I H R E WO C H E N Z E I T U N G F Ü R D I E S TA D T • A U S D E M H A U S E D E R D R E I E I C H - Z E I T U N G Freitag, 13. November 2015
Flughafenausbau: Verfassungshüter weisen Beschwerde ab Seite 2
Nr. 46 O
Auflage: 46.695
Meldegesetz: Vermieter in der Pflicht Seite 3
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Kickers: Pokal als Strohhalm Seite 3
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Veranstaltungen: Kunst und Kultur in der Region Seite 5
Mahnwache erinnert an Tugçe Albayrak Erster Jahrestag: Gedenken an das Todesopfer OFFENBACH. Eines der tragischsten Ereignisse der letzten Jahre in Offenbach jährt sich an diesem Sonntag, 15. November, erstmalig. Der Tod von Tugçe Albayrak trat 13 Tage später – an ihrem 23. Geburtstag – im Sana-Klinikum nach dem Abschalten der lebenserhaltenden Maschinen ein. Das Geschehene bleibt unvergessen. Es wird nun zum Anlass genommen für eine Mahnwache am Tatort und eine Benefizgala in Kelsterbach am 27. November. Die moralischen Kategorien schienen nach der ersten Berichterstattung vor einem Jahr klar abgesteckt. Auf der beschuldigten Seite der gefasste Täter Sanel M., der brutal zuschlug. Auf der Opferseite die 22-jährige, aus Bad Soden-Salmünster stammende Studentin Tugçe Albayrak, die mit schwersten Verletzungen im Koma lag, ohne Aussicht auf Verbesserung ihrer gesundheitlichen Lage. Und das „nur“, weil sie zwei TeenieMädchen vor einem Übergriff durch junge Männer bewahren wollte. Monate später, nach einem Prozess, der im Juli dieses Jahres mit einem Schuldspruch – drei Jahre Jugendhaft für Sanel M. – endete, konnte man aufgrund konträrer Aussagen der diversen Zeuginnen und Zeugen den Tathergang nicht so exakt rekonstruieren, wie es aus Sicht des Gerichts wünschenswert gewesen wäre. Faktum bleibt: Tugçe starb an den Folgen eines Schlages von Sanel M., der die junge Frau am
frühen Morgen des 15. November 2014 auf dem Parkplatz der Mc Donalds-Filiale am Kaiserlei attackiert hatte. Wie ein Stein fiel sie zu Boden und erlitt schwerste Kopfverletzungen. Sicher ist auch: Es gab im Vorfeld einen handfesten Streit zwischen den Gruppen, die zu Täter und Opfer gehörten – mit schweren verbalen Entgleisungen. Unklar blieb just jener Teil der Geschichte, der Tugçe zu-
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nächst zu einer stilisierten Heldin machte. Grund des Streits – so Zeugenaussagen – sei demnach gewesen, dass der Täter und seine Freunde zwei minderjährige Mädchen auf der Toilette des Fastfood-Restaurants bedrängt hätten, woraufhin die Studentin den Teenagern habe helfen wollen. Doch es konnte nicht schlüssig geklärt werden, inwieweit die Mädchen einer tatsächlichen Bedrohung ausgesetzt waren und welche Provokationen von welcher Seite nachweislich ausgeübt wurden. Die im Vorfeld des Prozesses so deutlich gezeichneten SchwarzWeiß-Bilder mussten fortan mit diversen Grautönen unterlegt werden, sodass das Gericht das Urteil als Fall zweier in Streit verstrickter Jugendgruppen zu beschließen hatte und das mediale Aufbauschen des Falls, der
bundesweit Schlagzeilen über Wochen generierte, als extrem hinderlich für die sachliche Wahrheitsfindung beschrieb. Eine klare Schuld konnte der Richter schließlich nur im Hinblick auf den nicht von der Hand zu weisenden brutalen Ausraster des Täters feststellen. Die Ereignisse im Vorfeld blieben nebulös. Die Anteilnahme am Tod von Tugçe ging freilich weit über die Familie und den Freundes- und Bekanntenkreis hinaus. Eine Online-Petition, in der zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes aufgerufen wurde, unterzeichneten mehr als 300.000 Personen. Der „Sturm“ in den sozialen Medien war gewaltig – mit Ausschlägen in unschöne Richtungen. Die Tageszeitung mit den vier Großbuchstaben produzierte Schlagzeilen am Fließband und veröffentlichte online das Überwachungsvideo der Tatnacht, freilich ohne Absprache mit den zuständigen
Behörden. Die Schmerzen, die die Familie aufgrund des Verlusts zu ertragen hat, halten sicherlich bis heute an. Über das reine Gedenken hinaus haben die Angehörigen den Verein „Tugçe Albayrak“ geründet, um eine „Tugçe-Stiftung“ auf den Weg zu bringen. Diese soll Zivilcourage fördern. Verbrechens-Vorbeugung, Hilfe für Opfer sowie OrganspendeBereitschaft sollen propagiert werden. Wie jetzt bekannt wurde, wollen die Impulsgeber am 27. November bei einer Benefizgala im Kelsterbacher Congresium unter dem Motto „for a better world“ Geld sammeln, um das Startkapital von 50.000 Euro für die Stiftung aufbringen zu können. Am kommenden Sonntag (15.) wird am Tatort um 17 Uhr eine Mahnwache zum Gedenken an die Verstorbene abgehalten. Einer großen Menge von Menschen, die sich dort versammeln und trauern werden, kann sich Tugçe gewiss sein. (ks)
Wenn Kieferknochen schwinden
Sympathie auf den ersten Blick Erstes Gastmahl für Flüchtlinge bei Offenbacher Familien OFFENBACH. Es stellen sich derzeit die großen Fragen angesichts des omnipräsenten Themas „Flüchtlinge“. Die Frage, die sich jedoch dem Einzelnen stellt, lautet: Was kann ich tun? Und da kommen viele Menschen zunächst einmal auf die
Info-Abend über Implantate und Prothesen
Doku-Film über Flüchtlinge
OFFENBACH. Einen Vortrag mit dem Titel „Fest sitzende Zähne bei extremem Kieferknochenschwund – ist das möglich?“ hält Professor Dr. Christian Landes am Dienstag (17.) ab 18 Uhr im Helmut-Nier-Saal (Ebene 0) des Sana-Klinikums, Starkenburgring 66. Der Chefarzt der dortigen Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie seine Mitreferenten – es handelt sich bei ihnen um die Zahnärzte Dr. Tugba Zahn und Dr. Christian Glossner sowie um den Zahntechnikmeister Peter Ommert – werden dabei effektive Hilfen bei gelockertem Zahnersatz aufzeigen. Laut einer Pressemitteilung wird damit ein Problem thematisiert, das „viele Menschen nur allzu gut kennen: Das künstliche Gebiss oder einzelne Ersatzzähne beginnen sich zu lokkern, wodurch Kauen, Sprechen und Schlucken zunehmend beeinträchtigt werden“. Ursache
OFFENBACH. Die FriedrichEbert-Stiftung Hessen zeigt am Montag (16.) ab 18 Uhr im Ostpol Gründercampus, HermannSteinhäuser-Straße 43-47, den Dokumentarfilm „Willkommen auf Deutsch“. Dieser beschäftigt sich laut einer Ankündigung „mit den Herausforderungen, die durch die steigenden Flüchtlingszahlen entstehen, und setzt bei den einzelnen Menschen sowie ihren Sorgen und Vorurteilen in der bürgerlichen Mitte Westdeutschlands an. Dabei zeigt er kontrovers und emotional, dass die Situation schwierig, aber nicht hoffnungslos ist.“ Im Anschluss findet eine Podiumsdiskussion mit der SPD-Landtagsabgeordneten Heike Habermann, Caritasdirektor Bernd Bleines sowie Reinhard Knecht, dem Leiter der Stabstelle Flüchtlingshilfe, statt. Der Eintritt ist frei, Interessenten werden gebeten, sich per E-Mail (landesbuero.hessen@fes. de) anzumelden. (hs)
hierfür seien meist Rückbildungen des Kiefers – „ein Phänomen, dem die allgemeine Zahnmedizin auch im 21. Jahrhundert machtlos gegenübersteht“, heißt es. Extreme Kieferdefekte Vor diesem Hintergrund stellen die Experten bei dem InfoAbend „moderne, über die reguläre Implantatversorgung hinausgehende Möglichkeiten von Spezialimplantaten und Teleskop-Prothesen vor“. Ferner geht’s unter anderem um „die vorbereitende Implantatbehandlung bei fehlendem Kieferknochen, die prothetischen Aspekte der Versorgung von extremen Kieferdefekten beziehungsweise -knochenschwund sowie zahntechnische Aspekte der Versorgung von Kieferdefekten mit Prothesen. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht nötig. (hs)
Restaurant Amulett
Küche und Service des „Amulett Restaurants“ in Offenbach-Bieber bieten den Besuchern eine gelungene Kombination aus mediterranen Speisen und bodenständiger Hausmannskost. In dem neu gestalteten Gastraum werden bei schmackhaften Spezialitäten vom Grill Genuss und Gastlichkeit großgeschrieben. Bei Feierlichkeiten bietet das „Amulett“ Platz für bis zu 35 Personen. Unsere besondere Empfehlung im November und Dezember: Gansspezialitäten Um Reservierung für Weihnachten und Silvester wird gebeten! Öffnungszeiten:
Mo.-Sa. 17.00 - 23.00 Uhr So. 11.30 - 14.30 Uhr und 17.00 - 23.00 Uhr
Aschaffenburger Straße 13 · 63073 Offenbach-Bieber · Tel. 069 13824540
kleinen, naheliegenden Dinge. Hilfe wird in vielerlei Hinsicht benötigt, Barrieren können jedoch nur durch ein Aufeinandertreffen aus dem Weg geräumt werden. Eine Aktion, die genau diese Intention verfolgt, hat vor Kurzem die Offenbacherin Gabriele Türmer mit Unterstützung von Reinhard Knecht, dem Leiter der Stabsstelle „Ehrenamtliche Flüchtlingshilfe“, organisiert: die „Aktion Gastmahl“. Die Idee: Menschen aus der Offenbacher Erstaufnahmeeinrichtung am Kaiserlei werden von Einheimischen zum Essen zu sich nach Hause eingeladen. Am vergangenen Sonntag war es erstmals soweit. Zum Auftakt der Aktion konnten Türmer und Knecht auf acht Familien als Gastgeber zählen, die sich
allesamt sehr positiv über das Zusammentreffen mit den Menschen aus einem anderen Kulturkreis äußerten. „Es waren schöne und bewegende Stunden. Es gab zwar Sprachprobleme, aber nie Sprachlosigkeit“, berichtet die Organisatorin, deren Angaben zufolge es zum Teil auch sehr anrührend zugegangen sein soll. So sagte beispielsweise Gastgeberin Nadine Gersberg: „Plötzlich sind das nicht mehr nur Nachrichten“, sie habe nun echte Geschichten und Gesichter dazu. „Das war Sympathie auf den ersten Blick, mit Händen und Füßen haben wir uns verständigt“, erklärte Maria Saiu, die auch von einem schweren und tränenreichen Abschied berichtete. Bitte auf Seite 3 weiterlesen