S TA D T N AC H R I C H T E N F Ü R D R E I E I C H Donnerstag, 7. Januar 2016
Nr. 1 B
Regeln für die Zeit: Wie das Kirchenjahr den Alltag prägt Seite 2
Auflage: 18.450
Veranstaltungen: Kunst und Kultur in der Region Seite 5
Anzeigen: 06106 2839000 / www.dreieich-zeitung.de
Sonderthema: Schöner Leben und Wohnen Seite 4
Lou-Röder-Preis: lsb h sucht engagierte Frauen im Sport Seite 8
Beilagen heute:
Energiespartipp der Woche Die „Hessische Energiespar-Aktion“ ist ein Projekt des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung.
Schüsse auf Flüchtlingsunterkunft 23-jähriger Syrer leicht verletzt/Hintergründe liegen noch im Dunkeln DREIEICH. Fassungslosigkeit und Bestürzung haben zu Beginn dieser Woche in der 40.000-Einwohner-Stadt Einzug gehalten. Der Grund: In der Nacht zum Montag hat ein bislang unbekannter Täter gegen 2.30 Uhr mehrere Schüsse auf die Flüchtlingsunterkunft an der Dreieichenhainer Gleisstraße abgefeuert. Dabei wurde ein 23 Jahre alter Syrer im Schlaf von einem Projektil getroffen und leicht verletzt. Während er das Krankenhaus nach kurzer ärztlicher Behandlung wieder verlassen konnte, laufen die Ermittlungen der Polizei und des Hessischen Landeskriminalamts auf Hochtouren.
ist pla lgVerkaufen n oder vermieten mit
r! ba
Zur Aufklärung „dieser feigen Tat“, so der Hessische Innenminister Peter Beuth (CDU), wurde seinen Angaben zufolge eine 90-köpfige „Besondere Aufbauorganisation“ eingerichtet. Die soll die zurzeit noch völlig unklaren Hintergründe dieses Vorfalls erhellen, der Dreieich deutschlandweit in die Schlagzeilen der Presse und in den Fokus der Fernsehkameras gebracht hat. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, wollte Andrea Ackermann auf Anfrage der Dreieich-Zeitung weder einen fremdenfeindlichen Anschlag noch eine Beziehungstat oder einen Streit zwischen einzelnen Asylsuchenden ausschließen. Die Pressesprecherin des Polizeipräsidiums
Südosthessen konnte daher auch keine Angaben zu etwaigen Motiven oder der verwendeten Munition machen. Nur so viel sei klar: Die Schüsse wurden auf ein Fenster des Gebäudes abgegeben, hinter dem sich ein Schlafraum für vier Personen befindet. Genau deshalb spricht Nina Reininger aber auch von einem „gezielten Angriff“. Denn, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Darmstadt weiter: „Wenn jemand mit einer Waffe auf eine Unterkunft schießt, in der sich Menschen befinden, kann man das nicht anders bezeichnen.“ Doch auch Reininger gibt sich ansonsten bedeckt. Es seien
Erf o
Von Harald Sapper
IMMOBIL IE N https://immobilien.postbank.de/dreieich
Tel. 06103 / 5718660 Büro Dreieich
Spuren gesichert, Zeugen befragt, Untersuchungen angestellt und Gutachten in Auftrag gegeben worden. Erst nach Auswertung all dieser Informationen werde man klarer sehen – doch das könne „gut einen Monat dauern“. Sowohl Reininger als auch Polizeisprecherin Ackermann betonen allerdings, dass es bislang weder im Kreis Offenbach noch in Dreieich zu fremdenfeindli-
chen Vorfällen gekommen sei. Das ist auch Martin Burlon wichtig. „Wir haben bisher in Sachen Aufnahme und Integration von Flüchtlingen sehr positive Erfahrungen gemacht“, hebt der Erste Stadtrat hervor. Zahlreiche Bürger, Vereine und Kirchengemeinden kümmern sich seinen Angaben zufolge um die Asylbewerber. Dementsprechend habe es im Vorfeld auch keinerlei Anzeichen für eine derartige Tat gegeben. „Erneut traumatisiert“ Umso fassungsloser zeigt sich Burlon daher über die Vorkommnisse an der Gleisstraße: „Es ist besonders perfide, wenn Schutzsuchende durch solch eine Attacke erneut traumatisiert werden.“ Er war am Montagmorgen zum Tatort geeilt und hatte sich ein Bild von der Lage dort gemacht. Sein Eindruck: Die Bewohner des ursprünglich als Wohn- und Bürohaus genutzten Gebäudes, in dem seit Februar vorigen Jahres 30 Flüchtlinge untergebracht sind, waren aufgewühlt und verunsichert. „Sie stellen sich natürlich
Jourdanallee 16 · 64546 Mörfelden-Walldorf Telefon 06105 - 71055 Walter-Kolb-Straße 1 · 60594 Frankfurt am Main Telefon 069 - 26 48 78 08 info@hornivius.de
kirchengemeinde zusammengefunden hat. „Wir bieten den Flüchtlingen seit vergangenem August ein Lerncafé, in dem sie mit einer Eins-zu-eins-Betreuung Sprachunterricht erhalten, unterstützen sie aber auch bei vielen alltäglichen Dingen“, betont Irmhild Küchler im Gespräch mit der Dreieich-Zeitung, dass im Laufe der Monate eine
sehr herzliche Beziehung zwischen den Asylsuchenden und ihren ehrenamtlichen Helfern entstanden sei. Umso entsetzter hätten sie und ihre Mitstreiter daher auf den Anschlag reagiert und spontan eine Mahnwache am Dreieichenhainer Obertor organisiert. An dieser „stillen“ Demonstration beteiligten sich am Mon-
Weitere Solidaritätsdemo am Samstag geplant DREIEICH. Die Hengstbachstadt beherbergte Ende vorigen Jahres exakt 430 Flüchtlinge in ihren Mauern. Diese sind laut Martin Burlon „weitgehend dezentral im gesamten Stadtgebiet untergebracht“. Nach Angaben von Dreieichs Erstem Stadtrat verfügen zwölf Unterkünfte über 15 bis 30 Plätze, zudem kann die Kommune bei der Unterbringung von Asylbewerbern auf 50 kleinere Wohneinheiten für jeweils eine bis sieben Personen zurückgreifen.
Das Haus an der Gleisstraße, das nun Ziel der nächtlichen Attacke wurde, war Burlon zufolge „die erste große städtische
Lassen Sie Ihre Immobilie kompetent, kostenfrei und unverbindlich von unserem Dekrazertifizierten Sachverständigen für Immobilienbewertung D1 bewerten. Vereinbaren Sie einen Ortstermin und erfahren Sie den Wert Ihrer Immobilien ohne Kosten.
„FREMDENHASS – NEIN DANKE“: So lautete am Montagabend die Losung der Mahnwache am Dreieichenhainer Obertor, wo sich gut 250 Menschen bei einer „stillen“ Demonstration mit Flüchtlingen im Allgemeinen und den von mehreren Schüssen attackierten Asylsuchenden aus der Gleisstraße im Besonderen solidarisierten. (Foto: Jordan)
Einhellige Abscheu über skrupellosen Anschlag
„Gewalt kann nicht toleriert werden“
Wertermittlung
die Frage, ob sie hier bei uns tatsächlich sicher sind“, erklärt der Erste Stadtrat. Karin Scholl teilt diese Einschätzung Burlons. „Die betroffenen Menschen sind schon verschreckt, haben das Ganze aber dennoch relativ ruhig aufgenommen. Schließlich kommen die meisten von ihnen aus Syrien, wo Schüsse ja fast alltäglich sind“, betont die Leiterin des städtischen Integrationsbüros. Bei ihren Gesprächen mit den Bewohnern der aus zwei Gebäudeteilen bestehenden Unterkunft (im Haupttrakt sind vier Familien untergebracht, im attackierten Anbau leben 14 syrische Männer und ein Afghane) habe sie erfahren, dass „einige Bewohner einen Vermummten gesehen haben, der die Schüsse abgab“. Scholl hält es im Übrigen für wenig wahrscheinlich, dass interne Zwistigkeiten dem Anschlag zugrunde liegen: „Das ist eine sehr homogene und harmonische Gruppe, die Leute verstehen sich untereinander gut.“ Das ist nicht zuletzt auch einem engagierten Betreuerteam zu verdanken, das sich unter dem Dach der evangelischen Burg-
Unterkunft dieser Art“, und nie habe es dort oder andernorts Probleme gegeben. Und genau deshalb zeigen sich nun viele Bürger und Politiker entsetzt über die Tat. Hessens Innenminister Peter Beuth etwa ließ per Pressemitteilung verlauten, dass man diesen Angriff sehr ernst nehme: „Wir werden keinerlei Art von Gewalt gegen Schutzsuchende in Hessen dulden.“ Auch Beuths Parteifreund Hartmut Honka bezeichnete die nächtlichen Schüsse auf die Flüchtlingsunterkunft als „absolut unmögliches Ereignis“. Gewalt habe „in unserer Gesellschaft keinen Platz und kann nicht toleriert werden“, sagte der CDULandtagsabgeordnete. Ähnlich äußerte sich der Kreis-
beigeordnete Carsten Müller (SPD): „Ich verurteile diesen Vorfall auf das Schärfste, wünsche dem Verletzten eine rasche Genesung und hoffe, dass der oder die Täter schnell ermittelt werden.“ Im Übrigen geht Müller nicht von einer veränderten Gefährdungslage aus. „Feiger Mordversuch“ Noch deutlicher wird Alexander Kowalski. „Das war ein feiger, niederträchtiger und im Wortsinne asozialer Mordversuch“, fährt der Dreieicher FDPMann verbal schweres Geschütz auf. Es handele sich hierbei nicht nur um einen Anschlag auf Flüchtlinge, „sondern auch auf die vielen weltoffenen und
IHRE INDIVIDUELLE KÜCHE ZU TRAUMPREISEN!
Winter-Aktion N eue Kü chen zu Aus stel lun gsp re is e n ! Nur solange Vorrat reicht!
Gartenstraße 6 63225 Langen Tel. 06103 / 2 70 27 27 Mo.-Fr. 10.00 - 18.30 u. Sa. 9.00 - 14.30 Uhr
Hanauer Landstr. 220 2x ga n Ihrer z in 60314 Frankfurt Nähe Tel. 069 / 27 29 27 05 Mo.-Fr. 10.00 - 19.00 u. Sa. 10.00 - 16.00 Uhr
info@kuechenstudio-kurttas.de • www.kuechenstudio-kurttas.de
toleranten Dreieicher“. Sollte sich tatsächlich bestätigen, dass es sich bei den Schüssen um einen ausländerfeindlichen Bitte auf Seite 3 weiterlesen
tagabend etwa 250 Menschen. „Wir wollten ein Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen setzen und deutlich machen, dass etwaiger Fremdenhass bei uns keine Chance hat“, sagt Küchler. Während für sie also das Motiv für die Schüsse festzustehen scheint, wollen sich die Ermittler diesbezüglich wie erwähnt noch nicht festlegen. Um Licht ins Dunkel zu bringen, werden Zeugen, die zur Tatzeit oder auch in den Tagen zuvor verdächtige Beobachtungen gemacht haben und Hinweise auf den oder die Täter geben können, gebeten, sich mit der Kriminalpolizei in Offenbach, Telefon (069) 8098-1234, in Verbindung zu setzen.
FENSTER•WINTERGÄRTEN HAUSTÜREN•TERRASSENDÄCHER