Ein Kollektivvertrag für Wenige


etwa von Werbeagenturen, weggebroraussetzung für den Job ist, radeln zu chen. Da Hermes auch Essen ausfährt, können.“ Auch würde er ja gerne mehr „haben wir zumindest ein kontinuierliseiner Fahrer*innen anstellen, sagte ches Standbein“, sagt die Botin. Schreiber, „aber den meisten geht es Auch wenn irgendwann die Pandenicht ums 13. und 14. Gehalt, sondern mie vorbei ist und keine Covid-Tests um volle Flexibilität. Sie wollen selbst mehr transportiert werden müssen, werentscheiden, wann sie wie viel arbeiten." den Bot*innendienste systemrelevant Immerhin gibt es bei Mjam seit JahDie Autorin arbeitet seit 2011 bleiben. Die Branche ist in den letzten ren einen Betriebsrat. Das haben die unter dem Namen „Orca“ als Radbotin, früher bei Hermes, Jahren stark gewachsen und wird weiter Leute bei Mjam vielen Kolleg*innen heute bei Heavy Pedals. an Bedeutung gewinnen, zum Beispiel voraus. Bei Veloce etwa, dem ältesten bei der sogenannten letzten Meile: GroBot*innendienst Wiens, ist ein Verße Logistik-Unternehmen schicken in such zur Betriebsratsgründung 2004 gescheitert. Auch dort haben die meis- schäftsführung und Betriebsrat, inzwi- Städten ihre Autos nicht mehr bis zum ten Bot*innen nur einen freien Dienst- schen sind all seine Bot*innen nach Endkunden, sondern lassen ihre Ware dem neuen Kollektivvertrag angestellt. davor auf Lastenräder umladen, die vertrag. Beim Lastenrad-Bot*innendienst Hea- das letzte Stück des Transports übervy Pedals sind seit der Gründung im nehmen. So kann Ware innerhalb einer Kampf um den Betriebsrat Jahr 2009 alle Mitarbeiter*innen ange- Stadt schnell, emissionsarm und zuverlässig zugestellt werden. Seit September 2020 fährt Veloce stellt. Die Menschen, die dafür in die Peim Auftrag der Stadt Wien Coronadale treten, werden unterdessen weiter Gurgeltests ins Labor. Die dafür zustän- Die Branche wird weiter wachsen kämpfen müssen. Der Kollektivvertrag digen Mitarbeiter*innen musste das Wer seinen Beruf als Berufung sieht, stellt eine Verbesserung für manche Unternehmen nach Kollektivvertrag anstellen, die Covid-Test-Flotte ist eine landet allerdings leicht in der Selbst- von ihnen dar, aber die grundsätzliArt Botendienst im Botendienst. Un- ausbeutung. Das Geschäft, von Essens- chen Probleme in der Branche bleiben. zufrieden mit ihren Arbeitsbedingun- auslieferungen abgesehen, ist derzeit Damit sich ihre Lage wirklich ändert, gen, schlossen sich einige Angestellte sehr unbeständig, sagt eine Hermes- bräuchte es arbeitsverfassungsrechtim Dezember zusammen, um einen Botin: „Es ist schwer zu kalkulieren, wie liche Änderungen beim Modell der Betriebsrat zu gründen. Drei Tage, viele Fahrer*innen wir auf der Straße freien Dienstverträge und strengere nachdem sie zu diesem Zweck eine brauchen.“ In der Pandemie sind noch Scheinselbständigkeits-Kontrollen der Betriebsversammlung einberufen hat- dazu Aufträge aus vielen Bereichen, Sozialversicherung. ten, wurden jene sieben Angestellten, die den Aufruf unterschrieben hatten, Anzeige gekündigt – offiziell wegen schlechter Auftragslage. Mit Unterstützung der Gewerkschaft vida, die auch medial Druck auf Veloce ausübte, konnten sich die Bot*innen schließlich durchsetzen. Die Firma nahm die Kündigungen zurück, die Wahl konnte stattfinden, Anfang Jänner wurde der Betriebsrat gegrünPAKETE EMPFANGEN det. Auch ein Teil der Forderungen der UND HINTERLEGEN Covid-Test-Flotte wurde umgesetzt: Die Fahrer*innen müssen nicht mehr wie zu Beginn elf Tage am Stück durcharbeiten und werden regelmäßig auf das Coronavirus getestet. Gestritten wird allerdings weiter um die Frage, ob Wartezeiten bei der Abgabe der eingesammelten Tests als Arbeitszeit gelten E-Bike, E-Auto Fahrrad sicher oder nicht. Lastenrad laden und parken und und co leihen Carsharing laden Berufung und Selbstausbeutung

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Foto: Peter Provaznik

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Und dann sind da noch jene Radbot*innen, für die ihre Arbeit kein Geldjob, sondern eine Berufung ist. Der Bot*innendienst Hermes etwa arbeitet seit fast 30 Jahren als basisdemokratisch organisiertes Kollektiv, alle Mitarbeiter*innen verdienen den gleichen Stundenlohn und entscheiden selbst, wie ihr Arbeitsalltag aussieht. Der auf Expresslieferungen spezialisierte Bot*innendienst Pink Pedals in Graz hat sich 2011 ebenfalls als Kollektiv gegründet. Seit 2017 ist er juristisch eine Offene Gesellschaft (OG) mit Ge-

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Politik

Teurer Umweg Wer auf dem Arbeitsweg einen Unfall hat, bekommt bestimmte Versicherungsleistungen nur, wenn er oder sie den kürzesten Weg gefahren ist. Ein Gerichtsurteil zeigt, welche Rechtsunsicherheit das für Radfahrer*innen bringt.

BERICHT: Andrzej Felzcak

E

in Unfall auf dem Weg zur Arbeit oder von der Arbeit nach Hause gilt in Österreich als Arbeitsunfall. Eigentlich. Denn wie ein Gerichtsurteil im Fall eines 42-jährigen Oberösterreichers zeigt, kann die nach Einschätzung von Versicherung und Gericht „falsche“ Streckenwahl dazu führen, dass ein Unfall nicht als Arbeitsunfall anerkannt wird – mit potenziellen Folgen für die Versicherungsleistungen, die der oder die Verunfallte bekommt. Clemens Sandhöfner lebt in Ottensheim und pendelte bis vor Kurzem für seine Arbeit als Jugendbetreuer täglich nach Linz. Am 9. Jänner 2020 kam ihm an einer schmalen und steilen Stelle ein Auto entgegen, blieb zunächst stehen, setzte sich dann aber doch wieder in Bewegung. Sandhöfner bremste, stürzte und verletzte sich am linken Handgelenk. Da er auf dem Weg zur Arbeit war, meldete er einen Arbeitsunfall – doch die zuständige Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) erhob Einspruch, und das Landesgericht Linz gab ihr im Dezember 2020 recht. Der Grund: Der Oberste Gerichtshof hat 2001 entschieden, dass ein Unfall nur dann ein Arbeitsunfall ist, wenn der

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direkte Weg gewählt wurde. Dass es gerade für Radfahrer*innen gute Gründe geben kann, einen anderen Weg zu nehmen, wird dabei nicht berücksichtigt, wie das Urteil im Fall Sandhöfner zeigt. Für Sandhöfner führte der kürzeste Weg in die Arbeit über den Donauradweg. Doch Sandhöfner fuhr lieber einen anderthalb Mal so langen Weg über die Orte Dürnberg, Großamberg und Pöstlingberg, auf dem er auch noch 360 Höhenmeter überwinden musste. Nicht um zu trainieren, sondern aufgrund konkreter Überlegungen zur Verkehrssicherheit. Nur auf den ersten Blick unsicherer Sandhöfner arbeitete abends. Zu der Zeit, zu der er vor Arbeitsbeginn nach Linz fuhr, herrscht auf der Bundesstraße B127 neben dem Donauradweg dichter Autoverkehr in die Gegenrichtung. Bei Dunkelheit werden Radfahrende von den entgegenkommenden Autos geblendet, so dass sie weder den schmalen und kurvigen Radweg noch Randsteine oder entgegenkommende Radfahrer*innen zuverlässig erkennen können. Noch dazu gibt es auf dieser Strecke viele Ein- und Ausfahrten, die

ein hohes Risiko für die Verkehrssicherheit darstellen. Auf der Verkehrsunfallkarte der Statistik Austria sind auf dieser Strecke mehrere Unfälle zwischen Autound Radfahrer*innen dokumentiert, im Jahr 2017 etwa wurde ein Radfahrer bei einem Zusammenstoß mit einem Auto bei einer Tankstellenausfahrt acht Meter weit durch die Luft geschleudert und schwer verletzt. Auf der Alternativroute, die Sandhöfner benutzt, gibt es keinen Radweg, und die Straße ist so schmal, dass zwei PKWs nur knapp aneinander vorbeifahren können. Auf den ersten Blick wirkt das unsicherer als ein Radweg – doch es gibt hier wenig Autoverkehr, und gerade die Enge der Straße zwingt Autos dazu, an unübersichtlichen Stellen sehr langsam zu fahren. Sein Weg sei also nicht der kürzeste gewesen, aber der sicherste, argumentierte Clemens Sandhöfner, als die AUVA seinen Unfall nicht als Arbeitsunfall anerkennen wollte. Doch das Gericht sah das anders. In seiner Urteilsbegründung erklärt es Radwege für generell sicherer als Straßen mit Autoverkehr. Dabei können Radfahrer*innen erfahrungsgemäß selbst am besten einschätzen, welche Route die sicherste ist.

Nicht-Radfahrer*innen sind viele Risiken oft nicht bewusst. Das Urteil im Fall von Clemens Sandhöfner zeigt eine große Rechtsunsicherheit für Radfahrer*innen auf, die aus Verkehrssicherheitsgründen häufig ruhigere und damit sicherere, aber längere Strecken wählen. Die auf einem Urteil des Obersten Gerichtshofs zu einem Autounfall beruhende Rechtssprechung des Linzer Landesgerichts nimmt zu wenig Rücksicht auf die Besonderheiten des Radverkehrs. Es ist zu hoffen, dass andere Gerichte sich in ähnlichen Fällen in der Zukunft kein Beispiel daran nehmen. Radverkehr ist nicht Autoverkehr Das Wissen, dass er im Fall eines schwereren Unfalls keinen Anspruch auf Versehrtenrente oder auf die medizinischen, beruflichen und sozialen Rehabilitationsmaßnahmen der AUVA hätte, wenn er weiterhin den aus seiner Sicht sichersten Weg radelt, hat Clemens Sandhöfner nachhaltig beunruhigt. Er habe aus der Entscheidung des Gerichts Konsequenzen gezogen, sagt er: „Ich werde nicht mehr mit dem Rad zur Arbeit fahren.“

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Community Manu Delago und seine ReCycling Tour Seite 20

Das Dusika-Stadion ist Geschichte Seite 21

Serviceleistungen für Radlobby-Mitglieder Seite 22

ÖSTERREICH

Musik mit Muskelkraft Was braucht man für eine Konzerttour? Musiker*innen, Instrumente, Soundtechnik, eine Bühne, einen BackstageBereich, Zuschauer*innen – und einen Tourbus, um die ersten drei Elemente zu den anderen zu bringen. Dass es statt mit einem Bus auch mit Fahrrädern geht, wollen der in London lebende Innsbrucker Musiker Manu Delago und seine Band mit ihrer ReCycling Tour beweisen. Auf der Konzertreise, die am 30. April in Innsbruck beginnt und sie bis 2. Juni durch fast alle Bundesländer und nach Südtirol führt, wollen sie Musikinstrumente und Equipment auf eigens angefertigten FahrradAnhängern transportieren. Auch die Konzerte selbst sollen auf möglichst umweltfreundliche Art und Weise ablaufen. recyclingtour2021.com

AUF DER STRASSE

IM NETZ

AUF REISEN

IN GANZ ÖSTERREICH

Gamification beim Radfahren: Zum dritten Mal will das Umweltministerium mit der Aktion „Österreich radelt“ Menschen in ganz Österreich zum Radeln motivieren. Von 20. März bis 30. September zählen die Teilnehmer*innen via Website oder App ihre gefahrenen Kilometer und können dafür Preise gewinnen und ihrem Betrieb, Wohnort oder Verein zum Sieg in der Veranstalter-Wertung verhelfen. Im vergangenen Jahr haben 18.177 Teilnehmer*innen dabei insgesamt 14,2 Millionen gefahrene Kilometer gesammelt.

Wer sich unterwegs oft über die Platzverteilung auf Österreichs Straßen ärgert („Das könnte ja sogar ich besser!“), kann sich jetzt selbst an der Stadtplanung versuchen: Im neuen Online-Tool „Raumverteiler“ der Plattform Radkompetenz Österreich können Radwege, Bäume, Sitzgelegenheiten und Abstellanlagen neu arrangiert werden. Auf der Website der Plattform gibt es außerdem eine neue Datenbank mit hunderten Publikationen zum Thema Radverkehr. Auch eine 15-teilige Webinarreihe mit dem Titel „So geht Radverkehr“ ist geplant.

Der Dachgeber ist wieder da: Nach längerer Pause wurde das Gastfreundschafts-Netzwerk für Radreisende jetzt in Kooperation mit der Schweizer Partnerorganisation Velodach wiederbelebt. Wer sich für 20 Euro pro Jahr registriert und anderen Reisenden seine Couch anbietet, bekommt im Gegenzug ebenfalls kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten bei bisher rund 400 Teilnehmer*innen. Eine Art Couchsurfing für Radfahrende also – aber unter Gleichgesinnten und mit einer größeren Chance, auf Anfragen auch eine Antwort zu bekommen.

Seit 2018 radeln zweimal im Jahr hunderte Kinder gemeinsam durch Wien: Die Kidical Mass, durchgeführt in Kooperation mit der Radlobby Wien, soll auf die Notwendigkeit kindertauglicher Rad-Infrastruktur aufmerksam machen. Heuer findet die Kidical Mass erstmals in ganz Österreich statt. Am 12. Juni sowie am 18. September werden in einer Reihe von Städten in allen Bundesländern Kinder mit ihren Eltern unter Polizeischutz durch Straßen flitzen, auf denen sich sonst Stoßstange an Stoßstange drängt.

radelt.at

radkompetenz.at

velodach.ch

kidicalmass.at

Um die Wette Kilometer sammeln

Selber Straßen und Radwege basteln

Bei Gleichgesinnten Mehr Platz für übernachten Kinder fordern

Foto: Manu Delago ReCycling

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 20

Der Musiker Manu Delago und seine Band touren durch Österreich – auf dem Rad


Die Leichtathlet*innen sollen auch in der neuen Halle Platz finden, die Radfahrer*innen nicht

Neu dabei Diesmal: Natalia, 36, Studentin aus Wien

Ich habe ein Crossbike mit Damenrahmen, das ich sowohl für Alltagsfahrten als auch für mehrtägige Radausflüge benutze.

Dusika-Stadion 1977 - 2021 Die einzige Bahnrad-Anlage Österreichs wird abgerissen, das steht jetzt fest. Völlig unklar ist hingegen noch, ob, wann und wo es einen Ersatz geben wird. BERICHT: Ines Ingerle

J

etzt ist es fix und offiziell bestätigt: Das Wiener Ferry-Dusika-Stadion, das die einzige Bahnrad-Sportanlage und die einzige Indoor-Leichtathletikanlage Österreichs beherbergt, wird noch dieses Jahr abgerissen und macht einer Leichtathletik- und Veranstaltungshalle mit Fokus auf Ballsportarten Platz. Eine Radbahn wird es darin nicht geben. Gerüchte, dass das Stadion abgerissen werden könnte, kursierten schon seit einigen Monaten. Doch das Büro von Gesundheits- und Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ) wollte diese Pläne nicht bestätigen. Anfang Jänner wurde dann ein Akt aus dem Sportausschuss des Gemeinderats öffentlich, aus dem der geplante Abriss hervorging.

Foto: Martin Granadia / www.169k.net

Petition mit 8.000 Unterschriften Der Bahnradsport kann der Startpunkt einer Radkarriere sein. Im 1977 eröffneten Dusika-Stadion trainierten erfolgreiche österreichische Profisportler wie Christoph Strasser, Sechsfachsieger des Race Across America und Weltrekordhalter im 24-Stunden-Fahren. Gleichzeitig bot die Bahn HobbyRadfahrer*innen in den kalten Monaten eine gute Möglichkeit, gemeinsam im Trockenen und Warmen zu trainie-

ren. Eine im Jänner gestartete Petition zur Rettung des Dusika-Stadions haben rund 8.000 Menschen unterschrieben. Man sei in Kontakt mit dem Österreichischen Radsport-Verband (ÖRV) gestanden und habe die Bahnradler*innen in die Entscheidung mit eingebunden, sagt ein Sprecher von Sportstadtrat Hacker. Beim ÖRV hingegen heißt es, man habe erst aus der Presse von den Abrissplänen erfahren. Laut Stadtrats-Sprecher laufen derzeit Gespräche mit den RadsportLandesverbänden, dem Bund und der Stadt Wien über einen möglichen Ersatz für die Radbahn im Dusika-Stadion. Die Petition habe „natürlich Einfluss auf die Entscheidung“, es handle sich aber um längerfristige Planungen, und noch sei nichts entschieden. Selbst wenn eine neue Bahn kommt, soll sie allerdings nur für Trainings, nicht für Wettkämpfe zur Verfügung stehen. Wann mit weiteren Informationen zu rechnen ist und ab wann eine mögliche Ersatzbahn zur Verfügung stehen könnte: Diese Fragen konnte das Büro Hacker bis Redaktionsschluss nicht beantworten. Mehr zum Dusika-Stadion: www.radlobby.at/steilesfliegen www.radlobby.at/dusika-ende

Mich nerven Mehrzweckstreifen mit Dooring-Zonen, diese ständige stille Gefahr. Meinen schönsten Radmoment erlebe ich täglich, wenn mir bewusst wird, dass ich als Frau selbständig, unabhängig und frei durch die Straßen fahre. Das ist fast ein subversiver Akt. Meine beste Investition war ein Fahrradkorb. Sieht nicht sexy aus, aber das ist mir wurscht: Man kann Einkäufe hineinwerfen, bei Ausflügen die Thermosflasche und den Rucksack, damit man nicht am Rücken schwitzt. Einmal habe ich Angst vor dem Radfahren in der Stadt gehabt, weil ich auf Facebook ständig von Schikanen gegen Radfahrende und Gefahren im Straßenverkehr gelesen habe. Corona hat mir im Herbst den letzten Anstoß gegeben, die Angst zu überwinden. Seitdem bin ich süchtig. Ich bin der Radlobby beigetreten, weil ich die politische Vertretung der Radfahre­nden stärken will, und wegen der Versicherung.

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 21

WIEN

Ich liebe neben der sportlichen Seite auch die Konzentration, die ich beim Radfahren in der Stadt übe. Die nützt mir in anderen Lebensbereichen.


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Mitgliedervorteile und -beiträge können je Bundesland geringfügig variieren. Anmeldung und ausführliche Infos zur Mitgliedschaft: radlobby.at/mtg


Infrastruktur Rasen statt Radeln im Norden von Linz Seite 23

Plus/Minus: Infrastruktur im Test Seite 24

Gute Ampelschaltungen braucht das Land Seite 26

Autobahn statt Radroute

In Linz soll eine von Rad-, Fuß- und Kfz-Verkehr gemeinsam genutzte Straße einer Autobahnzufahrt weichen Wenn die Asfinag ihre Pläne umsetzt, ist es bald vorbei mit dem friedlichen Miteinander aller Verkehrsarten in der Unterführung Koglerweg

R

adfahrende und Fußgänger*innen, die vom Linzer Stadtzentrum zum Stadtteil Auhof, nach Gallneukirchen oder zur Johannes-Kepler-Universität mit ihren 23.000 Studierenden und Beschäftigten wollen, verwenden gern die A7Unterführung Koglerweg. Sie wird auch vom lokalen Kfz-Verkehr genutzt, dank einem Tempolimit von 30 km/h und einer Breite von 8,8 Metern haben Kfz-, Radund Fußverkehr aber problemlos nebeneinander Platz. Seit dem Jahr 2014 ist geplant, die Unterführung zum Teil einer Hauptradroute zu machen. Statt 660 Metern bald 1.500 Stattdessen will der Autobahnbetreiber Asfinag jetzt das vor 24 Jahren erstmals angedachte Projekt Autobahnhalbanschluss Auhof realisieren. Es soll 16 Millionen Euro kosten, wobei solche Projekte erfahrungsgemäß in der Realität oft wesentlich teurer werden

Foto: Gerhard Fischer, Grafik: Basemap.at

?

bisherige Strecke Autobahnanschluss vorgesehene Radstrecke von Radlobby vorgeschlagene Strecke

als geplant. Die Unterführung würde dann als Zufahrt zur Autobahn dienen, die in Richtung Stadtzentrum, Uni und zum Stadtteil Dornbach führt. Die Zahl der Autos, die sie nutzen, würde auf etwa 18.000 pro Tag steigen, diese würden zudem wesentlich schneller fahren als heute. Da die 8,8 Meter Breite keine baulich getrennte Radinfrastruktur erlauben, wäre die Unterführung somit als Fahrradverbindung in Zukunft unbrauchbar.

Geht es nach den Plänen der Asfinag, sollen Radfahrer*innen und Fußgänger*innen in Zukunft statt der Unterführung lokale Straßen nutzen. Die vorgesehene Strecke ist jedoch mit 1,5 Kilometern mehr als doppelt so lang wie der 660 Meter lange Weg durch die Unterführung, verläuft über mehrere enge Kurven und würde einen zusätzlichen Höhenunterschied von 20 Metern mit sich bringen. Die nächst-

gelegenen Unterführungen sind als Alternative zu weit weg und bieten keinen brauchbaren Anschluss. Parallel-Unterführung nötig „Es ist völlig inakzeptabel, dass ein Autobahnausbau zu massiven Verschlechterungen für den Fuß- und Radverkehr führt", sagt Roland Romano, Sprecher der Radlobby Österreich. "Die aktive Mobilität muss mit mindestens derselben Priorität behandelt werden wie der Kfz-Verkehr.“ Falls das Projekt tatsächlich umgesetzt wird, fordert die Radlobby von der Asfinag den Bau einer eigenen, mindestens vier Meter breiten und geradlinig verlaufenden Unterführung für den Radverkehr parallel zur bisherigen Unterführung. „Die Kosten dafür würden nur einen Bruchteil der Gesamtkosten des Projekts ausmachen“, sagt Romano. Für die Zukunft fordert die Radlobby verpflichtende Radverkehrs-Checks für alle Asfinag-Projekte.

WAS HEISST EIGENTLICH?

Superblock

Ein Superblock besteht aus mehreren benachbarten Häuserblöcken, zwischen denen die Straßen verkehrsberuhigt wurden. So entsteht ein Gebiet, typischerweise etwa 400 mal 400 Meter groß, ohne Kfz-Durchzugsverkehr. Radfahren ist jedoch üblicherweise uneingeschränkt möglich. Superblocks sind aus diesem Grund eine gute Möglichkeit, um das Alltagsradfahren zu

fördern. Gleichzeitig profitieren Fußgänger*innen und alle, die in der Gegend wohnen, von weniger Lärm, weniger Abgasen, einer geringeren Unfallgefahr und mehr Platz, auf dem zum Beispiel Bäume gepflanzt oder neue Kinderspielplätze errichtet werden können. Das Konzept der Superblocks wird seit 1993 sehr erfolgreich in Barcelona angewandt. Dort werden meist drei mal drei Wohnblocks zu

einem Superblock zusammengefasst, in dem Tempo 10 gilt und der Kfz-Verkehr durch Einbahnregelungen und bauliche Maßnahmen am Durchfahren gehindert wird, während sich Radfahrer*innen frei in alle Richtungen bewegen können. Die Zahl der Pkw-Fahrten in Barcelona sank dadurch um 20 Prozent, die der Radfahrten stieg um 30 Prozent. Mario Sedlak

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 23

BERICHT: Gerhard Fischer


PLUS  ⁄  MINUS

Verkehrs-Infrastruktur im Praxistest

Wien 2., Am Tabor

Wien 1., Ebendorferstraße

Wien 5., Reinprechtsdorfer Straße

Wien hat seine erste Protected Bike Lane: Einen Radweg auf Fahrbahnniveau, durch Verkehrsinseln vom KfzVerkehr getrennt. Errichtet wurde die Bike Lane am Straßenzug Am Tabor, der als Teil des Haupt-Radverkehrsnetzes das Nordbahnviertel mit dem Radweg Lampigasse und der Fahrradstraße Scherzergasse verbindet. Der Weg ist 2,5 Meter breit, was ein komfortables Überholen erlaubt, und an breiteren Stellen wurden auf Höhe der Verkehrsinseln Radbügel aufgestellt. Nicht erfüllt wurde leider die Hoffnung auf eine ampelfreie Durchfahrt an der Kreuzung Pazmanitengasse.

Für den Bau der neuen U-Bahn-Linie U5 werden in vielen Teilen Wiens in den nächsten Jahren Umleitungen nötig sein. Eine vorbildliche Lösung kann aktuell in der Ebendorferstraße befahren werden. Der Einrichtungsradweg gegen die Einbahn befindet sich zwischen Gehsteig und Parkspur und ist 1,5 bis zwei Meter breit. Eine 1,1 Meter breite Sperrfläche zwischen Parkspur und Radweg soll DooringUnfälle verhindern, und die im ZehnMeter-Abstand auf der Sperrfläche aufgestellten Leitbaken geben Autofahrenden ein deutliches Signal, wo sie ihre Fahrzeuge abstellen dürfen und wo nicht.

Wie eine durch den U-Bahn-Bau bedingte Umleitung nicht funktioniert, zeigt hingegen der „Bikeway to Hell“ Reinprechtsdorfer Straße. Sie wird derzeit als für den Radverkehr geöffnete Einbahn geführt. Weil das als temporäre Lösung geplant war, gibt es nur kurze Leitlinien und keine Verkehrsführung für den Autoverkehr. Die Folge: Dieser ist zwei- oder dreispurig unterwegs und begegnet dem gegen die Einbahn fahrenden Radverkehr ganz knapp oder frontal. Da die „temporäre“ Lösung sich jetzt schon mehr als ein Jahr lang hält, sind zur Sicherheit der Radfahrenden dringend durchgehende Markierungen und mobile Trennelemente nötig.

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 24

Die erste Protected Bike Lane der Stadt

Vorbildliche Umleitung an der U5-Baustelle

Temporäre Maßnahme wird zum Dauerzustand

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Fotos: Andrzej Felzcak (2), Ulrich Kiermayr, Stefan Pauser, Luise Neuhold, Georg Brandstetter

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Infrastruktur

Wien 6., Lindengasse

Salzburg

NÖ, Waidhofen an der Thaya

Der umstrittene Umbau vor einigen Jahren hat zwar den Autoverkehr großteils von der Mariahilfer Straße verdrängt, wegen des regen Fußverkehrs ist sie aber nicht optimal für ein rasches Vorwärtskommen auf dem Rad. Eine durchgängige Parallelradroute war überfällig – jetzt gibt es sie, als Begegnungszone mit Tempo 20, in der Lindengasse: Durch eine Umwidmung von Stellplätzen entstand Platz für eine Öffnung der Einbahn für den Radverkehr. Wenn jetzt noch die 160 Meter lange Einbahn Stollgasse geöffnet und damit die letzte Lücke zwischen Gürtelradweg und Kaiserstraße geschlossen wird, entsteht eine vollwertige Hauptverkehrsverbindung.

In Salzburg soll ein neues Leitsystem Radfaher*innen die Orientierung erleichtern. In einer Pilotphase wurde die rund fünf Kilometer lange Radschnellroute H11 von SalzburgMülln ins deutsche Freilassing mit farbigen Bodenmarkierungen und Hinweisschildern ausgestattet. Sie sind vor Entscheidungsstellen rechtzeitig sichtbar, sodass sich auch zügig fahrende Radler*innen daran orientieren können. Darüber hinaus gibt es ausreichend große Hinweisschilder mit Streckeninformationen, die unter anderem wichtige Ziele mit Fahrtzeiten sowie Anschlüsse an den öffentlichen Verkehr anzeigen.

Die Thayarunde ist eine stark frequentierte touristische Radroute im Waldviertel, von Jänner bis Oktober 2020 wurden hier an einer Messstelle 54.000 Radfahrende gezählt. In der Nähe der Stadt Groß-Siegharts quert die Radroute die Landesstraße L55. Hier wurde nun aus Sicherheitsgründen eine hochqualitative, 25 Meter lange Unterführung errichtet. Die Energie für ihre Beleuchtung kommt aus einer Photovoltaik-Anlage. Das hier gezeigte Engagement für die touristische Rad-Infrastruktur ist erfreulich, wünschenswert wäre das selbe Engagement auch bei der Infrastruktur für den Alltagsradverkehr.

Neues Leitsystem für Hauptradroute

Gelungene Unterführung für Radreisende Drahtesel 1  ⁄  2021 – 25

Gute Alternative zur Mariahilfer Straße

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Grüne Welle für den Radverkehr

Infrastruktur

Wie Politik und Behörden durch bessere Ampelschaltungen mehr Menschen aufs Rad bringen könnten.

ANALYSE: Matthias Pintner  INFOGRAFIK: Daniela Bernold

U

uuund schon wieder rot. Es gibt wenig, was im Verkehr mehr nervt als rote Ampeln. Das gilt für Radfahrer*innen genauso wie für Autofahrende – nur dass die Ampelschaltungen in den österreichischen Städten meist für letztere konzipiert sind und ersteren unnötige Wartezeiten aufzwingen. Und dass Radfahrende beim flüssigen Durchfahren nicht nur Zeit, sondern auch Körperenergie sparen: Das Anfahren nach einem vollständigen Stillstand kostet so viel Energie wie eine Fahrt von 75 bis 100 Metern. Je seltener Radfahrende an Ampeln gestoppt werden und je kürzer sie auf Grün warten müssen, desto attraktiver wird also das Fahrradfahren. Ampeln besser zu programmieren und Ampelkreuzungen umzubauen, ist daher ein schneller und günstiger Weg, die Abgaslast in den Städten zu verringern und das Klima zu schützen.

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 26

In Belgien zeigen Verkehrszeichen wie dieses an, dass Radfahrende auch bei Rot nach rechts abbiegen dürfen, solange sie dabei niemanden behindern.

Wartezeiten verkürzen Derzeit müssen Radler*innen an ampelgeregelten Kreuzungen oft zwei Minuten auf Grün warten – dabei empfehlen die Österreichischen Richtlinien und Vorschriften für das Straßenwesen (RVS) für den Radverkehr eine maximale Wartezeit von 40 Sekunden. Eine Möglichkeit, die Wartezeiten zu verkürzen, ist eine Verkürzung der Gesamtumlaufzeit der Ampelkreuzung, also der Zeit, die vergeht, bis alle Verkehrsteilnehmer*innen einmal Grün hatten. Bei gut geschalteten Ampeln dauert ein Umlauf 45 bis 60 Sekunden. Eine andere Möglichkeit ist, dem Radverkehr innerhalb eines

Quellen: • CROW (NL): Design Manual for Bicycle Traffic • Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie: Der Faktor Zeit im Radverkehr • Radkompetenz Österreich: Verkehrsrecht und Fahrrad – Europa im Vergleich • Not Just Bikes: Why the Dutch Wait Less at Traffic Lights https://youtu.be/knbVWXzL4-4

Grün- und Rotphasen für Auto- und Radverkehr (werktags 18 Uhr) Wien, Lassallestraße, Kreuzung Praterstern/Nordbahnstraße

45

30

15

60 Gesamtumlaufzeit 75 Sekunden

Wien, Rembrandtstraße, Kreuzung Obere Donaustraße

35

65 20

80 Gesamtumlaufzeit 100 Sekunden

Quelle: eigene Messung am 23.2.2021

Umlaufs zwei Mal Grün zu geben. An der Kreuzung Löwengasse/Untere Viaduktgasse in Wien-Landstraße funktioniert dieses Modell bereits sehr gut. Grüne Welle für Radwege 2012 führte die Stadt Kopenhagen im gesamten Stadtgebiet die Grüne Welle auf Radwegen ein. Wer auf einer Pendelstrecke, etwa zwischen Kopenhagen und dem Vorort Albertslund, konstant 20 km/h fährt, kann die gesamte Strecke ohne Anhalten zurücklegen. An manchen Strecken erkennen Radler*innen an LED-Lichtern entlang des Radwegs, ob sie in der passenden Geschwindigkeit fahren. Sensoren und Schilder In den Niederlanden sind Induktionsschleifen, Radar und Kameras an Kreuzungen schon weit verbreitet. Diese Sensoren erkennen wartende und sich nähernde Autos und Radfahrer*innen und steuern Grün- und Rotphasen entsprechend. In Österreich hingegen müssen Fußgänger*innen und Radfahrende oft unnötig vor Ampeln anhalten oder viel zu lange warten, auch wenn kein Auto in Sicht ist. Von Dänemark über Belgien und Frankreich bis nach Slowenien dürfen Radfahrende schon seit Jahren auch bei Rot rechts abbiegen. Schon um den internationalen Anschluss nicht zu verlieren, sollte auch Österreich rasch eine Rechtsabbiegeausnahme einführen. Unnötige Ampeln entfernen In Ländern wie Dänemark oder den Niederlanden gelten Ampeln nicht als Werkzeuge der Verkehrssicherheit, sondern als solche des Verkehrsmanagements, und werden nicht öfter eingesetzt als unbedingt nötig. Wien hingegen ist mit durchschnittlich einer Ampel pro 2,15 Straßenkilometern besonders „verampelt“. So werden Ampeln hierzulande manchmal an Kreuzungen innerhalb von Tempo-30-Zonen eingesetzt, um ein zu hohes Kfz-Aufkommen in den Griff zu bekommen. Sinnvoller und langfristig auch billiger wäre es, dort verkehrsberuhigende Maßnahmen wie


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bauliche Durchfahrtsfilter zu setzen. Das können Poller sein, Sackgassen nur für Autos oder gegenläufige, aber für Radfahrende geöffnete Einbahnen. Letztere Maßnahme kann man etwa in der Großen Stadtgutgasse in WienLeopoldstadt besichtigen, die ersten beiden entlang der Goldschlagstraße, einer Fahrradstraße im 15. Bezirk. Positiver Nebeneffekt: Autofreie Vorplätze etwa vor Schulen oder Pflegeheimen. An Kreuzungen, bei denen nur Fußgänger*innen, aber keine Kraftfahrzeuge einen Radweg queren können, sind Radampeln unnötig. Wichtig sind dort hingegen Flächen zwischen Radweg und Fahrbahn, auf denen Fußgänger*innen auf die Möglichkeit zum Überqueren der Straße warten können. Signale trennen Radfahrende sind schneller unterwegs als Fußgänger*innen – aber an vielen Kreuzungen müssen sich beide Gruppen eine Ampel teilen. Dadurch bekommen Radfahrende früher Rot als notwendig und müssen ihre Fahrt oft unnötigerweise stoppen. Zumindest an Kreuzungen, an denen Fuß- und Radverkehr mehr als einen Fahrstreifen pro Richtung kreuzen, sollte es schon gemäß der geltenden RVS getrennte Ampeln geben, in der Realität ist das aber oft noch nicht der Fall. Getrennte Ampeln für den Rad- und den motorisierten Verkehr sind wiederum – vor allem aus Sicherheitsgründen – dort besonders wichtig und auch vorgeschrieben, wo viele Autos beim Abbiegen eine Radüberfahrt kreuzen. An sollte der geradeEsolchen TIEWKreuzungen HCIERSS EILHCS EHOH ARTXE aus fahrende Radverkehr zumindest ein vorauseilendes EKIB-E REGrün DObekommen, DARRHAalso F SAD RÜF einige Sekunden Vorsprung, in dem er die Kreuzung queren kann, bevor die abbiegenden Autos kommen. Gibt es zwei oder mehr Abbiegespuren für Autos, reicht diese Lösung aber nicht aus, 031 denn hier blockiert oft ein abbiegendes mc ECIVRES YEK Auto dem anderen die Sicht auf Menschen zu Fuß und auf dem Rad. An solchen Kreuzungen dürfen abbiegende rAutofahrer*innen ednilyZ X-NI ecgleichzeitig ivreS yeK mit !gnal artxE nie dem Fuß- und Radverkehr Grün haben. Last, but not least: Für den Autoverkehr gibt es seit Jahrzehnten auf jeder größeren Straße mehrere Spuren mit Richtungspfeilen. Eine solche SpuEK I B-E rensignalisierung für den Radverkehr YTIRUCES würde viele unnötige Wartezeiten verhindern. An der Kreuzung vor der Wieo sekiUrania B-E rüFzum Beispiel, retetreinem äheG zent063 ner t e n g i e e g l h a t S f p o k ssolhcS ral gelegenen Verkehrsknotenpunkt, müssen geradeaus fahrende und links abbiegende Radfahrer*innen gemeinsam warten. Mangels getrennter Signalisierung bekommen sie nur alle 160 Sekunden Grün – die längste Wartezeit für den Radverkehr in ganz Wien. | moc.kcolert.www hbmgkcolert@

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Drahtesel 1  ⁄  2021 – 29

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Impressum

DRAHTESEL – Das österreichische Fahrradmagazin 38. Jahrgang   ⁄  Heft 1 Erscheinungsdatum 25.03.2021 Medieninhaberin (Verlegerin) und Herausgeberin Radlobby ARGUS –  Arbeits­gemeinschaft Umweltfreundlicher Stadtverkehr DVR-Nr.: 0445495 ZVR-Zahl: 265962142 Sitz Frankenberggasse 11 1040 Wien Vorsitz Andrzej Felczak andrzej.felczak@radlobby.at Chefredaktion Ruth Eisenreich chefredakteurin@drahtesel. or.at

Unter Mitarbeit von Stefanie Bermesser Daniela Bernold Walter Bradler Klaus Brixler Andrzej Felczak Hannes Friedrich Wolfgang Graschopf Magdalena Jöchler Jan Killian Paul Kubalek Valerie Madeja Peter Provaznik Roland Romano Brigitte Schicho Heidi Schmitt Mario Sedlak

Art Direktion Anna Hazod hazodschlagintweit.com

Kolumnen Clara „Orca“ Felis Ines Ingerle Johannes Pepelnik Reinhold Seitl

Kontakt ARGUS-Fahrradbüro Frankenberggasse 11 1040 Wien Mo–Fr 14–19 Uhr, Sa 10–14 Uhr Tel.: 01  ⁄  505 09 07 Fax DW: 19 service@argus.or.at radlobby.at ⁄ argus

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Bildbearbeitung Anna Hazod Anzeigen Hannes Friedrich h.friedrich@argus.or.at Illustrationen Daniela Bernold Miguel Ángel Camprubí miguelangelcamprubi.com (Autor*innenportraits) Anna Hazod

Radlobby ARGUS   Wien-Büro Lichtenauerg. 4  ⁄  1  ⁄  1 1020 Wien Tel. & Mail siehe ARGUS-Fahrradbüro Mo–Fr 10–13 Uhr Bankverbindung IBAN AT82 2011 1841 6099 1000 BIC GIBA ATWW XXX Leserbriefe sind herzlich willkommen, allfällige Kürzungen können nicht ausgeschlossen werden. Zur Veröffentlichung ist die Angabe des vollen Namens und der Postleitzahl notwendig. Namentlich ge­ kenn­zeichnete Artikel müssen nicht mit der Meinung der DRAHTESEL-Redaktion übereinstimmen. Der DRAHTESEL ist das Vereinsmagazin der Radlobby ARGUS und wird in Kooperation mit den Vereinen der Radlobby Österreich hergestellt.

Radlobby Österreich ist Mitglied des Europäischen Radfahrverbandes ECF Druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH Die gesamte Produktion des DRAHTESEL wird nach dem österreichischen Umwelt­zeichen abgewickelt.

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Blick in die Zukunft

Infrastruktur

Ein Unterausschuss des Umweltministeriums diskutiert mögliche Änderungen der Straßenverkehrsordnung – neue Verkehrszeichen könnten kommen, temporäre Straßensperrungen vor Schulen wohl eher nicht so bald.

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Drahtesel 1  ⁄  2021 – 30

Johannes Pepelnik ist Rechtsanwalt in Wien und Vertrauensanwalt der Radlobby

nde Jänner hat der Unterausschuss Radverkehr des Verkehrssicherheitsbeirats des Umweltministeriums virtuell getagt. Zur Vorbereitung auf diese Sitzung hat das Ministerium 150 Fachleute – Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Radverkehr, der AG Gehen und des Unterausschusses Radverkehr sowie die Radkoordinator*innen der Städte – befragt, welche Themen in der nächsten Novelle der Straßenverkehrsordnung aufgegriffen werden sollten. Unter anderem wurden folgende mögliche Änderungen diskutiert. Ein neues Verkehrszeichen könnte in Zukunft darstellen, dass eine Sackgasse nur für Kraftfahrzeuge gilt. Damit könnte Fußgänger*innen und Radfahrer*innen ohne unnötige Zusatztafeln angezeigt werden, dass für sie eine Durchgangs- bzw. Durchfahrmöglichkeit besteht und sie keinen Umweg machen müssen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Verkehrszeichen tatsächlich eingeführt wird. An den Entwürfen für das Verkehrszeichen wurde kritisiert, dass die Barrierefreiheit beim Durchgang unzureichend dargestellt ist und es eine Vielzahl an unterschiedlichen Varianten gibt, je nachdem, für wen die Sackgasse in welche Richtung geöffnet ist. Viele offene Fragen zur Schulstraße

Die Stadt Wien hat in einem Pilotprojekt „Schulstraße“ temporäre Fahrverbote für Kraftfahrzeuge vor Schulen in den 30 Minuten vor Schulbeginn und nach Ende des Unterrichts eingeführt. Nun wird diskutiert, ob das österreichweit möglich sein soll. Hintergrund ist das Problem der „Elterntaxis“ und die Überlegung, dass jungen Menschen von Kindesbeinen an ein nicht autozentriertes Verkehrsverhalten vermittelt werden soll. Mehrere Fragen

dazu wurden im Ausschuss diskutiert: Sollen Anrainer*innen ausgenommen werden? Soll die Durchfahrt für Fahrräder möglich sein? Soll das Begehen der Fahrbahn während der Sperrung zulässig sein? Braucht es eine eigene Bodenmarkierung und/oder ein eigenes Verkehrszeichen? Sollte die Fahrbahn temporär mit physischen Absperrgittern verstellt werden? Ich halte die Einführung einer speziellen Schulstraße für begrüßenswert, ihre unmittelbare Umsetzung aber für wenig wahrscheinlich. Daher wird es weiterhin auf die Verkehrsplanung um die Schulen herum und auf ein Umdenken der Eltern ankommen. Österreich soll St. Pölten werden Mit einer StVO-Novelle wurde 2019 das sogenannte St. Pöltner Modell gesetzlich verankert. Dabei verlaufen ein Schutzweg und eine Radfahrüberfahrt nicht nebeneinander, sondern übereinander – Fußgänger*innen und Radfahrer*innen, die von einem gemeinsam geführten Geh- und Radweg kommen, queren die Straße auf der selben Fläche. Markiert werden diese Übergänge durch eine Blockmarkierung links und rechts neben dem Zebrastreifen, sodass sich ein verlängertes Schachbrettmuster ergibt. Da das bisherige Schutzweg-mit-Radfahrer-Überfahrt-Verkehrszeichen die Realität solcher Übergänge nicht ausreichend abbildet, wird nun die Einführung eines Verkehrszeichens für das St. Pöltner Modell diskutiert. Aus meiner Sicht wäre das wünschenswert. Ich halte die Umsetzung für nicht ausgeschlossen. Die Vorschläge werden nunmehr vom Ministerium überarbeitet, in einen Entwurf zur Straßenverkehrsordnung überführt und dann ans Parlament zur Behandlung weitergeleitet.

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Alle Vorteile für Radlobby-Mitglieder Seite 22


Drahtesel 1  ⁄  2021 – 31

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Drahtesel 1  ⁄  2021 – 32

willkommen auf europas größtem fahrrad festival!

Sehen wir uns am Wiener Rathausplatz?! Wir wissen es noch nicht. Sicherheitshalber haben wir das Argus Bike Festival mal verschoben vom üblichen April-Termin auf Ende Mai. Ob es dann schon möglich sein wird Großveranstaltungen durchzuführen, das steht freilich noch in den Sternen. Bei Drucklegung dieses Heftes Mitte März war noch nicht abzusehen, wie sich das mit den Eintrittstests entwickeln wird und welche Mutante welche Planungen zunichte macht. Eine endgültige Entscheidung werden wir Anfang April treffen, bis dahin bereiten wir vor und werden von unserer Seite jedenfalls alles tun, damit es in diesem Jahr endlich wieder ein Argus Bike Festival auf dem Wiener Rathausplatz gibt! Die Programmpunkte rechts sind somit grobe Planungen, wir werden sehen was sich in welcher Form umsetzen läßt in diesem schwierigen Jahr.


Dirt-Battle Vienna

Vienna Jam mit Viki Gomez

Pumptrack-Contest

Trial-Show mit Dominik Raab

Das spektakulärste Highlight mit einem Highjump und Best-Trick-Contest

Die BMX-Flatland-Jam mit Workshops vom mehrfachen Weltmeister

Das Trailcenter HoheWandWiese bringt MountainbikeFlair auf den Rathausplatz

Ein Klassiker am Bike Festival, nach vielen Jahren wieder einmal dabei, mit eigenem Show-Parcours.

Fahrrad-Kinderwelt

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highlights 2021


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Lebensstil Radelnd durch Thailand: Oliver Baier im Interview Seite 36

„Geht nicht“ gibt's nicht: Arbeiten mit Lastenrad Seite 42

Infrastruktur

Der Radschlag: Mühsames Linksabbiegen Seite 45

Cinemascope Pedal the World

oder Ausrüstung des Reisenden. So bekommt das Publikum zwar einen allumfassenden Einblick in Felix Starcks Gefühlswelt und seine inneren Kämpfe, bleibt allerdings mit einigen unbeantworteten Fragen zurück. Trotzdem lohnt sich der Film – schon allein, weil er Lust macht, auf Starcks Rat zu hören: „Geht da raus! Macht so eine Reise.“ Pedal the World Reisedokumentation, Deutschland 2015, 84 Minuten, Regie und Kamera: Felix Starck, Mit: Felix Starck, Anselm Pahnke u.a. Zu sehen auf: Netflix

An dieser Stelle stellt die Film- und Theaterwissenschaftlerin Ines Ingerle Klassiker und Neuheiten aus der Welt des Fahrrad-Films vor.

Felix Starcks Film ist mehr ein persönliches Tagebuch in bewegten Bildern als eine klassische Reisedokumentation

Briefe aus der Ferne

Fotos: Felix Starck (oben), Adobe Stock

Dieses Mal: São Paulo Das Radfahren in São Paulo, einer 12-Millionen-Stadt mit sehr lebhaftem Verkehr, ist mir lange weniger wie ein Sport oder eine Fortbewegungsart erschienen als wie eine Form von Aktivismus. Als ich 2013 damit begonnen habe, wurde gerade eine Reihe neuer Radwege gebaut. Trotzdem kann man bis heute kaum mehr als 15 Minuten fahren, ohne mitten im Schwerverkehr auf einer Hauptstraße radeln zu müssen. Ein häufiger Ausweg ist eine Ordnungswidrigkeit: Ich überlege, mir ein Mountainbike zu kaufen, das das Fahren über Gehsteigkanten besser aushält. Aber viele Gehsteige sind voller Löcher und Stufen, der Bodenbelag wechselt meist mehrmals pro Häuserblock. Die wenigen Radwege hingegen sind glatt und regelmäßig, was auch Fußgänger*innen anzieht. Mein einziger Unfall ist auf einem Radweg pas-

siert: Ich musste für unaufmerksame Fußgängerinnen notbremsen und bin über meine Lenkstange geflogen. Manche Radwege verlaufen in Unterführungen, wo Hunderte Obdachlose auf alten Matratzen kampieren, neben ihren Hunden und Habseligkeiten. Dort fühle ich mich wie ein Eindringling, vor allem morgens, wenn sie noch schlafen. Oft streite ich mich lieber mit den Autos um den Platz auf der Straße. Trotzdem gebe ich das Radfahren nicht auf. In der stressigsten Zeit meines Lebens hat mir der zwölf Kilometer lange Weg zwischen meiner Arbeit im Zentrum und der Uni im Westen der Stadt ein seltenes Gefühl von Freiheit gegeben, trotz des Chaos um mich herum. In der Mitte des zähen Verkehrs radelnd, hatte ich das Gefühl, dass ich Tritt für Tritt die Stadt erobere. André Cabette Fábio

São Paulo, mit zwölf Millionen Einwohner*innen die bevölkerungsreichste Stadt der Südhalbkugel, ist von regem Autoverkehr geprägt.

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Felix Starck hat das Leben in Deutschland satt, mit Anfang zwanzig will er raus in die Welt und sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens machen – mit dem Fahrrad und in Begleitung eines Freundes. Vom Heimatort Herxheim in der Pfalz geht es zunächst eher schleppend voran, bevor sich langsam gute Laune einstellt. Schon nach wenigen hundert Kilometern kommt es jedoch zu Meinungsverschiedenheiten über die Routenplanung. Felix radelt alleine weiter. 365 Tage, 18.000 Kilometer und 22 Länder später ist er wieder daheim. Aus dem großteils amateurmäßig gefilmten Material bastelt er einen Film, der 2015 überraschend viele Zuschauer*innen in die Kinos lockt. „Pedal the World“ ist mehr ein persönliches Tagebuch in bewegten Bildern als eine Reisedokumentation. Das ist durchaus sympathisch, aber auch ein Problem: Der Film liefert wenig Informationen über Hintergründe, Kultur oder Bräuche der einzelnen Länder und gibt auch kaum Einblick in die Reisevorbereitung, Routenplanung


Drahtesel 1  ⁄  2021 – 36 Oliver Baier reist fast immer allein, auch auf seiner bisher letzten Tour durch Thailand im Winter 2019/20

„Ich will nicht auf die Pension warten“ Oliver Baier kennen wir aus dem Radio, dem Fernsehen oder von der Bühne: Als Moderator der ORF-Sendung „Was gibt es Neues“ oder als Schauspieler in Fernsehfilmen wie „Der Aufschneider“. Was Viele nicht wissen: Der 55-Jährige ist leidenschaftlicher Radreisender. In den vergangenen zwölf Jahren hat Baier den halben Globus auf zwei Rädern erkundet.

Du bist schon durch etliche Länder geradelt – Marokko, Spanien, Frankreich, dein Lieblingsland aber ist Thailand. Wie fährt man sicher durch Bangkok? Oliver Baier Mit Atemschutzmaske während der Rushhour. Klingt wahnsinnig – aber da steht ganz Bangkok, und du schlängelst dich zwischen den Autos durch. Ich dachte immer, ein ruhiger Sonntag wäre der sicherste Zeitpunkt, um aus der Stadt loszufahren. Irrtum! Da ist zwar weniger Verkehr, aber alle sind viel schneller unterwegs.

Wie bist du zum Radreisenden geworden? Es gab ein Erweckungserlebnis Anfang der 90er auf der Wiener Ringstraße: Ich hetze mit dem Auto von Termin zu Termin, und wie ich auf Ampelgrün warte, reitet eine Gruppe Radreisender an meinem Auto vorbei auf den Radweg Richtung Irgendwo. Beim Anblick der vollgepackten Satteltaschen wurde ich wieder einmal an meine Sehnsucht erinnert, mich irgendwann mal aufs Rad zu setzen und einfach loszufahren. Es hat dann noch eine Ewigkeit ge-

Foto: Oliver Baier

INTERVIEW: Klaus Brixler und Magdalena Jöchler

„Mein Leben auf drei Unterhosen, drei Shirts und drei Fahrradhosen zu reduzieren, ist ein Ritual für mich.“


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dauert, bis ich tatsächlich meine erste Reise gemacht habe, aber 2009 war es dann soweit.

Fotos: Oliver Baier

Deine erste Reise ging gleich einmal von Spittal an der Drau nach Aix en Provence in Südfrankreich. Wie ist es dir dabei gegangen? In der Nacht vor der Abreise habe ich mich wie ein Bub gefühlt, der zum ersten Mal zum Pfadfinderlager darf. Am nächsten Morgen ging es aber einfach los. Zunächst noch geplagt mit existenziellen Fragen, wie ich denn mit so wenig auskommen soll, wo ich schlafen soll und ob ich stinken werde. Meine Sorge war, dass ich wohlstandsverwahrloster Mensch diese wochenlange Reise nicht aushalte. Aber du hast nicht aufgegeben ... Genau. Es ist dann von Tag zu Tag besser gegangen, und ein paar Wochen später bin ich glücklich und zufrieden in Aix en Provence angekommen. Seither bin ich Überzeugungstäter, habe mein Equipment aufgerüstet, die Logistik perfektioniert und mache das einmal im Jahr.

Wann wurde dir klar, dass das deine Art zu reisen ist? Schon am ersten Tag der ersten Reise. Mein erstes Etappenziel war Pontebba, ein kleines Städtchen im norditalienischen Kanaltal. Die meisten nehmen Pontebba nur noch als Autobahnabfahrt auf der Durchreise Richtung obere Adria wahr. Aber für mich gab es hier den Punkt, an dem sich Zeit und Raum verschoben haben: Mit dem Auto wäre ich von Spittal in 80 Minuten dort gewesen, mit dem Rad war es plötzlich eine Tagesreise. Am Abend habe ich in meinem Zimmer über dem Café Vecchio meine Radwäsche gewaschen, in einem Self-Service-Pizza-Laden zu Abend gegessen und mir gedacht: „Alles gut! Ich habe ein Bett, ich habe zu essen und stinken tu ich auch nicht.“ Was gefällt dir an diesem komfortbefreiten Reisestil? Es beginnt mit dem Packen der Taschen am Tag vor der Abreise. Mein Leben herzunehmen und auf drei Unterhosen, drei Shirts und drei Fahrradhosen zu reduzieren, ist ein Ritual für mich. Das ist wie in der Comedy: Du

Oliver Baier begann 1988 als RadioModerator zuerst auf Radio Wien, dann auf Ö3. Später wechselte er zum Fernsehen, seit 2004 moderiert er die Comedy-Quizshow „Was gibt es Neues?“ auf ORF 1. Daneben spielt er in Fernsehfilmen und auf Theaterbühnen und macht Kabarett.


Dass Alleinreisende leicht mit anderen Menschen ins Gespräch kommen, hat Baier auch in Thailand festgestellt.

brauchst immer drei Schläge, damit die Pointe funktioniert. Hast du einen Lifehack, den du mit uns teilen möchtest? Gummiringerl! Ich habe immer eine Unzahl davon im Gepäck.

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Warum das? Der größte Feind von Radreisenden sind diese diebstahlsicheren Kleiderhaken in den Unterkünften. Denen hat man ja den eigentlichen Haken amputiert, damit sie nur in die fix montierte Verankerung im Schrank passen. Da drinnen trocknet feuchte Wäsche über Nacht aber nicht. Deswegen hänge ich diese Eunuchen unter den Kleiderhaken mit Gummiringerln im ganzen Zimmer verteilt auf, an Schrank-, Fenster- und Türgriffen, Lampenschirmen und Wandhalterungen von Fernsehern. Du schläfst bei deinen Reisen also im Hotel? In sehr einfachen Unterkünften. Aber in einem Bett, ja. So bequem und dekadent bin ich. Wenn du unterwegs auf so Weltenbummler-Radelnde mit Zelt triffst, lassen sie dich oft auf recht abschätzige Weise spüren, dass eine

Zeltübernachtung für sie den eigentlichen Spirit einer Radreise ausmacht. Aber das ist einfach nicht mein Weg. Vor allem in besseren Hotels ist man als Radreisende*r immer noch exotisch. Da gibt es den Unterschied zwischen guten Hotels und wirklich guten Hotels. Bei den wirklich guten ist das kein Thema. Aber mir ist es schon passiert, dass Angestellte herausgelaufen kommen und mich zum Hintereingang scheuchen wollen, weil sie glauben, ich sei der Fahrradbote. Bist du immer alleine unterwegs? Bis auf wenige Ausnahmen ja. Das ist einfach ein anderes Erlebnis. Alleine, weil du von der lokalen Bevölkerung anders wahrgenommen wirst. Als Einzelner gerate ich öfter in Gespräche als in einer Gruppe. Und ich schätze die Unabhängigkeit: Wenn ich in der Früh aufstehe und sehe, dass keine Wolke am Himmel ist, dann will ich los – jetzt! Jetzt! Dann will ich nicht auf ein gemeinsames Frühstück um 07:30 Uhr warten. Wie geht es dir, wenn du stundenlang mit dir alleine bist?

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Fotos: Oliver Baier

„Manchmal komme ich in einen tranceartigen Zustand.“


In Phetchaburi begann die letzte Etappe von Baiers Thailand-Reise. Auf dem Doi Pathang fiel die Temperatur in der Nacht auf 8°C.

Fotos: Oliver Baier

Klingt nach meditieren. Bitte das jetzt nicht als esoterischen Schmafu abtun, aber der Rhythmus des Strampelns und Tretens bringt mich auf eine andere Ebene. 2016 bin ich zum Beispiel durch Malaysia geradelt. Ich fahre durch diese weitflächigen Palmenplantagen, es regnet leicht, um mich herum kräht, piepst, kreischt und zwitschert es – das sind faszinierende Momente. Was war deine längste Reise bisher? Die ging 2018 von Lienz über Italien, die Schweiz und Frankreich nach Schottland und wieder retour nach Paris – knapp 2.200 Kilometer insgesamt. Die Vorbereitungen dafür kamen einem Drehbuch gleich. Wenn du zwei Monate von Ersparnissen leben musst, bist du als Frühbucher besser dran und musst dementsprechend akribisch planen.

Ich wusste also zum Beispiel, dass ich am Soundsovielten in Paris sein muss, weil ich für 07:45 Uhr ein wirklich günstiges Eurostar-Ticket nach London habe. Wie wählst du auf solchen Reisen deine Route? Nicht direkt, sondern entlang der Orte, die ich sehen will. Natürlich hätte ich auch über München und Straßburg nach Paris fahren können. Ich wollte aber wissen, ob ich es aushalte, zwei Monate durchzufahren. Passiert es dir manchmal, dass du am Rad blendende Ideen hast, die aber weg sind, sobald du absteigst? Lustige Formulierungen für meinen Reiseblog fallen mir meist am Rad ein. Die diktiere ich dann in mein Handy und schreibe sie am Abend nieder. Sonst habe ich eine Idee und dann noch eine und noch eine, und dann habe ich die erste schon wieder vergessen.

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Manchmal komme ich in einen tranceartigen Zustand, das passiert mir nur am Rad. Es gibt Etappen, wo ich am Abend nicht weiß, wie ich an mein Ziel gekommen bin. Da versinke ich so in Gedanken und Geschichten und kreativen Einfällen, dass ich meine Umgebung nicht mehr wahrnehme.

Lebensstil

Auf deinem Blog postest du auch Fotos und Videos. Für wen betreibst du diese ganze Dokumentationsarbeit? In erster Linie mache ich das, um anderen Leuten zu zeigen, dass man seine

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„Das Rad ist für mich kein Alltagsgerät.“

Ängste überwinden kann. Ich werde dauernd gefragt, ob Touren in entlegene Gebiete der arabischen Halbinsel oder Südostasiens nicht ungemein gefährlich sind. Nach Einschätzung einiger Menschen in meinem Bekanntenkreis dürfte ich eigentlich nicht mehr am Leben sein. Viele verschieben alles auf die Pension. Aber das Leben passiert, während wir Pläne machen, und ich habe keine Ahnung, ob ich in zehn Jahren noch eine Nordthailand-Tour schaffe. Ich will nicht auf die Pension warten! Wie hast du deine eigenen Ängste überwunden? Die Lust, es einfach zu machen, war immer größer als die Angst. 2016 bin ich von Bangkok nach Kuala Lumpur geradelt und musste durch das thailändisch-malaysische Grenzgebiet, eine nicht unproblematische Region. Für den Grenzübertritt habe ich die Provinz Satun gewählt, weil die vom islamischen Separatismus nicht betroffen ist. Trotzdem habe ich in der Nacht vor der Abreise kaum ein Auge zugemacht. Beim Grenzübergang hat mich ein Beamter dann aber so nett aus Thailand verabschiedet, mir auch noch eine Flasche Wasser mitgegeben, dass ich mich ein paar Minuten später auf der malaysischen Straße Richtung Kuala Perlis nur gefragt habe: „Und weswegen jetzt die Angst?“ Bewegst du dich auch in der Stadt mit dem Rad? Nein, das Rad ist für mich kein Alltagsgerät. Ich war mal einer von diesen Menschen, die zwei U-Bahn-Stationen

mit dem Auto fahren. Anfang der Nullerjahre ist mir bewusst geworden, dass das komplett sinnlos ist. Seitdem nutze ich mein Auto nur noch im Sommer, um nach Kärnten zu fahren. In Wien fahre ich mit der U-Bahn oder mit meinem E-Bike. Jemand, der über mehrere Wochen hinweg 100 Kilometer am Tag radelt, fährt in der Stadt mit dem E-Bike? Hallo? Ein E-Bike ist kein Moped, wo man sich einfach draufsetzt und losfährt. Man bewegt sich, man ist nur schneller und kommt weniger verschwitzt zu seinen Terminen. Ich habe mir 2009 mit einer Förderung der Stadt Wien mein erstes E-Bike gekauft. Damals warst du damit ein echter Exot. Dein normales Rad nutzt du also nur zum Reisen. Wohin verschlägt es dich dieses Jahr? Ich hatte geplant, ab Mai ans Nordkap zu radeln. Zur Sonnenwende wollte ich im nördlichen Polarkreis sein und die Mitternachtssonne erleben. Ich habe mir dafür extra ein neues Reiserad gekauft. Aber da war irgendwas mit einem Virus. Ich warte also auf die Impfung und hoffe, dass sich die Lage im Sommer etwas normalisiert. Das Rad steht jetzt im Wohnzimmer und schaut mich jeden Tag beleidigt an.

Dieses Interview ist die gekürzte und bearbeitete Fassung eines Gesprächs für den Fahrrad-Podcast „Reich durch Radeln“ www.reichdurchradeln.at

Foto: Oliver Baier

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Lebensstil


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wie das Leben. Im Gemeinschaftsgarten findet man direkt vor der Haustüre einen Platz zur Erholung, für Kinder gibt es eigene Spiel- und Bewegungsflächen zum Austoben. Reichlich begrünte „Wilde Plätze“ schmücken den Eingangsbereich des Helio Tower. Der nahe Prater lockt mit weitläufigen Grünflächen und jeder Menge Platz zum Sporteln, Erholen oder Spielen mit den Kindern.

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Mit Leiter und Kontrabass In manchen Berufen kann man ohne Auto nicht arbeiten? Diese vier Menschen zeigen: Man kann.

„In 14 Jahren hatte ich keinen einzigen Unfall“

„Nur Wind ist schwierig mit meinem Instrument“

„Mit dem Rad geht es schneller als mit der Post“

Pascal Kellermayr Fensterputzer, Wien

Martin Marte-Singer Musiker, Hollabrunn

Jenny Unger Buchhändlerin, Wien

„Meine Ausrüstung passt nicht in ein handelsübliches Transportrad. Deswegen habe ich mir selbst einen großen Anhänger gebaut, in dem ich alles optimal verstauen kann. Die große, schwere Leiter passt liegend hinein, was für das Fahrverhalten viel besser ist. Weil der Anhänger deutlich leichter ist als ein Transportrad dieser Größe, brauche ich keine Elektrounterstützung. Allerdings ist einige Übung nötig, um einen zwei Meter langen Anhänger sicher durch den Straßenverkehr zu manövrieren. In den 14 Jahren, seit ich das mache, hatte ich keine Unfälle und auch kaum Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmehr*innen Nur einmal bin ich von einer Polizistin auf der Fahrbahn am Opernring aufgehalten worden – sie wusste nicht, dass ich mit dem gut einen Meter breiten Anhänger auf Radwegen gar nicht fahren darf.“

„Ich radle seit 15 Jahren mit meinem Kontrabass zu Auftritten und ab und zu auch in die Musikschule, wo ich unterrichte. Anfangs habe ich einen Anhänger verwendet, aber da wurde das Instrument auf unebenen Straßen ziemlich durchgeschüttelt. Jetzt trage ich den zehn Kilo schweren Kontrabass in einer Tasche auf dem Rücken. Die Tasche habe ich im Internet gefunden, sie ist eigentlich für den Transport zu Fuß gedacht und wasserdicht, Regen ist also kein Problem für mich. Nur bei starkem Wind ist mir das Radeln mit dem Kontrabass zu riskant, denn der ist knapp 1,90 Meter hoch, da hat der Wind eine große Angriffsfläche. Aufpassen muss ich auf den ‚Stachel’ im Boden des Instruments, den man verwendet, um ihn auf die optimale Höhe zum Spielen einzustellen. Der Stachel schaut ein, zwei Zentimeter aus der Tasche heraus und darf sich nicht am Gepäckträger verfangen.“

„Ich stelle seit Eröffnung der Chicklit im Jahr 2012 Bücher mit dem Rad zu. Dafür verwende ich einen Rucksack oder eine Messengerbag; für größere Lieferungen und für Büchertische bei Veranstaltungen, zu denen wir drei, vier Bananenkisten voller Bücher mitbringen, haben wir einen Anhänger. Im ersten Lockdown haben wir die Zustellung per Rad ausgebaut, wir haben wie am Fließband Bestellungen sortiert, verpackt und in ganz Wien ausgeliefert. In manche Bezirke bin ich selbst geradelt, für den Rest haben wir eine eigene Zustellerin eingestellt. Nur vereinzelt haben wir Bücher per Post verschickt. Mit dem Rad ging es schneller, wir haben viel weniger Verpackungsmaterial gebraucht, wussten sicher, dass die Bücher angekommen sind, und konnten durch den direkten Kontakt mit den Kund*innen bei Problemen sofort handeln. Inzwischen können die Menschen ja wieder selbst ins Geschäft kommen. Wir stellen aber weiter mit dem Rad zu, nur nicht mehr so viel.“

www.fahrradfensterputzer.at

www.chicklit.at

Fotos: chicklit, privat

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PROTOKOLLE: Mario Sedlak, Clara Felis


Corona und der Radverkehr Das Jahr 2020 war geprägt von Home Office und Distance Learning, von einer Abnahme des Berufsverkehrs und großen Zuwächsen beim Freizeit-Fahrradverkehr. Auch die Lockdowns zeigen sich in den Verkehrs-Statistiken. Einige Zahlen zu den Auswirkungen der Pandemie. RECHERCHE: Daniela Bernold, Valerie Madeja  INFOGRAFIK: Daniela Bernold

Radfahrten an Zählstellen, 2020 im Vergleich zu 2019 (in Prozent)

„Das Radeln bringt uns neue Kund*innen“

+23 Vorarlberg

+12

+5

Wien

Linz

-11 Innsbruck

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Paul O. Feiertag Installateur, Graz „Mit unseren Elektro-Transporträdern kommen meine drei Monteure und ich in Graz mindestens so schnell zu den Kund*innen vor die Tür wie mit dem Auto. Unseren Erdgaslieferwagen verwenden wir nur, wenn wir mehr als 100 Kilo transportieren müssen, zum Beispiel einen großen Boiler. Die Betriebskosten der Räder sind gering, und die Stadt Graz hat die Anschaffung mit 1.000 Euro gefördert, dazu kamen noch ungefähr 400 Euro vom Land Steiermark. Der größte Vorteil für uns: Als radelnder Handwerker fällt man auf, Leute werden auf uns aufmerksam, das generiert Aufträge. Die Kund*innen achten generell immer mehr auf Nachhaltigkeit. Die meisten Handwerker*innen sind hingegen noch im alten Denken drin und können sich nicht vorstellen, ein Transportrad zu verwenden. Deswegen war und ist es für mich schwierig, Angestellte zu finden, die dazu bereit sind. Auch jetzt suche ich gerade wieder Leute.“ www.stadthandwerker.at

+19% 0

-15%

+11%

Wien Innsbruck

-9%

-48% Jan

Feb

März

April

Mai

Juni

Juli

Aug

Sept

Okt

Nov

Dez

Pop-up-Radwege

120 km

Bogotá

40 km

Brüssel Berlin Wien

12 km 2,62 km

Zusätzliches Covid-19-Budget für Maßnahmen zur Radverkehrsförderung 2020 (pro Kopf)

13,61€

Belgien

7,76€

Finnland

5,04€

0€

Italien

Österreich

Quellen: Zählstellen und monatlicher Radverkehr: Amt der Vorarlberger Landesregierung, Mobilitätsagentur der Stadt Wien, Amt der oberösterreichischen Landesregierung (Zahl für Linz: nur Zählstelle Steyreggbrücke), Stadt Innsbruck. Pop-Up-Radwege: Eigene Berechnungen. Budgets: ecf.com/dashboard

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2.

+45%

1.

+82%

n

Monatlicher Radverkehr in Wien und Innsbruck, 2020 im Vergleich zu 2019


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Der Radschlag

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Sie fragen – unsere Expert*innen antworten „Wenn ich auf dem Radweg fahre, muss ich an Kreuzungen zwei Mal warten, um links abbiegen zu können. Ist es okay, wenn ich kurz vor der Ampel den Radweg verlasse und mich zu den Autos auf die Linksabbiegespur stelle?“

Fotos: privat

Die Verkehrspsychologin

Der Radlobbyist

Lisa Lederer ist Rechtsanwaltsanwärterin bei Alix Frank Rechtsanwälte

Christine Chaloupka ist Verkehrspsychologin und Mitautorin eines Lehrbuchs

Roland Romano ist Sprecher der Radlobby Österreich

Laut StVO müssen vorhandene Radfahranlagen, egal welcher Art, auch benützt werden. Ausnahmen gibt es, wenn der Zustand der Anlage ein gefahrloses Befahren nicht gewährleistet, und für Rennräder, mehrspurige Fahrräder und Anhänger. Trifft keine dieser Ausnahmen zu, darf man in Österreich (anders als etwa in Deutschland) den Radweg nicht verlassen, um sich die Wartezeit beim Abbiegen zu ersparen. Auch Mehrzweckstreifen sind Radfahranlagen. Die gestrichelte Linie bedeutet nur, dass der Streifen in Ausnahmefällen auch von anderen (z.B. zu breiten) Fahrzeugen befahren werden darf – sie ändert nichts an der Benützungspflicht. Von Radwegen oder Geh- und Radwegen ohne Benützungspflicht, gekennzeichnet mit einer quadratischen blauen Tafel, darf man ebenfalls nicht beliebig auf die Fahrbahn wechseln, sondern nur dann, wenn es ohne Gefährdung oder Behinderung Anderer möglich ist. All das gilt allerdings nur, wenn man die Radfahranlage zum Abbiegen benutzen kann. Gibt es nach der Kreuzung keine Radfahrerüberfahrt oder sonstige Radfahranlage, die nach links führt, darf man – solange man niemanden behindert – zum Abbiegen den Radweg verlassen und sich auf der Fahrbahn einordnen.

Warten, das ist für Viele unmittelbar mit einem Unlustgefühl verbunden. Warum eigentlich? Wer das für sich selbst klärt, ist vielleicht schon etwas entspannter. Solange in österreichischen Städten die meisten Straßen noch mit Tempo 50 zu befahren sind, sind Radwege eine sinnvolle Infrastruktur, die dazu führt, dass sich mehr Leute zutrauen, mit dem Rad im Stadtverkehr unterwegs zu sein. Wenn man diese Radwege benützt, muss man aber auch deren Regeln beachten. In Österreich gilt der Vertrauensgrundsatz, andere Verkehrsteilnehmer*innen verlassen sich daher darauf, dass Sie sich an die Regeln halten. Wenn Autofahrer*innen erst kurz vor der Kreuzung wahrnehmen, dass Sie den Radweg verlassen und auf die Fahrbahn wechseln, sind sie womöglich verstört, verstehen nicht, was Sie vorhaben, und reagieren vielleicht falsch, etwa indem sie Sie anhupen. Dabei sollte der Radweg Sie ja eigentlich schützen vor unangenehmen Zusammenstößen – auch emotionaler Art – mit Autofahrer*innen. Also: Bleiben Sie lieber die paar Sekunden bewusst gelassen.

Dass der Radverkehr beim Linksabbiegen oft zwei Mal warten muss, ist eine ärgerliche Benachteiligung. Damit auch Radfahrende direkt abbiegen können, sollte die Benützungspflicht von Radfahranlagen entfallen. Für ein sicheres und komfortables direktes Abbiegen im Mischverkehr sind auch Tempo 30 und eine effektive Kfz-Verkehrsberuhigung nötig. Indirektes Abbiegen hat dann seine Berechtigung, wenn es um geschützten Radverkehr an Kreuzungen von Hauptstraßen geht. Hier können Gesamtkonzepte, beispielsweise Kreisverkehre mit Radweg oder die standardisierte Schützende Kreuzung, die längere Wartezeit beim indirekten Linksabbiegen ausgleichen – etwa indem Radfahrende ampelfrei rechts abbiegen dürfen. Hilfreich ist auch, Ampeln gegen den Uhrzeigersinn zu programmieren. So folgen die beiden Grünphasen, die indirekt linksabbiegende Radfahrende benötigen, direkt aufeinander.

Haben auch Sie eine Frage an unsere Expert*innen? Schreiben Sie an radschlag@drahtesel.or.at

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Produkte & Technik Technik-Tipp: Die wichtigsten Schrauben Seite 47

Gravelbikes – Alleskönner oder Marketingschmäh? Seite 48

Schaufenster: Neue Produkte für Velophile Seite 52

TECHNIK-TIPP

Du hast wohl eine Schraube locker ... und das kann nicht nur klappern und scheppern, sondern auch gefährlich sein. Folgende Schrauben solltest du regelmäßig prüfen – zum Nachziehen brauchst du meist nur Haushaltswerkzeug.

Foto: privat, Illustration: Daniela Bernold

Anfänger*innen 1. Klemme das Vorderrad zwischen deine Knie. Falls sich der Lenker jetzt leicht verdrehen lässt, ziehe mit einem Inbusschlüssel die Schraube fest, die den Lenkervorbau mit der Gabel verbindet – die, auf die du direkt hinunterschaust, wenn du auf dem Rad sitzt. Wenn du von vorne auf dein Rad schaust, siehst du am Vorbau außerdem eine oder mehrere Schrauben, die ihn mit dem Lenker verbinden. Ziehe die Schraube fest; wenn es mehr als eine gibt, ziehe nur die untere(n) fest. 2. Die Schrauben, mit denen die Bremsgriffe befestigt sind, kannst du einfach mit einem Inbus-Schlüssel nachziehen. 3. Sitzen verschraubte Handgriffe locker, kannst du sie mit einem Kreuzschraubenzieher oder Inbusschlüssel nachziehen. Aufgesteckte Griffe kannst du von innen mit Haarspray einsprühen, damit sie besser halten. 4. Wenn sich der Sattel mit den Händen drehen oder kippen lässt, ziehe erstens die Schraube (oder den Schnellspanner) nach, die Sattelstütze und Rahmen verbindet – die, mit der

du auch die Sattelhöhe verstellst. Und zweitens die Schraube, die Sattel und Sattelstütze verbindet. 5. Ziehe die Schraube an, mit der das Bremsseil an der eigentlichen Bremse befestigt ist. Danach ziehe die Bremsgummis an. Drücke sie dabei mit einem Finger gegen die Drehrichtung, damit sie sich nicht mitdrehen. 6. Ziehe die Muttern am Ende der Achsen mit einem 15er-Gabelschlüssel fest. Bei Nabenschaltungen musst du davor das Plastikgehäuse entfernen; hat dein Rad Schnellspanner, lockere sie, drehe sie um eine halbe bis ganze Umdrehung und befestige sie wieder.

der das Schaltwerk in die Speichen gerät noch die Kette aus dem Zahnkranz rutscht. Falls alles passt, dann ziehe die Befestigungsschraube des Schaltseiles nach. Hat dein Rad vorne einen Umwerfer, wiederhole das Ganze dort. 8. Ziehe mit einem 15er-Gabelschlüssel das Gewinde fest, das Pedal und Kurbelarm verbindet. Achtung: Beide Gewinde musst du in Richtung Vorderrad drehen.

Profis 9. Schlage den Lenker ein, sodass das Vorderrad quer zur Fahrtrichtung steht. Ziehe die Vorderradbremse an und versuche – am besten mit geschlossenen Augen –, das Rad nach vorne und hinten zu schieben. Geht das leicht, löse die Konterschraube und ziehe das Steuerlager behutsam nach.

Fortgeschrittene 7. Hebe das Hinterrad an, betätige die Kurbel, schalte in den ersten und den letzten Gang und prüfe, dass we-

3

1

4 6

2 9

5

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8 7

6

Wer regelmäßig diese Schrauben prüft und nachzieht, fährt sicherer

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Schrauben können sich mit der Zeit lockern, aber auch bei neuen Fahrrädern sitzen sie manchmal nicht so fest, wie sie sollten. Beim Nachziehen gilt: Am besten bei Zimmertemperatur arbeiten und nicht gleich mit voller Kraft anziehen, sondern lieber nach ein paar Minuten noch einmal nachziehen.

Thomas Glanz ist Inhaber des Fahrradgeschäftes Glanzrad in Wien und Graz


Produkte & Technik

Die Fast-Allrounder Gravelbikes versprechen, alles zu können. Vor dem Kauf lohnt es sich trotzdem, über die eigenen Prioritäten nachzudenken.

E Fürs Fahren auf Schotter wurde das Gravelbike erfunden

in einziges Fahrrad für alle Einsatzbereiche – das ist die Idee, mit der die Marketingabteilungen der Bikeschmieden Gravelbikes bewerben, den derzeit wichtigsten Trend auf dem Fahrradmarkt. Aber so ganz ohne Spezialisierung geht es dann eben doch nicht, und so finden sich innerhalb der Kategorie „Gravelbike“ sehr unterschiedliche Fahrräder. Wir erklären, was fast alle Gravelbikes eint, welche Unterschiede es gibt – und welches Gravelbike sich für wen eignet. Was zeichnet ein Gravelbike aus? Rahmen Die meisten Gravelbikes haben ein recht langes Steuerrohr und einen kurzen Vorbau, das ergibt eine eher aufrechte, komfortable Sitzposition. Der flache Lenkwinkel lässt einen dickeren (Vorder-)Reifen zu und verleiht dem Fahrrad einen stabileren Lauf. Rahmenmaterialien sind Aluminium, Stahl oder Carbon. Der Rahmen hat oft Anschraubpunkte für Schutzbleche, Trinksysteme und Gepäckträger. Lenker Die meisten Gravelbikes haben einen Rennlenker (Dropbar), mit dem je nach Fahr- und Terrain-Situationen viele verschiedene Griffpositionen angewandt werden können. Eine STI-Schaltung, also ein kombinierter Brems-Schaltgriff, mit dem man schalten kann, ohne die Hand von der Bremse zu lösen, gehört fix zur Ausstattung eines Gravelbikes. Viele Lenker weisen ein Flare auf, die Untergriffe drehen

also etwas nach außen, so dass sich der Lenker im Gelände besser kontrollieren lässt. Laufräder und Reifen Die Laufräder von Gravelbikes haben meist eine Größe von 28 Zoll, seltener eine von 27,5 oder 29 Zoll. Die Bereifung spiegelt die drei wesentlichen Nutzungsbereiche der Gravelbikes wider: Gelände, Speed und Komfort. Die Reifen sind 35 bis 45 Millimeter breit – je mehr Grip verlangt wird, desto breiter der Reifen. Moderne Gravel-Reifen haben trotz Geländetauglichkeit nur feine Stollen und einen recht geringen Rollwiderstand. Ein spezifisches (Design-)Merkmal der „Gravels“ sind die Tanwalls, die Reifen mit der hellen Flanke. Antrieb und Schaltung In den meisten Gravelbikes ist vorne ein einfaches Kettenblatt mit etwa 40 Zähnen verbaut. Die selbe Anzahl findet sich oft auch als größtes Ritzel hinten. Das Ritzelpaket, also die Kassette, hat in der Regel elf Zahnkränze. Manche Gravelbikes haben auch doppelte Kettenblätter, dadurch werden die Sprünge zwischen den Gängen kleiner, was vor allem auf der Straße Vorteile bringt. Das größte Ritzel hat in diesen Fällen mindestens 32 Zähne. Geschaltet wird manchmal mechanisch (kostengünstig), manchmal elektronisch (teuer). Foto: KTM

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KAUFBERATUNG: Reinhold Seitl


Welches Gravelbike ist das Richtige für mich?

Foto: KTM

Wald und Hügel Wer gerne und oft unbefestigte, hügelige Wege befährt und den sportlichen Aspekt des Radfahrens liebt, fragt im Geschäft nach einem geländespezifischen Gravel-Bike. Die Geometrie nähert sich der eines Mountainbikes, hat einen längeren Radstand, einen flachen Lenkwinkel und einen kurzen Vorbau. Gefahren werden moderat breite Reifen ab ca. 35 Millimeter. Die Bremsscheiben sind standardmäßig mindestens 160 Millimeter groß. Gefederte Gabeln und Sattelstützen können den Komfort erhöhen; eine absenkbare Sattelstütze ermöglicht einen tieferen Körperschwerpunkt bei kniffligen Abfahrten. Einige Hersteller (Specialized, Cannondale, Trek) bieten gefederte bzw. gedämpfte Rahmenkonzepte an. Warum dann nicht gleich ein Mountainbike? Der Rahmen bzw. das Oberrohr eines Gravel-Bikes ist längergestreckt und hat in der Regel einen Rennlenker. Das ergibt eine weiter nach vorne geneigte Sitzposition und eine bessere Straßenperformance. Beispiele: • Evil Chamois Hagar (Mountainbike-ähnlich), • Fustle Causeway GR1 (sehr langer Radstand) Sanfte Natur Wer gern Radreisen macht und dabei alle Arten von Terrains befahren möchte, ob geteert, geschottert oder sandig, es aber nicht gar so herausfor-

dernd mag wie der sportliche Typ, der oder die sucht nach einem Genuss(Gravel-)Bike. Die Sitzposition ist hier nur leicht nach vorne geneigt, der Lenker also nur wenig abgesenkt. Das Fahrrad hat Allwetterreifen mit moderater Stolle, über denen Schutzbleche montiert werden können, sowie Aufnahmen für Getränke und Gepäckträger und/oder eine passende Geometrie für ausreichend viele Taschen fürs Bikepacking. Die Übersetzung ist breit abgestuft, damit man auch bergauf entspannt fahren kann. Der Einsatzbereich entspricht dem eines Trekkingbikes, das „Gravel“ ist aber geländetauglicher. Beispiele: • Fern Chuck Explorer (Bikepacking), • Rondo Bogan (Stahlrahmen) Tempo, Tempo Ein Race-Gravel ist leicht, für hohe Geschwindigkeiten ausgelegt, Rahmen und Komponenten berücksichtigen aerodynamische Aspekte. Damit der Luftwiderstand minimiert werden kann, ist auch die Sitzposition flacher als bei anderen Gravelbikes. Die Reifen weisen einen geringen Rollwiderstand auf. Die Komfort-Frage steht nicht im Vordergrund, aber das Rad sollte den Körper auch nicht malträtieren. Dieses Gravelbike ähnelt einem Rennrad, erlaubt aber auch gelegentliche Ausflüge ins Gelände. Beispiele: • Cervélo Áspero („Rennrad für Schotter“) • Specialized Diverge (schneller Allrounder)

Gemütlich durch die Stadt Natürlich gibt es auch, der Philosophie vom „Rad für alle Fälle“ folgend, Gravel-Bikes für den Einsatz im Alltag, die fürs Einkaufen passen, fürs Pendeln und für Spazierfahrten mit der Familie. Auch hier sind Schutzbleche und Gepäckträger einfach montierbar, eine Lichtanlage ist am besten schon beim Kauf an Bord. Die Sitzposition ist entspannt, statt technischer Besonderheiten und geringem Gewicht sind eine einfache Wartung, Verlässlichkeit und ein günstiger Preis entscheidend. Der Einsatzbereich entspricht etwa dem eines City-Bikes, aber das Gravel fühlt sich auch auf unbefestigten Wegen wohl – und natürlich: Es ist hipper und lässt sich viel besser mit einem Vollbart kombinieren. Beispiele: • Felt Breed 20 • Kona Libre AL Ohne Schwitzen durchs Gelände Weniger trainierten Menschen, denen trotzdem der Fahrspaß auf verschiedenen Untergründen und bei unterschiedlichen Geländeprofilen wichtig ist, kann ein E-Gravel-Bike helfen, die Freude auch bei längeren Ausfahrten nicht zu verlieren. Der Spaß hat jedoch seinen Preis. Gerade bei E-Gravelbikes ist auf hohe Qualität zu achten. Beispiele: • Canyon Grail:ON CF 8 (500 Watt Bosch-Motor) • Look e-765 Gravel (für alle Geländeformen) • Specialized Turbo Creo SL Expert EVO (Leichtbau, für Straße und leichtes Gelände)

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Typisch: Flacher Lenkwinkel, hohe Lenkerposition, Tanwall-Reifen


Im Wald und auf der Heide, auf Schotter und Asphalt

Produkte & Technik

Wer ein Gravelbike kaufen will, hat die Qual der Wahl. Diese Modelle empfehlen die Radgeschäfte unseres Vertrauens.

Marco Nowak vom Shop „Citybiker“ empfiehlt das Pelago Stavanger Outback

Martin Tolksdorf vom Shop „Starbike“ empfiehlt das Cannondale Topstone Carbon Lefty 3

„Der Stahlrahmen dämpft gut, hält praktisch ewig und läßt sich im Notfall auch reparieren. Es hat eine ausgewogene Geometrie, eine angenehme, eher aufrechte Sitzposition und ein gutes Preis-LeistungsVerhältnis.“

„Die Kingpin-Federung hinten und die Federgabel vorne ermöglichen jeweils bis zu 30 Millimeter Federweg. Gemeinsam mit dem Carbonrahmen vermittelt das ein sehr komfortables, stoßdämpfendes Fahrgefühl. Dieses Modell gibt es auch in einer Damenausführung.“

Ausstattung: Rahmen und Gabel: 4130 Cro-Moly Schaltung: Shimano Tiagra 2 x 10 Gänge Bremsen: TRP Spyre Scheibenbremsen

Ausstattung: Carbonrahmen mit Kingpin-Federung Lefty Oliver Gravelgabel, 30mm Federweg 11-Gang-Schaltung Shimano GRX 800/600 Hydraulische Scheibenbremsen GRX 400

1.795 Euro (ohne Bikepacking) pelagobicycles.com

Ben Perner vom Shop „Radwelt MichiKnopf“ empfiehlt das KTM X-Strada 710

Marcin Dopieralski vom „Argus Shop“ empfiehlt das Monster Track

Heinz Wipplinger vom Shop „Enzovelo“ empfiehlt das my boo

„Der verbaute Alurahmen ist leichter als ein Stahlrahmen und weniger empfindlich als ein Carbonrahmen. Es gibt viele Möglichkeiten der Zusatzausstattung, sogar eine perfekt passende Rahmentasche in vier Größen.“

„Dieses Bike wird ganz nach individuellem Kundenwusch gebaut. Neben Stahlrahmen sind auch Alu- oder Carbonrahmen möglich, die Farb- und Ausstattungsvarianten werden eingehend mit dem Kunden besprochen.“

„Das Bambusmodell my Birim ist etwas ganz Exklusives. Das Rahmenmaterial ist so leicht wie Alu, so stabil wie Stahl und ein echter Hingucker. Das Rad wird in Ghana und Deutschland handgefertigt und eine große Vielfalt an Zusatzausstattung ist möglich.“

Ausstattung: Alu-Rahmen mit dreifach konifizierten Rohren Carbon-Gabel Schaltung: 2x11 Shimano GRX

Ausstattung des abgebildeten Modells: Stahlrahmen und -gabel Schaltung: Sram Apex 1 x 11 Hydraulische Scheibenbremse 160mm Sram Apex

Ausstattung: Rahmen: Bambus Schaltung: Shimano GRX RX810 11-Gang Bremsen: GRX Flatmount Scheibenbremsen Shimano Nabendynamo mit B&M Beleuchtung

1.950 Euro (abgebildetes Modell)

3.049 Euro

4.399 Euro cannondale.com

argusshop.org

2.249 Euro ktm-bikes.at

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UNBESCHWERT RADFAHREN! GEOMETRIEBERATUNG Dein Fahrrad perfekt auf dich zugeschnitten – unser Patria-Velochecker machts möglich!

my-boo.de

Fotos: Hersteller

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 50

ZUSAMMENSTELLUNG: Hannes Friedrich



Das DRAHTESEL Schaufenster

A Das Handy als Schlüssel Der SmartX-Zylinder des Abus-Faltschlosses 6500A SmartX macht das Smartphone zum individuellen Schlüssel. Auch das Öffnen mit der mitgelieferten Fernbedienung ist möglich. Kombiniert mit dem bewährten 100 Dezibel lauten Alarm bietet das Schloss höchste Sicherheit für hochwertige E-Bikes und Lastenräder.

D Der Rucksack fürs Bikepacking Die Hüftflossen klassischer Wanderrucksäcke stören beim Radfahren oft. Der Atrack Bikepacking von Ortlieb ist speziell auf die Ansprüche von Biker*innen zugeschnitten: Kleinere Hüftflossen, schlanke Silhouette und eine spezielle Helmhalterung. Durch den Reißverschluss über die komplette Rückenlänge entfällt das lästige Von-oben-nach-untenDurchwühlen. Der Rucksack hat ein Volumen von 25 Litern und wiegt 1.300 Gramm.

abus.at

Gesehen im Fachhandel um 249 Euro

ortlieb.com

E

Wildfluss und Königsschlösser Auf einer Radreise den Lech entlang kann man eine der letzten wilden Flusslandschaften Europas erleben, dazu das Naturschauspiel Lechfall beim Übergang nach Bayern, malerische Landschaften, Burgen und prachtvolle Königsschlösser. Der bikeline-Reiseführer „Lech-Radweg“ liefert alle nötigen Informationen für die Tour.

C E Kinderleicht Ob mit 16, 18, 20 oder 24 Zoll großen Reifen: Die sportlichen Kinderräder LSPro von Puky haben hochwertige AluminiumRahmen und -Komponenten, was sie zu absoluten Leichtgewichten macht. Die kindgerechte V-Brake und bei kleineren Modellen der Hebie-Chainlooper runden das Angebot ab.

esterbauer.com

Gesehen im Argus Shop Frankenbergg. 11 1040 Wien um 9,90 Euro

puky.de

F

Gesehen im Fachhandel ab 319,99 Euro

C Doppelt praktisch Der Zürcher Taschenhersteller Freitag hat sich mit dem Faltrad-Produzenten Brompton zusammengetan. Herausgekommen ist der F748 Coltrane: ein Rucksack aus gebrauchter LKW-Plane, der vorne am Brompton-Rad eingeklickt genauso perfekt sitzt wie an seinem angestammten Platz am Rücken.

F

D

Sattel mit Farbakzenten Brooks England präsentiert vier neue Nietenfarben für den C17, den beliebtesten Sattel im Sortiment des britischen Herstellers: Silber, Kupfer, Oktanblau und Bronze-Orange. brooksengland.com

Gesehen auf brooksengland.com um 120 Euro

freitag.ch

Gesehen im Freitag Store und online um 360 Euro

Gesehen im Fachhandel um 179,99 Euro

A

B

Das DRAHTESEL-Schaufenster entsteht in Kooperation mit den Herstellern; Fotos: Hersteller

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B


Tour & Reise Produkte & Technik Produkte & Technik

Warum Myra Stals beim Reisen Müll einsammelt Seite 53

Schöne Tagesausflüge um Wien herum Seite 54

Kultur und Bergpanoramen am Drauradweg Seite 60

Die Welt verbessern mit dem Transportrad Radfahren ist eine umweltfreundliche Art zu reisen – aber für Myra Stals nicht umweltfreundlich genug. Auf ihren Touren durch Europa sammelt sie Plastikmüll vom Wegrand.

W

o Reisende durchziehen, hinterlassen sie oft Müll. Wenn Myra Stals reist, sind die Straßen danach sauberer als zuvor: Sie hat sich extra ein Transportrad gekauft, um unterwegs Plastikmüll einsammeln zu können. Wie bist du auf die Idee gekommen, auf monatelangen Radtouren nebenbei Plastik zu sammeln? Myra Stals Bei meiner ersten langen Radtour 2016, bei der ich in vier Monaten von Albanien zuerst nach Finnland und dann weiter nach Italien gefahren bin, habe ich mich geärgert, dass überall so viel Plastikmüll herumliegt. Ich wollte etwas dagegen tun und die Leute auf das Problem aufmerksam machen, das Einweg-Plastik verursacht.

Fotos: privat

Würdest du sagen, das ist dir gelungen? Natürlich kann ich als einzelne Person nicht die ganze Welt verändern, aber die Leute, die ich auf meinen Touren treffe, reagieren sehr positiv. Auch bei meinen Vorträgen und in den sozialen Medien erhalte ich viel ermutigendes Feedback. Manche wechseln tatsächlich von Einweg-Plastikflaschen zu wiederbefüllbaren Flaschen. Auf deiner Reise 2016 bist du auch durch Österreich gefahren, den Donauradweg entlang. Hast du dort mehr oder weniger Müll gesehen als in anderen Ländern? In Österreich musste ich oft kilometerlang nicht stehen bleiben, um Müll aufzusammeln. Entlang reiner Radwege wie dem Donauradweg liegt aber fast überall weniger Müll als am Rand von größeren Straßen.

Myra Stals mit der Ausbeute einer Tagesetappe in Kalabrien

Woher nimmst du die Zeit und das Geld für deine Radreisen? 2020 hatte ich ein Sabbatical. Vor dem Losfahren habe ich ein Crowdfunding gemacht, bei dem hauptsächlich meine Freunde gespendet haben. Damit waren die Kosten für das Essen während der Tour gedeckt. Übernachtet habe ich via Couchsurfing, Warmshowers und bei Leuten, die mir das angeboten haben, weil sie von meiner Tour erfahren haben. Eine Firma, bei der ein Freund arbeitet, hat einen symbolischen Betrag gespendet. Weitere Sponsoren habe ich nicht. Was sind deine Pläne für die Zukunft? Ich habe seit Kurzem einen Vollzeitjob und deshalb nicht mehr so viel Zeit, aber im Sommer will ich wieder einen Monat lang radeln, auch durch Österreich. Außerdem will ich eine Non-Profit-Organisation gründen, die Spenden für meine Touren, für Präsentationen an Schulen und für andere Projekte zum Thema Plastik sammeln soll.

Myra Stals, 36, ist in den Niederlanden geboren und lebt seit 2012 in Italien, wo sie inzwischen als Projektmanagerin für eine Pilgerroute arbeitet. Myra Stals’ Bilanz der letzten zwei Jahre (nach eigenen Angaben):

152

Tage on the road

6

Länder

7.112

Kilometer

120 kg

Plastikmüll, das entspricht dem Gewicht von

6.000

Plastikflaschen cycle2recycle.org

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INTERVIEW: Mario Sedlak


Das Grüne liegt so nah

Für Gemütliche Der Marchfeldkanal-Radweg

Ausgedehnte Urlaube mit Übernachtung? Schwierig in Zeiten der Pandemie. Aber wer raus aus der Stadt will, kann von Wien aus auch in einem Tag und ganz ohne Auto schöne Radausflüge machen – zum Beispiel diese fünf Touren. ZUSAMMENSTELLUNG UND REISEBERICHTE: Julia Beckel

START

Wien

Leopoldsdorf i. Marchfelde

Schloss Hof

Donau

Bequem erreichbar

Sportlich

Autofrei

Bodenbelag

Landschaft

www.donau.com/de/roemerland-carnuntum-marchfeld/ausflug-bewegen/ bewegung/marchfeldkanal-radweg

Alle Radwege sind beschildert. Dennoch ist es sinnvoll, einen GPX-Track (Download über die Website der jeweiligen Route) oder eine Karte dabei zu haben. Die Autorin arbeitet beim Arbeitskreis Radtourismus der Radlobby

Direkt von Wien aus geht es am Marchfeldkanal entlang Richtung Osten, mit schönen Blicken zurück auf die Hügel der Stadt

F

elder im Vordergrund, Hochhäuser im Hintergrund – wer auf dem Marchfeldkanal-Radweg durch Stammersdorf fährt, sieht genau, wo die Stadt aufhört und das Land beginnt. Wobei das „Land“ sich hier noch auf Wiener Stadtgebiet befindet und der Weg zuvor schon durch den Wald und an einem Bach entlang geführt hat. Schon auf diesem ersten Teilstück kann man Frösche quaken und Vögel zwitschern hören, sofern die Spaziergänger*innen und Jogger*innen, mit denen man sich hier den Weg teilt, sie nicht übertönen.

asphaltierten Radweg, davor wechseln sich Nebenstraßen, Spurfahrbahnen, Feld- und Schotterwege ab. Ein kurzes Stück bei Deutsch-Wagram ist nur reifenbreit, dafür sind die hohen Schilfwände interessant. Auf dem letzten, etwas eintönigen Stück des Weges – auf dem es im Sommer mangels Schatten richtig, richtig heiß wird – tauchen dann schon die Hügel der Slowakei am Horizont auf. Ein kleiner Hügel ist jetzt noch zu bewältigen, bevor der oder die Radelnde beim Unesco-Weltkulturerbe Schloss Hof mit seinen prachtvollen Gärten und seiner Orangerie ankommt.

Abwechslungsreicher Bodenbelag Der Weg führt dann durch Gerasdorf mit seinem (kostenpflichtigen) Badeteich und weiter über Feldwege, durch (Spargel-)Felder, Siedlungen und Waldstücke und an imposanten Windrädern vorbei. Die meiste Zeit ist man dabei in der Nähe des Marchfeldkanals, später des Rußbaches unterwegs. Die Strecke ist flach, aber abwechslungsreich – auch von der Belagsqualität her. Gegen Ende verläuft sie auf einem neu ausgebauten,

An- und Abreise von Wien Mit der Schnellbahn oder direkt mit dem Rad nach Langenzersdorf. Für die Rückfahrt heißt es von Schloss Hof aus noch einmal in die Pedale treten und entlang der schnurgeraden, wenig befahrenen Straße zum Bahnhof Marchegg radeln. Die Bahnhöfe Gerasdorf, Deutsch-Wagram und Leopoldsdorf bieten Abkürzungsmöglichkeiten für alle, die nicht die ganzen 65 Kilometer fahren wollen.

Foto: Julia Beckel

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Langenzersdorf


Für Sportliche Der Kamp-Thaya-March-Radweg

Tour & Reise

TS C H EC H I E N

START Waidhofen a. d. Thaya

Znaim

Schwarzenau

Retz Laa a. d. Thaya

Hohenau

Der KTM-Radweg führt durch die Orte Hadres (links) und Falkenstein (rechts unten) mit ihren Kellergassen.

Fotos: Ewald Gärber, Julia Beckel, Rainer Weisshaidinger

D

er Kamp-Thaya-March-Radweg verbindet Wald- und Weinviertel, und das heißt: Wer ihn befahren will, braucht stramme Wadeln oder ein E-Bike. Hier geht es viel auf und ab, mit wenigen Ausnahmen ist man auf Nebenstraßen oder Güterwegen unterwegs, von eigenständigen Radwegen kann keine Rede sein. Insgesamt hat der KTM 420 Kilometer, er bietet also verschiedene Möglichkeiten für Tages- und Mehrtagesausflüge. Wer nicht gerne durch Waldgebiete fährt, ist auf dem Teilstück von Retz bis Hohenau in der Nähe der tschechischen Grenze richtig. Die hügelige bis flache Gegend ist trocken, sonnig und von Feldern geprägt; wo daneben noch natürliche Vegetation wächst, ist sie steppenartig. Natürlich gibt es im nördlichen Weinviertel auch viel Weinbau und damit diverse schöne Kellergassen, zum Beispiel die in Hadres, angeblich die längste baulich geschlossene Kellergasse Europas. Bei Falkenstein bietet sich ein schöner Blick auf die gleichnamige Burgruine auf ihrem Kalkfelsen.

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 55

Krems a. d. Donau

Auf den alternativen Strecken können Sportliche vom Ort Rosenburg aus die gleichnamige Burg bestaunen.

An- und Abreise von Wien Mit dem Zug nach Retz und zurück von Hohenau. Wem diese 113 Kilometer zu weit sind, der oder die kann auch schon nach 47 Kilometern in Laa an der Thaya in den Zug steigen oder nur die 66 Kilometer lange zweite Hälfte der Strecke von Laa nach Hohenau absolvieren.

Bequem erreichbar

Sportlich

Autofrei

Bodenbelag

Alternative Strecken Ein weiterer gut für Trainierte geeigneter Teil des KTM sind die gut 122 Kilometer vom Bahnhof Schwarzenau über Rosenburg und weiter zum Bahnhof Krems, durch ein hügeliges Mosaik aus Dörfern, Wiesen, Feldern und Wäldern und am Stift Zwettl und der Rosenburg vorbei. Als Variante für Familien mit sportlichen Kindern bietet sich die 42 Kilometer lange Strecke vom Bahnhof Rosenburg (Umsteigen nötig) durch das romantische Kamptal und die Weingegend um Langenlois zum abseits der beschilderten Route gelegenen Bahnhof Etsdorf-Straß an.

Landschaft

www.niederoesterreich.at/kamp-thayamarch-radroute


Gaaden bei Mödling

Schlosspark Laxenburg

Guntramsdorf

Für Heurigen-Fans Der Weingartenradweg

Helenental Traiskirchen

START

Bad Vöslau

Gassen von Sooß, Baden und Gumpoldskirchen bieten sich zum Flanieren an. Und dann sind da, sofern Corona es erlaubt, noch die vielen Heurigen auf dem Weg. Der Weg ist eher flach – vor allem zwischen Bad Vöslau und Baden – und relativ familienfreundlich, führt allerdings nicht nur über Güterwege, sondern auch auf Nebenstraßen und durch Siedlungen mit Autoverkehr.

Sportlich

Autofrei

Bodenbelag

D

ieser Weg bietet das, was sein Name verspricht. Am Rand der Weinberge radelt man entlang der Ausläufer der Wiener Alpen, mit Blick auf die dichtbesiedelte Ebene auf einer Seite und auf wunderschöne bewaldete Hügel und Weinrieden auf der anderen. Auf der Strecke liegt Thallern, das größte Weingut Österreichs; die hübschen

Landschaft

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 56

www.wienerwald.info/a-weingartenradweg

An- und Abreise von Wien Mit dem Zug nach Bad Vöslau oder Baden und zurück von Guntramsdorf oder Mödling. Wem die 20 Kilometer von Bad Vöslau nach Mödling zu wenig sind, der oder die kann auch eine Runde machen und über den Thermenradweg zurück zum Ausgangsbahnhof fahren.

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Foto: Julia Beckel

Bequem erreichbar


Für alle mit Kindern Der Helenentalradweg

Heiligenkreuz i. Wienerwald Siegenfeld Rosental Helenental Schwechatbach Hoher Lindkogel Hofstätten

ten Hälfte des Weges zeitweise entlang großer Wiesen. Bei Sattelbach endet die offizielle Beschilderung für den Helenentalradweg – es lohnt sich aber, auf dem Stiftsradweg noch drei Kilometer weiter bis Heiligenkreuz zu fahren. Dort öffnet sich ein beeindruckender Blick auf das Stift, und noch ein Stück weiter bietet die Mariengrotte einen romantischen Platz zum Jausnen im Schatten.

Foto: Julia Beckel

E

in Spielplatz zum Austoben gleich am Anfang und kaum Steigungen: Der Helenentalradweg ist eine ideale Tour für Menschen mit Kindern. Lauschig ist er außerdem, er geht großteils durch den Wald, meist in Bachnähe, hier ist es also auch im Sommer schön kühl. Manchmal verläuft der Radstreifen neben der Straße, in der zweiAnzeige

START

Baden

Bequem erreichbar

Sportlich

Autofrei

Bodenbelag

An- und Abreise von Wien Mit ÖBB oder Badner Bahn bis Baden, dann ein kurzes Stück durch Baden zum Helenental. Motivierte können auch von Wien aus auf dem EuroVelo 9 starten. Von Baden bis Heiligenkreuz sind es elf Kilometer, die man auch wieder zurückfahren muss.

Landschaft

www.wienerwald.info/a-helenentalradweg


Für Fernweh-Geplagte Der EuroVelo 9

Tour & Reise

TSCH ECH I E N

START

Br̆eclav/Lundenburg

Mistelbach

S LOWA K E I

Wien Baden Wr. Neustadt U N GA R N

Bequem erreichbar

Sportlich

Autofrei

Bodenbelag

Landschaft

www.weinviertel.at/a-eurovelo-9abschnitt-niederoesterreich www.eurovelo.at

Weitere Radtouren, die von Wien aus leicht mit der Bahn zu erreichen sind, finden sich mitsamt übersichtlichen Grafiken und Informationen zu Anreise, Schwierigkeit und Familienfreundlichkeit in einer 2020 erschienenen Broschüre der Niederösterreich Werbung, online auf: www.niederoesterreich.at/ mit-bahn-bus-und-rad-unterwegs-inniederoesterreich

Nach einem anstrengenden ersten Teilstück wird die Strecke des EuroVelo flach, zwischen Wolkersdorf und Wien geht es entlang von Feldern und Wiesen dahin

W

er Reisen ins Ausland vermisst, kann sich auf dem Eurovelo 9 dem Gefühl hingeben, zumindest auf einem Transeuropäischen Fernradweg unterwegs zu sein. Von der Ostsee bis zur Adria quert der Radweg auf 2.050 Kilometern sechs Länder – Polen, Tschechien, Österreich, Slowenien, Italien und Kroatien. Der niederösterreichische Teil ist 227 Kilometer lang, bietet also wie der KTM verschiedene Optionen für (Mehr-)Tagesausflüge.

die Ebene am Rand des Marchfelds, entlang der Trasse einer alten Eisenbahn, vorbei an Windrädern, bis bald der Bisamberg und die Hügel des Wienerwaldes am Horizont auftauchen. Der Abschnitt ab Obersdorf ist auch für Touren mit Kindern ideal, vor allem, wenn sie sich für alte Eisenbahninfrastruktur begeistern können. Dieses Stück deckt sich mit dem Erlebnisradweg „Dampfross und Drahtesel“.

Weinberge und eine alte Eisenbahn

Mit dem Zug bis Mistelbach, von dort nach Wien sind es 62 Kilometer. Wer eine kürzere Tour sucht, kann auch am Bahnhof Wolkersdorf aussteigen und nur die letzten 26 Kilometer der Strecke fahren. Der Weg führt direkt zurück nach Wien, ab der Stadtgrenze ist allerdings Durchwurschteln gefragt, denn hier wird die Beschilderung lückenhaft. Am Ende landet man (hoffentlich) an der Neuen Donau, knapp oberhalb der gleichnamigen U6-Station, und kann dort die U-Bahn nehmen oder auf dem Steinitzsteg (Nordsteg) die Donau in Richtung Innenstadt überqueren.

Eine schöne, anfangs anspruchsvolle Tagesetappe ist die von Mistelbach oder Niederkreuzstetten nach Wien. Bald nach dem Start geht es zwei Mal ziemlich bergauf, bis Hornsburg, angeblich seit über 5.000 Jahren besiedelt, am Rande des Kreutwaldes. Durch den Wald geht es weiter ins idyllische Kreuttal. Ab Unterolberndorf wird die Strecke flach, führt durch Felder, vorbei an Weinbergen und entlang des Rußbaches nach Wolkersdorf, wo man sich ab Mai im Freibad abkühlen kann. Danach verläuft der Weg durch

An- und Abreise von Wien

Fotos: Hermann Hiebner, Julia Beckel

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 58

Mönichkirchen


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Drahtesel 1  ⁄  2021 – 59

Raderlebnis im Waldviertel Hinter jeder Kurve eine neue Aussicht, nach jeder Kuppe eine flotte Abfahrt, nach kurzen Waldpassagen wieder hinaus ins gleißende Sonnenlicht: Radfahren im Waldviertel ist ein extrem abwechslungsreiches Vergnügen. Auf ausgewiesenen Ausflugsradrouten, die auf Feld- und Güterwegen sowie wenig befahrenen Nebenstraßen führen, kann man die unberührte, dünn besiedelte Natur- und Kulturlandschaft genießen, sich auf hunderten Kilometern klimaneutral „frei fahren“. Die Radroute Südliches Waldviertel, auf welcher – wie der Name schon verrät – das Südliche Waldviertel erradelt wird, verspricht eine Tour voller Highlights. So lohnt sich beispielsweise ein Wander-Stopp in der Ysperklamm oder ein Besuch in der Sonnenuhr-Schmiede von Johann Jindra. In Kombination mit dem Donauradweg gelangt man als Rundtour zurück zum Startpunkt. Mit dem Via Verde Radweg in Moorbad Harbach oder dem Lainsitztaler Iron Curtain Trail zeigt das Obere Waldviertel rund um Gmünd auf. Letztgenannter ergibt in Kombination mit dem Iron Curtain Trail, einer der Top Radrouten im Waldviertel, ei-

nen Rundweg. Auf beiden Radwegen kann man die Geschichte rund um die Zeit des Eisernen Vorhangs sprichwörtlich „erfahren“. Entlang von Bahntrassen führt der Reblausexpress Radweg von Drosendorf nach Retz durchs Thayatal. Um zurück zum Ausgangspunkt zu gelangen, bietet sich wochenends eine Fahrt mit der Erlebnisbahn „Reblaus Express“ an. Davor sollte man aber unbedingt einen Abstecher zu einem der Heurigen einplanen, denn eine kleine Belohnung hat man sich allemal verdient. Die Waldviertler Ausflugsradrouten sind für geübte Radler in einem Tag zu schaffen. All jene, die sich aber für die Besichtigung der zahlreichen Highlights entlang der Strecken mehr Zeit nehmen und sich durch die kulinarische Vielfalt der Region kosten möchten, sind in den radfreundlichen Unterkünften und Gastronomiebetrieben herzlich willkommen. Alle Streckendetails, weitere Ausflugsradrouten sowie wichtige Infos zum Radausflug oder -urlaub im Waldviertel sind in der neuen, kostenlosen Faltkarte „Erlebnis Radrouten im Waldviertel“ zu finden.

Waldviertel Tourismus Sparkassenplatz 1/2/2 3910 Zwettl (T) +43 2822 541 09 (E) info@waldviertel.at

Jetzt bestellen unter: waldviertel.at/radkarte

Fotos: Waldviertel Tourismus, Studio Kerschbaum, Erwin Haiden

Trekking- oder Rennrad, E-Bike oder „Crosser“: Das ursprüngliche Land zwischen Böhmerwald und Manhartsberg, zwischen Thayaund Donautal ist wie geschaffen für Radfahrer.


Schokolade, Wein und herrliche Landschaften

Tour & Reise

Auf 500 Kilometern führt der Drauradweg durch vier Länder und bietet unterwegs gute Ausblicke und viel Abwechslung.

REISEBERICHT: Hermann Hiebner

S

chroffe Felsen, grüne Hügel, türkise Flüsse, dazu Ausgrabungen, Museen und Schokolade: Auf dem Drauradweg wird Reisenden nicht so schnell langweilig. Er folgt dem Flusslauf von der Quelle im Südtiroler Toblach/Dobbiaco durch Osttirol, Kärnten und Slowenien bis zur Mündung der Drau in die Mur an der kroatisch-ungarischen Grenze. Dazwischen liegen gut 500 Kilometer und rund 2.500 Höhenmeter. Im Sommer 2020 bin ich mit meiner Frau die ersten 365 Kilometer von Toblach bis Maribor gefahren. Die Strecke ist sehr gut beschildert, es gibt ausreichend Unterkünfte und Verpflegungsmöglichkeiten; viele Attraktionen am Weg oder in der Nähe bieten eine Abwechslung zum Treten und Landschaftsbetrachten. Der Weg verläuft meist direkt am Drauufer. Teils ist er asphaltiert, teils unbefestigt, aber gut befahrbar, kurze Abschnitte führen über kleine, ruhige Landstraßen. Vor Villach sowie zwischen dem Ferlacher und dem Völkermarkter Stausee fährt man allerdings einige Kilometer über Kieswege und unbefestigte Spurwege, die bei Regen wohl im Schlamm versinken. Diese Abschnitte sollten unbedingt nachgebessert werden, damit der österreichische Teil der Strecke die Fünf-SterneBewertung wirklich verdient, die er vom deutschen Fahrradclub ADFC bekommen hat. Auch in Slowenien quält man sich stellenweise über Schotter. Nach der Ankunft in Toblach lohnt sich zum Aufwärmen ein Abstecher: 15 Kilometer südlich des Ortes entschädigt der Ausblick auf die Drei Zinnen, das Wahrzeichen der Dolomiten,

Reiserichtung Von der Quelle bis zur Mündung – in umgekehrter Richtung wären wesentlich mehr Höhenmeter bergauf zu bewältigen.

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An- und Abreise Mit dem Zug nach Toblach und zurück von Völkermarkt, Maribor oder Varaždin an der slowenisch-kroatischen Grenze, rund 50 Kilometer vor Ende der Strecke. Für Fahrräder gilt Reservierungspflicht! Maribor liegt am EuroVelo 9, besonders Motivierte können die Heimreise nach Österreich also auch per Rad antreten – in der Steiermark erwarten sie aber jede Menge Höhenmeter. Unterkünfte Bis Lienz unbedingt im Voraus reservieren, ab Völkermarkt gut planen, dazwischen findet man auch spontan ein Quartier.

MUR

Lienz

START

Ö STE R R E I C H

Spittal a. d. Drau

Maribor

Völkermarkt

Toblach

DRAU Villach

Vuhred

U NGAR N Varaždin ENDE

I TALI E N S LOW E N I E N

K ROATI E N

Legrad

fürs Bergauffahren. Wer etwas über deren Entstehung lernen will, schaut in Toblach noch in der sehr gut gestalteten Ausstellung im Naturparkhaus Drei Zinnen vorbei. Ab Völkermarkt wird's anstrengend Der Drauradweg selbst führt dann von Toblach nach Nordosten, nach etwa 20 Kilometern bieten der Shop und das Café des Waffel- und Schokoladeherstellers Loacker eine Gelegenheit für eine erste Pause. Die ersten 50 Kilometer bis Lienz verlaufen fast durchgehend sanft bergab. Da die Dolomiten ein Urlaubshotspot für Italiener*innen sind und zwischen Toblach und Lienz regelmäßig Regionalzüge mit Radkapazitäten verkehren, sollte man nicht erwarten, die herrlichen Gebirgslandschaften der Gegend für sich allein zu haben. Gerade zur Urlaubszeit sind hier viele Ausflugsradler*innen unterwegs, von Familien mit Kleinkindern bis zur Altersgruppe 70+. Ab Lienz, wo Geschichtsinteressierte einen Abstecher zu den Ausgrabungen der Römerstadt Aguntum machen können, ist man dafür selbst in der Urlaubszeit praktisch alleine auf dem Radweg. Bis Völkermarkt geht es nun 180 Kilometer lang meist eben, an den Hängen des Drautales manchmal leicht hügelig, dahin. Auf dem Weg liegen die sehenswerten Städte Spittal und Villach sowie die Keltenwelt bei Rosegg. Zum Faaker See und zum Klopeiner See sind es nur kleine Umwege. Weniger trainierte Radreisende beenden ihre Tour am besten in Völkermarkt und steigen in den Zug, denn auf den 115 Kilometern von hier bis Maribor sind fast 1.500 Höhenmeter zu überwinden. Dieser Abschnitt erfordert auch wieder mehr Planung: Direkt an der Strecke gibt es nur eine Pension, im slowenischen Vuhred. In Maribor angekommen, lohnt sich für Geschichtefans ein Besuch im Museum der Volksbefreiung, Weinliebhaber*innen belohnen sich mit einer Weinverkostung im Haus der Alten Rebe für ihre Strapazen.


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Fotos: Hermann Hiebner

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1 Sextener Dolomiten Bergpanorama auf dem Weg zum Drei-Zinnen-Blick

4  St. Jakob im Rosenthal Die Hälfte des Weges ist geschafft

2  Lienz Nicht frisch gewaschen, sondern Kunst

5 Großer Dürrenbach Drauzufluss nahe dem Kärntner Ort Greuth

3  Aguntum Römische Ausgrabungen, im Hintergrund die Gailtaler Alpen

6   Brücke St. Luzia zwischen Bleiburg und Neuhaus


Forum Briefe von Lesern und Leserinnen Seite 62

Reflektor: Reinhold Seitl denkt über Corona nach Seite 62

Drahtesel 1  ⁄  2021 – 62

Zu: Technik-Tipp Schlauchwechsel, DE 4/20

Fahrrad-Termine: Was tun im Frühling? Seite 63

Danke für Ihre super Beschreibung des Arbeitsablaufes beim Wechseln des Fahrradschlauches. Darf ich als Alt-Radler und geübter Patschen-Picker noch einen kleinen Zusatz-Tipp geben? Den Schlauch und den Reifenwulst vor der Endmontage mit Talcum-Puder (Federweiß) leicht einpudern, und Punkt 3 Ihrer Anleitung funktioniert fast von ganz alleine.

pack es nicht. Zweithaus in Südafrika, wohin ihn auch die „erste“ Hochzeitsreise führte. Wiegt „107“ kg und ist ein „Dicker“ wie sein „Freund“ Armin Assinger. Supermacho: „Wenn du keine Geliebte hast, kannst du dir Räder leisten.“ Autofreak: „Natürlich kostet eines meiner Autos mehr als alle Räder zusammen.“ Nichts von diesem Schas will ich wissen und im DRAHTESEL abgedruckt sehen.Ich hoffe nur, er hat der Redaktion wenigstens einen Lieferwagen voll Wein zur Verfügung gestellt.

Otmar Wenzl, 3830 Waidhofen an der Thaya

Wolfgang Lichtenwagner, 1050 Wien

Zu: Interview mit Leo Hillinger, DE 4/20

Antwort der Redaktion: Hat er leider nicht (aber wir hätten den Wein auch nicht angenommen).

Als langjähriges ARGUS-Mitglied und begeisterter DRAHTESEL-Leser fühle ich mich gerade einigermaßen vor den Kopf gestoßen: Bitte, was soll das Interview mit dem Winzer Leo Hillinger? Ich

Jetz

tD R ww AHTE w.d raht S E L a b ese l.or. onnie at/a r bo en!

Die Redaktion freut sich über Diskussionsbeiträge und Leserbriefe. Bitte senden Sie uns Ihren Text unter Bekanntgabe Ihres Namens und der Postleitzahl an drahtesel@argus.or.at

Der Reflektor Memento mori

Reinhold Seitl ist Mediendesigner und Journalist in Wien.

Im antiken Rom wurden die Häupter verdienter Personen, etwa solcher, die jemandem das Leben gerettet hatten, mit einer geflochtenen Corona bekränzt. Heute denken wir bei dem Begriff nicht mehr an einen hübschen Kranz aus Blumen oder Olivenzweigen. Aus Zeiten mit vielen kleinen Alltags-Sorgen sind wir in eine Pandemie geraten, die weitsichtiges, konsequentes Handeln erfordern würde. Doch den Regierenden, Kindern aus Schönwettertagen, fehlt es an Erfahrung mit Krisen. Sie reagieren schlingernd auf einzelne Informationen, anstatt aus Erfahrung Entscheidungen zu treffen. Ihre widersprüchlichen Verhaltensanordnungen belasten das Nervenkostüm aller. Der Alltag ist mühsam geworden. Ein Noli me tangere als öffentliche Verhaltensregel trifft eine Bussi-Bussi-Gesellschaft ins Mark. Zu Hause in den Familien ist zu viel los. Büro, Schule, Küche, Schlafen, Freizeit – in den Wohnungen ist zu wenig Platz dafür. Es steigen Blutdruck

und Blutzucker, Übergewicht und Cholesterin, Aggression und Depression. Zu Hause bei den allein Wohnenden ist zu wenig los. Viele langweilen sich. Die elektronischen Medien können keine liebevolle Berührung ersetzen. Auch Einsamkeit steigert den Stress. Viel prognostizierte Zukunft ist schon vergangen. Erwartungen haben sich in Nichts aufgelöst. „Rückkehr zur Normalität“, „Licht am Ende des Tunnels“ – oft gebraucht Sprachhülsen werden wirkungslos. In Krisenzeiten spüren wir unsere Vergänglichkeit stärker. Wir sind verletzlicher geworden. Wie umgehen mit diesem Memento mori? Hinaus ins Freie, im Augenblick leben, sich (sportliche) Ziele setzen, rauf aufs Fahrrad! Bewegung ist gut für die physische und psychische Gesundheit, reguliert Aggressionen und hilft gegen Trübsinn. Und: Prognosen taugen nichts für die Bewältigung des Alltags. Eine offene Zukunft ist die Voraussetzung fürs freie Denken und Handeln.


Radlobby Jour Fixes & Arbeitstreffen Viele lokale RadlobbyGruppen laden zu offenen Arbeitstreffen und Jour Fixes ein. Wir freuen uns über neue Radaktive, die mitmachen möchten – online sehen Sie, wann das nächste Treffen in Ihrer Nähe stattfindet. radlobby.at

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Radlobby ARGUS Generalversammlung Fr., 23. April, 18:30 – 20:30 Uhr Die diesjährige RadlobbyARGUS-Generalversammlung findet online statt, Sie sind herzlich eingeladen. Alle Infos: radlobby.at/argus/gv2020

Manu Delago – ReCycling Tour 2021 Fr., 30. April, Hall in Tirol, bis Mi., 2. Juni, Innsbruck Der Musiker Manu Delago tourt auf dem Fahrrad durch Österreich. Am 11. Mai treten er und seine Band in Linz auf, am 17. Mai in Wien, am 23. Mai in Graz und am 26. Mai in Klagenfurt. Alle insgesamt 25 Termine auf: recyclingtour2021.com

Vom Piz zum Spitz Sternradeln Feldkirch Sa., 8. Mai, 10:30 – 12:00 Uhr Mehr Platz fürs Rad: Um auf diese Forderung aufmerksam zu machen, radeln wir aus dem ganzen Land nach Feldkirch. Von vier Treffpunkten am Stadtrand geht es zum Montforthaus, Abschluss um ca. 11:30 Uhr. radlobby.at/vorarlberg

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