S TA D T N AC H R I C H T E N F Ü R M Ö R F E L D E N - WA L L D O R F Donnerstag, 7. Januar 2016
Nr. 1 H
„Flurexponate“: Karl Jourdan zeigt die Schönheit der Natur Seite 2
Auflage: 13.030
Regeln für die Zeit: Wie das Kirchenjahr den Alltag prägt Seite 3
Anzeigen: 06106 2839000 / www.dreieich-zeitung.de
Sonderthema: Schöner Leben und Wohnen Seite 10
Veranstaltungen: Kunst und Kultur in der Region Seite 5
Lou-Röder-Preis: lsb h sucht engagierte Frauen im Sport Seite 8
Energiespartipp der Woche Die „Hessische Energiespar-Aktion“ ist ein Projekt des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung.
Schüsse auf Flüchtlingsunterkunft 23-jähriger Syrer leicht verletzt/Hintergründe liegen noch im Dunkeln Von Harald Sapper DREIEICH. Fassungslosigkeit und Bestürzung haben zu Beginn dieser Woche in der 40.000-Einwohner-Stadt Einzug gehalten. Der Grund: In der Nacht zum Montag hat ein bislang unbekannter Täter gegen 2.30 Uhr mehrere Schüsse auf die Flüchtlingsunterkunft an der Dreieichenhainer Gleisstraße abgefeuert. Dabei wurde ein 23 Jahre alter Syrer im Schlaf von einem Projektil getroffen und leicht verletzt. Während er das Krankenhaus nach kurzer ärztlicher Behandlung wieder verlassen konnte, laufen die Ermittlungen der Polizei und des Hessischen Landeskriminalamts auf Hochtouren. Zur Aufklärung „dieser feigen Tat“, so der Hessische Innenminister Peter Beuth (CDU), wurde seinen Angaben zufolge eine 90-köpfige „Besondere Aufbauorganisation“ eingerichtet. Die soll die zurzeit noch völlig unklaren Hintergründe dieses Vorfalls erhellen, der Dreieich deutschlandweit in die Schlagzeilen der Presse und in den Fokus der Fernsehkameras gebracht hat. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, wollte Andrea Ackermann auf Anfrage der Dreieich-Zeitung weder einen fremdenfeindlichen Anschlag noch eine Beziehungstat oder einen Streit zwischen einzelnen Asylsuchenden ausschließen. Die Pressesprecherin des Polizeipräsidiums
Südosthessen konnte daher auch keine Angaben zu etwaigen Motiven oder der verwendeten Munition machen. Nur so viel sei klar: Die Schüsse wurden auf ein Fenster des Gebäudes abgegeben, hinter dem sich ein Schlafraum für vier Personen befindet. „Gezielter Angriff“ Genau deshalb spricht Nina Reininger aber auch von einem „gezielten Angriff“. Denn, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Darmstadt weiter: „Wenn jemand mit einer Waffe auf eine
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Unterkunft schießt, in der sich Menschen befinden, kann man das nicht anders bezeichnen.“ Doch auch Reininger gibt sich ansonsten bedeckt. Es seien Spuren gesichert, Zeugen befragt, Untersuchungen angestellt und Gutachten in Auftrag gegeben worden. Erst nach Auswertung all dieser Informationen werde man klarer sehen – doch das könne „gut einen Monat dauern“.
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Sowohl Reininger als auch Polizeisprecherin Ackermann betonen allerdings, dass es bislang weder im Kreis Offenbach noch in Dreieich zu fremdenfeindlichen Vorfällen gekommen sei. Das ist auch Martin Burlon wichtig. „Wir haben bisher in Sachen Aufnahme und Integration von Flüchtlingen sehr positive Erfahrungen gemacht“, hebt der Erste Stadtrat hervor. Zahlreiche Bürger, Vereine und Kirchengemeinden kümmern sich seinen Angaben zufolge um die Asylbewerber. Dementsprechend habe es im Vorfeld auch keinerlei Anzeichen für eine derartige Tat gegeben. „Besonders perfide“ Umso fassungsloser zeigt sich Burlon daher über die Vorkommnisse an der Gleisstraße: „Es ist besonders perfide, wenn Schutzsuchende durch solch eine Attacke erneut traumatisiert werden.“ Er war am Montagmorgen zum Tatort geeilt und hatte sich ein Bild von der Lage dort gemacht. Sein Eindruck: Die Bewohner des ursprünglich als Wohn- und Bürohaus ge-
nutzten Gebäudes, in dem seit Februar vorigen Jahres 30 Flüchtlinge untergebracht sind, waren aufgewühlt und verunsichert. „Sie stellen sich natürlich die Frage, ob sie hier bei uns tatsächlich sicher sind“, erklärt der Erste Stadtrat. „Vermummter Täter“? Karin Scholl teilt diese Einschätzung Burlons. „Die betroffenen Menschen sind schon verschreckt, haben das Ganze aber dennoch relativ ruhig aufgenommen. Schließlich kommen die meisten von ihnen aus Syrien, wo Schüsse ja fast alltäglich sind“, betont die Leiterin des städtischen Integrationsbüros. Bei ihren Gesprächen mit den Bewohnern der aus zwei Gebäudeteilen bestehenden Unterkunft (im Haupttrakt sind vier Familien untergebracht, im attackierten Anbau leben 14 syrische Männer und ein Afghane) habe sie erfahren, dass „einige Bewohner einen Vermummten gesehen haben, der die Schüsse abgab“. Scholl hält es im Übrigen für wenig wahrscheinlich, dass interne Zwistigkeiten dem Anschlag zugrunde
„FREMDENHASS – NEIN DANKE“: So lautete am Montagabend die Losung der Mahnwache am Dreieichenhainer Obertor, wo sich gut 250 Menschen bei einer „stillen“ Demonstration mit Flüchtlingen im Allgemeinen und den von mehreren Schüssen attackierten Asylsuchenden aus der Gleisstraße im Besonderen solidarisierten. (Foto: Jordan) liegen: „Das ist eine sehr homogene und harmonische Gruppe, die Leute verstehen sich untereinander gut.“ Das ist nicht zuletzt auch einem engagierten Betreuerteam zu verdanken, das sich unter dem Dach der evangelischen Burgkirchengemeinde zusammengefunden hat. „Wir bieten den
Einhellige Abscheu über skrupellosen Anschlag Weitere Solidaritätsdemo am Samstag geplant DREIEICH. Die Hengstbachstadt beherbergte Ende vorigen Jahres exakt 430 Flüchtlinge in ihren Mauern. Diese sind laut Martin Burlon „weitgehend dezentral im gesamten Stadtgebiet untergebracht“. Nach Angaben von Dreieichs Erstem Stadtrat verfügen zwölf Unterkünfte über 15 bis 30 Plätze, zudem kann die Kommune bei der Unterbringung von Asylbewerbern auf 50 kleinere Wohneinheiten für jeweils eine bis sieben Personen zurückgreifen. Das Haus an der Gleisstraße, das nun Ziel der nächtlichen Attacke wurde, war Burlon zufolge „die erste große städtische Unterkunft dieser Art“, und nie habe es dort oder andernorts Probleme gegeben. Und genau deshalb zeigen sich nun viele Bürger und Politiker entsetzt über die Tat. „Absolut unmögliches Ereignis“ Hessens Innenminister Peter Beuth etwa ließ per Pressemitteilung verlauten, dass man diesen Angriff sehr ernst nehme: „Wir werden keinerlei Art von Gewalt gegen Schutzsuchende in Hessen dulden.“ Auch Beuths Parteifreund Hartmut Honka bezeichnete die nächtlichen Schüsse auf die Flüchtlingsunterkunft als „absolut unmögliches Ereignis“. Gewalt habe „in unserer Gesellschaft keinen Platz und kann nicht toleriert werden“, sagte der CDULandtagsabgeordnete. Ähnlich äußerte sich der Kreis-
beigeordnete Carsten Müller (SPD): „Ich verurteile diesen Vorfall auf das Schärfste, wünsche dem Verletzten eine rasche Genesung und hoffe, dass der oder die Täter schnell ermittelt werden.“ Im Übrigen geht Müller nicht von einer veränderten Gefährdungslage aus. „Feiger Mordversuch“ Noch deutlicher wird Alexander Kowalski. „Das war ein feiger, niederträchtiger und im Wortsinne asozialer Mordversuch“, fährt der Dreieicher FDPMann verbal schweres Geschütz auf. Es handele sich hierbei nicht nur um einen Anschlag auf Flüchtlinge, „sondern auch auf die vielen weltoffenen und toleranten Dreieicher“. Sollte sich tatsächlich bestätigen, dass es sich bei den Schüssen um einen ausländerfeindlichen Anschlag gehandelt hat, dann müsse man, so Kowalski weiter, „allen zeigen, dass es in Dreieich keine Toleranz für Intoleranz gibt“. „Todesopfer billigend in Kauf genommen“ Das sieht auch Barbara Cárdenas so. „Wer gezielt Schüsse auf ein bewohntes Haus abgibt, nimmt Todesopfer billigend in Kauf“, spricht die aus Dietzenbach stammende Landtagsabgeordnete der Linken von einem „skrupellosen Anschlag“. Zwar betont auch Cárdenas, dass man mit vorschnellen
Mutmaßungen vorsichtig sein müsse. Aber es sei in Anbetracht der Tatsache, „dass die Zahl der Angriffe gegen Flüchtlinge in Hessen 2015 um das Sechsfache gegenüber 2014 gestiegen ist, nicht abwegig, auch hinter dem Anschlag von Dreieich einen rechtsextremen Hintergrund zu vermuten“.
Flüchtlingen seit vergangenem August ein Lerncafé, in dem sie mit einer Eins-zu-eins-Betreuung Sprachunterricht erhalten, unterstützen sie aber auch bei vielen alltäglichen Dingen“, betont Irmhild Küchler im Gespräch mit der Dreieich-Zeitung, dass im Laufe der Monate eine sehr herzliche Beziehung zwischen den Asylsuchenden und ihren ehrenamtlichen Helfern entstanden sei. Umso entsetzter hätten sie und ihre Mitstreiter daher auf den Anschlag reagiert und spontan eine Mahnwache am Dreieichenhainer Obertor organisiert. An dieser „stillen“ Demonstration beteiligten sich am Montagabend etwa 250 Menschen.
„Wir wollten ein Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen setzen und deutlich machen, dass etwaiger Fremdenhass bei uns keine Chance hat“, sagt Küchler. Während für sie also das Motiv für die Schüsse festzustehen scheint, wollen sich die Ermittler diesbezüglich wie erwähnt noch nicht festlegen. Um Licht ins Dunkel zu bringen, werden Zeugen, die zur Tatzeit oder auch in den Tagen zuvor verdächtige Beobachtungen gemacht haben und Hinweise auf den oder die Täter geben können, gebeten, sich mit der Kriminalpolizei in Offenbach, Telefon (069) 8098-1234, in Verbindung zu setzen.
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„Das Problem heißt Rassismus!“ Von einer „sich stetig verschärfenden aggressiven Stimmung gegen Asylsuchende und täglichen Angriffen auf deren Unterkünfte“ sprechen im Übrigen auch die Organisatoren einer weiteren Demonstration, die unter dem Motto „Das Problem heißt Rassismus! Refugees Welcome!“ am Samstag (9.) um 14 Uhr am Bahnhof Dreieichenhain beginnt. Zeichen setzen Weiter heißt es in einer Ankündigung der Kundgebung: „Solche Taten passieren nicht im luftleeren Raum: Die öffentliche Debatte der jüngsten Zeit lässt jede Solidarität mit Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, vermissen. Diese rassistische Stimmung bietet den Nährboden für Übergriffe auf Unterkünfte und Gewalt gegen Menschen.“ Genau deshalb solle die Demo auch ein Zeichen der Solidarität setzen. Zusätzliche Infos gibt’s per E-Mail (solidaritaet.dreieich@gmail.com). (hs)
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