TREKKING IN DEN TURINER ALPEN - 12 ausgesuchte Wanderungen zwischen 3 und 6 Tagen

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COLLANA LUOGHI VERTICALI

Gian Luca Boetti

TREKKING IN DEN TURINER ALPEN 12 ausgesuchte Wanderungen zwischen 3 und 6 Tagen

EDIZIONI VERSANTE SUD


Erste Ausgabe Juni 2011 ISBN 978-88-96634-30-1 Copyright © 2011 VERSANTE SUD S.r.l. Milano via Longhi, 10, Tel. 027490163 www.versantesud.it Alle vorliegenden Inhalte sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte sind vorbehalten. Dies gilt insbesondere auch für alle Verwertungsrechte wie die Vervielfältigung, die Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

Titelseite

Panorama von der Crocetta (3306 m) über das Val di Susa und den Monviso, eingehüllt vom Nebel - Die Rocciamelone-Tour, Dritte Etappe (ph. G. L. Boetti)

Texte und Fotos

Gian Luca Boetti

Deutsche Übersetzung

Ursula Oberrauch

Karten

Carolina Quaresima

Layout

Chiara Benedetto

Symbole

Iacopo Leardini

Druck

Monotipia Cremonese (CR)

In Zusammenarbeit mit

Hinweis Trekking ist ein potenziell gefährlicher Sport und geschieht immer auf eigene Gefahr. Alle Hinweise in diesem Führer beruhen auf Informationen, die zum Zeitpunkt der Drucklegung aktuell waren. Es wird empfohlen, sich vor der Begehung einer Route über den aktuellen Stand zu informieren.


Gian Luca Boetti

TREKKING IN DEN TURINER ALPEN 12 ausgesuchte Wanderungen zwischen 3 und 6 Tagen

EDIZIONI VERSANTE SUD


Inhaltsverzweichnis

Einleitung

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Bibliographie

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Legende

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1 Die Hüttentour des Val Pellice Cottische Alpen - Monviso

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2 Der Sentiero del Plaisentif Cottische Alpen - Monginevro

34

3 Die Orsiera-Tour Cottische Alpen - Monginevro

52

4 Die Punta Ramière-Tour Cottische Alpen - Monginevro

80

5 Die Mont Thabor-Tour Cottische Alpen - Moncenisio

98

6 Die Re Magi-Tour Cottische Alpen - Moncenisio

128

7 Die Alta Via des Val di Susa Cottische Alpen - Moncenisio

148

8 Die Ambin–Tour Cottische Alpen - Moncenisio

182

9 Die Rocciamelone-Tour Nordwestalpen – Lanzo

204

10 Die Bessansese-Tour Nordwestalpen – Lanzo und Alta Moriana

228

11 Die Alta Via Reale des Valle dell’Orco Nordwestalpen – Gran Paradiso

260

12 Die Valchiusella-Tour Nordwestalpen – Gran Paradiso

280

Modane

4

5

7

Bardonecchia

Névache

6

Claviere

Briançon

Oulx

Cesana Torinese


12

Traversella

11

Noasca

Caselle Groscavallo

Balme Lanzo Torinese

10

Lac du Mont-Cenis

Usseglio Novalesa

8

Chiomonte

Usseaux

Pragelato

9

Mompantero

TORINO

3 Coazze

2

Perosa Argentina

Sauze di Cesana

4

Pinerolo

Bobbio Pellice

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Torre Pellice


Einleitung Die schönsten Trekkingtouren der Turiner Alpen mliegen eine Stunde mit Auto, Zug oder Bus von Turin entfernt. Die Stadt hat sehr viel mehr zu bieten als in früheren Zeiten, da sich die Tourismusbranche während der letzten Generation weiterentwickelt hat. Ein idealer Ausgangspunkt für die in diesem Buch beschriebenen Touren, die bereits seit einigen Jahren eine stets wachsende Anzahl an ausländischen Wanderern anziehen. Noch bevor Trekking in Italien in Mode kam, wanderten dort Deutsche und Franzosen, aber auch Schweizer, Belgier, Holländer und andere ausländische Aktivtouristen. Einige der Wege in diesem Buch gehören zu den bedeutendsten der alpinen Region von Turin, der Region Piemont und den angrenzenden französischen Regionen Hautes-Alpes, Provence-Alpes-Côte-d’Azur und der Region Savoyen im Inneren des Verwaltungsbezirks Rhône-Alpes. Die Wanderwege überqueren Berge, die keine Grenze darstellen, sondern vielmehr seit langer Zeit wegen ihrer Geographie und Natur viel größere Gebiete verbinden. Die Pässe der Cottischen und Grajischen Alpen stellten früher die Hauptverbindungsstrecken zwischen dem Valle del Rodano und der Poebene dar, dem späteren Frankreich und Italien, Paris und Rom. So sind auch die Bewohner der beiden Seiten kulturell verbunden und es ist kein Zufall, dass in den Gebieten, die unsere Wanderungen durchziehen, noch frankoprovenzalisch gesprochen wird. Mit Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jh. ging die Sitte, Berge und Alpen zu Fuß zu überqueren, verloren. Konsum- und Industriezeitalter trugen zur Entwurzelung der Bergbewohner aus ihren, seit Jahrhunderten bewohnten Gebieten bei. Mit der Abwanderung aus den Bergen fehlten auch diejenigen, die die Wege realisieren und Instand halten. Und vor allem fehlten diejenigen, die sie begehen: nur genutzte Wege bleiben auch am Leben. Die Schäfer, die ihr Vieh auf diesen Wegen auf die hohen Almwiesen hinauftreiben, werden immer weniger. Heute erfolgt der Großteil des Almauftriebs in Lastwägen auf asphaltierter Straße. Auch gibt es nicht mehr den Wanderarbeiter, der auf der Suche nach Saisonarbeiten zu Fuß von Tal zu Tal, von Provinz zu Provinz oder von Staat zu Staat zieht, sei es nun Italien, Frankreich, Savoyen oder die Escartons. Die Bergwege waren Mobilitätsgrundlage der Schäfer, Züchter, Käsehersteller, Händler, Schmuggler, Meister, Handwerker, Pilger, Kaiser, Päpste und Heere. Heute wundert es kaum, dass die Pfade von der Vegetation verschluckt werden, die Trockenmauern an ihren Rändern einstürzen und die Markierungen verrotten. 6

Das Verlassen der Berge bedeutet die Zerstörung und das Verschwinden vieler Wege und stellt somit die größte Gefahr für das jahrhundertealte Wegenetz unserer Berge dar. Dem zu folgen, was geblieben ist, ist eine der wenigen Möglichkeiten, diesen Pfaden wieder Leben einzuhauchen. Der Wegekataster ist ein 2006 im Herzen des Ipla (Istituto Piante da Legno e Ambiente, Institut für Umwelt, gehört größtenteils zu Region Piemont) entstandenes Projekt. Es beinhaltet einen Sektor für Kartographie und Fernerkundung und ermöglicht der Region, Wanderwege festzulegen (dabei kann es sich um Feldwege, Pisten, gepflasterte Wege, Saumpfade o. ä. handeln) sowie Daten und das Wegenetz zu verwalten. Die Wege werden kodifiziert, sowohl regional als auch national. Die Wege im Piemont nördlich der Wasserscheide Valle Susa haben die Abkürzungen E, TO, S (sotto) und N (sopra). Bisher wurden 3000 Wege (16.000 km) in den Bestand aufgenommen, alle auf regionalen Karten nachvollziehbar. Einige sind mit GPS-Punkten versehen, wichtige Punkte wie Wasserstellen, Unterkünfte, vertikale Markierungen, Notfallstationen, Gabelungen, Kreuzungen und Steinmännchen eingeschlossen. Der italienische Alpenverein CAI hat ein System zur Datenerhebung der Wege entwickelt: Freiwillige, die einen Kurs bei den Ausbildern der Ipla absolviert haben, können sich anmelden, die Wege vermessen und die gewonnenen Daten der Ipla zukommen lassen. Dank dieser Katalogisierung wird die regionale Regierung in Zukunft über kompetente Gremien verfügen und mit Hilfe direkter oder indirekter Finanzmittel in der Lage sein, die Instandsetzung der Wege und der Markierungen zu organisieren. Im Zuge der Europäischen Union können die Provinzregierungen an den Plänen zur ländlichen Entwicklung und an den Subventionen aus dem landwirtschaftlichen Sektor für die Entwicklung der Bergregionen, für Werbung und touristische Nutzung teilhaben. Es können europäische interregionale Projekte zu Finanzierung und Realisierung spezifischer Projekte formuliert werden. Zudem können eine Reihe von Routen von regionaler Bedeutung herausgearbeitet werden. Mit dem regionalen Gesetz Nr. 12 von 2010 wurde das neue Regelwerk zur Verwaltung des regionalen Wegenetzes, zu dem ein Großteil der vorgeschlagenen Trekkingrouten gehören, erlassen. Aber da das Wegenetz sehr weitläufig ist, kann man sich nicht allzu große Erwartungen machen. Die Kosten für Instandsetzung, Markierung und Unterhaltung der


Wollgras und Seen mit Cima Bèrnauda, zwischen Refuge du Mont Thabor und Col des Bataillères

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Wege sind hoch, kaum Fachkräfte vorhanden und unter den aktuellen Problemen des Landes gibt es andere Prioritäten. Was macht die aktuelle Identität der Turiner Alpen aus? Um das herauszufinden startet man zu Fuß zum wahren Trekking. Wandern, ausruhen, wieder wandern für zwei, drei oder mehr Tage; eine Reise mit unserem ganzen Körper, Herz, Hirn, Sinnen und Geist. Aufbrechen vor allem um sich fortzubewegen, nicht um zurückzukehren. Wandern und schlafen in den Bergen um das Abenteuer der Entdeckungsreise wieder aufzunehmen. Egal wie kurz er ist, ein wahrer Trek lebt von den Übernachtungen entlang des Weges mit der Eigenschaft des erneuten Aufbrechens. Ein Ziel im Sinne eines geographischen Endpunktes existiert nicht. Wichtig sind dagegen die Einstellung und die Art und Weise, wie wir einer solchen Entdeckungsreise begegnen. Dieser Wanderführer hat es sich zum Ziel gemacht, 12 ausgesuchte Touren vorzuschlagen, zusammengesetzt aus verschiedensten Aspekten, um Tag für Tag genießen zu können. Das Buch beinhaltet nur Wanderungen zu Fuß von kurzer und mittlerer Dauer: von drei Tagen bis zu einer Woche mit Augenmerk auf die Erfahrung einer mehrtägigen Tour, auch wenn man viele der einzelnen Etappen an nur einem Tag begehen kann. Die Tourvorschläge beziehen sich auf das abwechslungsreiche alpine Gebiet zwischen dem Val Pellice, dem Val Chisone, dem Val di Susa, dem Valle di Bardonecchia, dem Val Cenischia, den Valli di Lanzo, dem Valle dell’Orco und dem Valchiusella. In Frankreich führen sie durch die Gebiete des Vallée de la Clarée, des Vallée de la Maurienne und der Haute–Maurienne. Was Zeit und Kosten angeht, ist ein drei- bis siebentägiger Trek in den Turiner Alpen weitaus leichter zugänglich als ein Trek in den Anden oder dem Himalaya. Weit entfernte Länder und die damit verbundenen Träume und Erfahrungen sind anziehend, doch nicht jeder kann sich eine solche Reise erlauben. Touren von längerer Dauer werden in diesem Führer wegen der Auswahlkriterien und aus Platzgründen nicht beschrieben, sie würden den Inhalt nur einschränken. Die Via Alpina, die GTA, der Sentiero dei Franchi, der Glorioso Rimpatrio Valdese und andere Weitwanderwege, die dieses Gebiet durchlaufen, sind zu lang um hier beschrieben zu werden, zudem besteht bereits eine Vielzahl an Veröffentlichungen zu diesen Routen. Es werden hier nicht die Naturlandschaft und nicht die Geschichte von Geologie, Vegetation, der Tiere oder Menschen beschrieben, es werden lediglich Anregungen gegeben, um sich diesen faszinierenden Realitäten zu 8

nähern. Auch werden keine Details in ausuferndem Maße zu den verschiedenen geschützten Gebieten dargelegt. Auch wenn die Gegend der Turiner Alpen diesbezüglich sehr interessant ist, da viele Parks vorhanden sind. Die Routen durchlaufen einige GGB’s (Gebiete von Gemeinschaftlicher Bedeutung, ital.: SIC, es wird darauf hingewiesen), den Regionalpark des Val Tronces, den Regionalpark Orsiera-Rocciavrè (mit seinen Naturreservate) und den Nationalpark Gran Paradiso. Das Panorama während der Touren breitet sich über die nahen Berge des Regionalparks Gran Bosco di Salbertrand, des Nationalparks des EcrinsMassivs und des Nationalparks Vanoise aus. Die alpine Geologie, Flora und Fauna verdienen das Interesse des Wanderers, der sich, ausgerüstet mit Artenhandbuch und Fernglas, auf Erkundungstour begeben kann. In gleicher Weise hat sich die Kultur der Bergbewohner mit ihrer traditionellen Architektur und ihren Gewohnheiten, die sich über die Jahrhunderte gehalten haben, die Aufmerksamkeit des Trekkers verdient. Echtes Trekking ist in Italien kaum üblich und wird häufig mit Wandern verwechselt. Für viele Italiener bedeutet ein Ausflug in die Berge noch immer Anstrengung, Arbeit, Gefahr, raue Natur und Erfahrungen, die zu vermeiden sind. Im Ausland dagegen ist Trekking sehr beliebt. Denn es befriedigt das natürliche Bedürfnis, sich als Teil der Natur zu fühlen, aus der wir selber stammen und die von der modernen Gesellschaft heute weit entfernt ist. Sich zu Fuß fortzubewegen bedeutet, seine Umgebung und sich selber zu kennen und gleichzeitig etwas für seine Gesundheit zu tun. Ähnlich wie der Alpinismus, auch wenn mit anderen Emotionen und weniger Risiko, hilft das Trekking bei der persönlichen Bewusstseinsbildung und der Erkennung der eigenen Fähigkeiten und Grenzen. In vielen anderen Ländern wird das Reisen als eine Art Investition und persönliche Bereicherung betrachtet. Die Erfahrung des Trekkings ist ebenso Ausdruck von Neugierde. Denn das Wandern sorgt dafür, dass wir uns der natürlichen und kulturellen Schätze bewusst werden, eine wichtige Voraussetzung um diese zu genießen und zu schützen. Denn erst die Liebe zu den Bergen ermöglicht einen bewussten und respektvollen Umgang mit diesem Naturschatz. Das Berghütten-Netz der Provinz von Turin ist einer der großen Pluspunkte, der eine gemütliche Einkehr garantiert. Dies schließt auch Etappenstationen, Herbergen, B&B, Gîtes d’étapes und Chambres d’hôtes (in Frankreich) mit ein. Zum Service der Einkehrmöglichkeiten gehören die piemontesische Küche, typisch in den einzelnen


Am Lago d’Ambin, zwischen Refuge d’Ambin und Rifugio Mariannina Levi, Ambin-Tour

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Gebieten, aber auch nationale Gerichte. Ein Drittel der Berghütten in der Provinz Turin (29 von 46) haben sich freundschaftlich zu den “Rifugi Amici” (etwa: Freundschaftshütten) zusammengetan. Die Initiative ging vom Outdoor-Sektor des Tourismusamts Turin und Provinz (Escursionismo di Turismo Torino e Provincia) aus und fördert die Gastfreundschaft in Höhenlagen (für Informationen: www.turismotorino.org/natura_outdoor). Das Herz dieser Gruppe ist das Rifugio Toesca (3. Kapitel, Orsiera-Tour) und das Rifugio Arlaud (zusätzliche Einkehr vor oder nach der Ambin-Tour, 8. Kapitel), welche sogar aufgrund ihres besonderen Umgangs mit der Natur und der Nutzung von regionalen Produkten mit dem sogenannten „Ökolabel” (www.ecolabel.it) ausgezeichnet wurden. Weitere acht Berghütten sind mit dem Zeichen “yes” der Provinz von Turin ausgezeichnet worden, einem Qualitätssiegel, das sich auf Service und Gastfreundschaft bezieht. Dazu gehören das Rifugio G. Muzio, die Etappenstation Fonti Minerali (beides Unterkünfte für vor oder nach der Wanderung der Alta Via Reale des Gran Paradiso, 11. Kapitel), das Rifugio M. Levi (Etappe der Alta Via des Val di Susa, 7. Kapitel und Ambin-Tour, 8. Kapitel), das Rifugio La Madlena, das Rifugio La Cahrdouse, das Rifugio Arlaud und das Rifugio Cibrario (BessaneseTour, 10. Kapitel). Der Kreis der “Rifugi Amici” ist auch verbunden mit einer Auswahl von bestimmten Routen, Instandhaltung der Wege und Informationen und Förderung. Es sind Berghütten mit Identität und Gemeinschaftssinn, ihre Verwalter sind Profis in ihrem Bereich (Umwelt- und Wanderführer, Alpenführer). Die Hütten bieten als Service z.B. Gepäcktransport an, zusätzlich sind sie alle an Gemeindeinitiativen beteiligt und fördern die Gastfreundschaftskultur in Höhenlagen, wo sie die ‘ökonomischen Unternehmer des Gebietes’ sind. Sie arbeiten mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis und setzen auf Innovation und die emotionale Wirkkraft der Berge. Außerdem sind sie mit ihren Angeboten für Zusatzaufenthalte mit Führern (AGAE) und Alpenführern ein Sprachrohr für das Trekking. Interessant sind auch die angebotenen Spiel und Freizeit-Aktivitäten für Familien, Schulen und besondere Veranstaltungen. Der Tag der offenen Tür in den Berghütten ist eine besondere Sommerinitiative, an der sich ca. 60 piemontesische Hütten in Höhenlagen beteiligen. Vorgesehen sind verschiedene Veranstaltungen, die in unterschiedlichen Hütten in mittleren und oberen Höhenlagen stattfinden, welche gut über Wegenetze und Seilbahnen erreichbar und somit auch für Familien geeignet sind. Jede Berghütte organisiert diverse Aktivitäten um Gäste anzuziehen. Darunter 10

z.B. reiche Menüs aus regionalen Spezialitäten, Treffen und Führungen, Konzerte, Klettervorführungen und Unterricht für Kinder. Während des Tages werden in den teilnehmenden Hütten Karten des Wettbewerbs ‘Treue-Prämie’ (“premio fedeltà”) mit den Stempeln der Berghütten ausgeteilt, um eine TreueBescheinigung und die charakteristische Anstecknadel zu erhalten. Die Initiative wird gefördert von der piemontesischen Regionalgruppe des CAI. Die Einkehr in den Berghütten entlang der Treks ist ein Vergnügen und fördert die Lust an einer den Bergen angepassten Küche. Ein zusätzlicher, bereichernder Aspekt des Trekkings, von der Turiner Provinz zu Savoyen und den Hautes-Alpes. Einige Details, bevor es losgeht. Eine Reservierung wird von den Leitern der Berghütten gefordert und garantiert einen besseren Service. Die Möglichkeit, auch in den Hütten ständig neueste Informationen über das Wetter zu erhalten, bietet größere Sicherheit als zuvor. Die angebrachten Markierungen auf den Wegen der Region Piemont sind horizontal und vertikal. Horizontale Markierung gibt es häufiger, sie zeigen die Kontinuität des Weges an. Man findet auf dem Gelände rechteckige, rot-weiße Lackmarkierungen, zumeist auf Steinen, Mauern, Gebäuden, auf der Pflasterung der Saumpfade und auf ausgewachsenen Bäumen. Die Markierungen können nummeriert sein oder nicht, je nach Route. Vertikale Zeichen auf Pfosten findet man bei den Hauptkreuzungen. Der weiße Abschnitt zeigt das nächste Ziel, das Zwischenund das Endziel an. Außerdem ist die Markierung mit einem roten Richtungspfeil und der Wegdauer versehen. Seit neuestem können auf den vertikalen Markierungen auch die Symbole von wichtigen Routen (GTA, etc.) und hinzugefügte spezifische Bildsymbole zu finden sein. Wenn man ein geschütztes Gebiet betritt, ist es üblich, dass man sich über die dort geltenden Regeln informiert und sie einhält. Auch außerhalb der Parks sollte man sich immer äußerst respektvoll gegenüber der Natur, den dort lebenden Menschen und unseren Mitreisenden verhalten. Viel Spaß in den Turiner Alpen. Gian Luca Boetti


Am Lago Sottano, zwischen Rifugio della Balma und Rifugio Albergo Selleries, Orsiera-Tour

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Bibliographie Alberi e Arbusti, guida alle specie spontanee del Piemonte, a cura di I.P.L.A. S.p.a., Regione Piemonte, 2° edizione, 2004, 12 E. Alle origini dell’Alpinismo Torinese, G. Garimoldi, Montanari e villeggianti nelle Valli di Lanzo, Museo Nazionale della Montagna “Duca degli Abruzzi”, Torino, Provincia di Torino, Assessorato alla Montagna, 1988. Alpi Cozie Centrali, E. Ferreri, Guida ai Monti d’Italia, CAI – TCI, 1982. Alpi Cozie Settentrionali, R. Aruga, P. Losana, A. Re, Guida ai Monti d’Italia, CAI – TCI, 1985. Alpi Graie Meridionali, G. Berutto, L. Fornelli, Guida ai Monti d’Italia, CAI – TCI, 1980. Alta Valle di Susa, Oulx e le conche di Cesana e Bardonecchia, F. Ceragioli, E. Bellino Tripi, A. Molino, Valli e Sentieri, Cda & Vivalda Editori, 2005. Antonio Castagneri Guida Alpina, Cahier Museomontagna ‘73, G. Garimoldi, G. Inaudi, G. Rey, 1990, Edizione Museo Nazionale della Montagna “Duca degli Abruzzi” e CAI Sezione di Torino. A piedi in Val Chisone, Le 5 tappe del Sentiero del Plaisentif e 20 classiche escursioni, S. Camanni, S. Maccari, Fraternali Editore, 2010. Balme: il paese delle guide alpine, Guida al Museo Antonio Castagneti, G. Inaudi, Comune di Balme – Editrice il Punto, 2002. Canavese 360°, Priuli & Verlucca Editori, 1998. “…e così facevamo festa”, C. Ferrier, Editrice Alzani, 2005. Cronache di Novalesa, Einaudi Editore, I Millenni, a cura di G. C. Alessio, 1982. Etiennes des Saints, inventeur des diables de Bessans, mémoire d’Étienne Vincendet, sculpteur sur bois et chantre à l’Église de Bessans, F. Tracq, Èditions La Fontaine de Siloé, 2006. Fiori del Piemonte, a cura di V. Del Vesco, G. P. Mondino, B. Peyronel, A. Gulino, Regione Piemonte, Assessorato Ambiente, 1998. Gli Ecomusei, Che cosa sono, che cosa possono diventare, M. Maggi, V. Falletti, Umberto Allemandi & C., 2001. Gran Paradiso, E. Andreis, R. Chabod, M.C. Santi, Guida ai Monti d’Italia, CAI – TCI, 1980. GTA, Grande Traversata delle Alpi, Provincia di Torino, Priuli & Verlucca Editori, 1989. I Ghiacciai delle Alpi, R. Bachmann, Zanichelli, 1984. Il Giro del Thabor, Sentieri delle stelle, Maurienne, Alta Valle di Susa, Clarée, Glénat. Il Glorioso Rimpatrio, R. Carnovalini, R. Ferrarsi, Terre di Mezzo Editore, 2007. Il Parco Nazionale del Gran Paradiso, G. Berutto, Istituto Geografico Centrale, Vol. N° 1, 3° edizione, 2000. Il popolo delle rocce, G. Inaudi, Editrice Il Punto, 2007. In principio era il mare, la storia geologica delle Alpi, E. e S. Camanni, Il Tempo delle Alpi, Priuli & Verlucca Editori, 1995. I Parchi del Piemonte, Ambiente e Itinerari, Le guide dell’Arciere, Regione Piemonte, 1999, L’Arciere, 1998. I sentieri segnalati della Provincia di Torino, F. Chiaretta, Blu edizioni, Torino, 2005. La Musica qu’i vìnt dal ròtchess (La musica che viene dalle rocce), a cura di E. Zanellato, G. Inaudi, foto di G. L. Boetti, Comune di Balme e Regione Piemonte, 2009. Le màjess dou bort di Balme, G. Inaudi, D. Taverna, Società Storica delle Valli di Lanzo, 2002. La Nuova Vita delle Alpi, E. Camanni, Edizioni Bollati Boringhieri, 2002. Le più belle escursioni delle Alpi, dalle Liguri alle Giulie, a cura di S. Camanni, Vivalda editori, 1993. Le Strade dei cannoni, M. Boglione, Blu Edizioni, Torino, 2003. 12


Le valli del Moncenisio, guida escursionistica, Comunità Montana Bassa Valle di Susa e Val Cenischia, District de Haute Maurienne, a cura del Gruppo Ricerche Cultura Montana, CDA, 1970. Le Valli di Bardonecchia, C. Balbiano d’Aramengo, vol. n° 17, Itinerari Naturalistici e Geografici attraverso le montagne italiane, CAI, 1983. Lo Stambecco, Da Gran Paradiso AA.VV. Edizioni Il Risveglio, 1992. Parchi Riserve e Prealpi, 153 Itinerari intorno a Torino, G. Berutto, vol. N° 1, IGC, 1998. Pastori, contrabbandieri e guide tra Valli di Lanzo e Savoia, F. Tracq, G. Inaudi, Editrice il Punto, 1998. Passeggiate Archeologiche in Canavese ed in Valle d’Aosta, Cossavella Editore, Ivrea, 1994. Piemonte terra di Emozioni, terra di Parchi, G. L. Boetti, G. Boscolo, Musumeci Editore, 2000. Pragelato, Notizie Storiche, M. Mensa, Editrice Alzani, 1975. Pragelato e l’Alta Val Chisone, Editrice Alzani, 1979. Sui Sentieri dell’arte rupestre, Le rocce incise delle Alpi, Storia, ricerche, escursioni, a cura di A. Arcà e A. Fossati, Gruppo Ricerche Cultura Montana, Cooperativa Archeologica LE Orme dell’Uomo, Edizioni CDA, 1995. Sui Sentieri del Piemonte, Itinerari alla scoperta della Cultura alpina, G. Valente, R. Mantovani, Edizioni CDA, 1988 e riedizioni. Val Chisone e Sestriere, Storia, natura, itinerari, Collana Verdivalli, Kosmos Edizioni, 1994. Valchiusella a piedi, M. Antonicelli, Montalto Dora, 127 escursioni e passeggiate. Val Chiusella, escursionismo, scialpinismo, arrampicata, AA. VV. con carta dei sentieri, CDA, 1989. La Valchiusella, guide Valle per Valle, Vivalda Editori, Torino, 1996. Valli di Lanzo e Moncenisio, G. Berutto, vol. 2, III edizione, escursioni, ascensioni, traversate, trekking, IGC, 1996. Valli di Susa, Chisone e Germanasca, G. Berutto, III° edizione, IGC, Torino. Vanoise, les plus beaux circuits de randonnée, C. Gotti, J-P Martinot, Montagne & Randonnée, Glénat, 2005. Viestess d’an Bot, G. Inaudi, Gugliermetti, Santacroce, Editrice Il Punto.

Panorama vom Colle del Piccolo Moncenisio über das Vallon d’Ambin, dominiert von den Denti d’Ambin

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Legende

Ausgangspunkt Ausgangspunkt der Etappe mit Höhenmetern. Die unterschiedlichen Karten zeigen oft verschiedene Höhenangaben an, nicht alle Daten sind wissenschaftlich erhoben. Endpunkt Endpunkt der Etappe mit Höhenmetern. Die unterschiedlichen Karten zeigen oft verschiedene Höhenangaben an, nicht alle Daten sind wissenschaftlich belegt. Höhenunterschied Zeigt den positiven (Aufstieg) und negativen (Abstieg) Höhenunterschied der Etappe an, unter Berücksichtigung der gesamten und realen Höhenunterschiede der einzelnen Wanderungen, einschließlich der Abschnitte in denen an Höhe zugelegt oder verloren wird. Wegdauer Dauer einer einzelnen Etappe. In diesem Führer wird (Wahl des Autors) die Wegdauer im Vergleich zu gängigen Zeitangaben eher als maximal und flexibel angegeben: die Zeiten orientieren sich an Wanderern, die im Trekking geübt sind und gern auf Entdeckung gehen und sich für Land und Leute mehr interessieren als für die sportliche Aktivität.

E

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Schwierigkeit Zeigt den Schwierigkeitsgrad für die einzelnen Etappen an. Die Grade orientieren sich an der italienischen Skala für Wandern und Trekken. Von der Skala werden verwendet: E, für Wandern auf fast immer gut erkennbaren Wegen, breit oder eng, ohne technische Schwierigkeiten, wie z.B. Zuhilfenahme der Hände, spezielle Ausrüstung oder besonders ausgeprägter Orientierungssinn aufgrund wegloser Passagen. Falls in einzelnen Etappen

solche Abschnitte gegeben sind, wird in der Beschreibung darauf hingewiesen, auch wenn die Etappe insgesamt nicht dem Schwierigkeitsgrad EE entspricht. Etappen mit dem Schwierigkeitsgrad EE sind nur für erfahrene Wanderer geeignet. Die Etappen enthalten schwierige oder weglose Passagen, auch auf unwegsamem Gelände wie Gletscher, Firnfelder, Geröllhalden, Schrofen und Wiesenlandschaften. Auch kann ein sehr guter Orientierungssinn gefordert sein, besonders bei Nebel und schlechtem Wetter. Die Etappen EE nähern das Trekking an den Alpinismus an, es gibt leichte Kletterei mit den Händen, sowie Fixseile, Handläufe und gesicherte Abschnitte. Bewusst wurde auf den Schwierigkeitsgrad T (touristisch) verzichtet, da es nur wenige Abschnitte gibt, die diesem entsprechen. Dieses Buch wendet sich an Trekkingliebhaber und Wanderer, die sich in Abenteuer begeben wollen. Der Großteil der Routen kann mit E bewertet werden, mit wenigen Abschnitten oder Etappen mit dem Schwierigkeitsgrad EE. Eine gute Kondition und angemessene Kleidung und Ausrüstung sind immer Voraussetzung. Auch wurde auf Schwierigkeitsgrade jenseits von EE verzichtet: sie sind auf den beschriebenen Touren nicht gegeben, solange man die Routen nicht im Winter oder außerhalb der Saison begeht, wenn sich Wetter- und Bodenverhältnisse schlagartig und radikal ändern können. Es wurden die italienischen Schwierigkeitsgrade gewählt, da die Touren auf italienischem Gebiet verlaufen und noch keine gemeinsame Skala für die Länder der vier Ausgaben vorhanden ist (italienisch, französisch, deutsch, englisch).


Markierung Gibt Auskunft über die Beschaffenheit der Markierung entlang der einzelnen Etappen. Der Stand entspricht der Realisierung des Trekkingführers, es kann also bezüglich des Zustands der Markierung keine Garantie für die Zukunft gegeben werden. Die Nummern beziehen sich auf den einzelnen Weg, die Zeichen auf wichtige und Weitwanderwege, z.B.: GO (Giro Orsiera), oder GTA (Grande Traversata Alpina), GR (Grande Randonnée). Die Bezeichnung ‚vertikale Markierung’ bezieht sich auf Hinweise auf Holzpfosten oder anderen Trägern, mit Täfelchen und richtungsweisenden Pfeilen, Wegnummern, Farben, Symbolen, Wegdauer. Die Wegnummern werden jedoch selten durchgängig und nur auf wenigen Strecken angegeben, auch wenn sie in den Karten verzeichnet sind. Bei den in Frankreich verlaufenden Strecken fällt die umsichtigere Markierung auf, mit weniger Materialverbrauch und mehr vertikaler als horizontaler Markierung. Da man in Frankreich mehr Wandern geht, lohnt sich die Instandsetzung, auch wenn die Wege nicht mehr von Schäfern genutzt werden.

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Trinkwasser Beschreibt die Möglichkeiten, Trinkwasser zu beschaffen. Der Klimawechsel sorgt dafür, dass wilde Tiere, Schafe, Ziegen und Kühe neue Tränken in Höhenlagen erschließen und so mögliche Hygieneprobleme für den Wanderer entstehen können. Vorsicht ist geboten. Kinder und Jugendliche Gibt das Mindestalter für Kinder und Jugendliche für die einzel nen Wanderungen mit erwachsenen Begleitpersonen an.

Wege Nummer oder Zeichen, es kann sein, dass sich verschiedene Wege in einer Etappe kreuzen. Empfohlene Jahreszeit Gibt die Zeitspanne an, in der die Tour begehbar ist. Der Zusatz “Je nach Schneeverhältnissen“ deutet auf möglichen Schneefall und Schneefelder hin, jedes Jahr bezüglich Menge, Ausdehnung und Zustand unterschiedlich.

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Cottische Alpen - Monviso

DIE HÜTTENTOUR DES VAL PELLICE 1 2 3 4

Villanova - Rifugio Willy Jervis al Prà Rifugio Willy Jervis - Rifugio Battaglione Alpini Monte Granero Rifugio Battaglione Alpini Monte Granero Rifugio Barbara Lowrie Rifugio Barbara Lowrie - Villanova 17


Die Hüttentour des Val Pellice Die Tour durchquert den Talschluss des Val Pellice, das bekannteste Tal der Valli Valdesi in den zentralen Grajischen Alpen. Die leichte Wanderung ist ideal für Familien mit Kindern ab zehn Jahren und führt durch malerische Kulissen, wie die der Conca del Prà, vorbei an hundertjährigen Lärchenwäldern, reißenden Bächen, hohen Wasserfällen, Wiesen und Mäandern, Bergseen, sowie 3000 m hohen Gipfeln. Jede Etappe dauert zwischen zwei und fünf Stunden, übersteigt nie die 2700 m und verläuft über gut markierte Pfade und Militärwege. Die Anreise erfolgt über Torre Pellice, soziale, kulturelle und religiöse Hauptstadt der Waldenser im Piemont. Am hohen Ende des Tals warten eine intakte Natur und drei einladende Berghütten auf den Wanderer. Wer in Form ist, kann die Tour auch nur in zwei Tagen begehen und wer es besonders eilig hat, meldet sich für den lokalen Berglauf „Tre Rifugi Transfrontaliera“ an. Mit einer Länge von 28 km ist das Val Pellice eines der kürzesten Täler der Turiner Alpen. Die Ruinen der Forts Santa Maria am Eingang des Tals und Mirabuc am Talschluss lassen erahnen, wie sehr die Savoyer die Waldenser unterdrücken und fern von den französischen und protestantischen Bergen halten wollten. Nach der Glorreichen Rückkehr (Glorioso Rimpatrio, 1689) blieben die Waldenser standhaft bis die Lettere Patenti von Carlo Alberto (1848) ihnen ihre Rechte wieder anerkannten. Damals führten lediglich Wege und Saumpfade hinauf zu den Enden der Hochtäler. Erst zu Beginn des 20. Jh. wurde eine Baracke errichtet (die Baracun des Col Barant), um die französischen Truppenbewegungen zu überwachen. 1940 wird das Projekt, das Vallone di Carbonieri und die Conca del Prà über den Col Barant mit einer Militärstraße zu verbinden, Realität. Der Trek folgt ihr um den Ring der Wanderung zu schließen. Heute leben die Waldenser unbeschwert in diesen Tälern und die Franzosen kommen und gehen. Die Tour verläuft in einem für den Alpinismus geschichtsträchtigen Teil der Cottischen Alpen. 1839 überquerte David Forbes (1809-1868, schottischer Physiker und Glaziologe 18

der Royal Society von Edinburgh, Erfinder des Seismographen) mit Rey, dem Jäger von Abriès (Queyras), diese Berge. Von dieser Wanderung erzählt Referent W.A.B. Coolidge, der mit dem Schweizer Bergführer Christian Almer viele Gipfel der westlichen Alpen erobert hat. Wer auch immer das Wandern hier in Mode gebracht hat, im Val Pellice kreuzen sich die Wege großer Touren. Von unserem Trek ausgehend kann man auch in den Giro del Monviso, die Tour der Valli Valdesi, die Grande Randonnée der Queyras-Tour, die GTA, die Via Alpina oder in den Glorioso Rimpatrio einsteigen. Weniger Italiener, sondern mehr deutsche, belgische, holländische und vor allem französische Wanderer sind hier anzutreffen. Nach den großen Rundwanderungen (Grandes Randonnées), die Frankreich zu bieten hat, sind sie auf der Suche nach Neuem. So kommen sie vom Col Sellière, vom Colle della Croce oder vom Colle dell’Urina nach Italien hinunter, um mit Tourvarianten, die das Val Pellice durchlaufen, ihre Treks zu bereichern. Auch bei den Übernachtungen in den Berghütten stehen die Franzosen an erster Stelle. In Italien dagegen ist das Wandern als Reiseform, um Mensch und Natur kennenzulernen, noch nicht so verbreitet wie im Ausland. Auf diesen Pfaden begegnet man so mancher Überraschung. Die erste heißt Rifugio Willy Jervis und ist immer geöffnet. Die Hütte wurde 1950 eingeweiht und ist dem Alpinisten und Partisanen Guglielmo Jervis (Willy), der von den Nationalsozialisten am fünften August 1944 getötet wurde, gewidmet. In exponierter Lage befindet sie sich in der Mulde Conca del Prà und ist auf Wunsch des Leiters Roby Boulard, Präsident des Collegio Regionale Piemontese der Guide Alpine, das ganze Jahr über bewirtschaftet. Dieser Service basiert auf der Liebe des Leiters zu den Bergen. Besonders angezogen werden viele Familien mit Kindern und Schulgruppen, die das ganze Jahr über verschiedenen Aktivitäten nachgehen. Im Sommer Wandern oder Klettern, im Winter Skitouren, Schneeschuhwanderungen und


Eisklettern an den gefrorenen Wasserfällen. Die zweite Überraschung findet man beim Rifugio Battaglione Alpini Monte Granaro (2377 m), am Adrech del Laus: ein wunderbarer Aussichtspunkt an einer von Gletschern geformten Mulde, zwischen Bächen, Seen, Tümpeln und Wasserfällen. Die Hütte versprüht die Liebe zum Ort und den Bergen dank der zwanzigjährigen Leitung von Antonella Odin und Ivan Gonnet. Die Küche Antonellas begeistert mit ihren individuell zubereiteten Gerichten, die typisch sind für diese Region. Sie benutzt gekonnt lokale Produkte und Fleisch von piemontesischen Rindern, die unter strenger Kontrolle von Ivan im Tal gezüchtet werden. Der Ort ist ideal für einen verlängerten Aufenthalt. Es gibt Schautafeln zur umliegenden Natur, einen schönen Boulder-Parcours, Sportkletterrouten, Kanus zur Erkundung der Seen, eine Tischtennisplatte, warme Duschen und einige Bücher. Zudem kann man am Ufer des Lago Lungo ein Sonnenbad genießen und die Steinböcke beobachten. Das Naturreservat Oasi di Protezione Faunistica del Prà – Barant bereichert den Trek mit Biotopen auf Höhen zwischen 1730 m und 3171 m (Monte Granero), die sich über 3850 ha ausbreiten (41% des Territoriums von Bobbio Pellice, 13% der Gesamtfläche des Val Pellice). Einschließlich des oberen Teils des Torrente Pellice, des Torrente Guicchard und der Grenze zu Frankreich (Queyras) wurde die „Oase“ 1976 von der Provinz von Turin an der Stelle des kommunalen Jagdreservats des Consorzio Villar-Bobbio gegründet. Das Reservat soll einige, in den Cottischen Alpen nach dem Krieg selten gewordene wilde Arten wieder heimisch machen. So gibt es wieder mehr als 200 Gämsen (Rupicapra rupicapra) und auch das Reh (Capreolus capreolus), das 1976/77 wieder im Grand Bosco von Salbertrand angesiedelt wurde, hat sich erfolgreich erholt. Auch die Steinbockpopulation im Gran Paradiso Nationalpark, in den LanzoTälern und dem Parco Naturale del Queyras ist auf einem guten Stand, wenn man bedenkt, dass sie noch im 19. Jh. vom Aussterben bedroht war. Neben Säugetieren wie Murmeltier (Marmota marmota), Fuchs (Vulpes vulpes L.), Hermelin

(Mustela erminea L.) und Schneehase (Lepus timidus) gibt es noch zahlreiche Vogelarten, darunter der Steinadler (Aquila chrysaetos L.), das Alpenschneehuhn (Lagopus muta L.), das Alpensteinhuhn (Alectoris graeca M.), das Birkhuhn (Tetrao tetrix L.) und den Schwarzspecht (Dryocopus martius L.). Das seltene Vorkommen des Lanzas Alpensalamander (Salamandra lanzai N. A. A. B, siehe 1. Etappe) wurde überregional erforscht. Die Ansiedlung des Mufflons (Ovis musimon P.) durch den Menschen zur Jagd und die Ausbreitung des Wildschweins erfordern einigen Verwaltungsaufwand, und das trotz der Rückkehr des Wolfes in diese Gegend. Das angrenzende GGB Oasis del Prà – Barant (gegründet 2005, Direttiva Habitat) stellt das Oberhaupt der Körperschaft zu Verwaltung der Turiner Parks und Naturreservate dar. Das Gebiet erstreckt sich über die Gemeinde Bobbio Pellice und 4106 ha. Es beherbergt verschiedenste Lebensräume für Blumen, darunter auch ca. 30 sehr seltene Arten, was die Botaniker und Verantwortlichen dazu antrieb, hier den Alpinen Botanischen Garten Bruno Peyronel zu realisieren (4. Etappe). Auf einer Höhe von 2290 m gehört er zu den höchstgelegenen Gärten Europas. Auf 1700 m2 kann man 300 alpine, subalpine und nivale Arten in Feuchtgebieten, Schneetälchen und auf windigen Grat- und Geröllfeldwanderungen entdecken. Auch die Vegetation des Kalkgesteins und der Wiesen- und Weidelandschaften bietet mit ihrem Ökosystem Raum für verschiedenste Blumenarten. Diesen kleinen Garten Eden sollte man sich nicht entgehen lassen, am besten genießt man ihn nach einer Einkehr im einladenden Refugio Barbara Lowrie. Die Berghütte mit ihrer ausgezeichneten Küche liegt eingebettet in eine idyllische Kulisse, deren Ruhe man unter der Woche am besten mehrere Tage genießen sollte.

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Die Hüttentour des Val Pellice PRAKTISCHE INFORMATIONEN

Kinder und Jugendliche: ab zehn Jahren.

Übernachtung: Alle Berghütten sind im Besitz des CAI und werden auch von diesem verwaltet. In allen drei Hütten kann man ausgezeichnete Küche und hervorragenden Service genießen.

Karten Val Pellice, Straßen- und Wegekarte, Blatt n° 7, 1:25.000, Fraternali editore, www.fraternali.it, 2010. Monviso, Sampeyre, Bobbio Pellice, Valle Varaita, Valle Po, Valle Pellice, Blatt n° 106, 1:25.000, Istituto Geografico Centrale, Torino.

Unterkunft Rifugio Jervis in der Conca del Prà (1732 m), Tel. 0121 932755, www.jervis.it, info@jervis.it, www.jervis.it. Rifugio Battaglione Alpini Monte Granero (2377 m), Tel. 0121 91760, 0121 930222, www.rifugiogranero.com, info@rifugiogranero.com. Rifugio Barbara Lowrie (1753 m), Tel. 0121 930077. Wegdauer: Es werden vier Etappen (drei Nächte) vorgeschlagen, man kann die Wanderung aber auch in drei (zwei Nächte) oder in nur zwei (eine Nacht) Tagen begehen. Schwierigkeit E, die ganze Tour führt über gut erkennbare Wege und Saumpfade. Nur auf einem kurzen Abschnitt beim Abstieg auf der Nordostseite des Col Manzol (2633 m) führt der Weg in einigen Kehren auf steilem Fels über einen vertikalen Vorsprung. Wenn noch Schnee liegt, sollte man diesen Abschnitt besser vermeiden. Achtung bei Glatteis. Für kleine Kinder empfiehlt sich eine Sicherung am „gleitenden Seil“ (nur für Kenner der Technik). Markierung: horizontal, rot-weiß (auch die der GTA), nur wenig vertikal. Gelbe Pfeile markieren den Verlauf des Wettrennens, man kann ihnen auch folgen, allerdings in Gegenrichtung. Der Trek verfügt noch nicht über eine eigene Markierung. Höhe und Umgebung Die Landschaft ist durch die Einschnitte zweier, durch die Eiszeit entstandener, paralleler Hochtäler, die weit entfernt von Autos und Straßen liegen, geprägt. Die Gipfel erreichen eine Höhe von 3000 m. Die Etappen verlaufen entlang der vertikalen Achse der Täler und erlauben so die Vegetation vom Wald (bes. die alten Lärchen) bis zu den Wiesen und kleinwüchsigen Blumenarten entlang von Wildbächen bis hin zu hochgelegenen Seen und Mooren zu beobachten. Man wandert von einem Tal ins andere, über zwei Pässe, den Col Manzol (2633 m) und den Col Baracun (2383 m). Die Varianten ausgenommen, bewegt man sich auf Höhen zwischen 1223 m (Villanova) und 2633 m (Col Manzol). Insgesamt bietet es sich an, den Trek zu Beginn der Saison zu starten.

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Mit wem Bergführer der Waldensertäler, www.guidealpine.it. Bergführer Roberto Boulard, Tel. 338 6385677, 0121 932755, info@jervis.it. Bergführer Paolo Fornerone, Tel. 349 7558248, paolofornerone@libero.it. Bergführer Andrea Sorbino, Tel. 347 9637442, sorbino@alpimedia.it. Bergführer Sandro Paschetto, Tel. 339 6235078, guidaalpinasandro@hotmail.com. Bergführer Enrico Messina, Tel. 338 3306975. Bergführer der Valli di Lanzo, www.guidealpinelanzo.it, Tel. 329 21417832 (Muyo alias Giancarlo Maritano) info@guidealpinelanzo.it. Wanderund Umweltführer von Naturandando, Tel. 0121 81316, 339 5355757, naturandando@alpimedia.it. Wander- und Umweltführer 3Valli, Tel. 0122 640069 und Mario Cavallo, Tel. 320 4257106, g u i d e. p a r c o . o r s i e r a @ r u p a r p i e m o n t e. i t . Collegio Regionale Guide Alpine del Piemonte, www.guidealpinepiemonte.it, Tel. 011 5171628. Wetter: www.nimbus.it, www.ilmeteo.it, www.meteo.fr Hauptzugang von italienischer Seite Mit dem Auto: Von Turin über die Umgehungsstraße und die neue Autobahn bis nach Pinerolo, von dort nach Torre Pellice, von wo man das kurze Tal bis Villanova hinauffährt. Mit dem Flugzeug: Am Flughafen Aeroporto di Caselle (To) Sandro Pertini, Fluginformationen Tel. 011 5676361 / 2, Tickets Tel. 011 5676373, www.aeroportoditorino.it, mietet man ein Auto, Europcar, www.europcar.it, Tel. 011 567804, oder Hertz, Tel. 011 5678166, www.hertz.it und folgt, nachdem man die Umgehungsstraße erreicht hat, dem oben beschriebenen Weg. Mit dem Bus: Von Turin aus mit dem Busunternehmen Autolinea Sadem (und Sapav), Tel. 0113000611, Tel. 800 801600, www.sadem.it. Mit dem Zug: Von Turin aus erreicht man Torre Pellice über Pinerolo, dort kann man ein Auto mieten, Europcar Tel. 0121 379581, oder mit dem Bus (nur) bis nach Bobbio Pellice, www.trenitalia.it, oder mit dem Taxi bis nach Villanova (Massimo Gotti, Tel. 338 4055787).


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Anreise über die französische Seite Mit dem Auto: Von Lyon, Chambery und Grenoble aus, über die A43 über Modane und den Frejus-Tunnel, oder über Lanslebourg, Col du Mont-Cenis, über die SS25 nach Susa und Avigliana, und schließlich über Giaveno nach Pinerolo, Torre Pellice und Villanova. Mit dem Zug: Von französischen Städten über Modane und den Frejus-Tunnel bis nach Turin und von dort über Pinerolo nach Torre Pellice. Unterkunft (weitere Möglichkeiten) Entlang der vierten Etappe gibt es das Rifugio Barant (2373 m), nahe dem Colle del Baracun (2383 m, auch Col Barant). Die Hütte kann eine nützliche Alternative oder zusätzliche Einkehrmöglichkeit darstellen. Sie ist in Besitz der Gemeinde Montana del Pinerolese (siehe Praktische Informationen), wird derzeit renoviert (2011) und sollte im Sommer 2012 ihren Service mit 40 Schlafplätzen wieder aufnehmen. Erreichbar in 1,5 Stunden vom Parkplatz des Rifugio Barbara Lowrie und in 2,45 Stunden von Villanova aus. Für Informationen: Comunità Montana del Pinerolese, www.cmpinerolese.it, Tel. 0121 952401, viviana.suppo@cmpinerolese.it. Bobbio Pellice: B&B Courtilet, Tel. 0121 932517, 338 3096964, www.courtilet.it, info@courtilet.it Torre Pellice: Foresteria Valdese, Tel. 0121 91801, foresteria@diaconiavaldese.org Villar Pellice: Hotel Palavas, Tel. 0121 930728, www.albergopalavas.it, albergo.palavas@libero.it; B&B La Meridiana, Tel. 339 8492435, www.lameridiana-to.it; Camping Pino Blu, Tel. 0121 930795, campingvillar-pinoblu@katamail.com. Essen gehen Angrogna: Locanda Osteria Affittacamere Il Pomodoro, Piazza Roma 3, Tel. 0121 944302, www.valdangrogna.it, pomodoro@valdangrogna.it. Bobbio Pellice: Trattoria del Centro, Piazza Caduti della Libertà 3, Tel. 0121 957716. Bobbio Pellice (Villanova): Trattoria Villanova, Borgo Villanova 1, Tel. 0121 91897. Torre Pellice: La Crota dl’Ours, Via della Repubblica 6, Tel. 0121953539, www.flipot.com/crota.htm. Spezialitäten Die „mustardela“ ist eine Blutwurst im Rinderdarm, bestehend aus gekochten Innereien zusammen mit Porree, Zwiebeln und Gewürzen. Man kann sie im lokalen Handel finden. Die „supa barbetta“ ähnelt der französischen Mitonnée Suppe (auch in einigen Bereichen des Piemonts noch gängig) und wird mit Kraut, altem Brot, Toma, Butter, Gewürzen und Fleischbrühe zubereitet. Unter den Käsesorten stechen die Tomasorten und der außergewöhnliche „sairas d’l fen“ („aus dem Heu“), der sich zum Kreis des Slow Food zählen darf hervor. Der Käse ist eine Art Ricotta aus Kuh-, Schafs-, Ziegenmilch oder Mischungen, der in einem bestimmten Verfahren 22

hergestellt wird und im Heu zum Reifen gelagert wird. Unter den Köstlichkeiten der Waldenser Küche, die nur von wenigen Restaurants angeboten wird, sollte man die „plandre“ (Borretschkrapfen), die „frichoulin di patate alla mustarda“ (Kartoffelkrapfen gewürzt mit Porree und einer Mischung aus lokalen Blutwürsten), und die Kürbistorte probieren. Die lokalen Honigsorten sind sehr kräftig, es lohnt sich den Rhododendronhonig zu probieren. Nützliche Adressen Torino, Turismo Torino e Provincia, Hauptsitz: Via Maria Vittoria 19, 10123 Torino, Tel. 011 8185011, Fax 011 883426, www.turismotorino.org. Pinerolo, Turismo Torino e Provincia,Viale Giolitti, 7/9, Tel. 0039 0121 795589, info.pinerolo@turismotorino.org. Bobbio Pellice, Pro Loco, Via Sibaud 1, 10060, Tel. 0121 957727, prolocobobbiopellice@virgilio.it. Torre Pellice: Pro Loco Torre Pellice, Via della Repubblica 3, 10066, Torre Pellice, Tel. 0121 91875, protorre@libero.it, uffturistico.torrepellice@gmail.com; www.comune.torrepellice.to.it Comunità Montana del Pinerolese: Tel. 0121 9254201, www.cmpinerolese.it, Corso J. Lombardini 2, 10066 Torre Pellice (To). Torre Pellice: Fondazione Centro Culturale Valdese, Via Beckwith 3, Tel. 0121 932179, s e g ret e r i a @ fo n d a z i o n eva l d e s e. o rg , b i b l i ot e c a @ fo n d a z i o n eva l d e s e. o rg , www.fondazionevaldese.org. Villar Pellice: Pro Loco, paoloeasy@yahoo.it Consorzio Turistico Alpi Cozie, Tel. 338 2090234, consorzioalpicozie@libero.it. Sehenswert Der botanische Garten Bruno Peyronel wird vom Umweltamt der Gemeinde Montana del Pinerolese verwaltet und ist stets frei zugänglich. Durch den Garten führen Schautafeln, die über die Natur und einzelne Arten Auskunft geben. Die Tafeln wurden den Botanikern der Associazione Naturalistica Pinerolese, die auch freiwillige Helfer zur Hauptsaison stellt, gestaltet. Für Informationen und geführte Besuche: Tel. 0121 9504206, marisa.bigo@cmpinerolese.it, www.cmpinerolese.it. Villar Pellice: Das Eco-Museum der Cooperativa Feltrificio Nuova Crumière, Piazza Jervis 1, für Besichtigungen (privat, schulisch), Tel. 0121 930622, 0121 9524212, 012 95241215, w w w. e c o m u s e o c r u m i e r e. e u , ecomuseo.crumiere@valpellice.to.it, zeigt die Arbeit des Flickhandwerks zur Produktion von Filzen, die an Papierfabriken und Lebensmittelindustrie geliefert werden. Vorwahlen: In Italien ins Val Pellice 0122; nach Frankreich 0033 (4); französischer Mobilfunk 0033 6.


Spiegelbild einer Felsnadel zwischen den Eisschollen des Lago Nero (2567 m)

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Cottische Alpen - Monviso - Die Hüttentour des Val Pellice - Etappe 1

Cottische Alpen - Monviso > Die Hüttentour des Val Pellice

Etappe Stage

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Kurz und ideal zum Einwandern führt die erholsame Etappe zu einer ganzjährig geöffneten Berghütte, die Willy Jervis gewidmet ist und erlaubt es, sich in der idyllischen und blumenreichen Landschaft der weiten Hochebene zu entspannen. Weit Hergereiste können die Wanderung auch am Nachmittag starten. Wer die Tour in zwei Etappen begehen will, kann diese mit der nächsten verbinden.

Villanova 1223 m Rifugio Jervis al Prà 1732 m + 540 m; - 30 m h 1,30 Schwierigkeit

E

Horizontal (rot-weiß), vertikal an den Hauptkreuzungen Wege Nr. GTA 115 5-10 (hängt von den Schneeverhältnissen ab) In der Flasche auf der Hütte, aus Quellen oder Bächen entlang des Weges >6

Von Villanova zum Rifugio Willy Jervis in Prà

Nachdem man das Auto auf dem Parkplatz von Villanova abgestellt hat, folgt man links (geradeaus) der Straße (GTA, Grande Traversata Alpina). Man überquert den Wildbach Cumbaleira mit Blick auf einen Wasserfall, den mehrere Vorsprünge über eine Höhe von 100 m gebildet haben. Wir passieren die Ortschaft, vorbei an einer Schautafel, einem Brunnen und dem Restaurant. An einer Gabelung erreicht man rechts über einen bequemen Saumpfad einen Mischwald aus Laubbäumen wie Ahorn, Eschen, Gemeinem Goldregen und Lärchen. Wir halten uns links, überqueren einige Lichtungen und wandern weiter im Wald, wo auch die Türkenbund-Lilie (Lilium martagon) wächst. Wir überqueren einen Bach mit Wasserfällen und Tümpeln und können dabei die Wasseramsel (Cinclus cinclus L.) beobachten. Nach einer weiteren Schautafel zu den lokalen Raubvögeln, wandert man in Kehren auf der linken orographischen Seite des Torrente Pellice, unterhalb steiler Serpentinfelshängen. Der kurvige Weg stößt wieder auf den Feldweg (für Autos verboten), dem man nach links folgt. Nachdem man den Wald durchquert und einen Bach über einen Steg überquert hat, erreicht man mit Blick auf schöne Wasserfälle, die bis zu 100 m hoch sind, die Ebene Piano del Pis (1440 m). Bei leichter Steigung und auf der Seite des Torrente Pellice passiert man ein Gebiet, das Piano dei Morti (1520 m) genannt wird. Der Name rührt von einem traurigen Ereignis her: 1655 kamen hier 36 Waldenser in einer Lawine um, als sie sich auf der Flucht vor dem Massaker befanden, das als „Piemontesische Ostern“ bekannt ist. Weiter geht es in Kehren im Nadelwald, unterhalb eines Felsens verlassen wir den Feldweg und schlagen den nach links aufsteigenden Weg ein (Schautafel zum Lanzas Alpensalamander Salamandra lanzai N. A. A. B),

Rifugio Jervis in der Conca del Prà (1732 m), Tel. 0121 932755, www.jervis.it, info@jervis.it, von der Sektion Uget di Torre Pellice des CAI, 90 Schlafplätze, Duschen, ausgezeichnete Küche, stets geöffnet.

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der auch bei Regen leicht zu sehen ist. Die Art, welche im 19. Jh. bestimmt wurde (zuerst mit Salamandra atra verwechselt), ist endemisch im Gebiet der Cottischen Alpen und wird auf der Red List der IUCN, der „International Union for Conservation of Nature and Natural Resources“, zu den gefährdeten Arten gezählt. Folgt man weiter dem Weg, gelangt man zu einer Schautafel zum Birkhuhn (Tetrao tetrix L.). Kurz darauf biegt man nach rechts (Hinweis Rifugio Jervis) auf den gepflasterten Saumpfad zu Füßen der hohen Wände ab, welche „della Maddalena“ (1737 m) genannt werden. Haben wir die Hochebene der Conca del Prà erreicht, gelangen wir leicht absteigend zu einer Ortschaft mit dem Ciabot del Prà und dem großen, in Weiden versunkenen Haus des Rifugio Willy Jervis (1732 m). Die Naturlandschaft ist atemberaubend: in der großen Hochebene kann man noch einen See erahnen, der versandet ist. In dieser Gegend lohnt sich auf jeden Fall eine Tageswanderung. Ideal vor allen Dingen für Familien mit Kindern. Vor der Berghütte blickt man auf die Gipfel des Agugliassa (2789 m), des Monte Manzol (2933 m), des Meidassa (3105 m), des Monte Granero (3171 m), des Monte Pistas (2861 m), des Monte Cappello (2839 m), des Monte Arbancie (2708 m) und des Monte Palavas (2902 m), welche den Talschluss des Val Pellice umgeben. Über dem Tal verdeckt der Mont Manzol den Col Manzol (2633 m), höchster Punkt und höchster Berg der Tour. Mit Blick auf den Col Sellière (2851 m), wo der Weg der GTA zum Refuge du Viso (2460 m) im französischen Parco Naturale Regionale del Queyras führt, und sich mit der Monviso-Tour (3841 m) deckt. Die Berghütte ist Etappenstation der französischen Rundwanderung (Grande Randonnée) der Tour du Queyras, über den Colle della Croce (2298 m, im SW) und den Colle dell’Urina (2529 m, NW).

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DIE WALDENSER UND DIE WALDENSERTÄLER Die Waldenser, seit dem 13. Jh. in Italien ansässig, wurden Opfer hartnäckiger Verfolgungen. Unter diesen das „Piemontesische Ostern“ im Jahre 1655 (siehe 1. Etappe der Route). Diesem Massaker mit 1712 Opfern folgte ein weiteres im Jahre 1686, mit weiteren 3000 Toten und 8500 Gefangenen. Zu einem tragischen Schauplatz von Verfolgungen und Widerstandskämpfen wurden die bekannten Waldensertäler des östlichen Piemonts: das Val Pellice, das Valle Angrogna, das Val Germanasca und das Val Chisone. Die Verfolgungen am Ende des 17. Jh. führten zur Verbannung, dieser folgte dann die „Glorreiche Rückkehr“ (Glorioso Rimpatrio). Am 17. August 1689 brachen die Exilanten zu Fuß vom Lago di Ginevra zu einer langen Reise auf, und kehrten am 1. September des gleichen Jahres wieder in ihre Täler zurück. Die Waldenser Armee kam in der Nähe von Bobbio Pellice, in der Ortschaft von Sibaud, an. Dort verlas Arnaud, nach der Predigt des Pfarrers Montoux, den berühmten Eid. Nachdem sich die Waldenser in diesen Tälern niedergelassen hatten, wurden sie vom Grafen Amedeo von Savoyen „geduldet“. Bürgerrechte erhielten sie erst 1848 durch die Lettere Patenti von Carlo Alberto. Nun begann die Waldenser Kirche sich in Italien zu entwickeln und zu erweitern. Während der Besetzung des Südens durch die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg retteten die italienischen Waldenser viele Juden, in dem sie sie in den Tälern versteckten, genau an den Orten, an denen sich bereits ihre Vorfahren versteckt hielten. Im Moment zählt die Waldenser Kirche ca. 50.000 Anhänger weltweit, von diesen leben ca. 35.000 in den Waldensertälern. Ihr Zentrum ist Torre Pellice, dort gibt es 18 Kirchen, von den insgesamt 41 bestehenden im Piemont und von 120 in ganz Italien. Jedes Jahr in der letzten Augustwoche kommen die Gesandten der Kirchen dieser Täler in Torre Pellice zur Waldenser Synode zusammen, um die wichtigste Versammlung ihrer Kirche abzuhalten.

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“DER SKYMARATHON TRE RIFUGI TRANSFRONTALIERA” Der Skymarathon Tre Rifugi Val Pellice ist ein Wettlauf, der zum ersten Mal im Jahr 1972 veranstaltet wurde. Abgesehen von einer Unterbrechung aus organisatorischen Gründen zwischen den Jahren 1996 und 2000, findet das Rennen mit wechselnden Teilnehmerzahlen jedes Jahr im Juli statt. Initiiert durch die Sektion Uget di Torre Pellice des CAI wurde die Strecke, welche die drei Hütten der Sektion miteinander verbindet, “Trofeo 3 Rifugio” genannt. Heute steht das Rennen im italienischen Skyrunning-Kalender. 1981 nahmen 162 Paare teil, 153 von diesen passierten das Ziel. Das Rennen war ursprünglich nur paarweise möglich, jetzt können auch einzelne Athleten teilnehmen. Den absoluten Rekord schaffte Claudio Galeazzi, der die Strecke in 2h 2’ 14’’ lief. Die Strecke ist im Moment 21,8 km lang, mit einem Höhenunterschied von 1650 m im Anstieg und ebensoviel im Abstieg. Zum Teil verläuft die Strecke auf den Pfaden und Feldwegen der Hüttentour des Val Pellice. Aufgrund der kürzlich erfolgten Erweiterung der Route auf das Gebiet zwischen den Alpengemeinden des Val Pellice und des Parco Naturale Regionale del Queyras in Frankreich, trägt die Veranstaltung heute den Namen “Tre Rifugi Transfrontaliera”. Es beginnt in Villanova und endet beim Rifugio Willy Jervis. Weitere Informationen: www.3rifugivalpellice.it.

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Cottische Alpen - Monviso - Die Hüttentour des Val Pellice - Etappe 2

Cottische Alpen - Monviso > Die Hüttentour des Val Pellice

Etappe Stage

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Mit wenig Höhenunterschied und mittlerer Steigung ist diese Wanderung ideal, um das unberührte, hohe Val Pellice zu erkunden. Die Natur dieser schönen Berge, besonders ihre Vegetation, bietet dem aufmerksamen Wanderer viele Überraschungen. Ideal, um die lokale Küche kennenzulernen.

Rifugio Willy Jervis alla Conca del Prà 1732 m Rifugio Battaglione Alpini Monte Granero 2377 m + 370 m; - 25 m h 2,45 Schwierigkeit

E

Horizontal (rot-weiß), vertikal bei den Hauptkreuzungen

Weg Nr. GTA 116 6-10 (je nach Schneeverhältnissen)

Aus der Flasche in der Berghütte, aus Quellen oder Bächen entlang des Weges >7

Vom Rifugio Willy Jervis zum Rifugio Battaglione Alpini Monte Granero

Von der Berghütte geht es leicht absteigend Richtung Süden auf dem Weg Nr. 116 und der GTA. Wir passieren eine Alm mit Schweinen und Kühen. Nach dem agrotouristischen Betrieb lassen wir rechts die Ortschaft Prà (1713 m) hinter uns. Im Sommer sind diese beiden nahen Orte der Conca del Prà bewohnt. Weiter geht es auf der Route der GTA, zwischen Weiden und einem Lärchenwald, auf der linken Uferseite des Torrente Pellice. Nach einem weiteren Feld treffen wir auf eine alte Mauer, welche die Gebiete trennt. Dann erreichen wir das Ende der Hochebene, passieren rechts die Häuser von Partia d’Amunt (1745 m), die sich auf einer vor Lawinen geschützten Erhebung befinden. Man erreicht eine Gabelung, an der man zwei Möglichkeiten hat, die Wanderung fortzusetzen. Variante auf dem Weg Nr. 116 Anstatt der GTA zu folgen, wandert man weiter auf der linken Uferseite des Torrente Pellice. Haben wir den vom Monte Arbancie (2709 m) abführenden Wildbach hinter uns gelassen, steigen wir leicht aufwärts, nach und nach wird es immer steiler. Wir entfernen uns vom Bach, laufen jedoch oberhalb eines Felsvorsprungs weiter parallel zu seinem Lauf. Den Bach durchquert, der vom Monte Cappello (2839 m) herunterfließt, folgt man nicht den kleinen, nach Westen abdrehenden Wegspuren, sondern steigt weiter leicht aufwärts bis zu einer Hochebene. Mit Sicht auf einen Grenzstein und den Resten eines Flugzeuges biegen wir wieder in die GTA ein. Mit der folgenden Beschreibung erreicht man das Rifugio Battaglione Alpini Monte Granero (2377 m). Man steigt links (O) abwärts und quert den Hauptstrom des Torrente Pellice. Wir biegen nach rechts (S) auf den Weg der GTA ein und durchlaufen die Rifugio Battaglione Alpini Monte Granero (2377 m), gehört der Sektion Uget di Val Pellice des CAI, Tel. 0121 91760, außerhalb der Saison 0121 930222, www.rifugiogranero.com, info@rifugiogranero.com, 48 Betten, geöffnet ab der dritten Juniwoche bis zur dritten Septemberwoche.

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Hochebene bis zum Ende. Man beginnt in Kehren den Aufstieg, in einem lichten Lärchenwald mit Rhododendron (Rhododendron ferrugineum L.), Gelbem Enzian (Genziana lutea L., mit gegenständig angeordneten Blättern), Weißem Germer (Veratrum album L., durch seine wechselständigen Blätter von seinem Vorgänger zu unterscheiden) und köstlichen Heidelbeeren (Vacciniun myrtillus L.). Passionierte Botaniker schätzen auch das Vorkommen der seltenen Alpenwaldrebe (Clematis alpina). Weiter oben kann man in dem kahlen Lärchenwald auch einige uralte Bäume entdecken, mit schönem Blick auf die Conca del Prà. Auf der Route parallel zur eben beschriebenen Variante lassen wir einen steileren Abschnitt hinter uns, mit Blick auf einen schönen Wasserfall. An der Baumgrenze überqueren wir moderate Hochebenen, von denen man bereits das Rifugio Battaglione Alpini Monte Granero (2377 m) erkennen kann. Haben wir das Pian Seneive (2060 m) erreicht, kommt man an einen Grenzstein des CAI, auf dem steht: “Den Soldaten der amerikanischen Marine, Opfer ihrer Pflicht, die am 21. Juli 1957 ihr Leben ließen.“ Neun Soldaten verloren ihr Leben, nur einer überlebte. Das Flugzeug der amerikanischen Marine (normalerweise nur auf offenem Meer operativ) mit Basis auf der Naval Air Station von Brunswick war zu diesem Zeitpunkt bei Aviano (PN) stationiert. Während der Suche nach einem

amerikanischen Flugzeug, des Types P2V-6 “Neptune”, normalerweise stationiert in Pennsylvania auf der Nas Willow Grove und später auf dem Ghiacciaio Fredusta in den Dolomiten gefunden, zerschmetterte es am Boden. Man findet dort heute noch Teile von Propeller, Fahrgestell und Motor. Auf der Hochebene durchwaten wir den Bach, der vom Lago del Mal Consej (etwas weiter oben im Osten, erreichbar auf einer Wegspur in 20 min.) herunterkommt. Man überquert rechts auf Steinen den Torrente Pellice und auf der linken Seite passiert man einen Felskegel. Wir stoßen wieder auf den von rechts kommenden Weg der oben beschriebenen Variante. Vorbei an einem Steinmännchen mit bunten Bändern, überquert man einen Bach auf einem Holzsteg. Auf der rechten orographischen Seite besteigen wir einen Moränenrücken und passieren eine Schleuse. Haben wir den Grat der Moräne erreicht, folgen wir diesem bis er sich spaltet. Dann wandert man weiter auf dem linken Kamm, mit schöner Aussicht auf die Talsohle. Über Rundhöcker mit Findlingen erreichen wir eine Gabelung, bei der wir uns rechts halten und sofort den breiten Lago Lungo (2356 m) erblicken. Wir gehen wieder ein Stück zurück und wandern links weiter, zu Füßen einer Erhebung, auf dessen Spitze sich das Biwak befindet. Wir erreichen das Rifugio Battaglione Alpini Monte Granero (2377) mit Blick auf das Ufer eines kleinen Sees.

Eine Primula Latifolia L. auf den Felsen nahe des Rifugio Battaglione Alpini Monte Granero

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Cottische Alpen - Monviso - Die Hüttentour des Val Pellice - Etappe 3

Cottische Alpen - Monviso > Die Hüttentour des Val Pellice

Etappe Stage

3

Zentrale Etappe des Treks, man gelangt in den unberührtesten Teil der Ringwanderung. Man passiert am Col Manzol (2700 m) den höchsten Punkt, beim Abstieg gibt es einen kurzen Abschnitt, wo Vorsicht geboten ist (bei Schnee und Glatteis zu vermeiden). Aufgrund des mittleren Höhenunterschieds und der mittleren Steigung kann man diese Etappe in Ruhe genießen. Möchte man die Tour in nur zwei Tagen begehen, kann man diese Etappe mit der folgenden verbinden. Hier kann man auch in die Monviso-Tour einsteigen.

Rifugio Battaglione Alpini Monte Granero 2377 m Rif. Barbara Lowrie 1753 m + 365 m; - 990 m h 3,20 Mit einem schwierigen Abschnitt am Anfang des Abstiegs vom Col Manzol, bei Schnee zu vermeiden

E

Horizontal (rot-weiß), vertikal bei den Hauptkreuzungen

Weg Nr. 116 112 6-10 (je nach Schneeverhältnissen) Aus der Flasche in der Berghütte, aus Quellen oder Bächen entlang des Weges >9

Vom Rifugio Battaglione Alpini Monte Granero zum Rifugio Barbara Lowrie, über den Col Manzol

Wir lassen links den kleinen See hinter uns und wandern zwischen durch Gletscher abgerundeten Felsen und vereinzelten Findlingen auf dem Weg Nr. 116. Man wandert in Richtung des Lago Nero und Col Manzol, zwischen Monte Manzol (2933 m), Monte Meidassa (3105 m) und Monte Granero (3171 m). Man steigt auf der rechten orographischen Seite der Rinne aufwärts, überwindet eine Erhebung und läuft über Geröllhalden bis zu einem alten Erdrutsch. Wir schlagen nun den gut erkennbaren, von Steinen begrenzten Saumpfad ein, passieren auf der linken Seite eine Erhebung (2610 m) und erreichen so eine Mulde. An einer Gabelung steigt man links bergauf und lässt rechts den beeindruckenden Lago Nero (2567 m) hinter sich. Der grüne See ist normalerweise bis Sommerbeginn mit Schnee und Eis bedeckt. Nach wenigen Kurven und Flanken des Weges überwinden wir den letzten steinigen Hang (Schnee zu Sommerbeginn). Richten wir den Blick talwärts, kann man erkennen, wie ein kreiselförmiger Erdrutsch die Mündung der glazialen Mulde verschlossen hat. Dort befindet sich heute der See. Haben wir den letzten Steilhang bestiegen, tauchen auf dem Grat zwei Vertiefungen auf. In dem man sich zuerst links hält und dann kurz vor dem Pass rechts weiterläuft, erreicht man den Col Manzol (2700 m). Dieser liegt links (N) von einigen Felsnadeln. An der Wasserscheidelinie, zwischen dem Talschluss des Val Pellice und des hohen Valle dei Carbonieri, erreichen wir ein Steinmännchen, das den Pass markiert. In dem Gebiet gibt es Steinböcke. Der Weg Nr. 112, gut markiert durch rotweiße Lackmarkierung und die gelben Pfeilen der 3-Hütten-Tour des Val Pellice (welche in gegensätzlicher Richtung verläuft), führt nach Nordosten und gräbt sich in den Fels. Der Abstieg beginnt mit dem schwierigsten Teil der Tour, kurz, aber ein bisschen ausgesetzt auf einer steilen Felswand. Vorsicht ist mit Kindern geboten, vor allem bei Schnee, Glatteis oder Unwetter. In einer kleinen Rinne Rifugio Barbara Lowrie (1753 m), nahe Pis della Rossa, im hohen Valle dei Carbonieri (Bobbio Pellice), der Sektion Uget di Torre Pellice des CAI, Tel. 0121 930077, cinziayuki@yahoo.it, Tel. 333 3165464, 24 Betten, geöffnet vom 1/6 bis 31/10, mit Herbergsservice.

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verlieren wir in engen Kehren an Höhe. Etwas weiter unten erweitert sich die Rinne schrittweise und in immer breiteren Flanken erreicht man felsiges Terrain. Der Abstieg verläuft nun ohne Schwierigkeiten auf Geröll, unterhalb der beeindruckenden Ostwände des Monte Manzol (2933 m) und in der immer weniger steilen Rinne. Über Geröllhalden laufen wir leicht absteigend in Richtung Osten bis zu einem Bach. An einer Gabelung (2370 m) biegt man nach links ab (W, vertikale Hinweise aus Holz und Lack auf Felsen auf das Rifugio Barbara Lowrie). Kurze Variante (Hin- und Rückweg) Folgt man dem Weg rechts, welcher an der linken orographischen Seite des kleinen Wildbachs aufsteigt, passiert man den kleinen Lago Arbancie (2450 m) und steigt weiter gemütlich im Talkessel auf. Nach einem steileren Abschnitt erreicht man die verlassene Mulde des Lago Piena Sia (2555 m) und läuft auf der östlichen Uferseite entlang. Mit einem letzten Anstieg gelangt man an den Colle Armoine (2692 m), von dem man eine schöne Aussicht auf den Monviso (3841 m) genießt. Auf der Aufstiegsroute kehrt man zur Weggabelung zurück. Höhenunterschied: ca. + 320 m, ca. 320 m; Wegdauer hin und zurück ca. 2 Std.; Schwierigkeit: E. Wir kehren dem Monte Meidassa den Rücken zu und betreten das Vallone del Pis. Wir durchlaufen eine grasige Hochebene, welche von einem Wildbach in V-Form durchzogen wird. Es geht bergab und wir queren eine erste Rinne (Schnee zu Saisonbeginn) und eine weitere, etwas kleinere. Leicht bergab geht es über die Wiesen einer Senke, welche parallel zum Wildbach liegt und von

einem Kalkschieferrücken zwischen Lärchen-Baumgrenze und Rhododendrenbüschen unterbrochen wird. Man quert den Weidenhang und erreicht leicht absteigend eine Anhöhe mit einem Fels, auf die Comba del Pis blickend, in der sich das Rifugio Barbara Lowrie befindet. Ist man etwas abgestiegen, durchwatet man einen Bach. Auf dem Weg, der auf halber Höhe des Hanges verläuft, kann man die malerische Aussicht auf die Mulde des Rifugio Barbara Lowrie (1753 m) genießen. Einen kleinen Wildbach überquert und eine Kalkschiefererhebung umgangen, erreichen wir eine Rinne. Haben wir die von einem Wasserfall ausgehenden Bäche hinter uns gelassen, wandern wir weiter im Rhododendrenunterholz durch eine Gruppe uralter Lärchen. Nach einer letzten, ebenen Lichtung erreicht der Weg die Comba del Pis, durchzogen vom Wildbach Guicchard. Diesen überqueren wir auf einer Brücke und auf dem Feldweg rechts gelangt man zum Rifugio Barbara Lowrie. Dort gibt es eine Alm mit einer Kuhherde. Auf der Hochebene eignen sich manche Felsblöcke gut zum Bouldern. Es bietet sich an, diesen Ort unter der Woche zu besuchen, da hier an Wochenenden laute Touristenmassen mit dem Auto von Bobbio Pellice hochfahren und so die so bezaubernde Ruhe stören. Anmerkung: Zu Saisonbeginn sollte man sich beim Rifugio Battaglione Alpini Monte Granero über den Zustand des Weges zur Nordostseite des Col Manzol erkundigen, bei Schnee oder Eis zu vermeiden. Von der Passage zum Rifugio Barbara Lowrie am Wochenende wird wegen starkem Andrang abgeraten.

Am Lago Nero, beim Aufstieg zum Colle Manzol zwischen Rifugio Battaglione Alpini Monte Granero und Rifugio B. Lowrie

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Cottische Alpen - Monviso - Die Hüttentour des Val Pellice - Etappe 4

Cottische Alpen - Monviso > Die Hüttentour des Val Pellice

Etappe Stage

4

Abschließende Etappe der Tour, mit starkem Höhenunterschied und Steigung. Die Route ist weniger frequentiert und führt durch die beiden Mulden, die als Zugang zu den parallelen Täler dienen, in denen der Trek verläuft (Val Pellice und Valle dei Carbonieri). Man wandert von der Comba del Pis zur Conca del Prà über den Colle del Barant und den Giardino Botanico Alpino Bruino Peyronel.

Rif. Barbara Lowrie 1753 m Villanova 1223 m + 1250 m; - 720 m h 4,50 Schwierigkeit

E

Horizontal (rot-weiß), vertikal bei den Hauptkreuzungen

Weg Nr. 117 GTA 6-10 (je nach Schneeverhältnissen) Aus der Flasche in der Berghütte, aus Quellen oder Bächen entlang des Weges >7

Vom Rifugio Barbara Lowrie nach Villanova über den Colle del Barant und das Rifugio Willy Jervis zur Conca del Prà

Anmerkungen: Weniger frequentierte Etappe, verläuft größtenteils auf Feldwegen und breiten Pfaden. Von der Berghütte überqueren wir auf einem Steg den Torrente Guicchard und steigen in Richtung Talsohle abwärts. Wir folgen einer asphaltierten, engen und steilen Straße bis zu einem Felsblock (Hinweisschilder, Schautafel). Man biegt nach links auf einen für Autos gesperrten Weg ab und beginnt mit dem Aufstieg (Hinweise Weg Nr. 117 und GTA) zum Col Barant (2383 m). Die Militärstraße verläuft in einem mit Lärchen, Rhododendren und anderen interessanten Blumenarten bewachsenen Wald bergaufwärts. Wir umgehen die Ausläufer des Punta Pleng (2656 m) und nach einer Kurve lassen wir rechts (Bänke) die Abzweigung zur Alpe La Russa hinter uns. Nach dem Lärchenwald biegt man nach Westen und betritt eine von Schäfern und ihrer Herde genutzte Talmulde (2090 m). Die Militärstraße verläuft hier in einem breiteren Halbkreis, wir verlassen sie rechts auf einer Abkürzung und überqueren ein Feld mit einem Bach. Hier gab es früher eine Alm, und man kann Murmeltiere beobachten. Auf der gegenüberliegenden Seite gelangt man wieder zum Feldweg, welcher in vielen Kehren und Flanken den steilen Hang hinaufsteigt. Wir können diesem folgen, oder stattdessen dem direkten und steilen Weg, welcher sich mit ihm kreuzt. Man erblickt den Monviso (3848 m), mit dem Ostgrat und der Coolidge-Rinne, welche die Nordwand durchzieht. Mit dem auf dem Hang gut markierten Militärweg erreicht man eine Wetterstation und das Rifugio del Col Barant

Rifugio Jervis in der Conca del Prà (1732 m), Tel. 0121 932755, www.jervis.it, info@jervis.it, von der Sektion Uget di Torre Pellice des CAI, 90 Betten, Duschen, ausgezeichnete Küche, immer geöffnet. Ab Sommer 2012 sollte das Rifugio Barant geöffnet sein (siehe Praktische Informationen, Übernachten, weitere Möglichkeiten).

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(2373 m). Es ist im Moment geschlossen, aber seine abgelegene Panoramaposition ist bezaubernd. Seitlich der Berghütte erlaubt es uns die enge Felskerbe des Col Barant (2383 m), der GTA auf dem absteigenden Militärweg zu folgen, und den südwestlichen Hang des Berges Curbarant zu queren. Man gelangt zum Giardino Botanico Bruno Peyronel, der mit einem Holzzaun eingegrenzt ist. Von der Terrasse eines kleinen Häuschens hat man Blick auf das hohe Val Pellice. Da er schwierig zu erreichen ist, kann der Garten nur ca. drei Monate im Jahr besucht werden. Weiter geht es auf dem Militärweg in einer großen Flanke bis zu einem kleinen Pass (2205 m). Dort dreht man in einer Kurve nach links (S) ab und lässt rechts die Erhebung des Colletta (2219 m) und den Weg zum Gugliassa (1992 m) hinter sich. Ab hier wechselt die Beschaffenheit des Weges ständig. Mal in gutem Zustand, mal von Regen, Erdrutschen und

Vegetation angegriffen. Wir folgen trotzdem diesem Weg, der abwechselnd in langen Flanken und Kurven über offenes Gelände und durch Lärchenwälder führt. In einigen Abschnitten verkürzt ein Pfad die Strecke zwischen den längeren Geraden. Unterhalb der 2000 m dringt man in den Wald ein, bis man zur Conca del Prà im Gebiet der Fontana Curbarant gelangt. Auf der Straße links oder auf dem Weg rechts überqueren wir die Geröllhalden und die Mäander des Torrente Pellice (1706 m). Auf der kürzlich ausgebesserten Straße oder auf dem Weg steigen wir die Weiden hinauf und gelangen zum Rifugio Jervis in Prà (1732 m). Wenn man vor der Querung des Baches nach rechts abbiegt, vermeidet man den kurzen Aufstieg zur Hütte. Von der Hütte aus kehrt man mithilfe der Wegbeschreibung der ersten Etappe zum Parkplatz von Villanova zurück und schließt so die Wanderung ab.

Rhododendrenblüten (Rhododendron ferrugineum L.) auf Schiefer nahe dem Col Barant

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