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On Cloud – Laufen wie auf Wolken

BABENHAUSEN • DIEBURG • EPPERTSHAUSEN • MÜNSTER • MESSEL Mittwoch , 11. Mai 2016

Nr. 19 K

Staugefahr: Hessen Mobil kündigt neue Baustellen an Seite 2

Auflage: 23.980

Gesamtauflage 218.420

Sport-Coaches: Neues Angebot für Flüchtlinge in Babenhausen Seite 5

Sonderthema: Entdecken, Erleben, Genießen Seite 4

Anzeigen: 06106 2839000 / www.dreieich-zeitung.de

Stellenmarkt: Unser Sprungbrett für Ihre Karriere

Veranstaltungen: Kunst und Kultur in der Region

Seite 10

Seite 6

Energiespartipp der Woche

Beilagen in Teilausgaben:

Die „Hessische Energiespar-Aktion“ ist ein Projekt des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung.

Ein Job hinter Gefängnismauern Andreas Reifenberg ist Seelsorger in der Justizvollzugsanstalt Dieburg Von Melanie Pratsch DIEBURG. Andreas Reifenberg ist Gefängnisseelsorger in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Dieburg. Er hat ein offenes Ohr für die Probleme, mit denen die Gefangenen während ihrer Haftstrafe konfrontiert werden und ist oft der einzige Ansprechpartner, über den der regelmäßige Kontakt nach außen gehalten werden kann. Es ist kein alltäglicher Arbeitsplatz, den Andreas Reifenberg in Dieburg hat – schließlich müssen erst einmal eine Menge Schlösser geöffnet werden, bevor er sich an seinen Schreibtisch setzen kann. Reifenberg ist Gefängnisseelsorger und arbeitet dort, wo hinter Stacheldraht und hohen Mauern bis zu 270 Gefangene in den großen Zellentrakten ihre Haft absitzen. Auf die Frage, ob man seinen Arbeitsplatz eher JVA oder Justizvollzugsanstalt nennen soll, antwortet Reifenberg kurzum: „Ich sage Gefängnis.“ Der 56-Jährige arbeitet seit mehr als vier Jahren als Seelsorger in der JVA und ist zugleich Dekanatsreferent beim katholischen Dekanat Dieburg. Zusammen mit seinem evangelischen Kollegen betreut er bis zu 270 Gefangene – allesamt männlich, denn die JVA ist ein reines Männergefängnis. In Dieburg sitzen nur Verurteilte ein, deren Haftstrafe nicht hö-

her als zwei Jahre ist, was heißt: Mit Mord und Totschlag und ähnlichen Delikten gegen Leib und Leben haben die Dieburger Gefangenen nichts zu tun. „Drei Viertel der Gefangenen sitzen wegen Drogendelikten und Dealerei ein“, erklärt Reifenberg. Auch wiederholtes Fahren ohne Führerschein, Verstöße gegen Bewährungsauflagen und Schwarzfahren stehen auf dem Konto der Inhaftierten – vor allem bei denen, die eine verhängte Geldstrafe nicht bezahlen konnten. Reifenberg: „Manche entscheiden sich ganz bewusst fürs Gefängnis, weil sie das Geld nicht aufbringen können.“ Im Durchschnitt verbüßen die Gefangenen in Dieburg acht Monate Haft, dabei ist die Altersstruktur gemischt, ab 21 Jahren aufwärts sind alle Altersklassen vertreten. Die beiden Seelsorger bieten nach dem Motto „Die Kirche geht ins Gefängnis“ den Gefangenen die Möglichkeit, ihr Bürgerrecht auf freie Religionsausübung wahrzunehmen. So können Taufen, Hochzeiten oder Firmungen vorgenommen oder auch einfach ein Rosenkranz oder eine Bibel besorgt werden. Seit Januar kommt auch einmal pro Woche ein Imam ins Gefängnis und hält das Freitagsgebet für die muslimischen Gefangenen, während seine christlichen Kollegen unter dem Dach des alten Klosters in der Gefängniskirche jeden Sonntag

Durch die schwere Stahltür erreicht Andreas Reifenberg seinen Arbeitsplatz. Er arbeitet als Seelsorger im Gefängnis. (Foto: Pratsch)

abwechselnd katholische und evangelische Gottesdienste halten. „Die Gottesdienste sind sehr gut besucht, wir haben mindestens 35 Gefangene, die regelmäßig in die Kirche kommen“, weiß Reifenberg zu berichten. Hinzu kommen donnerstags die Bibelstunde und eine Musikgruppe. Beziehungen pflegen Die rege Teilnahme an den Gottesdiensten liegt nach Reifenbergs Meinung zum einen natürlich am Glauben der Gefangenen, zum anderen aber auch an der Gelegenheit, mit jemandem zu reden. Reifenberg: „Ich stehe nach dem Gottesdienst auch für persönliche Gespräche zur Verfügung.“ Neben der religiösen Betreuung steht der Seelsorger den Gefangenen bei Problemen des täglichen Lebens in der JVA zur Seite. Um Kontakt mit ihm aufzunehmen, müssen die Gefangenen ihr Anliegen schriftlich kundtun – Gründe sind mal Schwierigkeiten im GefängnisAlltag, familiäre Probleme oder auch berufliche Sorgen. „Manche wollen dringend zu Hause anrufen, viele haben kleine Kinder, andere sind alleinerzie-

hend und brauchen Hilfe, damit zu Hause nicht alles zusammenbricht“, sagt Reifenberg, der es als eine seiner zentralen Aufgaben versteht, den Kontakt der Gefangenen nach außen zu halten und ihnen zu helfen, während der Haftstrafe ihre Beziehungen zu pflegen. Die Vorschriften besagen, dass die Gefangenen zwei Stunden im Monat telefonieren und zwei Mal für eine Stunde Besuch empfangen dürfen. „Das ist nicht viel für einen Familienvater“, gibt Reifenberg zu bedenken. Und dann bietet der Aufenthaltsraum nur wenig Privatsphäre, daher organisiert der Seelsorger, wenn es die Situation dringend erfordert, für Paare auch mal Sonderbesuche, in denen sie etwas private Zeit für sich haben – unter Reifenbergs Aufsicht natürlich. Neben den Gefängnis-Insassen steht der Seelsorger auch ihren Angehörigen zur Seite, vermittelt Hilfe, Kontakte zur Caritas und anderen Beratungsstellen. Das ist genau das, was ihn an seinem Job gefällt: „Ich mache das sehr gerne, weil es eine sinnvolle Aufgabe ist“, erklärt Reifenberg und fügt hinzu: „Hier habe ich das Gefühl, als Kirche noch gebraucht zu werden.“

Clown Klinki alias Helmut Klinkenberg und seine Luftballons gehören schon seit sieben Jahren zum Dieburger Maimarkt und faszinierten auch in diesem Jahr wieder die kleinen Besucher vor der malerischen Kulisse von Schloss Fechenbach. (Foto: Pratsch)

Sommer, Sonne, Maimarkt! Traumhaft langes Wochenende in der Dieburger Innenstadt DIEBURG. 1, 2, 3 … und noch einmal: Der Clown mit der bunt karierten Hose dreht und wendet geschickt einen langen Luftballon in seinen Händen – aufmerksam beobachtet von einem kleinen Mädchen, das jeden seiner Handgriffe gebannt verfolgt. 4, 5, 6 … fertig ist der rosa Luftballon-Hase, den das Mädchen strahlend in Empfang

Von der Arreststätte zur modernen Haftanstalt Kernbestand besteht aus dem alten Kapuzinerkloster DIEBURG. Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Dieburg liegt mitten im Stadtzentrum, nur wenige Minuten von der Fußgängerzone entfernt und besteht im Kernbestand aus dem alten Kapuzinerkloster, das bereits seit 1825 als Arrestanstalt genutzt wurde. Heute befinden sich hier der Verwaltungstrakt und die Gefängniskirche. Knapp 100 Mitarbeiter arbeiten heute im Gefängnis, vom Sicherheitsdienst über Lehrer, Ärzte, Krankenschwestern und Entlassungsmanagement bis hin zum Seelsorger. Lange bevor die JVA zur Haftanstalt für männliche Gefangene wurde, hat man sie 1830 zur Arreststätte umfunktioniert, in der zu Beginn nur Forstfrevler unterge-

bracht waren, danach auch Landstreicher, Bettler, Obdachlose, Trinker und Spieler. In den 60er Jahren wurden zwei neue Gebäude auf dem Gelände errichtet, in denen sich heute zwei große Zellentrakte befinden, hinzu kamen zwei Werksgebäude mit Schreinerei und Schlosserei und einem Freigängerhaus. Im Jahr 2006 wurde die Justizvollzugsanstalt umfangreich renoviert: Elektro- und Wasserleitungen in den Hafthäusern wurden erneuert, wegen verschärfter Brandschutzbestimmungen gab es neue Haftraumtüren, das Gefangenenbad, der Mehrzweckraum und das Krankenrevier wurden saniert, und auf den Stationen fünf Teekü-

chen und Stationsduschen eingerichtet. Heute ist die JVA Dieburg eine Vollzugsanstalt mittlerer Größe, in der im geschlossenen Vollzug bis zu 270, in der Abteilung für den offenen Vollzug bis zu 18 Gefangene untergebracht sind. Dabei sitzen männliche erwachsene Verurteilte aus allen Landgerichtsbezirken Hessens ihre Haft in Dieburg ab: Verurteilte mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 24 Monaten werden aus den Landgerichtsbezirken Darmstadt, Frankfurt, Hanau, Limburg und Wiesbaden aufgenommen, Verurteilte aus den Landgerichtsbezirken Fulda, Gießen, Kassel und Marburg mit einer Vollzugsdauer von bis zu neun Monaten. (ms)

nimmt. „Das ist das Schöne auf dem Dieburger Maimarkt“, erklärt Clown Klinki alias Helmut Klinkenberg und fügt hinzu: „Die Leute sind entspannt und fröhlich, deshalb kommen wir immer wieder gerne hierher.“ Seit sieben Jahren gehört Clown Klinki zusammen mit seiner Frau und den bunten Luftballons zum festen Ensemble des Maimarkts, und auch in diesem Jahr legten vor allem die kleinen Marktbesucher immer wieder einen Stopp bei ihm ein. Am Wochenende zeigte sich einmal mehr, dass sich der Maimarkt zu einer echten Perle unter den Festen der Region gemausert hat. Dieses Jahr wurde die Veranstaltung um einen Tag verlängert, denn Start war bereits am Himmelfahrtstag, an dem Dieburgs Erster Stadtrat Wolfgang Schupp im Weindorf im Fechenbach-Park den Maimarkt offiziell eröffnete. Danach hatten die zahlreichen Besucher vier Tage lang Zeit, das Angebot in der Dieburger Innenstadt zu genießen. Besonders beschaulich entpuppte sich der Fechenbachpark, wo man sich vor der idyllischen Kulisse des Schlosses eine Portion Flammlachs oder Baumstriezel, dazu ein echtes Guiness-Bier oder ein gutes Gläs-

chen Wein schmecken lassen konnte, während die Kinder eine Runde auf der Bimmelbahn drehten, das Kinderkarussell ausprobierten oder sich beim Bungee-Trampolin austoben konnten. Dazu gab’s an allen vier Tagen ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit viel Tanz und Live-Musik auf der Hauptbühne vor dem Schloss, an dem sich zahlreiche Vereine und Musikgruppen beteiligten. Am Samstag und Sonntag scharten sich die Besucher beim traditionellen Autosalon auf dem Marktplatz, wo die edlen Karossen ansehnlich in der Sonne strahlten und sich die sportlichen Cabriolets als echte Hingucker entpuppten. Aber auch die kleinen Exemplare fanden viele Fans, als beim BobbycarRennen zwischen Sparkasse und Volksbank die Aufmerksamkeit für kurze Zeit den kleinen Fahrzeugen gehörte. Nicht zuletzt gab es wieder viel Spaß beim traditionellen Entenrennen auf der Gersprenz, und wer den Maimarkt-Besuch mit einem Einkaufsbummel verbinden wollte, war am Sonntag in Dieburg genau richtig, hatten die Geschäfte in der Innenstadt doch den ganzen Nachmittag geöffnet. (ms)


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Wj online 019 16 by Dreieich-Zeitung/Offenbach-Journal - Issuu