#55 Sommer2018:In Bewegung [IN MOVIMAINT]

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#55

Sommer | Stà 2018

RÜCKSCHRITT ALS FORTSCHRITT Tourismusentwicklung im Münstertal

ARTEFAKTE ALPINER BEWEGUNGEN Schon vor Jahrtausenden waren Menschen in Südbünden unterwegs

DIE GESCHICHTE IN EINEM EINZIGEN BILD Die Werke des Künstlers Mark Blezinger



INHALT / CUNTGNU Editorial. Bewegung | Movimaint

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Artefakte alpiner Bewegungen. Über Jahrtausende tauchen in der Bergwelt Südbündens unterschiedlichste Menschen auf.

6

Tribut an die Hypermobilität. Strassen, Brücken, Masten –

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was Feriengäste aus dem Unterland kennen und dort übersehen, blenden sie auch bei ihren Reisen durch die Berge aus.

Rückschritt als Fortschritt. Wohin soll sich das Münstertal

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bewegen? Richtung Ruhe oder Richtung Freizeitpark?

Friedlicher Imperialist. Der Künstler H.R. Fricker hat für Arte

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Castasegna hundert Treppenstufen mit Berufen beschriftet – und ehrt damit die Menschen und die Region.

Ohne Pferd ging gar nichts. Die Postkutschenzeit war bei weitem nicht so romantisch, wie uns das Lied vom Postillion weismachen will. Doch schon damals war der Verkehr dicht.

20

Eine ganze Geschichte in einem einzigen Bild. Der

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Künstler Mark Blezinger nutzt die digitale Bildbearbeitung und verzaubert damit das Publikum.

Grenzen und Barrieren testen. Der Scuoler Stephan Gmür

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sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Als Mitarbeiter des Tourismusbüros macht er den Weg frei für Gehbehinderte.

Jugendsport hat Tradition. Die Viefalt des Angebots wäre

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ohne Vereine und Förderprogramme nicht möglich.

Unterwegs für Natur und Kultur. Milena Frieden ist aus den USA in die Heimat ihrer Mutter, ins Bergell, umgezogen und engagiert sich für nachhaltige Landschaftspflege.

40

Der Hotelier als Reporter. Das Kulturarchiv Oberengadin

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beherbergt viele Schätze, auch die Foto- und Filmreportagen von Hotelier Gustav Pinösch-Gredig.

Für jeden Typ ein Wanderweg. Wandern ist so beliebt wie

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nie zuvor. Vor allem jüngere Personen sind häufiger in den Bergen unterwegs. Und Wanderleiter sind immer gefragter.

Die Sage vom garstigen Ritter von Zernez. Einheimische

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überliefern sich seit Generationen Sagen aus der nahen Umgebung – oft Geschichten mit ziemlich grausamem Inhalt.

Bücher. Neuerscheinungen aus der Region.

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Pizzeria. Aktuelles und Kulturhinweise aus Südbünden.

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Vorschau. Impressum.

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Titelbild: Inn, Strasse und Bahn zwischen Guarda und Lavin. Foto: Mayk Wendt, Bearbeitung: Lea Hummel. Bild rechts: Das Landschaftsmodell im Landesmuseum, Zürich, zeigt die Dynamik der Berge, Foto: Verlag FAMOS.


NORAH JONES Ernie Watts CURTIS STIGERS China Moses JAN GARBAREK Billy Cobham JUDITH HILL Dave Grusin presents West Side Story Nigel Kennedy MARCUS MILLER Somi NIK WEST Kyle Eastwood HELGE SCHNEIDER Stanley Clarke LUDOVICO EINAUDI and many more … 5. JULI – 5. AUGUST 2018 FESTIVALDAJAZZ.CH

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In Bewegung In movimaint Liebe Leserinnen und Leser – chara lectura, char lectur

B

ewegung hat mit Zeit und Ziel zu tun: in Gedanken, bei einer Tätigkeit oder unterwegs auf einer Fahrt – immer sind wir in Bewe-

gung. Egal, ob wir nach Dingen streben, in Ruhe

M

ovimaint ha da chefar cun temp e böt: cun noss impissamaints, pro üna actività obain in viadi – adüna eschan nus in movimaint.

Cha nus vöglian ragiundscher alch o restar quiets o

verweilen oder nur diskutieren – wir bringen etwas

eir be discuter – nus mettain in movimaint alch,

in Bewegung, wir verändern. Stillstand ist uns

nus transfuormain alch. Da star salda nun es dat a

Menschen nicht gegeben. Denn ohne Bewegung

nus umans. Perche sainza movimaint nu daja

gibt es keinen Austausch, keine neuen Erkennt-

ingün barat, ingünas nouvas cugnuschentschas,

nisse, keine Erfindungen, keinen gesellschaftlichen

ingünas invenziuns, ingün müdamaint da cumü-

Wandel. Manches verändert sich schneller, anderes

nanza. Tschertas chosas as müdan plü svelt, otras

langsamer. Was für die einen eine Herausforderung

plü plan. Quai chi’d es per tschertüns üna sfida, sur-

ist, ist für andere deshalb Überforderung – Bewe-

dumonda ad oters – il movimaint e sia sveltezza es

EDITORIAL

gung und deren Tempo sind eine sehr individuelle

üna chosa fich individuala.

Urezza Famos

Angelegenheit.

In general vala però: Nossa vita dvainta vieplü

Generell aber gilt: Unser Leben wird immer schnel-

svelta e mobila. Ma correspuonda quist svilup a

ler und mobiler. Doch entspricht diese Entwick-

l’esser uman? Probabel brich, la brama per planezza

lung unserem menschlichen Wesen? Wohl nicht,

es hozindi fich gronda. Las istorgias da quista edi-

denn die Sehnsucht nach der Langsamkeit hat

ziun dal magazin piz tendschan dal giavüsch per

Hochkonjunktur. Zwischen diesem Wunsch nach

pos e star pachific fin a la situaziun reala da min-

Ruhe und Nichtstun und der realen Alltagssitua-

chadi. Nus rendain visita a lös ingio cha la quie-

tion spannen sich die Geschichten in dieser Aus-

tezza e la suldüm es dvantada ün problem per la

gabe des piz-Magazins auf. Wir besuchen Orte, wo

cumünanza. Nus discurrin cun umans chi fuor-

Ruhe und Abgeschiedenheit ein Problem für die

man lur vita da maniera radschunaivla ed indscheg-

Gemeinschaft geworden sind. Wir sprechen mit

naivla per ragiundscher müdamaints. Nus guar-

Menschen, die ihr Leben sinn- und kunstvoll ge-

dain però eir inavo in l’istorgia, cur cha viagiar

stalten, um Veränderungen zu erreichen. Wir bli-

dovraiva seis temp e d’eira ün bun pa main cuma-

cken aber auch zurück in die Geschichte, als Reisen

daivel co hozindi.

seine Zeit dauerte und weit unbequemer war als

Nus dain – sco cuntrapais – ün sguard a las conse-

heute. Wir werfen – als Kontrapunkt – einen Blick

quenzas da la mobilità chi augmainta adüna plü

auf die Folgen der zunehmenden Mobilität und wir

ferm e nus ans vain indreschits, co cha giuvenils e

haben uns erkundigt, wie sich Jugendliche und Er-

creschüts, glieud ambiziusa e viandants i’l Gri-

wachsene, Ambitionierte und gemächlich Wan-

schun dal Süd as muaintan illa natüra. E lura ve-

dernde in Südbünden in der Natur bewegen. Nicht

gnan Ellas/Els a savair che chi significha da nun es-

zuletzt erfahren Sie auch, was es heisst, im Bewe-

ser bun da star a pêr ed a pass cun oters i’l tempo

gungstempo nicht mithalten zu können.

dal movimaint.

Wir freuen uns, wenn Sie, liebe Leserinnen und Le-

Nus ans allegrain sch’Ellas / sch’Els, charas lecturas

ser, sich für piz interessieren und das Heft abonnie-

e chars lecturs, as interessan per piz ed abuneschan

ren. Für 55 Franken erhalten Sie während zwei Jah-

la revista. Per 55 francs survegnan Ellas / Els dürant

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piz 55 : Sommer 2018

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Artefakte alpiner Bewegungen Jäger, Hirten, Pfarrer: Über Jahrtausende tauchen in der Bergwelt Südbündens die unterschiedlichsten Menschen auf. Nicht immer ist klar, was sie in diese alpine Regionen führte. Auch nicht für jene Personen, die schon in den Bergen leben.

Text: Thomas Kaiser Fotos: zVg

A

uf der Alp Vermunt, nördlich des Piz Buin

nen zählten sie 70 Rinder und Pferde, auf der nächs-

ratlos den Kopf, als er im Sommer 1780 un-

ten 500 Schafe, auf der dritten 200 Rinder. Die ver-

erwartet Besuch von den zwei Pfarrherren Johann

schiedenen Ausprägungen der Alpwirtschaft fin-

Catani und Luzius Pol erhält *. Seit acht Jahren hat

den sie zwar interessant – doch generell sehen sie

ihn niemand mehr aufgesucht – und jetzt erklären

in der Alpwirtschaft nichts Besonderes. Trotz der

ihm die beiden Pfarrer allen Ernstes, dass sie bloss

Gefahren und Strapazen, welche etwa die Unteren-

«der Kräuter zuliebe» durch das Gebirge wandern.

gadiner auf sich nehmen, wenn sie ihr Vieh über

Tausende von Schritten haben die Pfarrherren ge-

den vergletscherten Vermuntpass treiben.

macht – ohne jede Notwendigkeit. Vom Prättigau

«Auf dieser Reise», so berichtet Catani, «müssen die

sind sie an der Sulzfluh vorbei ins Montafon gewan-

Viehtreiber allemal mit langen ledernen Stricken

dert. Im Silvretta-Gebirge haben sie Gletscher be-

versehen seyn, denn selten läuft eine Reise so gut

staunt, Kräuter gesammelt – doch dem Hirten auf

ab, dass nicht einige Gattung Vieh und zuweilen

der Vermunter Alp Tschifernella ihre Beweggründe

auch Menschen, in des Gletschers Spalten ent-

zu erklären, das ist nun vergebliche Liebesmüh. Ob

schwinden». Mit den Lederstricken liessen sich ver-

sie denn zuhause keine Kräuter hätten, fragt der

unglückte Menschen oder Tiere bergen, erklärt er.

Hirte. Und warum sie denn nicht in den Tälern un-

Und fügt lakonisch hinzu: Ob die Menschen und

ten auf den Landstrassen wanderten statt sich hier

Tiere mit ganzen Gliedmassen geborgen werden

im unwegsamen Gebirge abzumühen. Andere Be-

könnten oder nicht, das hänge vom Glück ab.

wegungen hingegen versteht der Hirte problemlos, namentlich jene des Viehs. Dieses zeigt sich am

Der schützende Felsblock

Abend des unerwarteten Besuchs munter. Folglich,

Von Ardez und Guarda aus ziehen die Viehtreiber

so weiss er, wird das Wetter am nächsten Tag schön.

mit ihren Herden durch das Val Tuoi, steigen weit

Mit dem Vieh über den Gletscher Doch warum fragen die Pfarrherren ihrerseits nicht

mehr als 1000 Höhenmeter bis zum Pass auf, bevor sie über den Vermuntgletscher ins Ochsental gelangen. Alpbesitz auf österreichischem Boden haben

den Hirten, warum dieser so ganz allein auf einer

die Ardezer noch bis in das Jahr 1900. Und bis da-

Alp haust? Warum er nicht jenseits des Vermunt-

hin ziehen sie jeweils an einem Felsblock vorbei, in

passes in einem Unterengadiner Dorf lebt? Der eine

dessen Schutz schon im 7. Jahrtausend vor Christus

der Pfarrherren, Johann Catani, weiss, dass dort

Menschen gerastet und Feuer gemacht hatten.

viele Hirten leben, denn er stammt aus Lavin.

Von diesen steinzeitlichen Jägern wissen die beiden

Ganz so still und einsam wie auf der Alp Tschifer-

Pfarrherren freilich noch nichts. Der prähistori-

nella ist es in diesem Juli 1780 nicht überall in der

sche Lagerplatz wurde erst vor kurzem im Rahmen

Silvretta. Auf ihrer Wanderung haben die beiden

des Archäologieprojekts «Silvretta historica» er-

1

6

Pfarrherren schon einige Alpen gesehen; auf der ei-

und des Silvrettahorns, schüttelt ein Hirte

Die beiden Pfarrer haben ihre Erlebnisse festgehalten in: «Bemerkungen bei einer in Gesellschaft Herrn Pfarrer Pol durch die Montafunerberge in die Gebirge Fermunt, im Julius I780 angestellten Bergreise; von Hrn. Pfr. Catani». Erschienen sind die Aufzeichnungen in «Der Sammler. Eine gemeinnützige Wochenschrift für Bündten.» 1781

piz 55 : Sommer 2018


Viehpferch im Val Tasna im Gebiet Plan d’Agl.

2

3 1 Zeitgenössische und archäologische Funde liegen oft nebeneinander: Fleischdose (1), Tierkochen (2) und Silex-Pfeilspitze (3) aus dem Val Urschai.

piz 55 : Sommer 2018

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GALTÜR SAMNAUN ALP TSCHIFERNELLA FIMBERPASS

Jahre alte Keramikreste – und unweit davon eine Konservendose. Im Gebiet Plan da Mattun ist damit die Präsenz steinzeitlicher Jäger, bronzezeitlicher MARTINA

VERMUNTPASS

PLAN DA MATTUN VAL URSCHAI

VAL TUOI

Hirten und heutiger Individuen dokumentiert. Auch Werkstoffe und Importwaren blieben schon

RAMOSCH

PLAN D'AGL

in prähistorischer Zeit in den Bergen zurück. Als Klebstoff verwendeten die steinzeitlichen Jäger etwa Teer, den sie mittels Hitze aus Birkenrinde gewannen. Als Import lassen sich die Werkzeuge und

VAL TASNA

SCUOL

Abfallsplitter bezeichnen, welche Jäger vor fast 9000 Jahren am Murettopass zurückliessen, denn

LAVIN

GUARDA

ARDEZ

die Werkzeug-Rohstoffe Silex und Bergkristall stammen nicht aus dem nahen Engadin oder Veltlin, sondern aus dem Tessin und dem italienischen Trentino. Ähnliche Funde im Gebiet Pru dal Vent am Berninapass weisen darauf hin, dass Südbün-

Fundstätte

forscht. Was bei den Grabungen und Untersuchun-

den bereits vor Jahrtausenden in ein weiträumiges

Pass

gen im Val Tuoi und in benachbarten Tälern wie

Handels- und Wirtschaftsnetz eingebunden war.

dem Val Tasna und dem Val Urschai zum Vorschein

Ortschaft

kam, dürfte die Pfarrherren allerdings wenig beein-

Eine der erstaunlichsten kulturellen Leistungen,

aus Steinsplittern, Holzkohle, Knochenteilen und

welche Menschen im heutigen Südbünden erbrach-

Keramikscherben. Unrat und Abfall also. Im Juli

ten, ist aber wohl das, was man salopp als «Aufräu-

1780 versuchen die beiden Pfarrherren, dem Hirten

men» bezeichnen könnte. Vor 2500 Jahren wurden

etwas wie Recycling beizubringen: Die Asche in der

im Val Tasna, im Gebiet Plan d’Agl, Steine aufgele-

Feuerstelle der Alphütte, so belehren sie ihn, liesse

sen, zusammengetragen und zu einem merkwürdi-

sich doch sammeln und als Seife verwenden.

gen Gebilde aufgeschichtet: einem steinernen

Mit Importwaren über die Pässe Gab es früher also eher Littering statt Recycling? Si-

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Viehpferch und Alphütte

druckt haben. Die Funde bestehen hauptsächlich

Viehpferch. Noch heute ist dessen Struktur erkennbar. Fast zeitgleich schichtete man auf der Nordseite der Silvretta, im Fimbatal, Steine so aufeinan-

cher ist: In Südbünden liessen Menschen schon in

der, dass das Fundament einer Alphütte entstand.

prähistorischer Zeit Unrat und Abfall zurück – am

Der Viehpferch und die Alphütte gelten heute als

Murettopass ebenso wie am Berninapass, in Unter-

die ältesten Zeugnisse der Alpwirtschaft – und sie

engadiner Seitentälern wie dem Val Urschai ebenso

dokumentieren eden Übergang vom Sammeln und

wie in heutigen Siedlungsgebieten. Sicher ist auch:

Jagen zum Hüten und Melken. Dieser Wandel

Die Überreste lassen Rückschlüsse auf die Beweg-

zeichnet sich schon anhand der Keramikgefässe ab,

gründe zu, welche die Menschen in die Berge führ-

welche die Menschen vor 3000 Jahren ins Val Ur-

ten. Pfeilspitzen weisen auf die Jagd hin, Keramik-

schai brachten. Für Jäger wären solche Gefässe hin-

reste auf die Alp- und Milchwirtschaft, Konser-

derlich gewesen – zumal sie sich bis auf 40 Meter an

vendosen auf neuzeitliche Phänomene wie Touris-

die Wildtiere heranpirschen mussten, damit ihre

mus oder Alpinismus.

Pfeile eine tödliche Wirkung erzielten.

Manchmal finden sich Pfeilspitzen, Keramikreste

Für eine neue Art der Fortbewegung im Gebirge ste-

und Konservendosen nahe beieinander – oder na-

hen die beiden Pfarrherren Johann Catani und Lu-

hezu übereinander. So lagerten im Val Urschai vor

zius Pol: Lebensnotwendig ist ihre Reise nicht. Aber

mehr als 10’000 Jahren Jäger; sie machten im

sie dient ihnen der «Luftveränderung» und «Bewe-

Schutze von Felsblöcken Feuer, brieten Fleisch,

gung», ebenso gut wie eine «Badefarth». Das tönt

schärften ihre Pfeilspitzen und liessen Knochen,

beinahe schon nach den touristisch-modernen Zei-

Kohlereste und Steinsplitter zurück. Nicht als Ein-

ten, in denen die Bewegung Selbstzweck und Ver-

zige: Über acht Jahrtausende hinweg wurde ein

gnügen wird. Und die «Luftveränderung» ist dort,

und dieselbe Feuerstelle immer wieder genutzt, bis

wo die steinzeitlichen Jäger rasteten, auch spürbar:

sich eine 80 Zentimeter dicke Schicht aus Unrat bil-

Die dokumentierten Lagerplätze befinden sich in

dete. Darin fanden Archäologen auch gut 3000

Höhenlagen zwischen 2000 und 2500 Metern.

piz 55 : Sommer 2018


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Tribut an die Hypermobilität Strassen, Brücken, Masten – was die Feriengäste aus ihren Wohnorten im Unterland bestens kennen und dort übersehen, blenden sie auch bei ihren Reisen durch die Berge aus. Nicht die Infrastrukturbauten, sondern das Kalenderblatt-Image bleibt in den Köpfen.

Text: Donat Caduff Fotos: Mayk Wendt

D

as Engadin ist eine Region voller Klischees

seiner Herkunftsgegend vertraut ist. Die sich in die

Chalandamarz – eine heile Welt. Doch was

Länge ziehenden Fahrten durch oder unter hochal-

wäre das Tal ohne Strassen, Brücken und Tunnels?

pinen Gebirgswüsten hindurch empfinden Einhei-

Ohne Gleise und Bahndämme, ohne Kraftwerke

mische kaum als Vergnügen.

und Hochspannungsleitungen? Ohne die sirrenden

Die Verkehrswege entzaubern nicht nur das Para-

Geräusche kirchturmhoher Übertragungsleitungen

diesische des Engadins, sondern auch die vermeint-

oder die Autokolonnen vor Baustellen? All das –

lich unberührten Seitentäler des Nationalparks:

und vor allem das – prägt das Hochtal.

Die angebliche Unberührtheit ist auch dort keine,

Damit wäre das Ideal des Kalenderblatt-Engadins

denn sie ist menschengemacht und menschenbe-

demontiert. Nicht unbedingt, weil Strasse und

hütet. Längst sind zivilisatorische Standards über-

Gleis hässlich wären, sondern weil mit jedem Tun-

all in der Engdiner Landschaft eingeschrieben – ein

nel und jeder Umfahrung das Reisen bequemer

Tribut an Hypermobilität und Komfortansprüche.

wurde. Längst ist die gleissende Ferne gewichen.

Die Maxime heisst Bewegungsfreiheit. Die Ver-

Der Mythos, sich das Engadin durch lange Anfahr-

kehrsbauten sind die aufwändig hergerichteten In-

ten verdienen zu müssen, ist spätestens mit der Er-

frastrukturen dieser Freiheit. Die höchsten, längs-

öffnung des Vereinatunnels zerbrochen.

ten, landschaftsprägendsten und kostspieligsten

Inzwischen reisen Tagesausflügler in Scharen an:

Bauten des Engadins finden sich deshalb nicht in

«Alle-grah, liebe Fahrgäste …». Ins Hochtal zu fah-

den Dörfern, sondern dazwischen: Strassen, Brü-

ren hat nichts mehr mit einer Entdeckung zu tun.

cken, Masten.

Kaum ein Autofahrer freut sich noch darauf, wenig unterhalb der Flüelapasshöhe Schloss Tarasp in der

Die Realität ist unpoetisch

Ferne zu erspähen. Die Reise von Zürich nach Scuol

Die unspektakuläre Architektur und die normier-

dauerte per Bahn vor zwanzig Jahren noch fünf

ten Bauvorschriften verdrängen diese Verkehrsinf-

Stunden, heute die Hälfte. Sie ist zur praktischen

rastrukturen aus dem bewusst Erlebten. Was das

Ausflugsdistanz zusammengeschrumpft. Die Gut-

Auge des Touristen aus seiner Heimat bereits kennt,

scheinbücher «Essen gehn! – Engadin» und «Essen

nimmt er auch in der Ferienregion nicht wahr.

gehn! – Zürich» lassen sich locker an ein und dem-

Noch weniger tut es das Auge der Einheimischen.

selben Tag nutzen.

Donat Caduff ist Grafikdesigner und Künstler und setzt sich unter anderem mit der Entwicklung in den Ferienregionen auseinander. Sein Buch Hyperdorf wirft einen geschärften Blick auf die Orte Guarda, Davos und das Outletzentrum Landquart – ein Heimatbuch der anderen Art (vergriffen). www.donatcaduff.ch

10

mische jene Alltagsmonotonie, die dem Gast aus

und Mythen: Bauernhäuser, Schellen-Ursli,

Sie haben sich längst an die einsamen Autofahrten gewöhnt – oft nachts im Scheinwerferlicht: nur Be-

Land-Stadt-Hybrid

lag, Leitplanken und Finsternis.

Die kurzen Fahrzeiten aus dem Unterland haben

Die Realität des Unterwegsseins ist so unpoetisch,

das Engadin in ein Land-Stadt-Hybrid mit alpen-

dass sie der heimischen Literatur, die sich oft mit

bäurischem Touch verwandelt. Doch die Distanzen

Hingabe der Landschaft widmet, bislang kaum eine

im Tal selbst, zwischen den Dörfern, sind immer

Gedicht- oder Romanzeile wert war. Es ist weiterhin

noch grösser als im Mittelland – trotz aufwändiger

der mystische Wald von Tamangur, der in den Köp-

Kunstbauten. Das Unterwegssein, das für die Aus-

fen sitzt. Nicht der monotone Blues langer Fahrten

wärtigen ein Reiseerlebnis sein kann, ist für Einhei-

über Pässe und durch Schluchten.

piz 55 : Sommer 2018



Rückschritt als Fortschritt Ein wunderschönes Tal. Aber abgelegen und ziemlich orientierungslos. Wohin soll sich das Val Müstair bewegen? Richtung Ruhe oder Richtung Freizeitpark? Die Meinung von Expertinnen und Experten – und ein Augenschein.

Text: Daniel Lüthi Fotos: Mayk Wendt

12

H

irsche, oben links», verkündet der Chauffeur

pass», erzählt sie amüsiert. Gleichzeitig weiss ge-

via Mikrofon, das Postauto fährt langsamer

rade sie, wie wichtig Offenheit für das Münstertal

und die Fahrgäste sind begeistert. Da hat ei-

ist. Ihre Mitschwestern sterben langsam, aber kon-

ner gemerkt, dass diese Reise mehr sein kann als

tinuierlich weg, aktuell leben nur noch elf Nonnen

eine beschwerliche Fahrt von A nach B. Wer aus

hier. Und auch viele Einheimische wandern aus

dem Unterland kommt, ist einen halben Tag lang

dem Tal ab. Schwester Domenica war früher Kin-

unterwegs. Aufs Umsteigen in Zernez folgt die kur-

dergärtnerin in Müstair (piz hat sie in der Sommer-

venreiche Überquerung des Ofenpasses, mehrmals

ausgabe 2017 vorgestellt) und sie erinnert sich an

war dieser Zugang im Winter 2017/18 wegen star-

drei Kindergärten im Tal. Heute ist es nur noch ei-

ken Schneefalls oder nach einem Lawinennieder-

ner in Valchava.

gang geschlossen. Unten rechts liegen noch Leit-

Aber die Vorsteherin des geschlossenen Frauenklos-

planken, Bäume sind geknickt wie Streichhölzer.

ters gehört zu den Pionierinnen, wenn es um Öff-

Für Schwester Domenica, Priorin des Frauenklos-

nung geht. Regelmässig kommen Nonnen aus den

ters St. Johann in Müstair, gehört Abgeschiedenheit

Philippinen hierher, und auch weltliche Gäste sind

zum Alltag. «Als der Ofenpass geschlossen war, kam

immer willkommen hinter den dicken Mauern.

unsere Post von der anderen Seite her, via Reschen-

Das Kloster bietet nebst rund zwanzig Gästebetten

piz 55 : Sommer 2018


regelmässig auch Fastenkuren, Yoga-, Meditations-

Vorläufer ist das Projekt Biosfera, das schnell in Tur-

oder Kräuterkurse an. Und erweitert damit seine Ar-

bulenzen geriet. «Es fehlte die Positionierung, eine

chitektur und Geschichte, die es zum Weltkultur-

klare Antwort auf die Frage, was Entwicklung in ei-

erbe der Unesco haben werden lassen, zum

nem Naturpark konkret bedeutet.» Olivier Grond

lebendigen Zentrum eines sonst recht verschlafe-

vom Hotel Helvetia in Müstair beispielsweise fragt:

nen Tales. Ohne dessen Ruhe zu stören. «Zum Glück

«Warum eine Million Franken für Naturprojekte

haben wir hier noch Stille. Rummel brauchts nicht

wie zum Beispiel Schmetterlinge ausgeben? Uns

noch mehr», sagt die muntere Frau und spricht mit

Gastronomen wäre lieber, wenn wir den Gratisbus

ihrer Bemerkung direkt auch das Grossprojekt «La

für unsere Gäste nicht mehr selber finanzieren

Sassa» an: «Es begeistert mich gar nicht.»

Flucht nach vorn?

müssten. Es wäre besser, auch ein bisschen an die Wirtschaft zu denken, denn die Mitbewerber sind stark und nah. – In der Tat: «Willkommen in Ita-

Am Dorfeingang von Tschierv soll das Feriendorf

lien» meldet das Handy, obschon wir noch nicht im

«La Sassa» samt Luftseilbahn gebaut werden (siehe

Südtirol, sondern immer noch im Münstertal sind.

Box Seite 15). Gemeindepräsident Rico Lamprecht, befürwortet eine Entwicklung des Tals in diese

Die Analyse ist gemacht

Richtung, und er ist froh, dass er mit dieser Haltung

Innerhalb von drei Jahren wechselte bei der öffent-

zur Mehrheit gehört: «Das Volk will wirtschaftliche

lich-rechtlichen Anstalt «Biosfera» dreimal die Ge-

Entwicklung, sechzig Prozent der Stimmenden ha-

schäftsführung, im Tal verbreiteten sich Ratlosig-

ben diesem Projekt zugestimmt.»

keit und Zwietracht. «Bund und Kanton als

«La Sassa» ist auch ein Kernstück des zweihundert-

Geldgeber intervenierten und forderten von uns

seitigen Buches, das Lamprecht auf den Tisch legt,

eine Problemanalyse», erklärt der Gemeindepräsi-

als wäre es eine Bibel, den «Masterplan Val Müstair

dent. «Der Masterplan leistet das – und er macht

2025». Am Anfang steht das Ziel: «Wir machen das

konkrete Vorschläge, was zu tun ist.» Konkret?

Val Müstair zum nachhaltig attraktivsten Lebens-

«Rollenteilungen und Verantwortlichkeiten müs-

raum und Naturort der Alpen», heisst es hier. «Wir

sen geklärt werden. Eine Kerngruppe muss über die

müssen hoch ansetzen mit unseren Visionen»,

Priorisierung von Projekten entscheiden.»

kommentiert Lamprecht mit einem Schmunzeln,

Und noch konkreter? Eben: «La Sassa. Und ein Be-

und er erklärt, wie es zu diesem dicken Buch von

sucherzentrum, das uns sichtbar macht.» Fünf

Masterplan gekommen ist.

mögliche Standorte werden abgeklärt, sicher wird

piz 55 : Sommer 2018

Viel unberührte Natur im Münstertal. Die «Biosfera» will dies bekannt machen.

13


es auch darüber wieder hitzige Diskussionen geben.

kreativ und innovativ zu denken und in Bewegung

Denn die Fusion von 2009, die in diesem Tal aus

zu bleiben, das sei erfolgversprechend. Zum Bei-

sechs Gemeinden eine einzige gemacht hat, wirkt

spiel: die gute Luft und die gute Sicht zu den Ster-

nach. «Bis die Verletzlichkeiten, die daraus entstan-

nen nutzen. Schon gemacht – und schon geschei-

den, überwunden sind, dauert es eine Generation»,

tert. Das alpine Astrovillage «Stailas» in Lü ist am

prognostiziert Rico Lamprecht.

Ende. Zu hohe Kosten, zu wenig Besucher. Oder:

Gegentrend zur Globalisierung

Tourismus auf kleinem Feuer als Chance.

14

Nachhaltigkeit à la «Biosfera». Siehe oben.

Aber das Münstertal manifestiert sich am eindrück-

Stärken, was da ist

lichsten nicht im Büro, sondern draussen, in der

Oder was? Fragen wir den Experten und renom-

Natur, die hier noch sehr intakt ist. Kein Hochspan-

mierten Alpenforscher und emeritierten Professor

nungsmast trübt die Idylle, der kleine Fluss Rom

Werner Bätzing aus Erlangen-Nürnberg in Deutsch-

schlängelt sich frei durchs Tal, nährt Biotope für

land. Der Ausbau der Skigebiete und «La Sassa»

Amphibien, begleitet den Bärenpfad und erweckt

seien keine Perspektive für das Tal, sagt er. Diese

bei Erholungssuchenden den wohltuenden Ein-

Angebote seien nicht konkurrenzfähig. «Eher

druck, die Zeit sei hier stehengeblieben.

könnte man sich vorstellen, Teile der Infrastruktur

«Unberührte Natur kann Zufluchtsort sein – ein

in Gebieten, die nicht schneesicher sind, abzu-

Gegentrend zur Globalisierung, zum technologi-

bauen und dies europaweit zu kommunizieren.

schen Fortschritt, zur Mobilität und zur Urbanisie-

Dies könnte das Val Müstair mit einem Schlag sehr

rung», sagt die Ökonomin und Tourismusforsche-

bekannt machen.» Also: Weniger ist mehr – oder:

rin Therese Lehmann vom Zentrum für Regional-

Ein Rückschritt kann auch ein Fortschritt sein.

entwicklung der Universität Bern. «Im alpinen Tou-

In erster Linie gelte es darum die vorhandenen Res-

rismus mit seiner weltweiten Konkurrenz schrumpft

sourcen zu nutzen, sagt Werner Bätzing. Beispiel:

der Markt, gleichzeitig werden Anlagen ausgebaut.

Der Architekt Gion Caminada, der mit lokalen Ma-

Das macht gerade für einen abgelegenen Ort wie

terialien und lokalen Handwerkern baut. «Wir müs-

das Münstertal wenig Sinn. Hier sind Nischen im

sen Formen des Wirtschaftens stärken, wo es nicht

Bereich der Gegentrends gefragt.» Das Tal verwil-

ausschliesslich darum geht, aus Geld mehr Geld zu

dern und verganden zu lassen, meint sie nicht da-

machen», erklärt der Experte. Konkret? «Nicht das

mit, «dies als Unterländer zu fordern, wäre arro-

nachmachen, was die Grossen vormachen. Die Um-

gant.» Sich über die Branchen hinweg zu vernetzen,

welt nicht zerstören und dezentrale Arbeitsplätze

piz 55 : Sommer 2018


erhalten.» Und konkreter? «Die Naturpärke der Re-

schenden Schalk fort: «Aber Skifahren habe ich ihn

gion verbinden, einen naturnahen Ausflugs- und

nicht gelehrt.» Dafür möglicherweise das Geheim-

Wandertourismus betonen und die Landwirtschaft

nis der Stille. Angesprochen auf seine Vision, in

vor Ort fördern, die sich auf Qualitätsprodukte kon-

welche Richtung sich das Münstertal bewegen soll,

zentriert.»

erklärt Dario Cologna: «Ich bin kein Tourismus-Ex-

Gemeindepräsident Rico Lamprecht hat diesbezüg-

perte. Aber ich sehe die Stärke des Tals in seiner ein-

lich einige positive Nachrichten: Das Projekt für

maligen Landschaft und der Ruhe, die es aus-

eine regionale Entwicklung (PRE) sei gut unterwegs,

strahlt.» Er lebt heute in Davos, hat sich dort

sagt er. Die neue Käserei soll noch dieses Jahr be-

verpflichtet. Die Münstertaler bedauern dies. Für

zugsbereit sein, das regionale Fleischverarbeitungs-

sie ist Dario ein verlorener Sohn.

zentrum nächstes Jahr, etwas später auch die neue

Die Tiere sind noch da. Geblieben ist mit ihnen der

Getreidesammelstelle mit Kleinmühle.

Reiz dieses abgeschiedenen Paradieses, das sich des-

Wichtig sei weiter, ergänzt Werner Bätzing, dass

sen erst noch bewusst werden muss. Auch dies

sich ein Tal wie das Münstertal nicht von Auswär-

könnte ein Masterplan sein.

tigen abhängig mache. «Die Eigenständigkeit, die

Auf der Heimfahrt durch eine märchenhafte Ge-

Identität der Talbevölkerung müssen gestärkt wer-

gend stoppt das Postauto plötzlich. «Steinböcke,

den.» So würden dann dereinst vielleicht auch Aus-

oben rechts, ganz nah», sagt der Chauffeur. Er und

gewanderte wieder zurückkommen. Auch diesbe-

seine Gäste sind gleichermassen begeistert.

züglich hat der Gemeindepräsident good News. «David Spinnler, der neue Geschäftsführer der Biosfera, stammt aus Sta. Maria.»

Botschafter wären wichtig

Projekt «La Sassa» Am Dorfeingang von Tschierv soll das Ferienresort «La Sassa» mit 520 Betten gebaut werden. Die Rede ist von 50’000 Übernachtungen pro Jahr. Damit ge-

langläufer, Weltcup- und Olympiasieger Dario Co-

koppelt sind ultimativ eine Luftseilbahn, ein Ses-

logna. Seine Eltern leben in Tschierv, er grüsst von

sellift und eine Beschneiungsanlage samt Speicher-

Scheunen- und Plakatwänden. «Bravo Dario» ist

see. «Das ganze Projekt würde rund 40 Millionen

überall zu lesen, das Tal ist stolz auf ihn. «Bei mir

Franken kosten. Trotzdem würde es relativ klein

war er im Kindergarten», erzählt Schwester Dome-

und fein bleiben.» Architektonisch lehnt sich «La

nica im Kloster Müstair, und fährt mit ihrem erfri-

Sassa» eng ans Rock-Resort in Laax an.

piz 55 : Sommer 2018

@kurtmetz.ch

Der zurzeit wohl berühmteste Münstertaler ist Ski-

15


Friedlicher Imperialist H.R. Fricker ist diesen Sommer mit seiner Arbeit «Auf und Ab» einer der Künstler der Ausstellung Arte Castasegna. Er hat hundert Treppenstufen des Weges von Castasegna nach Soglio mit Berufen beschriftet – und ehrt damit die Menschen und die Region.

Text: Peter Surber Fotos: Mayk Wendt

D

ichter, Missionar, Verkäufer, Künstler – das

dert ausgewählte Stufen beschriftet mit Berufsbe-

lernte und der heutige Beruf von H.R. Fricker.

zeichnungen der Einwohnerinnen und Bürger von

Sie stehen im Titel einer Broschüre über ihn, publi-

Castasegna. Fricker und seine Frau Vreni haben zu-

ziert 2014 aus Anlass einer Ausstellung im Museum

erst «freihändig» Berufe gesammelt, weitere hat er

für Lebensgeschichten in Speicher AR, dem Nach-

an einer Gemeindeversammlung erfragt – aktuelle

barort von Frickers Wohngemeinde Trogen. Das

ebenso wie nicht mehr existierende. Die Beschrif-

Museum im Alters- und Pflegeheim erzählt – wie

tung erfolgt in vier Sprachen: im örtlichen Bregaiot,

der Name sagt – Biografien der Heimbewohner und

in Deutsch, Italienisch und Englisch.

von Persönlichkeiten aus der Region. Fricker hat

Arte Castasegna 18. Juni bis 21. Oktober 2018 mit Piero Del Bondio, Karin Karinna Bühler, Michele Ciacciofera, Katalin Deér, H.R. Fricker, Gabriela Gerber & Lukas Bardill, Haus am Gern, Michael Günzburger, San Keller, Zilla Leutenegger, Carmen Müller und Valentina Stieger. arte-castasegna.ch Weitere Informationen zu den Arbeiten von H.R. Fricker: erobertdiewohnzimmer.net artsafiental.ch steingarten-murgtal.ch

16

Sommerausstellung «Arte Castasegna» hat er hun-

sind die kindlichen Wünsche sowie der er-

das Museum konzipiert und realisiert, so wie das

Hommage an die Wegmacher

Alpsteinmuseum in den Berggasthäusern des Ap-

«Auf und Ab» versteht Fricker als Hommage an all

penzellerlands oder den Steingarten im Murgtal

jene, die den Stufenweg gebaut haben und bis heute

südlich des Walensees. «Museumsgründer» müsste

unterhalten, aber auch an die Region überhaupt.

auch in seine Berufsliste aufgenommen werden.

Wer ihn begehe, werde sich in die verschiedenen

Und Stimmenzähler: Bevor die briefliche Stimmab-

Berufe hineinversetzen können, vom Geigenbauer

gabe in Mode gekommen ist, hat das einstige Aus-

bis zur Anwältin, von der Kastanienaufleserin bis

senschulhaus Hüttschwendi, in dem Fricker mit

zum Zöllner oder Schmuggler, vom Wegmacher bis

seiner Familie wohnt, noch als Stimmlokal gedient.

zur Gemeindepräsidentin. Stufe um Stufe werden

Ich habe als Nachbar, der bloss einige Gehminuten

Assoziationen zum Ort, seinen Bewohnern und sei-

entfernt zuhause ist, dort jeweils mein Stimmku-

ner Geschichte geweckt. «Auf und Ab» soll Respekt

vert abgegeben und vom Stimmenzähler und Ur-

vermitteln vor dem, was hier geleistet wurde und

nenbewacher Fricker bei einem Kaffee gehört, was

wie hier gelebt wird. Und im Titel des Projekts spie-

seine nächsten künstlerischen Projekte sind. Jetzt

gelt sich auch das Auf und Ab des Berufslebens

packe ich die Gelegenheit, den kurzen Weg quer

überhaupt – wer die Stufen hochsteigt, denkt viel-

über den Hügel wieder einmal unter die Füsse zu

leicht schwitzend an die eigene Karriere. Assoziati-

nehmen und im früheren Schulzimmer, in dem Fri-

onen wie diese nennt Fricker mehr beiläufig; seine

cker seit 1976 sein «Büro für künstlerische Um-

Kunst lässt Facetten eines Themas aufblitzen, ohne

triebe auf dem Lande» betreibt, mehr zu erfahren

mit dem Zaunpfahl oder, um im Bild des Wegs zu

über seinen Beitrag zu Arte Castasegna 2018.

«Auf und Ab»

bleiben, mit didaktischem Wegweiser den tieferen Sinn erklären zu müssen.

Von Castasegna nach Soglio führt der alte Fussweg

Passion fürs Benennen und für den Stein

über mehrere hundert steinerne Treppenstufen.

Frickers Arbeiten sind nie vorstellbar ohne den kon-

Fricker ist von diesen Stufen fasziniert, und die Vor-

kreten Ortsbezug. Hier ist es ein Weg, der zwar (bis-

stellung habe ihn nicht mehr losgelassen, wie viel

her) noch keine Berühmtheit ist wie etwa der Sen-

Arbeit im Bau eines solchen Wegs steckt. Daran soll

tiero Panoramico von Casaccia nach Soglio – aber

seine Intervention erinnern: Für die diesjährige

ein Stück Ortsgeschichte verkörpert. Im Projekt für

piz 55 : Sommer 2018



Hebamme und Dachdecker: zwei der hundert Treppenstufen des Weges von Castasegna nach Soglio, die H.R. Fricker (rechts) für Arte Castasegna beschriftet hat.

Castasegna kommen darüber hinaus zwei weitere

bringen und die Geschichte dazu zu erzählen.

und der Stein.

Rund hundert Personen folgten der Einladung. Das

Schon in den Siebzigerjahren hat Fricker auf den

Ergebnis waren eine Ausstellung und ein Büchlein.

Appenzeller Hügeln Wörter in den Schnee gestapft,

Jetzt sammelt er Steine aus dem Fluss Rabiusa im Sa-

später hat er Ortsbeschriftungen in allen mögli-

fiental für eine Land-Art-Veranstaltung. Viele lie-

chen Variationen entwickelt. Die quadratischen

gen schon parat. In den örtlichen Restaurants wird

Schilder mit Begriffen wie ORT DER WUT oder ORT

man sie als Fotografien auf Tischsets antreffen –

DER LIST hängen in zahllosen Räumen. In der Stadt

Kunstwerke, mit Mustern, Einschlüssen, Farbspie-

St. Gallen hat er ähnliche Begriffe an ausgewählten

len – Kunstwerke, die die Natur geschaffen hat. «Ich

Stellen ins Trottoir eingefügt. Mit Strassenbeschrif-

bin kein Bildhauer», sagt Fricker mit Nachdruck.

tungen spielt auch «The Walk» auf dem Lenzburger

«Ich will am Stein nichts ändern.»

Boulevard. In Vnà im Unterengadin hängen Frickers Schrifttafeln seit 2004 mit rätoromanischen

Den Raum wahrnehmen

Verben an zahlreichen Häusern, und an dieser oder

Je älter er werde, desto bergiger und steiniger und

jener Kühlschranktür stösst man unversehens auf

verbundener mit dem «Urtümlichen» werde er, sagt

eines seiner magnetischen Täfelchen mit Charak-

Vreni Fricker über ihren Mann. Dieser relativiert:

tersätzen wie «sich selbst misstrauend», «mehr tun

«Ein Blüemlimaler bin ich nicht.» Das Unbearbei-

als nötig» oder einfach nur «Quelle».

tete fasziniert ihn, das Fundstück, in das wir unsere

Fricker als Namensgeber Mit seinen Orts- und Charakterbegriffen besetzt er

18

Jahr die Einheimischen gebeten, ihm Steine zu

Passionen des Künstlers zusammen: das Benennen

Ideen und Vorstellungen und Benennungen hineinprojizieren können. Es gehe ihm um den Raum, in dem wir uns bewegen, den wir wahrnehmen

Plätze, benennt Unerwartetes, steckt Territorien ab.

und den wir besetzen können. «Das schafft neue

Und da fällt im Gespräch auch gleich die nächste

Beziehungen und Bezüge», sagt Fricker. Und ist ge-

Berufsbezeichnung: Er sei ein «Imperialist», sagt er

spannt auf die Reaktionen aus dem Bergell.

selber. Er sagt es lachend. Sein Imperialismus hat

Weiter oben im Tal, von Maloja nach Pontresina,

nichts Beherrschendes oder In-Besitz-Nehmendes

hat H.R. Fricker im Jahr 2000 schon einmal Orte

an sich, vielmehr etwas Befreiendes. Frickers Kunst

neu bezeichnet, auf 140 Tafeln entlang des Wegs,

wollte seit jeher hinaus aus den Museen und Kunst-

vom «ORT DER LUST» bis zum «ORT DER TRAUER»,

räumen beziehungsweise gar nie hinein.

in sieben Sprachen. – Maloja, Vnà, Safiental, Val

Seine Kunst erweitert die Vorstellung dessen, was

Lumnezia und Valsertal, Tektonikarena Sardona,

«Natur» und was «Kunst» ist oder wo Alltag und

jetzt Bergell: Da muss, schon unter der Türe im

schöpferisches Tun ineinander übergehen. So auch

Fricker’schen Haus in Trogen, doch noch die Frage

bei den Stufen von Castasegna. Sie bleiben so, wie

gestellt werden, ob das alles Zufall sei. Fricker weiss

sie sind – Fricker käme es nie in den Sinn, sie zu be-

es auch nicht, aber sein neuer «Beruf» gefällt ihm

hauen. In Lumbrein im Val Lumnezia hat er letztes

jedenfalls: «Ich bin schon ein halber Bündner.»

piz 55 : Sommer 2018


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OVAVERVA

Das grösste Sportzentrum der Region Das Hallenbad, Spa & Sportzentrum in St. Moritz ist nicht nur das grösste in der Umgebung, es beinhaltet auch das umfassendste Angebot. Im OVAVERVA, eröffnet 2014, können Besucher hinsichtlich Bewegung und Entspannung aus dem Vollen schöpfen: Das grosszügige Hallenbad mit Sprung- und 25-Meter-Becken, der hochwertige Spa auf 1'600 Quadratmetern, das renommierte Gut Training sowie das Langlaufzentrum im Winter und Bike Center im Sommer von Suvretta Sports bieten ein abwechslungsreiches Trainingsangebot und Regenerationsmöglichkeiten – sei es für den Triathleten, den Hobbysportler oder Einsteiger. Darüber hinaus lassen sich die Trainings mit dem zusätzlichen Angebot in St. Moritz, wie zum Beispiel den Infrastrukturen des Höhentrainingszentrums, problemlos ergänzen. Nicht zuletzt die ergänzenden Events im OVAVERVA motivieren zur regelmässigen Bewegung. Beispielsweise die im Herbst stattfindenden «Move Weeks»: Für ausgewählte Aktivitäten, Mahlzeiten oder Treatments werden während zwei Wochen Punkte, sogenannte «Moves», vergeben. Wer zum Schluss am meisten «Moves» gesammelt hat, gewinnt den Hauptpreis.

Gemeinsam die Berge erklimmen

Wandern liegt wieder voll im Trend. Wer wandert, ist der Gipfelstürmer!

#Wanderlust #Gipfelstürmer #Bergeerklimmen – das Parkhotel Margna setzt neue Massstäbe und macht gemeinsame Höhenflüge erlebbar. Dafür nimmt sich Gastgeber Luzi Seiler persönlich Zeit und erklimmt mit seinen Gästen die Engadiner Gipfel. Gemeinsam geht's hinauf zu den Alpenblumen, die in allen Farben leuchten, zu den Steinböcken, die in den Hängen klettern, und zu den spiegelnden Bergseen.

Weitere Informationen zu OVAVERVA sowie alle Events sind unter www.ovaverva.ch zu finden.

So wird eine neue Art der Gästebetreuung in die Tat umgesetzt. Denn nichts schweisst mehr zusammen als gemeinsame Erlebnisse. Zusammen mit seiner Frau Simona führt der junge Bündner, das Haus mit weitreichender Historie mit Freude und neuen zukunftsweisenden Akzenten.

OVAVERVA Via Mezdi 17 CH-7500 St. Moritz Tel.: +41 81 836 61 00 E-Mail: info@ovaverva.ch www.ovaverva.ch

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Ohne Pferd ging gar nichts Die Postkutschenzeit war bei weitem nicht so romantisch, wie uns das Lied vom Postillion weismachen will. Die Transporte waren unbequem und dauerten stundenlang. Und doch war schon damals der Verkehr dicht.

Text: Walter A. Büchi Fotos: Museum für Kommunikation

D

a und dort trifft man sie noch an, die Post-

vernehmen, stimmte uns bloss rührselig: «Nun fahr‘

kutschen, in Museen ausgestellt, glänzend

ich nimmermehr dem Süden zu …» Dabei verbirgt

herausgeputzt, ohne Schlammspritzer, Pfer-

degeruch und Hornsignale. Ihre Zeit ist längst vorbei, geblieben sind Erinnerungen. Als Kinder wären

sich dahinter eine bedeutsame Vergangenheit, die von Bewegung und Kommunikation erzählt.

wir gern eingestiegen in die gelbschwarze Kabine

Leiterwagen fürs Volk

oder hinaufgeklettert auf den Bock, aber das Muse-

Die Geschichte des Bündner Kutschenwesens be-

umsstück zu berühren war verboten und das Lied

ginnt allerdings nicht fünfspännig, nicht mit den

vom Postillion, bis heute in Wunschkonzerten zu

Paeleganten achtplätzigen und gebirgstauglichen Pa


rade-Kutschen, welche wir noch heute bewundern. Zuerst ist an die «Wägelchen» zu denken, die es zu Hunderten gab und die den kleinen Leuten zu Diensten waren. Schon 1810 hatte ein Reisehandbuch notiert, über den Albulaberg ziehe man am besten mit diesen Leiterwagen, «auf denen man sitzen und liegen kann»; damit könne das ganze Tal befahren werden – für viele wohl eine Alternative zu den teuren Kutschen. Noch in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts fiel dem Dichter Hermann Hesse diese Eigenart auf: Er wanderte zwischen La Punt und St. Moritz «auf einer Landstrasse ohne Automobile, aber mit unendlich vielen kleinen einund zweispännigen Wägelchen, in einem nicht aufhörenden Staubgewölk.»

Reisen als Abenteuer Am anderen Ende der Skala sind die Reisenden zu entdecken, die sich die nach Fahrplan verkehrenden «Diligencen» leisten konnten oder die Extraposten, eine Art Post-Taxi-Dienst mit häufigem Pferdewechsel an den dafür vorgesehenen Stationen. Zu dieser Kundschaft gehörte beispielsweise der «Odol-König», Karl August Lingner, der im Sommer 1900 zur Kur ins Unterengadin kam, sich ins Schloss Tarasp verguckte und es im selben Jahr kaufte. Von ihm weiss man, dass er per Extrapost und vierspännig über den Flüelapass reiste, was das teuerste Ticket bedeutete. Extrawunsch des Passagiers: einen sehr erfahrenen Postillion zu bekommen – die Alpen als gepflegte Abenteuerreise. Wie komme ich über den Berg? Das fragten sich seit jeher Händler, Bauern, Säumer, Beamte und Soldaten, die ihre handfesten Gründe hatten, über die

oben: Viel Verkehr im Bergell. Vorne der Vierspänner der Post bei Promontogno, dahinter der Warenverkehr. unten: Blick in die Kutschengarage in Chur. Auf zwei Etagen sind die Wagen aufgereiht.

Gebirgspfade in den Süden respektive Norden zu steigen. Von Vergnügungsreisen war lange nicht die Rede, denn die Berge waren den Menschen fremd, man wusste um Lawinen und Steinschlag, schlechte oder fehlende Wege, gefährliche Unwetter, Wegelagerer und andere Halsabschneider, Bär und Wolf. Für die sogenannten Naturmerkwürdigkeiten war wenig Interesse. Gewässer nutzte man, wo immer sie schiffbar waren.

Post als Bundessache Im Lauf des 19. Jahrhunderts besserte sich im Verkehr Graubündens manches, die Strassen, die Fahrzeuge, die Fahrzeiten. Letztere konnte man bis zur Jahrhundertwende halbieren. Die Post war zwar lange kantonal, die Eidgenossenschaft ein vielstimmiger Staatenbund, dem es nicht recht gelingen wollte, ein modernes Postwesen und eine gewisse

piz 55 : Sommer 2018

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Einheitlichkeit durchzusetzen. Aber nach der Gründung des Bundesstaates geschahen dann grossflächige Veränderungen: Auf den 1. Januar 1849 wurden die schweizweit fünfzehn Postverwaltungen zu einer einzigen zusammengelegt, die Kantone für Mobilien und Material entschädigt, darunter für den Ankauf von 16 Postkutschen und 30 Schlitten verschiedener Grösse und Bauart. Nach und nach folgten die neuen Gesetze. Münzwesen, Mass und Gewicht wurden vereinheitlicht, die Zahl der Postbüros und Ablagen und der täglichen Postkurse stark vermehrt. Das Ganze wurde eine Erfolgsgeschichte. Für das Jahr 1909 nannte der Oberpostdirektor 1'781'231 beförderte Reisende, 719 Postpferdehalter, 1217 Postillione – und nicht weniger als 2477 «im regelmässigen Dienst verwendete Pferde». Die Zahlen zeigen: Man hatte die Bedeutung einer effizienten Post für das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben erkannt. Entscheidend war, dass die Post ihr neu gewonnenes Regal durchsetzte und alle Akteure mit Verträgen und einem umfangreichen Handbuch an sich band. Daneben blühte das private Transportgewerbe mit Lohnkutschereien, Fuhrhaltereien und Speditionsfirmen. Und alle waren sie vom Pferd abhängig.

Mein Pferd Ein Pferd zu halten war für manche hablichen Bürgersleute etwa so selbstverständlich wie man heutzutage ein Auto besitzt. Und Diskussionen über Geschwindigkeit, Leistung und Komfort waren auch schon zur Kutschenzeit beliebt ... Apropos Komfort: Das Reisen per Kutsche galt zwar als vornehm, aber auch als unbequem, zugig und holprig, je nachdem zu langsam oder zu gefährlich, worüber damals gern und ausgiebig geklagt oder geschimpft wurde. Unzufriedene Zeitgenossen mussten eben warten: auf das Automobil, welches bereits ante portas knatterte und anfänglich keineswegs viel mehr Komfort bot als die «gute alte» Postkutsche. Oder auf die Eisenbahn, die sich nun, Teilstück um Teilstück, die Oberhoheit über den Transport von Menschen und Gütern errang. 1849, dem Zeitpunkt der Übergabe der Postkurse an den Bundesstaat, gab es in Graubünden bereits fahroben: In der Kurve der Flüela-Passstrasse oberhalb von Susch. Mitte: Der Vierspänner in Zuoz.

planmässige Kurse: Chur-Zürich, Chur-Splügen-Bellinzona und -Chiavenna, Chur-Küblis, Chur-Samedan, Samedan-Nauders, Samedan-Chiavenna und

unten: Die letzte Postkutsche fährt 1913 zwischen Scuol und Samedan. Von nun an fährt das Publikum mit der Bahn.

Reichenau-Truns. Sommers bedeutete dies keine ausserordentlichen Schwierigkeiten, doch im Winter warf der Verkehr Fragen auf: ob und wie die Pässe und Übergänge für die Bevölkerung und den Frem-

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piz 55 : Sommer 2018


denverkehr offen zu halten seien. Heute ist das Pro-

Neugierige – ein häufiges Ritual. Ein Beobachter

blem dank dem Vereina-Tunnel gelöst. Was blieb ist

steht am Obertor und zählt von 3 bis 23 Uhr, wie-

die Faszination des Rutnerdienstes. Dabei wurde im

viele Pferde dort die Brücke passierten – er kam auf

Schnee ein Pfad für den Pferdezug geschaffen, dazu

deren 1036.

eine Infrastruktur aus Schneetunnels und Höhlen.

Eine verblüffende Zahl. Dennoch: Die Pferdezeit in

Der Plan einer solchen Schneehöhle zeigt eine lawi-

ihrem herkömmlichen Sinn stand schon damals

nensichere Kaverne mit Anbindevorrichtung für

vor dem Aus. Nach Jahrtausenden des Zusammen-

mehrere Pferde. Bei dieser Aktion wurde von Mann

spiels von Pferd und Mensch wurde das Tier abge-

und Ross sehr viel verlangt. Auch die Armee übte

halftert, und die «Kutsche ohne Pferd» begann ih-

sich darin. Das «Album 6. Division 1915» liefert die

ren Siegeszug.

Bilder: Saumkolonne im Schnee, Schneetunnel auf der Albulastrasse, Gebirgsinfanterie beim Schneeschanzen und weitere.

Abgehalftert Chur, am 9. August 1881. Es muss eine Attraktion sondergleichen gewesen sein: der noch autolose Strom aus Menschen und Tieren im Aufbruch, welcher sich durch Graubündens Hauptstadt wälzte: Reisende aus und in alle Richtungen, Postillione mit schwarz lackiertem Filzhut und Kondukteure, Reiseführer mit steifem Hut, beide mit Sitz auf dem Bock, braune, weisse und schwarze Pferde, Saumtiere, dazu Beamte, Boten, Gepäckträger und viele

links: die Rutnerdienste – auch die Armee half dabei mit – schaufelten im Schnee einen Pfad für den Pferdezug frei. Es entstand eine Infrastruktur aus Schneetunnels und Höhlen. Bild aus «Album 6. Division 1915» unten: Ansichtskarte um 1900

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FR EITAG , 21.9.2018 – SON NTAG , 23.9.2018

Exklusive Kunst- und Kulturreise ins Bergell für Leserinnen und Leser von piz und GOLDKÜSTE Zwei Tage führen Urezza Famos (Verlegerin der Magazine «piz» und «GOLDKÜSTE») und Dora Lardelli (Kunsthistorikerin und Leiterin Kulturarchiv Oberengadin) die Leserinnen und Leser durch das Bergell. Das Bergell ist das Tal, in dem Alberto Giacometti geboren wurde, wo sich Giovanni Segantini aus dem Licht und Varlin aus den Farben und den Menschen ihre Inspiration holten. Über Jahrhunderte und bis heute sind es Kunst- und Kulturschaffende, die im Bergell ihren Zufluchtsort gefunden haben. Sie sind und waren auf der Suche nach Ruhe und Natur, in einem Tal mit einem angenehmen Klima, einer grossartigen Landschaft und einem Hauch von Süden. MUSEO CIÄSA GRANDA

PROGRAMM FR EITAG , 21.9.2018 Begrüssung und Abendessen im Hotel Castell, Zuoz. Anschliessend wird ein Film über Giovanni Segantini gezeigt, mit Diskussion und Erklärungen. SA M STAG , 22 .9.2018 Besuch des Ateliers und des Privathauses von Segantini in Maloja Picknick beim Turm Belvedere SOGLIO

Besuch des Zentrums Pretorico (Gerichtshaus) in Vicosoprano und des Museums Ciäsa Granda in Stampa SON NTAG , 23.9.2018 Besuch der Villa Garbald in Castasegna mit anschliessendem Dorfrundgang und einem Referat zur Dorfentwicklung: «Vom Durchgangsort zum Wohnort» Mittagessen im Hotel Bregaglia, Promontogno, oder Picknick Dorfrundgang in Soglio mit Architekt Armando Ruinelli und seinen Erläuterungen zum Umgang mit Tradition und Moderne Kurze Wanderung zur Segantiniwiese Rückreise nach Zuoz. Individuelle Rückreise ab ca. 19 Uhr

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KOSTEN Inkl. Reisebegleitung durch fachkundige Personen, alle Fahrten ab Hotel Castell, Museumseintritte, Führungen, Unterkunft im Hotel Castell mit Frühstück: Im Einzelzimmer: Fr 699.– /Person * Im Doppelzimmer: Fr. 620.– / Person * * Zahlung: 50% des Betrages bei definitiver Buchung, die restlichen 50% 7 Tage vor Anreise; Versicherung ist Sache der Teilnehmer.

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Die Geschichte in einem einzigen Bild Der Künstler Mark Blezinger war Theaterregisseur und fragte sich, wie weit man bewegte Bilder so weit reduzieren kann, dass ein einziges Bild eine ganze Geschichte erzählt. Dank digitaler Bildbearbeitung und moderner Technik verzaubert er das Publikum.

Text: Julian Reich Fotos: Mark Blezinger

G

erade kommt er aus dem Rätischen Museum,

inszenierung jener multimedialen Schau, die 2017

zuvor war er in Algerien auf den Spuren prä­

in der Chesa Planta in Samedan zu sehen war: «La­

historischer

terna Magica – Die Kunst der Projektion». Dabei hat

Steinmalereien.

«Mir

wird

schnell langweilig, wenn sich nichts bewegt», sagt

sich Mark Blezinger im reichen Fundus des Kultur­

Mark Blezinger bei einem Zwischenhalt im Churer

archivs bedient, Vorhandenes genommen, umge­

Bahnhofbuffet. Der passende Treffpunkt mit ei­

staltet und mit Motiven aus der Cinémathèque

nem, der sich fast ständig in der Welt bewegt, zwi­

Française, dem Institut Lumière, dem Museo Nazi­

schen dem Engadin beispielsweise, wo er in den

onale del Cinema von Turin angereichert. Histori­

letzten Jahren regelmässig arbeitete, und Paris, wo

sche Apparaturen sind dabei. Im Zentrum steht die

er seit vielen Jahren lebt. Die Hälfte des Jahres ist er

Laterna magica, ein frühes Gerät der Bildprojektion,

auf Achse, mindestens, und wer mit dem Mann mit

aber auch moderne Mittel wie Video, optische Illu­

den wachen Augen spricht, merkt schnell, dass

sionen und Lentikular­Fotos, die dank ausgeklügel­

auch sein Geist ruhelos ist, dass er sich entführen

ter 3­D­Technik – auch ohne spezielle Brille – den

lässt von einem Thema zum anderen und zurück.

Eindruck echter Raumtiefe erwecken.

Im Rätischen Museum in Chur war er mit den Vor­

Über diese Eindrücke und Effekte kann man spre­

bereitungen für eine Ausstellung beschäftigt, die

chen, man kann sie auf Fotos erahnen, aber die

diesen Herbst ihre Tore öffnen wird – eine Neu­

wahre Wirkung dieser Technik lässt sich nur vor

Mark Blezinger, *1962 in Baden-Baden Nach dem Theater- und Philosophiestudium in Paris arbeitete er als Regieassistent u.a. bei Luc Bondy, Klaus-Michael Grüber, Peter Stein und Andrzej Wajda in Paris und an der Schaubühne Berlin. Ab 1989 ist er selbst Theaterregisseur und Bühnenbildner. Er arbeitet u.a. mit Bob Wilson und Heiner Müller zusammen. Als Autodidakt wendet er sich der aufkommenden digitalen Bildbearbeitung im Film und neuen Projektionstechniken zu. Es entstehen Videobühnenbilder für Theater- und Opernaufführungen. Ab 1997 dreht er Kurz- und Dokumentarfilme fürs Fernsehen. Seit 2005 stellt er seine Fotomalereien und 3-D-Reliefarbeiten international aus . Seit 2013 realisiert er u.a. multimediale Installationen. Mark Blezinger in der Ausstellung Laterna Magica. © Dora Lardelli

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piz 55 : Sommer 2018


Felssturz (2015) – Blick vom Piz Cam hinunter nach Vicosoprano im Bergell.

Zugvögel über Maloja (2013) – im Tal das Dorf Maloja mit dem Palace Hotel.


Traffic (2015) – Brßcke und Grabeskirche der Giacomettis in Borgonovo.


Dragun da Ruticc (2015) – Blick von der Albigna­Staumauer auf Roticcio.


Ort erleben. Wenn das Licht von hinten durch die

Ziel kam er dank der digitalen Bildbearbeitung nä­

beschichtete Grundplatte dringt und das Bild von

her. Jetzt kann er, wie ein Maler, die Bilder selber

60 aneinandergereihten, einen Zehntelmillimeter

komponieren, um seine Geschichten zu erzählen.

breiten vertikalen Linsen aufs Auge geworfen wird,

Blezingers Kunst hat sich ins Narrative entwickelt.

taucht man unweigerlich ein in Blezingers ma­

Ebenso wichtig ist ihm das Arbeiten mit dem Ort

gisch­realistische Welt.

und seiner Historie. Er hat zuletzt multimediale In­

In seiner Foto­Kunst kommen all jene Professionen

stallationen geschaffen für das ehemalige Gerichts­

zusammen, die der aus einem Ort bei Karlsruhe

gebäude in Vicosoprano («Brüta Stria – Hexen»)

stammende Künstler in seinem Leben bisher betrie­

und für das Hotel Maloja Palace («Lichtrausch Belle

ben hat. Er fing am Theater an, in der Schaubühne

Epoque»). In Savognin projizierte er Bilder von Gio­

Berlin, als Assistent bei grossen Namen wie Klaus

vanni Segantini an die Aussenfassade der Kirche

Michael Grüber und Peter Stein. «Auf der Bühne, so

(«Luce del Paradiso»). Jedes Mal verzauberte er das

dachte ich, vereinigen sich alle Künste, hier ist der

Publikum mit seinen märchenhaften, Mythen­be­

Mensch, das Leben, die Sprache, die Musik.»

frachteten Werken.

Bilder reduzieren

«AlpenMythenSehen» heisst die Reihe, die Blezin­ ger gemeinsam mit der Kunsthistorikerin Dora Lar­

Doch dann kam die Wende: er hatte genug vom

delli im Engadin, im Bergell und im gesamten Al­

ephemeren Wesen des Theaters und wollte stattdes­

penraum zeigt. Und mit der er nun im Rätischen

sen den Moment festhalten. «Ich fragte mich: Wie

Museum in Chur einen Halt macht, bevor es wieder

weit kann man einen Film reduzieren, dass er in ei­

weiter geht durch die Weiten der realen und fikti­

nem Bild eine ganze Geschichte erzählt?» Diesem

ven Welt.

Am Weg nach Maloja (2013) – Steinskulptur aus dem Kulturarchiv Oberengadin vor dem Piz Lagrev.

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piz 55 : Sommer 2018


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27.04.18 16:36


Grenzen und Barrieren testen Der Scuoler Stephan Gmür sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Zwischendurch rast er auf verschiedenen Gefährten den Berg hinunter und macht als Mitarbeiter des Tourismusbüros den Weg frei für Gehbehinderte.

Text: Sina Bühler Fotos: Mayk Wendt

D

er Unfall zerstörte seine Pläne. Die unmittel-

eine Stunde durch den Stau fahren oder in den öf-

baren zuerst, denn seine Koffer waren be-

fentlichen Verkehr umsteigen, um zur Physiothera-

reits gepackt. Stephan Gmür wartete nur

pie zu kommen. «Alles ist nur zehn Minuten ent-

noch auf das Visum für seine neue Arbeitsstelle in einem Skiresort in Alaska. Dieses brauchte viel länger, als geplant und so vertrieb er sich die verblie-

Barrierefreiheit dokumentieren

bene Zeit im Unterengadin mit Sport.

Und auch Sport treiben ist viel simpler. Weil er

Der Unfall zerstörte auch die langfristigen Pläne.

schon im Gebiet lebt, ist er von seinem Wohnort

Denn wer rechnet schon damit, das Leben von ei-

Tarasp rasch auf dem Berg. Denn so schnell es ging,

nem Moment zum anderen komplett neu ausrich-

hat Stephan Gmür wieder mit Skifahren angefan-

ten zu müssen? Das tun selbst jene nicht, die einen

gen und sich vom Rollstuhl auf den Monoski ge-

Hochrisikosport lieben wie Stephan Gmür. Im Juni

setzt. Trotzdem gibt der Bergler auf die Frage, was

2014 stürzte er beim Speedflying ab. Bei dieser Art

in seinem Alltag am schwierigsten zu bewältigen

des Gleitschirmfliegens starten die Sportlerinnen

sei, die Antwort: «Schnee».

und Sportler mit winzigen Schirmen und mit ho-

Den ganzen Winter hindurch bremsen ihn sowohl

her Geschwindigkeit und fliegen mit 80 Stundenki-

der Neuschnee, der alte Matsch wie auch die gefro-

lometern durch die Luft. Er geriet in einen Baum-

renen Schneemaden auf den Strassen. Gegen den

wipfel und knallte 20 Meter weiter unten auf die

Schnee kann selbst er nichts unternehmen, obwohl

Füsse. «Zum Glück hatte ich starke Beine», sagt er,

er als «Produktmanager barrierefrei» bei der Touris-

«sonst wär ich vermutlich tot.» Er musste nicht nur

musregion angestellt ist. «Barrierefrei» heisse eben

die Rettungsflugwacht selber anrufen, er musste,

nicht, dass sofort jede Hürde für Gehbehinderte aus

auf dem Bauch liegend, auch noch den Piloten bei

dem Weg geräumt werden könne. Aber: «Wir wol-

der Ortung unterstützen. «Ziemlich schnell war

len die Ferienregion mit der besten Dokumentation

mir klar, dass ich gelähmt war.»

Ein neues Leben aufbauen

Unterwegs mit Rollstuhlfahrer Stephan Gmür: Beim Kehrichtentsorgen, auf dem vierrädrigen Downhillbike, im Auto und auch mal als motorisierter Begleiter.

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fernt und ich finde immer einen Parkplatz.»

zur Barrierefreiheit sein.» Konkret: Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer sollen auf einen Blick erkennen können, welche Hotels

Seither ist im Alltag des 33-Jährigen vieles anders.

und Restaurants oder welche Freizeitangebote für

Er ist meistens auf das Auto angewiesen, braucht

sie zugänglich sind. Wo Parkplätze zur Verfügung

viel Zeit für die Planung seines Alltags. Aus den Ber-

stehen, welche öffentlichen WCs zugänglich sind,

gen wollte er trotzdem nicht weg. Er gehöre hierher

welche Wege hindernisfrei. Das gilt auch für Wan-

und ein solcher Unfall mache nicht plötzlich einen

derwege – und da stecke das Bündner Angebot noch

Städter aus ihm. «Und ich musste schon ein ganz

in den Kinderschuhen. Von 67 hindernisfreien

neues Leben aufbauen – auch noch den Wohnort

Wanderrouten in der ganzen Schweiz gibt es im

zu ändern, wäre zu viel gewesen. Ich fühle mich

Kanton nämlich nur zwei: Einen fünf Kilometer

hier wohl, kenne alle.»

langen Rundweg um den Davosersee und die zehn

Ist das Leben hier oben für einen Rollstuhlfahrer

Kilometer entlang des Flaz, zwischen Pontresina

nicht komplizierter als in der Stadt? Im Gegenteil,

und Bever. Fussgängerinnen und Fussgänger dage-

sagt er, es sei einfacher. Er müsse nicht jedes Mal

gen können im Kanton aus mehr als 600 verschie-

piz 55 : Sommer 2018


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piz 55 : Sommer 2018

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denen Routen mit über 11'000 Kilometern auswäh-

Konzept umzusetzen. Die ersten 13 Jahre seines Le-

len. Selbst für Inline-Skater ist das Angebot grösser

bens hat Stephan Gmür in München verbracht,

als für Rollstuhlfahrer. Die Ansprüche an hinder-

sein Vater – ein Luzerner – wollte, dass er eine

nisfreie Wege sind hoch: Sie müssen zertifiziert

Schweizer Matur macht und schickte den damals

werden, es braucht Anschlüsse an den öffentlichen

eher im Hallensport aktiven Jugendlichen ans

Verkehr und zugängliche Toiletten sowie genaue

Hochalpine Institut nach Ftan, wo er die Handels-

Informationen über den Schwierigkeitsgrad – wie

mittelschule besuchte. Danach machte er Praktika

bei den Skipisten, unterteilt in blaue, rote und

in München und Hamburg, absolvierte eine Sprach-

schwarze, erklärt Stephan Gmür.

schule in Vancouver und entschied sich für eine

Er sucht selbst nach Lösungen

weitere Ausbildung in den Bergen: für die Hotelfachschule in Bluche bei Crans-Montana. Perfekt

Mitunter ist er selbst als Testfahrer unterwegs. Die

zum Skifahren, perfekt für seine neue Passion, das

Ergebnisse publiziert er im «Rollibuch» der Touris-

Gleitschirmfliegen. Nach dem Abschluss führt ihn

musregion (engadin.com/barrierefrei). Den Weg von

die Arbeit von Zermatt nach St. Moritz, dann nach

Scuol über Pradella nach Sur En ist er selbst abge-

Zürich und wieder zurück ins Unterengadin.

fahren, empfiehlt die Strecke aber nur sportlich

Weil nach dem Unfall ans Auswandern nach Nord-

Trainierten oder mit einer Begleitperson oder ei-

amerika nicht mehr zu denken war, brauchte er

nem elektrischen Zuggerät.

rasch eine Arbeitsstelle. Noch während der Reha in

Gmür ist mehr als nur Tester und Ansprechperson

Nottwil fand er eine Stelle in einem Samnauner

für Touristinnen und Touristen. Wenn er merkt,

Bergrestaurant, als Assistent der Geschäftsleitung.

dass etwas nicht ganz so klappt, wie es sollte, sucht

Trotz seiner Ausbildung im Hotelmanagement war

er kurzerhand selbst nach einer Lösung. Beispiels-

es nicht das Richtige. Er wechselte in ein Scuoler

weise ein Konzept für ein behindertengerechtes

Sportgeschäft, bis ihm die Stelle als Produktmana-

WC für den Einsatz im Skigebiet. Denn seinen Roll-

ger bei der Tourismusorganisation angeboten

stuhl nimmt er beim Skifahren zwar zur Bergsta-

wurde. Daneben absolvierte er ein Nachdiplomstu-

tion mit, dort aber steigt er auf den Monoski um.

dium in Outdoorsport-Management.

Unmöglich, damit in ein Restaurant zu rollen, und sei es ebenerdig. Also hat Gmür ein Container-WC

Noch viele Vorurteile

entwickelt durch das er hindurchfahren kann. Im

«Wer nur auf der Couch hockt, kommt auch ums

Moment ist er im Gespräch mit einer Firma, um das

Leben …», sagt Gmür dazu. Diese Doppeldeutigkeit gefällt ihm, motiviert ihn, weiterzumachen. Er, der sich selber so viel zutraut, ist immer wieder überrascht, dass sich Fussgänger gar nicht vorstellen können, was Rolifahrer alles können: «Jeder hat gesagt, es geht nicht. Bis einer kam, der das nicht wusste, und es einfach gemacht hat.» Sein Mentor in Nottwil war ein Tetraplegiker, der alleine von Alaska nach Feuerland fuhr, weil es ihm auf dem Sofa zu blöd wurde. So einer ist auch Gmür. Anfangs, als er im Bett liegen musste, suchte er stundenlang Youtube-Videos von Sachen, die er im und mit dem Rollstuhl machen könnte. Und probierte sie einfach aus. Nur ob er so schnell wieder Gleitschirm fliegen will, ist nicht sicher. Nicht aus Angst, aber weil das kaum ohne fremde Hilfe machbar ist. Sein nächster Plan

Stephan Gmür hat Erfolg auf den Monoski In der zweiten Winter saison startete er im Europacup und wurde in das Sichtungskader des Swiss Paralympic Skiteam aufgenommen. Beim Swiss Disabled Cup beendete er die Saison auf dem zweiten Platz im Riesenslalom. Sein nächstes Ziel: eine Teilnahme an den Paralympics. Foto oben: © Schweizer Paraplegiker-Vereinigung

ist Downhillfahren auf einem Bike mit vier dicken Rädern. Stacy Kohut, der Mann, der ihn mit seinen Videos auf die Idee gebracht hat, sagt in einem Film: «Ich habe mein ganzes Leben trainiert, um mit diesem Ding zu fahren. Ich wusste es nur nicht.» Dieser Satz gilt auch für Gmür.

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piz 55 : Sommer 2018


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Jugendsport hat Tradition Gerade im Sommer zeigt sich, wie wertvoll die sportliche Vielfalt und die Jugendförderung in Südbünden ist. Die Vereine übernehmen dabei wichtige Aufgaben Ohne finanzielle Unterstützung wären die Förderprogramme aber nicht möglich.

Text: Nina Rudnicki Fotos: Mayk Wendt

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W

er sich mit der Sportförderung von Kin-

gen diese Ungerechtigkeit und wurde daraufhin als

dern und Jugendlichen auseinandersetzt,

Diskussionsrednerin an eine «Frauen und Sport»-

der wird früher oder später auf die Sil-

Tagung nach Magglingen eingeladen. Sie war da-

vaplanerin Katharina von Salis stossen. Bis in die

mals bereits mehrfache Schweizer Meisterin im

1970er-Jahre war die Sportförderung den Buben

Skilanglauf und Orientierungslauf.

vorenthalten. Nach der Volksschule besuchten sie

«Einige Frauen kamen auf mich zu und baten mich,

den «Vorunterricht», eine sportliche Institution,

in meiner Rede bestimmte Themen anzuschneiden.

die eng mit dem Militär verknüpft war. Dieser sollte

Ich war Spitzensportlerin und konnte mit meinem

die physische Entwicklung von Buben im Hinblick

Beispiel die Behauptungen seitens der Männer und

auf die Rekrutenschule fördern.

Ärzte widerlegen», erinnert sie sich. So seien Ärzte

Finanziell vom Bund unterstützt wurden auch die

früher etwa davon ausgegangen, dass Frauen keine

Pfadfinder. Die Pfadfinderinnen hingegen erhiel-

Langstrecken laufen sollten, weil sie sonst keine

ten kein Geld, obwohl das Militär die Frauen für

Kinder mehr bekommen können. «Sie hatten eben

den Frauenhilfsdienst anwarb. Dagegen protes-

keine Erfahrungen mit Frauen, die mehr als zwei-

tierte in den 1960er-Jahren die Pfadfileiterin Katha-

hundert Meter rannten. Und dann kam ich und be-

rina von Salis. Sie schrieb einen Leserinnenbrief ge-

wies das Gegenteil.»

piz 55 : Sommer 2018


Heute ist das alles undenkbar. Seit der «Vorunter-

Sport. «Andererseits ist es schwierig, die ganze Be-

richt» Anfang der 1970er-Jahre von Jugend + Sport

völkerung anzusprechen. Eltern von Kindern mit

abgelöst wurde, werden Mädchen und Buben sport-

Migrationshintergrund haben oft keinen Bezug zu

lich gleichermassen gefördert. Aktuell sind 59 Pro-

einem Verein, weil sie das Vereinswesen in ihrer

zent der Kinder und Jugendlichen in diesen Kursen

Kultur nicht kennen. Insbesondere die weibliche

Buben, 41 Prozent Mädchen.

Migrationsbevölkerung ist deshalb in den Sportver-

Neue Teilnahmerekorde

Angebote wie der freiwillige Schulsport sind ein

Bei der Sportförderung geht es heute weniger um

Brückenangebot zwischen dem obligatorischen

einen klar untervertreten.»

die Gleichstellung der Geschlechter als vielmehr

Schulsport und den Vereinen. Im Frühling 2018

um die Frage: Wie können die «Digital Natives» für

wurde ausserdem und zum ersten Mal ein «Tag des

Sport begeistert werden? Schon kleine Kinder spie-

Bündnersportes» organisiert. Aus jeder Region stell-

len lieber mit Smartphones und Tablets anstatt mit

ten sich Sportclubs vor. Aus dem Engadin vertreten

einem Ball über die Wiese zu toben. Das zumindest

waren unter anderem Geräteturnen, Curling, Bo-

suggerieren diverse Studien. Gleichzeitig vermeldet

genschiessen, Ski alpin und Ski nordisch, Golf, Eis-

Jugend + Sport aber erstmals mehr als eine Million

stock, Fussball, Eishockey, Tennis, Karate und Luft-

Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Kursen und

gewehrschiessen.

Lagern. Von allen Kindern und Jugendlichen zwi-

Sportklettern, Schwimmen, Geräteturnen, Fitness oder Speerwerfen – die Jugend + Sport-Programme sind äusserst vielfältig.

schen 5 und 20 Jahren haben 2017 knapp die Hälfte

Segeln auf den Engadiner Seen

in mindestens einem der 69’000 Kurse mitgemacht

Vor allem im Sommer aktiv ist auch der Segelclub

oder an einem der 7700 Lager teilgenommen. Seit

St. Moritz. «Wir haben hier den berühmten Maloja-

2012 das neue Sportfördergesetz gilt, werden auch

wind. Daher können wir trotz unserer kurzen Sai-

mehr Gelder in die Nachwuchsförderung investiert.

son mit anderen, fürs Segeln typischeren Regionen

Aktuell sind es 103 Millionen Franken.

mithalten», sagt die Jugendverantwortliche Geor-

Mehr Kursteilnehmer und mehr Geld – das ist ins-

gia Hauser. Jedes Jahr werden auf dem St. Moritzer-

besondere in den Bergregionen spürbar. «Einerseits

und dem Silvaplanersee Welt-, Europa- und Schwei-

steigt die Zahl der Sportangebote ständig. Aktuell

zer Meisterschaften ausgetragen. Während zwei

werden im Kanton Graubünden rund 2000 Kurse

Wochen im Sommer organisiert der Club mit Un-

und Lager organisiert», sagt Thierry Jeanneret, Lei-

terstützung von Jugend + Sport Kurse für den Nach-

ter Sport im Bündner Amt für Volksschule und

wuchs. Die Kosten betragen 400 Franken für sechs

piz 55 : Sommer 2018

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Tage. «Ohne die finanziellen Beiträge von Ju-

gebot. Ein grosser Teil von ihnen betreibt Leis-

gend + Sport müssten wir diese Kurse teurer anbie-

tungssport, für die anderen ist Sport ein Ausgleich

ten und den Lohn der Leiter kürzen», sagt Georgia

zum Schulunterricht.

Hauser. Sowohl einheimische wie auch Kinder von

Die Jugendlichen können sich für Ski alpin, Ski-

Feriengästen sind jeweils mit dabei.

langlauf, Snowboard alpin und freestyle, Eishockey

Seit die Schweizer Jacht Alinghi den America’s Cup

und Golf entscheiden. Ergänzend zum obligatori-

gewann, sei Segeln bei den Jungen beliebt. In den

schen wird der freiwillige Schulsport angeboten.

vergangenen Jahren hat der Segelclub St. Moritz 30

«Alle unsere Trainingsangebote werden von Ju-

neue Junioren aufgenommen. Aktuell trainieren

gend + Sport unterstützt. Auf diese Beiträge sind wir

rund 70 Jugendliche.

angewiesen», sagt Muriel Hüberli, Leiterin der

Populär sind Bergsteigen und Klettern

dem Engadin sei es schwierig, die Kosten mit Spon-

Nebst Segeln gehört während der Sommermonate

sorengeldern zu decken. Jugend + Sport ermöglicht

Bergsteigen und Klettern im Engadin zu den popu-

aber auch die Ausbildung jener Fachpersonen, die

lärsten Sportarten. Für das entsprechende Angebot

den Nachwuchs professionell fördern.

ist die Sektion Engiadina Bassa des Schweizer Al-

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Sportklassen. Gerade in peripheren Regionen wie

penclubs (SAC) zuständig. Sie hat insgesamt tau-

Vorbilder sind wichtig

send Mitglieder, rund hundert gehören dem Nach-

Das Engadin beschreibt Muriel Hüberli als traditio-

wuchs an. «Wir sind sehr aktiv im Jugendbereich»,

nell sportliche Region. «Und wenn Spitzensportler

sagt Präsident Heinz Gross. «Im Engadin haben

wie Dario Cologna oder Nevin Galmarini erfolg-

diese Sportarten Tradition. Viele Kinder kommen

reich sind, dann wirkt sich das auch auf die Kinder

aus Familien, die oft zu Berg gehen. Sie sind begeis-

und Jugendlichen aus. Cologna löste einen eigent-

tert vom Bergsteigen, Klettern und von Skitouren

lichen Langlauf-Trend aus.» Ob die Jugendlichen in

im Winter. Ohne die finanzielle Unterstützung

den vergangenen Jahren sportlich aktiver oder pas-

könnten wir den Nachwuchs allerdings nicht im

siver wurden, sei schwer einzuschätzen. «In den

selben Masse fördern.»

vergangenen zehn Jahren ist, zumindest bei uns,

Das wohl bekannteste Engadiner Institut, das heute

die Aktivität recht konstant geblieben. «Die Heraus-

mit Jugend + Sport zusammenarbeitet, ist das Hoch-

forderung besteht aber darin, die Jugendlichen

alpine Institut in Ftan (HIF). Aktuell besuchen hier

auch während der Pubertätsjahre zu sportlichen

rund 60 Athletinnen und Athleten ein Trainingsan-

Aktivitäten zu motivieren.»

piz 55 : Sommer 2018


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Unterwegs für Natur und Kultur Schon seit ihrer Kindheit im amerikanischen Bundesstaat Rhode Island ist Milena Frieden mit biologischen Gartenbau vertraut. Heute hat sich der Kreis geschlossen und sie engagiert sich vom Bergeller Ort Stampa aus für das Thema Permakultur.

Text: Marina U. Fuchs Fotos: Mayk Wendt und Milena Frieden

W

er Milena Frieden das erste Mal trifft, ist

gings per Schiff nach New York. Milenas Vater hatte

sofort fasziniert von ihrer Ausstrahlung,

eine interessante Stelle in Rhode Island angeboten

der Dynamik mit der sie – mit leicht ame-

bekommen. Schnell wurde klar, dass das junge Paar

rikanischem Akzent – von ihren Projekten und Lei-

in den USA bleiben wollte, und dann wuchs die Fa-

denschaften erzählt. In ihrem Garten in Stampa

milie. Drei Töchter wurden geboren: Milena, Va-

präsentierte sie letzten Sommer stolz die ersten

nessa und Claudia.

selbst gezogenen Kürbisse, verschiedene Tomaten-

Alle paar Jahre fuhr die Familie in die Ferien nach

sorten, Rhabarber, Buschbohnen, Salat, Lauch,

Stampa und Zumikon zu den Verwandten. «Stampa

Zwiebeln und sogar Wassermelonen, die auf dieser

war mein Ein und Alles», erinnert sich Milena. «Da

Höhe eigentlich gar nicht gedeihen. Eigentlich.

gab es in der Familie eine Latteria und eine Wein-

Denn Milena hat sich ganz der Permakultur ver-

handlung, wir Kinder spielten mit Schafen und Zie-

schrieben und führt die Erfolge in ihrem Garten

gen in Soglio und halfen beim Heuen.»

darauf zurück. Unter Permakultur versteht man be-

Im Alltag aber besuchte Milena die Schulen in

wusst gestaltete Landschaften, die den Mustern

Rhode Island und kam schon früh mit dem biolo-

und Beziehungen in der Natur folgen. Sie können

gischen Gartenbau in Berührung. Bio war damals

eine Fülle von Nahrungsmitteln, Fasern und Ener-

noch alles andere als populär, doch ihr Vater be-

gie für lokale Bedürfnisse bereitstellen.

stellte begeistert seinen Garten und gab diese Lei-

Milena trifft man aber nicht nur in ihrem Garten

denschaft den Töchtern, insbesondere Milena, der

oder ihrem Haus von 1593. Sie scheint immer in Be-

Ältesten, weiter.

wegung, sprudelt nur so über vor Ideen und Plänen,

Rechte Seite: Milena Frieden in ihrem nach dem Prinzip der Permakaultur angelegten Garten in Stampa des Hauses «Ca Durig». Auf den Pflanzenbildern: Blutampfer mit Zitronenmelisse (o. rechts), Hokkaido-Kürbisblätter (Mitte), Hügelbeet mit Kräuterspirale (u. links) und Regenbogen-Krautstiel (u. rechts).

40

erzählt begeistert und mitreissend von Ausflügen in

Ein bunter Strauss von Berufen

ihre Lieblingsstadt Venedig, nach Hamburg, Süd-

Zunächst schlug die Tochter dann aber einen ande-

amerika oder Kalifornien. Immer stehen Kultur,

ren Weg ein: Sie studierte in New York Politikwis-

Natur und Kunst im Zentrum ihrer Aktivitäten, die

senschaften, Deutsch und literarisches Schreiben.

sie ein Leben lang fast rund um den Globus geführt

Nach dem Abschluss zog es sie nach Boston in die

haben. Auch wenn sie immer noch intensiv in Be-

Luxushotellerie. Dort lernte sie ihren späteren

wegung ist, hat sich ihr Radius verkleinert. Nicht

Mann kennen, zog mit ihm nach Vermont, arbei-

nur ihr Haus und die Permakultur halten sie in

tete an der Rezeption und in der Verwaltung eines

Stampa, sondern vor allem ihr Lebensgefährte Sil-

Spitals und dazu abends in einem französischen

vio Giacometti, der im gleichen Dorf lebt.

Restaurant. In ihrer Freizeit besuchte sie Fotokurse, bis heute eine ihrer Leidenschaften.

Jugend in den USA, Wurzeln in der Schweiz

Die nächste berufliche Station waren ein Verlag in

Milena ist in Amerika, in Newport/Rhode Island,

San Diego und in der Freizeit Ikebana-Kurse. Aus

zur Welt gekommen und in Middletown aufge-

der Begeisterung wurde ein eigenes Business: ein

wachsen. Ihre Wurzeln aber sind in der Schweiz.

Atelier, in welchem sie für Designerläden Trocken-

Der Vater stammte aus Zumikon, die Mutter aus

blumengestecke entwarf – aus Blüten, die sie selbst

Stampa. Die Eltern heirateten in der kleinen Kirche

trocknete. Dann aber wurde die Billigkonkurrenz

neben dem Hotel Maloja Palace und kurz danach

aus China übermächtig und Milena Frieden be-

piz 55 : Sommer 2018



Auf dem Hügelbeet (links) wachsen Erdbeeren, Lauch und Salat. Die Kräuterspirale (o. rechts) und Kapuzinerkresse (u. rechts).

wegte sich beruflich ein weiteres Mal: Sie besuchte

schen beschäftigte sie sich in der Toskana mit Agro-

Kurse in Landschaftsarchitektur und Gartenbau.

tourismus

Dabei bliebt ihr Berufsleben zweigleisig. Zusam-

Landschaftsveränderung. «Wo auch immer, muss

men mit ihrem Mann baute sie eine Biotec Firma

man die Menschen vor Ort wahr- und ernstneh-

auf und kümmerte sich dort um die Abläufe zusam-

men», ist sie überzeugt, «sonst scheitert man.» Nur

men mit angestellten Chemikern.

«Man muss die Menschen ernst nehmen» Nach zwölf Jahren Ehe trennte sich das Paar. Mi-

der

dadurch

entstehenden

so erreiche man Nachhaltigkeit. Nach der Masterarbeit arbeitete sie ein weiteres Jahr auf Galapagos. Zunächst für eine Nichtregierungsorganisation, die Kinder und Frauen unterstützte,

lena schrieb sich für das Studium der Landschafts-

danach engagierte sie sich beim Aufbau einer Öko-

architektur an einer Universität im Los Angeles

Lodge. Wieder tat sie sich interdisziplinär mit Wis-

County ein, zog dafür einmal mehr um, arbeitete

senschaftlern aus den Bereichen Archäologie, Ge-

aber für die Biotech-Firma weiter. Immer schon

schichte

schätzte sie die Zusammenarbeit und den Aus-

entwickelten sie ein Netz von Wanderwegen an der

tausch mit Wissenschaftlern. Während des Studi-

Küste Ecuadors und machten Vorschläge, wie man

und

Natur

zusammen.

Gemeinsam

ums verbrachte sie einige Zeit auf den Galapagosin-

die arme Region touristisch interessant machen

seln und forschte dort zum Zusammenhang von

könnte, um Investoren zu gewinnen.

Landschaftsarchitektur und der Erhaltung von

42

und

Umwelt und Ökosystemen. In ihrer Masterarbeit

Am Ziel und trotzdem in Bewegung

machte sie Vorschläge, wie Landschaftsplanung in

Ein Traum, der sie schon länger beschäftigt hatte,

Zusammenarbeit mit Einheimischen, mit Wissen-

liess Milena auch in Südamerika nicht los. Sie

schaftlern, Fischern und den Verantwortlichen des

wollte am Ort der beglückenden Kindheitsferien,

Nationalparks im gegenseitigen Vertrauen die lo-

im Haus der Familie in Stampa, ein Bed and Break-

kale Kultur und das Umfeld erhalten kann. Dazwi-

fast eröffnen und hatte ihre Möbel deshalb schon

piz 55 : Sommer 2018


vor dem Aufenthalt in Ecuador ins Bergell schicken lassen. Zurück nach Kalifornien wollte sie nicht. Die Gegend war ihr zu chic geworden und sie störte sich am zunehmenden Raubbau an

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den natürlichen Ressourcen. So kam sie vor zehn Jahren, 2008, ins Bergell mit dem Ziel zu bleiben. Sie renovierte das Haus, eröffnete das Bed and Breakfast und rief zusammen mit einer Freundin das Kulturprojekt «Al Gerl» ins Leben – «Gerl» ist der Tragekorb, mit dem im Tal Lasten auf dem Rücken transportiert werden. Das Programm im Stall ihres Hauses «Ca Durig» umfasste Musik, Kabarett, Vorträge und vieles mehr für Talbewohner und für die zahlreichen Gäste. Nach sieben Jahren war sie sich sicher: «Jetzt will ich wieder mit Landschaft und Pflanzen zu tun haben.» Sie löste das B&B auf und beendete das Kulturengagement. Die Permakultur hatte sie schon lange interessiert und ihr Ziel ist nun ein Schweizer Zertifikat in Permakultur-Design. Voraussetzung dafür ist ein vierjähriger Diplomkurs, der zehn eigene Projekte in vier verschiedenen Klimazonen umfasst. Eines der Projekte ist ihr eigener Garten. Sie hat dort eine Kräuterspirale mit einem kleinen Wasserreservoir in der Erde angelegt. Die Kräuter werden nach ihrem Wasserbedarf gepflanzt. Je weniger sie brauchen, desto weiter oben werden sie angesiedelt. Zwar muss man sie trotzdem giessen, aber deutlich weniger. Viel Mulch sorgt für eine zusätzliche Feuchtigkeitsregulierung. Die Resonanz auf ihren Permakulturgarten ist im ganzen Tal gross und sie bekam bereits zahlreiche Kräuter-

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Im Kreislauf der Natur Ihre zwei Hügelbeete von fast einem Meter Höhe sind nicht nur dekorativ, sie ermöglichen durch ihren Aufbau aus Karton, Holz, Gras, Heu und Kompost auch Pflanzen anzusiedeln, die sonst im

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Bergeller Klima nicht gedeihen würden. Die Beete müssen im Herbst auch nicht abgeräumt werden, das Grün kompostiert sich über den Winter und wird zu Erde: «So ist der Kreislauf auf dem gleichen Stück Land gewährleistet.» Permakultur sei ihr Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel und die damit zusammenhängenden Probleme. Sie will «mit der Natur arbeiten, natürlich auf biologischer Basis, um mit so geringen Eingriffen wie nötig so viel zu bewirken wie möglich.» Dabei will sie mit weniger Energie und ohne Chemie auskommen. «Ich möchte starke, widerstandsfähige Landschaften schaffen, in denen die Natur selbst für Ausgleich sorgt und die Eingriffe minimiert sind.» Gleichzeitig will sie den Menschen den Umweltgedanken näherbringen und die Jobs im Landwirtschaftsbereich aufwerten.

Aus Tradition gut Fleisch- und Wurstwaren aus erlesenen Rohmaterialien, selbst gefischte Engadiner Wild-Saiblinge und Alaska Wildlachse, bis zum Jäger rückverfolgbares Wild, zarter Engadiner Käse sowie leckere Nusstorten vom Kassensturz Testsieger begeistern Carnivoren und Freunde von traditionell gutem Essen. -10 % auf alle Soglio-Produkte.

Auch ihre Eltern kamen vor wenigen Jahren aus Amerika zurück

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ins Bergell, wo der Vater im Sommer 2017 starb. «Ich bin dank-

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bar, dass er noch erleben durfte, dass ich schlussendlich bei dem

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gelandet bin, was ihm immer so wichtig war: Pflanzen, Natur, Biolandwirtschaft und Umwelt.» Zum eigenen Leben sagt sie: «Auch wenn es nach vielen Umwegen aussieht, habe ich doch ge-

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lernt, Zusammenhänge und Gemeinsamkeiten zu sehen.»

piz 55 : Sommer 2018

43


Der Hotelier als Reporter Das Kulturarchiv Oberengadin beherbergt Schätze, die uns einen lebhaften Einblick in das bewegte Leben vergangener Zeiten ermöglichen. Dank der Foto- und Filmreportagen von Hotelier Gustav Pinösch-Gredig wissen wir von frühen Autorennen und Flugreisen.

Text: Dora Lardelli Fotos: Kulturarchiv Oberengadin

G

ustav Pinösch-Gredig (1882–1972) war ein

Wucht der in Bewegung geratenen Schneemassen

tüchtiger Geschäftsmann aus Ardez und

eindrücklich. Aber auch die Eleganz der Bewegung

Vulpera im Unterengadin. Er war stets und

der Bauern beim Heuen entdeckt man in seinen Bil-

überall dabei, wo er etwas bewegen konnte. Er ist in

dern. Die Arbeit, die sich in harmonischem Rhyth-

unzähligen Kommissionen und bei Initiativen zu

mus von Tier und Mensch abwickelt, wirkt sogar

finden: Bei der Gründung des Unterengadiner Spi-

idyllisch: Geschickt schieben die Bauern und Hel-

tals, des Töchterinstituts Ftan, der Eisenbahn im

fer in der weiten Ebene des Engadins das Heu in den

Unterengadin, diverser Hotels in Davos, aber auch

von zwei Pferden gezogenen Sammelrechen.

beim Hotel Victoria in St. Moritz. Er war Generaldi-

44

rektor des prächtigen Hotels Waldhaus in Vulpera,

Autoliebhaber

Präsident des lokalen Hoteliervereins, Abgeordne-

In Graubünden löste das Automobil erst spät die

ter für den Kreis Obertasna im Grossen Rat, interes-

Kutsche ab. Als letzter Schweizer Kanton liess das

sierte sich für den Heimatschutz, das Engadiner

Stimmvolk 1925 das Privatauto zu und 1927 durf-

Museum und vieles mehr.

ten endlich auch ausserkantonale Motorfahrzeug-

Da erstaunt es, dass er noch Zeit fand, viele Anlässe,

lenker auf Bündner Boden. Gleich suchte man die

Ausflüge, aber auch Unglücke mit seiner Leica sorg-

Herausforderung auf den Alpenstrassen und orga-

fältig zu fotografieren. Wir entdecken auf den Bil-

nisierte Autorennen: 1929 fand ein Bernina-Berg-

dern seine Freunde, aber auch Bauern bei der Ar-

rennen und gleich auch jenes auf dem Malojapass

beit. Pinösch drehte früh auch Filme und hielt

statt. Gustav Pinösch-Gredig war als grosser Auto-

Bräuche wie Schlitteda und Chalandamarz auf

liebhaber mit seinem Wagen dabei.

9,5-mm-Filmen fest. Wie ein Reporter dokumen-

Die Verkehrsvorschriften im Alltag waren aber

tiert er 1934 die Räumungsarbeiten nach dem Lawi-

noch rigoros, was dem umtriebigen Hotelier und

nenniedergang bei Berninahäuser. Die Perspektive

Politiker fast zum Verhängnis wurde. Im Juli 1926

der Aufnahme zeigt die Urkraft der Natur und die

wurde er als Temposünder durch die «Automobil-

piz 55 : Sommer 2018


bussbehörde Fuldera» im Münstertal mit zehn

28.3.1933: «Wir wurden von Mittelholzer zu einem

Franken gebüsst. Landjäger Stecker hatte mit der

Africaflug eingeladen und haben zugesagt. Wir ha-

Stoppuhr bei der Einfahrt von Fuldera Pinöschs

ben die Koffer genau nachgewogen (nach Vor-

Auto mit 20 km/h gemessen – das war damals be-

schrift dürfen wir nur 20 kg pro Person mitneh-

reits zu schnell. Gegen die Busse rekurrierte er. Der

men) und nehmen Abschied von Vulpera. Alle

Kleine Rat, die Bündner Regierung, musste deshalb

sagen uns besonders herzlich Lebewohl.»

über den prominenten Schnellfahrer entscheiden.

29.3.1933: «Wir stellen grobe Widersprüche der

Der Entscheid wäre zu Pinöschs Ungunsten ausge-

Swissair fest und sind verstimmt. Für unseren Flug

fallen, hätte nicht der in seinem Auto mitfahrende

war ein einmotoriges Flugzeug vorgesehen weil

Bundesrat und Finanzminister Jean-Marie Musy

kein dreimotoriges bereit sei. Wir fahren nach

ausgesagt, dass die Geschwindigkeit nicht mehr als

Dübendorf und stellen zu unserer Überraschung

18 km/h betragen habe.

Der Hotelier Gustav PinöschGredig war auch ein Fotograf. Aus seinem Nachlass, der im Kulturarchiv Oberengadin liegt, stammen diese Bilder (v.l.n.r.): Räumungsarbeiten nach Lawinenniedergang bei Bernina häuser (1934), Autorennen im Unterengadin (1927), Reisegruppe vor einer Swissair-Maschine und zusammen mit seiner Frau in Marrakesch (1933).

fest, dass zwei dreimotorige bereit sind. Um 11.30 h versammeln wir uns im Gotthard mit den Zürcher

Per Flugzeug nach Marokko

(Passagieren). Es weht Verschwörerluft, und wir ver-

Die Pioniere hatten früh entdeckt, dass sich die

langen einen Dreimotorer, war uns dann prompt

Ebene des Oberengadins auch als Flugplatz eignete.

bewilligt wird. Am Nachmittag herrlicher Probe-

Bald landeten die ersten Privatflugzeuge im Tal und

flug über Einsiedeln, Schwyz, Glarus, Walensee

die Prominenz – mit ihr die Familie Pinösch-Gre-

und Toggenburg.»

dig – liess es sich nicht entgehen, sich vor den da-

30.3.1933: «Mittelholzer hat Lungenentzündung.

mals spektakulären Swissair-Maschinen fotografie-

Eine vorgeschlagene Verschiebung um Wochen

ren zu lassen, wie das private Album beweist.

kommt nicht in Frage und alle sind bereit mit

Gustav Pinösch erfüllte sich 1933 den «Traum von

Hauptmann Gerber zu fliegen, auch er selbst. (...)

1001 Nacht», wie er in seinem Fotoalbum wörtlich

Um 14 Uhr starten wir von Dübendorf und um

festhält. Vom 30. März bis zum 16. April unter-

18 Uhr sind wir in Rom. Der Flug über die Alpen war

nahm er mit seiner Frau Margarita einen «Afri-

eine Offenbarung. Aufsteigende Wolken sagen uns,

caflug». Sie starteten mit einer kleinen Reisegruppe

dass es hohe Zeit ist hinüber zu kommen. Die Ber-

von Dübendorf aus in einer dreimotorigen Ma-

ner Alpen sind bedeckt, fast alles übrige frei. Im Os-

schine über die Alpen. Sie hätten ganz im Osten

ten sehen wir bis zum Linard und Bernina. Wir flie-

den Piz Linard und den Piz Bernina erblickt, schil-

gen über Einsiedeln, Urnersee, dann rechts vom

dert er. Pinösch dokumentiert die Reise nach Rom,

Tödi über Somvix, Bernhardin, Mesocco und Co-

Catania, Tunis, Algier, in die Sahara, nach Marokko

mersee. Aus nicht grosser Ferne grüssen noch Ber-

und zurück über Tanger und Spanien fotografisch

ninagruppe und Disgrazia. Dann kommen die Ber-

(mindestens dort, wo Fotografieren erlaubt war)

gamasker Alpen, rechts unten Lecco. (...) Wir sehen

und widmet seiner Frau eine spannende Reisebe-

in der Ferne einen dunklen Streifen, es ist das Meer.

schreibung, in welcher er detailliert über die atem-

Rechts liegt La Spezia, das nicht überflogen werden

beraubenden Eindrücke und auch die kritische po-

darf, links die gewaltigen Marmorbrüche von Car-

litische Situation in Algerien reflektiert. Hier

rara. Es ist ein merkwürdiges Gefühl zum ersten

Auszüge vom eher harzigen Start der Reise:

Mal über dem Meer zu fliegen …»

piz 55 : Sommer 2018

45


Für jeden Typ ein Wanderweg Wandern ist so beliebt wie nie zuvor. Vor allem jüngere Personen sind häufiger in den Bergen unterwegs. Auch Wanderleiter sind immer gefragter. Diese zeigen einem, wieso es sich lohnt, langsam unterwegs zu sein statt Höhenmeter zu jagen.

Text: Nina Rudnicki Fotos: Mayk Wendt

W

andern gehört zu den häufigsten Freizeit-

bei 50, zunehmend seien allerdings Jüngere auf den

kerung sind mindestens einmal pro Jahr

Wanderwegen unterwegs. Während es den einen

in der Natur unterwegs. Gemäss der aktuellen Bro-

vor allem um die sportliche Leistung gehe, stehe bei

schüre «Sport Schweiz» wandern 44 Prozent regel-

den meisten das Erleben von Natur, Kultur und

mässig. Im Jahr 2000 waren es erst 25 Prozent. Der

nicht zuletzt die Gesundheit im Vordergrund.

Boom hängt auch mit dem Angebot an Wanderwegen zusammen. Es gibt Kulinarik-Trails, anspruchs-

Profis ausbilden

volle Hochtouren, kurze oder mehrtägige Wande-

Die Natur- und Kulturliebhaber sind immer häufi-

rungen,

46

ner Wanderwege. Das Durchschnittsalter liege zwar

aktivitäten im Land. 95 Prozent der Bevöl-

Spaziergänge

durch

Wälder

über

ger mit Wanderleitern und -leiterinnen unterwegs.

Blumenwiesen oder verschneite Landschaften.

Diese erklären unter anderem die Pflanzen, die am

Und im Engadin sind gar neue Wege in Planung.

Wegrand wachsen, machen auf Tiere in der Umge-

«Die Zahlen sprechen für sich. Wandern ist im

bung aufmerksam oder gehen auf die Geschichte

Trend», sagt Paul Allemann, Geschäftsführer Bünd-

und Kultur der Talschaft ein.

piz 55 : Sommer 2018


Die Bündner Wanderwege bilden seit bald 30 Jah-

Gruppe den Wanderweg gefahrlos verlassen kann,

ren Wanderleiter aus und seit 2011 wird ein Kurs für

um auf einen Aussichtshügel am Wegrand zu stei-

Profis angeboten. Laut Allemann nehmen jährlich

gen. Die meisten seiner Gäste kommen aus Deutsch-

gut 20 Personen diese Ausbildung in Angriff.

land, England und den USA. Schweizer machen

«Wer braucht denn einen Wanderleiter? Das habe

den kleineren Teil aus. «Das liegt wohl daran, dass

ich mich früher auch gefragt», sagt Andrea Flori-

viele Schweizer sowieso schon intensive Wanderer

neth und lacht. Mittlerweile hat der 54-Jährige die

sind und sich gut auskennen.» Florineth hat sich

Ausbildung selbst absolviert. Während der Som-

auf das Thema Natur spezialisiert. Andere Wander-

mermonate ist er seither mit Gästen auf Engadiner

leiter konzentrieren sich beispielsweise auf Senio-

Wanderwegen unterwegs. Er stellt individuelle Tou-

renausflüge, Touren für Vogelkundler, mehrtägige

ren zusammen und sorgt für die Sicherheit. «Der

Wanderungen oder Ausflüge für Familien.

Hauptteil meines Jobs besteht aber darin, meinen Gästen jene Dinge zu zeigen, die sie sonst überse-

Mehr Jüngere sind unterwegs

hen würden», sagt er. Es komme nämlich vor, dass

Bevor Andrea Florineth Wanderleiter wurde, führte

die Gruppe bloss einen Meter neben einem Mur-

er ein Sportgeschäft in St. Moritz. Seit seiner Kind-

meltier vorbeilaufe und niemand bemerke es. Seine

heit ist er Bergsteiger und oft draussen unterwegs.

Augen sind hingegen geschult, er erkennt, wo sich

Er habe immer wieder darüber nachgedacht, Men-

Tiere aufhalten».

Internationale Kundschaft 350 bis 450 Franken pro Tag kostet es, Andrea Flo-

schen durch die Natur zu führen und sich schliesslich für die Ausbildung entschieden, «ausserdem befinde ich mich jetzt im besten Wanderalter». Auch er stellt fest, dass immer häufiger jüngere Per-

rineth als Wanderleiter zu buchen. «Das bezahlt na-

sonen unterwegs sind. Denen gehe es allerdings oft

türlich nicht jeder. Manchmal muss ich bei den

um Höhenmeter, darum, in möglichst guter Zeit

Preisen flexibel sein. Aber es gibt immer mehr Per-

den Gipfel zu erreichen. Von einem Boom will er

sonen, denen es etwas wert ist, mehr über ihre Um-

allerdings nicht sprechen. «Die Zahl der Wanderer

gebung zu erfahren», stellt er fest. Er kennt die Zu-

nimmt zwar zu, aber abseits der ausgetretenen

sammenhänge zwischen Pflanzen, Tieren und

Pfade gibt es noch viele Routen, auf denen ich tage-

Geologie. Und er weiss, an welchen Stellen seine

lang alleine unterwegs bin.»

piz 55 : Sommer 2018

Wanderleiter weisen auf Flora und Fauna, auf Natur und die Zusammenhänge hin, die sonst oft übersehen werden. V.l.n.r.: Unterwegs zwischen Val Sinestra nach Sent, im Nationalpark in der Val Cluozza oder von der Cluozzahütte zum Aussichtspunkt Murter.

47


Beliebte Wege

«Den Wandertrend spüre ich auch hier oben», sagt

Zu den bekanntesten Weitwanderwegen in Grau-

Michel Anrig. Nicht nur die Zahlen der Übernach-

bünden gehört laut Paul Allemann von den Bünd-

tungen, sondern auch jene der Tagesgäste hätten

ner Wanderwegen die Via Engiadina. Sie erstreckt

zugenommen. Und immer mehr seiner Gäste seien

sich über das gesamte Engadin und setzt sich aus

zwischen 20 und 30 Jahre alt. Früher seien diese

Panoramastrecken, Schluchten und Tälern, leich-

jungen Leute als Bergsteiger unterwegs gewesen.

ten Wegen, aber auch steilen Auf- und Abstiegen

Die Zahlen sind inzwischen so hoch, dass im Ge-

zusammen. Neuer, aber nicht weniger bekannt ist

biet sogar neue Wanderwege geplant werden. Einer

der Walserweg. Diese Route führt in 23 Etappen auf

von der Es-cha-Hütte hinüber Richtung Piz Belvair

den Spuren der Walser durch unbekannte Alpentä-

mit einem Abstieg zur Alp Belvair. Ein anderer als

ler, Kulturlandschaften und Siedlungen. Ein ande-

Verbindung zum nächsten Gipfel, dem Pizzet.

rer gut genutzter Weitwanderweg ist die Via Spluga.

48

Mit seinen rund 65 Kilometern liegt er auf der einst

Hüttenwart und Wanderleiter

wichtigen Handelsroute von Thusis ins italienische

Auch Michel Anrig war Bergsteiger. Aufgewachsen

Chiavenna. Auf diesen Routen wird ein Gepäck-

ist er in Goldach am Bodensee, doch seit seiner

transport-Service angeboten.

Kindheit sind die Berge seine Leidenschaft. Vor

Mehrtägige Touren sind im Trend

wart. In diesem Frühjahr hat er die Ausbildung zum

Auch mehrtägige Wanderungen werden immer be-

Wanderleiter abgeschlossen. «Das ist eine Ausbil-

zehn Jahren zog er ins Engadin und wurde Hütten-

liebter. «Früher wanderten viele morgens zu einer

dung, die zu einem 50-Jährigen passt», sagt er au-

Hütte hoch und nachmittags wieder hinunter.

genzwinkernd.

Heute sind Touren von Hütte zu Hütte angesagt»,

In der Zwischensaison ist er nun mit Gästen unter-

weiss Michel Anrig, der als Hüttenwart in der Es-

wegs. Dabei beschränkt er sich nicht aufs Engadin.

cha-Hütte arbeitet. Diese liegt auf 2594 Metern vor

Er bietet auch Wanderungen und Segelturns auf

dem Piz d’Es-cha (auf deutsch: Piz Kesch), dem

Gran Canaria und Mallorca an. Naturliebhaber

höchsten Berg im Albula-Gebiet. Von der Hütte aus

brauchen allerdings nicht weit zu reisen: «Das

können sowohl kleinere Wanderungen als auch an-

Schönste ist, wenn jemand – egal wo – die Zusam-

spruchsvolle Bergtouren unternommen werden.

menhänge von Natur und Umwelt versteht.»

piz 55 : Sommer 2018


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Adresse Engadin: Sotchà 215 D CH-7550 Scuol



Der garstige Ritter von Zernez «Sagenhaftes Grischun – Vergessene Legenden aus Graubünden» heissen die zwei bisher erschienenen Bände aus dem Verlag Islandbooks. Sie halten lokale Sagen fest, die man sich seit Generationen weitererzählt – oft Geschichten mit ziemlich grausamem Inhalt.

D

ie Bauern von Zernez wurden von einem

nis zu entfernen. Die Zernezer kannten die Wild-

Nacherzählt von Silvio Hosang

selbstgefälligen und brutalen Ritter drang-

heit der Ur-Rätier und als sie hörten, dass diese im

Illustration: Gregor Gilg

saliert. Der stammte aus dem Etschtal und

Anmarsch waren, nahmen sie Reissaus.

kannte kein Erbarmen. Wer nicht das lieferte, was

***

von ihm gefordert war, landete im Verlies. Er scheute auch nicht davor zurück, Widersacher zur

Nicht nur die Sperren wurden von den Müstertaler

Abschreckung öffentlich zu hängen. Frauen und

Säumern kurz und klein geschlagen, auch die Söld-

Mädchen, die sich weigerten, mit ihm auf die Burg

ner, die den Wegzoll hätten kassieren sollen, wur-

zu gehen, liess er auspeitschen. All seine Unterta-

den vermöbelt.

nen lebten deshalb in Angst und Schrecken vor die-

***

sem Tyrannen. ***

Und dann peilten die Säumer die Burg an und arrestierten den Ritter mit seinen Familienmitglie-

Seine Feinde waren die Bewohner des nahen Dorfes

dern. Jede und jeden ersäuften sie im Inn mit den

Susch, am Fuss des Flüelapasses, sowie die Tschier-

Wörtern «Ihr wärt besser an der Etsch geblieben.»

ver aus dem Münstertal. Diese stammten von den

***

Ur-Rätiern ab und hielten zusammen wie Pech und Schwefel. Sie erzwangen sich das Durchgangsrecht

Von nun an forderte niemand mehr von den Zerne-

durch Zernez und beriefen sich dabei auf alte, ewig

zern einen Zehnten ein. Die Dorfbewohner waren

geltende Rechte. Da dem Ritter von Zernez selbst

dermassen dankbar für ihre Befreiung vom Joch

keine Wegrechte zustanden, quetschte er das Letzte

des Ritters, dass fortan alle Säumer, die das Dorf

aus den Bauern heraus.

passierten, eine Vesper angeboten bekamen. ***

Eines Tages hatten alle den Eindruck, dass der Ritter nicht mehr richtig ticke, denn er liess an allen drei Dorfeingängen von seinen Untertanen Sperren errichten, um Zernez vom Durchgangsverkehr

QUELLE:

abzuschneiden. Die Untertanen mussten die Sper-

Sagenhaftes Grischun Vergessene Sagen und Legenden aus Graubünden

ren bewachen. Die Söldner beauftragte er, von den Säumern Durchgangszölle zu kassieren. ***

nacherzählt von Silvio Hosang, Band 2, S. 184–185

und Äxte mit sich führten, um allfällige umgekipp-

Buchidee, Konzept von Marc Philip Seidel. Erschienen im Verlag Islandbooks, Zürich/ Malans 2016.

ten, Bäume aus dem Weg zu räumen, griffen sie bei

www.sagenhafteschweiz.ch

Da die Säumer immer in grossen Truppen kamen

der Sperre nach den Werkzeugen, um das Hinder-

piz 55 : Sommer 2018

51


BUCHER Wanderwelt Müstair

Wunder des Lebens

Kinderabenteuer

Reprint eines Klassikers

Daniel Fleuti, Andrea Kippe: «Wander-

Martin Fontana: «Zwischen den Flügeln

Linard Bardill: «Furbaz e Lumpaz –

Josef Anton Kaiser: «Die Mineralquelle

welt Val Müstair», Rotpunktverlag,

der Zeit – denter las alas dil temps –

Tschireschas d’inviern», Chasa editura

zu Tarasp im Unter-Engadin», 1847, Re-

Fr. 38.–

Poesias | Gedichte», Somedia, Fr. 29.50

rumantscha, Fr.25.–

print, Forgotten Books, Fr. 40.50

Das Val Müstair ver-

Mit seinen romani-

«Jau vi tschare-

Die Tourismusver-

bindet das Engadin

schen Gedichten

schas», cloma Lu-

antwortlichen in

mit dem Südtiroler

und mit eigenen

mpaz. «Mo patgi-

Scuol setzen ver-

Vinschgau. Der regi-

deutschen Überset-

fic, l’enviern na

mehrt aufs Thema

onale Naturpark bie-

zungen führt uns

datti betg tschare-

Wasser. Da passt es

tet viel ungezähmte

Autor Martin Fon-

schas», respunda

gut, dass der Verlag

Natur und eine grosse Artenviel-

tana wie durch eine Gemäldegale-

Furbaz. Ma quai è a Lumpaz uschè

Forgotten Books Anfang 2018 ei-

falt. Hochalpine Landschaften fin-

rie der uns umgebenden Natur.

lung sco lad. El è in lader e vul

nen Reprint eines Klassikers von

det man dort ebenso wie mediter-

Dabei möchte er uns die Augen

tschareschas. E quai immediat.

1847 zu den Quellen von Tarasp

rane Vegetation. Dabei ist das

öffnen für die Schönheiten und

Laderschnuz e sapperluz! Las duas

herausgebracht hat. Der Autor, Jo-

sonnenverwöhnte Tal eine Wan-

verborgenen Wunder des Lebens,

figuras «Schlaui und Klaui» da

seph Anton Kaiser (1792–1853),

derwelt für alle Jahreszeiten. Das

an denen wir oft achtlos vorüber-

Linard Bardill discurran per lur

stammte aus dem St. Galler Rhein-

Welterbe Kloster St. Johann in

gehen. Bei vielen Gedichten

nova aventura er rumantsch!

tal und war Bade- und Stiftsarzt in

Müstair und die pittoresken Dör-

strahlt dabei etwas Befreiendes

Ils dus laders simpatics e be pauc

Pfäfers sowie Promotor des Kur-

fer, Kirchen und Burgruinen sind

und Hoffnungsvolles auf. Im

privlus van sin in viadi enturn

orts Bad Ragaz. Später wohnte er

die Attraktionen im Tal. Das Buch

zweiten Teil begegnen wir Men-

il mund ed enavos. La fortuna

in Chur und engagierte sich unter

enthält 20 Wanderungen, sechs

schen in ihrem oft so verschiede-

chatt’ins numnadamain savens

anderem im Bündner Armenwe-

Schneeschuhtouren und vier

nen Sein. Auch diese Verse lassen

pli manaivel cha pensà…

sen. Eine seiner zahlreichen bal-

Winterwanderungen und einen

uns innehalten und nachdenk-

neologischen Schriften widmete

ausführlichen Serviceteil.

lich werden.

er den Quellen von Tarasp.

Hochstapler

Bündner Schalk

Die vier Jahreszeiten

Bildband

Anna Hitz: «Der Schwindel», Zytglogge,

Flurin Caviezel: «Isch impfall wohr»,

Jürg P. Keller: «Logomumaints», mit

Simon Walther: «Bergüber», bestellen:

Fr. 26.–

Zytglogge, Fr. 29.–

CD, Eigenverlag

Benteli Verlag, Fr. 54.90

Jan hat gerade seinen

Flurin Caviezel ist

Der romanische

Gibt es Berge

Job in einem Zür-

«vu Pruaf luschtig»

Buchtitel «Logomu-

plötzlich dop-

cher Stundenhotel

(von Beruf lustig).

maints» ist eine

pelt? Warum

gekündigt und reist

Es ist also kein

sprachliche Neu-

stehen Gipfel

zu einem Bewer-

Wunder, dass seine

schöpfung, die

kopfüber? Der

bungsgespräch nach

«Gschichta» ebenso

übersetzt etwa so

Bildband

St. Moritz, wo er in einem Nobel-

unterhaltsam sind, wie sie glück-

viel heisst wie «Wort-Momente».

«Bergüber» zeigt 125 Farbaufnah-

hotel Karriere machen möchte.

lich machen. Wenn er kleine Be-

Oder anders ausgedrückt, «Augen-

men von Bergpanoramen, See-

Kaum angekommen, wird er mit

gebenheiten aus seinem Fundus

blicke in Worte gefasst». Dort, wo

spiegelungen und Wolkenspielen.

dem Multimilliardär Janusz Zak

erzählt, kann es vorkommen,

eine Fotografie eingrenzt und vor-

Dahinter steckt die Lust des Foto-

verwechselt. Er findet sich in der

dass er plötzlich auf grosse Fragen

gibt, wie etwas zu sein hat, über-

grafen, die Dinge auf den Kopf zu

Badewanne einer Luxussuite wie-

des Lebens stösst. Und uns

lässt es das Wort dem Einzelnen,

stellen, bis Schein und Wirklich-

der, wo ihn Natalia, die Freundin

manchmal als sprachaffiner Räto-

die eigene Interpretation, Vorstel-

keit miteinander spielen. Simon

des echten Janusz Zak, erwischt.

romane auch den Spiegel vorhält.

lungskraft und Farbgebung ins

Walther sucht akribisch nach

Sie macht Jan ein Angebot, das er

Immer mit einem Augenzwin-

Bild miteinzubeziehen. Der Ge-

neuen Sichtweisen und ausserge-

nicht ausschlagen kann. Der

kern, wohlgemerkt. Caviezel

dichtband nähert sich der rätoro-

wöhnlichen Blickwinkeln. Für

frisch gebackene Hochstapler er-

kann denn auch gerne behaupten

manischen Sprache. Die plakative

die Bilder seines Bandes wanderte

weist sich als Naturtalent. Doch

‹Isch impfall wohr›, zumindest

Internationalität kontrastiert be-

er während fünf Jahren mehr als

die Situation läuft immer mehr

bis sein regelmässig zitierter Kol-

wusst mit dem stark einge-

70’000 Höhenmeter durch die

aus dem Ruder. Anna Hitz' Erst-

lege Niculin Wind davon be-

schränkten Sprach- und Kultur-

Schweizer Alpen. Oft mitten in

lingswerk ist eine wendungsrei-

kommt. Der liebenswürdige Bes-

raum des Romanischen Idioms

der Nacht, um bei Sonnenauf-

che Hochstaplergeschichte,

serwisser stellt nämlich gerne

Puter. Die Gedichte wurden auf

gang die Kamera am richtigen

leichtfüssig erzählt.

alles auf den Kopf.

Englisch oder Deutsch verfasst.

Ort positionieren zu können.

52

piz 55 : Sommer 2018


BUCHER Die Proteste von damals

Auf den Spuren der Berühmten

Die gerettete Seenlandschaft

Sagahafts Grischun

Werner Caviezel: «68er-Bewegung in

Ingrid Isrmann (Hrsg.): «Engadin – Auf

Erwin Bundi: «Entwicklung und Schutz

Hörbuch: Silvio Hosang, gesprochen

Graubünden. Erinnerungen und

den Spuren von Giacometti, Segantini und

der Oberengadiner Seenlandschaft»,

von Gian Rupf: «Sagahafts Grischun»

Erlebnisse», Verlag Desertina, Fr. 38.–

Nietzsche», Somedia, Fr. 25.–

Somedia Buchverlag, Fr. 45.–

(Mundart), Islandbooks, Fr. 29.–

Die 1968er-Bewe-

Eine Hommage

Heute ist es unbe-

Die in dieser

gung hat die Nach-

an das Engadin,

stritten: Die Ober-

piz-Ausgabe

kriegszeit nachhal-

an die Magie

engadiner Seen-

vorgestellte

tig verändert, ein

und Philoso-

landschaft ist

Sage vom

bisschen auch in

phie einer

einzigartig und

garstigen Rit-

Graubünden. Au-

Landschaft mit

schützenswert.

ter ist eine

tor Werner Caviezel, selbst 68er

Fotos, Gedichten und Geschich-

Doch hier fanden jahrzehntelang

der vielen Geschichten, die Verle-

an vorderster Front, geht auf

ten. Das Buch präsentiert poe-

Auseinandersetzungen statt.

ger Marc Philip Seidel und der

Spurensuche. Mitgestaltet und

tische Streifzüge und Impres-

Daraus sind ab Ende des 19. Jahr-

Nacherzähler Silvio Hosang in

mitkommentiert von 31 seiner

sionen lichtvoller Kultorte in

hunderts bedeutende Schutz-

den zwei Bünden «Sagenhaftes

Weggefährten – darunter Engadi-

Graubünden, Natur und Kultur,

vereinigungen hervorgegangen,

Grischun» publiziert haben. Ei-

ner Persönlichkeiten wie Clà

Museen und Hoteltipps. Wir

die in die Raumplanung ein-

nige der Sagen gibt es auch als

Riatsch oder Romedi Arquint –

wandeln auf den Spuren von Gia-

geflossen sind. Das Buch stellt die

Hörbuch. Gian Rupf liest im

rekonstruiert er Ereignisse. Zur

cometti, Segantini und

Entwicklung und den Schutz

Bündner Dialekt die teils graus-

Sprache kommen der Protest

Nietzsche: Drei Visionäre und

des Oberengadins während der

ligen, teils brutalen mittelalterli-

gegen den Schah von Persien, der

eine Ode an die Freundschaft.

letzten zweihundert Jahre dar

chen Geschichten vor und

in St. Moritz zu den Stargästen

Mit Beiträgen von Stefan Zweifel,

und zeigt aktuelle Probleme und

entführt uns als Zuhörer in eine

gehörte, die Olympia-Kämpfe oder

Beat Stutzer, Hans Ulrich Obrist,

deren Lösungen auf. Ausser-

fremde Welt, in der Ängste,

die Entstehung des Bildungs-

Daniele Muscionico, Leta Sema-

dem kommen 18 Zeitzeugen aus

Nöte und Fantasien der Sennen

zentrums Salecina in Maloja.

deni, Leo Tuor u.a.

der Region zu Wort.

und Hirten den Ton angaben.

Künstlerpaare

Musikschulen

Kunst im öffentlichen Raum

Bibi Vaplan

Gisela Kuoni: «Künstlerpaare», Tardis

Div. Autoren: «Bündner Jahrbuch 2018

Maya Lalive: «Soulscapes and Land-

CD – Bibi Vaplan: «Cler cler», R-tunes,

Verlag, Fr. 18.–

– Scala 8» Tardis Verlag, Fr.26.–

marks», Somedia, Fr. 49.–

Bestellen: liarumantscha.ch, Fr. 25.–

Künstlerpaare

Das Bündner

Diese Kunstpubli-

Bibi Vaplan

oder Gemein-

Jahrbuch widmet

kation macht

(alias Bianca

schaften von

sich in seiner

Maya Lalives

Mayer) ist

künstlerisch täti-

jüngsten Nummer

Schaffen zugäng-

die, die lang-

gen Personen hat

den Musikschulen

lich, das mit Ris-

sam geht, die

es schon immer

im Kanton und

sen und Umbrü-

mit den stil-

gegeben. Gewandelt hat sich die

stellt sechs der insgesamt zwanzig

chen auf dem persönlichen

len Tönen in rätoromanischem

Art der Zusammenarbeit. Sie ist

Institutionen vor. Die Sing- und

Lebensweg seinen Anfang nahm

Moll. Nein: Die mit der Punkmu-

vielfältiger geworden, die Mög-

Musikschulen gehören zu den

und 2016 in der Intervention

sik. Oder doch die mit den elekt-

lichkeiten gegenseitiger Inspirati-

grossen Gewinnern des neuen

«Der Riss / La Fessura» an der Al-

ronischen Klängen? Die mit den

on sind heute weitaus breiter ge-

kantonalen Kulturförderungsge-

bigna-Staumauer im Bergell sei-

eigenartig tiefgründigen Gedich-

streut, Austausch wird

setzes. Vorgestellt wird unter an-

nen bisherigen Höhepunkt fand.

ten. Mit dem neuen Album «Cler

grenzüberschreitend praktiziert.

derem die Scuola da musica En-

Mit der temporären Installation

cler» (klar, klar) öffnet sich die

Individuelle Begabungen, Nei-

giadina Bassa/Val Müstair. Die

eines 140 Meter hohen Bildwerks

ungewöhnliche Klangwelt von

gungen, Möglichkeiten, Vorbilder

Autoren beleuchten die Grün-

hat sie ein monumentales Werk

Bibi Vaplan weiter. Sie ist viel-

sind auch heute der Hintergrund

dung, ihre Tätigkeit sowie den

geschaffen, das international Re-

schichtiger, komplexer, melodi-

dafür, dass Künstler/innen sich

Beitrag der Musikschulen an die

sonanz auslöste. «Soulscapes and

scher geworden und bleibt doch

zusammenschliessen oder für

musikalische Förderung von Kin-

Landmarks» zeigt die Spannweite

unverwechselbar die Engadiner

ihre Paarbeziehung. Das Buch

dern und Jugendlichen. Ausser-

ihrer künstlerischen Tätigkeit:

Künstlerin. Mit ihren Songs ist sie

präsentiert Bündner Künstler-

dem zeigt das Jahrbuch eine ta-

vom vertieften, meditativen Blick

regelmässig am Radio zu hören

paare, die ihre Zusammenarbeit

bellarische Übersicht über

auf Seelenlandschaften in ihrer

und ihre expressive Musik

in verschiedener Weise realisiert

sämtliche Sing- und Musikschu-

Malerei bis zu grossformatigen

brachte sie bis in Konzertsäle im

haben und weiter realisieren.

len des Kantons.

Interventionen.

Libanon.

piz 55 : Sommer 2018

53


PIZZERIA St. Moritz behält seine Buchhandlung Im Frühling kam die Hiobsbotschaft von der Besitzer-

Hotels Laudinella & Reine Victoria, St. Moritz-Bad, Sommerprogramm 2018 Details und Ergänzungen: www.laudinella.ch und www.reine-victoria.ch

16.6.

Peter Sue & Marc, 20.30 h

ritz jahrzehntelang die Das Geschäft rentiere nicht

29.6.

Crashkurs Comic-Zeichnen, 14 h

3.7.

Apéro-Jazz-Konzert mit dem Stefanie

4.7.

schlossen. Doch dann kam die Rettung: Schuler Bücher aus Chur führt Wega als

13.7.

bereits Erfahrung mit dem Buchsortiment in Tourismusgebieten, so Schuler.

8.9.

Abschlusskonzert Meisterkurs für Klavier,

Roman «Land der Söhne», 20.30 h 20.30 h 9.9.

Jazz@Reine Victoria, Silk & Sound,

Guidon lesen aus ihren Werken auf

20.30 h

Romanisch und Deutsch, 17.30 h

Abschlusskonzert Kurswoche für Alphorn-

14.9.

St. Moritz Bad, 17 h

23.9.

mit Szenen aus dem Film von Stanley 26.9.

Moderation: Marina U. Fuchs, 20.30 h

16./17.8. Apéro-Jazz-Konzert mit dem Githe 10.10.

Abschlusskonzert des Symphonic Brass

lesen aus ihren neusten Veröffentlichun-

12.10.

Konzert Blockflötenensemble-Kurs, 17 h

gen, 20.30 h

19.10.

Orchesterwoche im goldenen Engadi-

20.10.

Schweizer Jugend- Sinfonieorchester,

Christensen Quintett, 17.30 h

Project, 20.30 h

Angelika Overath und Manfred Koch

ner Herbst, 20.30 h

22.–25.8. Liedfestspiele Engadin 2.9.

Das Engadin leben: Dario Cadonau erzählt seine persönliche Geschichte.

Diner mit Arien. Anmeldung bis 20.7.

21.8.

Table d’hôte: Kulinarischer Kinoabend Tucci und Campell Scott, 18.30 h

St. Moritz, 10.30–11.30 h «The best of 20 Jahre Opera St. Moritz»,

Jazz@Reine Victoria mit dem Yumi Ito Orchestra, 20.30 h

21.–25.7. Morgenkonzerte des Salonorchesters 21.7.

Litteratura rumantscha: Flurina Badel, Attilio Bivetti, Fadrina Hofmann, Jacques

bläser in der katholischen Kirche St. Karl,

Filiale weiter. Man habe mit dem Geschäft in Davos

Milena Moser liest aus ihrem neuen

Egger Quartett, 17.30 h

mehr und werde nach mehreren Verlustjahren ge-

6.9.

Musik, Tanz und Gesang von Abba und

familie Guyer, die in St. MoBuchhandlung Wega betrieb:

Musical-Theater «Hans im Glück» mit

Eröffnungskonzert Meisterkurs für Klavier,

öffentliche Generalprobe, 19.30 h

20.30 h

Ein Architektenleben

Bergsturz verändert die Pflanzenwelt

Im März dieses Jahres ist Röbi Obrist, der St. Morit-

Der Bergsturz im Bergell veränderte nicht nur die

zer Architekt und Planer, im Alter von 81 Jahren

Landschaft massiv, er hat auch grossen Einfluss auf

gestorben. Er war ein Baukünstler mit politischem

die Pflanzenwelt. Naturschützer warnen vor dem

Engagement, denn er wusste, dass Architektur

Überhandnehmen des Sommerflieders, der schon

mehr ist als Bauten erstellen. Obrist hatte sich er-

in der italienischen Nachbarschaft stark verbreitet

folgreich gegen Unvernunft aller Art gestellt: Das

ist. Er gilt aber als «Neophyt», als nicht-heimische

Eine der Auszeichnungen für

alte Spital Samedan wäre ohne ihn abgerissen, und

Pflanze. Weil der Sommerflieder sandige Böden

Gutes Bauen in Graubünden

er hat sich um die Zukunft des Flughafens Same-

liebt, werde er im Bergsturzmaterial rund um Bon-

2017 geht ans Ovaverva Hal-

dan gekümmert. Legendär waren seine Leserbriefe

do ideale Bedingungen vorfinden. Vor allem auf

lenbad St. Moritz. Das weisse

für die Baukultur und gegen Spekulation. Er küm-

dem Schuttberg in der Ebene von Caltüra werde er

«Tempelbad» zeige eine ein-

merte sich als Ortsplaner vieler Bündner Gemein-

einheimische Pflanzen verdrängen. Pro Natura Ber-

prägsame architektonische

den um die landschaftliche und soziale Umgebung.

gell empfahl deshalb, die Entwicklung genau zu

Architekturpreis fürs Ovaverva

Gestaltung, sei aber dank seiner geringen Höhe zurückhaltender als die alten Prunkbauten in der Nachbarschaft. Von innen schweift der Blick aus den Schwimmhallen in die weite Landschaft, lobt die Jury. Sie hat insgesamt sechs Auszeichnungen und acht Anerkennungen vergeben – keine weiteren aber ins Engadin oder in die Südtäler.

54

Er veröffentlichte schon

beobachten. Die Gemeinde hat ihrerseits ein Neo-

1987

zusammen

mit

phyten-Konzept in Auftrag gegeben. Zwar wurde

Silva

Semadeni

und

im Gebiet Caltüra zuerst der Humus abgetragen,

Diego

Giovanoli

das

bevor dort das Bergsturz-

Buch «Construir-Bauen-

material aufgehäuft wur-

Costruire»

Bestan-

de, doch ob die Deponie

desaufnahme mit einer

jetzt schon mit diesem

kritischen

als

Betrachtung

Humus überdeckt wer-

der baulichen Entwick-

den soll, ist unklar, denn

lung im Engadin und

es wird noch mehr Berg-

den Südtälern.

sturzmaterial erwartet.

piz 55 : Sommer 2018


PIZZERIA Kulturprogramm Palazzo Salis, Soglio, Sommerprogramm 2018 Details und Ergänzungen: www.edizione-palazzo-salis.ch

Ganze Saison: Kunstinstallation von Corina Bezzola: Sicht der Dinge 7.7.

«Soglio, die reinste Poesie», Hörbuchpräsentation mit Michael Krüger und Doris Wolters (mit Essen)

Piz Amalia Music Festival

21.7.

Anlässlich der Taufe von Prinzessin Amalia, Kronprinzessin der Niederlande im Jahre 2004, haben die Gemeinde Scuol und die regionale Tourismusorganisation einen namenlosen Berg nach der Prinzessin benannt. Die Taufe des Piz Amalia war ein Zeichen der engen Freundschaft zwischen der Schweiz und den Niederlanden. Im Sinne dieser Verbindung findet jeweils im Herbst rund um den Piz Amalia ein Nachwuchs-Music-Festival statt. Studierende des Königlichen Konservatoriums in Den Haag spielen zusammen mit dem PreCollege Musik der Zürcher Hochschule sowie des Gymna-

3.8.

Filme von Urs Frey auf der Piazza Soglio.

ordentlicher Professor für Rätoromanische Literatur und Kultur an der Universität

scola da Soi» gezeigt, 21 h

Zürich. Er stammt aus Zuoz

Stiller Has. Openair-Konzert auf der

und studierte vergleichende

Piazza Soglio, 21 h

romanische Sprachwissen-

Lesung mit Pedro Lenz (mit Essen)

19.–22.8. Schreibwerkstatt mit Pedro Lenz Gletscher im Treibhaus – das alpine Eis und die Klimaerwärmung. Vortrag von Wolfgang Zängl, 21 h

schaft, rätoromanische Sprach- und Literaturwissenschaft an der Uni Zürich und löst dort seinen Lehrer Clà Riatsch ab, der in Pension geht. Rico Valär hat sich intensiv mit der Geschichte der vierten Landessprache befasst und auch für piz

siums Rämibühl Zürich Konzerte an besonderen Plätzen. Das diesjährige Festival findet vom 14. bis

auf Anfang August ausser-

chers werden «Revoluziun» und «La

schaftler Dariusz Szymanski

31.8.

Rico Franc Valär (*1981) wird

Zum zehnten Todestag des Filmema-

10.–12.8. Klassik-Akademie mit dem Musikwissen18.8.

piz Autor ist Romanischprofessor

dazu mehrere Texte verfasst.

16. September statt. Mehr Infos: www.pizamalia.ch.

Origen in der Reithalle St. Moritz

Konzerte:

Die Theatergruppe Origen zeigt im Juli und August

14.9. in der Kirche S-charl, 17 h

«Sacre de Printemps» mit dem Tänzer Sergei Polu-

15.9. in Nairs, Zentrum für Gegenwartskunst, 20 h

nin in der denkmalgeschützten St. Moritzer Reit-

16.9. im Hotel Belvédère, Scuol, 11 h

halle. Das Gebäude mit dem auffälligen Walmdach

Er war zuletzt Mitarbeiter beim Bundesamt für Kultur und im rätoromanischen Fernsehen, wo er in der Sendung «Cuntrasts discurs» Menschen interviewt.

am südlichen Ende des Sees war während fünf Jahren geschlossen, weil die Dachkonstruktion im

Mountainbike-Schule im Münstertal «Ride La Val» nennt sich

Winter mit der Schneelast einsturzgefährdet ist. Nun soll die Halle aber denkmalpflegerisch saniert und zu einem Eventlokal mit Restaurationsbetrieb

das Angebot, das sich an

werden. Die Tanzaufführungen werden zeigen,

Mou nta in-Biker innen

ob sie sich für kulturelle Veranstaltungen eignet.

und -Biker richtet. Im

Origens Thema ist diesen Sommer Russland und

Münstertal haben vier

da passt der Ort gut. Von der Reithalle St. Moritz

junge Einheimische ein

geht die Legende, dass sie von der russischen Grä-

Kurszentrum aufgebaut

fin Orlow finanziert wurde. Und auch der russische

und bieten sportlichen

Tänzer Vaslav Nijinsky hat in St. Moritz gelebt.

Erwachsenen und Jugendlichen Kurse und Touren an. Dafür stehen allein im Münstertal rund hundert Kilometer Trails zur Verfügung. Die vier Initianten versuchen, sich mit den Kursen eine Lebensgrundlage zu schaffen, und erledigen alles selbst – vom konkreten Unterricht und der Tourenführung bis zum Marketing. Die Trail-Schule arbeitet mit Hotels im Tal und mit dem lokalen Shuttledienst Romex zusammen. Auch Touren mit

Programm Origen

E-Bikes werden angeboten. www.ridelaval.com

www.origen.ch

piz 55 : Sommer 2018

55


PIZZERIA Plattner & Plattner Art Gallery, Pontresina

Essen und Produzenten im Bild Sylvan Müller, 1973 in Luzern geboren, lebt in seiner Fotografie seine grosse Passion: das Essen und

20. Juli – 20. Oktober 2018

Trinken und die Geschichten, die es darüber zu

Vernissage: 20. Juli, 18 h

erzählen gibt. In der Sommerausstellung «Helden»

Künstlergespräch: 22. September

kombiniert Müller die Porträts der Produzenten in einer Art Ahnengalerie mit einer Porträtserie autochthoner Tierrassen aus dem Alpenraum. Zusätzlich präsentiert er schwere, dunkle Stillleben aus dem Buch «Das kulinarische Erbe der Alpen». Bei der Fotoauswahl begegnen sich Bauern, Wollschweine und Würste auf wenigen Metern.

Art Textil Sent

Art Textil Sent

Die Textilkunstgalerie in Sent startet eine neue

www.beatrice-lanter.ch bis 24. Juni täglich 12 – 18 h,

Runde. Nachdem in den vergangenen Ausstellun-

montags geschlossen.

gen meist bewährte, seit vielen Jahren erfolgreiche Künstlerinnen gezeigt wurden, werden in Zukunft auch Neuentdeckungen zu sehen sein. Bis zum 24. Juni sind zuerst noch einmal Werke von Beatrice Lanter zu bestaunen. Sie arbeitet mit kleinteiligen Unistoffen und verwendet diese auf der Vorder- oder Rückseite. So entstehen interessante Farbenspiele und sie wirken dreidimensional.

Fundaziun Nairs, Scuol, Sommerprogramm 2018 Frauenporträts Der in Zürich beheimatete

Details und Ergänzungen: www.nairs.ch/programm

22.6.

Porträtkünstler Christian

Vernissage der Ausstellungen «Nairas –

Scuol-Lai Nair-Tarasp-Nairs. 12 – 18 h.

Mare e Monti» und «Common Affairs»,

Anmeldung bis am Vortag 13 Uhr.

mit Performance Minimalereien, 18 h;

Scholz begibt sich 2019 auf rinnen. Er möchte Frauen aus

resp. 30.9. («Common Affairs»); Führun-

verschiedenen Altersgruppen

gen jeweils FR, 18 h: 6.7./20.7./3.8./17.8./

fotografieren. Er hat früher bereits Künstler aus dem Engadin portraitiert, darunter Giovanni Pedretti und Not

7.9./21.9./5.10./19.10. 23.6.

ten, die in vergleichbarer

6.7. 27.7.

ger Kamera in Schwarzweiss.

4.8.

Frauen, die sich angesprochen fühlen, sind aufgerufen, sich bei Christian Scholz zu melden: c.scholz@bluewin.ch

56

21.9.

10.8.

Vom Umgang mit Künstler_innenNachlässen, 19.30 h

28.9.

Kunstpädagogische Workshops mit Alexa Giger, auf Anmeldung (auch am 1.10.)

29.9.

Machöas – LitteraturA Nairs, 10 – 20.30 h

www.world-crafts.org

6.10.

Curraint d’ajer – Vernissage und Tag der offenen Ateliers, 14 – 18 h

Künstlerinnengespräch 13.10.

Theater: Der Dorfladen 20 h

täglich

Lichtinstallationen

Dis da Jazz und Sommerfest zum Jubiläum ab 15 h

haben. Er arbeitet mit analo-

Piz Amalia Music Festival, 20 h, Reservation per Mail an info@engadin.com

Christof Rösch; Anmeldung unter

«Common Affairs», 18 Uhr

Landschaft fotografisch herauszuarbeiten versucht

15.9.

und Sgraffito mit Joannes Wetzel und

in der Tradition der Porträtis-

Konzert Leo Bachmann und Judy Dunaway, 20 h

Konzert Minimalereien, 20 h

29./30.6. World Crafts Exkursion – Handwerk Kalk

Vital. Er sieht sein Projekt

Form das Spezielle einer

14.9.

Dauer bis 28.10. («Nairas»),

die Spuren von Engadine-

Konzert mill’feuille – ensemble viceversa,

«FREMD – ARBEIT – GAST – ZIMMER»

20 h

von Yeb Wiersma und

Himmelsleiter 8 – Kirchen, Klänge, Worte.

«Büvetta Tarasp» von Men Duri Arquint,

Architekturwanderung:

ca. 19 – 22 h

piz 55 : Sommer 2018


PIZZERIA Wechsel bei der pizInseratebetreuung

Hotel Waldhaus, Sils-Maria, Sommerprogramm 2018 Details und Ergänzungen: www.waldhaus-sils.ch

22.6. 25.6.

Buchpräsentation «Zwischen-Orte in

13.8.

«Le tragique destin des Romanov (Pierre

Seit vielen Jahren hat Edmund Deck die piz-Inse-

Graubünden» von Thomas Barfuss

Gilliard, treize années à la cour de

renten betreut und An-

Angelika Overath liest aus «Der Blinde

Russie)». Film und Vortrag auf Französisch

zeigen verkauft. Damit hat er

und der Elephant»

17.8.

Jazz mit dem Martin Dahanukar Trio

das Erscheinen des Maga-

Kommentiertes Welte-Mignon-Konzert.

27.8.

«Sigmund Freud und Martha Bernays –

zins über all die Jahren tat-

Ein Briefwechsel»

kräftig unterstützt. Mit

Auf den Spuren des Bergsturzes von

einem herzlichen Merci sagen

Gespräche über religiöse Gedichte mit

Plurs 1618. Kultureller und kulinarischer

wir ihm jetzt adieu. Neu

Rudolf Lutz und Niklaus Peter

Ausflug mit Chasper Pult und Felix

2.7.

«Was reif in diesen Zeilen steht», Lyrik

Dietrich.

6.7.

Adolf Ogi: «Von Kandersteg über Bern

27.6.

(auch 11.7., 6.8. und 2.9.) 1.–7.7.

«Du meine Seele singe». Chorsingen und

29.8.

1.9.

Màgia de la veu & Jazz Ensemble»

nach New York und zurück» 9.7.

«Engadin St. Moritz – Ein Tal schreibt

7.9.

«Sprachsprünge» mit Manfred Koch, Leo Tuor und Mirella Carbone

Geschichten». Annette Wunsch liest aus dem Buch von Cordula Seger und

Jazz aus Barcelona: Joan Chamorro, «La

10.9.

tive Media aus Scuol und Affoltern a.A. mit den pizAnzeigekunden in Verbindung setzen. Dazu gehören Markus Mehr, Styn Haueter und Nico Marquard.

Boogie Woogie, Blues und Swing mit dem Silvan Zingg Trio

Bettina Plattner-Gerber «Wiener Fetzen». Lesung und Musik.

16.–22.9. Internationales Kulturfest Resonanzen

17./20.7. Philosophische Abendgespräche mit

19.9.–12.10. SRF2-Kulturclub: Fünf je viertägige

16.7.

wird sich ein Team von Crea-

Leserunden für Mitglieder des SRF2-

Markus Huber und Martin Kunz

Kulturclubs

23.7.

«Gott/X». Die Zukunft des ganz Anderen.

22.7.

Commedia: Origen gastiert im Waldhaus.

12.10.

Philipp Gut: «Champagner mit Churchill».

24.7.

«Nietzsches Musik». Konzert

15.10.

Alain Claude Sulzer liest aus «Die Jugend

27.7.

Daniel Kehlmann liest aus «Tyll»

9.8.

Klavierrezital Per Lundberg mit Werken

ist ein fremdes Land» 19.10.

Jürg Kienberger und Jeroen Engelsman:

von Brahms, Schumann und Wilhelm

«Ich bin zum Glück zu zweit» im

Stenhammar

Schulhaus Sils

Werbung

Landschaft schützen Gerade in touristisch intensiv genutzten Regionen wie Südbünden gilt es der Landschaft, der wichtigsten Attraktion für die Feriengäste, Sorge zu tragen. Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz hat deshalb auch immer wieder ein wachsames Auge im Engadin. So konnte sie erreichen, dass die geplante

Gepflegte

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Umfahrung von La Punt weniger wuchtig ausfallen wird: Auf eine Deponie in einer Schutzzone und auf den Kreisel unmittelbar vor dem geschützten Ortsbild wird verzichtet. Die neue Innbrücke zwischen La Punt und Madulain wurde ebenfalls umgeplant. – Die Stiftung Landschaftsschutz hat sich auch beim Bau des Kalkofens in Sur En/Sent engagiert, der auf eine Initiative des Kulturzentrums Nairs zurückgeht. Viele frühere Projekte sind inzwischen abgeschlossen. Darunter der Schutz und Pflegepläne für die Terrassenlandschaften von Tschlin, Ramosch, Ardez und Soglio. Auch im Münstertal, im Fextal und im Bergell war die Stiftung erfolgreich.

piz 55 : Sommer 2018

57


VORSCHAU / PREVISTA

IMPRESSUM

Sicherheit | Sgürezza

Herausgeberin | editura

Nach Sicherheit streben wir immer. Im psychologischen wie im ma­ teriellen Sinn. Doch absolute Sicherheit wird es nie geben. Der Berg­ sturz von Bondo ist dafür nur ein Beispiel. In den Bergen stellt sich die Frage, was Sicherheit kosten darf, schärfer als im Unterland. Die Bevölkerung geht hier aber auch etwas gelassener mit Naturgefahren um, denn alle wissen, dass es sie gibt. Und doch bleibt ein Gefühl der Angst zurück, wenn es oben am Berg grollt und rumpelt, wenn die Lawinen zu Tal donnern. Mit solchen Naturgefahren muss auch die hoch versicherte Schweiz le­ ben. Und bei all den verschiede­

© shutterstock / TunedIn by Westend61

nen Policen, für die wir Prämien

FAMOS, Verlag & Kommunikation, piz Magazin,

Sotchà 215 D, 7550 Scuol / Gseckstrasse 20, 8707 Uetikon am See Tel. +41 (0)79 610 48 04, famos@famosbuero.ch, www.pizmagazin.ch Redaktion | redacziun Urezza Famos, René Hornung (rhg), redaktion@pizmagazin.ch Anzeigenverkauf | inserats Creative Media GmbH, +41 (0)43 322 60 30, piz@c-media.ch Markus Mehr, Nico Marquard, Styn Haueter Sotchà 215 D, 7550 Scuol / Zürichstrasse 135, 8910 Affoltern a. A. Produktion | producziun René Hornung, Eva Lobenwein

bezahlen, ist uns immer auch

Artdirektion, Grafik | grafica

klar, dass es vor allem emotio­

Eva Lobenwein, Innsbruck, www.dieeva.com

nale Sicherheit nie vollständig

Bildredaktion | redacziun da las illustraziuns

geben kann. Und so wird piz im

Urezza Famos

kommenden Winter einer brei­

Bildbearbeitung | elavuraziun grafica

ten Palette von Sicherheitsaspek­

TIP – Tipografia Isepponi, Poschiavo

ten nachgehen – von der abge­

Korrektorat | correctorat tudais-ch

sperrten

Skiabfahrt

über

die

Strassensicherheit bis zur Lebens­ mittelkontrolle und der emotio­ nalen Befindlichkeit.

Helen Gysin, Uster Copyright FAMOS, Verlag & Kommunikation

Druck | stampa Swissprinters, 4800 Zofingen

Magazin für das Engadin und die Bündner Südtäler Magazin per l'Engiadina ed il Grischun dal süd

Autorinnen und Autoren, Fotos | auturas ed auturs, fotografias Walter A. Büchi, *1945, Historiker, Publizist und Erwachsenen­ bildner, St. Gallen

www.pizmagazin.ch

Sina Bühler, *1976, freie Journalistin im Pressebüro St. Gallen,

Nr. 55, Sommer | Stà 2018.

buehler@pressebuero-sg.ch

Erscheint zweimal jährlich. Auflage: 20 000 Ex.

Donat Caduff, *1982, Graphic Designer, Kunstschaffender, visuel­ ler Gestalter, Fotograf und Zeichner in Zürich, www.donatcaduff.ch

Distribution: piz liegt in der Region Südbünden in Hotels und Ferienwohnun­

Marina U. Fuchs, *1953, Kulturjournalistin und Publizistin, Zuoz,

gen, in Restaurants, Tourismusbüros, Banken, Bahnhöfen, Arzt­

info@marinafuchs.ch

praxen, vielen Geschäften und weiteren öffentlich zugänglichen

Gregor Gilg, *1964, visueller Gestalter und Comic­Zeichner,

Orten auf. Bei Bedarf können jederzeit Hefte nachbestellt werden.

Bern, www.malepiwo.ch Thomas Kaiser, *1979, Inhaber des Kultur­ und Kommunikations­

Abonnemente: Magazin piz – FAMOS, Verlag & Kommunikation

Sotchà 215 D, 7550 Scuol

büros Wortwert, www.wortwert.ch Dora Lardelli, *1953, Kunsthistorikerin, Präsidentin des

famos@famosbuero.ch

Kulturarchivs Oberengadin in Samedan

Zweijahresabonnement: Fr. 55.– (exkl. Versandkosten und Mehr­

Daniel Lüthi, *1958, Journalist, Buchautor und Kommunikations­

wertsteuer). Das Abonnement ist mit einer Frist von zwei Mona­

spezialist, Bern, www.dlkommunikation.ch

ten vor Ablauf kündbar. Ohne schriftliche Kündigung erneuert

Julian Reich, *1982, Texter, Journalist und Kulturfachstellenleiter

es sich automatisch um zwei Jahre. info@editionpiz.ch

in Sils i.D., www.julianreich.ch Nina Rudnicki, *1985, freie Journalistin im Pressebüro St. Gallen,

Nächste Ausgabe: Dezember 2018 Für unverlangt eingesandtes Text­, Bild­ und Tonmaterial über­

rudnicki@pressebuero-sg.ch

nimmt der Verlag keine Haftung. – Nachdruck, auch auszugs­

Peter Surber, *1957, Redaktor des St. Galler Kulturmagazins

weise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion.

«Saiten», www.saiten.ch Mayk Wendt, *1982, Fotograf, Scuol, www.maykwendt.com

58

piz 55 : Sommer 2018


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ALPS D'ENGIADINA


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