Piz #53 Energie [Energia]

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#53

Sommer | Stà  2017

MISTER  SICHERHEIT

Jachen  Gaudenz sorgt für die  zuverlässige  Stromproduktion der Engadiner Kraftwerke

«ICH KREIERE EINEN  NEUEN  ORT»

Bob Gramsma bringt Strassenkandelaber  aus  Zürich ins Bergell

BIOGAS  –  FRISCH   AB KUH

Das  von den Tieren produzierte Methan  wäre ein  idealer  Energielieferant

[  Energia  ]

Energie



INHALT / CUNTGNU Editorial. Energie | Energia

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Mister Sicherheit. Mit Jachen Gaudenz tief im Inneren der

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Staumauer Punt dal Gall der Engadiner Kraftwerke.

Energie für moderne Mägen. Bei Nesa Valentin lernt

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man Spezialitäten wie Bizzocals und Plain in pigna zubereiten. Eine kulinarische, kulturelle Reise durchs Engadin.

Lana da bescha – Wool is in the Air. Die Wolle der

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Bergschafe wurde lange als Abfall entsorgt. Jetzt wird sie für ganz unterschiedliche Zwecke wiederentdeckt.

«Ich kreiere einen neuen Ort». Der Künstler Bob Gramsma

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installiert im Rahmen der «Arte Albigna» Zürcher Strassenkandelaber in der Bergeller Bergwelt.

Neubauten als Kraftwerke. Die moderne Bautechnik, wie sie

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im Unterland praktiziert wird, lässt sich nur bedingt in die Bergregionen übertragen. In den Alpen gelten andere Gesetze.

Von Vulpera nach Sharm el-Sheikh. Die Hotelmanagerin

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Annatina Pinösch fordert mehr Kooperation im Tourismus, ihre Ideen hat sie bereits in der halben Welt umgesetzt.

Biogas – frisch ab Kuh. Die Methangas-Belastung

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wird der Landwirtschaft vorgeworfen, dabei könnte man diese Energiequelle sinnvoll nutzen.

Im Winter rauf, im Sommer runter. Samnaun nutzt eine bestehende Druckleitung für die Beschneiung und für die Stromproduktion.

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Bangen um die kulturelle Seele. Die Politik diskutiert über eine massive Senkung der Wasserzinsen. Doch viele Chöre, Schulen und Vereine sind darauf angewiesen.

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Abschied von Tsering Kyi. Flüchtlinge aus der ganzen Welt

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finden in Valchava Zuflucht und lernen bei Michaela Friemel Deutsch. Ein ständiges Kennenlernen und Abschiednehmen.

Das Solarhaus der Ameisenvölker. Was der Mensch vor fünfzig Jahren erfand, nutzte die Natur schon immer.

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Bücher. Neuerscheinungen aus der Region.

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Pizzeria. Aktuelles und Kulturhinweise aus Südbünden.

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Vorschau. Impressum.

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Titelbild: Staumauer Punt dal Gall in Livigno. Rechts: Detail aus dem Engadiner Kraftwerk Ova Spin. Fotos: Benjamin Manser


Wasser & Licht.

Erholung in reinem Mineralwasser. www.bognengiadina.ch | www.facebook.com/bognengiadina


Energie ist Leben Energia es vita Liebe Leserinnen und Leser – chara lectura, char lectur

O

hne Energie gäbe es kein Leben auf unserem Planeten. Energie ist aber nicht nur ein physikalischer Begriff, er beschreibt auch Zu-

stände oder Gemütsstimmungen und Veränderun-

S

ainza energia nu dessa ingüna vita sün nos planet. L’energia nun es però be üna noziun fisicala, ella descriva eir situaziuns o stadis

d’anim e müdamaints – fin a spiegaziuns esotericas

gen – bis hin zu unbestimmbaren esoterischen

da nu definir. Scha nus eschan plain forza, perseve-

Erklärungen. Sind wir kraftvoll, ausdauernd, be-

rants, decisivs, ambizius, diligiaints o intrapren-

stimmt, ehrgeizig, emsig oder unternehmungslus-

dents, lura ans para cha nus sajan plains d’energia.

tig, dann fühlen wir uns voller Energie.

Nus vain fat visita ad umans chi han ün’energia

Wir haben Menschen mit besonderer Energie be-

speciala: ad ün artist chi fa gnir linternas da via da

sucht: einen Künstler, der Strassenlaternen von Zü-

Turich illa regiun muntagnarda da la Bergiaglia, ad

rich in die Bergeller Bergwelt bringt, eine enga-

üna magistra ingaschada chi instruischa tudais-ch

gierte Lehrerin, die Flüchtlingen Deutsch lehrt,

a fügitivs, ad üna specialista d’hotellaria chi ha do-

EDITORIAL

eine Hotelfachfrau, die ihre Power schon auf der

vrà fingià sia forza vitala sün tuot il muond ed al

Urezza Famos

ganzen Welt eingesetzt hat, und den Sicherheits-

schef da sgürezza da las ouvras electricas d’Engia-

chef der Engadiner Kraftwerke. Wir berichten über

dina. Nus rapportain davart pasts indigens chi su-

nahrhafte Engadiner Kost und widmen uns Kühen

staintan ed ans dedichain a vachas e bescha chi’ns

und Schafen, die uns Energie im Form von Wolle

furnischan energia in fuorma da lana e da gas da

oder Methangas liefern. Und wir schauen in einen

Methan. E nus guardain in ün furmier ed impren-

Ameisenhaufen und lernen, dass diese kleinen

dain cha quistas bes-chinas tiran a nüz l’energia so-

Tiere schon immer die Solarenergie nutzten. Die In-

lara, daspö ch’ellas existan. Ils indschegners ed ils

genieure und Architekten bauen heute Nullenergie-

architects construischan hozindi chasas chi nu

häuser, doch in Räumen, deren Fenster nicht mehr

douvran energias estras; però da viver in locals in-

geöffnet werden können, fühlen sich viele nicht

gio chi nu’s po drivir las fanestras fa fastidi a blera

mehr wohl. Schliesslich stellen wird die doppelte

glieud. Finalmaing preschantaina l’ütilisaziun du-

Nutzung einer Druckleitung in Samnaun vor, in der

bla dad üna lingia da pressiun in Samignun pumpa

im Winter das Wasser für die Beschneiung der Pisten

d’inviern l’aua in ot per innaiver e chi srantuna

hochgepumpt wird und im Sommer ins Tal donnert

d’instà cun forza aval e prodüa curraint electric.

und zu elektrischem Strom wird.

In quista ediziun pon Ellas / Els leger texts da schur-

In dieser Ausgabe lesen Sie Texte von Journalisten

nalist(a)s da la «Posta Ladina». Las chasas edituras

der Zeitung «Engadiner Post / Posta Ladina». Die

dal magazin piz e da la «Posta Ladina» examine-

Verlage von piz-Magazin und «Engadiner Post /

schan actualmaing üna collavuraziun. I vain scleri

Posta Ladina» prüfen aktuell eine Zusammenar-

schi dà sinergias chi pudess gnir trattas a nüz e sün

beit. Sie klären ab, ob und welche Synergien ge-

che chomps chi pudessan dar cooperaziuns.

nutzt werden können und in welchen Bereichen Kooperationen möglich sind.

piz Tillas / Tils giavüscha bun divertimaint pro la

piz wünscht Ihnen viel Lesevergnügen. Wenn Sie

lectüra. Sch’Ella / sch’El abuneschan il magazin per

das Magazin für vier Jahre abonnieren, verlosen wir

quatter ons, guadagna Ella/El cun ün pa furtüna

als Geschenk einen Tagespass der Rhätischen Bahn.

üna carta dal di gratuita per la Viafier retica.

Schicken Sie also ein E-Mail an info@pizmagazin.ch.

Trametter ün e-mail a info@pizmagazin.ch. Daplü da

Mehr dazu auf Seite 59.

quai sün pagina 59.

piz 53 : Sommer | Stà 2017

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Mister Sicherheit Unterwegs mit Jachen Gaudenz in der Staumauer Punt dal Gall. Als Geschäftsleitungsmitglied der Engadiner Kraftwerke ist er der Sicherheitschef ßber den Stausee bei Livigno und die drei Kraftwerksstufen in Ova Spin, Scuol und Martina. Text: Jon Duschletta; Fotos: Benjamin Manser


W

ie viel Armierungseisen meint ihr, ist in

die Wasserseite – über Stunden beschienen. Rund

der Staumauer verbaut?» Mit dieser Frage

26 000 Quadratmeter Betonfläche werden dann

bringt Jachen Gaudenz die Besucher der

aufgeheizt, während die Luftseite der Staumauer im

Stauanlage Punt dal Gall im Grenzgebiet zwischen

kalten Schatten liegt. Durch diesen grossen Tempe-

dem Schweizerischen Nationalpark und Italien ins

raturunterschied der beiden Oberflächen entste-

Grübeln. Gaudenz steht in einem der fünf spärlich

hen Spannungskräfte. Die Folge: Die Betonkons-

beleuchteten Kontrollgänge, die im Innern der im-

truktion bewegt sich – allerdings nur bis zu 35 Mil-

posanten, 130 Meter hohen Staumauer verlaufen

limeter. «Ein Drittel der nordseitigen Staumauer hat

und über steile Betontreppen miteinander verbun-

die Sonne überhaupt noch nie gesehen», schildert

den sind. Die doppelt gekrümmte Bogenstaumauer

Gaudenz. Das aber stört die seltene Vogelart der

ist entlang ihrer Krone 540 Meter lang. Auf dieser

Mauersegler nicht, die sich in den Sommermona-

Krone verläuft die Verbindungsstrasse von der

ten hier im Schatten der Mauer tummeln. Nach der

Ofenpassstrasse nach Livigno. Die Staatsgrenze

Brutzeit, zum Herbstbeginn, fliegen sie in ihre afri-

zwischen der Schweiz und Italien quert die Stau-

kanischen Winterquartiere weiter.

mauer ungefähr in ihrer Mitte, bei der Zahlstelle für den Tunnel Munt la Schera.

Vom Lehrling zum Zentralenchef

«Und?» Jachen Gaudenz sieht seine Begleiter fra-

Jachen Gaudenz ist 57, Vater von drei erwachsenen

gend an. Bevor diese versuchen, sich auszudenken,

Söhnen und ein «Kraftwerkler» durch und durch.

wie viele Tonnen Eisen wohl in diesem Betonkoloss

Er hatte 1976, als 16-Jähriger, bei den EKW in Pra-

verbaut sein könnten, winkt er lachend ab: «Hier ist

della bei Scuol die Lehre begonnen. Da war das

überhaupt kein Eisen verbaut!» Zum Glück. Mit

Kraftwerk gerade mal sechs Jahre in Betrieb. Vier

korrodierendem Armierungseisen im Beton wäre

Jahre später schloss er als erster Maschinenschlos-

die mittlerweile gut vierzigjährige Staumauer näm-

ser im Unterengadin seine Lehre ab. Nach dem Stu-

lich längst zum Sanierungsfall geworden.

dium der Elektrotechnik an der damaligen Höheren Technischen Lehranstalt in Zürich arbeitete er

Das Retrofit-Programm

zwei Jahre in Poschiavo bei den Kraftwerken Brusio

Die Anlage der Engadiner Kraftwerke AG (EKW) ist

(heute Repower) und kehrte 1989 als Chef der Kraft-

in einem guten Zustand und wird zurzeit für die

werkszentrale an den Ort zurück, wo er seine Aus-

zweite Hälfte ihrer Konzessionsdauer fit gemacht.

bildung begonnen hatte.

«Retrofit» nennt sich das entsprechende Sanie-

Heute ist Jachen Gaudenz Mitglied der EKW-Ge-

rungsprojekt. Es ist auf die Dauer von dreieinhalb

schäftsleitung und verantwortet die Bereiche Be-

Jahren ausgelegt und kostet rund 25 Millionen

trieb und Instandhaltung Bau und Elektromecha-

Franken. Erneuert und revidiert werden unter an-

nik. Von den insgesamt 55 Mitarbeitern des Werkes

derem Drosselklappen, der Grundablass, die Hoch-

führt er dreissig, aufgeteilt in vier Arbeitsgruppen.

wasserentlastungsklappen, die Turbinen und die

«Früher reichte jeweils eine Geburtstagstorte. Heute,

elektrischen Anlagen.

da darf ich vier bringen», lacht er und lässt so

Die Staumauer Punt dal Gall besteht aus 32 einzel-

durchblicken, wie stark sich Arbeit und Pensum

nen, stehenden Betonelementen, die allein durch

verändert haben. «Damals war noch mehr prakti-

ihre ausgeklügelte Bauweise dem riesigen Wasser-

sche Arbeit angesagt, heute ist mein Job in erster Li-

druck standhalten. Wenn der Lago di Livigno im

nie ein Bürojob.» Für einen kurzen Moment wird er

Spätsommer seinen Höchststand erreicht, dann

nachdenklich.

drücken 164 Millionen Liter Wasser gegen die Mauer. «Genau dann ist sie am sichersten, weil der

Permanent kontrolliert

enorme Wasserdruck die Staumauer zusätzlich sta-

Jachen Gaudenz stoppt mitten im Kontrollgang vor

bilisiert», klärt Jachen Gaudenz auf.

einer seitlich in der Betonwand eingelassenen Ni-

Nicht mehr als 35 Millimeter Bewegung Aber auch wenn der Wasserspiegel im Spätwinter

sche. Er sucht den richtigen Schlüssel an seinem Schlüsselbund und öffnet die Gittertüre. Aus einer metallenen Ölwanne an der Decke der Nische ragt

und Frühling tief ist, bewegt sich die mächtige

ein zwei Millimeter dünner Metalldraht. Dieser

Mauer kaum. Dies, obwohl dann der Temperatur-

führt durch den Bodenrost und verliert sich in der

unterschied auf den beiden Seiten sehr gross wird.

dunklen Tiefe der Staumauer. «Ein Kontrollpendel»,

An sonnigen Tagen wird die Südseite der Mauer –

klärt er auf und ergänzt: «Das Wichtigste am Kraft-

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Vordere Doppelseite: Jachen Gaudenz in einem der fünf Kontrollgänge der Staumauer Punt dal Gall. Oben: Kraftwerkszentrale Ova Spin mit einer Francis-Turbine.

werk ist die Sicherheit.» Alle zwei Wochen messen

ist gerade ausgebaut und steht in ihrer ganzen

Anlage alle möglichen Daten und Werte. Dazu ge-

Grösse neben der Anlage. Sie wird im Zuge des

hören auch die insgesamt fünf Kontrollpendel, die

«Retrofit»-Programms gerade revidiert. In dieser

die Bewegung der Mauer zeigen. Sie sind zwischen

Zeit hält die Revisionsklappe das Wasser des Stau-

100 und 200 Meter lang und zeigen die horizonta-

sees zurück. Von hier strömt, je nach Bedarf, mehr

len Bewegungen der Staumauer. Aber auch die

oder weniger Wasser durch den knapp acht Kilome-

zahlreichen, an den Innenwänden der Kontroll-

ter langen Druckstollen zum Kraftwerk Ova Spin.

gänge sichtbaren Haarrisse im Beton sind erfasst,

Maximal 32 Kubikmeter Wasser donnern dort pro

nummeriert und überwacht. Auch die Menge des

Sekunde auf die Turbinen. Daraus lassen sich rund

austretenden Sickerwassers wird im Innern der

100 Millionen Kilowattstunden Energie pro Jahr ge-

Staumauer erfasst.

winnen. Das Kraftwerk Ova Spin mit seinem Aus-

«Jede Anlage ist, bedingt durch das jeweilige Ge-

gleichsbecken liegt, hydraulisch gesehen, je nach

lände, eine Einzelanfertigung und hat ein entspre-

Wasserstand 70 bis 200 Meter tiefer als der Ablass

chendes Eigenleben», erklärt Jachen Gaudenz. Von

des Stausees. Es ist aber nur die erste von insgesamt

allen Vorschriften, die es rund um Staumauern gibt,

drei Kraftwerksstufen. Von Ova Spin fliesst das

sei jene die wichtigste, welche verlangt, dass die

Wasser weiter nach Pradella in Scuol und von dort

Messwerte kontinuierlich aufgenommen, vergli-

weiter in die Zentrale Martina.

chen und allfällige Differenzen erklärbar sein müssen» Jedes Kraftwerk hat dafür seine Fachleute, die

Ausgleich in der Politik

die Verantwortung übernehmen. Ein externer Ex-

Jachen Gaudenz findet seinen Ausgleich zum Job in

perte überwacht jedes Jahr die firmeneigenen Fach-

der Familie und in der Politik. Sein erstes «Ämtli»

leute und alle fünf Jahre steht eine Kontrolle des

übernahm er in Scuol in der Kommission des ge-

Bundesamts für Energie ins Haus.

meindeeigenen Elektrizitätswerks. Später berief

Tonnen von Stahl

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klappe. Diese mächtige, 22 Tonnen schwere Klappe

und überwachen EKW-Mitarbeiter an und in der

man ihn in die Vormundschaftsbehörde. Als die Familie Gaudenz nach Lavin zog, wurde er dort in

Inzwischen sind wir am Fusse der Staumauer ange-

den Schulrat und in die Geschäftsprüfungskom-

kommen. Hier stehen die zwei Turbinen des soge-

mission gewählt. Er war Präsident des Kreises Sur

nannten Dotierkraftwerks, jenes Teils der Anlage,

Tasna und Vizepräsident der Regionalorganisation

der aus dem gesetzlich vorgeschriebenen Restwas-

Pro Engiadina Bassa (PEB). Seit der Gemeinde-

ser jährlich rund fünf Millionen Kilowattstunden

fusion Zernez Anfang 2015 ist er Vize-Gemeinde-

Strom produziert, bevor das turbinierte Wasser in

präsident und für das Departement Schule und Bil-

den Spölbach geleitet wird. Im angrenzenden

dung zuständig. Er sitzt unter anderem in der

Raum bleibt Gaudenz stehen: «Hier beginnt das ei-

Kommission Zernez Energia 2020, welche die Ge-

gentliche Kraftwerk.» Ein riesiges, rundes und

meinde in die C02-Neutralität führen soll. Seit drei

mehrteiliges Stahlgebilde leitet das Wasser aus dem

Jahren ist er auch FDP-Grossratsstellvertreter – bis-

Stausee zuerst durch die Revisions- und zwei Meter

her aber ohne Einsatz. Sein politisches Engagement

weiter vorne durch die Betriebssicherheitsdrossel-

sieht er «als Arbeit für die Allgemeinheit».

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Höchstmögliche Sicherheit

wird an die Partner Alpiq, Axpo und BKW abgege-

Jachen Gaudenz kennt die Gefahren rund um die

ben, aber auch an den Kanton Graubünden und die

Staumauern und Kraftwerke bestens. Es sind vor al-

Konzessionsgemeinden S-chanf, Zernez, Scuol und

lem Naturgefahren: starke Erdbeben und Lawinen,

Valsot. Die Partner finanzieren im Gegenzug den

Starkniederschläge oder Bergstürze, die in die Seen

Betrieb der EKW.

niedergehen. Er kennt aber auch die zahlreichen

Mit einer jährlichen Produktion von rund 1400

und mehrfach abgesicherten Sicherheits- und

Millionen Kilowattstunden decken die Engadiner

Überwachungssysteme, welche Fehler an den Anla-

Werke rund drei Viertel des Bündner Stromver-

gen früh erkennen und damit ein höchstmögliches

brauchs ab und gehören landesweit zu den zehn

Mass an Sicherheit garantieren.

grössten Wasserkraftwerken.

Und noch etwas gibt ihm Gewissheit: «All unsere

Für Jachen Gaudenz ist aber nicht die einzelne An-

Stauanlagen sind wahnsinnig überdimensioniert

lage, die Elektromechanik oder die Leittechnik das

gebaut. Wenn man merkt, dass etwas nicht stimmt,

Spannendste, sondern das Gesamtwerk. Gerne be-

hat man genug Zeit, um zu reagieren, nicht wie in

trachtet er Leben, Arbeit, Politik und Freizeit auch

einem Flugzeug.» Gaudenz hält inne – Sekunden

aus einem philosophischen Blickwinkel. So sagt er

später lächelt er angesichts seines etwas gar gewag-

auf der Fahrt zurück nach Zernez: «Energie brau-

ten Vergleichs. Die Engadiner Kraftwerke sind ein

chen wir alle, egal in welcher Form. Auch geheizt

sogenanntes Partnerwerk. Die produzierte Energie

wurde schon vor 10 000 Jahren.»

Zwei Zwischenfälle: Fischsterben und Bauschadstoffe im Spöl

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Foto: Nationalpark

So gross auch Sicherheit bei den Anlagen der Engadiner Kraftwerke geschrieben wird, nicht alle Störungen und Unfälle können vermieden werden. In den vergangenen Jahren führten zwei Zwischenfälle bei der Staumauer Punt dal Gall zu Verunreinigungen des Spölbachs: Ende März 2013 schwemmte es die über viele Jahre abgelagerten Sedimente mit dem Restwasser in den Fluss und der Schlamm verstopfte den Restwasserabfluss. Die Sedimente und das fehlende nachfliessende Wasser führten zu einem Fischsterben auf einer Länge von rund drei Kilometern. Inzwischen hat sich das Ökosystem des Spöl wieder erholt und es wurden verschiedene technische Massnahmen umgesetzt, sodass die Wahrscheinlichkeit eines ähnlichen Vorfalls deutlich reduziert werden konnte. Ende 2016 gelangten bei Sandstrahlarbeiten im Zuge des Retrofit-Programms am Grundablass Bauschadstoffe – polychlorierte Biphenyle (PCB) – in den Fluss. Die giftigen, organischen Chlorverbindungen, die zwar seit 2001 weltweit verboten, aber noch in vielen alten Korrosionsanstrichen vorhanden sind stehen im Verdacht, krebserregend zu sein, und sie stellen eine Gefährdung der Flora und Fauna dar. Spezialisten arbeiten zusammen mit den Kraftwerken an einer Lösung, um die Schadstoffe aus dem Spöl möglichst wirksam zu entfernen.

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Energie für moderne Mägen Für Kalorienzähler sind Plain in pigna und Strüzzels nicht geeignet. Geniesser sollten eine kulinarische Reise durch das Engadin trotzdem wagen. Ein Besuch in Sent bei einem Kochkurs der früheren Hauswirtschaftslehrerin Nesa Valentin.

Text: Fadrina Hofmann Fotos: Benjamin Manser

10

B

utter. Die Engadiner Speisen sind von Butter

Bizzocals oder Schoppa da giuotta zubereitet. «Die

durchtränkt. In den Kursen zur Engadiner

Engadiner Küche ist nun mal sehr kalorienhaltig»,

Esskultur in Sent ist Butter jeweils der Run-

erklärt die Lehrerin. Positiv formuliert: die Engadi-

ning Gag, wenn zum Abschluss einer jeden schwer

ner Speisen sind grossartige Energielieferanten.

verdaulichen Speise noch ein paar Butterflocken

Und Energie benötigte die Bergbevölkerung in den

drauf müssen. «Früher wurde vor allem eingesot-

vergangenen Jahrhunderten. Als Bauern, Holzer

tene Butter verwendet und dann brauchte man

oder Handwerker mussten sie schwere körperliche

auch Schweineschmalz», sagt Nesa Valentin (71).

Arbeit leisten. Die Frauen führten den Haushalt für

Die Mutter, Grossmutter und ehemalige Hauswirt-

eine Schar von Kindern, meist auch noch für die

schaftslehrerin bietet seit 25 Jahren Touristinnen

betagten Eltern und Schwiegereltern.

und Touristen eine Einführung in die einheimi-

«Die Engadiner lebten von dem, was sie im Tal hat-

sche Kochkunst an. Jeweils am Dienstagabend wer-

ten», schildert Nesa Valentin. Sie ist die geborene

den im Gemeindesaal Gerichte wie Plain in pigna,

Erzählerin: Wort- und sprachgewandt, kommuni-

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kativ, erläutert sie den Kursteilnehmerinnen und

(Die Mutter heisst Babetta, sie setzt die Suppe auf

-teilnehmern Bräuche und Lieder der Gegend. Und

und leckt die Kochkelle ab) heisst es in einem Volks-

so erfahren wir, dass in den Engadiner Gärten Wur-

lied. Und eine Engadiner Gerstensuppe müsse un-

zelgemüse gezogen wird, der Stall die Milchpro-

bedingt klar sein, sonst sei es keine anständige

dukte hergibt und auf den Feldern das Korn wächst.

Schoppa da giuotta. «In vielen Restaurants be-

In früheren Zeiten wurden vor allem Mehlspeisen

kommt man nur eine schleimige Variante», kriti-

gekocht, viele aus den immer gleichen Zutaten. Es

siert die Kursleiterin. Sie nimmt kein Blatt vor den

gab Tatsch, Bizzocals, Canedels da chaschöl. «Die

Mund. Wer ihre energische Art kennt, glaubt sofort,

Engadiner waren fantasievoll und haben aus wenig

dass sie jahrelang für die vier Söhne, ihren Garagis-

viel gemacht», fasst die Kursleiterin zusammen. Auf

ten-Mann und dessen Lehrlinge gekocht hat. Kilo-

dem Feld und auf den Heuwiesen ass man «Fast

weise Kartoffeln für Plain in pigna habe sie damals

Food», wie sie Alpkäse, Roggenbrot, Salsiz und die

geschält und schön kleingeschnitten. Die traditio-

obligate «comma naira» – die schwarze Kanne mit

nelle Blechform für dieses Engadiner Gericht stellte

Zichorienkaffee – umschreibt.

Die Königin der Suppen

bereits der Schwiegervater in der Garage am Dorfplatz von Sent her, und noch heute gibt es sie hier zu kaufen. «Die Plain in pigna wird eigentlich nur

Und Fleisch? Fleisch gab es wenig, weil nur im

in dieser Blechform so, wie sie sein sollte», sagt Nesa

Herbst und im Frühling die «bacharia», die Metz-

Valentin. Und noch einen Tipp hat sie bereit: Das

gete, stattfand. Dann wurde vom Tier alles geges-

Blech darf nie mit Wasser in Berührung kommen,

sen, von den Innereien bis zur Zunge. Die Festtags-

sonst klebt die nächste Plain in pigna daran fest.

gerichte mit frischem Fleisch kamen nicht ohne

Nesa Valentin bei der kniffligen Zubereitung von Capuns – sie wickelt die Teigmasse in Mangoldblätter.

Gerstensuppe, der Schoppa da ginotta, aus. Die

Gebäck zum Feiern

Suppe wurde schon am Morgen früh aufgesetzt

Strüzzels, Fuatscha grassa, Uatschs, so heissen die

und köchelte während des Kirchgangs bis zum Mit-

Süssspeisen im Engadin. Sie werden – selbstver-

tagessen vor sich hin. «Königin der Suppen», nennt

ständlich – mit viel Butter und Zucker zubereitet.

sie Nesa Gschwend. «Tippa, tappa, teppa, la mamma

Früher gab es an Weihnachten und Ostern dieses

ha nom Babetta, metta sur la jotta e licha la palotta»

Gebäck, das Kinderhände und -münder vor Fett

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Nach dem Kochkurs sitzt man gemeinsam am Tisch.

glänzen liess. Die Engadiner Nusstorte kam erst mit

Engadiner Speisen, die sie alle innert kürzester Zeit

den Zuckerbäckern ins Engadin. Ihr Rezept stammt

auf den Tisch zaubert, habe noch allen Kursteilneh-

vermutlich ursprünglich aus Frankreich. «Baum-

merinnen und -teilnehmern gemundet.

nüsse gibt es bei uns ja keine», stellt Nesa Valentin

Inzwischen finden sich in fast jedem Restaurant im

fest. Bei der Nusstorte gelte übrigens das Gleiche

Tal lokale Spezialitäten auf der Speisekarte. Doch

wie bei allen Engadiner Speisen: Es gibt so viele Re-

die modernen Mägen verlangen nach anderen Zu-

zepte wie Schwiegermütter.

taten und vor allem nach anderen Mengen. Schwei-

Wer die Engadiner Küche verstehen will, muss die

neschmalz wird beispielsweise durch fettfreie

Kulturgeschichte der Region kennen. Einige inter-

Bouillon oder Rapsöl ersetzt. Von vielen Speisen

essante Fakten sind im Kochbuch «La padella» zu

gibt es mittlerweile auch vegetarische Versionen.

finden. Die Autorin schreibt, dass das Unterenga-

Nur die unvermeidlichen Butterflöckchen, die blei-

din für seine Speckseiten bekannt war. «Zu gegebe-

ben ein Muss.

ner Zeit sagte die Mutter ihrer ältesten Tochter, welche Speckseite bei ihrem Leichenmahl die Ehre haben soll», heisst es im Rezeptbuch. Die Autorin hält auch fest, dass die Engadiner erst nach den Hungerjahren 1771/73 begannen, Kartoffeln anzupflanzen und Polenta zu essen.

Eine wandelbare Küche In den 1920er-Jahren wurde die ziemlich archaiBUCHTIPP:

sche Kochtradition immer stärker durch die «feine

Cilgia Nogler-Pedrun: «La padella» (Die Pfanne). Rezepte aus dem Engadin. Erstmals erschienen 1975, Neuauflage 2004. Verlag Uniun dals Grischs. Vallader / Deutsch, Fr. 24.–

Kochkunst» abgelöst. Doch seit einigen Jahren ist

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eine Rückkehr zu einfachen Gerichten festzustellen. «Die Gäste aus dem Unterland geniessen es, wieder einmal ein währschaftes Gericht essen zu dürfen», weiss die Kursleiterin. Die verschiedenen

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WA S IST WA S? Plain in pigna

Kartoffelpitta

Bizzocals

eine Art Spätzli

Schoppa da giuotta

Gerstensuppe

Tatsch

Schmarren

Canedels da chaschöl Käseknödel Strüzzels

Krapfen

Fuatscha grassa

Butterfladen

Uatsch

Eierfladen


HATECKE

ALPS D'ENGIADINA


Lana da bescha – Wool is in the Air Schafe pflegen die Landschaft und ihr Fleisch bringt den Bauern und Bäuerinnen Einkommen. Die Schafwolle hatte in der Schweiz jahrzehntelang keine Bedeutung mehr. Heute wird dieser nachhaltige Rohstoff neu entdeckt.

Text und Fotos: Susanna Fanzun

Ü

berraschend leise ist es, als Jon Famos, Schaf-

werden, mit Plastikplanen ausgelegt, damit die

bauer und Hirte, gefolgt von seiner Herde

Wolle sauber bleibt. Während die Männer Schwer-

um die exponierte Kurve im schroffen Val

arbeit leisten, sortiert Gaby Famos die Schur nach

d'Uina im Unterengadin kommt. Gut zweihundert

Qualitäten in grosse Papiersäcke. Diese wird sie zu

Schafe folgen ihm. Fuchsfarbene Engadiner Berg-

Hans-Ulrich Sturzenegger nach Grabs im St. Galler

schafe, ungarische Zackenschafe, Spiegelschafe,

Rheintal bringen, der eine der letzten Wollwäsche-

Bündner Oberländerschafe, Steinschafe, Tiere mit

reien der Schweiz betreibt.

voller Wollpracht in verschiedenen Farben. Ruhig

Von ihrer Herde bleiben ihr pro Jahr gut hundert

zieht die Kolonne vorbei. Gaby Famos, Jons Frau,

Kilo sauber gewaschene und gekardete Wolle, die

ebenfalls Bäuerin, Hirtin, aber auch Filzerin, macht

einem Vlies ähnelt, bei dem die Fasern in eine Rich-

mit ihren drei Herdenhunden den Schluss. Hirte

tung ausgerichtet sind. Wenig davon verkauft sie,

und Hirtin ziehen mit ihren Tieren von der Söm-

den grössten Teil verarbeitet sie selber. Sie spinnt

merung von Uina Dadoura hinunter nach Sur En

und strickt und viel Wolle wird sie filzen.

zum modernen Stall, wo die Tiere überwintern. Jon

FILMTIPP Susanna Fanzun: «Lana – Wolle». Der Dokumentarfilm kann auf DVD bei info@pisocpictures.ch bezogen werden. 25 Minuten, Rätoromanisch/Deutsch mit deutschen Untertiteln. In Koproduktion mit Radiotelevisiun Svizra Rumantscha. Fr 18.– plus Verpackung.

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und Gaby Famos haben sich für diese Reise etwas

Handarbeit in Ardez

Besonderes angezogen. Er trägt einen am Stück ge-

Gaby Famos arbeitet mit anderen Frauen in der Bu-

filzten, dicken Wollpullover mit Zotten, Gaby eine

tia da besch in Ardez. Sie ist Meisterin im Filzen

gefilzte Wollpelerine. Sie nähe eben nicht gerne,

und zaubert originelle Tierfiguren aus der Wolle –

lacht sie, daher die originellen gefilzten Kleider.

fast könnte man meinen, dass diese am Abend,

Zwei Monate später erscheint im Stall in Surèn der

wenn das Licht im Laden gelöscht wird, bis zum

Profi-Scherer. Frisch geborene Lämmer blinzeln ins

Morgengrauen ihre Tänze aufführen. Claudia Ja-

Licht. Ein Widder drängt sich durch die Herde, um

nett hat zusammen mit weiteren engagierten

sich seiner Auserwählten zu nähern. Im grossen

Frauen diesen Laden mit eigener Werkstatt initiiert.

Stall ist der Boden, dort wo die Schafe geschoren

Hier sind Frauen verschiedenen Alters aktiv. Es

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wird gewoben, gesponnen, gefilzt, gestrickt, hier

die Bauern alles vom Schaf genutzt, blendet sie zu-

werden mit Wolle gefütterte Duvets von Hand ge-

rück, doch dann wurde mit der eher rauen Wolle

näht. Wer zur richtigen Zeit den Laden betritt,

der Bergschafe kaum mehr gestrickt. Selbst stricke

kann bei der Entstehung der Produkte zusehen.

sie auch lieber mit der feineren Merinowolle, aber

Die Butia da besch ist auch ein Ort der Begegnun-

die Wolle der Bergschafe sei für viele andere Pro-

gen und des Austauschs. Kundinnen und Kunden

dukte bestens geeignet.

sind sowohl Einheimische als auch Touristen. Für

Das Atelier Pôss verarbeitet Sommerwolle von Scha-

Claudia Janett, Vereinspräsidentin des Genossen-

fen, die von April bis Oktober immer draussen le-

schaftsladens, ist es wichtig, dass die Qualität

ben. Daraus entstehen vor allem Kissen, Duvets

stimmt. Für die Entwicklung von innovativen Pro-

und Matratzentopper. Die Duvets werden von Hand

dukten, für das Design und auf der Suche nach

verarbeitet, damit sich die Wolle auch bewegen

neuen Ideen fährt sie auch gerne einmal aus dem

kann. Das Material habe es nicht gerne, «niederge-

Tal hinaus ins Unterland. Die Butia ist eine Erfolgs-

näht» zu werden. Dann würde Wolle früher oder

geschichte und schafft Identität. Heute wird die

später reissen. Lucia Netzer-Peduzzi findet es trau-

meiste Wolle der Ardezer Schafe wieder vor Ort ver-

rig, dass Wolle immer noch entsorgt und verbrannt

arbeitet. Dafür wurde dieses Projekt mit dem Inno-

wird. Das Material könnte vollständig genutzt wer-

vationspreis 2016 der Region Engiadina Bassa/Val

den, die mindere Qualität zum Beispiel für Isolati-

Müstair ausgezeichnet.

In der Butia da besch in Ardez wird heimische Wolle verarbeitet. (oben)

onsmaterialien. Damit diese Produktion aber wirtschaftlich funktioniert, bräuchte es Subventionen.

Qualität als Schlüssel zum Erfolg

Bettina Plattner-Gerber, Hotelière aus dem Oberen-

Ein Zeichen für die Lebenskraft der Bergtäler hat

gadin, schwärmt von den Pôss-Produkten. Sie zeige

auch die Schneiderin Lucia Netzer-Peduzzi gesetzt.

den Gästen jeweils, wie die Kissen aus Schurwolle

Sie gründete 2003 in Savognin das Atelier Pôss. Die

gefertigt sind. Aussen eine Hülle, die mit Schaf-

kleine Manufaktur verarbeitet einheimische Schur-

schurwolle gefüttert ist, innen eine lockere Füllung

wolle und reine Woll- und Seidenstoffe zu hoch-

mit Wollflocken. «Diese Produkte zeigen das Berg-

wertigen Produkten. Fünf Frauen aus der Region

gebiet auf eine authentische und ursprüngliche Art.

Surmeir arbeiten in Teilzeit im Atelier. «Für uns ist

Die Gäste sind begeistert», sagt sie.

Qualität das höchste Gebot und sie war auch ein

Jon und Gaby Famos sind mit ihren Schafherden im Unterengadin unterwegs. (links)

Schlüssel zum Erfolg. Die Arbeit macht grossen

Heimische Schafwolle ist wieder gefragt

Spass», betont Lucia Netzer-Peduzzi, während sie

Die Schafbäuerinnen und Schafbauern müssten

an einer Matratze arbeitet. Gerade auch junge Men-

heute keine Wolle mehr entsorgen. Inzwischen gibt

schen setzten wieder vermehrt auf natürliche Pro-

es, neben den kleinen Manufakturen, auch wieder

dukte, das Qualitätsbewusstsein sei gewachsen.

verschiedene grössere Abnehmer. Zweimal pro Jahr

Sie schwärmt von den Qualitäten der Wolle: «Ein

kommt Martin Keller von Swisswool nach Scuol

wertvoller, nachwachsender Rohstoff, der beruhigt,

und eröffnet auf dem Parkplatz der Bergbahnen

der Feuchtigkeit ausgleicht und erst noch selbstrei-

Motta Naluns seinen «Markt». Er zahlt den Bäue-

nigende Eigenschaften hat.» Die Schafe seien froh,

rinnen und Bauern für ihre Wolle das Geld bar auf

zweimal im Jahr geschoren zu werden. Einst hätten

die Hand. Er verpackt sie in Ballen und liefert diese

piz 53 : Sommer | Stà 2017

15


Im Atelier Pôss in Savognin werden unter anderem Kissen und Decken gefertigt. (oben) Die rohe Wolle wird in der Schweiz in mehreren Arbeitsschritten für die Weiterverarbeitung vorbereitet. (rechts)

vor allem an das Textilunternehmen Ortovox im

Sozialfirma, die Menschen mit Leistungseinschrän-

chen. Ortovox kauft bewusst Wolle aus der Schweiz,

kungen beschäftigt, fand er in der Wollverarbei-

denn dies ermöglicht das Siegel «Swisswool».

tung ein neues Geschäftsfeld. Zwar war der Aufbau

Schweiz stehe nach wie vor für hohe Qualität, sagt

mit einigen Problemen begleitet und das Unterneh-

für

men konnte sich eine Zeit lang nur über Wasser hal-

«Mountainwear». Beim Rundgang durch die Fabrik

ten, weil die Lieferanten mit Gutscheinen statt Bar-

öffnet er die Türe zum Raum, wo die hauseigenen

geld zufrieden waren. Doch diese Probleme sind

Thomas

Moe,

der

Firmenverantwortliche

Grafikerinnen und Grafiker arbeiten, und singt

überwunden. Fiwo verarbeitet seit 2013 die Wolle

«wool is in the air».

in einer neuen Produktionshalle im Thurgauer Ort

Die gröbere Schweizer Schurwolle nutzt Ortovox,

Amriswil. Hier entstehen Dämmplatten und Stopf-

um Jacken und Gilets zu füttern. Die feine Wolle für

wolle für den Bau, Bettwaren und Filzprodukte.

Produkte, die direkt mit der Haut in Kontakt kom-

Fiwo sammelt auch minderwertige, mit Mist und

men, stammt aus anderen Ländern. Die Bergsport-

Stroh verklebte Wolle ein. Daraus wird Dünger.

ler freuten sich über die neuen Wollprodukte, weiss Thomas Moe und meint: «Aus Abfall haben wir

Kein romantisches Hirtenleben

Gold gemacht.» Und er fügt schmunzelnd an, seit

Trotz der neuen Absatzkanäle verdienen die Bauern

er Sportkleidung aus Wolle trage, habe er mehr

und Bäuerinnen nach wie vor nicht das grosse Geld

Freunde und Freundinnen. Im Gegensatz zu Kunst-

mit der Wolle. Sie halten Schafe vor allem, um die

fasern stinkt Wolle nicht, wenn man schwitzt.

Landschaft zu pflegen, um mehr Boden zu bewirt-

Für immer mehr Menschen ist Nachhaltigkeit von

schaften, und sie bekommen dafür auch Subventi-

hoher Bedeutung. In der Sportwelt entscheiden

onen. Gaby und Jon Famos stehen in Sur En bei ih-

sich deshalb viele Kunden heute für Wolle statt für

rer Schafherde. Sie waren seit jeher von der Wolle

eine Kunstfaser. Kreative Ideen, gutes Design und

überzeugt und wollen auch in Zukunft ihre Über-

professionelle Vermarktung verhelfen der Naturfa-

zeugung leben. Bald steht ihnen wieder das Som-

ser zu einem neuen Aufschwung. Wolle ist nicht

merleben auf getrennten Wegen bevor, beide sind

mehr altmodisch oder alternativ.

Dämmmaterial aus dem Thurgau

LINKS ZU ATELIERS UND HERSTELLERN: www.butiadabesch.ch www.poss.ch www.ortovox www.swisswool www.fiwo.ch

16

nach neuen Nutzungen. Als Abteilungsleiter einer

bayerischen Ort Taufkirchen in der Nähe von Mün-

sie mit ihren Herden im Engadin unterwegs. Er wird wieder im Val d'Uina seine Herde hüten. Das mag beschaulich tönen. Doch das Hirtenleben ist

Auch die Firma Fiwo aus dem Thurgau reist

nicht ohne Überraschungen. Damals, als der erste

regelmässig in die Berge, um Wolle einzusammeln,

Bär im Tal auftauchte, hat er ihn mutig mit einer

meistens direkt bei den Bauern. Auf ihrer Home-

Dachlatte in die Flucht geschlagen. Die eindrückli-

page steht an erster Stelle: «Wir suchen Schafwolle»,

chen Schilderungen dieser Begegnung wurden ei-

darunter die Nummer des «Wolltelefons» und der

nen ganzen Tag lang am Radio wiederholt. Gaby Fa-

Zusatz: «Geld für Wolle, keine Gutscheine mehr».

mos ist diesen Sommer mit ihren Schafen und den

Fiwo-Geschäftsleiter Hans-Ueli Scherrer las 2005 in

drei Herdenhunden bei Ramosch anzutreffen –

der Zeitung, dass zwei Drittel der Schafwolle in der

und sie wird sich neue Inspirationen für ihre Krea-

Schweiz weggeworfen werden. Deshalb suchte er

tionen aus Wolle holen.

piz 53 : Sommer | Stà 2017


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«Ich kreiere einen neuen Ort» Der Zürcher Künstler Bob Gramsma bringt aus der Stadt drei Strassenlaternen in die Berge. Für «Arte Albigna», den Kunstraum unter freiem Himmel, montiert er sie über dem Stausee. Eine Verunsicherung der Sehgewohnheiten – und eine Hommage ans Thema «Energie».

Text: Daniel Lüthi Fotos: Benjamin Manser

D

as Atelier von Bob Gramsma in Schlieren bei

bahn, steht ziemlich einsam ein Kandelaber, eine

Zürich ist ein Energieort. Einst war es der

zehn Meter hohe Strassenlaterne. «Ein Peitschen-

Standort des städtischen Gaswerks, heute

mast mit Ausleger und einer Polymix-Leuchte HST»,

produzieren hier nebst einigen Kleingewerblern

wie Rosario Vitanza vom städtischen Elektrizitäts-

auch ein Dutzend Künstler. In den alten Backstein-

werk EWZ präzisiert. Dank einer Natriumdampf-

gebäuden und Hallen kreieren sie energiegeladenes

Hochdrucklampe produziert sie mit 250 Watt rund

Neues. «Einer der letzten Orte weit und breit, wo

2000 Kelvin, also gelbliches, warmes Licht.

man in einer inspirierenden Durchmischung noch

Jetzt wird dieser Mast gefällt wie ein Baum. Ein mo-

gut arbeiten kann», kommentiert Gramsma.

Wann ist Kunst? Sein Raum atmet spürbar den industriellen Geist:

Das Licht wird weiss und kalt sein. «Von der grauen Energie, die für das Entsorgen des alten Kandela-

gen Stifte oder Pinsel, sondern grobe Werkbänke

bers und die Produktion eines neuen gebraucht

und Werkzeugkisten, Gasflaschen und Kleinma-

wird, spricht niemand», schmunzelt Bob Gramsma.

schinen. Auf, unter und neben einem Tisch eine

Wie auch immer: Die Fällaktion des EWZ, das pro

Art Labor. Hier pröbelt Gramsma mit Schnee und

Jahr um die tausend solche Leuchten ersetzt,

Zucker für seine Ausstellung in der Kunsthalle Ar-

kommt ihm entgegen – sie beschert ihm die drei

bon. «Arte Albigna» ist chronologisch gesehen erst

Kandelaber, die er für seine Installation in den Ber-

das übernächste Projekt, aber eigentlich geht es bei

geller Bergen benötigt.

«Wann ist Kunst?», fragt er. Nicht «Was ist Kunst?»,

Neues Leben statt Entsorgung

sondern «wann». Es ist eine Frage nach der Begeg-

Die Stimmung hier im Unterland ist dramatisch.

nung, der Beziehung – nach einer Betroffenheit.

Jetzt, wo der Kranwagen kommt, der unseren Mas-

Wann ist Kunst? Wenn einer hinschaut. Wenn wir

ten sichert, drückt die Sonne durch die schwarzen

darüber sprechen. Oder in ihrem Namen handeln.

Regenwolken. Pedro, ein EWZ-Mitarbeiter, und sein

Sicher nicht erst dann, wenn sie ausgestellt wird.

Kumpel ziehen die Stromkabel aus dem Kandelaber –

Was auf den ersten Augenschein im Atelier folgt, ist

damit verliert er seine Energie und seine Funktion.

also ebenfalls bereits ein Stück «Arte Albigna», ein

Er wird nutz- und sinnlos. Es ist fast, als würde er

Akt in der Inszenierung «clearing, OI #17235».

18

etwa doppelt so viel Kelvin produzieren wie vorher.

Da stehen keine noblen Staffeleien und feingliedri-

diesem Künstler ja immer um alles.

Bob Gramsma bei der «Fällaktion» der Kandelaber an der Bernerstrasse in Zürich.

dernes Modell soll ihn ersetzen: Eine LED-Leuchte mit 123 Watt wird weniger Energie brauchen und

sterben. Normalerweise käme er in die Entsorgungsanlage Regensdorf, wo er eingeschmolzen

Kandelaber fällen

würde. «Wir hauchen ihm stattdessen neues Leben

Weil dieser Künstler auch Handwerker ist, packt er

ein», kommentiert Bob Gramsma, der sich im Kreis

die robusten Schuhe, den Arbeitshelm und den Ge-

der EWZ-Arbeiter sichtlich wohl fühlt.

hörschutz ein. Wir fahren in die Gegend, wo Zürich

«Kunst?», fragt Pedro und schüttelt den Kopf. Jetzt

beginnt oder endet; in den Westen, wo diese Stadt

sprühen die Funken – mit einer Trennscheibe sägt

wie eine richtige Grossstadt wirkt. An der stark be-

Pedros Kumpel den Mast um. «Die Energie» steht

fahrenen Bernerstrasse, bei der Ausfahrt der Auto-

auf seiner orangefarbenen Arbeitsjacke. Der Last-

piz 53 : Sommer | Stà 2017



wagen bringt den Kandelaber in den Werkhof an

gantischen Massiv bisher verschwunden ist, wird

der Pfingstweidstrasse, wo er zusammen mit den

zur Plattform für die drei Kandelaber. Wo genau sie

anderen unter der Nummer 104 385 zwischengela-

platziert werden, entscheidet der Künstler während

gert wird. Die Szenerie lässt an eine Sägerei mit Sta-

der Montage. In seinem Schaffen bleibt immer

peln von gefällten Bäumen denken – ausgerechnet

Raum für Unsicherheiten, und damit für Improvi-

hier, in diesem wohl urbansten Teil von Zürich.

BOB GRAMSMA *1963, lebt in Zürich. Dieses Jahr macht er gleich mit mehreren Installationen von sich reden: So vertrat er an der Kunstbiennale von Kochi in Südindien die Schweiz. Im April eröffnete er mit seinem Werk «sugarsnow, OI# 17239» die Saison in der Kunsthalle Arbon. Ein zentrales Element in Gramsmas künstlerischem Schaffen ist immer wieder die untrennbare Erfahrung von Körper und Raum, aber auch von Offensichtlichem und Verborgenem.

sation. Was Gramsma aber jetzt schon sagen kann, ist das: «Dieser kleine Eingriff wird den ganzen

Von der Stadt in die Berge

Raum verändern. Die Kandelaber werden ein bisher

Mit dem Lastwagen werden Bob Gramsmas drei

unsichtbares Felsband inszenieren, aber sie werden

Kandelaber ins Bergell gefahren, und mit dem He-

auch das beeindruckende Panorama markieren.»

likopter dann an ihren neuen Bestimmungsort transportiert: eine schräg abfallende Felswand auf

Sehkonventionen hinterfragen

rund 2300 Metern über Meer, oberhalb der Stau-

Für Luciano Fasciati, den Kurator der Ausstellung,

mauer, gegenüber der SAC-Hütte Capanna da

ist dies einer der Hauptgründe, warum er Bob

l’Albigna. Eigentlich genüge sich die Natur hier

Gramsma an die «Arte Albigna» geholt hat: «Mich

oben selber, sagt der Künstler zum Ort, den er für

fasziniert seine Begabung, festgefahrene Vorstel-

sein Werk ausgesucht hat. Oder hat sich das Werk

lungen und Sehkonventionen zu hinterfragen.»

seinen Ort selber ausgesucht? Wie auch immer: Es

Klar ist für Fasciati auch der direkte Bezug zwischen

macht diesen Ort ja eigentlich erst zum Ort.

«clearing, OI #17235» und dem Thema Energie: «In

Seine Leitfragen anlässlich der ersten Begehung,

der fast unberührten Natur verweist Bob Gramsma

sagt Gramsma, seien gewesen: «Wo fragt ein Ort

auf die Elektrizität, die mittels des Albignasees ge-

nach einem Eingriff? Was braucht dieses Setting?

wonnen wird und die unzählige Strassen und Haus-

Was stellt sich ein?» Er wolle nicht belehren, erklärt

halte in Zürich beleuchtet.

der Künstler. Sondern: «Ich kreiere einen neuen

Eine schöne Idee: Drei Kandelaber, die in der Stadt

Ort. Eine Gelegenheit.» Eine Felsplatte, die im gi-

im Einsatz waren und mit Strom aus den Bündner

Rendering von /clearing, OI #17235/2017, Drei Kandelaber, 12 x 2 x 3,5 m © Bob Gramsma


Bergen betrieben wurden, finden den Weg zurück

Wert, einen neuen Sinn: «Sie werden keine Energie

ins Bergell.» Wie drei Fahnenstangen werden die

mehr brauchen und kein Licht mehr spenden», sin-

Kandelaber vielleicht wirken. Oder wie ein Krön-

niert der Künstler, «aber sie werden andere Ener-

chen über dem Stausee. «Sie werden den Berg prä-

gien freisetzen. Sie werden einen Kontemplations-

sentieren, inszenieren – zelebrieren», sagt Gramsma.

raum schaffen.» Und damit werden sie von

Eine richtige oder falsche Betrachtungsart gebe es

Objekten zu Subjekten. Zu Körpern in einem Raum,

nicht, «alles, was du siehst, kannst du glauben.»

der vom Sichtbaren und vom Unsichtbaren lebt.

Aber für die funktionslos gewordenen Strassenla-

Und uns Besucher und Betrachter zu einem Teil des

ternen gebe es an ihrem neuen Ort einen neuen

Ganzen werden lässt.

Arte Albigna

fred Alois Mayr, Yves Mettler, Reto Rigassi, Pipilotti

Seit mehreren Jahren führt der Verein Progetti

Rist, Roman Signer, Jules Spinatsch, Jürg Stäuble.

d’arte in Val Bregaglia Kunstausstellungen im Ber-

Kuratiert ist auch die diesjährige Ausstellung von

gell durch. Dieses Jahr an einem ganz besonderen

Luciano Fasciati und Céline Gaillard.

Ort: von der Talstation der Albignaseilbahn in

Die vielseitigen örtlichen Schaubühnen sind durch

Pranzaira (1067 m) hinauf zur Staumauer (2096 m)

die Elektrizitätswerke, die Werkseilbahn, die Land-

bis zur Capanna da l'Albigna (2333 m). Die Werke

schaft, die Wanderwege und die SAC-Hütte gege-

besichtigt man Seilbahn-fahrend und wandernd.

ben. Technik und Industrie, ihre Auswirkungen auf

Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler schaffen

die Wirtschaft und das soziale Leben, der Alpinis-

Arbeiten mit spezifischem Bezug zur archaischen

mus und die Natur in Verbindung mit der Technik

Bergwelt und zu geschichtlichen, landschaftlichen

bieten die inhaltlichen Anknüpfungspunkte.

und sozialpolitischen Besonderheiten der Gegend:

Arte Albigna: 2. Juli bis 30. September

Judith Albert, Remo Albert Alig, Evelina Cajacob,

Ende August wird eine Publikation zur Ausstellung

Bob Gramsma, Haus am Gern, Isabelle Krieg, Man-

erscheinen. www.arte-albigna.ch


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Neubauten als Kraftwerke Neu bauen oder sanieren in den Bergen stellt andere Anforderungen an Planungsfachleute als im Unterland. Die strengen Winter und die intensive Sonneneinstrahlung machen angepasste Energiekonzepte nötig. High- oder Lowtech?

Text: René Hornung Illustration: Eva Lobenwein

E

nergiesparen und erneuerbare Energien sind

Neubauten ein paar andere Fragen als im Unterland.

2020 jährlich rund 200 Millionen Franken

Etwa jene nach der Grösse der Fenster. Hinter

im Kanton Graubünden allein in Gebäudesanie-

grossen Glasflächen wird es angesichts der intensi-

rungen investiert werden. So soll der Energiever-

ven Sonneneinstrahlung in den Alpen rasch ein-

brauch markant sinken, denn rund die Hälfte aller

mal zu warm, vor allem dann, wenn nicht genug in

bestehenden Gebäude benötigt energetische Ver-

den Sonnenschutz und die Beschattung investiert

besserungen. Im Engadin und den Südtälern wer-

wurde. Dann müssen Klimaanlagen die Häuser

den die Investitionen auf rund 40 Millionen pro

kühlen und die Menschen wohnen und arbeiten an

Jahr geschätzt. Zwar fliesst ein Teil dieser Gelder aus

sonnigen Tagen hinter geschlossenen Jalousien bei

dem Kanton und ins Unterland ab, trotzdem blei-

Kunstlicht. «Wenn ein Neubau nicht für seinen

ben der regionalen Bauwirtschaft und dem Ge-

spezifischen Ort geplant wird, leiden die Nutzer

werbe noch viel Arbeit und Verdienst.

und Bewohner rasch einmal», stellt Chasper Cado-

Die wichtigsten Massnahmen in bestehenden Ge-

nau fest. Bauen in den Bergen erfordere deshalb ei-

bäuden sind laut der Studie die Wärmedämmung

nen höheren Planungsaufwand und dieser koste

von Fassaden, Dächern, Estrichen und Kellern, der

vielleicht etwas mehr. Leider hätten dafür viele

Einbau neuer Fenster, der Ersatz von Öl- und Elekt-

Bauherren wenig Verständnis. Es mache aber auch

roheizungen sowie die Installation von Solarkollek-

wenig Sinn, alle Probleme mit einer aufwendigen

toren und Fotovoltaikanlagen. Doch sind diese

und teuren Haustechnik lösen zu wollen.

pauschalen Rezepte, wie sie für das Unterland gelten, eins zu eins auf die Bergregion übertragbar?

Grösserer Planungsaufwand

Nur bedingt, sagen Ingenieure und Architekten,

Einer, der jeweils grossen Planungsaufwand für

die sich aufs Bauen und Sanieren in der Alpenre-

energiesparende Bauten betreibt, ist René Meier,

gion spezialisiert haben.

Andere Fragen als im Unterland

* Quelle: «Arbeitsplätze für die Regionen Graubündens – Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung energetischer Gebäudesanierungen im Kanton Graubünden», Infras-Studie, herausgegeben vom Amt für Energie und Verkehr und vom Amt für Wirtschaft und Tourismus sowie der Josias Gasser AG, April 2015.

24

Beim Bauen in den Bergen stellen sich aber auch bei

in aller Munde. Eine Studie* zeigt, dass bis

der geschäftsführende Partner des Architekturund Ingenieurbüros Fanzun mit Büros in Scuol und Samedan sowie weiteren Orten. Die Planer sind mit

«Nie würde ich einem alten Engadinerhaus einen

dem Umbau des Hotels und Restaurants auf dem

Plastiksack überziehen», greift Architekt Chasper

Muottas Muragl bekannt geworden. Früher wurde

Cadonau zu einem drastischen Bild. Der Minergie-

dieser Betrieb mit aufwändigen Heizöltransporten

Spezialist mit Büro in Ramosch spricht damit die

per Standseilbahn hinauf auf den Berg mit Energie

immer wieder anzutreffenden nachträglichen Sty-

versorgt. 2011 ist dann aus dem Muottas Muragl

ropor-Aussendämmungen von bestehenden Ge-

das erste Plusenergie-Hotel Europas geworden, das

bäuden an. «Alte Häuser müssen weiter atmen kön-

mehr Energie produziert, als es selber verbraucht.

nen, sonst entstehen rasch Schäden, die die

Die Wärme der Sonneneinstrahlung wird hinter

Substanz angreifen», stellt er fest. Man müsse also

den grossen Solaranlagen gesammelt und über Son-

mit atmungsaktiven Dämmmaterialien arbeiten.

den im Boden gespeichert. Die elektrischen Geräte

Bei Neubauten sei die Ausgangslage unproblemati-

und Wärmepumpen werden mit dem Strom der

scher, «denn heute ist jede Gebäudehülle dicht».

Photovoltaikpanels betrieben.

piz 53 : Sommer | Stà 2017


Im Zuge der Diskussionen um die Sanierungen der

Baugeschäftes neun Mehrfamilienhäuser werden –

Berghotels sei man Schritt um Schritt zu den neuen

sind im Minergie-A-Standard erstellt. Drei davon

Lösungen gekommen, erinnert sich René Meier.

sind mit unterschiedlichen Energieversorgungssys-

Das erforderte allerdings zahlreiche Abklärungen.

temen ausgestattet. Alle mit Erdsonden, aber mit

Eine der wichtigsten: Ist der Boden überhaupt als

unterschiedlichen Kollektoren und Speichertech-

Wärmespeicher geeignet? Welche Geologie trifft

nologien. Zwei Puschlaver Solarunternehmen und

man auf dem Berg an? Gibt es Probleme mit dem

das Institut für Solartechnik der Hochschule für

Permafrost? Neben vielen Unbekannten war eines

Technik, Rapperswil, messen nun während dreier

allerdings bekannt: Der Muottas Muragl ist einer

Jahre die Leistungsfähigkeit der Systeme. Unter-

der am besten besonnten Orte der Schweiz.

stützt wird der Versuch vom Bundesamt für Ener-

Die modernen Energieversorgungssysteme brau-

gie. Er wird auch zeigen, welchen Einfluss das Ver-

chen viele Detailplanungen und einiges an Investi-

halten der Mieter auf den Energieverbrauch beim

tionen – etwa um die Wärme aus dem Abwasser zu-

Wohnen hat.

rückzugewinnen. Und in den Bergen ist zu berücksichtigen, dass Solarpanels auf den Dächern

Neue Kollektorentechnik

im Winter oft schneebedeckt sind und dann nicht

So unterschiedlich und komplex die technischen

funktionieren. Immer öfter werden deshalb auch

Systeme heute auch sind: als generellen Trend sieht

Solarfassaden montiert.

René Meier die vermehrte Installation von Photo-

Diese komplexen Systeme werden zurzeit in einem

voltaikanlagen. Das hänge mit den sinkenden Prei-

Grossversuch in Scuol auf ihre Effizienz untersucht.

sen der Solarmodule und der Batterien sowie der

Die inzwischen vier erstellten Neubauten Sotchà –

laufend verbesserten Effizienz der eingesetzten

später sollen es auf dem ehemaligen Areal eines

Komponenten zusammen. In Scuol werden auch

piz 53 : Sommer | Stà 2017

25


die neusten Hybrid-Sonnenkollektoren getestet, die sowohl

Solarpreis Der von Gallus Cadonau 1990 ins Leben gerufene Schweizer Solarpreis nimmt auf aktuelle Bedenken gegen zu dicht isolierte Gebäude oder den Aufwand an grauer Energie für moderne Haustechnik keine Rücksicht. Er ist deshalb bei vielen Architekten und Ingenieuren inzwischen umstritten. Er verteilt Preise nur anhand von tiefen Energieverbrauchswerten, ohne Rücksicht auf die eingesetzte Haustechnik oder die Architektur. Den Solarpreis-Erfinder Gallus Cadonau ficht das aber nicht an. Am allerwichtigsten sei die Dämmung eines Gebäudes, so sein Credo. So umstritten der Solarpreis heute auch ist, es gibt im Engadin mehr als ein halbes Dutzend Gebäude, die in den letzten knapp zehn Jahren mit einer entsprechenden Plakette ausgezeichnet wurden:

Strom erzeugen als auch Wasser aufheizen. Mit der heutigen Technik könne man – vor allem an sonnigen Standorten wie in Südbünden – Häuser so bauen, dass sie in der Jahresbilanz mehr Energie produzieren, als sie selbst verbrauchen. Heute sind sogar schon Wohnhäuser ohne Stromanschluss und ohne andere Energiezufuhr möglich. Die Langzeitspeicherung verlange jedoch nach sehr aufwändigen Anlagen, deren Herstellung ihrerseits viel graue Energie benötigt. «Noch ist das teuer, aber sicher zukunftsträchtig», ist René Meier überzeugt.

Lowtech Die Investitionen in so viel Technik sind allerdings auch umstritten. Urs Padrun, Architekt in Guarda, baut lieber dicke Mauern, als die Häuser mit Materialien zu isolieren, die später einmal als Sondermüll entsorgt werden müssen. «Masse gibt den Häusern gute thermische Eigenschaften – das wussten unsere Vorfahren

2009: Hotel Europa, Champfèr, für Solarpanels am Dach

schon immer», kommentiert er die massiven Mauern der Enga-

2011: Plusenergie-Hotel Muottas Muragl

nehmen, etwa die 42 Zentimeter dicken Wärmedämm-Back-

2012: - Plusenergie-Haus, Zernez - Lataria Engiadinaisa, Bever, für die Pilot-Solaranlage auf dem Dach, die Dampf für die Milchverarbeitung erzeugt - Sanierung des Gebäudes des Holzbauunternehmens Malloth, St. Moritz. Der Bau aus den 1960erJahren versorgt sich nun zu einem guten Drittel selbst mit Wärme und Strom. - Fernwärmezentrale von Salzgeber Holzbau, S-chanf. Mit der auf dem Dach und an den Fassaden gewonnen, Wärme werden unter anderem vier grosse Wasserspeicher aufgeheizt.

dinerhäuser. Er nutzt moderne Baustoffe, die das alte Wissen aufsteine oder Verputz aus Lehm, zwei noch selten genutzte Konstruktionsarten für Neubauten. Ein wichtiger Faktor sind auch für Architekt Urs Padrun die Fenster. Während man in den letzten Jahrhunderten nur kleine Öffnungen baute, um nicht unnötig viel Wärme zu verlieren, sind heute riesige Glasflächen möglich. Bei aller Schönheit der Landschaft sollten – wegen der Überhitzungsproblematik hinter grossen Scheiben – in den Bergen maximale Fensterdimensionen nur «am richtigen Ort» eingebaut werden – etwa in einem wenig besonnten Hinterhof. In Häusern mit angepassten Fenstergrössen lässt es sich auch ohne Belüftung und Kühlung angenehm wohnen und bei Sonnenschein lassen sich die Fenster öffnen. Der Architekt plädiert deshalb für möglichst wenig Haustechnik.

Auch Nachbessern bringts In Altbauten lassen sich bestehende Fenster nachrüsten und erDie Pilot-Solaranlage auf dem Dach der Lataria Engiadinaisa, Bever, erzeugt Dampf für die Milchverarbeitung.

reichen dann zwar keinen maximalen, aber doch einen guten Isolationswert. Die beiden Architekten Urs Padrun und Christof Rösch haben diesen Weg bei der Sanierung des Kulturzentrums Nairs gewählt. Mit einer zusätzlichen Innenisolation wurde die Gebäudehülle nachgebessert und das Haus ist nun auch im Winter benützbar. Solche Projekte gelingen, wenn in den Bergen bei der koordinierten Planung von Architekt und Ingenieur die Sonneneinstrahlung, die Lage und die Temperaturen austariert werden, betont Christof Rösch. Man dürfe in einem alten Engadinerhaus aber auch nicht Raumtemperaturen von 23 Grad erwarten. Dass dann diese Gebäude energetisch nicht völlig selbstversorgend sind, halten die befragten Fachleute für keinen schwerwiegenden Nachteil. Mit sauber produziertem Strom lassen sich die Lücken schliessen. Dieser Weg sei meist vernünftiger, als Isolationsmaterialien oder eine Haustechnik einzusetzen, deren Herstellung grosse Mengen an grauer Energie erfordert.


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Von Vulpera nach Sharm el-Sheikh Ihr Urgrossvater gründete die Hotels von Vulpera im Unterengadin. Sie selber leitete Hotels in Jerusalem und Sharm el-Sheikh. Sie hat neue Konzepte für zahlreiche Betriebe massgeblich mitgestaltet. Annatina Pinösch ist eine Hotelfach-Powerfrau. Interview: René Hornung, Fotos: Benjamin Manser


PIZ: Wir sehen Sie hier im Bild mit dem Activity-

Und in der Zwischenzeit?

Manager Philip Esseiva des Hotels Cresta Palace

In der Zwischenzeit ist alles etwas schwieriger

in Celerina. Sie haben den Job des jungen Mannes

geworden. Zum Glück hat im Oberengadin

quasi erfunden. Was tut er?

ein Umdenken eingesetzt. Jetzt sind Kooperatio-

ANNATINA PINÖSCH : Er organisiert und begleitet

nen möglich. Die Anbieter haben eingesehen,

Gäste bei unterschiedlichen sportlichen

dass es etwas kostet, wieder mehr internationale

Aktivitäten. Sein Stützpunkt ist die «staziun

Gäste hierher zu bringen. Dazu braucht es Ver-

da basa». Ich weiss, da kann man sich zuerst

mittler und ein gewisses Nachgeben bei den Prei-

nicht viel drunter vorstellen.

sen. Da kann es ja nicht sein, dass immer nur

Bitte erklären Sie uns das Konzept.

Werbung zahlen.

die Hotels bei den Preisen nachgeben und für die Die Hotellerie, gerade auch jene im Engadin, steht vor der Tatsache, dass Betten verkaufen und

Brauchte das viele Gespräche und Verhandlungen?

gutes Essen anbieten heute nicht mehr ausreicht.

Oh ja! Wir mussten unsere Idee oft erklären. Aber

Also haben wir uns überlegt: Wie ist das Engadin

inzwischen haben viele Geschäfte und Betriebe

bekannt geworden? Die Antwort ist einfach:

verstanden, dass man sich entgegenkommen muss,

mit Sport. Also haben wir entschieden, die Wei-

um die Zukunft zu sichern.

chen «back to the roots» zu stellen. Diese Grundidee haben wir in Brainstormings und zusam-

Sieht man schon Erfolge?

men mit Experten weiterentwickelt. Die «staziun

Das geht nicht von einem Tag auf den anderen.

da basa» ist, was ihr Name sagt: Basisstation für

Während der Ski-WM im letzten Winter hat

sportliche Aktivitäten, für Wander- und Biketou-

die deutsche Skinationalmannschaft die «staziun

ren im Sommer oder Skisport im Winter.

da basa» als ihr Basislager und als Pressezentrum benutzt. Und dank der Medaille von Felix

Und der Activity Manager organisiert mir als

Neureuther im Slalom – was hatte der für ein

Gast diese Aktivitäten?

Glück am letzten Renntag! – werden sich das Hotel

Ja, er reserviert die Ausrüstung im Sportgeschäft,

und sein Angebot herumsprechen. Wir werden

er begleitet kleinere Gruppen, er trainiert, er

diese Medaille auch fürs Marketing nutzen. Und

gibt Tipps. Er organisiert mit den Gästen Aufwärm-

wir haben noch ein paar weitere Ideen im

runden vor dem Sport, empfiehlt Wellness-

Köcher – wollen aber noch nicht zu viel verraten,

Angebote in unserem Vita-Pura-Spa danach. Er

denn wir sind wieder auf Partner angewiesen.

leitet an den Fitnessgeräten an. Die «staziun da basa» ist ein Begegnungsort für Leute mit glei-

Die «staziun da basa» war Ihre jüngste Idee.

chen Interessen, für Leute, die sich sportlich be-

Aber Sie sind ja schon seit eh und je im Hotelbusiness

tätigen wollen, egal ob Profis oder Anfänger, egal

und -marketing unterwegs. Wie kam das?

ob jung oder alt. In der Schweiz sind wir meines

Ich bin zusammen mit zwei Schwestern und einem

Wissens die Ersten, die ein solches Angebot machen.

Bruder in Vulpera und in Pontresina aufgewach-

Die Idee verlangt Kooperationen. Mit den Bergbahnen,

Waldhaus und Schweizerhof in Vulpera, Hotels,

mit den Sportgeschäften, den Bergführern,

die unser Urgrossvater Ende des 19. Jahrhunderts

den Skischulen. Wie haben Sie das erreicht?

aufgebaut hatte.

sen. Unsere Eltern führten im Sommer die Hotels

Ich war lange Jahre Hotelmanagerin im Ausland, im palästinensischen Teil von Jerusalem und

Vulpera im Sommer, Pontresina im Winter.

in Sharm el-Sheikh am Roten Meer. Dort habe ich

Wie ging denn das?

gelernt, alleine kommt man nirgends hin. Nur

Dazu muss man wissen, dass die Hoteliersfamilien

gemeinsam erreicht man die Ziele. Hätten wir vor

im Engadin seit Generationen untereinander

drei oder vier Jahren solche Kooperationen im

heirateten. Meine Grossmutter und meine Mutter

Engadin organisieren wollen, wie wir sie nun mit

waren aus der Besitzerfamilie des Kronenhofs in

der «staziun da basa» erreicht haben, hätten

Pontresina, den Gredigs. Auch mit den Familien Sa-

alle dankend abgesagt. Die meisten hätten damals

ratz und Klainguti sind wir verwandt. Und weil die

noch gesagt: Danke, aber unser Laden läuft,

Hotels in Vulpera im Winter geschlossen waren, ver-

wir haben keine Zeit.

brachte unsere Familie die Winter in Pontresina.

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Unser Grossvater hatte jeweils im Oktober noch das

der Mittelschule das Zentralbüro, alle Abrechnun-

ganze Büro samt den Büroangestellten von Vul-

gen liefen bei mir zusammen. Doch nach zwei

pera nach Pontresina gezügelt. Mein Vater pendelte

Jahren hatte ich genug von den Diskussionen mit

im Winter zwischen Vulpera und Pontresina.

meinem Vater. Da bin ich losgezogen. Zuerst ins Alexandra Palace nach Arosa. Als das Hotel

Und wie ging das mit der Schule?

nach wenigen Monaten verkauft wurde, standen

In die Primarschule gingen wir nur im Winter, in

mein Chef, Anton Good, und ich auf der Strasse.

Pontresina. Im Frühling, wenn unsere Eltern

Ein halbes Jahr später rief mich Good an, er

schon in Vulpera waren, wohnte ich bis zum Ende

übernehme die Leitung des American Colony Hotel

der Schule bei der Familie Saratz. Im Sommer

im palästinensischen Teil von Jerusalem. Ob

hatten wir dann in Vulpera ein paar Wochen Privat-

ich mitkommen wolle? Ich sagte kurz entschlossen:

unterricht von Studenten des Lehrerseminars,

Ja, das ist im Ausland, ich komme mit. Nach

damit wir nicht alles vergessen. Jedes Mal mussten

einem Jahr zog Good weiter und sagte mir – ich

wir uns im Herbst neu in eine Klasse in Pontre-

war damals gerade dreissig: Mach du den Job,

sina eingliedern – aber wir gewöhnten uns dran.

du kannst das. Ich hatte grösste Bedenken, aber es ging gut.

Im Unter- wie im Oberengadin aufzuwachsen, bedeutet ja auch, zwei verschiedene romanische

Ihre nächste Station war Bad Schinznach

Idiome zu lernen.

Eines Tages tauchte einer meiner Golfkollegen in

Ich bezeichne mich als Unterengadinerin, ob-

Jerusalem auf. Es gebe jemanden, der fünfzig

wohl wir zu Hause das Oberengadiner Romanisch,

Millionen in Bad Schinznach investiere. Ob ich

Puter, sprachen. Aber mit meinem Grossvater

mich dort engagieren wolle. So kam ich zu-

sprach ich immer das Unterengadiner Vallader.

rück in die Schweiz. Eine genauere Analyse zeigte

Ich schreibe auch nur Vallader. Puter ist kompli-

dann, was ich schon von meinem Vater her

zierter. Sprechen kann ich beides. Aber ich

kannte: Alles Geld kam in den gleichen Topf. Man

halte es ein bisschen wie mein Grossvater. Wenn

hatte keine Ahnung, wo man etwas verdiente

seine Frau, die aus Pontresina stammte, in der

und wo man Verluste schrieb. Als ich dem damali-

«Verrüggti» ihn in Puter beschmipfte, konnte er

gen Verwaltungsratspräsidenten vorsichtig er-

seelenruhig dasitzen und die Ohren schliessen.

klären wollte, dass der Betrieb ohne rasche Mass-

Dann verstand er keine Silbe Puter.

nahmen bald die Bilanz deponieren müsse,

Die beiden romanischen Idiome sind ja nur zwei

an: Warum, glauben Sie, habe ich Sie geholt?

sagte er seelenruhig, er wisse das schon. Und fügte von zahlreichen Sprachen, die Sie sprechen …

Darauf entstand das neue Konzept, das bis heute

… Italienisch haben wir von den Hotelmitarbeitern

weitgehend Bestand hat.

früh gelernt. Deutsch natürlich auch. Später kamen Spanisch und Englisch dazu. In Jerusalem und Sharm el-Sheikh dann ein bisschen Arabisch.

Danach folgten mehrere Jahre für Mövenpick in Sharm el-Sheikh. Anton Good arbeitete für Mövenpick und rief

Sie können Arabisch?

eines Tages wieder an. Die Gruppe baute gerade das

Nur so viel, dass ich auf dem Markt bekomme, was

erste Hotel am Roten Meer auf. Der Boom dort

ich brauche und mich auf der Baustelle verstän-

war unbeschreiblich. Wir hatten sechs Jahre lang

digen kann. Eine gepflegte Konversation mit gebil-

eine Auslastung von achtzig Prozent. Mir war Ägyp-

deten Menschen kann ich auf Arabisch nicht

ten sympathisch, ich war schon von Jerusalem aus

führen. Und den Hotelmitarbeitern in Sharm el-

öfter in Kairo. Ich kannte die Mentalität ein biss-

Sheikh sagte ich immer, dass ich auch nicht

chen. Die Ägypter sind lebensfrohe, kulturbe-

mehr lernen werde. Die Mitarbeiter mussten mit

wusste, städtische Menschen. Die Palästinenser

den Gästen ja auch englisch reden.

vergleiche ich oft mit den Berglern. Ich habe in Ägypten und in Jerusalem noch viele Freunde.

Wie kamen Sie zu diesen Engagements im

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Nahen Osten?

Zwischenfrage: Kennen Sie auch Samih Sawiris,

Angefangen hat alles im Familienbetrieb, in der

den ägyptischen Investor, der Andermatt ausbaut?

Waldhaus Vulpera AG. Ich leitete dort nach

Ja, wir kennen uns und haben auch schon eine

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Golf-Betriebsgesellschaft zusammen gegründet.

Ausbau eines Golfhotels. Der Investor suchte je-

Aber direkt habe ich noch nie für ihn gearbeitet.

manden, der sich auf der Baustelle mit den Ingeni-

In Ägypten wirbt ein Investor dem anderen

euren verständigen konnte. Ich liess mich aber

nicht die Mitarbeitenden ab. Und es gibt aktuell

nicht mehr anstellen, übernahm aber das Mandat.

auch eine andere Verbindung: Gérard Jenni,

Wir haben dann nicht nur dieses Golfhotel er-

der neue Verwaltungsratspräsident des Hotels Saratz,

weitert sondern auch noch innert 14 Monaten ein

hat für Sawiris in Andermatt gearbeitet.

Kongresszentrum und danach ein weiteres Hotel

Stichwort Hotel Saratz: Sie sind auch dort Mitglied des

Betrieb genommen. Von 2004 bis 2007 habe ich

Verwaltungsrates. Das Saratz und das Cresta Palace

gleichzeitig in zwei Welten gelebt, ständig hin

in Rekordzeit gebaut und 2007 rechtzeitig in

Celerina sind – wenn man so sagen darf – verwandt.

und her zwischen der Schweiz und Ägypten. Das

Wie gesagt: unsere Familien sind verwandt. Ich

war dann wirklich genug. Seiher übernehme ich

hatte schon in der Jugend einen engen Kontakt zu

hier in der Schweiz Mandate. Ich werde immer an-

den Saratz-Cousins. Beide Hotels sind Familien-

gefragt – ich habe mich noch nie um einen Job

betriebe mit nur wenigen familienfremden Klein-

beworben. Es macht mit sehr viel Spass, mit jun-

aktionären. Und die Betriebe arbeiten – so

gen Leuten zu arbeiten, ihre Erfolge mitzuerleben.

unterschiedlich sie auch sind – in vielen Dingen zusammen, nicht zuletzt im Marketing.

Und was sagen Sie zu Vulpera, von wo im Moment keine wirklich guten Nachrichten kommen?

Kommen wir zurück zu Ihrer beruflichen Laufbahn ...

Als 1989 das Waldhaus abbrannte, gab mir das

... nach zehn Jahren Ägypten kam ich 2001 in

einen regelrechten Stich ins Herz. Dass der Robin-

die Schweiz zurück. Ich wollte nicht bis zur Pensio-

sonclub den Schweizerhof nicht weiterführt,

nierung immer diese 24-Stunden-Verantwortung

ist jammerschade. Die machten es nämlich wirklich

tragen. Da kam eine Anfrage, ob ich die in Schief-

gut. Was die aktuellen Besitzer vorhaben, weiss

lage geratene Alpentherme in Leukerbad über-

ich nicht. Ich meine, ein Klubhotel oder ein Be-

nehmen und neu positionieren würde. Irgendwie

trieb mit «serviced apartments», also Ferien-

verschlägt es mich immer in Kurorte. Die Alpen-

wohnungen, bei denen man auch Hotelleistungen

therme gehörte einer deutschen Gruppe, aber

in Anspruch nehmen kann, hätten hier Zukunft.

die konnten es nicht mit den Wallisern. Mit mir, der Berglerin aus dem Unterengadin, verstanden

Sie sind immer mit viel Energie unterwegs,

sie sich dann besser. Wir bauten den Betrieb um.

eigentlich könnten Sie es inzwischen auch ein

Und dann kam der nächste Anruf aus Kairo.

bisschen ruhiger nehmen. Ich arbeite nicht mehr voll. Doch sieben Tage pro

Wollten Sie nicht die Verantwortung einer vielbeschäf-

Woche nur Golf spielen, das kann ich nicht.

tigten Hotelmanagerin loswerden?

Zwischendurch aber lauf ich gern dem «Chügeli»

Eigentlich schon. Es ging am Roten Meer um den

hinterher, das bringt mich weg vom Schreibtisch.

ANNATINA PINÖSCH, *1950, ist Verwaltungsratspräsidentin des Hotels Cresta Palace in

Celerina, Verwaltungsrätin des Hotels Saratz, Pontresina, und einiger weiterer Betriebe. Sie wuchs als eines von vier Kindern der Hoteliersfamilie von Vulpera auf. Dei Familie besass die Hotels Waldhaus und Schweizerhof. Ab 1880 begannen die Brüder Caspar und Duri Pinösch aus Ardez mit dem Ausbau von Vulpera zur Feriendestination. Sie liessen 1896/97 das luxuriös ausgestattete Hotel Waldhaus erbauen. Der Speisesaal war in Berlin gebaut und via Landeck nach Vulpera transportiert worden. Das Waldhaus brannte 1989 bis auf die Grundmauern nieder. Kaum war das Waldhaus fertig, bauten Pinöschs nebenan das Hotel Schweizerhof, später die Villa Engiadina. In der Zwischenkriegszeit errichtete die nächste Generation unter anderem den Golfplatz (1926) und das Freibad (1930) in Vulpera. Der Schweizerhof war bis 2015 ein Robinson-Klubhotel. Die Zukunft des grossen Hauses ist im Moment unklar.


Biogas – frisch ab Kuh Bei der Suche nach erneuerbaren Energien wird das Vieh völlig ausser Acht gelassen. Zu Unrecht, denn es produziert laufend Methan, ein Biogas mit hervorragendem Brennwert. Ausserdem ist schon lange bekannt, wie man an dieses Gas gelangen kann.

Text: Eveline Dudda Illustration: Gregor Gilg

E

igentlich unglaublich! Da wird weltweit nach

Argument, das Gas ungenutzt zu lassen. Tiermedi-

unerschöpflichen

ziner kennen den Direktzugriff auf den Pansen, die

Energiequellen

gesucht

und die naheliegendste Lösung völlig überse-

eigentliche Gasfabrik, bereits seit Jahrhunderten.

hen. Dabei steht sie auf fast jeder Weide: die Kuh!

Dieser Zugriff ist immer dann nötig, wenn die Mi-

Sie produziert Gas ohne Ende und erst noch Me-

kroorganismen einmal zu viel Gas produzieren. In

than, dessen Brennwert sogar noch einen Tick bes-

der Sprache der Veterinäre wird das Pansentympa-

ser ist als der von Erdgas, Butan- oder Propangas.

nie genannt. Bei dieser Gasüberversorgung besteht

Weil Methan geruchlos ist, könnte man es sogar für

die Gefahr, dass die Kuh am Gas erstickt.

den Gasgrill auf dem Balkon verwenden. Eine einzige Kuh produziert im Jahr so viel Methan,

Der Trokar: das Rohr in den Pansen

dass man damit einen leistungsstarken Gasgrill

Damit das nicht passiert, greifen Tiermediziner

täglich eine Stunde lang auf Volllast laufen lassen

zum Trokar. Sie machen einen kleinen Schnitt in

könnte. Und das Beste daran: Sie liefert ständig Gas

die linke Hungergrube, die sich etwa dreifingerbreit

nach. Die Angst vor einem Peak-Methan oder der

hinter der letzten Rippe und dreifingerbreit unter-

bange Blick auf eine Förderschwelle entfällt. Man

halb der Lendenwirbelquerfortsätze befindet, und

braucht nur genügend Kühe. Und Gras. Sobald man

stechen den Trokar dort bis in den Pansen hinein.

den Tieren Getreide zufüttert, nimmt die Methan-

Im Inneren des Trokars befindet sich ein Rohr,

produktion nämlich ab.

durch das das Gas abgelassen werden kann. Es

Im Pansen einer Kuh verarbeiten Trilliarden Mikro-

dürfte ein Leichtes sein, dieses Gas zu fassen. Der

organismen heimisches Gras zu regionalem Gas.

Mensch kann auf den Mond fliegen, da wird er ja

Der Pansen ist quasi eine mobile Biogasanlage im

wohl noch die entsprechende Technologie fürs

Kleinformat. Was die Kuh nicht selbst zum Leben

Vieh entwickeln können!

braucht – und das ist der Grossteil –, wird hochge-

Der Pansenstich, im Fachjargon Ruminozentese ge-

rülpst oder rausgefurzt. Das erklärt übrigens,

nannt, könnte als Schlüssel für die vollkommene

warum Bauern ihre Zigarette nie direkt vor dem

Energieautarkie abgelegener Täler in die Geschichte

Kuhmaul oder hinter dem Kuhfüdli anzünden ...

eingehen. Mit Methan könnte man nicht nur Grill

Die Technik existiert

betreiben. Dass bislang niemand diese technologi-

Doch wie lässt sich das Methan der Kühe speichern

sche Herausforderung in Angriff genommen hat,

und nutzen? Eine Gasfassung an den beiden Kör-

liegt vermutlich am Einfluss der Erdöllobby. Mit

perenden der Tiere wäre technisch anspruchsvoll.

dem Methan, das eine Kuh pro Jahr produziert, lies-

Eine Kuh dazu zu bewegen, in einen Trichter zu

sen sich 150 Liter Erdöl ersetzen. Und in der Schweiz

rülpsen, kann man vergessen. Wer schon einmal

leben immerhin 1,5 Millionen Tiere.

mit Rindviechern gearbeitet hat, weiss, wie bockig

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und Heizung, sondern auch Autos und Traktoren

sie sich anstellen können. Bei einer Gasfassung am

Melken und Gas abzapfen

Hintern wäre der mentale Einfluss des Tieres zwar

Den Trokar verschliessen und zur Gasentnahme

deutlich geringer, dafür ist die Gefahr der Verunrei-

wieder öffnen, ist in der Forschung bereits heute

nigungen dort gross. Das ist aber noch lange kein

gang und gäbe. Man kann sich das wie bei einer

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rend Methan neun Jahre in der Atmosphäre verweilt, sind es bei Lachgas 114 Jahre. Kühe schlachten und Wiesen in Äcker verwandeln ist wie den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Obwohl sich das Biogas der Kuh (noch) nicht nutzen lässt, bezeichnet die deutsche Tierärztin Anita Idel die Kuh als Klimaretterin. Denn die grasende Kuh steigert die Bodenfruchtbarkeit. Je dichter und dauerhafter der Boden bewachsen ist, desto mehr Humus entsteht und desto mehr Kohlenstoff wird Zapfstelle vorstellen: Deckel ab – Gas raus. Deckel

gebunden. «Jede Tonne Kohlenstoff im Boden ent-

drauf, Gas wird nachgefüllt. Weil man das Gas

lastet die Atmosphäre um 3,67 Tonnen CO2 », rech-

möglichst täglich zapfen sollte, bieten sich Milch-

net Idel vor. Grünland dient also dem Klimaschutz

kühe für diese Art der Energiegewinnung als Erstes

und das wiederkauende Rindvieh ist in der Lage, es

an. Die Gasgewinnung liesse sich mit dem zweimal

zu nutzen, ohne es zu zerstören. Für Idel ist klar:

täglichen Melken kombinieren.

Die Kuh als Schöpferin und Erhalterin der artenrei-

Man könnte die Vorrichtung auch robotertauglich

chen bäuerlichen Kulturlandschaften und diverser

machen, es bräuchte nur einen Sensor, der den Tro-

kulinarischer Produkte verdient Respekt statt

kardeckel von der Zitze unterscheidet, und einen

Schelte für ihr natürliches Verhalten.

Greifer, der den Deckel abnimmt und wieder aufsetzt. Danach könnten Nicht-Bauern, Touristen, Grillköche etc. statt wie früher mit dem Milchkesseli mit der Gasflasche zum Bauern in den Stall und jederzeit Gas nachfüllen lassen. Natürlich bräuchte es noch die entsprechende Sicherheitstechnologie, damit das Gas nicht einfach – puff – an einem vorbeiströmt oder gar – päng – explodiert. Zumal Methan klimaschädlich ist.

Die Kuh ist keine Klimakillerin Vorerst verlässt das Gas die Kuh noch ungenutzt. Bereits werden Stimmen laut, das Rindvieh deswegen abzuschaffen. Weltweit stammt zwar das meiste Methan aus Sumpfgebieten und der Reisanbau emittiert ebenfalls viel Methan. Sümpfe hat die Schweiz aber kaum noch und Reis wird hierzulande nicht im grossen Stil angebaut. Achtzig Prozent der

BUCHHINWEIS: Anita Idel: Die Kuh ist kein Klimakiller. Metropolis-Verlag, 210 S., Fr. 27.90

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landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen ge-

Wer produziert wie viel Treibhausgase?

hen bei uns aufs Konto der Viehwirtschaft. Sollte

Was dem Klima wirklich helfen könnte, lässt sich

man aber deshalb die Blumenwiesen des Engadins

an der Herkunft der Treibhausgasemissionen able-

in Ackerland umwandeln?

sen: Weltweit fallen 26 Prozent bei der Energiever-

Der Schuss könnte nach hinten losgehen: Beim

sorgung an, 20 Prozent in der Industrie, 17 Prozent

Wiesenumbruch findet ein Humusabbau statt. Da-

in der Forstwirtschaft (wenn man die Rodung der

bei werden grosse Mengen an Kohlendioxyd und

Tropenwälder miteinbezieht), 8 Prozent bei Wohn-

Lachgas in die Atmosphäre entlassen, ausserdem

und Betriebsgebäuden und 3 Prozent im Bereich

kommt es zu Nitratauswaschungen. Weil den

Abfall und Abwasser. Die Landwirtschaft trägt, ge-

Äckern ohne Vieh der Dünger fehlt, bräuchte man

nau wie der Verkehr, 13 Prozent zur Entstehung der

synthetischen Stickstoffdünger. Wenn dieser Dün-

Treibhausgase bei. Nur dass die Landwirtschaft, im

ger auf den Feldern ausgebracht und umgesetzt

Gegensatz zum Verkehr, den grössten Teil der

wird, entweicht Lachgas. Dieses lässt sich noch we-

Menschheit ernährt. Der Rest unserer Nahrung

niger nutzen als das Biogas der Kuh und es ist rund

stammt aus der Fischerei, der Jagd auf meistens me-

dreihundertmal klimaschädlicher als Methan. Wäh-

thanemittierende Wiederkäuer und aus Sammeln.

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Im Winter rauf, im Sommer runter Im Winter für Kunstschnee, im Sommer für Strom: In Samnaun wird eine bestehende Wasserleitung, die die Beschneiungsanlagen versorgt, jetzt auch im Sommer genutzt, als Druckleitung zu einem neuen Kleinkraftwerk.

Text: Nicolo Bass

D

er Gemeindepräsident von Samnaun, Hans

des Mühlbaches, allerdings mit Auflagen und Be-

Kleinstein, leitet gleichzeitig auch das Elekt-

dingungen. Die Mindestrestwassermenge muss im

rizitätswerk des Ortes. Voller Stolz zeigt er die

April 50 Liter pro Sekunde und von Mai bis Oktober

neue Anlage und sagt: «Auf diesen Moment muss-

75 Liter pro Sekunde betragen. Die weiteren Punkte

ten wir lange warten.» Tatsächlich: Im April 2012

der Einsprachen wurden, soweit diese nicht in den

hatte die Gemeindeversammlung einstimmig ent-

Auflagen berücksichtigt wurden, von der Kantons-

schieden, das Kleinwasserkraftwerk Alp Trida–La-

regierung abgewiesen.

ret zu realisieren und dafür 2,2 Millionen Franken bewilligt. Die Idee leuchtete allen ein: Von Sam-

Bestehende Infrastruktur nutzen

naun Laret, aus der Wasserfassung des Kraftwerks

Das EW Samnaun, ein Regiebetrieb der Gemeinde,

Schergenbach, hinauf auf die Alp Trida existiert

rechnet mit jährlichen Betriebskosten von rund

eine Leitung, mit der im Winter, von November bis

340 000 Franken. Daraus ergeben sich Stromgeste-

März, das für die Pistenbeschneiung nötige Wasser

hungskosten von knapp 18 Rappen pro Kilowatt-

auf den Berg gepumpt wird. Im Sommer aber war

stunde. Dank der kostendeckenden Einspeisever-

diese Leitung bisher stillgelegt. Wieso sie also von

gütung (KEV) erhofft sich Hans Kleinstein einen

Frühling bis Herbst nicht in umgekehrter Richtung

kleinen Gewinn von rund 30 000 Franken pro Jahr.

nutzen und 550 Höhenmeter weiter unten in Laret

Wichtiger aber ist ihm, dass «wir die bestehenden

das Wasser verstromen?

Infrastrukturen nachhaltig nutzen und wirtschaft-

Damals rechneten die Gemeinde und das EW da-

lich kostendeckend sauberen Strom produzieren

mit, das Kraftwerk im Sommer 2013 in Betrieb zu

können. Rund die Hälfte der Infrastruktur war ja

nehmen. Doch dann machten die Umweltver-

bereits vorhanden.»

bände Pro Natura, der Schweizerische Bund für Naturschutz und der WWF Schweiz Einsprachen und

Sauberer, eigener Strom

verlangten höhere Restwassermengen, eine gründ-

Das im April in Betrieb genommene Kleinkraftwerk

liche Prüfung der Umweltverträglichkeit und ent-

produziert voraussichtlich 1,9 Gigawattstunden

sprechende Ersatzmassnahmen für die Eingriffe in

Strom, so viel wie 450 Haushalte pro Jahr verbrau-

die Landschaft.

36

chen oder rund zehn Prozent des Strombedarfs von Samnaun. Zusammen mit dem bestehenden Kraft-

Langes Prüfverfahren

werk Schergenbach – es produziert mehr als 5,5 Mil-

Der Gemeindepräsident macht keinen Hehl daraus,

lionen Kilowattstunden pro Jahr – kann das EW

dass er für diese Einsprachen wenig Verständnis

Samnaun gut einen Drittel des Strombedarfs des

hatte: «Es gibt keine ökologischere Nutzung einer

Ortes selber produzieren. Diese Tatsache macht den

solchen Anlage wie in Samnaun.» Doch davon woll-

Betriebsleiter sichtlich stolz: «Wir könnten unsere

ten sich die involvierten Stellen selber überzeugen,

Eigenproduktion auch teuer verkaufen und für die

was das Bewilligungsverfahren erheblich verzögerte.

Gemeinde günstigeren Strom einkaufen. Aber die

Vier Jahre nach der Gemeindeabstimmung kam

Eigenverwendung ist uns wichtig, so können wir ei-

Ende April 2016 die Konzession für das Kleinkraft-

nen nachhaltigen Beitrag zur sauberen Stromver-

werk mit der entsprechenden Nutzung des Wassers

sorgung des Ortes leisten.»

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Auf die Alp Trida (oben) wurde bisher nur im Winter in einer Druckleitung Wasser für die Beschneiungsanlagen hinaufgepumpt. Jetzt wird im Sommer durch die Leitung auch Wasser hinunter nach Samnaun (unten) geführt und verstromt. Fotos: Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair, Andrea Badrutt und Jon Duschletta (rechts)

Samnauns Energiehunger 1923 wurde Samnaun erstmals mit Strom aus dem Kraftwerk Mühlbach versorgt – es lief bis Mitte der 1980er-Jahre. Die Versorgung wurde 1946 mit Dieselaggregaten ausgebaut. 1970 wurde das noch heute bestehende Kraftwerk Schergenbach in Spissermühle in Betrieb genommen. In den 1970er-Jahren lag der Stromverbrauch in Samnaun bei knapp einer Million kWh pro Jahr. Nach Eröffnung des Skigebietes Alp Trida im Winter 1978 erhöhte sich der Verbrauch auf rund das Dreifache. Heute liegt der jährliche Stromverbrauch von Samnaun bei über 20 Gigawattstunden, fast sieben Mal höher als Ende der 1970er-Jahre.


Bangen um die kulturelle Seele Jedes Jahr erhalten Kulturvereine, Museen und Bibliotheken grosse Beiträge aus den Wasserzinsen. Diese Geldquelle droht nun zu versiegen. Die Gemeinden fürchten um ihr Dorfleben. Text: Nina Rudnicki, Fotos: shutterstock

T

heateraufführungen, Platzkonzerte von

genleistung dafür, dass sie das Wasser für die

Musikgesellschaften,

oder

Stromproduktion nutzen dürfen. Am meis-

Openair-Kino: Wer sich durch die Ver-

ten Geld bekommt das Wallis – 160 Millio-

Festivals

anstaltungskalender in Südbünden klickt,

nen Franken. In den Kanton Graubünden

kann sich jede Woche ein abwechslungsrei-

fliessen jährlich 120 Millionen. Die Elektri-

ches

zitätsunternehmen möchten diese Zahlun-

Kulturprogramm

zusammenstellen.

Rund 300 Vereine tragen viel dazu bei –

gen um bis zu zwei Drittel kürzen, denn die

nicht zuletzt dank ihnen gibt es ein aktives

Erträge aus dem Stromgeschäft sind massiv

Kulturleben in den Dörfern.

gesunken. Weil sich die Stromkonzerne und

Damit Vereine und kulturelle Institutionen

die Kantone bisher nicht einigen konnten,

all dies leisten können, sind sie auf Beiträge

wird der Bundesrat demnächst einen Vor-

aus den Wasserzinsen angewiesen: Im Un-

den allerdings nicht. Er hofft, «dass der

terengadin fliessen von durchschnittlich

Worst Case nicht eintrifft. Dafür gehen wir

schlag präsentieren.

zehn Millionen Franken Wasserzinsen jedes

jetzt auf die Barrikaden.»

Die Gemeinden sind beunruhigt

Jahr rund eine halbe Million in die Kultur-

Einen Notfallplan haben auch der Kanton

«Eine Halbierung der Wasserzinsen wäre

förderung. Im Puschlav sind es von insge-

und das Amt für Kultur nicht. Dass die Was-

schlimm. Das Wasser ist unser Gold», sagt

samt 1,3 Millionen Franken pro Jahr rund

serzinsen reduziert würden, das sei noch

Anna Giacometti, Präsidentin der Gemeinde

350 000 Franken. Die Gemeinde Bergell ver-

Spekulation, sagt Regierungsrat Martin Jä-

Bregaglia. Mit diesen Geldern werden Mu-

teilt jedes Jahr 150 000 Franken. Auch ein

ger, Vorsteher des Erziehungs-, Kultur- und

sikschulen, Chöre, Bibliotheken, Schulen

Teil dieser Mittel stammt aus den Einkünf-

Umweltschutzdepartements. Die Frage an die

und auch das Talmuseum Ciäsa Grande unterstützt. Vereine und Institutionen organi-

ten der insgesamt 2,3 Millionen Franken

Finanzdirektorin Barbara Janom Steiner,

Wasserzinsen der Gemeinde Bregaglia. Zu-

wie sich die Bündner Regierung in Bern für

sieren öffentliche Ausstellungen, Konzerte,

sätzlich werden Bildungsinstitutionen, Mu-

die Wasserzins-Gemeinden einsetzen will,

Literatur- und Filmabende und Referate.

reicht sie an Amtskollege und Energiedirek-

«Ein Vereinssterben wäre fatal. Dann würde

sikschulen und Bibliotheken gefördert.

tor Mario Cavigelli weiter. Ebenso die Frage,

hier alles einschlafen», sagt Alessandro Della

was die Bündner Regierung gegen das immer

Vedova, Gemeindepräsident von Poschiavo.

«Für die Vereine und Institutionen sind diese

wahrscheinlichere Szenario einer massiven

Jedes Jahr gehen hier rund 100 000 Franken

Beiträge überlebenswichtig. Sie konnten sich

Wasserzinskürzung tun werde. Mario Ca-

aus den Wasserzinsen an Kulturvereine. Zu-

Ein Notfallplan fehlt

seit Jahrzehnten auf diese Unterstützung

vigelli war für piz allerdings weder per Tele-

letzt wurden auch 50 000 Franken für die

verlassen», sagt Not Carl, Präsident der Inte-

fon noch per Mail erreichbar.

Instandsetzung der Terrassierungen in der

ressengemeinschaft Bündner Konzessions-

Fakt ist: Das aktuelle Wasserzinsengesetz gilt

Nähe des Dorfkerns von Poschiavo zur Ver-

gemeinden. Und er warnt: «Wenn dieses

nur noch bis 2019. Ab 2020 braucht es eine

fügung gestellt. Auf den Terrassen wurden

Geld wegfällt, ist das eine Katastrophe. Das

neue Regelung. Aktuell bezahlen die Strom-

noch im 19. Jahrhundert Blumen und Obst

Dorfleben wäre massiv gefährdet.» Einen

konzerne zusammen jährlich 550 Millionen

für die Hotellerie im Engadin angebaut. Das

Notfallplan hat die IG Konzessionsgemein-

Franken an Gemeinden und Kantone als Ge-

Puschlav hat auch 60 000 Franken für die

38

piz 53 : Sommer | Stà 2017


Erhaltung der traditionellen Dachziegelherstellung bezahlt. «Das lokale Handwerk können wir durch

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die Beiträge vor dem Aussterben retten», so der Gemeindepräsident. Er schätzt es als sehr wahrscheinlich ein, dass die Wasserzinsen reduziert werden. «Das sind keine rosigen Perspektiven, aber wir glauben trotz allen Schwierigkeiten an eine positive Zukunft.» Die Gemeinde habe zwar selbst viel in den Tourismus investiert. Trotzdem brauche es auch die Vereine mit ihrem freiwilligen Engagement. Jugendsport, Nachwuchsförderung und Schulen würden die Kürzungen empfindlich treffen. Über die Hälfte dieser Beiträge stammt aus den Wasserzinsen.

Als ob 1200 Personen wegziehen würden Im Unterengadin geht der jeweils grösste regelmässige Betrag aus den Wasserzinsen in den Bereich Ju-

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gend und Sport. 130 000 Franken bekommt «Sport da giuvenils», der Skisportförderverein. 80 000 Franken gehen regelmässig an das Hochalpine Institut Ftan und 45 000 Franken an das Nairs, das Zentrum für Gegenwartskunst in Scuol. Der Rest setzt sich aus kleineren Beiträgen bis zu 10 000 Franken zu-

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sammen. Sie gehen in diesem Jahr beispielsweise an ein Projekt für ein Schlager- und VolksmusikOpenair, an einen Buchverlag für mehrere Neuerscheinungen und an Museen. Insgesamt sind es 37 verschiedene Vereine und Institutionen, die dieses Jahr Gelder von der Corporaziun Energia Engiadina bekommen. Die Corporaziun – früher hiess sie «Corporaziun dals Cumüns Concessiunaris CCC» – hat all ihre Beiträge über Jahrzehnte zurück dokumentiert. Die Musica giuventüna Engadina Bassa hat seit Mitte der 1980er-Jahre 45 000 Franken bekommen. «Wie sollen die Musikgesellschaften neue Instrumentierungen bezahlen, wenn die Wasserzinsen zur

Aus Tradition gut Fleisch- und Wurstwaren aus erlesenen Rohmaterialien, selbst gefischte Engadiner Wild-Saiblinge und Alaska Wildlachse, bis zum Jäger rückverfolgbares Wild, zarter Engadiner Käse sowie leckere Nusstorten vom Kassensturz Testsieger begeistern Carnivoren und Freunde von traditionell gutem Essen. -10 % auf alle Soglio-Produkte.

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Carl fest «und wie sollen wir unser Dorfleben auf-

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recht erhalten ohne diese festen Einnahmen? Fällt das Geld weg, ist das so, als ob 1200 Steuerpflichtige auf einen Schlag aus dem Unterengadin wegziehen würden. Das überlebt keine Bergregion.»

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Abschied von Tsering Kyi In der Chasa Muntanella in Valchava kommen und gehen die Flüchtlinge. Michaela Friemel erteilt dort Deutschunterricht. Ein energieraubendes Engagement, bei dem sie sich auf immer andere Menschen einstellen und immer wieder Abschied nehmen muss.

Text: Michaela Friemel Foto: Ursula Häne

L

hundup, Dorjee, Zabihullah, Rahmatullah,

von Neuankömmlingen gefragt. Und wenn ich

Nebay, Selam, Nigisti, Zewdi, Fessehaye – die

sage, dass ich vor drei Jahren mit meiner Familie

Flüchtlinge im Val Müstair kommen aus Tibet,

aus Zürich ins Val Müstair gezogen bin, ernte ich

aus Afghanistan, dem Iran, Eritrea, Somalia, Syrien

mitleidige Blicke. Wenn ich nachschiebe, dass wir

und dem Irak. Vor meiner Arbeit als Deutschlehre-

das Leben in diesem wunderbaren Tal lieben,

rin kannte ich keine Eritreerinnen persönlich,

schauen einige mich an, als sei ich irr.

keine Tibeterinnen, nur einen einzigen Afghanen, niemanden aus Somalia und niemanden aus dem

Trotz schwieriger Umstände

Irak. Als ich letztes Jahr zu unterrichten begann,

Im Dezember vor einem Jahr öffnete die Gruppen-

fiel es mir nicht leicht, die Namen den Gesichtern

unterkunft Chasa Muntanella als Flüchtlingsheim

zuzuordnen.

ihre Türen. Auch wenn manche Flüchtlinge bei ih-

Meine Eselsbrücken dafür sind mir nicht selten

rer Ankunft Widerstände verspüren, fühlen sich

peinlich, zuweilen sind sie auch alles andere als po-

die meisten Flüchtenden nach einiger Zeit hier

litisch korrekt. Doch ohne sie würde mir wahr-

wohl. Dies trotz schwieriger Umstände: Das Warten

scheinlich nicht gelingen, was ich mir vornehme:

auf das nächste Interview durch die Behörden, das

Alle meine Schülerinnen und Schüler möglichst

Warten auf einen Entscheid über den Asylstatus,

rasch mit Namen zu kennen. Tsering Kyi beispiels-

das enge Zusammenleben mit anderen, das Leben

weise kommt aus Tibet. Ihren Namen habe ich mir

auf dem Lande, das – im Vergleich zur Stadt – wenig

als eine Kombination aus Tsetse-Fliege, Ring und

Attraktionen bietet. Doch beim letzten Transfer ha-

Kiri-Käse eingeprägt.

ben sich über zehn Menschen dafür eingesetzt, in

Inzwischen habe ich mehr als siebzig Frauen und

Valchava bleiben zu dürfen.

Männer kennengelernt, die ihre Heimat verlassen

Dass sie sich wohl fühlen, liegt unter anderem am

mussten. Viele von ihnen hatten zuerst in Stadt-

grossen Engagement von Werner Braun, dem Leiter

nähe gewohnt, in Asylunterkünften bei Chur, Alt-

der Asylunterkunft. Von den Bewohnerinnen und

stätten SG, Neuchâtel. Die Transfers treffen die

Bewohnern wird er Papa Braun genannt, nicht zu

Flüchtlinge willkürlich, scheint es, oder zumindest

Unrecht. Die Art und Weise, wie er sich einsetzt,

folgen sie Regeln, die schwer zu durchschauen sind.

geht weit über sein Arbeitspensum hinaus: Er spielt

Wer bleibt wo, wer kommt wohin? Valchava ist zu-

Chauffeur, versucht Konflikte frühzeitig zu erken-

nächst kein Ort, der junge Menschen anzieht. «Lebt

nen. Gerade hat er sich ins Gärtnern eingearbeitet,

hier überhaupt jemand?», werde ich regelmässig

hat Land erworben, um den Asylsuchenden einen

Fotoserie «mitgenommen».

Die Zürcher Fotografin Ursula Häne hat Flüchtlinge und Menschen ohne legalen Status in der Schweiz gebeten, ihr einen Gegenstand zu zeigen, den sie aus ihrer Heimat mitgebracht haben. Die hier Abgebildeten sind aus Äthiopien, dem Iran, aus Syrien und Tibet geflüchtet. Eine junge Frau aus Somalia konnte gar nichts mitnehmen. Die Fotos zeigen die Hände und den entsprechenden Gegenstand – und geben so diesen Menschen eine Präsenz, ohne ihr Gesicht abzubilden. www.ursulahaene.ch

42

piz 53 : Sommer | Stà 2017



Gemüseanbau zu ermöglichen. Gröbere Konflikte

grosszügig spenden, tun sich viele mit direktem

Chasa Muntanella sind selten – keine Selbstver-

Kontakt schwer: Aus Scham, bereits an fremden Na-

ständlichkeit angesichts der Tatsache, dass hier

men zu scheitern, aus Sorge, was mit einem dermas-

junge Menschen mit extrem schwierigen Geschich-

sen traumatisierten Menschen überhaupt gespro-

ten und aus unterschiedlichsten Nationen auf so

chen werden könne. «Wenn sich jemand nach so

engem Raum zusammenwohnen. «Das enge Zu-

einer Flucht auf die Leute hier einlässt, ist eine Aus-

sammenleben hier ist auch eine grosse Chance»,

weisung danach um so schlimmer», sagte mir eine

sagt Werner Braun, der früher das interkonfessio-

Frau, als ich sie für unser Patenschaftsprojekt ge-

nelle Flüchtlingsheim in Gstaad führte. Nach je-

winnen wollte. Das Projekt hatte das Ziel, den Kon-

dem grösseren Transfer wächst eine neue Gruppe

takt zwischen Flüchtlingen und Einheimischen zu

zusammen. Während es in Zweierzimmern nicht

vereinfachen. «Aber es können doch alle selbst ent-

selten vorkomme, dass sich Leute zurückziehen

scheiden, was ihnen gut tut», erwiderte ich. «Nein»,

und vereinsamen, kümmerten sich die Bewohne-

sagte sie, «diese Leute sind traumatisiert.» «Umso

rinnen und Bewohner der Chasa Muntanella um

wichtiger ist es, dass sie nun eigenmächtig handeln

ihre Zimmergenossen, sagt Werner Braun. «Das ist

können», gab ich zurück, «und vor allem: Isolation

vielleicht die beste Therapie: die Gespräche, die die

fühlt sich nie gut an, auch dann nicht, wenn sie auf-

Menschen untereinander führen.»

grund freundlich gemeinter Vorsicht entsteht.»

Einer der Asylbewerber sagte auf die Frage, warum er

Das Projekt kam doch zustande. Zwischen einigen

in Valchava bleiben wolle: «Die Menschen sind gut

Paten und Flüchtenden entstanden sogar Freund-

hier. Es gibt Arbeit. Hier ist es ruhig und ich kann

schaften, die sie auch nach dem Transfer weiterpfle-

mich darauf konzentrieren, Deutsch zu lernen.»

gen. Das Patenschaftsprojekt wurde inzwischen

Ins Herz geschlossen

löst. Die Kontakte mit den Einheimischen bedeuten

Im vergangenen Sommer unterrichtete ich in der

einigen der Flüchtlinge viel. Und – nicht zuletzt –

durch regelmässige offene Kaffeekränzchen abge-

Chasa Muntanella zweimal pro Woche Deutsch.

wie soll man Deutsch lernen, ohne zu sprechen?

Bald waren Lhundup, Dorjee, Zabihullah, Rahma-

Farid erzählte mir, wie er in Chur kistenweise Bier

tullah, Nebay, Selam, Nigisti, Zewdi und Fessehaye

kaufte, sich zu einem Alkoholiker setzte und ihm

nicht mehr nur Namen, sondern Menschen, die mir

eine Flasche nach der anderen anbot, nur um je-

lieb geworden waren.

manden zum Reden zu haben und Deutsch zu ler-

Es fiel mir nicht mehr leicht, zu hören, wer ausge-

nen. Dieser ungewöhnliche Weg war ein Erfolg. Fa-

wiesen oder in ein anderes Asylzentrum transferiert

rid spricht nach nur einem Jahr fliessend Deutsch.

werde. Als einmal, ohne Vorwarnung, gleich die gesamte Klasse ausgetauscht wurde, dachte ich: Es

Einzigartige Menschen

reicht, ich höre auf. Doch bald schon schämte ich

Wenn er mir Details von seiner Flucht erzählt, wie

mich für diesen Gedanken. Mein eigenes Leben ist

seine Freunde getötet wurden, bin ich von den

ungemein stabil, mit wunderbaren Menschen, mit

Schilderungen dermassen überfordert, dass ich

Arbeiten, die ich sehr liebe, mit einem Netz von

nicht weiss, wohin ich schauen soll. Und wenn ich

Freunden und mit guten Bekannten. Wie kann ich

dann sehe, wie wichtig es ihm ist, Deutsch zu ler-

es mir erlauben, erschöpft zu sein, nur weil ich ge-

nen, wird es mir noch peinlicher, dass ich daran

zwungen bin, mich auf neue Menschen einzulassen

dachte, das Unterrichten aufzugeben.

und andere zu verabschieden?

Ich habe mich entschieden, weiter zu unterrichten,

Ich bin in der Stadt aufgewachsen, oft umgezogen,

aber darum gebeten, mich jeweils von den Schüle-

ich habe im Ausland gelebt. Ich bin und war selbst

rinnen und Schülern verabschieden zu können. Es

oft fremd. Ich war nah dran, über die Ängste zu

hat funktioniert: Vor dem letzten Transfer wurden

spotten, die man hörte, als die Eröffnung der Asyl-

alle Lehrpersonen rechtzeitig informiert. Heimleiter

unterkunft bekannt wurde. Hatte jemand Berüh-

Werner Braun lud Flüchtlinge und Lehrpersonen

rungsängste mit Fremden, dachte ich früher aus-

zum Abschiedsfondue ein. Der Abend war traurig,

schliesslich

44

Ich bin damit nicht allein. Während die meisten

zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern der

an

Xenophobie.

Political

aber auch schön und sehr herzlich. Und ich zweifle

Correctness zuweilen den gleichen Effekt hat, fiel

nicht mehr daran, dass es sich lohnt, alle paar Mo-

mir erst auf, als ich mich selbst im konkreten Um-

nate zwei Dutzend schwieriger Namen zu lernen –

gang mit den Flüchtlingen beobachtete.

die Menschen, die sie tragen, sind einzigartig.

piz 53 : Sommer | Stà 2017

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Das Solarhaus der Ameisenvölker Wenn die Frühlingssonne den Boden wärmt, tauchen auf den Ameisenhaufen plötzlich Tausende Tiere auf. Sie heizen sich auf und tragen die Wärme ins Innere des Nestes. Dort ist dank der raffinierten Konstruktion und Belüftung die Temperatur weitgehend konstant.

Text: Monica Kaiser­Benz Fotos: Pro Natura, Christian Bernasconi

A

lle sind wir schon einmal vor einem Amei­

der Bau nicht mehr aus Nadeln, sondern zuneh­

senhaufen stehen geblieben, haben dem Ge­

mend aus mehr oder weniger erdigem Material.

krabbel zugeschaut und uns darüber gewun­

Und das ganze Nest ist mit Gängen und Kammern

dert. Die einzelnen Tiere, die wir sehen, sind alles

durchsetzt. In den tieferen Kammern lebt die Köni­

sogenannte Arbeiterinnen – nicht fortpflanzungs­

gin, in den anderen wird die Brut grossgezogen.

fähige

fortpflanzungsfähigen

Hier gibt es Kammern mit Eiern, mit Larven und

Männchen und Weibchen sind nur selten zu sehen.

mit Puppen – die verschiedenen Entwicklungssta­

Weibchen.

Die

Alle Ameisen leben in «Staaten», wie wir es auch

dien werden in je separaten oder in voneinander

von der Honigbiene kennen. Geprägt und gesteuert

getrennten Kammern abgelegt.

wird das Zusammenleben – ebenfalls wie bei der

In diesem Bau spielt sich ein grosser Teil des Lebens

Honigbiene – von einer oder mehreren Königinnen.

der Waldameisen ab. Da sie als Insekten – im Ge­

In der Schweiz gibt es sieben verschiedene Arten

gensatz zu Säugetieren und Vögeln – ihre Körper­

von Waldameisen. Sie unterscheiden sich äus­

temperatur nicht konstant halten können, muss

serlich nur wenig. Alle zeigen sie eine rötliche und

die Umgebung eine Temperatur aufweisen, in der

dunkelbraune bis schwarze Färbung und sie bauen

die Aktivitäten der Tiere möglich sind. In der kal­

die charakteristischen Nesthaufen.

ten Jahreszeit stellen die Ameisen deshalb ihre Ak­

Gänge und Kammern Am Ameisenhaufen fällt zunächst eine äussere Schicht von Fichten­ oder Lärchennadeln auf. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man aber viele ver­

46

tivitäten ein und halten sich in der frostfreien Zone tief im Innern des Nests auf. So überleben sie die kalten Wintermonate in einer Art Winterstarre.

Aktivierung des Solarhauses

schiedene weitere Materialien: Harzkügelchen,

Im Frühjahr muss dann zuerst das Haus aufgeheizt

leere Samenkapseln, kleine Zweige, trockene Pflan­

werden. Bereits im Spätwinter – oft schon Mitte Fe­

zenstängel und Grashalme. Diese äusserste Schicht

bruar – kann man an milden Tagen die ersten Tiere

bildet das Dach des Hauses und schützt die Bewoh­

auf den Nesthaufen beobachten. In höheren Lagen

nerinnen vor Wind, Regen, Kälte oder grosser Hitze.

lassen sie sich Zeit bis April. Dann aber sind sie

Dieser sichtbare Teil des Nestes ist meist als Kuppel

während einiger Tage in grosser Zahl und dicht ge­

angelegt. Dadurch wird die Sonneneinstrahlung

drängt auf dem Nesthaufen anzutreffen, oft so

besser genutzt, denn auf einer abschüssigen Fläche

dicht, dass die Kuppel des Haufens geradezu

fallen die Sonnenstrahlen dichter ein als auf einer

schwarz erscheint. Auf diese Weise tanken die Tiere

Fläche ohne Gefälle. Dieses Phänomen kann man

Wärme und tragen diese danach ins Innere des Nes­

im Frühjahr beobachten, wenn der Ameisenhaufen

tes. Langsam steigt dort die Temperatur auf eine an­

bereits schneefrei ist, während rundherum am Bo­

genehme Höhe. Meist sind die Nesthaufen gegen

den noch Schnee liegt.

Osten, Süden oder Westen orientiert, um von der

Mit dem kuppelförmigen Nesthaufen sehen wir al­

Sonnenwärme zu profitieren.

lerdings nur einen Teil eines Ameisennestes. Dieses

Die Unterschiede zwischen der Temperatur im In­

reicht ungefähr gleich tief in den Boden hinein wie

neren des Nestes und der Oberfläche sowie der Luft­

es über den Boden hinausragt. Im Inneren besteht

temperatur sind im Frühjahr enorm. Während die

piz 53 : Sommer | Stà 2017


Temperatur im Nestinnern erst wenig über dem Ge­

gen. Durch ihre geringe Grösse ist allerdings der

frierpunkt liegt, können auf der Nestoberfläche be­

Verlust durch Verdunstung relativ gross, so dass die

reits 30 bis 35 Grad gemessen werden. Auch die

Nettobilanz lediglich bei rund 5 cal liegt. Diese so­

Lufttemperatur in ungefähr einem Meter Höhe

genannte Sonnungs­ und Aufwärmphase dauert je­

liegt mit rund 20 Grad noch deutlich unter der

weils ein bis zwei Wochen.

Temperatur der Nestoberfläche. Die Unterschiede zwischen aussen und innen können gut und gerne

Eier – Larven – Kokon – Puppen –Ameisen

30 Grad betragen.

Ist das Nestinnere genügend aufgewärmt und sind

Nebst der Sonnenenergie, welche die Ameisen mit

alle Tiere wieder aktiv, beginnt die Königin mit der

ihrem Körper ins Nest hineintragen, sind sie auch

Ablage von Eiern. Daraus entwickeln sich nach kur­

in der Lage, ihr Haus mit Muskelaktivität und Stoff­

zer Zeit Larven, welche dem Stadium der Raupe bei

wechselwärme aufzuwärmen – ähnlich wie wir bei

den Schmetterlingen entsprechen. Die Larven be­

sportlichen Aktivitäten ins Schwitzen kommen.

nötigen zu ihrem Wachstum Futter, welches von

Auch bei der Verdauung der Nahrung entsteht

den Arbeiterinnen herbeigeschafft wird. Nach eini­

Energie in Form von Wärme. In einem grossen Bau

ger Zeit bauen die Larven einen Kokon und werden

können bis zu einer Million Tiere leben. Diese sind

zu Puppen. Oft werden diese Puppen als «Ameisen­

im Stande, pro Stunde rund 34 cal Wärme zu erzeu­

eier» bezeichnet.

piz 53 : Sommer | Stà 2017

Die Ameisen (oben rechts) entwickeln sich aus Eiern, die sich zuerst in Larven verwan­ deln, dann als Kokon ver­ puppen. (rechts unten) Ameisen wissen immer, wo der Weg hinführt – eine typische Ameisenstrasse. (oben rechts)

47


Zu ihrer Entwicklung benötigen die kleinen, noch

grössere Öffnungen entdecken. Es sind die Mün­

unreifen Ameisen eine mehr oder weniger kons­

dungen der Gänge, welche von den Tieren als «Tü­

tante Temperatur; diese ist in den verschiedenen

ren» benutzt werden. Je heisser der Tag wird, desto

Kammern des Nestes unterschiedlich hoch. Im

weiter werden diese Türen geöffnet. Damit wird im

Zentrum sind es im Sommer rund 30 Grad. Mit der

Nestinnern Zugluft erzeugt. Auf diese Weise und

Distanz zum Zentrum nimmt die Temperatur ab.

mit der guten Isolationsschicht der Nadeln kann

So können die Tiere für ihre Brut Kammern mit der

drinnen die Temperatur mehr oder weniger kons­

geeigneten Wärme auswählen. Die Puppen benöti­

tant bei 25 bis 30 Grad gehalten werden.Wird es

gen kein Futter mehr. Sie entwickeln sich in ihrem

kühl oder kommen Regen oder Gewitter auf, ver­

Kokon zu erwachsenen Tieren. Kaum geschlüpft,

schliessen die Tiere die Öffnungen akkurat. Die drei bis vier Zentimeter dicke Nadelschicht wird

beteiligen sie sich an den Aktivitäten des Volkes.

nur zuoberst nass und hält auch einem heftigen Re­

Betrieb des Solarhauses

gen stand. Drinnen bleibt es trocken und ange­ nehm warm. Gleichzeitig wird Feuchtigkeit gespei­

Im Sommer müssen die Ameisen dafür sorgen, dass ihr Bau nicht überhitzt. Der Beobachter stellt fest,

chert, damit die Brut nicht austrocknet.

dass es bei hochsommerlichen Temperaturen wäh­

Die höchste Nesttemperatur wird im Juni erreicht,

rend der heissesten Zeit des Tages nichts zu sehen

die tiefste im September. Im Herbst beginnen sich

gibt. Dann verlegen die Tiere ihre Aktivitäten auf

die Ameisen bereits wieder zurückzuziehen. Ihre

die kühleren Morgen­ und Abendstunden und hal­

Aktivitäten nehmen ab, die Sonnenenergie reicht

ten am Mittag gewissermassen Siesta im Nestinne­

nicht mehr aus, um das Innere des Baus genügend

ren. Auf der Kuppel des Nestes kann nun die Tem­

aufzuheizen. Die Tiere suchen dann immer tiefere

peratur 50, ja 60 Grad erreichen, eine Temperatur,

Bodenschichten auf, bis sie schliesslich in der frost­

bei der die Ameisen innert kurzer Zeit austrocknen

freien Zone des Bodens wieder in eine winterliche

würden. An solch heissen Tagen lassen sich an der

Kältestarre verfallen und erst im nächsten Frühjahr

Oberfläche der Nestkuppel zahlreiche kleinere und

wieder an der Oberfläche erscheinen.

1m

1

0,5 m 2

3

4

So sieht es im Inneren eines Ameisenhaufens aus. 1 2 3 4 5 6

Puppen Ältere Larven Mittlere Larven Jüngere Larven Eier Königin, Eier legend

6

5

0,5 m

5 6

Grafik: Regula Meier

1m

48

piz 53 : Sommer | Stà 2017


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den Nachbeben im Heute. Mit

Füsse zu treten. Da der Tote Kri-

ten. Er präsentiert Perlen und

und reifer Abgeklärtheit, Wort-

einer bildreichen, kraftvollen

mis schrieb, nimmt der Kommis-

Tränen des Bauens für den Tou-

witz und Besinnlichkeit, Kinder-

Sprache sticht sie in eine Zeit, in

sar die Schriftsteller unter den

rismus im Oberengadin. Im

mund und Altersweisheit –

der die Welt am Bahnhof endet,

Hotelgästen unter die Lupe. Cami-

Nachwort schreibt Peter Zum-

meist gewürzt mit dem für ihn

Bäche und Kinder zusammen-

nada und Zinsli wollen den Fall

thor: «Wer Graubünden liebt,

typischen schalkhaften Humor.

gehören und die Menschheit sich

schon abschliessen, als eine neue

wer sich mit Köbi Gantenbein an

Eine leichte, kurzweilige Lektüre;

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Rut Plouda: «Sco scha nüglia nu füss – Wie wenn nichts wäre», Chasa Editura Rumantscha, Fr. 28.–

Barbara Schibli: «Flechten», Dörlemann Verlag, ca. Fr. 30.–, erscheint im September 2017

Silvia Schaub: «111 Orte im Engadin, die man gesehen haben muss», Emons Verlag, Fr. 23.90

Donat Caduff: «Das Hyperdorf», Fr. 48.–, bestellen bei: to.donat@gmail.com

Rut Plouda beschreibt

Wer bin ich? Diese

Das Engadin steht

Das Hyperdorf ist

in diesem zweispra-

Frage ist für Anna

nicht nur für Ferien

ein selbst initiiertes

chigen Werk (Vallader

nicht einfach zu

und Sport, es steht

Projekt zu Archi-

und Deutsch) auf

beantworten, denn

auch für Beschau-

tektur, Tourismus

eindrückliche Weise

sie ist ein eineiiger

liches, Mystisches,

und Gesellschaft in

Bilder der Erinnerung

Zwilling. Und ein-

Ausserordentliches

Graubünden des

und erzählt die Geschichte des

eiige Zwillinge sind eine einzige

und Rätselhaftes wie den Fuchs

Grafikers und Künstlers Donat

Sohnes, der 19-jährig verstarb.

Zumutung. Sie ist aus Bever

Fix, eine schwebende Schlange

Caduff. Er hat in Tälern, Dörfern

Der Leser darf einen Jahres-

nach Zürich gezogen, um Biolo-

oder eine eingesperrte Quelle.

und Büchern recherchiert und

rhythmus in einem Engadiner

gie zu studieren. Nun arbeitet sie

Silvia Schaub hat besondere Orte

bilanziert: «Es gibt überall ein

Dorf miterleben, den Sohn

in der Flechtenforschung, wäh-

zusammengestellt und erzählt

Zuviel – hier von Ausverkauf, da

Joannes kennenlernen, von sei-

rend ihre Schwester Leta sich der

dazu interessante Geschichten.

von Banalität, dort von Authenti-

nem Alltag und seinen Träumen

Fotografie widmet. Beide be-

Sie präsentiert ein äusserst leben-

zität.» Er zeigt dies an den Bei-

erfahren. Als dieses Buch vor

trachten die Welt durch eine

diges Tal und lädt ein, es auf

spielen von Guarda, Samnaun

17 Jahren herauskam, wurde die

Linse: Anna durch das Mikros-

anderen Pfaden als den allseits

und dem Outlet-Center Land-

Autorin von dessen Wirkung

kop, während Leta seit der Kind-

bekannten zu entdecken. Dieses

quart – in Bildern und Texten.

überrascht. Sie erhielt zahlreiche

heit obsessiv Anna fotografiert.

Buch wird selbst jene begeistern,

Das Buch will ein Diskussionsbei-

Preise, darunter den Bündner

Als Anna zur Eröffnung von Letas

die glauben, schon alles über das

trag zur Zukunft der Bergdörfer

Literaturpreis.

Fotoinstallation fährt, fühlt sie

Engadin zu wissen. Ein Buch

sein. Es ist eine kritische wie lust-

sich von ihr verraten, missbraucht

für Besucher und Einheimische

volle Hommage an Caduffs Hei-

La Chasa Editura Rumantscha

und ausgelöscht. Denn Leta hat

sowie Anhänger und Wiederkeh-

matkanton – in dem Kommerz

ha edi quist’ouvra l’on 2011

das einzige Zeichen, das sie beide

rer. Wer hier leben oder reisen

und Hedonismus Hochkonjunk-

eir sco cudesch auditiv, in versiun

unterscheidet, wegretuschiert. Ein

darf, steht auf der Sonnenseite

tur feiern, aber das Identitäts-

rumantscha e tudais-cha.

packend-poetisches Frauenporträt.

des Lebens.

empfinden verloren ging.

50

piz 53 : Sommer | Stà 2017


BUCHER Im Tal der Murmeltiere

Sent – Geschichte und Menschen

Larschs as dan il man

Mustopf

Regina Koch (Text), Stefanie Stägl (Bilder): «Im Tal der Murmeltiere», Somedia Buchverlag, Fr. 19.90

Paul Eugen Grimm: «Sent. Geografie – Geschichte – Menschen», Verlag Desertina, Fr. 78.–

Tina Planta-Vital: «Larschs as dan il man», poesias cun illustraziuns da l'autura, Uniun dals Grischs, Fr. 24.–

Beatrice Schaerli-Corradini, Historischer Roman aus dem Engadin der Reformationszeit, Verlag Utz, Fr. 23.90.–

Weiter gehts mit

Das Ortsbuch

«Larsch as dan il

Engadin im Jahre

Nella, Monte und

«Sent» zeigt im

man» da Tina Plan-

1512. Filip, der erst-

Primelinchen,

ersten Teil die

ta-Vital da Fuldera,

geborene Sohn des

den Murmeltier-Ge-

Geografie der ehe-

oriunda da Sent, es

Schmiedes Adam

schwistern aus der

maligen Gemeinde

üna collecziun da

Saluz von Ardez,

Familie Vielheu im

Sent, die seit 2015

poesias modernas,

muss achtjährig

zweiten Band über das Tal der

eine Fraktion der Gemeinde Scuol

voul dir poesias sainza rima.

sein Elternhaus verlassen, da er

Murmeltiere. Die Grossen bre-

ist. Vorgestellt werden die geo-

In sias poesias lascha l’autura

sich weder für die Arbeit am

chen auf, um ihr Revier zu vertei-

logischen Verhältnisse, die Unter-

tour part a sia stretta relaziun

Amboss noch für den Drachen-

digen. Die drei Geschwister

engadiner Dolomiten und die

culla natüra e cul muond mistic.

kampf eignet. Als «unnützer

nützen das zu einem Ausflug.

Täler Uina, Sinestra und Fenga.

Las poesias sdasdan purtrets

Esser» sucht er sein Glück in der

Natürlich passiert etwas. Oben

Der zweite Teil folgt chronolo-

aint il cheu; minchatant discuo-

Fremde. Er möchte in Padua zur

am Bau angekommen, verpfeift

gisch den historischen Entwick-

rra l’aua, la terra, il god – larschs

Schule gehen und ein Gelehrter

das kleine Primelinchen wieder

lungen. Der dritte Teil, «Die Men-

as dan il man. Las poesias vegnan

werden, gerät aber ins feindliche

einmal ihre Geschwister. Die ver-

schen», zeigt die vielen Facetten

accumpagnadas da collaschas

Kaiserreich und muss in den

diente Strafe wird durch einen

einer Dorfgemeinschaft, bringt

da Tina Planta-Vital. Ella nun es

Jahren des schwelenden Bauern-

scharfen Murmeltierpfiff unter-

aber auch Kurzbiografien unzäh-

nempe poetessa, ella es eir artista.

aufstands und der beginnenden

brochen: Adleralarm! Primelin-

liger Senterinnen und Senter.

L’interess e’l dun per art varà

Reformation um sein Überleben

chen ist weg. Nella und Monte

Ein wissenschaftliches, reich illus-

ella da seis bap, Jachen Ulrich

kämpfen. Als er als junger Er-

machen sich auf die Suche.

triertes Ortsporträt, das auch

Gaudenz, il cuntschaint expert

wachsener zurück ins Engadin

Wie es wohl ausgeht?

amüsante Geschichten erzählt.

per sgrafits engiadinais.

kommt, ist die Welt verändert.

NAIRS Zentrum für Gegenwartskunst Die 2005 gegründete Fundaziun NAIRS ist eine einzigartige Synthese von Kunsthalle, Kulturzentrum und Künstlerhaus. Sie vernetzt das Engadin mit der schweizerischen und der internationalen Gegenwartskunst. Im frisch sanierten Badehaus am Inn, das 1913 erbaut wurde, findet neben dem Artists-In-ResidenceProgramm ein reges Kulturleben statt: Ausstellungen, Führungen, Workshops, Konzerte, Lesungen, Filme, Kolloquien, Architekturveran staltungen. Weitere Infos: www.nairs.ch/programm

Neu in NAIRS: Der multifunktionale Veranstaltungsraum kann für Anlässe gemietet werden.

Ausstellungen Do–So 15–18 Uhr «SPOT ON 2 – Wasser und Stein», bis 9.7. 2017 «Interval in Space» – Austausch Schweiz-Hong-Kong, 22.7.–29.10. 2017 | Vernissage Fr 21.7. 18 Uhr | Künstlergespräch Sa 22.7. 11 Uhr Lichtinstallationen täglich von ca. 19 –22 Uhr «FREMD – ARBEIT – GAST – ZIMMER» von Yeb Wiersma «Büvetta Tarasp» von Men Duri Arquint Fundaziun NAIRS, Zentrum für Gegenwartskunst 7550 Scuol/Nairs info@nairs.ch Tel. 081 864 98 02 www.nairs.ch

piz 53 : Sommer | Stà 2017

51


PIZZERIA Zentrum für Gegenwartskunst NAIRS, Sommerprogramm 2017 Foto: Gian Giovanoli, kmu-fotografie.ch

Weitere Veranstaltungen: www.nairs.ch/programm

bis 9.7. «Spot On 2 – Wasser und Stein», Ausstellung. 14./15. 7. Hong-Kong-Grischuna-Wochenende, Filmvorführungen und Sommerfest

Lagalb gerettet piz berichtete in der letzten Ausgabe über die Lagalb, den für viele Skifahrerinnen und Skifahrer schönsten Berg im Berninamassiv. Bereits bekannt war die Lö-

21.7. Vernissage der Ausstellung Interval in Space – Hong-Kong-Schweiz, bis 29.10. 27.7. Himmelsleiter 7 – Ardez, Ftan, Guarda, Architekturwanderung mit Köbi Gantenbein, Magda Vogel und John Wolf Brennan 25.–27.8. Wallfahrt – Musiktheater von Julian Gruenthal

25.9.–4.11. Kalkprojekt in Sur En da Sent 6.10. Arkadien! Landschaft poetisch gestalten, Lesung und Bilderpräsentation mit Raimund Rodewald und Köbi Gantenbein 12.11. NAIRS Filmnachmittag | Architekturfilm 2.12. Panch, Air-Performance unter der Leitung von Angela Hausheer Täglich bis 22 Uhr: Zwei Lichtinstallationen: «Fremd – Arbeit – Gast – Zimmer» von Yeb Wiersma und «Büvetta Tarasp» von Men Duri Arquint.

sung für die Rettung der Lagalbbahn: Ein Tausch in den Besitzverhältnissen der

Package für junge Golftalente an. Die Schülerin-

Piz-Nair-Bahn in St. Moritz

nen und Schüler besuchen das Gymnasium, die

und der Diavolezza-Lagalb-

Fachmittelschule, die Sekundarschule oder das

bahnen. Das Bahnunterneh-

10. Schuljahr des HIF und profitieren mit dem

men St. Moritz Mountains

Golf-Package von einer unbegrenzten Benutzung

übernimmt die Bahn am Piz

des Golfplatzes. Geboten werden wöchentliches

Nair und übergibt

Golf-Juniorentraining und mehrmals pro Woche

die Diavolezza- und die

Konditions-, Koordinations- und Krafttraining.

Lagalbbahn. Die neue Gesell-

Die Trainingszeiten werden individuell auf den

schaft Diavolezza Lagalb AG

Stundenplan

ist aber auf neues Geld ange-

abgestimmt.

Die

jungen

Leute

können den Kraftraum des Hochalpinen Instituts

wiesen. Die Aktienkapitalerhöhung wurde weit über-

Ftan unbeschränkt benützen und bekommen

zeichnet – mehr als

Unterstützung und Koordination bei der Doppel-

1,8 Millionen Franken

Schule für junge Golftalente

belastung von Schule und Sport. Das Golf-Package

kamen zusammen. Die Ge-

Das Hochalpine Institut Ftan (HIF), die interna-

kostet 2’450 Franken pro Schuljahr. Die Schul- und

meinde Pontresina trägt eine

tionale Sport- und Mittelschule mit Internat im

Internatskosten richten sich nach dem jeweils

Viertelmillion bei. Damit stehen den Bahnen über zwei Millionen Franken für

Unterengadin, bietet ab dieser Saison in Zusam-

gewählten Schulangebot.

menarbeit mit dem Golfclub Vulpera ein neues

www.hif.ch und www.sportklasse.ch

Infrastrukturverbesserungen zur Verfügung.

Camillo Paravicini: Disegns Im Rahmen der Sommerausstellung 2017 in der Plattner & Plattner Art Gallery in Pontresina zeigt der junge, zeitgenössische Künstler Camillo Paravicini neue und noch nie gezeigte Arbeiten. Sie geben – als Zeichnung, Malerei und Fotografie – Fragmente der Beobachtungen des erst dreissigjährigen Künstlers wieder, der bereits mit dem Kiefer Hablitzel Preis ausgezeichnet wurde. Zeichnungen,

Vernissage:

Malerei, Fotografie und Skulptur erhaschen den Moment und sind dabei bisweilen auch ironisch.

13. Juli, 17 h

Er zeigt eine grosse Bandbreite in seinem Schaf-

13. Juli bis 21. Oktober 2017,

fen. Paravicini hat seine familiären Wurzeln im

Mo–Fr 9–12.30, 13.30–18 h www.plattnerundplattner.ch

52

Puschlav. Er studierte an der Lausanner Ecal und in Glasgow Kunst. Heute lebt und arbeitet er in Basel.

piz 53 : Sommer | Stà 2017

Camillo Paravicini: Künstler mit Puschlaver Wurzeln mit einem seiner Werke.


Ausstellung Juli 2017: Christian Peltenburg-Brechneff 2. Juli 2017, 21.15 h: Hotel Waldhaus Sils-Maria, Filmvorführung in Anwesenheit des Künstlers

079 431 86 63

Galerie Curtins s t. Morit z

galerie-curtins.ch

Beben und Nachbeben

Unbekanntes Bergell

»Liebe reimt sich nicht umsonst auf Hiebe und Lüge. Nichts reimt sich umsonst. So stand es in meinem Buch. Ich hatte das selbst geschrieben. Ich wollte damit berühmt werden.« Romana Ganzoni erzählt einmal poetisch, dann explosiv und immer überraschend von den Beben einer Kindheit im Engadin und den Nachbeben im Heute. Mit einer kraftvollen Sprache sticht sie in eine Zeit, in der die Welt am Bahnhof endet und Bäche und Kinder zusammengehören.

Ursula Bauer und Jürg Frischknecht haben sich in ihrem soeben neu aufgelegten Wanderführer zu Fuss auf den Weg ins gelobte Land von Sonnenhungrigen, Südland-Schwärmern, wanderfreudigen Schlemmern und Gipfelstürmern gemacht. Und ins Bergell der Bergeller, diesseits und jenseits der Grenze, die das Tal praktisch halbiert in einen italienischen und einen schweizerischen Teil. Grenzland. Ursula Bauer, Jürg Frischknecht: Grenzland Bergell Wege und Geschichten zwischen Maloja und Chiavenna

Romana Ganzoni: Granada Grischun Erzählungen 200 Seiten, gebunden, 2017, ISBN 978-3-85869-739-4, Fr. 28.–

Mit sw-Fotos von Andrea Garbald, Routenskizzen und Serviceteil 368 Seiten, Klappenbr., 5., akt. Auflage 2017, ISBN 978-3-85869-736-3, Fr. 39.90

DIE OBERENGADINER LANDSCHAFT IN MALEREI, ZEICHNUNG UND FOTOGRAFIE – EINST UND HEUTE vom 13. Juni bis 22. Oktober 2017 Sonderausstellung Andrea Robbi Museum Vernissage: Dienstag, 18. Juli, 17.30 Uhr. Chesa Fonio, neben der Kirche, 7514 Segl/Sils Maria Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 16 bis 18 Uhr Eintritt: CHF 6.—, Jugendliche CHF 4.— www.andrearobbimuseum.ch © Werk von Max Ernst (Privatbesitz)

Unter den Exponaten befinden sich sehr selten ausgestellte Oberengadiner Landschaften von Giovanni Segantini, Giovanni Giacometti, Cuno Amiet, Otto Dix und Max Ernst aus öffentlichen und privaten Sammlungen.

GALERIE PALÜ Via Maistra 226 CH-7504 Pontresina T +41 (0)81 842 76 35 info@galeriepalue.com www.galeriepalue.com

www.rotpunktverlag.ch

st. Moritz

Rotpunktverlag.

Via stredas 5


PIZZERIA Hotel Waldhaus, Sils-Maria, Sommerprogramm 2017 Details und Ergänzungen: www.waldhaus-sils.ch

23.6. «dichter klang!» Eine unterhaltsame Reise durch die Welt der Gedichte mit Hanspeter

28.7. «Hut ab! Edition Suisse», Zaubershow. 30.7. Die «Commedia» des Theaters Origen gastiert im Waldhaus.

Müller-Drossaart und Matthias Mueller.

Origen Theaterturm

25.6.–1.7. «Chanter in allegria» im Rah-

Ende Juni ist es so weit.

men der Silser Chorwochen.

Dann wird der Turm des

26.6. Norbert Blüm erzählt Geschichten vom Lachen und Weinen.

Origen-Theaters auf die Julier-Passhöhe transportiert

31.7.–4.8. Zirkus-Erlebniswoche. 11.8. «Une soirée avec Luchino Visconti». Film und Vortrag (französisch). 12.8. Konzertabend Patric Ricklin & Ensemble singen Duette für Tenor

30.6. «Tejbele», Theater nach I. B. Singer.

und aufgebaut. Danach

2.7.

Dokumentarfilm: «Like notes of music».

beginnt das Programm:

3.7.

«Du meine Seele singe». Bachkantate.

7.7.

«Arkadien? Arkadien!» Szenische Lesung.

8.7.

Classic Jazz mit Stephanie Trick

13.8. Gipsy Jazz aus Belgien mit Koen de Cauter.

und Paolo Alderighi.

18.8. A-capella-Konzert mit den vier «Dezibelles».

12.7., 18.30 h: Tanzen auf Baustellen. 31.7., 15 h: Eröffnung. 3.8.–15.8., jeweils 19 h Theater: Ewige «Apocalypse». Details: www.origen.ch

und Bass von Verdi bis Rossini. 13.8. Silser Gourmet-Walk. Kulinarische Wanderung geführt in kleinen Gruppen.

10.7. Mendelssohn-Abend.

21.8. Weingala: Schweizer Winzerinnen.

15.–16.7. Waldhaus-Tennisturnier.

28.8. Gespräch zwischen Manfred Osten und Adolf Muschg.

15.–21.7. «Natur denken, Natur schreiben», Schreib-Workshop.

1.9.

20.7. Graffiti-Workshop mit Lordz – ab 12 Jahren.

2.–4.9. Waldhaus-Tanzwochenende.

21.7. Streetdance & Breakdance mit Lordz

4.9.

21.7. «Medea Trio» mit Joël Oechslin. Werke von Tchaikovsky und Gabriel Faur. 20.–22.7. Waldhaus-Salsa-Kurs. 22.7. Waldhaus-Sommerball. 23.7. Silberbüx. Konzert und Workshop für Kinder und Jugendliche. 24.7. «Eine arktische Reise auf Shackletons 26.7

Orgelstiftung Tarasp aufgelöst Die seit den 1990er-Jahren bestehende Schlossorgelstiftung Tarasp hat sich diesen Frühling aufgelöst und das verbleibende Vermögen zweckgebunden der Fundaziun da Chasté Tarasp überschrieben. Die separate Schlossorgelstiftung war entstanden, weil das 1915 im Schloss eingebaute Instrument jahrzehntelang vernachlässigt wurde und nicht mehr spielbar war. Nun liegt es an der aktuellen Schlossstiftung Tarasp, auch weiterhin Konzerte zu organisieren.

54

«Artur Schnabel – No place of exile». Dokumentarfilm.

19.7. Familientag für alle Generationen, auch 9.8.

Autorenlesung mit Renate Ahrens: «Das gerettete Kind».

10.–17.9. Koch- und Weinseminar. 11.9. «Der Argentinier» von und mit Klaus Merz, musikalisch begleitet von Rudolf Lutz. 16.9. Filmporträt «Schreiben um zu leben». 17.–24.9. Resonanzen Internationales Kulturfest. 26.9. «Il spért e la val – der Geist und das Tal».

Spuren», Lesung.

Musikalische, zweisprachige Lesung mit Leo

«Müd sind alle Sterne». Nietzsche Werkstatt.

Tuor, Wolfram Berger und Flurin Caviezel.

Projektionen von einst

dias zu ganz unterschiedlichen Themen. Diese

Laterna-magica-Projektoren aus verschiedenen Epo-

schon etwas bewegten und auch dreidimensiona-

chen, Reisediapositive, Streifendias, Stereodiaposi-

len Bildwelten werden digital weiterverarbeitet,

tive aus Nachlässen bilden das inhaltliche Fundament der Ausstellung in der Chesa Planta in Samedan. Diese Vorläufer des Films gehören in die Welt der Zauberlaternen-Vorführungen, die im 19. bis ins 20. Jahr-

dramaturgisch bereichert und animiert, um das Publikum von heute zu erreichen. Die Besucher/innen wandeln durch eine erstaunliche, leuchtende Entdeckungslandschaft: Verschiedene, multimediale In-

hundert hinein europaweit

stallationen

verbreitet waren. Auch die

schen, teilmodernisierten

Engadiner

optischen Apparaturen er-

Geschäftsleute,

Zuckerbäcker und Dekorationsmaler hielten Momente ihrer Reisen oder Wanderungen in den Bergen fest. Und sie kauften sich ganze Serien von handkolorierten Streifen-

piz 53 : Sommer | Stà 2017

aus

histori-

zählen aus Vergangenheit und Zukunft. Laterna magica, Multimedia-Ausstellung Chesa Planta, Samedan 15.8 – 29.9., Di–Fr 15–18 h


PIZZERIA

Zum 160-jährigen Jubiläum des Hotels Le Prese inszeniert die Grup-

Kultur im Hotel Castell, Zuoz

pe Theaterjetzt einen Rückblick auf die Anfänge des (Gesundheits-)

Jeden Freitag: Kino

Tourismus im Puschlav. Der Titel des Stücks: «Sanatorium Stella

26.8. Ein Tal schreibt

Alpina». Geboten wird eine theatralische Hotelbegehung zwischen

Geschichten. Lesung mit

L(i)eben und Tod. «Stella Alpina» geht das Thema von Gesunden,

Annette Wunsch und Jürg

Kuren und Selbstdefinition über Krankheit auf (schwarz-)humorige

Luchsinger.

Theater im Hotel Le Prese

und bisweilen skurrile Weise an. Dabei ist das Publikum im ganzen Hotel unterwegs und begegnet Szenen, Dokumenten, Menschen und «Apparaturen der modernen Medizin». Ein Theater als begehbare 3-D-Kulisse. Beteiligt sind vier professionelle Bühnenleute, zwei Musiker und ein Dutzend Laien aus dem Puschlav. Stella Alpina: 13.7.–13.10. Genaue Spieltage und Tickets finden Sie unter www.theaterjetzt.ch und www.hotel-le-prese.com

15.–17.7. Art Weekend: «Between the circles and time». 22./23.9.: Koch sucht Bauer. 22.–24.9. Fototage mit Robert Bösch. 14./15.10. HandletteringWorkshop. Details und Ergänzungen: www.hotelcastell.ch

Bogn Engiadina Scuol: 10 Jahre Gesundheitszentrum Das Gesundheitszentrum im Bogn Engiadina in Scuol feierte im Juni sein zehnjähriges Jubiläum. Die Clinica Curativa und die Pflegeabteilung stellten sich vor und im Rahmen des Jubiläums wurde auch ein neuer Wanderweg zur Quelle Sotsass eingeweiht. Sie entspringt oberhalb der Umfahrungsstrasse Scuol in der Nähe des Spitals. Es handelt sich um eine Calcium-Hydrogencarbonat-Eisensäulering-Quelle. Gefasst ist sie unter einem Mauergewölbe, welches Teil eines ehemaligen Pavillons ist. Das Gewölbe war bisher nicht öffentlich zugänglich. Aus einem kleinen Brunnen nebenan fliesst das Wasser ständig. Im Laufe des Sommers finden im Bogn Engiadina verschiedene öffentliche Veranstaltungen statt. 1. Juli bis 4. August, Ausstellung «Erlebnis Wiesenbrüter» in der Passerelle. 12. August, Konzert der RhB-Blasmusik, je nach Wetter im Freien. Weitere Veranstaltungen: www.engadinbadscuol.ch

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Bosna Quilt Das Bosna-Quilt-Projekt ist eine gelungene Zusammenarbeit von Frauen aus zwei verschiedenen Kulturen, das 1993 in einem Flüchtlingslager in Vorarlberg begann und nun schon über

Gepflegte

<Websites> Nur ein aktueller OnlineAuftritt ist ein gutes Aushängeschild für Ihr Angebot! Meine Leistungen: Webdesign und Programmierung, Update bestehender Websites, E-Mail Newsletter & Online Marketing

piguetweb.ch

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zwanzig Jahre besteht. Entstanden sind textile Kunstwerke mit einer unglaublichen Kraft. Die farbliche und gestalterische Kontinuität des Projekts sichern die Entwürfe von Lucia Lienhard-Giesinger. Sie ist Malerin und lebt in Bregenz. Die Ausführung der Näharbeiten leisten bosnische Frauen, anfänglich in ihrem Exil und nun schon lange wieder zurück in Bosnien. Sie haben sich zu versierten Quilterinnen entwickelt. Sie fügen die Stoffe zusammen und hinterlassen durch ihre gesteppten Nähte ihre eigenwilligen Spuren auf den Werken. Bosna Quilt in Art Textil, Stron 277, 7554 Sent Vernissage: 2. September, 14 h 2.–17. September 2017, tägl. 12–18 h ausser Mo www.beatrice-lanter.ch, www.bosnaquilt.at

piz 53 : Sommer | Stà 2017

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PIZZERIA Hotel Laudinella, St. Moritz-Bad, Sommerprogramm 2017 Weitere Veranstaltungen: www.laudinella.ch, Veranstaltungsbeginn – wo nichts anderes vermerkt – jeweils um 20.30 Uhr.

30.6. Lesung von Texten, die im

3.9.

Eröffnungskonzert Meisterkurs für Klavier

Laudinella entstanden sind

9.9.

Abschlusskonzert Meisterkurs für Klavier

1.7.

Konzertabend mit jungen Musikern

16.9. Jazz @ Reine Victoria, Viviane de Farias &

5.7.

Mireille Zindel liest aus ihrem neuen Roman «Kreuzfahrt»

14.7. Abschlusskonzert der Kurswoche für Alphornbläser in der kath.

Land-Art: «Steinflut» Zwischen Mitte Juni und dem 9. Juli arbeitet das Künstlerpaar Alfred und Eka Bradler an ihrer Land-Art-Installation in der Geröldehalle oberhalb der Hauptstrasse bei Sils-Baselgia an den Hängen des Piz

Kirche, St. Moritz-Bad, 17.30 h 22.–23.7. Opera St. Moritz: «Bianca e Fernan-

dem Begründer des Engadiner Museums,

und dem Opera St. Moritz Chor. Div. Aufführungen. Details siehe Tagespresse. 27.7. Sommer-Klavierakademie 29.7. Eröffnungskonzert des Engadin Festivals 22.8. Generations Unit, Jazzkonzert Dahinden, Schweizer Botschafter in den

freier Natur. Die Aktion wird

leitung Cordula Seger, 18.30 h 27.9. Das Engadin leben. Corina Blättler-

Kammerphilharmonie Graubünden

Baselgia in 15 Minuten auf

seit langem mit Farbe in

ausgesuchten Filmszenen. Gesprächs-

Monsch, Nachfahrin von Riet Campell,

27.8. Table d’hôte: Politik isst mit. Mit Martin

erreichen. Das Paar arbeitet

Drehbuchautor Felix Benesch und

do» von Vincenzo Bellini. Mit der

Lagrev. Der Ort ist von Silsder Via Engiadina zu Fuss zu

Band, Brasilien 24.9. Table d’hôte: Kino. Mit Regisseur und

im Gespräch mit Marina U. Fuchs 11.10. Abschlusskonzert der Blechbläser-Woche 12.10. Schweizer Jugend-Sinfonieorchester. Öffentliche Generalprobe der Herbst-Tournee, 19.30 h 13.10. Herbst-Singwoche, Abschlusskonzert in der kath. Kirche St. Moritz-Bad, 17 h

USA, und Michael Pfäffli, Bündner Stan-

20.10. Abschlusskonzert Blockflötenensemble-Kurs,

despräsident und St. Moritzer Gemeinde-

in der kath. Kirche St. Moritz-Bad, 17 h

vorstand. Gesprächsleitung: Cordula Seger

20.10. Abschlusskonzert Orchesterwoche

von einer Ausstellung von gemalten Interpretationen in der Galerie Maurizio in Maloja begleitet.

Pontresina im Zeichen des Steinbocks Am Piz Albris bei Pontresina lebt eine der grössten

21. Juni bis 22. Oktober,

Steinbockkolonien der Alpen. Am 8. Juli wird

Galleria Maurizio, Maloja

das Steinbock-Paradies eröffnet. Es umfasst einen

Mi, Fr, Sa 16.30–18.00 h

kinderwagentauglichen Wanderweg im Tal, eine

www.alfred-bradler.com

Galerie und einen Spielplatz auf der Alp Languard. Auf mehreren Infotafeln erfahren Besucherinnen und Besucher alles über das Leben der Tiere. Auf einem Steinbock-Pass kann die Tour, die zu vier Hütten führt, dokumentiert werden.

Engadin Museum, St. Moritz Täglich, ausser Di, 10–18 h www.museum-engiadinais.ch.

56

Renoviertes Engadin Museum St. Moritz

Einbaubuffets aus herrschaftlichen Häusern des

Nach knapp zweijähriger Umbauzeit wurde das

Engadins und der umliegenden Täler. Fachgerecht

110-jährige Engadin Museum in St. Moritz wieder

restauriert sind auch eine Orgel von 1783 sowie

eröffnet. Hier kann man in vergangene Lebenswel-

Uhren, Mobiliar, Bilder und Textilien. Einzigartig

ten eintauchen, sich in einer uralten Stube auf die

ist nicht nur die Sammlung, sondern auch das da-

Holzbank setzen und das kunstvoll verzierte Buffet

für erstellte Gebäude. Im Auftrag von Riet Campell

bestaunen. Oder rätseln, wie und wofür ein Kü-

erbaute der Architekt Nicolaus Hartmann jun. 1906

chenutensil in Zeiten ohne Mikrowelle, Mixer und

das Museum Engiadinais im Stile eines Engadiner

Glaskeramikherd verwendet wurde. Einzigartig

Hauses, wobei die einzelnen Räume auf die bis zu

und von nationaler Bedeutung ist die Sammlung

500-jährigen Stuben zugeschnitten wurden. 2011

des Museums, die Riet Campell (1866–1951) um

stimmten die Oberengadinerinnen und Oberenga-

1900 zusammentrug. So erwarb er ganze Räume

diner einem Kredit über 6 Millionen Franken für

mit Wand- und Deckentäfelung, Kachelöfen und

die Sanierung und Neuinszenierung zu.

piz 53 : Sommer | Stà 2017


bezahlte anzeigen

Alberto Giacometti Museum in Sent

Das Kloster St. Johann in Müstair Die Ausstellung des grafischen Werks von Alberto Giacometti ist mit über 170 Exponaten die komplexeste öffentlich gezeigte ihrer Art. In der stimmigen Umgebung der Pensiun Aldier können Sie diese und weitere Kunstwerke – auch Werke seines Bruders Diego sowie eine Fotoausstellung von Ernst Scheidegger – in aller Ruhe geniessen. Pensiun Aldier Plaz 154, CH-7554 Sent Telefon: +41 81 860 30 00 info@aldier.ch www.aldier.ch www.alberto-giacometti-museum.ch

Butia da besch, Ardez Im Dorfkern von Ardez verkaufen Frauen aus der Region Produkte aus einheimischer Schafwolle, welche sie in Handarbeit herstellen: Duvets und Kissen mit Schafwollfüllung, Gestricktes, Gefilztes, Gewobenes, Jacken, Schaffelle, Strickwolle und Kardwolle. Sie finden bei uns Naturfarben, aber auch eine wunderbare Farbpalette. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Bainvgnüts! Butia da besch, Bröl CH-7546 Ardez Telefon: +41 (0)81 888 58 58 claudia.janett@bluewin.ch www.butiadabesch.ch

Hüttenbuchverse zum Zweiten 76-jährig brachte der Bündner Autor vor zwei Jahren seinen Erstling, die «Hüttenbuchverse», heraus. Ein kühner, erfolggekrönter Wurf von Gedichten und Kurzgeschichten in bunter Mischung. Nun liegen «Hüttenbuchverse zum Zweiten» vor. In der bewährten Mischung zwischen Gereimtem und Ungereimtem, jugendlicher Exaltiertheit und reifer Abgeklärtheit, Wortwitz und Besinnlichkeit, Kindermund und Altersweisheit. Meist gewürzt mit schalkhaftem Humor. Eine leichte, kurzweilige Lektüre. Siehe auch Bücherseite in dieser piz-Ausgabe. Fr. 20.– Erhältlich im Buchhandel und über www.prolyrica.com oder per E-Mail an edgar.hermann@bluewin.ch

UNESCO-Weltkulturerbe

Seit dem 8. Jahrhundert, der Zeit Karls des Grossen, atmen die geschichtsträchtigen Mauern des Klosters St. Johann in Müstair die benediktinische Spiritualität des «ora et labora et lege». Mit dem herausragenden frühmittelalterlichen Bilderzyklus in der Klosterkirche, der karolingischen Heiligkreuzkapelle, dem Plantaturm aus dem 10. Jahrhundert und weiteren archäologischen und kunsthistorischen Schätzen zählt das Kloster als UNESCO-Welterbestätte zum Kulturerbe der Menschheit. Hier treffen sich gelebte Spiritualität, Kunst, Geschichte und Archäologie an einem kraftvollen Ort, inmitten der unberührten Natur der Biosfera Val Müstair. Wir freuen uns auf Ihren Besuch – 364 Tage im Jahr. Klostermuseum täglich geöffnet (ausser 25.12.) Mai – Oktober: werktags 9 – 17 h, Sonn- und Feiertage: 13.30 – 17 h (Klosterladen bis 18 h) November – April: werktags 10 – 12 h und 13.30 – 16.30 h, Sonn- und Feiertage: 13.30 – 16.30 h Angebot: Führungen in der Kirche, im Museum und in der Heiligkreuzkapelle. Ausgeschriebene Führungen, Veranstaltungen und Anlässe finden Sie auf unserer Website.

Museum & Klosterladen Kloster St. Johann CH-7537 Müstair Telefon: +41 81 851 62 28 visit-museum@muestair.ch www.muestair.ch


VORSCHAU / PREVISTA

IMPRESSUM

Mut | Curaschi

Herausgeberin | editura

Die kommende piz-Winterausgabe wird sich dem Thema Mut wid-

FAMOS, Verlag & Kommunikation, piz Magazin, Gseckstrasse 20, 8707 Uetikon am See

men, denn Mut tut gut. Wir berichten nicht nur über die mutigen,

Tel. +41 (0)79 610 48 04, famos@famosbuero.ch, www.pizmagazin.ch

akrobatischen Luftsprünge der jungen Sportlerinnen und Sportler in

Redaktion | redacziun Urezza Famos, René Hornung (rhg), redaktion@pizmagazin.ch

den Snowparks oder über den gewagten Absprung der Gleitschirmflieger. Wir wollen auch die schwierigen Zeiten im Berggebiet analysieren, in denen es besonders viel Mut braucht, Neues anzupacken und die Innovationen umzusetzen. Damit Wagnisse gelingen, ist ein Umfeld nötig, das Experimente und Neuerungen begrüsst, unter© Alexandra Wohlgensinger, Engadiner Post / Posta Ladina

stützt und fördert. Nur in einem offenen Klima ist es möglich, Ideen und Produkte zu entwickeln und ihnen zum Durchbruch zu verhelfen. piz wird Initiativen vorstellen, die gelungen sind, aber auch solche, die scheiterten. Und wir werden Menschen kennen lernen, die sich durch ihren couragierten Einsatz auszeichnen. piz 54 wird vor Weihnachten

Anzeigenverkauf | inserats E. Deck Marketing Solutions, Edmund Deck, Strada Principale 27b, 7516 Maloja, Tel. +41 (0)81 832 12 93, e.deck@bluewin.ch Produktion | producziun Myrta Fasser, René Hornung, Eva Lobenwein Artdirektion, Grafik | grafica Eva Lobenwein, Innsbruck, www.dieeva.com Bildredaktion | redacziun da las illustraziuns Urezza Famos Bildbearbeitung | elavuraziun grafica TIP – Tipografia Isepponi, Poschiavo Korrektorat | correctorat tudais-ch Helen Gysin, Uster Copyright Edition piz, Scuol Druck | stampa AVD, Goldach (SG)

erscheinen. Autorinnen und Autoren, Fotos | auturas ed auturs, fotografias

Magazin für das Engadin und die Bündner Südtäler Magazin per l'Engiadina ed il Grischun dal süd

Nicolo Bass, *1973, Redaktor «Engadiner Post / Posta Ladina», Strada, nicolo.bass@engadinerpost.ch Eveline Dudda, *1959, freie Agrar- und Gartenjournalistin, Altstätten SG, www.dudda.ch Jon Duschletta, *1964, Redaktor «Engadiner Post / Posta Ladina», Zernez, jon.duschletta@engadinerpost.ch

www.pizmagazin.ch Nr. 53, Sommer | Stà 2017. Erscheint zweimal jährlich. Auflage: 20 000 Ex.

Susanna Fanzun, *1963, Dokumentarfilmerin und Produzentin, Scuol, www.pisocpictures.ch Michaela Friemel, *1981, freie Autorin und Journalistin, Sta. Maria/Val Müstair, friemel@gmx.ch

Distribution: piz liegt in der Region Südbünden in Hotels und Ferienwohnun­ gen, in Restaurants, Tourismusbüros, Banken, Bahnhöfen, Arzt­ praxen, vielen Geschäften und weiteren öffentlich zugänglichen Orten auf. Bei Bedarf können jederzeit Hefte nachbestellt werden. Abonnemente: piz Magazin, Schigliana 183, 7554 Sent Zweijahresabonnement: Fr. 55.– (exkl. Versandkosten und Mehr­ wertsteuer). Das Abonnement ist mit einer Frist von zwei Mona­ ten vor Ablauf kündbar. Ohne schriftliche Kündigung erneuert es sich automatisch um zwei Jahre. info@editionpiz.ch Nächste Ausgabe: Dezember 2017 Für unverlangt eingesandtes Text­, Bild­ und Tonmaterial über­ nimmt der Verlag keine Haftung. – Nachdruck, auch auszugs­ weise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion.

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piz 53 : Sommer | Stà 2017

Gregor Gilg, *1964, visueller Gestalter und Comic-Zeichner, Bern www.malepiwo.ch Ursula Häne, *1962, Fotografin «Wochenzeitung», Zürich, mail@ursulahaene.ch Fadrina Hofmann, *1982, Redaktorin «Südostschweiz», fadrina.hofmann@somedia.ch Monica Kaiser-Benz, *1947, Biologin und Umweltwissenschafterin, führt das Büro Oeconformica, Thusis. Beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Ameisen Daniel Lüthi, *1958, Journalist, Buchautor und Kommunikationsspezialist, Bern, www.dlkommunikation.ch Benjamin Manser, *1989, Fotograf St. Galler Tagblatt und freie Arbeiten, St. Gallen, www.benjaminmanser.com Nina Rudnicki, *1985, freie Journalistin im Pressebüro St. Gallen rudnicki@pressebuero-sg.ch


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