MAGAZIN FÜR DIGIT@LE UND GEDRUCKTE KOMMUNIKATION
p.b.b. VERLAGSORT: 1120 WIEN, 12Z039233 M
Dezember 2016 Folge 231 26. Jahrgang Euro 5,– issn 1018 8054
10. Europäischer Mediengipfel Österreich reifer, als man denkt Golden Pixel Award 2016 The Power of Print Heidelberg Quantensprung im Offset durch Digitalisierung
EIN JAHR PRINT & PUBLISHING WIR BEDANKEN UNS FÃœR DIE ZUSAMMENARBEIT UND FREUEN UNS SCHON AUF EIN ERFOLGREICHES JAHR 2017!
Termine ƒ Jänner 2017 bis Oktober 2017
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Griechen-
www.paperworld.de
28.01. – 31.01. Paperworld FRANKFURT, DEUTSCHLAND
20. 02. – 23.02. Hunkeler Innovationdays 2017 LUZERN, SCHWEIZ http://innovationdays.hunkeler.ch
23.03. – 26.03. Leipziger Buchmesse LEIPZIG, DEUTSCHLAND
www.leipziger-buchmesse.de
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05.04. – 06.04. DMM Dialog Marketing-Messe ZÜRICH, SCHWEIZ www.dialog-marketing-messe.ch www.fespa2017.com
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08.05. – 12.05. Fespa 2017 HAMBURG, DEUTSCHLAND
21.06. – 22.06. CO-REACH NÜRNBERG, DEUTSCHLAND
25.09. – 28.09. Labelexpo Europe 2017 BRÜSSEL, BELGIEN
www.labelexpo-europe.com www.wan-ifra.org
09.10. – 11.10. IFRA World Publishing Expo BERLIN, DEUTSCHLAND
11.10. – 14.10. Druck+Form SINSHEIM, DEUTSCHLAND www.druckform-messe.de
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ƒ
Inhalt
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CONTENT
EDITORIAL 07 _ War das ein Jahr …
HERAUSGEBERBRIEF 08 _ 10. Europäischer Mediengipfel in Lech am Arlberg: Österreich ist reifer, als man international denkt
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PEOPLE &EVENTS
BUSINESS &MARKT
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PEOPLE & EVENTS
BUSINESS & MARKT
10 _ VÖZ präsentiert seinen Public Value-Bericht 2016: Mit journalistischem Mehrwert gegen postfaktische Zeitenwende 11 _ Golden Pixel Award 2016: The Power of Print 20 _ Druckerei Janetschek: Goldener Regenwurm für Kunden mit Umweltengagement
22 _ Industrieberater Syngroup: Tochterunternehmen in England gegründet 24 _ Inprint Italy: Innovationen im Mittelpunkt des Interesses 28 _ viscom 2016 in Frankfurt: Innovationen, Inspirationen und Informationen
Die nächsten Ausgaben und deren Schwerpunkte
PRINT & PUBLISHING 233
PRINT & PUBLISHING 232
Showtime Visuelle Kommunikation Thema: Neue Digitaldrucklösungen ermöglichen neue Formen der visuellen Kommunikation Messen: Fespa – Hamburg | interpack – Düsseldorf Erscheinungstermin: 24. APRIL 2017 Redaktions- und Anzeigenschluss: 05. APRIL 2017
Inkjet as it’s best Thema: Inkjet-Systeme, Inkjet-Papiere, Inkjet-Anwendungen Messen: Hunkeler Innovationdays 2017 – Luzern Erscheinungstermin: 13. FEBRUAR 2017 Redaktions- und Anzeigenschluss: 23. JÄNNER 2017
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Inhalt ƒ
ZEITREISE 50 _ 25 Jahre Print & Publishing: Umweltzeichen für PRINT & PUBLISHING
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MEDIEN KOMMUNIKATION DESIGN
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PRODUKTION &TECHNOLOGIE 38
MEDIEN . KOMMUNIKATION . DESIGN
PRODUKTION & TECHNOLOGIE
30 _ Buch Wien: Hat das Buch noch Zukunft in der digitalen Medienwelt? 31 _ All the People 31 _ The Fact of Matter 31 _ The Opéra
32 _ Innovationsmanagement bei BST eltromat: Die Zukunft gezielt vorbereiten 34 _ HP auf der photokina: Mobile ist der Trend und digitaler Fotodruck zieht mit 37 _ Arctic Paper: Neue Munken Design und Arctic Voume Kollektionen 38 _ Affinity Software von Serif: Gegen die Vormachtstellung von Adobe? 40 _ Rainer Wolf von Heidelberg im Gespräch: Quantensprung durch Digitalisierung im Offsetdruck 43 _ Weltweite Druckmaschinenflotte erweitert: Bizerba installiert fünf HP Indigo WS6800 44 _ Von Omnicrom bis zu Cellophaniermaschine: Nicht nur der Christbaum glänzt bei Ammerer 46 _ Horizon StitchLiner Mark III: Premiere bei Finishing 47 _ Oberndorfer Druckerei: Noch mehr Tempo mit Müller Martini 48 _ Plockmatic: Ein Schwede in Riga
Impressum EMGroup GmbH . Testarellogasse 1/2, A-1130 Wien . Telefon +43(0)1/983 06 40 . Fax +43(0)1/983 06 40-18 . INTERNET www.printernet.at ADMINISTRATION E-MAIL office@europeanmediagroup.at . REDAKTION E-MAIL edit@europeanmediagroup.at . HERAUSGEBER (e.h.) Prof. Dr. Werner Sobotka CHEFREDAKTEUR | GESCHÄFTS-/VERLAGSLEITUNG Michael Seidl . VERLAGSASSISTENZ/PRODUKTION Rainer Gruber . AUTOREN Rainer Gruber, Stefanie Hermann, MA, Michael Seidl, Dr. Werner Sobotka, Gerhard Bartsch, Bernd Zipper, Dr. Michael Dattner . LAYOUT Zeitmassdesign, Mag. Robert Sabolovic . DRUCK »agensketterl« Druckerei GmbH, 2540 Bad Vöslau PRINT & PUBLISHING ERSCHEINT IN DEN JEWEILIGEN LANDESSPRACHEN IN ÖSTERREICH, POLEN SOWIE UNGARN UND UNTERHÄLT MEDIENKOOPERATIONEN IN DER TSCHECHISCHEN REPUBLIK, SLOWAKEI, RUSSLAND UND INDIEN. INTERNATIONALE KOORDINATION EMGROUP GMBH, TESTARELLOGASSE 1/2, A-1130 WIEN, TELEFON +43(0)1/983 06 40, FAX +43(0)1/983 06 40-18, E-MAIL: OFFICE@EUROPEANMEDIAGROUP.AT
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Wir sind Durst!
Chromos ist Ihr neuer Ansprechpartner
Chromos & Durst: Ein starkes Team in Österreich! Die Chromos (Austria) GmbH ist Ihr neuer Ansprechpartner für Durst Grossformatdrucksysteme in Österreich. Unser Verkaufsberater Alexander Thamm steht Ihnen bei Ihren Projekten gerne zur Verfügung. Vereinbaren Sie mit ihm telefonisch unter +43 664 5555 818 oder per Mail unter alexander.thamm@chromos-austria.at einen unverbindlichen Beratungstermin.
Weitere Produktinformationen erhalten Sie auf unserer Webseite unter www.chromos-austria.at
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Editorial ƒ
War das ein Jahr …
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EDITORIAL
Man kann nicht gerade behaupten, dass uns in diesem Jahr so wirklich langweilig war. Wie ist es Ihnen ergangen?
Da haben wir die große Weltpolitik, mit einer Wahlschlacht in den USA, die ihresgleichen suchte. Am Ende… Donald Trump als Präsident, der die USA wieder zu einer starken Nation ausrichten möchte. Um das umzusetzen werden ihm alle Mittel recht sein. Die Vorboten sehen wir schon in der Team-Trump-Zusammenstellung, wenn etwa Öl- und Gaslobbyisten zu Verantwortlichen für die Umweltpolitik eingesetzt werden. Die neue Führung wird ihre Stärke mit ziemlicher Sicherheit mit neuen Schulden finanzieren. Was bei dem derzeit aktuellen weltweiten Schuldenstand praktisch gar nicht mehr auffallen wird. So sind die weltweiten Schulden auf 225 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung gestiegen, gleichbedeutend mit der unglaublichen Zahl von 152 Billionen Dollar = 152.000.000.000.000 Dollar. Wann wird diese Blase platzen? »Van der Bellen darf nicht Hillary werden«, schrieb Rosemarie Schwaiger in ihrem Beitrag im »Profil«. Und sie hatte Recht damit. Die Ausgabe von Profil, die vor der Bundespräsidentenwahl publiziert wurde, kam übrigens mit einer klaren Wahlempfehlung daher, mit einer klaren Meinung der Redaktion, wer Bundespräsident werden sollte. Eine klare Stellungnahme, wie übrigens viele andere auch, die letztendlich dazu führten, dass Alexander Van der Bellen nun das Amt ausüben wird. Es hat lange gebraucht. Es war beinahe eine Odyssee, bis nun diese Entscheidung getroffen werden konnte – trotz Wahlanfechtung und desolaten Wahlkuverts. Letztendlich waren es dann ja nur 543 und nicht, wie mutgemaßt, abertausende Stück. Das sind nur die beiden Highlights an politischen Verwerfungen, die in diesem Jahr stattgefunden haben. Vieles gäbe es da noch zu schreiben: Brexit, die Angst vor einem Öxit, Flüchtlingsproblematik, der Abgang Werner Faymanns, Syrien, die aufstrebende Wirtschaftsmacht China, die Fußballeuropameisterschaft … es fehlt uns an Platz, leider. Auch die Druckmedienindustrie hatte 2016 ihre Ausschläge. Die drupa im Frühjahr war wohl für die Branche eine Art Befreiungsschlag. Endlich wurde wieder positiv über Druck kommuniziert. Die Unternehmen waren zufrieden mit ihrer Präsenz auf der Weltleitmesse, die übrigens auf Druck der Aussteller wieder auf den ursprünglichen VierJahres-Rhythmus einschwenkte, nachdem man ursprünglich einen Wechsel zu einem Drei-Jahres-Rhythmus geplant hatte.
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In der österreichischen Druckindustrie werden ebenso die Weichen bei vielen Unternehmen neu gestellt. Die Druckerei Gerin steht zum Verkauf, in Bad Vöslau entstand ein neues Druckzentrum bestehend aus Grasl, agensketterl und AV + Astoria, das Niederösterreich Pressehaus sucht neue Partner und hat sich dafür den ehemaligen Let’s Print Boss Mag. Michael Steinwidder an Bord geholt. Der Verband Druck & Medientechnik legte das Verhandlungsmandat für den Kollektivvertrag im Herbst zurück. Die Begründung: Die Einführung des neuen Lohn-und Sozialdumpinggesetzes, wo erstmals Unterentlohnungen unter hohe Strafen gestellt werden. »Diesem Risiko dürfen wir unsere Druckereien nicht aussetzen«, betonte Verbandspräsident Gerhard Watzal. Und zum Jahresende bekam der Verband mit Alexandra Zotter eine neue Geschäftsführerin mit dem Ziel einer Neuausrichtung der Interessensvertretung. Ihr Vorgänger, Mag. Werner Neudorfer, wird seine Tätigkeiten nun in der WKO konzentrieren. Was bringt uns das Jahr 2017? Mit ziemlicher Sicherheit um keine Spur weniger Herausforderungen, das bringt die unglaubliche Schnelllebigkeit, in der wir uns befinden, einfach mit sich. Die Weltbühne wird uns weiter beschäftigen, ebenso wie die österreichische Bühne. Was die Branche betrifft, so deuten die Zeichen eindeutig auf ein mehr an Digitalisierung und Industrialisierung ergänzt mit einer gesunden Portion Spezialisierung. Nutzen Sie diese – hoffentlich für Sie auch – ruhigeren Tage in der Weihnachtszeit, um einmal inne zu halten und über das wirklich Wichtige nachzudenken. Das PRINT & PUBLISHING Team wünscht ein frohes Weihnachtsfest, ein erfolgreiches neues Jahr und bedankt sich für Ihr Vertrauen. Herzlichst Ihr Michael Seidl m.seidl@europeanmediagroup.at
07
ƒ Herausgeberbrief
10. EUROPÄISCHER MEDIENGIPFEL
ÖSTERREICH IST REIFER, ALS MAN INTERNATIONAL DENKT
TEXT . Dr. Werner Sobotka
I
m Rahmen des Europäischen Mediengipfels zogen internationale Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Medien eine aktuelle Bilanz – vor allem über die Position Österreichs in Europa und den Stellenwert Europas in der Welt. Othmar Karas, Abgeordneter des Europaparlaments; Harald Welzer, Gründer von Stiftung FUTURZWEI – Stiftung Zukunftsfähigkeit; Karl Schwarzenberg, Ex-Außenminister von Tschechien; Bodo Hombach, Vorstandmitglied der Essener Brost Stiftung; Alison Smale, New York Times-Korrespondentin in Berlin; Armin Wolf, stellvertretender Chefredakteur beim ORF; Finanzminister Hans Jörg Schelling; Alejandro Plater, CEO & COD Telekom Austria; Werner Müller, Professor an der Princeton University; Günther Beckstein, ehemaliger bayrischer Ministerpräsident; Franz Fischler, Forum Alpbach; Ursula Plassnik, Botschafterin in der Schweiz und die Landeshauptleute Günther Platter, Tirol und Markus Wallner, Vorarlberg, seien hier stellvertretend aufgezählt, stellten sich diesen Problemen. Seit dem Gründungsjahr 2007 bildet der Europäische Mediengipfel in Lech am Arlberg einen außergewöhnlichen Rahmen für Diskussionen, in denen ungefilterte Einblicke und fundierte Ausblicke in die anhaltend turbulente Welt der Medien, die europäische Politik und die wirtschaftlichen wie gesellschaftspolitischen Zusammenhänge der europäischen Lebensrealität geboten werden. Der unter der Schirmherrschaft des österreichischen Außenministeriums stehende Europäische Mediengipfel wird von der Kommunikationsagentur pro.media kommunikation initiiert und seither federführend mit Lech Zürs Tourismus GmbH
08
»Unsere Zukunft in Europa – Potenziale einer neuen Risikogesellschaft« war das Thema des 10. Europäischen Mediengipfels in Lech am Arlberg von 01. bis 03. Dezember 2016. »Mit dem Eintritt des Unvorstellbaren geht das Vertrauen der Bürger gegenüber den Politikern verloren«, schrieb einst der Soziologe Ulrich Beck, der den Begriff der » Risikogesellschaft« prägte. Aber auch die Medien und vor allem die seriösen Fachmedien befinden sich in einer dramatischen Krise. Tatsächlich verglüht mit den radikalen Umwälzungen auch der Sicherheitsmythos in der europäischen Gesellschaft. und dem Verband der Auslandspresse in Wien organisiert. Unter der Schirmherrschaft des Europäischen Parlaments (EVP) findet ein Stipendienprogramm für 15 Studierende statt. Weiter ermöglicht eine internationale Medienakademie 15 NachwuchsjournalistInnen Praxiserfahrung unter Echtzeit.
Risiken und Chancen der digitalen Kommunikation Armin Wolf thematisierte den rechtlichen Umgang mit Hetze im Netz. Er forderte, dass Plattformen wie Facebook wie Medien behandelt werden – und folglich auch dem Medienrecht unterstehen müssen: »Ich will nicht, dass jemand verfolgt wird, weil er schreibt ‚Armin du Arschloch’. Aber wenn jemand droht eine Frau zu vergewaltigen, muss die Justiz eingreifen.« »Hass und Verunglimpfung hat es immer schon gegeben. Der Unterschied ist, dass er sich heute in einer anderen Weise ausbreitet und viele Menschen damit konfrontiert sind, die nicht die Macht haben sich dagegen zu wehren.« Er sieht die Lösung allerdings nicht darin, die sozialen Netzwerke zu ignorieren. Soziale Netzwerke sind das eigentliche Feedback für alle Medien. Es wurde in der Diskussionsrunde betont, dass auch der Fachjournalismus mehr zu einer positiven Berichterstattung übergehen sollte, wenn auch Skandale und Horrorszenarien den Medien mehr
Aufmerksamkeit im Netz liefern. Diese Meinung teilte auch die Moderatorin Astrid Zimmermann vom Presseclub Concordia. Wie gehen wir mit der Digitalen Revolution um? Der CEO der Telekom Austria, Alejandro Plater, warf in seinem Vortrag einen Blick in die (post-)digitale Zukunft. Er umriss das Konzept einer digitalen Ökonomie. Der Manager geht davon aus, dass Computersysteme in Zukunft noch mehr Aufgaben von Menschen übernehmen werden. Es sei notwendig, dass wir uns diesen Veränderungen bewusst würden und uns darauf vorbereiteten, sagte er. Plater versuchte in seinem Vortrag auch die positive Seite der zunehmenden Vernetzung aufzuzeigen. Er sprach von vielen Chancen, gerade auch im Journalismus. Es fände eine Revolution der Kommunikation statt – und darin müsse sich der Journalismus neu positionieren. Auch die Fachmedien werden immer mehr mit der digitalen Berichterstattung konfrontiert.
Schelling gegen Pensionshunderter Im Rahmen einer Pressestunde stellte sich Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) den Fragen der Journalisten. Bei dem Gespräch in lockerer Atmosphäre dominierten Themen wie die Folgen des Brexits, das zu dem Zeitpunkt bevorstehende Referendum in Italien und Pensionsreformen in Österreich. Auf die Frage, ob mögli231 … 2016
Herausgeberbrief ƒ cherweise durch das Referendum in Italien Europa erneut von der Finanzkrise erschüttert werden könnte, antwortete Schelling, es sei für ihn eine Profitibilitätskrise und keine Bankenkrise. Zur finanzpolitischen Zukunft Österreichs äußerte er sich positiv. Vor allem ein leichter Anstieg des Ölpreises würde sich positiv auf die österreichische Finanzlage auswirken. Ein Thema, das bei der Pressestunde für reichlich Diskussionsstoff sorgte, war die Pensionsreform und der »Pensionshunderter«. Diesen hält Schelling für eine »überflüssige Aktion«, die keinerlei Mehrwert für die Bevölkerung bringt. Der Finanzminister ist auch der Meinung, dass »mehr Geld nicht mehr Probleme löst«. Laut Schelling muss sich in der Denkweise der Bevölkerung in Bezug auf die private Geldanlage einiges ändern. Er arbeitet aktuell an Strategien, um beispielsweise Crowd-Founding und Aktien attraktiver für die Österreicher zu machen. »Es gibt auch andere Dinge, um Geld anzulegen als das klassische Sparbuch«, meint er. Für Schelling steht fest: »Nach dem Brexit werden noch einige Probleme auf uns zu kommen, die wir noch gar nicht bedacht haben.« Allerdings ist für ihn Großbritannien der Verlierer des Votums. Dennoch sieht er auch die EU in Entscheidungsnot, um einen Ausstieg weiterer Länder zu verhindern. »Europa muss sich jetzt besinnen – lieber gemeinsam stark oder alleine einsam.« Er bezeichnet das BrexitVotum als »Unfall«, und es gelte daher, für beide Seiten die bestmöglichen Abkommen zu verhandeln. Den Abschluss bildete ein »Wordrap«, bei dem Martina Salomon und Hans-Peter Siebenhaar ihn mit unterschiedlichen Statements konfrontierten, die er kommentiere. Unter anderem: Den Slogan »Make Austria great again« konterte er kurz und bündig mit »Plagiat«. Die »Große Koalition« sieht er als »Erfolgsmodell«. Einen »Blauen Bundeskanzler« hält er für »nicht sehr wahrscheinlich«.
Populisten, das wirkliche Sprachrohr des Volkes? Prof. Jan Werner Müller von der Princeton University legte in seinem Referat dar, ob Populisten in Europa die Demokratie gefährden. Das war gerade jetzt in Österreich bei der Wahl zum neuen Bundespräsidenten ein äußerst aktuelles Thema. An Kategorien wie »rechts« und »links« lässt sich offenbar kein Halt gewinnen, wenn angeblich sowohl Donald Trump als auch Bernie Sanders Populisten sind, oder wenn man nicht nur die AfD des Populismus verdächtigt, sondern auch Die Linke mit ihren vermeintlich zu simplen Politikrezepten. Die Gegen-Elite Populisten sind also nicht ganz allgemein »antielitär«. Das wahre Volk ist im Zweifels231 … 2016
Bildeten das hochkarätige Podium am Europäischen Mediengipfel Lech (v.r.n.l.): Alexandra Föderl-Schmid (Chefredakteurin »Der Standard«), Karl Schwarzenberg (ehemaliger tschechischer Außenminister), Alison Smale (NY-Times-Korrespondentin in Berlin), Hans Stoisser (Afrikaexperte), Günther Beckstein (ehemaliger bayrischer Ministerpräsident) und Othmar Karas (Abgeordneter des Europaparlaments). x © . pro.media kommunikation/APA-Fotoservice/Lechner Finanzminister Hans Jörg Schelling stellte sich im Rahmen des Europäischen Mediengipfels Lech den Fragen von Martina Salomon (stv. Chefredakteurin KURIER, li.) und Hans-Peter Siebenhaar (Handelsblatt, re.). x © . pro.media kommunikation/APA-Fotoservice/Lechner Diskutierten zum Thema »Erregungswelten und Skandalisierung. Umgang mit Hetze im Netz.« (v.l.n.r.): Barbara Kaufmann (freie Autorin und Filmemacherin), Armin Wolf (stv. Chefredakteur ORF), Moderation Astrid Zimmermann (Presseclub Concordia), Markus Peichl (Selbstständiger TV-Produzent und Medienunternehmer), Katja Rost (Professorin für Soziologie an der Universität Zürich). x © . pro.media kommunikation/ APA-Fotoservice/Lechner falle die sprichwörtliche schweigende Mehrheit, die, wenn sie denn nur sprechen könnte, die Populisten sofort an die Macht befördern würde. Auch wenn der Populist noch so oft beteuert, er wolle doch nur dem Volkswillen Geltung verschaffen – FPÖ-Plakate mit dem Konterfei von Heinz-Christian Strache behaupteten: »ER will, was WIR wollen« – eigentlich geht es dem Populisten nicht um eine Willensrepräsentation, sondern um eine moralisch aufgeladene symbolische Darstellung des authentischen Volkes. Und der Alleinvertretungsanspruch der Populisten ist stets moralischer Natur. Für den Populisten gibt es keine legitimen Mitbewerber um die Macht. Die Bürger, die sie nicht unterstützen, gehören automatisch nicht zum wahren Volk. Erdogan weiß natürlich sehr wohl, dass seine Kritiker auch Türken sind, genauso wie Pegida-Spaziergänger wissen, dass die vermeintlichen Volksverräter eigentlich doch regulär gewählte Volksvertreter sind. Um diese Widersprüche aufzulösen, müssen die Populisten immer eine moralische Trennlinie ziehen zwischen wahrem Volk und denjenigen, die gar nicht dazugehören oder das Vertrauen des Volkes missbrauchen. Insofern haben Populisten auch keine grundsätzlichen Einwände gegen die repräsentative Demokratie; das Problem ist nur, dass im Moment die falschen Repräsen-
tanten an der Macht sind. Populisten sind noch nicht einmal aus Prinzip Kritiker von Elitenherrschaft; das Skandalon ist für sie schlicht, dass die derzeit mächtigen Eliten den Willen des wahren Volkes nicht korrekt umsetzen.
Demokratie nur mit guten Journalismus erlebbar »Europa und guter Journalismus in der Krise« sind die Fragen, wenn man vom 10. Europäischen Mediengipfel in Lech zurückkehrt. Eigentlich nicht, obwohl viele Fakten den unseriösen Praktiken des Journalismus und der oberflächlichen Ablehnung Europas teilweise vordergründig Munition liefern. Eine demokratische Gesellschaft kann ohne den aufrichtigen und seriösen Journalisten nicht leben. Und Europa ist eben auch in seiner nicht immer idealen Ausformung die einzige Lösung für eine demokratische Erfolgsgesellschaft. Das vor allem, wenn Europa wirtschaftlich in der Welt mithalten will und mithalten muss. Dass auch guter Journalismus zum Gelingen von Wahlen, sprich der Bundespräsidentenwahl in Österreich, beitragen kann, hat das Ergebnis dieser Wahl deutlich bewiesen. Viele Menschen können durch seriöse Argumente informiert und beeinflusst werden – die Macht der Medien ist ungebrochen. 1
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