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Rund um Energie III Umwelt III Wirtschaft III Nachhaltigkeit Juni 2016

Da geht doch noch Mehr! Einst als Sonnenfänger belächelt, heute als innovative Technik bewundert. Die Solarenergie hat noch viel Potenzial – auch in Deutschland

Menschen, die was bewegen Gut gemacht! Seite 18 STROMSPEICHER Ohne läuft es nicht Seite 20

E IN E B E I L A G E IN D E R S Ü D D E U T S C H E N Z E I T UN G

Versteckt Überall Palmöl Seite 28


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10 Spektrum Zahlen

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Ne w s z u E n er g ie u n d N a c h h a lt i g k ei t

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D er F uss a bdru c k der M e n s c h h ei t

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Solarenergie

Auf z u n eue n H o ri z o n t e n

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Gut gemacht!

M i t E n gag eme n t v ie l be w e g e n

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Speichertechnik Sonnenschutz Palmöl

E I N E R E VOLU T I ON I M KL E I N FO R M AT

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g u t f ü r die H a u t u n d g u t f ü r die U m w e lt

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Vers t e c k t u n d v ers c h w ie g e n – d o c h fa s t ü ber a l l dri n

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Im Gespräch Kolumne

Gi a n n i Lo F r a n co ü ber D I E K R A F T D E S „ AC Q U A M O R A“

ei n n eues fa h r g ef ü h l

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Dieses Druckerzeugnis ist mit dem Blauen Engel zertifiziert.

IMPRESSUM III Herausgeber: Süddeutscher Verlag onpact GmbH III Geschäftsführer: Christian Meitinger III Redaktions­leitung: Hartmut E. Rätsch III Redaktion: Claudia Biehahn, Katrin Lange, Egbert Scheunemann, Silke Probst (Lektorat) III Gestaltung: Kathrin Schemel III Titelfoto: Kei Vesugi/Getty Images III Anzeigen und Advertorials: Christian Meitinger, Anschrift wie Verlag, Telefon 089/2183-7215, Fax -7201, anzeigen@sv-onpact.de III Verlag: Süddeutscher Verlag onpact GmbH, Hultschinerstr. 8, 81677 München III Herstellung: Nathalie Häuser III Litho: Compumedia GmbH, 80687 München III Druck: Stark Druck GmbH + Co.KG, Im Altgefäll 9, 75181 Pfortzheim Das Magazin wird der Gesamtauflage der Süddeutschen Zeitung beigelegt.

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Spektrum

ELEKTROMOTORRAD-RENNEN

Schnell, leise, sauber Ende des 19. Jahrhunderts rollten schon die ersten Motorräder mit Elektromotor durch Paris - als Schrittmachermaschinen für den Radrennsport. Mit dem Aufkommen der Bezinmotoren verschwand die Antriebsform für etwa 100 Jahre, um jetzt zu neuen Ehren zu kommen. Am 12. Juni 2009 fand das erste Straßenrennen mit Elektromotorrädern auf der Isle of Man statt, der Time Trial Xtreme Grand Prix. Beim TTXGP traten 15 Teams

an. Sieben Motorräder kamen allerdings nicht bis zum Ziel. Die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 140,7 km/h. Seither ist viel passiert. Der Motorradsport-Weltverband FIM rief im Jahr 2010 eine Elektro-Rennserie ins Leben, die "e-Power International Championship". 2014 gründete sich die "MotoE", eine Rennserie für Elektromotorräder in Europa. Sie beginnt jetzt ihre Rennsaison. Die erste Runde wird vom 8. bis 10. Juli

im belgischen Zolder ausgetragen, die nächste vom 29. bis 31. Juli im Schleizer Dreieck in Thüringen. "Eine gute Gelegenheit, um Einblicke in die aktuelle Technologie zu bekommen", sagt Rupal Patel, Organisatorin der MotoE, London. Die Rennmaschinen erreichen heute Geschwindigkeiten um 240 km/h.

Elektromobilität

ladestationen braucht das land Wer in Deutschland sein Elektromobil aufladen möchte, muss bis jetzt noch ziemlich lange nach einer Ladestation suchen. Bis Ende 2015 gab es nach einer Erhebung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) erst 2.567 Ladestationen mit insgesamt 5.836 Ladepunkten. Viele Verkehrsexperten kritisieren die unzureichende Infrastruktur und sehen darin ein Haupthindernis für den schleppenden Ausbau der Elektromobilität: Bislang sind erst knapp 50.000 Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs – 2020 sollen es eine Million sein. Die Bundesregierung hat deshalb auf dem Autogipfel beschlossen, neben der umstrittenen Kaufprämie rund 300 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um möglichst schnell weitere 15.000 Ladesäulen zu bauen. Bislang ist Nordrhein-Westfalen das Bundesland mit den meisten öffentlichen Ladepunkten (1.255), gefolgt von Baden-Württemberg (1.097) und Bayern (794). Unter den deutschen Städten sind Berlin (433), Stuttgart (370) und Hamburg (203) Spitzenreiter.

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Spektrum

EU warnt vor gefährlichen Produkten

Mein giftiger Teddybär Zwei, drei Klicks und schon ist der niedliche Teddybär gekauft. Ein paar Tage später bringt ihn der Postbote. Rund zwei Drittel der Europäer shoppen im Internet Waren aus aller Welt – Tendenz steigend. Doch der Online-Kauf hat seine Tücken. Das neue Produkt wurde vielleicht nie einer Sicherheitsprüfung unterzogen. Darum sorgt sich jedenfalls zunehmend die EU-Kommission. 2015 nahm die EU mehr als 2.000 gesund-

heitsgefährdende Produkte vom Markt. Das meiste davon war Kinderspielzeug. Fast zwei Drittel der beanstandeten Produkte stammen aus China. Die EU-Kommission sammelt Meldungen über gefährliche Produkte und stellt sie wöchentlich auf ihre Website ein. Unter dem Stichwort "Rapid Alert System for dangerous non-food products" ist die Liste im Internet unter folgender Adresse zu finden: http://ec.europa.eu/consumers

Kann man unbesorgt mit ihm kuscheln? Gerade bei Kinderspielzeug ist es wichtig, auf Qualität zu achten.

Brasilien nimmt Wasserkraftwerk in Betrieb Schluchten-Staudamm in China und dem binationalen Itaipú-Werk an der Grenze Brasiliens zu Paraguay. Kritiker sehen jedoch die Existenzgrundlage der am Xingu-Fluss lebenden Indios gefährdet. Neben Belo Monte plant die Regierung ein weiteres Megaprojekt am Tapajós-Fluss im Herzen des brasilianischen Amazonasgebiets. Hier ist ein Staudamm über 7,6 Kilometer Länge geplant.

Klimawandel

Die Welt wird messbar grüner

Wie groß kann das Blatt im AmazonasRegenwald noch werden, bevor sich der Effekt umkehrt?

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Auf den ersten Blick klingt die Entdeckung prima: Chinesische Wissenschaftler untersuchten, wie sich der CO2-Anstieg der letzten Jahrzehnte auf die globale Pflanzenwelt ausgewirkt hat. Für ihre Studie werteten sie Satellitendaten von 1982 bis 2009 aus. Das für Botaniker wenig überraschende Ergebnis: Die Blattflächen der Pflanzen haben sich messbar vergrößert. Das

Plus an Biomasse entspricht einer Grünfläche, die doppelt so groß wie die USA ist. Kohlendioxid ist Nahrung für die Pflanzen, ein erhöhter CO2-Wert wirkt für viele wie Dünger. Also ist der Klimawandel doch zu was nütze? Nein, kein Grund zum Jubeln, sagen die Wissenschaftler. Der Effekt hält nicht dauerhaft an und zu viel CO2 schadet definitiv auch den Pflanzen.

Fotos: JaredDKearns/istockphoto, ValentynVolkov/istockphoto, Anne BA|k Pedersen/istockphoto

Bis zu 60 Mio. Menschen sollen einmal mit Energie aus dem Wasserkraftwerk Belo Monte versorgt werden. Das Projekt im Norden des Amazonasgebiets startete 1975 und soll bis 2019 fertiggestellt werden. Rund 20.000 Arbeiter sind am Bau des Kraftwerks beteiligt. Die Anlage wäre mit einer Leistung von 11.233 Megawatt das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt, nach dem Drei-


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EnergieBonus Bayern

Bio-Pionier seit 1974

Viel Geld für Bauherren Das Land Bayern unterstützt private Hauseigentümer und Bauherren, die ihre selbst genutzten Immobilien energetisch verbessern wollen, seit September 2015 mit Fördergeldern bis zu 18.000 Euro im "10.000-Häuser-Programm“. Das Programm besteht aus zwei Teilen: "EnergieSystemHaus" und "Heizungstausch". Beide Programmteile sind nicht miteinander, aber mit den Programmen des Bundes (KfW, BAFA) kombinierbar. Der Ersatz veralteter Heiztechnik wird im Programmteil "Heizungstausch" ge-

fördert. Für eine neue Heizanlage gibt es 1.000 Euro je Wohnhaus. Bei der Kombination mit einer Solarthermieanlage für die Warmwasserbereitung steigt die Förderung um 500 Euro, bei einem erweiterten Einsatz der Solarwärme zur Heizungsunterstützung um weitere 500 Euro auf bis zu 2.000 Euro. Wer als Eigentümer mehr tun möchte, um sein Wohnhaus in energetischer Sicht fit für die Zukunft zu machen, bekommt finanzielle Unterstützung aus dem Programmteil "EnergieSystemHaus". Mit bis zu 9.000 Euro wird der Einsatz eines innovativen Heiz-Speicher-Systems gefördert. Voraussetzung für die Förderung ist die Begleitung des Vorhabens durch einen Energieberater bzw. Sachverständigen und die Förderung als KfW-Effizienzhaus. Bei einer Sanierung muss mindestens das KfW-Effizienzhaus-Niveau 115 und bei einem Neubau mindestens das KfW-Effizienzhaus-Niveau 55 erreicht werden. Nochmal maximal 9.000 Euro gibt der Freistaat, wenn die Energieeffizienz des Gebäudes erhöht wird. Alle Anträge müssen vor dem Bau der Anlagen gestellt werden.

Sonnenenergie ist in Bayern nach Wasserkraft die zweitwichtigste grüne Energiequelle für die Stromerzeugung.

Erfindung

Bald Solarparks auf dem Meer? Forscher der TU Wien haben einen Weg gefunden, um künftig Solarparks auf dem Meer zu bauen. Sie entwickelten eine Leichtbaukonstruktion, die auch starken Wellen trotzt. Heliofloat nennen sie ihre Erfindung, durch die sich auf dem Wasser fußballfeldgroße Solaranlagen erschaffen ließen. Auch andere Verwendungen wie Aquafarming seien mit dem Heliofloat denkbar. Und in weiterer Zukunft vielleicht auch der Bau von Wohnhäusern auf dem Wasser, glauben die Wissenschaftler.

Faires Bio-Palmöl Aus Respekt vor Mensch, Tier und Natur

m von den Rebecca Afrah profitiert bei Serendipal ingungen, besonders sozialen und fairen Arbeitsbedbung. wie viele weitere Frauen ihrer Umge

Das Thema Palmöl erhitzt die Gemüter, oftmals zu Recht. Aber Palmöl ist ein vielseitiger und wertvoller Rohstoff. Rapunzel Samba, Tiger Creme und andere Nussaufstriche erhalten so ihren besonders cremigen Schmelz. Und: Sozial- und umweltverträglicher Palmanbau ist machbar – das zeigen unsere zwei HAND IN HAND-Partner in Ghana und Ecuador. Der fairer, ökologischer Ölpalmenanbau schützt und fördert den natürlichen Lebensraum von Pflanze und Tier. Und er schafft faire Bedingungen für alle Beteiligten vor Ort.

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Wir machen Bio aus Liebe.


Th Z ah em l ea n

Der menschliche FuSSabdruck

7,3 7,3 Milliarden Menschen leben auf der Erde.

mehr Menschen … 1804 wuchs die Erdbevölkerung erstmals über eine Milliarde Menschen. Derzeit sind es 7,3 Milliarden. Jede Sekunde kommen zwei bis drei Menschen dazu. Im Jahr ist das die Einwohnerschaft Deutschlands. Die UN rechnen bis 2100 mit einem Anstieg der Weltbevölkerung auf 11,2 Milliarden Menschen. Das stärkste Wachstum entfällt in den nächsten 35 Jahren auf Indien, Nigeria, Pakistan, Kongo, Äthiopien, Tansania, USA, Indonesien und Uganda.

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mehr Verbrauch ... Der Energieverbrauch hat sich im 20. Jahrhundert um das Sechzehnfache erhöht, die Industrieproduktion um das Vierzigfache. 800.000 Liter Wasser verbraucht ein Mensch heute im Schnitt pro Jahr. Das ist neun Mal mehr als vor 100 Jahren. Um ein Kilo Rindfleisch zu erzeugen, braucht es 15.500 Liter Wasser, für ein Kilo Kaffee knapp 20.000 Liter und für ein Kilo Getreide 1000 Liter.

800.000 800.000 Liter Wasser verbraucht ein Mensch im Schnitt pro Jahr.

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1000 Zahlen

1000 Mal schneller als in vormenschlichen Zeiten sterben Tier- und Pflanzenarten aus.

mehr Zerstörung ... In den letzten dreißig Jahren sind weltweit 33 Prozent des Weidelands, 25 Prozent der Ackerflächen und 23 Prozent der Wälder signifikant degradiert. Bodenerosion betrifft damit rund 30 Prozent der globalen Landfläche. Tier- und Pflanzenarten sterben heute 1000 Mal schneller aus als in vormenschlichen Zeiten.

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140 Millionen Tonnen Plastikmüll treiben in den Ozeanen.

mehr Verschwendung … Weltweit werden 20 Milliarden Nutztiere gehalten und 80 Millionen Tonnen Fisch und Meerestiere jährlich aus den Ozeanen geholt. Davon werden 40 Prozent als Beifang wieder weggeworfen. Insgesamt landen pro Jahr 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel in der Mülltonne. Ein Drittel der weltweit produzierten Nahrung.

mehr Plastikmüll ... In den Ozeanen treiben mehr als 140 Millionen Tonnen Plastikmüll. Die Abfallstrudel sind sogar aus dem Weltall zu erkennen. Plastikmüll ist tödlich. Seevögel, Fische und Meeressäuger verwechseln Kunststoffstücke mit Nahrung und verenden daran qualvoll. Nicht zuletzt können Mikropartikel und Plastik-Giftstoffe über die Fische auch in die menschliche Nahrungskette gelangen. Plastik ist langlebig. Bis zur völligen Zersetzung können 350 bis 400 Jahre vergehen.

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1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel landen pro Jahr im Müll.

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Solarenergie

Les Mees in den französischen Alpen beherbergt den mit 200 Hektar größten Solarpark Frankreichs.

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Solarenergie

Auf zu neuen Horizonten

Fotos: Matthieu Colin/hemis.fr/laif, Solar Impulse

Wieder auf REkordreise Die „Solar Impulse 2“ hat ihren Flug um die Welt nach einem unfreiwilligen Zwischenstopp auf Hawaii wieder aufgenommen.

Einst als Öko-Irrsinn verlacht, ist die Solarenergie heute im Mainstream angekommen. Weltweit steht die Technologie vor einem neuen Boom – nur im Pionierland Deutschland läuft der Ausbau inzwischen mit angezogener Handbremse. Von Daniela Becker

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Solarenergie

Wattway: Ein Kilometer Straße mit den Solarpanels reicht, um eine 5.000-EinwohnerStadt mit öffentlicher Beleuchtung zu versorgen.

S

ie fliegt endlich wieder: Die „Solar Impulse 2“ setzt ihre Rekordreise rund um die Welt fort. Das Team um den Schweizer Piloten Bertrand Piccard und seinen Kollegen André Borschberg will beweisen, dass sogar der Menschheitstraum vom Fliegen allein durch Solarkraft möglich ist. Mehr als 17.000 Solarzellen auf den Tragflächen liefern die Energie für die Motoren der einsitzigen Ultraleicht-Maschine. Tagsüber werden die Batterien mit Solarstrom geladen, sodass auch Nachtflüge möglich sind. Der Solarflieger war im März 2015 in Abu Dhabi gestartet und zunächst planmäßig über Indien und China geflogen, allerorten begrüßt von jubelnden und neugierigen Menschenmassen. Doch dann der Rückschlag: Wegen beschädigter Akkus musste das Team eine neun Monate währende Reparaturpause auf Hawaii einlegen. In gewisser Weise steht die Reise der „Solar Impulse 2“ damit symbolisch für die noch junge Geschichte der Photovoltaik, die geprägt ist von einigen Höhen und Tiefen. Es war mal die Idee einiger ökoSpinner Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde die Stromproduktion aus Sonnenenergie verlacht als wahnwitzige Idee einiger Ökospinner. So ging es auch dem Erfinder der „Solar Impulse 2“. Aber: „Je mehr Menschen mir sagten, es sei unmöglich, ein solches Flugzeug zu bauen, desto mehr wollte ich es“, sagt Piccard. Während die solarbetriebene Luftfahrt wohl noch eine ganze Weile den Pionieren überlassen bleibt, sieht es bei der Stromproduktion inzwischen ganz anders aus. Ausgelöst wurde der Boom vor einigen Jahren durch das deutsche Erneuerbare12

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Energien-Gesetz, das Strom aus Sonne, Wind und Biomasse Vorrang vor Kohle und Atom gewährte und zudem jede eingespeiste Kilowattstunde vergütete. In Deutschland wurde dadurch ein Markt für die Photovoltaik geschaffen. China überholte Deutschland als Produzent Doch nicht nur in Deutschland erkannte man das Potenzial der Solarkraft. 2011 beschloss die chinesische Regierung ebenfalls, in diese alternative Energie zu investieren, allerdings anders als die deutsche. Chinesische Unternehmen, die in China PV-Module bauen wollten, erhielten fortan massive staatliche Unterstützung, hauptsächlich durch Kreditgarantien. Eine enorme Produktionskapazität wurde aufgebaut, etwa doppelt so viel wie der Weltmarkt aufnehmen konnte. Beim darauf folgenden gnadenlosen Preiskampf kamen viele Pionierunternehmen der ersten Stunde unter die Räder. Zahlreiche deutsche Modulhersteller gingen pleite oder wurden von der asiatischen Konkurrenz aufgekauft. Doch die Verbraucher profitierten: Heute kann man in Deutschland für einen Euro pro Watt ein komplettes Solarsystem installieren lassen. Selbst im vergleichsweise sonnenarmen Deutschland lässt sich Solarstrom zu Produktionskosten zwischen sechs und acht Cent pro Kilowattstunde erzeugen. Viele private Hausbesitzer nutzten diese Chance für eine Anlage auf dem Eigenheim. Finanzinvestoren bauten große Solarparks auf freien Flächen und ungenutzten Geländen. Die Photovoltaik breitete sich in Deutschland aus, wie es einige Jahre zuvor nicht einmal die grünsten Aktivisten für möglich gehalten hätten. In manchen


Solarenergie

Gegenden Deutschlands dominieren sogar die Häuser mit den blau glänzenden Panels die Siedlungen. Mittlerweile sind in der Bundesrepublik über 40 Gigawatt Solarleistung installiert. Der Anteil der Photovoltaik am deutschen Strommix liegt inzwischen bei über sechs Prozent.

Foto: COLAS – Joachim Bertrand

höhere Lichtausbeute, günstigere Preise Doch das ist immer noch der Anfang des Solarzeitalters. Weltweit arbeiten Forscher daran, die Effizienz der Solarzellen weiter zu erhöhen und günstiger zu produzieren. „Zwei Technologien werden in der nächsten Phase der Photovoltaik eine große Rolle spielen: PERC wird bereits industriell eingesetzt und Heterojunction wird gerade marktreif “, sagt Eicke Weber, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg. PERC steht für „Passivated Emitter and Rear Cell“ und wird mit „Rückseitenpassivierung“ übersetzt. Der Begriff steht für ein weiterentwickeltes Design der Zelle, das die Lichtaufnahme und somit die Leistung der Solarzelle optimiert. Große Hoffnungen setzt die Branche außerdem in die sogenannte „Heterojunction“-Verfahrenstechnik. Dabei sind weniger Produktionsschritte nötig, was mit geringerem Maschineneinsatz und niedrigeren Kosten einhergeht. Die mit dieser Technik produzierten Zellen zeigen ein verbessertes Schwachlicht-Verhalten und eine bessere Lichtausbeute als Standardzellen. Schon bald werden Solarmodule noch günstiger und ihre Wirkungsgrade noch höher. „Nach den letzten Jahren, die wirklich sehr, sehr schrecklich für die Branche waren, werden wir in den kommenden Jahren wieder einen Boom erleben“, meint Eicke Weber. „In diesem Jahr wird erstmals die bestehende weltweite Produktionskapazität von 60 Gigawatt pro Jahr voll vom Markt abgenommen“, prognostiziert der Experte. „In den nächsten fünf Jahren erwarte ich eine Verdopplung auf 100 bis 120 Gigawatt.“ Eine Entwicklung, die selbst Experten und jahrelange Marktbeobachter überrascht, ist die andauernde drastische Preissenkung bei Stromspeichern, getrieben durch die hohe Nachfrage für die Elektromobilität. Der amerikanische Elektroautohersteller Tesla baut gerade mit Panasonic eine riesige Batterieproduktion am Rand der Wüste von Nevada, mit der das Unternehmen bald moderne Lithium-Ionen- Batterien für Preise unter 180 Euro pro Kilowattstunde anbieten will. „Das ist ein Paradigmenwechsel, denn damit wird Solarstrom für kleine und große Verbraucher auch in der Nacht verfügbar“ sagt Eicke Weber.

Solarpanels als Strassenbelag Bislang hat Europa mit rund 100 Gigawatt installierter Photovoltaikleistung beim Solarausbau noch die Nase vorn. Insbesondere das ehemals als Atomnation bekannte Frankreich und das verregnete Großbritannien haben das Potenzial der Solarenergie für sich erkannt. Beide Nationen investieren stark in die umweltfreundliche Technologie und fördern besonders innovative Projekte. In Frankreich soll zum Beispiel mithilfe von Solarstraßen Energie für die Beleuchtung gewonnen werden. Ségolène Royal, die Ministerin für Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Energie, kündigte an, dass in den nächsten fünf Jahren 1.000 Kilometer Straße mit diesen Solarpanels ausgerüstet werden. „Wattway“ heißt der Straßenbelag, den das französische Bauunternehmen Colas zusammen mit dem nationalen französischen Institut für Solarenergie entwickelt hat. Die Panels sind nur wenige Millimeter dick und werden auf den existierenden Belag aufgebracht. Sie halten sogar das Gewicht von LKW aus. Schwimmende SolarKraftwerke Auch in Großbritannien hat man einen ungewöhnlichen Standort für ein Solarkraftwerk gefunden. In London steht die Installation von Europas größter schwimmender Solarstromanlage kurz vor dem Abschluss. Auf dem Queen-Elizabeth-II-Wasser-Reservoir beim Flughafen Heathrow, etwa 30 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, sollen bald 61.000 Plattformen mit 23.000 Photovoltaik-Modulen schwimmen. Die 5,8 Millionen Kilowattstunden, die jährlich erzeugt werden, sollen eine Wasseraufbereitungsanlage des Londoner Wasserversorgers Thames Water mit Strom versorgen. Global betrachtet weisen Japan, China und die USA besonders hohe Wachstumsraten auf. Insbesondere Amerika erregt immer wieder Aufsehen durch gigantische Solarkraftwerke. Vergangenen Sommer wurde in Topaz, Kalifornien, eine Photovoltaik-Freiflächenanlage in Betrieb genommen, die mit einer Spitzenleistung von 550 Megawatt einer der leistungsstärksten Solarparks der Welt ist. Gesucht: Clevere Verbrauchsmodelle Um die Märkte anzukurbeln, haben viele Länder das Modell der Einspeisetarife nach dem Vorbild des deutschen Erneuerbare-EnergienGesetzes kopiert. „Die Herausforderung besteht nun darin, den Übergang von Märkten, die aufgrund hoher Einspeisevergütungen entstan-

Frankreich und GroSSbritannien investieren in innovative projekte 2/2016 LUX 360° 13


Solarenergie

Vorreiter: Plusenergiehäuser in der Solarsiedlung am Schlierberg in Freiburg-Vauban. Sie ist eine der bekanntesten Solarsiedlungen Deutschlands.

Am besten: Selber den Strom verbrauchen „Gerade für Handwerker, kleine und mittelständischen Unternehmen ist der Eigenverbrauch von Solarenergie eine große wirtschaftliche Chance. Sie können mit einer Solaranlage zwischen 100 Kilowatt und einem Megawatt ihren Tagesstrombedarf decken und zwar zu einem viel günstigeren Preis als vom öffentlichen Stromversorger“, sagt Eicke Weber. Das hat auch volkswirtschaftliche Vorteile: Das Stromnetz wird

entlastet, weil der Stromverbrauch aus dem Netz abnimmt und der Weitertransport entfällt. Ein ähnlicher Ansatz hat Eingang in die Immobilienwirtschaft gefunden. Beim sogenannten Mietstrommodell wird der Sonnenstrom nicht mehr ins Netz verkauft, sondern direkt an die Mieter von Mehrparteienhäusern und Wohnblocks. Da keine öffentlichen Leitungen genutzt werden, entfallen die Netzentgelte und die Stromsteuer. Die Mieter bekommen ihre Elektrizität deutlich günstiger als vom örtlichen Anbieter, vielerorts können sie sich über Bürgergenossenschaftsmodelle sogar an der Anlage finanziell beteiligen und selbst zum Stromproduzenten werden. „Mieterstrom ist für Immobilienbesitzer wirtschaftlich und ökologisch gleichermaßen interessant“, sagt Florian Henle, Geschäftsführer

Während die nachfrage in der Welt wächst, stagniert sie in Deutschland 14

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Foto: Daniel Schoenen/istockphoto

den sind, in ein intelligentes Marktdesign zu transformieren, bei dem Solarenergie im Wohn-, Gewerbe-, und Industriebereich direkt verbraucht wird“, sagt James Watson, Geschäftsführer der europäischen Solarvereinigung.


Solarenergie

Bald kommt die grosse Stunde der Brennstoffzelle des Ökostromanbieters Polarstern Energie, der jüngst ein solches Projekt am Luitpoldblock, einer der feinsten Geschäftsadressen Münchens, realisiert hat. „Sie steigern nachhaltig den Wert ihrer Immobilie, senken die Nebenkosten ihrer Mieter, verstärken ihre Unabhängigkeit gegenüber steigenden Strompreisen und verbessern die CO2-Bilanz des Gebäudes.“ Der Ausbau geht nicht mehr voran Doch während in anderen Ländern die Nachfrage nach der umweltfreundlichen Energie immer weiter wächst und man sich mit neuen, innovativen Projekten übertrumpft, ist der solare Ausbau in der Bundesrepublik in den vergangenen Jahren regelrecht eingebrochen. 2014 kamen nicht einmal 1.900 Megawatt Leistung neu ans Netz, im vergangenen Jahr waren es sogar nur 1.300 Megawatt. Damit liegt der Ausbau deutlich unter dem – nach Ansicht von Umwelt- und Klimaschützern ohnehin schon wenig ambitionierten – Ziel der Bundesregierung, zwischen 2.500 bis 3.500 Megawatt Solarleistung pro Jahr zuzubauen. Das Problem ist nach Ansicht von Solarexperte Eicke Weber hausgemacht. Denn: Mit dem novellierten Gesetz wurde ein Teil der EEG-Umlage auch für selbst erzeugten und selbst verbrauchten Strom fällig. Die EEG-Umlage ist die Differenz zwischen den Kosten, die bei der Förderung von Strom aus erneuerbaren Energien entstehen, und den Erlösen, die mit dem so erzeugten Strom erzielt werden. Sie wird auf die Stromendverbraucher umgelegt und soll auf diese Weise sicherstellen, dass alle Verbraucher an der Energiewende im gleichen Maße beteiligt sind. Klingt fair, ist es aber nicht. Denn während Solarstromerzeuger nun an der Umlage beteiligt werden, sind weite Teile der stromintensiven Industrie davon befreit. Besonders grotesk: Die stromintensive Industrie kann sich an der Strombörse mit Strom versorgen. Dort haben die erneuerbaren Energien dafür gesorgt, dass die Strompreise auf einem historischen Niedrigstand sind. „Im Ausland werden wir für diese Politik belächelt. Kein Mensch kann verstehen, dass wir die Solarenergie mit dem EEG in Gang gebracht haben und jetzt, wo sie preiswert und kompetitiv ist, wird der Zubau verhindert“, sagt Weber. Gibt Deutschland seine führende rolle auf? Und wo kein Markt ist, lohnt es auch nicht, zu produzieren. Es scheint fast, als verpasse Deutschland – jetzt wo die ganze Welt aufgewacht ist – seine Chance, den Solarmarkt weiter zu bestimmen. Das ist nicht nur wirtschaftlich fragwürdig. Auf der Pariser Klimakonferenz hat sich auch Deutschland verpflichtet, gegen den Klimawandel vorzugehen. „Dazu brauchen wir den raschen Ausbau“, sagt Eicke Weber. „Denn haben wir erst genügend günstigen Überschussstrom aus Sonne und Wind, dann kommt die große Stunde der Brennstoffzelle“, meint Weber. Der Gedanke: Mithilfe des Ökostroms könnte per

Elektrolyse klimafreundlich und preisgünstig Wasserstoff hergestellt werden. Das hätte viele Vorteile: Wasserstoff ließe sich über das bestehende Erdgasnetz einspeisen und verteilen. Er eignet sich als Speicher- und Wärmequelle und könnte als Treibstoffersatz endlich dem Klimakiller Straßenverkehr Einhalt gebieten. Viele Forscher halten Wasserstoff für die Lösung für das Problem der schwindenden fossilen Brennstoffe und der zunehmenden Umweltbelastung. Heute mag das wie ferne Zukunftsmusik klingen oder gar völlig unmöglich. Die „Solar Impulse 2“ hat währenddessen gerade erfolgreich den Pazifik überquert.

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22.–24. JUNI 2016 MESSE MÜNCHEN EUROPAS GRÖSSTE FACHMESSE FÜR BATTERIEN UND ENERGIESPEICHERSYSTEME

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Solarenergie

Im Gespräch: D r. Ca r s t e n T s chamber, Geschäftsführer des Solar Clusters Baden-Württemberg e. V.

„Bessere Rendite als beim Festgeld“ Herr Tschamber, lohnt sich unter den aktuellen Rahmenbedingungen in Deutschland die Investition in eine eigene Solaranlage? Dr. Carsten Tschambe: Absolut! Das hat sich immer gelohnt und wird es auch immer. Nur das Geschäftsmodell hat sich im Vergleich zu den Anfangszeiten des ErneuerbareEnergien-Gesetzes verändert. Treiber der Rendite ist inzwischen nicht mehr die ausschließliche Einspeisung des erzeugten Stroms ins öffentliche Stromnetz, sondern ganz klar der Eigenverbrauch des Ökostroms.

Sie sagen aber, vor allem der Eigenverbrauch lohnt sich? Tschamber: Ja, denn der Strom aus einer neuen Photovoltaikanlage ist rund halb so teuer wie Strom vom Energieversorger. Der Haushaltsstrompreis liegt derzeit netto bei rund 26 Cent pro Kilowattstunde. Wenn ich die Anschaffungskosten und die Betriebskosten über 20 Jahre kalkuliere, kostet der Strom

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Zur Person: Dr. Carsten Tschamber ist Geschäftsführer des Solar Clusters Baden-Württemberg e. V., einer Branchenvereinigung, die den Nutzen der Solarenergie stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken will.

Geld vom Staat Photovoltaikanlagen und solare Batteriespeicher werden über die KfW-Programme „Erneuerbare Energien (270, 275)“ und „Energieeffizient Bauen (153)“ gefördert. Hier gibt es Tilgungszuschüsse und zinsgünstige Kredite. Die Anträge müssen über die Hausbank gestellt werden.

Braucht man dafür eine Batterie? Tschamber: Nein. Mit einer normalen Photovoltaikanlage und einem normalen Nutzungsverhalten können Sie 20 bis 30 Prozent des erzeugten Stroms selber verbrauchen. Natürlich kann man auch versuchen, die Stromlast zu verschieben und zum Beispiel die Wasch- oder Spülmaschine so einzustellen, dass sie mittags läuft. Wenn man in eine Batterie investiert, kann man den Anteil des selbst verbrauchten Stroms natürlich noch deutlich steigern. Was kosten Speicher für Solaranlagen? Tschamber: Pro installierte Kilowattstunde Speicherkapazität etwa 1.000 Euro – mit stark sinkender Tendenz. Die Entwicklung ist sehr rasant und die Wirtschaftlichkeit von Speichern ist inzwischen zum Greifen nahe. Aktuell wird die Anschaffung von Speichern noch gefördert. Bei einer neuen PV-Anlage würde ich aktuell einen Speicher dazukaufen oder die Anschlüsse zumindest so vorbereiten, dass zu einem späteren Zeitpunkt nachgerüstet werden kann.

Foto: Solar Cluster Baden-Württemberg e. V.

Mit welchen Kosten sollte der Verbraucher in etwa rechnen, wenn er eine eigene Anlage kaufen möchte? Tschamber: Grob gerechnet liegt der Preis für eine komplette Photovoltaikanlage inklusive aller Handwerkerkosten bei rund 1.500 Euro pro Kilowatt installierter Leistung. Grundsätzlich gilt, je größer die Anlage ist, desto günstiger wird sie. Als Privatnutzer bekommt man für neue Hausdachanlagen bis 10 Kilowatt aktuell 12,31 Cent pro eingespeiste Kilowattstunde, und das gesetzlich garantiert für 20 Jahre.

aus einer eigenen kleinen Privatanlage je nach Typ und Standort zwischen 11 und 13 Cent pro Kilowattstunde. Das heißt für jede Kilowattstunde, die ich von meinem eigenen Dach verbrauche, spare ich zwischen dreizehn und fünfzehn Cent. Die Rendite liegt bei einem solchen Modell bei bis zu fünf Prozent. Das ist wesentlich mehr, als man heutzutage für ein Festgeldkonto bekommen würde – und man tut gleichzeitig der Umwelt etwas Gutes.


S o n d e r v e r ö f f e n t l i c h u n g s t a t k r a f t M ARKET S G M B H

können größere Modulflächen preisgünstiger montiert werden als kleine Anlagen. Standorte mit ausreichend hohem Stromeigenverbrauch und nach Süden beziehungsweise Ost-West geneigten Dachflächen können so schnell Stromkosten im fünfstelligen Bereich pro Jahr sparen. Da die Amortisationszeiten von Photovoltaikanlagen jedoch bei rund zehn Jahren liegen, kann es attraktiver sein, eine solche Anlage zu pachten, statt selbst zu investieren.

Sonne macht Gewerbedachflächen grün Das Potenzial für Solaranlagen auf Gewerbeeinheiten ist überraschend hoch – die Kosten, die man damit sparen kann, sind noch höher. Nebenbei verbessern Unternehmer auch noch ihre Klimabilanz.

W

as die reine Dachanzahl betrifft – und damit die Möglichkeit, Photovoltaikmodule zu installieren –, nehmen Einfamilienhäuser eine Spitzenposition in Deutschland ein. Die Zahl gewerblich genutzter Immobilien ist wesentlich niedriger, deren Dachflächen sind jedoch weitaus größer. Damit ist das Potenzial für die Installation von Solaranlagen auf Dächer von Immobilien aus Einzelhandel, Handwerk, Gewerbe und Industrie in etwa genauso hoch wie das von Einfamilienhäusern. Erstaunlich ist, dass dieses bisher nicht annähernd ausgeschöpft wurde, obwohl Gewerbeimmobilien einen ganz entscheidenden Vorteil gegenüber

Privathaushalten haben: Ihr Strombedarf ist tagsüber höher. Stromerzeugung und -verbrauch finden zur gleichen Zeit statt, die Notwendigkeit, Strom zu speichern, entfällt. Aus diesem Grund kann die Installation von Photovoltaikanlagen auf Gewerbeimmobilien sinnvoller sein als auf Wohnimmobilien, die tagsüber nicht oder kaum genutzt werden. Pachten oder investieren? Wird der untertägige Strombedarf eines Gewerbebetriebs ganz oder teilweise aus einer Solaranlage gedeckt, kann sich ein Eigenverbrauchsmodell finanziell rechnen. Außerdem

Am Mittag sonne Tanken Im Lebensmitteleinzelhandel, der einen hohen Kühl- und damit Strombedarf hat, ist das Unternehmen Aldi inzwischen Vorreiter mit mehr als 1.000 Photovoltaikanlagen auf Einkaufsmärkten und Logistikzentren. Prinzipiell eignet sich jeder Standort mit untertätigem Stromverbrauch für die Montage einer Solaranlage. Bei geschickter Planung des Stromverbrauchs, zum Beispiel bei der Verschiebung von Bedarfslasten auf die Mittagsstunden, kann sich zusätzlich die Eigenverbrauchsquote erhöhen. Das Klima profitiert auch Neben der Möglichkeit, die Stromkosten von Gewerbeimmobilien bei stabilem Eigenverbrauch langfristig zu senken, trägt jede erzeugte und verbrauchte Kilowattstunde Solarstrom zu einer verbesserten Klimabilanz bei. Aktuell basiert die deutsche Energieversorgung noch zu einem Großteil auf Kohle. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme hat im Jahr 2013 festgestellt, dass durch jede Kilowattstunde Solarstrom 2,2 Kilowattstunden Primärenergie (zum Beispiel Kohle und Erdgas) eingespart werden. Jede Kilowattstunde Solarstrom, die auf Hallen, Logistikzentren, Verwaltungsgebäuden oder Märkten erzeugt wird, senkt den Ausstoß von Treibhausgasen. Eigentümern oder Besitzern von Gewerbeimmobilien, die sich einer nachhaltigen Klimastrategie verschrieben haben, können also mit Solaranlagen auf ihren Hallen, Logistikzentren oder Märkten mit jeder Kilowattstunde erzeugtem und verbrauchtem Solarstrom dazu beitragen, Treibhausgase zu senken – und ihr Geschäft klimafreundlich aufstellen, ohne selbst investieren zu müssen. Mehr Informationen und kostenlose Webinare zum Thema Solarstrom im Gewerbebereich finden Sie unter www.statkraftsonnenpakt.de. 2/2016 LUX 360° 17


engagiert

Gut Gemacht! LUX360° lässt M e n s c h e n erzählen, die mit ihrem Engagement für Umwelt und Nachhaltigkeit etwas erreicht haben – auf ganz unterschiedlichen Wegen. Von Hartmut Netz

III BürgerAktiengesellschaft Für kleine Betriebe der ökologischen Ernährungswirtschaft ist es schwierig, an Kapital zu kommen. Ich habe mich deshalb gefragt: „Wer könnte Interesse daran haben, solche Betriebe zu finanzieren?“ Die Antwort lautet: die Bürger der Region, in der das Unternehmen tätig ist. Ich bin gelernter Gärtner und hatte zwei Höfe, einen Gemüsebaubetrieb und einen Milchviehbetrieb mit Käserei. Damit als Grundstock haben wir 2006 die Regionalwert AG gegründet, eine Bürgeraktiengesellschaft, die das eingesammelte Geld in kleine Unternehmen der ökologischen Ernährungswirtschaft in der Region Freiburg investiert. Die Resonanz auf unsere erste Aktienausgabe hat mich überrascht: Innerhalb von vier Monaten haben wir knapp eine Million Euro eingesammelt. Die letzte Ausgabe brachte 750.000 Euro – auch innerhalb von vier Monaten. Das sind Summen, mit denen man etwas anfangen kann. Wir finanzieren Betriebe entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von der landwirtschaftlichen Erzeugung über die Lebensmittelverarbeitung bis hin zu Handel und Dienstleistung. Außerdem sind wir Kontaktbörse für die außerfamiliäre Hofnachfolge; wir vernetzen Hofsuchende mit Landwirten, die ihren Hof abgeben wollen, und finanzieren die Nachfolge. Höfe, die auf ökologische Erzeugung umstellen wollen, werden in der schwierigen Umstellungsphase von uns unterstützt. Aktuell haben wir über 600 Aktionäre, ein Gesamtkapital von drei Millionen Euro und wir sind an 20 Betrieben beteiligt. Christian HiSS ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der Regionalwert AG, die das Geld ihrer Anleger in Betriebe der ökologischen Ernährungswirtschaft in der Region Freiburg investiert.

Unter dem Dach der Regionalwert AG gibt es unter anderem sechs Landwirtschaftsbetriebe, vier Bioläden und drei Verarbeitungsbetriebe – alle geführt von engagierten jungen Leuten, die sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch treffen. Mit ihrem Geld halten unsere Anleger unternehmerisches Handeln in ihrer Region. Im Herbst steht die nächste Aktienausgabe an: für einen Bioladen, einen Obsthof und einen Gastronomiebetrieb. 18

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III S o la r P i o n i e r 1986, in dem Jahr der Nuklearkatastrophe in Tschernobyl, nahm ich meinen Abschied als Berufsoffizier bei der Bundeswehr. Ich wollte etwas für den Umweltschutz tun und suchte nach Alternativen zu Atomkraft und Kohlestrom. Wolf von Fabeck ist Geschäftsführer des SolarenergieFördervereins Deutschland (SFV) in Aachen. Er gilt als einer der wichtigsten Vordenker des ursprünglichen Erneuerbare-Energien-Gesetzes.

Dabei stieß ich auf die Solarenergie. Noch im selben Jahr gründete ich mit Nachbarn und Freunden den Solarenergie-Förderverein. Wir tourten mit einer Solaranlage durch die Lande, an die wir Elektrogeräte anschlossen, um die Kraft der Sonne zu demonstrieren. Wir überlegten, wie man die Menschen dazu bringen könnte, Solarenergie zu nutzen. Solaranlagen waren zu der Zeit teuer, aber uneffektiv und so kamen wir auf die Idee, nicht länger den Bau von Anlagen zu fördern, sondern stattdessen den eingespeisten Strom kostendeckend zu vergüten. Wir schwärmten aus, um darüber mit den Parteien im Stadtrat zu diskutieren; die Krawattenträger gingen zur CDU, wer einen Bart hatte zu den Grünen. 1992 beschloss der Aachener Stadtrat einstimmig, eingespeisten Solarstrom kostendeckend mit zwei Mark pro Kilowattstunde zu vergüten. Daraufhin fassten viele andere Städte ähnliche Beschlüsse, und im Jahr 2000 wurde das „Aachener Modell“ zur Blaupause für das erste Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Deutschland, das einen Boom der Solarenergie auslöste. Seit 2009 wurde das EEG jedoch von Reform zu Reform verschlechtert und verkompliziert; so hat man die Solarenergie ausgebremst und viele Firmen in die Pleite getrieben. Das geplante EEG 2016 ist ein bürokratisches Monster. Die Umstellung auf 100 Prozent CO2-freie erneuerbare Energien ist möglich; Solaranlagen auf den Dächern reichen dafür allerdings nicht aus. Man muss Fassaden, Lärmschutzwände und einen gewissen Prozentsatz Freiflächenanlagen dazunehmen. Außerdem braucht man die Windkraft. Die Biomasseverbrennung sollte hingegen beendet werden, denn sie erhöht den CO2-Ausstoß. Es wird argumentiert, Biomasseverbrennung sei klimaneutral, aber das stimmt nicht.


To-Do-liste

Es gibt viel zu tun … III U mw e lt v e r lag Alles begann mit der E. F. Schumacher-Gesellschaft für Politische Ökologie in München. Dort waren ökologisch engagierte Leute wie Carl Amery, Hans-Peter Dürr und Ernst Ulrich von Weizsäcker Mitglied. Da ich schon einige Jahre lang Erfahrungen als Lokaljournalist bei der Heimatzeitung „Land- und Seebote“ gesammelt hatte, bot ich der Schumacher-Gesellschaft an, aus ihrer Mitgliederzeitung eine richtige Zeitschrift zu machen. Dafür bat ich Fachautoren der unterschiedlichsten Disziplinen um Beiträge für jeweils ein bestimmtes Thema. So ist die Zeitschrift „Politische Ökologie“ entstanden, die für mich auch so etwas wie eine private Universität war. Denn die Frage, die mich beschäftigte, war auch das übergeordnete Thema der „Politischen Ökologie“: Wie kann eine Gesellschaft aussehen, die ökologisch, nachhaltig und zukunftsoffen gestaltet ist? 1989 machte ich mich dann mit der Zeitschrift selbstständig und gründete den Oekom Verlag, damals noch unter dem Namen „Kommunikationsbüro für Ökologie und Kommunikation“. Wir gaben die „Politische Ökologie“ heraus und machten Öffentlichkeitsarbeit, beispielsweise für die Stadt München bei der Einführung der Papiertonne. Mit den Jahren kamen neue Zeitschriften dazu, unter anderem „Gaia“, „Ökologie & Landbau“ und „Umwelt aktuell“. Anfangs waren wir ein wissenschaftlicher Verlag für ein Fachpublikum, wir haben unser Spektrum aber stetig erweitert und geben inzwischen auch Publikationen für ein breites Publikum heraus, beispielsweise das „Klimasparbuch“, das „Slow Food Magazin“ oder Bücher wie „Besser leben ohne Plastik“. Aktuell erscheinen zehn Zeitschriften und jedes Jahr 40 bis 50 neue Bücher im Oekom Verlag.

Jacob Radloff ist Gründer und Geschäftsführer des Oekom Verlages, dem renommiertesten Fachverlags für Ökologie und Nachhaltigkeit im deutschsprachigen Raum.

1993 kam ein neuer Geschäftsbereich dazu; wir gründeten die Ratingagentur Oekom Research, die die ökologische und soziale Bonität von Unternehmen bewertet. Ich kannte die Idee aus den USA und fand es spannend, auf diese Weise eine Dynamik in Gang zu setzen, mit der sich Unternehmen im eigenen Interesse verbessern können. Seit 1999 ist Oekom Research aus dem Verlag ausgegliedert und agiert seitdem als selbstständige weltweit tätige Ratingagentur. Vor sechs Jahren realisierten wir die Idee des Münchner Zukunftssalons – einen zentral gelegenen Veranstaltungsort mit öffentlich zugänglicher Bibliothek, der sich mit Vorträgen und Diskussionsrunden ganz dem Thema Ökologie und Nachhaltigkeit widmet. Der Zukunftssalon dient als Denkraum und Diskussionsforum für die nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft – eine der größten Herausforderungen der Zukunft, wie wir meinen.

Sa n i e r e n m i t U mw e lt b o n u s Das Potenzial ist riesig. 80 Prozent des Energiebedarfs in Privathaushalten entstehen durch Heizen und Warmwasser. 70 Prozent der Heizenergie lassen sich durch Wärmedämmung einsparen. Für Hausbesitzer gibt es jetzt einen guten Grund, sofort loszulegen: Die Bundesregierung verspricht einen Zuschuss von bis zu 30.000 Euro für energetische Sanierungen. Einzelne Modernisierungsmaßnahmen werden vom Staat ebenso unterstützt wie Komplettsanierungen. Wichtig: Der Bauantrag muss vor dem 1. Februar 2002 gestellt worden sein. Die Höhe des Extrageldes hängt vom Aufwand ab. Je energieeffizienter, desto höher fällt die Förderung aus. Es profitieren alle davon. Der Energieverbrauch sinkt, der Wohnkomfort steigt und die Immobilie ist mehr wert. S i e b e n P r oz e n t Der Abgasskandal zieht immer weitere Kreise. Die Tricksereien der Autohersteller betreffen nun nicht nur die Stickoxid-Werte, sondern auch die CO2- Angaben ihrer Autos. Einer Studie der Umweltorganisation ICCT zufolge weichen die ermittelten Werte im Schnitt sieben Prozent von den offiziellen Herstellerangaben ab. Für Autokäufer, die ihre Kaufentscheidung unter ökologischen Gesichtspunkten getroffen haben, ist das ein herber Schlag. Gegen die Betrügereien helfen Klagen, doch der Umwelt hilft das erst mal nicht viel. Auf unseren Straßen fahren Autos, die Mensch und Natur mehr belasten als gedacht. Da hilft nur eins: zwei Tage im Monat das Auto bewusst stehen lassen. So wird der Mehrausstoß von etwa sieben Prozent ausgeglichen, den die Autos im Schnitt verursachen. G ü t e r au f d i e S c h i e n e Die Erkenntnis ist nicht neu: Waren werden über immer längere Strecken transportiert, die Brummis verstopfen unsere Straßen und verpesten die Luft. Auch eine Maut für LKWs auf allen Straßen nützt der Umwelt nichts, die Kosten werden einfach umgelegt. Trotzdem stagniert der Marktanteil von Bahnen im Güterverkehr bei rund 17 Prozent. Dabei machen Unternehmen längst vor, wie kluge Konzepte zur Verlagerung der Verkehrsströme aussehen könnten. Sie setzen zum Beispiel auf multimodale Transportketten, die Straßen- und Schienentransporte miteinander kombinieren. Jetzt ist die Bahn an der Reihe: Überfällig sind überzeugende Lösungen, die den Güterverkehr endlich von den überfüllten Straßen holen.

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Speichertechnik

Eine REVOLUTION im Kleinformat Batterien kennt jeder. Doch ein leistungsstarkes Speichersystem für den Hausgebrauch, um selbst erzeugte Energie jederzeit abzurufen, galt als die große Herausforderung. Nun kommt plötzlich Bewegung in den Markt. von Miriam Ruhenstroth

Alessandro Volta entwickelte um 1800 die erste Batterie. Kupfer- und Zinkplättchen und später auch Zinn und Silber sorgten für die Spannung. Die Volta’sche Säule gilt als Wegbereiter sowohl der Elektrotechnik als auch der Elektronik und für viele weitere technische Bereiche.

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Speichertechnik

Sie ist so groß wie ein zusammengeklappter Campingtisch, wiegt knapp hundert Kilogramm und bringt Leben in den Energiemarkt: Die Hausbatterie der Firma Tesla, genannt „Powerwall“, wird Mitte des Jahres lieferbar sein – reservieren kann man schon jetzt. Sie ist nicht das erste und längst nicht das einzige Hausbatterie-System auf dem Markt. Hersteller wie E3/DC, VARTA oder Sonnenbatterie installieren schon lange solche Speicher für Privatkunden. Aber die „Powerwall“ versinnbildlicht wie kein anderes Produkt, welche Umwälzung der Markt gerade vollzieht. Was Tesla und andere Anbieter verbauen, sind gewöhnliche Akkus auf Lithium-IonenBasis, wie sie auch in Handys und Elektrofahrzeugen stecken. Bemerkenswert daran ist nicht die Technologie, sondern der Preis. „Wir hatten die letzten Jahre für LithiumAkkus 18 Prozent Preissenkung pro Jahr, und dieses Jahr erwarten wir noch mal etwa 30 Prozent“, sagt Dirk Uwe Sauer, Lehrstuhlinhaber für Speichersystemtechnik an der RWTH Aachen und Mitorganisator der Internationalen Konferenz zur Speicherung Erneuerbarer Energien (IRES). „Diese Preisreduktion, das ist schon so etwas wie eine Revolution.“ Sie übertrifft alle Erwartungen und macht Anwendungen wirtschaftlich, die noch vor Kurzem als Liebhaberei galten. Und dank der hollywoodreifen Imagekampagne aus Kalifornien redet die ganze Welt darüber. Batterien sind neuerdings „in“. Der Markt für Hausbatterien Boomt Wie so oft kommt auch diese Revolution anders daher als gedacht. Denn für die Preisentwicklung von Lithium-Akkus ist eigentlich die Automobilindustrie verantwortlich. Sie investierte Milliarden für billigere und bessere Autobatterien. Ihre Elektrofahrzeuge verkaufen sich aber in Deutschland äußerst schleppend. Ganz anders sieht das bei Speichern für private Photovoltaik-Anlagen aus. „Letztes Jahr sind in Deutschland gut 20.000 solcher Systeme installiert worden“, sagt Dirk Uwe Sauer aus Aachen. Zum Vergleich: Anfang 2016 waren gerade mal 25.502 Elektroautos in Deutschland gemeldet.

Dass Lithium-Akkus für den stationären Gebrauch im Haus besser ankommen als im Auto, hat zum einen technische Gründe. Autofahrer scheuen die lange Ladezeit und die geringe Reichweite der Batterien. Im Haus stört die Ladezeit nicht. Und während der Akku in einem Tesla mit 500 Kilometer Reichweite 85 kWh Kapazität benötigt, reichen für einen Abend Energieversorgung im Einfamilienhaus schon etwa 8 kWh. Wer mehr möchte, schafft sich einen Akku mehr an – Gewicht spielt im Keller schließlich keine Rolle. Günstige Fügung Der große Zubau bei Hausbatterien hat aber auch politische Gründe. Durch die Änderungen im EEG liegt die Einspeisevergütung für neuere Photovoltaik-Anlagen derzeit bei durchschnittlich zwölf Cent pro kWh. Für Strom aus dem Netz zahlen Endkunden derzeit 28 bis 29 Cent. Es lohnt sich also, den selbst produzierten Strom selber zu verbrauchen, statt den teureren Strom aus dem Netz zu kaufen. „Und Anfang 2021 fallen die ersten PVAnlagen aus dem 20-jährigen Förderzeitraum heraus“, sagt Sauer. Dann gibt es für eingespeisten Strom überhaupt keine Zulage mehr. „Wer sich dann keine Batterie zulegt, der wird sich selber schon einen wirtschaftlichen Schaden zufügen“. Dieses günstige Geschäftsklima hat man nicht nur in Kalifornien bemerkt. Auch Deutsche Newcomer drängen auf den Markt: So verkündete Daimler am 27. April, die ersten eigenen Hausbatterien auszuliefern. Und auch E.ON zog einige Tage später mit einer Produktlinie nach. Im Schwarm stark Neben den „Selbstnutzern“ gibt es noch einen zweiten Markt, für den Energiespeicher gerade interessant werden: der sogenannte Regelenergiemarkt. In das europäische Stromnetz muss immer genau so viel eingespeist werden, wie verbraucht wird. Nur dann ist die Frequenz des Wechselstroms stabil bei 50 Hz. Wird mehr Strom verbraucht, müssen Marktteilnehmer bereitstehen, die Strom entweder sofort oder innerhalb von 30 Sekunden einspeisen kön2/2016 LUX 360° 21


Speichertechnik

nen. Wird weniger verbraucht, muss Strom aus dem Netz aufgenommen oder es müssen Einspeisekapazitäten abgeschaltet werden. Für diese bereitgehaltene Regelenergie bezahlen die Betreiber der Höchstspannungsnetze – und zwar deutlich mehr als die üblichen Strompreise. „Und Batterien sind dafür ideal geeignet, weil sie sehr schnell reagieren können. Anders als Kohlekraftwerke“, sagt Christian Appel. Appel ist Bereichsleiter für Technik, Forschung und Entwicklung beim Hamburger Ökostromanbieter Lichtblick. Eines seiner aktuellen Projekte heißt „Schwarmbatterie“. Die Idee: viele kleine Hausbatterien mittels Software zu vernetzen, sodass sie wie ein großer Energiespeicher agieren können. „Wenn die Batterien gerade leer sind und nicht geladen werden, weil die Sonne nicht scheint, könnten wir Strom aufnehmen, um das Netz zu stabilisieren“, erklärt der Ingenieur von Lichtblick. Umgekehrt gilt das Gleiche: Wenn viele Batterien voll sind, obwohl noch die Sonne scheint, könnte man sie kurzfristig ins Netz entladen. Regelenergie – der nächste Schritt der Energiewende Batteriespeicher für den Regelenergiemarkt aufzubauen – das war vor drei Jahren noch eine Neuheit: „Damals haben wir für die WEMAG den ersten kommerziellen Batteriespeicher für den Regelenergiemarkt gebaut – europaweit“, sagt Philip Hiersemenzel, Sprecher der Younicos AG mit Sitz in Berlin. Younicos hat sich auf Netzintegration von erneuerbaren Energien spezialisiert. „Für diesen Batteriepark in Schwerin haben wir 20 Prozent Förderung bekommen“, sagt Hiersemenzel. Inzwischen sind die Preise der verbauten Lithium-Batterien um mehr als diese 20 Prozent gefallen. „Jetzt könnten wir das auch ohne Förderung bauen.“ Und genau das passiert auch. „Momentan sind siebzig Megawatt Batteriespeicher für die Zulassung auf dem Regelenergiemarkt angemeldet“, erzählt Hiersemenzel. Und das ist gut so. Denn nur wenn konventionelle Kraftwerke nicht mehr für die Netzstabilität nötig sind, kön22

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nen sie abgeschaltet werden – und das Netz frei machen für noch mehr erneuerbaren Strom. Ausgefallen: Power-to-Gas für den Keller Im Augenblick gehört der Markt für erneuerbare Energiespeicher den Lithium-Ionen-Akkus. Die Frage ist: Kommt da noch etwas anderes? Was ist aus den vielen Ideen und Forschungsprojekten geworden, die in den letzten Jahren durch die Fachmagazine geisterten? „Durch diese unschlagbaren Preise haben es andere Technologien jetzt natürlich schwer“, sagt Sauer dazu. Aber es gibt sie noch, die anderen Technologien. Das zeigt zum Beispiel die Firma Exytron aus Berlin, mit ihren Mini-Power-to-GasSystemen. Bei diesem originellen Ansatz wird Energie elektrolytisch in Wasserstoff umgewandelt und dann zu Methan weiterverarbeitet. Wird Energie gebraucht, treibt das Methan aus dem Tank ein Blockheizkraftwerk an. Der Clou: Das nötige Kohlendioxid zur Umwandlung von Wasserstoff in Methan stammt aus der Verbrennung des Methans. Nach der Pilotanlage in Rostock sollen dieses Jahr zwei weitere Anlagen in Betrieb gehen. Vanadium für ein paar Stunden Für bestimmte Situationen könnte die Lösung von Exytron nützlich sein. Doch die meisten Fachleute sehen die Blütezeit von Power-toGas nicht in den nächsten zehn Jahren. „Damit das interessant wird, bräuchten wir sehr viel mehr erneuerbare Energien“, sagt Sauer. Anders sieht das bei der sogenannten Redox-

Stromverbrauch im Privathaushalt Flachbild-TV

0,1 kWh/h

Lampen pro Raum

0,1 kWh/h

Laptop

0,05 kWh/h

Kühlschrank

1,6 kWh/h

Waschmaschine

2,3 kWh/h

Wäschetrockner

3,3 kWh/h

Durchschnittswerte

Flow-Technologie aus. Bei Redox-Flow-Batterien sind die Elektroden in flüssiger Form in zwei räumlich getrennten Tanks untergebracht. Um Strom zu erzeugen, werden die Flüssigkeiten in einen Reaktionsraum, den sogenannten „Stack“ gepumpt. Meist kommt dabei Vanadium in verschiedenen Ladungszuständen zum Einsatz. Die Vorteile: Durch die räumliche Trennung gibt es keine ungewollte Entladung. Und man kann die Kapazität beliebig groß gestalten – indem man einfach die Tanks vergrößert.„Wenn man Energie für acht bis zehn Stunden vorrätig halten will, dann könnte diese Technologie wirtschaftliche Vorteile haben“, sagt Sauer. Theoretisch. Tatsächlich sind Lithium-Ionen durch die Massenproduktion derzeit günstiger. Das könnte sich aber ändern. So arbeiten Forscher an der Universität Jena daran, die teuren Kunststoffmembranen in den Stacks durch Zellstoffe zu ersetzen und das Vanadium durch organische Ionen. „Wenn das funktioniert, könnte das den Preis so weit senken, dass die Technologie mit Lithium-Ionen konkurrieren kann“, vermutet Sauer. Eine groSSe Familie Doch auch im Reich der Lithium-Ionen-Speicher sind noch Überraschungen zu erwarten. „Denn Lithium-Ionen ist der Überbegriff für eine schier endlose Zahl an Materialkombinationen“, erklärt Professor Sauer. Und an denen wird mit Hochdruck geforscht. Ob Batterien mit höherem Nickelanteil, mit Silizium-Komponenten, mit reinen Lithium-Elektroden oder ungewöhnlichen Elektrolyten – kaum eine Woche vergeht, ohne dass irgendeine Neuerung verkündet wird. „Das wird dann gerne als ganz neue Technologie verkauft“, sagt Sauer. „Aber im Grunde fällt das alles in die Gruppe der Lithium-Ionen-Batterien.“ Das heißt nicht, dass es keine Verbesserungen gäbe. Bis zu 30 Prozent mehr Energiedichte, eine deutlich höhere Lebensdauer und mehr Sicherheit sind bei der Lithium-Technologie durchaus noch vorstellbar. Ganz neue technologische Durchbrüche erwartet Professor Sauer hingegen nicht. „Wir sehen da in den Laboren nichts, was eine sprunghafte Revolution machen könnte.“ Trotz des kalifornischen Glamours, den das Thema derzeit ausstrahlt: Batterien sind eben doch ein recht konservatives Geschäft.

Illustration: Ilbusca/istockphoto

ES Gibt Sie noch, Die anderen Technologien. Doch der Markt Gehört den LIThium-ionen-akkus.


thema

Leben in der Stadt neu denken

Erfahren Sie mehr unter www.greencity-magazin.de 2/2016 LUX 360째 23


Sonnenschutz

Dreikäsehoch: Damit der kleine Kerl so schön blass bleibt, braucht er noch etliche Kleckse mehr Sonnencreme. Und einen Hut auf den Kopf.

Lieber weiSS als rot Sonnenschutzcreme ist heute ein Muss, klar. Aber eine mit mineralischem Filter oder mit chemischem? Mit LSF 25 oder gleich 50+? Was macht man richtig für die Gesundheit UND die Umwelt? Ein paar Infos als Entscheidungshilfe

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ngeschützt in der Sonne brutzeln heutzutage eigentlich nur noch die ganz Harten, man könnte auch sagen, die Todesmutigen. Dem Großteil der Deutschen ist inzwischen der Zusammenhang zwischen Sonnenbrand und Hautkrebs bekannt. Jahr für Jahr erkranken in Deutschland rund 240.000 Menschen neu an dieser modernen Geißel – Tendenz steigend. „Wir sehen jährlich eine Zunahme von fünf bis sieben Prozent“, sagt der Leiter der Europäischen Hautkrebsstiftung, Prof. Eggert Stockfleth. „Das wird auch leider die nächsten zwanzig Jahre so bleiben.“ Denn der Krebs sei immer die späte Quittung früherer Sonnenbäder. Vor allem bei der Generation 50+, die mit dem wachsenden Ozonloch und Urlaub am Mittelmeer, aber

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noch mit Lichtschutzfaktor 2 oder ganz ohne Sonnenschutzcreme aufwuchs. Heute hat man die Möglichkeit, aus einer riesigen Palette an Sonnenschutzcremes bis Lichtschutzfaktor (LSF) 50+ auszuwählen. Aber die Fülle des Angebots macht die Wahl auch nicht unbedingt leichter. Das beginnt schon damit, dass der Begriff „Lichtschutzfaktor“ irreführend ist, weil er nur eine Aussage über den Schutz vor der sonnenbrandverursachenden, kurzwelligen UVB-Strahlung macht. Ein Produkt, das auch vor den tiefer in die Haut eindringenden UVA-Strahlen schützt, ist zusätzlich mit dem UVA-Logo gekennzeichnet: ein Kreis mit den Buchstaben darin. Und dann muss man sich als gesundheitsund umweltbewusster Mensch mit den Licht-

schutzfiltern auseinandersetzen. Es gibt zwei verschiedene Wirkprinzipien, die in vielen Cremes auch kombiniert vorkommen. Die meisten Sonnenschutzmittel enthalten chemische Filter. Die Substanzen wandeln das Sonnenlicht in Wärme um, die über die Haut abgeleitet wird. Auch wenn die chemischen Filter nur noch selten zu Allergien führen, haben Schweizer Wissenschaftler in Zellkulturen und im Tierversuch eine hormonelle Wirkung bei einigen Substanzen nachgewiesen. Viele Ärzte empfehlen deshalb, sie für Kinder nicht zu verwenden. Die chemischen filter stehen aber auch noch unter einem anderen Verdacht: Italienische Forscher fanden schon vor Jahren Hinweise darauf, dass Sonnenschutzmittel mit

Fotos: RimDream/istockphoto

Von Claudia Biehahn


Sonnenschutz

Biologische Sonnenschutzcremes arbeiten dagegen mit sogenannten physikalischen Filtern. Es werden natürliche Mineralien, meist Titandioxid und Zinkoxid, verwendet, die auf der Haut aufliegen und die einfallenden UVStrahlen reflektieren. Das Problem: Unser Auge nimmt die Pigmente durch die Lichtreflexion als weißen Schimmer wahr und die Cremes ziehen nicht ein. Auch dieser Nachteil lässt sich heute ändern, indem man die Mineralpartikel so weit verkleinert, dass sie auf der Haut transparent wirken und die Creme ganz leicht zu verteilen ist. Aber dann ist man im Nanobereich – und der ist auch sehr umstritten. Der Begriff „Nano“ wird für Teilchen verwendet, die kleiner als 100 Nanometer sind. Ein Nanometer hat die unvorstellbar kleine Größe von einem Millionstel Millimeter. Wie Substanzen in dieser Winzigkeit im Körper und mit der Umwelt reagieren, ist bislang nicht ausreichend erforscht. Die EU verlangt deshalb seit 2013 eine Kennzeichnung für Kosmetika, die Nanopartikel enthalten. Im Tierversuch hat sich aber schon gezeigt, dass eingeatmete Nanopartikel zu Entzündungen und Tumoren in der Lunge führen können. Auch in der Umwelt kann es Probleme geben: Unter dem Einfluss der Sonne können die Partikel als sogenannte Photokatalysatoren die Entstehung von Wasserstoffperoxid beschleunigen, einer ätzenden Substanz, die das Wachstum von Mikroorganismen wie Phytoplankton im Meer beeinträchtigt. Die meisten Produzenten von Bio-Sonnenschutzcremes verzichten auf die umstrittene Technologie – aber eben zum Preis des Weißeffektes, den viele Konsumenten gar nicht mögen, Mediziner aber gar nicht so schlecht finden. „Dann sieht man wenigstens, wo man sich eingecremt hat“, sagt der Dermatologe Eggert Stockfleth, der die Hautklinik des St. Joseph-Hospitals in Bochum leitet. „In der Regel ist das sowieso viel zu wenig.“ Eine Studie an der Charité habe gezeigt, dass höchstens 30 Prozent der benötigten Creme aufge-

Viele UV-Filter in Sonnenschutzcremes haben eine negative Wirkung auf die natur tragen wird. Und besonders häufig wurde hoch schützende Sonnencreme unterdosiert. „Mit Lichtschutzfaktor 50+ wägen sich die Leute oft in einer Pseudosicherheit“, sagt der Dermatologe. Stockfleth empfiehlt einen LSF von mindestens 30. Eine Creme mit LSF 30 hält schon – richtig angewendet – 97 Prozent der UVB-Strahlung und einen großen Teil der UVA-Strahlung ab. Ein Lichtschutzfaktor 50+ gibt nur noch einen Gewinn von einem Prozent. Viel wichtiger sei es nach Ansicht des Dermatologen, ausreichend Creme aufzutragen. Daran hapere es nach seiner Erfahrung immer. „Um gut geschützt zu sein, braucht man 2 mg Creme pro cm² Hautfläche“, sagt Stockfleth. Bei einem 1,88 m großen Mann wie ihm sei dann „schon die halbe Tube weg“.

Fazit: Um es sowohl der eigenen Haut wie auch den Meeren möglichst recht zu machen, sollte man also zumindestens beim Urlaub am Meer Sonnencreme mit mineralischem Lichtschutzfilter ohne Nanopartikel nehmen und lieber den weißen Film ertragen. Ansonsten empfehlen Dermatologen auch für unsere Breiten die Regel, die in Australien jedes Kind mit der Muttermilch aufsaugt: „Slip, slop, slap!“ Heißt frei übersetzt so viel wie: „Zieh dir was Langärmliges an, crem dich ein und setz dir was auf den Kopf!“ Dazu noch eine gute Sonnenbrille, die UVAund UVB-Strahlen abhält, und in der Zeit zwischen 11 und 15 Uhr die Sonne meiden, rät Eggert Stockfleth. „Dann sind Sie auf der sicheren Seite.“

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chemischen Filtern die Korallenbleiche befördern. Vorangegangene Forschungen hatten schon chemische Stoffe aus Sonnenschutzmitteln im Meer und im Süßwasser gefunden. Die Stoffe reichern sich in Wassertieren an und haben auf sie eine ähnliche Wirkung wie Östrogen. Sie produzieren beim Abbau außerdem giftige Nebenprodukte.

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PALMÖL

Esst Butter! Palmöl ist so ziemlich das Böseste, was es an Nahrungsstoffen gibt. Gibt es nicht trotzdem etwas Positives zu berichten? Über nachhaltiges Palmöl, über korrekt angebautes Palmöl, sodass wir Verbraucher beruhigt sein könnten? Von Frank Keil

m Anfang eine kleine Geschichte, eine schöne Geschichte. Sie führt nach Afrika – wo die Elaeis guineensis ursprünglich herkommt. Dort war es lange Sitte, dass man für ein neugeborenes Mädchen drei Ölpalmen pflanzte. Kam das Mädchen ins heiratsfähige Alter, wurde das Palmöl geerntet – und war die Mitgift für die nun junge Frau. Inge Altemeier erzählt diese Anekdote mit einem leichten Lächeln und wird dann wieder ernst: Heute werden 90 Prozent des weltweit produzierten Palmöls auf industriell bewirtschafteten Plantagen in Malaysia und mehr noch in Indonesien gewonnen. Und dafür wich und weicht nicht nur der Regenwald, sondern es verschwinden auch die Flächen, auf denen traditionell Gemüse oder Getreide angebaut oder Vieh gehalten wurde. Schließlich ist Palmöl in der Hälfte aller Produkte enthalten, die wir in unserer westlichen Sphäre in den Supermärkten kaufen: Es ist in den Erdnussflips, wenn wir uns abends auf das Sofa lümmeln, es findet sich im Geschirrspülmittel, mit dem wir die leere Schale für die Flips wie26

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der säubern. Es ist Bestandteil von Kosmetika und Babynahrung, es ist in Tütensuppen und Konserven. Und dann ist da noch Palmöl als Bestandteil von Biodiesel, damit wir uns hierzulande mit gutem Gewissen durch den Berufsverkehr schlängeln, während jede einzelne dafür angebaute Palmölpflanze pro Tag zwischen 20 und 30 Liter Wasser braucht, im Gegenzug den Boden aussaugt, sodass aller drei, vier Jahre eine Plantage erst einmal erschöpft ist. Und die nächste Fläche gerodet wird. Inge Altemeier ist Dokumentarfilmerin, sie kann nicht aufzählen, wie oft sie schon in Indonesien war. Sie spricht die Landessprache seit mehr als drei Jahrzehnten fließend, sie hat schon bundesdeutsche Parlamentarier durch den schwindenden Regenwald geführt, die schwer erschüttert gewesen seien über das, was sie an Abholzung und Brandrodung gesehen hätten – was sich aber schnell wieder gelegt habe, als man im nächsten klimatisierten Konferenzzentrum aufschlug. Und ihr arte-Film „Fette Beute“ über die Wucht, mit der die Palmölindustrie vorgeht bei gleichzei-

tiger Hilflosigkeit der lokalen Bevölkerung, wenn die Motorsägen und Bagger anrücken, macht wahrhaft schlechte Laune. „Unter dem grünen Mäntelchen der Nachhaltigkeit sind in den letzten Jahren riesige Flächen an Regenwald in Palmölplantagen verwandelt worden“, sagt sie. Und: „Das Klima in diesen Regionen ist heute heiß und trocken und von tropischer Schwüle ist nichts mehr übrig. Alles, was die Tropen ausmacht, geht verloren.“ Natürlich – es wäre toll, wenn man jetzt etwas Positives, wenigstens Hoffnunggebendes aus dem Hut zaubern könnte: Halt, stopp – es gibt da ein Label für Palmöl, wenn Ihr das findet, könnt Ihr das so zertifizierte Produkt einigermaßen bedenkenlos kaufen. Ein Label wie das RSPO-Siegel: Ein Dutzend stilisierter Palmenblätter formt sich zu einer Weltkugel. Ein Label, das sich die Palmölindustrie selbst gibt. Dabei wurde der dahinterstehende sogenannte Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl maßgeblich vom Umweltverband WWF auf den Weg gebracht, der in geradezu offenherziger Klarheit den Rahmen benennt, innerhalb dessen man

Fotos: istockphoto/ Bildmontage

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PALMÖL

eine Ansammlung von Gemeinplätzen und vagen Angaben, bis wann man seine Ziele unter Umständen erreichen möchte. „Wir wollen in Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und den Zivilgesellschaften die Nachhaltigkeit der Palmölwirtschaft weiter verbessern und für eine stärkere Akzeptanz und Transparenz sorgen, insbesondere bei den komplexeren Lieferketten“ – so konkret benennt etwa der Chemiekonzern Henkel seine Motive, warum er sich dem Bündnis verpflichtet fühlt. Die Organisation „Rettet den Regenwald", findet dagegen deutliche Worte: „Der industrielle Anbau von Palmöl kann nicht ökologisch sein.“ Und die sozialen Fragen nach Vertreibung der Landbevölkerung, nach damit einsetzender Landflucht oder den Arbeitsstandards für die Plantagenarbeiter sind ja noch gar nicht berührt.

sich bewegt: „Am Runden Tisch vertritt jedes Mitglied seine eigenen Interessen. Der WWF versucht, möglichst viel für die Natur zu erreichen, andere Mitglieder wollen möglichst viel Ertrag pro Hektar oder mehr Gewinn.“ Und daher gilt: „Die Mitgliedschaft im RSPO allein belegt kein verantwortliches Handeln.“

Palmöl ist in Der Hälfte aller Produkte unserer Supermärkte enthalten. Leider wird es nicht immer ausgewiesen und der Verbraucher hat auch kaum Alternativen.

Interessanterweise finden sich in unseren gängigen Supermärkten, aber auch in engagierten Bioläden kaum RSPO-zertifizierte Produkte: Palmöl hat zu Recht einen derart schlechten Ruf, dass man besser jeden Hinweis vermeidet, es sei überhaupt in einem Produkt enthalten. Dabei wäre das doch für eine bewusste Kaufentscheidung notwendig. In Deutschland hat man sich zudem zum Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP) zusammengeschlossen. Auch das versucht nicht mehr als den Spagat zwischen Anspruch und Gewinn. Die Lebensmittelkonzerne Edeka und REWE sind ebenso dabei wie Agrarfrost, Weleda oder Unilever Deutschland. Klickt man sich durch die Selbstverpflichtungserklärungen einzelner Mitglieder, stößt man auf

Und was macht der Verbraucher nun damit? Inge Altemeier hat trotz aller Trübnis einen Rat: „Bitte kein Fast Food essen.“ Nicht, weil Fast Food per se anrüchig und irgendwie doof sei, sondern weil das Fast Food-Produkt gewissermaßen die Palmöl-Senke schlechthin sei – vom Burger für unterwegs über die Pommes für den eigenen Backofen bis hin zur vegetarischen Tiefkühlpizza. Stattdessen und ganz banal: Selber kochen, frisches Gemüse und auch Fleisch oder Fisch nehmen und konsequent auf unverarbeitete Nahrungsmittel setzen. Und – klar: keine Margarine. „Esst Butter“, sagt Inge Altemeier. Und politisch Druck machen, darum wird man nicht herumkommen: „Statt vager und freiwilliger Vereinbarungen braucht es klare und international gültige Gesetze.“ Entsprechend auch für Deutschland ein Unternehmensstrafrecht, das es auch Verbrauchern hierzulande erlauben würde, gegen international aufgestellte Palmölunternehmen zu klagen. Die neugewählte indonesische Regierung hat zumindest schon mal ein neues, weit strengeres Plantagengesetz auf den Weg gebracht. „Es ist seitdem teurer geworden, lokale Behörden zu bestechen“, sagt Inge Altemeier. Auch so kann Hoffnung aussehen. Weitere Informationen und eine Bewertung der Einkaufspolitik deutscher Käufer und Verarbeiter von Palmöl bietet der "Palmöl-Check" des WWF. Unter www.wwf.de Agrarprodukte und Zertifizierungen. 2/2016 LUX 360° 27


im Gespräch

Die Kraft des „acqua mora“ Einer der ersten zertifizierten Bio-Betriebe in Italien war die Fattoria La Vialla in der Toskana. Ein Gespräch mit Gianni Lo Franco über den Stellenwert der Branche und neue Entdeckungen in der Produktion. Die Fattoria La Vialla hat sich ganz der biologisch-dynamischen Bewirtschaftung verschrieben. Wie kamen Sie dazu? Gianni Lo Franco: Es ist wahrscheinlich nicht die feinste Art, ein Interview mit einer Gegenfrage zu beginnen, aber ich kann trotzdem nicht widerstehen, denn ich frage mich viel eher: Woher stammt die Idee, den Boden NICHT auf natürliche Weise zu bestellen? Wie kann man glauben, dass es nachhaltig ist, Böden auszulaugen, ihnen aus Angst vor Insekten und Unkraut jegliche Art von Lebewesen zu entziehen und dann denken, dass daraus gesunde Lebensmittel hervorkommen können? Als meine Eltern im Jahr 1978 die ersten Felder und Landhäuser von dem, was heute die 28

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Fattoria La Vialla ist, übernommen haben, stellte sich uns die Frage gar nicht, ob wir biologisch wirtschaften. Schon unsere Urgroßmutter betrieb Landwirtschaft allein mit natürlichem Dünger und folgte dem Mondkalender für den Baumschnitt und die Aussaat, ohne groß darüber nachzudenken. Der biologische Anbau war für uns also eine natürliche Gegebenheit, bevor es eine öffentliche Körperschaft gab, die dafür Zertifikate ausstellte. Wir zählten dann zu den ersten italienischen Betrieben, die 1982 die Bio-Zertifizierung erhielten. Die Demeter-Zertifizierung kam aber erst viel später … Lo Franco: Ja, auch wenn der Mondkalender

bereits zum Teil mit in die Arbeit einfloss, war es aber eine sehr viel aktivere Entscheidung, die biodynamische Methode auf den ganzen Betrieb anzuwenden: Ab Beginn der 1990erJahre haben wir verstärkt mit dieser Art von Landwirtschaft gearbeitet, die für uns als überzeugte „Naturalisten“ nicht mehr als der nächste logische Schritt war. Wir hatten nämlich mit der Zeit gesehen, dass sich Ertrag und Qualität verbessern, wenn man im Rhythmus mit der Natur arbeitet. Es sind nun über zehn Jahre, seitdem die Fattoria auch das Demeter-Zertifikat erhalten hat. Welchen Stellenwert hat der biologische Anbau in Italien?


im Gespräch

Lo Franco: Er ist äußerst wichtig sowohl für die Wirtschaft als auch für die Landwirtschaft: In Europa wird Italien nur von Spanien mit seinen 1,6 Millionen Hektar biologisch bewirtschafteter Fläche übertroffen. In Italien sind es 1,2 Millionen. Im Gegensatz dazu hinkt es beim Verbrauch hinterher: Der Großteil der Produkte wird in benachbarte Länder exportiert. Wir hoffen, uns in Zukunft Österreich anzunähern. Dort wird fast ein Drittel des Agrarlands biologisch bestellt, während es in Italien ungefähr zehn Prozent sind, auch wenn wir hier flächenmäßig mehr Hektar haben. In Deutschland gibt es Anbauverbände, die die Produktion der landwirtschaftlichen Betriebe streng kontrollieren, gibt es in Italien Vergleichbares? Lo Franco: Natürlich! Vielleicht sind sie noch schlimmer als in Deutschland. Mit schlimm meine ich nicht, dass die Kontrollen nicht in Ordnung sind. Im Gegenteil, sie sind sogar mehr als notwendig. Aber leider hat man in der Vergangenheit gesehen, dass es vielen Herstellern trotz allem gelingt, die Resultate zu fälschen oder sogar die Kontrollen selbst. Ich finde es auch schade, dass es allzu viele Kontrollen gibt. Viele kleinere Bauern, die auch biologische Landwirtschaft betreiben, werden durch diesen sehr arbeitsreichen bürokratischen Aufwand abgeschreckt, den eigenen Betrieb zertifizieren zu lassen. Ich bin mir sicher, dass sowohl der Landwirt als auch der Konsument im Vorteil wären, wenn es weniger, aber dafür bessere Kontrollen gäbe. Es ist Ihr Prinzip, in geschlossenen Kreisläufen zu arbeiten und möglichst nichts wegzuwerfen. Gelingt das überall auf der Fattoria?

Die Entdeckung: Bei der Olivenpressung entstehen wertvolle Nebenprodukte.

WIR Haben gesehen, dass sich Ertrag und Qualität verbessern, wenn man Im Rhythmus mit der Natur Arbeitet. Lo Franco: Manchmal können wir es selbst nicht richtig glauben, dass es uns gelingt, ein komplettes und reichhaltiges Menü nur mit den Erzeugnissen der Fattoria zubereiten zu können. Diese große Vielfalt ermöglicht es La Vialla auch, so eigenständig wie möglich zu sein und einen geschlossenen Kreislauf auf der Fattoria zu bilden: Die Schafe geben nicht nur Milch für den Pecorino, sondern auch Dünger für die Felder und beispielsweise die Weinberge. Der Trester und die Pressrückstände der Oliven wandern auf den Kompost, der die grundlegende Nahrungsquelle für die Böden darstellt. Die Hühner schenken uns Eier für den Agrotourismus und das Gebäck, aber auch etwas Fleisch für die Gäste (und natürlich am Ende auch Mist für den Kompost). Das Olivenöl wird bei La Vialla nicht gefiltert, sondern nur dekantiert. Der bittere Bodensatz wird nicht in Flaschen gefüllt, sondern zur natürlichen Behandlung der Rinde des Schafskäses gegen Schimmel verwendet. Die Samen der Wildkräuter und Blumen, die in den Getreidefeldern wachsen, werden ausgesiebt und später zusammen mit anderen Pflanzensorten zur Gründüngung in die Weinberge gesät. So eröffnet uns jedes neue Erzeugnis neue Möglichkeiten und Ideen und erweitert und vervollständigt den Betriebszyklus. Besonders stolz sind wir aber auf unseren Wein und das Olivenöl. Beim Olivenöl haben Sie eine besonders interessante Entdeckung gemacht … Lo Franco: Die wichtigste Entdeckung war, dass das sonst unbeachtete Vegetationswasser der Oliven kein Abfall der Ölherstellung, sondern ein wertvolles, sehr gesundes Nebenprodukt ist! Das wusste unsere Urgroßmutter Caterina schon immer. Sie erzählte immerzu, wie gut ihr das Olivenwasser tat, das dunkle und bittere „acqua mora“. Wir fingen also vor einigen Jahren das Vegetationswasser auf, das in den Oliven und im Kern enthalten ist und nach dem Pressen mechanisch durch eine Zentrifuge vom Öl getrennt wird, und ließen es auf seine gesundheitsfördernden Eigenschaften untersuchen.

Was war das Ergebnis der Studie? Lo Franco: Dass dieses so bittere Wasser überreich an Polyphenolen ist – mehr noch als das Öl: etwa 20-fach! –, allem voran an Hydroxytyrosol. Neben der beachtlichen oxidierungshemmenden Wirkung, wie Zellschutz und Abwehr freier Radikale, haben zahlreiche Studien bestätigt, dass Polyphenole beispielsweise Herz-Kreislauferkrankungen und einigen Krebserkrankungen vorbeugen. Deshalb entschieden wir uns vor ein paar Jahren dazu, die Eigenschaften der Substanzen in unserem „acqua mora“ genauer wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Die Studie stand unter der Leitung von Dr. Adriana Albini. Die Wissenschaftlerin ist eine international anerkannte Expertin auf dem Gebiet der Krebsforschung. Sie sollte beurteilen, ob das Zusammenspiel der im geklärten Vegetationswasser enthaltenen Polyphenole antiangiogenetische (gegen das Wachstum von Tumoren gerichtete) Eigenschaften besitzt und ob die Polyphenole als Gesamtkomplex eine größere Wirkung zeigen als das wichtigste Einzelmolekül Hydroxytyrosol. Das Ergebnis der vierjährigen Studie war eindeutig. Oliphenolia – so haben wir unser Elixier genannt – ist ein wirksamer Komplex natürlicher Moleküle, die in ihrem Zusammenspiel weitaus wirksamer sind als das isolierte Hydroxytyrosol. Genau dasselbe lehrt auch die Biodynamik. Vor einigen Wochen wurden uns auch die internationalen Patente gewährt. Wie vermarkten Sie nun das Heilmittel? Das ist ja jetzt eine ganz andere Sparte. Lo Franco: Derzeit wird es auf demselben Weg vertrieben wie die anderen Erzeugnisse, aber es wäre schön, wenn wir es eines Tages auch in Apotheken verkaufen könnten. Vorher wollen wir allerdings noch einige gesundheitsfördernde Eigenschaften durch spezifische Studien belegen, damit seine Wirksamkeit auch durch offizielle Behörden anerkannt wird. Es ist eine neue, sehr komplexe Sparte, in der die Fattoria erst noch die notwendigen Erfahrungen sammeln muss. Die Fragen stellte Hartmut Rätsch. 2/2016 LUX 360° 29


KOLUMNE

Plötzlich tragen alle ein Lächeln im Gesicht Die Entdeckung des Pedelec von MONIKA GOETSCH

Jeder hat seine Vorbehalte. Ich habe sie gegenüber allen Dingen, die auf einmal „in“ sind. Streaming-Dienste, grüne Smoothies. Und jetzt: E-Bikes. Typisch für meine Vorbehalte ist: Ich halte sie eine Weile lang aufrecht, dann werde ich mürbe und abonniere einen Streamingdienst, weil dort doch sehr gute Serien laufen. Ich trinke Smoothies – die sind schließlich gesund. Und ich wage, weil sogar eine sehr sportliche Freundin damit liebäugelt, eine Probefahrt mit dem E-Bike. Genaugenommen: mit einem Pedelec. Ich wusste nicht, dass manche E-Bikes so heißen. Ich wusste gar nichts über E-Bikes. Ich habe sie mir wie ein Mofa vorgestellt, und dass ich auf einem Mofa saß, ist sehr lange her. Es gibt schnelle E-Bikes, für die man einen Führerschein braucht. Und Pedelecs, die jeder fahren darf, weil der Motor nur 25 Stundenkilometer Leistung bringt. Die schnellen Bikes 30

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Ich habe ein Lächeln im Gesicht, wenn ich Rad fahre, denke ich, ehrlich Rad fahre. Nicht unehrlich – auf einem Pedelec. Das ist wie Haare färben oder Botox, denke ich. Man tut nur so, als fahre man Rad. Dabei hockt man auf einem Ding, das Energie verbraucht, die wir nicht haben, und Akkumüll erzeugt, wovon zu viel da ist. Wollen wir wirklich noch schneller und leistungsstärker werden? Sind wir nicht ohnehin schon viel zu abhängig von Strom und Technik? Werden wir allmählich abgehängt von den Robotern, die wir erzeugen? Fährt uns am Ende das eigene Fahrrad davon? Keine Ahnung, warum: Kurz bevor ich etwas Neues ausprobiere, sind meine Vorbehalte immer besonders groß. Das Rad, das mir der Händler zeigt, ist schlicht und grau. Nicht hübsch, nicht hässlich. Den Akku sieht man kaum.

Der Fahrradhändler erklärt mir das Prinzip: Der Motor läuft nur, wenn ich trete. Er läuft auch nur so stark, wie ich will. Ich kann den Grad der Unterstützung selbst bestimmen. Pah, denke ich, Unterstützung! Man kann doch schieben, wenn es zu steil wird, und sich Zeit lassen. Pausen machen, einen Schluck Wasser trinken. Ich fahre los, trete, stelle den Motor von null auf drei. Ein Ruck. Wie damals beim Fahrradfahren lernen, als mein Opa mir einen kleinen Schubs gab. Das Rad tritt sich ein wenig leichter. Ich stelle auf fünf. Auf sechs. Ich trete. Rückenwind, immer, von überall her. Ich sause Steigungen hinauf, ohne zu keuchen. Es strengt an, aber nur ein bisschen. Ich komme so weit wie nie und fühle mich frei und sehr, sehr gut. Mag sein, dass ich lächelnd in den Laden zurückkehre. Natürlich kaufe ich mir kein EBike. Ich bin Fahrradfahrerin. Es verstößt gegen meine Prinzipien. Bei meinem Mann ist das anders. Mein Mann fährt Auto. Umweltschutz, Gesundheit, Haushaltskasse: Alles spricht für einen Umstieg aufs Pedelec. Klar ist: Mein Mann steht kurz vor einer großen Neuerung. Er weiß es nur noch nicht.

Illustration: Elke Ehninger

J

findet der Mann im Fahrradgeschäft nur gefährlich. Von den Pedelecs dagegen ist er begeistert. „Alle tragen ein Lächeln im Gesicht, wenn sie zum ersten Mal von einer Pedelecfahrt zurückkommen“, sagt er.


u ss chl s e m nah 6 T e i l u l i 201 j . 29

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Mehr Infos und Teilnahme unter: www.lux360grad.de. Teilnahmeschluss ist am 29. Juli 2016. Die Preise werden unter allen vollständigen Einsendungen verlost. Gewinner werden per E-Mail informiert. Eine Barauszahlung der Gewinne ist nicht möglich. Mitarbeiter des Verlages und deren Verwandte sind von der Teilnahme ausgeschlossen.

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