20 minute read
Was war 2021 los?
JÄNNER
Gerald Knaus erhält Bruno-Kreisky-Anerkennungspreis 2020
Advertisement
Am ersten Tag des neuen Jahres wird bekannt gegeben, dass der Bruno-Kreisky-Anerkennungspreis 2020 an Gerald Knaus geht und an sein 2020 bei Piper erschienenes Buch Welche Grenzen brauchen wir? Zwischen Empathie und Angst – Flucht, Migration und die Zukunft von Asyl. Aus der Begründung der Jury: „In dieser bemerkenswerten Publikation liefert Knaus eine Analyse des Zustands von Demokratie und des Umgangs mit den Menschenrechten anhand des Themas Flucht und Migration im Schatten der Lebensumstände der Geflüchteten auf den griechischen Inseln. Der Soziologe analysiert nicht nur die verfahrene Situation und politische Debatte, sondern sucht nüchtern und kenntnisreich nach Wegen einer menschenwürdigen wie pragmatischen Asylpolitik. Ohne Dramatisierung macht er Vorschläge zur Steuerung der Migration in Europa unter der Maßgabe, dass Migration ohne Kontrolle weltfremd sei und Kontrolle ohne Empathie unmenschlich werde.“ Wir gratulieren! Gerald Knaus war 2018/2019 Europe’s Futures Fellow am IWM. Mehr zum Projekt siehe Seite 86.
Eva Höltl wird Sprecherin der Initiative „Österreich impft“
Am 11. Jänner wird „Österreich impft“, die bundesweite Initiative zur Aufklärung über die Coronaschutzimpfung, der Öffentlichkeit vorgestellt. Diese Initiative, gestartet vom Roten Kreuz und unterstützt von der österreichischen Bundesregierung, informiert von nun an breit und objektiv über die Vorteile der Coronaschutzimpfung. Hierzu klären fünf Sprecher:innen der Initiative, allesamt hoch angesehene Expert:innen auf ihren jeweiligen Fachgebieten, transparent und medizinisch fundiert über die Wirkungsweise, Sicherheit sowie Wichtigkeit der Impfung auf. Zu ihnen gehört Eva Höltl, Arbeitsmedizinerin, Mitglied des Vorstands der ERSTE Stiftung, Leiterin des wissenschaftlichen Beirats der Österreichischen Akademie für Arbeitsmedizin und Prävention, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Leiterin des Gesundheitszentrums der Erste Bank. Bis Mitte 2021 werden über 200 Institutionen und Organisationen in ganz Österreich die Initiative unterstützen. Siehe auch Interview auf den Seiten 62–67.
MÄRZ
Isabelle Ioannides unterstützt ELIAMEP
Die 1988 in Athen gegründete Griechische Stiftung für Europa- und Außenpolitik (ELIAMEP) ist ein in Griechenland führender, unabhängiger, nichtstaatlicher, gemeinnütziger Think-Tank, der politikorientierte Forschung betreibt und politische Entscheidungsträger:innen, Wissenschaftler:innen und die breite Öffentlichkeit mit zuverlässigen Informationen und fundierten politischen Handlungsvorschlägen versorgt, um zur Entwicklung evidenzbasierter Antworten auf wichtige europäische und außenpolitische Herausforderungen beizutragen. Isabelle Ioannides (Europe’s Futures-Stipendiatin 2019/2020) wird bei ELIAMEP als Forschungsmitarbeiterin tätig sein. Mehr über das Europe’s Futures-Stipendium siehe Seite 86.
APRIL
Ungarisches Staatsfernsehen attackiert Franziska Tschinderle
Die österreichische Journalistin und Autorin des ERSTE Stiftung Magazins Tipping Point, Franziska Tschinderle, wird in den Hauptnachrichten des ungarischen Fernsehsenders MI vom 7. April
namentlich angegriffen. Die Journalistin des Wochenmagazins Profil habe EU-Abgeordnete der ungarischen Regierungspartei Fidesz „mit Fragen provoziert“, heißt es. In dem dreiminütigen Beitrag des Staatssenders werden Screenshots von E-Mails gezeigt, die die Journalistin an die FideszDelegation im Europaparlament geschickt hatte. Darin ging es unter anderem um ein Treffen Anfang April von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán mit Matteo Salvini, dem Chef der italienischen Partei Lega, und Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki bezüglich der Gründung einer neuen politischen Kooperation. Tschinderle hatte unter anderem gefragt, warum Vertreter:innen des französischen Rassemblement National und der österreichischen FPÖ bei dem Treffen nicht anwesend waren. Der Moderator des TV-Beitrags kommentiert das mit den Worten: „Solche Fragen stellen nur Amateurjournalisten.“ Tschinderle meint gegenüber der APA, sie habe den Eindruck, dass der Fall auch im „kritischen Lager“ in Ungarn als Zäsur wahrgenommen worden sei, weil nun bereits das reine Stellen von Fragen an den Pranger gestellt werde. „Am wichtigsten ist, dass Journalist:innen gemeinsam Flagge zeigen. Das betrifft nicht nur mich. Ungarischen Kolleg:innen passiert das jeden Tag.“ Unterstützung für Tschinderle äußern in Österreich Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP), die Grünen, die SPÖ, die NEOS und die Journalistenorganisationen Reporter ohne Grenzen und der Presseclub Concordia.
Franziska Tschinderle, Foto: Martin Valentin Fuchs
goEast-Filmfestival: Preis für Vera Lacková und ihren Film How I Became a Partisan
Der Film How I Became a Partisan von Regisseurin Vera Lacková (Slowakei/Tschechien 2021) feiert beim jährlich stattfindenden Festival goEast seine Weltpremiere – und bekommt gleich seine erste Auszeichnung. Er erhält den mit 4.000 Euro dotierten Preis für Kulturelle Vielfalt. Wir gratulieren! Der Film „entwickelt sich zu einer bewegenden, persönlichen Reise durch eine nahezu unbekannte Geschichte. Indem sie den Überlebenskampf ihrer Familie während des Zweiten Weltkriegs mit ihren eigenen Erfahrungen als Roma-Angehörige in der heutigen Zeit verbindet, schafft Vera Lacková ein Bild, das in all seinen Aspekten menschlich ist, ohne falsche Kategorisierungen, und das sowohl die Freude an der Familie als auch den Schmerz der systematischen Verfolgung offenbart“, erklärt die Jury in der Bekanntmachung am 26. April. goEast, ein Projekt des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums, zeigt jährlich in Wiesbaden über 110 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus Mittel- und Osteuropa. Weitere Ehrungen für den Film waren in diesem Jahr der Preis für den besten Spielfilm beim Ake Dikhea? Romani Filmfestival und eine lobende Erwähnung durch die Jury des tschechischen Verbands der Regisseur:innen, Drehbuchautor:innen und Dramaturg:innen, ARAS.
Filmstill mit Vera Lacková und Stanislav Mičev, dem ehemaligen Generaldirektor des Museums des slowakischen Nationalaufstands, aus dem Film Ako som sa stala partizankou/How I Became a Partisan. Regie: Vera Lacková, Slowakei/Tschechien 2021, Foto: Petr Racek
Undoing Landscape am Erste Campus
Die Ausstellung Undoing Landscape entstand im Zusammenhang mit dem gleichnamigen, von Adam Szymczyk geleiteten Seminar an der Akademie der bildenden Künste Wien, das von der Kontakt Sammlung initiiert und von der ERSTE Stiftung gefördert wurde. Zwischen 28. April und 27. Mai ist sie in der Fenstergalerie der ERSTE Stiftung am Erste Campus zu sehen. Das Seminar setzte sich mit dem Thema Landschaft auseinander. Die Erfahrung von Landschaft ist ihrer Natur nach mit vielfältiger Wahrnehmung und Bewegung verbunden. Eine solche Erfahrung war den Studierenden jedoch durch die Covid19-Pandemie nicht möglich. Statt Spaziergängen
Undoing Landscape in der Fenstergalerie der ERSTE Stiftung, Foto: Anthia Loizou
und Ortsbesichtigungen beschränkte sich die Auseinandersetzung mit dem Thema auf digitale Gespräche mit Adam Szymczyk und internationalen Künstler:innen. Die Ergebnisse dieses virtuellen Austauschs über Landschaft haben die Studierenden mit Siebdrucken festgehalten. Zu sehen sind Werke von Viktoria Bayer, Anna Bochkova, Emma Carlén, Kristina Cyan, Louise Deininger, Marie Yaël Fidesser, Lisa Grosskopf, Anthia Loizou, Clemens Matschnig, Taro Meissner, Kamryn Pariso, Ursula Pokorny, Rasmus Richter, Olga Shapovalova, Rini Swarnaly Mitra und Kanako Tada.
M A I
Judy Dempsey erhält Ernest-Udina-Preis 2021
Judy Dempsey, Europe’s Futures-Stipendiatin 2020/2021 (siehe auch Seite 86), wurde mit dem Premio Ernest Udina a la Trayectoria Europeísta 2021 ausgezeichnet. Die renommierte Journalistin berichtete für die Financial Times, den Economist, die International Herald Tribune und die Irish Times vorwiegend über europäische Themen und ist mittlerweile Senior Fellow bei Carnegie Europe und seit 2012 Chefredakteurin des Blogs Strategic Europe. Die Jury würdigte „die Fähigkeit zur Analyse und didaktische Berufung“ Dempseys. Der am Europatag, dem 9. Mai, bekannt gegebene Preis wird vom katalanischen Journalistenverband, von der Vertretung der Europäischen Kommission in Barcelona, vom Büro des Europäischen Parlaments in Barcelona, von der katalanischen Regierung, vom Stadtrat von Barcelona und von Diplocat, dem Rat für öffentliche Diplomatie Kataloniens, unterstützt. Wir gratulieren!
JUNI
Luke Cooper veröffentlicht neues Buch über autoritäre Politik
Luke Cooper, Europe’s Futures-Stipendiat 2018/2019, präsentierte sein neues Buch Authoritarian Contagion. The Global Threat to Democracy (Bristol University Press). Mary Kaldor (London School of Economics and Political Science): „Ein lesenswertes, faszinierendes und anregendes Buch. Das Konzept des autoritären Protektionismus bietet einen neuen konzeptionellen Rahmen, um die gegenwärtige Ausbreitung gefährlicher politischer Phänomene zu verstehen.“ Und Paul Mason lobt: „Eine wichtige und fesselnde Lektüre. Luke Cooper warnt davor, dass der Kampf zwischen demokratischen und autoritären Systemen noch lange nicht vorbei ist. Vielmehr wird er unsere Politik noch für Jahrzehnte bestimmen.“
„Alles Clara“ gewinnt die Magenta TUN Challenge 2021
Überreichung des Preisgeldes für das Siegerprojekt der Magenta TUN Challenge 2021 an Nicole Traxler, Geschäftsführerin Two Next (links) und die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin Christine Fichtinger (Mitte) durch Andreas Bierwirth, CEO der Magenta Telekom (rechts), Foto: Moni Fellner
Die App Clara soll künftig Menschen, die sich um nahestehende Personen kümmern, mit professionellen Berater:innen aus Pflege, Sozialarbeit oder Psychologie verbinden und so erstmals eine digitale Schnittstelle zwischen dem informellen und professionellen Pflegesektor schaffen. Diese App der Zukunft gewinnt am 11. Juni mit einem glänzenden Pitch das Finale bei 4GAMECHANGERS auf dem österreichischen Privatsender PULS 4. Clara wird als Siegerprojekt der Magenta TUN Challenge 2021 ausgezeichnet. Wir gratulieren! Der Magenta TUN (Technologie- und Nachhaltig-
keitsfonds) vergibt jährlich 50.000 Euro für Innovationen zur Lösung von Umweltproblemen und für nachhaltiges Handeln. 42 innovative Projekte haben sich für den Magenta TUN 2021 beworben. Clara erreicht den ersten Platz und kann 20.000 Euro mit nach Hause nehmen. Dank Clara stehen Betroffenen bald professionelle Berater:innen mit langfristiger Erfahrung zur Seite, mit denen sie sich in virtuellen Beratungsräumen persönlich über aktuelle Fragen, aber auch langfristige Begleitung via Chat, Telefonie, Sprach- und Bildnachrichten austauschen können. Vorangetrieben wird Clara in Zusammenarbeit mit Two Next, einem Tochterunternehmen der ERSTE Stiftung, das mit digitalen Produkten und Services zur Lösung sozialer Herausforderungen beiträgt.
Start für Demokratiewerkstatt nach österreichischem Vorbild in der Slowakei
Das Österreichische Parlament, die ERSTE Stiftung und das Institut für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM) errichten mit Partnerparlamenten Demokratiewerkstätten für Kinder und Jugendliche in Europa. Am 25. Juni unterzeichnen der österreichische Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Boris Kollár, der Präsident des Nationalrats der Slowakischen Republik, eine Absichtserklärung. In der Slowakei soll eine Demokratiewerkstatt nach österreichischem Vorbild entwickelt werden, um das Demokratiebewusstsein bei Jugendlichen des Landes zu stärken. Kinder zwischen acht und 15 Jahren setzen sich in der Demokratiewerkstatt in Workshops mit den Themen Demokratie und Parlament auseinander, mit Partizipation, Gesetzgebung, Wahlen, der Geschichte ihres Staates durch den Besuch von Zeitzeug:innen sowie mit den Themen Europa und Medien. Auf Initiative des Österreichischen Parlaments und unterstützt von der ERSTE Stiftung sind bisher vergleichbare Einrichtungen in den nationalen Parlamenten Montenegros (2014) und des Kosovo (2018/2019) entstanden. 2020 wurde gemeinsam mit dem Partner IDM in Albanien und Nordmazedonien mit der Implementierung begonnen.
Boris Kollár, der Präsident des Nationalrats der Slowakischen Republik, besucht 2021 die Demokratiewerkstatt in Wien. Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Dimitar Bechev Gastwissenschaftler bei Carnegie Europe
Dimitar Bechev (Europe’s Futures-Stipendiat 2020/2021, siehe auch Seite 86) wurde zum Gastwissenschaftler bei Carnegie Europe, einem der führenden europäischen Thinktanks, ernannt. Der Fokus seiner Arbeit ist auf Mittel-, Ost- und Südosteuropa gerichtet.
Direkt36 deckt vom ungarischen Staat eingesetzte Spionagesoftware gegen Bürger:innen auf
András Pethő, Foto: Direkt36
Im Juli 2021 veröffentlichte das ungarische Nachrichtenportal Direkt36 die ersten Berichte über das Pegasus-Projekt. Im Rahmen dieser internationalen Zusammenarbeit investigativer Journalist:innen hatte man Regierungsspionage gegen normale Bürger:innen aufgedeckt, die als potenzielle Ziele für die Überwachung mit der vom israelischen Unternehmen NSO Group entwickelten Spionagesoftware Pegasus ausgewählt wurden. Laut NSO dient die Spionagesoftware der Bekämpfung von „schweren Verbrechen und Terrorismus“, doch 2020 wurde der gemeinnützigen französischen Organisation Forbidden Stories eine Liste mit 50.000 Telefonnummern zugespielt, die führenden Oppositionsmitgliedern, Menschenrechtsaktivist:innen, Journalist:innen, Anwält:innen und politisch Andersdenkenden zugeordnet werden konnten. Direkt36, ein ungarischer Partner von Civitates, spielte bei den Recherchen eine wichtige Rolle. András Pethő, Mitbegründer und Herausgeber von Direkt36: „Das ist eine der größten Storys, die wir je hatten. Ich bin stolz darauf, dass wir in der Lage waren – und immer noch sind –, diese Geschichten zu erzählen, obwohl der Druck enorm war. Im Laufe der Recherchen zeigte sich, dass zwei meiner Kollegen bei Direkt36 selbst Ziel einer Pegasus-Überwachung gewesen waren. Die Ereignisse überschlugen sich, als ein Politiker der ungarischen Regierungspartei zugab, dass die Regierung die Pegasus-Spionagesoftware beschafft und eingesetzt hatte. Vonseiten der Regierung wurde der Einsatz dieser Software gegen Medien und Opposition immer noch nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert.“
Erstes Europäisches Forum Alpbach unter Präsident Andreas Treichl
Von 18. August bis 3. September findet das Europäische Forum Alpbach 2021 (EFA) statt. Im Mittelpunkt stehen Beiträge zur Sicherung und Finanzierung der Zukunft Europas sowie zur Klimakrise und zum Potenzial, diese als Chance zu nutzen. „Ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir in diesem Jahr auf die Beine gestellt haben. Ich habe das Gefühl, die Leute gehen mit unseren Neuerungen mit, weil man wieder qualitätsvolle Gespräche führen kann“, resümiert Andreas Treichl, der auch Chairman der ERSTE Stiftung ist, über das erste Forum, dem er als Präsident vorsteht. Änderungen gibt es einige: Erstmals wird die Konferenz als hybride Veranstaltung abgehalten. Der Großteil des Programms findet vor Ort in Alpbach statt und wird digital ausgestrahlt. Dass trotz Covid-19-Restriktionen mehr als 4.500 Personen aus 62 Ländern an den rund 240 Einzelveranstaltungen des Forums teilnehmen, spricht für das hybride Konzept, das pandemiebedingt in diesem Jahr notwendig ist. Mit Ende des Jahres gibt es außerdem einen Wechsel an der Spitze des Forums und der Stiftung. Werner Wutscher, Generalsekretär des EFA, und Sonja Jöchtl, Geschäftsführerin der Europäisches Forum Alpbach Stiftung, werden von Feri Thierry, dem langjährigen Politikberater und ehemaligen Bundesgeschäftsführer der NEOS, abgelöst. Werner Wutscher wird sich künftig verstärkt seinen unternehmerischen Tätigkeiten widmen und in den EFA-Vorstand kooptiert. Sonja Jöchtl wird mit dem EFA inhaltlich weiter zusammenarbeiten.
SEPTEMBER
Ivan Vejvoda wird Rektor des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen
Ivan Vejvoda, Leiter des Projekts Europe’s Futures (siehe auch Seite 86), wurde zum Rektor des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) ernannt und löste damit Shalini Randeria ab, die das Rektorat der Central European University (CEU) übernahm (Amtseinführung siehe November).
Boris Ondreička und Markus Huber, Foto: Peroutka/Die Presse
Von 2. bis 5. September öffnet in Wien die größte österreichische Messe für zeitgenössische Kunst ihre Türen, mit der ERSTE Stiftung als Hauptpartnerin. Unter der Leitung des neu bestellten künstlerischen Leiters Boris Ondreička findet die viennacontemporary dieses Jahr in einem neuen, experimentellen Format statt und zieht bewusst in die Stadt hinein, wo sie mit dem Galerienfestival curated by und ausgewählten Wiener Galerien unter dem Label invited by vc kooperiert. In der Alten Post im Zentrum Wiens präsentiert viennacontemporary 25 geladene Galerien aus Zentral- und Osteuropa. Boris Ondreička war Direktor der Kunstinitiative tranzit.sk und kuratorisch bei der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary in Wien tätig. Die Messe wurde in eine Non-Profit-Organisation mit mehrköpfigem Vorstand verwandelt, um künftig einfacher mit anderen Partner:innen kooperieren zu können. Neben Investor und Mehrheitseigentümer Dimitry Aksenov gehören diesem Gremium Marta Dziewańska, Kuratorin am Kunstmuseum Bern, Boris Marte, CEO der ERSTE Stiftung, und Marketingberater Tom Wallmann an.
„Alles Clara“ im Finale des Get Active Social Business Award
Die Finalist:innen des Get Active Social Business Award 2021, Foto: BEN DORO DAD Werbeagentur
Sieben Projekte haben es ins Finale des Get Active Social Business Award geschafft, darunter die von Two Next initiierte App Clara zur Unterstützung pflegender Angehöriger. Die Jury des
Preises, der schließlich an die Kleidertausch-App uptraded ging, bestand aus Vertreter:innen des Initiators Coca-Cola Österreich, dem NPO- und SE-Kompetenzzentrum der WU Wien, aus Contrast EY Management Consulting, gabarage upcycling design, 4GAMECHANGERS und dem Medienpartner Der Standard.
Social Impact Award ist „Inclusive Entrepreneurship Initiative of the Year 2021“
Am 15. September wurde die Arbeit von mehr als 60 NGOs, Unternehmen und Einzelpersonen aus ganz Mittel- und Osteuropa in Brüssel bei den Emerging Europe Awards 2021 ausgezeichnet, der vierten Ausgabe eines Programms, das Best Practice, Innovation und Mut in der gesamten Region sichtbar machen will. Der von der ERSTE Stiftung unterstützte Inkubator Social Impact Award konnte sich über die Auszeichnung „Inklusive Entrepreneurship-Initiative des Jahres 2021“ freuen. Wir gratulieren!
Bellingcat gewinnt zwei News & Documentary Emmys
Doppelte Anerkennung für das Kollektiv unabhängiger Journalist:innen in Amsterdam: Am 28. September gehen gleich zwei Auszeichnungen des bedeutendsten Fernsehpreises der USA für Nachrichtensendungen und Dokumentationen, die News & Documentary Emmy Awards, an den TV-Sender CNN und Bellingcat. Eine gemeinsame Untersuchung von Bellingcat und The Insider in Zusammenarbeit mit dem deutschen Magazin Spiegel und CNN hat umfangreiche Telekommunikations- und Reisedaten aufgedeckt, die den russischen Föderalen Sicherheitsdienst (FSB) mit der Vergiftung des prominenten russischen Oppositionspolitikers Alexei Nawalny in Verbindung bringen. Das Investigativteam von Bellingcat hat eine Zeitleiste der Bewegungen, Telefonanrufe und Aktivitäten der FSB-Agent:innen und des Teams von Alexei Nawalny zusammengestellt. CNN/Bellingcat erhalten die Preise in den Kategorien „Outstanding Investigative Report in a Newscast“ sowie „Outstanding Research: News“. Wir gratulieren! Bellingcat ist ein unabhängiges internationales Kollektiv von Rechercheur:innen sowie Investigativ- und Bürgerjournalist:innen mit Sitz in den Niederlanden. Seit 2021 gehört Bellingcat zur ersten Kohorte unabhängiger journalistischer Organisationen, die von der Stiftungsplattform Civitates gefördert werden, zu deren Mitgliedern auch die ERSTE Stiftung zählt (siehe Seite 97).
Spendenübergabe an den Samariterbund Burgenland (von links nach rechts): Franz Karl Prüller, Senior Advisor des Vorstands der ERSTE Stiftung, Barbara Pichler (Betriebsratsvorsitzende der Erste Group Bank AG), Wolfgang Dihanits (Geschaftsführung Samariterbund Burgenland Rettung und Soziale Dienste gem. GmbH) und Ilse Fetik (Betriebsratsvorsitzende der Erste Bank)
Die aus den Betriebsräten der Erste Group und Erste Bank entsandten Aufsichtsratsmitglieder in die ERSTE Stiftung, Ilse Fetik (BRV Erste Bank) und Barbara Pichler (BRV Erste Group), übergeben am 30. September im Namen der Stiftung und im Beisein von ERSTE Stiftung Senior Advisor Franz Karl Prüller symbolisch Spenden an vier österreichische Sozialorganisationen. Im Hinblick auf die besonderen Herausforderungen in diesen Pandemie-Zeiten wurden folgende vier Organisationen und Projekte ausgewählt. Die Volkshilfe Wien, vertreten durch Geschäftsführerin Tanja Wehsely und Betriebsratsvorsitzende Heidemarie Supper, unterstützt in existenziellen Notlagen wie z. B. bei der notwendigen Thermen-/Heizungswartung, der Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen etc. Der Verein ImmoHumana/Verein für Mütter in Not, vertreten durch den Obmann und Gründer Georg Slawik, hilft bei der Wohnungssuche für Frauen und Kinder nach Gewalterfahrung. Der Arbeiter-Samariter-Bund Österreich, vertreten durch Geschäftsführer Wolfgang Dihanits, erfüllt „Herzenswünsche“, z. B. bei schweren Erkrankungen. „SEED – Hier wachsen Ideen“, vertreten durch den Programmleiter Georg Ruttner-Vicht, stellt technisch notwendige Ausstattung für das Distance-Learning und die Finanzierung von kreativen Projekten für Kinder, die seitens der Schulen nicht finanziert werden können, zur Verfügung. In den Gesprächen bei der Scheckübergabe mit den Verantwortlichen der ausgewählten Spendenorganisationen sind die geschilderten Lebenssituationen besonders berührend. Alle NGO-Vertreter:innen betonen die Wichtigkeit dieser Unterstützungen und ihre Freude über dieses Zeichen der Solidarität der ERSTE Stiftung mit der Arbeit sozial engagierter Menschen in Krisenzeiten. Für Ilse Fetik, die sich zum Jahresende in den Ruhestand verabschiedet, ist dies der letzte offizielle Auftritt als Aufsichtsrätin. Herzlichen Dank für ihr langjähriges Interesse an den vielfältigen Aufgaben der ERSTE Stiftung!
Die Zweite Sparkasse wird 15 Jahre alt
Am 4. Oktober 1819 wurde die Erste österreichische Spar-Casse für Menschen gegründet, die bisher als Kund:innen von Banken nicht in Betracht kamen. Und am 4. Oktober 2006 wiederholte sich die Geschichte: Die Zweite Wiener Vereins-Sparkasse, kurz: Zweite Sparkasse, wurde für Menschen eröffnet, die eine zweite Chance und ein Konto brauchen, um finanziell wieder auf die Beine zu kommen. 2021 feiern wir 15 Jahre Zweite Sparkasse. Wir gratulieren zum Jubiläum der Bank für Menschen ohne Bank, die ihr Angebot seit den ersten Tagen kontinuierlich an die Bedürfnisse der Kund:innen angepasst hat! Siehe auch die Seiten 52–59. Der ehrenamtliche Vorstand geht außerdem mit einem neuen Mitglied in die Zukunft: Bereits Anfang Juli folgte Robert Schmidbauer auf Gerhard Ruprecht, der dem Vorstand seit Gründung der Zweite Sparkasse im Jahr 2006 angehörte und sich wie geplant nach 15 Jahren aus dem Leitungsgremium verabschiedete.
Der Erste Financial Life Park wird fünf Jahre alt
Mit einer spritzigen Eröffnungsfeier am 28. Oktober 2016 begann die Erfolgsgeschichte des Erste Financial Life Parks auf dem Erste Campus. Auch das ist nun schon wieder fünf Jahre her. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, FLiP! Mehr zu den FLiPAktivitäten im Jubiläumsjahr auf den Seiten 38–41.
Amanda Coakley erhält One World Media Fellowship 2021
Foto: IWM/Klaus Ranger
Amanda Coakley (Europe’s Futures-Stipendiatin 2021/2022 – siehe Seite 86) erhielt das One World Media Fellowship 2021 für Journalist:innen und Filmemacher:innen, die wenig beachtete Geschichten aus dem Globalen Süden erzählen. Ihre Story: Durch das Schmelzen des majestätischen Fedtschenko-Gletschers sehen sich Gemeinden in Tadschikistan nicht nur ihrer Lebensgrundlage, sondern auch ihrer Traditionen beraubt. Ihr Ziel: tiefgehende und detaillierte Reportagen an der Schnittstelle von Kultur, Klimawandel und Konflikt.
Shalini Randeria neue Rektorin der CEU
In einer feierlichen Zeremonie am 8. November in Wien wird Shalini Randeria, bisher Rektorin des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen, in ihr neues Amt als Rektorin der Central European University in Wien und Budapest eingeführt. Sie ist die erste Frau, die diese Rolle seit der Gründung der Universität vor 30 Jahren übernimmt. Die Professorin für Sozialanthropologie und Soziologie am Graduate Institute of International and Development Studies (IHEID) in Genf sowie Direktorin des Albert Hirschman Centre on Democracy am IHEID folgt in dieser Funktion Michael Ignatieff nach, dessen Amtszeit im Juli endete.
Foto: IWM/Klaus Ranger
Olga Shparaga präsentiert ihr neues Buch in Wien
Die im Exil lebende belarussische Philosophin Olga Shparaga ist am 19. November auf Einladung von tranzit.at in Wien zu Gast, um ihr aktuelles Buch Die Revolution hat ein weibliches Gesicht. Der Fall Belarus (Suhrkamp Verlag 2021) zu präsentieren und über die aktuellen Vorkommnisse in Belarus zu berichten. Feminin, friedlich, postnational – so charakterisiert die Autorin die Umbrüche in ihrem Land und stellt die Ereignisse in den Kontext europäischer und globaler Emanzipationsbewegungen. Olga Shparaga lehrt Philosophie am European College of Liberal Arts (ECLAB) in Minsk. Sie ist Mitglied der feministischen Gruppe des Koordinierungsrats, des politischen Gremiums der Opposition in Belarus. Mit Unterstützung von tranzit.at soll es außerdem eine russische Übersetzung des Buchs geben.
Kapka Kassabova gewinnt den Prix du Meilleur Livre Étranger 2021
Kapka Kassabova (Europe’s Futures-Stipendiatin 2020/2021, siehe Seite 86) gewann den Prix du Meilleur Livre Étranger für ihr Buch L’Écho du lac als bestes ausländisches Sachbuch in Frankreich 2021. Der Preis wurde am 25. November in Paris verliehen. Wir gratulieren! Zum Buch: „In unserer Herkunftslinie der Frauen vertrete ich die vierte Generation, die auswandert.“ Um diese Spirale
des Exils zu durchbrechen, macht sich Kapka Kassabova auf zu den Quellen der Geschichte ihrer Mütter, den Seen von Ohrid und Prespa, den beiden ältesten Seen Europas, zu gleichen Teilen in Nordmazedonien, Griechenland und Albanien gelegen. Es beginnt eine lange Reise auf den Spuren ihrer Vorfahren.
RARE: Menschenrechtsverteidiger:innen treffen sich in Wien
RARE-Empfang in der ERSTE Stiftung. Von links nach rechts: Stephanie Krisper (Mitglied des Österreichischen Parlaments/ NEOS), Hedvig Morvai (ERSTE Stiftung), Marta Pardavi (ungarisches Helsinki-Komitee), Foto: Polina Georgescu
Recharging Advocacy for Rights in Europe (RARE) ist ein neues Modell zur Stärkung der zivilgesellschaftlichen Zusammenarbeit in Europa in den Bereichen Rechtsstaatlichkeit, ziviler Raum und Grundrechte, die in vielen Teilen der Europäischen Union extrem unter Druck stehen. Der Bedarf an einer neuen Generation von Menschenrechtsverteidiger:innen, die über die nötigen Fähigkeiten verfügen und auf ein Solidaritätsnetzwerk zurückgreifen können, um gegen diese Bedrohungen vorzugehen, veranlasste die Hertie School, das ungarische und das niederländische Helsinki-Komitee dazu, RARE ins Leben zu rufen. Das einzigartige, von der ERSTE Stiftung unterstützte Projekt zum Aufbau von Kapazitäten und Allianzen zielt darauf ab, ein stärkeres Netzwerk von europäischen Menschenrechtsverteidiger:innen aufzubauen. Durch eine Reihe gemeinsamer Schulungen und Advocacy-Arbeit will RARE 25 Menschenrechts-NGOs aus 13 EUMitgliedstaaten weiterbilden und stärken. Das Programm kombiniert eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Vernetzung und Lobbyarbeit mit wichtigen Institutionen, die die Menschenrechtsarbeit in Europa unterstützen. Im November 2021 trafen sich die Teilnehmer:innen in Wien und hatten Gelegenheit zum Austausch mit der EU-Grundrechteagentur, dem OSZE-Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte sowie mit Vertreter:innen der österreichischen Regierung und des Parlaments.
Swetlana Tichanowskaja hält Keynote am Institut für die Wissenschaften vom Menschen
Visegrad Insight und das Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) organisierten anlässlich des Besuchs von Swetlana Tichanowskaja in Österreich eine besondere Veranstaltung. Welchen Platz nimmt Belarus auf der politischen Agenda des Westens ein? Wie wirkt sich die aktuelle Situation auf die zukünftige Zusammenarbeit aus? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Vortrags von Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja am 23. November im IWM. Es folgte eine Podiumsdiskussion mit Franak Viačorka, dem außenpolitischen Berater von Swetlana Tichanowskaja, Die Presse-Auslandsredakteur Christian Ultsch und Katherine Younger, Forschungsleiterin „Ukraine in European Dialogue“ am IWM. Es moderierte Wojciech Przybylski, Chefredakteur der Zeitschrift Visegrad Insight und Europe’s Futures-Stipendiat. Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft des Projekts „Europe’s Futures – Ideas for Action“, einer strategischen Partnerschaftsinitiative des IWM mit der ERSTE Stiftung.
DEZEMBER
Quo Vadis, Aida? von Jasmila Žbanić gewinnt Europäischen Filmpreis
Filmstill mit Jasna Đuričić aus: Quo Vadis, Aida? Regie: Jasmila Žbanić | AT/BX/RO/PL/FR/NL/DE 2020 | 104 min
Das Filmdrama Quo Vadis, Aida? wurde als bester europäischer Film des Jahres ausgezeichnet. Der Film der bosnischen Regisseurin Jasmila Žbanić über das Massaker von Srebrenica erhielt zudem den Preis für die beste Regie und die beste Darstellerin, Jasna Đuričić. Die Europäische Filmakademie gab die Entscheidung am 11. Dezember in Berlin bekannt. Wegen der Pandemie gab es auch in diesem Jahr keine große Gala. Regisseurin Žbanić bedankte sich per Videozuschaltung und widmete den Film den Frauen und Müttern von Srebrenica sowie den getöteten Söhnen, Ehemännern und Vätern. Wir gratulieren herzlich!