WE LOVE PRINT, MEDIA & COMMUNICATION
Dezember 2018 Folge 244 28. Jahrgang Euro 5,– issn 1018 8054
NEU
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ÖSTERREICHISCHE POST AG, MZ 12Z039233 M
Die Seiten für 3D-Druck
Golden Pixel 2018 Die Sieger stehen fest
DRUPA 2020
Druckwerkstatt
Sabine Geldermann im Gespräch
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Termine ƒ Jänner bis November 2019
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Georgien Serbien u. Mo ntenegro
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Mazedonien
Griechen-
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08.01. – 10.01. viscom DÜSSELDORF, DEUTSCHLAND
26.01. – 29.01. Paperworld FRANKFURT, DEUTSCHLAND
21.03. – 24.03. Leipziger Buchmesse LEIPZIG, DEUTSCHLAND www.leipziger-buchmesse.de
14.05. – 17.05. Fespa 2019 MÜNCHEN, DEUTSCHLAND
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08.10. – 10.10. IFRA World Publishing Expo BERLIN, DEUTSCHLAND
16.10. – 20.10. Frankfurter Buchmesse FRANKFURT, DEUTSCHLAND
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12.11. – 14.11. InPrint MÜNCHEN, DEUTSCHLAND
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03
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Inhalt
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CONTENT
EDITORIAL 07 _ Die Pixeljäger waren unterwegs …
HERAUSGEBERBRIEF 08 _ Harald Mahrer und Wolfgang Katzian im Gespräch: Diskussion über die Entwicklung der Branche
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PEOPLE &EVENTS
BUSINESS &MARKT
12
26
PEOPLE & EVENTS
BUSINESS & MARKT
10 _ Datafest 2018: Verpackung on Demand 12 _ Golden Pixel Award 2018: Auf erfolgreicher Pixeljagd 20 _ »ERDEDANKfest«: Druckerei Janetschek verlieh »Goldenen Regenwurm« 21 _ Open House Holler: Digitale Festspiele in Kirchschlag 21 _ Unfolded: Design & Print Festival von Gmund Papier 21 _ Medientage München: Engage! Shaping Media Tech Society
24 _ Die Zukunft von Print: Hyper Individualisierung versus analoge Refugien 26 _ drupa Director Sabine Geldermann im Gespräch: Embrace the Future 30 _ Altana: Beteiligung an Velox 31 _ Unitedprint: Produktions- und Shop-Partnerschaften gesucht 32 _ EFQM Forum 2018: Es braucht Aufständische, Clevere und Spinner 34 _ Canon und die neue Arbeitswelt: Das Büro ist eine Mission
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten, soweit nicht anderwärtig betont, gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.
Die nächsten Ausgaben und deren Schwerpunkte
PRINT & PUBLISHING 245 SCHÖNE DESIGNS FÜR MODE, LIVING UND LIFESTYLE Thema: Wie Digitaldruck das Innendesign verändert Messen: Heimtextil, viscom Erscheinungstermin: 05. JÄNNER 2019 Redaktions- und Anzeigenschluss: 21. DEZEMBER 2018
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PRINT & PUBLISHING 246 DIGITALE DRUCKDIMENSIONEN Thema: Digitale Hochleistungsproduktion – die Anforderungen für Hardware, Software und Materialien Messen: Hunkeler Innovationdays Event: Online Print Symposium Erscheinungstermin: 11. FEBRUAR 2019 Redaktions- und Anzeigenschluss: 21. JÄNNER 2018 244 … 2018
Inhalt ƒ
ZEITREISE 66 _ 25 Jahre Print & Publishing: Naomi am Cover
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MEDIEN KOMMUNIKATION DESIGN
MEDIEN . KOMMUNIKATION . DESIGN 38 _ 30 Jahre DER STANDARD: Ein tägliches Happening 40 _ Joseph Binder Award 2018: Herausragendes Grafikdesign und Illustration 42 _ Sagmeister & Walsh: Back in Town mit Beauty
PRODUKTION & TECHNOLOGIE mit 44 _ Heidelberg Prinect Production Manager: Weltweit über 100-mal installiert 45 _ Traffic GmbH: HP Indigo 12000 HD im Doppelpack
44
PRODUKTION &TECHNOLOGIE 45
46 _ Fujifilm Jet Press 750S: Noch mehr Speed für Akzidenzen und Verpackungen 49 _ 200 Jahre »Stille Nacht, heilige Nacht«: Post bringt Sondermarke 50 _ Claas und Chili publisher: Koordination der weltweiten Print-Produktion 52 _ Druckwerkstatt in Wien: 100 Prozent digital 54 _ Heidelberg übernimmt MBO-Gruppe: Investition in digitale Weiterverarbeitung 55 _ Multifinishing mit Touchline: Die Perfektionierung der Druckweiterverarbeitung 56 _ documenteam in Bielefeld: Kurze Rüstzeiten und flexibler Maschineneinsatz 58 _ Jysk Fynske Medier in Dänemark: Ein Stück Automatisierung geht immer 59 _ Medienhaus Plump: Step by Step macht es komplett 59 _ Polar: Automatisch beladen im 5er Format 60 _ May+Spies: 50 Jahre in Österreich 62 _ Additive Herstellung: Mehr als ein Quantensprung
Impressum EMGroup GmbH . Testarellogasse 1/2, A-1130 Wien . Telefon +43(0)1/983 06 40 . Fax +43(0)1/983 06 40-18 . INTERNET www.printernet.at ADMINISTRATION E-MAIL office@europeanmediagroup.at . REDAKTION E-MAIL edit@europeanmediagroup.at . HERAUSGEBER (e.h.) Prof. Dr. Werner Sobotka CHEFREDAKTEUR | GESCHÄFTS-/VERLAGSLEITUNG Michael Seidl . VERLAGSASSISTENZ/PRODUKTION Rainer Gruber . AUTOREN Rainer Gruber, Michael Seidl, Dr. Werner Sobotka, Gregor Auenhammer, Sabine Slaughter . LAYOUT Zeitmassdesign, Mag. Robert Sabolovic DRUCK Print Alliance HAV GmbH, 2540 Bad Vöslau PRINT & PUBLISHING ERSCHEINT IN DEN JEWEILIGEN LANDESSPRACHEN IN ÖSTERREICH, POLEN SOWIE UNGARN UND UNTERHÄLT MEDIENKOOPERATIONEN IN DER TSCHECHISCHEN REPUBLIK, SLOWAKEI, RUSSLAND UND INDIEN. INTERNATIONALE KOORDINATION EMGROUP GMBH, TESTARELLOGASSE 1/2, A-1130 WIEN, TELEFON +43(0)1/983 06 40, FAX +43(0)1/983 06 40-18, E-MAIL: OFFICE@EUROPEANMEDIAGROUP.AT
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print24.at
Editorial ƒ
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Die Pixeljäger waren unterwegs …
EDITORIAL
Im stylishen Palais Wertheim wurden am 29. November die 18. Golden Pixel Awards verliehen. Rund 230 Gäste kamen, um die Vorstellung der besten Druckprojekte in 15 Kategorien mitzuerleben. Ebenso wurden wieder die Golden Pixel Trophy sowie der Gutenberg Award vergeben und erstmals der Golden Pixel Innovationspreis. Dieses Jahr begab sich das Golden Pixel Team mit dem Slogan »Auf der Jagd nach den Pixeln« auf die Suche nach den besten Druckprojekten in Österreich und wurde wieder fündig: 168 Projekte fanden heuer den Weg in das Organisationsbüro des Awards, allesamt in einer hohen Qualität. Die neue Event Location, das Palais Wertheim, bot den perfekten Raum für die Verleihung der Awards. Die Gäste waren beeindruckt vom Design und den technischen Möglichkeiten. Die Kraft und Wertigkeit von Gedrucktem zeigen und präsentieren, das ist das erklärte Ziel des Golden Pixel Awards. Es ist der Druck, die Haptik und die Veredelung, die – egal ob digital oder analog produziert – ein Druckprojekt zu dem macht, was es ist: ein Produkt mit Charakter. Der Golden Pixel Award hat sich in den Jahren zu einer wunderbaren Einrichtung entwickelt und braucht den Vergleich mit anderen Awards – national und international – nicht zu scheuen. Nicht umsonst ist er inzwischen als Partneraward bei der World Packaging Organisation gelistet, die den WorldStar Award ausrichtet. Das Orakel von Ostfildern
Lassen Sie mich wieder in die normale Welt der Druckindustrie eintauchen, und jetzt wird es etwas mystisch. Wir begeben uns in das antike Griechenland zum Orakel von Delphi. Die Weissagungsstätte befand sich am Hang des Parnass bei der Stadt Delphi in der Landschaft Phokis. Die Kultstätte von Delphi mit dem Orakel war die wichtigste der hellenischen Welt und bestand bis in die Spätantike. Delphi galt lange Zeit sogar als Mittelpunkt der Welt. Auf die kultische Verehrung der Gaia ist es zurückzuführen, dass Apollon nicht durch einen Priester, sondern durch die Pythia sprach. Diese saß auf einem Dreifuß über einer Erdspalte. Der Überlieferung nach stiegen aus dieser Erdspalte Dämpfe, die die Pythia in einen Trancezustand versetzten.
In einem ähnlichen Trancezustand dürften sich auch unsere lieben Verlagskollegen vom Deutschen Drucker befunden haben, als sie sich entschlossen, eine sogenannte Executive Veranstaltung zu organisieren mit dem Ziel, Marketing- und Presseverantwortliche aus der Industrie über die 100 besten Kommunikationskanäle der Branche (Print und Online, Fachzeitschriften, Influencer, Kommunikationsagenturen) – inklusive der eigenen versteht sich – zu informieren. Das ist deswegen befremdlich, da sich ein Marktbegleiter anmaßt, über andere Medienunternehmen der Branche eine Bewertung und ein Urteil abzugeben. Das alles im Vorfeld der drupa und anderen Großveranstaltungen, um wohl angesichts schwindender Umsätze rechtzeitig Maßnahmen zu setzen. In unserem Verlag und auch bei anderen traf keine Anfrage ein mit der Bitte, entsprechende Unterlagen zur Darstellung des Leistungsportfolios zur Verfügung zu stellen. Bleibt daher die berechtigte Frage, aus welchen Quellen die Pythia in Ostfildern ihr (neutrales) Wissen genommen hat. Ich darf diese Aktion wohltreffend als »extrem uncool« bezeichnen. Der Lydierkönig Krösus befragte einst das Orakel von Delphi, ob er gegen die Perser in die Schlacht ziehen sollte. Das Orakel antwortet ihm: »Du wirst ein großes Land zerstören.« Zu spät erkannte Krösus die Zweideutigkeit und verlor sein eigenes Reich. Bleibt also zu hoffen, dass die orakelnden Ostfildener sich ebenso mit ihrer »Bewertung« der Branche vertan haben. Viele Vergnügen mit dieser Ausgabe wünscht Ihnen Michael Seidl m.seidl@europeanmediagroup.at
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07
ƒ Herausgeberbrief
HARALD MAHRER UND WOLFGANG KATZIAN IM GESPRÄCH DISKUSSION ÜBER
DIE ENTWICKLUNG DER BRANCHE TEXT . Dr. Werner Sobotka
Die Digitalisierung der Branche, flexible Arbeitszeiten, Kollektivvertrag, Aus- und Weiterbildung … Themen, die berühren und zugleich für Diskussion sorgen. Vor diesem Hintergrund haben wir mit WKÖ-Präsident Dr. Harald Mahrer und dem Präsidenten des ÖGB, Wolfgang Katzian, gesprochen.
Marketing und Kommunikation die aus Empfängersicht passgenaue Erstellung von gedruckten oder digitalen Werbemitteln und deren zielgenaue Verteilung. Dafür braucht es Know-how. P&P: Im grafischen Gewerbe gibt es ja zur-
PRINT & PUBLISHING: Die Druck- und
Medienindustrie befindet sich im totalen Umbruch, von der anlogen Welt ist kaum etwas übriggeblieben, und die Beschäftigtenzahlen sind fast auf ein Drittel geschrumpft. Wie soll der Arbeitsmarkt darauf reagieren? Harald Mahrer: Der technologische Wandel setzt die Branche und ihre Beschäftigten unter Druck, auch wenn insgesamt die Beschäftigung steigt, weil in anderen Bereichen Jobs entstehen. So sagt Synthesis für den Sektor Information/Kommunikation 14.200 zusätzliche Jobs bis 2022 voraus. Die Wirtschaftskammer hat übrigens den »Verein zur Förderung der beruflichen Entwicklung von Journalisten« mitgegründet. Der Verein und das AMS unterstützen im Rahmen der Initiative »Ajour« Journalisten dabei, einen Job oder eine neue Berufsperspektive zu finden. Wolfgang Katzian: Durch entsprechende Ausbildungsformen und Umschulungen für die Beschäftigten, die ihnen neue Geschäftsfelder erschließen. Die Zahl der Kommunikationskanäle nimmt stetig zu, insbesondere im digitalen Bereich. Die Digitalisierung bringt aber nicht nur neue Medienkanäle hervor, sie ermöglicht auch in
08
zeit einen vertragslosen Zustand, der Hauptverband ist aus dem Kollektivvertrag ausgetreten, wie sehen Sie diesen Zustand? HM: Vorweg möchte ich betonen: Die Wirtschaftskammer steht zum Instrument des Kollektivvertrags. Die Wirtschaftskammer bzw. ihr Fachverband waren aber nie Partei des alten Kollektivvertrags. Die Tageszeitungsdrucker sind jetzt im Dialog mit der Gewerkschaft zum Thema Kollektivvertrag Neu. WK: Sehr kritisch und unhaltbar. Es fehlt ein Regelwerk für Beschäftigte und Arbeitgeber und damit die Rechtssicherheit. Das Fehlen eines Kollektivvertrages für die Branche führt nicht nur zu Lohndumping, sondern auch zu einer enormen Wettbewerbsverzerrung und damit zu gewaltigen Nachteilen für redlich arbeitende Unternehmer. Leider ist die WKÖ (Fachverband Druck) nicht bereit, einen Flächenkollektivvertrag für das grafische Gewerbe mit der GPA-djp abzuschließen bzw. zu verhandeln. P&P: Arbeitszeitflexibilität war schon immer
ein Thema der Medienindustrie – hat sich durch den neuen 12-Stunden-Tag wirklich etwas geändert? HM: Es hat sich in der Praxis weder in der Medienindustrie, noch in anderen Branchen viel geändert. Dennoch war die Flexibilisierung der Arbeitszeit für die Unternehmen sehr wichtig. Gerade dort, wo betriebliche Notwendigkeiten schon bisher flexible Lösungen erfordert haben, hat die Gesetzes-
änderung Grauzonen beseitigt. Dadurch ist für die Betriebe ebenso wie für die Mitarbeiter Rechtssicherheit gegeben. WK: Die Beschäftigten in der Branche haben bislang immer schon ein hohes Ausmaß an Arbeitszeitflexibilität bewiesen, für die es größtenteils in Abstimmung mit dem Betriebsrat faire Regeln gab. Durch die Änderungen im Arbeitszeitgesetz fällt die sozialpartnerschaftliche Mitbestimmung des Betriebsrates weg. P&P: Im Bereich der Fotografie und den
Kreativmedien ist der Trend zu Ein-Personen-Unternehmen immer größer. Wie wirkt sich das Ihrer Meinung nach auf den Arbeitsmarkt aus? HM: Der Trend, sich selbstständig zu machen, zieht sich quer durch alle Branchen. Das zeigen unsere Gründerzahlen. Sein eigener Chef sein, seine eigenen Ideen umsetzen – diese Motive für die Selbstständigkeit sind gerade bei jungen Kreativen weit verbreitet. Natürlich handelt es sich um eine kleinstrukturierte Branche, weshalb vorwiegend Ein-Personen-Firmen entstehen. Allerdings sind Ein-Personen-Unternehmen auch in anderen Bereichen keine Seltenheit: Rund 60 Prozent unserer Mitgliedsbetriebe österreichweit sind Ein-Personen-Unternehmen. WK: Leider nicht so gut. Zum Beispiel führt die Freigabe der Berufsfotografie dazu, dass es immer weniger Lehrlinge und ausbildungsfähige und -willige Betriebe in der Berufsfotografie gibt. P&P: Kreativjobs, vor allem im Design,
Medien und Journalisten, kann man solche Menschen überhaupt in ein Zeitfenster pressen? HM: Das ist einer der Gründe, warum in dem Bereich viele auf selbstständiger Basis arbei244 … 2018
Herausgeberbrief ƒ
Dr. Harald Mahrer x © . BMDW/Marek Knopp ten. Und gleichzeitig zeigt die Kreativbranche, wie notwendig die Flexibilisierung der Arbeitszeit war. Der Kreativ- und Medienbereich nimmt hier Trends gerne vorweg. Feste Nine-to-Five-Korsette, stetige Anwesenheitspflicht und starre Hierarchien finden in einer modernen Arbeitswelt immer weniger Platz. Was zählt, ist das Ergebnis und nicht die abgearbeitete Zeit. WK: Die Zeitfenster müssen in diesen Bereichen offener angelegt werden. Sie sind aber wichtig, um die Beschäftigten vor Ausbeutung zu schützen. P&P: Gibt es genug qualitativ hochwertige
Ausbildungsstätten, um den doch sehr wachsenden digitalen Kreativmarkt abzudecken? HM: Es gibt sehr gute Ausbildungsstätten, vor allem im Fachhochschul-Bereich sind hier in den vergangenen Jahren sehr attraktive Angebote entstanden. Dennoch ist gerade im Bereich Aus- und Weiterbildung noch viel zu tun. Wir brauchen die nötigen Skills, um die Chancen, die uns die Digitalisierung bietet, bestmöglich zu nutzen. Und auch hier hat die Branche die besten Voraussetzungen, Vorreiter zu sein. WK: Gibt es, aber es könnte tatsächlich mehr geben. Speziell in grafischen Fachbetrieben müsste mehr in die digitale Ausbildung investiert werden. Berufsbilder müssen angepasst werden. P&P: Durch die Digitalisierung ist gerade bei
den Kreativjobs der Arbeitsort fast obsolet geworden. Wie geht man damit um? HM: Die Digitalisierung macht die Arbeitswelt bunter. Neben klassischen Arbeitsweisen, die es in vielen Bereichen weiterhin geben wird, entstehen neue Formen wie Homeoffice, Desk Sharing etc. Dies bringt 244 … 2018
Wolfgang Katzian x © . ÖGB/Reither für die Arbeitnehmer sowie für die Arbeitgeber auch Vorteile mit sich. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Beispiel wird durch Homeoffice-Lösungen leichter. Der Arbeitgeber wiederum profitiert von Desk Sharing, weil er bei Platzproblemen nicht gleich Büroräume hinzumieten oder ausbauen muss. Wichtig ist, damit umgehen zu lernen, dass sich die Jobs und ihre Rahmenbedingungen immer rascher ändern. Flexibel und offen für Neues sein – das sind wichtige Skills in der Arbeitswelt von morgen. WK: Es braucht Lösungen zum Beispiel für die Betreuung von Crowdworkern. Das ist für die Gewerkschaften eine große Herausforderung.
fähig gegenüber Billigländer in Asien bleibt? HM: Wir müssen natürlich bei den Kosten konkurrenzfähig bleiben, aber wir werden den Wettbewerb nicht über die Kosten gewinnen. Womit wir punkten können, ist vielmehr eine bedingungslose Innovationsorientierung. Gerade der Kreativ- und Medienbereich entwickelt sich sehr rasch – es gibt neue digitale Hilfsmittel sowie neue Kanäle, die es zu bespielen gilt und die das analoge Medium sinnvoll ergänzen. Um hier bei den Entwicklungen vorne mit dabei zu sein, müssen wir auch die nötigen Freiräume schaffen, die Kreativität erst ermöglichen. Hierzu zählt vor allem der Abbau von Bürokratie. WK: In der Aus- und Weiterbildung.
P&P: Gibt es genug Breitbandkommunikati-
onsnetze in Österreich, damit auch im tiefsten Waldviertel kreativ gearbeitet werden kann? HM: Was die Abdeckung mit ultraschnellem Breitband angeht, hat Österreich großen Nachholbedarf. Als Wirtschaftskammer setzen wir uns daher massiv für einen raschen Ausbau der Breitbandinfrastruktur ein. Denn der Zugang zu Breitbandinternet ist ein Standortfaktor und wird letztlich darüber entscheiden, ob wir bei zukunftsweisenden Anwendungen im Digitalbereich dabei sind oder nicht. Diese reichen von völlig neuen Diagnosetechniken über selbstheilende Materialien bis hin zu hoch intelligenten Energienetzen. An solchen Entwicklungen teilzuhaben setzt schnelle und stabile Internetverbindungen voraus. WK: Zur Zeit noch nicht, jedoch wird am Ausbau gearbeitet.
P&P: Wie schätzen Sie die österreichische
Medien- und Kreativwirtschaft im internationalen Vergleich ein? HM: Die österreichische Medienlandschaft hat sich lange Zeit auch aufgrund der Kleinheit des Marktes schwer getan. Die Digitalisierung überwindet aber Grenzen und eröffnet auch hier neue Chancen. Was die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen angeht, müssen wir aber den Output erhöhen. Das gilt für die Medienund Kreativwirtschaft genauso wie für viele andere Branchen. Der Fokus muss auf Innovation und Kreativität gelegt werden. Da können wir ganz besonders punkten. Ansonsten geraten wir gegenüber der unglaublichen Dynamik, die derzeit in Asien herrscht, sehr rasch ins Hintertreffen. WK: Wir sind gut positioniert, stetige Weiterentwicklung und Qualifizierung sind aber unerlässlich, damit es so bleibt.
P&P: Wo sehen Sie Schwerpunkte in der
nahen Zukunft, damit gerade im Kreativund Medienbereich Österreich wettbewerbs-
Meine Herren, haben Sie vielen Dank für das Gespräch. 1
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