#50
Winter | Inviern 2015 | 2016
U N S E R E N G Ä ST E N GEWIDMET [ Dedichada a noss giasts ]
50.
AU S G A B E E DI Z I U N
INHALT / CUNTGNU Editorial. Die 50. piz-Ausgabe – unseren Gästen gewidmet.
5
Fremde werden Einheimische. Sie kamen oft als Feriengäste
6
und wohnen jetzt in Südbünden.
Viele starke Männer am Berg. Wenn ein neuer Sessellift gebaut wird, ist die Planung eng und die Bauzeit kurz.
12
Auch schlechtes Wetter ist gut. Die Tourismuswerbung präsentierte jahrelang nur strahlend blauen Himmel – jetzt entdeckt sie auch die Regen- und Schneetage.
18
Kakao, Krisen, Katastrophen. Berühmte Persönlichkeiten hatten nicht nur schöne Ferienerlebnisse im Engadin. Ein vielstimmiger Chor.
22
Aus Asien oder doch aus Europa? Ideen und Vorschläge für
28
neue Wege im Tourismus.
«Wir sind alle Gäste – überall.» Persönliche Gedanken von Ursina Fried-Turnes über unterschiedliche Orte und wie wir uns dort jeweils fühlen.
32
Die Faszination der Gletscher. Architekturstudenten haben die Eiswand des Morteratschgletschers bei Pontresina gescannt. Ungewöhnliche Bilder sind entstanden.
36
Fusion, Eurokrise und Unwetter. Scuol ist seit dem Zusammenschluss auf der Landkarte die grösste Gemeinde der Schweiz. Capo Christian Fanzun über Erfolge und Probleme.
40
Der Ruhm des Mineralwassers. Die ersten Gäste kamen wegen der Quellen ins Unterengadin.
44
Nicht Erholung, sondern überleben. Die gefiederten Sommer- und Wintergäste fühlen sich dank des besonderen Klimas im Engadin wohl.
48
Mal frischen Wind ins Haus bringen. Couchsurfing – die
50
andere Art, Menschen kennen zu lernen.
Natur erleben. Für die Jugendlichen der Bergschule Avrona
55
sind die Ausflüge in die Natur oft ein Müssen – doch sie wecken die Begeisterung für die Berge. Ein Fotoessay.
Gehört die Schule noch ins Dorf? Die Bevölkerungsentwicklung zwingt zu neuen Lösungen.
60
Collavuraziuns sun uossa tradiziuns. Ün grond problem per ün cumün es sgür üna chasa de scuola vöda.
61
Bücher. Neuerscheinungen aus der Region.
62
Pizzeria. Aktuelles und Kulturhinweise aus Südbünden.
63
Vorschau. Impressum.
66
Titelbild: Regula Stücheli, «Fernsicht» 2007; Acrylfarbe auf Leinwand, 100 x 120 cm www.regulastuecheli.ch (siehe Seite 64) Rechts: Ausschnitt aus einem Plakat für den «Verkehrsverein Schuls-Tarasp», 1943. Entwurf: Martin Peikert. Plakatsammlung Museum für Gestaltung, Zürich.
www.intersportrent.ch
Liebe Gäste Chars giasts Liebe Leserinnen und Leser – chara lectura, char lectur
D
ieses piz-Magazin trägt die Nummer 50. Auf dieses Jubiläum sind wir stolz. piz hat sich als
unabhängige und oft auch kritische Publika-
tion für Südbünden einen Platz erobert. Einheimi-
Q
uist’es la 50avla ediziun dal piz e da quai eschna superbis. piz s’ha fat valair i’l Grischun dal süd sco revista independenta e su-
vent eir critica. Indigens, giasts ed inserents ans sun
sche, Gäste und Inserenten halten uns die Treue und
restats fidels e’l nomer d’abunentas e d’abunents chi
die wachsende Zahl an Abonnenten zeugt von der
crescha ad ün crescher demuossa sia popularità – eir
Beliebtheit – weit über unsere Täler hinaus. Diese Ju-
surour nossas valladas. Quist’ediziun da giubileum
biläumsausgabe widmen wir den Gästen, als Dank
dedichaina als giasts siond grats per lur fideltà al ma-
für ihre Treue zum Magazin und zu unserer Region.
gazin ed a nossa regiun. Ün grond grazcha fich va eir
Ein grosser Dank geht an unsere Inserenten, die piz
a noss inserents, sainz’els nu füssa gnanca pussibel
erst möglich machen.
da dar oura nos magazin.
EDITORIAL
Diese Ausgabe porträtiert unter anderem Menschen,
In quist’ediziun purtretaina tanter oter a quellas ed
Urezza Famos
die als Feriengäste nach Südbünden kamen, sich
a quels chi sun gnüts i’l Grischun dal süd sco giasts
aber inzwischen hier niedergelassen haben und zu
da vacanzas, s’han però i’l fratemp domiciliats qua e
(fast) Einheimischen geworden sind. Dann blicken
sun (quasi) dvantats indigens. E lura daina ün sguard
wir zurück in die Geschichte: Dank des Mineralwas-
inavo ill’istorgia: Grazcha a l’aua minerala s’ha
sers entstand der frühe Tourismus. Berühmtheiten
etabli il turissem tampriv. Persunas famusas da
von einst geben sich im Heft ein Stelldichein. Der
quella jada as radunan e s’inscuntran in quist piz. Il
Präsident der seit Anfang 2015 fusionierten Ge-
capo da Scuol – cumün fusiunà daspö il 2015 –
meinde Scuol erklärt im Interview, was gut lief und
declera in ün’intervista che chi ha funcziunà bain e
welche Probleme zu bewältigen waren. Alles rund
che problems chi sun stats da metter ourd via. Tuot
lief beim Bau einer neuen Sesselbahn im Gebiet
es i glisch cun fabrichar la nouva s-chabellera sü
Motta Naluns. piz war auf Reportage am Berg und
Motta Naluns. piz es i al lö e rapporta che ch’ün ter-
zeigt, was ein Skigebiet alles für seine Gäste tut.
ritori da skis fa tuot per seis giasts.
Gäste sind aber auch wetterempfindlich. Wenns
Ils giasts sun sensibels a reguard l’ora. Schi vess üna
regnet oder schneit, bleiben sie rasch einmal zu
jada da plouver o da naiver, restna bainsvelt a chasa.
Hause. Ist daran nicht auch die Werbung schuld, die
Es qua la reclama la cuolpa chi muossa be purtrets
fast nur Bilder mit blauem Himmel zeigt? Diese
cun tschêl blau? Quai dumandaina als experts e
Frage stellen wir den Fachleuten und wir sprechen
discurrin plünavant cun glieud ospitaivla chi lascha
mit Gastgeberinnen und Gastgebern, die Fremde
durmir gratuitamaing a persunas estras sün lur
völlig gratis auf der Couch schlafen lassen – mitten
cuotscha – immez il paradis da vacanzas. Per finir
im Ferienparadies. Schliesslich schenken wir unsere
survegnan eir ils giasts cun pennas noss’attenziun.
Aufmerksamkeit den gefiederten Gästen. Als einer
L’Engiadina spordscha als utschels ün dals territo-
der reichhaltigsten alpinen Lebensräume bietet das
ris alpins ils plü variats e cun quai bunas cundi-
Engadin den Vögeln günstige Bedingungen.
ziuns per viver.
Zurück zu unserem Verhältnis zu Touristinnen und
Tuornain pro la relaziun tanter turists e giasts.
Gästen. Ursina Fried-Turnes bringt es auf den Punkt,
Ursina Fried-Turnes tocca il minz, sch’ella scriva:
wenn sie schreibt: «Wir sind alle Gäste, überall.»
«No tuots eschan giasts, dapertuot.»
Wenn Ihnen piz gefällt, empfehlen Sie uns weiter
Scha piz As plascha, schi racumandai da leger nossa
oder abonnieren Sie das Heft: www.pizmagazin.ch
revista o da tilla abunar: www.pizmagazin.ch
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
5
Fremde werden Einheimische Die einen sehen ihre Familie wieder viel häufiger, seit sie in den Bergen leben. Die andern werden mit falschen Versprechungen zu den Verwandten gelockt. Eines haben sie alle vier gemeinsam: Sie sind verliebt in die Region Südbünden.
Text: Sina Bühler Fotos: Mayk Wendt
I
ch bin aus Pontresina, ganz klar», so Roman Ming
sche Praxisassistentin in Frauenfeld immer wieder
mische werden in Soglio geboren», sagen Verena
mit Rentnerinnen und Rentnern zu tun und wusste:
und Urs Schildknecht. Kaspar Howald findet vor al-
«Diesen Lebensabschnitt will ich anders verbrin-
lem über das Italienische, das er in Rom lernte, An-
gen.» Die meisten nutzen ihre neue Freiheit kaum»,
schluss in Poschiavo. Und Vera Malamud war schon
wirft ihr Mann Urs ein. Ein langweiliges Leben
als Kind eine Heimweh-Münstertalerin, ihr Mann
führten die beiden allerdings nie. Sie reisen für ihr
Pascal Lampert hat sich davon anstecken lassen.
Leben gern, erzählen vom Wandern in Australien
Fünf der genannten sind in den Bergen heimisch ge-
und Neuseeland, von Velotouren in Frankreich und
worden, einer ist den umgekehrten Weg gegangen
Schottland, von Städtereisen. Und von ihren Ferien-
und besucht seine Heimat jetzt als Gast. Aber «zu
wochen im Bergell. «Immer dann, wenn wir uns
Hause» sind sie alle in Südbünden.
Ein Neuanfang in Soglio
wirklich erholen wollten, kamen wir hierher», blickt Verena Schildknecht zurück. Und so fassten sie gemeinsam den Plan, in Soglio nochmals neu anzu-
Die Pensionierung war für Verena und Urs Schild-
fangen. Im Bergell, wo es keine klassischen Ferien-
knecht, die St. Gallerin und den Thurgauer, ein ein-
orte oder gar «Pensioniertenghettos» gibt. Als die
schneidender Moment – sie haben ihn bewusst dazu
Vermieterin ihrer bisherigen Ferienwohnung in So-
Verena und Urs Schildknecht zogen vor sieben Jahren aus dem Thurgau nach Soglio. Sie sind so gut integriert, dass sie sogar zwei Gärten zur Bewirtschaftung angeboten bekamen. Aber einheimisch werde man als Zuzüger in Soglio nie.
6
gemacht. Verena Schildknecht hatte als medizini-
zu seiner Herkunft. «Wir sind Auswärtige – Einhei-
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
glio ihnen von der «Ruine» erzählte, die mitten im
etwas Neues beginne. Und sie loben die Nähe zum
Dorf zum Verkauf stand, griffen sie zu. Das Haus aus
Oberengadin. Nicht nur zum Wandern oder Skifah-
dem 16. Jahrhundert stand hundert Jahre lang leer.
ren, sondern auch kulturell. Und wenn sie mal eine
Mit Hilfe des Sohnes, eines Innenarchitekts, bauten
Stadt brauchen, sind sie genauso schnell in Mün-
sie es komplett um. Jetzt wohnen sie auf drei Etagen,
chen oder Mailand wie in Zürich.
erschlossen über schmale Steintreppen – ohne Lift.
Im nächsten Frühling wird der Anteil Zuzüger im
«Auch als Pensionierte sollte man nicht alles voraus-
80-Seelen-Dorf Soglio übrigens grösser: Sohn Chris-
planen. Ein bisschen Risiko passt zu uns», lacht Ver-
tian und dessen Frau Monika haben den Pachtver-
ena Schildknecht. Als sich Urs vor ein paar Monaten
trag fürs Hotel Palazzo Salis unterschrieben.
am Knie verletzte, sei er halt auf dem Hosenboden runter- und raufgerutscht.
Den Traum des Münstertals erfüllt
Das Paar nimmt sich viel Zeit fürs Dorfleben. Ob-
Auch Vera Malamud machte schon lange Ferien in
wohl die meisten ihrer Nachbarn Deutsch sprechen,
Südbünden – in Santa Maria im Münstertal. Seit
finden beide, sie könnten besser Wurzeln schlagen,
dreieinhalb Jahren wohnt sie mit ihrem Mann fest
wenn sie im Dorf italienisch sprechen. Das hat in
hier: «Endlich!». Denn den Traum inmitten, dieser
den sieben Jahren, die sie bereits hier leben, nicht
Berge zu leben, hatte die 53-Jährige bereits als Kind:
schlecht geklappt. Urs, der ehemalige Sekundar-
«Mein Vater hat das Tal vor über vierzig Jahren ent-
lehrer und spätere Zentralsekretär des Schweizer
deckt und wir haben die Ferien immer hier ver-
Lehrer-Dachverbands, engagiert sich im Vorstand
bracht. Ich habe mir schon als Kind immer ge-
des Stiftungsrates des «Centro Giacometti». Verena
wünscht, hier zu wohnen.» Und seit sie ihren Mann
ist im Frauenverein aktiv. So haben sie Leute ken-
Pascal kennengelernt hatte, «schleppte ich ihn hier-
nengelernt, mit denen sie als Pensionäre sonst kaum
her», erzählt sie lachend.
in Kontakt gekommen wären. Und sie sind so gut in-
Zuerst konnte sich der 43-jährige Pascal Lampert
tegriert, dass ihnen zwei Gärten im Dorf zur Nut-
den Alltag im Tal kaum vorstellen. Die Annäherung
zung überlassen wurden – eine grosse Ehre. Aber
kam langsam. Anfangs hätten sie sich auf «Über-
Einheimische seien sie trotzdem nicht geworden.
sommerungen» im Maiensäss von Veras Eltern ge-
Wer nicht in Soglio geboren ist, bleibt ein Leben lang
einigt. Weil die beiden für ihre Arbeit als bildende
ein «Ausländer», wie ein Nachbar es nennt.
Künstler aber nirgends im Tal ein geeignetes Atelier
Was vermissen sie von ihrem früheren Leben? «Den
fanden, bauen sie sich hier jetzt ein Haus mit gross-
Bodensee», sagen beide. Und wiegeln grad wieder
zügigen, hellen Arbeitsräumen – und so wurde das
ab: Man müsse auch loslassen können, wenn man
Projekt doch zum definitiven Umzug ins Münster-
Vera Malamud und Pascal Lampert bauen in Santa Maria im Münstertal ein Haus. Weil Vera Malamuds schon seit Jahrzehnten mit den Eltern im Tal Ferien machte, wusste bei ihrer Ankunft schon jeder und jede «aus welchem Stall wir kommen». Alle seien sehr offen auf sie zugegangen.
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
7
tal. Für die beiden Stadtmenschen – Vera stammt
Im Leben der beiden spielt die Natur eine wichtige
aus Zürich und Pascal aus Winterthur – ist der Haus-
Rolle: Wandern und die neu entdeckte Freude am
bau ein grosser Schritt. Als Künstler könnten sie
Gärtnern. Aber auch die Gewissheit, an die in Zü-
überall arbeiten und Pascal Lampert fährt für seine
rich niemand denkt: «Dass sich die Natur nicht zäh-
Performances sowieso regelmässig weg.
men lässt, dass wir ihr ausgeliefert sind», sagt Vera.
Hat sich ihre Kunst verändert? Ja, sagen beide. Vera
Es sind Steinschläge, Lawinen und deren direkter
Malamud achtete immer schon auf Strukturen in
Folgen auf das Dorfleben, die die beiden im Müns-
Objekten, auf die kleinen Dinge. «Für mich ist die
tertal das ganze Jahr spüren.
Umgebung hier ein Paradies», sagt sie. Und ihr Mann findet es faszinierend, dass er dem Überfluss
Vom Kultur- zum Tourismusmanager
an Material entfliehen konnte: «In Zürich kann ich
Kaspar Howalds Weg von seiner alten in die neu Hei-
in kürzesster Zeit alles kaufen, was ich für meine Ar-
mat Poschiavo ist kürzer. Doch er begann weit weg.
beit brauche. Oder brauchen könnte.» In Santa Ma-
«Nach der Matura habe ich in Zürich studiert. Und
ria überlege er sich dreimal, was er wirklich wolle:
eigentlich glaubte ich, nie mehr nach Graubünden
«Künstlerisch gibt das viel weniger Leerläufe.» Pas-
zurückzukehren. Ich dachte, es gebe hier keine inte-
cal Lampert lernte einst am Zürcher Schauspielhaus
ressanten Jobs», erzählt der heute 40-Jährige. Pfar-
Theatermaler und besuchte später eine Kunstakade-
rer, Lehrer oder Förster wollte er nicht werden. Ho-
mie in Holland. Auch seine Frau hat «immer schon
wald studierte Latein, Griechisch und Philosophie.
gezeichnet» und studierte in Süddeutschland, spä-
Nach seiner Doktorarbeit arbeitete er als Assistent
ter lebte sie in Berlin. Sie erlebte dort den Mauerfall,
am Istituto Svizzero in Rom. «Dabei wollte ich gar
zog 1991 nach der Geburt ihrer Tochter in den Sü-
nie nach Italien», lacht er. Er liess sich dennoch dar-
den. Zuerst in den Schwarzwald, später zurück nach
auf ein, wollte es ein paar Monate versuchen und
Zürich, wo sie Pascal kennenlernte.
lernte Italienisch. Und dann war er von Rom und
Weil Vera Malamuds Eltern im Tal schon bekannt
dem Job so fasziniert, dass aus den Monaten Jahre
waren, habe bei ihrer Ankunft schon jeder und jede
wurden. Weil er aber nicht «ewig Assistent» bleiben
gewusst, «aus welchem Stall wir kommen», erzählt
wollte, bewarb er sich bei Pro Helvetia. Dort bekam
sie. Alle seien sehr offen auf sie zugegangen. Als das
er einen Job in Kairo. Später fand er eine Stelle bei ei-
Künstlerpaar im Pfarrhaus von Santa Maria, wo sie
nem Kunstkurator in Alexandria. Doch schon ein
die ersten Jahre wohnten, einen Tag der offenen Tür
Jahr später war er wieder in Rom – als Programmlei-
mit einer Ausstellung veranstalteten seien sie fast
ter des deutschen Goethe-Instituts. Der Grund für
überrannt worden.
sein Heimweh nach Italien war ein privater, kurz vor
Kaspar Howald, ein Bündner der in Zürich studierte, verbrachte Jahre in Rom und in Aegypten. Heute ist er Tourismusdirektor in Poschiavo. Nach dem Vorstellungsgespräch an einem prächtigen Herbsttag spazierte er durch den Ort und merkte: Hier will ich bleiben.
8
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
der Abreise nach Ägypten hatte er seine heutige Frau
wenn ein lokales Restaurant englischen Tee aus
Tiziana kennengelernt. Nach der Geburt des ersten
Massenproduktion serviert, wenn wir hier so guten
Kindes wurde dem Paar klar, dass Rom nicht ihrer
einheimischen Bio-Tee haben», beschreibt er den
Vorstellung eines Kinderparadieses entsprach. «Es
Kerngedanken des Projekts. Im Tal, das sich von 500
ist doch unsinnig, Kinder zwei Stunden durch die
bis auf 2300 Meter über Meer erstreckt, wachse
Stadt zu chauffieren, nur damit sie mit ihren Freun-
schliesslich fast alles, was es in der Gastronomie
den spielen können», schildert Kaspar Howald.
brauche. Wer bei «100 % Poschiavo» mitmacht, ver-
Als ihm seine Schwester, die mit einem Puschlaver
pflichtet sich, lokale Produkte anzubieten, zum Bei-
verheiratet ist, ein Stelleninserat aus Poschiavo
spiel Menus, die ausschliesslich aus Lebensmitteln
schickte, bewarb er sich. «Mehr der Schwester zu-
aus dem Tal gekocht werden.
liebe. Als Tourismusdirektor hatte ich mich bisher
Mit dem Umzug von Rom nach Poschiavo ist Ho-
nicht gesehen.» Doch nach dem Vorstellungsge-
walds Bündner Familie viel näher gerückt. Eltern
spräch an einem prächtigen Herbsttag spazierte er
und Geschwister leben in Graubünden. Die Familie
durch Poschiavo und merkte: Hier will ich bleiben.
seiner Frau, die in Sizilien lebt, ist aber viel weiter
Eineinhalb Jahre ist das nun her, dass die Familie
weg. «Sie kommen uns natürlich besuchen», erzählt
mit den zwei Kindern eine historische Wohnung
er und lacht: «sie haben allerdings beschlossen,
mit drei Kachelöfen bezogen hat. Mitten in den Ber-
künftig nicht mehr im Winter zu kommen. Für Sizi-
gen und in einer engen Dorfgemeinschaft. «Die Le-
lianer ist der Kälteschock hier wohl etwas heftig.»
bensqualität ist hier gewaltig. Wir haben ein viel intensiveres soziales Leben als in der Millionenstadt
Der Einheimische Snowbard-Tourist
Rom. Natürlich ist viel weniger los, das kann aber
Der Kälteschock zählt für Roman Ming zu den
auch ein Vorteil sein», bilanziert Kaspar Howald.
grossen Vorzügen der Region. Im Unterschied zu
Wenn man etwas erleben wolle, müsse man es hier
den Zugezogenen antwortet der 38-Jährige auf die
eben selbst auf die Beine stellen, und das sei ganz
Frage nach seiner Herkunft mit: «Ich bin Engadi-
einfach. «Alle kennen sich, jedes Problem ist schnell
ner.» Obwohl er mehr als die Hälfte seines Lebens
gelöst, Ideen sind rasch verwirklicht.
anderswo verbracht hat. Und dass er Engadiner ist,
«Ausserdem ist mein neuer Job gar nicht so anders,
höre man ja auch. Wenn er dann sagt, er komme aus
als meine frühere Aufgabe im Kulturmanagement:
Pontresina, ist er immer wieder überrascht, dass das
Ich suche kreative Lösungen für nicht alltägliche
Dorf mit 2000 Einwohnern derart bekannt ist. Ming
Probleme und entwickle Projekte», erzählt Howald.
ist dort in einem Hotel aufgewachsen. Doch als er
So wie «100 % Valposchiavo». «Es ist doch schade,
16 war, übernahmen die Eltern einen Betrieb in der
Roman Ming, in Pontresina aufgewachsen, wohnt nach einem Abstecher nach Kanada heute in Zürich. Aber im Winter verbringt er praktisch jedes Wochenende im Oberengadin. Seine Mutter lockt ihn gerne mit einem etwas aufpolierten Schneebericht in die Berge.
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
9
Innerschweiz. Vier Jahre lang verbrachte Roman
fand ich, jetzt sei sie an der Reihe mit der Wahl un-
Ming nur noch die Wochenenden in Pontresina, vor
seres Lebensmittelpunkts. Anderseits war in Ka-
allem im Winter. Manchmal erkundete er auch die
nada alles entspannter.» Sie zogen nach Vancouver,
Skigebiete im Hoch Ybrig, auf dem Titlis oder im
wo er mit einer Blindbewerbung Erfolg hatte.
Tessin. «Das ist eher untypisch für Engadiner. Ich
Arc'teryx, damals noch eine relativ unbekannte
kenne hier Leute, die sind wintersportlich noch nie
Outdoor-Kleidermarke, suchte einen Betreuer für
aus Graubünden rausgekommen», sagt er.
den europäischen Markt. Nach drei Jahren ist er nun
Nach der KV-Lehre kehrte er für eine Wintersaison
zurück in der Schweiz und arbeitet weiterhin für die
als Snowboardlehrer nach Pontresina zurück. Boar-
inzwischen bekannte Firma – noch heute sein
den war immer schon seine Sportart. Pontresina war
Traumjob, weil er genug Zeit hat fürs Klettern, Biken
das Mekka, Heimat der Spitzenfahrer Reto Lamm
und Snowboarden. Roman Ming ist im Winter wie-
und Michi Albin, mit denen Roman Ming heute
der fast jedes Wochenende in Pontresina, wo auch
noch befreundet ist. Ihn selber interessierten die
seine inzwischen pensionierten Eltern einen Gross-
Sportlerkarriere und die Wettkämpfe wenig. Die
teil ihrer Zeit verbringen. «Meine Mutter gibt mir je-
Sportgeräte und die Outdoorbekleidung schon eher.
weils die aktuelle Schneelage durch», erzählt er. Sie
Doch erst mit 26 machte er sich diese Welt zum Be-
übertreibe dabei gerne, damit er, der Sohn, auch si-
ruf: Er fand in Zürich eine Stelle im Einkauf einer
cher vorbeikomme.
Sportgeschäftskette. Und das Stadtleben gefällt
Obwohl er sich als Engadiner fühlt, möchte er im
auch seiner kanadischen Freundin, die ihm in die
Moment nicht zurück in die Berge ziehen. «Ich liebe
Schweiz folgte. Sie arbeitet als Englischlehrerin. Als
Zürich. Und ich sehe in den Bergen weniger berufli-
die Freundin in Kanada weiterstudieren wollte, ent-
che Perspektiven. Aber falls ich mal Kinder habe,
schloss sich Roman Ming, ihr zu folgen. «Einerseits
werde ich über den Wohnort wieder nachdenken.»
Bernina Express Spezialangebot Freie Sicht von Chur bis Tirano
! HF 129.00n. C r u n n e on s se Zwei Pers tour, inkl. Mittage 9 ano re b.ch/12 Chur – Tir r w w w.rh te n u n e h Jetzt buc
PIZ_185x124mm_4c.indd 1
10
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
13.10.15 11:38
vivanda genuina
Viele starke Männer am Berg Zwischen dem Bergrestaurant Prui oberhalb von Ftan und der Bergstation Clünas fährt eine neue Sechser-Sesselbahn. Die Bauzeit für ein solches Projekt beträgt etwa ein halbes Jahr und verlangt den Seilbahnbauern einiges ab – selbst wenn alles nach Plan läuft.
Text: Corinne Riedener Fotos: piz und Hansruedi Steiger
H
erbst. Eben ist die letzte Ferienwoche ange-
«Gebaut ist schnell, länger dauern in der Regel die
brochen. «Bald kommt der Winter», sagt
Abklärungen im Vorfeld», erklärt Paganini. Leider
Bruno Paganini. Er ist Chef der technischen
sei die Bürokratie manchmal etwas schwerfällig.
Dienste der Bergbahnen Motta Naluns Scuol-Ftan-
«Da die Eingabefristen auf Ende Monat gesetzt sind,
Sent. Kühle Polarluft steigt uns in die Nase, als wir
frisst das Einholen der entsprechenden Baubewilli-
im roten Jeep den schmalen Weg von Ftan Richtung
gungen und die Behandlung allfälliger Einsprachen
Prui und Clünas hinauffahren. Familien, Biker, ein
jeweils ganz schön viel Zeit.» Abgesehen von WWF
paar Kühe begegnen uns. Und ein dunkler Gelände-
und Pro Natura, mit denen man sich aber schliess-
wagen. Als wir auf gleicher Höhe sind, halten wir.
lich geeinigt habe, seien in diesem Fall zum Glück
Paganini streckt den Kopf aus dem Fenster. «Feier-
keine weiteren Einsprachen eingegangen. Trotzdem
abend?», fragt er. «Kommt ihr morgen nochmal?»
habe das Projekt schon vor Baubeginn etwa 250’000
Der junge Monteur gegenüber nickt. «Und wie hast
Franken gekostet, sagt der Seilbahnfachmann –
du’s mit den Hirschen?», will Paganini wissen. Der
«was allerdings völlig normal ist».
60-Jährige bekommt ein breites Grinsen zur Antwort. «Am Wochenende haben wir einen 14er ge-
Nichts darf schiefgehen
schossen», erklärt der Monteur stolz und streckt
Paganini hat mitgeholfen, das ganze Projekt zu ko-
sein Smartphone durchs Fenster. «Gratulesch!»,
ordinieren, und hat es begleitet – nicht zum ersten
ruft Paganini, selber auch Jäger, und nickt anerken-
Mal. Die Planung sei in der Regel «mehr als nur eng»,
nend. «So einen würde ich auch gerne mal schie-
erklärt er: «Da darf rein gar nichts schiefgehen.» Be-
ssen ... Aber wie ich mich kenne, erschrecke ich, so-
sonders das Wetter müsse mitspielen, sonst könne
bald ich ihn sehe. Dann ist er schlagartig weg!» Die
der ganze Zeitplan über den Haufen geworfen wer-
Männer lachen.
2400 Personen pro Stunde
Foto Seite rechts: Am Seil hängt die Bahn. Damit es rundum läuft werden die beiden Enden inenander gespleisst. «Man muss zuschauen, um zu begreifen, wie das funktioniert – ähnlich wie beim Stricken», sagt Bruno Paganini. «Jedenfalls kann ich mir nur so erklären, weshalb die Frauen dieses Prinzip immer gleich auf Anhieb verstehen – im Gegensatz zu den Männern.»
12
den. In diesem Fall ist es gerade noch einmal gut gegangen, denn ausgerechnet im Mai, bei Baubeginn, hat es erst einmal drei Wochen lang geregnet. Pa-
Wir verabschieden uns und fahren weiter. Unser
ganini und sein Team konnten die verlorene Zeit
Ziel ist die Baustelle der Prui-Clünas-Sesselbahn,
zum Glück aufholen. Doch es hätte auch anders
das neuste «Kind» der Bergbahnen Motta Naluns.
kommen können und wäre teuer geworden. «Das
Früher stand – an fast derselben Stelle – ein alter
können wir uns nicht leisten», sagt er. Deshalb sei es
Doppelskilift, der eine Baujahr 1977, der andere von
auch so wichtig, dass gewisse Arbeiten wie beispiels-
1988. In diesem Winter gelangen die Skigäste zum
weise das Giessen der Fundamente oder die Montage
ersten Mal vom Prui via Sessellift hinauf nach
der Masten exakt bis zum vereinbarten Tag erledigt
Clünas. 78 Sessel à sechs Plätze sind es insgesamt,
sind. «Wenn nur einer dieser Termine nicht einge-
alle mit Plexihauben. 2400 Personen können so
halten wird, kann das einen ganzen Rattenschwanz
jede Stunde den Berg hinaufbefördert werden, die
von Verzögerungen nach sich ziehen und im
Fahrt dauert knapp sechs Minuten. Gekostet hat die
schlimmsten Fall das Projekt gefährden.»
Bahn rund 8,5 Millionen Franken, der Bau hat gut
Abgesehen vom Regen verlief aber alles nach Plan.
fünf Monate gedauert – Planung und Vorlaufzeit
Offensichtlich, denn vor uns werden die Umrisse
nicht eingerechnet.
der neuen Talstation erkennbar. Von weitem wirkt
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
die Konstruktion wie ein riesiges Insekt auf der karg-
muss alles vorbereitet und am richtigen Platz sein.
grünen Weite des Bergs. Erst beim Näherkommen
Da müssen alle Hand in Hand arbeiten. Das muss
sieht man den schweren Betonquader hinter der fili-
laufen wie geschmiert!» Für Paganini und die Lift-
granen Erscheinung, die Sesselgarage. Und natür-
bauer zwar eine Herausforderung, aber immer auch
lich das Seil, das sich über 1680 Meter und 13 Mas-
eines der Highlights: «Beim Mastenflug wollen alle
ten zur Bergstation Clünas hinaufzieht. Noch hängt
dabei sein. Das ist jeweils ein ganz besonderes Erleb-
erst eine einsame Gondel daran. Auf der Wiese dar-
nis, obwohl es kaum mehr als einen Tag dauert.»
unter sind die Spuren stählerner Raupen zu sehen, überall stehen Bagger, Baracken und Baumaterial
Eine Männerdomäne
herum – es bleibt noch Zeit.
Weitaus kniffliger sei das Spleissen des Stahlseils.
Highlight: der Mastenflug
14
Dabei werden Anfang und Ende zu einem geschlossenen Kreis zusammengefügt. Dafür kommt jeweils
Vor einigen Wochen erst wurde das Seil eingezogen.
ein Fachmann, denn Spleissen sei eine Wissen-
Jetzt, Mitte Oktober, biegen Paganini und sein Team
schaft für sich – «ausserdem hängt daran buchstäb-
langsam in die Zielgerade ein. Die Bahn läuft bereits
lich die ganze Geschichte», so Paganini. «In Europa
für die Abnahmen durch das Bundesamt für Ver-
gibt es nur eine sehr überschaubare Anzahl von Spe-
kehr. Da muss alles wie am Schnürchen klappen. Zu-
zialisten, die das können.» Die beiden Enden wer-
vor ist einiges mehr passiert: Die beiden in die Jahre
den aufgedreht und dann ineinander verstrickt, bis
gekommenen Skilifte wurden abgebrochen. Die
kein Übergang mehr zu erkennen ist. «Man muss zu-
Fundamente der Berg- und der Talstation mussten
schauen, um zu begreifen, wie das funktioniert –
gegossen werden, ebenso die der 13 Masten, die je
ähnlich wie beim Stricken», meint er schmunzelnd.
rund acht Tonnen schwer und bis zu drei Meter tief
«Jedenfalls kann ich mir nur so erklären, weshalb
im Boden verankert sind. Anschliessend wurden die
die Frauen dieses Prinzip immer gleich auf Anhieb
beiden Stationen fertig gebaut und die Köpfe und
verstehen – im Gegensatz zu den Männern.»
Rohre der Masten neben der Talstation montiert,
Es bleibt bei dieser nicht ganz ernst gemeinten Fest-
erst danach, Anfang August, wurden sie mit dem
stellung, wenn es um die Frauen im Seilbahnbau
Helikopter an ihren vorgesehenen Platz geflogen.
geht. Dieser Beruf ist eine reine Männerdomäne – je-
Geplant und berechnet wurde die ganze Anlage
denfalls wenn es ums Bauen an sich geht. Paganini
vom Ingenieur. Aufgabe der Seilbahnbauer ist es, die
kennt nur eine Frau, die in diesem Bereich arbeitet.
Masten, Gewichte und Rollen zu montieren. «Es ist
«Die Arbeit am Berg verlangt einem einiges ab, nicht
fast ein bisschen wie Lego für Fortgeschrittene», sagt
nur körperlich: Die Tage sind lang, der Ton unter den
Paganini und lacht. «Wir müssen die einzelnen Ele-
Kollegen ist nicht selten relativ rau und das Klima
mente jeweils nur noch zusammenstecken und auf-
ebenso unwirtlich.» Nicht zuletzt deshalb sei auch
bauen.» Das klingt weniger anspruchsvoll, als es in
er mit seinen 60 Jahren mittlerweile überwiegend
Wirklichkeit ist, denn beim Einsetzen der Masten
als Koordinator tätig. Ganz aufgeben will er die «Ar-
mit dem Heli, dem sogenannten Mastenflug, oder
beit am Berg» aber nicht. Dafür gebe sie ihm einfach
auch beim Einziehen des Seils steht und fällt alles
zu viel. «Mini Bahn», denke er manchmal, wenn er
mit der Logistik. «Wenn der Helikopter kommt,
sich den neuen Sessellift anschaue.
60 Jahre Motta Naluns
sich alle noch lange erinnern.» Mehr als 70 Millio-
Die Bergbahnen Motta Naluns Scuol-Ftan-Sent be-
nen Franken hat das Bahnunternehmen in den letz-
schäftigen im Sommer rund 30 Personen, im Winter
ten Jahren in die Modernisierung der Transportan-
sind es bis zu 150 Angestellte. Dieses Jahr feiert das
lagen und in die technische Beschneiung investiert.
Unternehmen sein 60-jähriges Bestehen. «Jubiläen
Mit dem Bau der neuen Sechser-Sesselbahn von Prui
sind zum Nachdenken da, zum Dankeschön sagen
nach Clünas ist nun das gesamte Skigebiet – mit Aus-
und um Zukunftsstrategien zu entwickeln», sagt
nahme des Skilifts Champatsch – mit modernen
Verwaltungsratspräsident Andri Lansel. «In der mo-
Anlagen ausgerüstet. «Diese Investitionen haben
mentanen wirtschaftlichen Situation wollten wir
wesentlich zur Attraktivität der Region beigetra-
aber keine grosse Party veranstalten. Vielmehr ha-
gen», betont Andri Lansel. Die Bergbahnen Motta
ben wir uns und unseren Gästen eine neue Sechser-
Naluns seien «ein starker Motor für die Region Un-
Sesselbahn geschenkt. An dieses Geschenk werden
terengadin».
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
Oben: Beim «Mastenflug» werden die schweren Teile mit dem Heli transportiert und in luftiger Höhe montiert. Mittleres Foto: Das Stahlseil wird auf einem Tieflader auf den Berg transportiert. Unten: Bruno Paganini, Chef der technischen Dienste der Bergbahnen Motta Naluns (links) im Gespräch mit Ingenieur Albert Mayer.
WOHLBEFINDEN HAT EINEN NAMEN.
Saunabaden stärkt die Gesundheit. Wir realisieren seit über achtzig Jahren Saunen, Dampfbäder und Wellnessanlagen für höchste Ansprüche. Wohlgefühl für alle Sinne. Spüren Sie die Liebe zum Detail im Design und in der Ausführung. Als Weltmarktführer garantieren wir Innovation und Qualität. Auf unseren Schweizer Topservice können Sie entspannt zählen. Lassen Sie sich bei einem Besuch in unseren Ausstellungszentren in Baar, Bern, Chur, Montreux und in der Bauarena Volketswil inspirieren. Unseren Katalog oder eine unverbindliche Fachberatung erhalten Sie kostenlos unter der Telefonnummer 00800 66 64 55 54 oder auf www.klafs.ch.
KLAFS AG I Oberneuhofstrasse 11 I 6340 Baar I baar@klafs.ch
Eine wundersame Hotelwelt inmitten von Natur, Sport, Architektur, Kunst, Genuss und Relaxing.
Willkommen im Hotel Castell. HOTEL • RESTAURANT • HAMAM • CH-7524 ZUOZ TEL +41 81 851 52 53 • www.hotelcastell.ch
FAMILIEN-SKIGEBIET LANGUARD Das Skigebiet im Dorfzentrum von Pontresina
Pontresina Tourist Information, Engadin St. Moritz, Kongress- und Kulturzentrum, Via Maistra 133, CH-7504 Pontresina, T +41 81 838 83 00, F +41 81 838 83 10, pontresina@estm.ch, www.pontresina.ch
languard_185x124_winter_2015_4c.indd 1
24.09.15 15:29
Auch schlechtes Wetter ist gut Lange warben Tourismusregionen nur mit gutem Wetter und strahlend blauem Himmel. Die Realität war allerdings schon immer eine andere. Jetzt passen viele Orte ihren Auftritt an, zeigen auch Fotos mit Wolken und organisieren Schlechtwetterprogramme.
Text: Ramona Thommen Fotos: piz und Brigitte Schnetzler
E
ndlich sind sie da: die wohlverdienten Ferien.
Sonnentagen wird seither verzichtet. Das Marketing
Dieses Mal im Engadin. Doch der Blick aus
setzt vermehrt auf regional spezifische Aktivitäten
dem Fenster zeigt: Es ist einer dieser Tage, an
für Sommer und Winter, bei gutem, unbeständigem
denen Berge und Himmel ineinander verschmelzen,
und schlechtem Wetter. «Das Wetter ist vor allem
alles grau in grau mit Nieselregen. Keine ideale Vor
für Gäste aus der Schweiz, aus Deutschland und Ita
aussetzung für Feriengäste – das zeigen auch die Stu
lien ein entscheidendes Kriterium, da sie immer
dien: Für viele sind Bergferien gleichbedeutend mit
kurzfristiger buchen», weiss Rivola. Gäste aus den
OutdoorAktivitäten. Im Winter locken Skifahren
Golfstaaten, aus Japan und China störten sich viel
oder Langlauf, im Frühling, Sommer und Herbst
weniger am Regen. Deshalb postet St. Moritz Touris
Wandern und Biken die Menschen in die Berge. Ni
mus mittlerweile auch einzelne Bilder auf seinen So
culin Meyer, Mediensprecher von Tourismus Enga
cialMediaKanälen, auf denen Wolken und Regen
din Scuol, Samnaun, Val Müstair, weiss, welche Aus
zu sehen sind.
wirkungen Sonne, Regen und Schnee auf die Besucherzahlen haben: «Das Wetter ist bei uns im
Die DNA des Ortes
mer dann ein Thema, wenn wir die Belegungszah
«Wir fördern im Unterengadin seit einigen Jahren
len des Vormonats auswerten.» Viele Sonnentage
konsequent wetterunabhängige Aktivitäten», sagt
bringen hohe Frequenzen, Regen oder ein Schnee
auch Niculin Meyer. Die Gäste können aus einer
sturm mindern sie.
langen Liste Schlechtwettervorschläge auswählen.
Werbung mit Sonnentagen
Tipps für Schlechtwetter programme gibt es auf den Internetseiten www.engadin.com und www.engadin.stmoritz.ch
18
Damit besinne man sich vermehrt auf die «DNA des Ortes». Wenn ein Berggebiet mit lediglich einer ein
Doch: Ist das Problem nicht auch hausgemacht? Prä
zelnen Aktivitäten werbe, und diese auch noch stark
sentieren sich die Ferienorte doch selbst mit ihrem
wetterabhängig sei, werde der Ort «austauschbar».
angeblich immer guten Wetter. St. Moritz warb
Im Unterengadin wird Gästen deshalb auch angebo
lange Zeit mit seinen 322 Sonnentagen pro Jahr.
ten, mit dem lokalen Käser, Metzger oder Nusstor
Wobei allerdings nicht klar ist, was denn einen Son
tenbäcker die eigene Spezialität herzustellen. Oder
nentag ausmacht. Meteorologisch spricht man da
mit einem WWFSpezialisten die Fauna zu erkun
von, wenn während achtzig Prozent des Tages die
den: «Dann erfährt der Besucher, was uns aus
Sonne scheint, die Marketingleute legen diese Regel
macht», so Meyer.
aber gerne auch anders aus.
Hans Peter Danuser, der langjährige frühere Kurdi
Dass die Strategie mit der Schönwetterwerbung
rektor von St. Moritz, versteht diese Haltung nur be
nicht unbedingt funktioniert, musste Roberto Ri
dingt. Er war es, der die Werbung mit den über
vola, Mediensprecher der Tourismusorganisation
300 Sonnentagen reaktiviert hatte – seine Vorgän
Engadin St. Moritz, im Sommer 2014 zur Kenntnis
ger hatten damit bereits Ende der Zwanzigerjahre
nehmen: Unbeständige und graue Tage prägten die
Gäste in die Berge geholt. Für Danuser ist auch heute
Saison, die Gästezahlen sanken, das Werbeverspre
noch klar: «Die Sonne ist Teil der hiesigen Identität,
chen schien gebrochen. «An diesem Punkt wussten
die Besucher erwarten hier schönes Wetter, deshalb
wir definitiv, dass wir umdenken müssen», räumt er
sollte auch damit gelockt werden.» Zwar seien schon
ein. Auf die St. Moritzer Werbebotschaften mit den
zu seiner Zeit nicht alle mit der Werbebotschaft ein
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
verstanden gewesen, «allen voran meine Frau», aber
Schweiz. In einer Klimaanalyse für den Schweizeri
das habe er lösen können: «Man diskutierte, ab
schen Nationalpark stellt das Bundesamt für Meteo
wann ein Tag als Sonnentag gilt. Gemäss dem
rologie und Klimatologie fest, dass die Region durch
Meteodienst, den ich kontaktiert hatte, musste da
inneralpine Trockenheit geprägt ist: «Im Schutz der
für die Sonne an einem Tag mindestens eine halbe
umliegenden Berge ist die Region gegen die Nieder
Stunde ununterbrochen scheinen. Und das ist in
schlagsaktivitäten aus allen Richtungen abge
St. Moritz durchschnittlich an 322 Tagen pro Jahr
schirmt.» Die durchschnittliche Niederschlags
der Fall.» Für ihn war und ist klar, dass es kein ver
menge im Engadin liegt bei 800 Millimeter, während
gleichbar starkes Argument für die Region gebe.
in den nördlichen Voralpen und Alpen 2000 Milli
Klimaveränderung hilft Tourismusorten
Es stimmt also doch: Es herrschen im Engadin rela
Das Wetter ist unplanbar, «aber die Tendenz, wie
tiv oft sonnige Verhältnisse und die Region gehört
meter Regen pro Jahr fallen.
sich das Klima verändert, ist für die Region und den
zu den sonnenreichsten der Schweiz. Regnet es
Tourismus gut», sagt Thomas Schlegel von Meteo
trotzdem, bieten sich Alternativen an.
Hommage ans schlechte Wetter
Die Bekleidungsindustrie stellt heute Stoffe her, die
Wenn Petrus «weint», beginnt das Klagelied der Fe
jedem Wetter trotzen. So ausgerüstet, lässt es sich
riengäste. Doch warum eigentlich? Ist das schlechte
stundenlang wandern. Spaziergänge im Regen erfri
Wetter nicht gleich «schön» wie das angeblich
schen den Geist und beleben die Seele. Sind Famili
«gute» Wetter? Haben wir verlernt, die besten Seiten
enferien angesagt, bringt uns das schlechte Wetter
des schlechten Wetters zu geniessen und diese Tage
Nähe und Zusammenhalt: Vorlesen und einen Spiel
sinnvoll zu gestalten? Vom Klima her ist es allen
tag einschalten, drinnen oder draussen, kann zum
klar: Nur Sonnenschein kann und darf es nicht ge
eindrücklichen und fröhlichen Erlebnis werden.
ben. Und trotzdem gilt die Regel: Spielt das Wetter
Gemeinsam die Natur erkunden und sie zuhause
nicht mit, sind die Gäste enttäuscht und die Touris
nachmalen wird zum lehrreichen Tag. Gestalten
musanbieter sind oft nicht in der Lage, Schlechtwet
mit Hölzern, Steinen, Gräsern oder Moos aus dem
tervarianten vorzuschlagen, und stimmen in den
Wald macht Kindern ebenso Freude wie den Eltern.
Klagechor mit ein.
Und welches Kind lacht nicht fröhlich, wenn es
Warum erscheinen eigentlich die Sonnenseiten der
durch Pfützen springen oder sie mit dem Velo
Regentage nie in der Tourismuswerbung? Regen hat
durchfahren kann.
ja viele Vorzüge und einen hohen Erholungswert:
Regen ist kein schlechtes Wetter, wenn man ein paar
Die Luft ist sehr rein, die würzigerdigen Gerüche
Stunden im Schwimm oder im Erlebnisbad ver
werden erfahrbar, Pflanzen duften intensiver. Das
bringt. Museums oder Ausstellungsbesuche kön
Licht wird zum wahrhaft wunderbaren Naturschau
nen sehr bereichernd sein. Das Angebot ist breit und
spiel, das frischsatte Grün von Fauna und Flora
Konzertbesuche sind nicht nur etwas für Kultur
leuchtet. Nicht zuletzt die Allergiker atmen an Re
freaks – ein Blick in den Kulturkalender genügt.
gentagen befreiter.
Urezza Famos
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
DAS WETTER SCHONGEREDET Die Tourismusregion Lenzer heide hat eine Smartphone WetterApp entwickeln lassen, mit einem Wetterhäuschen, aus dem die beiden Steinböcke Gian und Giachen im kultigen Bündnerdialekt das Wetter für die Bündner Orte kommentie ren. So macht selbst die schlech testen Prog nosen Spass.
Gian: «Hütt kann i Ihne einigi parzielli Sunnefinsternisse präsentiere.» Darauf Giachen: «Du meinsch, öppedie isch e Wolke vor de Sunne.»
19
2 SECONDS TO REMEMBER.
2 Sekunden können ein Leben verändern – was bedeuten 2 Sekunden für Sie? Wie das Vorbild an den Schweizer Bahnhöfen gleitet der Sekundenzeiger der Mondaine/SBB Armbanduhr in 58 Sekunden ringsum, um dann für 2 Sekunden zu stoppen; der Minutenzeiger springt vorwärts und die Sekunde startet die nächste Runde. Zwei Sekunden die manchmal das Leben verändern können.
www.mondaine.com www.facebook.com/mondainewatch
Chronometrie Bijouterie Scherbel Via Maistra 5 7500 St. Moritz
Tel +41 81 833 39 26 Fax +41 81 833 86 25 E-mail: info@scherbel.ch
6. Nov 2015 — 6. März 2016
Chasa Bastiann. Beim Hotel Piz Linard. D o — S o: 1 4 — 2 0 U h r ü b e r d i e Fe s t t a g e : t ä g l i c h 2 3. N o v — 2 3. D e z: P a u s e K u n s t m a h l : 7. N o v & 2 3 . J a n
Kirstin Eichenberg
w w w. b a s t i a n n . c h
Hotel Paradies . CH-7551 Fta n . ENGADIN Phone: +41 81 861 0808 . WWW.PARADIESHOTEL.CH
w w w. p i z l i n a r d . c h
20.10.15 16:10
© Antistress AG
BfG_PizLinard_90x124_1.indd 1
Ganz oben. Ganz frei. Das Paradies.
ImholzDesign
Expo siz iu n iun a L avin
Frank Arndt
Augustin Rebetez
aint il rom
Robert Elfgen Gaspard Weissheimer
Stefanie Manthey
Florio Puenter
Naturally good. Burgerstein Micronutrients
5 201
t
ST MO es
vot
ade by re rs ed
R e a de r ’s D
Burgerstein Micronutrients – the Swiss premium formula. Available in local pharmacies in Switzerland. schneefrau_185x124_e.indd 1
ig
www.burgerstein.ch 09.09.15 09:13
Kakao, Krisen, Katastrophen Hermann Hesse, Richard Wagner, Nietzsche oder Elizabeth Main. Sie – und viele andere – eint die Begeisterung für das Engadin, den blühenden Bergsommer, die wunderbaren Wintertage. Die reine Luft, der blaue Himmel. Das Licht. Keine Schatten im Paradies?
Text: Ursula Bauer
Ein Singspiel mit wechselnden Stimmen,
Zwei Ladies,
Chor, Pauke und Piano.
sportlich und very british,
Bildcollage: piz
eröffnen den Reigen. Zur Einstimmung ein Rezitativ eines langjährigen
Sagen wir Alt.
Stammgastes, HERMANN HESSE: «Morgen früh, mir viel zu früh, werde ich nach Sils-Maria hinauf
Jane Freshfield: «All preparations have been
gezerrt werden, wo ich mindestens 14 Tage bleiben
made for an early start next morning», trompetet
und vermutlich frieren und viel Grandhotel-Musik
die Trekkerin der ersten Stunde jeweils am Vor-
hören muss.»
abend einer Bergtour. Meist vergeblich. 1861 ist das Engadin noch nicht reif für die feine britische Le-
Ouverture mit Friedrich Dürrenmatt.
bensart. Noch sei es fest in der Hand kakaotrinkender deutscher Banausen, moniert die wanderfreu-
«Um fünf ruft Fritz mich an. Er klingt vergnügt. Er
dige Lady.
hat das ganze Durcheinandertal ins Feuer gejagt,
Elizabeth Main: «When I first went to St. Moritz
das Hotel Waldhaus, die Gangster. Um sechs steht
in winter there was no railway, no Cresta Run», da-
Fritz in meinem Zimmer, lacht verlegen. Stell dir
mals 1884. Getragene volle Stimme, Wehmut über
vor, das Waldhaus in Vulpera ist abgebrannt. Sie
das verlorene Paradies der britischen Happy Few im
haben es eben in den Nachrichten gebracht. Er
Kulm Hotel. Denn sie kam, die Eisenbahn, 1904.
schaut schuldbewusst.» (So erinnerte sich seine
Und mit ihr der Plebs. «The hordes that pour into
Witwe.) Dürrenmatt muss nicht singen. Sein Pau-
Switzerland at Christmas» lassen Madame schau-
kenschlag genügt.
dern. Sie kehrt dem Engadin den Rücken.
Hermann Hesse, Friedrich Dürrenmatt und Jane Freshfield
22
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
Erst die Tenöre.
Ein leiser Sopran mit etwas Vibrato.
Ein Solo für den todesmutigen deutschen TheoloClara Schumann, Pianistin und Ehefrau Richard
gen und Missionar David Cranz, der anno 1757
Schumanns, tritt auf: «Erheiterung muss man im
den Pfarrer von Bondo besuchte. Und, um der ner-
Engadin nicht suchen, die ganze Natur stimmt
vigen Gästeschar im Pfarrhaus zu entfliehen, mit
mehr ernst. Es fehlt so ganz das Herzerfreuende.»
Gämsjägern ins Bondascagebiet aufbrach. Im Ver-
Kahl die Hänge und kümmerlich die Tannen.
trauen, dass «wenn ich herabstürzte, diese Art des
Trostlos. Aber immerhin die Natur: «Die Luft ist
Heimgangs dem Heiland nicht angenehm wäre»,
herrlich und lässt einen den Sonnenbrand nie
schlotterte er sich über die Klüfte. Nie mehr, ver-
übermässig empfinden.»
sprach er seinem Herrgott und verliess, sobald die Glieder wieder trugen, das gastliche Bondo.
Ein satter Mezzosopran. Noch ein Tenor, auch kein Held. Die Filmdiva Leni Riefenstahl darf ihre Blessuren, eingefangen beim Filmdreh im winterlichen Ber-
Anton von Rydzewski, spätberufener Alpinist
ninagebiet, beklagen. «Die weisse Hölle vom Piz
und langjähriger Stammgast im Hotel Bregaglia in
Palü» war auch Lenis private Hölle. Entführte doch
Promontogno. Viel Unheil muss er auf seinen Berg-
das Fliegerass Udet, das von Leni wenig hielt, ihren
fahrten erdulden. Unter anderem dies: «Es ist kaum
geliebten «Schneefloh» aus dem bescheidenen Ho-
glaublich, was die Alp Sciora für ein miserables Un-
tel Morteratsch, wo Leni ihre Erfrierungen kurie-
terkommen bietet. Aber das ist noch nicht genug.
ren sollte, nach St. Moritz.
Es findet sich da oben zu längerem Aufenthalt auch
«Ich vernahm von ausgelassenen Festen im Palace,
ein Sommerfrischler ein, ein katholischer Geistli-
die bis zum Morgen dauerten. Langsam begann ich
cher.» Der Cranz kann von Glück reden, dass er
unruhig zu werden und spürte das erste Mal so et-
über hundert Jahre vor dem Russ im Bergell unter-
was wie Eifersucht.» Die prickelndste Engadiner
wegs war.
Champagnerluft nützte nichts. «Ohne Cognac
Ja gewiss, Christian Klucker, Sie wüssten als
hätte ich diese Strapazen nicht durchgehalten.»
Rydzewskis Bergführer ein Liedlein über ihren Herrn und Gebieter zu singen. In ihren Kreisen
Ach Herzschmerz. Laut wird’s in den Kulissen.
wäre das ein Gassenhauer, gewiss. Gerne ein andermal in diesem Theater.
Wir belassen Marcel Proust auf Sassal Masone, Karl Kraus im Fextal. Doch, doch Herr Rilke, Sie dürfen auch singen, später.
Elizabeth Main, Leni Riefenstahl, Clara Schumann und Cuno Amiet
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
23
Ein Bass.
Erstorbensein der Vegetation auf das pulsierende Leben des menschlichen Organismus hervorbringt.»
Friedrich Nietzsche, erfrischt von der Silser Luft,
Nach diesem Kraftakt schont Herr Wagner seine
posaunt forsch von der Leber weg: «Das Engadin ist
Stimmbänder und trinkt literweise Milch, ohne
durch den Überfluss von Deutschen und Baslern
Beschwerden. Aber das Wasser, das St. Moritzer
fast unbetretbar.» Ach kommen Sie, das hatten wir
Wasser: «Seit mehreren Tagen bin ich verstopft und
schon. «In fünf Wochen einen hellen, freilich sehr
mein Magen befindet sich schlecht.»
kalten Tag erlebt, dagegen 24 Tage mit strömendem Regen, Tag und Nacht.»
Crescendo, zwei Bässe, nicht unbedingt im Dreivierteltakt – mit Zwischentönen.
Das macht Stimmung. Nietzsche überholt Wagner mit links: «Um fünf Voll dröhnt der Chor der Verdammten. Wetter, Re-
Uhr nehme ich eine Tasse bitteren Kakao.»
genwetter, Blitz und Donner, Schnee und Hagel,
«Kein Kakao, kein Kakao, kein Kakao», zwitschern
Hitze und Magenweh.
die tapferen britischen Damen der ersten Stunde dazwischen. Tea, Tea, Biscuits von Fortnum and Ma-
Stopp. Ein Bariton an die Rampe, bitte.
son, Brandy und Vin d’Asti. Das kommt ins Gepäck, wenn man auf dem Kontinent überleben will.
Cuno Amiet: «Es regnete, es war kalt, wir machten
Der Mann lässt sich nicht abhalten. «Tag für Tag ein
in der Hütte ein Feuer, aber es rauchte beissend.
schönes rotes Beefsteak mit Spinat und eine grosse
Endlich war der Tag vorbei. Aber schlafen konnten
Omelette (mit Apfelmarmelade darin). Abends
wir kaum, das Dach liess schwere Tropfen fallen.»
nichts als einige Scheiben Schinken, zwei Eidotter
Das war der erste Tag. Und so blieb es. «Wenn’s
und zwei Semmeln.» Auch getrocknete Pflaumen,
schön war, war’s schön. In sechs Wochen war’s
Rhabarberpulver, Faultee, Zwieback. Und man soll
aber nur vier Tage schön.» Giovanni Giacometti
ihm «Schinken, Würste, Abführmittel, gestrickte
hatte seinen Freund Amiet zum Malen ins Bergell
Handschuhe und wollene Strümpfe» schicken.
eingeladen. Im Dauerregen im Val da Cam ging die
Er wäre nicht Richard Wagner, wenn er in die-
Freundschaft fast zu Bruch.
sem Ringen der Titanen-Bässe nicht den letzten Ton angeben würde. «St. Moritz ist wirklich eine
Weiterhin Lärm und Geschrei. Einer übertönt alles, ein Bass, natürlich.
unfreundliche Öde, mit grösster Unbequemlichkeit in allen Einrichtungen und sehr eintönig. Ich war der einzige, der sein Maul auftat, kein Schwei-
Richard Wagner: «Wiederum empfing ich den
St. Moritz neue Impulse gegeben haben, glaubt ei-
gewaltsam beschwichtigenden Ruhe, welche jedes
ner seiner Biographen.
Marcel Proust, Karl Kraus und Friedrich Nietzsche
24
zer wagt so etwas.» Wagner soll mit seiner Suada
erhabenen Eindruck der Heiligkeit der Öde der fast
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
Zur Besänftigung der Gemüter nochmal
Und 1885 bereits wieder in Konkurs geht. Und der
ein Bariton, gefolgt von einem Klaviersolo
Investor, der belgische Graf Renesse, sich über die
(furioso, mit Pedal zu spielen).
Geländekante ins Bergell gestürzt haben soll. Und wundersamerweise als Verfasser religiöser Traktät-
Rainer Maria Rilke: «Ich hatte es eilig, und aus-
chen in Nizza aufersteht. «Engadiner Luft, diese
serdem regnete und kältete es so eindringlich, dass
trockene, erregende, dünne Luft, die den Wahn-
ich mittels einer kleinen Kalesche möglichst weit
sinn fördert – es gibt viele Selbstmörder und Ver-
nach Süden weiterdrängte.» Soglio. Ein Jubilieren
rückte unter den Bewohnern des Oberengadins.»
und Tirilieren für die geneigten Gönnerinnen, Ro-
Was für Töne eines Literatur-Nobelpreisträgers, Eu-
senduft und Sommergarten. Sotto voce aber: «Ich
genio Montale. Viel gibt’s da nicht zu singen.
hatte mir vorgestellt, auf ein offenes Italien herunDas finale Spektakel.
terzuschauen. Es enttäuscht mich, dass auch da noch Berge stehen. Dumme Gebirge, imposante Hindernisse.»
Friedrich Dürrenmatt haut nochmals auf die
Jahre später arbeitet Hermann Burgers Anatol
Pauke. Er lässt in einem Kurhaus im Unterengadin
Zentgraf, auch er Vollpensionär im Palazzo Salis,
den Dritten Weltkrieg in einem Durcheinander
hart an einer Beseitigung des Problems. Allabend-
von Leichen und Glasscherben und Cognacpfüt-
lich hämmert er den Hotelgästen am Klavier «die
zen enden. Gezeuselt wird natürlich auch. «In
konzertante Sprengung des Bondascagletschers
Sankt Moritz wurde geplündert, die Luxushotels
und der Scioragruppe» um die Ohren.
brannten lichterloh, das Chalet des Stardirigenten zischte in die Wolken. Ich liess meine zwei Maschi-
Ein mäkeliger Countertenor.
nenpistolen liegen, lud meinen Revolver und fand
Ahnten wir’s doch, auch CFM will in Soglio was
Montale feuert nach. «Auf dem Maloja, in Sils und
zum Besten geben. Der Bremer Dompastor mit dem
St. Moritz kann die Flucht aus den lästigen Grenzen
ein Velo und radelte über den Maloja.»
wenig originellen Pseudonym C. Federmann be-
der menschlichen und irdischen Körperlichkeit
schrieb für das Feuilleton der NZZ seine Reise
vollständig sein. Man kann in einen Zustand von
durchs Bergell anno 1883. «Sodann haben die
Haltlosigkeit verfallen, der der totalen Blödheit
Leute noch zu lernen, ihre Dorfgassen reinlich zu
nahe kommt.»
halten. Manche Dörfer wie zum Beispiel Soglio oder Bondo leisten an Unordnung und Unreinlich-
Die Herren heben die Gläser,
keit das Menschenmögliche.» Besser gefällt es dem
wohl nicht zum ersten Mal in diesem Theater;
Kirchenmann in Maloja oben, wo das pompöse
vielleicht darf Renesse auch mittun.
Grand Hotel Kursaal Maloja als exklusive Herberge für die Reichen Europas vor der Eröffnung steht.
Vorhang und Applaus.
Giovanni Giacometti, Rainer Maria Rilke und Richard Wagner
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
25
piz : Publireportage Luca Pancrazzi, Fuori Registro (Rosatsch), 2014, Acrylic on canvas, 175 x 260 cm (69 x 102 1/2 in.)
WINTER-AUSSTELLUNG Die Galerie Andrea Caratsch zeigt vom 12. Dezember 2015 bis zum 16. April 2016 neue Werke von Luca Pancrazzi. Sujet der Ausstellung «Occidente Esotico» sind die Berge und Landschaften des Engadins.
L
uca Pancrazzi ist vor allem ein Beobachter. Er widergibt
grosser Abgeschiedenheit ein. Aus dem Tal aufwärts blickend,
seine Eindrücke in massvollen aber zugleich komplexen
stellt der Berg eine Masse dar, die niemals vollständig erfasst
Gemälden, aufgebaut aus unzähligen Weisstönen. Mit
werden kann, wohingegen der Blick vom Gipfel nach unten uns
diesem Verfahren macht er subtilste Abstufungen von Licht und
ein einzigartiges Erlebnis der Loslösung vom Selbst beschert
Schatten sichtbar und lädt dadurch den Betrachter ein, sich zu
und ermöglicht, die von uns bevölkerte Welt als grosses System
einer neuen Sichtweise verführen zu lassen. In seiner neuesten
zu erkennen, in dem wir lediglich winzige Teile sind.
Bilderserie gilt Pancrazzis Innenblick der weitläufigen Engadiner Gebirgslandschaft, für ihn ein neues Sujet, das gleichwohl die
Nietzsche wurde, als er in dieser allegorischen Landschaft wohn-
einzigartige Maltechnik des Künstlers und seine kontemplative
te, dazu inspiriert, sein Also sprach Zarathustra zu schreiben. Er
Methode zu vollständiger Übereinstimmung bringt.
sagte, er habe im Engadin in der Komplexität des Lichts «die Wiege aller Silbertöne gefunden» – eine Aussage, die auch auf
Bilder von Gebirgen sind hochgradig spekulativ und berufen
das Erlebnis der Bilder Pancrazzis zutrifft. Seine Kompositionen
sich auf einen ursprünglichen Sinn für Phantasie und das Unbe-
lenken das Auge auf verschiedene Teile des Engadins – Felsfor-
kannte. In literarischen und künstlerischen Darstellungen wecken
mationen, Seenplatten, Dörfer – in einer abgestuften Bildsprache,
Berge Gefühle von Faszination und äusserster Schönheit. Aber
die die Morphologie von Gesteinsmassen und Schatten betont.
sie erfüllen uns auch mit Angst, wenn wir an ihre schroffe Be-
Die grossformatigen Gemälde ermöglichen eine Gleichzeitigkeit
schaffenheit und das gefährliche Terrain denken. Sie beheimaten
von Realismus und Abstraktion. Aus der Ferne bleiben die Bilder
Götter und wilde Kreaturen und sind spiritueller Rückzugsort für
kohärent, bei näherer Betrachtung aber zeigen sie eine charak-
Eremiten. Nur die kühnsten Bergsteiger erklimmen ihre geheim-
teristische semi-pointillistische Struktur von Pinselstrichen. Die
nisvollen Gipfel. Aus jeder Perspektive flössen Berge ein Gefühl
weissen Gemälde sind von Helligkeit durchflutet.
Luca Pancrazzi, Fuori Registro (Muragl), 2014, Acrylic on canvas, 160 x 250 cm (63 x 98 1/2 in.)
uns an die in diesen Gegenden immer drohende Gefahr, wenn verschleiernde Elemente – wie Nebel, Dampf, grelles Licht und Dunst – die Bergspitzen und -kämme verhüllen und jeglichen Orientierungssinn verunmöglichen. Dieser Sinn für das Geheimnisvolle, für die Wahrnehmung des Unsichtbaren, steht in Pancrazzis Arbeit an vorderster Stelle. Der erleichterte Zugang zu Satellitenbildern hat den Gebirgslandschaften unweigerlich vieles von ihrer schroffen Anziehungskraft genommen. Die mit dem Erlebnis entlegener Landschaften eng verknüpften Vorstellungen von Exploration und Kapitulation werden beiläufig durch die Vermehrung der Bilder und die Mühelosigkeit verdrängt, mit der ein Reissnagel gesetzt wird, um sich inmitten dieser weit entfernten Umgebungen wiederzufinden. Im Gegensatz dazu schlägt Pancrazzi vor, uns zu entschleunigen und nach subtilen Farb-, Licht- und Strukturveränderungen zu suchen. In einer Welt, in der nur noch wenige Dinge wahrhaft fremd oder geheimnisvoll sind, weist Pancrazzi darauf hin, dass der einzig verbleibende Zugang zum Wunderbaren darin besteht, unsere Position als Betrachter aus dem Gleichgewicht zu bringen, durch die Praxis eines genauen, transformativen Blicks.
Luca Pancrazzi, Fuori Registro (Kesch), 2015, Acrylic on canvas, 150 x 110 cm
In der Verschwommenheit flimmern Details auf und die Landschaft erscheint wie eine Fata Morgana. Eine der Kompositionen zeigt einen Nebelschleier mitten auf der Leinwand. Er erinnert
Die Galerie in St. Moritz ist von Montag bis Samstag von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Galerie Andrea Caratsch Via Serlas 12, 7500 St. Moritz Tel. 081-734 00 00, www.galeriecaratsch.com
Aus Asien oder doch aus Europa? Die Zeiten für den Bündner Tourismus sind hart. Marktanteile gehen verloren und bessere Rahmenbedingungen sind nicht in Sicht. Aber es bieten sich auch Chancen, wenn alle Akteure bereit sind, neue Wege zu gehen, und konsequent Synergien nutzen.
Text: Edmund Deck Illustration: Gregor Gilg
D
ie Bilanz ist erschreckend: Die Bündner Ho-
rundreisen. Die Zahlen zeigen: Kurzaufenthalte von
tellerie und Parahotellerie verlor in den letz-
Gästen aus der Schweiz haben sich in den letzten
ten zwanzig Jahren zwanzig Prozent ihrer Lo-
zwanzig Jahren verdoppelt. Das Wachstum stösst
giernächte, auch wenn weltweit die Zahl der
jetzt aber an Grenzen. Die erwähnte Studie rät des-
Touristinnen und Touristen ständig zunimmt. Die
halb, die Werbung für Kurzaufenthalte auf das be-
Übernachtungen der Feriengäste aus Westeuropa,
nachbarte Ausland auszuweiten. Und auch im übri-
insbesondere aus Deutschland, sind regelrecht ein-
gen Europa sollten die Bündner Destinationen mit
gebrochen. Der Grund liegt auf der Hand: Wer eine
ihren Spezialitäten so bekannt gemacht werden,
Woche Ferien bucht, schaut auf die Preise. Und die
dass sie sich von Bergferien in anderen Regionen
Rahmenbedingungen werden sich in nächster Zeit
und Ländern klar unterscheiden.
kaum markant verbessern: Der Frankenkurs bleibt
Die Berichte finden sich unter: www.wirtschaftsforum-gr.ch Rurbik Publikationen.
28
hoch, Zweitwohnungen dürfen nur noch in Einzel-
Das Spezielle zeigen
fällen gebaut werden und die Bündner Bevölkerung
Der Region Engadin Scuol Samnaun Val Müstair ge-
sagte Nein zu Olympischen Spielen – für die Touris-
lingt dies gemäss Aussage von Urs Wohler mit Ange-
musbranche eine unerfreuliche Ausgangslage.
boten wie «Wellness inklusive» oder «Engadin Scuol
Doch es gibt auch Lichtblicke und Chancen. Die
Mobil» sehr gut. Wenn die Arrangements dann
Zahl der Kurzaufenthalte von Inlandtouristinnen
noch einfach gebucht werden können und hohen
und -touristen steigt und es gibt Bündner Orte – da-
Komfort bieten, könnte dies neue Gäste anlocken.
runter Scuol, Lenzerheide und Laax Flims, die in
Komfort und Zeitersparnis dank optimaler Organi-
den letzten Jahren in internationalen Vergleichs-
sation seien heute ein Schlüssel zum Erfolg und
studien zulegen konnten oder wie Engadin St. Mo-
rechtfertigen auch höhere Preise.
ritz immer noch top positioniert sind. Schaut man
Es müsste ausserdem gelingen, bei mehr Gästen aus
den Wintertourismus genauer an, so zeigt sich, dass
Europa den Wunsch zu wecken, unbedingt einmal
dieses Segment – entgegen klagender Stimmen –
im Leben das Bündnerland und das Engadin be-
grundsätzlich weiter wächst. Diese Feststellung
sucht zu haben. Hier hat auch die Rhätische Bahn
stammt aus einer Studie des Wirtschaftsforums
mehrere Trümpfe in der Hand, fährt sie doch bis ins
Graubünden. Sie zeigt auf, wie man auch ohne kost-
Engadin und in den Nationalpark.
spielige Aktionitis und trotz hohen Preisen mehr
Die Studie gibt aber nicht nur Rezepte, sie stellt auch
Gäste gewinnen könnte.
Forderungen an die Politik. Diese müsse Rahmenbe-
Mehr Kurzferien
mit Engadiner Highlights geschaffen werden kön-
dingungen schaffen, damit neue Bündner und da-
Kurzaufenthalter und Gäste, die Reisen unterneh-
nen, und zwar für mindestens 100’000 ausländische
men, sind weniger preissensibel als Familien, die
Besucher pro Jahr. Dafür brauche es auch bessere
eine ganze Woche Bergferien verbringen wollen.
verkehrstechnische Verbindungen. Nicht nur zum
Solche Gäste werden immer zahlreicher und sie ver-
Flughafen Zürich, sondern ebenso zu den Regional-
fügen auch über zunehmend mehr Freizeit. Gerade
flugplätzen Samedan und St. Gallen-Altenrhein.
für jung gebliebene Pensionäre gibt es attraktive An-
Klar ist, dass solche Forderungen auch auf Opposi-
gebote, vom Wandern über Wellness bis zu Bus-
tion stossen können.
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
Viele andere Schweizer Feriendestinationen setzen
die entsprechenden Orte liessen sich massiv senken.
auf Gäste aus Asien. In Graubünden ist es laut der
Kommt hinzu, dass ausländische Destinationen mit
Studie bisher fast nicht gelungen, an der steigenden
tiefem Zweitwohnungsanteil dieses Modell des Pau-
Zahl asiatischer Gäste zu partizipieren. Einzige Aus-
schalbetrags und des dafür erhaltenen Gratis-Ski-
nahme sind die Japanerinnen und Japaner im Gla-
fahrens nicht kopieren können.
cier Express. Um mehr Gäste aus Asien anzulocken, brauche es Arrangements mit einem Schneeerlebnis
Kosten senken und Strukturen anpassen
auf der Diavolezza oder dem Corvatsch kombiniert
Die Studie warnt auch vor einem weiteren Hotelster-
mit Uhren-Shopping in St. Moritz oder Samnaun,
ben: Bis 2030 könnte die Hälfte der nicht mehr effi-
basierend auf einer engeren Zusammenarbeit zwi-
zient arbeitenden Beherbergungsbetriebe schlies-
schen den lokalen Unternehmen.
sen müssen. Die «Überlebenden» müssen Kosten
Zweitwohnungsbesitzer sollen mitzahlen
Niveau der Übernachtungen konstant zu halten.
Knapp vierzig Prozent der touristischen Übernach-
Möglich würde dies durch die gemeinsame Nutzung
senken und effizienter werden, um gesamthaft das
tungen in Graubünden stammen von Zweitwoh-
der Infrastrukturen, etwa der Reception, der Well-
nungsbesitzern und deren Familien. Für diese Gäste
nessanlagen oder der Gastronomie. Auch ein ge-
braucht es weiterhin attraktive Infrastrukturen, ins-
meinsamer Personaleinsatz, Computerprogramme
besondere in den Skigebieten. Die Studie regt an, ein
und Vermarktung werden angeregt. Dass Bergbah-
neues Finanzierungsmodell für Skilifte, Bahnen
nen Hotels übernehmen respektive deren Betrieb
und den Pistenunterhalt zu prüfen: Insbesondere in
mindestens vorübergehend sichern, kennt man be-
kleineren Orten mit einem hohen Anteil an Zweit-
reits – aktuell von Scuol, wo die Bahnen diesen Win-
wohnungen könnte der Betrieb der Bahnen durch
ter den Betrieb des Hotels Schweizerhof in Vulpera
die Zweitwohnungsbesitzer massgebend mitfinan-
absichern. Wenn die Tourismuspolitik solche Struk-
ziert werden. Wenn diese zum Beispiel zusammen
turveränderungen durch Rahmenbedingungen be-
mit den Einheimischen pro Jahr 2000 Franken pro
günstigt, könnten «funktionell integrierte Resorts»
Haushalt bezahlen würden, könnten alle Mitglieder
entstehen. Oder zumindest ein starkes Netz der
des zahlenden Haushalts, deren Freunde sowie die
wichtigsten Unternehmen vor Ort, welches gemäss
Hotelgäste gratis Skifahren, rechnen die Fachleute
Urs Wohler im Unterengadin und im Val Müstair be-
für ein kleineres Skigebiet vor. Die Fachleute räu-
reits heute einer der zentralen Gründe für den Erfolg
men zwar ein, dass noch nicht alle Details geklärt
ist. – Allerdings: Die Studie bezeichnet das traditio-
sind und dass die Umsetzung zu einer grossen Her-
nelle Wochenferiengeschäft im Winter grundsätz-
ausforderung werden könnte, doch ein solches Mo-
lich als «gefährdet» und die Sommerbergferien so-
dell könnte sich lohnen: Die Marketingkosten für
gar als «ernsthaft gefährdet».
Nicht aufs Schulskilager, sondern auf die Eltern kommt es an In den letzten zehn Jahren hat die Zahl der individu-
30
vate Umfeld ankommt, ob Jugendliche Ski fahren
ellen Skitage in der Schweiz immer leicht abgenom-
oder nicht. Die Studie spricht davon, dass ein «ski-
men. Allerdings gehört laut einer Umfrage des Bun-
affiner» Elternteil oder Familie und enge Freunde
desamtes für Sport (BASPO) Skifahren weiterhin zu
ausschlaggebend seien. Da der Anteil der Skifah-
den beliebtesten Sportarten. 2014 gaben über
rerinnen und -fahrer in der heutigen Elterngenera-
35 Prozent der Befragten an, selber Ski zu fahren –
tion hoch liegt, bleibe auch der Anteil der Kinder
dieser Anteil stieg seit 2000 ständig an. Und fragt
und Familien auf den Pisten konstant. Eine mar-
man bei den Bündner Skischulen nach, zeigt sich,
kante Abnahme der jugendlichen Skifahrer sei des-
dass mehr als 30 Prozent der Schweizer Kinder in ih-
halb nicht zu erwarten, die Zahl der Skilager sei je-
rem Leben sechs Wochen Skiunterricht geniessen.
denfalls nicht ausschlaggebend.
Der Blick auf die Spitzenfrequenzen der Wintersai-
Wenn am Lift nicht angestanden werden muss,
son zeigt ein konstantes Niveau in den letzten
wenn es genügend Platz auf der Piste gibt und wenn
15 Jahren. Selbst die Klage, dass wegen weniger Ski-
man mit Langsampisten auch ältere Skifahrende
schullagern die Jugendlichen keinen Bezug mehr
beim Sport behalten kann, sei der Skibetreib nicht
zum Skisport haben, scheint falsch. Umfragen in
gefährdet. Allerdings wird die Finanzierung all die-
Österreich haben ergeben, dass es primär auf das pri-
ser Ansprüche zunehmend schwieriger.
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
In unserer Arvenstube finden Sie kulinarische Höhepunkte gepaart mit einer grossen Weinauswahl!
Wintersaison 2015/16: 17.Dezember bis 10. April Tel +41 (0)81 838 51 00 www.waldhaus-sils.ch
A family affair since 1908
Wir ziehen Sie warm und modisch an. La Fainera, Sport-Mode & Stil.
Ausserdem: Allsport of Austria • Amundsen • J. Lindeberg • Ortovox • Descente. La Fainera 2x in Sils Maria: für Casual Mode im Zentrum, für Sport am Dorfeingang. www.lafainera.ch
RZ_185_81.indd 1
27.10.15 10:12
dal 1912
Kaffee Badilatti & Co. AG Chesa Cafè 7524 Zuoz Tel. 081 854 27 27 www.cafe-badilatti.ch
Besuchen Sie unser Kaffeemuseum „Caferama“ und Shop in Zuoz von Montag bis Freitag, von 15.00 bis 18.00 Uhr Betriebsführung jeweils am Donnerstag um 16.00 Uhr auf Voranmeldung.
E S S AY
«Wir sind alle Gäste – überall» URSINA FRIED-TURNES
Z
um Thema «Gast» soll ich über mein persönliches
die Fremdheit aufheben könnte. Fremdarbeiter gibt es
Erleben im Engadin schreiben. Gast? Nie wäre mir
auch nicht mehr, sie heissen jetzt Gastarbeiter, aber lädt
eingefallen, mich selbst als Gast zu sehen in Lavin,
man denn Gäste zu sich ein, damit sie arbeiten?
wo meine Grosseltern gewohnt haben, in jenem grossen
Für mich ist das Arbeiten an einem Ort der direkteste Weg,
Engadinerhaus mit den dicken Mauern, das für mich
um dort nicht mehr Gast zu sein. Und die zweite Möglich-
schon als Kind eine Art Symbol der Beständigkeit war. Ich
keit, dem Gast-Status zu entkommen, ist das Erlernen der
bin nicht hier aufgewachsen, fühlte mich fremd in dem
Sprache. Ich habe mehrere Jahre in den USA gelebt, als
Dorf mit all den Verwandten, deren Sprache ich nicht ver-
Studentin und Lehr-Assistentin, und es freute mich im-
stand, unter den Kindern, die eine enge Gemeinschaft
mer am meisten, wenn Leute erst nach längerer Zeit auf
bildeten, zu der ich nicht gehörte. Und doch wurde das
die Idee kamen, ich könnte Ausländerin, also Gast, sein.
massive Haus zu einer Art Heimat für mich, die ich als
So fühlte ich mich in der Gemeinschaft ernst genommen.
Kind alle paar Jahre an einen andern Ort, in fremde Län-
Gleiches ist mir später auch im Engadin passiert. Ich
der mit neuen Sprachen, versetzt wurde. Überall war man
hatte inzwischen einen gebürtigen Rätoromanen gehei-
Gast, aber doch nicht im Haus der Grosseltern! Dort ge-
ratet und die Sprache so gelernt, dass man mir die Fremde
hörte man einfach dazu.
nicht mehr anhörte. Ausserdem hatte ich mich für die
Es wurde mir warm ums Herz, als wir diesen Sommer mit
Zweisprachigkeitserziehung engagiert, die ich in den USA
unserem Enkelkind im kleinen roten Zug in Lavin anka-
kennengelernt hatte. Zurück in der Schweiz fiel mir auf,
men, nach einer langen Reise, und die Kleine aus dem
wie sehr hier die Zweisprachigkeit vernachlässigt wird:
Fenster spähend begeistert ausrief: «Dort ist unser Haus!»
Ein viersprachiges Land mit einsprachigen Menschen! Es
Sie wohnt im Ausland und ist in ihrem kurzen Leben
dauerte Jahre, bis mir klar wurde, dass es in der Schweiz
schon weit herumgekommen, oft schon umgezogen,
durchaus ein zweisprachiges Gebiet gibt – die Rumant-
sieht das Haus ihrer Grosseltern und nennt es «unser
schia. Nur definierte sich die Rumantschia damals noch
Haus». Ein Zuhause, wo man nicht Gast ist.
nicht als zweisprachig und die Schule hatte noch nicht er-
Merkwürdigerweise hat das Wort Gast für mich eine
kannt, dass die jungen Menschen von der Situation pro-
leicht negative Bedeutung. Eine kurze Umfrage bei Be-
fitieren. Deutsch als Fremdsprache im Engadin – diese
kannten zeigt aber, dass ich damit ziemlich allein bin; es
Haltung ist überwunden. Deutsch als Gastsprache? Da-
sei doch wunderbar, Gast zu sein! Deshalb bieten Private
von spricht zum Glück niemand.
in Tourismusregionen auch keine «Fremdenzimmer»
Über längere Zeit durfte ich mit Engadiner Schulen arbei-
mehr an, sondern Gästezimmer, und der Hotelier geht so
ten und dort die Wertschätzung der Zweisprachigkeit
weit, seinen potenziellen Kunden als «lieber Gast und
verankern helfen, die heute zur Selbstverständlichkeit
Freund» anzusprechen. Wie wenn man durch ein Wort
geworden ist. Dass ich dabei glaubwürdig war, hängt si-
dern selber Romanisch spreche – eine Einheimische sozusagen. Dass
WILDLACHS
cher auch damit zusammen, dass ich keine Gast-Expertin war, sonRomanisch nicht meine Erstsprache ist, sondern die Dritt- oder ViertMein Lebensmittelpunkt war und blieb trotz des Schulengagements im Engadin in Zürich. Unser Sohn wurde dort geboren, und dieses Kind sollte nicht alle paar Jahre entwurzelt werden, so wie es mir geschehen war. Es sollte nicht mit dem Gefühl aufwachsen, sogar an seinem Wohnort Gast zu sein. Er sollte ein festes Zuhause haben, in
GARANTIERT
sprache, habe ich nie an die grosse Glocke gehängt.
Zürich, und einen festen Ferienort, im Engadin. die Schweiz schon fürs Studium und zigeunert inzwischen samt Kindern fröhlich in der Welt herum. Er hat die Freude an Sprachen «geerbt» und lacht sich ins Fäustchen, wenn er im Engadin, in Berlin oder in Mexiko in einer Beiz als Einheimischer behandelt wird. Meine Bedenken gegenüber dem Gast-Sein allerdings, die teilt er nicht.
EINHEIMISCH
Doch was machte der Sohn aus dem Bemühen der Mutter? Er verliess
Ort gebunden. Wo also ist mein Lebensmittelpunkt? Die Antwort ist einfach: Er ist immer dort, wo ich gerade bin. Mit andern Worten, er hat sich vom Aussen ins Innen verlegt. Noch immer bin ich Sprachlehrerin, doch handelt es sich jetzt um eine Sprache, die nicht auf ein Territorium angewiesen ist, nicht einmal auf Grammatik und korrekte Aussprache. Es ist die Sprache der Träume, unser aller «Muttersprache», denn alle Menschen träumen. In die Dimensionen, aus de-
HAUSGEMACHT
Heute bin ich nicht mehr durch Arbeit oder Familie an einen fixen
Gast. Dort ist man immer schon zu Hause, Tag und Nacht; man muss sich nur daran erinnern. Die Frage, ob ich irgendwo Gast bin und anderswo nicht, stellt sich für mich nicht mehr. Ich kenne den Ort, wo es keine Einheimischen und keine Fremden gibt, keine Flüchtlinge und keine Kriegstreiber.
TESTSIEGER
nen die Botschaften der Träume stammen, gelangt man nicht als
Ist jemand einmal an diesen Ort gereist, im Traum vielleicht, kann er
allerdings nicht irgendwo weit weg existiert oder in der Zukunft; er muss und kann durch uns in dieser Welt geschaffen werden. Zum Beispiel indem wir uns so verhalten, wie es ein willkommener Gast tut: Freudig da sein, Umwelt und Menschen respektieren und später wieder gehen, ohne Schaden zu hinterlassen.
LA PUNT -10 %
die Menschen nicht mehr in «wir» und «die andern» einteilen, in «wir gegen die andern». Es ist ein Ort der Freiheit und Gleichheit, der
Ich fühle mich als Gast auf dieser Erde und es ist mir schmerzlich bewusst, wie sehr wir als Menschheit deren Gastfreundschaft missbrauchen. Vor Jahren hat mich der Spruch beeindruckt: «Wir sind alle Fremde, fast überall.» Heute sage ich: «Wir sind alle Gäste, überall.»
Ursina Fried-Turnes. Die Autorin wuchs in der Schweiz, in Japan, Frankreich und in den USA auf und beendete dort ihr Studium der Romanistik und Anglistik mit dem Doktorat. Zurück in der Schweiz unterrichtete sie während dreissig Jahren an Sekundarschulen, Gymnasien und an der Universität. Sie bildete sich psychologisch weiter als Focusing-Trainer und beschäftigt sich heute mit Traumarbeit. www.spirituelletraumarbeit.ch
Hausgemachte Fleisch- und Wurstspezialitäten. Nusstorten vom Kassensturz Testsieger. Selbst gefischter Alaska Wildlachs. Soglio Produkte -20 %. 7500 St. Moritz-Bad, Via Tegiatscha 7 7504 Pontresina, Via Maistra 193 7522 La Punt, Plaz 2
WWW.LAUDENBACHER.CH
piz : Publireportage
«Best Service» im Private Banking – Erfolgsfaktor Bündner Mentalität Bodenhaftung, Gradlinigkeit und Bescheidenheit zeichnen die Bündner Mentalität aus. Das sind drei Eigenschaften, die gerade auch in der Finanzwelt wieder an Bedeutung gewinnen. Dies ist wohl mit ein Grund, wieso sich immer mehr Kunden für das Private Banking der Graubündner Kantonalbank (GKB) entscheiden. sehen die internationalen Veränderungen,
heute? Im Gegenteil, vor dem aktuellen Hin-
analysieren deren Konsequenzen für die
tergrund ist es wichtiger als je zuvor. Bankge-
Schweiz und befassen uns mit den Auswir-
schäfte sind Vertrauensgeschäfte. Vertrauen
kungen in und für Graubünden. Und hier gibt
ist und bleibt die Basis für jede funktionie-
man sich mit Halbwahrheiten und Oberfläch-
rende Beziehung und setzt gegenseitige
lichem bekanntlich nicht zufrieden. Mit die-
Transparenz voraus. Da machen wir keine Kompromisse. In Graubünden ist man es
Interview mit Marco Sacchet, Leiter Private Banking & Institutionelle
VERTRAUEN IST ENTSCHEIDEND, DENN BANKGESCHÄFTE SIND VERTRAUENSGESCHÄFTE.
Marco Sacchet, Bündner Mentalität und Private Banking – was soll daran speziell
Das hört sich alles gut an. Aber führen der Regionalbankcharakter und die erwähnten Bündner Tugenden nicht vor allem zu Unterschätzung im Private Banking? Die
sein? Die Bündner Mentalität ist bekannt für ihre Bodenhaftung, Gradlinigkeit und ge-
gewohnt, Dinge anzusprechen.
sem Anspruch suchen wir für unsere Kundin-
Bündnerinnen und Bündner erteilen uns im
sunde Bescheidenheit. Das sind drei Eigen-
nen
bestmögliche
Private Banking bereits Bestnoten. Dafür sind
schaften, die gerade auch in der Finanzwelt
Performance und vor allem Lösungen aus
wir sehr dankbar, denn es bestätigt unseren
wieder an Bedeutung gewinnen. Wir sehen
einer Hand, wenn es um seriöse Anlagebera-
«Best Service»-Ansatz. Wir setzen täglich al-
den Tatsachen einfach gern ins Auge und
tung und Vermögensverwaltung geht. Unser
les daran, hohe Erwartungen in jeder Bezie-
beraten schnörkellos und möglichst nachhal-
Geschäftsmodell ist nicht auf Spekulation
hung zu übertreffen. Gerade wer uns neu
tig – nicht, weil Vernunft im Trend liegt, son-
ausgerichtet. Wir legen grossen Wert auf eine
kennen lernt, ist oft überrascht. Wir halten
und
Kunden
die
ausgeglichene Risikopolitik und sorgen in der
nicht nur, was wir versprechen, sondern set-
Beratung bewusst für Transparenz – die Ba-
zen in der Leistung eben gerne noch einen
Was verstehen Sie unter Bodenhaftung?
sis für Vertrauen.
drauf, wenn es um das persönliche Engage-
Das hat mit der Weltanschauung zu tun. Wir
Vertrauen – ein überstrapaziertes Wort
ment für unsere Kundinnen und Kunden geht.
dern weil sie unserer Identität entspricht.
Bei aller Sympathie für dieses Engagement
gen Schlüsse zu ziehen und Entscheide zu
nen und weltbekannten Bergregion, die wir in
«in den Bergen»: Geht die Post nicht an den
fällen. Da sind wir stark, wie uns internationale
der Finanzwelt mit gesunden Massstäben
internationalen Finanzplätzen ab? Wir le-
Gäste immer wieder bestätigen. Bündnerin-
gern repräsentieren. Die Messlatte bleibt die Zufriedenheit unserer Kundinnen und Kunden.
ben in den Bergen, aber nicht hinter dem
nen und Bündner werden überall geschätzt,
Mond. Oft sieht man aus der Höhe und Distanz
übrigens auch wegen ihres gesunden Men-
Hier scheuen wir keinen Vergleich. Nehmen
vieles sogar klarer. Entscheidend ist die Kom-
schenverstandes. Genau für diesen stehen wir
Sie uns beim Wort und fordern Sie uns heraus.
petenz, mit ruhiger Hand rechtzeitig die richti-
ein – mit dem Bewusstsein einer wunderschö-
BÜNDNER PRIVATE BANKING MIT BESTNOTEN.
trifft voll und ganz zu
erfolgreich
professionell
zukunftssicher innovativ
kompetent Hypotheken
kompetent Anlagen
kompetent Vermögen
Gemäss Markenindex-Studie erhält unser Bündner Private Banking Bestnoten in Graubünden. Sie fragen sich, weshalb? Weil Bündner Mentalität selbst eine entscheidende Rolle spielt. Wir sind gerne Bündner und stolz auf unseren Kanton. Bodenhaftung, Gradlinigkeit und Bescheidenheit zeichnen unsere Mentalität aus – auch im Private Banking.
trifft überhaupt nicht zu GKB
andere Banken
Quelle: VSKB-Studie 2014
Was unterscheidet eine «klare Titelempfeh-
sächlich zu rund 80 Prozent von der richtigen
lung» von einer unklaren? Klar und nachvoll-
Strategie ab. Entsprechend lohnt sich für Kun-
ziehbar ist eine Titelempfehlung dann, wenn sie
dinnen und Kunden die Auseinandersetzung
zur Anlagestrategie des Kunden oder der Kun-
mit der eigenen subjektiven Risikobereitschaft und der eigenen objektiven Risikofähigkeit. Hier
«OFFENHEIT UND VERTRAUEN» DAS FUNDAMENT FÜR NACHHALTIGEN ERFOLG.
Interview mit Christoph Raschle, Leiter Region St. Moritz
ist gute Beratung entscheidend, denn sie vermeidet persönliche Unter- oder Überschätzung. Nur ein realistisches Risikoprofil führt zu nachhaltigem Anlageerfolg. Worauf würden Sie selbst Wert legen in
Christoph Raschle, Sie sind Leiter Redin passt. Die Strategie ist abhängig von der
diesem
genseitiges Vertrauen mehr als ein hoh-
Risikobereitschaft und -fähigkeit. Risikoprofil
sind Vertrauenssache und damit geprägt von
sicher.
und Anlagestrategie werden im Beratungsge-
den Menschen, die sie betreuen. Nebst einer
Offenheit bedeutet für die Bank, transparent
spräch sorgfältig erarbeitet. Anschliessend
hohen Beratungskompetenz ist für mich genauso wichtig, dass sich der Kundenberater
les
Lippenbekenntnis?
Aber
Zusammenhang?
Bankgeschäfte
gion St. Moritz. Sind Offenheit und ge-
in den Anlageentscheiden und klar in den
empfehlen wir unserer Kundschaft, ein Vermö-
Titelempfehlungen zu sein, aber auch Chan-
gen nach dem bewährten «Core Satellite»-An-
auch für mich als Mensch interessiert und nicht
cen und Herausforderungen im Kundenge-
satz zu strukturieren. Damit sorgen wir für eine
einfach nur für mein Vermögen.
spräch offen anzusprechen. Vertrauen be-
optimale Diversifikation und Gewichtung der
deutet aus Kundensicht, sich blind darauf
Anlagen im Sinne der individuell vereinbarten
verlassen zu können, dass unsere Bankbe-
Anlagestrategie. Nur wer eine Strategie hat, hat
raterinnen und -berater das anvertraute
langfristig Erfolg, da sind wir überzeugt.
Vermögen genau so sorgfältig und verantwortungsvoll verwalten wie ihr Privatvermö-
Beissen sich «Strategie» und «langfristiger
gen. Genau das ist unser Ansatz. Dabei
Erfolg» nicht mit der heutigen Kurzlebigkeit
setzen
Private-Banking-
der Welt? Nein, gerade wenn sich die Ereig-
Dienstleistungen und betreiben bewusst
nisse heute überstürzen, wird überlegtes und
wir
auf
solide
kein spekulatives Investment Banking: Wir
konsequentes Handeln mit ruhiger Hand wich-
empfehlen nur, was wir selbst verstehen.
tiger – gerade auch im Anlagegeschäft. Ge-
Das bringt nachhaltigen Erfolg.
mäss Untersuchungen hängt Anlageerfolg tat-
Graubündner Kantonalbank Via Maistra 1, 7500 St. Moritz Christoph Raschle, Leiter Region St. Moritz Tel. +41 81 837 02 01 christoph.raschle@gkb.ch www.gkb.ch/pb
Die Faszination der Gletscher Seit Menschen in die Berge reisen, stehen sie staunend vor oder auf den Gletschern. Architekturstudenten der ETH Zürich haben am Morteratschgletscher die Eiswand einen Tag lang mit einem Laser gescannt – nicht fotografiert. Magische Bilder sind das Resultat.
Text: René Hornung Bildmontage: Matthias Vollmer
B
is ins 19. Jahrhundert hielten sich die Men-
bewegen sich – der Morteratschgletscher bei Pontre-
schen nur ungern in den Bergen auf. Zu be-
sina im Oberengadin mit bis zu 120 Metern pro Jahr.
drohlich war die Landschaft, zu gross waren
Am Gletscherschwund erleben wir die Landschafts-
die Gefahren. Das veränderte sich, als die ersten
veränderung
Touristen die Alpen als romantische Orte entdeck-
schmilzt vor unseren Augen weg. Eisbrocken don-
ten, als Symbol ursprünglicher, unverdorbener Na-
unmittelbar.
Der
Mythos
nern von der Gletscherzunge in die Tiefe, zurück
tur. Maler hielten die ersten Bergsteiger auf Bildern
bleibt eine Steinwüste, auf der sich Pflanzen nur
fest, beeindruckt von wuchtigen Eislandschaften
sehr langsam entwickeln. Es braucht hundert Jahre
und den zerbrechlich wirkenden Menschen. Die
Eisfreiheit, bis 85 Prozent des Bodens mit Pflanzen
Gletscher – es gibt weltweit rund 200’000 – wirken
bedeckt sind. Auf ihrer Oberfläche verändern sich
auf uns nach wie vor als gewaltige, mystische Na-
Gletscher dagegen sehr schnell: Eis wird Schmelz-
turphänomene und haben eine besondere Anzie-
wasser und gefriert wieder.
hungskraft. Doch die Vorstellung des Gletschers als ruhiges und träges ewiges Eis ist falsch. Die Massen
36
ganz
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
In den Alpen ziehen sich die Gletscher seit Mitte des
wurde das Bild zusammengesetzt. Es zeigt auch, wie
19. Jahrhunderts zurück. 1857 lag die Zunge des
viele Menschen sich im Laufe dieses Tages vor der
Morteratschgletschers nur 100 Meter von der heuti-
Gletscherzunge aufhielten.
gen Station Morteratsch der Rhätischen Bahn weg –
Weil der Scanner eine beschränkte Reichweite von
in knapp 140 Jahren hat er sich um 2,2 Kilometer zu-
rund 110 Metern hat, fehlen Informationen, die wei-
rückgezogen. Heute ist er noch rund 6,4 Kilometer
ter weg liegen – dort wird das Bild schwarz. Auch
lang, der drittlängste Gletscher der Ostalpen. Der
Gletscherfalten, die im «Schatten» des Scanners lie-
Gletscherschwund in den Alpen ist allerdings regio-
gen, werden schwarz abgebildet.
nal sehr unterschiedlich. Es hängt nicht nur vom
Im Unterschied zu einer Foto zeigt der Landschafts-
Klima ab, wie sich ein Gletscher entwickelt, sondern
Scan die Grössenverhältnisse zwischen Eiswand
auch von der Steilheit der Berge und der Besonnung.
und Menschen eindrücklich. Eine Perspektive , wie
Auf dem Weg zum Morteratschgletscher kann man
sie mit einer Fotokamera so nicht festgehalten wer-
sich mit der Bernina-Glaciers-App an 16 Stationen
den kann. Während des Kurses produzierten die
über das Naturphänomen informieren. Und bei der
Studierenden kurze Videos aus den Laser-Scan-Da-
Bergstation der Diavolezza-Luftseilbahn bringen
ten und kombinierten diese mit analogen Gross-
uns seit dem Sommer 2015 eine Aussichtsterrasse
und Mittelformatfotos, die sie selbst entwickelten.
und ein Gletscherweg die eisige Natur näher. Auf der
Darin erkunden sie die Oberfläche und die Struktur
Plattform fühlt man sich mitten im Eis.
der Eismassen.
Mit dem Naturphänomen haben sich auch Archi-
Die Resultate zeigen, wie unterschiedlich wir eine
tekturstudierende der ETH Zürich befasst. Im Rah-
Landschaft in der Natur und über Bilder oder in ei-
men eines Kurses des MediaLab des Lehrstuhls für
nem Film wahrnehmen und wie stark audiovisuelle
Landschaftsarchitektur von Prof. Girot erkundeten
Eindrücke unsere Wahrnehmung verändern. Bilder
sie im März 2015 die «Eiswüste Schweiz»: Das Bild
und Filme zeigen die Eigenheiten eines Ortes anders
unten entstand mit einem Laser-Scanner, der vor
auf als Pläne auf Papier.
der Morteratsch-Eiswand im Laufe eines Tages alle 20 Minuten verschoben wurde. Aus diesen Daten
Mehr Bilder und Videos zum Projekt MediaLab der ETH Zürich finden Sie im Internet unter www.girot.arch.ethz.ch/medialab/?tag=morteratsch
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
37
Elektro / Telematik / Multimedia / Licht mit Fachgesch채ft im Dorf beim Steffani-Kreisel www.pomatti.ch 081 837 32 32
ULRICH RÜCKRIEM
19. DEZEMBER 2015 BIS 19. MÄRZ 2016 DIENSTAG–SAMSTAG, 15–18.30 UHR 27./28. DEZEMBER GEÖFFNET
ALAN CHARLTON RICHARD LONG MARIO MERZ CARL ANDRE NIELE TORONI 30 YEARS HAMISH FULTON MARTINA KLEIN GALERIE TSCHUDI MELISSA KRETSCHMER ERÖFFNUNG: DAN WALSH SAMSTAG, 19. DEZEMBER 2015 16–18.30 UHR BALTHASAR BURKHARD PETRA WUNDERLICH CALLUM INNES BETHAN HUWS NOT VITAL STANLEY BROUWN KIMSOOJA CHESA MADALENA, SOMVIH 115 SU-MEI TSE 7524 ZUOZ SWITZERLAND GALERIE-TSCHUDI.CH JULIAN CHARRIÈRE TEL +41 81 850 13 90 Leta Semadeni Tamangur. Roman 144 Seiten, gebunden, 6. Auflage 2015 978-3-85869-641-0, Fr. 22.–
Frauen am Berg 12 Frauen zwischen 32 und 79 Jahren – in Szene gesetzt durch zahlreiche Reportagefotos – erzählen aus ihrem Leben als Hüttenwartin. Pur, direkt und mit viel Humor schildern sie das Leben mit Wind und Wetter, die große Freiheit dort oben am Berg und die Demut, die er lehrt.
Engadiner Dorfgeschichte Die bekannte Lyrikerin Leta Semadeni legt ihren ersten Roman vor: »Tamangur« erzählt von dem stillen Kind und seiner lebenstüchtigen Großmutter in einem Engadiner Bergdorf, das »nur ein Fliegendreck auf der Landkarte« ist. Der dritte Stuhl am Tisch ist leer, der Großvater ist jetzt in Tamangur.
Hoch- und Tiefbau tel tel 081 081 838 838 82 82 82 82
www.seilerbau.ch www.seilerbau.ch
fax fax 081 081 838 838 82 82 92 92
www.rotpunktverlag.ch
www.soglio-produkte.ch
Rotpunktverlag.
Daniela Schwegler Bergfieber. Hüttenwartinnen im Porträt Mit 190 Farbfotos von Stephan Bösch und Vanessa Püntener 256 Seiten, gebunden, 3. Auflage 2015, 978-3-85869-668-7, Fr. 38.–
Die Kraft von SOGLIO und der Duft der Berge
Fusion, Eurokrise und Unwetter Die sechs früher selbständigen Gemeinden Ardez, Ftan, Guarda, Scuol, Sent und Tarasp haben sich auf Anfang 2015 zusammengeschlossen. Das fusionierte Scuol ist die grösste Gemeinde der Schweiz. Capo Christian Fanzun zieht eine erste Zwischenbilanz.
Interview: René Hornung Foto: Mayk Wendt
CHRISTIAN FANZUN, wie fühlt man sich als
Rief der Tourismus nach Hilfe?
Capo der grössten Gemeinde der Schweiz?
Wir hatten Reaktionen, das ist ja klar, denn auch
Ich spüre Anerkennung und es ist mir eine Ehre,
im fusionierten Scuol leben wir fast ausschliesslich
aber ob wir in Scuol oder Glarus Süd die grösste Ge-
vom Tourismus. Es wurden Hilfen angefordert.
meinde sind, ist ja strittig. Misst man auf der Karte,
Darauf waren wir aber nicht vorbereitet. Kommt
haben wir sechs Quadratkilometer mehr. Misst
dazu, dass eine Gemeinde nur wenige Möglich-
man aber in der Natur, dann ist Glarus Süd grösser.
keiten hat. Mit der Region und dem Kanton zusam-
Und jetzt streiten Sie mit Mathias Vögeli, dem
Heute muss aber jede und jeder seinen Beitrag zur
Gemeindepräsidenten von Glarus Süd?
Bewältigung der Probleme leisten.
men versuchten wir Unterstützung zu leisten.
Sicher nicht – wir haben erst einmal und kurz am Telefon miteinander gesprochen, da waren die
Hat sich die Situation inzwischen wieder beruhigt?
Quadratkilometer kein Thema. Die beiden grössten
Teilweise. Die Wintersaison 2014/15 war nicht so
Fusionsgemeinden im Land sind übrigens auf
schlecht wie erwartet. Die Hotels waren schon
sehr unterschiedlichen Wegen entstanden. In Gla-
vor dem Frankenschock verhältnismässig gut ge-
rus verlangte die Landsgemeinde die Zusam-
bucht. Die Sommersaison 2015 war etwas
menschlüsse. Bei uns wollte die Regierung über den
schwächer als auch schon, aber im Vergleich zu
Finanzausgleich die Fusion erreichen, scheiterte
anderen Regionen in einem akzeptablen Rahmen.
aber damit. Wir im Unterengadin waren aber mit den Vorarbeiten doch schon so weit, dass wir
Es gab ja auch heftige Rückschläge: Der Schweizerhof in
entschieden, wir ziehen das durch, und die Bevöl-
Vulpera ist in Gefahr, das «Palace» in Nairs ist noch
kerung stimmte der Fusion ja deutlich zu.
im Umbau, auf dem «Engadinerhof»-Areal wird nicht
Kaum hatte 2015 begonnen, waren schon alle
Die Situation ist sehr schwierig, das hat aber alles
Gemeindefahrzeuge in allen Dörfern umgespritzt und
nichts mit der Gemeindefusion zu tun. Alle Berg-
mit Cumün da Scuol angeschrieben …
und Saisonregionen haben im Moment Probleme.
mehr weitergebaut. Was kann da die Gemeinde tun?
… ja, damit waren wir schnell, mit Absicht. Man sollte sehen, dass wir nun zusammengehören, dass
Wir müssen diese Zeiten überwinden und jetzt die Chance packen und unsere Strukturen anpassen.
wir eine Gemeinde sind. Es gab da schon die eine oder andere Reaktion, zumal wir für eine Übergangs-
Es gibt im grossen Scuol auch viele touristische Perlen.
zeit das alte Wappen von Scuol weiterverwenden.
Warum sieht man die nicht mehr?
Das wird sich aber gelegentlich ändern. Wir wollen
Leider sehen viele im Moment nur das schwarze
einen Wettbewerb für ein neues Gemeindewappen
Loch. Das ist in dieser Situation zwar verständlich,
ausschreiben.
aber eigentlich falsch. Die Bevölkerung hat nämlich klug entschieden und im Spätsommer dem
40
Schon im Januar kam dann auch der Frankenschock.
Bogn Engiadina für fünf Jahre eine feste Finan-
Das war wirklich nicht ein Start, wie wir ihn uns
zierung garantiert und gleichzeitig einen fixen Bei-
vorgestellt hatten.
trag an den Betrieb von Schloss Tarasp bewilligt.
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
Nun kann Not Vital mit der Stiftung Pro Chastè das
sprechenden Projekten. Die werden mehrere Jahre
Schloss kaufen. Ich bin froh, dass die Bevölke -
dauern, und da ist dann auch der Kanton mit Tief-
rung diese Unterstützungen so klar beschlossen hat.
bau- und Forstamt involviert.
Damit hat die Politik für sichere Rahmenbedingungen gesorgt.
Sie sind als Capo von Tarasp nach Scuol ins Vollamt gewählt worden. Wie gross ist der Einfluss
Und was kommt an Infrastrukturaufgaben und
der Dörfer im neuen Rat?
-ausgaben auf die fusionierte Gemeinde zu?
Nach der Fusionsabstimmung akzeptierten alle die
Das Unwetter im Sommer hat unsere Pläne durch-
neuen Strukturen sehr rasch. Alle zuvor geäus-
einandergebracht. Vier Tage hintereinander so
serten Befürchtungen sind nicht eingetroffen. Es
starke Gewitter, immer am Südhang von Scuol, das
herrscht eine ausgesprochen gute Stimmung.
gab es wohl noch nie. Wir hatten Glück im
Gewichtige Differenzen gibt es praktisch keine, der
Unglück. Es gab nur Sachschäden, keine Verletzten
Gemeindevorstand packt die Themen an. Wir
oder gar Tote. Ich war beeindruckt, wie die Bevöl-
besprechen die Anliegen – egal aus welcher Fraktion
kerung und das Bauamt das alles bewältigt haben –
sie kommen. Ich wage zu behaupten: das fusio-
die neue Katastrophenorganisation der Ge-
nierte Scuol wächst rasch zusammen.
meinde steht nämlich noch gar nicht. Die Schäden sind teils so gross, dass wir nicht einfach nur reparieren können. Eine Brücke zu ersetzen braucht eine seriöse Planung. Wir arbeiten gerade an ent-
Sent
Ftan Guarda
SCUOL
Ardez
Tarasp Scuol
Christian Fanzun, Capo der Fusionsgemeinde Scuol.
Man hört – was doch andernorts eher selten ist – Lob
Arbeitsplatz wechseln, es braucht Lohnausgleiche
über den neuen Gemeindevorstand. Kommt das daher,
und einzelne Mitarbeitende müssen teils happige
dass ihr grosszügig Geld verteilen könnt? Der Kanton
Lohneinbussen schlucken. Ich erkundige mich
hat die Fusion ja mit Millionen Franken unterstützt.
regelmässig bei ihnen. Sie akzeptieren, dass Anpas-
Die zehn Millionen sind für Abschreibungen reser-
sungen nötig waren und sind. Auf 2016 folgt nun
viert – das sind keine Gelder für Konsumaus-
auch noch die Fusion im Bereich Forst.
gaben. Und besonders grosszügig sind wir wohl auch nicht, denn wir müssen Prioritäten setzen. Dass
Mitarbeitende mussten ihren Arbeitsplatz
unsere Arbeit offensichtlich gut ankommt, hängt
wechseln – hat trotzdem alles geklappt?
wohl auch daran, dass im Gemeindevorstand in
Angesichts der doch zahlreichen neuen Verant-
der ersten Amtsperiode aus jeder der sechs früher
wortlichkeiten gab es nur wenige Pannen. Aber
selbständigen Gemeinden der bisherige Capo
klar – die Bevölkerung merkt, wenn plötzlich
oder ein Vize sitzen. Diese Leute kennen natürlich
ein anderer Strassenmeister durchs Dorf fährt.
immer auch die Vorgeschichten. Das haben wir bewusst so organisiert und das hat sich bewährt.
Hat das fusionierte Scuol schon einen Überblick, wie man nun finanziell dasteht?
Vor allem mit Kulturgeldern scheint ihr grosszügiger
Nein, im Moment noch nicht.* Wir haben mit dem
zu sein als eure Vorgänger.
Zusammenschluss auch ein neues Rechnungs-
Es gab und gibt gerade in der lokalen Kultur grosse
modell eingeführt. Wir kontrollieren im Rahmen
Unterschiede, auch in der Art der Finanzierung.
der Möglichkeiten fortlaufend die Einnahmen
Darauf nehmen wir Rücksicht. Und wir sind daran,
und Ausgaben.
klare Strukturen zu schaffen, denn die Region wird ab Anfang 2016 ebenfalls neu organisiert.
Jetzt stehen Gemeindehäuser und andere
Aus der Pro Engiadina Bassa wird die Regiun
Räumlichkeiten leer. Was geschieht damit?
Engiadina Bassa Val Müstair. Dort sind jetzt nicht
So weit sind wir noch nicht. Wir müssen jeden Fall
mehr zwölf, sondern nur noch fünf Gemeinden
einzeln entscheiden, ob ein Gebäude verkauft
zusammengeschlossen. Geleitet wird die Regiun
oder vermietet wird, oder ob wir es für eine neue
künftig von der Gemeindepräsidenten-Konferenz.
Nutzung weiter brauchen. Die selben Fragen
Das erlaubt eine bessere Koordination mit den
müssen sich übrigens auch die Schulen stellen – die
Gemeinden und der Corporaziun Energia Engia-
organisieren und strukturieren sich aber selber.
dina mit ihrem Fünf-Prozent-Kulturfonds. Im Moment erfassen wir jeden Antrag und jede Zah-
Wie stark richtet sich die Gemeinde auf die Gäste ein?
lung, um uns einen Überblick zu verschaffen.
Kommen deren Anliegen nicht zu kurz?
Wir haben einen Plafond festgelegt, wir kürzen teil-
Die Gemeinde muss die Infrastruktur zur Verfü-
weise Gesuche und garantieren die Beiträge auch
gung stellen und unterhalten. Wir leben hier
nicht automatisch für jedes Jahr.
zu 80 Prozent direkt oder indirekt vom Tourismus. Die Konsequenzen müssten heute allen klar sein.
Sind die Mitarbeitenden auch zufrieden?
Wer die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat, dem ist
Wir haben fürs erste Jahr die bisherigen Verträge
wohl nicht zu helfen. Attraktive Angebote für die
übernommen und unterdessen mit allen Gespräche
Gäste müssen aber die Tourismusorganisation und
geführt. Einige mussten die Funktion oder den
die einzelnen Betriebe entwickeln.
* Das Gespräch fand am 1. Oktober statt.
42
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
Engagieren sich die Zweitwohnungsbesitzer auch direkt?
Sie rechnen also mit Zuzügern. Diese sprechen nur
Es gibt immer mehr Zweitwohnungsbesitzer, die
selten Romanisch. Trotzdem verschickt
sich «einheimisch» fühlen und sich engagieren
die Gemeinde nur romanische Unterlagen.
wollen. Scuol hat schon früher Informationsanlässe
Wir haben ganz bewusst Romanisch, Rumantsch
für die Zweitwohnungsbesitzer durchgeführt.
Ladin, als Amtssprache in der Verfassung. Wir
Ich habe das diesen Sommer das erste Mal für die
wollen die Sprache fördern, nicht Deutsch oder
fusionierte Gemeinde gemacht. Wir haben ins
andere Sprachen diskriminieren. Kindergarten
grösste Lokal auf Gemeindegebiet, ins Restaurant
und die ersten drei Jahre Primarschule sind des-
oben auf Motta Naluns, eingeladen – es kamen
halb nur in Romanisch. Für die Kinder ist das
zwischen 350 und 400 Personen.
kein Problem, für die Eltern manchmal schon. Wenn die Gemeinde den Bürgerinnen und
Erstaunlich! Und was wird daraus?
Bürgern offizielle Mitteilungen oder Abstimmungs-
Wir haben über die Fusion informiert und über das
unterlagen ins Haus schickt, sind diese in Ru-
Leitbild der Gemeinde. Nach der Information
mantsch Ladin – es sei denn, eine Expertise oder
meldeten sich Zweitwohnungsbesitzer, die sich in
ein Vertrag sei im Original deutsch. Auf der
der Gemeinde engagieren wollen. Darüber bin
Internetseite der Gemeinde gibt es aber alle wich-
ich sehr froh. Das ist wertvoll, denn diese Gäste se-
tigen Unterlagen auch auf Deutsch.
hen mit dem Blick von aussen andere Vor- und Nachteile als wir. Wir müssen aber als Gemeinde-
Kommen wir nochmals zurück auf Ihre Rolle als
vorstand auch ein bisschen vorsichtig sein und
«Gemeindevater». Sie sind ja mit
dürfen vor lauter gut gemeinten Beratungsangebo-
einem Glanzresultat gewählt worden …
ten und Hilfestellungen die Führung nicht verlieren.
... ich bin ja auch schon über dreissig Jahre in der Politik, zwölf Jahre war ich Capo in Tarasp. Ich
Haben Sie Kontakt zu Gemeindepräsidenten
habe mich immer auf Problemlösungen konzent-
anderer Fusionsgemeinden im Land?
riert, nie auf die Personen. Und ich bin auch
Anna Giacometti, die Präsidentin der Fusionsge-
nicht beleidigt, wenn bei mir jemand reklamiert.
meinde Bregaglia, habe ich gefragt, wie sie es
Ich tue mein Möglichstes, die neue Gemeinde
gemacht hat. Wir arbeiten jetzt beide in einer
weiterzubringen. Das Amt macht mir viel Freude.
Gruppe, die die HTW in Chur organisiert hat. Es geht dort um Gemeindezusammenschlüsse. Es
Lag das gute Wahlresultat auch daran, dass Sie früher
kommen auch immer wieder Anfragen aus dem
als Elektroinstallateur schon fast in jedem
Unterland und Gemeinderäte kommen zu uns, wol-
Haus waren, jede Ecke des riesigen, fusionierten
len Anschauungsunterricht vor Ort. Die Themen
Gemeindegebiets kennen?
sind eigentlich überall die gleichen – nur die Grös-
(lacht) Ich kenne tatsächlich fast jedes Haus der
senordnungen sind unterschiedlich.
fusionierten Gemeinde und ich weiss auch fast
Das fusionierte Scuol startete mit gut 4900 Einwoh-
kenne fast alle Einwohnerinnen und Einwohner
nern – ist die 5000er-Schwelle zu knacken?
zwischen Guarda und Sent – mindestens vom
immer, wer drin wohnt. Es stimmt schon: ich
Die Bevölkerungszahl ist in den letzten Jahren
Sehen. Aber ich war bis jetzt noch nicht auf jedem
leicht gewachsen. Die 5000 Einwohnerinnen und
Berg und auch nicht auf jeder Hütte – aber dafür
Einwohner werden wir erreichen.
habe ich ja noch Zeit.
Aus sechs bisher selbständigen Gemeinden wurde das fusionierte Scuol, die flächenmässig grösste Gemeinde der Schweiz. Zusammengeschlossen haben sich – die Wappen von links nach rechts – Ardez, Ftan, Guarda, Sent, Scuol und Tarasp. Die Fusionsgemeinde verwendet provisorisch das alte Scuoler Wappen weiter.
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
43
Der Ruhm des Mineralwassers Nirgends sonst in Europa sprudeln auf so engem Raum so einzigartige Mineralquellen wie im Unterengadin. Sie haben den Tourismus der Bergregion am östlichsten Zipfel des Landes zum Blühen gebracht und sind bis heute von Kennern hoch geschätzt.
Text: Pia Seiler
L
ucius, die stärkste der über dreissig Quellen im
raten liessen. Doch das natürliche Mineralwasser ist
Gebiet Scuol-Tarasp-Val Sinestra, kommt auf
im Vorteil. «Die Stoffe liegen in gelöster Form in der
eine Gesamtmineralisation von mehr als
niedrigsten Oxidationsstufe vor, so kann sie der
16 Gramm pro Liter. Die Quelle Vi enthält 425 Milli-
Körper am besten aufnehmen», argumentiert die
gramm, Sotsass 535 Milligramm Calcium pro Liter,
Apothekerin und Buchautorin Kathrin Mischol* (60).
so viel wie längst nicht jedes Mineralwasser im La-
Sie hat die Geschichte der Unterengadiner Mineral-
denregal. «Wir haben in Scuol das Glück, dass wir in
quellen gründlich recherchiert. Einerseits begrüsst
Pantoffeln an den Brunnen laufen und unser Mine-
sie den Einsatz der Fertigpräparate etwa zur Osteo-
ralwasser abfüllen können», sagt Christian Casa-
porose-Prophylaxe, andererseits ist sie auch von den
nova (61), der viele Jahre leitender Arzt des Heilba-
Heilmethoden der einstigen Kurärzte fasziniert:
des Bogn Engiadina war. Allen anderen rät er, nur
«Ich bin eben vom Quellvirus befallen», sagt die ge-
Mineralwasser mit mindestens 150 Milligramm
bürtige Zürcherin und lacht.
Calcium und 50 Milligramm Magnesium pro Liter zu kaufen – die entscheidenden Werte, wenn es um
Leiden «wegtrinken»
die Qualität eines Mineralwassers geht.
Am Ursprung der Bäder- und Trinkkuren steht an-
Christian Casanova hat mit der Uniklinik Basel die
geblich ein Hirtenbub, der einst am Tarasper Ufer
Wirksamkeit des Magnesiums im Scuoler Wasser er-
des Inns einer ausgebüxten Ziege nachstieg und auf
forscht, insbesondere die Lischana-Quelle. Sie ent-
ein Bächlein mit ungewohnt schmeckendem Was-
hält 460 Milligramm Magnesium pro Liter – sechs
ser stiess. So jedenfalls vermerkte es Burgherr Eber-
Deziliter decken bereits den Tagesbedarf von 300 Milli-
hard von Tarasp 1095 in einer seiner Schriften. An-
gramm. Magnesium begünstigt zahlreiche Stoff-
dere Chronisten, Ulrich Campell aus Susch und der
wechselvorgänge im Körper. Anzeichen für einen
Churer Stadtpfarrer Johann Fabricius Montanus, be-
Magnesiummangel sind etwa Muskelkrämpfe oder
richteten im Mittelalter begeistert über die Quellen.
Herzrythmusstörungen. «Bereits nach einer Woche
1562 reiste der berühmte Zürcher Arzt Konrad Gess-
stieg der Serumspiegel der Testpersonen an – ein
ner an, um sein Ischias auszukurieren. Und 1680
klares Zeichen für eine bessere Magnesiumversor-
lobte ein zweiter Zürcher, Naturforscher Johann Ja-
gung», fasst Internist Casanova zusammen.
kob Scheuchzer, die Quellen über alle Massen. Sie
Calcium und Eisen
Bild rechts: Plakat Vulpera Tarasp, 1925. Grafik: Emile Cardinaux. Plakatsammlung Museum für Gestaltung, Zürich
44
besässen ausserordentliche Heilkraft und führten ohne Beschwerden schädliche Säfte durch Stuhl
Calcium ist wichtig für den Knochenaufbau und die
und Urin ab. Sie könnten selbst als unheilbar gehal-
Osteoporose-Prophylaxe. Erwachsene benötigen da-
tene Übel kurieren. «Zarte Naturen», so riet er, soll-
von täglich 800 und Frauen nach der Menopause
ten pro Tag bis 1,5 Liter trinken und «stärkere Natu-
1100 Milligramm, um dem Abbau der Knochensub-
ren» ruhig das Doppelte.
stanz vorzubeugen.
Unterländer nahmen beschwerliche Passtouren auf
Diese Mineralstoffe sind heute zwar alle in Pulver-
sich und auch Gäste aus dem nahen Tirol reisten
und Tablettenform erhältlich und es waren auch die
an – in der Hoffnung, ihre Leiden «wegtrinken» zu
Fortschritte der chemischen Industrie, die die frü-
können oder zumindest ein paar vergnügliche und
heren Trinkkuren weitgehend in Vergessenheit ge-
gesunde Kurwochen zu verbringen. Ein Berner Apo-
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
theker erstellte 1808 die erste Wasseranalyse der Lu-
giadina auf. Die einst noble Büvetta aber ist seit
cius-Quelle. Sie wurde 1835 mit der Schwesterquelle
2006 geschlossen, der Weg zu ihr wegen Steinschlag
Emerita kurz vor Scuol am Inn gefasst. Gleichzeitig
gesperrt. Mag der Zahn der Zeit an den Gebäuden
entstanden oben in Vulpera erste Pensionen. Erhe-
nagen, im frei zugänglichen Eingang des Bogn En-
bungen aus jener Zeit weisen 700 Gäste pro Jahr aus.
Glamour – und das Personal im Keller
Wie viel die Saunagäste im Bad trinken, kann Bad-
den Quellfassungen eröffnet. 1876 kam die Büvetta
meister Andri König nur schätzen: «An einem guten
dazu mit ihrer Wandelhalle mit Nischen für Kuror-
Wintertag mit 1200 Eintritten brauchen wir gegen
chester, Postschalter, Blumen- und Bäckerladen und
1500 Becher.» Und die – aus rezyklierbarem Karton
den Wasserausgabestellen unter der hohen Kuppel.
hergestellt – würden oft mehrfach verwendet. Filz-
Die Büvetta – geplant von Bernhard Simon, dem «Er-
stifte liegen bei den Quellbecken, damit man sich
finder von Bad Ragaz» – war Treffpunkt der Kurgäste,
«seinen» Becher markieren kann, «und manchmal
darunter auch Engländer, Holländer, Amerikaner,
sind alle Abstellflächen mit markierten Bechern be-
Russen und sogar Brasilianer. Die Zeiten waren für
legt», weiss der Badmeister.
aber gross: Um 1900 zahlte eine vierköpfige Familie
Abtauchen im Mineralwasser
in einem Hotel der gehobenen Klasse für Vollpen-
Nicht alle mögen den Geschmack der natürlichen
sion 60 bis 80 Franken im Tag. Das Hotelpersonal je-
Mineralwasser. Wie zu alten Kurzeiten verschreibt
doch verdiente in einfacheren Chargen kaum
Christian Casanova denn auch Wannenbäder mit
100 Franken im Monat und wurde oft miserabel ver-
den stark kohlensäurehaltigen Heilwassern. «Koh-
pflegt und untergebracht, nicht selten in feucht-
lensäure, die über die Haut aufgenommen wird, hat
kalten Kellerräumen oder unbeheizten Gängen.
neben positiven Effekten auf das Herz-Kreislauf-Sys-
Das stand in scharfem Kontrast zum Gesundheits-
tem eine schmerzlindernde und bakterienhem-
Kurort und zur gut betuchten Gesellschaft, die oft
mende Wirkung», sagt der Arzt.
gleich mehrere Sommermonate blieb. Vorzugsweise
Wer für eine Weile im Wellnessbad einfach nur ab-
im Schweizerhof oder noch besser im Waldhaus.
tauchen will, tut also etwas für die Gesundheit. Den
Beide Hotels wurden kurz vor 1900 in Vulpera er-
Körper im wohlig warmen Wasser und die Nase an
richtet. Das Waldhaus mit seinen 270 Betten und ei-
der kalten Bergluft, lässt sich trefflich über die Gäste
genen Kohlesäurebädern war ein Wahrzeichen der
von nah und fern sinnieren, die hier schon vor lan-
Belle Époque und erste Adresse im Bädertourismus
ger Zeit ebenfalls ihre müden Knochen badeten.
und blickten vergnügt in die Kamera. Trotz saurem, schwefligem Geschmack des Heilwassers, das ihnen der Kurarzt verschrieb und das in kleinen Schlück-
46
Parc Naziunal...
gen sie auch während der Trinkkur passende Hüte
dal
letten und unförmigen Bademänteln. Und alle tru-
Tel. 081 860 30 30 www.giacometti-lavin.ch Tel. 081 860 30 30 www.giacometti-lavin.ch
sitzenden Anzügen mit Gilet und Halsbinder – welch ein Kontrast zu heutigen Badegästen in Adi-
dal cumün
erlesener Kleidung: Die Frauen in langen Röcken mit schmal geschnittener Taille, die Männer in gut
...Specialitats our
chester oder unten am Inn bei der Büvetta. Stets in
Engadiner Spezialitäten Nusstorten Birnbrote Nusstorten & Birnbrot
ten Hotelpark, beim Nachmittagstee mit Streichor-
ENGADINER Nusstorten & Birnbrot ENGADINER
der Alpen. Fotos jener Jahre zeigen Gäste im gepfleg-
Ein Führer zu den Quellen ist im Bogn Engiadina und bei der Tourismusinformation gratis erhältich.
auch in Scuols Dorfbrunnen.
1864 wurde das Kurhaus Tarasp unten am Inn neben
Wohlhabende glamourös, die Standesunterschiede
*Kathrin Mischol: «Mineralquellen im Unterengadin – Geschichten und Fakten», 2011. Erhältlich in der Apoteca Engiadinaisa, bei Stöckenius und der Tourismus-Info, Scuol.
giadina sprudeln die Quellen Vi und Sotsass weiterhin. Diese und ein halbes Dutzend weitere fliessen
chen und kombiniert mit langen Spaziergängen zu trinken war.
Trinkbrunnen im Bogn
Lavin/Zernez
Furnaria • Pastizaria • Cafè
Heute kommen nur noch die wenigsten Gäste allein des guten Wassers wegen nach Scuol und Tarasp. Doch viele suchen nach dem Skitag, der Winterwanderung oder der Biketour im Sommer das Bogn En-
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
www.giacometti-lavin.ch Tel. 081 860 30 30
Bogn Engiadina Scuol
das Römisch-Irische Bad.
Unser natürliches Elixier: Reines Mineralwasser aus heimischen Quellen. Exklusive Wohlfühloase voller künstlerischer Elemente aus Marmor und warmem Licht. Entspannende Massagen und wohlig warmes Ausruhen mit Blick auf die fantastische Bergkulisse des Unterengadins.
www.engadinbad.ch
2015.10.13_PIZ_Winter_2015_16.indd 1
13.10.2015 17:10:17
Wir von der Region Die Lataria Engiadinaisa SA liegt auf ca. 1700 m ü. M., verarbeitet zirka 6,5 Millionen Kilogramm Milch aus den Regionen Martina bis Maloja und gehört zu den höchstgelegenen Molkereien / Käsereien Europas. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, qualitativ hochstehende und regional einmalige Produkte herzustellen und zu vermarkten. Unsere Produkte leisten einen grossen Beitrag zum Erhalt der Milchproduktion im wunderschönen Berggebiet des Engadins. Es ist uns auch ein grosses Anliegen, unseren Milchproduzenten einen fairen Milchpreis bezahlen zu können.
Dank Ihrer grossen Unterstützung wird es auch in Zukunft möglich sein, unsere 14 Arbeitsstellen in Bever zu erhalten und alle «Engadiner Bergmilch» vor Ort zu veredeln. So können wir auf teure, ökologisch unsinnige Milchabtransporte ins Unterland verzichten. Unsere Milch- und Käsespezialitäten erreichen die Umladestellen in Landquart mit der RhB (Rhätische Bahn) über die einmalige Albula-Bahnlinie, welche zum «Unesco-Weltkulturerbe» gehört. Verwöhnen Sie sich und Ihre Gäste mit Milch- und Käsespezialitäten aus der Lataria Engiadinaisa aus Bever.
„ „
Lataria Engiadinaisa SA, CH-7502 Bever, Tel.: +41 81 852 45 45, Fax: +41 81 852 31 88, E-Mail: info@lesa.ch, www.lesa.ch
1
2
Nicht Erholung, sondern überleben Das Engadin lockt nicht nur zahlreiche Feriengäste in die Bergwelt, sondern bietet auch der Vogelwelt günstige Bedingungen. Kuckuck oder Mehlschwalben sind die Sommerfrischler und Kiebitz oder Fitis begegnet man im Herbst und Frühjahr auf ihrer Durchreise.
Text und Fotos: David Jenny
B
rutvögel wie Bartgeier und Uhu zählen zu den
Tage an den Rastplätzen und ziehen bei guten Flug-
«Einheimischen», die das ganze Jahr über im
bedingungen mit günstigen Winden und klarer
Engadin leben. Doch viele andere Vogelarten
Sicht weiter nach Süden – der Wärme entgegen.
leben – fast wie die Touristinnen und Touristen – nur
Kaum ein Einheimischer, der diesen Südwärtsdrang
während bestimmter Tage oder Wochen hier. Der
nicht nachvollziehen könnte.
Vogelzug ist im Engadin besonders ausgeprägt.
48
Nicht nur wegen der durch die Alpen verlaufenden
Wintergäste mit Daunen, aber ohne Jacke
Querfurche, sondern auch dank der grossen Ober-
Doch es gibt auch die Unentwegten unter den Vö-
engadiner Seen. Diese bieten den zahlreichen Was-
geln, die den Winter im Engadin verbringen – die
servögeln, die weite Strecken zurücklegen, eine
Wintergäste. Was für den Oberengadiner Tourismus
wichtige Nahrungsgrundlage: Lachmöwen, Knäk-
das wohl wichtigste Standbein bedeutet, hat auch
enten, Mittelsäger, Schwarzhalstaucher, Schellen-
für die Vogelwelt im Verlauf der letzten Jahre an Be-
ten, Schnatterenten und viele Arten mehr nutzen
deutung gewonnen. Denn auch die Zahl der über-
die Gewässer und deren Ufer, um während der stra-
winternden Wasservögel ist angestiegen.
paziösen Flugreisen aufzutanken. Watvögel wie
Es sind zum einen die zahlreichen Blässhühner,
Waldwasserläufer oder Flussuferläufer landen auf
Stockenten und Zwergtaucher, welche nach der
dem Flussdelta der Fedacla oder des Fedozbaches,
Brutzeit auch im Winter auf den Engadiner Seen an-
um für einige Tage im Schlick nach Insekten und
zutreffen sind, zum anderen gibt es Brutvögel aus
Würmern zu stochern.
den Tieflagen und aus dem Norden, die bei uns of-
In den Sand- und Kiesbänken an den See- und Fluss-
fenbar günstige Nahrungsbedingungen finden.
ufern und in den angrenzenden Flachmooren sind
Dazu gehört die Bekassine. Aber auch der Raubwür-
auch ganz seltene Durchzügler zu beobachten: der
ger und der Eisvogel und immer mehr auch die
grosse Brachvogel, der Rotschenkel oder der Stelzen-
Krickente verbringen gelegentlich ihre Winterfe-
läufer gehören dazu. Meist verbringen sie einige
rien bei uns. Je nach Grösse der eisfreien Flächen auf
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
3
4
den Gewässern verweilen sie wenige Tage bis meh-
völlig zufrieren. Damit diese Bäche offen bleiben,
rere Wochen im eisigen Engadin. Es ist ein besonde-
sind Quellaufstösse des Grundwassers wichtig, etwa
rer Qualitätsausweis fürs Hochtal, dass gewisse Vo-
in den Altläufen des Inns. Eisvögel tauchen wie
gelarten während der härtesten Jahreszeit ausge-
kleine Torpedos nach Jungfischen im Bereich von
rechnet das Engadin als Destination aussuchen.
Forellen- und Äschen-Laichplätzen und Raubwür-
Die Nahrung ist der Schlüsselfaktor Tatsächlich lässt sich das Phänomen nicht einzig
ger erbeuten Kleinsäuger am Ufer von Flüssen.
Das Winterabo für Vögel
durch den Klimawandel erklären, sondern es hat
Gleich wie für die Ski fahrenden Feriengäste hat das
mit dem Vorkommen naturnaher Gewässer und de-
Engadin auch für die befiederten Wintergäste viel
ren Ufer zu tun, welche eine reichhaltige Nahrungs-
zu bieten. Damit sind nicht die gefüllten Futterhäus-
grundlage bieten. Nicht zuletzt dank Revitalisie-
chen in den Siedlungen gemeint, sondern die ver-
rungsmassnahmen am Inn, am Flaz und am Beverin
gleichsweise naturnahen Lebensräume, insbeson-
haben sich die Lebensbedingungen für die Winter-
dere entlang der Engadiner Gewässer. Auch wenn
gäste unter den Vögeln verbessert.
wir Sorge zu diesen Grundlagen tragen und diese
Die scheuen Bekassinen suchen mit ihren langen
mit weiteren Revitalisierungsmassnahmen aufwer-
Schnäbeln nach Nahrung entlang meist kleiner, gut
ten – ein ausufernder Wintertourismus ist in der Vo-
versteckter naturnaher Fliessgewässer, welche nicht
gelwelt jedenfalls nicht zu befürchten.
Auch für Einheimische ein Hotspot
diner Seen. Für Vögel des Kulturlandes, etwa Baum-
Das Engadin bietet auch für 130 heimische Brutvo-
pieper oder Dorngrasmücke, sind die Hecken und
gelarten Lebensraum. Die intensive Zeit des Brütens
Blumenwiesen in den Unterengadiner Ackerterras-
und der Jungenaufzucht erfordert im Sommerhalb-
sen Refugien, die sie in den tiefen Lagen kaum mehr
jahr Höchstleistungen von den Elternvögeln und
vorfinden. Für Wasservögel bieten die Oberengadi-
klappt nur, wenn die Bedingungen stimmen. Ausge-
ner Seen – welche in ihrer Grösse für die Höhenlage
dehnte alpine Flächen bieten Nahrung und Brut-
einmalig sind – höchstgelegene Brutplätze für Hau-
platz für Steinadler, Alpenschneehuhn oder Stein-
bentaucher, Reiherenten oder Flussregenpfeifer.
schmätzer. Arven- und Lärchenwälder sind der
Die Schweizerische Vogelwarte Sempach koordi-
Lebensraum für Sperlingskauz, Schwarzspecht oder
niert mit zwei Teilzeitstellen im Engadin die Schutz-
Auerhuhn und die artenreichen Wiesen und Wei-
bemühungen für die Vogelwelt. Sie arbeitet zusam-
den sind bewohnt durch Braunkehlchen, Feldlerche
men mit dem Vogelschutz Engadin, dem Schweizer
oder Wachtelkönig.
Vogelschutz, der Wildhut und dem Nationalpark.
Das Engadin gehört zu den reichhaltigsten alpinen
Natur und Landschaft im Engadin sind nicht nur
Lebensräumen für Vögel überhaupt, denn es beher-
das Kapital für den Tourismus, sondern sind Lebens-
bergt zwei ganz besondere Landschaftselemente,
grundlage für eine ausserordentlich hohe Biodiver-
welche für die Höhenlage einzigartig sind: die
sität. Umweltbewusste Besucher tragen zum Erhalt
Ackerterrassen im Unterengadin und die Oberenga-
dieser Werte bei.
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
5
1, 2 Einige Brutvögel aus den Tieflagen finden auch im eisigen Winter günstige Bedingungen im Engadin, darunter der Eisvogel (1) und die Bekassine (2). Foto 1: Thomas Hinsche 3 Solange sie eisfrei bleibt, bietet die Bucht von Maloja auch im Winter Nahrung für zahlreiche Wasservögel. 4 Das seltene Auerhuhn bewohnt die Engadiner Arvenund Lärchenwälder und gehört zu den «Einheimischen». 5 Der Kiebitz ist im Herbst und Frühjahr auf der Durchreise anzutreffen.
49
Mal frischen Wind ins Haus bringen Steirisch, Spanisch oder Ukrainisch daheim am Küchentisch? Fremde Leute von irgendwoher zu Gast in der guten Stube in Tarasp, Zernez oder im Bergell? Genau das ermöglicht Couchsurfing. piz sprach mit drei Gastgebern.
Text: Thomas Müller Illustration: piz, shutterstock
E
in Velofahrer tauchte am Horizont auf. Ist er’s
Wichtig ist ihr auch die Komponente der Nachhal-
oder ist er’s nicht? «Wir waren grad auf dem
tigkeit. Couchsurfer nutzen die vorhandene Infra-
Heimweg von Vulpera», erzählt Franca, «zu
struktur und lassen die zuweilen mitten in die
Fuss Richtung Tarasp.» Die Zeit schien passend, ein
schönste Natur hingeklotzen Hotelkästen mit ihren
später Nachmittag im Juli. Das Datum stimmte so-
Wellnessoasen links liegen. Kommt dazu, dass es
wieso. Hatte der erwartete Couchsurfing-Gast nicht
sich um eine budgetschonende Übernachtungs-
geschrieben, er sei auf einer Velotour? Doch dann
möglichkeit handelt, ein schlagendes Argument ge-
habe sie sich nicht getraut, ihn anzuhalten, erinnert
rade auch für Studierende oder Wenigverdiener.
sich die 20-Jährige: «Einfach einen Wildfremden
50
auf der Strasse stoppen und fragen, ach, bist du es,
Zahlen verboten
der bei mir übernachtet? – das schien mir dann doch
Anders als bei kommerziellen Plattformen wie
etwas schräg». Der Mann radelte vorbei. Geistesge-
AirBnB ist der Austausch von Geld zwischen Gastge-
genwärtig zückte Franca das Handy und wählte die
ber und Gast nicht zulässig. Ein kleines Geschenk
Telefonnummer, die ihr Valentin aus Graz in seiner
hingegen ist durchaus erlaubt. «Manchmal ist es ein
Anfrage angegeben hatte. Und siehe da: der Radfah-
Schlüsselanhänger, eine Postkarte, eine Babuschka,
rer stoppte und kramte sein Handy hervor.
dann kann es auch Wein sein, einmal ein bulgari-
Valentin war froh, dass es mit der Übernachtung
scher Cognac, ein malayisches Hemd», sagt Akjm,
klappte. Für alle Fälle hatte er zwar sein Zelt dabei,
Gastgeber in Samedan. «Andere hinterliessen bei
doch an jenem Tag war das Wetter selbst für einen
der Abreise, wenn ich nicht da war, ein paar Zeilen,
Outdoorfreak wie ihn zu ungemütlich. Es folgte ein
das ist auch schön.» Voraussetzung, um bei Couch-
Abend mit angeregten Gesprächen, zusammen am
surfing mitzumachen, sind Idealismus, Interesse an
Tisch der Wohngemeinschaft: über die zweimona-
anderen Kulturen und ein unkomplizierter Umgang
tige Velotour des Gastes, über den libanesisch-briti-
mit Menschen. Unabdingbar sind gewisse Englisch-
schen Sänger Mika, den Franca so gern hört, über
kenntnisse, denn die Internetseite ist in Englisch.
den Alltag im Unterengadin und vieles mehr. Am
Die meisten Leute in Akjms Umfeld finden sein En-
nächsten Tag schwang sich Valentin wieder aufs Rad
gagement in Ordnung. «Aber einige können nicht
und nahm die nächste Etappe in Angriff. Der Inge-
verstehen, dass man etwas gratis anbietet», berich-
nieurstudent aus der Steiermark war der erste Gast,
tet er, «ich weiss nicht, ob das ein gesamtschweizeri-
den Franca beherbergt hat. Selber kennt sie Couch-
sches Phänomen ist oder nur hier oben existiert.»
surfing von eigenen Reisen. «Es war jedes Mal voll
In der Schweiz sind bei couchsurfing.org über 100’000
okay», sagt sie und schwärmt von offenen Begeg-
Mitglieder eingeschrieben, doch wirklich aktiv be-
nungen mit Menschen, die sich Zeit nehmen und
teiligen sich nur ein paar Tausend. Das sieht man an
echt interessiert sind, von Gästezimmern mit Pola-
einem vollständigen, informativen Profil mit Fotos
roidfotos aller bisheriger Couchsurfer («das war voll
und vor allem an den Referenzen, die frühere Gäste
der Hammer») und anderen Aufmerksamkeiten.
oder Gastgeber hinterlassen haben. Die Referenzen
Warum Franca bei Couchsurfing mitmacht? «Man
sind die beste Möglichkeit, die Glaubwürdigkeit ei-
wohnt bei Einheimischen und erfährt wirklich et-
nes Mitglieds einzuschätzen. Akjm hat 87 Referen-
was über die Menschen und die lokale Kultur.»
zen. Das ist ein einsamer Rekord in den Bündner
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
Südtälern. Es war vor drei Jahren, als er zufällig ge-
Couchsurfer, da sind sich die Gastgeber einig, sind
nau beim Auszug seiner Mitbewohnerin einen Arti-
interessierter an den Einheimischen als gewöhnli-
kel über Couchsurfing las. Da die Wohnung relativ
che Touristen. Sie reisen auch viel weniger saisonge-
gross ist, entschloss er sich, das auch mal zu probie-
bunden, sondern sind dann unterwegs, wenn sie
ren. Er folgte dabei seinem Motto – tu es richtig, oder
Zeit haben. Da klopft ein Lateinamerikaner durch-
lass es bleiben –, und so waren es bis zum piz-Redak-
aus mal im November an, wenn im Tal alles ge-
tionsschluss im Oktober exakt 166 Couchsurferin-
schlossen ist. Es kommen Anfragen von Bikern und
nen und -surfer, die der 59-jährige Bauführer zu
Skifahrerinnen, von Glacier- und Berninaexpress-
Gast hatte. Die jüngste war zweieinhalb Jahre alt,
reisenden, von Leuten, die keine Lust auf eine her-
der älteste 71. Stolz? «Jein», entgegnet Akjm, «ich
kömmliche Unterkunft haben oder von solchen, die
hätte natürlich nie so viele Gäste, wenn andere in
mit schmalem Budget reisen.
der Region aktiver mitmachen würden.» Seit An-
Gräbt Couchsurfing nicht den Hotels das Wasser ab?
fang 2015 habe er schon dreissig Leuten absagen
Akjm lacht laut: «Die meisten meiner Gäste kämen
müssen, weil er ausgebucht gewesen sei.
Gäste aus der halben Welt
gar nicht erst ins Engadin, weil sie sich die Preise hier nicht leisten könnten.» Sein Ziel ist es, Menschen mit wenig Geld die Möglichkeit zu geben, die
Veronica – sie wohnt im oberen Bergell – schätzt an
phantastische Engadiner Bergwelt zu erleben, «da-
Couchsurfing den Kontakt mit dem Rest der Welt.
von sind sie alle restlos begeistert». Später, da kämen
«Hier ticken alle gleich, Couchsurfer bringen frische
sie dann vielleicht irgendwann als gewöhnliche
Luft ins Haus», sagt die 32-Jährige. Sie kochte schon
Touristen wieder.
Pizzoccheri für einen Regisseur und eine Tänzerin aus der Ukraine und sie hat zahlreiche Anekdoten auf Lager. Etwa über ihre ersten Gäste, vier kroati-
So funktionierts
sche Volleyballer Mitte zwanzig, die erst gegen Mit-
Mit weltweit mehreren Millionen Mitgliedern ist
ternacht eintrafen und sich im Wohnzimmer auf
couchsurfing.org die grösste Plattform, auf der sich
dem Sofa und Schlafmatten zur Ruhe legten («völlig
Gäste und Gastgeber für kostenlose Übernachtun-
unproblematisch, die waren schon am frühen Mor-
gen finden können. Das Netzwerk wurde 2003 von
gen weg und hinterliessen eine dankbare Notiz»).
kalifornischen Studenten gegründet. Man kann
Über den Berliner, der sich durch sein Interesse an
sich die Gastgeber aufgrund ihres Profils auswählen
Segantini und Giacometti, aber auch durch seinen
und sie anschreiben. Oder man gibt seine Reise-
Geiz auszeichnete, fünf Tage zwischen Weihnach-
pläne bekannt und wartet auf eine Einladung. Es
ten und Neujahr blieb und bei den gemeinsamen
gibt aber auch die Option «Etwas zusammen unter-
Einkäufen kein einziges Mal das Portemonnaie
nehmen» statt «Hat eine Übernachtungsgelegen-
zückte («er wollte dieses Jahr wiederkommen, doch
heit». Gastgeber sind völlig frei, Anfragen anzuneh-
ich lehnte ab»). Oder über ein Paar mit einem zwei-
men oder abzulehnen. Die Mitgliedschaft ist gratis.
jährigen Sohn und einer Freundin: «Eher chaoti-
Die «Verifizierung» der Adressen erfolgt per Post
sche Leute, doch total liebenswert – den Hund lie-
und kostet 20 Franken. – Ähnlich funktionieren
ssen sie zum Glück im Auto.»
hospitalityclub.org oder bewelcome.org.
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
51
Old Wood – New Art Aus Alt werde Neu. Das ist die Idee, die hinter meinen Holzkreationen steckt. Ich verleihe Altholz neues Leben. So entsteht zum Beispiel aus einem Dachbalken von einem alten Bergstall ein schlichtes und zeitgemässes Möbelstück. Dadurch erzählt jedes Kunstwerk oder Möbelstück seine ganz eigene Geschichte. Dies ist die Handschrift von UR HolzArt. Die Philosophie: Geschichte des Holzes, Einzigartigkeit, Kreativität und Leidenschaft. Diese Elemente stehen bei den Holzkreationen im Zentrum. Die Beschaffenheit jedes ein zelnen Holzes weckt in mir Ideen. Individualität steht bei meinen Arbeiten stets im Vordergrund. Das Holz: Ich verwende ausschliesslich Altholz und bin ständig auf der Suche nach dem richtigen Holz. Dabei beschränke ich mich nicht nur auf eine Holzart. Das Handwerk: Die Skulpturen und Möbelstücke sind alles Unikate, von mir entworfen und in Handarbeit hergestellt. Die Details: UR HolzArt steht für Liebe zum Detail. So sind Holzzapfen von mir handge macht, Beschläge oder Griffe speziell ausgewählt. Die Kategorien: Die Arbeiten können in Kategorien Kunst, funktionale Kunst und Möbel eingeteilt werden. Die Übergänge sind fliessend und oft eine Kombination aus Kunst und Möbelstücken. UR 4 YOU: Unter diesem Motto stelle ich auch gerne Stücke auf Mass und nach individu ellen Vorstellungen der Kunden her. HolzArt. Ursin Riedi, Aspermontstr. 24, CH-7000 Chur Tel.: +41 79 726 49 37, E-Mail: ursin.riedi@urholzart.ch www.urholzart.ch
Get youR ticket At
0.b cHF 4 HF 200.a s t e k c ti bc ecials a ritz.ch Hotel Sp orldcup.stmo iw w w w.sk “
E t o urisen r r ü f h re „E infacffentlichen Verkehnrieasnsen ö ge mit dem die Rück fahr t is t a und gr
185x124_WC_Finals.indd 1
02.11.15 14:08
www.buntschlin.ch
Bun di, bun appetit, Bun Tschlin! Bun Tschlin gratuliert PIZ zum Jubiläum und stösst an auf weitere 25 Jahre pfiffigen Journalismus aus Südbünden. Tuot il bun, giavüschan quels da Tschlin!
www.una-manufaktur.com
Bun Tschlin, info@buntschlin.ch www.buntschlin.ch
www.hausvna.ch
2016 – alberto Giacometti, 1901–1966
Galerie CurtinS P u b l i k a t i o n e n Via Stredas 5
St. Moritz
G r a f i k e n 079 431 86 63
f o t o S
galerie-curtins.ch
Galerie Palü Via Maistra 111 CH-7504 Pontresina T +41 (0)81 842 76 35 info@galeriepalue.com www.galeriepalue.com
Nr. 2503, Momentum: Piz Badile am Morgen
Nr. 2504, Momentum: Piz Badile am Abend
Galerie Chasa d’Art R. Mirer Plaz, CH-7530 Zernez Tel. +41 (0)81 856 15 95 info@galerie-mirer.ch www.artmirer.com Öffnungszeiten Mi – Sa 15.00 – 18.00 Uhr So – Di geschlossen
Zeichenkunst einst und jetzt – Marcel Gähler und Andrea Robbi im Andrea Robbi Museum Sils Maria vom 15. Dezember bis 10. April Chesa Fonio, neben der Kirche, 7514 Segl/Sils Maria Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 16 bis 18 Uhr Eintritt CHF 6.–, Jugendliche CHF 4.– www.andrearobbimuseum.ch © Marcel Gähler, Bleistift auf Papier, ohne Titel, 2008, 6,7 x 8,8 cm
F O T O E S S AY
Natur erleben B
ergschule Avrona, Tarasp:
Müssen von damals längst ein
Hier wohnen mehrheit-
Dürfen, ja ein Genuss geworden ist. Viele Ehemalige kommen re-
lich Kinder und Jugendli-
che aus städtischen Regionen. Damit sie sich an die für sie neue Umgebung in den Bergen gewöhnen,
MAYK WENDT Fotograf
gelmässig zu Besuchen zurück und schwärmen von der Region. Die hier gezeigten Aufnahmen entstan-
finden viele Schulaktivitäten draussen statt.
den mit einer analogen Mittelformatkamera im
Die Jugendlichen sollen unter anderem lernen,
Nationalpark, im Val Tuoi und in Scuol.
wie unterschiedlich sich Gehen auf dem Waldboden, auf Felsen oder auf Schnee anfühlt. Oft sind solche Ausflüge eher ein Müssen. Aber viel-
Mayk Wendt, *1982, wuchs im Osten Deutsch-
leicht werden die Schülerinnen und Schüler im
lands auf und bereiste als Fotograf Frankreich,
weiteren Verlauf ihres Lebens nie wieder so in-
Spanien, Italien und Neuseeland. Er ist Mitglied
tensiv mit der Natur in Kontakt kommen und
der Fotojournalisten-Vereinigung «freelens». Ne-
viele hätten freiwillig wohl keinen Fuss in den
ben seiner Fotografentätigkeit studierte er in
Nationalpark gesetzt. In den vielen Begegnun-
Dornach Sozialarbeit und ist heute Mitglied der
gen mit Ehemaligen zeigt sich, dass aus dem
Leitung der Bergschule Avrona, Tarasp.
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
55
56
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
57
piz : Publireportage
Auktionen St. Moritz AG
10. Auktion, Samstag, 20. Februar 2016 Was als Versuch mit lediglich 50 Lots 2009 begann, hat sich nun, nach nur neun Auktionen zu einem auf alpenländische Volkskunst und Gemälde der Schweizer Kunst spezialisiertes, weitherum bekanntes und anerkanntes Auktionshaus entwickelt.
S
eit 2012 verfügt Auktionen St. Mo-
In der Rubrik «Bücher, Stiche, Fotos und
Was den Handel in der Sparte Möbel betrifft,
ritz AG über eine eigene Galerie an der
Druckgraphiken» sticht unter anderem das Ori-
geht die Nachfrage tendenziell immer mehr in
Via Mezdi 3. Neben den Highlights der
ginalplakat von Walter Küpfer (7. Grosses Ski-
Richtung rustikaler, schlichter Formen mit
jeweils kommenden Auktion werden darin unter
Rennen St. Moritz, 1911) hervor. Es taucht nur
skulpturalem Charakter. Nicht dieser Strömung
dem Jahr auserlesene Gemälde der Schweizer
noch ganz selten im Handel auf. Daneben gibt
zugehörend aber von wunderschöner Ausfüh-
Kunst und Antiquitäten der alpenländischen
es wieder viele historische Fotografien bekann-
rung und mit spannender Geschichte ist der
Volkskunst zum Kauf angeboten. Zudem orga-
ter Bündner Fotografen wie A. Steiner, E. Meer-
Renaissance-Schrank (17. Jh.) aus dem VonSalis-Altbesitz im Oberengadin.
nisiert das Haus in unregelmässigen Abstän-
kämper, O. Rutz und vielen anderen im Angebot.
den Verkaufsausstellungen ausschliesslich mit
Als typische Arbeit von Albert Steiner darf die
Werken von Künstlern aus dem 19. und 20.
Aufnahme «Winterzauber bei St. Moritz» be-
der Vorbesichtigung jeweils Donnerstag / Frei-
Jahrhundert, die einen Bezug zum Engadin
zeichnet werden. Vielfältig und von hoher Qua-
tag / Samstag vor der Auktion im Hotel Laudi-
hatten. So war die vergangene Sommeraus-
lität ist auch die Auswahl an Gemälden. Werke
nella ausgestellt. Selbstverständlich haben Sie
stellung mit Gemälden von Jean Lehmann
von Gian Casty, Erich Erler, Alois Carigiet, Clara
ab Februar auch die Möglichkeit, nach Verein-
(1885–1969) für viele eine veritable Überra-
Porges, Jean Lehmann und vielen anderen
barung die einzelnen Stücke zu besichtigen.
schung und Wiederentdeckung. Das Credo von Auktionen St. Moritz AG
Sind Sie neugierig? Alle Lots sind anlässlich
stehen zum Verkauf. Herausragend ist das Blumenstillleben von Cuno Amiet.
bleibt auch für die 10. Auktion dasselbe – Qua-
Die Volkskunst ist mit antiken Spielzeugen
lität vor Quantität. Wieder stehen rund 450 Lots
aus Graubünden vertreten. Amüsant und
zum Kauf. Jedes Angebot wird im umfangrei-
gleichzeitig unglaublich faszinierend: der mit
chen Katalog mit einem oder mehreren Fotos
einer Kurbel handbetriebene Spielautomat aus
abgebildet, zudem detailliert beschrieben und
der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert. Dargestellt
mit Literaturhinweisen ergänzt.
sind eine Schuhmacherei und eineSchmiede.
Galerie von Auktionen St. Moritz AG Via Mezdi 3, 7500 St. Moritz www.asteauktionen.ch
Disegnà da Christof Rösch Designed by Christof Rösch Prodüt exclusiv da Curdin Müller Exclusively produced by Curdin Müller
Christof Rösch Kunst + Baukunst Schigliana 183 CH-7554 Sent
Curdin Müller Falegnamaria Sclamischot CH-7558 Strada www.mobigliamueller.ch
Qualitätsprodukt aus dem Engadin | Handwerkliche Tradition gepaart mit zeitlosem Design Ressourcenschonend dank sparsamer Konstruktion | Wertschöpfung zu hundert Prozent im Tal
Gehört die Schule noch ins Dorf ? Allgemein wird gesagt, dass die Schule im Dorf bleiben soll. Dies sei für alle Beteiligte das Beste. Stimmt diese Aussage oder ist sie eher eine Floskel? Die Schulen im Unterengadin sind jedenfalls im Wandel.
Text: Mario Pult
F
rüher hatte jede selbständige Gemeinde ein ei-
Doch die Entwicklung ist nicht einheitlich. Ardez
genes Schulhaus – die Kinder verbrachten ihre
(das heute politisch zu Scuol gehört) durfte seine
Schuljahre im eigenen Dorf, mussten es nicht
Oberstufe behalten. Ausschlaggebend war die Zahl
verlassen. Doch die demografische Entwicklung hat
der Schüler und nicht die Infrastruktur. In Ramosch
einige Gemeinden gezwungen, neue Lösungen zu
(heute Teil der Gemeinde Valsot) bleibt die Schule,
finden. Die Folgen: In Lavin gibt es ein geräumiges
obwohl Tschlin (als Teil der gleichen Gemeinde) das
Schulhaus, gebaut vor 16 Jahren. Die drei Schulzim-
neuere Schulhaus hat.
mer sind ideale Räume, die immer wieder genutzt werden – allerdings nicht von der Schule. Ein Plakat
Vor- und Nachteile der Schule im Dorf
erinnert daran, dass die Räume gemietet werden
Noch herrscht die Meinung vor, dass es ideal sei,
können. Die Mehrzweckhalle daneben mit ihrer
wenn Kinder die Schule im eigenen Dorf besuchen
ausgebauten Infrastruktur ist für Anlässe geeignet –
können. Doch diese Aussage stimmt dann nicht
und solche finden hier auch immer wieder statt.
mehr, wenn die Schülerzahl über Jahre nur minimal
Eine ähnliche Situation in Tschlin: Auch hier wird
ist. Dann leiden die Schüler und die Schulqualität.
nur die Mehrzweckhalle des Schulhauses regelmäs-
Die Kinder sollten die Möglichkeit haben, ihre Ka-
sig für Anlässe genutzt. Gebaut 1993, gingen im
meraden und Freundinnen aus einer grösseren
Tschliner Schulhaus nur zehn Jahre lang Kinder ein
Gruppe auszuwählen. In Klassen mit weniger als
und aus – seither steht es meistens leer.
fünf Schülern kann das problematisch werden. Und
In vielen anderen Orten trifft man auf den Pausen-
der klassenübergreifende Unterricht, der in solchen
plätzen vor den Schulhäusern keine Kinder mehr an.
Kleinstschulen oft Alltag ist, kann zwar eine Berei-
Auch im Münstertal gibt es Schulgebäude die, nicht
cherung sein, aber nur wenn er die Lehrperson
mehr für schulische Zwecke genutzt werden.
Oberstufe schon früher betroffen
wichtige Komponente im zukünftigen Leben der
Was sich nun in der Unterstufe immer häufiger zeigt,
jungen Menschen.
erlebte die Oberstufe schon früher: Ftan und Tarasp
Selbstverständlich überlegen sich Familien, die ins
mussten ihre älteren Schüler schon in den 1970er-
Engadin ziehen, ob sie in einem Dorf leben möch-
Jahren nach Scuol ziehen lassen. Aber die Primar-
ten, das keine eigene Schule mehr hat. Die heutige
schule durfte im Dorf bleiben. Sent kann seine Dorf-
Generation stellt allerdings die positiven Seiten der
schule behalten. Und das relativ neue Schulhaus in
Mobilität in den Vordergrund. Und die Organisa-
Strada wird weiterhin von der Oberstufe benutzt.
tion der Fahrten sowie der Mittagstische funktio-
Die zwei Fusionsgemeinden Scuol und Zernez profi-
niert ausgezeichnet. Und was für die älteren Schüle-
tieren nicht nur von ihrer wirtschaftlichen Stärke
rinnen und Schüler schon immer Alltag war – ein
und ihrer geografischen Lage, sondern auch davon,
Schulbesuch in einem anderen Ort –, kann auch für
dass die Schülerzahlen in den unmittelbaren Nach-
die Jüngsten spannend sein.
barorten sinken. Kommt dazu, dass in diesen Fusionsgemeinden Schulzusammenlegungen politisch leichter durchzusetzen sind.
60
nicht überfordert. Die sozialen Kompetenzen entwickeln sich in grösseren Gruppen besser – eine
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
Collavuraziuns sun uossa tradiziuns Sül sectur da la scoula haja dat i’ls ultims ons bleras müdadas. Ün grond problem per ün cumün es sgür üna chasa da scoula vöda. In avegnir stuvaran decider ils genituors che pais ch’els voulan dar a la fuormaziun da la cumünanza.
C
ur cha la Pro Engiadina Bassa ha gnü tematisà,
Las difficultats actualas dal IOF han procurà per di-
avant alch ons, l’avegnir dals differents s-cha-
scussiuns chi pudessan promouver la flexibiltà in
lins da scoula, s’haja skizzà plüssas variantas.
quist connex. Reto Pedotti es persvas: «Emoziuns
Sainza success esa gnü muossà via sül fat ch’ün pêr
sun inclegiantaivlas ma i sto regnar il san inclet.
scoulas collavureschan fingià daspö decennis e
Buna lavur po far la politica be sch’ella po preverer.»
ch’in general hajan quellas collavuraziuns funcziunà bain. Da manzunar sun quia in prüma lingia
La scoula as müda
ils duos s-chalins da Ftan e Tarasp chi vegnan ma-
«La nouva ledscha da scoula fa pretaisas cha’ls
nats a Scuol. Quista collavuraziun nun ha gnü l’esit
cumüns prouvan dad accumplir. Ils mainascoulas
cha’ls uffants dal s-chalin ot, üna jada finida lur
ed il temp da bloc sun indicaturs d’ün bun svilup»,
scoula obligatoria, nu vessan plü sustgnü las giuven-
disch Curdin Lansel, inspecter scolastic per l’Engia-
tünas localas, al cuntrari. S’inclegia chi ha vuglü ün
dina e la Val Müstair. Cha’l nomer da scolars in En-
tschert temp d’adattamaint. La partecipaziun a
giadina Bassa saja bainschi stabil sur ils ultims ons
festas ed üsanzas localas ha pati ün pa causa l’ab-
mo: «Ils centers han avantags invers la periferia ed
senza dals gronds. Mo l’incletta tanter ils cumüns es
ils cumüns pon mantgnair tschertas fuormas da
gnüda promovüda. Là ingio cha’ls uffants da scoula
scoula be schi sun pronts d’investir mezs finanzials.»
primara han gnü da müdar scoula e cumün (sco a
Ün s-chalin ot po spordscher il nivel C (nivel ideal
Susch, Guarda e Lavin) haja dürà ün tschert temp fin
per pussibiltar üna scolaziun tenor la fermezza dal
cha quai es dvantà normalità. Avant desch ons nu’s
scolar) eir scha’l nomer es suot 65 mo il cumün sto
vessa neir pensà chi detta infra damain d’ün de-
esser pront da surtour ils cuosts surplü. Quai es
cenni üna scoula A fin Z cul s-chalin superiur a Zer-
actualmaing il cas in Val Müstair. Cha las scoulas
nez. In Val Müstair s’han ils uffants adüsats da far al-
sun avertas invers nouvas fuormas muossa il fat chi
main quatter viadis al di.
vegnan spüertas maisas da mezdi in lös insolits.
Ün s-chalin ot regiunal
Perspectivas
«Pro la discussiun da la fusiun dals ses cumüns dad
Per cha’ls uffants possan giodair üna scolaziun opti-
Ardez, Ftan, Guarda, Sent e Tarasp al cumün grond
mala stuvaran far in avegnir pustüt ils genituors ün
da Scuol vaina adüna comunichà da laschar las
pass sur l’aigna sumbriva oura. Els ston esser pronts
scoulas i’ls cumüns fintant chi giaja», disch Reto
da dar daplü pais a la qualità da l’instrucziun ed a
Pedotti. El ha fat part da la gruppa chi ha trattà a
l’aspet social co als viadis a scoula ed a l‘absenza dal
fuond quist tema. Cha la tematica saja fich sensibla,
dachasa dürant il di. Forsa grataja da metter ils
cha quai hajan demuossà pustüt las reacziuns in
aspets cumünaivels i’l center e da’s render quint
connex culla collavuraziun cun l’Institut Otalpin
ch’üna regiun perifera po be viver sch’ella es flexibla
da Ftan (IOF). Be da manzunar chi pudess dar là üna
e scha la solidarità dvainta credo.
jada ün s-chalin ot regiunal saja stat sco da zappar
Id es necessari da far ponderaziuns in quist connex
aint in ün vesprer. Epür, a media vista sto gnir di-
e tour decisiuns a favur da la generaziun futura. Qui-
scusa quell’opziun. I nu po bain esser dezaint da fa-
sta dispuona lura da la basa per fuormar seis avegnir.
brichar localitats in ün lö e laschar vödas inglur oter.
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
61
BUCHER St. Moritzer Krimi
Drei Generationen Baumeister
Mintga di 14 auturas ed auturs
Reediziun dals comics da cult
Marga Vollen: «Skabiosenscheckenfalter.
Kristiana Hartmann: «Baumeister in
Texts curts, rumantsch grischun,
Paulin Nuotclà: «Comics rumantschs»,
Das Geschenk des toten Bankers», Some-
Graubünden», Institut f. Kulturfor-
illustrà, Chasa editura rumantscha,
commentari: Arnold Rauch, Chasa
dia Buchverlag, Fr. 24.–
schung, Verlag Desertina, 2015, Fr. 48.–
2015, 24 francs
Editura Rumantscha, 2015, 12 francs
Der erfolgreiche Ban-
Das umfangreiche
Quest cudesch cun
Dal 1976 enfin 1989
ker Arno Jetzer wird
architektonische
dies liber cumpara
ha Paulin Nuotclà
brutal niedergesto-
Werk der drei Gene-
sco rimnada da car-
creà mintga mais in
chen. Seine Frau
rationen Nicolaus
nets. Ils fascichels
comic, quels qua-
Claire findet ihn in
Hartmann zwischen
cun ina cuverta colu-
derns èn spert daven-
seinem Blute liegend
1850 und 1950 doku-
rada èn deditgads
tads cult tar pitschen
in der Wohnung. Der Mord wirft
mentiert den rasanten Aufschwung
mintgamai ad in tema e vegnan ac-
e grond. Per la festa commemora-
hohe Wellen in der St. Moritzer
des Kantons Graubünden und des
cumpagnads d’illustraziuns en
tiva dals 20 onns dapi la mort da la
Gesellschaft. Kommissar Florian
Tourismus in den Schweizer Alpen.
furma da fotograms. Sin bunamain
fautura Bernina von Guaita cum-
Margadant steht unter Druck, das
Die Bauhistorikerin Kristiana Hart-
mintga pagina datti pleds che ve-
para questa reediziun cun insa-
Verbrechen schnell aufzuklären. Ein
mann – Enkelin von Nicolaus Hart-
gnan preschentads en tut ils idioms
quants comics rumantschs. Baldi e
geheimnisvolles Geschenk, das in
mann III. – stellt eine Auswahl der
ed en tudestg. Pleds ch’èn u rele-
collegas èn puspè qua, cun il me-
der Wohnung Jetzers vorgefunden
Bauwerke ihrer Vorfahren vor, einge-
vants per chapir l’istorgia u pleds
dem slantsch ed il medem spiert al-
wird, scheint eine Rolle zu spielen.
bettet in die kulturelle und wirt-
ch’èn per propi fitg differents dad
lert per furbarias! Bler divertiment
War es für eine der Frauen bestimmt,
schaftliche Entwicklung. Historische
in idiom a l’auter. –Auturas ed au-
da leger e (re)scuvrir questa reedi-
die ihn liebten und war Eifersucht
Fotos und Pläne sowie Geschichten
turs: Maria Cadruvi, Silvio Cameni-
ziun. Esa comic, esa da rier, per ru-
das Mordmotiv? Oder liegt der
und Anekdoten geben einen Einblick
sch, Rita Cathomas-Bearth, Aita
mantsch. Esa ün comic, esa ün uni-
Schlüssel zur Aufklärung des Verbre-
in ein ganzes Jahrhundert. Das Werk
Dermont-Stupan, Dominique Do-
cat, impustüt sch’el es rumantsch!
chens etwa im beruflichen Umfeld?
von Nicolaus Hartmann III. wurde
sch, Flavia Hobi, Fadrina Hofmann,
War dem Banker jemand aus seinem
bisher vor allem wissenschaftlich
Chatrina Josty, Myriam Pelican-Ca-
Beziehungsnetz, das bis nach Paris
dokumentiert. Ohne die Leistungen
menisch, Viola Pfeiffer, Tinetta
reichte, so feindlich gesinnt, dass er
seiner eigenen Vorfahren wäre es
Rauch, Eva Riedi Collen, Claudio
ihn aus dem Weg schaffen wollte?
nicht denkbar.
Spescha, David Spinnler.
Die erste vollständige Sammlung der von Generation zu Generation überlieferten «Surnoms», der Spottnamen der Engadiner Dörfer und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner. Gesammelt und zum Teil neu geschrieben von Nicolò Men Gaudenz. Mit Illustrationen von Niklaus Heeb. Romanisch und Deutsch. Per la prüma vouta vegnan publichats quia ils surnoms da tuots noss cumüns in ün tom. Ramassats e per part scrits nouv da Nicolò Men Gaudenz. Illustrà ha Niklaus Heeb. Rumantsch e tudais-ch. Bestellung: 84 Seiten, Fr. 29.50 + Porto info@pizmagazin.ch, Edition piz, Schigliana 183, 7554 Sent stranglavachas KUHWÜRGER
magliachagnas HUNDEFRESSER
porchs SCHWEINE
tschiainders ZIGEUNER 62
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
Mehr Engadiner Krimis
Tafelrunden
Daniel Badraun: «Schwarzeis», Emons
Overath/Koch (Hg.): «Tafelrunde.
Verlag, und «Muschelgaul», Gmeiner-
Schriftsteller kochen für ihre Freunde»,
Verlag, 2015, Taschenbücher
Luchterhand, 2012, Fr. 28.90
Daniel Badraun ist im
Die Nicht-Jägerin
Engadin aufgewach-
Erica Pedretti nimmt
sen. Lange Reisen
uns ganz unpolemisch
führten ihn rund um
engagiert mit auf die
die Welt. Er war Mö-
Pirsch. Wir lernen ein
belpacker, Skilehrer
paar Vokabeln Jägerla-
und Sozialarbeiter. Mit seiner Frau
tein, dass für die Jagd eine Jacke
lebt der Vater von vier erwachsenen
praktischer ist als ein schlabbern-
Kindern heute im Schaffhausischen
der Mantel und dass man sich un-
und arbeitet als Lehrer und frei-
bedingt von einem Profi zeigen las-
schaffender Autor. In seinen Krimis
sen sollte, wie man die Patronen
für Kinder und Erwachsene – er
einlegt. Iso Camartin schwärmt für
schreibt deutsch und romanisch –
die Froschschenkel seiner Kindheit.
kommt der Humor nicht zu kurz.
Leo Tuor konsultiert für sein «ro-
Badraun löst in seinen Büchern
manisches Menü» das «Cudisch de
nicht nur Kriminalfälle, die im
Cuschinar» mit seiner numerologi-
Oberengadin spielen, es finden sich
schen Nagelprobe. Herausgeber der
darin immer auch Bezüge zu ak-
appetitlichen kulinarischen Antho-
tuellen politischen Entwicklungen
logie sind die Wahl-Senter: Ange-
samt kritischer Bezüge zu den
lika Overath, der Literaturwissen-
typischen Erscheinungen des über-
schafter Manfred Koch und ihre
bordenden Tourismus.
Tochter Silvia Overath. (es)
BUCHER Die Giacomettis
Oben am Berg
Re-Edition: König der Bernina
Christian Schocher, Filmer
Div. Autorinnen und Autoren: «Die
Daniela Schwegler: «Bergfieber – Hüt-
DVD: «König der Bernina». Re-Edition
Marcel Bächtiger, Andreas Mueller:
Giacomettis – eine Künstlerdynastie».
tenwartinnen im Porträt», Rotpunktver-
des Filmes von 1957. Lovefilm DVD-
«Christian Schocher, Filmemacher», DVD
Salm Verlag, 2015, Fr. 48.–
lag, Fr. 38.–
Verleih. Fr. 19.90
ab Februar 2016 im Handel.
Die Giacomettis aus
Vom schlichten Mat-
«König der Bernina»
Christian Schocher,
Stampa im Bergell
ratzenlager bis zum
heisst ein Liebes-
Regisseur des legen-
hatten ihre Wir-
Gourmetrestaurant
roman des Schweizer
dären Spielfilms «Rei-
kungsstätten in
auf 3000 Metern – die
Schriftstellers
sender Krieger»
München, Zürich,
Hütten in den
Jakob Christoph
(1980), ist der grosse
Florenz und Paris.
Schweizer Alpen ha-
Heer. Ernst Lubitsch
Unbekannte des
Das in dieser Intensität und Bedeu-
ben viele Gesichter und mit ihnen
hatte das Drama, das im französisch
Schweizer Films und inzwischen
tung in der Kunstgeschichte wohl
auch die Menschen, die dort wirken
besetzt Engadin des 19. Jahrhun-
Bündner Kulturpreisträger. Seine
einmalige Schaffen einer einzelnen
und werken. Zwölf Frauen zwischen
derts spielt, noch als Stummfilm
Werke entstanden unter abenteuerli-
Künstlerfamilie nahm mit zwei prä-
32 und 79 Jahren geben Einblicke in
mit dem Titel «Eternal Love» in
chen Bedingungen mit Freunden
genden Bergeller Volksschullehrern
ihr Leben als Hüttenwartin. Ob alpi-
Hollywood herausgebracht. 1957
und Bekannten, ohne Drehbuch und
seinen Anfang. Dabei ist es nötig, den
nes Urgestein oder Quereinsteigerin
entstand das Remake als öster-
ohne geschriebene Dialoge, dafür
Begriff Familie weiter zu fassen als
aus der Stadt, Mutter oder Single-
reichisch-schweizerischer Heimat-
mit einer unbändigen Lust am Expe-
eine blosse Abfolge väterlicher Gene-
Frau, Handwerkerin oder Akademi-
film. Jetzt kommt diese Fassung als
riment. Im verwunschenen «Chalet
rationen. Denn ohne die während
kerin, Schweizerin oder Auslände-
Re-Edition auf DVD heraus. Sie er-
Sanssouci» ausserhalb Pontresinas er-
Jahrhunderten geschlossenen Ehen
rin: alle haben sie das Bergfieber!
zählt die tragische Geschichte des
zählt der Filmemacher erstmals aus-
zwischen angestammten Bergeller
Darum zieht es sie jede Saison erneut
Markus Paltram, der als Sohn eines
führlich über die Entstehungsge-
Familien – italienischsprachig, refor-
in die Berge. Direkt und mit viel Hu-
vermeintlichen Mörders das Dorf
schichte seiner Werke, über seine
miert, strebsam, gebildet und weltge-
mor schildern diese Frauen das Le-
verlassen und bei seiner Rückkehr
Ideen und Obsessionen, über die Er-
wandt – ist das Phänomen der Giaco-
ben mit Wind und Wetter, die grosse
die Liebe hart erkämpfen muss.
folge und tiefen Enttäuschungen sei-
mettis nicht zu erklären. Ein Band
Freiheit dort oben am Berg und die
Obwohl es am Schützenfest zum
ner Karriere und über die Freunde,
herausgegeben von der Fondazione
Demut, die er lehrt. Tourentipps
Eklat kommt, hat die Geschichte
die sein Leben genauso bevölkern
Centro Giacometti.
runden die Porträts ab.
schliesslich ein glückliches Ende.
wie seine Filme.
PIZZERIA Nairs Futur: Aufbruch Es sind aussergewöhnliche Zeiten im Kulturzentrum Nairs in Scuol. Die Bauarbeiten laufen nach Plan und das denkmalgeschützte Gebäude wird nach den Richtlinien der Denkmalpflege saniert und für den zukünftigen Ganzjahresbetrieb hergerichtet. Die Unternehmeraufträge sind zum allergrössten Teil in die Region vergeben. Dank der Unterstützung der «Stiftung für Innovation, Entwicklung und Forschung Graubünden» ist die Finanzierung von 3,75 Mio. Franken gesichert. Die Region Unterengadin und viele grosse Kulturstiftungen aus der ganzen Schweiz sowie private Gönnerinnen und Gönner haben sich ideell und finanziell für die Zukunft von Nairs engagiert. Trotzdem
will auf die Bedeutung der gefährdeten Büvetta aufmerksam machen.
geht die Suche nach Geldern noch weiter, z.B. um den neuen multi-
Ihr droht ein Steinschlag aus dem darüberliegenden Hang – deshalb ist
funktionalen Veranstaltungsraum für Konzerte, Kino, Theater und
auch der Weg zur alten Trinkhalle gesperrt. Das Licht soll in der Nacht
Tagungen optimal ausstatten zu können.
so lange erstrahlen, bis der Hang gesichert und die Steinschlaggefahr
Mahnmal Büvetta
gebannt ist. Pro Helvetia hat diese Installation mit unterstützt. Beteiligen Sie sich an der Zukunft des Ensembles in Nairs, am Kul-
Zum denkmalgeschützten Ensemble von Nairs gehört auch die Büvetta.
turzentrum und der Büvetta. Und reservieren Sie sich schon heute
Sie erstrahlt täglich ab der Dämmerung bis Mitternacht als türkisfar-
das Datum der Wiedereröffnung von Nairs am 26./27. August 2016.
benes Juwel. Men Duri Arquint hat diese Lichtinstallation geschaffen.
Aktuelle Infos: www.nairs.ch
Arquint ist selbständiger Architekt mit Büros in Ardez und Chur.
Die Institutionen freuen sich auf Ihre Unterstützung:
Neben der klassischen architektonischen Tätigkeit realisiert er Licht-
Fundaziun Nairs, 7550 Scuol, IBAN CH38 0077 4110 4428 0210 0
und Rauminstallationen. Die Lichtinstallation ist ein Mahnmal und
Pro Büvetta Tarasp, 7553 Tarasp, IBAN CH14 0077 4010 2505 8530 0
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
63
PIZZERIA Tschliner Bier aus Martina Das Tschliner Bier ist nach einigem Auf und Ab in der Startphase ein grosser Erfolg geworden. Die Produktion kann die Nachfrage nicht mehr decken – die Räume in Tschlin sind zu klein geworden. Die Biera-
Holzkurse im Marmorwerk Wo früher Marmor- und
ria ist deshalb im Herbst nach Martina in das von den Kraftwerken nicht mehr gebrauchte Gebäude umgezogen. Dort wird mit dem gleichen Wasser
Serpentinblöcke bearbeitet
und in gleicher Qualität weiter gebraut, aber bei
wurden wird jetzt mit Holz
wesentlich einfacheren logistischen Verhältnissen.
gearbeitet. Das Centro
Die Bieraria hat zur Finanzierung versucht, über
Tecnologico di Legno in
die Crowdfunding-Plattform 100-days.net 29000
Poschiavo hat den Betrieb aufgenommen. Hier wird ein Kompetenzzentrum nicht nur für die Südbünder Holz-
Franken für Investitionen zusammenzutrommeln. Bei Redaktionsschluss war das Resultat dieser Aktion noch nicht bekannt. www.bieraria.ch
fachleute aufgebaut, sondern auch für Berufsleute aus den
Spitalplanung am Beispiel Susch
angrenzenden Regionen Veltlin und Lombardei. Kurse vom traditionellen Handwerk
dass damit die eigene Bedarfsplanung untergraben werde. Der Hintergrund: Kantone müssen für ihre
Bundesverwaltungs-
Patienten auch dann mitzahlen, wenn sie sich in ei-
tung werden angeboten.
gericht hat am Beispiel der
nem ausserkantonalen Spital behandeln lassen, das
www.centec.ch
Burnout-Klinik in Susch
auf einer Liste steht. Das Bundesverwaltungsgericht
festgehalten, dass die Kan-
verlangt jetzt eine bessere Koordination unter den
tone ihre Spitalplanungen
Kantonen. Für die Klinik in Susch hat der Entscheid
besser koordinieren müssen. Graubünden hat die
vorerst keine direkten Konsequenzen. Zwar gibt es
Clinica Holistica in die Spitalliste aufgenommen.
dort wieder nur fünf Plätze für allgemein versicherte
Damit konnte die Institution stark ausbauen und
Patienten aus Graubünden. Privatpatienten kann
bietet heute 50 Betten an. Der Kanton Zürich klagte
die Klinik aber weiterhin ohne Einschränkungen
gegen die Bündner Spitalliste, weil er davon ausging,
aufnehmen – auch solche aus dem Kanton Zürich.
Das
bis zur Hightech-Verarbei-
Werbung
Hommage an Alberto Das Titelbild der 50. piz-Ausgabe trägt den Titel «Fernsicht» und stammt von der Künstlerin Regula Stücheli. Sie bildete sich an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich und in Wien aus. Seit 1989 malt sie. Ihre Bilder erzählen Geschichten in leuchtenden Farben. Sie beschäftigen sich auch mit Kunstgeschichte und mit der Rolle der Kunst in der Gesellschaft. Das links abgebildete Werk trägt den Titel «Hommage an Alberto». Es entstand in Zusammenarbeit mit dem IWB-Atelier für die Integration von Menschen mit Behinderung. Es handelt sich um ein Remake von Alberto Giacomettis Skulptur «Der Wagen» (1950). Diese Skulptur stellt den Zusammenhang zur Lebenswelt von Menschen mit körperlicher Behinderung dar. Die verwendeten Strickschläuche und -flächen wurden von der IWB-Bewohnerin Ruth Frei aus Wollresten und -flächen hergestellt. Im Sommer 2015 stellte Regula Stücheli in der Tuor Vonzun in Ardez aus. Sie lebt und arbeitet in Zürich. www.regulastuecheli.ch
64
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
Gepflegte
<Websites> Nur ein aktueller OnlineAuftritt ist ein gutes Aushängeschild für Ihr Angebot! Meine Leistungen: Webdesign und Programmierung, Update bestehender Websites, E-Mail Newsletter & Online Marketing
piguetweb.ch
Webpublishing aus dem Engadin Jon A. Piguet, Via Sura, CH 7554 Sent Telefon +41 81 860 31 81
PIZZERIA Hotel Waldhaus, Sils-Maria Winterprogramm 2015/2016
5.2.
Boogie Woogie mit dem Silvan-Zingg-Trio.
8.2.
Film: «Usfahrt Oerlike». Mit einer Einleitung des Regisseurs Paul Riniker.
Details und Ergänzungen: www.waldhaus-sils.ch
15.2. Dokumentarfilm: «Uhileko Nepal» aus den 1950er-Jahren über die Pionierarbeit von Toni
20.12. Beatrice Renz liest aus ihrem neuen Buch «Ich
Hagen in Nepal. Einführung: Katrin Hagen.
liebkose euch mit meinen Augen». 24.12. Eine heiter-besinnliche Weihnachtslesung mit Renate Heuser.
18.2. Jazzkonzert: Echoes of Swing. 19.2. Gespräc:h: Der Künstler Constant Könz und seine Biografin Marcella Pult.
27.12. Buster-Keaton-Stummfilme live begleitet am Piano von Gigi Marson.
23.2. «La stria creativa ed il velo da valü». Romanisch-deutsche Sprachspiele und Musik. Mit
29.12. Sinfonieorchester Engadin spielt Weber,
Angelika Overath, Leta Mosca, Rudolf Lutz.
Schubert und Haydn. Im Schulhaus Sils. 31.12. «Circus Waldhaus» Silvesterball. Mit Clau
26.2. Urs Kienberger schildert spannende und entscheidende Momente der Hotelgeschichte.
Maissens Clamür und dem Waldhaus-Trio. 4.1.
Trio Ecco spielt Beethoven, Bach und Brahms.
8.1.
Die Mezzosopranistin Vesselina Kasarova und das kleine Ensemble des Sinfonieorchesters
29.2. Arno Camenisch liest aus «Die Kur». Musi7.3.
liest Alain Claude Sulzer. 10.1. Alain Claude Sulzer im Gespräch mit Iso
Dagobert Cahannes, dem Marathon-Arzt
«Opernliebe». Mit Gesangseinlagen.
Andi Grünenfelder und dem langjährigen
Semadeni über ihren Roman «Tamangur».
Streckenleiter Dumeng Giovanoli. 14.3. Französische Melodien mit der Sopranistin Olivia Stahn, am Klavier Stefan Paul. 21.3. Dreimal Amerika und zurück! Abendgespräch mit Urs Kienberger.
17.1. Serenade mit Alphorn: Klassische Musik mit Naturtönen gewürzt. 22.1. Szenische Lesung aus «Mr. Fips in St. Moritz». verstorbenen Bündner Autor Tista Murk.
3.2.
Konzert mit dem Stradivari-Quartett.
traditionellem Handwerk. Die Teilnehmer erleben unmittelbar, wie ein Objekt oder Produkt entsteht. In
den, wird ohne Maschinen gearbeitet. Angekündigt sind für den laufenden Winter die Vermittlung von Kenntnissen in der Polsterei, in FrescoSecco- und Sgrafitto- oder Holzintarsien-Technik. Dazu gibt es künstlerische Kurse: Bildhauerei, Radierungen oder Mosaike. www.promanufacta.ch
29.3. Klaviertrios von Schubert, Debussy und Chopin. Angela Winkler liest Rilke u.a. 1.4.
Literatur: Chasper Pult im Gespräch mit Zsuzsanna Gahse.
Szenische Lesung aus Erri de Lucas' «Das Gewicht der Schmetterlinge».
die verschiedensten Kurse in
27.3. Blues Blend Band aus Frankfurt.
29.1. Literatur: Chasper Pult spricht über den 1.2.
Vulpera. Vermittelt werden
jeweils vormittags stattfin-
12.3. Gespräch mit Ski-Marathon-Speaker
15.1. Literatur: Chasper Pult im Gespräch mit Leta
bot im Ferienzentrum in
Elisabeth Binder liest unter dem Motto «In
Camartin über Sulzers neuen Romand
James Salter auf dem Dach Europas.
heisst das neue Kursange-
den mehrtägigen Kursen, die
11.3. Jazz: Walter Weber mit New Orleans Band.
12.1. Dokumentarfilm: «Mythos Mont Blanc» – mit
Pro Manufacta Engiadina
kalische Begleitung: Christian Brantschen. der Unterwelt der Kobolde».
Basel führen Rossini-Werke auf. Dazwischen
Handwerk vermitteln
9.4.
Saisonende: Männerchor Las Lodolas, Instrumentalist Pius Baumgartner, Trio Steidle.
Chemierückstände in Bergseen
auch ausgewaschen und finden sich in der Umwelt
Die Umweltorganisation Greenpeace hat im Sommer
wieder. Sie werden dort nur sehr langsam abgebaut.
La Punt muss warten
2015 aus den Macunseen oberhalb von Lavin und
Vor allem bekannte Bekleidungsmarken in diesem
Das Dorf La Punt im Engadin
im Nationalpark Wasserproben entnommen – mit
Bereich müssten hier mehr Verantwortung zeigen,
muss sich noch während
bedenklichen Resultaten: Sowohl im Wasser der
forderte die Umweltorganisation.
Jahren mit dem Verkehr her-
Seen als auch im Schnee wurden im Labor hohe
umplagen. Die Umfahrungs-
Konzentrationen von per- und polyfluorierten
strasse wird nicht vor 2027 in Betrieb gehen können. Zwar
Chemikalien (PFC) gefunden. Die Proben waren Teil
sind nun alle Unterlagen für
einer weltweiten Kampagne gegen die Verwendung
eine Bewilligung zusammen,
von umweltschädigenden Chemikalien bei der
doch die Umweltverbände
Herstellung von Kleidern. Zuerst standen Sportarti-
Pro Natura und WWF haben
kel- und Kinderkleiderproduzenten im Zentrum der
Rekurs gegen die ihrer Mei-
Kampagne – dann zeigte Greenpeace mit dem Finger
nung nach «überrissene»
auf Marken, die Outdoorbekleidung herstellen und
Lösung eingereicht, die zur
verkaufen. Die PFCs machen die Kleidungsstücke
Landschaftszerstörung führe.
schmutz- und wasserabweisend, aber sie werden
Baubeginn ist frühestens 2018.
piz 50 : Winter | Inviern 2015/2016
65
VORSCHAU / PREVISTA Handwerk | Artisanadi Wenn Menschen mit ihren Händen arbeiten und werken, entsteht Handwerk. Viele kleine und mittlere Betriebe in Südbünden pflegen das Handwerk. Die Handwerkerinnen und Handwerker sind Dienstleister, Meister in ihrem Fach – eigentliche Künstler. Solche Fähigkeiten wollen erlernt werden und sie werden oft von Generation zu Generation weitergegeben. Doch es gibt auch traditionelle Bearbeitungsmethoden, die mit der technischen Entwicklung oder wegen der Einführung einer neuen Technologie verloren gingen. Je mehr solch altes Wissen verloren geht, desto wichtiger wird die handwerkliche Aus- und Weiterbildung. Sie hat einen neuen Stellenwert bekommen. Auch in Südbünden gibt es neue Institutionen, die dafür sorgen, dass das handwerkliche Wissen weiterlebt. piz wird in der nächsten Ausgabe über Institutionen und über Frauen und Männer berichten, die sich in diesem Gebiet engagieren.
IMPRESSUM Herausgeberin | editura Edition piz, Urezza Famos, Schigliana 183, 7554 Sent Tel. +41 (0)79 610 48 04, info@pizmagazin.ch, www.pizmagazin.ch Redaktion | redacziun Urezza Famos, René Hornung (rhg), redaktion@pizmagazin.ch Anzeigenverkauf | inserats E. Deck Marketing Solutions, Edmund Deck, Via Giovanni Segantini 22, 7500 St. Moritz, Tel. +41 (0)81 832 12 93, e.deck@bluewin.ch Produktion | producziun René Hornung, Eva Lobenwein Artdirektion, Grafik | grafica Eva Lobenwein, Innsbruck, www.dieeva.com Bildredaktion | redacziun da las illustraziuns Urezza Famos Bildbearbeitung | elavuraziun grafica TIP – Tipografia Isepponi, Poschiavo Korrektorat | correctorat tudais-ch Helen Gysin, Uster Copyright Edition piz, Scuol Druck | stampa AVD, Goldach (SG)
Foto: Stokkete / shutterstock
Autorinnen und Autoren, Fotos | auturas ed auturs, fotografias Ursula Bauer, *1947, Buchautorin und Journalistin, Zürich. Sina Bühler, *1976, freie Journalistin im Pressebüro St. Gallen www.pressebuero-sg.ch Edmund Deck, *1963, Marketingberater und Dozent, St. Moritz. Er betreut die Werbekunden des Magazins piz. Ursina Fried-Turnes, Focusing-Trainerin in Traumarbeit, Meilen. www.spirituelletraumarbeit.ch
Magazin für das Engadin und die Bündner Südtäler Magazin per l'Engiadina ed il Grischun dal süd
Gregor Gilg, *1964, visueller Gestalter und Comic-Zeichner, Bern www.malepiwo.ch David Jenny, *1959, Mitarbeiter der Vogelwarte Sempach im Bereich Überwachung der Vogelwelt, Zuoz. Thomas Müller, *1965, freier Journalist, Zürich. Mario Pult, *1954, Mitarbeiter der Lia Rumantscha in Zernez.
www.pizmagazin.ch Nr. 50, Winter | Invern 2015 / 2016. Erscheint zweimal jährlich. Auflage: 23’000 Ex. Abonnemente: Edition piz, Schigliana 183, CH-7554 Sent. Zweijahresabonnement: Fr. 35.– (exkl. Versandkosten und Mehrwertsteuer). Das Abonnement ist mit einer Frist von zwei Monaten vor Ablauf kündbar. Ohne schriftliche Kündigung erneuert es sich automatisch um zwei Jahre. info@pizmagazin.ch Nächste Ausgabe: Juni 2016 Für unverlangt eingesandtes Text-, Bild- und Tonmaterial übernimmt der Verlag keine Haftung. – Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion.
Corinne Riedener, *1984, Redaktorin beim Kulturmagazin «Saiten» und Grafikerin, St.Gallen. Brigitte Schnetzler, *1965, Sozialpädagogin, Wanderleiterin, Sent, www.betreute-ferien.ch Pia Seiler, *1963, Journalistin für verschiedene Tageszeitungen und Magazine, Luzern. Regula Stücheli, *1963, Künstlerin. Lebt und arbeitet in Zürich. www.regulastuecheli.ch Ramona Thommen, *1987, freie Journalistin, Zürich. Bettina Vital, *1981, Übersetzerin und Koordinatorin für Rumantsch in der Bundeskanzlei, Bern. Matthias Vollmer, *1985, wissenschaftlicher Mitarbeiter am MediaLab des ETH-Lehrstuhls von Prof. Christophe Girot, Zürich. Mayk Wendt, *1982, Fotograf und Sozialarbeiter, Tarasp. www.maykwendt.com
Einziehen. Ausatmen.
Park Quadratscha, Samedan Exklusive Zweitwohnungen im Herzen des Oberengadins Der «Wohnpark Quadratscha» bietet an unverbaubarer Lage in der schönsten Ferienregion der Schweiz eine einmalige Wohnsituation, die keine Wünsche offen lässt. Eine äusserlich markante Architektur, die traditionelle Baumaterialien mit den Ansprüchen moderner Formensprache verbindet. Im Innern erlauben moderne, flexible Wohnungsgrundrisse eine individuelle Gestaltung der persönlichen Raumbedürfnisse. Grosszügige Fensterflächen geben den Blick auf die imposante Bergkulisse frei und sorgen für helle, lichtdurchflutete Räume. Neben der überzeugenden Grundrissgestaltung sorgen hochwertige Apparate und Materialien für ein erstklassiges Wohngefühl. Der Ausbaustandard darf als hochwertig bezeichnet werden. Der Verkauf umfasst fünf 2½-, 4½- und 5½-Zimmer-Wohnungen im Rohbau. Somit können Ihre Ausbauwünsche optimal berücksichtigt werden.
Beratung + Verkauf:
Lazzarini AG Grossbruggerweg 1 CH -7000 Chur T. +41 81 286 97 97 verkauf @lazzarini.ch www.lazzarini.ch
Innenraumgestaltung: www.raum-ideen.ch