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Editorial

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Bühne

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"Wie oft, meine liebe Fürstin, hol ich allen Athem, den es um mich giebt, um wenigstens zu sagen: ich bin noch da, noch in dieser unmöglichsten aller Welten, - aber die Luft, die man jetzt einzieht, zehrt in den Lungen und reicht, wenn man sie gebrauchen soll, nicht für den mindesten Satz. Weihnachten war, das Jahr hat gewechselt, und so sehr man an diesen Abschnitt glauben wollte, niemand, denk ich, hat ihn empfunden, denn der Kalender ist wie fort, das Kriegsjahr zählt und hat seine eigenen Jahreszeiten, sein Klima, seine Erde und seinen, hinter Gewittern unkenntlichen Himmel. Aber trotzdem, Fürstin, möge das natürliche Jahr sich dahinter besinnen und ein gutes werden, möchten wir uns bald hier heraus und dort hineinzufinden haben, in einen einfachen freien Frühling, in eine Gotteswelt -, wie werden die Herzen aller die jetzt unter Wasser sind, unter den Wassern der Noth, aufsteigen, schweben, selbst die schmerzhaftesten werden ins Steigen kommen, wenn der Druck menschlicher Verhängnisse erst wieder aus der Welt genommen ist. Wann? Wann? Hat man etwas im Herzen als diese Frage?" Rainer-Maria Rilke (05. 01. 1915)

Rilke mußte drei Jahre auf sein "Wann" warten. Wir wissen kaum etwas von dem, was damals in ihm vor sich ging, als endlich "Friede" war. Auch kam danach die Zeit großer Umwälzungen. Und Rilke war "mitten" im Krieg. Wir sind es - und bleiben das hoffentlich - nur am Rande! Drei Jahre Corona und fast ein Jahr Ukraine-Krieg. Steigende Inflation und wieder allerorten Panikmache (*1) und reale Existenzängste. Das Beste, was wir hier tun können - und was könnte passender sein in dieser Zeit - ist es, an unsere "Nächsten" zu denken und aktiv zu helfen. Und wenn mir keine materielle Hilfe möglich ist, so kann es ein hilfreiches Wort oder ein aufmunternde Geste sein. Ein "Mit-Aushalten" und Zuhören wirken manchmal Wunder. Die letzten Jahrzehnte waren geprägt durch ein überproportionales Wachstum - nicht nur der Wirtschaft - auch des EGOs: "mein Konto, meine App, mein Spaß, mein Song, mein Design, meine Stadt, mein Weg, usw." (Dass dabei etliche auch auf "mein Geld" scharf waren, haben wir nur geträumt ;-)). Vielleicht gelingt es uns die nächsten Jahre, wieder ein größeres Miteinander zu erschaffen. Gemeinsam Probleme angehen und Lösungen finden. Nicht nur auf den eigenen Vorteil schauen. Und sich im Umgang miteinander auch mal über Grenzen wagen und sich nicht nur auf Paragrafen und Vorschriften zurückziehen. Sondern den Menschen suchen und finden! In anderen Ländern herrschen Armut und Unfrieden. Wir leben hier in einer Atmosphäre von relativer Sicherheit und Frieden. Jede*r hier bei uns kann dafür Sorge tragen, dass das so bleibt. Oder besser wird. Jeder Mensch hat sein Umfeld, in dem er sofort damit anfangen kann. Und man kann sich Organisationen, Parteien … anschließen und gemeinschaftlich etwas bewirken. In diesem Sinne: Chanukka sameach, Happy Diwali, Frohes Dongzhi, Happy Pancha Ganapati, Frohes Kwanzaa, Frohe Yalda-Nacht ... Damit die Herzen wieder aufsteigen können. Und wir wieder freier atmen!

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(*1) = https://www.t-online.de/finanzen/unternehmen-verbraucher/id_100083328/ katastrophenschutz-pfeift-eigenen-chef-zurueck-blackouts-unwahrscheinlich-.html

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Unser Selbstverständnis als Herausgeberin einer Zeitschrift - und überhaupt:

Wir setzen uns ein für eine demokratische, gewaltfreie und tolerante Gesellschaft. Eine Gesellschaft ohne Ausgrenzung und Rassismus. Wir distanzieren uns von extremistischen Positionen und Gruppierungen aller Art, die das Grundgesetz ablehnen oder das Ziel verfolgen die freiheitlich demokratische Grundordnung zu zerstören. Unser Mittel ist der demokratische Diskurs. Wir verstehen uns als humanistisch und demokratisch. Wir spalten nicht, wir suchen die Verbindung. Die Kommunikation.

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