KLETTERSTEIGE in der LOMBARDEI

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ANDREA “BEDOII” CARÌ

KLETTERSTEIGE in der LOMBARDEI

40 Touren in den Bergen um Varese, Lecco, Como, Sondrio, Bergamo und Brescia + Traversata alta delle Grigne und Sentiero Roma

Erste Ausgabe Oktober 2024

ISBN 978 88 55470 896

Copyright © 2024 VERSANTE SUD – Milano (I), via Rosso di San Secondo, 1. Tel. +39 02 7490163 www.versantesud.it

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, der elektronischen Speicherung, der Vervielfältigung und der teilweisen oder gänzlichen Bearbeitung.

Umschlag Ferrata Varenna © G. Meneghello

Texte Andrea Carì

Skizzen Eugenio Pinotti

Übersetzung Gerd Zimmermann

Landkarten Tommaso Bacciocchi. © Mapbox, © Open Street Map

Symbole Tommaso Bacciocchi

Layout Francesco Rioda

Druck Press Grafica s.r.l. – Gravellona Toce (VB), Italien

Null

Km

Von lokalen Autoren, die in der Gegend leben und Wege entwickeln

Von lokalen Autoren, die das Wandern in diesem Gebiet vorantreiben.

Was heißt das?

Gesünder und mehr Inhalt, weil gemacht von lokalen Wanderer.

Genauso wie die Bio–Tomaten vom Bauern nebenan?

Richtig! Unverfälscht und hausgemacht.

Lokale Autoren können nur von Vorteil sein für jeden Wanderer:

– Sie haben die neusten Informationen.

– Sie konzentrieren sich nicht nur auf die bekanntesten Wege.

– Sie investieren den Erlös in neue Projekte.

Lokale Autoren können nur von Vorteil sein für das Gebiet:

– Sie veröffentlichen nur das, was auch veröffentlicht werden darf.

– Sie unterstützen die einzelnen Ortschaften.

– Sie stehen in enger Verbindung mit der lokalen Realität.

Hinweis

Bergsteigen ist ein potenziell gefährlicher Sport und geschieht immer auf eigene Gefahr. Alle Hinweise in diesem Führer beruhen auf Informationen, die zum Zeitpunkt der Drucklegung aktuell waren. Es wird empfohlen, sich vor der Begehung einer Route über den aktuellen Stand zu informieren.

Der vorliegende Klettersteigführer benutzt zuallermeist keine gendergerechte Sprache. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird verallgemeinernd das generische Maskulinum verwendet, das z.B. mit dem Begriff „Klettersteigeher“ gleichermaßen weibliche, männliche und diverse Kletternde im Klettersteig meint. Sie sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen.

Null Km

Von lokalen Autoren, die in der Gegend leben und Wege entwickeln

ANDREA CARÌ KLETTERSTEIGE DER LOMBARDEI

40 Touren in den Bergen um Varese, Lecco, Como, Sondrio, Bergamo und Brescia. Traversata alta delle Grigne und Sentiero Roma

Verzeichnis

16. Ferrata del Centenario

17. Ferrata Silvano De Franco

18. Ferrata Contessi am Monte Due Mani

19. Ferrata Casa delle Guide bei Introbio

20. Ferrata Minonzio am Zuccone dei Campelli ..........

21. Ferrata am Zucco Pesciola ........

22. Ferrata Cai Mandello am Sasso dei Carbonari

23. Traversata Alta delle Grigne

24. Ferrata del Monte Ocone

25. Ferrata della Corna Pedezzina

26. Ferrata del Nido di Santa Croce

27. Ferrata Maurizio am Monte Alben 170

28. Ferrata Passo della Porta an der Presolana 174

29. Ferrata am Monte Sarrandone 178

30. Ferrata am Corna delle Capre

31. Ferrata am Corna del Bene

32. Ferrata am Corna di Caspai

33. Ferrata Nasego

34. Ferrata del Parco di Casto

35. Ferrata del Crench

36. Ferrata del Fregio

37. Ferrata delle Ginestre

38. Ferrata Spigolo Bandiera

39. Ferrata di Campione del Garda

40. Ferrata am Corno di Grevo

41. Ferrata Sentiero dei Fiori

by Michele

I NOSTRI PUNTI VENDITA:

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Località Le Campe, 6b 32020 La Valle Agordina (BL)

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Photo
Caminati

Übersichtskarte

Vorwort

DES PRÄSIDENTEN DER BERGFÜHRER DER LOMBARDEI

Die Zahl der Outdoor-Begeisterten nimmt seit vielen Jahren stetig zu, so auch in den „alpinen“ Sparten wie z.B. Wandern, Klettersteiggehen, Klettern und auch Bergsteigen. Insbesondere beim Wandern und Klettersteiggehen fällt ein Einstieg relativ leicht, denn ganz spezieller technischer oder physischer Fertigkeiten bedarf es hierbei nicht und so kann es nicht verwundern, dass im Fall der Klettersteige mit der Anzahl der Nutzer auch die Zahl der neu gebauten oder sanierten Wege anstieg. Im Jahr 2016 veröffentlichte die Italienische Bergführervereinigung erstmals Richtlinien für die Ausstattung und Sanierung von Klettersteigen und Kletterrouten. Diese sollen dabei helfen, die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern und potenzielle Risiken von vornherein zu minimieren. Im darauffolgenden Jahr verabschiedete die Regionalversammlung der Lombardei ein Gesetz, das die Schaffung des sogenannten “REL”, eines Wandernetzes, zum Ziel hat. Das Gesetz enthält auch einen Artikel, der sich mit der Qualifizierung und Sanierung von Klettersteigen und Kletterrouten befasst und direkt auf die Richtlinien der Bergführervereinigung verweist.

2018 wurde zudem eine Technische Norm veröffentlicht, die sich ebenfalls mit dem Bau von Klettersteigen befasst, dabei aber nicht von den zuvor geltenden Rechtsvorschriften abweicht. Infolgedessen hat sich in den letzten Jahrennicht zuletzt auch innerhalb der Öffentlichen Verwaltung - ein verstärktes Interesse für die Qualifizierung und Sanierung bestehender Vie Ferrate entwickelt, wodurch noch mehr Interessierte dem „Ruf der Berge” Folge leisteten. Andererseits ist festzustellen, dass es nach wie

vor viele Leute gibt, die sich mit sehr geringen Kenntnissen in die Berge wagen bzw. die damit verbundenen Aktivitäten ausüben. Auch leichte Touren erfordern ein Mindestmaß an Grundkenntnissen und Kompetenz. Dazu zählen auch das Bewusstsein über die eigenen Grenzen, Kenntnisse über die Umweltverträglichkeit und die Fähigkeit, Gefahren zu erkennen.

Eines sollte dabei nie in Vergessenheit geraten: Alle diese Aktivitäten werden in der Natur ausgeübt, plötzliche Wetterumschwünge sind ebenso möglich wie kurzfristige Veränderungen im Landschaftsbild - es wäre somit ein großer Fehler, diese Aktivitäten auf die rein sportliche Betätigung zu reduzieren.

Eine der Aufgaben von Bergführern besteht darin, zur Verbreitung des Wissens über die alpine Welt und die alpinistischen Aktivitäten beizutragen. In vielen Kursen (die u.a. auch das Klettersteiggehen beinhalten) vermitteln sie zudem die technisch notwendigen Kenntnisse und Mittel für eine bewusste und achtsame Annäherung an diese Aktivitäten, damit Genuss und Spaß bei deren Ausübung nicht zu kurz kommen.

Heutzutage verfügen die allermeisten Nutzerinnen und Nutzer über die technische Ausrüstung, um ihre vertikalen Aktivitäten mit geringerem Risiko durchführen zu können. Noch bis vor wenigen Jahren war die Beschaffung nicht so leicht möglich - es liegt an nun jedem und jeder Einzelnen, bewusst damit umzugehen. Dieser Führer kann nur die Richtung vorgeben, die Auswahl muss man selbst treffen, im Bewusstsein der eigenen Grenzen und Möglichkeiten...

Viel Spaß in den Bergen! Fabrizio Pina

Ferrate Monte Due Mani (© G. Meneghello)

Einleitung

Wer sich im Jahr 2024 daran macht, einen Führer über Klettersteige in der Lombardei zu verfassen, muss sicherlich anderes im Blick haben als der mittlerweile von uns gegangene Bergführer Mauro Soregnali, der vor 20 Jahren den bis dato letzten Führer über dieses Gebiet schrieb. Die Welt der Vie Ferrate ist aus offensichtlichen Gründen deutlich statischer als die der Kletterrouten, weshalb Kletterführer manchmal schon nach kürzester Zeit aktualisiert werden müssen. Im letzten Jahrzehnt hat sich in der Welt der „Ferrate“ aber vieles verändert, und zwar nicht nur die Zahl der neu gebauten Steige. Eine „Mini- Revolution“ erfolgte im Jahr 2016, als die Italienische Bergführervereinigung erstmals Richtlinien für die Ausstattung von Klettersteigen veröffentlichte, aufgrund derer viele Klettersteige saniert und einige nicht sehr sichere geschlossen werden mussten. Sicherheit war nun das Schlagwort, und dazu musste die Bautechnik komplett verändert werden. Nicht zuletzt der damals beginnende Klettersteigboom trug zu dieser Erfordernis bei.

Eine weitere Veränderung betraf die Informationsquellen, die seit einigen Jahren in verstärk-

tem Ausmaß für die Planung von Bergtouren und auch Klettersteigentouren genutzt werden. Die Zeiten von Wanderkarten und Kompass scheinen passé, angesagt ist heutzutage eine der vielen Karten- oder Tourenapps, denn dazu braucht es ja „nur“ ein Smartphone und ein gutes Netz.

Die digitale Revolution und damit die Möglichkeit, quasi ständig und überall Informationen mit dem Smartphone abzurufen, machen es unumgänglich, den Führern aus Papier eine neue Aufgabe zu geben. Waren diese in früheren Zeiten das einzige Instrument zur Planung, so sind sie heute nur noch eines von vielen. Im Netz findet man problemlos diverse Webseiten, die sich mit Klettersteigen und Klettersteiggehen befassen. Sie haben natürlich den großen Vorteil, ständig auf den aktuellsten Stand gebracht werden zu können. Einige sind wirklich gut gemacht (beispielsweise die italienische Website www.ferrate365.it), andere weisen dagegen trotzdem immer wieder Lücken auf. Es bleibt den Nutzern überlassen, welchen Seiten sie am ehesten Vertrauen schenken. Auch Apps, die di-

Ferrata di Mese (© G. Meneghello)

gitale Karten anbieten, erleichtern zunehmend die Orientierung im Gebirge, und dabei muss man nicht mal wissen, was „Azimut“ bedeutet. Es mangelt also heute nicht am Instrumentarium, sondern eher an der Kenntnis darüber, Wie und Wo die Infos zu bekommen sind. Dieser Führer soll eines der Instrumente sein, mit dem die Informationen über die Klettersteige in der Lombardei übersichtlich und schnell zur Hand sind, dabei soll er gerade die unbekannteren oder die ganz neuen in den Blick rücken. Natürlich können alle Informationen auch mit denjenigen, die im Netz zu finden sind, abgeglichen werden. Des weiteren soll dieser Führer verständlich machen, weshalb es nach der Veröffentlichung der Richtlinien nötig war, Klettersteige zu überprüfen und gegebenenfalls zu sanieren. Ganz wichtig in einem Führer sind natürlich Informationen zu den einzelnen Aufstiegen, aber ohne ausufernde und unnütze Beschreibungen. Wer die Karabiner ins Drahtseil eingehängt hat, kann den Weg nicht mehr verfehlen. Vielleicht noch wichtiger sind aber Zustiegs- und Abstiegsbeschreibungen oder Illustrationen dazu, insbesondere wenn Zu- oder Abstieg in speziellem Gelände (z.B. im Hochgebirge) verlaufen. Zum Zeitpunkt der Drucklegung des Führers geschlossene Klettersteige werdet ihr in diesem Buch nicht finden. Auch sogenannte „versicher-

te Steige“ (mehr dazu im betreffenden Kapitel), haben wir nicht aufgenommen. Ganz einfach deshalb, weil es davon unzählige gibt und sie den Rahmen dieses Führers sprengen würden.

Wo immer möglich, soll ein für den jeweiligen Steig sehr typisches Bild den Führer illustrieren und dadurch Lust auf die Tour machen. Ein Buch lässt sich nämlich wunderbar auch einfach mal durchblättern! Und schneller als man vielleicht denkt, steckt man schon voller Pläne für die eine oder andere Tour in der vertikalen Welt.

Im Kapitel Technische Anmerkungen findet ihr einige Hinweise zu Sicherheit und Vorgehensweise bei Klettersteigtouren. Dieser Teil kann sicherlich nicht alle Facetten dieser umfassenden Thematik aufgreifen, ein spezieller Kurs beim Alpenverein oder Schulungen durch Bergführer können diesbezüglich noch mehr Input liefern. Kenntnisse und damit das eigene Bewusstsein zu vertiefen, ist immer eine gute und richtige Sache.

Zum Schluss möcht ich mich im Voraus dafür entschuldigen, wenn ihr in diesem Führer Fehler findet (hoffentlich nur wenige). In diesem Buch steckt viel von der Leidenschaft, die ich für die Berge habe. Mein Wunsch wäre, dass ich mit ihm wenigstens einen Teil davon auf euch übertragen kann.

Andre

Zur Geschichte der Klettersteige

Um die Geschichte der „Vie Ferrate“ zu verstehen, ist es wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, wozu Absicherungen an Wegen und Pfaden ursprünglich gedient haben: nämlich dazu, die am meisten ausgesetzten und schwierigsten Passagen mit Hilfe von manuell (an)gebauten Vorrichtungen zu bewältigen. Im gesamten Alpenraum war dies praktisch schon seit Jahrhunderten der Fall, denn vielerorts benötigten Hirten und Waldarbeiter solche Absicherungen für ihre tägliche Arbeit. Im Val Masino zum Beispiel trifft man noch heute auf Steintreppen und von Hand in den harten Granit geschlagene Löcher, in die Holzkeile eingeschlagen wurden, um den Auf- bzw. Abstieg zu ermöglichen. Der erste schriftliche Nachweis eines Klettersteigs, dem eine gewisse Ähnlichkeit zu den heute bestehenden zuzuweisen wäre, findet sich im Jahr 1492. In jenem Jahr befahl französische König Charles VIII dem Hauptmann Antonie De Ville, auf den Monte Aiguille einen Weg zu bauen, der mit Holztreppen, Sprossen und Seilen ausgestattet war. Die Anlage diente damals aber ausschließlich militärischen Zwecken und nicht, wie es heute bei allen Klettersteigen der Fall ist, einer sportlichen Freizeitaktivität.

Ferrate di Mese (© G. Meneghello) 

Eine derartiger „Eisenweg“ wurde erst im Jahr 1843 (um genau zu sein, am 15. September des Jahres) auf den Gipfel des Hohen Dachsteins eröffnet. Friedrich Simony warb in Adelskreisen um die Finanzierung des Projekts und erhielt die damals beträchtliche Summe von 260 Gulden, um die Route mit einer 15-stufigen Einstiegsleiter, 190 Meter Seilen und zwanzig Verankerungen auszustatten. Ein weiteres Zeugnis eines frühen Klettersteigs findet sich in einem Touristenführer aus dem Jahr 1844, in dem E. S. Pesius den berühmten Steig von Leukerbad nach Albinen beschreibt, der mit diversen Holzleitern versehen war. Dort treffen wir auch heute noch auf einen Weg, der zu den längsten und schwierigsten der gesamte Schweiz zählt. 1869 wurden am Großglockner, dem höchsten Berg Österreichs, zwei Klettersteige eingerichtet. Einer davon führte über den Südwestgrat, der andere entlang des ausgesetzten und luftigen Stüdlgrats. Schon in jenen Jahren führten diese Arbeiten zu Diskussionen über die Legitimität der angewandten Mittel, um Gipfel nicht „by fair means“ zu erreichen, wie es der damals bekannte Bergsteiger Frederick Mummery ausdrückte. Er weigerte sich beispielsweise, den Gipfel des Dent du Géant (4014m) mit Hilfe von Leitern und ähnlichen Tricks zu erobern, weil seiner Meinung nach das nötige Engagement auch für künftige Generationen erhalten bleiben sollte. Die erste Via Ferrata in Italien entstand nicht, wie man eigentlich glauben könnte, in den Alpen, sondern im Apennin, genauer gesagt in der Toskana am Monte Procinto (1177m). Dort leitete der Ingenieur Aristide Bruni, der auch Mitglied im Italienischen Alpenverein war, ab 1884 die umfangreichen Arbeiten, welche erst 1893 vollendet wurden. In den Jahren vor dem 1. Weltkrieg wurden Klettersteige an der Marmolada (1903) sowie am Piz Ciavazes (1912) gebaut. Bei letzterem waren erstmals lokale Gruppen und Vereinigungen wie der Italienische Alpenverein u.a. involviert, die mit dem Bau von Klettersteigen auch bestimmte Anlässe feiern wollten. Diese Tendenz wurde Jahrzehnte später zu einer Art Gewohnheit, was sich in Italien vor allem in den 70ern bis 80ern auch bei Klettersteig-Namenszusätzen wie etwa

„dreißigjährig“ oder „hundertjährig“ zeigt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts lag der Fokus aber eigentlich nicht darauf, „richtige“ Klettersteige zu bauen, sondern es sollten vor allem die schwierigsten Passagen der Normalwege auf die Gipfel mit Hilfe von Seilen und der einen oder anderen Trittstufe leichter gemacht werden. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs änderte sich diese Zielsetzung grundlegend: die Soldaten in den Dolomiten mussten sich auf sichere Art und Weise auf den horizontalen Felsbändern bewegen oder auch die steilen Gipfelregionen erreichen können, um die bestmöglichen Stellungen einzurichten. Tausende von Soldaten, ob österreichische oder italienische, schufen damals kühne Eisenwege, die schon viel eher denjenigen ähneln, wie wir sie heute kennen oder neu bauen. 1923 baute die Sektion Mailand des CAI den „Sentiero della Direttissima sulla Grigna Meridionale“, einen Klettersteig („Caminetto Pagani“), zu dessen Einrichtung auch Dynamit und Leitern verwendet wurden. Der Zusatz „Direttissima“ im Namen lässt zwar vermuten, dass der Steig direkt auf den Gipfel führte. Dem ist aber nicht so, denn der Weg sollte das Rifugio Porta mit dem Rifugio Rosalba verbinden, damit die Mitglieder der Sektion die Grigne-Gruppe leichter durchqueren konnten. Diese fast schon moderne Sichtweise auf die touristische Erschließung einer Region zeigt sich auch bei einem Projekt der SAT (Società Alpinistica Trentina): im Jahr 1936 wurde der äußerst kühne und heute sehr bekannte BocchetteWeg in der Brenta eingerichtet. Der Zweite Weltkrieg verhinderte den Bau weiterer Eisenwege, gleichzeitig verfielen die während des 1. Weltkriegs erbauten Wege zusehends. In den 1950er Jahren erkannte Walther Schaumann, ein ehemaliger Militärhauptmann, als Erster das alpinistische Potenzial, das in solchen Wegen steckte, zudem wollte er damit die Erinnerung an diese tragische Kriegszeit aufrecht erhalten. Dank des wirtschaftlichen Aufschwungs und des damit verbundenen touristischen Interesses an den Alpen wurden so in den 1960er Jahren viele Klettersteige in den Dolomiten saniert und man begann, sich über ihre sicherheitstechnische Ausstattung und die damit verbundenen Techniken der Fortbewegung nähere Gedanken zu machen. In Frankreich musste man lange warten, bis der erste Klettersteig eröffnet wurde: dies war erst 1988 in Freissinières der Fall! Trotz der gehöri-

gen „Verspätung“ holten die Franzosen danach sehr stark auf und schufen unzählige Steige mit einer komplett anderen Zielsetzung. Diese waren sehr touristisch ausgerichtet und die Bauweise wurde nicht umsonst „à la française“ genannt: die Suche nach dem Adrenalinkick, den man u.a. mit Zip-Lines und Hängebrücken erreichte, stand hier eindeutig im Vordergrund. Diese Haltung stieß aber auch auf einigen Widerstand, insbesondere bei Umweltverbänden wie z.B. Mountain Wilderness, welche die negativen ökologischen Auswirkungen solcher Installationen kritisierten. Es fällt nicht leicht, darüber ein abschließendes Urteil zu fällen, und dies ist auch nicht der Zweck dieser Publikation. Unbestritten ist sicherlich, dass Klettersteige heutzutage einen beträchtlichen Teil der touristischen Aktivitäten in den Alpen bestimmen und immer stärker von all jenen benutzt werden, die die alpine Welt auf recht sichere Art und Weise kennenlernen wollen. Leider muss in diesem Zusammenhang aber auch angemerkt werden, dass die starke Frequenz auch dazu beiträgt, dass zunehmend Unfälle passieren, die immer wieder auch tödlich ausgehen. Zurückzuführen sind diese oft auf ein Fehlverhalten oder eine Fehlbedienung der einzelnen Person, aber auch auf eine nicht adäquate bauliche Ausführung des Klettersteigs. Vor allem aus letzterem Grund erstellte die Italienische Bergführervereinigung Richtlinien für die Einrichtung von Kletterrouten und Klettersteigen. Diese wurde in den folgenden Jahren auch von anderen europäischen Verbänden übernommen. Sie zielen darauf ab, Minimalstandards für die Sicherheit zu postulieren, die von allen Organisationen und Unternehmen beim Bau oder der Sanierung von Klettersteigen anzuwenden sind. Infolge dieser Richtlinien wurden verschiedene Ferrate in der Lombardei saniert und modernisiert, was natürlich erhebliche Kosten verursachte. Leider führte dies auch dazu, dass einige kleinere Verbände und Unternehmen aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen diverse Klettersteige schließen mussten. Dieser Verlust in Bezug auf das alpine Erbe ist - natürlich zum Leidwesen vieler Liebhaber von abgesicherten Wegen - überaus beträchtlich. Die Richtlinien sind dennoch kein beschränkendes Element, im Gegenteil, sie bieten einen hohen Mehrwert in Bezug auf die Sicherheit und Benutzbarkeit. Die Zukunft der Klettersteige beginnt nämlich genau hier...

Richtlinien 2016 und Wandernetz Lombardei

Das Jahr 2016 bringt eine kleine Revolution für die Welt der italienischen Klettersteige. Erstmals werden vom Nationalen Verband der Italienischen Bergführer Richtlinien für Ausstattung bzw. Bau von Kletterrouten und versicherten Steigen erstellt und herausgegeben. Das Dokument hat zum Ziel, allgemeingültige Regeln in diesem Bereich zu schaffen, nachdem Fachleute wie Bergführer, Geologe, Ärzte, Forstwissenschaftler, Materialingenieure und Hersteller jahrzehntelang Erfahrungen in diesem Sektor gesammelt und Vorgehensweisen erarbeitet hatten. Diese Richtlinien sollen allen, die sich mit dem Bau von Klettersteigen befassen, Arbeitsstrategien und -techniken zur Verfügung stellen, die auf den Erfahrungen der Beteiligten fußen. Dabei handelt es sich nicht um Verpflichtungen, sondern darum, Bezugspunkte in dieser Angelegenheit zu schaffen: Wenn Organisationen oder Fachleute lieber andere Strategien verfolgen, steht es ihnen frei, dies auch zu tun. Im unglücklichen Fall eines Unfalls tragen sie dann aber die Verantwortung für ihre Entscheidungen. Wenden sie dagegen diese Richtlinien an, halten sie im Falle eines Unfalls bei Gericht ein Schutzwerkzeug in der Hand. Dies könnte sehr wichtig sein, denn mittlerweile hat sich die Welt der Outdoor-Aktivitäten (wie auch der Nutzenden) stark verändert. Wir haben uns vom klassischen, „harten“ und opferbereiten Bergsteiger, der eine hohe Risikoakzeptanz, aber auch einen Rucksack voller Bewusstsein hat, hin zu „Usern“ entwickelt, die mit weniger Problembewusstsein unterwegs sind und die eigene Sicherheit gerne an andere delegieren. Oftmals mangelt es an der Beurteilungsfähigkeit, wie sie Leute haben, die in den Bergen geboren wurden und dort leben. Beim Klettersteiggehen will man den Alltag vergessen, und natürlich will man sich dabei nicht allzu viele Gedanken über die Qualität des verbauten Drahtseils machen, an dem man sich festhält (das trifft übrigens auch auf die installierten Haken in Klettergebieten zu, wo man ein schönes Wochenenden verbringt).

Doch was sagen diese Richtlinien konkret? Die

wichtigste Änderung besteht in der Schaffung einer „Sicherheitslinie“ durch ein gespanntes und relativ hoch verbautes Drahtseil anstelle der alten, eventuell lose hängenden Ketten. Dies führt dazu, dass die Begehbarkeit deutlich erleichtert wird und die einzelnen Abschnitte unabhängig voneinander verankert sind. Obwohl die bis dahin verwendete Ketten vielleicht etwas bequemer zu greifen waren, konnte das Gewicht des weiter unten befindlichen Benutzers die Vorsteigenden aus dem Gleichgewicht bringen. Darüber hinaus war es manchmal aufgrund des nicht standardisierten Durchmessers der Ketten, die oft aus anderen Verwendungsbereichen stammten, schwierig, kleinere Karabiner einzuhängen. Dann war die Versuchung groß, ohne eingehängte Sicherung weiterzusteigen, was natürlich ein großes Gefahrenpotenzial barg. Die Richtlinien sehen außerdem vor, dass Sicherheitslinie und Aufstiegslinie klar getrennt sind. Passagen, in denen z. B. die Trittbügel auch die Sicherungsfunktion übernehmen müssen, sind nicht mehr zulässig, wenn die Sicherungslinie. Der Aufstieg kann durch künstliche Elemente wie Leitern, Sprossen, Tritt- und Griffbügel oder auch allein durch natürliche Tritte und Griffe im Fels gewährleistet sein, wobei immer ein Aufstieg neben der Sicherungslinie möglich ist. Ein Beispiel für den zuerst genannten Typ ist der Klettersteig Gamma 1 bei Piani d‘Erna, stellvertretend für den zweiten Typ sei der Klettersteig Ferrata degli Alpini bei Medale genannt. Im Detail geben die Richtlinien zudem die verschiedenen Arten und Durchmesser der empfohlenen Anker, die Installationsmethoden, die Installationsprodukte sowie die Abstände zwischen den einzelnen Passagen an. Wir wollen hier aber nicht allzu tief in diese Thematik einsteigen. Wichtig ist, zu verstehen, das es auch für Fachleute oder eine Institution schwierig sein kann, Klettersteige als sicher zu beurteilen und zu zertifizieren, sollten sie einige der o.a. Eigenschaften nicht aufweisen. Je nach den Vorgaben des jeweiligen „Wegehalters“, also des Besitzers des Klettersteigs, kann somit eine Zertifizierung

durch Ingenieure oder Bergführer und damit auch eine Gewährleistung der Sicherheit schwierig sein. Aus diesem Grund wurden in den letzten Jahren viele Klettersteige saniert oder sogar geschlossen und abgebaut, was einerseits zu einer Erhöhung der Sicherheit, andererseits aber auch zum Verlust von Klettersteigen geführt hat, die uns an Herz gewachsen waren.

Im Jahr 2017 hat die Region Lombardei mit einem Gesetz die Schaffung des sogenannten „REL“ (Rete Escursionistica della Lombardia - „Wandernetz Lombardei“) ins Leben gerufen. Dieses Projekt hat einerseits zum Ziel, eine digitalisierte Liste aller bestehenden Wanderwege in den Bergen der Lombardei zu erstellen. Es ist leicht vorstellbar, welch gigantische Arbeit in Bezug auf GPS-Daten und Nomenklatur dazu nötig ist. Es ist deshalb von großem Vorteil, dass sowohl der Italienische Alpenverein CAI als auch die Vereinigung der Italienischen Bergführer bei diesem Projekt mit im Boot sind. Andererseits geht es im Rahmen dieses Projekts auch darum, Maßstäbe für einen „offiziellen“ Wanderweg genauer zu bestimmen und Beschilderungen, Zeitangaben und Schwierigkeitsgrade zu standardisieren. Speziell für die Klettersteige wurde damals auch eine Schwierigkeitstabelle erstellt, die meiner Meinung nach aber zu unvollständig und zu wenig spezifisch ist. Aus diesem Grund findet sich im Kapitel zur Schwierigkeitsskala eine Tabelle, in der einige wichtige Elemente noch etwas genauer berücksichtigt sind. Die Aufteilung in 5 Stufen wie bei der Tabelle im REL bleibt aber erhalten. Auch die Nomenklatur haben wir beibehalten, um keine weitere Verwirrung in einem Bereich zu stiften, in dem es bis dato keinerlei einheitliche Beurteilung gegeben hat. Wir stehen noch ganz am Anfang eines Wegs, der sicherlich nicht leicht sein wird und schwer zu „verdauen“ für alle, die es gewohnt sind, in den Bergen zu tun und zu lassen, was immer sie wollen, immer auf der Suche nach einer Freiheit, die anscheinend nur dort zu finden ist. Die Absichten, welche den Richtlinien (und dem REL) zugrunde liegen, sind sicherlich aller Ehren wert. Beide stellen sich den Herausforderungen einer Welt, die in stetiger Veränderung ist und natürlich auch die Berge mit einbezieht.

Ferrate Morcate (© G. Meneghello) 

Unterschied zwischen Klettersteigen und Versicherten Wegen

Als ich den Auftrag des Herausgebers erhielt, einen Klettersteigführer zu verfassen, schien es mir recht einfach zu sein, Vie ferrate und versicherte Steige eindeutig zu unterscheiden. Leider traf ich diesbezüglich schon in der ersten Planungsphase auf eine sehr unterschiedliche Welt, in der noch viel Konfusion herrscht. So lautet beispielsweise die Definition der Region Lombardei in Bezug auf das von ihr ins Leben gerufene Projekt REL (Rete Escursionistica della Lombardia – Wandernetz Lombardei) wie folgt: „Alpiner Weg, der mittels künstlicher, fortlaufend im Fels verankerter Hilfsmittel die Fortbewegung erleichtert und sicherer macht. Die Verankerungen sind mit einem Stahlseil verbunden und bilden dadurch eine Sicherungslinie. Der Seilverlauf kann horizontal, vertikal oder auch schräg sein und das Seil kann für die Fortbewegung

benutzt werden. Leitern (senkrechte), künstliche geschlagene Felsstufen, Handläufe und Ketten erleichtern ebenfalls das Fortkommen“. Gesicherte Wege hingegen werden dort wie folgt definiert: „Markierter (Fuß)Weg oder Pfad, der Stellen oder längere Passagen (max. 10% der gesamten Länge) aufweist, bei denen aufgrund der Exposition eine erhöhte Absturzgefahr herrscht oder eine Person im Falle des Ausrutschens vom Weg abkommt, also abstürzen kann. In diese Kategorie fallen alle Wege, welche nicht die Charakteristiken einer Kletterroute oder eines Klettersteigs aufweisen“. Wenn man diese Definitionen liest, scheint der prozentuale Anteil der abgesicherten Passagen eine elementare Rolle zu spielen, weitere wichtige Elemente werden aber nicht weiter präzisiert. Liest man hingegen die Richtlinien der Italieni-

Ferrata Monte Generoso, Di Mola
Francesca (© Andrea Cari)

schen Bergführervereinigung, findet sich diesbezüglich deutlich mehr Klarheit: „Unter einem versicherten Weg versteht man einen Steig, der wenige kurze, ausgesetzte und kühne Passagen aufweist, wobei ausschließlich in diesen Bereichen Steighilfen (in Form von Verankerungen, Sicherungsseilen, Seilgeländer, geschlagene Stufen, Stifte, Klammern, Ketten, Brücken) zur leichteren und sicheren Fortbewegung installiert sind. Eine Via ferrata besteht zum größten Teil aus einem ganzen System solcher Steighilfen, die als künstliche Hilfsmittel in Felswänden, auf Graten und Felsbändern installiert werden, um die Fortbewegung zu erleichtern und sicherer zu machen“. Wie wir also lesen konnten, wird hier eine Unterscheidung in Bezug auf die Länge der Passagen getroffen, in denen Seile und andere Mittel zur Fortbewegung angebracht wurden. Dabei verzichtet man darauf, einen Prozentsatz bezüglich der Gesamtlänge der Tour anzugeben, sondern verwendet Aussagen wie „zum größten Teil“ bzw. „ausschließlich in diesen Bereichen“. Auf den ersten Blick scheint dieses Detail unerheb-

lich zu sein, aber wenn wir zur Unterscheidung dieser beiden Aufstiegsmöglichkeiten nur den Prozentsatz der Gesamtlänge berücksichtigen würden, wäre das Risiko, beide zu verwechseln, doch recht hoch. Auch in diesem Führer werden einige Touren als sehr schwierig eingestuft, weil die Wegstrecke einfach sehr lang ist. Deshalb wäre die hier die Angabe eines Prozentsatzes zur Unterscheidung überhaupt nicht nützlich. Wir haben in diesem Führer zur Unterscheidung von Klettersteigen und versicherten Wegen die folgenden Kriterien angewandt: Länge des Wegs, Exposition, Vorhandensein unterschiedlicher Merkmale in Bezug auf Fortbewegung und Sicherheit sowie senkrechter und ausgesetzter Verlauf. Wir haben bewusst davon abgesehen, ein Kriterium wie die Notwendigkeit eines Klettersteigsets aufzunehmen. Bei gesicherten Wegen ist die Fähigkeit der einzelnen Person oder auch der aktuelle Wegezustand entscheidend, ob eines benutzt wird oder nicht.

Warum ist es aber dennoch wichtig, einen Unterschied zwischen Klettersteigen und gesicherten Wegen zu machen?

Die Notwendigkeit entstand in dem Augenblick, als die Auswahl der Wege für ein Buch mit dem Titel „Klettersteige in der Lombardei“ getroffen werden musste. Auf vielen einschlägigen Webseiten oder auch auf den Schildern entlang einiger Touren findet sich der Begriff „via ferrata“, welcher in nicht ganz korrekter Weise auch bei versicherten Wegen verwendet wird. Andererseits weisen auch eigentlich als „versicherte Wege“ geltende Touren manchmal Charakteristika auf, die eigentlich typisch für „vie ferrate“ sind.

Wir haben uns also entschieden, ausschließlich Vie Ferrate in diesen Führer aufzunehmen, weil die schiere Anzahl an existierenden versicherten Wegen in der Lombardei das Ausmaß des Buches gesprengt hätte. Zwei Ausnahmen davon gibt es dennoch: die Traversata Alta delle Grigne („GrigneDurchquerung“) und der Sentiero dei Fiori („Blumenweg“). Beide gelten nämlich aufgrund ihrer Länge und Ausgesetztheit als ernsthafte Steige, obwohl der Großteil des Wegs über angenehmeres Gehgelände verläuft. Was - wie weiter oben schon angeführt - beweist, dass es sehr einschränkend wäre, eine Einstufung nur aufgrund des Prozentsatzes an vorhandenem „Eisen“ vorzunehmen.

Schwierigkeitsgrade bei Klettersteigen

Bei Klettersteigen wie auch Kletterrouten (und ganz allgemein in der „Welt der Vertikalen“) ist eine Bewertung der Schwierigkeiten einer Route meist eine sehr individuelle Angelegenheit. Viele mit der persönlichen Leistungsfähigkeit verbundene Faktoren tragen dazu bei, wie die jeweilige Person die Schwierigkeiten empfindet. Dazu kommen psychische Voraussetzungen des Einzelnen vor allem in Bezug auf „viel Luft unter den Füßen“. Wer die richtigen motorischen Techniken schon erlernt hat, tut sich natürlich viel leichter als jemand, der seine ersten Schritte in der Vertikalen macht.

Wir haben deshalb die Bewertung der Routen auf objektive Elemente abgestellt, als da sind: Wandneigung, Länge, Ausdauer, Vorhandensein horizontaler Fluchtwege und bequemer Ruhepunkte. Ein weiteres Element der Schwierigkeit ist die Länge des Zustiegs bzw. des Abstiegs Es ist etwas anderes, wenn man einen Klettersteig erst nach vielen Stunden Zustieg startet und nicht ausgeruht, quasi direkt vom Auto aus. Vie Ferrate, die im Hochgebirge verlaufen oder bei denen alpine Erfahrung und Material vonnöten ist, haben wir mit der Abkürzung ALP gekennzeichnet.

Ferrate Sassella (© G. Meneghello) 

Es sei daran erinnert, das Wetterbedingungen wie Kälte oder Hitze, Nässe und Wind die gefühlte Schwierigkeit ebenfalls erheblich erhöhen können.

Obwohl einige Vie Ferrate nicht sehr viel Ausdauer erfordern oder nicht in senkrechtem Gelände verlaufen, werden sie in manchen Führern wegen alter Absicherungen oder der damit verbundenen Schwierigkeiten beim Fortkommen als schwierig bezeichnet. In diesem Führer soll die Schwierigkeitsbewertung aber unabhängig sein von der Güte und der Positionierung der Absi-

cherungen, weil wir der Meinung sind, dass dies dem Grundgedanken eines Klettersteigs entgegensteht – nämlich in relativ guter Sicherheit auch dort aufsteigen zu können, wo eine Wand oder ein Berg Schwierigkeiten bereithalten. Aus diesem Grund findet sich in diesem Führer neben einer Schwierigkeitsskala auch eine Skala der bautechnischen Qualität

Die Skala enthält 5 Stufen, die Zahl 1 steht für die geringste Schwierigkeit, eine 5 für die höchste:

EINTEILUNG NACH SCHWIERIGKEITSGRADEN

F F = Facile (Leicht)

Leichte Route für Einsteiger oder sehr kurz, geeignet für erste Erfahrungen. Zustieg gleich null, Abstieg kaum physisch fordernd. Fluchtwege sind wegen der Kürze und des leichten Zustiegs nicht nötig. Beispiel: Ferrata Sassella.

PD PD = Poco difficile (Wenig schwierig)

Kürzere Route, welche sich auch wegen ihrer Steilheit gut für etwas erfahrenere Berggänger eignet. Bei längeren Steigen finden sich immer wieder gute Ruhestellen, senkrechte Passagen dagegen nicht (oder sie sind sehr kurz). Zu- und Abstieg sind nicht sehr lang. Horizontale Fluchtwege (um den Aufstieg abzukürzen) sind genügend vorhanden. Beispiel: Ferrata Monte Generoso.

D D = Difficile (Schwierig)

Die Route erfordert wegen der Länge oder einiger senkrechter und überhängender Passagen ein gehöriges Maß an Kraft. Berggänger mit noch wenig Erfahrung sollten deshalb mindestens gut trainiert sein. Erfahrene Alpinisten, welche über eine gute Technik der Fortbewegung verfügen, können einen solchen Steig problemlos angehen. Beispiel: Ferrata Torrione Porro.

MD MD = Molto difficile (Sehr schwierig)

Auch trainierte Alpinisten mit guter Technik sind hier physisch gefordert. Einsteigern wird von einem solchen Steig abgeraten, insbesondere dann, wenn sie nicht von erfahreneren Personen begleitet werden. Viele senkrechte Passagen sind mit Stufen oder Leitern entschärft, Ruhepunkte bieten sich kaum und die Ausgesetztheit ist recht groß. Immer wieder trifft man auf Passagen, in denen nur natürliche Griffe und Tritte vorhanden sind. Zu- und Abstieg sowie Länge der Route erfordern gut trainierte Berggänger, Fluchtwege gibt es nur wenige. Beispiel: Ferrata Senc di Dalò.

ED ED = Estremamente Difficile (Extrem schwierig)

Lange Route mit vielen senkrechten Passagen, in den nur wenige künstliche Hilfsmittel angebracht wurden und das Weiterkommen ein gutes Kletterkönnen voraussetzt. Nicht für Einsteiger geeignet, erfahrene Alpinisten müssen mit wenigen Ruhepunkten zurechtkommen. Fluchtwege gibt es meist nicht, wer hier einsteigt, muss also zwangsweise auch den Gipfel erreichen. Zu- und Abstieg sind sehr lang. Beispiel: Ferrata Alpini Medale.

Skala der Bautechnischen Qualität

Wie bereits erwähnt, haben wir uns entschieden, auch eine Bewertungsskala für die Qualität der bautechnischen Ausführung eines Klettersteig aufzunehmen.

Der Grund dafür ist, dass in der Lombardei zwei Arten von Klettersteige existieren, nämlich die e vor und die nach 2016 gebauten Vie Ferrate, also dem Jahr, in welchem die Richtlinien für den Bau veröffentlicht wurden. Im Falle neu gebauter Ferrate sollte es also keine Zweifel über die Qualität geben, bei den vor 2016 gebauten treffen wir aber auf eine sehr vielfältige Welt. Einige wurden zwar mit schon großem Weitblick hinsichtlich der schon weiter oben erwähnten Sicherheitsfaktoren gebaut, aber auf die meisten trifft das nicht zu.

Wir möchten daran erinnern, dass die Sicherheit eines Klettersteigs nicht nur davon abhängt, ob ein Drahtseil reißt oder eine Verankerung sich löst, sondern auch davon, wo diese positioniert sind und welcher Abstand gewählt wurde. Mit einem etwas höher verankerten, gespannten Drahtseil ist das Fortkommen einfacher als mit einer locker gehängten Kette, zudem ist es komfortabler und sicherer beim Verlust des Gleichgewichts oder einem Ausrutscher. Sicherer ist auch die Verwendung offener Bügel statt Trittstufen aus Metall, denn das Klettersteigset kann auch in den Bügel eingehängt werden, was die Sturzhöhe gegebenenfalls deutlich verringert. Wir sehen also, dass diese Konstruktionsmethode einen großen Vorteil für die Sicherheit bietet. Bei der Zusammenstellung der Routen wurden somit auch diese Faktoren berücksichtigt und in der folgenden Auflistung zusammengefasst. In früheren Führern wurde darauf nicht eingegangen, es blieb dem Nutzer - der sich manchmal der Bedeutung gar nicht bewusst war - überlassen, eine Bewertung vorzunehmen. Es sei auch hier nochmals daran erinnert, dass sowohl bei sehr gut als auch schlecht bewerteten Steigen der Zustand der Verankerungen keinen Ewigkeitscharakter hat, sondern sich sogar von einem auf den anderen Tag ändern kann. Es obliegt dem Einzelnen, sich ein persönliches Urteil zu bilden und im Zweifel von einer Begehung Abstand zu nehmen.

Die Skala weist 4 Stufen auf, die Zahl 1 steht für

die schlechteste, eine 4 für die beste Qualität (also sozusagen den Goldstandard):

1) Pessima (schlecht): Die Bauteile des Steiges sind in schlechtem Zustand oder wurden dort angebracht, wo ein möglicher Sturz sehr gefährliche Auswirkungen hätte. Drahtseile oder Ketten hängen meist durch. In senkrechten Passagen gibt es keine Bauteile, welche das Sturzrisiko vermindern würden, auch weil der Abstand zwischen den Sicherungspunkten viel zu weit ist. Eine sichere, gute Fußtechnik und Erfahrung sind unabdingbar, die Via Ferrata eignet sich nicht für Einsteiger. Beispiel: Ferrata Sass Tavarac.

2) Discreta (mittelmäßig): Die Bauteile sind noch in gutem Zustand, trotz durchhängender Drahtseile oder Ketten ist der Aufstieg dank vieler Bügel in Bezug auf Stürze unproblematisch und auch sicher. Der Abstand zwischen den Sicherungspunkten ist nie zu weit. Für erfahrene Alpinisten bestehen keinerlei Probleme, Einsteiger benötigen dagegen eine gute Physis und Psyche. Beispiel: Ferrata Minonzio.

3) Buona (gut): Der Klettersteig erfüllt die Minimalstandards der Richtlinien der Bergführervereinigung. Das Drahtseil ist gespannt, aber nicht in Bodennähe und bringt die Person nicht aus dem Gleichgewicht, wenn sie daran zieht. Sicherungen und Route verlaufen nicht am exakt gleichen Ort und es gibt zahlreiche Möglichkeiten und Stellen, mit denen das Sturzrisiko minimiert werden kann. Die Abstände zwischen den Absicherungen berücksichtigen den Sturzraum, ein eventueller Sturz (den man am allerbesten verhindern sollte!) hat keine übermäßig schlimmen Auswirkungen. Im Abstieg können Passagen auftreten, wo besondere Vorsicht angebracht ist. Beispiel: Ferrata Nido di Santa Croce.

4) Ottima (sehr gut): Der „Goldstandard“. Alle Sicherheitsstandards der Richtlinien der Bergführervereinigung werden vollständig erfüllt. Das Drahtseil ist gespannt und höher angebracht, die Abstände der Sicherungspunkte sind wohlüberlegt und kurz. Sicherungen und Route verlaufen nicht am exakt gleichen Ort. Der Klettersteig weist eine gut sichtbare und eindeutige Beschilderung auf, sowohl am Startpunkt als auch in der Route und empfiehlt sich auch für Einsteiger. Beispiel: Ferrata Mese.

Ferrata Sassella (© G. Meneghello)

Technische Anmerkungen zum Klettersteiggehen

Klettersteige sind mit Sicherungen ausgestattete Wege, die in senkrechter oder meist senkrechter Weise durch eine Felswand verlaufen. Dabei weisen sie unterschiedlichste Wegverläufe, Schwierigkeiten und in Bezug auf die Bautechnik verschiedene Ausstattungsmerkmale auf.

Je nach den Merkmalen können diese Wege in unterschiedliche Klassen aufgeteilt werden, die sich nach physischen Schwierigkeiten, Ausgesetztheit, vorhandenen Sicherheitsmerkmalen der Verankerungen und deren korrekter Positionierung richten.

Was den ersten Punkt, die physische Schwierigkeit, betrifft, so sind sich die Benutzer der Klettersteige der Unterschiede zwischen den einzelnen Routen in Bezug auf die Sicherheit und Qualität der Verankerungen zwar durchaus bewusst, oft herrschen jedoch eine beträchtliche Unkenntnis und ein Mangel an technischem Wissen über die möglichen Auswirkungen bei einem Sturz.

MÖGLICHE AUSWIRKUNGEN BEI STURZ

Um das Bewusstsein für die Fortbewegung in einem Klettersteig zu schärfen, muss an einen grundlegenden Punkt erinnert werden. Beim Fallen eines Körpers entsteht Energie, die im Augenblick des Stopps aufgenommen werden muss. Im Folgenden untersuchen wir die beim Klettern, wie auch Klettersteiggehen, sehr wichtigen technischen Begriffe Fangstoß und Sturzfaktor.

Unter Fangstoß versteht man die potenzielle Energie, die ein Körper bei einem Sturz aufnehmen muss. Diese Energie kann mehr oder weniger hoch sein, je nachdem, ob sie komplett vom Körper aufgenommen wird, durch andere Faktoren verringert oder sogar komplett absorbiert werden kann.

Dieser Zusammenhang wird deutlich, wenn man daran denkt, was bei einem Bungeejump mit einem elastischen Seil passiert oder einem Drahtseil geschehen würde...

Der Sturzfaktor ist eine Kenngröße für die Höhe der Kräfte, die bei einem Sturz auftreten können, beim Klettern bewegt sich dieser Faktor zwischen 0 und 2. Je höher der Wert ist, umso höher die Auswirkungen bzw. Gefährlichkeit des Sturzes. Der Sturzfaktor bezeichnet also das

Verhältnis zwischen Sturzhöhe und Seillänge

Das betrifft natürlich vor allem das Klettern, wo elastische Seile mit großer Länge zum Einsatz kommen. Welche Auswirkungen ein Sturz hat, hängt dabei nicht so sehr von der Sturzlänge ab, sondern vielmehr davon, wie viel Seil ausgegeben wurde und wie viel entstandene Sturzenergie von ihm aufgenommen werden kann. Im zweiten Bild sind zwei Beispiele dargestellt,

welche Auswirkungen sich bezüglich des Sturzfaktors bei gleicher Sturzhöhe, aber unterschiedlicher Seillänge ergeben. Obwohl die Sturzhöhen gleich sind, nämlich 4 Meter, sind die Auswirkungen bezüglich des Sturzfaktors im zweiten Fall gravierend unterschiedlich und die Belastung auf den Körper des Kletterers ist deutlich höher (und mit ziemlicher Sicherheit traumatischer Art).

Wie oben erwähnt, sprechen wir hier über das Seilklettern, wo das dynamische Gegengewicht des Sichernden den Sturzfaktor zusätzlich stark verringert. Beim Klettersteiggehen wird aber kein dynamisches Seil verwendet, sondern wir sichern uns an einem Drahtseil.

l’unico elemento in grado di generata dalla caduta, è il DISSIPATORE funziona un dissipatore da ferrata ? funzione di assorbire energia in modo arrivare alla rottura delle sue componenti rimanere sempre ancorati alla linea

dissipatore è composto da una fettuccia cucita, in grado se trazionata di essivo fino ad 1,5m e di assorbire

STURZFAKTOR UND FANGSTOSS IM KLETTERSTEIG

durante una caduta in ferrata. in considerazione nel momento in ferrata, che il allunga fino a 1,5m a seguito di altezze di caduta elevata e molta energia E’ quindi importante comprendere un ulteriore elemento teorico, ovvero TIRANTE D’ARIA. Per tirante d’aria si intende lo nché una

Nachfolgend beschreiben wir die Auswirkungen auf den Körper bei einem Sturz im Klettersteig. Die Grundprinzipien sind dieselben wie beim Klettern, d.h. unser Körper nimmt Energie auf, die dann auf etwas anderes übertragen und abgeleitet werden muss.

considerando gli allunghi di eventuali sistemi di comporti l’impatto contro ostacoli.

dalla lunghezza dei singoli o dei punti in cui il cavo della ferrata è Maggiore sarà la distanza tra di essi e maggiore dalla caduta e la necessità del dissipatore di a Ipoteticamente i costruttori di ferrate di questi elementi, ma non sempre è avvenuto così in passato. citate all’interno di questa guida ed emanate dal Alpine Italiane nel 2016 hanno cercato di di ferrate di tener conto di questi elementi. ofondire l’argomento è possibile scaricare il testo indirizzo email: https:// www.guidealpine.it/assets/ - G u i d a - p e r- a t t re z z a t u r a - d e i - s i t i - n a t u r a l i - p e rcorsi-attrezzati-SIAE.pdf.

ratze ist viel angenehmer als auf ein hartes Felsband. Welche Elemente stehen uns beim Klettersteiggehen nun aber zur Verfügung, um diese Kraft aufzunehmen, wenn wir uns an einem starren Drahtseil im Fels fortbewegen?

Das einzige Element, das in diesem Fall zur Energieaufnahme beim Sturz dienen kann, ist ein sogenanntes Klettersteigset. Dieses nimmt die Energie progressiv, also zunehmend, auf, ohne dass dies zum Bruch bzw. Riss einzelner

Je elastischer (und damit energieaufnahmefähiger) das Element ist, auf das unser Körper diese Energie überträgt, umso erträglicher sind die eventuellen Folgen für uns. Ein Sprung und eine Landung auf eine bequeme, weiche Mat-

4 m

attualmente non tutte le ferrate sono concepite in ottica moderna tenendo elementi quali tiranti d’aria ecc, sia per anzianità di realizzazione o per mal frazionamenti. Da qui anche il motivo di aver a ffiancato alla scala di di fficoltà bontà di realizzazione. Scala che si spera non sia più necessaria tra qualche estyling che sta avvenendo.

Komponenten führt. Dadurch wird gewährleistet, dass wir immer mit der Sicherheitslinie verbunden bleiben.

Um dies zu bewerkstelligen, wird eine mehrmals gefaltete und seitlich vernähte Bandschlinge verwendet, die bis maximal 1,5m aufreißen kann und somit die Sturzenergie aufnimmt. Genau dies wird bei einem Stutz in

einem Klettersteig passieren. Wir müssen also berücksichtigen, dass im Falle eines Sturzes je nach Sturzhöhe der Bandfalldämpfer bis zu 1,5m länger werden kann (Maximallänge). Somit ist ein weiterer, wenn auch theoretischer, Punkt zu berücksichtigen: der Sturzraum. Dies ist der erforderliche Raum, damit unter Berück-

sichtigung der Verlängerung möglicher Energieaufnahmesysteme eine Person nicht auf ein Hindernis aufschlagen kann.

Dies hängt bei einem Klettersteig vom Abstand zwischen zwei Ankerpunkten ab, also den Stellen, wo das Drahtseil am Fels befestigt ist.

Sturzfaktor 2

Je weiter dieser Abstand ist, umso höher ist auch der Fangstoß und damit die Notwendigkeit, dass der Falldämpfer weiter aufreißt, damit diese Energie absorbiert wird. Theoretisch hätten dies alle Klettersteigbauer berücksichtigen müssen, aber in der Vergangenheit war das nicht immer der Fall.

Die Erbauer sollten In dieser Hinsicht auch durch die schon mehrmals erwähnten Richtlinien des Italienischen Bergführerverbands aus dem Jahr 2016 sensibilisiert werden. Seit 2018 existiert auch eine DIN-Norm für Klettersteige. Infos dazu finden sich zum Beispiel hier: https:// www.din-mitteilungen.de/de/sicherheit-imbergsport-klettersteige-256982.

Wir wollen an dieser Stelle nochmals darauf hinweisen, dass dieser Punkt aktuell nicht bei allen Klettersteigen berücksichtigt ist, was vor allem damit zusammenhängen kann, dass sie schon vor langer Zeit gebaut wurden. Nicht zuletzt deshalb haben wir uns entschlossen, ne-

ben der Schwierigkeitsskala auch eine Skala der Qualität der Verankerungen aufzunehmen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Skala aufgrund umfassender Sanierungsmaßnahmen in einigen Jahren überflüssig sein wird.

DIE AUSRÜSTUNG

Sehr umfangreiche Ausrüstung ist zum Klettersteiggehen zwar nicht erforderlich, dennoch handelt es sich um grundlegendes und sehr wichtiges Material. Zuvorderst benötigt man einen Klettergurt, der die für das Bergsteigen nötige Zertifizierung hat. Dabei ist unwichtig, ob er mit einem Anseilring oder einer Anseilschlaufe (V-Form

Die richtige Ruheposition (© G. Meneghello) 

am Gurt) ausgestattet ist. Bitte beachten: Klettergurte haben wie alle anderen im Bergsport verwendeten Textilien oder Kunststoffe ein eingeschränkte Lebensdauer. Dies beträgt max. 10 Jahre! Je nach Hersteller kann dieser Zeitraum zwar unter- oder auch überschritten werden, aber benutzt deshalb besser keinen Gurt, der älter ist, auch wenn er noch originalverpackt ist oder nie benutzt wurde.

Zudem benötigt man auch einen Helm, der die notwendige Zertifizierung hat, welcher aber wie auch ein Gurt nur eine gewisse Lebensdauer hat. Das gleiche gilt für das Klettersteigset, das wie schon beschrieben im Falle eines Sturzes die Sturzenergie aufnimmt.

Handschuhe sind genauso wichtig, denn mit

solchen fällt es viel leichter, sich am Drahtseil zu halten. Zudem schützen sie die Hände, wenn das Seil Beschädigungen haben sollte.

Zum Rasten ist ein (Schraub)Karabiner sehr nützlich. Bei manchen Klettersteigsets kann dieser direkt an einem zusätzlichen Lastarm befestigt werden. Ist dies nicht der Fall, benutzt man zusätzlich eine Bandschlinge, die im Anseilring befestigt wird. Wichtig ist dabei, darauf zu achten, das diese Verbindung immer kürzer ist als die beiden Lastarme des Sets, ansonsten wird die Dämpfungswirkung des Sets aufgehoben! In besonderen Fällen, wie beispielsweise der Sicherung von Kindern, können zusätzliche Sicherungskomponenten verwendet werden.

Fortschrittstechniken auf nicht vertikalem und unbelichtetem Gelände (© G. Meneghello) 

KORREKTES ANBRINGEN DES KS-SETS AM GURT

Das Klettersteigset hat am entgegengesetzten Ende der beiden Karabiner eine Einbindeschlaufe, die direkt mit einem sogenannten Ankerstich in den Anseilring des Klettergurt geknüpft wird. Ob dies richtig gemacht wurde, kontrolliert man am besten mittels kurzem Ziehen des Sets.

Ist man mit einem Partner unterwegs, kontrolliert man sich gegenseitig – Partnercheck! Dies schließt auch Klettergurt, Helm und Falldämpfer ein.

Ferrata Succetti an den Placche di Mese (© Giacomo Meneghello)

RICHTIGES STEIGEN IM KLETTERSTEIG

Das Grundprinzip lautet, immer mit dem Drahtseil mit wenigstens einem Lastarm des Sets verbunden zu bleiben. Zwischen den einzelnen Verankerungspunkten darf sich nur eine Person bewegen, damit im Falle senkrechter Passagen auf jeden Fall den Sturzraum frei bleibt und man nicht, sollte der Voransteigende stürzen, von ihm getroffen wird.

Beim Steigen zwischen den Verankerungspunk-

ten positioniert man sich stabil, dabei bleibt das Hauptgewicht auf einem Fuß (in der Regel der untere) und man hält, vor allem bei überhängenden Passagen, den gegenüber liegenden Arm relativ lang, um eine Rotation des Körpers zu verhindern.

Aus dieser Position heraus hängt man beim Passieren eines Verankerungspunkts zuerst einen der beiden Karabiner um, danach den zweiten und steigt dann weiter. Wer sich müde fühlt, sollte einen Ruhepunkt noch vor senkrechten oder sehr langen Passagen nutzen. Hängt man sich dabei in das Klettersteigset, verlängern sich die Lastarme durch ihre Dehnung. Das kann ganz schön unbequem sein, weshalb in einem solchen Fall ein Karabiner mit Rastschlinge (s.o.) sehr hilfreich ist.

120 Kilogramm auslösen (was bedeutet, dass in diesem Bereich der Bandfalldämpfer aufreißt). Sollte das Gewicht (Körpergewicht plus Ausrüstung) höher liegen, kontaktiert man am besten den Hersteller, ob diesbezüglich Bedenken herrschen. Im Industriekletterbereich finden sich eventuell spezielle Modelle, die andere Spezifikationen aufweisen.

Bei Personen, die weniger als 40 Kilogramm wiegen (insbesondere Kinder), ist eine spezielle Technik und Ausrüstung erforderlich. Unter-

SPEZIELLE FÄLLE

In speziellen Fällen können Klettersteigsets bzw. deren Bandfalldämpfer die Energie eines Sturzes nicht aufnehmen. Laut Norm muss ein Set ab einem Gewicht von 40 bis maximal

halb dieses Gewichts wird der Bandfalldämpfer eventuell nicht aktiviert, was dazu führen kann, dass die Aufprallkraft sehr hoch ist und es zu körperlichen Schäden kommt. Aus diesem Grund wurden Techniken entwickelt, die denjenigen beim Seilklettern ähneln, mit denen ein Sturz aus der Höhe vermieden werden kann. Diese Seiltechniken verlangen eine gute Einarbeitung und alpinistische Kompetenz. Wer diese nicht hat oder sich aneignen kann, vertraut besser jemand, der solche Techniken aus beruflichen Gründen beherrscht (z.B. zertifizierte Bergführer).

Zur Veranschaulichung dieser Techniken siehe Grafik nebenan.

SCHUHE, RUCKSACK UND BEKLEIDUNG

Die Wahl der richtigen Schuhe ist von grundlegender Bedeutung und keine leichte Angelegenheit, weil es schwierig sein wird, ein einziges, für viele Bergsportbereiche passendes Modell zu finden. Sie sind genauso wichtig wie Gurt und Helm, zumal wir durch sie direkten Kontakt zum Untergrund haben. Dies vorausgeschickt, wollen wir der Einfachheit halber die Outdoorschuhe in zwei grobe Kategorien einteilen: in knöchelhohe und solche, welche den Knöchel nicht bedecken. Diese Welt ist aber sehr facettenreich: zum Beispiel gibt es bei den knöchelhohen Schuhe große Unterschiede in Bezug auf Sohlensteifigkeit, Steigeisentauglichkeit oder Schutzmembranen. Für unsere Aktivität müssen wir in Betracht ziehen, wie wir sie nutzen und insbesondere, dass sie

zwei Einsatzbereiche abdecken sollen: nämlich den Zustieg und natürlich den Aufstieg im Steig selbst.

Beim Aufstieg im Klettersteig stehen die technischen Merkmale und auch die Reibungseigenschaften auf Fels im Vordergrund. Nicht knöchelhohe Schuhe mit weniger steifen

Sohlen bieten eine gute Reibungseigenschaft und sind deshalb besser geeignet. Hersteller wie auch Händler bezeichnen sie meist als Approach-Schuhe. Beim Zu- wie auch Abstieg sind andere Merkmale gefragt und es wird komplizierter, weil wir auf sehr vielfältige Untergründe treffen können. Grob lassen sich diese in drei Bereiche einteilen: 1) Terrain in Talnähe bis in mittlere Höhen, 2) schottriges Terrain wie in den Dolomiten, 3) Terrain im Hochgebirge mit Schnee und Eis.

Für den ersten genannten Bereich reichen Approach-Schuhe aus. Ob sie wasserdicht (Stichwort: Goretex) sein müssen, hängt im wesentlichen davon ab, ob man eher dieses Kriterium als wichtig ansieht oder lieber auf einen luftdurchlässigen Schuh setzt. Für andere Einsatzgebiete liegt das Augenmerk auf

anderen Kriterien.

Für den zweiten Bereich finden sich im Markt viele hohe Schuhe mit einer relativ weichen Sohle mit viel Grip, was das Klettern auf Fels sehr erleichtert. im Falle von Eis- oder Schneepassagen können halbautomatische Steigeisen bei solchen Schuhen aber nicht verwendet werden.

Dafür geeignete Schuhe benötigen eine harte Sohle, was mit einer dickeren Zwischensohle erreicht wird. Dabei muss auf den besseren Grip in felsigem Gelände verzichtet werden. Allerdings gibt es ja nur wenige Klettersteige im Hochgebirge, bei denen im Zu- oder Abstieg Steigeisen (und vor allem auch alpine Erfahrung und Kompetenz) nötig sind.

Beim Rucksack empfehlen sich Größen bis maximal 20-25 Liter und eng anliegendem Rückenbereich. Rucksäcke mit Netzgitter, wel -

che eine Hinterbelüftung bieten, sind weniger geeignet, weil durch den Abstand vom Rücken der Körperschwerpunkt verändert und damit auch unser Gleichgewicht beeinträchtigt wird. Wichtig ist auch, dass der Rucksack nicht zu hoch ist (also über den Rücken hinaus geht), weil dann beim Blicken nach oben der Helm schneller anstoßen kann und dadurch der Blick behindert wird. Aus sicherheitstechnischer Sicht sollten möglichst keine Schlaufen und Schnüre außen am Rucksack angebracht sein. Trinkflaschen und ähnliches sollten in den Rucksack gepackt werden, sie könnten sich nämlich irgendwo verklemmen. Trinkflaschen oder andere Ausr ü stungsgegenstände in den Außentaschen des Rucksacks bergen die Gefahr, herauszufallen und können

Nachsteigende erheblich verletzen

Der hier im Bild gezeigte Rucksack ist für das Klettern konzipiert und hat einen Bauchgurt, der nicht in Konflikt mit dem Hüftteil des Klettergurts kommt.

Rucksäcke mit ca. 20-25 Litern nehmen alle nachfolgend aufgeführten Ausrüstungsgegenstände problemlos auf (diese Liste kann/muss je nach persönlichen Vorlieben ergänzt oder verändert werden)..

- Helm

- Klettergurt

- Klettersteigset

- Karabiner (plus Rastschlinge)

- Handschuhe

- Energieriegel

- Trinkflasche

- Erste Hilfe Set

- Regenjacke

- Thermounterwäsche (je nach Jahreszeit)

- Mobiltelefon und Ausweis

Die Bekleidung richtet sich natürlich nach Jahreszeit, Höhenlage und Exposition. Zu diesem Thema vielleicht nur dies: mit dem Zwiebelprinzip lässt sich das persönliche Wärmeempfinden am einfachsten und besten regeln. Was keinesfalls in einem Rucksack fehlen sollte, wenn man in die Berge geht, ist eine wasserdichte Jacke. Sie schützt nicht nur bei Regen, sondern verhindert auch das Auskühlen durch den Windchill-Effekt. Ein solche

Jacke sollte diese 3 Hauptmerkmale haben: - wasserdicht; - atmungsfähig; - kleines Packmaß.

Handschuhe sind wie schon erwähnt ebenfalls sehr wichtig. Es gibt speziell für Klettersteige konzipierte Modelle von diversen Herstellern. Aber auch ein Paar Handschuhe aus dem Baumarkt kann prinzipiell einen recht guten Schutz bieten (auch wenn sie natürlich oftmals nicht so gut passen wie Klettersteighandschuhe).

Ferrata Morcate (© G. Meneghello)

Anmerkungen zur Orientierung und Sicherheit in den Bergen

Im Unterschied zu Kletterrouten werden Klettersteige üblicherweise im Rahmen eines Projekts zur touristischen Entwicklung einer bestimmten Region gebaut und sollen vor allem

viele Leute anziehen. Aus diesem Grund werden die Zustiegswege normalerweise gut markiert und mit Schildern versehen, welche die Wegfindung vor allem für nicht sehr erfahrene Berggänger deutlich erleichtern. Trotzdem gibt es einige Ferrate (vor allem im Hochgebirge), bei denen erhöhte Aufmerksamkeit und Orientierungssinn notwendig ist. Dieser Führer hat nicht das Ziel, Lehrinhalte zur Orientierung in den Bergen bereitzustellen, da wir davon ausgehen, dass die Personen, die sich in diesem Ambiente bewegen, keine großen Probleme mit der Orientierung haben.

Dennoch möchten wir hier einige grundlegende Dinge in Erinnerung rufen. Wenn bei der Beschreibung eines Zustiegs von „rechts“ oder „links“ gesprochen wird, bezieht sich dies auf die Marschrichtung, außer wenn im speziellen Fall andere Ausdrücke gebraucht werden, wie zum Beispiel „Blick ins Tal/Blick zum Berg“. Ein weiterer Hinweis wäre beispielsweise „orografisch links/rechts“ in Bezug auf ein Tal oder einen Hang. In diesem Fall wird die Flussrichtung des Wassers berücksichtigt (also immer talwärts). Das heißt, dass wir dann den Hang oder Berg im Rücken haben. Die Begriffe „Berg“ und „Tal“ tauchen immer wieder im Zusammenhang mit Richtungsbezeichnungen auf, oft werden sie als Synonyme für „bergwärts“ und „talwärts“ gebraucht. Bei den Zustiegsbeschreibungen wie oft auch auf den Schildern am Weg sind Gehzeiten vermerkt. Diese Zeiten beziehen sich auf durchschnittlich trainierte Personen mit stetigem Schritt. Leider können diese Zeiten auch stark abweichen, und dies umso mehr, je länger der Weg ist. Wir haben auch versucht, zeitlich dauerhafte Referenzpunkte wie zum Beispiel Gebäude, große Felsblöcke und ähnliches in den Beschreibungen aufzunehmen. In einigen Fällen wählten wir auch vergänglichere Markierungen wie Steinmännchen, welche natürlich den Unbilden des Wetters viel stärker ausgesetzt sind und verschwunden sein können. Dies führt uns zu einem anderen Punkt und Hinweis: Wenn Steinmännchen gebaut werden, dann soll dies vor allem hilfreich für die Orientierung sein. Klar, für Manche hat das auch etwas

Ferrata Casa delle Guide di Introbio (© G. Meneghello)

Meditatives, aber das ist eigentlich nicht Sinn und Zweck dieser Tätigkeit...

Bei den Anfahrtsbeschreibungen wählten wir Ortsnamen, die leicht mit Google Maps gefunden werden können. Wo immer es notwendig erschien, wird auch ein Code angegeben, der mithilfe eines Navigationsgeräts zum richtigen Parkplatz leitet.

SICHERHEIT IN DEN BERGEN UND IN KLETTERSTEIGEN

Wer, egal wo, einen Klettersteig begehen will, sollte sich immer bewusst sein, dass man sich in sogenanntes „Abenteuergelände“ begibt. Der Begriff Abenteuer ist aber eher zu drastisch gewählt, man spricht besser von Gelände, in welchem die absolute Sicherheit nicht garantiert werden kann. Dazu müssen einige Themen und Begriffe geklärt werden, was wir im folgenden auf möglichst einfache, in terminologischer Hinsicht vielleicht nicht immer völlig korrekter Art und Weise tun wollen.

Wenn wir von Gefahr sprechen, ob in den Bergen oder anderswo, dann verstehen wir darunter das Vorhandensein von Elementen, die unserer Unversehrtheit schaden können und per Definition objektiv sind: nämlich alles, was Schaden verursachen kann. In einem Klettersteig ist das beispielsweise Steinschlag oder Blitzschlag im Fall eines Gewitters.

Unter Risiko verstehen wir die Interaktion zwischen uns und der Gefahr, was sehr subjektiv ist, wie auch die Höhe des Risikos, das wir eingehen wollen. Dank der Strategien, welche wir zur Risikominderung einsetzen, können wir das Risikoverhalten selbst bestimmen.

Dieser Diskurs soll daran erinnern, dass wir, wenn wir uns in Abenteuergelände befinden, unser Verhalten bezüglich der Sicherheit nicht an andere delegieren können. Ausgenommen davon sind spezielle Situationen (beispielsweise in Begleitung von Bergführern).

Wir bestimmen also unser Verhalten selbst, woraus folgt, dass wir die möglichen Gefahren in einer bestimmten Umgebung kennen müssen, sie erkennen und angemessene Strategien der Risikominderung anwenden sollten.

Dazu im Folgenden einige Beispiele für die Gefahren, welche im Bergsport allgemein und im speziellen bei Klettersteigen auf uns zukommen können.

Immer präsent ist die Gefahr, auszurutschen oder zu stürzen, insbesondere in speziellen Situationen wie in felsigem oder nassem Gelände. Wir müssen also möglichst verhindern, dass wir aus dem Gleichgewicht geraten und deshalb ausrutschen: Riesige Rucksäcke, vielleicht noch mit vielem, außen angebrachtem Ausrüstungsmaterial, bergen ein großes Gefahrenpotenzial. Gurt, Klettersteigset, Helm und Trinkflaschen gehören erst einmal in den Rucksack, dort werden sie am besten nach Einsatzbedarf verstaut. Ein Helm sollte schnell greifbar sein und deshalb oben liegen. Set und Gurt legt man aus Platzgründen am besten in den Helm, den man auch schon weit vor der Wand, in der der Klettersteig verläuft, aufsetzen sollte. Auch wenn wir die Ersten am Steig sind, können Wind oder Tiere, die durch uns gestört wurden, weiter oben Steinschlag auslösen. Am Beginn mancher Klettersteige gibt es bequeme Plätze, wo die Ausrüstung angelegt werden kann, bei anderen ist der Platz beengt oder ausgesetzt. Umso mehr sollte man dort darauf achten, nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Sobald wir eingestiegen sind, müssen wir sorgsamst darauf achten, keinen Steinschlag auszulösen. Wenn das doch passiert, rufen wir sofort ganz laut und verständlich „Stein!”, hier in Italien besser „sasso!” Längere Sätze sind unnötig, wenn nicht sogar gefährlich, denn die Nachkommenden könnten das nicht oder missverstehen oder überhaupt nicht ernst nehmen. Hören wir diesen Ruf, quetschen wir uns möglichst nah an die Wand und blicken nicht nach oben (was eine normale Reaktion wäre...), sondern geradeaus und halten die Hände vors Gesicht, um dieses zu schützen. Aber nicht nur Steine fallen in einem Klettersteig nach unten, auch andere Sachen, die schlecht in Taschen verstaut wurden, wie Mobiltelefone oder Trinkflaschen. Eine volle Flasche mit einem Gewicht von 1 Kilogramm kann bei einer Fallhöhe von 10 Metern einen Menschen auch tödlich verletzen! Auch Smartphones können größere Verletzungen verursachen...

Ein Klettersteig ist mit Drahtseilen ausgestattet, die im Falle eines Gewitters ein “wunderbarer” Blitzableiter sind, der auf lange Distanzen gefährliche elektrische Ladung transportiert. Seht bei schlechter Wettervorhersage besser von einer Tour ab. Insbesondere in den Voralpen bilden sich an heißen Tagen schon am frühen Nachmittag Hitzegewitter, checkt also möglichst diverse Wettervorhersagen und informiert euch genauer über den Klettersteig und den Zeitbedarf und rechnet lieber mit mehr Zeit. Das ist die beste Strategie, um nicht in eine Gewittersituation zu geraten. Wenn ihr schon im Steig unterwegs seid, dann steigt lieber ab oder nutzt einen eventuell vorhandenen Fluchtweg, wenn ihr unsicher über die Wetterentwicklung seid... Der Klettersteig ist noch längere Zeit da! Denkt daran, dass fast alle Klettersteige nur in eine Richtung, nämlich aufsteigend, begangen werden. Wer dies in entgegengesetzter Richtung tut, also absteigend, bringt nicht nur sich selbst, sondern vor allem die Aufsteigenden in Gefahr!

Bei Unfällen wählt man die Notrufnummer 112 und beantwortet die Fragen, die von der Leitstelle gestellt werden. Üblicherweise betreffen diese die Art des Unfalls, den Ort und die Wetterbedingungen, die für den Einsatz eines Helikopters des Soccorso Alpino (Bergrettung) notwendig wären. Wenn der Helikopter ankommt, dann macht ihr euch so gut wie möglich sichtbar, indem ihr die Arme ausbreitet und mit den Armen ein „Y“ formt. Dies ist weltweit das Zeichen dafür, dass man Hilfe benötigt.

Ein von Kletterern wie auch Klettersteiggehern oft nicht beachtetes Thema betrifft die wirklich

nicht wünschenswerte Möglichkeit, längere Zeit frei im Gurt zu hängen, ohne dass Füße bzw. Beine die gesamte Last des Körpergewichts aufnehmen können. Dies führt - sofern nicht umgehend Abhilfe geschaffen wird - schlimmstenfalls zu einem potenziell lebensbedrohenden Ereignis, dem Hängesyndrom (oder auch Hängetrauma). Wir möchten dieses Problem hier aber nicht genauer ausführen, sondern es den Leserinnen und Lesern überlassen, diese Thematik eventuell weiter zu vertiefen. Trotzdem soll an dieser Stelle nochmals explizit darauf hingewiesen werden, dass beim Klettersteiggehen ein freies Hängen im Gurt unbedingt vermieden werden sollte. Zum Ausruhen sucht man sich deshalb immer Positionen, wo man sein gesamtes Gewicht auf die Füße bringen kann und nicht im Gurt hängen muss. Das bedeutet natürlich, vorausschauend Situationen wie schwierigste Passagen oder Staubildung zu erkennen.

Wer ausruhen oder warten muss, lässt natürlich die beiden Lastarme des Klettersteigsets eingehängt und benutzt zusätzlich eine Rastschlinge mit Karabiner, die kürzer als die beiden Lastarme ist (damit letztere nicht belastet werden).

Teilt eure Kräfte so gut wie möglich ein und seid euch immer bewusst, dass ein Sturz im Klettersteig - im Unterschied zum Seilklettern - fast immer gravierende Folgen hat. Ein Aufschlag auf Eisenbügel, Stifte oder Stufen und die Kraft, die beim „Abflug” entsteht, können starke Verletzungen zur Folge haben. Rennt also nicht durch den Steig, sondern genießt den Aufstieg … das ist die beste Voraussetzung, um einen wunderschönen Klettertag zu verbringen.

Rotes Aufgespanntes Stoffquadrat

Boden-LuftNotsignale
Boden-LuftNotsignale
Rotes Licht oder Leuchtsignal WIR BRAUCHEN HILFE
BRAUCHEN KEINE HILFE
No – Nein

Danksagung

Die Arbeit an diesem Klettersteigführer war für mich sehr motivierend, wenn ich auch zugeben muss, dass sie sich als komplizierter erwies, als ich anfangs dachte... Jedes Mal, wenn ich glaubte, ein Kapitel zu Ende gebracht zu haben, erfuhr ich, dass die eine oder andere Via Ferrata geschlossen wurde oder die Sanierungsarbeiten bei anderen begonnen hatten und damit eine andere Routenführung einherging. Dieser Führer wäre deshalb ohne die wertvolle Hilfe vieler Personen nicht möglich gewesen. Ihnen allen möchte ich hiermit von ganzem Herzen dafür danken. Ich hoffe, niemand vergessen zu haben. Wenn doch, bitte ich im Voraus um Entschuldigung!

Bei den Beschreibungen in der Provinz Brescia unterstützten mich die Bergführerkollegen Roberto Parolari, Matteo Gaudiosi und Ivan Baldi. Keinesfalls vergessen möchte ich hier den unermüdlichen Kollegen Fausto Pintossi. Für die Klettersteige in der Provinz Como sowie viele Fotos waren die Kollegen Daniele Curti und Claudio Pozzi ein sehr große Hilfe.

Ein ganz besonderes Dankeschön geht an Luca Biagini, ohne den ich die Arbeit an diesem Buch vermutlich nicht begonnen hätte sowie an den Herausgeber Versante Sud für seine Geduld und sein Verständnis für die ständigen Verspätungen.

Domenico Chindamo, Alpinist und Mitglied des

Bibliographie

www.saliinvetta.com www.ferrate360.it www.wikipedia.org www.collegioguidealpineitaliane.com https://www.regione.lombardia.it

- Matteo Bertolotti, Gardiol Dario, Ferrate Lombardia e Svizzera, Vividolomiti.

- Pietro Buzzoni, Giuseppe Carì, Andrea Spandri, Calcare d’Autore, Bellavite.

CAAI, war für mich eine unschätzbare Hilfe bei der Identifizierung des komplizierten Wegenetzes des Gebiets zischen Lecco und Como. Seine Kenntnisse machten es möglich, diverse Rundtouren mit mehreren Klettersteigen in den Führer aufzunehmen. Matteo Auriemma und Alberto Carbonara, meinen vertrauten Kumpels, gebührt ein außerordentlicher Dank für ihre große Hilfe bei den Klettersteigen am Resegone. Ein Dankeschön geht auch an alle, die sich als „Modelle“ für die Fotos zur Verfügung gestellt bzw. die Fotos gemacht haben: Francesca di Mola, Alessandra Meda, Carlo Leidi, #Icaro1969, Federica Borra, Chiara Motte, Andrea Filippi, Paolo Plona, Nicolò Rigatti, Ottavio Zani, Matilde Grillo, Federica Regonini…

Ich danke meinem Vater, der schon in meiner Jugend meine Leidenschaft für die Berge erkannte und förderte. Eine Leidenschaft, die sich durch Neugier und dem Willen zu lernen stetig verfestigt, ohne dass ich bisher jemals den Gedanken hatte, „angekommen“ zu sein.

Und nicht zuletzt danke ich meiner Lebenspartnerin Daniela, die mich bei diesem und vielen anderen Abenteuern mit Engelsgeduld ertragen und angetrieben hat, ohne je etwas zu fordern, aber alles zu geben. Ohne dich wäre nichts möglich – danke...!

- Ludovico Marchisio, Ferrate d’Italia, Albatros.

- Piermauro Soregaroli, Ferrate di Lombardia, Nordpress.

- Gli speciali Ferrate sulle Alpi Occidentali in “Meridiani e Montagne”.

- Gli speciali Ferrate sugli Appennini in “Meridiani e Montagne”.

Legende

Alle Touren wurden bis zur Drucklegung des Führers begangen oder kontrolliert. Aber trotzdem können sich durch nicht vorhersehbare äußere Umstände im Lauf der Jahre oder sogar im Verlauf der Jahreszeiten Änderungen bezüglich dieser Informationen und Daten ergeben. Extreme meteorologische Ereignisse, Felsstürze und Erdrutsche oder menschliche Eingriffe sind nicht ausgeschlossen und verändern eventuell den Charakter und Zustand einer Tour auch auf radikale Weise.

Wanderschwierigkeiten

Der Schwierigkeitsgrad entsprechend der Tabelle auf S. 19.

Dies ist ein sehr subjektiver Wert, der trotzdem so einheitlich wie möglich auf Basis der Entfernung, des Höhenunterschieds und der technischen Schwierigkeit angesetzt wurde. Die Zahl der Sterne gibt an, ob ein Klettersteig als leicht (ein Stern) einzustufen ist oder als sehr anspruchsvoll. Vier Sterne verweisen darauf, dass es einer sehr guten Physis bedarf, um den Klettersteig in der angegebenen Zeit zu schaffen.

Die Bewertung der Schönheit einer Tour ist sehr subjektiv und die wohl schwierigste und undankbarste Aufgabe. Berücksichtigt sind dabei die Ausblicke am Weg und die Vielfalt der Landschaft.

Qualität der Ausstattung

Weist auf die Qualität der bautechnischen Ausführung des Klettersteigs hin (gemäß der im speziellen Kapitel vorgestellten Richtlinien).

Der höchste erreichte Punkt (in Meter über Meereshöhe).

Höhenunterschied

Die Summe aller im Aufstieg zurückgelegter Passagen einer Tour. Der Wert ist aufgerundet, erlaubt aber dennoch die Bewertung der physischen Anstrengung der Tour.

Physischer Anspruch
Schönheit
Höchster Punkt

Entwicklung

Gesamte Länge in Meter ab Beginn des Klettersteigs bis zu dessen Ende. Bei einer Rundtour wird jedoch die Länge der gesamten Tour angegeben.

Zustiegsdauer

Die Gehzeit vom Parkplatz bis zum Klettersteigs, zu dem man gelangt, wird auf der Grundlage einer mittleren Gehgeschwindigkeit. Die Gehzeit kann je nach Wetter- und Geländebedingungen variieren. Im Spätherbst zum Beispiel sind manche Wege vollständig mit Blättern bedeckt, sodass man nicht nur leichter die Spur verliert, sondern auch langsamer vorankommt. Das Gleiche gilt für steile Zustiege an heißen Sommertagen in der prallen Sonne. Die Angabe bleibt subjektiv und hängt auch von weiteren Faktoren ab, die die Gehzeit beeinflussen können.

Ein Durchschnittswert, der sich je nach Länge und Höhenunterschied und auf Basis einer regelmäßigen, normalen Schrittgeschwindigkeit ergibt. Bei höheren Schwierigkeiten einer Tour wurde eine bessere Physis vorausgesetzt. Bei einer Rundtour ist jedoch der Zeitbedarf der gesamten Tour angegeben.

Zu Hütten (nicht alle sind bewirtschaftet) und Biwakschachteln sind weitere Informationen angegeben. Wer eine Übernachtungsmöglichkeit sucht, ruft am besten vorher in der Hütte an.

Periodo di fruibilità

Mit der Grafik lässt sich schnell erkennen, in welcher Zeit normalerweise die besten Bedingungen herrschen. Viele Wege sind jedoch bis ins späte Frühjahr noch mit Schnee oder Eis bedeckt, teilweise sind bis in den Sommer hinein Schneefelder vorhanden. Grün unterlegte Monate weisen auf die beste Zeit hin, bei gelb unterlegten ist Vorsicht bei felsigem Untergrund angebracht. In rot unterlegten Monaten ist von einer Tour definitiv abzuraten, denn sie könnte ein gefährliches Ende nehmen.

qrcode parcheggio

Scannen Sie den QR-Code mit Ihrem Smartphone, um das Parkhaus zu erreichen.

Hütten
Ferrata Monte Due Mani (© G. Meneghello)

PROVINZ COMO

Trotz der beneidenswert guten Lage am gleichnamigen See, der alljährlich Ziel unzähliger Touristen ist, finden sich in der Provinz Como nur wenige Klettersteige. Das hohe Potenzial, das die Berge hier bieten, wird trotz dieser guten touristisch-ökonomische Voraussetzungen noch kaum durch die lokalen Verwaltungen genutzt. Vielleicht liegt das aber auch nicht sehr im Fokus, weil die touristische Infrastruktur doch mehr auf Erholungsurlauber zielt, welche von Jahr zu Jahr in immer größerer Zahl diese Region besuchen. Die existierenden Klettersteige bieten bei klarem Wetter auf alle Fälle tolle Ausblicke auf den See und die umliegenden Berge der Zentralalpen bis hin zur Monte RosaKette. Und wer will, kann sogar am gleichen Tag einen weiteren Klettersteig in der Provinz Lecco in Angriff nehmen.

01. Ferrata Angelino am Monte Generoso 46 02. Ferrata del Centenario Cao am Monte Grona 52

56

04. Ferrata Venticinquennale am Corno di Canzo 58

03. Ferrata Sass Tavarac . .

FERRATA ANGELINO am Monte Generoso

NORDOST

Meereshöhe

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Wanderschwierigkeiten

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Physischer Anspruch

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Schönheit

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Qualität der Ausstattung

Höchster Punkt

Höhenunterschied

Entwicklung

Zustiegsdauer

Wegdauer

Albergo Vetta

Hütten

Kurzer, recht schwieriger Klettersteig am Monte Generoso und der Grenzlinie zwischen Italien und Schweiz. Die Tour ist nicht sehr homogen, auf den ersten sehr schwierigen Teil mit überhängenden Leitern folgt eine Strecke, die eher als versicherter Steig gelten muss. Aber die Ausblicke beim Aufstieg und das 360-Grad-Panorama auf dem Gipfel sind ausgesprochen schön und machen die Tour dennoch lohnenswert.

Der Zugang kann aus der Schweiz oder Italien erfolgen. In einigen Führern und auf diversen Websites wird der Zugang von Schweizer Seite empfohlen, weil dies schneller und weniger anstrengend ist: mit der (recht kostenintensiven) Zahnradbahn ist man in knapp 40 Minuten auf dem Gipfel. Wir raten zum Aufstieg von italienischer Seite aus: so spart man sich die Fahrtkosten mit der Bahn, aber vor allem lässt sich so eine schöne Rundtour durchführen, die mit unvergesslichen Ausblicken auf die umliegenden Gipfel und Seen aufwartet.

Ferrata Angelino am Monte Generoso - Francesca Di Mola (© Andrea Cari) 

ZUSTIEG

Italien: Von der Alpe di Orimento in westliche Richtung auf einem Schotterweg (Holzgatter/ Wegweiser Monte Generoso) zuerst flach, dann absteigend bis zu einer kleinen Holzbrücke (Wegweiser). Dort auf den Wanderweg Richtung Barco dei Montoni (Monte Generoso Alto), in den Wald und weiter zu einem breiten Sattel am Beginn eines Nadelwalds. Am Wald entlang bergauf, der Pfad führt zu einem Sattel, von wo der felsige Gipfelaufbau des Monte Generoso, der Klettersteig und ein Teil des Abstiegswegs in den Blick kommen. Hier lässt sich in der Spätsaison auch schon beurteilen, ob bzw. wie sehr der Abstiegsweg mit Schnee bedeckt ist.

Am Sattel hält man sich rechts und folgt dem Bergrücken entlang einer langen Steinmauer, dann erreicht man einen weiteren kleinen Sattel, wo ein wunderschöner Blick auf die Gipfel des Aostatals und der Schweizer Hochalpen möglich ist.

Man folgt dem Weg unterhalb des grasigen Piancaccia-Gipfels in Richtung der Felswände, durch die unser Klettersteig verläuft. Am Einstieg findet sich ein Hinweisschild. 1h30‘.

Schweiz: Von der Terrasse des Albergo Vetta folgt man dem bequemen Weg in Richtung Osten zum Verbindungssattel der Grenzlinie. Hier dann auf markiertem Steig bis in Nähe des Kreuzes unterhalb der Nordwand (20 Min.).

BESCHREIBUNG

Der Klettersteig beginnt mit eine leichten Traverse rechtshaltend zu einer überhängenden roten Leiter, über die man anstrengend aufsteigt zum ersten Turm. Nun absteigend (nur eine Kette) zum Einschnitt zwischen erstem und zweiten Felsturm. Es folgt eine zweite Leiter und ein kleiner Quergang (ohne künstliche Tritte) zur dritten kurzen Leiter. Ab hier wird es dann deutlich einfacher,

viel Kraft verlangt und sehr ermüdend ist. Danach kann man sich wieder etwas entspannten, ein versicherter Steig führt zum dritten Abschnitt des Klettersteigs. Über senkrechte Platten mit guten Griffen und vielen Tritten erreicht man einen Felsblock, um den ein Metallnetz gespannt ist. Hier en-det der Klettersteig und die Mühen des Aufstiegs werden mit einem tollen Panorama belohnt.

ABSTIEG

Man folgt kurz dem flachen Bergrücken und steigt dann links auf einem Pfad bergab in den

Wald, wo der „sentiero medioevale” mündet (bei Purtirola, Tafel mit Illustrationen) dann links weiter. Nach einem kleinen Bach erreicht man einen wunderschönen Kastanienwald oberhalb von San Tommaso. Jetzt sucht man den besten Weg durch den Wald und erreicht den kleinen Weiler (15min) bzw. steigt weiter ab zum Parkplatz.

ANMERKUNGEN

Mit dem oben beschriebenen Klettersteig lassen sich auch weitere verbinden:

1. Sentiero attrezzato delle vasche: Gleich nachdem man den Parkplatz am Friedhof

Ferrata Osa am Corno Rat (© D. Curti)

verla-sen hat, geht am Bachbett des Wildbachs Infern entlang. Ketten und Trittstufen helfen beim Auf-stieg über diverse Felsrampen. Am letzten Felsblock („Taja Sass”) geht man rechts weiter und folgt dem Wanderweg zurück nach San Tommaso (1h45’).

2. Sentiero attrezzato Canalone Belasa: Wenn man den OSA-Steig beendet hat, geht man ca. hundert Meter auf dem Bergrücken weiter und trifft auf einem Sattel auf ein Wegzeichen. Nun rechts (Wanderweg Nr. 2) steil bergab in den Wald zur Sorgenta-Quelle. Dort treffen meh-rere Wege aufeinander, man folgt dem

Wegweiser zu „Canalone Belasa” und steigt steil berg-auf auf in Richtung Monte Moregallo. Im Schlussabschnitt sind einige mit Ketten versicherte Fel-saufschwünge zu bewältigen. Am Gipfel bieten sich mehrere Möglichkeiten zum Abstieg, der einfachste und direkteste ist derjenige auf dem Wanderweg Nr.6, der mit schönen Ausblicken zurück nach Valmadrera führt, wo man noch kurz durch den Ort zum Parkplatz geht.

3. Sentiero attrezzato al Corno Orientale:

Wenn man den OSA-Steig beendet hat, folgt man dem Pfad auf dem Bergrücken bis zum Einstieg (Hinweisschilder „Sentiero Attrezzato“). Über schöne kleine Platten mit gutem Fels klettert man (abgesichert durch die vorhandenen Ketten) bis zum Gipfel des Corno Orientale (1237m, Zeitbedarf ab Ende des OSA-Steigs ca. 1h). Am Gipfel bieten sich verschiedene Möglichkeiten für den Rückweg, die empfohlene Route führt bergab zur Bocchetta di Luera (nordwestlich, ca. 15min). Ab hier folgt man einem Wanderweg zur Quelle Acqua del Fo (mit Brunnen und Holztisch) und dann den Wegweisern nach San Tommaso Valmadrera (1h15’).

4. Ferrata 25ennale Corno Occidentale: Wenn man den OSA-Steig beendet hat, folgt man kurz dem Pfad auf dem Bergrücken zu einem Sattel (Abzweigung zum Canale Belasa und Sen-tiero corno Orientale „Sentiero Attrezzato“). Hier links (Hinweisschild „2 FO“) und beim Brunnen mit Holztisch wiederum links in Richtung „Terzo Alpe“. Man erreicht einen breiten Sattel (La Colma 1000m). mit verschiedenen Wegweisern, geht dort rechts leicht bergauf zu einem Weg-zeichen mit der Aufschrift „Traverso“. Nun flach in Richtung der überhängenden Wand des Corno Occidentale bis ein Schild auf die „Via Ferrata ai Corni“ hinweist und rechts steil bergauf zum Einstieg (ca. 1h30’)

Ferrata Osa am Corno Rat - Domenico Chindamo (© A. Carì)

BESCHREIBUNG

Die Via Ferrata beginnt in der Nähe einer alten Kriegsstellung, das markante Hinweisschild ist schon früh gut sichtbar. Eine erste senkrechte Passage lässt sich dank der guten Griffe und der guten, Vertrauen schaffenden Felsqualität schnell überwinden. Bald erreicht man den Grat, der immer schmäler wird, einige Trittbügel helfen beim Aufstieg zu einem zweiten senkrechten Abschnitt. Man folgt weiter dem Grat, nach einigen Felsstufen erreicht man (weiterhin ausgesetzt) eine senkrechte Platte. Der Verlauf des Wegs ist vorgegeben, nach einer sehr glatten Passage folgt ein schräger Riss, dann eine markante Stelle zwischen engen Felsen und ein sehr exponierter Abschnitt. Eine lange Traverse leitet zu einem grasigen Band mit einer wunderschönen Verschneidung. Hat man diese bewältigt, folgt man einem kurzen gestuften Abschnitt und dann dem logischen Weg entlang des Grats. Nach einem letzten Felsaufschwung ist das Ende des Klettersteigs erreicht. Von hier kann man noch kurz (ohne Drahtseil) zum Gipfel des Corno di Grevo (2869m) aufsteigen.

ABSTIEG

Vom Gipfel (sofern man aufgestiegen ist) zurück zum Drahtseil, dort folgt man dem Abstiegspfad in einer Rinne (mit Drahtseil) in Richtung Valle del Fumo. Auf diesem Abschnitt hat man einen wunderschönen Blick auf den See bei der Malga Bissina. Man folgt den Wegweisern zur Forcellino Rosso („Rosso-Scharte“), die im 1. Weltkrieg heftig umkämpft war. Noch immer sind dort die Überreste der Militärstellungen zu sehen. Ab hier steigt man ab zum Rifugio, das man nach ca. 1h30‘ (ab Ende Klettersteig) erreicht.

ANMERKUNGEN

Das Drahtseil und auch dessen Fixpunkte wurden 2017 erneuert, aber zusätzliche Trittstufen oder Bügel wurden nicht installiert. Die Abstände zwischen den Ankerpunkten sind nach wie vor sehr weit, weshalb Vorsicht geboten ist. Der Klettersteig soll aber bald nach den neuesten Richtlinien saniert werden.

Corno di Grevo 2867m
Guglia del Marmo 2737m
Monte Ignaga 2650m
Malga Lincino
Scale d’Adamè
rifugio Città di Lissone 24
Forcellino Rosso
Cedegolo
Monte Marosso 2688m
Ferrata Corno di Grevo (© F. Vaiarini) 

FERRATA SENTIERO DEI FIORI

N / NW

Meereshöhe

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Wanderschwierigkeiten

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Physischer Anspruch

ÙÙÙÙ

Schönheit

ÙÙÙÙ

Qualität der Ausstattung

3000m

Höchster Punkt

490m

Höhenunterschied

400m

Entwicklung

1h00’

Zustiegsdauer

4h00’ - 6h00’

Wegdauer

Bivacco Amici della montagna

3166m

Hütten

Die Tour zählt wegen des historischen Hintergrunds und ihres Verlaufs in hochalpiner Umgebung sicherlich zu den interessantesten und schönsten dieses Führers. Auf dem Weg trifft man immer wieder auf Stellungen der italienischen Alpini und österreichischen Soldaten aus dem 1. Weltkrieg. Der Klettersteig bietet auch eine Variante in senkrechtem Gelände, die auf einen Aussichtspunkt, das sogenannte Adlernest (it. nido d’aquila), führt. Der Name der Ferrata erweckt falsche Erwartungen: Sie verläuft zwar auf vielen ausgesetzten Felsbändern, wo Blumen wachsen könnten, aber der Name „Weg der Blumen“ (sentiero dei fiori) soll vielmehr einen Kontrapunkt setzen zu den Ereignissen, die hier und anderswo im Alpenraum im 1. Weltkrieg stattgefunden haben. Der Zustieg und ein Teil des Abstiegs erfolgt mit der bequemen Presena-Kabinenbahn im Gebiet Adamello-Ponte di Legno. Informationen zu Fahrzeiten finden sich auf der website www.pontedilegnotonale.com/it/. Der „Weg der Blumen“ weist eigentlich eher die Merkmale eines versicherten Steig auf, er ist aber sehr lang, anspruchsvoll und exponiert und wurde aus diesen Gründen in diesen Führer aufgenommen.

AUSGANGSPUNKT

Entweder aus Richtung Madonna di Campiglio oder über Ponte di Legno zum Passo Tonale, wo sich die Talstation der Presena-Kabinenbahn befindet. Man löst eine Fahrkarte für den ersten Abschnitt der Bahn zum Passo Paradiso (2585m).

ZUSTIEG

Am Ausstieg der 1. Sektion rechts in Richtung See und auf dem Wanderweg Nr. 44 zum Passo del Castellaccio (2963m, ca. 1h). Der versicherte Steig beginnt bei einem Metallschild auf der anderen Kammseite. Wenn es dort sehr windig ist, legt man die Ausrüstung am besten schon vorher an.

BESCHREIBUNG

Vom Pass folgt man dem breiten, aber ausgesetzten Band, das im Auf und Ab unterhalb des Bergkamms entlang führt. Einige Holzstufen erleichtern das Fortkommen bei ein paar exponierten Geröllrinnen. Man erreicht dann eine Abzweigung: links führt der Weg senkrecht zum schon oben erwähnten Nido d’Aquila, einer ehemaligen Militärstellung, von wo man eine sehr schöne Aussicht hat. Nach der Rückkehr folgt man weiter dem Kammweg, der nun mit der spektakulärsten Passage aufwartet, der „passaggio del Gendarme di Casamadre“, wo man einen Felsturm auf zwei Seilbrücken umgeht. Wer hier Höhenprobleme hat, kann stattdessen durch einen Tunnel

Die exponierte Seilbrücke am Sentiero dei Fiori (© I. Pigolotti)

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