EUR 2,- / 31. Jahrgang / Ausgabe 3 / 2014
Vorrangregeln der StVO Warum so viele Menschen so wenig Ahnung haben Seite 7
Radwege für Europa Was EU-Verkehrs-Guru Michael Cramer vorhat Seite 10
Regen ohne Nass Test: Klügere Kleidung für die feuchte Saison Seite 36
Fernweh mit Rad Drei Monate Südostasien: Traum-Reise in Bildern Seite 42
P.b.b. Verlagspostamt 1040 Wien – Zlgnr.: 02Z033821M
Das österreichische Fahrradmagazin
Bon
Appétit!
Besser essen auf Rädern
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Brief des Herausgebers
Andrzej Felczak ARGUS-Vorsitzender und Vorsitzender Radlobby Österreich
Im Juli fand die DRAHTESELRelaunch-Party in der Strandbar Adria am Donaukanal statt. Wir bedanken uns bei allen fürs Kommen und freuen uns schon auf das nächste Fest! (Im Bild: Andrzej Felczak, Anna Hazod und Matthias Bernold)
EUR 2,- / 31. Jahrgang / Ausgabe 3 / 2014
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Coverillustration: Anna Hazod / annahazod.com
Eines unserer Ziele ist die Schaffung einer fairen und sicheren Rechtslage im Straßenverkehr. Wie nun Moritz Polacek von der TU Wien in seiner Diplomarbeit und in seinem Artikel für diesen DRAHTESEL darlegt, besteht dringender Handlungsbedarf bei den unlogischen und Radfahrende benachteiligende Sondervorrangregelungen. Ein Umfrage, die Polacek für seine Forschungen durchgeführt hat, zeigt ein erschreckendes Ergebnis: Die Mehrzahl der Teilnehmenden – und zwar Radfahrende wie Autofahrende gleichermaßen – hat von den Sondervorrangregeln wenig oder gar keine Ahnung. Die Radlobby Österreich setzt sich hier für eine änderung der Straßenverkehrsordnung (StVO) ein, um eine derartige Irreführung abzustellen. Ein Faktor, der Radfahren im Alltag mehr oder weniger praktikabel machen kann, ist das Vorhandensein von sicheren Abstellmöglichkeiten am Wohnort. Die Wiener Bauordnung wurde heuer novelliert, bleibt jedoch umstritten. Lesen Sie dazu in unserer neuen Rubrik „Pro & Contra“ auf Seite 22 Kommentare des Grünen Planungssprechers Christoph Chorherr und des Radlobby Vorstands-Mitgliedes Beatrice Stude, und machen Sie sich selbst ein Bild! Dass der EU-Parlamentarier Michael Cramer zum Vorsitzenden des EU-Verkehrsausschusses gewählt wurde, stimmt für die Zukunft positiv.
Cramer setzt sich für eine Förderung von Radinfrastruktur und die Stärkung des Bahnverkehrs ein. Lesen Sie das Interview mit Cramer auf Seite 10. Wie unsere Mobilität hat auch unsere Ernährung weitreichende ökologische, gesundheitliche und ethische Implikationen. Immer mehr Menschen steigen auf vegane Ernährung um. Mit Leistungssport wurde jedoch bisher meist proteinreiche und tierische Nahrung assoziiert. Dass es anders geht, zeigt eine Reportage ab Seite 24. Unser kulinarisches Themenpaket rundet ein Bericht über Lastenräder in der Gastronomie ab. Wir laden herzlich zum Schmökern und Lesen ein und freuen uns wie immer über Wünsche, Anregungen und Kommentare. Gute Fahrt! Andrzej Felczak P.S. Seit vier Jahren haben wir die ARGUS-Mitgliedsbeiträge nicht mehr erhöht, allerdings unseren Einsatz für das Radfahren im selben Zeitraum stark intensiviert. Ab dem Jahreswechsel 2015 müssen wir die Mitgliedsbeiträge deshalb (und auch inflationsbedingt) anpassen. Genauere Informationen dazu finden sich auf Seite 17.
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mehr au
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 3
Liebe Leserin, lieber Leser,
Inhalt
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Politik 6 Drei Fragen an: Markus Raab
Der neue Chef der Wiener MA 46 im Kurz-Interview
Wie Sondervorrangregeln für Radfahrende Verwirrung stiften Interview mit Michael Cramer Der Vorsitzende des EU-Verkehrsausschusses fördert Radfahren
7 Die Irreführung 10
Community 14 Fix und Foxi im Wiener Prater
Das Fixie-Rennen rund ums Lusthaus
Haftpflichtversicherung, Diebstahlversicherung, Shop
Was sich während der Mobilitätswoche in Wien so tut
Infrastruktur
Irreführung: Kaum jemand versteht die StVOSondervorrangregeln Seite 7
17 Serviceleistungen für Mitglieder 18 Rasen am Ring & Co
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 4
20 Plus ⁄ Minus
22
Fahrrad-Infrastruktur auf dem Prüfstand Neue Rubrik: Pro & Contra Christoph Chorherr und Beatrice Stude zur Wiener Bauordnung
Leistungssport und vegane Ernährung: Ein Widerspruch? Seite 24
Lebensstil 24 Vegane Ernährung im Spitzensport
Diese erfolgreichen Sportlerinnen und Sportler schwören darauf
Besser essen auf Rädern: Diese Vehikel stillen den Hunger
Ein Gastbeitrag des Kurier-Journalisten Uwe Mauch
Rubriken
Service & Recht
Briefe aus der Ferne Andrzej Felzcak aus Dublin Seite 12
26 Lastenräder in der Gastronomie
28 Portrait von Radtrainerin Eliza Brunmayr
32 Rechtskolumne: Abstand halten
Johannes Pepelnik erklärt die Straßenverkehrsordnung
33 Radkummerkasten: „Ich wurde getürt“
Die DRAHTESEL-Leserschaft zeigt Missstände auf Produkte & Technik
36 Trocken durch die feuchte Saison
DRAHTESEL-Mitarbeitende präsentieren ihr liebstes Regengewand 38 Evolution der Radgaragen Effizienter Schutz vor Dieben, Wind und Wetter
Tour & Reise
40 Ice Ride 2014
Greenpeace lädt zur Radtour für die Arktis ein
42 Mit dem Fahrrad durch Südostasien
Peter Provaznik mit Fotoreportage und Bewusstseinsstrom
Forum
46 Leserbriefe
Diskussion zu Relaunch, Vorrangquiz und Verkehrsstrafen
Fahrstil Barbara Ottawa liebt Stahl Seite 28 Bücher Lesestoff für Radaffine Seite 30 Fix it – Der Reparaturtipp Von Schläuchen und Ventilen Seite 34 Roland Girtler Radfahrdenkmal in Gibraltar Seite 45 Der Reflektor R. Seitl trägt Sonne im Herzen Seite 47
Aus der Redaktion # ice bucket # Zahlenspiele # Tod und #Affentanz
Matthias g. bernold Chefredakteur
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 5
Technologie zurückgeht. Würden wir die Körper aller Verunfallten in Särge packen und hintereinander auflegen, wäre diese Reihe – bei einer Sarglänge von 180 Zentimetern – 2.160 Kilometer lang. Knapp die Entfernung von Wien nach Lissabon. 1,2 Millionen Straßenverkehrstote. Mehr als durch Kriege, Hungersnöte oder Naturkatastrophen umkommen: Diese Zahl ist – wie ich meine – so eindrucksvoll, dass sie hin und wieder Erwähnung finden sollte. Nun zu Vergnüglicherem: Ab Seite 35 finden Sie den DRAHTESEL-Regenzeug-Test, für den unsere Reporterinnen und Reporter reichlich Unbill auf sich nahmen. Allen voran ChefTechniker Marcin Dopieralski, der sich sogar einer zeitgeistigen IcebucketChallenge unterzog. Lesen Sie weiters von der irritierenden Fahrrad-Kunst des Stefan Draschan, der sich und sein Fahrrad mit Vorliebe auf Autowracks ablichtet. Und bewundern Sie schließlich den Affen von Seite Eins, den Art Direktorin Anna Hazod samt Coverbild persönlich für diese Ausgabe entworfen hat. Nach einhelligem Wunsch des Redaktions-Teams schaut der Affe jetzt sogar die Lesenden an. Und lächelt dazu. Das Leben ist schön.
Todesopfer pro Jahr durch: -Haifischattacken: 5 -Kühe: 22 -Nilpferde: 2.900 -Straßenverkehr: 1,200.000
Ziel der gegenständlichen Rubrik ist die Verbreitung guter Laune durch witzige kleine Anekdoten aus dem Zeitungsalltag. Bevor jedoch darauf eingegangen werden kann, welche Hazard-Stücke die Sturmbräute und Teufelskerle aus der DRAHTESELRedaktion diesmal wieder zuwege brachten, will ich allerdings kurz über den Tod schreiben. Nicht nur hat sich der große Radfahrer, Schauspieler und Komiker Robin Williams vor kurzem aus dieser Welt verabschiedet. Sein im Film Club der toten Dichter dahingehauchtes „Carpe Diem“ wird mir mein Leben lang im Ohr hängen. Sondern es ereilte mich über Twitter eine aufschlussreiche Statistik in Sachen Sterben. Seither weiß ich, wie viele Menschen jedes Jahr durch Haifischattacken, durch Nilpferde und durch KillerKühe umkommen. Schätzen Sie mal! (Auflösung in der Marginalspalte.) Und jetzt schätzen Sie einmal, wie viele Menschen weltweit im Straßenverkehr ihr Leben lassen. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sind das 1,2 Millionen Menschen jedes Jahr. Der motorisierte Straßenverkehr liegt damit auf Rang Neun aller Todesursachen. Er ist die einzige Todesursache unter den Top Ten, die keine Krankheit ist, sondern unmittelbar auf die Verwendung einer
Fotos: privat
Hervorzuheben in diesem Heft
Peter Provaznik Der DRAHTESEL-Stammfotograf radelte durch Südostasien und brachte eine wunderbare Fotoreportage mit. Die Atemschutzmaske (Bild) half gegen Straßenstaub und Smog.
Edith Sichtar hat für diese Ausgabe den Beitrag über vegane Ernährung im Spitzensport verfasst. Die Ernährungswissenschaftlerin berät auch die vegane Gesellschaft.
Christopher Wurmdobler steuerte seinen persönlichen Unfallbericht bei. Der FalterRedakteur wurde „getürt“, was die Wichtigkeit der RadlobbyForderung nach sicheren Seitenabständen unterstreicht.
Politik Vorrangregeln: Eine gesetzliche Irreführung Seite 7
Rad-Ikone: M. Cramer im Interview Seite 10
Brief aus Dublin: Ambivalente Stadt Seite 12
Drei Fragen an MA 46-Chef Markus Raab
DRAHTESEL Wie nehmen Sie das Klima auf Wiens Straßen wahr? Markus Raab So, dass die Wienerinnen und Wiener mehr als früher aufeinander acht geben. Als Radfahrer musste ich früher öfter reagieren, um eine Kollision zu vermeiden. Früher wurde man als Radfahrender von rechts abbiegenden Autofahrenden regelmäßig übersehen. Jetzt kommt es zu so einem Fehlverhalten seltener. Konflikte sind also nicht häufiger geworden? Nein. Aber es leben mehr Menschen in der Stadt als früher. Und das Mobilitätsverhalten ändert sich. Der Radverkehr ist insgesamt im Steigen. Daher müssen sich alle Verkehrsteilnehmenden umstellen. Wir befinden uns
in einem Gewöhnungsprozess. Nicht alle Menschen gehen gleich gut damit um. Im Juli ist es in Wien zu zwei schweren Unfällen gekommen, bei denen Radfahrende lebensgefährlich verletzt bzw. getötet wurden. Gibt es konkrete Maßnahmen als Reaktion? In Fällen wie diesen ermitteln wir alle Daten. Die Gruppe Verkehrssicherheit evaluiert im Detail, welche Faktoren zu den Unfällen geführt haben und prüft, ob wir mit baulichen oder Überwachungs-Maßnahmen die Sicherheit an den Unfallstellen erhöhen können. In den genannten Fällen sind die Untersuchungen noch nicht ab geschlossen.
VCÖ: Schlechte Noten für Fahrrad-Mitnahme bei ÖBB
Fahrrad-Diebstähle im Jahr 2013
Bahnfahren in Österreich wird besser, ist aber noch nicht gut genug. Das ist das Ergebnis des diesjährigen Bahntests des Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Während es gute Noten für Personal gab, beschwerten sich die knapp 14.000 Befragten über mangelnde Informationen bei Verspätungen, schlechten Handy-Empfang sowie mangelhafte Fahrrad-Mitnahmemöglichkeiten. Für vier von zehn Fahrgästen ist die Mitnahmemöglichkeit des Fahrrads wichtig. Die Mitnahme in Nahverkehrszügen wurde mit Note 3.0 schlecht bewertet. In den heimischen Railjets ist die Mitnahme derzeit nicht möglich.
Foto: Matthias Bernold
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 6
Immer, wenn in Wien eine Baustelle errichtet, eine Kreuzung geregelt oder ein Radweg gebaut wird, hat er ein Wörtchen mitzureden: Markus Raab, seit Juni dieses Jahres Abteilungsleiter der Magistratsabteilung 46.
Der Radverkehr ist insgesamt im Steigen. Daher müssen alle Verkehrsteilnehmenden ihr Verhalten umstellen Markus Raab
26.600 Soweit die Statistik im Vorjahr. Täglich gehen bei der Polizei mehr als 70 Anzeigen wegen gestohlener Fahrräder ein. Im Jahr 2011 war bereits jedes siebente Diebstahlsdelikt ein Fahrraddiebstahl. Die Aufklärungsquote lag im Jahr 2012 österreichweit bei 5,7 Prozent. In Wien bei 2,7 Prozent. bmvit.gv.at Quelle: Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
Halbjahresstatistik 2014: Mehr Radfahrende in Wien Betreffend die RadfahrendenZahlen war das Halbjahr 2014 das Beste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2002. Das zeigt eine Auswertung der Zählstellen in Wien. So wurden in den ersten sechs Monaten 2014 bei den Zählstellen am inneren Opernring werktags durchschnittlich 4.537 Radfahrende gezählt. Im Jahr 2013 waren es noch 3.255 gewesen: Ein Plus von 39 Prozent. Am Opernring verzeichnet der Radverkehr seit der Eröffnung des Radweges an der äußeren Seite der Ringstraße im Jahr 2011 überdurchschnittlich hohe Zuwachsraten, berichtet die Wiener Mobilitätsagentur.
Top Autos in die Kärntner Straße Die satirische Facebook-Gruppe „Die Kärntner Straße muss wieder befahrbar werden. Autos in die Innenstadt“ macht sich über Stimmungsmache der Autolobby lustig: „Nur eine Innenstadt, die möglichst intensiv von Pkw genutzt wird, ist fortschrittlich, zeitgemäß, gesund & schön.“
Flop FPÖ erfindet Tote Um Unsinnigkeiten wie Nummerntafeln für Fahrräder zu fordern, erfindet die FP Wien Tote. Vierzehn Radfahrende starben heuer im Wiener Straßenverkehr, fabulierte Toni Mahdalik via Aussendung: Tatsächlich waren es zwei.
Die Irreführung Die Sondervorrangregeln für Radfahrende in der StVO sorgen seit jeher für Verwirrung und benachteiligen Radfahrende. Eine repräsentative Umfrage der TU Wien zeigt nun: Die meisten Österreicherinnen und Österreicher haben von diesen Regeln keine Ahnung, da sie die allgemeinen Logik der StVO zuwider laufen. Und zwar unabhängig davon, ob es sich um Auto- oder Radfahrende handelt.
Politik
TEXT: Moritz Polacek
zu besitzen. Weiters fällt auf, dass die Selbsteinschätzung der Pkw-Fahrenden betreffend ihrer Kenntnis über die Rechtslage höher ist, als bei Rad- und ÖV-Fahrenden. Tatsächlich unterscheidet sich der Wissensstand der verschiedenen Mobilitätsgruppen bei den abgefragten „Führerschein-Situationen“ kaum bzw. gar nicht. Schlussendlich zeigt sich, dass das Wissen der Befragten nicht in allen Situationen gleich gut beziehungsweise gleich schlecht ist: Während die Vorrangregeln zwischen Kfz und Fahrrädern im Streckenbereich recht klar sind (zumindest 75 Prozent richtige Antworten), zeigen sich im Kreuzungsbereich deutliche Wissenslücken (durchgehend weniger als 60 Prozent richtige Antworten). Bei einer Situation (siehe Irrtum
1
Irrtum: Verlassen eines Radfahrstreifens Sachverhalt Ein Fahrrad biegt von einem Radfahrstreifen in die einmündende Straße ein, gleichzeitig biegt ein entgegenkommender Pkw in diese Straße, also nach links ein. Das rechtseinbiegende Fahrrad hat Wartepflicht gegenüber dem linkseinbiegenden Pkw, da es die Radfahranlage verlässt. Dabei kommt die sogenannte Sondervorrangregelung für den Radverkehr (§ 19, Abs. 6a, StVO) zu tragen. Kenntnis (richtige Antworten) 5,32 Prozent
Fazit Der überwiegende Anteil der Umfrageteilnehmenden geht irrtümlich in dieser Situation von § 19, Abs. 5, StVO aus. Dieser Paragraph besagt, dass Fahrzeuge, die ihre Fahrtrichtung beibehalten oder nach rechts einbiegen, den Vorrang gegenüber entgegenkommenden, nach links einbiegenden Fahrzeugen haben. Lösung Bei Befahren eines Radfahrstreifens sollten dieselben Regelungen wie bei Fahrstreifen für den übrigen Fahrzeugverkehr gelten. Dazu ist es notwendig, Radfahrstreifen von der Sondervorrang regelung auszunehmen.
Nummer Eins) liegen sogar über 90 Prozent aller befragten Personen daneben. Hauptproblem: Sondervorrang regelung für den Radverkehr Dass so viele Befragte in dieser bestimmten Situation die Rechtslage falsch einschätzen, liegt an der sogenannten Sondervorrangregelung für den Radverkehr (§ 19, Abs. 6a, StVO), die einen Systembruch mit den allgemeinen Vorrangregeln darstellt: „Radfahrer, die eine Radfahranlage verlassen, haben anderen Fahrzeugen im fließenden Verkehr den Vorrang zu geben.“ Diese Sondervorrangregelung hebelt andere Vorrangregelungen aus und führt teilweise zu nicht nachvollziehbaren Vorrangverhältnissen.
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I
m Rahmen seiner Diplomarbeit an der TU Wien hat der Autor dieses Beitrags eine Internetumfrage zum Thema Vorrangregeln in der Straßenverkehrsordnung (StVO) durchgeführt. Insgesamt 1.748 Fragebögen wurden für die Auswertung herangezogen. Bei der Auswertung wurde nach verschiedenen Mobilitätsgruppen unterschieden: Radfahrende, Pkw-Fahrende, Nutzende von Öffentlichen Verkehrsmitteln (ÖV). Dabei zeigte sich: Eine strikte Trennung in diese Gruppen macht wenig Sinn, weil jeder zweite Umfrageteilnehmende regelmäßig verschiedene Verkehrsmittel nutzt. Der Führerscheinanteil der befragten Personen war hoch. 90 Prozent der Rad- und etwa 88 Prozent der ÖV-Fahrenden gaben an, einen Führerschein
Politik
2
Irrtum: Verlassen der Radfahrerüberfahrt Sachverhalt Ein Fahrrad befährt eine Radfahrerüberfahrt, verlässt diese aber gleich darauf, um in die einmündende Straße einzubiegen. Gleichzeitig biegt ein Pkw in dieselbe Straße ein. Das Fahrrad hat hier Wartepflicht gegenüber dem Pkw, da es hier die Radfahranlage verlässt. Wie auch bei Irrtum 1 unterliegt diese Situation dem Geltungsbereich der Sondervorrangregelung für den Radverkehr. Kenntnis (richtige Antworten) 35,41 Prozent
Fazit Viele Umfrageteilnehmende schätzen hier die Schutzfunktion der Radfahrer überfahrt für Radfahrende höher ein, als etwaige andere Vorrangregelungen. Lösung Sowohl bei einem Schutzweg, als auch bei einer Radfahrerüberfahrt sollte alleinig das Benutzen dieser Anlage ausschlaggebend sein, da andere Fahrzeuge ohnehin vor dem Schutzweg bzw. der Radfahrerüberfahrt anhalten müssen, wenn Zufußgehende bzw. Radfahrende diese Anlage benutzen, bzw. erkennbar benutzen wollen.
3
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Irrtum: Ende eines Radfahrstreifens Sachverhalt Ein Fahrrad fährt geradeaus und verlässt dabei einen Radfahrstreifen, da dieser durch die Bodenmarkierung „Ende“ beendet wird. Links neben dem Fahrrad biegt ein Pkw rechts in die einmündende Straße ein. Bei einer ungeregelten Kreuzung kommt auch hier wieder die Sondervorrangregelung für den Radverkehr zur Geltung, das Fahrrad hat also Wartepflicht. Das trifft allerdings nur bei nicht geregelten Kreuzungen zu. Ist zum Beispiel eine Ampel vorhanden (wie im abgebildeten Beispiel), ist laut einer Erkenntnis des Obersten Gerichtshofs die Sondervorrangregelung an durch Licht zeichen geregelten Kreuzungen nicht anwendbar.
Kenntnis (richtige Antworten): 24,43 Prozent Fazit Die Umfrageteilnehm enden gehen bei diesem Sachverhalt zu einem Großteil davon aus, dass ein geradeausfahrendes Fahrzeug den Vorrang gegenüber einem parallel befindlichen, ab biegenden Fahrzeug hat. Lösung Bei Befahren eines Radfahrstreifens sollten dieselben Regelungen wie bei Fahrstreifen für den übrigen Fahrzeugverkehr gelten. Dazu ist es notwendig, Radfahrstreifen von der Sondervorrang regelung auszunehmen bzw. diese rechtlich aufzuwerten.
4
Irrtum: Reißverschlusssystem Sachverhalt Ein Fahrrad fährt entlang eines Radfahrstreifens, welcher durch die Bodenmarkierung „Ende“ beendet wird. Parallel zum Fahrrad fährt ein Pkw in die selbe Richtung. Auch hier hat das Fahrrad Wartepflicht gegenüber dem Pkw, da es die Radfahranlage verlässt. Kenntnis (richtige Antworten): 75,23 Prozent Fazit Über drei Viertel der Befragten schätzen diese Situation richtig ein. Möglicherweise wird dieser Sachverhalt mit dem eines Beschleunigungs streifens auf einer Autobahn gleichgesetzt – das Fahrzeug, welches von dem Beschleunigungsstreifen kommt, hat Wartepflicht.
Lösung Die Kenntnis der Befragten ist in dieser Situation verhältnismäßig groß. Allerdings wurde bei der Umfrage auch das Verhalten der Verkehrsteilnehmenden abgefragt, welches sich in dieser Situation stark von der Kenntnis der Rechtslage unterscheidet: So würde in dieser Situation nur etwa jeder vierte Pkw auf seinen Vorrang beharren. Deswegen sollte das Reißverschlusssystem, wie es bei Fahrstreifenverengungen zur Anwendung kommt, auch auf Radfahrstreifen ausgeweitet werden.
Politik
KoMMENTAR DER RADLobbY
Weg mit den Nachrangregeln!
Irrtum: Gegen die Einbahn Sachverhalt Ein Fahrrad fährt von einer für den Radverkehr geöffneten Einbahn in eine Kreuzung ein, während von links ein Pkw ebenfalls in die Kreuzung einfährt. In dieser Situation hat das Fahrrad, weil von rechts kommend Vorrang. Fahrrad-Piktogramme auf der Fahrbahn stellen keine Radfahranlage dar. Auch Linienmarkierungen sind keine Radfahranlage, sondern eine Art Sonderfahrstreifen für den Radverkehr. Radfahrstreifen wären daran zu erkennen, dass deren Ende mit der Bodenmarkierung „Ende“ markiert wird. Das Fahrrad verlässt hier keine Radfahranlage, deswegen gelten für ihn auch die üblichen Regelungen (hier: Rechts-Vorrang). Kenntnis (richtige Antworten): 54,81 Prozent
Fazit Viele der Umfrageteilnehmenden sind sich nicht sicher, welche Vorrangregelungen gelten, andere argumentieren einen Vorrang für den Pkw-Fahrenden eventuell mit der Sondervorrangregelung für den Radverkehr. Lösung Wird die Sondervorrangregelung für Radfahrstreifen aufgehoben, würde die Vorrangsituation durch das einfache Wirksamwerden der Rechtsregel klarer sein. Weiters wäre auch die Art der Anlage bei für den Radverkehr geöffneten Einbahnen nicht mehr von Bedeutung.
nach gängigen Vorrangregeln und Adaption der StVO nach den bereits eingeholten und übereinstimmenden Expertenmeinungen von ÖAMTC, Kuratorium für Verkehrssicherheit und Radlobby. Das Verkehrsministerium sollte diese StVO-Novelle rasch durchführen!
Alec Hager Sprecher der Radlobby Österreich
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Moritz Polacek studierte Raumplanung an der Technischen Universität Wien. Im Rahmen seiner Diplomarbeit zum Thema Konflikte zwischen Rad- und Autofahrenden im Straßenverkehr fragte Polacek mit Hilfe von schematischen Skizzen das Wissen um Vorrang-Regeln ab.
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EINbAHN
ausgen.
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Die Sondervorrangregeln der österreichischen StVO wären passender als Nachrangregeln zu bezeichnen und sind ein Paradebeispiel der Radverkehrsdiskriminierung. Nicht nur, dass sie österreichweit beinahe unbekannt sind, führen sie auch zu gefährlichen Missverständnissen, besonders durch die gefürchteten „ENDE“-Markierungen mitten auf der Fahrbahn. Außerdem begünstigen sie den Wildwuchs durch kunterbunten Einsatz von Radweg-Ende-Schildern, zum Beispiel bei privaten Hauseinfahrten oder vor Radüberfahrten. Der Standpunkt der Radlobby ist klar und würde auch zur Klärung im Verkehrsgeschehen Österreichs beitragen: Streichung der verwirrenden Sonderregeln, Behandlung des Fahrrads als gleichwertiges Verkehrsmittel
Macht mal lieber einen Radweg
Politik
Der deutsche EU-Parlamentarier Michael Cramer ist einer der lautesten Fürsprecher des Radfahrens in Europa. Soeben wurde der Grüne Politiker zum Vorsitzenden des Transport- und Tourismus-Ausschusses gewählt. Was heißt das für Radfahrende?
Interview: Matthias G. Bernold
Michael Cramer ist seit dem Jahr 2004 Abgeordneter des Europäischen Parlaments für die Fraktion Die Grünen / Europäische Freie Allianz. Im Juli 2014 wurde der 65-Jährige zum Vorsitzenden im Verkehrsausschuss gewählt. Der ehemalige Musik- und Sport-Lehrer gilt als Erfinder des Eurovelo 13 Eiserner Vorhang, eines 9.000 Kilometer langen Radwegs durch 20 europäische Länder. eurovelo.org ironcurtaintrail.eu
DRAHTESEL Sie sind im Juli zum neuen Vorsitzenden des Verkehrsausschusses gewählt worden: Welche Akzente können wir von Ihnen erwarten? Michael Cramer Wir können den Klimawandel nur stoppen, wenn wir die Mobilität verändern. Der Verkehr ist in der EU derzeit zu 25 Prozent für den CO²-Ausstoß verantwortlich, davon zu 72 Prozent der Straßenverkehr. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil wir in den vergangenen Jahren in Europa in allen Sektoren Minderungen des CO²-Ausstoßes erzielt haben: in der Industrie minus 32 Prozent, bei den Haushalten minus 24 Prozent und im Energiesektor um 16 Prozent. Im Verkehr hingegen haben wir im selben Zeitraum ein Plus von 28 Prozent. Das heißt: Der Verkehr frisst all das auf, was wir in anderen Sektoren mit Milliarden unserer Steuergelder erreicht haben. Wie wollen Sie die Mobilität verändern? Zunächst müssen wir den unfairen Wettbewerb der Verkehrsmittel beenden, der die Bahn benachteiligt. Jede Lokomotive muss auf den Strecken in der EU eine Schienen-Maut für jeden gefahrenen Kilometer bezahlen. Auf
Foto: Matthias G. Bernold
Großprojekte wie Semmeringbasistunnel oder Koralmtunnel sind Verrücktheiten
der Straße hingegen ist die Maut eine freiwillige Angelegenheit der Länder. Wenn es Mautstrecken gibt, dann meistens nur auf Autobahnen oder für Lkw ab 12 Tonnen. Außerdem wird die Maut – anders als bei der Bahn – gedeckelt. Auch der Flugverkehr ist privilegiert: Kerosinsteuerbefreiung, Mehrwertsteuerbefreiung bei Auslandsflügen: Es geht um 30 Milliarden Euro, die Europas Steuerzahlende den Airlines jedes Jahr hinten reinschieben. Die Bahnkunden müssen all das bezahlen. Solange sich an diesen Rahmenbedingungen nichts ändert, hat die Schiene keine Chance. Diese Positionen kennt man von Ihnen. Aber wie viele Ihrer Ausschusskollegen teilen Ihre Ansichten? Natürlich ist das Meinungsspektrum im EU-Parlament breit. Aber in einigen Punkten sind wir uns alle einig: Wir wollen einen besseren Klimaschutz, einen fairen Wettbewerb, die Internalisierung der externen Kosten und das „user pays principle“, das heißt, dass die Nutzenden und nicht die Steuerzahlenden die Kosten bezahlen müssen. Zudem waren wir uns einig, dass die umweltfreundliche Bahn und nicht die klimaschädliche Straße gefördert werden soll. Problematisch sind für mich die Großprojekte wie Stuttgart 21 oder der baltisch-adriatische Korridor. Oder Semmeringbasistunnel und Koralmtunnel? Genau. Solche Großprojekte sind Verrücktheiten. Der mögliche Nutzen steht in keiner Relation zu den Kosten. 95 Prozent dieser Großprojekte haben wenig mit dem Verkehr zu tun, sondern dienen der Bau- und der Bankenlobby. Es ist absurd, jahrzehntelang für Milliarden Euro einen Tunnel durch die Alpen zu bohren, nur um auf einer schwach besetzten Relation schneller von Wien an die Adria zu kommen. Würde die existierende Strecke durch die Pannonische Tiefebene ertüchtigt und elektrifiziert wären wir in wenigen Jahren und nicht erst in Jahrzehnten schneller an der Adria. Bei Stuttgart 21 ist es ähnlich: Dort wird für zehn Milliarden Euro ein Bahnhof gebaut, der
halb so leistungsfähig ist wie der bestehende, und die drei Milliarden teure Neubaustrecke nach Ulm ist steiler als die bestehende „Geislinger Steige“Neubaustrecke. Stattdessen könnte man für jeweils 100 Millionen Euro die Verbindungen von Berlin nach Breslau oder Swinemünde um jeweils zwei Stunden verkürzen. Kommen wir zum Radfahren: Wie sehen Sie die Situation in Europa? In den Städten spielt das Fahrrad eine ganz entscheidende Rolle für den Umweltschutz und die Verbesserung der Lebensqualität. Im urbanen Bereich sind 90 Prozent aller Autofahrten kürzer als sechs Kilometer. Das sind ideale Distanzen für Bus, Bahn, Rad und Zufußgehen. Kopenhagen zeigt seit Jahren, wie es funktionieren kann. 52 Prozent aller Fahrten zur Arbeit werden dort mit dem Fahrrad zurückgelegt. Inzwischen entdecken immer mehr Städte die Vorteile: In Berlin wurde der Radfahreranteil in zehn Jahren von 6 auf 15 Prozent verdoppelt. Viele Städte weisen einen ähnlichen Trend auf. In diese Richtung muss es weiter gehen. Eine enorme Innovationskraft geht auch von den Pedelecs aus. Die Ausrede, dass die Wege zu weit und hügeliges Gelände Radfahren unmöglich macht, greift nicht mehr. Dadurch wird das Fahrrad auch für weniger sportliche Menschen oder für Personen, die nicht schwitzen wollen, attraktiv.
Welche Möglichkeiten hat das EUParlament, den Radverkehr zu stärken? Mit der Ko-Finanzierung durch den EU-Strukturfonds haben wir einen Hebel, um Projekte mit bis zu 85 Prozent zu fördern. Natürlich kann das Parlament einer Gemeinde nicht
Europas Steuerzahler schieben den Airlines 30 Milliarden Euro hinten rein vorschreiben: macht lieber hier einen Radweg und lasst die Straße bleiben. Wir sind auf Vorschläge der Gebietskörperschaften angewiesen. Aber immer mehr Gemeinden beginnen die Vorteile des Radwegeausbaus zu sehen. Österreich macht – was das angeht – übrigens eine ganz gute Politik: Viele Radwege in landwirtschaftlichen Gegenden wurden als Güterwege eingereicht und mit EU-Geldern asphaltiert und ausgeschildert. Davon profitieren beide Seiten. Die EU entwickelt und fördert das Fern-Radwege-Netzwerk mit derzeit vierzehn Eurovelo-Routen durch Europa: Wie ist der aktuelle Stand? Es ist uns im EU-Parlament gelungen, die Eurovelo-Routen in die transeuropäischen Verkehrsnetze aufzunehmen. Die Grüne Fraktion im EU-Parlament hat einen Antrag einge-
bracht, dass künftig 1 Prozent dieser Gelder in den Ausbau der EuroveloRouten fließen sollen. Das Netz umfasst mehr als 70.000 Kilometer. Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, die Lücken zu schließen, damit die Strecken in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren durchgängig ausgeschildert und fahrradfreundlich ausgebaut sind. Der Fahrrad-Tourismus boomt seit Jahrzehnten mit zweistelligen jährlichen Zuwachsraten. Früher wurden Rad-Reisende mit Studierenden und armen Leuten gleichgesetzt. Heute wissen wir, dass Radtouristinnen und -touristen mehr Geld ausgeben als Auto-Reisende. Wie Fahrrad-freundlich ist Österreich im Vergleich zu anderen Ländern in Europa? Im Vergleich zu Polen gut. Im Vergleich zu den Niederlanden, Dänemark, Belgien oder Finnland nicht so gut. Wir haben aber auch in Österreich gute Beispiele: Etwa Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in Graz. Etwas, das ich mir auch in deutschen Städten wünschen würde. In Wien hat sich enorm viel getan, wenn ich etwa an die Mariahilfer Straße denke. Auch die Ausschilderung und der Ausbau von Radwegen ist an manchen Orten vorbildlich: etwa am Neusiedlersee. Die Qualität ist allerdings nicht durchgängig gut, sondern hängt vom Engagement einzelner Personen ab.
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Politik
Errata
Das österreichische Fahrradmagazin
31. Jahrgang ⁄ Heft 3 Erscheinungsdatum 2. September 2014 Medieninhaberin (Verlegerin) und Herausgeberin ARGUS – Arbeitsgemeinschaft Umweltfreundlicher Stadtverkehr DVR-Nr.: 0445495 ZVR-Zahl: 265962142 Sitz Frankenberggasse 11 1040 Wien Vorsitz Andrzej Felczak felczak@argus.or.at
Chefredakteur Matthias G. Bernold Unter Mitarbeit von Walter Albrecht Michael Beck Lukas Beurle Walter Bradler Eliza Brunmayr Andrzej Felczak Martin Friedl Hannes Friedrich Evelyn Eder Willi Grabmayer Martina Gura Alec Hager Eva Häfele
Kolumnisten Marcin Dopieralski Roland Girtler Barbara Ottawa Johannes Pepelnik Reinhold Seitl Cover Anna Hazod Art Direktion Anna Hazod annahazod.com Bildbearbeitung Marlies Plank marliesplank.com Anzeigen Hannes Friedrich h.friedrich@argus.or.at
Illustrationen Lysanne Bellemare (Autorenportraits) Anna Hazod Kontakt ARGUS-Fahrradbüro Frankenberggasse 11 1040 Wien Mo - Fr 14 - 19 Uhr, Sa 10 - 14 Uhr Tel.: 01 ⁄ 505 09 07 Fax DW: 19 service@argus.or.at argus.or.at ARGUS ⁄ Radlobby Wien-Büro Lichtenauerg. 4 ⁄ 1 1020 Wien Tel. & Mail siehe ARGUS Fahrradbüro oben Mo-Fr. 10-13 Uhr Preis Euro 2,Inlandsabo: Euro 12,-
Radlobby Österreich ist Mitglied des Europäischen Radfahrverbandes ECF (European Cyclists’ Federation) Der DRAHTESEL ist das Vereinsmagazin der ARGUS und wird in Kooperation mit den Vereinen der Radlobby Österreich hergestellt. Druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH Die gesamte Produktion des DRAHTESEL wird nach dem österreichischen Umweltzeichen abgewickelt.
Bankverbindung IBAN AT40 6000 0000 0758 2600 BIC OPSKATWW
Im selben Artikel fehlt in der Bildunterschrift der Hinweis auf Paul Raspers Fahrradgeschäft Stilrad stilrad.com/at: Er hatte uns freundlicherweise ein türkises Stadtrad für das Photoshooting zur Verfügung gestellt. # Was Radtourismus braucht (in DRAHTESEL 2 / 2014) Der im Artikel genannte Kärntner Radweg führt entlang der Drau und nicht entlang der Traun. Wir bedauern!
Leserbriefe sind herzlich willkommen, allfällige Kürzungen können nicht ausgeschlossen werden. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mit der Meinung der DRAHTESEL-Redaktion übereinstimmen.
Briefe aus der Ferne Dieses Mal: Dublin
Es ist nicht zu übersehen: Dublin nimmt den Radverkehr ernst. Bike-Boxen an fast jeder Kreuzung, Radfahrstreifen, Tempo 30 sogar auf einigen Hauptstraßen. Dazu das erfolgreiche Fahrradverleihsystem „Dublin-Bike“. Das Konzept scheint aufzugehen: Dublin hatte zuletzt einen Radverkehrsanteil von 5 Prozent. Auf dem „Copenhagenize Index“, dem Ranking der weltweit radfreundlichsten Städte, nimmt die irische Hauptstadt Rang Neun ein. Eines fehlt allerdings: eine getrennte Radinfrastruktur. Dublin hat einen einzigen Radweg, und der führt ins Grüne. Da verwundert es nicht, dass fast ausschließlich junge, schnelle und geübte Radfahrende zu sehen sind. Laut Statistik von Dublin-Bike sind 71
Prozent der Nutzenden zwischen 26 und 45 Jahre alt, 65 Prozent männlich. Kinder, ältere Menschen und Neulinge tun sich hingegen schwer. Zu befürchten ist, dass der Radverkehrsanteil auf dem aktuellen Niveau stagniert. Es zeigt sich, dass ein hochqualitatives und durchgängiges Netz aus Radwegen oder sehr verkehrsberuhigten Straßen unumgänglich ist. Das gilt übrigens auch für Wien: 10 Prozent Radverkehrsanteil werden nur möglich sein, wenn der öffentliche Raum neu verteilt wird: weniger Platz für Kfz, mehr für Fahrräder. Andrzej Felczak
Foto: Andrzej Felczak
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 12
Stv. Vorsitz Heidi Schmitt
Christian Höller Hannes Höller Mirko Javurek Jan Kilian Valerie Madeja Christopher Ohmeyer Margit Palman Erwin Preuner Peter Provaznik Roland Romano Martin Rotter Heidi Schmitt Daniela Schulhofer Reinhold Seitl Andrea Siegl Christian Steiner Beatrice Stude Horst Watzl Wolfgang Wehap Karl Zauner
# Vintage – warum wir es lieben (in DRAHTESEL 2 / 2014) Isabella Ottawas Modelabel, für das sie alte Kleidungsstücke in neue verwandelt, heißt nicht Gewandleichen, sondern „G’wandleichen“, die dazugehörige URL lautet gwandleichen.com; Ihre Partnerin Veronika vom Upcycling Shop Auferstanden in Wien 7. facebook.com/auferstanden trägt den Nachnamen Stocker.
Blick in die Welt Politik
Von Venedig nach Kopenhagen „Ride with us“ heißt eine Initiative des Klimaexperten Daniele Pernigotti und des passionierten Radfahrers Claudio Bonato. Gemeinsam wollen sie von Venedig nach Kopenhagen radeln, um am 31. Oktober in Kopenhagen bei der Verabschiedung des aktuellen Berichtes des UN-Weltklimarates (IPCC) anwesend zu sein. Die Radtour über 1.500 Kilometer soll die Wichtigkeit des Klimaschutzes einmahnen. Interessierte können Daniele und Claudio auf Teilstücken begleiten oder eine der Veranstaltungen bei den Zwischenstopps besuchen. ridewithus.eu
Ohne Auto in Hamburg Hamburg bekommt ein Fahrrad-Parkhaus. Die privaten Haushalte in Hamburg setzen vermehrt auf das Fahrrad. Eine Umfrage des Statistikamts Nord ergab, dass 2013 nur 56 Prozent der privaten Haushalte in Hamburg einen Pkw besaßen. Im Vergleich: Im Jahr 2003 waren es noch rund 60 Prozent. Ältere Menschen und Familien besitzen laut Befragung vermehrt ein eigenes Fahrzeug. Das Fahrrad steht jedoch immer öfter vor dem eigenen Haus: hier stieg die Anzahl in privaten Haushalten von 75 auf 79 Prozent.
Foro Mundial de la Bicicleta Das vierte World Bike Forum „Foro Mundial de la Bicicleta“ wird vom 25. Februar bis 1. März 2015 in Medellín, Kolumbien, stattfinden. Unter dem Motto „¡Cities for all!“ werden sich Bürger und Bürgerinnen, NGOs, Unternehmen, Verwaltung sowie Politik dazu austauschen, wie das Fahrrad Gesellschaft und Städte zum Positiven verändern kann. Das World Bike Forum ist die weltweit größte zivilgesellschaftlich getragene Veranstaltung zur Förderung des Radfahrens. worldbikeforum.org
Weniger Parkplätze in Zürich Laut Studie des Tiefbauamtes Zürich stehen rund zehn Prozent der Wohnparkplätze in der Stadt leer. Wie das Schweizer Nachrichtenportal „20 Minuten“ berichtet, will die Stadt nun die Zahl dieser Parkplätze verringern. Es sei Zielrichtung der Zürcher Verkehrspolitik, Privatfahrzeuge zunehmend in den privaten Raum zu drängen: „Der öffentliche Raum wird dadurch für andere Nutzungen frei. Anstelle der Parkzonen können Alleen oder Radwege entstehen“, wird Erich Willi, der städtische Projektleiter Verkehrsplanung, zitiert.
Fahrrad-Boom in Dhaka In Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, sehen immer mehr junge Menschen das Fahrrad als Möglichkeit, dem täglichen Verkehrs-Kollaps zu entgehen. Wie die „TAZ“ berichtet, veranstalten Aktivisten der Gruppe Bdcyclists Critical Mass-Touren und bieten Kurse für Anfänger an. Am Wochenende gibt es Radausflüge ins Umland der 15-MillionenEinwohner-Stadt. „Das Image des Fahrrads als Verkehrsmittel der armen Leute haben wir hinter uns gelassen“, wird ein FahrradAktivist zitiert: „Am Anfang sind Radfahrende belächelt worden, jetzt sind wir 35.000 und werden langsam ernst genommen.“ bdcyclists.com
Illustrationen: Anna Hazod
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Tod eines Radfahrers Mit dem Tod von Robin Williams im August hat die Welt nicht nur einen herausragenden Schauspieler und Komiker, sondern auch einen der vehementesten Fürsprecher des Radfahrens verloren. Der US-Amerikaner hatte maßgeblichen Anteil daran, Radfahren und Radsport in den USA populär zu machen. In der US-Zeitschrift VeloNews wurde Williams, der mehrfach die Tour de France besuchte und immer wieder mit dem Fahrrad bei Film-Dreharbeiten erschien, einmal mit den Worten zitiert: „Ich liebe das Radfahren. Es ist meine Meditation. Ich glaube, ich bin velo-sexuell.“
Community Zum Schulbeginn: Radtraining für Kinder Seite 15
ARGUS: Fördernde Mitglieder Seite 16
Serviceleistungen für Mitglieder Seite 17
WIEN
Österreichische Tradition und urbane Fahrradkultur vermengen sich am 20. September im Wiener Prater beim Red Bull Fix & Foxi: Bei dem FixieWettrennen treten die Teilnehmenden mit bremsen- und freilauflosen Eingang-Fahrrädern („Fixies“) gegeneinander an. Gefahren wird auf einem Rundkurs um das Lusthaus. Jeweils zwei Fahrende messen sich im KO-Duell. Ziel ist es, den Widerpart einzuholen und den montierten „Fuchsschwanz“ abzujagen. Wer gewinnt, steigt auf in die nächste Runde, wer verliert, scheidet aus. Alle Teilnehmenden müssen sich in einem Einzel-Zeitfahren für den Hauptbewerb qualifizieren. redbullfixundfoxi.at
Foto: Phillipp Schuster / Red Bull
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Fuchsschwanzjagd rund um das Lusthaus
STEIERMARK
STEIERMARK
vorarlberg
Vorstandstrio der ARGUS Steiermark
Tirol
Pilotprojekt Kooperation ARGUS „Schneall und ghörig“ Tirol und IVB
Beim vierten Start hat es geklappt: Der Grazer Jacob Zurl (26) siegte beim Glockner Man 2014. Er nahm dem Zweiten, dem Deutschen Pierre Bischoff, fast 50 Minuten ab. 1.015 Kilometer, 15.743 Höhenmeter, zwei Mal auf den Großglockner, auf Kopfsteinpflaster mit 10 bis 12 Prozent Steigung zur Edelweißspitze – und das in 38 Stunden und 46 Minuten und einem Schnitt von 25,81 Stundenkilometer: Das ist die beeindruckende Bilanz des gebürtigen Deutschlandsbergers. Zurl interessiert sich allerdings nicht nur für den Radsport, sondern er setzt sich für eine Verbesserung der Bedingungen fürs Radfahren im Alltag ein. Zuletzt engagierte er sich für die Radelt zur Arbeit-Kampagne der Radlobby Österreich. glocknerman.at
Bei der Generalversammlung der Radlobby ARGUS Steiermark am 20. Mai wurde das amtierende Vorstandstrio bestätigt. Gemeinsam mit Stephan Landgraf (Kassier) und Wolfgang Wehap (Schriftführer) wird Heidi Schmitt als Vorsitzende zwei weitere Jahre die Geschicke des Vereins leiten. Die Wahl erfolgte einstimmig, das Dreier-Team ist somit in der dritten Periode mit der Aufgabe betraut. Ein wichtiger Punkt der Tagesordnung war die Mitgründung und Assoziation mit dem Dachverband Radlobby Österreich und die Klärung des (Doppel-)Mitgliedsstatus für ARGUS-Mitglieder: Künftig werden alle steirischen ARGUS-Mitglieder automatisch Vollmitglieder des Vereins ARGUS Steiermark sein. graz.radln.net
Im Rahmen der InfrastrukturAktion „Schneall und ghörig“ hat die ARGUS Radlobby Vorarlberg eine Liste mit 17 Gefahrenstellen und Optimierungs vorschlägen erstellt, die im Juli der Landesregierung präsentiert wurde. Derzeit werden die Vorschläge von den Expertinnen und Experten der Abteilung Straßenbau überprüft. Bereits im Herbst sollen erste Maßnahmen umgesetzt werden. Beim Pilotprojekt „Schneall und ghörig“, an dem auch das Kuratorium für Verkehrssicherheit und das Land beteiligt sind, haben Radfahrende die Möglichkeit, gefährliche Straßenstücke im Internet zu identifizieren und zu dokumentieren.
Die Innsbrucker Verkehrs betriebe (IVB) sehen Radfahrende nicht als Konkurrenz zum öffentlichen Verkehr, sondern als wertvolle Ergänzung. Erstmals in Österreich gibt es deshalb jetzt eine Kooperation zwischen IVB und der ARGUS Radlobby Tirol: Besitzende einer Zeitkarte bekommen beim Abschluss einer ARGUSMitgliedschaft bis zu sechs Monate geschenkt. Das bringt nicht nur alle Vorteile einer ARGUS /Radlobby-Mitgliedschaft (etwa ein DRAHTESELAbo), sondern auch den speziellen Versicherungsschutz. Auch ARGUS Mitgliedern, die das neue Leihradsystem „Stadtrad“ nutzen, kommt im Unglücks-Fall die ARGUS / RadlobbyVersicherung zugute. ivb.at
Jacob Zurl ist „Glockner Man 2014“
steiermark
Radfahrtraining für Kinder: möglichst realitätsnah und mit Herz
Community
DRAHTESEL Die jüngste Mobilitätserhebung für Graz zeigt, dass immer weniger Kinder radeln. Bei den bis 15-Jährigen beträgt der Wegeanteil bloß 3 Prozent. Was sind die Ursachen? Panian Die Stimmung geht in Richtung: Radfahren in der Stadt ist gefährlich. Die Helmpflichtdiskussion trägt dazu bei. Auf Radwegen sieht das Bild etwas anders aus. Hier fahren viele Eltern mit ihren Kindern. Aber die Vorbildfunktion der Eltern fällt immer häufiger weg. Die Eltern übertra-
gen die Verantwortung für die Verkehrserziehung an die Schulen. Die spielen den Ball zurück. Die schwache Verkehrsbeteiligung von Kindern widerspricht dem Umstand, dass sich bei der Verkehrspädagogik und in der kindergerechten Technik sehr viel getan hat. Oder? Hofbauer Manchen Eltern fällt es schwer, Kinder in die Eigenverantwortung zu entlassen. Ich glaube, dass Eltern immer mehr das Gefühl dafür fehlt, ab wann Kinder etwas alleine können. Panian Eigene Unsicherheit und Angst um das eigene Kind spielen eine wichtige Rolle. Die Verkehrsmittel sind mehr und schneller geworden, die Autos sind größer, die Mobilitätsmöglichkeiten vielfältiger: Das verunsichert. Fahrrad-Trainings für Eltern und Kinder können viel Angst nehmen.
wien
STEIERMARK
Die Facebook-Gruppe „Radfahren in Wien“ ist Österreichs bestbesuchtes Online-Forum für Radfahrende. Die Mitgliederzahlen der im Herbst 2010 von Klaus Brixler gegründeten Seite schießen derzeit in die Höhe: Im August waren bereits mehr als 5.000 Mitglieder registriert. (Das 5.000. Mitglied wurde mit einer ARGUS-Jahresmitgliedschaft samt DRAHTESEL-Abo prämiert.) Im Forum geht es meistens um Mobilität in der Stadt, Infrastruktur, enge und unübersichtliche Radwege sowie das Verhalten der Verkehrsteilnehmenden auf den Straßen. Brixler: „Auch ein Medien-Monitoring findet bei uns statt, weil viele Artikel, die Radfahren thematisieren, hier diskutiert werden.“ facebook.com/groups/ radfahreninwien/
Einen guten Erfolg erreichte der Schladminger Hochradfahrer Franz Seggl bei der Hochrad Weltmeisterschaft 2014 in Ungarn (Tiszakecske). Mit seinem US-amerikanischen Hochrad der Marke „Columbia“ – Modell „Light Roadster“, Größe 53 Zoll, Baujahr 1887 – belegte er im Sprintrennen über eine Meile den hervorragenden 3. Platz und sicherte sich somit die Bronzemedaille. Die 100 Meilen (160 Kilometer) legte Seggl in 7,5 Stunden zurück. Bei der historischen Ausfahrt machte auch seine Gattin Karin mit. Alles natürlich in kurzen Lederhosen, Steirerhuat und einigen „Juchiza“.
5.000 Mitglieder bei „Radfahren in Wien“
Haben sich Verhalten, Auffassung und Motorik der Jugendlichen im Laufe der Jahre verändert? Hofbauer Vor allem die Dynamik innerhalb der Gruppen hat sich verändert. Kinder tun sich immer schwerer, Aufgaben selbstständig zu lösen. Das beginnt beim Maschenbinden.
„Training im realen Verkehrsgeschehen wichtiger denn je“ Panian Vor fünf bis zehn Jahren war das Verhalten der Kinder homogener. Sie konnten in etwa gleich gut fahren. Jetzt treffen wir auf Kinder, für die Orientierung, Konzentrationsvermögen und Gefahrenbewusstsein nicht mehr selbstverständlich sind und die auch motorische Schwierigkeiten haben. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr
extrem verkehrsintelligente Kinder. Den Institutionen, die in Sachen Verkehrspädagogik den Takt vorgeben, wird vorgeworfen, sie würden die Angst überbesorgter Eltern weiter schüren. Ist da was dran? Panian Das muss ich leider bestätigen. Verkehrssicherheit ist gut und wichtig, doch wenn ich den Menschen als soziales Wesen nicht in Planung, Regeln und Vorgaben einbeziehe, wird Verkehrssicherheit herzlos und folgt nur bestimmten Interessen und Lobbies. Was wir im Radfahrtraining versuchen, ist eine herzliche Verkehrssicherheit umzusetzen. Also eine Verkehrserziehung, die in Richtung soziales Lernen geht und ein Bewusstsein für das Miteinander erzeugt. radfahrtraining.at Kinderradkurse der Radlobby: fahrsicherrad.at/kinderradspass
Rang Drei bei Hochrad WM 2014
Foto: privat
Seit 20 Jahren gibt es das Radfahrtraining der Forschungsgesellschaft Mobilität (FGM), das bisher rund 27.000 Kinder in Anspruch nahmen. Die Trainerinnen Nicole Hofbauer und Tina Panian erklären, was sie unter „herzlicher Verkehrs erziehung“ verstehen.
Hochrad WM 2014 in Tiszakecske
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Interview: Roman Zweck
ARGUS Fördernde Mitglieder Community
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Innsbrucker verkehrsbetriebe Gratis Fahrradtransport Bus & Tram Pastorstraße 5 6010 Innsbruck Tel.: 0512 /53 07-0 ivb.at
Serviceleistungen für Mitglieder Community
Serviceleistungen für Mitglieder
ARguS-Mitgliederversicherung Haftpflichtversicherung bis Euro 1,5 Mio., europaweit inkl. Mittelmeerstaaten (gilt subsidiär). Rechtsschutzversicherung europaweit; deckt Anwalts-, Gerichts- und Sachverständigenkosten bis Euro 57.000,inkl. Ermittlungsstrafrechtsschutz, z.B. zur Durchsetzung von Schadenersatzforderungen nach Unfall (gilt subsidiär). Kein Rechtsschutz bei Verfahren betreffend Polizeiund Gerichtsstrafen bis Euro 145,35.
unfallversicherung Leistung von Euro 7.267,28 ab 50%iger Invalidität; weltweit Mitversicherung Automatische Mitversicherung bei den Eltern für Kinder/ Jugendliche bis zum 18. Lj.
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Mitgliedschaft bei den Vereinen der Radlobby
Der Bundesverband aller Radverkehrs-Interessensvertretungen in Österreich vertritt mit seinen Vereinen rund 6.000 Mitglieder in ganz Österreich. Mit Ihrer Mitgliedschaft unterstützen Sie unsere verkehrspolitische Arbeit für das Alltagsradfahren in Österreich. Die Mitgliederleistungen (darunter u.a. das DRAHTESEL-Abo, günstiger Einkauf bei Partnerbetrieben) und Mitgliedsbeiträge sind bereits weitgehend vereinheitlicht, Details entnehmen Sie bitte den jeweiligen Websites. Wir empfehlen den Beitritt bei einem Verein in Ihrer Region.
Mitglied werden bei den vereinen von Radlobby Österreich radlobby.at/mg Wien ARGUS – Die Radlobby argus.or.at
Radlobby oberösterreich ooe.radlobby.at
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ARGUS LänderGruppen Diese Ländergruppen sind unter dem Dach der ARGUS tätig, Mitgliedschaft über ARGUS. Radlobby Burgenland burgenland.radlobby.at Radlobby Kärnten kaernten.radlobby.at ARGUS Radlobby Tirol tirol.radlobby.at ARGUS Radlobby Vorarlberg vorarlberg.radlobby.at ARguS – Die Radlobby service@argus.or.at Tel.: 01 ⁄ 505 09 07 argus.or.at
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DRAHTESEL-Abo Vier Mal im Jahr das Radmagazin DRAHTESEL, das wichtigste Leitmedium Österreichs für die Interessen der Radfahrenden
ARGUSMitgliedschaft
ICE RIDE
DU UND DEIN RAD
Mobilitätswoche und Rasen am Ring
FÜR DIE ARKTIS
Samstag, 4. Oktober 2014, 11.30, Heldenplatz, Wien
Im Rahmen der Mobilitätswoche wird die Wiener Ringstraße wieder zur urbanen Genusszone für Flaneure, spielende Kinder und Schaulustige, wenn die Plattform „Autofreie Stadt“ den Naturrasen auf der Fahrbahn ausrollt.
Vorschau: Evelyn Eder
A
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 18
m internationalen „Autofreien Tag“, dem 22. September 2014, tritt die Plattform „Autofreie Stadt“, unter federführender Beteiligung der Radlobby Wien (IGF & ARGUS), bereits zum achten Mal für eine Verkehrsberuhigung des Rings ein. Im Jahr 2013 wurde eine Petition an den Wiener Gemeinderat für „Jeden Sonntag autofreier Ring“ gestartet, die baldige Umsetzung dieses ersten Ziels sieht die Plattform als ersten Schritt hin zum autofreien Ring, der endlich gute Bedingungen für Radfahrende und zu Fuß Gehende herstellen kann. Rasen am Ring unterstützen
Melde dich JETZT an & gewinne!
Wer die Aktion Rasen am Ring unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende für den Naturrasen tun. Die Radlobby
SMS mit „ICE RIDE” an
hat eine Spendenplattform auf respekt.net (Crowdfunding für eine bessere Gesellschaft) eingerichtet. Edel-Räder im Schaufenster Für mehr Präsenz von schmucken Fahrrädern sorgt diese Mobilitätswochen-Aktion der Radlobby Wien: Geschäftstreibende können eines von fünfzehn extravaganten Rädern aus der Wiener Sammlung Höfler leihweise für zwei Wochen gewinnen, um damit im September ihr Schaufenster zu dekorieren. Mit dem Rad-Schaufenster können Geschäftstreibende Unterstützung für die freundlichste Verkehrsmittelwahl in ihrer Auslage zeigen. Mehr Informationen: autofreiestadt.at mobilitaetswoche.wien.at
0664 - 660 30 30 * gewinne ein Fahrrad von
Mehr Infos unter: www.greenpeace.at/iceride
* SMS-Preis laut Ihrem Tarif, keine Zusatzkosten. Mit dem Absenden der SMS stimmen Sie zu, dass Greenpeace Sie kontaktieren darf.
Foto: Peter Provaznik
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In Kooperation mit
Gemütlich am 22. September den autofreien Ring genießen
Infrastruktur Vorbild für Österreich: Der tschechische Railjet Seite 19
Plus ⁄ Minus: Rad-Infrastruktur im Test Seite 20
Pro & Contra: Wie gut ist die Wiener Bauordnung? Seite 22
Während die ÖBB die Fahrradmitnahme in ihren Railjets seit Jahren verzögern, ist selbige in den tschechischen Zügen problemlos möglich.
Vorbildlich in der Steiermark: Wie Hartberg das Radfahren fördert bericht: Roman Zweck
Mit Förderungen für Alltagsradelnde lässt die oststeirische Bezirksstadt Hartberg aufhorchen: Die Anschaffung von Abstellanlagen, Fahrradanhängern und Transporträdern wird mit einem Zuschuss zwischen 300 und 500 Euro belohnt. Mit den aktuellen Projekten „Klima- und EnergieModellregion Kleinregion Hartberg“, „Smart City Hartberg“ und der Mitgliedschaft
beim Klimabündnis will Hartberg das Mobilitätsverhalten ändern und in Sachen Umwelt- und Klimaschutz eine Vorreiterrolle einnehmen. Konkret wird von der Gemeinde die Anschaffung eines Lastenfahrrades oder Anhängers mit 50 Prozent oder maximal 500 Euro gefördert. Weiters wird die Errichtung von Radabstellanlagen gefördert. Und zwar mit 25
Prozent der Investitionskosten, jedoch maximal 70 Euro für nicht überdachte und 300 Euro für überdachte Anlagen. „Besonders der Transport von Einkäufen und von Kindern in die Schule oder zum Kindergarten kann vom Auto auf ein Transportrad oder einen Radanhänger verlagert werden“, sagt der Hartberger Umweltreferent Anton Schuller. umwelt.hartberg.at
Was den ÖBB noch immer nicht möglich ist, haben die Tschechen längst umgesetzt: Fahrrad-Mitnahme im Railjet. Die Wagons haben jeweils sechs Plätze zum Aufhängen von Fahrrädern. Da der tschechische Railjet von Prag über Breclav nach Wien und weiter nach Graz fährt, steht Radfahrenden damit auch in Österreich ein Schnellzug zur Verfügung.
Innsbruck hat 155 Leihräder bekommen Seit dem Frühling steht in Innsbruck das Leihradsystem „Stadtrad“ mit ca. 155 Fahr rädern zur Verfügung. Nach einer europaweiten Ausschreibung haben sich die Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB) für die deutsche Firma „nextbike GmbH“ entschieden. Der Fahr radverleih wird zunächst drei Jahre lang erprobt. Wenn sich das Angebot bewährt, sollen zusätzliche Standorte kommen. Das Ausleihen der Räder erfolgt mittels App bzw. Kundenkarte. stadtrad.ivb.at
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Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 19
Fotos: Peter Provaznik
Fahrrad im Railjet: Und ob das möglich ist
Plus ⁄ Minus
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 20
Infrastruktur
Verkehrs-Infrastruktur
Koppstraße und Querungen, Wien 16
Rechte Wienzeile, Wien 5
Fuchsthallergasse, Wien 9
Die Koppstraße wird von den Einbahnen Neumayergasse und Hippgasse, wo Radfahren in beiden Richtungen erlaubt ist, gequert. Wegen des spitzen Winkels neigen die aus der Koppstraße kommenden Kfz jedoch dazu, die Kurve noch enger zu schneiden als sonst und könnten im Kreuzungsbereich die gegen die Einbahn fahrenden Radfahrenden gefährden. Hier wurde daher ein vergrößertes „Ohrwaschel“ errichtet, und die Radspur gegen die Einbahn geht bei der Mündung in die Koppstraße in einen Radweg über. Radfahrende sind somit baulich geschützt. Diese begrüßenswerte Maßnahme hat leider kritisch zu beleuchtende Nebeneffekte: Sie macht auf wenigen Metern zwei Radwegschilder nötig (Stichwort „Schilderwald“), und die Wartefläche für Zufußgehende ist eingeschränkt. Eine Lösung mit einer schützenden Mittelinsel hätte diese Probleme vermieden und das Fahrzeug Fahrrad auf der Fahrbahn belassen.
Rechte Wienzeile Nähe Sankt-JohannGasse. Der Geh- und Radweg wurde errichtet als hier noch wenig Radfahrende unterwegs waren und Zufußgehende und Radfahrende recht gut miteinander auskamen. Jetzt soll hier die Langstrecke / Radhighway West entstehen und natürlich wird der Radverkehr erheblich zunehmen. Als kleine Verbesserung wurde die Radwegbenützungspflicht aufgehoben. Wir empfehlen allen, die Richtung Innenstadt unterwegs sind, davon Gebrauch zu machen. Die Nebenfahrbahn ist absolut ruhig. Natürlich sollte auch das Radfahren gegen die Einbahn ermöglicht werden. Als zukunftsträchtige Lösung schlagen wir das Entfernen einer Parkspur und die Einrichtung eines getrennten, breiten und hochqualitativen Radweges vor.
Die Fuchsthallergasse stellt einen wichtiger Netzschluss zwischen der Alserbachstraße und der äußeren Währinger Straße dar. Bergauf verläuft ein Radweg, bergab steht die Fahrbahn zur Verfügung. Sehr vorteilhaft wäre es, wenn die Radfahrenden die Busspur verwenden könnten. Bergab bremsen sie den öffentlichen Verkehr kaum. Magistratsabteilung 46 (Verkehrsorganisation), Polizei und Wiener Linien sind damit einverstanden. Der Vorschlag wurde aber von der Bezirksvorstehung zu Fall gebracht. Bezirksvorsteher-Stellvertreter Thomas Liebich erklärte dazu gegenüber dem DRAHTESEL, Radfahren auf Busspuren „grundsätzlich gut“ zu finden: „In der Fuchsthallergasse ist die Busspur jedoch links. Um die Busspur zu benützen, müssten die Radfahrenden somit zwei Spurwechsel durchführen. Das finden wir zu gefährlich.“
Baulicher Schutz für Radfahrende und Zufußgehende
Alle Fotos: Andrzej Felzcak, außer: Bahnübergang Lobau: Gert Tietz
Aufhebung der RadwegBenutzungspflicht als ein erster Schritt
Bezirksvorstehung blockiert die Öffnung der Busspur
Infrastruktur
Bahnhof Wolkersdorf, NÖ
Operngasse, Wien 1
Bahnübergang Lobau, Wien 22
Im Zuge der Modernisierung des Wolkersdorfer Bahnhofes wurden 82 überdachte Radabstellplätze im platzsparenden Doppelstock-System errichtet. Die Abstellanlage – zum Einsatz gelangte das Modell Optima des Unternehmens Teeken, das sich schon am Wiener Westbahnhof bewährt – befindet sich etwa 30 Meter vom Bahnsteig entfernt. Einschließlich Rangierflächen benötigt die Anlage nur 71 Quadratmeter Platz. Die Kosten betrugen 100.000 Euro, die Kostenteilung erfolgte zwischen ÖBB-Infrastruktur (50 Prozent), Land NÖ (35 Prozent) und Gemeinde Wolkersdorf (15 Prozent). Jetzt stehen beim Bahnhof insgesamt über 400 Bike&Ride-Stellplätze zur Verfügung. Eine Videoüberwachung soll noch errichtet werden.
Radfahrende, die vom Albertinaplatz über die Operngasse und weiter über den Ring Richtung Parlament fahren wollten, mussten zuerst bisher die Operngasse queren, um zum benützungspflichtigen Radweg zu kommen, was bei dem dichten Verkehr eine ziemliche Herausforderung war. Danach mussten sie die Ampel beim Ring passieren. Jetzt wurde ein komfortabler Mehrzweckstreifen mit einer Breite von 1,7 Meter eingerichtet. Wünschenswert wäre natürlich eine Fortführung der Radverkehrsanlage Richtung Naschmarkt.
Ein neuer Bahnübergang ermöglicht seit Juli wieder die sichere Querung der Gleise. Aufgrund eisenbahnrechtlicher Vorgaben hatten Züge vor dem alten Bahnübergang – er lag nach einer Kurve – ein Signal abzugeben. Nach Anrainerbeschwerden wegen Lärmbelästigung wurde der Bahnübergang für mehrere Monate gesperrt. Als Lösung wurde jetzt der Bahnübergang um ca. 30 Meter verlegt. Positiv zu erwähnen ist dabei, dass seitens des Bezirks nicht nur die Bedeutung dieses Übergangs erkannt wurde, sondern auch dass sofort nach der Sperre Alternativen gesucht wurden. Die Gestaltung des Bahnübergangs bietet aber auch Anlass, zwei Anregungen für die Zukunft zu deponieren: Erstens wäre es wünschenswert, die Normen bezüglich Bahnübergänge für Fuß- und Radverkehr grundsätzlich zu überarbeiten, um auch z.B. Personen mit Kinderanhängern ein gefahrloses Queren zu ermöglichen. Zweitens muss in diesem speziellen Fall überlegt werden, ob der Bahnübergang auch künftig dem steigenden Radverkehr nach der Besiedlung der Seestadt Aspern gerecht wird.
Teeken errichtet 82 Radparkplätze im Doppelstocksystem
Endlich eine bessere Radverkehrsanlage bei der Wiener Oper
Seit Juli ist eine sichere Querung der Gleise wieder möglich
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im Praxistest
Infrastruktur
Neue Wiener Bauordnung: Gute Sache für Radfahrende? CoNTRA
Fotos: Paris Tsitsos (Beatrice Stude), Christoph Chorherr (Grüne Wien)
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PRo
Fortschritte sollte man nicht verschweigen
Immobilien bestimmen unsere Mobilität
KOMMENTAR: Christoph Chorherr
KOMMENTAR: Beatrice Stude
Die Lektüre des von mir sehr geschätzten letzten DRAHTESEL verursachte Verärgerung. Der Grund: Eine Grafik, in der, bezugnehmend auf die neue Bauordnungsnovelle, Wien bezichtigt wird, äußerst nachlässig bei der Stellplatzverpflichtung für Fahrräder zu sein. Die telefonische Rückfrage ergab, dass Grundlage des Artikels ein früher Entwurf der neuen Bauordnung war. Beschlossen wurde anderes. Uns Grünen war es in den Verhandlungen ein großes Anliegen, die Schaffung von Radabstellplätzen klar in der Bauordnung zu verankern. Das ist nach Verhandlungen gelungen. So steht jetzt in den erläuternden Bemerkungen der neuen Bauordnung (die Teil des Gesetzes sind): „Bei der Interpretation des § 119 ist davon auszugehen, dass bei Neubauten als Richtmaß je 30 Quadratmeter Wohnnutzfläche ein Fahrradabstellplatz zu errichten ist, wobei im Einzelfall auf die örtlichen Gegebenheiten und die voraussichtliche Bewohnerstruktur Bedacht zu nehmen ist.“ Warum, so mag man fragen, „nur“ in den erläuternden Bemerkungen und nicht klar im § 119? Weil es große Bauvorhaben gibt, beispielhaft seien hier Pflegeheime genannt, wo derart viele Radabstellanlagen nicht notwendig sind. Tatsache ist, dass mit der jetzt beschlossenen Formulierung, im Regelfall je 30 Quadratmeter Wohnfläche einen Radabstellplatz errichten zu müssen, Wien eine langjährige wichtige Forderung diverser Radorganisationen erfüllt hat. Viel ist im Radverkehr noch zu tun, auch vieles zu Recht zu kritisieren. Fortschritte sollten aber nicht verschwiegen werden.
Immobilien prägen die Stadt und unser Mobilitätsverhalten für Jahrzehnte, oder sogar Jahrhunderte. Gemäß der Wiener Bauordnungsnovelle 2014 (WBO) und der änderung des Wiener Garagengesetzes (WGarG) Mitte Juli müssen im Neubau nun wesentlich weniger Pkw-Parkplätze errichtet werden. Die Zahl der Radabstellplätze ist weiterhin Auslegungssache, und Anreize für deren Erhöhung sind weggefallen. Ein Drittel weniger Pkw-Parkplätze fürs Wohnen und ein Fünftel weniger für Büro- und Geschäftsnutzung sind sehr begrüßenswert. Gleichzeitig ist jedoch der Ersatz von Pkw- durch FahrradParkplätze entfallen. Auch das monetäre Ablösen von Pkw-Parkplätzen wurde unattraktiver, da die Ablösesumme um nahezu 40 Prozent angehoben wurde. § 119 (5) WBO, der die Radabstellplätze regelt, bleibt unverändert unpräzise: „Auf jedem Bauplatz mit mehr als zwei Wohnungen ist in dem der Anzahl der Wohnungen entsprechenden Ausmaß ein Raum zum Abstellen von Kinderwagen und Fahrrädern vorzusehen.“ Die ergänzenden Erläuterungen sehen ein Richtmaß für die Anzahl, aber keine Verpflichtung vor. Die Praxis zeigt den Auslegungsspielraum, der infolge solcher Formulierungen entsteht. Was gänzlich fehlt sind Vorgaben für die Qualität der Zugänglichkeit, der Anordnung und der Ausstattung der Stellplätze. Barrierefrei mit radtauglichen Rampen oder Aufzügen sowie Fahrgassenbreiten von zumindest 1,70 Meter und die Ausstattung mit Radbügeln sollten verpflichtender Standard sein. Mittelfristiges Ziel muss es sein, die Zahl der Pkw-Stellplätze mit Obergrenzen zu beschränken und Radabstellanlagen durch höhere Untergrenzen abzusichern.
Beatrice Stude ist Stadtplanerin und stellvertretende Vorsitzende der Radlobby Österreich und der IG Fahrrad
Christoph Chorherr ist Gemeinderat und Planungssprecher der Wiener Grünen
Lebensstil Gesund: Vegane Ernährung im Sport Seite 24
Delikat: Lastenräder für die Gastronomie Seite 26
Fürsorglich: Radkurse von Eliza Brunmayr Seite 28
Der auf Autowracks steht Porträt des bildenden Künstlers und Fahrrad-Aktivisten Stefan Draschan beschreibung: Matthias G. Bernold
Die Autowracks sind für mich ein Symbol, wie diese Zivilisation in ihrer hypertechnisierten Form verrottet
Fotos: Stefan Draschan
Stefan Draschan
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eine Fahrräder standen schon an den seltsamsten Orten: In der Nordsee, in Schotterteichen, auf dem Dach eines Panzers der russischen Armee. Auf Denkmälern, Säulen und den Dächern der unmöglichsten Bauwerke. Vor allem aber auf Autowracks an den Straßenrändern von Berlin und Wien. Dabei sind die Schnappschüsse von und mit Stefan Draschan mehr als Gag und Narretei: Der 35-jährige Künstler und FahrradAktivist will ein politisches Zeichen setzen. „Ich möchte das Radfahren promoten“, sagt Draschan: „Ich habe mir immer überlegt, wie man mehr für diese Form der Mobilität tun kann. Mein Leitmotiv – die Autowracks – sind für mich ein Symbol dafür, wie diese Zivilisation in ihrer hypertechnisierten Form regelrecht verrottet und kaputt wird.“ Draschan, der – wie er erzählt – selbst zwei Mal auf dem Radweg in der Argentinier Straße von Autos angefahren wurde, ist die „Ignoranz von Autofahrern“ leid, die „in ihren Wohnzimmern aus Blech sitzen und oft wenig Rücksicht nehmen“. Manchmal alleine, manchmal zusammen mit Freunden begibt sich Draschan auf die Suche nach geeigneten Objekten für seine Foto-Installationen, für die er nicht selten auch große Strapazen auf sich nimmt. Etwa wenn er auf das Dach eines Flugzeugs klettert und dort oben mit Fahrrad posiert: „Es ist ein Wahnsinn, wie unfair unser Verkehrsalltag ist“, sagt er: „80 Prozent des öffentlichen Raums sind für das Auto reserviert. Mir geht es inzwischen so, dass ich den Gestank und den Lärm nicht mehr aushalte. Hätte ich Kinder, würde ich auch nicht wollen, dass sie ständig der Gefahr durch den motorisierten Individualverkehr ausgesetzt sind. Ich wünsche mir, dass sich diese Umstände in den nächsten 20 Jahren verändern. Dass Städte lebenswerter werden.“ bicycle-culture.tumblr.com
Lebensstil
Leistungssport und vegane Ernährung: Ein Widerspruch? Der österreichische Radrennfahrer Franz Preihs, die Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner oder der kanadische Triathlet Brendan Brazier haben etwas gemeinsam: Leistungssport und vegane Ernährung. Wie passt das zusammen?
TEXT: Edith Sichtar
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s gilt als eines der härtesten Mountainbike-Rennen der Welt: Die Transalp Challenge, die in acht schweißtreibenden Tages-Etappen von Bayern über die Alpen bis zum Gardasee führt. Die Zweier-Teams überwinden dabei eine Höhendifferenz von 22.500 Metern und eine Gesamtdistanz von 662 Kilometern. Eindrucksvoll ist auch der Energiebedarf der Athletinnen und Athleten. Während des Rennens verbrennen sie täglich rund 6.000 Kilokalorien. Genauso viel Energie wie ein Rad-Profi bei der Tour de France. Und etwa dreimal so viel wie ein erwachsener Mensch bei moderater Alltagsbelastung. Im Jahr 2004 nahm die Sportwissenschaftlerin Katharina Wirnitzer zusammen mit ihrem Mann an dem Rennen teil. Als erstes Amateur-Team nach der Weltelite der professionellen Mountainbiker erreichte das Ehepaar den 16. Rang. Das Besondere dabei: Wirnitzer ernährt sich seit Jahren vegan. Im Selbstversuch wollte sie herausfinden, wie Leistungssport und rein pflanzliche Ernährung zusammenpassen. Forschungen zu dem Thema und ihre persönlichen Erfahrungen verwertete sie schließlich in ihrer Dissertation und später in einem Buch. Ihr Fazit: Vegane Ernährung stellt genügend Energie bereit, auch wenn der Körper extreme Herausforderungen meistern muss. „Die Vorteile einer veganen Ernährung, auch im Leistungssport, liegen in einem erhöhten Angebot an Kohlenhydraten, Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen“, erklärt Wirnitzer:
„Außerdem nimmt der Mensch we- de Menschen ein reduziertes Risiko für niger Fett auf und ausreichend hoch- bestimmte Krebserkrankungen, Diawertiges Protein. Vegane Nahrung ist betes mellitus Typ II, Bluthochdruck, außerdem frei von Rückständen aus Arteriosklerose und Herz-Kreislaufden Medikamentencocktails der Mas- Erkrankungen im Allgemeinen haben. sentierhaltung.“ Dies gilt für jede Lebensphase, also Dass vegetarische und vegane Er- auch für Kinder, Schwangerschaft und nährung weltweit im Trend liegt, verrät Stillzeit – und ausdrücklich für Sportein Blick auf Bestsellerlisten, auf die Ausübende. rapid zunehmende Anzahl veganer ReEiner der Spitzensportler, die sich staurants und Geschäfte sowie das stei- für eine vegane Ernährung entschiegende Angebot veganer Lebensmittel den haben, ist der Radrennfahrer Franz in herkömmlichen Supermärkten. In Preihs. Der Steirer erbringt beeindruÖsterreich leben einer aktuellen IFES- ckende Leistungen: Beim Race Across Studie zufolge ca. 9 Prozent der Bevöl- America, einem Nonstop-Straßenradkerung vegetarisch, 10 Prozent davon rennen quer durch die USA über die vegan – Tendenz stark steigend. Neu Strecke von 4.900 Kilometern, erzielte sind wissenschaftliche Studien, die er im Jahr 2008 trotz gebrochenem belegen, dass eine vegane Ernährung, die auf Gemüse, Obst, VollkornprodukDie Ernährung ist ein ten, Hülsenfrüchten und hochwertigen Teil von sehr vielen, Ölen basiert, auch für Sport-Ausübende die ineinandergreifen und deren spezielle Bedürfnisse funktioniert. Auch der weit verbreiteten Übermüssen, um die gezeugung, dass gerade Spitzensportwünschten Leistungen Praktizierende für den Muskelaufbau abrufen zu können besonders viel Eiweiß bräuchten, erFranz Preihs teilt Wirnitzer eine Absage: „Insgesamt wird Protein überbewertet. Notwendig ist nur ein Drittel der Richtlinien. Das Schlüsselbein den vierten Platz. Absolheißt, eine Aufnahme von ca. 8 bis 15 viert hat Preihs auch die Mountainbike Prozent des Energiebedarfs ist bei wei- Trophy in Bad Goisern – 210 Kilometer tem ausreichend und auch für den stär- mit 7.000 Höhenmetern –, die Crocodiker belasteten Stoffwechsel von Sport- le Trophy in Australien und viele weitelerinnen und Sportlern optimal.“ re Rennen in Ostafrika, Lateinamerika Vegane Ernährung ist reich an Vit- und Asien. Vegan lebt er bereits seit aminen, Mineralstoffen, Ballast- sowie dem Jahr 2000 mit einer kurzen Pause sekundären Pflanzenstofvon 2006 bis 2007. fen und enthält gleichzeitig Die Ernährung sieht er wenig gesättigte Fettsäuals einen Teil von sehr vieren, Cholesterin und Salz. len, die ineinandergreifen Renommierte Fachgesellmüssen, um die gewünschschaften wie die Academy ten Leistungen abrufen of Nutrition and Dietetics zu können. Bei seiner Leoder der National Health bensmittelauswahl achtet and Medical Research er daher auf hohe QuaCouncil in Australien zeilität. „Anfangs hatte ich gen auf, dass vegan leben- Extremsportler Franz Preihs die Fleischersatzprodukte
Buchtipp: Wirnitzer KC (2009) bikeeXtreme Performance determining factors and vegan nutrition pattern to successfully complete the Transalp Challenge. ISBN: 978-3-8381-0912-1 Saarbrücken, Germany: SVH – Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften Über die Autorin Edith Sichtar ist selbstständige Ernährungswissenschaftlerin. Sie ernährt sich selbst vegan und berät die Vegane Gesellschaft veggie-dreams.at adventureV.com change2V.com franzpreihs.at
Fotos: Wirnitzer: adventure2v.com, Preihs: privat Illustrationen: Anna Hazod
und meine Ausdauer in ganz gern, nehme aber die Höhe schossen.“ Vor mittlerweile Abstand daallem die schnellere Revon“, erzählt er: „Veganer generationsfähigkeit der Leberkäse kommt mir mittMuskeln durch eine vegalerweile eher paradox vor.“ ne Ernährung streicht BraSo kommen zum Frühstück zier hervor. bei ihm Müsli mit HaferWorauf aber müssen milch oder VollkornweSport-Ausübende achten, ckerl mit Marmelade auf wenn sie ihre Nahrung auf den Tisch, mittags nimmt Sportwissenschaftlerin rein pfanzlich umstellen er ein Proteinshake mit Katharina Wirnitzer Hafermilch und Banane zu sich und wollen? Sportlerinnen und Sportler, die abends gibt es verschiedene warme mit einer mittleren bis hohen IntenMahlzeiten. Damit sei er ideal gewapp- sität trainieren, brauchen Energie vor net für sein intensives Training, das im allem in Form von Kohlenhydraten. Sommer ausschließlich aus Radfahren „Eine vegane Ernährung ist eine sehr besteht, im Winter aus viel Ergometer gute Kohlenhydratquelle“, erklärt Wir„Ausdauersport-Betreibende und Skitouren. Hinzu kommen speziel- nitzer: le Kräftigungsübungen für den Rumpf- profitieren auch vom hohen Gehalt an bereich und den Nacken sowie Klettern Vitaminen und Mineralstoffen.“ Vor und während des Trainings sollte auf als Ganzkörpertraining. Wie Preihs schwört auch die ober- schnell verfügbare Energie zurückgeösterreichische Extrembergsteigerin griffen werden, z.B. aus Bananen, die Gerlinde Kaltenbrunner auf eine rein zudem Magnesium liefern, das Muspflanzliche Nahrung. Kaltenbrunner, kelkrämpfen vorbeugen kann. Durch die mit dem Erreichen des Gipfels des pflanzliche Lebensmittel nimmt man K2 am 23. August 2011 als dritte Frau vermehrt Vitamine und Antioxidantien alle 14 Achttausender bestiegen hat, wie Vitamin E, Betacarotin oder Polyschafft ihre Leistungen trotz oder viel- phenole auf, die freie Radikale abfanleicht gerade wegen ihrer veganen Er- gen und den Körper leistungsfähiger machen. Wichtig: Auf die Vitamin-B12 nährung. Auch für Brendan Brazier, Ex-Tri- -Supplementierung sollte jedenfalls geathlon-Profi aus Kanada, ist tierische achtet werden. Nahrung undenkbar. Der Sportler arbeitet seit Ende seiner aktiven Laufbahn als Ernährungsberater für Leistungssportlerinnen und -sportler. In seinem Buch „Vegan in Topform – Der vegane Ernährungsratgeber für Höchst leistungen in Sport und Alltag“ beschreibt Brazier, wie er über Jahre mit verschiedenen Ernährungsplänen experimentierte, bis er schließlich zu einer nährstoffreichen, rein pflanzlichen Vollwertkost fand: „Die Erholungszeiten zwischen den Workouts wurden immer kürzer, während mein Energielevel, das Kraft-Gewicht-Verhältnis
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Lebensstil
Hier rollt das
Lebensstil
Futter
In vielen Städten prägen sie das Stadtbild: Lastenräder, auf denen Nahrhaftes gekocht, gebrüht, angerichtet und verkauft wird. In Österreich scheitert derartiges meist am Amtsschimmel. Viele potenzielle Lastenrad-Köche verloren sich bereits im ParagrafenDschungel. Einige wenige haben sich durchgekämpft. Hier eine Zusammenstellung. Überblick: Matthias Bernold
Collage Bereits vor fünf Jahren entwickelten die Brüder Mina und Bischoy Yaney „Collage“, ein Modulbausystem für eine Fahrrad-Küche, die aus ein bis zu sechs Transporträdern besteht. Auf niederländische Lastendreiräder montierten sie professionelles Küchengerät – Kühlschrank, E-Herd, Abwasch, Espresso-Maschine. Regalbretter verbinden die Räder und fungieren als Schau-, Stau- und Arbeitsflächen. Für Mina ist „Collage“ mehr als nur ein Gastronomie-Projekt. „Jedes einzelne Rad hat seine Funktion und kann individuell verwendet werden“, sagt der studierte Philosoph und Architekt: „Wenn sie miteinander auftreten, entsteht durch die Koppelung ein Mehrwert, den wir aus architektonischer, sozialer und kultureller Sicht kultivieren möchten.“
Seit April betreibt Rita Huber das Gastronomie-Start-Up „Rita bringt’s“: ein vegetarisches Koch- und Zustellservice, das auf Bio-Ingredienzien, frische Zubereitung, umweltfreundliche Verpackungen und Lieferung per Lastenfahrrad setzt. Die mit Kühlboxen ausgestatteten Lastenräder sind nicht nur die umweltfreundlichste TransportVariante: Der Fuhrpark aus drei Bullitts, einem Anhänger und einem Christiania kommt in Betrieb und Erhaltung billiger als Lieferwagen. Rita: „Uns ist eine nachhaltige Lebensweise wichtig. Wenn wir mit dem Auto zustellen würden, wäre das Konzept kaputt.“ ritabringts.at
Fotos: Diese Seite: Matthias Bernold Seite 27 oben: Peter Provaznik unten: Inge Prader
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Rita bringt’s
Caférad Auch Radlobby -Vertrauensanwalt und DRAHTESEL-Autor Johannes Pepelnik mischt sich in seiner Freizeit unter die Lastenrad-Gastronomen. Sein „Caférad“ kann erstklassigen Espresso zubereiten, Milch schäumen und Tee kochen. Als Unterbaurahmen diente ein verlängerter ChristianiaRahmen mit Feststellbremsen. Die äußere Form und Farbe wurde an einen Schiffsrumpf bzw. eine Kaffeebohne angelehnt. Im Inneren befinden sich Wassertank, Pumpe, Wechselrichter, Batterie, Gas sowie Eiskasten. Weil auch Pepelnik bisher an der Wiener Bürokratie scheiterte, verfügt das Caférad noch über keine Betriebsanlagengenehmigung und darf nicht für gewerbliche Zwecke genutzt werden. caferad.at
Rolling Rolls Auf asiatische Reispapier-Rollen hat sich „Rolling Rolls“ spezialisiert. Seit März ist Barbara Emberger mit einem Lastenrad unterwegs, um das Essen unter die Leute zu bringen. Barbara, von Beruf eigentlich Grafikerin, nutzt das Gastro-Rad derzeit vor allem für Caterings und Veranstaltungen. „Das Fahrrad ist wirklich ein cooles Ding“, sagt Barbara: „Wir machen momentan hauptsächlich Hochzeiten und Events, weil es in Wien mit den Genehmigungen sehr schwierig ist. Du kannst nicht einfach irgendwo hinfahren und Essen verkaufen. Die Behörden sind da sehr skeptisch.“ rollingrolls.at
Gastronomische Fahrräder Eisgreissler Auch der Eisgreissler nutzt ein Lastenrad, um bei Veranstaltungen kühle Köstlichkeiten zu verkaufen. eis-greissler.at
The Flying Fork Bei diesem Catering-Unternehmen gibt es Focaccia, Obstsalate und die verschiedensten saisonalen Gerichte. An Samstagen steht das kulinarische Lastenrad am Brunnenmarkt. theflyingfork.org
Gewerbliche Lastenräder Basismodelle für gewerbliche Lastenräder führen auch folgende Unternehmen: heavypedals.at stilrad.at
Cycle Craft Das Wiener Unternehmen hat diverse Gastro-Räder im Angebot, die für Veranstaltungen gemietet bzw. gekauft werden können: Vom Bier-, übers Eisbis zum Espresso-Lastenrad. cyclecraft.at
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Lebensstil
Die Starthelferin Lebensstil
Eliza Brunmayr betreut seit zwei Jahren Fahrrad-Kurse der Radlobby für Anfängerinnen in Wien. Die meisten von ihnen haben Migrationshintergrund.
Porträt: Uwe Mauch
zu erkunden. Nun möchten sie vor allem in ihrer Freizeit radeln, ihre Gesundheit fördern und damit auch zu einem Stück Lebensqualität und Autonomie gelangen. Die Radlobby Mitarbeiterin freut sich: „Weil ich in den Kursen anderen meine Begeisterung für das Radfahren vermitteln kann. Weil ich auch sehe, dass das bei den Frauen etwas auslöst. Alleine das Wissen, dass sie es können, ist gut für ihr Selbstbewusstsein.“ Außerdem seien sie die besten Multiplikatorinnen. Der Andrang ist groß. Es gibt bereits eine Warteliste. Uwe Mauch ist radelnder Redakteur der Tageszeitung KURIER und bloggt auf KURIER.at seine „Ansichten von unterwegs“.
Foto: Uwe Mauch
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er Moment, da ihre Augen wie Kinderaugen leuchten. Der Moment, da sie mit ihrem Rad erstmals über den Asphalt schweben. Das ist der Moment, wenn sich auch ihre Starthelferin freut – und gleichzeitig zur Vorsicht mahnt. Denn sind die Hormone des Glücks erst einmal freigesetzt, vergessen auch erwachsene Frauen gerne auf das Bremsen. Eliza Brunmayr, 29, Kultur- und Sozialanthropologin, leitet seit zwei Jahren Fahrrad-Kurse der Radlobby IGF für Anfängerinnen in Wien. „Die meisten Teilnehmerinnen haben Migrationshintergrund“, sagt sie. Die Frauen, meistens zwischen 30 und 60 Jahren alt, hatten als Mädchen nicht die Chance erhalten, auf einem Fahrrad die Welt
Infos zu allen Radkursen: fahrsicherrad.at
Fahrstil
Mit Stahlrahmen sprechen Eine Wollhose, gefüttert mit einem Frotteefetzen und Rehleder als Schürfschutz für 140 Kilometer quer durch das Weinviertel. Während nämlich die Frühlings-Nummer des DRAHTESEL mit Vintage-Schwerpunkt ausgeliefert wurde, schwangen sich hunderte Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf historische Rennräder, Hochräder oder sonstige alte Stahlrahmen und absolvierten eine der drei Strecken der „In Velo Veritas“, die nunmehr das dritte Mal stattgefunden hat. Manche treiben die Authentizität so weit wie oben beschrieben, denn „das war früher so üblich“, andere beschränken sich auf alte Wolltrikots oder andere VintageOutfits. Aber ohne Stahlrahmen kommt praktisch keiner an den Start. Wobei sich hier die Alltags-Stahlfahrer mit jenen mischen, die ihren „Stahlesel“ nur zu besonderen Anlässen aus dem Stall lassen. Für manche ist das Material überholt, weil es leichteres und moderneres gibt. Fakt ist aber, dass ein
Stahlrahmen dir z.B. sagt, wenn er verletzt ist. Bei einem Bruch beginnt das Material nämlich zu quietschen. Man muss nur hinhören und Stahlrahmen sprechen können. Auch scheiden sich die Geister darüber, ob alt mit neu gemischt werden darf, ob nur Authentisches gut aussieht oder ob Funktionalität über alles geht. Aber das ist gut so, denn die wachsende Spezies der Fahrradfahrenden ist eine der buntesten Gemeinschaften, die man sich vorstellen kann. Erlaubt ist alles, was für die Fahrerin oder den Fahrer rund und stimmig ist. Dem Tweed-Ride-Teilnehmer, der im DRAHTESEL-Interview zum Thema Vintage (siehe Webseite) bedauert hat, dass man solche Outfits „sonst nicht anziehen darf“, sei also gesagt: Tweed geht auch im Alltag, wenn man will. Muss man aber nicht. Erlaubt ist fast alles, was Spaß macht.
Barbara Ottawa ist Journalistin in Wien
Bezahlte Anzeige
Der Traisental-Radweg Genussradler, Familien und Rad-Pilger schätzen den 111 km langen Traisental-Radweg gleichermaßen. Entlang der Strecke bezaubern und verändern sich die Mostviertler Landschaften.
V
on mild bis wild, von den sanften Hügeln südlich der Donau bis hinauf in die imposante Bergwelt. Zahlreiche sehenswerte Stationen laden zu anregenden Stopps, radfreundliche Gasthöfe und Pensionen zur genussvollen Rast. Ausgezeichnet radeln!
Als eine von zwei Radrouten in Niederösterreich wurde der Traisental-Radweg im März 2012 vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) mit dem Gütesiegel „ADFC-Qualitätsradroute“ und vier von fünf möglichen Sternen ausgezeichnet. Damit reiht sich der Traisental-Radweg in die Liga der Top-Radwege ein, denn bisher tragen erst rund 30 Radfernwege in Deutschland dieses Qualitätsgütesiegel, nur drei davon erhielten fünf Sterne. Der Familien- und Genussweg Von Kernhof bis Traismauer
Die gemütliche Variante des Traisental-Radweges verläuft flussabwärts. Von Kernhof geht
Fotos: ©weinfranz.at
es vorwiegend eben und leicht bergab dahin, durchwegs auf Radwegen und auf ruhigen Nebenstraßen. Entlang der Traisen bieten sich immer wieder Plätze zum Verweilen und Erfrischen an. Darüber hinaus gibt es drei Abschnitte am Radweg, die ganz besonders gut zum Radfahren mit Kindern geeignet sind. Alle Detailinfos dazu finden Sie im Internet auf www.traisentalradweg.at
Broschüre Der Traisental-Radweg Sehens- und Wissenswertes für Genuss-Radler, Familien und Rad-Pilger beinhaltet die Broschüre „Der Traisental-Radweg“. Auf handlichem Format beschreibt sie die vier Etappen und alle RADfreundlichen Gastgeber zwischen der Donau und Mariazell.
Der Pilger- und Kraftweg Von Melk bis Mariazell
Der Traisental-Radweg zählt zu den wenigen Pilger-Radwegen in Österreich. Auf der gemächlichen Reise zu einem der größten Wallfahrtsorte Mitteleuropas lädt der Weg ein, sich dem sanften Takt des Flusses hinzugeben und beim Radfahren Ruhe, Sinn und Inspiration zu finden. Dank der direkten Anbindung an den Donauradweg bei Traismauer kann die kulturelle
und spirituelle Entdeckungsfahrt schon beim imposanten Barock-Stift Melk beginnen. Drei weitere Stifte liegen am Weg: Stift Göttweig, das Augustiner-Chorherrenstift in Herzogenburg und das Zisterzienserstift in Lilienfeld. Die ersten drei Etappen dieser Routenversion sind gemütlich zu befahren, die Strecke führt kaum merkbar bergan. Anspruchsvoll ist die vierte Etappe von St. Aegyd bzw. Kernhof nach Mariazell. Hier gilt es, die vier Kilometer lange, steile und kurvige Straße auf das Gscheid und die Serpentinen des Kreuzberges kurz vor Mariazell zu überwinden. Der Radtramper-Bus
Wer nicht die ganze Route an einem Stück erradeln möchte, kann einzelne Etappen per Bus oder Bahn zurücklegen. Besonders praktisch ist der Radtramper-Bus. Im Juli und August ist er von St. Pölten nach Kernhof täglich im Einsatz, in der Nebensaison an Samstagen, Sonn- und Feiertagen.
Information, kompetente Beratung und Prospektservice Mostviertel Tourismus GmbH Adalbert Stifter-Straße 4, 3250 Wieselburg, Österreich/Austria T + 43 / (0) 7416 / 521 91, F 530 87 office@mostviertel.at // www.traisentalradweg.at
Bücher
Draisine bis Designfahrrad
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Lebensstil
Die Hamburger Fahrradschau (die Ausstellung im Museum der Arbeit läuft noch bis zum 1. März 2015 und ist jedenfalls eine Reise wert) widmet sich dem Fahrrad aus den verschiedensten Blickwinkeln: Technische Innovationen, kulturgeschichtliche Betrachtungen sowie Diskussionen zu Fahrradmobilität, Stadtplanung und die gesundheitsfördernden Aspekte des Radfahrens werden gleichermaßen Bäumer, Mario / Museum der Arbeit, abgebildet. Lesenswert ist Hamburg (Hrsg.) der Katalog zur Ausstellung, Das Fahrrad. Kultur, Technik, Mobilität der in Gestalt eines schönen Hamburg 2014: Junius Verlag Buches daherkommt. In 215 Seiten einer Vielzahl von prägnanISBN 978-3-88506-041-3 ten Texten aus den verschieEuro 25,60
denen Fachbereichen, die nicht nur für das deutsche Publikum spannend sind, wird der aktuelle Wissensstand aufbereitet. Ergänzt werden die Beiträge von einer Vielzahl von Abbildungen. „Das Fahrrad“ ist ein Fahrradbuch zum Blättern und Stöbern, das von der ersten Draisine bis zum modernen Designfahrrad unzählige Objekte präsentiert und die Phasen der Entwicklung des Fahrrads in Kunst, Literatur, Werbung, Film, Mode, Fotografie und Internet spiegelt.
Witwen, Hühner und der Nebel
Radkultur und Technik vereint
Rennradeln für Frauen
Die Liebeserklärung des C. Brumme
Der rennradelnde Niederländer Wilfried de Jong stellt als Sportmoderator, Schriftsteller, Filmemacher und Schauspieler seine Vielseitigkeit unter Beweis. Seine Kurzgeschichten sind ebenso abwechslungsreich wie seine Professionen: Der Sammelband vereint Stories aus mehreren Büchern, die sich auf den Asphaltbändern und Serpentinen Europas abspielen und sich um bemerkenswerte Begegnungen im Sattel drehen: Sei es mit massierenden Rennradfahrerwitwen, verwirrten Blesshühnern oder dem Nebel am Mont Ventoux. Charmante, kurzweilige Texte zeugen von scharfer Beobachtungsgabe.
Der Konsument, die Zeitschrift des Vereins für Konsumenteninformation (VKI), widmet dem Fahrrad ein umfangreiches Einsteigerbuch, das von der Technik bis zur Kultur die vielen Facetten des Fahrrades vorstellt. Es enthält Tipps, vom Fahrrad-Kauf über die Tourenplanung bis zur Rechtslage und gibt Anregungen für all jene, die sich schon immer intensiver mit dem Fahrrad beschäftigen wollten. Herausgeber Wenzel Müller und VKI-Radexperte Franz Wallner lassen österreichische Rad-Expertinnen und - experten aus den unterschiedlichsten Bereichen zu Wort kommen.
Der Ratgeber für Rennradlerinnen belegt zwei Phänomene. Erstens: Rennradsport ist keine Macho-Domäne mehr. Zweitens: Ebenso wie viele Damenrennräder an pastellfarbenen Rahmen mit Blumendruck erkennbar sind, braucht ein Damenradgeber offenbar Pink als Coverfarbe. Dabei belegen das Buch und das Autorinnenduo eindrücklich, dass Klischees nicht mehr zeitgemäß sind und die Frauenperspektive an der Testosterontradition im Hobbypeloton Köstliches offenlegt. Am wichtigsten: Profifahrerin Marijn de Vries und Hobbysportlerin Nynke de Jong liefern alle Informationen für Einsteigerinnen von Technik bis Ernährung.
In 111 witzigen und spannenden Anekdoten bekennt der Autor und begeisterte BerlinWolga-Radreisende Christoph Brumme seine Liebe zum Fahrrad: „Man kann auf dem Fahrrad beinahe fliegen – zumindest dem Gefühl nach.“ Weil das Abenteuer Radfahren ein wunderschönes ist, findet Brumme in seiner Liebeserklärung 111 Gründe, die auch von Radtouren, Radreparaturen, dem Besuch von Fahrradmessen, von Radball und -polo, von Helden, dem Geheimnis der Langsamkeit, den schönen Namen von Rädern und auch dem Fehlen von Ballast beim Radeln erzählen. Ob unserer Leserschaft weitere Gründe einfallen?
Jong, Nynke de; Vries, Marijn de Frau & Rennrad – Handbuch für die Hobbyradsportlerin Bielefeld 2014: Covadonga Verlag 168 Seiten ISBN 978-3-936973-93-8 Euro 13,20
Brumme, Christoph 111 Gründe, das Radfahren zu lieben Berlin 2014: Schwarzkopf & Schwarzkopf 269 Seiten ISBN 978-3-86265-360-7 Euro 10,30
Jong, Wilfried de Ein Mann und sein Rad Geschichten vom Radfahren Bielefeld 2014: Covadonga Verlag 254 Seiten ISBN 978-3-936973-91-4 Euro 15,30
Müller, Wenzel (Hrsg.) Das KONSUMENT-Fahrradbuch Wien 2014: Verein für Konsumenteninformation VKI. 185 Seiten ISBN 978-3-99013-033-9 Euro 19,60
Service & Recht Rechtstipps: Türen und Getürt-Werden Seite 32
Kummerkasten: Was die Community grämt Seite 33
BICYCLE BUSINESS
Fahrrad4you: Neue Online-Börse
Die Zeitschrift Konsument hat in ihrer August-Ausgabe zum wiederholten Mal E-Bikes unter die Lupe genommen. Ein Test im Vorjahr hatte bei einigen Modellen Sicherheitsmängel zu Tage gefördert: Acht von 15 Rädern fassten damals ein „nicht zufriedenstellend“ aus. Seitdem wurde in vielen Punkten nachgebessert, wie ein neuerlicher E-Bike-Test nun bestätigt: Von zehn geprüften Rädern erhielten drei eine „gute“ Gesamtwertung, vier waren „durchschnittlich“, nur drei „weniger zufriedenstellend“. Das Verdikt „nicht zufriedenstellend“ wurde im aktuellen Test gar nicht mehr vergeben. Die Produktionsfirmen besserten vor allem bei Bremsen, Materialfestigkeit und Akkuhalterungen nach. Schwachstelle sind nach wie vor die Akkus wegen des hohen Preises und der begrenzten Lebensdauer. konsument.at
Foto: privat
Die neue Online-Fahrradbörse fahrrad4you will den Handel mit Gebrauchträdern vereinfachen. Wie die Betreiber Laurenz Hummer (im Bild rechts) und Harald Beck erklären, soll damit das in anderen Sparten seit längerem etablierte Konzept der gezielt produktbezogenen Onlinebörsen auf den Fahrradmarkt umgelegt werden. „Die Idee zu fahrrad4you ist einem Zufall entsprungen“, erklärt Hummer: „Auf der Suche nach Rädern für meine Kinder habe ich bemerkt, dass es in Österreich keine zufriedenstellende Spezialbörse für Gebrauchträder gibt.“ Primär ist die Börse als Service für Private gedacht, bietet aber auch gewerblichen Händlern eine zusätzliche Vertriebsschiene. Die Nutzung ist kostenlos und unkompliziert: Registrieren, Kategorie wählen, Foto uploaden und freischalten. „Wir hoffen, dass wir so das Radfahren fördern können“, sagt Beck. fahrrad4you.at Anzeige
KTM-Abverkauf im ARGUS-Shop Neu im Shop: Melon-Helme Die bunten Helme von Melon überzeugen durch zuverlässigen Schutz bei coolem Design. In-Mold Außenschale aus extra stabilem Polycarbonat. Der neueste Fidlock Magnetverschluss für eine einhändige Bedienung. Melon Airflow Channel System: 12 Belüftungslöcher und die Melon Luftleitkanäle sorgen für optimale Belüftung. Drei Helmschalengrößen (XXS-S, ML, XL-XXL) für einen Kopfumfang von 46 bis 63 cm. Erhältlich in vielen Farben und in 3 Größen, auch für Kinder geeignet nur Euro 55,-
E-Bike-Test: Verbesserte Sicherheit
Großer KTM-Abverkauf Alle lagernden KTM-Räder im Abverkauf – Modelle Velvet, Life 8, Move 27, Sedona Flite – für Touren und Alltag – Herren- und Damenmodelle mit unterschiedlicher Ausstattung und in verschiedenen Größen lagernd. jetzt alle stark reduziert. Bis zu je Euro 100 günstiger
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 31
Großer KTM-Abverkauf im ARGUS-Shop Seite 31
Service & Recht
Gefahr durch Autotüren: Trügerische Sicherheit in der StVO
Cartoon: Fugart
Elf Prozent aller Radverkehrsunfälle in Wien werden durch geöffnete Autotüren verursacht. Das meldet die MA46. Die Rechtslage suggeriert zwar Sicherheit. Aber die kann trügerisch sein.
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 32
Johannes Pepelnik ist Rechtsanwalt in Wien und Vertrauensanwalt der Radlobby
E
in erster Blick in § 23 Abs. 4 Straßenverkehrsordnung (StVO) suggeriert trügerische Sicherheit für „getürte“ Radfahrende bei der Durchsetzung von Schadenersatz- und Schmerzengeld-Forderungen: „Die Türen eines Fahrzeugs dürfen solange nicht geöffnet werden und auch nicht geöffnet bleiben, als dadurch andere Straßenbenützer gefährdet oder behindert werden können“, heißt es da. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass derjenige, der eine Fahrzeugtür öffnet und hierbei einem anderen einen Schaden zufügt, grundsätzlich das Verschulden zu verantworten und den Schaden zu tragen hat. Allerdings sind die türöffnenden Autolenkenden bei haftungsausschließenden Begründungen sehr kreativ. Hier eine unvollständige Liste der Argumente, die in der Praxis gerne verwendet werden: Die faulen Ausreden der Autofahrenden 1. Die Person auf dem Fahrrad ist nur deshalb gestürzt, weil sie sich erschreckt hat, und hätte ohne Erschrecken einfach geradeaus weiterfahren und so den Unfall verhindern können. 2. Je nachdem welche Türe geöffnet wurde: Die Person auf dem Fahrrad hätte die Straße benutzen sollen, respektive den angrenzenden Radstreifen. 3. Die Person auf dem Fahrrad ist zu weit rechts gefahren.
4. Die Person auf dem Fahrrad war zu schnell. 5. Die Person auf dem Fahrrad ist nicht vorausschauend gefahren und hat telefoniert oder Musik gehört. Doch Radfahrende sollten sich von solchen Argumenten nicht beeindrucken lassen, da sie in der Regel nichts am Alleinverschulden der Pkw-Lenkenden ändern: Zum Thema Türöffnung im Allgemeinen hat beispielsweise der Unabhängige Verwaltungssenat Kärnten entschieden, dass eine gesetzliche Verpflichtung, wonach Verkehrsteilnehmende an einem abgestellten Fahrzeug soweit vorbeifahren müssen, dass sie selbst niemals von einer sich öffnenden Türe gefährdet oder behindert werden, nicht existiert. In der Entscheidung 8 Ob 1 / 1987 urteilte der Oberste Gerichtshof (OGH) allerdings, dass das Verschulden im Verhältnis 1:1 aufgeteilt werden muss, wenn genügend Zeit und mehrere Möglichkeiten gegeben waren, um auf das Fehlverhalten des Türöffners in einer völlig risikolosen Weise und ohne jede Gefahr der Herbeiführung eines Unfalls zu reagieren. Das heißt: Wenn die gerade geöffnete Tür wahrgenommen wird, muss auch ein Ausweichmanöver geplant werden. In 2 Ob 138 / 09 setzte sich der OGH mit plötzlich auftretenden Gefahren auseinander, die zu schnellem Handeln zwingen. Es gilt der Grundsatz,
dass bei einer plötzlich auftretenden Gefahr, die zu schnellem Handeln zwingt, auch eine – rückschauend betrachtet – unrichtige Maßnahme nicht als Mitverschulden gewertet werden kann. Eine solche Schrecksituation ist dann entschuldbar, wenn das ihr zugrundeliegende Ereignis plötzlich und völlig überraschend in einer derart bedrohlichen Nähe eintritt, dass ein überstürztes Handeln erforderlich ist. Für eine durch grob verkehrswidriges Verhalten anderer Straßenbenützer hervorgerufene unrichtige Schreckreaktion sind Verkehrsteilnehmende keineswegs immer verantwortlich. Getürt worden: Wie mensch sich danach richtig verhält Was ist also zu tun? Generell gilt zunächst der Radlobby-Rat, so weit wie möglich an Autotüren vorbei zu fahren, die sich öffnen könnten. Im Falle eines Unfalls gilt wie immer: Genaues Protokoll anfertigen, samt Fotos, Zeugenaussagen, Schmerztagebuch, Belegen über entstandene Kosten, um etwaige Ansprüche gegen Türöffnende bzw. die Haftpflichtversicherung durchzusetzen. Kommt es zu keinem Unfall, besteht dennoch die Möglichkeit, Türöffnende polizeilich anzuzeigen, weil die unsachgemäß geöffnete Autotüre auch eine Verwaltungsübertretung nach § 99 darstellt (Geldstrafe bis zu 726 Euro).
RADKuMMERKASTEN
„Ich wurde getürt“
Jetzt hat es auch Falter-Redakteur Christopher Wurmdobler erwischt: Am Tag der DRAHTESEL-Relaunch Party fing ihn ein Autofahrer mit der Autotür. Hier sein Bericht.
Service & Recht
UNFALLBERICHT: Christopher Wurmdobler
Hüfte, Knie und Knöchel doch was abbekommen haben und dass ich an der Hand blutete. Die Frau des Fahrers gab mir Desinfektionsmittel und Pflaster, nachdem sie sich vorher noch darüber aufgeregt hatte, dass ich mein Rad eine Spur zu heftig an die Motorhaube des Fahrzeugs gelehnt hatte. Mir war übel, ich musste mich setzen, wohin mit dem Rad? Wir tauschten unsere Daten aus, man bot mir an, mich in die Ambulanz zu fahren. Getürt zu werden ist wie ein tätlicher Angriff. Ich hatte Glück und außer ein paar Schrammen, Hämatomen und zwei Wochen Nackenschmerzen keine ernsten Verletzungen. Einige Zeit nach dem Unfall bekam ich eine Ladung der Polizei. Gegenstand der Vernehmung: „Unfall Rad – Pkw und folgende Sachbeschädigung“. Der Mann, der mich getürt hat, macht sich Sorgen wegen einer winzigen Delle in der Motorhaube. Seine Sorglosigkeit hätte mich töten können.
Christopher Wurmdobler ist Journalist und Alltagsradler
Radlobby Abstands-Kampagne: radlobby.at/abstand
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 33
Ich wurde getürt. Jahrelang bin ich sich öffnenden Autotüren ausgewichen, war achtsam, wenn gerade ein Auto eingeparkt wurde, hörte auf das dumpf klackende Geräusch, das Türen machen, bevor sie aufgehen. Und dann ist es doch passiert. So schnell konnte ich gar nicht bremsen oder ausweichen, da flog mir auf der Heimfahrt von der Arbeit die Tür eines VW in den Weg. Besser: gegen mein rechtes Knie, gegen mein Rad und ich flog auf den Asphalt. Geschockt, aber froh darüber, weder tot noch ohnmächtig zu sein, bekam der Mann, der mich getürt hatte, eine Schimpftirade ab. Dem tat die Sache offensichtlich leid: Er hätte mich nicht gesehen, er hätte eh in den Rückspiegel geschaut, er hätte doch so nah am Gehsteig geparkt, blabla. Dabei ist es seine verdammte Pflicht, vor dem Öffnen der Fahrertür über die Schulter zu schauen, das lernt jeder Führerscheinneuling. Schließlich rappelte ich mich auf, merkte, dass
RADKuMMERKASTEN
Gewünscht: Radfahren gegen die Einbahn TEXT: Evelyn Eder
„Wäre es möglich, die Einbahnregelung in der Rüdengasse für Fahrradfahrer aufzuheben?“, das schreibt uns Frau Prochaska in ihrem Brief an den Radkummerkasten: „Um zur U-Bahn-Station zu gelangen, muss ich derzeit einen großen Umweg fahren, und die Straße ist meiner Meinung nach breit genug“. Nach den derzeitigen Regelungen in Wien muss eine Einbahn, damit sie in die Gegenrichtung für Radfahrende geöffnet werden kann, eine Restfahrbahnbreite von zumindest drei Metern aufweisen – in verkehrsberuhigten Zonen kann diese Breite auch unterschritten werden. Dass in Wien nicht alle dafür geeigneten Straßen geöffnet sind, zeigen die vielen RadkummerkastenBeiträge zu diesem Thema. Viele der eingebrachten Forderungen werden jedoch von der Stadt aufgrund der zu geringen Fahrbahnbreite abgelehnt. Oftmals sind es die Parkplätze, die eine Öffnung verhindern. Eine Umwand-
lung von Schräg- in Längsparkplätze ist hierzulande bislang noch ein TabuThema. Es gibt aber auch kleine Teilerfolge – initiiert durch RadkummerkastenBeiträge – zu vermelden: So wird im 3. Bezirk das Radfahrverbot in der Rüdengasse zwischen Göllner- und Hagenmüllergasse und im 2. Teilstücke der Ennsgasse und der Ybbsstraße künftig von Radfahrenden in beide Richtungen befahrbar sein. Worüber Herr Lanner, der Beitragsersteller, nur teilweise zufrieden ist: „Für Direktverbindungen braucht es die Öffnung auf der ganzen Länge.“ Auch die Radlobby Wien benennt Einbahnen, die breit genug für eine Öffnung sind. Die Bezirksvorstehungen werden von uns auf die betreffenden Straßen aufmerksam gemacht und eine Anpassung der Vorschriften eingemahnt. Unser Ziel ist es, Umwege im Wiener Radverkehrsnetz zu verringern.
Evelyn Eder ist Radkummer-Beauftragte der Radlobby Wien
Einfach online Radbeschwerden abgeben: radkummerkasten.at
Produkte & Technik Reparaturtipp: Schläuche und Ventile Seite 34
Testbericht: Faltrad Tern Node D7i Seite 35
Regenschutz: Empfehlungen der Redaktion Seite 36
Fix it-Der Reparaturtipp
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 34
Von Schläuchen und Ventilen Der Fahrradschlauch ist der Teil am Fahrrad, der am häufigsten repariert bzw. ausgetauscht werden muss. Dabei ist es wichtig zu wissen, welchen Schlauch wir brauchen. Zwei Punkte sind dabei zu beachten: die Größe und die Art des Ventils. Die Schlauch- bzw. Reifengröße können wir ganz leicht herausfinden. Alle modernen Reifen sind auf der Seitenwand genau bezeichnet. Es gibt drei unterschiedliche Bezeichnungen: Zoll, französisch und metrisch (ETRTO). Angaben in Zoll schauen zum Beispiel so aus: 28 × 1,75. Die erste Zahl gibt den ungefähren Außendurchmesser an und die zweite die ungefähre Breite. Die französische Bezeichnung besteht aus einer dreistelligen Zahl, dann folgt eine zweistellige Bezeichnung für die Mantelbreite, oft mit einem Buchstaben am Ende: z.B. 700 × 23C. Die Zahl deutet nur auf den ungefähren Außendurchmesser des Reifens hin. Ähnliche Größen werden mit derselben Zahl, aber unterschiedlichen Buchstaben gekennzeichnet: 650C hat Felgendurchmesser von 571 Millimeter und 650A sind Reifen mit 590 Millimeter Durchmesser. Die präziseste Angabe ist der metrische ETRTO Wert: ETRTO-Werte schauen meisten so aus: 32-622. Es handelt sich um eine genaue Angabe von Durchmesser (622) und Breite (32) des Reifens (in Millimeter). Heutige Trekking- und Stadtfahrräder haben meistens Größe 622, genauso wie Rennräder. Bei Mountainbikes ist der Rahmen breiter, seit wir nicht mehr nur Reifengröße 26 Zoll (559) haben, son-
dern auch 27,5 (584) und 29 (622). Ein Reifen mit Größe 26 Zoll kann also einen ETRTO-Wert von 559, 571 oder 590 Millimeter haben Bei alten Stadtfahrrädern kommen noch zusätzliche Größen ins Sortiment und zwar 584, 630 oder 635 Millimeter. In Wirklichkeit sind die neuen MTB-Reifen auch keine neue Erfindung – zumindest größentechnisch gesehen. Die MTB-Reifen 27,5 (584) und 29 Zoll (622) sind lediglich Marketingbezeichnungen der Hersteller. Sie stellen keine eigene Reifengröße dar, sondern sind lediglich dicker. Drei Arten von Ventilen Der zweite wichtige Punkt sind die Ventile. Es gibt drei Arten von Ventilen: Einfache Schraderventile (Autoventil), Sclaverandventil (auch Presta oder Französisch genannt) und – drittens – Dunlop (Blitzventile). Auto- und Dunlop-Ventile sind für Felgen mit Bohrung von 8,5 Millimeter geeignet und dadurch werden sie in eine Felge mit 6,5 Millimeter Öffnung nicht passen, die für Presta-Ventile geeignet sind. Auto-Ventile sind natürlich insofern praktisch, als sich die Reifen bei jeder Tankstelle aufpumpen lassen. Es gibt heutzutage allerdings in jedem Fahrradgeschäft spezielle Adapter, die Presta- und Dunlop-Ventile zu Autoventilen umwandeln. Selten, wie z.B bei Rennrädern ist auch noch die Länge des Ventils zu beachten, vor allem bei hoch profilierenden Felgen.
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Marcin Dopieralski leitet den ARGUS-Shop. Der begeisterte Raddesigner – Eigenmarke B’IQ – gibt für den DRAHTESEL Reparatur-Tipps.
Presta-Ventil
Dunlop-Ventil
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Auto-Ventil
Rollt gut und klappt hervorragend
Produkte & Technik
Das Tern Node D7i ist ein alltagstaugliches Faltrad mit sehr gutem Fahrkomfort bei dennoch kompakten Abmessungen.
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 35
Mit dem Node D7i ist Tern eine gute Kombination aus kompakten Abmessungen und Fahrkomfort gelungen.
TESTBERICHT: Stefan Voelgyi
D
ie meisten der heute erhältlichen Falträder haben sehr kompakte Abmessungen mit Laufrädern im 16-und-20-Zoll Format. Diese kleinen Laufräder sind für Stadt und Kurzstrecken gut geeignet, aber für längere Strecken bieten größere Laufräder einen höheren Komfort. Falträder im 26-Zoll-Format sind selten, und mit so großen Laufrädern wird das ganze sperrig und schwer. Tern versucht hier mit dem Node D7i mit 24-Zoll-Laufrädern den Mittelweg aus kompakten Abmessungen und Fahrkomfort auch auf längeren Strecken. Vom Faltmaß etwas größer als die Vertreter mit 16-und-20-Zoll-Rädern, bietet das Produkt den Fahrkomfort eines „vollwertigen“ Fahrrades. Man hat nie das Gefühl, auf einem Faltrad zu sitzen. Die Big Apple Reifen von Schwalbe sind – mit niedrigem Rollwiderstand und guter Dämpfung – für den universellen Einsatz bestens geeignet. Das Fahrrad ist sehr stabil und verwindungssteif: Egal, ob bei der Fahrt über eine Randsteinkante oder bei Ge-
schwindigkeiten von 30 km / h. Trotzdem lässt es sich innerhalb von wenigen Sekunden auf ein kompaktes Maß falten. So kann man es problemlos in öffentliche Verkehrsmittel mitnehmen oder im Kofferraum des Autos verstauen. Der Faltmechanismus hat sich bereits bei anderen Tern Fahrrädern als zuverlässig und stabil bewährt. Im gefalteten Zustand wird der Rahmen mit Magneten fixiert, diese sind allerdings zu schwach, um das Fahrrad in Position zu halten. Auch ist ein selbstständiges Stehen des Rades im gefalteten Zustand sehr schwer möglich. Einziger Schwachpunkt: Wackeliger Scheinwerfer Die Pedale sind ebenfalls faltbar und rutschfest. Die Beleuchtung erfolgt vorne durch einen LED-Scheinwerfer, versorgt durch einen Nabendynamo und hinten mit einem LED-Rücklicht mit Batterien. Der Nabendynamo ist geräuschlos und man merkt keinen erhöhten Rollwiderstand. Die Beleuch-
tung ist ausreichend für zügiges Fahren in der Nacht, lediglich die Halterung des vorderen Scheinwerfers ist etwas wackelig. Gute Kombination aus Kompaktheit und Fahrkomfort Als Schaltung kommt eine SiebenGang Shimano Nexus Nabenschaltung zum Einsatz, die über einen Drehgriff gesteuert wird. Die Schaltung lässt sich gut bedienen, für längere Strecken fehlt allerdings ein 8. Gang (oder ein anders übersetzter 7. Gang). Der Gepäckträger ist stabil und man kann damit problemlos schwerere Lasten transportieren, sofern man sie befestigen kann. Fazit: Mit dem Node D7i ist Tern eine gute Kombination aus kompakten Abmessungen und Fahrkomfort gelungen. Freitags nach der Arbeit mit dem Fahrrad nach Hause, gefaltet in der Bahn oder zum Wochenendausflug rund um einen See: Genau diese universelle Einsatzmöglichkeit macht das Tern aus. ehs.at
Produkte & Technik
Der Himmel mag weinen – doch wir bleiben trocken Sieben Kleidungsstücke für die feuchte Saison
Daniela Schulhofer will ganz genau wissen, wie viel Wasser der Radschurz abhält
Jan Killian prüft die Löffler RegenKombo unter extremen Bedingungen
Viktoria Preselmaier hat Freude mit den Überschuhen von Vaude
Ich bin ein Seufzer des Meeres, eine Träne des Himmels, ein Lächeln des Feldes, ebenso wie die Liebe, die ein Seufzer aus dem Meer der Gefühle ist, eine Träne vom Himmel der Gedanken und ein Lächeln vom Felde der Seele. Vers aus „Lied vom Regen“ Khalil Gibran, arabischer Dichter
Ganz ohne feuchte Füße: Radgenüsse
Ein Schurz, ein Rock, ein Regenschutz
Regenkleidung in der Luxus-Klasse
TEXT: Viktoria Preselmaier
TEXT: Daniela Schulhofer
TEXT & FOTO: Jan Killian
Foto: Andrea Siegl
Foto: Simon Graf
Wenn ich etwas nicht leiden kann beim Radfahren im Regen, dann sind das nasse Füße. Daher waren Überschuhe eine logische Investition. Die Galoschen von Vaude sind sehr gut verarbeitet, die Nähte verschweißt und sie haben eine lange Lebensdauer. Außerdem lassen sie sich einfach und schnell durch drei Klettverschlüsse verschließen. Erst nach einer zweistündigen Fahrt im Regen wurden meine Schuhe langsam feucht. Ein Tipp zum Schluss: Bei längeren Fahrten die Regenhose über die Überschuhe stülpen.
Der Radschurz „Gegenregen“ von Palmost wird per Steckverschluss ruck, zuck über die normale Kleidung um die Hüfte geschnallt. Spezielle Abnäher leiten das Wasser nach hinten unten ab, integrierte Gewichte im Saum halten ihn stabil. Der Schurz ist in der Handhabung einfach und stellt eine Ergänzung zur Regenjacke dar. Von der Funktionalität ist er ähnlich wie die Rainlegs, da hinten offen. Er kann praktisch über dem Rock getragen und auch nass in der wasserfesten Hülle verstaut werden. Für Räder mit hohem Oberrohr ist er eher nicht geeignet.
vaude.com facebook.com/ palmost.vienna
GTX Active Regenjacke und -hose von Löffler sind eine Kombination, die auch beim heftigsten Sommergewitter vor Nässe schützt. Der unvermeidliche Hitzestau auf der Tour kommt hier dank Gore-Tex Active Material deutlich später. Die Jacke ist sportlich eng, leicht und angenehm, auch auf blanker Haut. Sie lässt sich schön klein zusammenrollen und in der Rückentasche verstauen. Der Hose sieht man ihren stolzen Preis nicht an, technisch ist sie aber ebenso ausgefeilt. Man kann die Beinweite verstellen und sie so auch gleich über die Schuhe ziehen, wenn man vom Regen überrascht wird. loeffler.at
Andrea Siegl schlüpft für den Test in die Rainlegs Produkte & Technik
Marcin Dopieralski macht die Ice Bucket Challenge in der Raincombi
Martin Friedl steckt unter diesem blauen Regenponcho
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 37
Willi Grabmayr testet stilsicher den Drycycle RadRegenschirm
Regenschutz: The one and only
Nie mehr ohne meine Regenbeine
Ideal für Ice Bucket Challenge
Mit Schirm, Charme und Fahrrad
TEXT: Martin Friedl
TEXT & Foto: Andrea Siegl
TEXT: Marcin Dopieralski
TEXT: Willi Grabmayr
Foto: Andrea Siegl
FOTO: Marcin Dopieralski
Der etwas missverständliche Name Rainlegs bezeichnet, was ich nie mehr missen möchte in meinem Radlerinnen-Leben: einen federleichten, knielangen Drei-Saisonen-Regenschutz, der Oberschenkel und Knie tatsächlich trocken hält. Und das während Dauerregen von bis zu einer Stunde und bei hundertprozentiger Bewegungsfreiheit. Zusammengerollt transportieren sich die Rainlegs wie ein Gürtel. Anzulegen sind sie so einfach wie eine Küchenschürze: um die Hüften geschlungen, vier Druckknöpfe öffnen und die Beine lassen sich nach vorne abrollen. Kein Triefen nach der Wasserschlacht. Einfach genial!
Die Raincombi ist ein Ganzkörperanzug, der – von den Füßen abgesehen – vollen Schutz gegen Regen bietet. Das Material fühlt sich angenehm an. Der erste Kontakt ist gewöhnungsbedürftig, aber mit der Zeit kriegt man das schnelle An- und Ausziehen auf die Reihe. Praktisch sind die Belüftungsschlitze unter den Ärmeln, die auch den Zugriff zu Taschen im Gewand darunter erlauben. Für das, was der Overall alles bietet, lässt er sich erstaunlich klein zusammen falten. Und das Gewicht ist dabei immer noch akzeptabel. Außerdem: Die Raincombi wird unter fairen Produktionsbedingungen hergestellt.
Der Schirmständer Drycycle (zur Verfügung gestellt von Stadtradler) besteht aus einem kippbaren Rohr, das am Lenker montiert wird und in das ein Regenschirm passt. Während regenloser Fahrt wird der Schirm in einem an der Gabel montierten Schirmständer und zwischen Lenker und gekipptem Rohr befestigt. Für den Test wurde eine halbstündige Ausfahrt bei mittelmäßigem Regen bewältigt. Erfreulicherweise kam es weder an der Kleidung, noch am Fahrer zu nennenswerten Feuchtigkeitsschäden. Ob es der Schirm ermöglicht, auch bei Starkregen trocken zu bleiben, muss bezweifelt werden. Positiv: der Auffälligkeitsfaktor.
rainlegs.com
raincombi.at
Foto: Christian Bezdeka
Das Praktische am Poncho: Man streift ihn über und fährt hinaus in den Regen. Für mich der einzig wahre Regenschutz am Rad, vor allem in der Stadt. Denn ich kenne mich: wenn das Anziehen länger dauert als die geplante Fahrzeit, dann lasse ich das Rad lieber stehen. Denn wie sieht es denn aus in der Praxis: Schnell aufs Rad und zwei Gassen zur Post, in die Trafik, zum nächsten Termin. Dort will man sich aber nicht wieder mühsam aus der dampfenden Regenbekleidung schälen. Beim Poncho da dampft nix, alles luftig weil unten offen, jede Bekleidung drunter möglich. Im Grunde ist der Radponcho die Weiterentwicklung des Regenschirmes, mit dem Vorteil, dass man ihn nicht halten muss.
drycycle.nl
Zur Evolution von Rad-Parksystemen
Produkte & Technik
Mit der steigenden Popularität des Radfahrens steigt der Bedarf nach sicheren Verwahrungssystemen. Verschiedene Hersteller bieten Radgaragen, die Schutz vor Witterung, Vandalismus und Diebstahl bieten.
Text: Karol Kampf
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 38
G
Die Doppelstock-Fahrradbox „Aretus“ von Orion
ewisse Untugenden sind so fest in den Köpfen der Menschen verankert, dass sie nur schwer dort rauszubekommen sind: Das Errichten von sogenannten Felgenkillern ist so ein Beispiel. Fahrradständer, in die nur die Reifen passen, wo ein Versperren schlecht möglich und der Ärger der Radfahrenden programmiert ist. Wie zuletzt etwa vor dem neuen Haus der Europäischen Union in der Wipplingerstraße in Wien oder rund um die Shopping City Süd (wenngleich eingeräumt werden muss, dass die Errichtung von Radständern vor diesem Tempel des automobilen Konsumismus an ein Wunder grenzt oder zumindest eine Zeitenwende markiert). Wie auch immer: Statt der Felgenkiller gibt es inzwischen jede Menge gut funktionierender technischer Verschließ- und Verwahroptionen und eine Reihe an Unternehmen, die sich auf die Produktion derselben spezialisiert hat. Orion Bausysteme
Zu den Marktführern in Österreich zählt das deutsche Unternehmen Orion Bausysteme. Das Unternehmen stellt seit knapp 35 Jahren Fahrradparksysteme her und errichtete in der Stadt
Die Fahrradbox „Aretus“ von Orion in Euskirchen
und im Land Salzburg bereits mehr als 150 Fahrradboxen. Derzeit finden sich etwa am Salzburger Bahnhof Itzling 35 Boxen in täglicher Nutzung. Als neuer Projektpartner des Landes Salzburg wurde die GWS (Geschütze Werkstätten Salzburg) gewonnen, die sich vor allem auf den Bedarf im Land Salzburg fokussiert. Die Fahrradboxen, die jeweils Platz für zwei Fahrräder bieten, bestehen aus einem feuerverzinkten Stahlgrundgerüst. Die Wandbleche, Türen und Dächer können in jeder beliebigen Farbe pulverbeschichtet werden. Ein Baukastensystem ermöglicht die Anpassung an kundenspezifische Anforderungen. Seit knapp einem Jahr gibt es auch die Internetseite radbox.at Hier können Radfahrende Bedarf für Standorte anmelden und nachschauen, wo noch frei mietbare Boxen zur Verfügung stehen. Ziel ist es, die Anwendung dieses Forums auf ganz Österreich auszudehnen. Innovametall Vor Witterung, Diebstahl und Vandalismus schützen auch die „Safetydocks“ des in Linz ansässigen Metallbau-Unternehmens Innovametall. Die Fahrrad-Garagen bieten nicht nur ein modernes Zugangssystem mittels Chipkarten wie z.B. Bankomat, ÖBBVorteilscard oder Mobilitätskarte. Sondern auch die Möglichkeit, E-Bikes aufzuladen. Damit wirken die Boxen
„Safetydock“ von Innovametall in Eferding
Connex Ein weiterer Mitbewerber ist das in der Gemeinde Kirchham im Salzkammergut ansässige Unternehmen
Fahrradständer der „Xserie“ von Connex
Connex, das mit mehr als 3.000 verkauften Fahrradeinstellungen bei österreichischen Nahversorgern – darunter Hofer, Spar, Rewe – punktet. Connex entwickelt nicht nur Radabstellanlagen, sondern die unterschiedlichsten Einrichtungen für den öffentlichen Raum von der Parkbank, über den Abfalleimer bis hin zu Pollern, Wartehäuschen und Trinkbrunnen. Ein gleichermaßen funktionelles wie attraktives Design ist dem Unternehmen ein Anliegen.
Anbieter Rad-Parksysteme Orion Bausysteme orion-bausysteme.de Innovametall www.innovametall.at safetydock.com Connex connexurban.at Ziegler Metall ziegler-metall.de
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Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 39
als Schnittstellen zum Öffentlichen Verkehr. Etwa in der Gemeinde Eferding, wo diese, mit dem VCÖ-Preis ausgezeichneten, Fahrradgaragen bei der Park & Ride-Anlage zur Verfügung stehen. Für geplante Radtouren bzw. für die regelmäßige Nutzung an bestimmten Standorten besteht die Möglichkeit, mittels Registrierung auf der Website safetydock.com Boxen online im Vorhinein zu reservieren und deren Verfügbarkeit abzufragen. Innovametall produziert die Fahrrad-Garagen für die ÖBB, für diverse Wohnungsgenossenschaften sowie eine Vielzahl kommunaler Auftraggeber (Gemeinden, Magistrate, etc.) im gesamten Bundesgebiet. Zuletzt wurden 30 Fahrradständer vom Typ Kappa sowie eine Fahrradservicestation beim neuen Zentrallager der REWE Group in Ohlsdorf / Oberösterreich errichtet. Hundert Fahrradständer von den Typen Kappa und Wiener Bügel kommen beim Caritas Gebäude in Graz zum Einsatz.
Fotos: Hersteller
Produkte & Technik
Tour & Reise Greenpeace lädt zum Radeln für die Arktis Seite 40
Peter Provaznik radelt durch Südostasien Seite 42
Chris Cummins zu Gast bei der Tour de France Seite 44
Ice Ride 2014: Radfahren für die Arktis
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 40
Am 4. Oktober veranstaltet Greenpeace zum bereits zweiten Mal den Ice Ride. Der weltweite Aktionstag, an dem sich im Vorjahr mehr als 24.000 Radfahrende in 126 Städten beteiligten, setzt ein Zeichen für eines unserer letzten nahezu intakten Ökosysteme der Welt: die Arktis. Die UmweltschutzOrganisation kämpft für ein Schutzgebiet, in dem Ölbohrungen und industrielle Fischerei verboten sind. Der Ice Ride 2013 war das größte weltweite Event, das es jemals für den Schutz der Arktis gegeben hat. In Wien nahmen 500 Personen – teilweise im Eisbärenkostüm, mit Polarfuchsmasken oder auf Tandems und Hochrädern – an der Ausfahrt teil. Für heuer hoffen die Veranstalter auf eine noch intensivere Beteiligung. Unterstützt wird der Ice Ride von der Radlobby Österreich und der Wiener Mobilitätsagentur.
Foto: Greenpeace
ICE RIDE – Du und dein Rad für die Arktis Start: Samstag, 4. Oktober 11:30 Uhr, Heldenplatz, Wien Schlusskundgebung: ca. 14 Uhr, Schwarzenbergplatz greenpeace.at/iceride
Gran Fondo Giro d´Italia Ob ambitionierte Hobby-SportAusübende, Genuss- oder Berufs-Radfahrende – der Radmarathon Gran Fondo Giro d´Italia Vienna bietet an diesem Wochenende (13. und 14. September) allen etwas. Das Rennen führt über 120 Kilometer von der Wiener Innenstadt bis ins Marchfeld und zurück in den Prater. Für Einsteigerinnen und Einsteiger gibt es einen Kurs über 60 Kilometer. Beim Ernst Happel-Stadion findet zudem eine Fahrrad-Schau mit diversen Ausstellern und eine Cycling Kids Area statt. granfondovienna.com
5.000 Kilometer bis Palermo Der zweiteilige Dia Vortrag Walter Wasingers in der Wiener Urania erzählt von einer Radreise von Cuxhaven bis nach Palermo. Der erste Teil führt von der Nordsee bis zur Mündung des Inn in die Donau. Es geht durch Städte wie Hamburg, Dresden oder Prag und Landschaften wie das Elbsandsteingebirge, die Moldaustauseen oder die Donauschlingen. Der Sonne entgegen Teil 1: Mit dem Rad von Cuxhaven nach Passau 13. Oktober 2014, 19-20:30 Uhr VHS Wiener Urania
Styroica 2014 Am 13. September veranstaltet das Speichenwerk – angelehnt an das italienische Vorbild der L’Eroica – eine Ausfahrt mit historischen Rennrädern über die südsteirische Weinstraße. Dabei geht es nicht darum am schnellsten zu sein, sondern um Genuss. Verzichtet wird auf große Sponsoren: Statt Großbrauereibier gibt es fein Gebrautes aus einem Genusslabor. Statt Energydrinks und Müsli riegel: Spritzer und Speckbrot. Gegen einen Unkostenbeitrag stehen historische Leihräder zur Verfügung. styroica.at
Velothon Vienna Noch eine spannende Rad-Veranstaltung: Am 21. September findet in Wien erstmals der Velothon statt. Er richtet sich an sportliche Alltagsfahrende wie ambitionierte Radsportlerinnen und -sportler: Gemeinsam geht es nach 45 bzw. 70 Kilometern um die Bezwingung des Kahlenbergs. Egal ob Rennrad, Trekking- oder Mountainbike: Alle stellen sich derselben Aufgabe und werden gleichermaßen gefeiert. Die Akkreditierung beginnt einen Tag vorher beim Tag des Sports auf dem Heldenplatz. velothon-vienna.at
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 42
Tour & Reise
Auf dem Stahlrad durch Asiens Schlaglöcher
Mit dem Fahrrad durch Angkor Wat. Beeindruckend, für mich dennoch nebensächlich. Die kleinen Begegnungen am Straßenrand, die Gespräche, Beobachtungen: das alles gibt mir mehr.
Der Tourist sieht, was er sehen will, der Reisende sieht, was er sieht G. K. Chesterton
DRAHTESEL-Fotograf Peter Provaznik begab sich drei Monate lang auf Fahrrad-Reise durch Südostasien. Hier einige seiner Erfahrungen im Zeitraffer.
Tour & Reise
FOTOS & BEWUSSTSEINSSTROM: Peter Provaznik
In Thailand ist die Radmitnahme in Speedbooten und in den Frachtabteilen der Fernzüge möglich.
Manchmal lachend, manchmal mit Tränen in den Augen Peter Provaznik
In Phnom Penh werden wir von jungen Mönchen in deren Wat eingeladen.
Drahtesel 3 ⁄ 2014 – 43
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ien – Bangkok mit dem Fahrrad im Gepäck. Kein Plan, keine Vorausbuchung, nur ein paar Straßenkarten und ein Reiseführer. Megacity Bangkok, Straßenstände, Lärm, Smog. Sich einlassen auf das Neue, Unbekannte, offen sein, beobachten. Drei Monate kein Tropfen Regen, tagsüber 35 Grad. Im Dauerstau an den Autos vorbeirollen. Weihnachten bei Thai Massage. Rausfahren aus der Stadt, zwei Tage bis in die Stille. Nach Osten Richtung Kambodscha. Ständiges Winken und Grüßen freundlicher Menschen am Straßenrand. Neugierige Blicke, Fragen. Gesten der Gastfreundschaft, Einladungen zum Übernachten. An bellenden und verfolgenden Wachhunden vorbeihetzen, diese anschreien, bis zur Erschöpfung strampeln. Staub – überall Staub. Ich trage Mundschutz. Grenzposten schmieren. Einladung zum Hahnenkampf, später zu einer kambodschanischen Hochzeit. Mittrinken und Mittanzen. Kinder mit ihren Eltern am Feld, die klopfen, schälen, schuften. Vermummte Menschen auf abenteuerlichen Fortbewegungsmitteln. Angkor Wat, das Freiluftmuseum. Mit meinem schwerbepackten Stahlrad durchbreche ich gleichsam die unzähligen Schlaglöcher und Rillen der staubigen Straßen. Manchmal lachend, manchmal mit Tränen in den Augen. Die Kluft zwischen megareich und arm. In der Hauptstadt Phnom Penh bauen Arbeiter in Flipflops auf einer künstlichen Insel ein eingezäuntes Viertel für die Elite – die andere Seite der Globalisierung. Nach Norden Richtung Laos, Zwischenstopp auf den 4.000 Islands. Karibikgefühle unter Palmen mitten im Mekong. Keine Straßen, nur Pfade. Im kommunistischen Laos das beste Bier und der beste Kaffee vom Bolaven Plateau. Außerdem die höchsten Berge der Reise. Die Menschen: gemütlicher. Laos ist sehr radfreundlich: die Geschwindigkeit auf den Straßen geruhsamer, unzählige guest houses und Privatquartiere, oder man zeltet irgendwo. Essen gibt’s überall. Die Busse ermöglichen schnelle Ortswechsel samt Radmitnahme. Das Schwierigste an der Reise? Das Ticket buchen. Go for it!
Tour & Reise
Als Zaungast bei der Tour de France in Yorkshire Radio-Moderator Chris Cummins über die Tour de France, deren erste Tagesetappe heuer durch sein Heimatdorf Kettlewell in der Region Yorkshire führte.
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anz Großbritannien war im Radfieber. Rund fünf Millionen Menschen sammelten sich entlang der Straßen von England, als die Tour de France ihren Auftakt auf der Insel feierte. In der Region Yorkshire war der Enthusiasmus schon lange vor dem „Grand Départ” spürbar. Zum 20. Mal fiel der Startschuss für das weltgrößte Radsportereignis im Ausland und heuer sollte die erste Tagesetappe durch mein Heimatdorf Kettlewell führen. Die entlang der Route gelegenen, weiß gestrichenen Pubs waren mit roten Punkten gekennzeichnet, um das Trikot des besten Kletterers der Tour zu würdigen. Die Hotels, Gasthäuser und Campingplätze waren seit Monaten ausgebucht. Kleine, selbst gestrickte Wolltrikots hingen wie Fähnchen von den Zäunen. Ein Bauer aus Kettlewell wollte dem schnellsten Radprofi sogar mit seiner Schafherde Tribut zollen und hatte die Tiere gelb eingefärbt. Bereits mehrere Stunden vor dem Eintreffen des Hauptfeldes der Radrennfahrenden hatte sich bei der alten Steinbrücke eine Menschenmenge versammelt. Jeder wollte einen guten
Rennradfahrer hetzen durch die Region Yorkshire
Beobachtungsposten ergattern. „Yorkshire ist das Belgien von England“, meinte Tour-Organisator Christian Prudhomme in einer Anspielung auf die Begeisterung für den Radsport – doch im Grunde ist Yorkshire einfach gern Yorkshire. Die Zaungäste wurden mit kräftig gebrautem Tee und selbst gebackenem Kuchen bewirtet, literweise floss dunkelbraunes Ale, und in der Luft lag der Duft von Bacon-Sandwiches. Man hat sich allerdings angestrengt, ein wenig französisches Flair zu erzeugen. So mancher trug, was in England nach wie vor als typisch französisches Outfit gilt: Blau-weiß gestreiftes Shirt, einen falschen Schnurrbart, Barett und eine Halskette aus Zwiebeln. Die Tour peitschte an Kettlewell vorbei. Nur etwa 60 Sekunden nachdem wir die Ersten des Pelotons erspäht hatten, verschwanden die Letzten schon hinter einer engen Kurve und entlang der malerischen Straßen, die von mit Moos bewachsenen Steinmauern begrenzt werden. Für uns in Kettlewell war alles vorbei, doch man hofft, dass die Begeisterung langfristige Spuren hinterlässt.
Foto: Chris Cummins
BEOBACHTUNG: Chris Cummins
Nur etwa 60 Sekunden nachdem wir die Ersten des Pelotons erspäht hatten, verschwanden die Letzten schon hinter einer engen Kurve Radfahren boomt in England und der Besuch der Tour soll den Trend noch verstärken. In England fahren bereits 2,1 Millionen Erwachsene regelmäßig mit dem Rad. Das ist ein Plus von 132.000 Menschen im Vergleich zum Oktober des Vorjahres. Es gibt 1.800 lokale „Rides“, um die Menschen mit den Routen in ihrer Umgebung vertraut zu machen. Fast überall werden Hobbywettrennen angeboten. Das freut nicht nur die Medizinerinnen und Mediziner, die in England gegen Fettleibigkeit und Diabetes kämpfen, sondern auch angeschlagene ländliche Regionen wie die Yorkshire Dales, die eine neue Geldquelle im Radtourismus sehen. Wenn mehr Hobbyfahrende kommen, um durch die windumpeitschten Hügel und Moore zu radeln, könnte das viele Pubs aus ihrer Schläfrigkeit wecken. In Kettlewell werden die bunt gekleideten Radfahrenden zwar manchmal liebevoll als „lästige Wespen“ bezeichnet, aber ihre Anwesenheit bringt Hoffnung und Leben.
A Los Trabajadores Espanioles Unser Kolumnist entdeckt diesmal ein einzigartiges Radfahrer-Denkmal am Felsen von Gibraltar
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or einiger Zeit war ich mit meinem lieben Freund Joschi Reitinger-Laska, Gründer des Österreichischen Vereins für Touristik (ÖVT), in der Nähe von Gibraltar. Wir waren im Club Aldiana Alcaidesa ca. zwölf Kilometer nördlich von Gibraltar untergebracht. Fahrrad war keines aufzutreiben, daher wanderte ich den Strand entlang bis zum Felsen von Gibraltar, der sich aus dem Meer erhebt. Mit Gibraltar ist eine spannende Geschichte verbunden. Der Name leitet sich von der arabischen Bezeichnung „Dschebel Tarik“ ab, was „Berg des Tarik“ heißt. Tarik war ein maurischer Feldherr, der im Jahre 711 als erster der arabischen Eroberer in Gibraltar an Land ging. Vor den Arabern waren die Römer und Westgoten hier. Im Altertum bezeichnete man Gibraltar als eine der zwei Säulen des Herakles. Die zweite Säule ist der Berg Dschebel Musa in Marokko. Nach dem Sieg der katholischen Könige über die Mauren blieb Gibraltar bis 1704 spanisch. In diesem Jahr eroberten ihn die Engländer und zwar durch eine List: denn die spanische Besatzung des
Tour & Reise
Felsens wurde nicht im Morgengrauen, wie es der allgemeinen militärischen Taktik entsprach, angegriffen, sondern während der Siesta. Seit damals gehört Gibraltar zu England, was viele Spanier ärgert. Ich wanderte zur Grenzstation, die man auf dem Weg nach Gibraltar passieren muss. Dort entdeckte ich ein ca. vier Meter hohes Monument aus Bronze, das einen Radfahrer mit aufgekrempelten ärmeln und Kappe zeigt, der sein Fahrrad schiebt. Das Fahrrad ähnelt einem alten österreichischen Waffenrad. Am Sockel dieses Radfahrer-Denkmals, es ist das einzige, das ich kenne, steht auf Spanisch: „A Los Trabajadores Espanioles en Gibraltar“, was übersetzt heißt: „Gewidmet den spanischen Arbeitern in Gibraltar“. Dabei steht: 1. Mai 2003 als Datum für die Errichtung. Es soll an jene Arbeiter erinnern, die in früheren Jahrzehnten mit ihren Fahrrädern nach Gibraltar fuhren, um dort ihrer Tätigkeit nachzugehen. Auf das Wohlsein aller radelnden spanischen Arbeiter erhebe ich ein kleines Glas mit dem isotonischen Getränk Bier.
Roland girtler Der vagabundierende Kulturwissenschaftler und Universitätsprofessor schreibt regelmäßig an dieser Stelle
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Tag Termin 12.09.2014 3 19.09.2014 3 20.09.2014 9 20.09.2014 9 04.10.2014 12 04.10.2014 2 09.10.2014 4 16.10.2014 4 30.10.2014 4
Mit dem Rad Land und Leute kennenzulernen, liegt voll im Trend. Ob die Natur hautnah zu erleben oder Städte mit dem Rad zu erkunden unser Herbst-Programm 2014 lässt keine Wünsche offen.
1210 Wien, Wagramerstraße 181 Tel: 01 - 513 22 25 Fax: 01 - 513 22 25 DW 44 Email: rad@elitetours.at
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Reisecode 14ert0912 14ert0919 14ert0920 14ert0920 14ert1004 14ert1004 14ert1009 14ert1016 14ert1030
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Forum Leserbriefe zu Relaunch, StVO & Plus ⁄ Minus Seite 46
Reflektor: R. Seitl über die Sonne im Herzen Seite 47
# Relaunch # neue Website
# Radtourismus
Aushängeschild der Radfahr-Community Auf diesem Wege aber herzlichen Glückwunsch zum sehr, sehr gelungenen Relaunch – sowohl der DRAHTESEL als auch die neue Website sind ein tolles Aushängeschild einer immer größer und bunter werdenden Radfahr-Community. Und das ist im wahrsten Sinn des Wortes schön!
Drau oder Traun? Bei flüchtiger Durchsicht der letzten Ausgabe des DRAHTESEL ist mir im Artikel „Was Radtourismus braucht“ aufgefallen: dort wird ein Kärnter Traunradweg erwähnt. Dieser ist mir leider nicht bekannt; können Sie mir bitte helfen wo sich dieser befinden soll? Ich kenne nur den Traunradweg in Oberösterreich. Ich vermute jedoch viel mehr, dass es sich um einen Druckfehler handelt und richtig heißen soll: Drauradweg in Kärnten. Sollte dies zutreffen, empfehle ich – um derartige Peinlichkeiten zu vermeiden – zu lektorieren vor Drucklegung!
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Christian Gratzer (VCÖ – Mobilität mit Zukunft) Dringend erforderlicher Relaunch Eigentlich war der Relaunch des DRAHTESEL zwingend notwendig. Gut, dass es endlich passiert ist, fein im Sinne umweltfreundlicher Mobilität – es geht aufwärts, Gratulation! Thomas Blimlinger, Bezirksvorsteher 1070 Wien Landung im 21. Jahrhundert Endlich, endlich ist es passiert: der DRAHTESEL hat eine vernünftige Homepage. Gratuliere zur Landung im 21. Jahrhundert! Was mindestens so notwendig war wie der neue Webauftritt ist der Relaunch des Magazins, welches erst jetzt diese Bezeichnung auch verdient. Wem ist hier zu danken? Der Argus als Trägerin, der Redaktion oder im speziellen Herrn Bernold? Fakt ist, das Magazin ist sehens- und lesenswert geworden. Und das ist wichtig. Denn uns Radfahrenden ist gedient, wenn unsere Themen und Interessen von Profis aufgegriffen, recherchiert und publiziert werden. Weiter so! Mag. Claudia Aschour, 1160 Wien Endlich ein modernes Magazin „Großes Kompliment! Der DRAHTESEL ist fast nicht wiederzuerkennen. Der Relaunch ist euch gelungen: Endlich ein modernes Magazin mit spannenden Texten und ansehnlicher Bildsprache! Für eine NGO absolut oho! Mag. Uwe Mauch Tageszeitung KURIER
Prof. Dr. techn. Hans Hartl, 1140 Wien
# Strafen und StVO (DRAHTESEL 1 ⁄ 2014) Unterschiedliches Gefährdungspotenzial Dass bei manchen Verkehrsübertretungen von Radfahrenden Horrorbeträge verlangt werden, ist bekannt und schleunigst abzustellen (Paradebeispiel: Fahrrad biegt rechts bei Rot ab und zahlt dasselbe wie ein tonnenschwerer SUV, der bei Rot gerade noch über die Kreuzung kommt). Paradoxerweise ist in der Justiz diese Unterscheidung nach Gefährdungspotential nochmals verdreht, wie ich selbst erleben durfte: Ein entgegenkommender Rennradler brachte mich durch ein irrwitziges Bremsmanöver zu Sturz und zahlt für schwere Körperverletzung bei voller selbst zugegebener Schuld 50 Euro an die Republik (Diversion mit zwei Jahren Probezeit, meine kaputte Schulter bleibt wohl lebenslang). Gerhard Müller, 1030 Wien
# Fix It! Der Reparatur-Tipp (DRAHTESEL 2 ⁄ 2014) Leider ist die Einstellung einer V-Brake nicht immer so einfach, wie in dem Artikel dargestellt. Es kann sehr frustrierend sein, wenn man alle Möglichkeiten der Federeinstellschrauben herumprobiert, und die Backen öffnen immer noch so ungleichmäßig, dass sie schlei-
fen. Ursache dürfte die Verschmutzung durch den Bremsstaub sein. Zur Behebung braucht man Waschbenzin, erklärte mir ein Fahrradmechaniker in Berlin. Meiner Erfahrung zufolge ist das alle 5.000 bis 10.000 km der Fall. Mario Sedlak, 1220 Wien
# Lehrberuf Fahrradtechnik Zum Lehrberuf Fahrradtechnik und der ablehnenden Haltung der Arbeiterkammer (AK). Der seitens der Branche vorgelegte Entwurf für einen Lehrberuf enthält umfangreiche Kompetenzen gerade im Hinblick auf die immer komplizierter werdenden Fahrräder. In diesem Entwurf sind eben Ausbildungsinhalte wie der Umgang mit neuen Werkstoffen, mit elektrischen Antrieben, mit neuen Getriebearten und vieles mehr enthalten. Diese Inhalte entsprechen einer sehr umfangreichen Ausbildung, dies sieht aber leider die AK anders. In der Schweiz und in Deutschland gibt es dementsprechende Ausbildungen mit fast identen Inhalten. Warum dies in Österreich kein voller Lehrberuf sein sollte, ist schwer zu argumentieren. Stefan Praschl, Institut für Bildungs forschung der Wirtschaft
# Unfall mit Hund und die Strafe danach (Radkummerkasten, DRAHTESEL 2 ⁄ 2014) Hallo, habe diesen Artikel in Ausgabe 2 ⁄ 2014 gelesen und mich gefragt, wie es weiterging? Hat Hr. Ulrich denn nicht gegen die Strafe berufen? Mit freundlichen Grüßen Bernhard Holzbauer, 1040 Wien Antwort von Wolfgang Ulrich für die DRAHTESEL Redaktion Nachdem mein Rechtsanwalt zeitgerecht gegen die Strafe Einspruch eingelegt hat, wurde die Anzeige fallen gelassen. Ende August kommt es zu einer strafrechtlichen Verhandlung wegen schwerer Körperverletzung gegen den Hundeführer, zu der ich als Zeuge vorgeladen bin. Da der Hund nun doch keine Versicherung hat, wird nun mein
Anwalt nun auch am privatrechtlichen Weg bezüglich eines Schmerzengeldes bzw. Schadenersatz klagen ... Schaun wir mal, wie die ganze Sache ausgeht ... Wird sicher noch Monate dauern! LG, Wolfgang
# Plus ⁄ Minus: „Nevillebrücke, wozu die rote Farbe?“ (DRAHTESEL 1 ⁄ 2014) Ich persönlich bin der Meinung, dass die Einfärbung sehr wohl sinnvoll ist. Es handelt sich zwar um eine Fußgängerzone, also Fahrräder sind daher „nur geduldet“, aber wie jeder weiß, der innerstädtisch mit dem Rad unterwegs ist, ist das Vermischen von Fuß- und Radverkehr auf ein und derselben Verkehrsfläche ein Unsinn, da 1) Fußgänger keine eindeutige Flussrichtung einnehmen (ich bezeichne das mit „Verkehrsverhalten wie die Hendln“), mir als Fußgänger geht es oft genauso, dass ich eine Radverkehrsfläche nicht rechtzei-
tig erkenne, wenn sich diese nicht dort befindet, „wo sie hingehört“, nämlich auf die Fahrbahn. 2) Radfahrer, selbst wenn sie nicht schnell unterwegs sind, sich mit der drei- bis sechsfachen Geschwindigkeit wie Fußgänger voranbewegen. Es kommt auch darauf an, wie es nach der Fuzo weitergeht, ob sie dann an eine Fahrbahn anbindet bzw. ob danach ein Radstreifen weiterführt. Wenn dem so ist, dann ist das Freihalten der Verkehrsfläche für Radfahrer die einzig logische Folgerung. Natürlich kann man für das „rücksichtsvolle Miteinander“ plädieren, und sich freuen, dass man in der Fuzo überhaupt radeln darf. Im Sinne der Eindeutigkeit und der Vermeidung von Konfliktsituationen ist jedoch die klare Trennung von Fußgänger- und Radverkehr die bessere Lösung. Ing. Mag.art. Arif Dylgjeri, 1020 Wien
Die Redaktion freut sich über Diskussionsbeiträge und Leserbriefe. Bitte senden Sie uns Ihren Text unter Bekanntgabe ihres Namens an drahtesel@argus.or.at Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns Kürzungen vorbehalten.
Der Reflektor
Hab’ Sonne im Herzen Der deutsche Auswanderer aus den USA verbringt jährlich drei Monate in Europa. Sein wichtigstes Verkehrsmittel sei dabei das Fahrrad, betont er: „Es gibt keine intensivere Art, Natur, Kultur und Menschen zu erfahren“, sagt der Mitt-Sechziger in Shorts in der BettAnd-Bike-Pension mit leicht amerikanischem Akzent zu mir. Besser kann man es nicht sagen. Sonne, Wind und Regen auf der Haut, Weizenfelder duften, der Bach plätschert, im Wald krächzt ein Eichelhäher. Das Auge wandert die Hügel entlang zu fernen Bergketten. Mächtige Eichen säumen die Alleestraße. Am Seeufer glitzert die Sonne. Der Radweg begleitet den kühlenden Fluss eine Zeit lang. Alte Bauernhäuser umfassen die Angerwiese, Hühner und Gänse laufen aufgeschreckt von der Straße, Hunde kläffen den Radfahrern nach. Eine
barocke Ortskapelle, ein noch älteres Marterl am Wegrand. Fragen nach dem Weg zur Stadt, es wird in verschiedene Richtungen gedeutet. Woher man komme, wie lange man schon auf dem Rad unterwegs sei... Ein Plausch, der zu einer Einladung mit Tee und Kuchen führt. In der Stadt angekommen, kindliches Staunen über fremde Schönheit, das Fahrrad durch die Gassen schiebend. Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser, Paläste, Wehranlagen, Brunnen und Parkanlagen. So vieles, würdig zu betrachten! Und schließlich ein Haus mit freundlichen Menschen zur Übernachtung gefunden. Abends, ins Bett sinken, Ruhe im Herzen. Beim morgendlichen Frühstück die nächste Etappe besprechen. Neugierig was kommen mag, freudig auf den Sattel geschwungen! Der Tag wartet!
Reinhold Seitl ist Mediendesigner und Journalist in Wien. Er betreibt das FahrradTextportal bikeletter.at
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Forum
HAUPTSPONSOR
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13.+14. SEPTEMBER 2014 BABENBERGERSTRASSE 1010 WIEN W W W . ST REETL IFE- FESTIV A L.A T W W W . M O BI LITA ETSWOC HE.WIEN.A T
MI T FREUNDLICHER UNT ER ST Ü T Z U N G V O N
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Das Festival für Stadtmenschen!