2 minute read
Weltretten für Anfänger
Weltretten für Anfänger
Von guten Vorsätzen, miesen CO2-Bilanzen und dem Versuch, ein besserer Mensch zu werden
Advertisement
Da will man die Welt retten und stellt fest, dass das Superheldinnenkostüm, das man sich da übergestreift hat, leider auch aus Vollplastik ist. Trotzdem haben Susanne Fröhlich und Constanze Kleis versucht, einmal einfach nur das Richtige zu tun. In ihrem neuen Buch WELTRETTEN FÜR ANFÄNGER stellen sich die beiden dem großen Thema Nachhaltigkeit auf ganz persönliche Weise. KolibriMAG-Herausgeberin Jutta Echterhoff hat die sympathischen Autorinnen interviewt.
SIE WURDEN „AUF DEM ZWEITENBILDUNGSWEG“ ZU WELTRETTERINNEN.WANN WAR FÜR SIE KLAR, DASS SIE ETWAS ÄNDERN MÜSSEN?
Alles begann mit einem ziemlich harschen Augenöffner: als wir im Internet unseren ökologischen Fußabdruck berechnet haben. Wir ahnten zwar schon, dass wir den Test nicht als Mutter Teresa des Klimas abschließen würden. Aber auch nicht, dass unser Fußabdruck noch vom Weltall aus zu sehen sein wird. Also mussten wir etwas ändern. Wir wollten wissen, was wir verändern können. Wie es ist, alles, was man eben noch in großer Selbstverständlichkeit gelebt hat, auf den ökologischen Prüfstand zu stellen: der Lebensmitteleinkauf, kochen, die Schönheitspflege, das Shoppen, das Reisen. Und ehrlich: Wir waren überrascht. Auch von uns selbst. Schließlich lernt man sich beim Weltretten auch ein bisschen besser kennen.
WELCHE ZWICKMÜHLEN UND FETTNÄPFCHEN KAMEN IHNEN IN DIE QUERE? UNDWELCHE VERHALTENSÄNDERUNG FIEL IHNENBESONDERS LEICHT BZW. SCHWER?
Vorneweg mussten wir uns gleich mal von der Idee verabschieden, uns mit den Spitzenkräften beim Klimaschutz zu vergleichen. Mit Menschen, die im Monat bloß ein winziges Einwegglas Müll produzieren. Das frustriert nur enorm. Überraschend war es für uns, festzustellen, dass man nicht etwa Applaus bekommt, wenn man verkündet, dass man versucht nachhaltiger zu leben, sondern jede Menge Gegenwind. Da ist es praktisch, dass man sich bei dem Thema ohnehin ziemlich warm anziehen sollte, weil man ja nun auch die Heizung heruntergedreht hat. Leicht fällt es uns, auf innerdeutsche Flüge zu verzichten, deutlich weniger zu shoppen, überhaupt informierter einzukaufen und auf Fleisch zu verzichten. Wo wir beide eine Grenze ziehen: beim Shampoo aus Roggenmehlpampe. Das wäre auf ein Bad-Hair-Restleben hinausgelaufen und ehrlich, in unserem Alter können wir uns das nicht leisten.
WAS MÖCHTEN SIE ALL DEN KLIMA-WELTRETTERN MIT AUF DEN WEG GEBEN? HABEN SIE EINE ZENTRALE BOTSCHAFT?
Die Wichtigste vorneweg: dass wir immer noch Weltretten-Anfängerinnen sind und längst noch nicht soweit, uns das Superheldinnen-Kostüm aus Biobaumwolle überzustreifen. Wir wollen auch nicht, was wir sowieso nicht können: anderen Ratschläge erteilen. Wir möchten vor allem Frauen ermutigen, sich mit uns mit dem Thema zu beschäftigen. Frauen, die wie wir etwas älter sind, die wie wir auch erstmal denken: was soll ich denn noch alles tun?, für die der Klimaschutz wie für uns auch lange bloß ein Synonym für noch mehr Arbeit und noch mehr Verzicht gewesen ist. Wir haben erfahren, dass es im Gegenteil durchaus ein großer Gewinn sein kann, einmal über all das nachzudenken, was man kauft, kocht, isst, wie man sich pflegt, was man anzieht, wie man sich bewegt und natürlich auch, was die Politik einem dazu serviert. Unsere Botschaft ist außerdem, wie viel mehr Spaß es macht, etwa einen puppenlustigen Mädelsflohmarkt zu veranstalten, als in einem Discounter Billigklamotten zusammen zu raffen. Und wir haben viel gelacht. Über uns und unseren Dilettantismus. Aber klar: WELTRETTEN IST AUCH ANSTRENGEND, ABER VOR ALLEM EINS: ALTERNATIVLOS.
Das Buch: »Weltretten für Anfänger.« Von guten Vorsätzen, miesen CO2- Bilanzen und meinem Versuch, ein besserer Mensch zu werden. Von Susanne Fröhlich und Constanze Kleis, Gräfe und Unzer.