S TA D T N AC H R I C H T E N F Ü R D I E T Z E N BAC H U N D H E U S E N S TA M M Donnerstag, 22. Oktober 2015
Bauverdichtung: Wohnen hinter hohen Wänden in Dietzenbach Seite 3
Nr. 43 D
Auflage: 20.135
Göpferthaus: Rogg spricht von „scheinheiliger“ CDU-Position Seite 5
Anzeigen: 06106 2839000 / www.dreieich-zeitung.de
Sonderthema: Rund um die Gesundheit
Kulturkalender: Konzerte, Lesungen und Ausstellungen in der Region Seite 7
Seite 4
Rock & Pop: Sprungbrett für ambitionierte Bands
Energiespartipp der Woche Die „Hessische Energiespar-Aktion“ ist ein Projekt des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung.
Seite 10
„Ein unhaltbarer Zustand“ Dietzenbach: Kritik an Merkel – Heusenstamm: „Auf dem Pulverfass“ Von Jens Köhler KREIS OFFENBACH. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe mit ihrer mehrfach bekräftigten Grundsatzhaltung beim Thema „Flüchtlinge/Massenzuwanderung“ de facto „das Grundgesetz außer Kraft gesetzt“. Entstanden sei eine außer Kontrolle geratene Situation: Eine Misere, die die Kommunen im Hinblick auf die Unterbringung der zuströmenden Menschen auszubaden hätten. Dabei seien die „Phrasen“ der führenden politischen Kräfte des Landes nicht hilfreich. Im Gegenteil: Sie wirkten in Anbetracht der mannigfaltigen Probleme und der unabsehbaren Perspektiven wie Hohn. So klingt der Tenor, wenn Dietzenbachs Bürgermeister Jürgen Rogg (parteilos) mit Merkels Parole „Wir schaffen das“ abrechnet und die Kanzlerin unter Verweis auf den Grundgesetz-Artikel 16a, Absatz 2 (Stichwort: Einreise über „sichere Drittstaaten“), frontal angreift. Dass die Europäische Union an ihren Außengrenzen keine geordnete Personenkontrolle gewährleisten kann, dass sich rechtsfreie Räume mit unkontrollierten Wanderungsbewegungen etabliert haben und dass die Frage „Zuzug von Millionen Menschen nach Deutschland in diesem und in
den kommenden Jahren?“ von den Regierenden in Berlin mit einer Mischung aus Sprachlosigkeit und Achselzucken beantwortet wird: Das alles frustriert den Verwaltungschef der Kreisstadt zutiefst. Angespannte Lage öffnet Ventile Die Situation ist bezeichnend: Dass ein Bürgermeister es wagen würde, der ranghöchsten Vertreterin der deutschen Exekutive öffentlich vorzuwerfen, Rechtsbruch zu tolerieren oder gar herbeizureden – das galt bis
Ladengeschäft am toom Markt/Rewe Center gegenüber Tankstelle
vor Kurzem als nahezu undenkbar. Doch die angespannte Lage öffnet Ventile. Rogg gab seinen Gemütszustand zu erkennen, als er in der vorigen Woche in einer Pressekonferenz einen Text mit folgender Passage an die Medienvertreter verteilen ließ: „Wir in den Kommunen sind das letzte Glied in der Kette. Wir haben nicht den ge-
ringsten Einfluss, wir können nur noch reagieren und nicht mehr wirklich agieren. Jeder Plan kann nächste Woche schon wieder über den Haufen geworfen werden. Das ist ein unhaltbarer und auf Dauer nicht tragbarer Zustand. Nicht für die Verwaltung, nicht für die Bevölkerung, nicht für die ehrenamtlichen Helfer und letztlich auch nicht für die betroffenen Flüchtlinge“ – Zitat Ende. Rogg hatte den Termin anberaumt, um die Nachricht „In Dietzenbach werden Notunterkünfte eingerichtet“ zu verkünden. Sein Sachstandsbericht: In Anbetracht des anhaltenden Zustroms von Menschen, die auf eine Bleibe-Perspektive in Deutschland hofften, und angesichts der Vorgabe „Zeltlager schrittweise räumen – den Umzug in winterfeste Räumlichkeiten forcieren“ wachse der Aufnahmedruck in den Kommunen. Auch Dietzenbach sei betroffen. Deshalb habe der Magistrat beschlossen, provisorische Notunterkünfte einzurichten. In einem ersten Schritt würden die ehemalige Kindertagesstätte „Villa Kunterbunt“ an der Gießener Straße (Hexenberg) und das einstige Hortgebäude auf dem Kita-Gelände an der Martinstraße (Steinberg) für diesen Zweck in Beschlag genommen. In einer weiteren AufnahmeEtappe, die absehbar sei, kämen die Mehrzweckräume des Wolf-
Warum Opfer von Senioren und Vereinen fordern? Das fragen CDU und FDP – ihr Tenor: „Es gibt andere Optionen“ DIETZENBACH. Werden alsbald die Mehrzweckräume der Senioren-Wohnanlage an der Marktstraße (Wolfgang-Thüring-Haus) und die komplette Seniorenbegegnungsstätte in der Westend-Siedlung (Reinhard-Göpfert-Haus) als Notunterkünfte für Kriegs- und Armutsflüchtlinge in Beschlag genommen? Der Dietzenbacher Magistrat hat entsprechende Optionen im Visier. Darüber informierte Bürgermeister Jürgen Rogg in einer Pressekonferenz (siehe Artikel auf Seite 1: „Ein unhaltbarer Zustand“). Doch bei den örtlichen Christund Freidemokraten stoßen die Pläne, an der Marktstraße im Bedarfsfall kurzfristig rund 20 und im Westend bis zu 40 Menschen einzuquartieren – diese Größenordnungen wurden von Rogg genannt –, auf scharfe Kritik. Tenor in den Reihen von CDU und FDP: Statt rege genutzte und liebgewonnene Treffpunkte für ältere Menschen und Vereine zu kassieren und mit der Problematik „Ersatzräume?“ ein großes Fass aufzumachen, solle doch lieber auf leerstehende Immobilien in den örtlichen Gewerbegebieten zurückgegriffen werden. „Dort gibt es entmieteten Wohnraum, welcher ohne große Umbaumaßnahmen eine menschenwürdige Unterbringung ermöglichen würde. Es gibt keine nachvollziehbare Be-
gründung seitens des Magistrats, warum man die Prioritäten zuerst bei Immobilien setzt, die von Vereinen genutzt werden“, kritisiert Ex-Bürgermeister Stephan Gieseler in seiner Funktion als Vorsitzender des CDU-Stadtverbands. Seiner Ansicht nach gefährdet die im Rathaus propagierte Marschroute die „Willkommenskultur“. Missstimmung und eine sozial aufgeheizte Debatte würden riskiert. Von der Entwicklung überrollt Ins gleiche Horn bläst sein FDPKollege Artus Rosenbusch. Mehrere Objekte in den Gewerbegebieten kämen als potenzielle Notunterkünfte in Frage. Doch der von Rogg angeführte Magistrat werde ganz offensichtlich von der Entwicklung überrollt. Auch deshalb, weil nicht rechtzeitig und mit dem nötigen Kosten-Bewusstsein geplant und gehandelt worden sei. „Es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob ich ein vorhandenes Gebäude wohnfähig mache – so wie beispielsweise den seit Jahren leerstehenden ExVerwaltungstrakt der Ernst-Reuter-Schule –, oder mit ständig steigenden Kosten neu baue“, gibt Rosenbusch zu bedenken. Versäumnisse auf diesem Sektor hätten „den Dietzenbacher
Steuerzahler bereits 550.000 Euro gekostet“, moniert der CDU-Fraktionsvorsitzende Helmut Butterweck. Der Bürgermeister verteidigt jedoch das Handeln der städtischen Verwaltungsspitze und attackiert die seiner Ansicht nach konfuse Haltung der Bundesregierung, die beim Thema „Massenzuwanderung“ chaotische Zustände (mit-)herbeigeführt habe. Bitte auf Seite 2 weiterlesen
gang-Thüring-Hauses an der Marktstraße und das ReinhardGöpfert-Haus in der Westendsiedlung in Betracht. Platz für insgesamt knapp 100 Personen böten die vier namentlich genannten Domizile, erläuterte der Bürgermeister. „Wir spielen alle Szenarien durch“ Grundsätzlich würden derzeit alle städtischen Liegenschaften auf die Option „Als Notunterkunft nutzbar?“ abgeklopft. Auch das Bürgerhaus sei keine heilige Kuh: „Wir spielen alle Szenarien durch“, betonte Rogg. Vermeiden wolle der Magistrat das Szenario „Bettenlager in Dietzenbacher Turnhallen“. Würde beispielsweise die Philipp-Fenn-Halle an der Rodgaustraße dem Schul- und Vereinssport auf unbestimmte Zeit entzogen, „so wäre das der GAU“, verdeutlichte Rogg, mit welcher Erwartungshaltung die Verwaltungsspitze in die Zukunft blickt. Er verwies auf die geplanten Gemeinschaftsunterkünfte („das sind keine Provisorien, sondern Bauten mit mittelfristiger Perspektive“), die die Stadt an der Lise-Meitner-Straße für 100 Personen und der Kreis Offenbach an der verlängerten Ober-Rodener Straße für zirka 120 Menschen planten. Nach der Fertigstellung der Häuser, voraussichtlich Mitte bis Ende 2016, werde in Dietzenbach Wohnraum für etwa 400 Zufluchtsuchende zur Verfügung stehen. Das wäre dann eine Vervierfachung der Kapazitäten im Vergleich zur aktuellen Situation, rechnete der Bürgermeister vor. Doch immer wieder relativierte er seine Aussagen, frei nach dem Motto: „Alles unter Vorbehalt, seriöse Vorhersagen sind nicht möglich, eventuell stoßen wir 2016 in andere Dimensionen vor.“ Die Dietzenbacher Flüchtlingshilfe, die mittlerweile nahezu 200 Menschen mit der Bereitschaft, sich auf freiwilliger Basis zu engagieren, auf ihren Namenslisten verzeichnet habe,
DER FREUNDESKREIS KOSTJUKOVITSCHI, der seit 1990 humanitäre Unterstützung für Menschen in dem gleichnamigen weißrussischen Provinzstädtchen organisiert, hat eine neue Führungsspitze gekürt. Zum Nachfolger von Dr. Dörte Siedentopf, die ein Vierteljahrhundert lang die Geschicke des Dietzenbacher Zirkels maßgeblich mitbestimmt und geprägt hat, wurde der ehemalige Erste Stadtrat Dietmar Kolmer gewählt. Dessen Tenor: Was Siedentopf, die ihren Lebensmittelpunkt jetzt nach Berlin verlegt habe, mit unermüdlichem Einsatz auf der Schiene der Begegnung und Solidarität geleistet habe... Ja, das verdiene höchsten Respekt und Anerkennung. An das erfolgreiche Wirken wolle der neue Vorstand anknüpfen. Insbesondere die Ferienaufenthalte weißrussischer Kinder in Dietzenbach (rund 1.000 Teilnehmer in den zurückliegenden 25 Jahren) seien von großer Bedeutung und sollten als Herzstück der Vereinsarbeit weiter gehegt und gepflegt werden. Zur Erinnerung: Kostjukovitschi, das seit sechs Jahren auch im Rahmen einer offiziellen Städtepartnerschaft mit Dietzenbach verbandelt ist, war 1986 nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl vom radioaktiven Niederschlag betroffen. Das Ereignis hatte einschneidende Folgen für die Gesundheit der Menschen und das soziale Leben in der Region. Bis heute wirkt „das Erbe von Tschernobyl“ nach. Der Freundeskreis versucht mit seinen Aktivitäten, als Stabilisator und Impulsgeber eine Brücke von West nach Ost zu bauen. Das Foto zeigt den Vorstand nach Siedentopfs Ausscheiden, von links: Günter Hofmann (Schatzmeister), Tine Hofmann (stellvertretende Vorsitzende), Dietmar Kolmer (Vorsitzender) und Rita Roloff (Schriftführerin). (kö/Foto: fk)
sei in Anbetracht der fragilen Situation ein Segen. Humanitäre Zuwendung und Unterstützung bei der Alltagsbewältigung: Die öffentliche Hand wäre mit ihrem Personal nie und nimmer in der Lage, dieses weite Aufgabenfeld zu beackern. „Gäbe es die ehrenamtlichen Helfer nicht... Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es dann weitergehen würde“, gestand Rogg freimütig. ••• Ähnlich sind die Rahmenbedingungen in der Nachbarstadt Heusenstamm. Dort befindet sich ein mittlerweile rund 50 Personen umfassendes HelferNetzwerk im Aufbau. Es gibt verschiedene Arbeitsgruppen, die sich unterschiedlichen Schwerpunkten widmen: Patenschaften für Neuankömm-
linge übernehmen, Hilfe beim Erlernen der deutschen Sprache gewähren, Kontakte knüpfen im „Begegnungscafé“, eine Hausaufgaben-Betreuung für Schulkinder aufbauen – und um Mobilität kümmert sich die Fahrrad-Werkstatt. Nahezu eine Verdoppelung bis Ende 2015 Diese Struktur sei entstanden und für die Kommune „Gold wert“, unterstrich Bürgermeister Peter Jakoby (CDU), als er vor Wochenfrist im Rahmen einer Info-Veranstaltung im Saal für Vereine vor knapp 100 Zu-
hörern über die Heusenstammer Pläne in Sachen „Gebäude und Belegung“ berichtete. Zentrale Kennziffern: Etwa 100 Kriegs- und Armutsflüchtlinge seien derzeit offiziell vor Ort registriert. Die Asylbewerber lebten in der Gemeinschaftsunterkunft des Kreises an der Industriestraße und in angemieteten Wohnungen. Die in Aussicht gestellten Zuweisungszahlen ließen bis Ende 2015 nahezu eine Verdoppelung beim Thema „benötigte Plätze“ (für dann etwa 180 Personen) erwarten. Außerdem sei nicht absehbar, ob und wie die Bitte auf Seite 2 weiterlesen
Wir erstatten Ihnen die Parkgebühr für 1 Std. mit einem Taler*
Herbst-Gutschein Ab sofort erhalten Sie vom 22.10. bis einschl. 30.10.2015
15 %
Rabatt auf einen Artikel Ihrer Wahl**
* sammeln Sie 30 Taler und Sie erhalten einen 10 Euro Gutschein für Ihren nächsten Einkauf. ** ausgenommen Sonderangebote, verschreibungspflichtige Arzneimittel und Kundenkartenrabatt. Ausgenommen sind auch Produkte der Firma SkinCeuticals. Gültig bis einschl. 30. Oktober 2015. - Bitte Anzeige ausschneiden u. mitbringen • Pro Tag und pro Kunde ist nur 1 Gutschein gültig •