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S TA D T N AC H R I C H T E N F Ü R D I E T Z E N BAC H U N D H E U S E N S TA M M Mittwoch, 1. März 2017

Nr. 9 D

Auflage: 20.850

Gesamtauflage 218.420

Anzeigen: 06106 2839000 / www.dreieich-zeitung.de

Kirchenwoche: Buntes Fest des Glaubens

Flüchtlinge: Klartext im Kombi-Komplex

Sonderthema: Schöner leben und wohnen

Stellenmarkt: Unser Sprungbrett für Ihre Karriere

Veranstaltungen: Kunst und Kultur in der Region

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Beilagen in Teilausgaben:

Verlosung: Karten für Jimmy Kelly gewinnen Seite 16

Ordnung dank „Aktenschlupp“ Rainer Gaub leitet das Heusenstammer Stadtarchiv Von Jens Hühner HEUSENSTAMM. Lehrjahre sind keine Herrenjahre, und deshalb lautet die Maxime: Augen zu und durch. Die Botschaft, die viele Erwachsene noch heute jungen Menschen mit auf den Lebensweg geben, ist vielleicht ein wenig angestaubt. Aber doch auch nicht ganz von der Hand zu weisen. So manches nämlich, was am Anfang einer Laufbahn vielleicht sogar gegen innere Wiederstände erlernt und dann jahrzehntelang nicht mehr benötigt wird, kann sich in späterer Zeit noch einmal als hilfreich erweisen. Gelernt ist gelernt: Von dieser Maxime profitiert nun auch Rainer Gaub. Der gebürtige Offenbacher wurde 2016 nach 50 Jahren im öffentlichen Dienst in das sogenannte dritte Lebensalter verabschiedet. Nun freut er sich, dass er trotz erlebter Digitalisierung unter dem Dach der Kreisverwaltung ein kleines Kunststück nicht vergessen hat: Den formvollendeten „Aktenschlupp“, in Behördenkreisen auch als „Archivknoten“ bekannt. Wenn Gaub, der von 1966 bis 2016 in Diensten des Kreises Offenbach stand, heute an drei Tagen in der Woche das Heusenstammer Rathaus betritt, dann ist das Wissen um den in der Verwaltungsausbildung erlernten „Seiltrick“ mehr als hilfreich. Dieser sorgt nämlich dafür, dass sortierte Papierbündel

nicht mehr durcheinandergeraten, sich für Lesezwecke aber unkompliziert entpacken lassen. Seit dem 1. September 2016 kümmert sich der Pensionär, dem nach eigenen Worten an einem sprichwörtlichen „Ruhestand“ reichlich wenig gelegen ist, ehrenamtlich um das Archiv der Schlossstadt. Für den Wahl-Heusenstammer, Gaub lebt seit 2007 in der Nähe des

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Bahnhofs, ist diese neue Tätigkeit eine Herausforderung. Denn von einem Grundinteresse für geschichtliche Zusammenhänge und die erforderlichen Neugier für neue Arbeitsfelder abgesehen, hatte der erfahrene Beamte in seiner langen Laufbahn mit kommunalen Archiven nichts zu tun. Gaub, der von Heusenstamms Fachdienstleiter Hendrik van Eck auf den vakanten Posten im

Rathaus aufmerksam gemacht wurde, war nach Abschluss seiner Lehre und einem Intermezzo im Kreisgesundheitsamt ab 1970 im Personalwesen des Kreises tätig – ab 1983 als stellvertretender, ab 1990 als Leiter des Personalamtes. Ab 2001 war er Chef der Stabsstelle „Strategische Personalprojekte“. In seiner Dienstzeit – das Goldene Jubiläum wurde am 1. Dezember 2016 öffentlich gewürdigt – hat Gaub sechs Landräte in vier verschiedenen Dienststellen erlebt. Und ebenso wie beim „Aktenschlupp“ schließt sich im Heusenstammer Rathaus für den heute 66-Jährigen ein Kreis: In den nunmehr von ihm betreuten Archivalien stößt er immer wieder auf Namen, mit denen er vor Jahren und Jahrzehnten selbst zu tun hatte. Die Leitung des Stadtarchivs in der von Bürgermeister Halil Öztas geführten Verwaltung war unbesetzt, nachdem im April 2016 der bisherige Archivar Jürgen Meyer verstorben war. Auf der Suche nach einem weiteren Tätigkeitsfeld für „die Zeit danach“ ließ sich Gaub für eine für ihn unbekannte und damit spannende Aufgabe gewinnen. Seit dem Spätsommer kommt er an drei Tagen (montags, mittwochs und freitags immer nachmittags) in jene Räume, in denen das historische Schriftgut

Heusenstamms deponiert ist. An den beiden anderen Werktagen engagiert sich Gaub in der Verwaltung des Eigenbetriebes „Rettungsdienst“ des Kreises Offenbach – auch dies ehrenamtlich. Die ersten Monate seines Wirkens hat der neue Archivar genutzt, um sich in die Struktur der umfangreichen Sammlung einzuarbeiten. Was gibt es, wie ist es sortiert, wie ist der Zustand? Auf diese Fragen hat sich Gaub Antworten erschlossen. Die Vielfalt der Unterlagen bezeichnet er als ganz erstaunlich, die Ordnung als hervorragend. Spätestens seit der gesamte Fundus in den Jahren 1958 bis 1975 unter der Regie des Rektors Alfred Dittrich und mit tatkräftiger Unterstützung der beim Hessischen Landkreistag angesiedelten „Beratungsstelle für Gemeindearchivpflege“ vollkommen neu geordnet wurde, hat zwischen Aktendeckeln und in dicken Einbänden das gesamte Archivgut seinen festen Platz. In detaillieren Findbüchern, in denen jedem Dokument eine feste Nummer zugeordnet ist, wird verzeichnet, was die Zeitläufte überstanden hat. Anhand dieser Wegweiser können bei einem Besuch nicht nur passionierte Heimatforscher schnell fündig werden. Auch Lehrer, die sich gemeinsam mit

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Alte Stempel und Briefbögen erzählen Geschichte: Das Spektrum reicht von Schreiben des „Kreisrathes“ an den „Bürgermeister zu Heusenstamm“ (1840) bis hin zu Papieren aus den 1920er Jahren (Volksstaat Hessen). Aber auch Auswanderer nach Amerika (ovales Bild, siehe Seite 2) haben ihre Spuren hinterlassen.

Schülern auf die Pfade der Lokalgeschichte begeben möchten, stoßen in den Findbüchern leicht auf interessante Anknüpfungspunkte. Dies gilt nicht zuletzt für Zeitgenossen, die sich zusätzliche Informationen über ihre anhand der Standesamtsregister und Kirchenbücher ermittelten Heusenstammer Vorfahren erschließen möchten. Gegliedert ist der Bestand, in dem sich auch historische Zeitungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert befinden, in mehrere Abteilungen. Das „Archiv I“ enthält in vier Stahlschränken Material aus der Zeitspanne „18. Jahrhundert bis 1945“. In dieser verlor die Herrschaft Heusenstamm anno 1806 ihre Selbstständigkeit, ehe der Ort zehn Jahre später dem Großherzogtum Hessen mit Sitz in Darmstadt zugeschlagen wurde. 1832 erfolgte dann die Eingliederung in den neuen Landkreis Offenbach – Gaubs späteren „Brötchengeber“. In die Epoche, die das „Archiv II“ (1946-1976) abdeckt, fallen die Erhebung Heusenstamms zur Stadt mit gerade einmal 5.500 Einwohnern sowie die Vorbereitung der Gebietsreform von 1977. Letztere brachte die Eingemeindung Rembrückens, dessen Aktenbestand alleine zwei Stahlschränke in „Gaubs Reich“ füllt. Die „Archive III und IV“ (1977 bis 1986/ab 1987) komplettieren den Bestand. Wer im Rathaus, dem geschichtsträchtigen Schloss derer von Schönborn aus den Baujahren 1663 bis 1668, auf Entdeckungsreise geht, die richtige Nummer ermittelt und den „Aktenschlupp“ erfolgreich gelöst hat, dem erschließt sich die mitunter fremde, auf jeden Fall

Vergangenheit entdecken: Stadtarchivar Rainer Gaub staunt auch selbst immer wieder über die Vielfalt und Fülle des überlieferten Schriftgutes im Rathaus der Schlossstadt. (Fotos: Hühner) aber spannende Welt der Altvorderen. Erbscheine und Vormundschaftsentscheide gewähren Einblicke in die Lebenswelt vergangener Tage. Andere Dokumente zeigen, wie sich die „große Geschichte“ etwa in Form von Kriegen im Alltag der Menschen niederschlug. Ein interessantes Beispiel: die Mobilmachung im Jahr 1939. Ein recht umfangreicher Fun-

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Historisch wertvoll: In den Beständen des Heusenstammer Stadtarchivs finden sich auch alte Zeitungen und Amtsblätter. Sie sind eine wahre Fundgrube für jeden Heimat- und Familienforscher.

dus führt auf die Spur der israelitischen Religionsgemeinschaft. Die Heusenstammer jüdischen Glaubens besaßen vor Ort einen eigenen Friedhof und eine 1938 zerstörte Synagoge. In den Unterlagen finden sich beispielsweise das Protokoll über die Wahl des Vorstehers Joseph Fürth im Jahr 1842 und Dokumente über den Streit zwiBitte auf Seite 2 weiterlesen


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