SARDINIEN Ost
Sportklettern
Baronia, Oliena, Gonone, Baunei, Jerzu, Ulassai, Quirra
Erste Ausgabe März 2024
ISBN 9788855471503
Copyright © 2024 VERSANTE SUD – Milano (I), via Rosso di San Secondo, 1. Tel. +39 02 7490163 www.versantesud.it
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, der elektronischen Speicherung, der Vervielfältigung und der teilweisen oder gänzlichen Bearbeitung.
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Skizzen
Übersetzung
Landkarten
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Druck
Claudia Giglio, King Canute, Bau Arena (Ulassai) © Richard Felderer
Richard Felderer
Chiara Benedetto
Alba L. Neder
Tommaso Bacciocchi. © Mapbox, © Open Street Map
Tommaso Bacciocchi
Chiara Benedetto
Press Grafica s.r.l. – Gravellona Toce (VB), Italien
Null Km
Von lokalen Autoren, die das Klettern in ihrer Region leben und vorantreiben
Was heißt das?
Ein Kletterführer aus der Region!
Er ist „gesünder“ und „schmeckt besser“, weil er von Locals stammt.
Genauso wie die Bio-Tomaten vom Bauern nebenan?
Richtig! Unverfälscht und authentisch.
Lokale Autoren sind von Vorteil für Alle:
– Sie verfügen über die neuesten Informationen.
– Sie konzentrieren sich nicht nur auf die allseits bekannten Orte.
– Sie tragen zur Entwicklung ihrer Region bei.
Lokale Autoren sind von Vorteil für die Region:
– Sie veröffentlichen nur das, was auch veröffentlicht werden soll.
– Sie sind bemüht, alle Spots und Ortschaften zu fördern.
– Sie sind mit der lokalen Praxis vertraut.
Und zu guter Letzt das Wichtigste: Ihre Felsen liegen ihnen wirklich am Herzen.
Hinweis
Klettern ist ein potenziell gefährlicher Sport und geschieht immer auf eigene Gefahr. Alle Hinweise in diesem Führer beruhen auf Informationen, die zum Zeitpunkt der Drucklegung aktuell waren. Es wird empfohlen, sich vor der Begehung einer Route über den aktuellen Stand zu informieren.
Anmerkung
Der vorliegende Kletterführer benutzt zuallermeist keine gendergerechte Sprache. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird verallgemeinernd das generische Maskulinum verwendet, das z.B. mit dem oft verwendeten Begriff „Kletterer“ gleichermaßen weibliche, männliche und diverse Kletternde meint. Sie sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen.
2% der Einnahmen aus dem Verkauf dieses Führers werden in Material für Erschließungen und Sanierungen investiert
Null Km
Von lokalen Autoren, die das Klettern in ihrer Region leben und vorantreiben
RICHARD FELDERER
SARDINIEN Ost
Sportklettern
Baronia, Oliena, Gonone, Baunei, Jerzu, Ulassai, Quirra
Vorwort
Die Fakten sprechen für sich: Ich bin nach Sardinien gezogen, und zwar vor allem deshalb, weil es ein kleines Kletterparadies ist.
Und bei näherer Betrachtung: gar nicht mal so klein! Sardinien ist in der Tat eine geologisch, geographisch und auch klimatisch sehr komplexe Region. Man kann dort praktisch an jedem Tag des Jahres klettern, und wenn man all die Gebiete mit ihren kleinen Details bestens kennt, gibt es nur wenige „Lückentage“.
Natürlich ist ein wenig Flexibilität erforderlich: Wie fast immer, wenn man einen konkreten Plan hat, kann es sein, dass die Dinge nicht so laufen, wie man es sich erhofft, dass der falsche Wind weht, dass es für die Jahreszeit doch zu heiß ist, dass es geregnet hat und der Cruxgriff nass ist... Kurzum, die üblichen Ausreden! Aber abgesehen von falschen Entscheidungen, was das Verhältnis Ausrichtung/Jahreszeit angeht... Welcome to heaven!
Jedes Jahr wächst die Zahl der Felsen, die Erschließer gönnen sich keine Pause und das jungfräuliche Terrain ist immer noch ziemlich ergiebig, besonders in Ogliastra und in der Gegend um Gonone. Die verschiedenen Stile, die unterschiedlichen Gesteinsarten, aber auch die unterschiedlichen Hände der Kletterer führen dazu, dass jedes Gebiet eine unglaubliche Vielfalt an Routen bietet, jede mit ihrem eigenen Charakter und in der Regel in schönem Fels. Oft wunderschönem. Kalkstein dominiert, aber auch Granit, Tuff und einige Basaltfelsen fehlen nicht.
Viele der Klettergebiete sind eher isoliert und abgelegen, weit weg vom Gedränge, das in anderen, ebenso berühmten Gebieten Norditaliens herrscht. Wenn man aber mehr auf „geselliges“ Klettern Wert legt, so findet man auch dafür geeignete Felsen!
Und wer sich in der Stille und den Düften der mediterranen Macchia verlieren will, braucht nur ein paar Minuten weiterzugehen, vielleicht im T-Shirt während der Weihnachtsferien, um sich allein an einer Felswand wiederzufinden, die einem Gemälde von Van Gogh entsprungen zu sein scheint!
Einleitung
Mit dieser Veröffentlichung verfolge ich ein einfaches Ziel: das Klettergebiet zu fördern und seine Geschichte zu erzählen, indem ich einen Großteil seiner Felsen beschreibe, ihre Vorzüge und, falls nötig, auch ihre Fehler herausstelle, und zwar mit zweierlei Absicht: die Auswahl der Felsen und Routen durch genaue Beschreibungen aus erster Hand zu erleichtern, sei es in Bezug auf den Stil, die Absicherung, die Gesteinsart oder die Art der Kletterei. Und zwar aus der Sicht eines durchschnittlichen Kletterers und soliden Erschließers wie mir. Mit dem Ziel, einen brauchbaren Leitfaden zu erstellen: sowohl für den einheimischen Kletterer, der sich ans Klettern herantastet, als auch für den Vertikaltouristen, der zum Klettern auf diese traumhafte Insel kommt.
Ein Führer ist zwangsläufig eine Erzählung über ein Gebiet, in diesem Fall ein senkrechtes. Und als Erzählung ist er das Ergebnis einer Interpretation und weist daher subjektive Merkmale auf. Das ist unvermeidlich. Es wurde oft versucht, so neutral wie möglich zu sein und dem treu zu bleiben, was die verschiedenen Erschließer und Wiederholer vorschlagen, aber Manchem muss ich aus Gründen der intellektuellen Redlichkeit eine eingehendere und korrektere Interpretation hinzufügen.
Die Kommentare beschreiben den allgemeinen Charakter der Route, den Stil und die Art der Kletterei und geben in der Regel keine Hinweise auf einzelne Stellen oder „Tricks“, um niemandem das Onsight abzusprechen. Es wird nirgends stehen: „Versteckter Untergriff am dritten Haken“!
Da der Führer aber auch ein nützliches Werkzeug ist, um sich einen Überblick über Art und Stil der Routen zu verschaffen, werden natürlich einige kleine Hinweise gegeben, aber grundsätzlich steht hier nichts, was man nicht sowieso sieht, wenn man davorsteht. Was etwaige Urteile betrifft, so sind diese natürlich subjektiv und sollten als solche aufgefasst werden. Natürlich sind sie nicht allgemeingültig, und wenn eine Route als „schön“ bezeichnet wird, so liegt das daran, dass dem Autor und seinen Kletterpartnern diese Route sehr gut gefallen hat (oder auch nicht!). Aber Klettern ist extrem subjektiv, und Urteile müssen immer als subjektive Urteile verstanden werden.
Was die Bewertung betrifft, so wird natürlich der Eine oder andere, manchmal sogar der Verfasser, mit manchen Graden nicht einverstanden sein. Aber auch die Bewertung als solche ist subjektiv und hängt von verschiedenen Umständen und Einschätzungen ab, die nicht immer objektiv sind. Im Allgemeinen ist festzustellen, dass die älteren Gebiete solide bis manchmal streng bewertet sind, während in den neueren Gebieten manchmal etwas großzügiger mit den Graden verfahren wird. Es kann aber auch vorkommen, dass die Schwierigkeitsgrade an ein und demselben Fels nicht homogen sind, insbesondere bei den neueren.
Aber es gibt keinen Grund, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen. Es ist einfach so, dass derjenige, der klettert und einbohrt, einen Grad vorschlägt, der vielleicht durch eine bestimmte Lösung zustande kam, und sich dann herausstellt, dass es eine andere, leichtere Lösung gibt... nichts Ungewöhnliches. Oder beim Bewerten des neuen Sektors ging der Kletterer die Route X, als er noch frisch war und sie fiel ihm leicht, während er die Route Y am Ende des Tages kletterte, als er schon komplett platt war. Das ist der normale Prozess der Entstehung von Schwierigkeitsgraden, dem eine gewisse Reifezeit folgt, bevor sich der Grad festsetzt und wie ein guter Wein nach einiger Zeit seinen eigentlichen Wert erreicht. Und wenn wir wirklich ehrlich zu uns sind: Wenn ein Grad vollkommen falsch ist, wissen wir das in unserem Herzen und es ist Teil des Spiels, sonst gäbe es am Abend beim Bier nichts zu sagen! Ebenso gibt es Gebiete, die strenger bewertet sind und andere, in denen die Grade großzügiger bemessen sind. Aus Gründen des Kletterstils, der Absicherung oder anderer Faktoren wird man sicherlich immer auf Routen stoßen, die sich von anderen desselben Schwierigkeitsgrades deutlich unterscheiden. Wie überall auf der Welt, wohlgemerkt.
FEEL THE FLOW
Dance with doubt, face fear, move within the moment. Be yourself, be a climber.
#feeltheflow wildcountry.com
Nichts Dramatisches: Die 7b+, die ich gerade geklettert bin, scheint mehr wie eine 7a+, maximal 7b?
Vielleicht öfter umgekehrt, aber das ist ein anderes Thema! Ich denke, damit können wir alle leben! Und seit der Erfindung des Clipsticks kommt man immer oben an. Im Großen und Ganzen haben wir uns an die etablierten Schwierigkeitsgrade gehalten, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, die zu sehr von den anderen vergleichbaren Touren des Gebiets abwichen.
Für das Klettern auf Sardinien empfiehlt sich ein 80m-Seil, was heute Standard ist, auch wenn man mit einem 70m-Seil wahrscheinlich mehr als 80 % der Touren klettern kann. Von Seilen mit 60m oder weniger raten wir dringend ab. Auf der anderen Seite wäre ein 100m-Seil in aller Regel auch übertrieben.
Oriane Bertone, King Canute, Bau Arena (© Richard Felderer)Natürlich bin ich nicht alle Routen in diesem Führer selbst geklettert, deshalb habe ich mich häufig auf die Aussagen von Freunden und Stammgästen gestützt. Außerdem habe ich versucht, etwaige grobe Bewertungsfehler zu korrigieren, indem ich verschiedene Websites und Datenbanken durchsucht und verglichen habe.
Schließlich ist das Buch, obwohl es vielfach vom Autor und einheimischen Kletterern Korrektur gelesen und überprüft wurde, das erste in dieser Reihe und wird nicht fehlerfrei sein. Für jegliche Kritik steht der Autor zur Verfügung und ist bereit, das Geschriebene zu überarbeiten; ebenso ist der Herausgeber bemüht, zukünftige Ausgaben zu aktualisieren. Für den bedauerlichen Fall, dass ein Versehen vorliegt, entschuldigen wir uns im Voraus und nehmen gerne Korrekturen entgegen.
Geografie, Klima und praktische Hinweise
Sardinien bietet eine äußerst abwechslungsreiche geographische Beschaffenheit, die auf eine sehr alte und ebenso komplexe geologische Geschichte zurückzuführen ist, vor allem im östlichen Teil, wo sich Granit, Kalkstein und Dolomit abwechseln, um nur einige zu nennen, die für Kletterer interessant sind.
Kurzgefasst: Der sardisch-korsische Block löste sich vor etwa dreißig Millionen Jahren von der Provence und bewegte sich gegen den Uhrzeigersinn in seine heutige Position. Wenn wir uns also manchmal Verweise auf den Verdon erlauben, gibt es dafür einen wissenschaftlichen Grund! Genauer möchten wir darauf nicht eingehen, auch weil jede Felsformation ihre eigene Geschichte und Erklärung hätte. Ein Beispiel: Im unteren Teil des Gebiets Lanaitto findet man Kalkstein aus der Unterkreidezeit, während der obere Teil, was man bei der Begehung einer Mehrseillängenroute feststellen würde, aus Kalkstein aus dem Oberjura besteht. Leider ändern sich die morphologischen Merkmale je nach Exposition und Verwitterung, die das Gestein im Laufe der Geschichte erfahren hat. Oder die Leisten im südlichen Ogliastra, dolomitische Strukturen, die auf einer Schieferbasis ruhen und uns die Perlen von Jerzu und Ulassai beschert haben.
Was den Leser im Wesentlichen interessiert, ist die Tatsache, dass das Gestein, das aus all diesen Prozessen hervorgegangen ist, auf jeden Fall von ausgezeichneter Qualität ist. Es gibt nur wenige Gebiete mit schönem Fels, denn größtenteils handelt es sich um hervorragenden Fels, oder wie ein Freund von uns zu sagen pflegt: von ergreifender Schönheit!
Aber kommen wir zum entscheidenden Punkt: Wo gehen wir klettern und wann?
Und vor allem: Was ist die beste Wahl, wenn ich einen reinen Kletterurlaub machen will oder wenn ich die Badebedürfnisse von Freund/Freundin oder, noch schlimmer, von Ehefrau/Ehemann und Kindern unter einen Hut bringen muss? (Realpolitik)
Ich wende mich natürlich an die, die nicht von der Insel kommen, an die, die planen und wichtige Entscheidungen treffen müssen, was das Klettern angeht, oder noch wichtiger, die Beziehung!
Jede Jahreszeit auf Sardinien hat ihre Vorzüge und zuweilen auch ihre Ausreißer. Ich schreibe diese Zeilen im Januar, und gestern waren es 24 Grad! Erstaunlich, aber nicht unglaublich. Das heißt, dass man eigentlich zu jeder Jahreszeit klettern kann – es gibt grobe Anhaltspunkte, aber man muss flexibel bleiben.
Fangen wir also mit dem Winter an. Und zwar mit den Weihnachtsferien, in denen der Autor Sardinien als Kletterziel entdeckte. Für gewöhnlich, ich schätze in 9 von 10 Jahren, dauert die sommerliche Hitzeperiode bis Weihnachten an, und eine Durchschnittstemperatur von 15 Grad tagsüber (am Meer) macht es möglich, einen schönen Klettertag auch in der Sonne zu verbringen. Wenn man von Süden aus startet, ist die Gegend um Quirra einer der Favoriten für diese Zeit, ebenso wie alle Felsen im Norden von Ogliastra mit ihrer interessanten Vielfalt. Viele der dortigen Gebiete sind windgeschützt und daher auch bei nicht optimalem Wetter ein Genuss. Cengia Giradili zum Beispiel ist einer der schönsten, wärmsten und geschütztesten Orte der Insel!
Cala Gonone hat natürlich auch viel zu bieten, und selbst an den schlechtesten Tagen rettet man sich nicht nur ins Millennium oder ins Alveare, sondern man genießt es richtig. Oder Poltrona. Und wenn die Situation wirklich kompliziert ist, ist Fuili ein Joker, der immer geht!
Ganz zu schweigen von einem der schönsten Orte Sardiniens: Lanaitto, der mit seinen sonnigen Felswänden unbedingt einen Besuch wert ist.
Im Gebiet der Tacchi sind die Bedingungen etwas schwieriger. Da die Tacchi verstärkt den Mistralwinden ausgesetzt sind, kann es dort recht kühl werden, aber Gebiete wie Bau Arena, Su Casteddu oder das neue Genobida kann man durchaus im Auge behalten. Wenn man den richtigen Tag erwischt, ist es ein wahrer Genuss, im T-Shirt und mit beeindruckendem Grip an diesen Felsen zu klettern, die noch kein bisschen abgespeckt sind: ein Erlebnis der Superlative!
Ich gehe mal davon aus, dass man im Winter nicht mit einer Kompromisslösung zwischen Bezie-
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hung, Baden und Klettern herkommt. Man klettert einfach! Klar, die Landschaft ist schön. Aber wenn man gar nicht klettern geht, legt man auch den Grundstein für eine Scheidung! Ehrlich währt am längsten. Für nichtkletternde Mitreisende ist der Winter auch schön zum Wandern, vielleicht die beste Zeit. Aber ansonsten sind trotzdem viele der saisonalen Betriebe geschlossen, es ist abends immer noch kalt und die Tage sind kurz. Das Meer ist kalt.
In den Zwischensaisons ändert sich die Situation jedoch drastisch. Allgemein gesagt bietet der Frühling wunderschöne Farben und helle, lange Tage, aber das Wasser ist immer noch kalt. Im Herbst ist das Wetter in der Regel wechselhafter, aber bis Anfang Dezember kann man es wagen, baden zu gehen. Wenn man will, dass die Liebe triumphiert, ist es ratsam, diese Hinweise zu beachten. Zurück zum reinen Klettern: In der Zwischensaison herrschen in der Regel recht hohe Temperaturen, sodass man praktisch nie in der Sonne klettern wird. Man sollte also von vornherein alle nach Süden ausgerichteten Felsen ausschließen und vielleicht eine vernünftige Auswahl an nach Ost oder West ausgerichteten Felsen treffen und den Tag zwischen Meer (oder Couch, oder Wandern) und Fels aufteilen. Auch weil man, wenn man länger bleiben will, in dem guten Gestein besser eh keine 10 Touren am Tag klettern sollte!
In der Zwischensaison gibt es nicht viel zu beachten. Alles im Schatten ist perfekt. Man wird überall zufrieden sein. Natürlich ist es am Meer ein wenig wärmer, im Landesinneren kühler. Aber in dieser Jahreszeit kann man sich in aller Ruhe umschauen.
Der Sommer ist ein notwendiges Übel für den besessenen Kletterer; Bedingungen und Grip werden jetzt in die Schublade gelegt, die im Herbst wieder geöffnet wird. Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, es gibt ein Licht am Ende des Tunnels, auch auf Sardinien. In der Tat sind die nach Norden ausgerichteten Felsen der Tacchi, oder bei Baunei, Genna Croce und sogar Cala Fuili das ganze Jahr über bekletterbar, und wer Glück hat und den Mistral erwischt, kann zum Sichern sogar die Jacke anziehen!
Tatsächlich ist das in den letzten Jahren kaum vorgekommen, aber ich denke ja, dass es sich um eine statistische Anomalie handelt und nicht etwa um die globale Erwärmung, die plötzlich zum Vorschein kommt. In den Jahren davor war die Jacke zumindest immer im Rucksack, wenn man im August in den Canyon gegangen ist. Und in Genna Croce, aber auch in Maccione kann man sich sogar in manch anspruchsvolle Tour wagen.
Zusammengefasst: Neben Ausrichtung, Gestein und Partner ist der Wind einer der wichtigsten Faktoren, die man hier für den vollen Genuss berücksichtigen muss – sowohl was die Richtung als auch die Windstärke angeht. Der Mistral oder auch „Nordwestwind“ schafft an der Ostküste (und nur an der Ostküste) den besten Grip. Es ist ein trockener, kalter Wind, der beim Überqueren des Landes Feuchtigkeit verliert. Das Gegenteil ist der Fall, wenn der Scirocco oder jedenfalls der Wind vom Meer her weht und Gebiete wie Bidiriscottai oder Millennium mit einer salzigen Patina überzogen sind, die das Klettern unmöglich macht. Auch an anderen Orten in Meeresnähe sind die Bedingungen dann nicht die besten. Wenn man an die andere Küste fährt, verhält sich das Ganze natürlich umgekehrt. Und wenn es regnet? Wenn es regnet, dann hat man echt Pech: Sardinien und insbesondere Ogliastra haben eigentlich ein niederschlagsarmes Klima. Es ist jedoch selten, dass es länger als ein paar Stunden heftig regnet. Es kommt vor, aber selten. An diesen Tagen gibt es nicht viele Unterschlupfe, aber sie existieren: Quirra und Millennium in erster Linie. Auch in Bidiriscottai findet man Routen, die praktisch immer trocken bleiben, und wenn es nur ein bisschen regnet, kann man auch in Red Chili, Dinopark und in ein paar Sektoren von Ichnusa etwas anfangen. Und wenn man es wirklich ganz arg nötig hat, gibt es auf Sardinien auch eine Handvoll Boulderhallen:
• Sassari la Rockmadness
• Cagliari (Quartu) V10 Boulderzone
• Cagliari (Selargius) V10 il circolo
• Cagliari S’avanzada
• Iglesias V10 Iglesias
• Olbia Rockmadness Olbia
• Nuoro Ortoblock
Anreise und Logistik
Grundsätzlich empfehle ich allen, die vom Festland kommen, mit dem eigenen Auto anzureisen oder die Formel „Fly and Drive“ zu wählen. Besonders in der Nebensaison können die Kosten für einen Mietwagen lächerlich günstig sein (10,- Euro am Tag für einen Fiat Panda, Weihnachten 2023), und wenn man in einer Unterkunft logiert, kann man die Ausrüstung im Voraus schicken, sodass man nicht für zusätzliches Gepäck bei den Billigfluggesellschaften zahlen muss. Der öffentliche Nahverkehr ist annehmbar, aber für die Bedürfnisse der Kletterer unzureichend. Mit Ausnahme von Ulassai, das eine Reihe von Felsen in unmittelbarer Nähe der Ortschaft bietet, ist der Rest Sardiniens zu weitläufig, und 95 % der Felsen sind weitab von jeder Bushaltestelle.
Für alle, die mit dem Camper oder Bus unterwegs sind, gibt es zahlreiche Campingplätze und aus-
Marco Pellegrini, La Torre dei venti (© Richard Felderer)gestattete Stellplätze. In der Nebensaison, wenn diese nicht geöffnet sind, wird das Wildstehen auf großen Teilen der Insel geduldet. In den Sommermonaten hat der übermäßige Andrang der letzten Jahre hingegen zu einer Verschärfung der Einschränkungen geführt, sodass äußerste Diskretion, Höflichkeit und die Einhaltung der Vorschriften angeraten sind.
Die Ostküste wird von der Staatsstraße 125 Orientale Sarda bedient, die im Wesentlichen als Verbindungsstrecke zu allen Klettergebieten dient. Die am südlichsten und am nördlichsten gelegenen Klettergärten, Quirra und Siniscola, sind mit dem Auto zweieinhalb Stunden voneinander entfernt, mit öffentlichen Verkehrsmitteln noch viel mehr. Diese sind übrigens inzwischen sehr gut auf Google Maps integriert, falls man sich einen Eindruck verschaffen möchte. In den letzten Jahren sieht man auch ab und zu „E-Bike & Climb“, eine interessante und funktionale Lösung. Etwas anspruchsvoller wird es allerdings, wenn man mit einem muskelbetriebenen Fahrrad unterwegs ist. Es gibt jedoch überall verschiedenste Unterkünfte, und zwar fast zu jeder Jahreszeit. Von B&Bs über Zimmervermietungen bis hin zu Ferienwohnungen und Hotels: Es empfiehlt sich, eine etwas bewusstere Auswahl zu treffen und solche Einrichtungen zu bevorzugen, die faktisch zur Entwicklung des Klettersports beitragen.
Bibliografie
Baunei Sport Climbing 2021 – Maurizio Oviglia
www.lemonhouse.eu
Mezzogiorno di Pietra – Alessandro Gogna
Pietra di Luna – Maurizio Oviglia
Pietra di Luna Supramonte – Maurizio Oviglia
Ulassai Climbing guide
Ulassai Jerzu Osini – Maurizio Oviglia
www.climbingsardinia.com
www.climbingitaly.com
www.8a.nu
Facebook-Seite ShardRock Climb Sardinia
www.climbook.com
Nützliche Infos
Notruf: 113
Polizei (Carabinieri): 112
Feuerwehr: 115
Polizei (Guardia di finanza): 117
Gesundheitlicher Notfall: 118
Brandschutz: 1515
Küstenwache: 1530
Seenotrettung: 800-090090 (auch 1530)
Facebook-Seite ShardRock Climb Sardinia
Facebook-Seite Sardegna Clima APS https://sardegna-clima.it
Boden-LuftNotsignale Boden-LuftNotsignale Rotes Licht oder Leuchtsignal WIR BRAUCHEN HILFEDanksagungen
Zuallererst möchte ich mich bei all denen bedanken, die dazu beigetragen haben, die Routen in diesem Paradies einzubohren und vor allem auch zu pflegen. Ich verzichte auf eine Liste, denn wenn man in diesem Buch liest, wird klar, wem zu danken ist.
Ebenfalls möchte ich allen danken, die wertvolle Informationen, Bewertungsvorschläge oder auch nur kleine Korrekturen zur Veröffentlichung dieses Führers beigesteuert haben. Insbesondere Giuseppe „Peppe“ Frau, Klaas Willems, Matteo Cappa, Marco Manieri, Gianfranco Boi, Mauro Piroddi, Mario Ogliengo und Mario Orrù, die Zeit und Mühen in Korrekturen, Umsetzung und Feinarbeit investiert haben. Außerdem all den Freunden, die in irgendeiner Form mitgeholfen haben, indem sie mit mir Felsen
begutachtet und sich als „unbezahlte Models“ für die ASD Ogliastra Climbers zur Verfügung gestellt haben, darunter Matteo Staderini, Vincenzo Puccioni, Mauro Piroddi und Cristian Murgia. Sie sind keine Profikletterer, im Gegenteil! Aber sie waren maßgeblich an der fotografischen Dokumentation beteiligt und vor allem dank ihrer Meinung zu den Routen unersetzlich! Selbstverständlich will ich mich auch bei meiner besseren Hälfte Elena bedanken, die mich unterstützte und mich ertrug, wie ich von morgens bis abends grummelnd Entwürfe korrigierte und dabei literweise schlechten Nescafé trank. Natürlich möchte ich mich auch bei allen bedanken, die – auch unabsichtlich – mit ihren Meinungen oder durch das Posieren für ein Foto einen Beitrag geleistet haben. Diese Liste ist lang und ich werde bestimmt jemanden vergessen... hoffentlich nicht zu viele: Alberto Dal Maso, Aleksandra Taistra, Alessandro Nuvoli, Beatriz Terradez Hurriaga, Chiara Benedetto, Chris Gore, Claudia Giglio, Claudio Mosca, Dimitri Satana Anghileri, Eugenio Pesci, Giacomo Prestifilippo, Il Pinza, Ivan Tanda, James Pearson, Luca Cubeddu, Luca Vallata, Marco Pellegrini, Maurizio Oviglia, Ogliastra Climbers ASD, Paolo Stagnoli, Roberto Caboi, Roberto Capucciati, Ruben Beckers, Sergio Pinna und last but not least: Vincenzo Ferreli.
Elena Congia, Slavova Vez, Il Sistema Solare (© Richard Felderer)Etikette am Fels
Niemals, wirklich niemals hätte ich mir erträumt, einmal etwas in dieser Art schreiben zu müssen, aber es ist besser, die Dinge auszusprechen, als sie als selbstverständlich vorauszusetzen und dann auf allerlei Probleme zu stoßen. Nehmen wir uns also ein paar Minuten Zeit, um eine Reihe von Verhaltensweisen zu erläutern, die zur Erhaltung eines schönen Miteinanders im Klettersport und allem drum herum beitragen: Fauna, Flora, Menschen, Sozialgefüge und Hygiene.
Alle haben hier ihren Platz: Das bedeutet, dass man sich besonders umsichtig verhalten sollte und nicht vergessen darf, dass die eigene Freiheit dort endet, wo die der anderen beginnt. Deshalb empfiehlt es sich, für ein gutes Miteinander mit der Natur, den anderen Kletterern und dem örtlichen Sozialgefüge zu sorgen.
Ein bisschen Anstand und gutes Benehmen verstehen sich eigentlich von selbst: Dazu gehört, dass man sein Geschäft nicht am Wegesrand oder unter der Wand verrichtet. Auf Sardinien regnet es sehr wenig, und das benutzte Taschentüchlein, das man in Felsnähe mitsamt seinen Exkrementen hinterlässt, wird monatelang hübsch daliegen, bevor es sich zersetzt, ganz zu schweigen von den Feuchttüchern, die Dutzende von Jahren brauchen, ich schätze um die 100.
Ich bitte euch: Schmeißt sie nicht irgendwo hin! Den Begriff Umweltverschmutzung muss ich hoffentlich nicht erklären. Der Tag, an dem man erneut diskutieren muss, warum man der Natur nicht schaden sollte, wird ein trauriger Tag für die Menschheit sein!
Weg vom Ökosystem, zurück zum Sozialen: Bitte stellt euch mit dem Bus nicht an ungünstige Stellen, wie z.B. direkt neben den Eingang vom Campingplatz, an besonders auffällige Plätze, oder an Orte, die von Anwohnern und Touristen frequentiert werden.
Denn der exponentiell steigende Andrang von Campern und Bussen führt leider auch auf der Insel zu Überfüllung, was zu mitunter übertriebenen Reaktionen der Behörden führt, die oft mit dem uralten Abfallproblem zusammenhängen, das sich pandemieartig ausbreitet. À la „Sie kommen her, kaufen nichts, und dann lassen sie uns auch noch den Müll da“.
Den Spruch habe ich bestimmt schon tausendmal gehört. Es ist nicht relevant, ob es stimmt oder nicht, und andere Beispiele von Dummheit aufzuzählen, ist sinnlos: So etwas wird in vielen Dörfern in Italien gesagt, nicht nur auf Sardinien; vor allem von den Rückständigen und Konservativen. Oder auch von denen, die den Fortschritt sehen, aber nicht davon profitieren. Das sollte keine Entschuldigung dafür sein, sich nicht zu kümmern. Alle haben die gleichen Rechte und Pflichten.
Ob es einem gefällt oder nicht, das Klettern verdankt einen großen Teil seiner Entwicklung der Tatsache, dass es den Tourismus fördert und die Wirtschaft der Kleinstädte ankurbelt, solange man dazu etwas beiträgt. Ob das nun ein Kaffee, eine Flasche Wein oder ein Aufenthalt in einem FünfSterne-Hotel ist, spielt keine Rolle. Wenn die Region den Klettersport als ein Phänomen ungehobelter Nomaden ansieht, bei dem nur Kot am Straßenrand und volle Mülltonnen zurückbleiben... dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir nicht gut aufgenommen werden! Denn das Einbohren oder Sanieren von Klettergärten wird aus öffentlichen oder häufig auch privaten Mitteln finanziert, deren Kosten so manch einem nicht bewusst zu sein scheinen.
Vielleicht habe ich bisher nichts Neues erwähnt, aber durch Wiederholung lernt man bekanntermaßen.
Kommen wir nun zum Thema Parken. Vielerorts, um nicht zu sagen immer, wurde die Zufahrt nicht im Hinblick auf das Klettern angelegt, d.h., wer etwas einbohren wollte, hat immer am Straßenwand oder in einer Parkbucht in der Nähe geparkt. Ohne zu ahnen, dass hier 90 schöne Routen entstehen würden und dass das Gebiet bald von Kletterern überrannt werden würde, vor allem in der Ferien-
zeit, was die daraus resultierenden Parkplatzprobleme mit sich bringt. Dort, wo darauf hingewiesen wird, dass das Parken schwierig oder problematisch ist, sollte man sich also die Mühe machen und lieber 5 Minuten weiter laufen. Ich weiß, es ist schlecht für die Performance... aber es verhindert, dass das Klettergebiet Ärger bei den Behörden verursacht, und vor allem, dass man mit seinem Riesenhinterteil nicht dem Deppen einen Kratzer in die Seite fährt, der sich hier um jeden Preis mitten hinstellen musste, ohne vorher zu gucken und für die anderen alles blockiert.
Wir sind hier nicht zu Hause, und außer uns Kletterern gibt es vielleicht auch noch Wanderer, Hirten, Bauern und vor allem Rettungsfahrzeuge, die durchkommen müssen, ohne wertvolle Minuten bei einem Einsatz zu verlieren! Der Krankenwagen oder die Feuerwehr hat vielleicht tatsächlich eine höhere Priorität als unser bequemes Parken. Auch wenn es schwerfällt, dürfen wir nicht vergessen, dass die Welt tatsächlich nicht nur aus Kletterern besteht – ich weiß, es ist ein ferner Gedanke, wenn man gerade hochmotiviert und voll im Flow ist.
Wir haben es bis zur Wand geschafft – und auch hier gibt es ein paar Punkte zu beachten. Beginnen wir mit dem Putzen der Griffe nach einem Versuch oder einer Begehung! So wie wir uns alle hoffentlich jeden Morgen die Zähne putzen, wäre es gut, diese Übung zu wiederholen und dieser edlen Kunst nach jeder Tour 30 Sekunden zu widmen. Auf Sardinien regnet es von Ostern bis November oft nicht ein einziges Mal, sodass einige der beliebtesten Felsen wirklich in Magnesium und Handschweiß getränkt sind. Man darf nicht vergessen, dass nach uns noch jemand klettern will. Aber es ist wie bei dem Kampf mit den öffentlichen Toiletten. „Hinterlasse diesen Ort so, wie du ihn vorgefunden hast“. Ich fürchte, der Zug ist schon abgefahren, aber vielleicht kann ich ihn noch aufhalten. Das Gleiche gilt für Gemüse und Unkraut. Vor allem in leichteren Touren oder an Felsen mit starken saisonalen Schwankungen der Besucherzahlen (da sie voll nach Süden oder Norden ausgerichtet sind) wachsen dann, wenn gerade nicht geklettert wird, immer wieder Gras und nette kleine Pflanzen wie Rosmarin in den Griffen und Rissen nach und irritieren den bereits durch zu viel Chalk geplagten Kletterer. Wir gewöhnen uns am besten einfach an, beim Herunterkommen die störenden Pflanzen aus den Griffen zu reißen. Das kostet uns zwar 20 Sekunden, aber der Nächste freut sich. Und wenn wir das alle täten, hätten wir mit 20 Sekunden pro Person und Tag immer perfekte Felsen. Ich mache keine Witze, auch eine kleine Säge oder Heckenschere kann man durchaus in den Rucksack stecken.
Das wäre übertrieben! Wobei...
Ein guter Vorschlag ist es jedoch, immer einen 17er-Schlüssel dabei zu haben, wenn man auf eine lose Lasche trifft. Er kostet nichts, wiegt nichts, man wird ihn kaum benutzen. Aber die wenigen Male wird man froh sein, ihn dabei zu haben. Und wir leisten damit einen unsichtbaren Dienst, den vielleicht eine andere gute Seele bereits für uns getan hat, ohne dass wir davon wissen.
Zu guter Letzt will ich noch auf das „Okkupieren“ von Routen zu sprechen kommen. Ich halte es für völlig normal, Exen in einem Projekt hängenzulassen, um über den Tag Versuche zu machen. Das ist Klettern! Es sollte genauso normal sein, dass nach meinem Versuch ein anderer Kletterer die Tour mit meinen bereits hängenden Exen versuchen kann, so wie ich vielleicht seine. Natürlich hat derjenige Vorrang, der sich die Exen eingehängt hat, aber daraus resultiert keine Exklusivität. Lassen wir den gesunden Menschenverstand walten und putzen beim Ablassen vielleicht direkt die Griffe ein bisschen mit, das kann nie schaden. Und schließlich, ähnliches Thema, ist es aus meiner Sicht wiederum absolut nicht angebracht, an Tagen mit viel Andrang Routen zum Topropen eingehängt zu lassen. Auch hier sollte der gesunde Menschenverstand entscheiden. Das gilt besonders, wenn Kinder oder Anfänger dabei sind. Das ist auch gut so. Aber an den Tagen, wo genau die drei leichten Touren besetzt sind, sollte der Besetzer den Anstand haben, den ersten Schritt zu tun und den anderen anzubieten: „Sobald ich mit meinem Versuch fertig bin, könnt ihr mein Seil benutzen“, egal ob jene im Vorstieg oder im Nachstieg klettern wollen. Auf die Vernunft und fortschrittliche Verhaltensweisen des Zusammenlebens!
LEGENDE DER SYMBOLE
Schönheit
wunderschön
Ruhe
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schön
Absicherung optimal gut
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ÙÙÙÙ ÙÙÙÙ ÙÙÙÙ
ganz gut
Vorsicht!
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mittelmäßig
Diese Bewertung beeinflussen mehrere Faktoren, neben der Schönheit von Fels und Routen spielen auch Umgebung, entspanntes Ambiente und all das eine Rolle, was einen Klettergarten wunderschön, schön, ganz gut oder mittelmäßig machen kann. Diese Bewertung ist persönlich und subjektiv.
Hilfe!
Die Angabe bezieht sich auf die Hakenabstände und die Positionierung im Bezug zum Routenverlauf.
Bequemlichkeit
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komfortabel
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nicht immer bequem
unbequem
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Anseilen nötig
Eine allgemeine Angabe, die die durchschnittliche Bequemlichkeit des Sicherungsgeländes darstellt. In einigen Gebieten kommt es vor, dass der Wandfuß der meisten Routen durchaus bequem ist, während man bei anderen auf einem schmalen Band balancieren oder sich anseilen muss.
optimal gut
weniger gut
Parkplätze
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schwierig
Nützlich für die Planung der Anfahrt, insbesondere für Gruppen mit mehreren Autos: Bei einer weniger guten Parksituation empfiehlt es sich, mit so wenigen Fahrzeugen wie möglich oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen.
sehr ruhig mittelmäßig gut besucht Gedränge
Diese Angabe bezeichnet den durchschnittlichen Besucherandrang in einem Gebiet zur empfohlenen Jahreszeit und bei idealen Wetterbedingungen.
Steinschlag
IN ALLEN KLETTERGÄRTEN BESTEHT IMMER STEINSCHLAGGEFAHR. DAS TRAGEN EINES HELMS WIRD STETS EMPFOHLEN, SOWOHL FÜR DEN KLETTERER ALS AUCH FÜR DEN SICHERER!
An Felsen, wo dieses Risiko größer und konkreter ist, rät das JA ausdrücklich zur Verwendung eines Helms.
Gestein
Diese Information hilft bei der Entscheidung, welcher Fels am besten zum persönlichen Geschmack passt. Bei den Gneis-Felsen kann die Angabe aber manchmal auch irreführend sein, da dieses Gestein sehr vielfältig ist und die Art der Kletterei sich von Fels zu Fels stark unterscheiden kann. Dies ist nicht der Fall bei den Gebieten aus Dolomit, Kalk, Granit oder Porphyr, wo sich das Gestein und die Art der Kletterei immer sehr ähnlich sind.
Zustieg
Die Gehzeit vom Parkplatz bis zum Wandfuß oder zum ersten Sektor, zu dem man gelangt, wird auf der Grundlage einer mittleren Gehgeschwindigkeit und unter Berücksichtigung des Gewichts der Ausrüstung (Seile, Rucksäcke, Exen, Schuhe, Wasser, Kleidung usw.) berechnet. Die Gehzeit kann je nach Wetter- und Geländebedingungen variieren. Im Spätherbst zum Beispiel sind manche Wege vollständig mit Blättern bedeckt, sodass man nicht nur leichter die Spur verliert, sondern auch langsamer vorankommt. Das Gleiche gilt für steile Zustiege an heißen Sommertagen in der prallen Sonne. Die Angabe bleibt subjektiv und hängt auch von weiteren Faktoren ab, die die Gehzeit beeinflussen können.
Familienfreundlich
Diese Angabe sagt nichts über das Vorhandensein von leichten Routen aus, sondern gibt Aufschluss darüber, ob der Wandfuß für Kinder geeignet ist, die einer Aufsicht durch Erwachsene bedürfen. Viele Klettergärten sind für Familien mit kleinen Kindern ungeeignet, weil dort ausgesetzte Bänder, schwierige oder gefährliche Zustiege, Steinschlaggefahr, eine stark befahrene Straße oder andere objektive Gefahren auftreten können.
KINDER MIT IN DIE NATUR ZU NEHMEN, KANN TROTZDEM EIN RISIKO DARSTELLEN. DIESE ANGABE HAT LEDIGLICH DIE FUNKTION, ERWACHSENEN ZU HELFEN, ORTE MIT WENIGER OBJEKTIVEN RISIKEN ZU BESTIMMEN. ES BLEIBT JEDOCH DIE VERANTWORTUNG DER ELTERN, DEN STANDORT FINAL ZU BEURTEILEN UND DIE STÄNDIGE BETREUUNG DER KINDER SICHERZUSTELLEN.
Schwierigkeiten, den Parkplatz zu finden? Einfach den Code mit einer der vielen verfügbaren Apps scannen und schon führt das Navi des Smartphones direkt zum Parkplatz. Die Koordinaten basieren auf Google Maps.
Anfänger
Dieses Symbol markiert Gebiete, in denen der Großteil der Routen auch für Anfänger geeignet ist oder für erste Felserfahrungen. Die Absicherung in diesen Klettergärten ist, von einigen Ausnahmen abgesehen, in der Regel sehr gut und die Hakenabstände kurz.
BARONIA
Der nördliche Teil der Insel ist eher für das Bouldern und seine Granitwände bekannt, die zahlreiche Trad-Mehrseillängen bieten. Eine Reihe von Tradrouten am Capo Testa, die 2010 vom Autor und Freunden geklettert und begutachtet wurden, werden in dieser Ausgabe nicht erwähnt, da die Umlenker saniert werden müssen. Im Süden von Gallura, in Baronia, gibt es hingegen eine Anzahl äußerst interessanter und noch wenig besuchter Gebiete, wo man ein teils unerforschtes Sardinien kennenlernen kann. In den kommenden Jahren wird sich dort sicher noch einiges entwickeln. Der Kalkstein tritt wieder in den Vordergrund; mehrere kleine und mittelgroße Wände wollen entdeckt werden. Die vorgestellten Felsen sind wenige an der Zahl, aber alle sind einen Besuch wert, gut eingebohrt und bald werden es noch mehr sein.
Siniscola
Matteo Staderini, Baya Min, Afghanistan (Sa Preta Istampata) (© Richard Felderer)PARETINA PER LODÈ & DEL TEMPO
180m
Meereshöhe
Wandausrichtung
Schönheit
Absicherung
Ruhe
Bequemlichkeit
ÙÙÙÙ ÙÙÙÙ ÙÙÙÙ ÙÙÙÙ ÙÙÙÙ
Parkplätze
Steinschlag
Gestein
Zustieg
Anfänger
Regensicher
Familienfreundlich
Ein Gebiet, das unbedingt einen Besuch wert ist! Es wurde zunächst von verschiedenen Leuten erschlossen, darunter der überaus starke Giuseppe Garippa, der sich direkt an die mächtigen Überhänge der Wand machte. Nach einigen Jahren des Stillstands und leider auch der Korrosion der Bohrhaken einiger Linien wurde sie dann von Wolfgang Zauriz wieder aufgegriffen, der die schönen, leichten Touren erschloss und sich dabei auch auf die Paretina del Tempo konzentrierte. In jüngster Zeit (2019) machte sich dann der Local Roberto Pau zusammen mit Marco Corda daran, den Klettergarten neu zu gestalten und mit zusätzlichen Linien zu versehen, sodass er heute als rundum gelungen zu betrachten ist. Es finden sich also sowohl sehr hübsche 5er und Routen im 6. Franzosengrad in perfektem Fels (teilweise recht aggressiv), als auch ca. 50 Routen mit steigenden Graden bis 8b. Davon sind zahlreiche von kräftiger Natur und verlaufen im starken Überhang, sind aber vom Grad her dennoch erschwinglich, eine echte Seltenheit. Kurzum, ein Muss für jeden, der diese Gegend besucht! Die Sonne scheint hier schon am Vormittag, es ist also eindeutig ein Gebiet für den Winter oder die Zwischensaison. Wenn der
Wind vom Meer her weht, wirkt sich das auf einige Routen sehr stark aus (bis an den Rand der Unkletterbarkeit), besonders auf die im ockerfarbenen oder weißen Fels, während die im grauen Fels fast unverändert bleiben.
ANFAHRT
Von Siniscola aus fährt man auf der SP3 nach Lodè. Am Ortseingang findet man eine schmale Parkbucht unter dem Steinschlagzaun, wo 2 bis maximal 3 Autos Platz haben. Hier kann man parken und dem Pfad bergauf zur Paretina del Tempo folgen, oder man fährt etwa 100 m weiter und parkt an der nächsten Einbuchtung, wo der Weg zur Paretina per Lodè beginnt.
ZUSTIEG
Man folgt den Spuren, die in einer Minute zur Paretina del Tempo und in 10 min zur Paretina per Lodè führen.
Luca Cubeddu, Mordiroccia (© Richard Felderer)39. LA RONCOLA
6a 40m Einfacher Start, nach dem Zwischenstand schwieriger
40. SCIROCCO 6a+ 40m Platte, die an den Verdon erinnert, 5c bis zum ersten Umlenker
41. CIAO CIAO SARDEGNA 6a 40m 5c bis zum ersten Umlenker
42. MARIA 5c 30m Tolle Kletterei an großen Griffen
43. SA CHICCHERA 6a 30m Schöne Platte
44. 11 DE CAMPIDANNE
6a 30m Schöne Platte, mittlerweile verlängert
45. MAMMUTHONE 5b 30m Schöne Platte
46. TERRE BRUNE 6a+ 30m Platte
47. SIESTE EN MAI 6b 20m Schön und nicht banal
48. LAKANA 6b+ 20m Steile, technische Wand
49. MAONAMOUR 6c 20m Kräftiger Einzelzug
50. LUNA 5c 20m Einfache Wand
51. BELLA 5c 25m Wand mit guten Griffen
52. PHYLIU 6a 15m Wändchen mit kräftigen Stellen
53. BONSAI 5c 20m Graue Wand
54. LEOPARD 6a+ 30m
55. MANDRAGOLA 6a 30m Technische Wand
56. O2M 5c+ 30m Wand mit ein paar Stellen
57. BUON DIVERTIMENTO 5b+ 30m Schön und leicht
ALVEARE
Meereshöhe
SÜD
Wandausrichtung
Schönheit
Absicherung
Ruhe
370m ÙÙÙÙ ÙÙÙÙ ÙÙÙÙ ÙÙÙÙ
Bequemlichkeit
ÙÙÙÙ
Parkplätze
Steinschlaggefahr
Kalk
Gestein
10’
Zustiegsdauer
Anfänger
Regensicher
Familienfreundlich
Alveare ist ein schöner und interessanter Klettergarten, der quasi gegenüber vom größeren und berühmteren Arcadio liegt, was wahrscheinlich der Grund ist, warum er nicht so häufig besucht wird. Der vorherrschende Stil ist rauher Fels mit großen Griffen, was die Kletterei athletisch und spaßig macht, besonders für alle, die vom Hallenklettern kommen und lieber mit Muskelkraft als mit Technik klettern. Die Absicherung ist fast immer perfekt; eingebohrt wurde der Fels zunächst von Gianluca Piras und dann von Mario Ogliengo, der mit einem Dutzend schöner Längen den Klettergarten komplettiert hat. Geeignet für Herbst- und Frühlingsnachmittage und im Winter.
ANFAHRT
Von Cala Gonone aus nimmt man die Teerstraße in Richtung Cala Cartoe und parkt in der ersten Haarnadelkurve in der Einbuchtung, gleich hinter dem Klettergarten Arcadio.
ZUSTIEG
Von der Haarnadelkurve aus nimmt man den Weg, der in die Macchia führt, und folgt ihm ca. 10 Minuten, bis man den Klettergarten erreicht.
Cala Cartoe
Aussichtspunkt Cala Gonone
ALVEARE ARCADIO
via Cala Luna
Millennium
via dei Lecci
CALA GONONE Hotel Villa Gustui MarisMUTANDA
Meereshöhe
Wandausrichtung
Schönheit
Absicherung
Ruhe
50m ÙÙÙÙ ÙÙÙÙ ÙÙÙÙ ÙÙÙÙ
Bequemlichkeit
ÙÙÙÙ
Parkplätze
Steinschlaggefahr
Gestein
Zustiegsdauer
Anfänger
Regensicher
Familienfreundlich
Der Sektor Mutanda wurde erst lange nach Lucertole al sole geschaffen, obwohl er direkt am Weg dorthin liegt. Der Grund, warum diese Überhänge nicht früher erschlossen wurden, ist, dass sie so schwer sind! Es gibt etliche Routen, die noch befreit werden müssen, sie sind kurz und intensiv, aber sehr schön. Angesichts des kurzen Zustiegs und der besonderen Beschaffenheit des Gesteins lohnt es sich auf jeden Fall, hier eine „Baustelle“ aufzumachen! Ein Juwel für Kenner, die ausgefallene und nicht geschenkte Routen lieben, und eine der beeindruckendsten 7a’s, die man klettern kann. Ein Werk von Mariano Zurru und Giorgio Pusceddu.
ANFAHRT
Auf der SS 125 von Süden kommend nimmt man die Abzweigung nach Santa Maria Navarrese und biegt kurz vor der Ortschaft Tancau links in die Via Gennargentu ein. Man hält sich links und parkt am Beginn des Feldwegs am Straßenrand.
ZUSTIEG
Man läuft an einem Zaun entlang bis zum Fuße des Anstieges (Steinmännchen), steigt nach rechts hinauf und hält sich weiter rechts (mit Blick bergauf) in Richtung der Wabenwand. Auf einem steilen Pfad zwischen Felsblöcken und Pflanzen erreicht man den Sektor Mutanda.
MUTANDA
LUCERTOLE AL SOLE
Via Gennargentu
MUTANDA
LUCERTOLE AL SOLE
Cristian Murgia, La mutanda che visse due volte (© Richard Felderer) Santa Maria Navarrese Tancau1. DI CHE COLORE È LA TUA MUTANDA 7a 12m Wunderbare Felsfahrt durch die Tafoni, mit hartem Blockierer am Umlenker
2. MUTANDA VELOCE ? 12m Projekt
3. DI CHE COLORE È DIVENTATA LA ? 12m Projekt
TUA MUTANDA
4. PIT STOP – CAMBIO MUTANDA ? 10m Projekt
5. L’UOMO CHE SUSSURRAVA ALLE 7b+ 10m Harte Bouldersequenz MUTANDE
6. MUTANDA TRICOLORE ? 30m Projekt
7. IL LATO OSCURO DELLA MUTANDA ? 25m Projekt. Die Tour nutzt die ersten Bohrhaken von Mutanda tricolore und zieht mit einem harten Boulder im Überhang in den Riss, der selbst abzusichern ist
8. VENTO DALLA MUTANDA ? 25m Projekt
9. L’UOMO SENZA MUTANDA ? 20m Projekt
10. LA MUTANDA CHE VISSE DUE VOLTE 6c+ 12m Tief blockieren!
11. IL MUTANDARO 6b+ 15m Kurzweilig und kräftig
12. MUTANDA ASCIUTTA 5c+ 12m Vergnüglich in suboptimalem Fels
13. LA PLACCA DI SOTTO 6a 25m Schöne Platte mit athletischen Bewegungen (nicht auf der Skizze) Ogliastra
1. DIETRO LE QUINTE* 6b+ 15m Wändchen mit schweren Stellen, vielleicht 6c
2. PICCOLI SOGNI* 7a 15m Fingerlastiger Boulder
3. LA VIA DEL SENTIMENTO* 7a+ 15m Kante mit „obligatorischer“ Absicherung
4. LEGGENDE METROPOLITANE* 6a+ 15m Technische Wand mit guten Griffen
5. MERCANTI IN FIERA* 6b+ 15m Schwieriger Start
6. ROSA PEDRA* 6c 20m Durchhalten beim Start
7. CRISTALLI LIQUIDI* 6c+ 25m Sehr komplizierte Platte
8. SU PASSU TORRAU* 6a+ 15m Sehr hübsche Rissverschneidung
9. CI VUOLE UN FISICO BESTIALE* 7b+ 15m Eine der meistfotografierten Touren, technisch
10. LA VIA DEL PENSIERO* 7b 15m Mörderisch technische Wand
11. MISS OPOPDORO E SUCCO 7a+ 12m Seltsamer überhängender Riss D’ORGASMO*
12. IL RIPOSO DEL VENTO* 7a 12m Boulder an Löchern
13. A MUSO DURO* 6c+ 20m Schwieriger Start an Löchern
14. SIMONE LARVA* 6b+ 20m Zu Anfang evtl. Ausspreizen am Block (empfohlen); wenn man frontal klettert, ist es im Sturzfall gefährlich; dann Wand mit Löchern
15. IL MINOTAURO* 6b+ 20m Inhomogene Route, nicht zu empfehlen
16. RABBIA DELL’OVEST* 6c 15m Fingerlastige Kante
DER SALTO DI QUIRRA
Salto di Quirra bezeichnet eine kleine Gegend an der Ostküste Sardiniens, die im Norden an Ogliastra und im Süden an Sarrabus (mit Betonung auf dem ersten „a“) grenzt. Es bezieht sich aber auch auf eins der geschichtsträchtigsten Klettergebiete Sardiniens, bekannt für manche der schwierigsten Routen der Insel um die Jahrtausendwende, von denen viele ihre erste freie Begehung dem Wiener Kletterer Arthur Kubista verdanken.
Heute bietet das Gebiet um Quirra dank der Neuerschließungen drei Klettergärten: Nicht sehr viel, aber in den Wintermonaten findet man hier einen der wärmsten und geschütztesten Orte der Insel, und es lohnt sich auf jeden Fall, dort ein paar Tage zu verbringen (oder für schwere Projekte auch mehr)! 79.
Nuraghe Guardia Manna
Nuraghe
Nuraghe Pirastu
Quirra Castello di Quirra Spiaggia di Murtas Padru Spiaggia di Murtas sa Pudda