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S TA D T N AC H R I C H T E N F Ü R D I E T Z E N BAC H U N D H E U S E N S TA M M Donnerstag, 11. Februar 2016

Anleinpflicht: Ein alljährlich wiederkehrendes Streitthema Seite 2

Nr. 6 D

Auflage: 20.850

Naturschutz: Gründung einer Nabu-Ortsgruppe in Dietzenbach Seite 2

Gesamtauflage 218.420

Anzeigen: 06106 2839000 / www.dreieich-zeitung.de

Sonderthema: Entdecken, Erleben, Genießen

Stellenmarkt: Unser Sprungbrett für Ihre Karriere

Veranstaltungen: Kunst und Kultur in der Region

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Motorwelt: Golf Sportsvan auch als R-Line erhältlich Seite 10

Bildungsmesse: Große Info-Börse für junge Leute in Rodgau Seite 6

„Das kann man nicht ignorieren“ BI gegen „Ludwig“-Skulptur: Hunderte Unterschriften – Politik gelähmt? Von Jens Köhler DIETZENBACH. Wie soll der „Lego-Kreisel“ in Zukunft aussehen: Diese Frage erhitzt nach wie vor einige Gemüter in Dietzenbach. Ja, mehr noch: Sie bringt offensichtlich das Blut vieler Kreisstadt-Bewohner in Wallung. Fest steht: Mittlerweile hat es der Plan, die Comic-Figur „Ratte Ludwig“ als Skulptur auf die Mitte des Verkehrsrondells zu hieven, bis ins Hessen-Fernsehen geschafft. Auf seiner Regionalschiene berichtete RTL über den Streitfall. Auch der hr hatte in der vorigen Woche Bild- und Tonmaterial direkt am Kreisel eingefangen, um in der Hessenschau das Pro und Kontra in Sachen „Ludwig auf dem Steinberg“ zu beleuchten. Weitere Berichterstattung im hr-Magazin „Maintower“ soll folgen. Die Künstlerin Uschi Heusel, die der Stadtverwaltung Mitte vergangenen Jahres das Angebot gemacht hatte, die insgesamt – inklusive Steinsockel – 2,50 Meter hohe Plastik honorarfrei und mit Hilfe von Sponsoren zu gestalten, kann die entstandene Aufregung nicht

nachvollziehen. Dass eine Bürgerinitiative mit einer Unterschriftensammlung gegen ihr Vorhaben zu Felde zieht (die Dreieich-Zeitung berichtete), macht die gebürtige Dietzenbacherin nicht sprach-, aber gleichwohl fassungslos. „Einfach nur blödsinnig“ „Ich finde diesen Protest einfach nur blödsinnig. Es gibt eine Menge Dinge, die viel wichtiger sind. Über die könnte man sich aufregen“, betont Heusel und verweist darauf, dass sie ih-

THOMAS GRETSCHEL Wenn es um scharfes Sehen geht, sind Sie bei uns richtig beraten. L e i b n i z s t r. 1 5 Heusenstamm Te l . 06104 6 5 5 4 2 b r il l e n a t e l ie r - gr e t s chel. d e

rer Heimatstadt „ein Geschenk machen“ wolle. Eines, das den seit Jahren provisorisch markierten „Lego-Kreisel“ auf der Offenbacher Straße

nachhaltig aufhübschen und originell zur Geltung kommen lassen solle. Sie widme sich seit knapp 20 Jahren der Figur des Ludwig, den sie – hin und wieder in Begleitung anderer Tiere (sprich: mit Comic-Verwandtschaft) – schon auf unzähligen Bildern und Zeitungsseiten sowie in Büchern und Broschüren verewigt habe. Selbst ein Orientierungsleitfaden für Neu-Dietzenbacher sei mit der Nagerfigur in den Druck gegangen, erläutert Heusel. Ihr Kunstgeschöpf präsentiere sich weltoffen, tolerant, mit augenzwinkerndem Humor. Dass sich nunmehr eine Bürgerinitiative in kleinkarierter Manier an diesem Phantasie-Produkt abarbeite, sei geradezu grotesk. Mit dieser Quintessenz will sich die Malerin und Karikaturistin freilich nicht lange an den Kritikern festbeißen. Sie betont: „Ich habe vom Magistrat den Auftrag erhalten, mein Modell der Kreiselgestaltung in die Tat umzusetzen.“ Das Projekt, einschließlich der Suche nach Geldgebern, sei auf einem guten Weg. Doch eben diesen Weg zum Ziel will die vom ehemaligen Stadtrat Hans-Willi Willems ange-

führte BI durchkreuzen. Mit einer Unterschriftenliste, auf der sich bis Dienstag dieser Woche über 400 Signaturen „gegen den Ratten-Kreisel“ angesammelt hatten, wird versucht, Druck auf die städtische Verwaltungsspitze auszuüben. Denn die, mit Bürgermeister Jürgen Rogg an vorderster Front, hat nach Ansicht derjenigen, die gegen Heusels Skulptur-Plan mobil machen, einen Kardinalfehler begangen. Sobald Kunst in den öffentlichen Raum dränge und dort an exponierter Stelle zur Schau gestellt werden solle, müsse vorab auch öffentlich darüber gesprochen werden. Im stillen Kämmerlein... Doch der Magistrat, so der Vorwurf der BI, habe das Angebot der Künstlerin im stillen Kämmerlein angenommen und abgesegnet. Lediglich eine Modell-Vorstellung im Bauausschuss des Kommunalparlaments habe es gegeben, doch weitere Mitspracherechte der Stadtverordneten seien nicht vorgesehen. Dieses Verfahren sei ein Unding, monieren Willems und

Mit Angaben zu den Dimensionen und Überlegungen zur Formgebung hat die Künstlerin Uschi Heusel ihre Modellskizze „Ludwig auf dem Steinberg“ zu Papier gebracht. Eine Bürgerinitiative macht gegen die Planung mobil und hofft, einer alternativen Kreisel-Gestaltung den Weg zu bahnen. (Foto: sd) dessen Mitstreiter. Sie – und alle, die die Liste bislang unterzeichnet haben – stellen klar: „Wir sind für eine andere Gestaltung der bereits beschlossenen Lösung mit der übergroßen Ratte auf einem Steinhaufen und fordern den Magistrat beziehungsweise die Politik auf, einen Wettbewerb ins Leben zu rufen, an dem sich jeder Künst-

Nackte Stange am Wingertsberg Eine kleine Schilder-Episode

Gefragter Gesprächspartner, auch für das hr-Fernsehen: Hans-Willi Willems, Sprecher der BI, die das vom Magistrat abgesegnete Projekt der Kreiselgestaltung mit „Ratte Ludwig“ durchkreuzen möchte, zeigt sich vom Interesse, das er und seine Mitstreiter geweckt haben, tief beeindruckt. Seine Einschätzung: „Wir haben einen Nerv getroffen. Der Zuspruch ist groß.“ (Foto: Köhler)

DIETZENBACH. Wunder gibt es immer wieder... Das total ramponierte, nur noch ansatzweise von blauer Farbe „gezierte“ Schild, das an der SG-Kreuzung am Dietzenbacher Ortseingang auf die Partnerstädte „aufmerksam“ gemacht hatte, ist verschwunden. Nachdem die Dreieich-Zeitung den Missstand mit Foto und Text beleuchtet hatte, wurden Mitarbeiter der Stadtverwaltung aktiv und schraubten die „Hinweis“-Tafel von der Stange, die nun ein einsames, nacktes Dasein fristet. Wohlgemerkt: Beseitigt wurde eine Peinlichkeit, die über Jahre hinweg wie eine schlechte Visitenkarte in die Landschaft geragt hatte, unbemerkt oder schlichtweg ignoriert vom zuständigen Personal in den Reihen der Verwaltung und der Städtischen Betriebe. Die schriftliche Nachfrage im Rathaus, warum das hässliche Objekt so lange überleben konnte, blieb

unbeantwortet. Doch immerhin: Zur Zukunft in Sachen „Verschwisterungen“ und zur Öffentlichkeitsarbeit, die damit einhergehen sollte, wurde ein Antwortsatz übermittelt. Zitat: „Da weitere Städtepartnerschaften in den letzten Jahren entstanden sind, prüfen wir, die Hinweise – in welcher Form auch immer – auf verschwisterte Gemeinden zu aktualisieren.“ Soll wohl signalisieren: An der Schilder-, Plakat- und BriefkopfFront geraten die Dinge in Bewegung. Eine hübsche, prägnante Aufmachung, die Dietzenbachs internationale Verästelungen auf einen optisch ansprechenden Nenner bringt – das wär’ doch was. Die nackte Stange am Fuße des Wingertsberges braucht dringend etwas Schmückendes, Vorzeigbares. In diesem Sinne: Wunder gibt es immer wieder... (kö)

ler/Bürger mit Vorschlägen und Ideen beteiligen kann.“ Ästhetische Einwände gegen die Skulptur (es kursieren Vokabeln wie „plump“ und „uninspiriert“) sowie die Furcht, im Volksmund könne sich, sehr zum Schaden der Stadt, ein Stigma à la „Ratten-Rondell“ einbürgern: All diese Dinge, neben der angesprochenen Verfahrenskritik, machen die BIUnterstützer geltend. Willems zeigt sich zuversichtlich: „Wir merken, dass wir einen Nerv getroffen haben. Der Zuspruch ist groß, viele Menschen sprechen uns an, wollen auf der BI-Liste unterschreiben – und manche entwickeln sogar schon alternative Vorschläge, wie man die Kreiselmitte gestalten könnte. Mittlerweile gehen wir auf die 500er-

Marke zu. Innerhalb kürzester Zeit, ohne dafür offensiv mit Aktionen auf der Straße zu werben, haben wir diesen Zuspruch erreicht. Das kann man nicht ignorieren, daran können die Zuständigen im Rathaus nicht einfach so vorbeigehen“, zeigt sich Willems überzeugt. „Wir haben nichts gegen Uschi Heusel“ Er stellt klar: „Wir haben nichts gegen Uschi Heusel und ihre Arbeit. Aber das Verfahren, die Art und Weise, wie die ganze Sache eingefädelt wurde: Das ist aus unserer Sicht in höchstem Maße kritikwürdig.“ Enttäuscht zeigt sich Willems von der defensiven, seiner Meinung nach geradezu gelähmten Bitte auf Seite 2 weiterlesen


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Dz online 006 16 d by Dreieich-Zeitung/Offenbach-Journal - Issuu