
5 minute read
CDs
robocop kraus Why Robocop Kraus became the love of my life (Tapete Records/Indigo) Eine der bedeutendsten und besten deutschen Indie-Rock-Bands aus den Nullerjahren lässt endlich wieder etwas von sich hören. Auch wenn das hier „nur“ eine Zusammenstellung von rarem Material vergangener Tage ist, Robocop Kraus waren und sind immer noch die bayerische Speerspitze aus dem mittelfränkischen Hersbruck. Als wären sie nie wirklich weggewesen, zelebrieren sie einmal mehr ihr fabelhaftes Gespür für tolle Songs mit fesselnden Emotionen und hymnenhaften Melodien. Bunter, verspielter und psychedelischer denn je wird hier gerockt, was das Zeug hält. Da freut man sich auch sehr, das sogar ganz neues Material und einige Konzerte für 2023 in Planung sind. Robocop Kraus - ganz einfach eine Institution in Sachen grenzen- und zeitloser Popmusik. Ganz, ganz großes Comeback. It sounds good!
bJörk Fossora (Bertus) Die Isländerin hat mal wieder zugeschlagen -und spaltet in Ehrerbietung und Hassen. Wer den atonalen Opener „Atopos“ mit gleich mehreren Bass-Klarinetten überstanden hat, schräge Rhythmus-Attacken, ungewöhnliche, ja exotisch-schräge Arrangements, die Verneinung von Pop und die typisch Björk`sche Sing-Akrobatik liebt, der wird diese nicht kategorisierbare Art-Musik lieben, der Rest wendet sich ob dieser Kakophonie mit Grausen.
Advertisement
seth avett Seth Avett Sings Greg Brown (Thirty Tigers) Der Titel macht schon alles klar: einer der Avett Brüder huldigt seinem Idol und Inspirationsquelle, dem hierzulande nicht so populären Singer/Songwriter Greg Brown aus dem amerikanischen Mittelwesten. Seine Geschichten sind Road Stories voller Authentizität und Intimität, eben genau im Stile der Avett Brothers eben und vorgetragen im fein ziselierten, akustischem Gewand, ohne Schnick & Schnack. Americana in seiner reinsten Form.
micah p. hinson I lie to you (Edel) Der Singer/Songwriter mit der verwitterten, heiseren, prophetenhaften Stimme erzählt auch auf seinem neuen Album in gewohnt intensiver, biblischer Psalmodie seine von Abgründen gesäumten Geschichten -die (leider) sehr viel mit seinem Leben zu tun haben. Streicher, Kontrabass oder gestreicheltes Schlagwerk konterkarieren mit üppigen, lieblichen Arrangements, der Kontrast zu Stimme und Inhalt könnte nicht krasser und daher umso spannender sein.
lightning seeDs See You In The Stars (BMG) Irgendwie hätte man nicht erwartet, etwas von Ian Broudie zu hören. Umso schöner, dass sich die Erde anscheinend seit "Cloudcuckooland" zumindest für unseren Songschreiber kaum verändert hat. „Emely Smiles“, eine der SingleAuskopplungen, ist Programm und Motto dieser federleicht swingenden Sommer-Platte für den Winter. Watteweiche Harmonien, verträumte Melodien, die Gesänge der Beach Boys und Beatles hätten nicht schöner konserviert und in 2022 gerettet werden können.
karolina All Rivers (Groove Attack) Die Sängerin Karolina singt hier mal nicht auf Hebräisch, sondernd in Englisch, lässt sich vom Lauf der Flüsse inspirieren -und lädt zu dieser Reise durch Jazz, Afro-Beats und Soul Kollegen wie Jenny Perkins, Rejoicer, Avishai Cohen, Amir Bresler, Nitai Hershkovits oder Eyal Talmundi mit aufs Parkett. Der zuletzt durch ihre Arbeiten mit Adrian Young und Ali Shahhed Muhammad bekannten Künstlerin gelingt ein ruhig dahinfließendes Album, ein paar Stromschnellen inklusive.
Will sheff Nothing Special (PIAS) Der Okkervil River-Sänger stapelt tief, „Nothing Special” heißt sein Solo-Debüt, dabei ist es (natürlich) genau das Gegenteil geworden. Lyrisch versiert gestrickt, verarbeitet er u.a. den frühen Tod seines Schlagzeugers und taucht in die eine oder andere Untiefe des Lebens ein. Meist beginnen diese Lieder zart und minimalistisch mit zerbrechlichem Gesang und Gitarre, dürfen sich aber dann nach und nach Klangräume erobern, die dicht, von feinstem Zwirn gewoben sind. Für Gänsehautmomente sorgt Cassandra Jenkins.
melby Looks Like A Map (Rama Lama Rec./Sinnbus) Das zweite Album der Schweden unterstreicht, das Melby als Band gewachsen sind und ihren klanglichen Horizont um ein paar musikalische Feinheiten erweitert haben. Es gelingen makellose Perlen aus Indie-Gitarren-Pop, zu gleichen Teilen mit Schwermut und Zucker bestäubt. Darüber hinaus aber gelingt es ihnen erstmals, in Stimmungen und Gefühlswelten vorzudringen, die weit über die bloße Andeutung hinausgehen. Ihre Gitarren, das Schlagzeug, die Synthesizer: sie klappern, rollen und flackern umeinander herum, zusammengehalten durch die berührende Stimme von Sängerin Matilda Wiezells. 'Melby' zeigt eine Band, die sich weiterentwickelt hat. Die an sich und an den Umständen wächst, und von der bestimmt noch viel zu erwarten sein wird! Wie fast immer, gibt es mal wieder nur Positives aus Skandinavien zu berichten und zu hören. Really good!
QuaDro nuevo December (GLM) Die Musiker, die in ihrer langen Geschichte bereits drei weihnachtliche Alben veröffentlichten, sehen December nicht als weiteres Werk dieses Genres, dennoch interpretieren sie auf ihm Melodien religiösen oder spirituellen Ursprungs. Figuren wie Jesus, Maria & Josef waren prägend für unsere Geisteshaltung. Egal, ob man gläubig ist, ob man sie als historische Personen oder als Mythen auffasst, kann ihre Geschichte Orientierung geben. Man kann sich entfernen, ihre Spur verlieren, sie neu interpretieren und sich ihnen wieder annähern. Die Stücke sind nicht "nur" weihnachtlich, setzen sich u.a. mit den aktuellen Themen wie Krieg und Flucht auseinander, setzen dabei mit ihren Botschaften immer wieder Hoffnungspunkte. Stilistisch nährt sich 'December' von schillernden Jazz-Harmonien, von ungeraden, meditativen oder funkigen Rhythmen bis hin zu Klezmerinspirierten Improvisationen.
southern rock Junkies „Rock’n‘Roll Gangster – Back To The Roots Volume 2“! Rob Hiemer hat in 2 Jahren mit int. Kolleg*innen über 100 Songs eingespielt und das Meiste auf 2 Doppel-CDS veröffentlicht. Die neue CD wirkt saftig, straff. Die Songs straighter, rauher. Eben wieder mehr Rock’n’Roll. Technisch kommt R'nR G. transparenter und besser abgemischt. Ein Interview mit Rob findet ihr auf Seite 15. Ausführlicher Bericht auf expuls.de CD-Kauf per Mail: rob@southernrockjunkies.de Wir verlosen die CD 3x >> S.31
mata atlântica Retiro e Ritmo (Usung records) Eine musikalische Liebeserklärung an die Mata Atlântica, den Küstenregenwald Brasiliens. Seine Schönheit und Lebendigkeit waren Anregung zu diesem Album. Initiator und Co-Produzent Mathias Derer hofft, dass es dazu inspiriert, diesen Lebensraum zu schützen. Aus Beiträgen vieler brillanter Musiker (und lebendigen tropischen Feldaufnahmen) hat Markus Reuter eine Collage geschaffen, die die akustische Textur dieses Biotops nachzubilden: eine vielschichtige Klanglandschaft aus eindringlichen Melodien, jazzigen Harmonien, von brasilianischen Rhythmen inspirierten Grooves, Poesie und den echten Klängen der Mata. Gleichzeitig ein Fingerzeig in die musikalische Zukunft Brasiliens. Die CD dokumentiert im Booklet die Arbeit der Naturschutzorganisation Almada Mata Atlântica Project (AMAP). Um deren Arbeit zu unterstützen, ist der beste Weg eine direkte Spende. Infos und Kontaktmöglichkeit: https://amap-brazil.org/de/willkommen>
alin coen & stübaphilharmonie 2018/19 spielten Alin Coen und die STÜBAphilharmonie gemeinsame Konzerte. Die CD enthält Songs von Alin Coen aus zwölf Jahren – neu arrangiert für Orchester. Die STÜBAphilharmonie kommt aus Mitteldeutschland. Es sind ausschließlich ehrenamtliche Musiker:innen, die in ihrer Freizeit musikalische Kooperationen eingehen. Das Orchester atmet Musik und zeigt ein hohe Professionalität! Coens Thema ist die Zwischenmenschlichkeit. In ihren Songs, teils Deutsch, teils Englisch, erzählt sie mit sanfter Stimme die Geschichten von Schönheit und Schmerz und all den Gefühlen dazwischen. Die feinsinnigen Arrangements geben Alin Coens Zeilen noch mehr Freiraum. Das Album bringt ihre Geschichten vom Ich und Du und Wir zum Strahlen.