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FLORA UND FAUNA
Von Cristiano Pastorello
Die überaus große Bedeutung der Natur in der Region von Verona zeigt sich auch darin, dass fast das gesamte Gebiet zwischen dem Gardasee und dem Etschtal sowohl von staatlicher italienischer (SIC, Sito di Importanza Comunitaria bzw. ZPS, Zona di Protezione speciale) als auch von EU-Seite als besonders schützenswert eingestuft wurde (Richtlinien Flora-Fauna-Habitat (92/43 EG) und Vogelschutz (79/409 EG). Der Bereich der Lessinischen Berge ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen und wird durch spezifische SIC- bzw. ZPS-Einstufungen geschützt („Cascate di Molina”, „Ponte di Veja“ und „Vajo della Marciora”, „Pasubio-Piccole Dolomiti Vicentine”).
Vor allem die Felsmassive beherbergen endemische Arten und bieten geschützten Tieren einen Unterschlupf. Wir sind der Überzeugung, dass der beste Weg zum Erhalt der Arten derjenige ist, die Bevölkerung zu sensibilisieren. Kletterinnen und Kletterer müssen lernen, auf ihre Umgebung Rücksicht zu nehmen, so, als wären sie zu Gast im Hause eines Nachbarn. Pflückt also keine Pflanzen oder beschädigt sie auf andere Weise und stört auch die Tierwelt nicht.
Die Flora
Der größte Teil der beschriebenen Klettergebiete liegt an den Eingängen der Haupttäler (Etschtal und Val Pantena), Gebieten, die die aus geobotanischer Sicht sehr bedeutsam sind. Hier treffen sehr thermophile Gebiete der Voralpen auf trockenwarme Gebiete in höher gelegenen Regionen. Die große Pflanzenvielfalt ist zurückzuführen auf eine sehr unterschiedlich geartete Umgebung: von den feuchten Ufern der Etsch über die trockenen Felswände bis hin zu den Wiesen und Weiden in bergigen Regionen. Der Reichtum der Pflanzenwelt zeigt sich überdies in seltenen, zum Teil endemischen Arten, welche vor allem in den trockenwarmen alpinen Gebieten wachsen, aber auch in anderen, davon entfernten Gebieten zu finden sind.
Endemische Arten
Um den Monte Baldo und auf der Hochfläche der Lessinischen Berge sind viele voralpine, endemische Arten zu finden. Vor allem das Gebiet zwischen dem Val Chiusa und Brentino Belluzzo bzw. Spiazzi ist gekennzeichnet durch ein sehr trockenes Mikroklima und die umgebenden Kalkfelsen, was auf diese Weise weder weiter südlich noch nördlich zu finden ist. Vermutlich rührt aus dieser Isolation die in der postglazialen Epoche auftretende Ausbildung endemischer Arten her, welche in trockenwarmer Umgebung wachsen. In den im Führer beschriebenen Regionen wurden bislang vierzehn verschiedene Arten registriert, die wichtigsten davon zählen wir nachfolgend auf:
Brassica repanda subsp. baldensis
Die wohl interessanteste Art, der sogenannte Bergkohl, wurde erst in jüngerer Zeit wissenschaftlich beschrieben. Er wächst ausschließlich in den Felsnischen und Felsbändern am Monte Baldo, zwischen Preabocco und Brentino, auf der Seite zum Etschtal und überraschenderweise finden sich seine nächstverwandten Arten auf der Iberischen Halbinsel. Die Pflanze ist in den Klettergebieten Meteorite, Pale alte della Sgrenza und Pala delle Laste zu sehen.
Die Felsen-Glockenblume ist eine der wenigen Arten, die ausschließlich am Monte Baldo und den Lessinischen Bergen zu finden ist. Sie kommt zwar auch In den Südalpen vor, wird dort aber als eigene Spezies angesehen (C. albicans). Das größte Vorkommen der Art fällt in die Provinz Verona, nur ganz wenige Exemplare wurden auch im Trentino aufgefunden. Die erste schriftliche Erwähnung geht auf das Jahr 1617 zurück (Pona; sub „Trachelio maggiore petreo”), wo nicht nur eine herrliches Bild zu finden ist, sondern auch eine präzise Beschreibung des Standorts. Die jüngsten Vorkommen liegen in einem Gebiet zwischen Preabocco und den Felsen am Monte di Cavecchia, nordöst- lich von Rivalta. Die Pflanze ist vor allem in den Klettergebieten Sipario delle Ombre, Ceraino Classica, Parete delle Laste, Falesia degli Amici und Eldorado zu finden.
Jovibarbaglobifera subsp. lagariniana
Die kurz auch Steinwurz genannte Pflanze wurde zum ersten Mal im Jahr 2008 erwähnt (Gallo). Ihr Vorkommen beschränkt sich fast ausschließlich auf die Provinz Verona, nämlich den Ausgang des Etschtals in Richtung Monte Baldo bzw. auf die Lessinischen Berge (dort die Felsen bei Preabocco und Umgebung von Brentino), wenige Exemplare wurden aber auch bei Felsen in der Nähe von Sabbionara im Trentino gesichtet. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass man also auf dem gesamten Bergrücken am Etschtal auf diese Pflanze trifft, vor allem an den Ausstiegen der Routen und am Rand der Klettergärten.
Der allergrößte Teil der in den Klettergebieten vorhandenen Baum- und Straucharten zählt zu den klassischen Gewächsen der hügeligen Voralpengebiete. Hauptsächlich findet man die Spezies Blumenesche (Fraxinus ornus), Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia), Flaumeiche (Quercus pubescens), Kornelkirsche (Cornus mas), Roter Hartriegel (Cornus sanguinea), Felsenbirne (Amelanchier ovalis) oder Wildhimbeere (Rubus idaeus).
Ausnahmen bestehen aber bei den Klettergärten Garda, Marciaga und bei einigen Sektoren im Etschtal, wo man auf Steineichen trifft (Quercusilex), Zeugen einer warmen Periode der Erdgeschichte.
Die Fauna
Auch in Bezug auf die Tierwelt bietet das Monte Baldo-Massiv sehr interessante Aspekte, denn man trifft z. B. auf einige rare und geschützte Insekten wie die Große Sägeschrecke (Saga pedo) und den Apollofalter (Parnassius apollo) oder Käfer wie den Hirschkäfer (Lucanus cervus) und den Großen Eichenbock (Cerambyx cerdo).
Zu den wichtigsten Amphibien zählen die Gelbbauchunke (Bombina variegata) und der Alpensalamander (Salamandra atrata), bei den Reptilien sind es die Äskulapnatter (Namen elongissima), die Ringelnatter (Natrixnatrix) und die Aspisviper (Vipera aspis).
Häufige Säugetiere sind der Hirsch (Cervuselaphus), das Reh (Capreoluscapreolus), der Dachs (Melesmeles), der Rotfuchs (Vulpesvulpes) und das Eichhörn- chen (Sciurusvulgaris). In Grashängen der höheren Regionen trifft man möglicherweise auf Murmeltiere (Marmotamarmota) und in den weitläufigen Rinnen auf Gämsen (Rupicaprarupicapra).
Wer in der Region klettert, wird allerdings viel eher auf eine der hier heimischen Vogelarten stoßen. Wir wollen nur die wichtigsten anführen: die Waldohreule (Asio otus), den Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus), den Alpensegler (Apus melba), die Felsenschwalbe (Ptyonoprogne rupestris), sowie (alle folgenden sind europaweit geschützt) den Wespenbussard (Pernis apivorus), den Schwarzmilan (Milvus migrans), den Steinadler (Aquila chrysaetos), den Wanderfalken (Falco peregrinus), den Uhu (Bubo bubo), den Raufußkauz (Aegolius funereus), den Schwarzspecht (Dryocopus martius) und die Heidelerche (Lullula arborea).
Die Tierwelt in den Monti Lessini zeigt sich wohl am interessantesten in den Waldgebieten von Giazza, im Alto Vajo dell‘Anguilla, bei Folignani, der Corno d‘Aquilio sowie den steilen bewaldeten Hängen oberhalb des Etschtals. Wer aufmerksam ist, stößt dort auf die verschiedensten Wirbeltierarten, insbesondere größere Säugetiere, sowie viele Vogelarten, die im Frühjahr hier nisten oder auf ihrem Weg in den Süden (bzw. Norden) eine Rast einlegen.
Oberhalb der Waldgebiete trifft man immer wieder auch auf Gämsen, die aus dem benachbarten Trentino hierher gezogen sind und seit Anfang der 1990er Jahre eine größere Population mit ca. 300 Tieren bilden. Rehe findet man dagegen eher in den bewaldeten Regionen und den Gebieten mit vielen Lichtungen und Sträuchern. Kaum anzutreffen sind (trotz einer größeren Anzahl) Hirsche, welche sich vor allem in den bewaldeten Hängen oberhalb des Etschtals und im Waldgebiet von Folignani aufhalten. Wildschweine waren ursprünglich hier nicht verbreitet, sie wurden erst zu Jagdzwecken angesiedelt und finden in den noch wilden Schluchten um das Etschtal herum Unterschlupf.
Vor allem auf wissenschaftliches Interesse stößt die jüngst erfolgte Ansiedlung eines Wolfpaares, bestehend aus einer Wölfin aus Italien und eines Wolfes aus dem Balkan. Seit einigen Jahren werden auch vermehrt Braunbären gesichtet, die sich vom nahen Trentino hierher ausgebreitet haben dürften. Recht bedeutsam ist auch das Vorkom- men von Stachelschweinen, die ursprünglich aus Nordafrika stammen und sich meist in den Laubwäldern in mittleren Höhen aufhalten.
Zu den sogenannten Hühnervögeln zählen die Fasanen, deren unverwechselbarer Gesang vor allem im Frühjahr vernehmbar ist und die sich meist im östlichen Bereich des Naturparks aufhalten. Kaum anzutreffen sind jedoch die kleinen Haselhühner, Auerhühner und Steinhühner.
Nicht vergessen werden darf ein Steinadlerpaar, das sich als Nistgebiet den Wald von Giazza ausgesucht hat. Im Sommer sind auch Schlangenadler zu sichten, deren Hauptnahrung (wie der Name schon sagt) Reptilien sind.
Eine größere Zahl von Wanderfalken findet sich in den steilen Felswänden bedeutender Taleinschnitte. Auch Turmfalken sind zu sehen, vor allem im Bereich der Wiesen in größerer Höhe. Im Frühjahr und Sommer können Schwarzmilane gesichtet werden, die über die bewaldeten Gebiete des Etschtals und die höher gelegenen Almen ihre Kreise ziehen. Sperber und Mäusebussarde sind weit verbreitet, aber einen Tannenhäher wird man nur selten zu Gesicht bekommen.
Ende August bis Anfang September ist die Zeit der Wespenbussarde, die in großer Zahl auf dem Weg zu ihren Winterquartieren hier einen Stopp einlegen.
Zu den oft anzutreffenden Rabenvögeln zählen die Alpendohle, der Kolkrabe, die Nebelkrähe und (in den Wäldern) der Eichelhäher und der seltenere Tannenhäher.
Alle Informationen stammen aus dem Managementplan „ZPS IT3210041 Monte Baldo Est ed IT3210039 Monte Baldo Ovest” und dem Archiv des Regionalen Naturparks Lessinia.