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Nr. 46 D · 17. November 2011

Dreieich-Zeitung Dietzenbach | Heusenstamm

Moderne Einkaufswelt: In Steinberg plant ein Investor. Das Stadtparlament signalisiert: „Vergiss’ die Kleinen nicht.“ Weiter auf Seite 7

Die „Erblast der Ära Walter“ treibt die Grünen im Kreistag um. Aktuell geht es um die dramatischen Verluste in Höhe von mindestens 18 Millionen Euro, die der Kreis Offenbach bisher bei zwei Immobilien-Anlage-Projekten im Osten Deutschlands erlitten hat. Weiter auf Seite 6

Neue Kooperation: Die Dreieich-Zeitung fungiert ab sofort als exklusiver Medienpartner der Langener Basketballer. Weiter auf Seite 5

Boxnacht: Jubel in der roten Ecke Dietzenbach (DZ) – „Max, mach’ den Mund zu“, ruft der Vater Richtung Boxring, wo der Filius im Eifer des Kampfes schon zwei Mal den Plastikschutz ausgespuckt hat. Und siehe da: Der 16-Jährige beherzigt den Ratschlag, beißt auf die Zähne und trifft seinen Kontrahenten aus Frankfurter mehrmals hart – mit Wirkung. Dreimal wird der Sportler im blauen Dress angezählt. Kurze Zeit später heißt es: „Sieger... In der roten Ecke... Max Matthes.“ Der wird gefeiert vom Publikum, reißt die Arme in die Höhe und macht – mit dem Einverständnis des Herrn Papa – den Mund ganz weit auf, um seine Freude rauszuschreien. Es ist einer der lautstärksten und emotionalsten Momente an diesem Abend. Höhepunkt einer Veranstaltung, die im Bürgerhaus der Kreisstadt in dieser Form ihre Premiere erlebt. Gut 400 Zuschauer – zahlende Besucher und Sponsoren – bereuen ihr Kommen nicht. Geboten wird interessanter, fairer Amateursport, gepaart mit professioneller Moderation, guter Bewirtung und einer Prise Show, immer dann, wenn die Kämpfer im Scheinwerferlicht, untermalt von wummernden Klängen, hochkonzentriert Richtung Ring marschieren. Tenor nach der 1. Dietzenbacher Boxnacht: „Wiederholung erwünscht.“

G

eht es nach dem Willen des Ersten Stadtrats Dietmar Kolmer, dann wird dem Wunsch des Publikums Rechnung getragen. „Ziel sollte es sein, einmal pro Jahr solch ein Ereignis aufzuziehen. Schließlich wollen die Teilnehmer des Boxprojekts ja zeigen, dass sich der Trainingsfleiß lohnt und dass sie sportlich vorankommen“, unterstreicht Kolmer, wohlwissend, was gefragt ist: eine PräsentationsPlattform. Als solche war der Abend der fliegenden Fäuste am vergangenen Samstag konzipiert. Peter Firner, Präsident des Hessischen Amateur-Boxverbandes, Cheftrainer des Boxclubs NordUnsere Beilagen heute:

end in Offenbach und Koordinator des besagten Projekts in Dietzenbach, schickte einige Vorzeige-Akteure in den Ring. Frei nach dem Motto: „Talente ins Rampenlicht. Demonstriert den Leuten, was ihr drauf habt.“ Und so kam bei den ingesamt zehn Kämpfen in verschiedenen Alters- und Gewichtsklassen, für die Boxer aus den heimisch-hessischen Gefilden sowie aus Thüringen, Bayern und Rheinland-Pfalz engagiert worden waren, mehrmals die lokalpatriotische Brille zum Einsatz. Auf den Nachwuchs aus dem Trainingszentrum an der MaxPlanck-Straße waren die Blicke gerichtet. Die Bilanz fiel gemischt aus. Jubeln wie Matthes, nicht minder euphorisch im Kreise seiner (Schul-)Freunde, durfte auch Hakan Yilmaz. Tim Kaufmann und Christian Aslanov hingegen mussten deutlich mehr einstecken. Sie eilten nach ihren Kämpfen zum Gratulieren in die Ecke der Kontrahenten. „Darum geht’s:

Unsere Jungs sollen Erfahrung sammeln und zeigen, dass sie mit Anstand gewinnen, aber eben auch verlieren können“, betonte Firner, der als Moderator kurzweilig und kenntnisreich durch das Programm führte. Anstand, Fairness, Respekt und Disziplin: Das sind Schlüsselbegriffe, die der Trainer mit Blick auf das Dietzenbacher Boxprojekt ganz hoch hängt. Schließlich handelt es sich bei dem vor zwei Jahren gestarteten Trainings- und Wettkampfprogramm, in das derzeit rund 70 männliche Teilnehmer und 20 weibliche Youngster eingespannt sind, um einen Mix aus Sport und Sozialarbeit. Hausaufgaben-Hilfe, Unterstützung auf dem Weg zum Schulabschluss, Vermittlung auf der Schiene „Ausbildung und Erwerbsarbeit“: Das alles gehört dazu, wenn Firner und der für die Stadtverwaltung tätige Streetworker Patrick Karger zu den Übungsstunden bitten. Mehrmals pro Woche werden

Rot in der Offensive: Auch ein Damenkampf zählte zum Programm der 1. Dietzenbacher Boxnacht. Die für den BC Nordend Offenbach in den Ring steigende Beate Blaszczyk (Bildmitte) behielt im Duell mit Regina Slobodjanikowa aus Kaufbeuren die Oberhand. Der Schlagabtausch der beiden Sportlerinnen, die Deutsche Meisterpokale in ihren Trophäensammlungen vorweisen können, entpuppte sich als spannende Angelegenheit. „Ein Kampf auf Augenhöhe. Das war Damenboxen auf höchstem Niveau“, lobte Moderator Peter Firner. (DZ-Foto: Jordan) die Boxhandschuhe übergestreift und die Sandsäcke bearbeitet. Freizeitgestaltung, Motivation, Stabilisierung, Persönlichkeitsentwicklung, Perspektiven... Mit dieser Agenda ist das Projekt im Herbst 2009 an den Start gegangen, orientiert am Vorreiter-Modell des Boxclubs Nordend in Offenbach. „Es funktioniert auch in Dietzenbach. Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung“, bilanzieren Firner und Kolmer in seiner Funktion als Sozialdezernent übereinstimmend. Ob die Finanzierung – gut 50.000 Euro pro Jahr für Hallenmiete, Personalkosten und

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Sachmittel – über einen längeren Zeitraum gesichert werden kann? Trotz der dramatisch schlechten Haushaltslage steht das Projekt (noch) nicht auf der Kippe. Im Etatentwurf für 2012 sind Mittel eingeplant. Zudem soll versucht werden, eine größere Anzahl von Sponsoren für die Aktion zu begeistern. Die

Schlagabtausch-Premiere im Bürgerhaus hat gezeigt, was möglich ist. Zahlreiche Unternehmen zeigten sich spendabel und verknüpften ihre Werbebotschaften mit sozialem Engagement. Einen monetären Knockout, so hat’s den Anschein, muss das Boxprojekt nicht fürchten. Jens Köhler


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