Piz50 Unseren Gästen gewidmet [Dedichada a noss giasts]

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Winter | Inviern 2015 | 2016

U N S E R E N G Ä ST E N GEWIDMET [ Dedichada a noss giasts ]

50.

AU S G A B E E DI Z I U N



INHALT / CUNTGNU Editorial. Die 50. piz-Ausgabe – unseren Gästen gewidmet.

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Fremde werden Einheimische. Sie kamen oft als Feriengäste

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und wohnen jetzt in Südbünden.

Viele starke Männer am Berg. Wenn ein neuer Sessellift gebaut wird, ist die Planung eng und die Bauzeit kurz.

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Auch schlechtes Wetter ist gut. Die Tourismuswerbung präsentierte jahrelang nur strahlend blauen Himmel – jetzt entdeckt sie auch die Regen- und Schneetage.

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Kakao, Krisen, Katastrophen. Berühmte Persönlichkeiten hatten nicht nur schöne Ferienerlebnisse im Engadin. Ein vielstimmiger Chor.

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Aus Asien oder doch aus Europa? Ideen und Vorschläge für

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neue Wege im Tourismus.

«Wir sind alle Gäste – überall.» Persönliche Gedanken von Ursina Fried-Turnes über unterschiedliche Orte und wie wir uns dort jeweils fühlen.

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Die Faszination der Gletscher. Architekturstudenten haben die Eiswand des Morteratschgletschers bei Pontresina gescannt. Ungewöhnliche Bilder sind entstanden.

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Fusion, Eurokrise und Unwetter. Scuol ist seit dem Zusammenschluss auf der Landkarte die grösste Gemeinde der Schweiz. Capo Christian Fanzun über Erfolge und Probleme.

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Der Ruhm des Mineralwassers. Die ersten Gäste kamen wegen der Quellen ins Unterengadin.

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Nicht Erholung, sondern überleben. Die gefiederten Sommer- und Wintergäste fühlen sich dank des besonderen Klimas im Engadin wohl.

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Mal frischen Wind ins Haus bringen. Couchsurfing – die

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andere Art, Menschen kennen zu lernen.

Natur erleben. Für die Jugendlichen der Bergschule Avrona

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sind die Ausflüge in die Natur oft ein Müssen – doch sie wecken die Begeisterung für die Berge. Ein Fotoessay.

Gehört die Schule noch ins Dorf? Die Bevölkerungsentwicklung zwingt zu neuen Lösungen.

60

Collavuraziuns sun uossa tradiziuns. Ün grond problem per ün cumün es sgür üna chasa de scuola vöda.

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Bücher. Neuerscheinungen aus der Region.

62

Pizzeria. Aktuelles und Kulturhinweise aus Südbünden.

63

Vorschau. Impressum.

66

Titelbild: Regula Stücheli, «Fernsicht» 2007; Acrylfarbe auf Leinwand, 100 x 120 cm www.regulastuecheli.ch (siehe Seite 64) Rechts: Ausschnitt aus einem Plakat für den «Verkehrsverein Schuls-Tarasp», 1943. Entwurf: Martin Peikert. Plakatsammlung Museum für Gestaltung, Zürich.


www.intersportrent.ch


Liebe Gäste Chars giasts Liebe Leserinnen und Leser – chara lectura, char lectur

D

ieses piz-Magazin trägt die Nummer 50. Auf dieses Jubiläum sind wir stolz. piz hat sich als

unabhängige und oft auch kritische Publika-

tion für Südbünden einen Platz erobert. Einheimi-

Q

uist’es la 50avla ediziun dal piz e da quai eschna superbis. piz s’ha fat valair i’l Grischun dal süd sco revista independenta e su-

vent eir critica. Indigens, giasts ed inserents ans sun

sche, Gäste und Inserenten halten uns die Treue und

restats fidels e’l nomer d’abunentas e d’abunents chi

die wachsende Zahl an Abonnenten zeugt von der

crescha ad ün crescher demuossa sia popularità – eir

Beliebtheit – weit über unsere Täler hinaus. Diese Ju-

surour nossas valladas. Quist’ediziun da giubileum

biläumsausgabe widmen wir den Gästen, als Dank

dedichaina als giasts siond grats per lur fideltà al ma-

für ihre Treue zum Magazin und zu unserer Region.

gazin ed a nossa regiun. Ün grond grazcha fich va eir

Ein grosser Dank geht an unsere Inserenten, die piz

a noss inserents, sainz’els nu füssa gnanca pussibel

erst möglich machen.

da dar oura nos magazin.

EDITORIAL

Diese Ausgabe porträtiert unter anderem Menschen,

In quist’ediziun purtretaina tanter oter a quellas ed

Urezza Famos

die als Feriengäste nach Südbünden kamen, sich

a quels chi sun gnüts i’l Grischun dal süd sco giasts

aber inzwischen hier niedergelassen haben und zu

da vacanzas, s’han però i’l fratemp domiciliats qua e

(fast) Einheimischen geworden sind. Dann blicken

sun (quasi) dvantats indigens. E lura daina ün sguard

wir zurück in die Geschichte: Dank des Mineralwas-

inavo ill’istorgia: Grazcha a l’aua minerala s’ha

sers entstand der frühe Tourismus. Berühmtheiten

etabli il turissem tampriv. Persunas famusas da

von einst geben sich im Heft ein Stelldichein. Der

quella jada as radunan e s’inscuntran in quist piz. Il

Präsident der seit Anfang 2015 fusionierten Ge-

capo da Scuol – cumün fusiunà daspö il 2015 –

meinde Scuol erklärt im Interview, was gut lief und

declera in ün’intervista che chi ha funcziunà bain e

welche Probleme zu bewältigen waren. Alles rund

che problems chi sun stats da metter ourd via. Tuot

lief beim Bau einer neuen Sesselbahn im Gebiet

es i glisch cun fabrichar la nouva s-chabellera sü

Motta Naluns. piz war auf Reportage am Berg und

Motta Naluns. piz es i al lö e rapporta che ch’ün ter-

zeigt, was ein Skigebiet alles für seine Gäste tut.

ritori da skis fa tuot per seis giasts.

Gäste sind aber auch wetterempfindlich. Wenns

Ils giasts sun sensibels a reguard l’ora. Schi vess üna

regnet oder schneit, bleiben sie rasch einmal zu

jada da plouver o da naiver, restna bainsvelt a chasa.

Hause. Ist daran nicht auch die Werbung schuld, die

Es qua la reclama la cuolpa chi muossa be purtrets

fast nur Bilder mit blauem Himmel zeigt? Diese

cun tschêl blau? Quai dumandaina als experts e

Frage stellen wir den Fachleuten und wir sprechen

discurrin plünavant cun glieud ospitaivla chi lascha

mit Gastgeberinnen und Gastgebern, die Fremde

durmir gratuitamaing a persunas estras sün lur

völlig gratis auf der Couch schlafen lassen – mitten

cuotscha – immez il paradis da vacanzas. Per finir

im Ferienparadies. Schliesslich schenken wir unsere

survegnan eir ils giasts cun pennas noss’attenziun.

Aufmerksamkeit den gefiederten Gästen. Als einer

L’Engiadina spordscha als utschels ün dals territo-

der reichhaltigsten alpinen Lebensräume bietet das

ris alpins ils plü variats e cun quai bunas cundi-

Engadin den Vögeln günstige Bedingungen.

ziuns per viver.

Zurück zu unserem Verhältnis zu Touristinnen und

Tuornain pro la relaziun tanter turists e giasts.

Gästen. Ursina Fried-Turnes bringt es auf den Punkt,

Ursina Fried-Turnes tocca il minz, sch’ella scriva:

wenn sie schreibt: «Wir sind alle Gäste, überall.»

«No tuots eschan giasts, dapertuot.»

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Scha piz As plascha, schi racumandai da leger nossa

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piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016

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Fremde werden Einheimische Die einen sehen ihre Familie wieder viel häufiger, seit sie in den Bergen leben. Die andern werden mit falschen Versprechungen zu den Verwandten gelockt. Eines haben sie alle vier gemeinsam: Sie sind verliebt in die Region Südbünden.

Text: Sina Bühler Fotos: Mayk Wendt

I

ch bin aus Pontresina, ganz klar», so Roman Ming

sche Praxisassistentin in Frauenfeld immer wieder

mische werden in Soglio geboren», sagen Verena

mit Rentnerinnen und Rentnern zu tun und wusste:

und Urs Schildknecht. Kaspar Howald findet vor al-

«Diesen Lebensabschnitt will ich anders verbrin-

lem über das Italienische, das er in Rom lernte, An-

gen.» Die meisten nutzen ihre neue Freiheit kaum»,

schluss in Poschiavo. Und Vera Malamud war schon

wirft ihr Mann Urs ein. Ein langweiliges Leben

als Kind eine Heimweh-Münstertalerin, ihr Mann

führten die beiden allerdings nie. Sie reisen für ihr

Pascal Lampert hat sich davon anstecken lassen.

Leben gern, erzählen vom Wandern in Australien

Fünf der genannten sind in den Bergen heimisch ge-

und Neuseeland, von Velotouren in Frankreich und

worden, einer ist den umgekehrten Weg gegangen

Schottland, von Städtereisen. Und von ihren Ferien-

und besucht seine Heimat jetzt als Gast. Aber «zu

wochen im Bergell. «Immer dann, wenn wir uns

Hause» sind sie alle in Südbünden.

Ein Neuanfang in Soglio

wirklich erholen wollten, kamen wir hierher», blickt Verena Schildknecht zurück. Und so fassten sie gemeinsam den Plan, in Soglio nochmals neu anzu-

Die Pensionierung war für Verena und Urs Schild-

fangen. Im Bergell, wo es keine klassischen Ferien-

knecht, die St. Gallerin und den Thurgauer, ein ein-

orte oder gar «Pensioniertenghettos» gibt. Als die

schneidender Moment – sie haben ihn bewusst dazu

Vermieterin ihrer bisherigen Ferienwohnung in So-

Verena und Urs Schildknecht zogen vor sieben Jahren aus dem Thurgau nach Soglio. Sie sind so gut integriert, dass sie sogar zwei Gärten zur Bewirtschaftung angeboten bekamen. Aber einheimisch werde man als Zuzüger in Soglio nie.

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gemacht. Verena Schildknecht hatte als medizini-

zu seiner Herkunft. «Wir sind Auswärtige – Einhei-

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glio ihnen von der «Ruine» erzählte, die mitten im

etwas Neues beginne. Und sie loben die Nähe zum

Dorf zum Verkauf stand, griffen sie zu. Das Haus aus

Oberengadin. Nicht nur zum Wandern oder Skifah-

dem 16. Jahrhundert stand hundert Jahre lang leer.

ren, sondern auch kulturell. Und wenn sie mal eine

Mit Hilfe des Sohnes, eines Innenarchitekts, bauten

Stadt brauchen, sind sie genauso schnell in Mün-

sie es komplett um. Jetzt wohnen sie auf drei Etagen,

chen oder Mailand wie in Zürich.

erschlossen über schmale Steintreppen – ohne Lift.

Im nächsten Frühling wird der Anteil Zuzüger im

«Auch als Pensionierte sollte man nicht alles voraus-

80-Seelen-Dorf Soglio übrigens grösser: Sohn Chris-

planen. Ein bisschen Risiko passt zu uns», lacht Ver-

tian und dessen Frau Monika haben den Pachtver-

ena Schildknecht. Als sich Urs vor ein paar Monaten

trag fürs Hotel Palazzo Salis unterschrieben.

am Knie verletzte, sei er halt auf dem Hosenboden runter- und raufgerutscht.

Den Traum des Münstertals erfüllt

Das Paar nimmt sich viel Zeit fürs Dorfleben. Ob-

Auch Vera Malamud machte schon lange Ferien in

wohl die meisten ihrer Nachbarn Deutsch sprechen,

Südbünden – in Santa Maria im Münstertal. Seit

finden beide, sie könnten besser Wurzeln schlagen,

dreieinhalb Jahren wohnt sie mit ihrem Mann fest

wenn sie im Dorf italienisch sprechen. Das hat in

hier: «Endlich!». Denn den Traum inmitten, dieser

den sieben Jahren, die sie bereits hier leben, nicht

Berge zu leben, hatte die 53-Jährige bereits als Kind:

schlecht geklappt. Urs, der ehemalige Sekundar-

«Mein Vater hat das Tal vor über vierzig Jahren ent-

lehrer und spätere Zentralsekretär des Schweizer

deckt und wir haben die Ferien immer hier ver-

Lehrer-Dachverbands, engagiert sich im Vorstand

bracht. Ich habe mir schon als Kind immer ge-

des Stiftungsrates des «Centro Giacometti». Verena

wünscht, hier zu wohnen.» Und seit sie ihren Mann

ist im Frauenverein aktiv. So haben sie Leute ken-

Pascal kennengelernt hatte, «schleppte ich ihn hier-

nengelernt, mit denen sie als Pensionäre sonst kaum

her», erzählt sie lachend.

in Kontakt gekommen wären. Und sie sind so gut in-

Zuerst konnte sich der 43-jährige Pascal Lampert

tegriert, dass ihnen zwei Gärten im Dorf zur Nut-

den Alltag im Tal kaum vorstellen. Die Annäherung

zung überlassen wurden – eine grosse Ehre. Aber

kam langsam. Anfangs hätten sie sich auf «Über-

Einheimische seien sie trotzdem nicht geworden.

sommerungen» im Maiensäss von Veras Eltern ge-

Wer nicht in Soglio geboren ist, bleibt ein Leben lang

einigt. Weil die beiden für ihre Arbeit als bildende

ein «Ausländer», wie ein Nachbar es nennt.

Künstler aber nirgends im Tal ein geeignetes Atelier

Was vermissen sie von ihrem früheren Leben? «Den

fanden, bauen sie sich hier jetzt ein Haus mit gross-

Bodensee», sagen beide. Und wiegeln grad wieder

zügigen, hellen Arbeitsräumen – und so wurde das

ab: Man müsse auch loslassen können, wenn man

Projekt doch zum definitiven Umzug ins Münster-

Vera Malamud und Pascal Lampert bauen in Santa Maria im Münstertal ein Haus. Weil Vera Malamuds schon seit Jahrzehnten mit den Eltern im Tal Ferien machte, wusste bei ihrer Ankunft schon jeder und jede «aus welchem Stall wir kommen». Alle seien sehr offen auf sie zugegangen.

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tal. Für die beiden Stadtmenschen – Vera stammt

Im Leben der beiden spielt die Natur eine wichtige

aus Zürich und Pascal aus Winterthur – ist der Haus-

Rolle: Wandern und die neu entdeckte Freude am

bau ein grosser Schritt. Als Künstler könnten sie

Gärtnern. Aber auch die Gewissheit, an die in Zü-

überall arbeiten und Pascal Lampert fährt für seine

rich niemand denkt: «Dass sich die Natur nicht zäh-

Performances sowieso regelmässig weg.

men lässt, dass wir ihr ausgeliefert sind», sagt Vera.

Hat sich ihre Kunst verändert? Ja, sagen beide. Vera

Es sind Steinschläge, Lawinen und deren direkter

Malamud achtete immer schon auf Strukturen in

Folgen auf das Dorfleben, die die beiden im Müns-

Objekten, auf die kleinen Dinge. «Für mich ist die

tertal das ganze Jahr spüren.

Umgebung hier ein Paradies», sagt sie. Und ihr Mann findet es faszinierend, dass er dem Überfluss

Vom Kultur- zum Tourismusmanager

an Material entfliehen konnte: «In Zürich kann ich

Kaspar Howalds Weg von seiner alten in die neu Hei-

in kürzesster Zeit alles kaufen, was ich für meine Ar-

mat Poschiavo ist kürzer. Doch er begann weit weg.

beit brauche. Oder brauchen könnte.» In Santa Ma-

«Nach der Matura habe ich in Zürich studiert. Und

ria überlege er sich dreimal, was er wirklich wolle:

eigentlich glaubte ich, nie mehr nach Graubünden

«Künstlerisch gibt das viel weniger Leerläufe.» Pas-

zurückzukehren. Ich dachte, es gebe hier keine inte-

cal Lampert lernte einst am Zürcher Schauspielhaus

ressanten Jobs», erzählt der heute 40-Jährige. Pfar-

Theatermaler und besuchte später eine Kunstakade-

rer, Lehrer oder Förster wollte er nicht werden. Ho-

mie in Holland. Auch seine Frau hat «immer schon

wald studierte Latein, Griechisch und Philosophie.

gezeichnet» und studierte in Süddeutschland, spä-

Nach seiner Doktorarbeit arbeitete er als Assistent

ter lebte sie in Berlin. Sie erlebte dort den Mauerfall,

am Istituto Svizzero in Rom. «Dabei wollte ich gar

zog 1991 nach der Geburt ihrer Tochter in den Sü-

nie nach Italien», lacht er. Er liess sich dennoch dar-

den. Zuerst in den Schwarzwald, später zurück nach

auf ein, wollte es ein paar Monate versuchen und

Zürich, wo sie Pascal kennenlernte.

lernte Italienisch. Und dann war er von Rom und

Weil Vera Malamuds Eltern im Tal schon bekannt

dem Job so fasziniert, dass aus den Monaten Jahre

waren, habe bei ihrer Ankunft schon jeder und jede

wurden. Weil er aber nicht «ewig Assistent» bleiben

gewusst, «aus welchem Stall wir kommen», erzählt

wollte, bewarb er sich bei Pro Helvetia. Dort bekam

sie. Alle seien sehr offen auf sie zugegangen. Als das

er einen Job in Kairo. Später fand er eine Stelle bei ei-

Künstlerpaar im Pfarrhaus von Santa Maria, wo sie

nem Kunstkurator in Alexandria. Doch schon ein

die ersten Jahre wohnten, einen Tag der offenen Tür

Jahr später war er wieder in Rom – als Programmlei-

mit einer Ausstellung veranstalteten seien sie fast

ter des deutschen Goethe-Instituts. Der Grund für

überrannt worden.

sein Heimweh nach Italien war ein privater, kurz vor

Kaspar Howald, ein Bündner der in Zürich studierte, verbrachte Jahre in Rom und in Aegypten. Heute ist er Tourismusdirektor in Poschiavo. Nach dem Vorstellungsgespräch an einem prächtigen Herbsttag spazierte er durch den Ort und merkte: Hier will ich bleiben.

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der Abreise nach Ägypten hatte er seine heutige Frau

wenn ein lokales Restaurant englischen Tee aus

Tiziana kennengelernt. Nach der Geburt des ersten

Massenproduktion serviert, wenn wir hier so guten

Kindes wurde dem Paar klar, dass Rom nicht ihrer

einheimischen Bio-Tee haben», beschreibt er den

Vorstellung eines Kinderparadieses entsprach. «Es

Kerngedanken des Projekts. Im Tal, das sich von 500

ist doch unsinnig, Kinder zwei Stunden durch die

bis auf 2300 Meter über Meer erstreckt, wachse

Stadt zu chauffieren, nur damit sie mit ihren Freun-

schliesslich fast alles, was es in der Gastronomie

den spielen können», schildert Kaspar Howald.

brauche. Wer bei «100 % Poschiavo» mitmacht, ver-

Als ihm seine Schwester, die mit einem Puschlaver

pflichtet sich, lokale Produkte anzubieten, zum Bei-

verheiratet ist, ein Stelleninserat aus Poschiavo

spiel Menus, die ausschliesslich aus Lebensmitteln

schickte, bewarb er sich. «Mehr der Schwester zu-

aus dem Tal gekocht werden.

liebe. Als Tourismusdirektor hatte ich mich bisher

Mit dem Umzug von Rom nach Poschiavo ist Ho-

nicht gesehen.» Doch nach dem Vorstellungsge-

walds Bündner Familie viel näher gerückt. Eltern

spräch an einem prächtigen Herbsttag spazierte er

und Geschwister leben in Graubünden. Die Familie

durch Poschiavo und merkte: Hier will ich bleiben.

seiner Frau, die in Sizilien lebt, ist aber viel weiter

Eineinhalb Jahre ist das nun her, dass die Familie

weg. «Sie kommen uns natürlich besuchen», erzählt

mit den zwei Kindern eine historische Wohnung

er und lacht: «sie haben allerdings beschlossen,

mit drei Kachelöfen bezogen hat. Mitten in den Ber-

künftig nicht mehr im Winter zu kommen. Für Sizi-

gen und in einer engen Dorfgemeinschaft. «Die Le-

lianer ist der Kälteschock hier wohl etwas heftig.»

bensqualität ist hier gewaltig. Wir haben ein viel intensiveres soziales Leben als in der Millionenstadt

Der Einheimische Snowbard-Tourist

Rom. Natürlich ist viel weniger los, das kann aber

Der Kälteschock zählt für Roman Ming zu den

auch ein Vorteil sein», bilanziert Kaspar Howald.

grossen Vorzügen der Region. Im Unterschied zu

Wenn man etwas erleben wolle, müsse man es hier

den Zugezogenen antwortet der 38-Jährige auf die

eben selbst auf die Beine stellen, und das sei ganz

Frage nach seiner Herkunft mit: «Ich bin Engadi-

einfach. «Alle kennen sich, jedes Problem ist schnell

ner.» Obwohl er mehr als die Hälfte seines Lebens

gelöst, Ideen sind rasch verwirklicht.

anderswo verbracht hat. Und dass er Engadiner ist,

«Ausserdem ist mein neuer Job gar nicht so anders,

höre man ja auch. Wenn er dann sagt, er komme aus

als meine frühere Aufgabe im Kulturmanagement:

Pontresina, ist er immer wieder überrascht, dass das

Ich suche kreative Lösungen für nicht alltägliche

Dorf mit 2000 Einwohnern derart bekannt ist. Ming

Probleme und entwickle Projekte», erzählt Howald.

ist dort in einem Hotel aufgewachsen. Doch als er

So wie «100 % Valposchiavo». «Es ist doch schade,

16 war, übernahmen die Eltern einen Betrieb in der

Roman Ming, in Pontresina aufgewachsen, wohnt nach einem Abstecher nach Kanada heute in Zürich. Aber im Winter verbringt er praktisch jedes Wochenende im Oberengadin. Seine Mutter lockt ihn gerne mit einem etwas aufpolierten Schneebericht in die Berge.

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Innerschweiz. Vier Jahre lang verbrachte Roman

fand ich, jetzt sei sie an der Reihe mit der Wahl un-

Ming nur noch die Wochenenden in Pontresina, vor

seres Lebensmittelpunkts. Anderseits war in Ka-

allem im Winter. Manchmal erkundete er auch die

nada alles entspannter.» Sie zogen nach Vancouver,

Skigebiete im Hoch Ybrig, auf dem Titlis oder im

wo er mit einer Blindbewerbung Erfolg hatte.

Tessin. «Das ist eher untypisch für Engadiner. Ich

Arc'teryx, damals noch eine relativ unbekannte

kenne hier Leute, die sind wintersportlich noch nie

Outdoor-Kleidermarke, suchte einen Betreuer für

aus Graubünden rausgekommen», sagt er.

den europäischen Markt. Nach drei Jahren ist er nun

Nach der KV-Lehre kehrte er für eine Wintersaison

zurück in der Schweiz und arbeitet weiterhin für die

als Snowboardlehrer nach Pontresina zurück. Boar-

inzwischen bekannte Firma – noch heute sein

den war immer schon seine Sportart. Pontresina war

Traumjob, weil er genug Zeit hat fürs Klettern, Biken

das Mekka, Heimat der Spitzenfahrer Reto Lamm

und Snowboarden. Roman Ming ist im Winter wie-

und Michi Albin, mit denen Roman Ming heute

der fast jedes Wochenende in Pontresina, wo auch

noch befreundet ist. Ihn selber interessierten die

seine inzwischen pensionierten Eltern einen Gross-

Sportlerkarriere und die Wettkämpfe wenig. Die

teil ihrer Zeit verbringen. «Meine Mutter gibt mir je-

Sportgeräte und die Outdoorbekleidung schon eher.

weils die aktuelle Schneelage durch», erzählt er. Sie

Doch erst mit 26 machte er sich diese Welt zum Be-

übertreibe dabei gerne, damit er, der Sohn, auch si-

ruf: Er fand in Zürich eine Stelle im Einkauf einer

cher vorbeikomme.

Sportgeschäftskette. Und das Stadtleben gefällt

Obwohl er sich als Engadiner fühlt, möchte er im

auch seiner kanadischen Freundin, die ihm in die

Moment nicht zurück in die Berge ziehen. «Ich liebe

Schweiz folgte. Sie arbeitet als Englischlehrerin. Als

Zürich. Und ich sehe in den Bergen weniger berufli-

die Freundin in Kanada weiterstudieren wollte, ent-

che Perspektiven. Aber falls ich mal Kinder habe,

schloss sich Roman Ming, ihr zu folgen. «Einerseits

werde ich über den Wohnort wieder nachdenken.»

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piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016

13.10.15 11:38


vivanda genuina


Viele starke Männer am Berg Zwischen dem Bergrestaurant Prui oberhalb von Ftan und der Bergstation Clünas fährt eine neue Sechser-Sesselbahn. Die Bauzeit für ein solches Projekt beträgt etwa ein halbes Jahr und verlangt den Seilbahnbauern einiges ab – selbst wenn alles nach Plan läuft.

Text: Corinne Riedener Fotos: piz und Hansruedi Steiger

H

erbst. Eben ist die letzte Ferienwoche ange-

«Gebaut ist schnell, länger dauern in der Regel die

brochen. «Bald kommt der Winter», sagt

Abklärungen im Vorfeld», erklärt Paganini. Leider

Bruno Paganini. Er ist Chef der technischen

sei die Bürokratie manchmal etwas schwerfällig.

Dienste der Bergbahnen Motta Naluns Scuol-Ftan-

«Da die Eingabefristen auf Ende Monat gesetzt sind,

Sent. Kühle Polarluft steigt uns in die Nase, als wir

frisst das Einholen der entsprechenden Baubewilli-

im roten Jeep den schmalen Weg von Ftan Richtung

gungen und die Behandlung allfälliger Einsprachen

Prui und Clünas hinauffahren. Familien, Biker, ein

jeweils ganz schön viel Zeit.» Abgesehen von WWF

paar Kühe begegnen uns. Und ein dunkler Gelände-

und Pro Natura, mit denen man sich aber schliess-

wagen. Als wir auf gleicher Höhe sind, halten wir.

lich geeinigt habe, seien in diesem Fall zum Glück

Paganini streckt den Kopf aus dem Fenster. «Feier-

keine weiteren Einsprachen eingegangen. Trotzdem

abend?», fragt er. «Kommt ihr morgen nochmal?»

habe das Projekt schon vor Baubeginn etwa 250’000

Der junge Monteur gegenüber nickt. «Und wie hast

Franken gekostet, sagt der Seilbahnfachmann –

du’s mit den Hirschen?», will Paganini wissen. Der

«was allerdings völlig normal ist».

60-Jährige bekommt ein breites Grinsen zur Antwort. «Am Wochenende haben wir einen 14er ge-

Nichts darf schiefgehen

schossen», erklärt der Monteur stolz und streckt

Paganini hat mitgeholfen, das ganze Projekt zu ko-

sein Smartphone durchs Fenster. «Gratulesch!»,

ordinieren, und hat es begleitet – nicht zum ersten

ruft Paganini, selber auch Jäger, und nickt anerken-

Mal. Die Planung sei in der Regel «mehr als nur eng»,

nend. «So einen würde ich auch gerne mal schie-

erklärt er: «Da darf rein gar nichts schiefgehen.» Be-

ssen ... Aber wie ich mich kenne, erschrecke ich, so-

sonders das Wetter müsse mitspielen, sonst könne

bald ich ihn sehe. Dann ist er schlagartig weg!» Die

der ganze Zeitplan über den Haufen geworfen wer-

Männer lachen.

2400 Personen pro Stunde

Foto Seite rechts: Am Seil hängt die Bahn. Damit es rundum läuft werden die beiden Enden inenander gespleisst. «Man muss zuschauen, um zu begreifen, wie das funktioniert – ähnlich wie beim Stricken», sagt Bruno Paganini. «Jedenfalls kann ich mir nur so erklären, weshalb die Frauen dieses Prinzip immer gleich auf Anhieb verstehen – im Gegensatz zu den Männern.»

12

den. In diesem Fall ist es gerade noch einmal gut gegangen, denn ausgerechnet im Mai, bei Baubeginn, hat es erst einmal drei Wochen lang geregnet. Pa-

Wir verabschieden uns und fahren weiter. Unser

ganini und sein Team konnten die verlorene Zeit

Ziel ist die Baustelle der Prui-Clünas-Sesselbahn,

zum Glück aufholen. Doch es hätte auch anders

das neuste «Kind» der Bergbahnen Motta Naluns.

kommen können und wäre teuer geworden. «Das

Früher stand – an fast derselben Stelle – ein alter

können wir uns nicht leisten», sagt er. Deshalb sei es

Doppelskilift, der eine Baujahr 1977, der andere von

auch so wichtig, dass gewisse Arbeiten wie beispiels-

1988. In diesem Winter gelangen die Skigäste zum

weise das Giessen der Fundamente oder die Montage

ersten Mal vom Prui via Sessellift hinauf nach

der Masten exakt bis zum vereinbarten Tag erledigt

Clünas. 78 Sessel à sechs Plätze sind es insgesamt,

sind. «Wenn nur einer dieser Termine nicht einge-

alle mit Plexihauben. 2400 Personen können so

halten wird, kann das einen ganzen Rattenschwanz

jede Stunde den Berg hinaufbefördert werden, die

von Verzögerungen nach sich ziehen und im

Fahrt dauert knapp sechs Minuten. Gekostet hat die

schlimmsten Fall das Projekt gefährden.»

Bahn rund 8,5 Millionen Franken, der Bau hat gut

Abgesehen vom Regen verlief aber alles nach Plan.

fünf Monate gedauert – Planung und Vorlaufzeit

Offensichtlich, denn vor uns werden die Umrisse

nicht eingerechnet.

der neuen Talstation erkennbar. Von weitem wirkt

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016



die Konstruktion wie ein riesiges Insekt auf der karg-

muss alles vorbereitet und am richtigen Platz sein.

grünen Weite des Bergs. Erst beim Näherkommen

Da müssen alle Hand in Hand arbeiten. Das muss

sieht man den schweren Betonquader hinter der fili-

laufen wie geschmiert!» Für Paganini und die Lift-

granen Erscheinung, die Sesselgarage. Und natür-

bauer zwar eine Herausforderung, aber immer auch

lich das Seil, das sich über 1680 Meter und 13 Mas-

eines der Highlights: «Beim Mastenflug wollen alle

ten zur Bergstation Clünas hinaufzieht. Noch hängt

dabei sein. Das ist jeweils ein ganz besonderes Erleb-

erst eine einsame Gondel daran. Auf der Wiese dar-

nis, obwohl es kaum mehr als einen Tag dauert.»

unter sind die Spuren stählerner Raupen zu sehen, überall stehen Bagger, Baracken und Baumaterial

Eine Männerdomäne

herum – es bleibt noch Zeit.

Weitaus kniffliger sei das Spleissen des Stahlseils.

Highlight: der Mastenflug

14

Dabei werden Anfang und Ende zu einem geschlossenen Kreis zusammengefügt. Dafür kommt jeweils

Vor einigen Wochen erst wurde das Seil eingezogen.

ein Fachmann, denn Spleissen sei eine Wissen-

Jetzt, Mitte Oktober, biegen Paganini und sein Team

schaft für sich – «ausserdem hängt daran buchstäb-

langsam in die Zielgerade ein. Die Bahn läuft bereits

lich die ganze Geschichte», so Paganini. «In Europa

für die Abnahmen durch das Bundesamt für Ver-

gibt es nur eine sehr überschaubare Anzahl von Spe-

kehr. Da muss alles wie am Schnürchen klappen. Zu-

zialisten, die das können.» Die beiden Enden wer-

vor ist einiges mehr passiert: Die beiden in die Jahre

den aufgedreht und dann ineinander verstrickt, bis

gekommenen Skilifte wurden abgebrochen. Die

kein Übergang mehr zu erkennen ist. «Man muss zu-

Fundamente der Berg- und der Talstation mussten

schauen, um zu begreifen, wie das funktioniert –

gegossen werden, ebenso die der 13 Masten, die je

ähnlich wie beim Stricken», meint er schmunzelnd.

rund acht Tonnen schwer und bis zu drei Meter tief

«Jedenfalls kann ich mir nur so erklären, weshalb

im Boden verankert sind. Anschliessend wurden die

die Frauen dieses Prinzip immer gleich auf Anhieb

beiden Stationen fertig gebaut und die Köpfe und

verstehen – im Gegensatz zu den Männern.»

Rohre der Masten neben der Talstation montiert,

Es bleibt bei dieser nicht ganz ernst gemeinten Fest-

erst danach, Anfang August, wurden sie mit dem

stellung, wenn es um die Frauen im Seilbahnbau

Helikopter an ihren vorgesehenen Platz geflogen.

geht. Dieser Beruf ist eine reine Männerdomäne – je-

Geplant und berechnet wurde die ganze Anlage

denfalls wenn es ums Bauen an sich geht. Paganini

vom Ingenieur. Aufgabe der Seilbahnbauer ist es, die

kennt nur eine Frau, die in diesem Bereich arbeitet.

Masten, Gewichte und Rollen zu montieren. «Es ist

«Die Arbeit am Berg verlangt einem einiges ab, nicht

fast ein bisschen wie Lego für Fortgeschrittene», sagt

nur körperlich: Die Tage sind lang, der Ton unter den

Paganini und lacht. «Wir müssen die einzelnen Ele-

Kollegen ist nicht selten relativ rau und das Klima

mente jeweils nur noch zusammenstecken und auf-

ebenso unwirtlich.» Nicht zuletzt deshalb sei auch

bauen.» Das klingt weniger anspruchsvoll, als es in

er mit seinen 60 Jahren mittlerweile überwiegend

Wirklichkeit ist, denn beim Einsetzen der Masten

als Koordinator tätig. Ganz aufgeben will er die «Ar-

mit dem Heli, dem sogenannten Mastenflug, oder

beit am Berg» aber nicht. Dafür gebe sie ihm einfach

auch beim Einziehen des Seils steht und fällt alles

zu viel. «Mini Bahn», denke er manchmal, wenn er

mit der Logistik. «Wenn der Helikopter kommt,

sich den neuen Sessellift anschaue.

60 Jahre Motta Naluns

sich alle noch lange erinnern.» Mehr als 70 Millio-

Die Bergbahnen Motta Naluns Scuol-Ftan-Sent be-

nen Franken hat das Bahnunternehmen in den letz-

schäftigen im Sommer rund 30 Personen, im Winter

ten Jahren in die Modernisierung der Transportan-

sind es bis zu 150 Angestellte. Dieses Jahr feiert das

lagen und in die technische Beschneiung investiert.

Unternehmen sein 60-jähriges Bestehen. «Jubiläen

Mit dem Bau der neuen Sechser-Sesselbahn von Prui

sind zum Nachdenken da, zum Dankeschön sagen

nach Clünas ist nun das gesamte Skigebiet – mit Aus-

und um Zukunftsstrategien zu entwickeln», sagt

nahme des Skilifts Champatsch – mit modernen

Verwaltungsratspräsident Andri Lansel. «In der mo-

Anlagen ausgerüstet. «Diese Investitionen haben

mentanen wirtschaftlichen Situation wollten wir

wesentlich zur Attraktivität der Region beigetra-

aber keine grosse Party veranstalten. Vielmehr ha-

gen», betont Andri Lansel. Die Bergbahnen Motta

ben wir uns und unseren Gästen eine neue Sechser-

Naluns seien «ein starker Motor für die Region Un-

Sesselbahn geschenkt. An dieses Geschenk werden

terengadin».

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016


Oben: Beim «Mastenflug» werden die schweren Teile mit dem Heli transportiert und in luftiger Höhe montiert. Mittleres Foto: Das Stahlseil wird auf einem Tieflader auf den Berg transportiert. Unten: Bruno Paganini, Chef der technischen Dienste der Bergbahnen Motta Naluns (links) im Gespräch mit Ingenieur Albert Mayer.


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Auch schlechtes Wetter ist gut Lange warben Tourismusregionen nur mit gutem Wetter und strahlend blauem Himmel. Die Realität war allerdings schon immer eine andere. Jetzt passen viele Orte ihren Auftritt an, zeigen auch Fotos mit Wolken und organisieren Schlechtwetterprogramme.

Text: Ramona Thommen Fotos: piz und Brigitte Schnetzler

E

ndlich sind sie da: die wohlverdienten Ferien.

Sonnentagen wird seither verzichtet. Das Marketing

Dieses Mal im Engadin. Doch der Blick aus

setzt vermehrt auf regional spezifische Aktivitäten

dem Fenster zeigt: Es ist einer dieser Tage, an

für Sommer und Winter, bei gutem, unbeständigem

denen Berge und Himmel ineinander verschmelzen,

und schlechtem Wetter. «Das Wetter ist vor allem

alles grau in grau mit Nieselregen. Keine ideale Vor­

für Gäste aus der Schweiz, aus Deutschland und Ita­

aussetzung für Feriengäste – das zeigen auch die Stu­

lien ein entscheidendes Kriterium, da sie immer

dien: Für viele sind Bergferien gleichbedeutend mit

kurzfristiger buchen», weiss Rivola. Gäste aus den

Outdoor­Aktivitäten. Im Winter locken Skifahren

Golfstaaten, aus Japan und China störten sich viel

oder Langlauf, im Frühling, Sommer und Herbst

weniger am Regen. Deshalb postet St. Moritz Touris­

Wandern und Biken die Menschen in die Berge. Ni­

mus mittlerweile auch einzelne Bilder auf seinen So­

culin Meyer, Mediensprecher von Tourismus Enga­

cial­Media­Kanälen, auf denen Wolken und Regen

din Scuol, Samnaun, Val Müstair, weiss, welche Aus­

zu sehen sind.

wirkungen Sonne, Regen und Schnee auf die Besucherzahlen haben: «Das Wetter ist bei uns im­

Die DNA des Ortes

mer dann ein Thema, wenn wir die Belegungszah­

«Wir fördern im Unterengadin seit einigen Jahren

len des Vormonats auswerten.» Viele Sonnentage

konsequent wetterunabhängige Aktivitäten», sagt

bringen hohe Frequenzen, Regen oder ein Schnee­

auch Niculin Meyer. Die Gäste können aus einer

sturm mindern sie.

langen Liste Schlechtwettervorschläge auswählen.

Werbung mit Sonnentagen

Tipps für Schlechtwetter­ programme gibt es auf den Internetseiten www.engadin.com und www.engadin.stmoritz.ch

18

Damit besinne man sich vermehrt auf die «DNA des Ortes». Wenn ein Berggebiet mit lediglich einer ein­

Doch: Ist das Problem nicht auch hausgemacht? Prä­

zelnen Aktivitäten werbe, und diese auch noch stark

sentieren sich die Ferienorte doch selbst mit ihrem

wetterabhängig sei, werde der Ort «austauschbar».

angeblich immer guten Wetter. St. Moritz warb

Im Unterengadin wird Gästen deshalb auch angebo­

lange Zeit mit seinen 322 Sonnentagen pro Jahr.

ten, mit dem lokalen Käser, Metzger oder Nusstor­

Wobei allerdings nicht klar ist, was denn einen Son­

tenbäcker die eigene Spezialität herzustellen. Oder

nentag ausmacht. Meteorologisch spricht man da­

mit einem WWF­Spezialisten die Fauna zu erkun­

von, wenn während achtzig Prozent des Tages die

den: «Dann erfährt der Besucher, was uns aus­

Sonne scheint, die Marketingleute legen diese Regel

macht», so Meyer.

aber gerne auch anders aus.

Hans Peter Danuser, der langjährige frühere Kurdi­

Dass die Strategie mit der Schönwetterwerbung

rektor von St. Moritz, versteht diese Haltung nur be­

nicht unbedingt funktioniert, musste Roberto Ri­

dingt. Er war es, der die Werbung mit den über

vola, Mediensprecher der Tourismusorganisation

300 Sonnentagen reaktiviert hatte – seine Vorgän­

Engadin St. Moritz, im Sommer 2014 zur Kenntnis

ger hatten damit bereits Ende der Zwanzigerjahre

nehmen: Unbeständige und graue Tage prägten die

Gäste in die Berge geholt. Für Danuser ist auch heute

Saison, die Gästezahlen sanken, das Werbeverspre­

noch klar: «Die Sonne ist Teil der hiesigen Identität,

chen schien gebrochen. «An diesem Punkt wussten

die Besucher erwarten hier schönes Wetter, deshalb

wir definitiv, dass wir umdenken müssen», räumt er

sollte auch damit gelockt werden.» Zwar seien schon

ein. Auf die St. Moritzer Werbebotschaften mit den

zu seiner Zeit nicht alle mit der Werbebotschaft ein­

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016


verstanden gewesen, «allen voran meine Frau», aber

Schweiz. In einer Klimaanalyse für den Schweizeri­

das habe er lösen können: «Man diskutierte, ab

schen Nationalpark stellt das Bundesamt für Meteo­

wann ein Tag als Sonnentag gilt. Gemäss dem

rologie und Klimatologie fest, dass die Region durch

Meteodienst, den ich kontaktiert hatte, musste da­

inneralpine Trockenheit geprägt ist: «Im Schutz der

für die Sonne an einem Tag mindestens eine halbe

umliegenden Berge ist die Region gegen die Nieder­

Stunde ununterbrochen scheinen. Und das ist in

schlagsaktivitäten aus allen Richtungen abge­

St. Moritz durchschnittlich an 322 Tagen pro Jahr

schirmt.» Die durchschnittliche Niederschlags­

der Fall.» Für ihn war und ist klar, dass es kein ver­

menge im Engadin liegt bei 800 Millimeter, während

gleichbar starkes Argument für die Region gebe.

in den nördlichen Voralpen und Alpen 2000 Milli­

Klimaveränderung hilft Tourismusorten

Es stimmt also doch: Es herrschen im Engadin rela­

Das Wetter ist unplanbar, «aber die Tendenz, wie

tiv oft sonnige Verhältnisse und die Region gehört

meter Regen pro Jahr fallen.

sich das Klima verändert, ist für die Region und den

zu den sonnenreichsten der Schweiz. Regnet es

Tourismus gut», sagt Thomas Schlegel von Meteo

trotzdem, bieten sich Alternativen an.

Hommage ans schlechte Wetter

Die Bekleidungsindustrie stellt heute Stoffe her, die

Wenn Petrus «weint», beginnt das Klagelied der Fe­

jedem Wetter trotzen. So ausgerüstet, lässt es sich

riengäste. Doch warum eigentlich? Ist das schlechte

stundenlang wandern. Spaziergänge im Regen erfri­

Wetter nicht gleich «schön» wie das angeblich

schen den Geist und beleben die Seele. Sind Famili­

«gute» Wetter? Haben wir verlernt, die besten Seiten

enferien angesagt, bringt uns das schlechte Wetter

des schlechten Wetters zu geniessen und diese Tage

Nähe und Zusammenhalt: Vorlesen und einen Spiel­

sinnvoll zu gestalten? Vom Klima her ist es allen

tag einschalten, drinnen oder draussen, kann zum

klar: Nur Sonnenschein kann und darf es nicht ge­

eindrücklichen und fröhlichen Erlebnis werden.

ben. Und trotzdem gilt die Regel: Spielt das Wetter

Gemeinsam die Natur erkunden und sie zuhause

nicht mit, sind die Gäste enttäuscht und die Touris­

nachmalen wird zum lehrreichen Tag. Gestalten

musanbieter sind oft nicht in der Lage, Schlechtwet­

mit Hölzern, Steinen, Gräsern oder Moos aus dem

tervarianten vorzuschlagen, und stimmen in den

Wald macht Kindern ebenso Freude wie den Eltern.

Klagechor mit ein.

Und welches Kind lacht nicht fröhlich, wenn es

Warum erscheinen eigentlich die Sonnenseiten der

durch Pfützen springen oder sie mit dem Velo

Regentage nie in der Tourismuswerbung? Regen hat

durchfahren kann.

ja viele Vorzüge und einen hohen Erholungswert:

Regen ist kein schlechtes Wetter, wenn man ein paar

Die Luft ist sehr rein, die würzig­erdigen Gerüche

Stunden im Schwimm­ oder im Erlebnisbad ver­

werden erfahrbar, Pflanzen duften intensiver. Das

bringt. Museums­ oder Ausstellungsbesuche kön­

Licht wird zum wahrhaft wunderbaren Naturschau­

nen sehr bereichernd sein. Das Angebot ist breit und

spiel, das frischsatte Grün von Fauna und Flora

Konzertbesuche sind nicht nur etwas für Kultur­

leuchtet. Nicht zuletzt die Allergiker atmen an Re­

freaks – ein Blick in den Kulturkalender genügt.

gentagen befreiter.

Urezza Famos

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016

DAS WETTER SCHONGEREDET Die Tourismusregion Lenzer­ heide hat eine Smartphone­ Wetter­App entwickeln lassen, mit einem Wetterhäuschen, aus dem die beiden Steinböcke Gian und Giachen im kultigen Bündnerdialekt das Wetter für die Bündner Orte kommentie­ ren. So macht selbst die schlech­ testen Prog nosen Spass.

Gian: «Hütt kann i Ihne einigi parzielli Sunnefinsternisse präsentiere.» Darauf Giachen: «Du meinsch, öppedie isch e Wolke vor de Sunne.»

19


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Kakao, Krisen, Katastrophen Hermann Hesse, Richard Wagner, Nietzsche oder Elizabeth Main. Sie – und viele andere – eint die Begeisterung für das Engadin, den blühenden Bergsommer, die wunderbaren Wintertage. Die reine Luft, der blaue Himmel. Das Licht. Keine Schatten im Paradies?

Text: Ursula Bauer

Ein Singspiel mit wechselnden Stimmen,

Zwei Ladies,

Chor, Pauke und Piano.

sportlich und very british,

Bildcollage: piz

eröffnen den Reigen. Zur Einstimmung ein Rezitativ eines langjährigen

Sagen wir Alt.

Stammgastes, HERMANN HESSE: «Morgen früh, mir viel zu früh, werde ich nach Sils-Maria hinauf

Jane Freshfield: «All preparations have been

gezerrt werden, wo ich mindestens 14 Tage bleiben

made for an early start next morning», trompetet

und vermutlich frieren und viel Grandhotel-Musik

die Trekkerin der ersten Stunde jeweils am Vor-

hören muss.»

abend einer Bergtour. Meist vergeblich. 1861 ist das Engadin noch nicht reif für die feine britische Le-

Ouverture mit Friedrich Dürrenmatt.

bensart. Noch sei es fest in der Hand kakaotrinkender deutscher Banausen, moniert die wanderfreu-

«Um fünf ruft Fritz mich an. Er klingt vergnügt. Er

dige Lady.

hat das ganze Durcheinandertal ins Feuer gejagt,

Elizabeth Main: «When I first went to St. Moritz

das Hotel Waldhaus, die Gangster. Um sechs steht

in winter there was no railway, no Cresta Run», da-

Fritz in meinem Zimmer, lacht verlegen. Stell dir

mals 1884. Getragene volle Stimme, Wehmut über

vor, das Waldhaus in Vulpera ist abgebrannt. Sie

das verlorene Paradies der britischen Happy Few im

haben es eben in den Nachrichten gebracht. Er

Kulm Hotel. Denn sie kam, die Eisenbahn, 1904.

schaut schuldbewusst.» (So erinnerte sich seine

Und mit ihr der Plebs. «The hordes that pour into

Witwe.) Dürrenmatt muss nicht singen. Sein Pau-

Switzerland at Christmas» lassen Madame schau-

kenschlag genügt.

dern. Sie kehrt dem Engadin den Rücken.

Hermann Hesse, Friedrich Dürrenmatt und Jane Freshfield

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piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016


Erst die Tenöre.

Ein leiser Sopran mit etwas Vibrato.

Ein Solo für den todesmutigen deutschen TheoloClara Schumann, Pianistin und Ehefrau Richard

gen und Missionar David Cranz, der anno 1757

Schumanns, tritt auf: «Erheiterung muss man im

den Pfarrer von Bondo besuchte. Und, um der ner-

Engadin nicht suchen, die ganze Natur stimmt

vigen Gästeschar im Pfarrhaus zu entfliehen, mit

mehr ernst. Es fehlt so ganz das Herzerfreuende.»

Gämsjägern ins Bondascagebiet aufbrach. Im Ver-

Kahl die Hänge und kümmerlich die Tannen.

trauen, dass «wenn ich herabstürzte, diese Art des

Trostlos. Aber immerhin die Natur: «Die Luft ist

Heimgangs dem Heiland nicht angenehm wäre»,

herrlich und lässt einen den Sonnenbrand nie

schlotterte er sich über die Klüfte. Nie mehr, ver-

übermässig empfinden.»

sprach er seinem Herrgott und verliess, sobald die Glieder wieder trugen, das gastliche Bondo.

Ein satter Mezzosopran. Noch ein Tenor, auch kein Held. Die Filmdiva Leni Riefenstahl darf ihre Blessuren, eingefangen beim Filmdreh im winterlichen Ber-

Anton von Rydzewski, spätberufener Alpinist

ninagebiet, beklagen. «Die weisse Hölle vom Piz

und langjähriger Stammgast im Hotel Bregaglia in

Palü» war auch Lenis private Hölle. Entführte doch

Promontogno. Viel Unheil muss er auf seinen Berg-

das Fliegerass Udet, das von Leni wenig hielt, ihren

fahrten erdulden. Unter anderem dies: «Es ist kaum

geliebten «Schneefloh» aus dem bescheidenen Ho-

glaublich, was die Alp Sciora für ein miserables Un-

tel Morteratsch, wo Leni ihre Erfrierungen kurie-

terkommen bietet. Aber das ist noch nicht genug.

ren sollte, nach St. Moritz.

Es findet sich da oben zu längerem Aufenthalt auch

«Ich vernahm von ausgelassenen Festen im Palace,

ein Sommerfrischler ein, ein katholischer Geistli-

die bis zum Morgen dauerten. Langsam begann ich

cher.» Der Cranz kann von Glück reden, dass er

unruhig zu werden und spürte das erste Mal so et-

über hundert Jahre vor dem Russ im Bergell unter-

was wie Eifersucht.» Die prickelndste Engadiner

wegs war.

Champagnerluft nützte nichts. «Ohne Cognac

Ja gewiss, Christian Klucker, Sie wüssten als

hätte ich diese Strapazen nicht durchgehalten.»

Rydzewskis Bergführer ein Liedlein über ihren Herrn und Gebieter zu singen. In ihren Kreisen

Ach Herzschmerz. Laut wird’s in den Kulissen.

wäre das ein Gassenhauer, gewiss. Gerne ein andermal in diesem Theater.

Wir belassen Marcel Proust auf Sassal Masone, Karl Kraus im Fextal. Doch, doch Herr Rilke, Sie dürfen auch singen, später.

Elizabeth Main, Leni Riefenstahl, Clara Schumann und Cuno Amiet

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016

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Ein Bass.

Erstorbensein der Vegetation auf das pulsierende Leben des menschlichen Organismus hervorbringt.»

Friedrich Nietzsche, erfrischt von der Silser Luft,

Nach diesem Kraftakt schont Herr Wagner seine

posaunt forsch von der Leber weg: «Das Engadin ist

Stimmbänder und trinkt literweise Milch, ohne

durch den Überfluss von Deutschen und Baslern

Beschwerden. Aber das Wasser, das St. Moritzer

fast unbetretbar.» Ach kommen Sie, das hatten wir

Wasser: «Seit mehreren Tagen bin ich verstopft und

schon. «In fünf Wochen einen hellen, freilich sehr

mein Magen befindet sich schlecht.»

kalten Tag erlebt, dagegen 24 Tage mit strömendem Regen, Tag und Nacht.»

Crescendo, zwei Bässe, nicht unbedingt im Dreivierteltakt – mit Zwischentönen.

Das macht Stimmung. Nietzsche überholt Wagner mit links: «Um fünf Voll dröhnt der Chor der Verdammten. Wetter, Re-

Uhr nehme ich eine Tasse bitteren Kakao.»

genwetter, Blitz und Donner, Schnee und Hagel,

«Kein Kakao, kein Kakao, kein Kakao», zwitschern

Hitze und Magenweh.

die tapferen britischen Damen der ersten Stunde dazwischen. Tea, Tea, Biscuits von Fortnum and Ma-

Stopp. Ein Bariton an die Rampe, bitte.

son, Brandy und Vin d’Asti. Das kommt ins Gepäck, wenn man auf dem Kontinent überleben will.

Cuno Amiet: «Es regnete, es war kalt, wir machten

Der Mann lässt sich nicht abhalten. «Tag für Tag ein

in der Hütte ein Feuer, aber es rauchte beissend.

schönes rotes Beefsteak mit Spinat und eine grosse

Endlich war der Tag vorbei. Aber schlafen konnten

Omelette (mit Apfelmarmelade darin). Abends

wir kaum, das Dach liess schwere Tropfen fallen.»

nichts als einige Scheiben Schinken, zwei Eidotter

Das war der erste Tag. Und so blieb es. «Wenn’s

und zwei Semmeln.» Auch getrocknete Pflaumen,

schön war, war’s schön. In sechs Wochen war’s

Rhabarberpulver, Faultee, Zwieback. Und man soll

aber nur vier Tage schön.» Giovanni Giacometti

ihm «Schinken, Würste, Abführmittel, gestrickte

hatte seinen Freund Amiet zum Malen ins Bergell

Handschuhe und wollene Strümpfe» schicken.

eingeladen. Im Dauerregen im Val da Cam ging die

Er wäre nicht Richard Wagner, wenn er in die-

Freundschaft fast zu Bruch.

sem Ringen der Titanen-Bässe nicht den letzten Ton angeben würde. «St. Moritz ist wirklich eine

Weiterhin Lärm und Geschrei. Einer übertönt alles, ein Bass, natürlich.

unfreundliche Öde, mit grösster Unbequemlichkeit in allen Einrichtungen und sehr eintönig. Ich war der einzige, der sein Maul auftat, kein Schwei-

Richard Wagner: «Wiederum empfing ich den

St. Moritz neue Impulse gegeben haben, glaubt ei-

gewaltsam beschwichtigenden Ruhe, welche jedes

ner seiner Biographen.

Marcel Proust, Karl Kraus und Friedrich Nietzsche

24

zer wagt so etwas.» Wagner soll mit seiner Suada

erhabenen Eindruck der Heiligkeit der Öde der fast

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016


Zur Besänftigung der Gemüter nochmal

Und 1885 bereits wieder in Konkurs geht. Und der

ein Bariton, gefolgt von einem Klaviersolo

Investor, der belgische Graf Renesse, sich über die

(furioso, mit Pedal zu spielen).

Geländekante ins Bergell gestürzt haben soll. Und wundersamerweise als Verfasser religiöser Traktät-

Rainer Maria Rilke: «Ich hatte es eilig, und aus-

chen in Nizza aufersteht. «Engadiner Luft, diese

serdem regnete und kältete es so eindringlich, dass

trockene, erregende, dünne Luft, die den Wahn-

ich mittels einer kleinen Kalesche möglichst weit

sinn fördert – es gibt viele Selbstmörder und Ver-

nach Süden weiterdrängte.» Soglio. Ein Jubilieren

rückte unter den Bewohnern des Oberengadins.»

und Tirilieren für die geneigten Gönnerinnen, Ro-

Was für Töne eines Literatur-Nobelpreisträgers, Eu-

senduft und Sommergarten. Sotto voce aber: «Ich

genio Montale. Viel gibt’s da nicht zu singen.

hatte mir vorgestellt, auf ein offenes Italien herunDas finale Spektakel.

terzuschauen. Es enttäuscht mich, dass auch da noch Berge stehen. Dumme Gebirge, imposante Hindernisse.»

Friedrich Dürrenmatt haut nochmals auf die

Jahre später arbeitet Hermann Burgers Anatol

Pauke. Er lässt in einem Kurhaus im Unterengadin

Zentgraf, auch er Vollpensionär im Palazzo Salis,

den Dritten Weltkrieg in einem Durcheinander

hart an einer Beseitigung des Problems. Allabend-

von Leichen und Glasscherben und Cognacpfüt-

lich hämmert er den Hotelgästen am Klavier «die

zen enden. Gezeuselt wird natürlich auch. «In

konzertante Sprengung des Bondascagletschers

Sankt Moritz wurde geplündert, die Luxushotels

und der Scioragruppe» um die Ohren.

brannten lichterloh, das Chalet des Stardirigenten zischte in die Wolken. Ich liess meine zwei Maschi-

Ein mäkeliger Countertenor.

nenpistolen liegen, lud meinen Revolver und fand

Ahnten wir’s doch, auch CFM will in Soglio was

Montale feuert nach. «Auf dem Maloja, in Sils und

zum Besten geben. Der Bremer Dompastor mit dem

St. Moritz kann die Flucht aus den lästigen Grenzen

ein Velo und radelte über den Maloja.»

wenig originellen Pseudonym C. Federmann be-

der menschlichen und irdischen Körperlichkeit

schrieb für das Feuilleton der NZZ seine Reise

vollständig sein. Man kann in einen Zustand von

durchs Bergell anno 1883. «Sodann haben die

Haltlosigkeit verfallen, der der totalen Blödheit

Leute noch zu lernen, ihre Dorfgassen reinlich zu

nahe kommt.»

halten. Manche Dörfer wie zum Beispiel Soglio oder Bondo leisten an Unordnung und Unreinlich-

Die Herren heben die Gläser,

keit das Menschenmögliche.» Besser gefällt es dem

wohl nicht zum ersten Mal in diesem Theater;

Kirchenmann in Maloja oben, wo das pompöse

vielleicht darf Renesse auch mittun.

Grand Hotel Kursaal Maloja als exklusive Herberge für die Reichen Europas vor der Eröffnung steht.

Vorhang und Applaus.

Giovanni Giacometti, Rainer Maria Rilke und Richard Wagner

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016

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piz : Publireportage Luca Pancrazzi, Fuori Registro (Rosatsch), 2014, Acrylic on canvas, 175 x 260 cm (69 x 102 1/2 in.)

WINTER-AUSSTELLUNG Die Galerie Andrea Caratsch zeigt vom 12. Dezember 2015 bis zum 16. April 2016 neue Werke von Luca Pancrazzi. Sujet der Ausstellung «Occidente Esotico» sind die Berge und Landschaften des Engadins.

L

uca Pancrazzi ist vor allem ein Beobachter. Er widergibt

grosser Abgeschiedenheit ein. Aus dem Tal aufwärts blickend,

seine Eindrücke in massvollen aber zugleich komplexen

stellt der Berg eine Masse dar, die niemals vollständig erfasst

Gemälden, aufgebaut aus unzähligen Weisstönen. Mit

werden kann, wohingegen der Blick vom Gipfel nach unten uns

diesem Verfahren macht er subtilste Abstufungen von Licht und

ein einzigartiges Erlebnis der Loslösung vom Selbst beschert

Schatten sichtbar und lädt dadurch den Betrachter ein, sich zu

und ermöglicht, die von uns bevölkerte Welt als grosses System

einer neuen Sichtweise verführen zu lassen. In seiner neuesten

zu erkennen, in dem wir lediglich winzige Teile sind.

Bilderserie gilt Pancrazzis Innenblick der weitläufigen Engadiner Gebirgslandschaft, für ihn ein neues Sujet, das gleichwohl die

Nietzsche wurde, als er in dieser allegorischen Landschaft wohn-

einzigartige Maltechnik des Künstlers und seine kontemplative

te, dazu inspiriert, sein Also sprach Zarathustra zu schreiben. Er

Methode zu vollständiger Übereinstimmung bringt.

sagte, er habe im Engadin in der Komplexität des Lichts «die Wiege aller Silbertöne gefunden» – eine Aussage, die auch auf

Bilder von Gebirgen sind hochgradig spekulativ und berufen

das Erlebnis der Bilder Pancrazzis zutrifft. Seine Kompositionen

sich auf einen ursprünglichen Sinn für Phantasie und das Unbe-

lenken das Auge auf verschiedene Teile des Engadins – Felsfor-

kannte. In literarischen und künstlerischen Darstellungen wecken

mationen, Seenplatten, Dörfer – in einer abgestuften Bildsprache,

Berge Gefühle von Faszination und äusserster Schönheit. Aber

die die Morphologie von Gesteinsmassen und Schatten betont.

sie erfüllen uns auch mit Angst, wenn wir an ihre schroffe Be-

Die grossformatigen Gemälde ermöglichen eine Gleichzeitigkeit

schaffenheit und das gefährliche Terrain denken. Sie beheimaten

von Realismus und Abstraktion. Aus der Ferne bleiben die Bilder

Götter und wilde Kreaturen und sind spiritueller Rückzugsort für

kohärent, bei näherer Betrachtung aber zeigen sie eine charak-

Eremiten. Nur die kühnsten Bergsteiger erklimmen ihre geheim-

teristische semi-pointillistische Struktur von Pinselstrichen. Die

nisvollen Gipfel. Aus jeder Perspektive flössen Berge ein Gefühl

weissen Gemälde sind von Helligkeit durchflutet.


Luca Pancrazzi, Fuori Registro (Muragl), 2014, Acrylic on canvas, 160 x 250 cm (63 x 98 1/2 in.)

uns an die in diesen Gegenden immer drohende Gefahr, wenn verschleiernde Elemente – wie Nebel, Dampf, grelles Licht und Dunst – die Bergspitzen und -kämme verhüllen und jeglichen Orientierungssinn verunmöglichen. Dieser Sinn für das Geheimnisvolle, für die Wahrnehmung des Unsichtbaren, steht in Pancrazzis Arbeit an vorderster Stelle. Der erleichterte Zugang zu Satellitenbildern hat den Gebirgslandschaften unweigerlich vieles von ihrer schroffen Anziehungskraft genommen. Die mit dem Erlebnis entlegener Landschaften eng verknüpften Vorstellungen von Exploration und Kapitulation werden beiläufig durch die Vermehrung der Bilder und die Mühelosigkeit verdrängt, mit der ein Reissnagel gesetzt wird, um sich inmitten dieser weit entfernten Umgebungen wiederzufinden. Im Gegensatz dazu schlägt Pancrazzi vor, uns zu entschleunigen und nach subtilen Farb-, Licht- und Strukturveränderungen zu suchen. In einer Welt, in der nur noch wenige Dinge wahrhaft fremd oder geheimnisvoll sind, weist Pancrazzi darauf hin, dass der einzig verbleibende Zugang zum Wunderbaren darin besteht, unsere Position als Betrachter aus dem Gleichgewicht zu bringen, durch die Praxis eines genauen, transformativen Blicks.

Luca Pancrazzi, Fuori Registro (Kesch), 2015, Acrylic on canvas, 150 x 110 cm

In der Verschwommenheit flimmern Details auf und die Landschaft erscheint wie eine Fata Morgana. Eine der Kompositionen zeigt einen Nebelschleier mitten auf der Leinwand. Er erinnert

Die Galerie in St. Moritz ist von Montag bis Samstag von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Galerie Andrea Caratsch Via Serlas 12, 7500 St. Moritz Tel. 081-734 00 00, www.galeriecaratsch.com


Aus Asien oder doch aus Europa? Die Zeiten für den Bündner Tourismus sind hart. Marktanteile gehen verloren und bessere Rahmenbedingungen sind nicht in Sicht. Aber es bieten sich auch Chancen, wenn alle Akteure bereit sind, neue Wege zu gehen, und konsequent Synergien nutzen.

Text: Edmund Deck Illustration: Gregor Gilg

D

ie Bilanz ist erschreckend: Die Bündner Ho-

rundreisen. Die Zahlen zeigen: Kurzaufenthalte von

tellerie und Parahotellerie verlor in den letz-

Gästen aus der Schweiz haben sich in den letzten

ten zwanzig Jahren zwanzig Prozent ihrer Lo-

zwanzig Jahren verdoppelt. Das Wachstum stösst

giernächte, auch wenn weltweit die Zahl der

jetzt aber an Grenzen. Die erwähnte Studie rät des-

Touristinnen und Touristen ständig zunimmt. Die

halb, die Werbung für Kurzaufenthalte auf das be-

Übernachtungen der Feriengäste aus Westeuropa,

nachbarte Ausland auszuweiten. Und auch im übri-

insbesondere aus Deutschland, sind regelrecht ein-

gen Europa sollten die Bündner Destinationen mit

gebrochen. Der Grund liegt auf der Hand: Wer eine

ihren Spezialitäten so bekannt gemacht werden,

Woche Ferien bucht, schaut auf die Preise. Und die

dass sie sich von Bergferien in anderen Regionen

Rahmenbedingungen werden sich in nächster Zeit

und Ländern klar unterscheiden.

kaum markant verbessern: Der Frankenkurs bleibt

Die Berichte finden sich unter: www.wirtschaftsforum-gr.ch Rurbik Publikationen.

28

hoch, Zweitwohnungen dürfen nur noch in Einzel-

Das Spezielle zeigen

fällen gebaut werden und die Bündner Bevölkerung

Der Region Engadin Scuol Samnaun Val Müstair ge-

sagte Nein zu Olympischen Spielen – für die Touris-

lingt dies gemäss Aussage von Urs Wohler mit Ange-

musbranche eine unerfreuliche Ausgangslage.

boten wie «Wellness inklusive» oder «Engadin Scuol

Doch es gibt auch Lichtblicke und Chancen. Die

Mobil» sehr gut. Wenn die Arrangements dann

Zahl der Kurzaufenthalte von Inlandtouristinnen

noch einfach gebucht werden können und hohen

und -touristen steigt und es gibt Bündner Orte – da-

Komfort bieten, könnte dies neue Gäste anlocken.

runter Scuol, Lenzerheide und Laax Flims, die in

Komfort und Zeitersparnis dank optimaler Organi-

den letzten Jahren in internationalen Vergleichs-

sation seien heute ein Schlüssel zum Erfolg und

studien zulegen konnten oder wie Engadin St. Mo-

rechtfertigen auch höhere Preise.

ritz immer noch top positioniert sind. Schaut man

Es müsste ausserdem gelingen, bei mehr Gästen aus

den Wintertourismus genauer an, so zeigt sich, dass

Europa den Wunsch zu wecken, unbedingt einmal

dieses Segment – entgegen klagender Stimmen –

im Leben das Bündnerland und das Engadin be-

grundsätzlich weiter wächst. Diese Feststellung

sucht zu haben. Hier hat auch die Rhätische Bahn

stammt aus einer Studie des Wirtschaftsforums

mehrere Trümpfe in der Hand, fährt sie doch bis ins

Graubünden. Sie zeigt auf, wie man auch ohne kost-

Engadin und in den Nationalpark.

spielige Aktionitis und trotz hohen Preisen mehr

Die Studie gibt aber nicht nur Rezepte, sie stellt auch

Gäste gewinnen könnte.

Forderungen an die Politik. Diese müsse Rahmenbe-

Mehr Kurzferien

mit Engadiner Highlights geschaffen werden kön-

dingungen schaffen, damit neue Bündner und da-

Kurzaufenthalter und Gäste, die Reisen unterneh-

nen, und zwar für mindestens 100’000 ausländische

men, sind weniger preissensibel als Familien, die

Besucher pro Jahr. Dafür brauche es auch bessere

eine ganze Woche Bergferien verbringen wollen.

verkehrstechnische Verbindungen. Nicht nur zum

Solche Gäste werden immer zahlreicher und sie ver-

Flughafen Zürich, sondern ebenso zu den Regional-

fügen auch über zunehmend mehr Freizeit. Gerade

flugplätzen Samedan und St. Gallen-Altenrhein.

für jung gebliebene Pensionäre gibt es attraktive An-

Klar ist, dass solche Forderungen auch auf Opposi-

gebote, vom Wandern über Wellness bis zu Bus-

tion stossen können.

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016



Viele andere Schweizer Feriendestinationen setzen

die entsprechenden Orte liessen sich massiv senken.

auf Gäste aus Asien. In Graubünden ist es laut der

Kommt hinzu, dass ausländische Destinationen mit

Studie bisher fast nicht gelungen, an der steigenden

tiefem Zweitwohnungsanteil dieses Modell des Pau-

Zahl asiatischer Gäste zu partizipieren. Einzige Aus-

schalbetrags und des dafür erhaltenen Gratis-Ski-

nahme sind die Japanerinnen und Japaner im Gla-

fahrens nicht kopieren können.

cier Express. Um mehr Gäste aus Asien anzulocken, brauche es Arrangements mit einem Schneeerlebnis

Kosten senken und Strukturen anpassen

auf der Diavolezza oder dem Corvatsch kombiniert

Die Studie warnt auch vor einem weiteren Hotelster-

mit Uhren-Shopping in St. Moritz oder Samnaun,

ben: Bis 2030 könnte die Hälfte der nicht mehr effi-

basierend auf einer engeren Zusammenarbeit zwi-

zient arbeitenden Beherbergungsbetriebe schlies-

schen den lokalen Unternehmen.

sen müssen. Die «Überlebenden» müssen Kosten

Zweitwohnungsbesitzer sollen mitzahlen

Niveau der Übernachtungen konstant zu halten.

Knapp vierzig Prozent der touristischen Übernach-

Möglich würde dies durch die gemeinsame Nutzung

senken und effizienter werden, um gesamthaft das

tungen in Graubünden stammen von Zweitwoh-

der Infrastrukturen, etwa der Reception, der Well-

nungsbesitzern und deren Familien. Für diese Gäste

nessanlagen oder der Gastronomie. Auch ein ge-

braucht es weiterhin attraktive Infrastrukturen, ins-

meinsamer Personaleinsatz, Computerprogramme

besondere in den Skigebieten. Die Studie regt an, ein

und Vermarktung werden angeregt. Dass Bergbah-

neues Finanzierungsmodell für Skilifte, Bahnen

nen Hotels übernehmen respektive deren Betrieb

und den Pistenunterhalt zu prüfen: Insbesondere in

mindestens vorübergehend sichern, kennt man be-

kleineren Orten mit einem hohen Anteil an Zweit-

reits – aktuell von Scuol, wo die Bahnen diesen Win-

wohnungen könnte der Betrieb der Bahnen durch

ter den Betrieb des Hotels Schweizerhof in Vulpera

die Zweitwohnungsbesitzer massgebend mitfinan-

absichern. Wenn die Tourismuspolitik solche Struk-

ziert werden. Wenn diese zum Beispiel zusammen

turveränderungen durch Rahmenbedingungen be-

mit den Einheimischen pro Jahr 2000 Franken pro

günstigt, könnten «funktionell integrierte Resorts»

Haushalt bezahlen würden, könnten alle Mitglieder

entstehen. Oder zumindest ein starkes Netz der

des zahlenden Haushalts, deren Freunde sowie die

wichtigsten Unternehmen vor Ort, welches gemäss

Hotelgäste gratis Skifahren, rechnen die Fachleute

Urs Wohler im Unterengadin und im Val Müstair be-

für ein kleineres Skigebiet vor. Die Fachleute räu-

reits heute einer der zentralen Gründe für den Erfolg

men zwar ein, dass noch nicht alle Details geklärt

ist. – Allerdings: Die Studie bezeichnet das traditio-

sind und dass die Umsetzung zu einer grossen Her-

nelle Wochenferiengeschäft im Winter grundsätz-

ausforderung werden könnte, doch ein solches Mo-

lich als «gefährdet» und die Sommerbergferien so-

dell könnte sich lohnen: Die Marketingkosten für

gar als «ernsthaft gefährdet».

Nicht aufs Schulskilager, sondern auf die Eltern kommt es an In den letzten zehn Jahren hat die Zahl der individu-

30

vate Umfeld ankommt, ob Jugendliche Ski fahren

ellen Skitage in der Schweiz immer leicht abgenom-

oder nicht. Die Studie spricht davon, dass ein «ski-

men. Allerdings gehört laut einer Umfrage des Bun-

affiner» Elternteil oder Familie und enge Freunde

desamtes für Sport (BASPO) Skifahren weiterhin zu

ausschlaggebend seien. Da der Anteil der Skifah-

den beliebtesten Sportarten. 2014 gaben über

rerinnen und -fahrer in der heutigen Elterngenera-

35 Prozent der Befragten an, selber Ski zu fahren –

tion hoch liegt, bleibe auch der Anteil der Kinder

dieser Anteil stieg seit 2000 ständig an. Und fragt

und Familien auf den Pisten konstant. Eine mar-

man bei den Bündner Skischulen nach, zeigt sich,

kante Abnahme der jugendlichen Skifahrer sei des-

dass mehr als 30 Prozent der Schweizer Kinder in ih-

halb nicht zu erwarten, die Zahl der Skilager sei je-

rem Leben sechs Wochen Skiunterricht geniessen.

denfalls nicht ausschlaggebend.

Der Blick auf die Spitzenfrequenzen der Wintersai-

Wenn am Lift nicht angestanden werden muss,

son zeigt ein konstantes Niveau in den letzten

wenn es genügend Platz auf der Piste gibt und wenn

15 Jahren. Selbst die Klage, dass wegen weniger Ski-

man mit Langsampisten auch ältere Skifahrende

schullagern die Jugendlichen keinen Bezug mehr

beim Sport behalten kann, sei der Skibetreib nicht

zum Skisport haben, scheint falsch. Umfragen in

gefährdet. Allerdings wird die Finanzierung all die-

Österreich haben ergeben, dass es primär auf das pri-

ser Ansprüche zunehmend schwieriger.

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016


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E S S AY

«Wir sind alle Gäste – überall» URSINA FRIED-TURNES

Z

um Thema «Gast» soll ich über mein persönliches

die Fremdheit aufheben könnte. Fremdarbeiter gibt es

Erleben im Engadin schreiben. Gast? Nie wäre mir

auch nicht mehr, sie heissen jetzt Gastarbeiter, aber lädt

eingefallen, mich selbst als Gast zu sehen in Lavin,

man denn Gäste zu sich ein, damit sie arbeiten?

wo meine Grosseltern gewohnt haben, in jenem grossen

Für mich ist das Arbeiten an einem Ort der direkteste Weg,

Engadinerhaus mit den dicken Mauern, das für mich

um dort nicht mehr Gast zu sein. Und die zweite Möglich-

schon als Kind eine Art Symbol der Beständigkeit war. Ich

keit, dem Gast-Status zu entkommen, ist das Erlernen der

bin nicht hier aufgewachsen, fühlte mich fremd in dem

Sprache. Ich habe mehrere Jahre in den USA gelebt, als

Dorf mit all den Verwandten, deren Sprache ich nicht ver-

Studentin und Lehr-Assistentin, und es freute mich im-

stand, unter den Kindern, die eine enge Gemeinschaft

mer am meisten, wenn Leute erst nach längerer Zeit auf

bildeten, zu der ich nicht gehörte. Und doch wurde das

die Idee kamen, ich könnte Ausländerin, also Gast, sein.

massive Haus zu einer Art Heimat für mich, die ich als

So fühlte ich mich in der Gemeinschaft ernst genommen.

Kind alle paar Jahre an einen andern Ort, in fremde Län-

Gleiches ist mir später auch im Engadin passiert. Ich

der mit neuen Sprachen, versetzt wurde. Überall war man

hatte inzwischen einen gebürtigen Rätoromanen gehei-

Gast, aber doch nicht im Haus der Grosseltern! Dort ge-

ratet und die Sprache so gelernt, dass man mir die Fremde

hörte man einfach dazu.

nicht mehr anhörte. Ausserdem hatte ich mich für die

Es wurde mir warm ums Herz, als wir diesen Sommer mit

Zweisprachigkeitserziehung engagiert, die ich in den USA

unserem Enkelkind im kleinen roten Zug in Lavin anka-

kennengelernt hatte. Zurück in der Schweiz fiel mir auf,

men, nach einer langen Reise, und die Kleine aus dem

wie sehr hier die Zweisprachigkeit vernachlässigt wird:

Fenster spähend begeistert ausrief: «Dort ist unser Haus!»

Ein viersprachiges Land mit einsprachigen Menschen! Es

Sie wohnt im Ausland und ist in ihrem kurzen Leben

dauerte Jahre, bis mir klar wurde, dass es in der Schweiz

schon weit herumgekommen, oft schon umgezogen,

durchaus ein zweisprachiges Gebiet gibt – die Rumant-

sieht das Haus ihrer Grosseltern und nennt es «unser

schia. Nur definierte sich die Rumantschia damals noch

Haus». Ein Zuhause, wo man nicht Gast ist.

nicht als zweisprachig und die Schule hatte noch nicht er-

Merkwürdigerweise hat das Wort Gast für mich eine

kannt, dass die jungen Menschen von der Situation pro-

leicht negative Bedeutung. Eine kurze Umfrage bei Be-

fitieren. Deutsch als Fremdsprache im Engadin – diese

kannten zeigt aber, dass ich damit ziemlich allein bin; es

Haltung ist überwunden. Deutsch als Gastsprache? Da-

sei doch wunderbar, Gast zu sein! Deshalb bieten Private

von spricht zum Glück niemand.

in Tourismusregionen auch keine «Fremdenzimmer»

Über längere Zeit durfte ich mit Engadiner Schulen arbei-

mehr an, sondern Gästezimmer, und der Hotelier geht so

ten und dort die Wertschätzung der Zweisprachigkeit

weit, seinen potenziellen Kunden als «lieber Gast und

verankern helfen, die heute zur Selbstverständlichkeit

Freund» anzusprechen. Wie wenn man durch ein Wort

geworden ist. Dass ich dabei glaubwürdig war, hängt si-


dern selber Romanisch spreche – eine Einheimische sozusagen. Dass

WILDLACHS

cher auch damit zusammen, dass ich keine Gast-Expertin war, sonRomanisch nicht meine Erstsprache ist, sondern die Dritt- oder ViertMein Lebensmittelpunkt war und blieb trotz des Schulengagements im Engadin in Zürich. Unser Sohn wurde dort geboren, und dieses Kind sollte nicht alle paar Jahre entwurzelt werden, so wie es mir geschehen war. Es sollte nicht mit dem Gefühl aufwachsen, sogar an seinem Wohnort Gast zu sein. Er sollte ein festes Zuhause haben, in

GARANTIERT

sprache, habe ich nie an die grosse Glocke gehängt.

Zürich, und einen festen Ferienort, im Engadin. die Schweiz schon fürs Studium und zigeunert inzwischen samt Kindern fröhlich in der Welt herum. Er hat die Freude an Sprachen «geerbt» und lacht sich ins Fäustchen, wenn er im Engadin, in Berlin oder in Mexiko in einer Beiz als Einheimischer behandelt wird. Meine Bedenken gegenüber dem Gast-Sein allerdings, die teilt er nicht.

EINHEIMISCH

Doch was machte der Sohn aus dem Bemühen der Mutter? Er verliess

Ort gebunden. Wo also ist mein Lebensmittelpunkt? Die Antwort ist einfach: Er ist immer dort, wo ich gerade bin. Mit andern Worten, er hat sich vom Aussen ins Innen verlegt. Noch immer bin ich Sprachlehrerin, doch handelt es sich jetzt um eine Sprache, die nicht auf ein Territorium angewiesen ist, nicht einmal auf Grammatik und korrekte Aussprache. Es ist die Sprache der Träume, unser aller «Muttersprache», denn alle Menschen träumen. In die Dimensionen, aus de-

HAUSGEMACHT

Heute bin ich nicht mehr durch Arbeit oder Familie an einen fixen

Gast. Dort ist man immer schon zu Hause, Tag und Nacht; man muss sich nur daran erinnern. Die Frage, ob ich irgendwo Gast bin und anderswo nicht, stellt sich für mich nicht mehr. Ich kenne den Ort, wo es keine Einheimischen und keine Fremden gibt, keine Flüchtlinge und keine Kriegstreiber.

TESTSIEGER

nen die Botschaften der Träume stammen, gelangt man nicht als

Ist jemand einmal an diesen Ort gereist, im Traum vielleicht, kann er

allerdings nicht irgendwo weit weg existiert oder in der Zukunft; er muss und kann durch uns in dieser Welt geschaffen werden. Zum Beispiel indem wir uns so verhalten, wie es ein willkommener Gast tut: Freudig da sein, Umwelt und Menschen respektieren und später wieder gehen, ohne Schaden zu hinterlassen.

LA PUNT -10 %

die Menschen nicht mehr in «wir» und «die andern» einteilen, in «wir gegen die andern». Es ist ein Ort der Freiheit und Gleichheit, der

Ich fühle mich als Gast auf dieser Erde und es ist mir schmerzlich bewusst, wie sehr wir als Menschheit deren Gastfreundschaft missbrauchen. Vor Jahren hat mich der Spruch beeindruckt: «Wir sind alle Fremde, fast überall.» Heute sage ich: «Wir sind alle Gäste, überall.»

Ursina Fried-Turnes. Die Autorin wuchs in der Schweiz, in Japan, Frankreich und in den USA auf und beendete dort ihr Studium der Romanistik und Anglistik mit dem Doktorat. Zurück in der Schweiz unterrichtete sie während dreissig Jahren an Sekundarschulen, Gymnasien und an der Universität. Sie bildete sich psychologisch weiter als Focusing-Trainer und beschäftigt sich heute mit Traumarbeit. www.spirituelletraumarbeit.ch

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piz : Publireportage

«Best Service» im Private Banking – Erfolgsfaktor Bündner Mentalität Bodenhaftung, Gradlinigkeit und Bescheidenheit zeichnen die Bündner Mentalität aus. Das sind drei Eigenschaften, die gerade auch in der Finanzwelt wieder an Bedeutung gewinnen. Dies ist wohl mit ein Grund, wieso sich immer mehr Kunden für das Private Banking der Graubündner Kantonalbank (GKB) entscheiden. sehen die internationalen Veränderungen,

heute? Im Gegenteil, vor dem aktuellen Hin-

analysieren deren Konsequenzen für die

tergrund ist es wichtiger als je zuvor. Bankge-

Schweiz und befassen uns mit den Auswir-

schäfte sind Vertrauensgeschäfte. Vertrauen

kungen in und für Graubünden. Und hier gibt

ist und bleibt die Basis für jede funktionie-

man sich mit Halbwahrheiten und Oberfläch-

rende Beziehung und setzt gegenseitige

lichem bekanntlich nicht zufrieden. Mit die-

Transparenz voraus. Da machen wir keine Kompromisse. In Graubünden ist man es

Interview mit Marco Sacchet, Leiter Private Banking & Institutionelle

VERTRAUEN IST ENTSCHEIDEND, DENN BANKGESCHÄFTE SIND VERTRAUENSGESCHÄFTE.

Marco Sacchet, Bündner Mentalität und Private Banking – was soll daran speziell

Das hört sich alles gut an. Aber führen der Regionalbankcharakter und die erwähnten Bündner Tugenden nicht vor allem zu Unterschätzung im Private Banking? Die

sein? Die Bündner Mentalität ist bekannt für ihre Bodenhaftung, Gradlinigkeit und ge-

gewohnt, Dinge anzusprechen.

sem Anspruch suchen wir für unsere Kundin-

Bündnerinnen und Bündner erteilen uns im

sunde Bescheidenheit. Das sind drei Eigen-

nen

bestmögliche

Private Banking bereits Bestnoten. Dafür sind

schaften, die gerade auch in der Finanzwelt

Performance und vor allem Lösungen aus

wir sehr dankbar, denn es bestätigt unseren

wieder an Bedeutung gewinnen. Wir sehen

einer Hand, wenn es um seriöse Anlagebera-

«Best Service»-Ansatz. Wir setzen täglich al-

den Tatsachen einfach gern ins Auge und

tung und Vermögensverwaltung geht. Unser

les daran, hohe Erwartungen in jeder Bezie-

beraten schnörkellos und möglichst nachhal-

Geschäftsmodell ist nicht auf Spekulation

hung zu übertreffen. Gerade wer uns neu

tig – nicht, weil Vernunft im Trend liegt, son-

ausgerichtet. Wir legen grossen Wert auf eine

kennen lernt, ist oft überrascht. Wir halten

und

Kunden

die

ausgeglichene Risikopolitik und sorgen in der

nicht nur, was wir versprechen, sondern set-

Beratung bewusst für Transparenz – die Ba-

zen in der Leistung eben gerne noch einen

Was verstehen Sie unter Bodenhaftung?

sis für Vertrauen.

drauf, wenn es um das persönliche Engage-

Das hat mit der Weltanschauung zu tun. Wir

Vertrauen – ein überstrapaziertes Wort

ment für unsere Kundinnen und Kunden geht.

dern weil sie unserer Identität entspricht.


Bei aller Sympathie für dieses Engagement

gen Schlüsse zu ziehen und Entscheide zu

nen und weltbekannten Bergregion, die wir in

«in den Bergen»: Geht die Post nicht an den

fällen. Da sind wir stark, wie uns internationale

der Finanzwelt mit gesunden Massstäben

internationalen Finanzplätzen ab? Wir le-

Gäste immer wieder bestätigen. Bündnerin-

gern repräsentieren. Die Messlatte bleibt die Zufriedenheit unserer Kundinnen und Kunden.

ben in den Bergen, aber nicht hinter dem

nen und Bündner werden überall geschätzt,

Mond. Oft sieht man aus der Höhe und Distanz

übrigens auch wegen ihres gesunden Men-

Hier scheuen wir keinen Vergleich. Nehmen

vieles sogar klarer. Entscheidend ist die Kom-

schenverstandes. Genau für diesen stehen wir

Sie uns beim Wort und fordern Sie uns heraus.

petenz, mit ruhiger Hand rechtzeitig die richti-

ein – mit dem Bewusstsein einer wunderschö-

BÜNDNER PRIVATE BANKING MIT BESTNOTEN.

trifft voll und ganz zu

erfolgreich

professionell

zukunftssicher innovativ

kompetent Hypotheken

kompetent Anlagen

kompetent Vermögen

Gemäss Markenindex-Studie erhält unser Bündner Private Banking Bestnoten in Graubünden. Sie fragen sich, weshalb? Weil Bündner Mentalität selbst eine entscheidende Rolle spielt. Wir sind gerne Bündner und stolz auf unseren Kanton. Bodenhaftung, Gradlinigkeit und Bescheidenheit zeichnen unsere Mentalität aus – auch im Private Banking.

trifft überhaupt nicht zu GKB

andere Banken

Quelle: VSKB-Studie 2014

Was unterscheidet eine «klare Titelempfeh-

sächlich zu rund 80 Prozent von der richtigen

lung» von einer unklaren? Klar und nachvoll-

Strategie ab. Entsprechend lohnt sich für Kun-

ziehbar ist eine Titelempfehlung dann, wenn sie

dinnen und Kunden die Auseinandersetzung

zur Anlagestrategie des Kunden oder der Kun-

mit der eigenen subjektiven Risikobereitschaft und der eigenen objektiven Risikofähigkeit. Hier

«OFFENHEIT UND VERTRAUEN» DAS FUNDAMENT FÜR NACHHALTIGEN ERFOLG.

Interview mit Christoph Raschle, Leiter Region St. Moritz

ist gute Beratung entscheidend, denn sie vermeidet persönliche Unter- oder Überschätzung. Nur ein realistisches Risikoprofil führt zu nachhaltigem Anlageerfolg. Worauf würden Sie selbst Wert legen in

Christoph Raschle, Sie sind Leiter Redin passt. Die Strategie ist abhängig von der

diesem

genseitiges Vertrauen mehr als ein hoh-

Risikobereitschaft und -fähigkeit. Risikoprofil

sind Vertrauenssache und damit geprägt von

sicher.

und Anlagestrategie werden im Beratungsge-

den Menschen, die sie betreuen. Nebst einer

Offenheit bedeutet für die Bank, transparent

spräch sorgfältig erarbeitet. Anschliessend

hohen Beratungskompetenz ist für mich genauso wichtig, dass sich der Kundenberater

les

Lippenbekenntnis?

Aber

Zusammenhang?

Bankgeschäfte

gion St. Moritz. Sind Offenheit und ge-

in den Anlageentscheiden und klar in den

empfehlen wir unserer Kundschaft, ein Vermö-

Titelempfehlungen zu sein, aber auch Chan-

gen nach dem bewährten «Core Satellite»-An-

auch für mich als Mensch interessiert und nicht

cen und Herausforderungen im Kundenge-

satz zu strukturieren. Damit sorgen wir für eine

einfach nur für mein Vermögen.

spräch offen anzusprechen. Vertrauen be-

optimale Diversifikation und Gewichtung der

deutet aus Kundensicht, sich blind darauf

Anlagen im Sinne der individuell vereinbarten

verlassen zu können, dass unsere Bankbe-

Anlagestrategie. Nur wer eine Strategie hat, hat

raterinnen und -berater das anvertraute

langfristig Erfolg, da sind wir überzeugt.

Vermögen genau so sorgfältig und verantwortungsvoll verwalten wie ihr Privatvermö-

Beissen sich «Strategie» und «langfristiger

gen. Genau das ist unser Ansatz. Dabei

Erfolg» nicht mit der heutigen Kurzlebigkeit

setzen

Private-Banking-

der Welt? Nein, gerade wenn sich die Ereig-

Dienstleistungen und betreiben bewusst

nisse heute überstürzen, wird überlegtes und

wir

auf

solide

kein spekulatives Investment Banking: Wir

konsequentes Handeln mit ruhiger Hand wich-

empfehlen nur, was wir selbst verstehen.

tiger – gerade auch im Anlagegeschäft. Ge-

Das bringt nachhaltigen Erfolg.

mäss Untersuchungen hängt Anlageerfolg tat-

Graubündner Kantonalbank Via Maistra 1, 7500 St. Moritz Christoph Raschle, Leiter Region St. Moritz Tel. +41 81 837 02 01 christoph.raschle@gkb.ch www.gkb.ch/pb


Die Faszination der Gletscher Seit Menschen in die Berge reisen, stehen sie staunend vor oder auf den Gletschern. Architekturstudenten der ETH Zürich haben am Morteratschgletscher die Eiswand einen Tag lang mit einem Laser gescannt – nicht fotografiert. Magische Bilder sind das Resultat.

Text: René Hornung Bildmontage: Matthias Vollmer

B

is ins 19. Jahrhundert hielten sich die Men-

bewegen sich – der Morteratschgletscher bei Pontre-

schen nur ungern in den Bergen auf. Zu be-

sina im Oberengadin mit bis zu 120 Metern pro Jahr.

drohlich war die Landschaft, zu gross waren

Am Gletscherschwund erleben wir die Landschafts-

die Gefahren. Das veränderte sich, als die ersten

veränderung

Touristen die Alpen als romantische Orte entdeck-

schmilzt vor unseren Augen weg. Eisbrocken don-

ten, als Symbol ursprünglicher, unverdorbener Na-

unmittelbar.

Der

Mythos

nern von der Gletscherzunge in die Tiefe, zurück

tur. Maler hielten die ersten Bergsteiger auf Bildern

bleibt eine Steinwüste, auf der sich Pflanzen nur

fest, beeindruckt von wuchtigen Eislandschaften

sehr langsam entwickeln. Es braucht hundert Jahre

und den zerbrechlich wirkenden Menschen. Die

Eisfreiheit, bis 85 Prozent des Bodens mit Pflanzen

Gletscher – es gibt weltweit rund 200’000 – wirken

bedeckt sind. Auf ihrer Oberfläche verändern sich

auf uns nach wie vor als gewaltige, mystische Na-

Gletscher dagegen sehr schnell: Eis wird Schmelz-

turphänomene und haben eine besondere Anzie-

wasser und gefriert wieder.

hungskraft. Doch die Vorstellung des Gletschers als ruhiges und träges ewiges Eis ist falsch. Die Massen

36

ganz

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016


In den Alpen ziehen sich die Gletscher seit Mitte des

wurde das Bild zusammengesetzt. Es zeigt auch, wie

19. Jahrhunderts zurück. 1857 lag die Zunge des

viele Menschen sich im Laufe dieses Tages vor der

Morteratschgletschers nur 100 Meter von der heuti-

Gletscherzunge aufhielten.

gen Station Morteratsch der Rhätischen Bahn weg –

Weil der Scanner eine beschränkte Reichweite von

in knapp 140 Jahren hat er sich um 2,2 Kilometer zu-

rund 110 Metern hat, fehlen Informationen, die wei-

rückgezogen. Heute ist er noch rund 6,4 Kilometer

ter weg liegen – dort wird das Bild schwarz. Auch

lang, der drittlängste Gletscher der Ostalpen. Der

Gletscherfalten, die im «Schatten» des Scanners lie-

Gletscherschwund in den Alpen ist allerdings regio-

gen, werden schwarz abgebildet.

nal sehr unterschiedlich. Es hängt nicht nur vom

Im Unterschied zu einer Foto zeigt der Landschafts-

Klima ab, wie sich ein Gletscher entwickelt, sondern

Scan die Grössenverhältnisse zwischen Eiswand

auch von der Steilheit der Berge und der Besonnung.

und Menschen eindrücklich. Eine Perspektive , wie

Auf dem Weg zum Morteratschgletscher kann man

sie mit einer Fotokamera so nicht festgehalten wer-

sich mit der Bernina-Glaciers-App an 16 Stationen

den kann. Während des Kurses produzierten die

über das Naturphänomen informieren. Und bei der

Studierenden kurze Videos aus den Laser-Scan-Da-

Bergstation der Diavolezza-Luftseilbahn bringen

ten und kombinierten diese mit analogen Gross-

uns seit dem Sommer 2015 eine Aussichtsterrasse

und Mittelformatfotos, die sie selbst entwickelten.

und ein Gletscherweg die eisige Natur näher. Auf der

Darin erkunden sie die Oberfläche und die Struktur

Plattform fühlt man sich mitten im Eis.

der Eismassen.

Mit dem Naturphänomen haben sich auch Archi-

Die Resultate zeigen, wie unterschiedlich wir eine

tekturstudierende der ETH Zürich befasst. Im Rah-

Landschaft in der Natur und über Bilder oder in ei-

men eines Kurses des MediaLab des Lehrstuhls für

nem Film wahrnehmen und wie stark audiovisuelle

Landschaftsarchitektur von Prof. Girot erkundeten

Eindrücke unsere Wahrnehmung verändern. Bilder

sie im März 2015 die «Eiswüste Schweiz»: Das Bild

und Filme zeigen die Eigenheiten eines Ortes anders

unten entstand mit einem Laser-Scanner, der vor

auf als Pläne auf Papier.

der Morteratsch-Eiswand im Laufe eines Tages alle 20 Minuten verschoben wurde. Aus diesen Daten

Mehr Bilder und Videos zum Projekt MediaLab der ETH Zürich finden Sie im Internet unter www.girot.arch.ethz.ch/medialab/?tag=morteratsch

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016

37


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Fusion, Eurokrise und Unwetter Die sechs früher selbständigen Gemeinden Ardez, Ftan, Guarda, Scuol, Sent und Tarasp haben sich auf Anfang 2015 zusammengeschlossen. Das fusionierte Scuol ist die grösste Gemeinde der Schweiz. Capo Christian Fanzun zieht eine erste Zwischenbilanz.

Interview: René Hornung Foto: Mayk Wendt

CHRISTIAN FANZUN, wie fühlt man sich als

Rief der Tourismus nach Hilfe?

Capo der grössten Gemeinde der Schweiz?

Wir hatten Reaktionen, das ist ja klar, denn auch

Ich spüre Anerkennung und es ist mir eine Ehre,

im fusionierten Scuol leben wir fast ausschliesslich

aber ob wir in Scuol oder Glarus Süd die grösste Ge-

vom Tourismus. Es wurden Hilfen angefordert.

meinde sind, ist ja strittig. Misst man auf der Karte,

Darauf waren wir aber nicht vorbereitet. Kommt

haben wir sechs Quadratkilometer mehr. Misst

dazu, dass eine Gemeinde nur wenige Möglich-

man aber in der Natur, dann ist Glarus Süd grösser.

keiten hat. Mit der Region und dem Kanton zusam-

Und jetzt streiten Sie mit Mathias Vögeli, dem

Heute muss aber jede und jeder seinen Beitrag zur

Gemeindepräsidenten von Glarus Süd?

Bewältigung der Probleme leisten.

men versuchten wir Unterstützung zu leisten.

Sicher nicht – wir haben erst einmal und kurz am Telefon miteinander gesprochen, da waren die

Hat sich die Situation inzwischen wieder beruhigt?

Quadratkilometer kein Thema. Die beiden grössten

Teilweise. Die Wintersaison 2014/15 war nicht so

Fusionsgemeinden im Land sind übrigens auf

schlecht wie erwartet. Die Hotels waren schon

sehr unterschiedlichen Wegen entstanden. In Gla-

vor dem Frankenschock verhältnismässig gut ge-

rus verlangte die Landsgemeinde die Zusam-

bucht. Die Sommersaison 2015 war etwas

menschlüsse. Bei uns wollte die Regierung über den

schwächer als auch schon, aber im Vergleich zu

Finanzausgleich die Fusion erreichen, scheiterte

anderen Regionen in einem akzeptablen Rahmen.

aber damit. Wir im Unterengadin waren aber mit den Vorarbeiten doch schon so weit, dass wir

Es gab ja auch heftige Rückschläge: Der Schweizerhof in

entschieden, wir ziehen das durch, und die Bevöl-

Vulpera ist in Gefahr, das «Palace» in Nairs ist noch

kerung stimmte der Fusion ja deutlich zu.

im Umbau, auf dem «Engadinerhof»-Areal wird nicht

Kaum hatte 2015 begonnen, waren schon alle

Die Situation ist sehr schwierig, das hat aber alles

Gemeindefahrzeuge in allen Dörfern umgespritzt und

nichts mit der Gemeindefusion zu tun. Alle Berg-

mit Cumün da Scuol angeschrieben …

und Saisonregionen haben im Moment Probleme.

mehr weitergebaut. Was kann da die Gemeinde tun?

… ja, damit waren wir schnell, mit Absicht. Man sollte sehen, dass wir nun zusammengehören, dass

Wir müssen diese Zeiten überwinden und jetzt die Chance packen und unsere Strukturen anpassen.

wir eine Gemeinde sind. Es gab da schon die eine oder andere Reaktion, zumal wir für eine Übergangs-

Es gibt im grossen Scuol auch viele touristische Perlen.

zeit das alte Wappen von Scuol weiterverwenden.

Warum sieht man die nicht mehr?

Das wird sich aber gelegentlich ändern. Wir wollen

Leider sehen viele im Moment nur das schwarze

einen Wettbewerb für ein neues Gemeindewappen

Loch. Das ist in dieser Situation zwar verständlich,

ausschreiben.

aber eigentlich falsch. Die Bevölkerung hat nämlich klug entschieden und im Spätsommer dem

40

Schon im Januar kam dann auch der Frankenschock.

Bogn Engiadina für fünf Jahre eine feste Finan-

Das war wirklich nicht ein Start, wie wir ihn uns

zierung garantiert und gleichzeitig einen fixen Bei-

vorgestellt hatten.

trag an den Betrieb von Schloss Tarasp bewilligt.

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016


Nun kann Not Vital mit der Stiftung Pro Chastè das

sprechenden Projekten. Die werden mehrere Jahre

Schloss kaufen. Ich bin froh, dass die Bevölke -

dauern, und da ist dann auch der Kanton mit Tief-

rung diese Unterstützungen so klar beschlossen hat.

bau- und Forstamt involviert.

Damit hat die Politik für sichere Rahmenbedingungen gesorgt.

Sie sind als Capo von Tarasp nach Scuol ins Vollamt gewählt worden. Wie gross ist der Einfluss

Und was kommt an Infrastrukturaufgaben und

der Dörfer im neuen Rat?

-ausgaben auf die fusionierte Gemeinde zu?

Nach der Fusionsabstimmung akzeptierten alle die

Das Unwetter im Sommer hat unsere Pläne durch-

neuen Strukturen sehr rasch. Alle zuvor geäus-

einandergebracht. Vier Tage hintereinander so

serten Befürchtungen sind nicht eingetroffen. Es

starke Gewitter, immer am Südhang von Scuol, das

herrscht eine ausgesprochen gute Stimmung.

gab es wohl noch nie. Wir hatten Glück im

Gewichtige Differenzen gibt es praktisch keine, der

Unglück. Es gab nur Sachschäden, keine Verletzten

Gemeindevorstand packt die Themen an. Wir

oder gar Tote. Ich war beeindruckt, wie die Bevöl-

besprechen die Anliegen – egal aus welcher Fraktion

kerung und das Bauamt das alles bewältigt haben –

sie kommen. Ich wage zu behaupten: das fusio-

die neue Katastrophenorganisation der Ge-

nierte Scuol wächst rasch zusammen.

meinde steht nämlich noch gar nicht. Die Schäden sind teils so gross, dass wir nicht einfach nur reparieren können. Eine Brücke zu ersetzen braucht eine seriöse Planung. Wir arbeiten gerade an ent-

Sent

Ftan Guarda

SCUOL

Ardez

Tarasp Scuol

Christian Fanzun, Capo der Fusionsgemeinde Scuol.


Man hört – was doch andernorts eher selten ist – Lob

Arbeitsplatz wechseln, es braucht Lohnausgleiche

über den neuen Gemeindevorstand. Kommt das daher,

und einzelne Mitarbeitende müssen teils happige

dass ihr grosszügig Geld verteilen könnt? Der Kanton

Lohneinbussen schlucken. Ich erkundige mich

hat die Fusion ja mit Millionen Franken unterstützt.

regelmässig bei ihnen. Sie akzeptieren, dass Anpas-

Die zehn Millionen sind für Abschreibungen reser-

sungen nötig waren und sind. Auf 2016 folgt nun

viert – das sind keine Gelder für Konsumaus-

auch noch die Fusion im Bereich Forst.

gaben. Und besonders grosszügig sind wir wohl auch nicht, denn wir müssen Prioritäten setzen. Dass

Mitarbeitende mussten ihren Arbeitsplatz

unsere Arbeit offensichtlich gut ankommt, hängt

wechseln – hat trotzdem alles geklappt?

wohl auch daran, dass im Gemeindevorstand in

Angesichts der doch zahlreichen neuen Verant-

der ersten Amtsperiode aus jeder der sechs früher

wortlichkeiten gab es nur wenige Pannen. Aber

selbständigen Gemeinden der bisherige Capo

klar – die Bevölkerung merkt, wenn plötzlich

oder ein Vize sitzen. Diese Leute kennen natürlich

ein anderer Strassenmeister durchs Dorf fährt.

immer auch die Vorgeschichten. Das haben wir bewusst so organisiert und das hat sich bewährt.

Hat das fusionierte Scuol schon einen Überblick, wie man nun finanziell dasteht?

Vor allem mit Kulturgeldern scheint ihr grosszügiger

Nein, im Moment noch nicht.* Wir haben mit dem

zu sein als eure Vorgänger.

Zusammenschluss auch ein neues Rechnungs-

Es gab und gibt gerade in der lokalen Kultur grosse

modell eingeführt. Wir kontrollieren im Rahmen

Unterschiede, auch in der Art der Finanzierung.

der Möglichkeiten fortlaufend die Einnahmen

Darauf nehmen wir Rücksicht. Und wir sind daran,

und Ausgaben.

klare Strukturen zu schaffen, denn die Region wird ab Anfang 2016 ebenfalls neu organisiert.

Jetzt stehen Gemeindehäuser und andere

Aus der Pro Engiadina Bassa wird die Regiun

Räumlichkeiten leer. Was geschieht damit?

Engiadina Bassa Val Müstair. Dort sind jetzt nicht

So weit sind wir noch nicht. Wir müssen jeden Fall

mehr zwölf, sondern nur noch fünf Gemeinden

einzeln entscheiden, ob ein Gebäude verkauft

zusammengeschlossen. Geleitet wird die Regiun

oder vermietet wird, oder ob wir es für eine neue

künftig von der Gemeindepräsidenten-Konferenz.

Nutzung weiter brauchen. Die selben Fragen

Das erlaubt eine bessere Koordination mit den

müssen sich übrigens auch die Schulen stellen – die

Gemeinden und der Corporaziun Energia Engia-

organisieren und strukturieren sich aber selber.

dina mit ihrem Fünf-Prozent-Kulturfonds. Im Moment erfassen wir jeden Antrag und jede Zah-

Wie stark richtet sich die Gemeinde auf die Gäste ein?

lung, um uns einen Überblick zu verschaffen.

Kommen deren Anliegen nicht zu kurz?

Wir haben einen Plafond festgelegt, wir kürzen teil-

Die Gemeinde muss die Infrastruktur zur Verfü-

weise Gesuche und garantieren die Beiträge auch

gung stellen und unterhalten. Wir leben hier

nicht automatisch für jedes Jahr.

zu 80 Prozent direkt oder indirekt vom Tourismus. Die Konsequenzen müssten heute allen klar sein.

Sind die Mitarbeitenden auch zufrieden?

Wer die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat, dem ist

Wir haben fürs erste Jahr die bisherigen Verträge

wohl nicht zu helfen. Attraktive Angebote für die

übernommen und unterdessen mit allen Gespräche

Gäste müssen aber die Tourismusorganisation und

geführt. Einige mussten die Funktion oder den

die einzelnen Betriebe entwickeln.

* Das Gespräch fand am 1. Oktober statt.

42

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016


Engagieren sich die Zweitwohnungsbesitzer auch direkt?

Sie rechnen also mit Zuzügern. Diese sprechen nur

Es gibt immer mehr Zweitwohnungsbesitzer, die

selten Romanisch. Trotzdem verschickt

sich «einheimisch» fühlen und sich engagieren

die Gemeinde nur romanische Unterlagen.

wollen. Scuol hat schon früher Informationsanlässe

Wir haben ganz bewusst Romanisch, Rumantsch

für die Zweitwohnungsbesitzer durchgeführt.

Ladin, als Amtssprache in der Verfassung. Wir

Ich habe das diesen Sommer das erste Mal für die

wollen die Sprache fördern, nicht Deutsch oder

fusionierte Gemeinde gemacht. Wir haben ins

andere Sprachen diskriminieren. Kindergarten

grösste Lokal auf Gemeindegebiet, ins Restaurant

und die ersten drei Jahre Primarschule sind des-

oben auf Motta Naluns, eingeladen – es kamen

halb nur in Romanisch. Für die Kinder ist das

zwischen 350 und 400 Personen.

kein Problem, für die Eltern manchmal schon. Wenn die Gemeinde den Bürgerinnen und

Erstaunlich! Und was wird daraus?

Bürgern offizielle Mitteilungen oder Abstimmungs-

Wir haben über die Fusion informiert und über das

unterlagen ins Haus schickt, sind diese in Ru-

Leitbild der Gemeinde. Nach der Information

mantsch Ladin – es sei denn, eine Expertise oder

meldeten sich Zweitwohnungsbesitzer, die sich in

ein Vertrag sei im Original deutsch. Auf der

der Gemeinde engagieren wollen. Darüber bin

Internetseite der Gemeinde gibt es aber alle wich-

ich sehr froh. Das ist wertvoll, denn diese Gäste se-

tigen Unterlagen auch auf Deutsch.

hen mit dem Blick von aussen andere Vor- und Nachteile als wir. Wir müssen aber als Gemeinde-

Kommen wir nochmals zurück auf Ihre Rolle als

vorstand auch ein bisschen vorsichtig sein und

«Gemeindevater». Sie sind ja mit

dürfen vor lauter gut gemeinten Beratungsangebo-

einem Glanzresultat gewählt worden …

ten und Hilfestellungen die Führung nicht verlieren.

... ich bin ja auch schon über dreissig Jahre in der Politik, zwölf Jahre war ich Capo in Tarasp. Ich

Haben Sie Kontakt zu Gemeindepräsidenten

habe mich immer auf Problemlösungen konzent-

anderer Fusionsgemeinden im Land?

riert, nie auf die Personen. Und ich bin auch

Anna Giacometti, die Präsidentin der Fusionsge-

nicht beleidigt, wenn bei mir jemand reklamiert.

meinde Bregaglia, habe ich gefragt, wie sie es

Ich tue mein Möglichstes, die neue Gemeinde

gemacht hat. Wir arbeiten jetzt beide in einer

weiterzubringen. Das Amt macht mir viel Freude.

Gruppe, die die HTW in Chur organisiert hat. Es geht dort um Gemeindezusammenschlüsse. Es

Lag das gute Wahlresultat auch daran, dass Sie früher

kommen auch immer wieder Anfragen aus dem

als Elektroinstallateur schon fast in jedem

Unterland und Gemeinderäte kommen zu uns, wol-

Haus waren, jede Ecke des riesigen, fusionierten

len Anschauungsunterricht vor Ort. Die Themen

Gemeindegebiets kennen?

sind eigentlich überall die gleichen – nur die Grös-

(lacht) Ich kenne tatsächlich fast jedes Haus der

senordnungen sind unterschiedlich.

fusionierten Gemeinde und ich weiss auch fast

Das fusionierte Scuol startete mit gut 4900 Einwoh-

kenne fast alle Einwohnerinnen und Einwohner

nern – ist die 5000er-Schwelle zu knacken?

zwischen Guarda und Sent – mindestens vom

immer, wer drin wohnt. Es stimmt schon: ich

Die Bevölkerungszahl ist in den letzten Jahren

Sehen. Aber ich war bis jetzt noch nicht auf jedem

leicht gewachsen. Die 5000 Einwohnerinnen und

Berg und auch nicht auf jeder Hütte – aber dafür

Einwohner werden wir erreichen.

habe ich ja noch Zeit.

Aus sechs bisher selbständigen Gemeinden wurde das fusionierte Scuol, die flächenmässig grösste Gemeinde der Schweiz. Zusammengeschlossen haben sich – die Wappen von links nach rechts – Ardez, Ftan, Guarda, Sent, Scuol und Tarasp. Die Fusionsgemeinde verwendet provisorisch das alte Scuoler Wappen weiter.

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Der Ruhm des Mineralwassers Nirgends sonst in Europa sprudeln auf so engem Raum so einzigartige Mineralquellen wie im Unterengadin. Sie haben den Tourismus der Bergregion am östlichsten Zipfel des Landes zum Blühen gebracht und sind bis heute von Kennern hoch geschätzt.

Text: Pia Seiler

L

ucius, die stärkste der über dreissig Quellen im

raten liessen. Doch das natürliche Mineralwasser ist

Gebiet Scuol-Tarasp-Val Sinestra, kommt auf

im Vorteil. «Die Stoffe liegen in gelöster Form in der

eine Gesamtmineralisation von mehr als

niedrigsten Oxidationsstufe vor, so kann sie der

16 Gramm pro Liter. Die Quelle Vi enthält 425 Milli-

Körper am besten aufnehmen», argumentiert die

gramm, Sotsass 535 Milligramm Calcium pro Liter,

Apothekerin und Buchautorin Kathrin Mischol* (60).

so viel wie längst nicht jedes Mineralwasser im La-

Sie hat die Geschichte der Unterengadiner Mineral-

denregal. «Wir haben in Scuol das Glück, dass wir in

quellen gründlich recherchiert. Einerseits begrüsst

Pantoffeln an den Brunnen laufen und unser Mine-

sie den Einsatz der Fertigpräparate etwa zur Osteo-

ralwasser abfüllen können», sagt Christian Casa-

porose-Prophylaxe, andererseits ist sie auch von den

nova (61), der viele Jahre leitender Arzt des Heilba-

Heilmethoden der einstigen Kurärzte fasziniert:

des Bogn Engiadina war. Allen anderen rät er, nur

«Ich bin eben vom Quellvirus befallen», sagt die ge-

Mineralwasser mit mindestens 150 Milligramm

bürtige Zürcherin und lacht.

Calcium und 50 Milligramm Magnesium pro Liter zu kaufen – die entscheidenden Werte, wenn es um

Leiden «wegtrinken»

die Qualität eines Mineralwassers geht.

Am Ursprung der Bäder- und Trinkkuren steht an-

Christian Casanova hat mit der Uniklinik Basel die

geblich ein Hirtenbub, der einst am Tarasper Ufer

Wirksamkeit des Magnesiums im Scuoler Wasser er-

des Inns einer ausgebüxten Ziege nachstieg und auf

forscht, insbesondere die Lischana-Quelle. Sie ent-

ein Bächlein mit ungewohnt schmeckendem Was-

hält 460 Milligramm Magnesium pro Liter – sechs

ser stiess. So jedenfalls vermerkte es Burgherr Eber-

Deziliter decken bereits den Tagesbedarf von 300 Milli-

hard von Tarasp 1095 in einer seiner Schriften. An-

gramm. Magnesium begünstigt zahlreiche Stoff-

dere Chronisten, Ulrich Campell aus Susch und der

wechselvorgänge im Körper. Anzeichen für einen

Churer Stadtpfarrer Johann Fabricius Montanus, be-

Magnesiummangel sind etwa Muskelkrämpfe oder

richteten im Mittelalter begeistert über die Quellen.

Herzrythmusstörungen. «Bereits nach einer Woche

1562 reiste der berühmte Zürcher Arzt Konrad Gess-

stieg der Serumspiegel der Testpersonen an – ein

ner an, um sein Ischias auszukurieren. Und 1680

klares Zeichen für eine bessere Magnesiumversor-

lobte ein zweiter Zürcher, Naturforscher Johann Ja-

gung», fasst Internist Casanova zusammen.

kob Scheuchzer, die Quellen über alle Massen. Sie

Calcium und Eisen

Bild rechts: Plakat Vulpera Tarasp, 1925. Grafik: Emile Cardinaux. Plakatsammlung Museum für Gestaltung, Zürich

44

besässen ausserordentliche Heilkraft und führten ohne Beschwerden schädliche Säfte durch Stuhl

Calcium ist wichtig für den Knochenaufbau und die

und Urin ab. Sie könnten selbst als unheilbar gehal-

Osteoporose-Prophylaxe. Erwachsene benötigen da-

tene Übel kurieren. «Zarte Naturen», so riet er, soll-

von täglich 800 und Frauen nach der Menopause

ten pro Tag bis 1,5 Liter trinken und «stärkere Natu-

1100 Milligramm, um dem Abbau der Knochensub-

ren» ruhig das Doppelte.

stanz vorzubeugen.

Unterländer nahmen beschwerliche Passtouren auf

Diese Mineralstoffe sind heute zwar alle in Pulver-

sich und auch Gäste aus dem nahen Tirol reisten

und Tablettenform erhältlich und es waren auch die

an – in der Hoffnung, ihre Leiden «wegtrinken» zu

Fortschritte der chemischen Industrie, die die frü-

können oder zumindest ein paar vergnügliche und

heren Trinkkuren weitgehend in Vergessenheit ge-

gesunde Kurwochen zu verbringen. Ein Berner Apo-

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016



theker erstellte 1808 die erste Wasseranalyse der Lu-

giadina auf. Die einst noble Büvetta aber ist seit

cius-Quelle. Sie wurde 1835 mit der Schwesterquelle

2006 geschlossen, der Weg zu ihr wegen Steinschlag

Emerita kurz vor Scuol am Inn gefasst. Gleichzeitig

gesperrt. Mag der Zahn der Zeit an den Gebäuden

entstanden oben in Vulpera erste Pensionen. Erhe-

nagen, im frei zugänglichen Eingang des Bogn En-

bungen aus jener Zeit weisen 700 Gäste pro Jahr aus.

Glamour – und das Personal im Keller

Wie viel die Saunagäste im Bad trinken, kann Bad-

den Quellfassungen eröffnet. 1876 kam die Büvetta

meister Andri König nur schätzen: «An einem guten

dazu mit ihrer Wandelhalle mit Nischen für Kuror-

Wintertag mit 1200 Eintritten brauchen wir gegen

chester, Postschalter, Blumen- und Bäckerladen und

1500 Becher.» Und die – aus rezyklierbarem Karton

den Wasserausgabestellen unter der hohen Kuppel.

hergestellt – würden oft mehrfach verwendet. Filz-

Die Büvetta – geplant von Bernhard Simon, dem «Er-

stifte liegen bei den Quellbecken, damit man sich

finder von Bad Ragaz» – war Treffpunkt der Kurgäste,

«seinen» Becher markieren kann, «und manchmal

darunter auch Engländer, Holländer, Amerikaner,

sind alle Abstellflächen mit markierten Bechern be-

Russen und sogar Brasilianer. Die Zeiten waren für

legt», weiss der Badmeister.

aber gross: Um 1900 zahlte eine vierköpfige Familie

Abtauchen im Mineralwasser

in einem Hotel der gehobenen Klasse für Vollpen-

Nicht alle mögen den Geschmack der natürlichen

sion 60 bis 80 Franken im Tag. Das Hotelpersonal je-

Mineralwasser. Wie zu alten Kurzeiten verschreibt

doch verdiente in einfacheren Chargen kaum

Christian Casanova denn auch Wannenbäder mit

100 Franken im Monat und wurde oft miserabel ver-

den stark kohlensäurehaltigen Heilwassern. «Koh-

pflegt und untergebracht, nicht selten in feucht-

lensäure, die über die Haut aufgenommen wird, hat

kalten Kellerräumen oder unbeheizten Gängen.

neben positiven Effekten auf das Herz-Kreislauf-Sys-

Das stand in scharfem Kontrast zum Gesundheits-

tem eine schmerzlindernde und bakterienhem-

Kurort und zur gut betuchten Gesellschaft, die oft

mende Wirkung», sagt der Arzt.

gleich mehrere Sommermonate blieb. Vorzugsweise

Wer für eine Weile im Wellnessbad einfach nur ab-

im Schweizerhof oder noch besser im Waldhaus.

tauchen will, tut also etwas für die Gesundheit. Den

Beide Hotels wurden kurz vor 1900 in Vulpera er-

Körper im wohlig warmen Wasser und die Nase an

richtet. Das Waldhaus mit seinen 270 Betten und ei-

der kalten Bergluft, lässt sich trefflich über die Gäste

genen Kohlesäurebädern war ein Wahrzeichen der

von nah und fern sinnieren, die hier schon vor lan-

Belle Époque und erste Adresse im Bädertourismus

ger Zeit ebenfalls ihre müden Knochen badeten.

und blickten vergnügt in die Kamera. Trotz saurem, schwefligem Geschmack des Heilwassers, das ihnen der Kurarzt verschrieb und das in kleinen Schlück-

46

Parc Naziunal...

gen sie auch während der Trinkkur passende Hüte

dal

letten und unförmigen Bademänteln. Und alle tru-

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sitzenden Anzügen mit Gilet und Halsbinder – welch ein Kontrast zu heutigen Badegästen in Adi-

dal cumün

erlesener Kleidung: Die Frauen in langen Röcken mit schmal geschnittener Taille, die Männer in gut

...Specialitats our

chester oder unten am Inn bei der Büvetta. Stets in

Engadiner Spezialitäten Nusstorten Birnbrote Nusstorten & Birnbrot

ten Hotelpark, beim Nachmittagstee mit Streichor-

ENGADINER Nusstorten & Birnbrot ENGADINER

der Alpen. Fotos jener Jahre zeigen Gäste im gepfleg-

Ein Führer zu den Quellen ist im Bogn Engiadina und bei der Tourismusinformation gratis erhältich.

auch in Scuols Dorfbrunnen.

1864 wurde das Kurhaus Tarasp unten am Inn neben

Wohlhabende glamourös, die Standesunterschiede

*Kathrin Mischol: «Mineralquellen im Unterengadin – Geschichten und Fakten», 2011. Erhältlich in der Apoteca Engiadinaisa, bei Stöckenius und der Tourismus-Info, Scuol.

giadina sprudeln die Quellen Vi und Sotsass weiterhin. Diese und ein halbes Dutzend weitere fliessen

chen und kombiniert mit langen Spaziergängen zu trinken war.

Trinkbrunnen im Bogn

Lavin/Zernez

Furnaria • Pastizaria • Cafè

Heute kommen nur noch die wenigsten Gäste allein des guten Wassers wegen nach Scuol und Tarasp. Doch viele suchen nach dem Skitag, der Winterwanderung oder der Biketour im Sommer das Bogn En-

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016

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1

2

Nicht Erholung, sondern überleben Das Engadin lockt nicht nur zahlreiche Feriengäste in die Bergwelt, sondern bietet auch der Vogelwelt günstige Bedingungen. Kuckuck oder Mehlschwalben sind die Sommerfrischler und Kiebitz oder Fitis begegnet man im Herbst und Frühjahr auf ihrer Durchreise.

Text und Fotos: David Jenny

B

rutvögel wie Bartgeier und Uhu zählen zu den

Tage an den Rastplätzen und ziehen bei guten Flug-

«Einheimischen», die das ganze Jahr über im

bedingungen mit günstigen Winden und klarer

Engadin leben. Doch viele andere Vogelarten

Sicht weiter nach Süden – der Wärme entgegen.

leben – fast wie die Touristinnen und Touristen – nur

Kaum ein Einheimischer, der diesen Südwärtsdrang

während bestimmter Tage oder Wochen hier. Der

nicht nachvollziehen könnte.

Vogelzug ist im Engadin besonders ausgeprägt.

48

Nicht nur wegen der durch die Alpen verlaufenden

Wintergäste mit Daunen, aber ohne Jacke

Querfurche, sondern auch dank der grossen Ober-

Doch es gibt auch die Unentwegten unter den Vö-

engadiner Seen. Diese bieten den zahlreichen Was-

geln, die den Winter im Engadin verbringen – die

servögeln, die weite Strecken zurücklegen, eine

Wintergäste. Was für den Oberengadiner Tourismus

wichtige Nahrungsgrundlage: Lachmöwen, Knäk-

das wohl wichtigste Standbein bedeutet, hat auch

enten, Mittelsäger, Schwarzhalstaucher, Schellen-

für die Vogelwelt im Verlauf der letzten Jahre an Be-

ten, Schnatterenten und viele Arten mehr nutzen

deutung gewonnen. Denn auch die Zahl der über-

die Gewässer und deren Ufer, um während der stra-

winternden Wasservögel ist angestiegen.

paziösen Flugreisen aufzutanken. Watvögel wie

Es sind zum einen die zahlreichen Blässhühner,

Waldwasserläufer oder Flussuferläufer landen auf

Stockenten und Zwergtaucher, welche nach der

dem Flussdelta der Fedacla oder des Fedozbaches,

Brutzeit auch im Winter auf den Engadiner Seen an-

um für einige Tage im Schlick nach Insekten und

zutreffen sind, zum anderen gibt es Brutvögel aus

Würmern zu stochern.

den Tieflagen und aus dem Norden, die bei uns of-

In den Sand- und Kiesbänken an den See- und Fluss-

fenbar günstige Nahrungsbedingungen finden.

ufern und in den angrenzenden Flachmooren sind

Dazu gehört die Bekassine. Aber auch der Raubwür-

auch ganz seltene Durchzügler zu beobachten: der

ger und der Eisvogel und immer mehr auch die

grosse Brachvogel, der Rotschenkel oder der Stelzen-

Krickente verbringen gelegentlich ihre Winterfe-

läufer gehören dazu. Meist verbringen sie einige

rien bei uns. Je nach Grösse der eisfreien Flächen auf

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016


3

4

den Gewässern verweilen sie wenige Tage bis meh-

völlig zufrieren. Damit diese Bäche offen bleiben,

rere Wochen im eisigen Engadin. Es ist ein besonde-

sind Quellaufstösse des Grundwassers wichtig, etwa

rer Qualitätsausweis fürs Hochtal, dass gewisse Vo-

in den Altläufen des Inns. Eisvögel tauchen wie

gelarten während der härtesten Jahreszeit ausge-

kleine Torpedos nach Jungfischen im Bereich von

rechnet das Engadin als Destination aussuchen.

Forellen- und Äschen-Laichplätzen und Raubwür-

Die Nahrung ist der Schlüsselfaktor Tatsächlich lässt sich das Phänomen nicht einzig

ger erbeuten Kleinsäuger am Ufer von Flüssen.

Das Winterabo für Vögel

durch den Klimawandel erklären, sondern es hat

Gleich wie für die Ski fahrenden Feriengäste hat das

mit dem Vorkommen naturnaher Gewässer und de-

Engadin auch für die befiederten Wintergäste viel

ren Ufer zu tun, welche eine reichhaltige Nahrungs-

zu bieten. Damit sind nicht die gefüllten Futterhäus-

grundlage bieten. Nicht zuletzt dank Revitalisie-

chen in den Siedlungen gemeint, sondern die ver-

rungsmassnahmen am Inn, am Flaz und am Beverin

gleichsweise naturnahen Lebensräume, insbeson-

haben sich die Lebensbedingungen für die Winter-

dere entlang der Engadiner Gewässer. Auch wenn

gäste unter den Vögeln verbessert.

wir Sorge zu diesen Grundlagen tragen und diese

Die scheuen Bekassinen suchen mit ihren langen

mit weiteren Revitalisierungsmassnahmen aufwer-

Schnäbeln nach Nahrung entlang meist kleiner, gut

ten – ein ausufernder Wintertourismus ist in der Vo-

versteckter naturnaher Fliessgewässer, welche nicht

gelwelt jedenfalls nicht zu befürchten.

Auch für Einheimische ein Hotspot

diner Seen. Für Vögel des Kulturlandes, etwa Baum-

Das Engadin bietet auch für 130 heimische Brutvo-

pieper oder Dorngrasmücke, sind die Hecken und

gelarten Lebensraum. Die intensive Zeit des Brütens

Blumenwiesen in den Unterengadiner Ackerterras-

und der Jungenaufzucht erfordert im Sommerhalb-

sen Refugien, die sie in den tiefen Lagen kaum mehr

jahr Höchstleistungen von den Elternvögeln und

vorfinden. Für Wasservögel bieten die Oberengadi-

klappt nur, wenn die Bedingungen stimmen. Ausge-

ner Seen – welche in ihrer Grösse für die Höhenlage

dehnte alpine Flächen bieten Nahrung und Brut-

einmalig sind – höchstgelegene Brutplätze für Hau-

platz für Steinadler, Alpenschneehuhn oder Stein-

bentaucher, Reiherenten oder Flussregenpfeifer.

schmätzer. Arven- und Lärchenwälder sind der

Die Schweizerische Vogelwarte Sempach koordi-

Lebensraum für Sperlingskauz, Schwarzspecht oder

niert mit zwei Teilzeitstellen im Engadin die Schutz-

Auerhuhn und die artenreichen Wiesen und Wei-

bemühungen für die Vogelwelt. Sie arbeitet zusam-

den sind bewohnt durch Braunkehlchen, Feldlerche

men mit dem Vogelschutz Engadin, dem Schweizer

oder Wachtelkönig.

Vogelschutz, der Wildhut und dem Nationalpark.

Das Engadin gehört zu den reichhaltigsten alpinen

Natur und Landschaft im Engadin sind nicht nur

Lebensräumen für Vögel überhaupt, denn es beher-

das Kapital für den Tourismus, sondern sind Lebens-

bergt zwei ganz besondere Landschaftselemente,

grundlage für eine ausserordentlich hohe Biodiver-

welche für die Höhenlage einzigartig sind: die

sität. Umweltbewusste Besucher tragen zum Erhalt

Ackerterrassen im Unterengadin und die Oberenga-

dieser Werte bei.

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016

5

1, 2 Einige Brutvögel aus den Tieflagen finden auch im eisigen Winter günstige Bedingungen im Engadin, darunter der Eisvogel (1) und die Bekassine (2). Foto 1: Thomas Hinsche 3 Solange sie eisfrei bleibt, bietet die Bucht von Maloja auch im Winter Nahrung für zahlreiche Wasservögel. 4 Das seltene Auerhuhn bewohnt die Engadiner Arvenund Lärchenwälder und gehört zu den «Einheimischen». 5 Der Kiebitz ist im Herbst und Frühjahr auf der Durchreise anzutreffen.

49


Mal frischen Wind ins Haus bringen Steirisch, Spanisch oder Ukrainisch daheim am Küchentisch? Fremde Leute von irgendwoher zu Gast in der guten Stube in Tarasp, Zernez oder im Bergell? Genau das ermöglicht Couchsurfing. piz sprach mit drei Gastgebern.

Text: Thomas Müller Illustration: piz, shutterstock

E

in Velofahrer tauchte am Horizont auf. Ist er’s

Wichtig ist ihr auch die Komponente der Nachhal-

oder ist er’s nicht? «Wir waren grad auf dem

tigkeit. Couchsurfer nutzen die vorhandene Infra-

Heimweg von Vulpera», erzählt Franca, «zu

struktur und lassen die zuweilen mitten in die

Fuss Richtung Tarasp.» Die Zeit schien passend, ein

schönste Natur hingeklotzen Hotelkästen mit ihren

später Nachmittag im Juli. Das Datum stimmte so-

Wellnessoasen links liegen. Kommt dazu, dass es

wieso. Hatte der erwartete Couchsurfing-Gast nicht

sich um eine budgetschonende Übernachtungs-

geschrieben, er sei auf einer Velotour? Doch dann

möglichkeit handelt, ein schlagendes Argument ge-

habe sie sich nicht getraut, ihn anzuhalten, erinnert

rade auch für Studierende oder Wenigverdiener.

sich die 20-Jährige: «Einfach einen Wildfremden

50

auf der Strasse stoppen und fragen, ach, bist du es,

Zahlen verboten

der bei mir übernachtet? – das schien mir dann doch

Anders als bei kommerziellen Plattformen wie

etwas schräg». Der Mann radelte vorbei. Geistesge-

AirBnB ist der Austausch von Geld zwischen Gastge-

genwärtig zückte Franca das Handy und wählte die

ber und Gast nicht zulässig. Ein kleines Geschenk

Telefonnummer, die ihr Valentin aus Graz in seiner

hingegen ist durchaus erlaubt. «Manchmal ist es ein

Anfrage angegeben hatte. Und siehe da: der Radfah-

Schlüsselanhänger, eine Postkarte, eine Babuschka,

rer stoppte und kramte sein Handy hervor.

dann kann es auch Wein sein, einmal ein bulgari-

Valentin war froh, dass es mit der Übernachtung

scher Cognac, ein malayisches Hemd», sagt Akjm,

klappte. Für alle Fälle hatte er zwar sein Zelt dabei,

Gastgeber in Samedan. «Andere hinterliessen bei

doch an jenem Tag war das Wetter selbst für einen

der Abreise, wenn ich nicht da war, ein paar Zeilen,

Outdoorfreak wie ihn zu ungemütlich. Es folgte ein

das ist auch schön.» Voraussetzung, um bei Couch-

Abend mit angeregten Gesprächen, zusammen am

surfing mitzumachen, sind Idealismus, Interesse an

Tisch der Wohngemeinschaft: über die zweimona-

anderen Kulturen und ein unkomplizierter Umgang

tige Velotour des Gastes, über den libanesisch-briti-

mit Menschen. Unabdingbar sind gewisse Englisch-

schen Sänger Mika, den Franca so gern hört, über

kenntnisse, denn die Internetseite ist in Englisch.

den Alltag im Unterengadin und vieles mehr. Am

Die meisten Leute in Akjms Umfeld finden sein En-

nächsten Tag schwang sich Valentin wieder aufs Rad

gagement in Ordnung. «Aber einige können nicht

und nahm die nächste Etappe in Angriff. Der Inge-

verstehen, dass man etwas gratis anbietet», berich-

nieurstudent aus der Steiermark war der erste Gast,

tet er, «ich weiss nicht, ob das ein gesamtschweizeri-

den Franca beherbergt hat. Selber kennt sie Couch-

sches Phänomen ist oder nur hier oben existiert.»

surfing von eigenen Reisen. «Es war jedes Mal voll

In der Schweiz sind bei couchsurfing.org über 100’000

okay», sagt sie und schwärmt von offenen Begeg-

Mitglieder eingeschrieben, doch wirklich aktiv be-

nungen mit Menschen, die sich Zeit nehmen und

teiligen sich nur ein paar Tausend. Das sieht man an

echt interessiert sind, von Gästezimmern mit Pola-

einem vollständigen, informativen Profil mit Fotos

roidfotos aller bisheriger Couchsurfer («das war voll

und vor allem an den Referenzen, die frühere Gäste

der Hammer») und anderen Aufmerksamkeiten.

oder Gastgeber hinterlassen haben. Die Referenzen

Warum Franca bei Couchsurfing mitmacht? «Man

sind die beste Möglichkeit, die Glaubwürdigkeit ei-

wohnt bei Einheimischen und erfährt wirklich et-

nes Mitglieds einzuschätzen. Akjm hat 87 Referen-

was über die Menschen und die lokale Kultur.»

zen. Das ist ein einsamer Rekord in den Bündner

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016


Südtälern. Es war vor drei Jahren, als er zufällig ge-

Couchsurfer, da sind sich die Gastgeber einig, sind

nau beim Auszug seiner Mitbewohnerin einen Arti-

interessierter an den Einheimischen als gewöhnli-

kel über Couchsurfing las. Da die Wohnung relativ

che Touristen. Sie reisen auch viel weniger saisonge-

gross ist, entschloss er sich, das auch mal zu probie-

bunden, sondern sind dann unterwegs, wenn sie

ren. Er folgte dabei seinem Motto – tu es richtig, oder

Zeit haben. Da klopft ein Lateinamerikaner durch-

lass es bleiben –, und so waren es bis zum piz-Redak-

aus mal im November an, wenn im Tal alles ge-

tionsschluss im Oktober exakt 166 Couchsurferin-

schlossen ist. Es kommen Anfragen von Bikern und

nen und -surfer, die der 59-jährige Bauführer zu

Skifahrerinnen, von Glacier- und Berninaexpress-

Gast hatte. Die jüngste war zweieinhalb Jahre alt,

reisenden, von Leuten, die keine Lust auf eine her-

der älteste 71. Stolz? «Jein», entgegnet Akjm, «ich

kömmliche Unterkunft haben oder von solchen, die

hätte natürlich nie so viele Gäste, wenn andere in

mit schmalem Budget reisen.

der Region aktiver mitmachen würden.» Seit An-

Gräbt Couchsurfing nicht den Hotels das Wasser ab?

fang 2015 habe er schon dreissig Leuten absagen

Akjm lacht laut: «Die meisten meiner Gäste kämen

müssen, weil er ausgebucht gewesen sei.

Gäste aus der halben Welt

gar nicht erst ins Engadin, weil sie sich die Preise hier nicht leisten könnten.» Sein Ziel ist es, Menschen mit wenig Geld die Möglichkeit zu geben, die

Veronica – sie wohnt im oberen Bergell – schätzt an

phantastische Engadiner Bergwelt zu erleben, «da-

Couchsurfing den Kontakt mit dem Rest der Welt.

von sind sie alle restlos begeistert». Später, da kämen

«Hier ticken alle gleich, Couchsurfer bringen frische

sie dann vielleicht irgendwann als gewöhnliche

Luft ins Haus», sagt die 32-Jährige. Sie kochte schon

Touristen wieder.

Pizzoccheri für einen Regisseur und eine Tänzerin aus der Ukraine und sie hat zahlreiche Anekdoten auf Lager. Etwa über ihre ersten Gäste, vier kroati-

So funktionierts

sche Volleyballer Mitte zwanzig, die erst gegen Mit-

Mit weltweit mehreren Millionen Mitgliedern ist

ternacht eintrafen und sich im Wohnzimmer auf

couchsurfing.org die grösste Plattform, auf der sich

dem Sofa und Schlafmatten zur Ruhe legten («völlig

Gäste und Gastgeber für kostenlose Übernachtun-

unproblematisch, die waren schon am frühen Mor-

gen finden können. Das Netzwerk wurde 2003 von

gen weg und hinterliessen eine dankbare Notiz»).

kalifornischen Studenten gegründet. Man kann

Über den Berliner, der sich durch sein Interesse an

sich die Gastgeber aufgrund ihres Profils auswählen

Segantini und Giacometti, aber auch durch seinen

und sie anschreiben. Oder man gibt seine Reise-

Geiz auszeichnete, fünf Tage zwischen Weihnach-

pläne bekannt und wartet auf eine Einladung. Es

ten und Neujahr blieb und bei den gemeinsamen

gibt aber auch die Option «Etwas zusammen unter-

Einkäufen kein einziges Mal das Portemonnaie

nehmen» statt «Hat eine Übernachtungsgelegen-

zückte («er wollte dieses Jahr wiederkommen, doch

heit». Gastgeber sind völlig frei, Anfragen anzuneh-

ich lehnte ab»). Oder über ein Paar mit einem zwei-

men oder abzulehnen. Die Mitgliedschaft ist gratis.

jährigen Sohn und einer Freundin: «Eher chaoti-

Die «Verifizierung» der Adressen erfolgt per Post

sche Leute, doch total liebenswert – den Hund lie-

und kostet 20 Franken. – Ähnlich funktionieren

ssen sie zum Glück im Auto.»

hospitalityclub.org oder bewelcome.org.

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016

51


Old Wood – New Art Aus Alt werde Neu. Das ist die Idee, die hinter meinen Holzkreationen steckt. Ich verleihe Altholz neues Leben. So entsteht zum Beispiel aus einem Dachbalken von einem alten Bergstall ein schlichtes und zeitgemässes Möbelstück. Dadurch erzählt jedes Kunstwerk oder Möbelstück seine ganz eigene Geschichte. Dies ist die Handschrift von UR HolzArt. Die Philosophie: Geschichte des Holzes, Einzigartigkeit, Kreativität und Leidenschaft. Diese Elemente stehen bei den Holzkreationen im Zentrum. Die Beschaffenheit jedes ein­ zelnen Holzes weckt in mir Ideen. Individualität steht bei meinen Arbeiten stets im Vordergrund. Das Holz: Ich verwende ausschliesslich Altholz und bin ständig auf der Suche nach dem richtigen Holz. Dabei beschränke ich mich nicht nur auf eine Holzart. Das Handwerk: Die Skulpturen und Möbelstücke sind alles Unikate, von mir entworfen und in Handarbeit hergestellt. Die Details: UR HolzArt steht für Liebe zum Detail. So sind Holzzapfen von mir handge­ macht, Beschläge oder Griffe speziell ausgewählt. Die Kategorien: Die Arbeiten können in Kategorien Kunst, funktionale Kunst und Möbel eingeteilt werden. Die Übergänge sind fliessend und oft eine Kombination aus Kunst und Möbelstücken. UR 4 YOU: Unter diesem Motto stelle ich auch gerne Stücke auf Mass und nach individu­ ellen Vorstellungen der Kunden her. HolzArt. Ursin Riedi, Aspermontstr. 24, CH-7000 Chur Tel.: +41 79 726 49 37, E-Mail: ursin.riedi@urholzart.ch www.urholzart.ch

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Zeichenkunst einst und jetzt – Marcel Gähler und Andrea Robbi im Andrea Robbi Museum Sils Maria vom 15. Dezember bis 10. April Chesa Fonio, neben der Kirche, 7514 Segl/Sils Maria Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 16 bis 18 Uhr Eintritt CHF 6.–, Jugendliche CHF 4.– www.andrearobbimuseum.ch © Marcel Gähler, Bleistift auf Papier, ohne Titel, 2008, 6,7 x 8,8 cm


F O T O E S S AY

Natur erleben B

ergschule Avrona, Tarasp:

Müssen von damals längst ein

Hier wohnen mehrheit-

Dürfen, ja ein Genuss geworden ist. Viele Ehemalige kommen re-

lich Kinder und Jugendli-

che aus städtischen Regionen. Damit sie sich an die für sie neue Umgebung in den Bergen gewöhnen,

MAYK WENDT Fotograf

gelmässig zu Besuchen zurück und schwärmen von der Region. Die hier gezeigten Aufnahmen entstan-

finden viele Schulaktivitäten draussen statt.

den mit einer analogen Mittelformatkamera im

Die Jugendlichen sollen unter anderem lernen,

Nationalpark, im Val Tuoi und in Scuol.

wie unterschiedlich sich Gehen auf dem Waldboden, auf Felsen oder auf Schnee anfühlt. Oft sind solche Ausflüge eher ein Müssen. Aber viel-

Mayk Wendt, *1982, wuchs im Osten Deutsch-

leicht werden die Schülerinnen und Schüler im

lands auf und bereiste als Fotograf Frankreich,

weiteren Verlauf ihres Lebens nie wieder so in-

Spanien, Italien und Neuseeland. Er ist Mitglied

tensiv mit der Natur in Kontakt kommen und

der Fotojournalisten-Vereinigung «freelens». Ne-

viele hätten freiwillig wohl keinen Fuss in den

ben seiner Fotografentätigkeit studierte er in

Nationalpark gesetzt. In den vielen Begegnun-

Dornach Sozialarbeit und ist heute Mitglied der

gen mit Ehemaligen zeigt sich, dass aus dem

Leitung der Bergschule Avrona, Tarasp.

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piz : Publireportage

Auktionen St. Moritz AG

10. Auktion, Samstag, 20. Februar 2016 Was als Versuch mit lediglich 50 Lots 2009 begann, hat sich nun, nach nur neun Auktionen zu einem auf alpenländische Volkskunst und Gemälde der Schweizer Kunst spezialisiertes, weitherum bekanntes und anerkanntes Auktionshaus entwickelt.

S

eit 2012 verfügt Auktionen St. Mo-

In der Rubrik «Bücher, Stiche, Fotos und

Was den Handel in der Sparte Möbel betrifft,

ritz AG über eine eigene Galerie an der

Druckgraphiken» sticht unter anderem das Ori-

geht die Nachfrage tendenziell immer mehr in

Via Mezdi 3. Neben den Highlights der

ginalplakat von Walter Küpfer (7. Grosses Ski-

Richtung rustikaler, schlichter Formen mit

jeweils kommenden Auktion werden darin unter

Rennen St. Moritz, 1911) hervor. Es taucht nur

skulpturalem Charakter. Nicht dieser Strömung

dem Jahr auserlesene Gemälde der Schweizer

noch ganz selten im Handel auf. Daneben gibt

zugehörend aber von wunderschöner Ausfüh-

Kunst und Antiquitäten der alpenländischen

es wieder viele historische Fotografien bekann-

rung und mit spannender Geschichte ist der

Volkskunst zum Kauf angeboten. Zudem orga-

ter Bündner Fotografen wie A. Steiner, E. Meer-

Renaissance-Schrank (17. Jh.) aus dem VonSalis-Altbesitz im Oberengadin.

nisiert das Haus in unregelmässigen Abstän-

kämper, O. Rutz und vielen anderen im Angebot.

den Verkaufsausstellungen ausschliesslich mit

Als typische Arbeit von Albert Steiner darf die

Werken von Künstlern aus dem 19. und 20.

Aufnahme «Winterzauber bei St. Moritz» be-

der Vorbesichtigung jeweils Donnerstag / Frei-

Jahrhundert, die einen Bezug zum Engadin

zeichnet werden. Vielfältig und von hoher Qua-

tag / Samstag vor der Auktion im Hotel Laudi-

hatten. So war die vergangene Sommeraus-

lität ist auch die Auswahl an Gemälden. Werke

nella ausgestellt. Selbstverständlich haben Sie

stellung mit Gemälden von Jean Lehmann

von Gian Casty, Erich Erler, Alois Carigiet, Clara

ab Februar auch die Möglichkeit, nach Verein-

(1885–1969) für viele eine veritable Überra-

Porges, Jean Lehmann und vielen anderen

barung die einzelnen Stücke zu besichtigen.

schung und Wiederentdeckung. Das Credo von Auktionen St. Moritz AG

Sind Sie neugierig? Alle Lots sind anlässlich

stehen zum Verkauf. Herausragend ist das Blumenstillleben von Cuno Amiet.

bleibt auch für die 10. Auktion dasselbe – Qua-

Die Volkskunst ist mit antiken Spielzeugen

lität vor Quantität. Wieder stehen rund 450 Lots

aus Graubünden vertreten. Amüsant und

zum Kauf. Jedes Angebot wird im umfangrei-

gleichzeitig unglaublich faszinierend: der mit

chen Katalog mit einem oder mehreren Fotos

einer Kurbel handbetriebene Spielautomat aus

abgebildet, zudem detailliert beschrieben und

der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert. Dargestellt

mit Literaturhinweisen ergänzt.

sind eine Schuhmacherei und eineSchmiede.

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Gehört die Schule noch ins Dorf ? Allgemein wird gesagt, dass die Schule im Dorf bleiben soll. Dies sei für alle Beteiligte das Beste. Stimmt diese Aussage oder ist sie eher eine Floskel? Die Schulen im Unterengadin sind jedenfalls im Wandel.

Text: Mario Pult

F

rüher hatte jede selbständige Gemeinde ein ei-

Doch die Entwicklung ist nicht einheitlich. Ardez

genes Schulhaus – die Kinder verbrachten ihre

(das heute politisch zu Scuol gehört) durfte seine

Schuljahre im eigenen Dorf, mussten es nicht

Oberstufe behalten. Ausschlaggebend war die Zahl

verlassen. Doch die demografische Entwicklung hat

der Schüler und nicht die Infrastruktur. In Ramosch

einige Gemeinden gezwungen, neue Lösungen zu

(heute Teil der Gemeinde Valsot) bleibt die Schule,

finden. Die Folgen: In Lavin gibt es ein geräumiges

obwohl Tschlin (als Teil der gleichen Gemeinde) das

Schulhaus, gebaut vor 16 Jahren. Die drei Schulzim-

neuere Schulhaus hat.

mer sind ideale Räume, die immer wieder genutzt werden – allerdings nicht von der Schule. Ein Plakat

Vor- und Nachteile der Schule im Dorf

erinnert daran, dass die Räume gemietet werden

Noch herrscht die Meinung vor, dass es ideal sei,

können. Die Mehrzweckhalle daneben mit ihrer

wenn Kinder die Schule im eigenen Dorf besuchen

ausgebauten Infrastruktur ist für Anlässe geeignet –

können. Doch diese Aussage stimmt dann nicht

und solche finden hier auch immer wieder statt.

mehr, wenn die Schülerzahl über Jahre nur minimal

Eine ähnliche Situation in Tschlin: Auch hier wird

ist. Dann leiden die Schüler und die Schulqualität.

nur die Mehrzweckhalle des Schulhauses regelmäs-

Die Kinder sollten die Möglichkeit haben, ihre Ka-

sig für Anlässe genutzt. Gebaut 1993, gingen im

meraden und Freundinnen aus einer grösseren

Tschliner Schulhaus nur zehn Jahre lang Kinder ein

Gruppe auszuwählen. In Klassen mit weniger als

und aus – seither steht es meistens leer.

fünf Schülern kann das problematisch werden. Und

In vielen anderen Orten trifft man auf den Pausen-

der klassenübergreifende Unterricht, der in solchen

plätzen vor den Schulhäusern keine Kinder mehr an.

Kleinstschulen oft Alltag ist, kann zwar eine Berei-

Auch im Münstertal gibt es Schulgebäude die, nicht

cherung sein, aber nur wenn er die Lehrperson

mehr für schulische Zwecke genutzt werden.

Oberstufe schon früher betroffen

wichtige Komponente im zukünftigen Leben der

Was sich nun in der Unterstufe immer häufiger zeigt,

jungen Menschen.

erlebte die Oberstufe schon früher: Ftan und Tarasp

Selbstverständlich überlegen sich Familien, die ins

mussten ihre älteren Schüler schon in den 1970er-

Engadin ziehen, ob sie in einem Dorf leben möch-

Jahren nach Scuol ziehen lassen. Aber die Primar-

ten, das keine eigene Schule mehr hat. Die heutige

schule durfte im Dorf bleiben. Sent kann seine Dorf-

Generation stellt allerdings die positiven Seiten der

schule behalten. Und das relativ neue Schulhaus in

Mobilität in den Vordergrund. Und die Organisa-

Strada wird weiterhin von der Oberstufe benutzt.

tion der Fahrten sowie der Mittagstische funktio-

Die zwei Fusionsgemeinden Scuol und Zernez profi-

niert ausgezeichnet. Und was für die älteren Schüle-

tieren nicht nur von ihrer wirtschaftlichen Stärke

rinnen und Schüler schon immer Alltag war – ein

und ihrer geografischen Lage, sondern auch davon,

Schulbesuch in einem anderen Ort –, kann auch für

dass die Schülerzahlen in den unmittelbaren Nach-

die Jüngsten spannend sein.

barorten sinken. Kommt dazu, dass in diesen Fusionsgemeinden Schulzusammenlegungen politisch leichter durchzusetzen sind.

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nicht überfordert. Die sozialen Kompetenzen entwickeln sich in grösseren Gruppen besser – eine

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016


Collavuraziuns sun uossa tradiziuns Sül sectur da la scoula haja dat i’ls ultims ons bleras müdadas. Ün grond problem per ün cumün es sgür üna chasa da scoula vöda. In avegnir stuvaran decider ils genituors che pais ch’els voulan dar a la fuormaziun da la cumünanza.

C

ur cha la Pro Engiadina Bassa ha gnü tematisà,

Las difficultats actualas dal IOF han procurà per di-

avant alch ons, l’avegnir dals differents s-cha-

scussiuns chi pudessan promouver la flexibiltà in

lins da scoula, s’haja skizzà plüssas variantas.

quist connex. Reto Pedotti es persvas: «Emoziuns

Sainza success esa gnü muossà via sül fat ch’ün pêr

sun inclegiantaivlas ma i sto regnar il san inclet.

scoulas collavureschan fingià daspö decennis e

Buna lavur po far la politica be sch’ella po preverer.»

ch’in general hajan quellas collavuraziuns funcziunà bain. Da manzunar sun quia in prüma lingia

La scoula as müda

ils duos s-chalins da Ftan e Tarasp chi vegnan ma-

«La nouva ledscha da scoula fa pretaisas cha’ls

nats a Scuol. Quista collavuraziun nun ha gnü l’esit

cumüns prouvan dad accumplir. Ils mainascoulas

cha’ls uffants dal s-chalin ot, üna jada finida lur

ed il temp da bloc sun indicaturs d’ün bun svilup»,

scoula obligatoria, nu vessan plü sustgnü las giuven-

disch Curdin Lansel, inspecter scolastic per l’Engia-

tünas localas, al cuntrari. S’inclegia chi ha vuglü ün

dina e la Val Müstair. Cha’l nomer da scolars in En-

tschert temp d’adattamaint. La partecipaziun a

giadina Bassa saja bainschi stabil sur ils ultims ons

festas ed üsanzas localas ha pati ün pa causa l’ab-

mo: «Ils centers han avantags invers la periferia ed

senza dals gronds. Mo l’incletta tanter ils cumüns es

ils cumüns pon mantgnair tschertas fuormas da

gnüda promovüda. Là ingio cha’ls uffants da scoula

scoula be schi sun pronts d’investir mezs finanzials.»

primara han gnü da müdar scoula e cumün (sco a

Ün s-chalin ot po spordscher il nivel C (nivel ideal

Susch, Guarda e Lavin) haja dürà ün tschert temp fin

per pussibiltar üna scolaziun tenor la fermezza dal

cha quai es dvantà normalità. Avant desch ons nu’s

scolar) eir scha’l nomer es suot 65 mo il cumün sto

vessa neir pensà chi detta infra damain d’ün de-

esser pront da surtour ils cuosts surplü. Quai es

cenni üna scoula A fin Z cul s-chalin superiur a Zer-

actualmaing il cas in Val Müstair. Cha las scoulas

nez. In Val Müstair s’han ils uffants adüsats da far al-

sun avertas invers nouvas fuormas muossa il fat chi

main quatter viadis al di.

vegnan spüertas maisas da mezdi in lös insolits.

Ün s-chalin ot regiunal

Perspectivas

«Pro la discussiun da la fusiun dals ses cumüns dad

Per cha’ls uffants possan giodair üna scolaziun opti-

Ardez, Ftan, Guarda, Sent e Tarasp al cumün grond

mala stuvaran far in avegnir pustüt ils genituors ün

da Scuol vaina adüna comunichà da laschar las

pass sur l’aigna sumbriva oura. Els ston esser pronts

scoulas i’ls cumüns fintant chi giaja», disch Reto

da dar daplü pais a la qualità da l’instrucziun ed a

Pedotti. El ha fat part da la gruppa chi ha trattà a

l’aspet social co als viadis a scoula ed a l‘absenza dal

fuond quist tema. Cha la tematica saja fich sensibla,

dachasa dürant il di. Forsa grataja da metter ils

cha quai hajan demuossà pustüt las reacziuns in

aspets cumünaivels i’l center e da’s render quint

connex culla collavuraziun cun l’Institut Otalpin

ch’üna regiun perifera po be viver sch’ella es flexibla

da Ftan (IOF). Be da manzunar chi pudess dar là üna

e scha la solidarità dvainta credo.

jada ün s-chalin ot regiunal saja stat sco da zappar

Id es necessari da far ponderaziuns in quist connex

aint in ün vesprer. Epür, a media vista sto gnir di-

e tour decisiuns a favur da la generaziun futura. Qui-

scusa quell’opziun. I nu po bain esser dezaint da fa-

sta dispuona lura da la basa per fuormar seis avegnir.

brichar localitats in ün lö e laschar vödas inglur oter.

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016

61


BUCHER St. Moritzer Krimi

Drei Generationen Baumeister

Mintga di 14 auturas ed auturs

Reediziun dals comics da cult

Marga Vollen: «Skabiosenscheckenfalter.

Kristiana Hartmann: «Baumeister in

Texts curts, rumantsch grischun,

Paulin Nuotclà: «Comics rumantschs»,

Das Geschenk des toten Bankers», Some-

Graubünden», Institut f. Kulturfor-

illustrà, Chasa editura rumantscha,

commentari: Arnold Rauch, Chasa

dia Buchverlag, Fr. 24.–

schung, Verlag Desertina, 2015, Fr. 48.–

2015, 24 francs

Editura Rumantscha, 2015, 12 francs

Der erfolgreiche Ban-

Das umfangreiche

Quest cudesch cun

Dal 1976 enfin 1989

ker Arno Jetzer wird

architektonische

dies liber cumpara

ha Paulin Nuotclà

brutal niedergesto-

Werk der drei Gene-

sco rimnada da car-

creà mintga mais in

chen. Seine Frau

rationen Nicolaus

nets. Ils fascichels

comic, quels qua-

Claire findet ihn in

Hartmann zwischen

cun ina cuverta colu-

derns èn spert daven-

seinem Blute liegend

1850 und 1950 doku-

rada èn deditgads

tads cult tar pitschen

in der Wohnung. Der Mord wirft

mentiert den rasanten Aufschwung

mintgamai ad in tema e vegnan ac-

e grond. Per la festa commemora-

hohe Wellen in der St. Moritzer

des Kantons Graubünden und des

cumpagnads d’illustraziuns en

tiva dals 20 onns dapi la mort da la

Gesellschaft. Kommissar Florian

Tourismus in den Schweizer Alpen.

furma da fotograms. Sin bunamain

fautura Bernina von Guaita cum-

Margadant steht unter Druck, das

Die Bauhistorikerin Kristiana Hart-

mintga pagina datti pleds che ve-

para questa reediziun cun insa-

Verbrechen schnell aufzuklären. Ein

mann – Enkelin von Nicolaus Hart-

gnan preschentads en tut ils idioms

quants comics rumantschs. Baldi e

geheimnisvolles Geschenk, das in

mann III. – stellt eine Auswahl der

ed en tudestg. Pleds ch’èn u rele-

collegas èn puspè qua, cun il me-

der Wohnung Jetzers vorgefunden

Bauwerke ihrer Vorfahren vor, einge-

vants per chapir l’istorgia u pleds

dem slantsch ed il medem spiert al-

wird, scheint eine Rolle zu spielen.

bettet in die kulturelle und wirt-

ch’èn per propi fitg differents dad

lert per furbarias! Bler divertiment

War es für eine der Frauen bestimmt,

schaftliche Entwicklung. Historische

in idiom a l’auter. –Auturas ed au-

da leger e (re)scuvrir questa reedi-

die ihn liebten und war Eifersucht

Fotos und Pläne sowie Geschichten

turs: Maria Cadruvi, Silvio Cameni-

ziun. Esa comic, esa da rier, per ru-

das Mordmotiv? Oder liegt der

und Anekdoten geben einen Einblick

sch, Rita Cathomas-Bearth, Aita

mantsch. Esa ün comic, esa ün uni-

Schlüssel zur Aufklärung des Verbre-

in ein ganzes Jahrhundert. Das Werk

Dermont-Stupan, Dominique Do-

cat, impustüt sch’el es rumantsch!

chens etwa im beruflichen Umfeld?

von Nicolaus Hartmann III. wurde

sch, Flavia Hobi, Fadrina Hofmann,

War dem Banker jemand aus seinem

bisher vor allem wissenschaftlich

Chatrina Josty, Myriam Pelican-Ca-

Beziehungsnetz, das bis nach Paris

dokumentiert. Ohne die Leistungen

menisch, Viola Pfeiffer, Tinetta

reichte, so feindlich gesinnt, dass er

seiner eigenen Vorfahren wäre es

Rauch, Eva Riedi Collen, Claudio

ihn aus dem Weg schaffen wollte?

nicht denkbar.

Spescha, David Spinnler.

Die erste vollständige Sammlung der von Generation zu Generation überlieferten «Surnoms», der Spottnamen der Engadiner Dörfer und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner. Gesammelt und zum Teil neu geschrieben von Nicolò Men Gaudenz. Mit Illustrationen von Niklaus Heeb. Romanisch und Deutsch. Per la prüma vouta vegnan publichats quia ils surnoms da tuots noss cumüns in ün tom. Ramassats e per part scrits nouv da Nicolò Men Gaudenz. Illustrà ha Niklaus Heeb. Rumantsch e tudais-ch. Bestellung: 84 Seiten, Fr. 29.50 + Porto info@pizmagazin.ch, Edition piz, Schigliana 183, 7554 Sent stranglavachas KUHWÜRGER

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Mehr Engadiner Krimis

Tafelrunden

Daniel Badraun: «Schwarzeis», Emons

Overath/Koch (Hg.): «Tafelrunde.

Verlag, und «Muschelgaul», Gmeiner-

Schriftsteller kochen für ihre Freunde»,

Verlag, 2015, Taschenbücher

Luchterhand, 2012, Fr. 28.90

Daniel Badraun ist im

Die Nicht-Jägerin

Engadin aufgewach-

Erica Pedretti nimmt

sen. Lange Reisen

uns ganz unpolemisch

führten ihn rund um

engagiert mit auf die

die Welt. Er war Mö-

Pirsch. Wir lernen ein

belpacker, Skilehrer

paar Vokabeln Jägerla-

und Sozialarbeiter. Mit seiner Frau

tein, dass für die Jagd eine Jacke

lebt der Vater von vier erwachsenen

praktischer ist als ein schlabbern-

Kindern heute im Schaffhausischen

der Mantel und dass man sich un-

und arbeitet als Lehrer und frei-

bedingt von einem Profi zeigen las-

schaffender Autor. In seinen Krimis

sen sollte, wie man die Patronen

für Kinder und Erwachsene – er

einlegt. Iso Camartin schwärmt für

schreibt deutsch und romanisch –

die Froschschenkel seiner Kindheit.

kommt der Humor nicht zu kurz.

Leo Tuor konsultiert für sein «ro-

Badraun löst in seinen Büchern

manisches Menü» das «Cudisch de

nicht nur Kriminalfälle, die im

Cuschinar» mit seiner numerologi-

Oberengadin spielen, es finden sich

schen Nagelprobe. Herausgeber der

darin immer auch Bezüge zu ak-

appetitlichen kulinarischen Antho-

tuellen politischen Entwicklungen

logie sind die Wahl-Senter: Ange-

samt kritischer Bezüge zu den

lika Overath, der Literaturwissen-

typischen Erscheinungen des über-

schafter Manfred Koch und ihre

bordenden Tourismus.

Tochter Silvia Overath. (es)


BUCHER Die Giacomettis

Oben am Berg

Re-Edition: König der Bernina

Christian Schocher, Filmer

Div. Autorinnen und Autoren: «Die

Daniela Schwegler: «Bergfieber – Hüt-

DVD: «König der Bernina». Re-Edition

Marcel Bächtiger, Andreas Mueller:

Giacomettis – eine Künstlerdynastie».

tenwartinnen im Porträt», Rotpunktver-

des Filmes von 1957. Lovefilm DVD-

«Christian Schocher, Filmemacher», DVD

Salm Verlag, 2015, Fr. 48.–

lag, Fr. 38.–

Verleih. Fr. 19.90

ab Februar 2016 im Handel.

Die Giacomettis aus

Vom schlichten Mat-

«König der Bernina»

Christian Schocher,

Stampa im Bergell

ratzenlager bis zum

heisst ein Liebes-

Regisseur des legen-

hatten ihre Wir-

Gourmetrestaurant

roman des Schweizer

dären Spielfilms «Rei-

kungsstätten in

auf 3000 Metern – die

Schriftstellers

sender Krieger»

München, Zürich,

Hütten in den

Jakob Christoph

(1980), ist der grosse

Florenz und Paris.

Schweizer Alpen ha-

Heer. Ernst Lubitsch

Unbekannte des

Das in dieser Intensität und Bedeu-

ben viele Gesichter und mit ihnen

hatte das Drama, das im französisch

Schweizer Films und inzwischen

tung in der Kunstgeschichte wohl

auch die Menschen, die dort wirken

besetzt Engadin des 19. Jahrhun-

Bündner Kulturpreisträger. Seine

einmalige Schaffen einer einzelnen

und werken. Zwölf Frauen zwischen

derts spielt, noch als Stummfilm

Werke entstanden unter abenteuerli-

Künstlerfamilie nahm mit zwei prä-

32 und 79 Jahren geben Einblicke in

mit dem Titel «Eternal Love» in

chen Bedingungen mit Freunden

genden Bergeller Volksschullehrern

ihr Leben als Hüttenwartin. Ob alpi-

Hollywood herausgebracht. 1957

und Bekannten, ohne Drehbuch und

seinen Anfang. Dabei ist es nötig, den

nes Urgestein oder Quereinsteigerin

entstand das Remake als öster-

ohne geschriebene Dialoge, dafür

Begriff Familie weiter zu fassen als

aus der Stadt, Mutter oder Single-

reichisch-schweizerischer Heimat-

mit einer unbändigen Lust am Expe-

eine blosse Abfolge väterlicher Gene-

Frau, Handwerkerin oder Akademi-

film. Jetzt kommt diese Fassung als

riment. Im verwunschenen «Chalet

rationen. Denn ohne die während

kerin, Schweizerin oder Auslände-

Re-Edition auf DVD heraus. Sie er-

Sanssouci» ausserhalb Pontresinas er-

Jahrhunderten geschlossenen Ehen

rin: alle haben sie das Bergfieber!

zählt die tragische Geschichte des

zählt der Filmemacher erstmals aus-

zwischen angestammten Bergeller

Darum zieht es sie jede Saison erneut

Markus Paltram, der als Sohn eines

führlich über die Entstehungsge-

Familien – italienischsprachig, refor-

in die Berge. Direkt und mit viel Hu-

vermeintlichen Mörders das Dorf

schichte seiner Werke, über seine

miert, strebsam, gebildet und weltge-

mor schildern diese Frauen das Le-

verlassen und bei seiner Rückkehr

Ideen und Obsessionen, über die Er-

wandt – ist das Phänomen der Giaco-

ben mit Wind und Wetter, die grosse

die Liebe hart erkämpfen muss.

folge und tiefen Enttäuschungen sei-

mettis nicht zu erklären. Ein Band

Freiheit dort oben am Berg und die

Obwohl es am Schützenfest zum

ner Karriere und über die Freunde,

herausgegeben von der Fondazione

Demut, die er lehrt. Tourentipps

Eklat kommt, hat die Geschichte

die sein Leben genauso bevölkern

Centro Giacometti.

runden die Porträts ab.

schliesslich ein glückliches Ende.

wie seine Filme.

PIZZERIA Nairs Futur: Aufbruch Es sind aussergewöhnliche Zeiten im Kulturzentrum Nairs in Scuol. Die Bauarbeiten laufen nach Plan und das denkmalgeschützte Gebäude wird nach den Richtlinien der Denkmalpflege saniert und für den zukünftigen Ganzjahresbetrieb hergerichtet. Die Unternehmeraufträge sind zum allergrössten Teil in die Region vergeben. Dank der Unterstützung der «Stiftung für Innovation, Entwicklung und Forschung Graubünden» ist die Finanzierung von 3,75 Mio. Franken gesichert. Die Region Unterengadin und viele grosse Kulturstiftungen aus der ganzen Schweiz sowie private Gönnerinnen und Gönner haben sich ideell und finanziell für die Zukunft von Nairs engagiert. Trotzdem

will auf die Bedeutung der gefährdeten Büvetta aufmerksam machen.

geht die Suche nach Geldern noch weiter, z.B. um den neuen multi-

Ihr droht ein Steinschlag aus dem darüberliegenden Hang – deshalb ist

funktionalen Veranstaltungsraum für Konzerte, Kino, Theater und

auch der Weg zur alten Trinkhalle gesperrt. Das Licht soll in der Nacht

Tagungen optimal ausstatten zu können.

so lange erstrahlen, bis der Hang gesichert und die Steinschlaggefahr

Mahnmal Büvetta

gebannt ist. Pro Helvetia hat diese Installation mit unterstützt. Beteiligen Sie sich an der Zukunft des Ensembles in Nairs, am Kul-

Zum denkmalgeschützten Ensemble von Nairs gehört auch die Büvetta.

turzentrum und der Büvetta. Und reservieren Sie sich schon heute

Sie erstrahlt täglich ab der Dämmerung bis Mitternacht als türkisfar-

das Datum der Wiedereröffnung von Nairs am 26./27. August 2016.

benes Juwel. Men Duri Arquint hat diese Lichtinstallation geschaffen.

Aktuelle Infos: www.nairs.ch

Arquint ist selbständiger Architekt mit Büros in Ardez und Chur.

Die Institutionen freuen sich auf Ihre Unterstützung:

Neben der klassischen architektonischen Tätigkeit realisiert er Licht-

Fundaziun Nairs, 7550 Scuol, IBAN CH38 0077 4110 4428 0210 0

und Rauminstallationen. Die Lichtinstallation ist ein Mahnmal und

Pro Büvetta Tarasp, 7553 Tarasp, IBAN CH14 0077 4010 2505 8530 0

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016

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PIZZERIA Tschliner Bier aus Martina Das Tschliner Bier ist nach einigem Auf und Ab in der Startphase ein grosser Erfolg geworden. Die Produktion kann die Nachfrage nicht mehr decken – die Räume in Tschlin sind zu klein geworden. Die Biera-

Holzkurse im Marmorwerk Wo früher Marmor- und

ria ist deshalb im Herbst nach Martina in das von den Kraftwerken nicht mehr gebrauchte Gebäude umgezogen. Dort wird mit dem gleichen Wasser

Serpentinblöcke bearbeitet

und in gleicher Qualität weiter gebraut, aber bei

wurden wird jetzt mit Holz

wesentlich einfacheren logistischen Verhältnissen.

gearbeitet. Das Centro

Die Bieraria hat zur Finanzierung versucht, über

Tecnologico di Legno in

die Crowdfunding-Plattform 100-days.net 29000

Poschiavo hat den Betrieb aufgenommen. Hier wird ein Kompetenzzentrum nicht nur für die Südbünder Holz-

Franken für Investitionen zusammenzutrommeln. Bei Redaktionsschluss war das Resultat dieser Aktion noch nicht bekannt. www.bieraria.ch

fachleute aufgebaut, sondern auch für Berufsleute aus den

Spitalplanung am Beispiel Susch

angrenzenden Regionen Veltlin und Lombardei. Kurse vom traditionellen Handwerk

dass damit die eigene Bedarfsplanung untergraben werde. Der Hintergrund: Kantone müssen für ihre

Bundesverwaltungs-

Patienten auch dann mitzahlen, wenn sie sich in ei-

tung werden angeboten.

gericht hat am Beispiel der

nem ausserkantonalen Spital behandeln lassen, das

www.centec.ch

Burnout-Klinik in Susch

auf einer Liste steht. Das Bundesverwaltungsgericht

festgehalten, dass die Kan-

verlangt jetzt eine bessere Koordination unter den

tone ihre Spitalplanungen

Kantonen. Für die Klinik in Susch hat der Entscheid

besser koordinieren müssen. Graubünden hat die

vorerst keine direkten Konsequenzen. Zwar gibt es

Clinica Holistica in die Spitalliste aufgenommen.

dort wieder nur fünf Plätze für allgemein versicherte

Damit konnte die Institution stark ausbauen und

Patienten aus Graubünden. Privatpatienten kann

bietet heute 50 Betten an. Der Kanton Zürich klagte

die Klinik aber weiterhin ohne Einschränkungen

gegen die Bündner Spitalliste, weil er davon ausging,

aufnehmen – auch solche aus dem Kanton Zürich.

Das

bis zur Hightech-Verarbei-

Werbung

Hommage an Alberto Das Titelbild der 50. piz-Ausgabe trägt den Titel «Fernsicht» und stammt von der Künstlerin Regula Stücheli. Sie bildete sich an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich und in Wien aus. Seit 1989 malt sie. Ihre Bilder erzählen Geschichten in leuchtenden Farben. Sie beschäftigen sich auch mit Kunstgeschichte und mit der Rolle der Kunst in der Gesellschaft. Das links abgebildete Werk trägt den Titel «Hommage an Alberto». Es entstand in Zusammenarbeit mit dem IWB-Atelier für die Integration von Menschen mit Behinderung. Es handelt sich um ein Remake von Alberto Giacomettis Skulptur «Der Wagen» (1950). Diese Skulptur stellt den Zusammenhang zur Lebenswelt von Menschen mit körperlicher Behinderung dar. Die verwendeten Strickschläuche und -flächen wurden von der IWB-Bewohnerin Ruth Frei aus Wollresten und -flächen hergestellt. Im Sommer 2015 stellte Regula Stücheli in der Tuor Vonzun in Ardez aus. Sie lebt und arbeitet in Zürich. www.regulastuecheli.ch

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piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016

Gepflegte

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PIZZERIA Hotel Waldhaus, Sils-Maria Winterprogramm 2015/2016

5.2.

Boogie Woogie mit dem Silvan-Zingg-Trio.

8.2.

Film: «Usfahrt Oerlike». Mit einer Einleitung des Regisseurs Paul Riniker.

Details und Ergänzungen: www.waldhaus-sils.ch

15.2. Dokumentarfilm: «Uhileko Nepal» aus den 1950er-Jahren über die Pionierarbeit von Toni

20.12. Beatrice Renz liest aus ihrem neuen Buch «Ich

Hagen in Nepal. Einführung: Katrin Hagen.

liebkose euch mit meinen Augen». 24.12. Eine heiter-besinnliche Weihnachtslesung mit Renate Heuser.

18.2. Jazzkonzert: Echoes of Swing. 19.2. Gespräc:h: Der Künstler Constant Könz und seine Biografin Marcella Pult.

27.12. Buster-Keaton-Stummfilme live begleitet am Piano von Gigi Marson.

23.2. «La stria creativa ed il velo da valü». Romanisch-deutsche Sprachspiele und Musik. Mit

29.12. Sinfonieorchester Engadin spielt Weber,

Angelika Overath, Leta Mosca, Rudolf Lutz.

Schubert und Haydn. Im Schulhaus Sils. 31.12. «Circus Waldhaus» Silvesterball. Mit Clau

26.2. Urs Kienberger schildert spannende und entscheidende Momente der Hotelgeschichte.

Maissens Clamür und dem Waldhaus-Trio. 4.1.

Trio Ecco spielt Beethoven, Bach und Brahms.

8.1.

Die Mezzosopranistin Vesselina Kasarova und das kleine Ensemble des Sinfonieorchesters

29.2. Arno Camenisch liest aus «Die Kur». Musi7.3.

liest Alain Claude Sulzer. 10.1. Alain Claude Sulzer im Gespräch mit Iso

Dagobert Cahannes, dem Marathon-Arzt

«Opernliebe». Mit Gesangseinlagen.

Andi Grünenfelder und dem langjährigen

Semadeni über ihren Roman «Tamangur».

Streckenleiter Dumeng Giovanoli. 14.3. Französische Melodien mit der Sopranistin Olivia Stahn, am Klavier Stefan Paul. 21.3. Dreimal Amerika und zurück! Abendgespräch mit Urs Kienberger.

17.1. Serenade mit Alphorn: Klassische Musik mit Naturtönen gewürzt. 22.1. Szenische Lesung aus «Mr. Fips in St. Moritz». verstorbenen Bündner Autor Tista Murk.

3.2.

Konzert mit dem Stradivari-Quartett.

traditionellem Handwerk. Die Teilnehmer erleben unmittelbar, wie ein Objekt oder Produkt entsteht. In

den, wird ohne Maschinen gearbeitet. Angekündigt sind für den laufenden Winter die Vermittlung von Kenntnissen in der Polsterei, in FrescoSecco- und Sgrafitto- oder Holzintarsien-Technik. Dazu gibt es künstlerische Kurse: Bildhauerei, Radierungen oder Mosaike. www.promanufacta.ch

29.3. Klaviertrios von Schubert, Debussy und Chopin. Angela Winkler liest Rilke u.a. 1.4.

Literatur: Chasper Pult im Gespräch mit Zsuzsanna Gahse.

Szenische Lesung aus Erri de Lucas' «Das Gewicht der Schmetterlinge».

die verschiedensten Kurse in

27.3. Blues Blend Band aus Frankfurt.

29.1. Literatur: Chasper Pult spricht über den 1.2.

Vulpera. Vermittelt werden

jeweils vormittags stattfin-

12.3. Gespräch mit Ski-Marathon-Speaker

15.1. Literatur: Chasper Pult im Gespräch mit Leta

bot im Ferienzentrum in

Elisabeth Binder liest unter dem Motto «In

Camartin über Sulzers neuen Romand

James Salter auf dem Dach Europas.

heisst das neue Kursange-

den mehrtägigen Kursen, die

11.3. Jazz: Walter Weber mit New Orleans Band.

12.1. Dokumentarfilm: «Mythos Mont Blanc» – mit

Pro Manufacta Engiadina

kalische Begleitung: Christian Brantschen. der Unterwelt der Kobolde».

Basel führen Rossini-Werke auf. Dazwischen

Handwerk vermitteln

9.4.

Saisonende: Männerchor Las Lodolas, Instrumentalist Pius Baumgartner, Trio Steidle.

Chemierückstände in Bergseen

auch ausgewaschen und finden sich in der Umwelt

Die Umweltorganisation Greenpeace hat im Sommer

wieder. Sie werden dort nur sehr langsam abgebaut.

La Punt muss warten

2015 aus den Macunseen oberhalb von Lavin und

Vor allem bekannte Bekleidungsmarken in diesem

Das Dorf La Punt im Engadin

im Nationalpark Wasserproben entnommen – mit

Bereich müssten hier mehr Verantwortung zeigen,

muss sich noch während

bedenklichen Resultaten: Sowohl im Wasser der

forderte die Umweltorganisation.

Jahren mit dem Verkehr her-

Seen als auch im Schnee wurden im Labor hohe

umplagen. Die Umfahrungs-

Konzentrationen von per- und polyfluorierten

strasse wird nicht vor 2027 in Betrieb gehen können. Zwar

Chemikalien (PFC) gefunden. Die Proben waren Teil

sind nun alle Unterlagen für

einer weltweiten Kampagne gegen die Verwendung

eine Bewilligung zusammen,

von umweltschädigenden Chemikalien bei der

doch die Umweltverbände

Herstellung von Kleidern. Zuerst standen Sportarti-

Pro Natura und WWF haben

kel- und Kinderkleiderproduzenten im Zentrum der

Rekurs gegen die ihrer Mei-

Kampagne – dann zeigte Greenpeace mit dem Finger

nung nach «überrissene»

auf Marken, die Outdoorbekleidung herstellen und

Lösung eingereicht, die zur

verkaufen. Die PFCs machen die Kleidungsstücke

Landschaftszerstörung führe.

schmutz- und wasserabweisend, aber sie werden

Baubeginn ist frühestens 2018.

piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016

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VORSCHAU / PREVISTA Handwerk | Artisanadi Wenn Menschen mit ihren Händen arbeiten und werken, entsteht Handwerk. Viele kleine und mittlere Betriebe in Südbünden pflegen das Handwerk. Die Handwerkerinnen und Handwerker sind Dienstleister, Meister in ihrem Fach – eigentliche Künstler. Solche Fähigkeiten wollen erlernt werden und sie werden oft von Generation zu Generation weitergegeben. Doch es gibt auch traditionelle Bearbeitungsmethoden, die mit der technischen Entwicklung oder wegen der Einführung einer neuen Technologie verloren gingen. Je mehr solch altes Wissen verloren geht, desto wichtiger wird die handwerkliche Aus- und Weiterbildung. Sie hat einen neuen Stellenwert bekommen. Auch in Südbünden gibt es neue Institutionen, die dafür sorgen, dass das handwerkliche Wissen weiterlebt. piz wird in der nächsten Ausgabe über Institutionen und über Frauen und Männer berichten, die sich in diesem Gebiet engagieren.

IMPRESSUM Herausgeberin | editura Edition piz, Urezza Famos, Schigliana 183, 7554 Sent Tel. +41 (0)79 610 48 04, info@pizmagazin.ch, www.pizmagazin.ch Redaktion | redacziun Urezza Famos, René Hornung (rhg), redaktion@pizmagazin.ch Anzeigenverkauf | inserats E. Deck Marketing Solutions, Edmund Deck, Via Giovanni Segantini 22, 7500 St. Moritz, Tel. +41 (0)81 832 12 93, e.deck@bluewin.ch Produktion | producziun René Hornung, Eva Lobenwein Artdirektion, Grafik | grafica Eva Lobenwein, Innsbruck, www.dieeva.com Bildredaktion | redacziun da las illustraziuns Urezza Famos Bildbearbeitung | elavuraziun grafica TIP – Tipografia Isepponi, Poschiavo Korrektorat | correctorat tudais-ch Helen Gysin, Uster Copyright Edition piz, Scuol Druck | stampa AVD, Goldach (SG)

Foto: Stokkete / shutterstock

Autorinnen und Autoren, Fotos | auturas ed auturs, fotografias Ursula Bauer, *1947, Buchautorin und Journalistin, Zürich. Sina Bühler, *1976, freie Journalistin im Pressebüro St. Gallen www.pressebuero-sg.ch Edmund Deck, *1963, Marketingberater und Dozent, St. Moritz. Er betreut die Werbekunden des Magazins piz. Ursina Fried-Turnes, Focusing-Trainerin in Traumarbeit, Meilen. www.spirituelletraumarbeit.ch

Magazin für das Engadin und die Bündner Südtäler Magazin per l'Engiadina ed il Grischun dal süd

Gregor Gilg, *1964, visueller Gestalter und Comic-Zeichner, Bern www.malepiwo.ch David Jenny, *1959, Mitarbeiter der Vogelwarte Sempach im Bereich Überwachung der Vogelwelt, Zuoz. Thomas Müller, *1965, freier Journalist, Zürich. Mario Pult, *1954, Mitarbeiter der Lia Rumantscha in Zernez.

www.pizmagazin.ch Nr. 50, Winter | Invern 2015 / 2016. Erscheint zweimal jährlich. Auflage: 23’000 Ex. Abonnemente: Edition piz, Schigliana 183, CH-7554 Sent. Zweijahresabonnement: Fr. 35.– (exkl. Versandkosten und Mehrwertsteuer). Das Abonnement ist mit einer Frist von zwei Monaten vor Ablauf kündbar. Ohne schriftliche Kündigung erneuert es sich automatisch um zwei Jahre. info@pizmagazin.ch Nächste Ausgabe: Juni 2016 Für unverlangt eingesandtes Text-, Bild- und Tonmaterial übernimmt der Verlag keine Haftung. – Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion.

Corinne Riedener, *1984, Redaktorin beim Kulturmagazin «Saiten» und Grafikerin, St.Gallen. Brigitte Schnetzler, *1965, Sozialpädagogin, Wanderleiterin, Sent, www.betreute-ferien.ch Pia Seiler, *1963, Journalistin für verschiedene Tageszeitungen und Magazine, Luzern. Regula Stücheli, *1963, Künstlerin. Lebt und arbeitet in Zürich. www.regulastuecheli.ch Ramona Thommen, *1987, freie Journalistin, Zürich. Bettina Vital, *1981, Übersetzerin und Koordinatorin für Rumantsch in der Bundeskanzlei, Bern. Matthias Vollmer, *1985, wissenschaftlicher Mitarbeiter am MediaLab des ETH-Lehrstuhls von Prof. Christophe Girot, Zürich. Mayk Wendt, *1982, Fotograf und Sozialarbeiter, Tarasp. www.maykwendt.com


Einziehen. Ausatmen.

Park Quadratscha, Samedan Exklusive Zweitwohnungen im Herzen des Oberengadins Der «Wohnpark Quadratscha» bietet an unverbaubarer Lage in der schönsten Ferienregion der Schweiz eine einmalige Wohnsituation, die keine Wünsche offen lässt. Eine äusserlich markante Architektur, die traditionelle Baumaterialien mit den Ansprüchen moderner Formensprache verbindet. Im Innern erlauben moderne, flexible Wohnungsgrundrisse eine individuelle Gestaltung der persönlichen Raumbedürfnisse. Grosszügige Fensterflächen geben den Blick auf die imposante Bergkulisse frei und sorgen für helle, lichtdurchflutete Räume. Neben der überzeugenden Grundrissgestaltung sorgen hochwertige Apparate und Materialien für ein erstklassiges Wohngefühl. Der Ausbaustandard darf als hochwertig bezeichnet werden. Der Verkauf umfasst fünf 2½-, 4½- und 5½-Zimmer-Wohnungen im Rohbau. Somit können Ihre Ausbauwünsche optimal berücksichtigt werden.

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