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BABENHAUSEN • DIEBURG • EPPERTSHAUSEN • MÜNSTER • MESSEL Mittwoch, 16. November 2016

Unterschriften: Dieburger Schwimmsportler fordern neues Bad Seite 2

Nr. 46 K

Auflage: 23.980

Gegen Parkchaos: Halteverbot in Münster Seite 3

Gesamtauflage 218.420

Sonderthema: Bauen, Modernisieren, Energiesparen Seite 4 und 5

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Stellenmarkt: Unser Sprungbrett für Ihre Karriere

Veranstaltungen: Kunst und Kultur in der Region

Seite10 und 11

Seite 6 und 7

Beilagen heute:

Bronzenes Band der Erinnerung Gedenktafel an der ehemaligen Synagoge in Babenhausen enthüllt Von Melanie Pratsch BABENHAUSEN. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde in Babenhausen die Synagoge der jüdischen Gemeinde geplündert und zerstört. 78 Jahre später erinnert eine Gedenktafel aus Bronze an das Gebetshaus. Sie wurde vergangene Woche vor dem Grundstück in der Amtsgasse 16 in den Straßenboden eingelassen und in einer Feierstunde enthüllt. „In der Amtsgasse 16 befanden sich das Schulhaus und die Synagoge der jüdischen Gemeinde Babenhausen. Die Synagoge wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 geplündert und als Bethaus zerstört.“ So steht es geschrieben auf dem mehr als zwei Meter langen Bronzeband, das seit vergangener Woche in den Boden vor dem Grundstück eingelassen ist, wo früher das jüdische Gebetshaus und das Schulhaus standen. Dass die Synagoge in der Pogromnacht nicht wie etliche andere in Deutschland niedergebrannt wurde, liegt wohl an der Nähe zu den Nachbarhäusern in der Altstadt, dennoch: Das Gebetshaus wurde von Nationalsozialisten verwüstet, das Inventar zerstört. Initiiert und gestiftet wurde die Gedenktafel vom Babenhäuser

Bewegende Worte sprach Mindy Ratner, die aus den USA zur Einweihung des Bronzebandes vor der ehemaligen Synagoge (unten) nach Babenhausen gekommen war. Dr. Ingo Friedrich hat die Tafel samt Installation finanziert. (Fotos: Heimat- und Geschichtsverein/Pratsch)

Rechtsanwalt Dr. Ingo Friedrich, der Mitglied im Heimatund Geschichtsverein Babenhausen ist. „Von den vier jüdischen Gemeinden in der Stadt befinden sich in Langstadt und Hergershausen bereits Erinnerungstafeln, in Sickenhofen ist ein Memorial geplant – nur in Babenhausen fehlte bislang ein Hinweis auf die Synagoge“, erklärt der Heimatvereinsvorsitzende Georg Wittenberger, wie es zur Idee der Gedenktafel gekommen ist. Als im Ortsbeirat der Kernstadt seinerzeit die Ver-

legung der Stolpersteine für Babenhausen beschlossen wurde – sie wurden 2015 verlegt – sei zugleich der Entschluss gereift, einen Hinweis auf die ehemalige Synagoge in der Amtsgasse zu schaffen. Zusammen mit Christian Hahn und Holger Köhn vom „Büro für Erinnerungskultur“ in Babenhausen wurde das Band dann von Vereinsmitgliedern konzipiert. Zur feierlichen Enthüllung der Gedenktafel waren vergangene Woche neben Vertretern der vier christlichen Kirchengemein-

Zur Geschichte der Synagoge Heute ist nur noch ein Mauerfragment vom Gebetshaus geblieben BABENHAUSEN. Bereits im Mittelalter gab es eine „Judenschule“ mit Synagoge in Babenhausen. Der bis 1938 existierende Synagogenbau, ein zweistöckiges Wohnhaus, stand in der Amtsgasse. Dort und in der Fahrgasse befand sich seit dem Spätmittelalter das Wohngebiet der Babenhäuser Juden. Die jüdischen Familien arbeiteten als Vieh-, Klein- und Manufakturwarenhändler, einige übten das Metzgerhandwerk aus. Nach der NS-Machtübernahme wanderten die meisten Juden in andere Städte ab oder gingen in die Emigration. 1933 lebten noch 18 jüdische Familien in Babenhausen. Während des Pogroms im November 1938 de-

molierten SA-Angehörige aus Starkenburg den Synagogenbau und plünderten ihn, das Gebäude setzten sie wohl nur deshalb nicht in Brand, weil ein Feuer die Nachbargebäude gefährdet hätte. Die letzten jüdischen Bewohner aus Babenhausen und Umgebung wurden Ende März 1942 deportiert, nachweislich fanden damals mindestens 20 in Babenhausen geborene oder länger dort ansässige Juden den Tod in NS-Vernichtungslagern. Das Gebäude der Synagoge in der Amtsgasse 16 überstand den Krieg, jedoch ließ der neue Besitzer 1953 das Dach und das Obergeschoss abbrechen. Nur das Erdgeschoss blieb erhalten,

...seit 1962

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dort wurde eine Malerwerkstatt eingerichtet, das neben der ehemaligen Synagoge stehende jüdische Schulhaus wurde zu einem Wohnhaus umgebaut. Von der einstigen Synagoge ist heute nur noch ein Mauerfragment übrig geblieben – darin das bunte Rosettenfenster, das noch an die Zeiten erinnert, in denen in der Amtsgasse jüdische Gebete gesprochen wurden. (ms)

den, Bürgermeister Achim Knoke und dem Ersten Kreisbeigeordneten Christel Fleischmann rund 100 Interessierte gekommen, um der Feierstunde beizuwohnen. Als Ehrengast war die Amerikanerin Mindy Ratner aus den USA angereist: Die 67Jährige ist die Enkelin des jüdischen Kaufmann Julius Seewald, der in Babenhausen einen Eisenwarenhandel betrieb, bereits 1933 unter den Verfolgungen der Nationalsozialisten litt und dann mit seiner Frau Julia und der jüngsten Tochter Edith in die USA flüchtete. Für Mindy Ratner, die Tochter von Edith Seewald, war es bereits der vierte Besuch auf den Spuren ihrer Familie in Babenhausen. Und sie leistete einen für alle Anwesenden bewegenden Beitrag zur Enthüllung des Bronzebandes, indem sie aus den Erzählungen ihrer Großeltern und ihrer Mutter berichtete: „Ich habe von meiner Mutter viel erfahren von dieser Zeit“, erklärte Ratner, deren Worte von Ingo Friedrich ins Deutsche übersetzt wurden. Ihre Mutter sei nicht erfreut darüber gewesen, als sie zum ersten Mal nach Babenhausen gekommen war. „Aber mir ist es wichtig“, so Ratner, „etwas über die Geschichte meiner Familie zu erfahren und in Kontakt zu kommen mit den Menschen hier.“ Zur Initiative des Gedenkbandes meinte sie: „Ich fühle und weiß, dass die Ereignisse der Reichskristallnacht und die Existenz der jüdischen Gemeinde nicht vergessen sein werden – dafür bin ich dankbar.“ Gegen das Vergessen will der Initiator der Gedenktafel, Rechtsanwalt Dr. Friedrich, vorgehen, der bei der Enthüllung betonte, dass das Gedenken an das nationalsozialistische Unrecht Teil der deutschen Geschichte und Identität sei und sagte: „Möge die Tafel dazu beitragen, dass wir im Bewusstsein unserer Verantwortung vor Gott und den Menschen von dem Willen beseelt sind, in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hier in Babenhausen und weit darüber hinaus.“ Lesen Sie bitte weiter auf Seite 2

„LAAFE, WINKE, ÄLA KREISCHE“ – nach diesem Motto zog am Abend des 11.11. die Narrenschar des Dieburger Karnevalvereins (KVD) zur offiziellen Eröffnung der neuen Kampagne 2016/2017 durch Dieburgs Innenstadt. Und es sollte ein ganz besonderer kleiner Umzug entlang der „Äla-Meile“ werden, die die Fassenachter seit 2014 zum Start in die närrische Saison organisieren: Weil der Fastnachtsumzug im Februar wegen widriger Wetterbedingungen buchstäblich ins Wasser gefallen war, wurde er eben im kleinen Rahmen zum Auftakt der nächsten Kampagne nachgeholt – rund 300 Menschen beteiligten sich an diesem außergewöhnlichen Lindwurm. So wurde auch dem Prinzenpaar der verregneten Kampagne, Prinz Thilo I. und Prinzessin Sabine I., die Ehre erwiesen – dieses Mal zum Glück aller beteiligten Fassenachter ganz ohne einen Tropfen Regen. Von der Römerhalle ging es durch die Zentturmstraße, die Weißturmstraße und die Schlossergasse und um den Marktplatz zum Vorplatz der Pfarrkirche St. Peter und Paul, wo der offizielle Teil der Eröffnung über die närrische Bühne ging. Rund 400 Menschen schunkelten sich gemeinsam für die Kampagne warm und ließen den Abend närrisch-fröhlich in den Kneipen der Dieburger Innenstadt ausklingen. (ms/Foto: KVD)

„Städtebauliche Aufwertung“ Neue Norma-Filiale eröffnet am 28. November

Weltreligionen im Trialog

MÜNSTER. Seit einigen Wochen wird der ehemalige Kik an der Darmstädter Straße 28 auf Vordermann gebracht, damit dort vorübergehend die Münsterer Norma-Filiale einziehen kann. Jetzt steht der Termin für die Eröffnung fest, kündigen Bürgermeister Gerald Frank und Norma-Expansionsleiter Sven Weißbrodt an. Damit ist der erste Schritt für eine städtebauliche Aufwertung des gesamten Areals getan. Noch wird gearbeitet in der ehemaligen Kik-Filiale an der Darmstädter Straße 28: Handwerker sorgen für den Feinschliff, bevor in wenigen Wochen die am Montag angelieferten Regale mit Obst, Gemüse, regionalen Fleischprodukten und mehr gefüllt sein werden. Am Montag (28. November) um 8 Uhr öffnet die neue Norma-Filiale ihre Pforten. Der Umzug von Norma ist allerdings nur der erste Schritt, bald soll sich auf dem gesamten

DARMSTADT-DIEBURG. Der Europäische Partnerschaftsverein lädt gemeinsam mit dem Kreis Darmstadt-Dieburg zum Konzert der besonderen Art für Freitag (2. Dezember) ab 19 Uhr in den Kreistagssitzungssaal, Jägertorstraße 207, in Darmstadt ein. Das Begegnungskonzert vereint Kirche, Synagoge und Moschee miteinander. Irith Gabriely mit ihrer Klarinette und Hans-Joachim Dumeier am Klavier spielen gemeinsam mit Abuseyf Kinik (Percussion/Sass) Werke jüdischer Komponisten, Klezmermusik und orientalische Klänge. Dadurch entsteht auf musikalischer Ebene ein Trialog dieser drei Religionen. Karten sind zum Preis von 15 Euro an der Servicestelle im Kreishaus Darmstadt (Kranichstein), im Kreishaus Dieburg, Albinistraße 23, an der Abendkasse oder auch per Mail an r.berg@ladadi.de bestellt werden. (ms)

Areal – einschließlich des Grundstücks des DornheimGebäudes sowie des unbebauten Eckgrundstücks an der Leskerstraße – noch viel mehr tun: In Gesprächen haben Bürgermeister Gerald Frank und Norma-Expansionsleiter Sven Weißbrodt an Planungen gefeilt, das gesamte Gelände städtebaulich aufzuwerten. Derzeit laufen Verhandlungen mit einem Investor, um die bestehenden Gebäude durch einen mehrgeschossigen Neubau zu ersetzen. Bis dahin jedoch bleibt erst einmal Zeit, den neuen, 1.000 Quadratmeter großen Norma kennenzulernen. „Wir werden den Kunden am 28. November ab 8 Uhr attraktive Angebote und Eröffnungsüberraschungen präsentieren“, kündigt Weißbrodt an. Hochzufrieden zeigt sich Bürgermeister Gerald Frank: „Die Nahversorgung im Innenstadtbereich ist damit optimiert.“ (ms)


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