S TA D T N AC H R I C H T E N F Ü R D I E T Z E N BAC H U N D H E U S E N S TA M M Mittwoch, 22. Juni 2016
Nr. 25 D
Ab 2017: Kino-Renaissance in der Kreisstadt angekündigt Seite 2
Auflage: 20.850
Gesamtauflage 218.420
Umweltprojekte: Dietzenbach will Lotto-Topf anzapfen Seite 2
Anzeigen: 06106 2839000 / www.dreieich-zeitung.de
Sonderthema: Rund um die Gesundheit
Stellenmarkt: Unser Sprungbrett für Ihre Karriere
Veranstaltungen: Kunst und Kultur in der Region
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Energiespartipp der Woche Die „Hessische Energiespar-Aktion“ ist ein Projekt des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung.
Alte Zöpfe, junge Themen Zäsur „ohne Qualitätsverlust“: Halil Öztas hat sich im Rathaus eingelebt Von Jens Köhler HEUSENSTAMM. „Wenn ich frühmorgens durch den schönen Schlossgarten zur Arbeit ins Rathaus komme, dann steigt die Laune. Ich fühl’ mich hier sehr wohl. Mir macht die Aufgabe, die mir die Bürger übertragen haben, viel Freude. Es gab keine nennenswerten Startschwierigkeiten.“ So klingt es, wenn Halil Öztas im imposant-geräumigen Bürgermeister-Zimmer seine Zwischenbilanz formuliert. Knapp sechs Monate Dienstzeit als Aushängeschild der Heusenstammer Stadtverwaltung liegen nun schon hinter ihm, doch von einer schweren Last, die er mit sich herumschleppt, ist nichts zu spüren. Öztas wirkt just so aufgeräumt und couragiert wie in jenen denkwürdigen Herbsttagen des Jahres 2015, als ihm der Sensationscoup schlechthin gelang. Mit 55 zu 45 Prozent entschied er die BürgermeisterStichwahl gegen den CDU-Bewerber Uwe Giebl zu seinen Gunsten. Er, Halil Öztas: In Frankfurt aufgewachsener Sohn türkischer Eltern, Sozialdemokrat, 38 Jahre jung... Ein Profil, das noch wenige Wochen vor dem Urnengang wie ein Stigma wirkte. Frei nach dem Motto: „So einer? Der kann doch im schwarzen Heusenstamm keinen Blumentopf gewinnen.“ Denkste. In der ihm eigenen Art, mit jungenhaftem Charme, verbindlich-freundlich im Ton, zugleich aber auch sehr diszipliniert, ehrgeizig, zielstrebig und mit wohlüberlegt gesetzten Worten: So hat der damalige Außenseiter das Feld aufgerollt, Sympathiepunkte gesammelt, politische Wechselstimmung erzeugt – und die Ernte eingefahren. Und just so, mit all den Attributen, die ihn für die Mehrheit der Schlossstädter zur ersten Wahl machten, sitzt er mir nun auch im Interview gegenüber und sinniert ein wenig über sein erstes halbes Jahr in offizieller Mission. Nein, der berufliche Schritt hinaus aus der Kanzlei mit der Aufschrift „Wirtschaftsanwalt“ und hinein ins
Büro mit dem BürgermeisterSchild an der Tür – das sei gar nicht der große Spagat gewesen, den manche Leute ihm vorhergesagt hätten. „Ich hab’ nette und kompetente Mitarbeiter. Die Vorlagen sind in Ordnung, das Einlesen klappt. Diese Form von Aktenstudium kenn’ ich, die ist mir vertraut, und so bin ich hier auch recht schnell in die unterschiedlichen Themen reingekommen“, erzählt Öztas aus seinem Arbeitsalltag. Es folgt ein verbales Ausrufezeichen: „Ich glaube, sagen zu können, dass der Übergang reibungslos war und dass das Amt des Bür-
Ladengeschäft am toom Markt/Rewe Center gegenüber Tankstelle
germeisters ohne Qualitätsverlust übertragen und weitergeführt wurde.“ So spricht einer, dem es nicht an Selbstvertrauen mangelt. Einer, der zwar zeitliche Einschnitte für das Familienleben mit seiner Frau und den beiden Kindern durchaus registriert („Da muss man schon öfter mal flexibel jonglieren, um sich ein paar Stunden für private Dinge freizuschaufeln“), der aber zugleich auch die menschlich-angenehmen Seiten seines noch jungen Bürgermeisterdaseins zu schätzen weiß. „Wenn ich zu älteren Menschen komme, um zu runden Geburtstagen zu gratulieren... Und wenn die mir in gemütlicher Runde erzählen, wie es im Ortskern vor 50 oder 60 Jahren aussah und wie sich Heusenstamm seither entwickelt hat... Dann ist das für mich spannend, weil ich doch einige Zusammenhänge hinterher besser einordnen kann.“ Apropos: Die großen Zusammenhänge und die kleinen Verästelungen der Kommunal-
politik – Öztas kann sie wie auf Knopfdruck herunterbeten. Die Haushaltskonsolidierung, das Bemühen um neue Wirtschaftsansiedlungen, der (soziale) Wohnungsbau, die Integrationsarbeit für und mit Flüchtlinge(n)... Auch den Bereich „Infrastruktur für den Nachwuchs“ zählt er zu den Kernthemen, die auf seiner Agenda ganz oben stehen. Schwierige Finanzlage Dass die Elterngebühren für Kindergartenplätze schrittweise abgesenkt werden und eines Tages komplett der Vergangenheit angehören sollen: An dieser Zielvorgabe, die er im Bürgermeisterwahlkampf stark betont hatte, will Öztas trotz der schwierigen finanziellen Gemengelage festhalten. Er unterstreicht: „Das braucht seine Zeit. Vor 2018 kriegen wir da höchstwahrscheinlich keinen Einstieg hin. Das Land Hessen muss auch mitspielen und die Kommunen entlasten. Aber grundsätzlich ist das Ziel, frühkindliche Bildung gebührenfrei zu stellen, aus meiner Sicht eine Sache, die ganz logisch auf der Hand liegt und deshalb konsequent angegangen werden sollte.“ Auch an einem weiteren „jungen Thema“, mit dem er vor der Wahlentscheidung im vergangenen Jahr aufhorchen ließ (Jugendarbeit in die Stadtmitte verlagern, Juz aus der Randlage ins Zentrum holen), möchte der Nachfolger von Peter Jakoby festhalten. Er bekräftigt: „Das war keineswegs nur mal eben so locker dahingesagt. Ich lote derzeit einen Ansatz in diese Richtung aus. Möglicherweise entwickelt sich da schon in absehbarer Zeit etwas Konkretes.“ Die Tatsache, dass im Stadtparlament ein Bündnis von SPD, Freien Wählern und Grünen zusammengefunden hat und versucht, ihm den Rücken zu stär-
ken: Damit kann Öztas natürlich gut leben. Doch in scharfe Blockkonfrontation, dieser Nachsatz folgt prompt, werde er sich ganz gewiss nicht einspannen lassen. Das Credo „Ich bin Bürgermeister aller Heusenstammer“ schwebt über all den parteipolitischen Fragen und lässt kaum Raum für verbale Schärfe oder gar Provokationen. Nur eine kleine, feindosierte Anmerkung lässt sich Öztas entlocken. Es geht um alte Zöpfe, die abgeschnitten wurden: „Die Zeiten, in denen hier in Heusenstamm eine Partei alleine entscheiden konnte – diese Zeiten sind vorbei.“ Die örtliche CDU darf sich angesprochen fühlen. Ihre führenden Köpfe wussten wohl lange Zeit nicht so recht, wie sie das „Phänomen Öztas“ einordnen sollten. Ein Aufsteiger der Kategorie „kometenhaft“, der mehr Schein als Sein verkörpert? Einer, dem im Räderwerk der Verwaltung schnell ein Großteil seiner Strahlkraft abhanden kommt? Nicht erprobt in kommunalpolitischen Stürmen, wenig geeignet für die Herausforderungen, die die Wahlperiode bis 2021 bescheren wird? Mittlerweile, nach knapp 200 Tagen im Amt, wirkt Öztas nicht wie einer, der sich ein Etikett à la „Leichtgewicht“ aufdrücken lässt. Im Gegenteil: Selbstbewusst, mit juristischer Geschmeidigkeit und doch klar umrissenen Vorstellungen von Vorhaben, die er angehen und abarbeiten will – so widmet sich der passionierte Fan des runden Leders (Ex-Schiedsrichter und bald auch Ex-Richter auf der Fußball-Verbandsebene, „denn das schaff’ ich zeitlich nicht mehr“) seinen Aufgaben als Rathaus-Oberhaupt. Zu Öztas’ Freundeskreis zählt der ehemalige Dietzenbacher Bürgermeister Stephan Gieseler (CDU). Er gehe davon aus, dass der Heusenstammer Senkrecht-
Seit knapp 200 Tagen steht Bürgermeister Halil Öztas an der Spitze der Heusenstammer Stadtverwaltung. Zeit, ein Zwischenfazit zu ziehen. Der SPD-Mann stand der Dreieich-Zeitung Rede und Antwort. (Foto: jo)
starter mit seiner Gewissenhaftigkeit und seinem Charisma ein guter Repräsentant der Stadt sein werde. Und dass er, wenn er sie denn anstrebe, von den Wählern eine zweite Amtszeit „verordnet“ bekomme. Derart launig und zuversichtlich hatte Gieseler die Perspektiven skizziert, als Öztas Ende vergangenen Jahres in der Martinsee-Halle einen „großen Bahnhof“ genoss und ins Amt eingeführt wurde. Die Parallelen sind auffällig: Auch Gieseler, Anwalt wie Öztas und als Außenseiter in die Dietzenbacher Bürgermeisterwahl des Jahres 2001 gegangen, hatte seinerzeit für eine faustdicke Überraschung gesorgt und – freilich unter umgekehrten Farb-Vorzeichen – die Dominanz der Sozialdemokraten an der Verwaltungsspitze beendet. Der Einschnitt sollte Folgen haben. Seit nun schon 15 Jahren ist der Bürgermeistersessel in der Kreisstadt kein Thema für die SPD. Der einstige Erbhof: Geschichte. Weit, weit weg. Die Partei dümpelt, ziemlich
schwach auf der Brust, durch den parlamentarischen Alltag. Magere 21,3 Prozent der Stimmen verbuchte sie bei der Kommunalwahl im vergangenen März. Wer hätte das gedacht? In Heusenstamm weht ein anderer Wind, dort segeln die Genossen plötzlich in ungewohnten Sphären. Doch das Szenario „losge-
löst von jedweder Bodenhaftung“ ist kein Thema. Öztas wirkt geerdet, zufrieden damit, wie sich die Dinge in den zurückliegenden Monaten entwickelt haben. Eine positive Grundhaltung, eine Prise ungläubiges Staunen (wohl noch immer, trotz des größer gewordenen Abstands zum Wahltag) und eine nüchtern-professionelle Sicht auf all die Dinge, die ihm als Bürgermeister tagtäglich begegnen: Mit diesem Credo, so hat’s den Anschein, fährt der Amtsinhaber bislang gut.
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