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Wärmeerzeuger
Welche Heizung passt in unser Haus?
E t w a 8 6 P r o z e n t d e s E n e r g i e v e r b r a u c h s i m E i g e n h e i m g e h e n a u f d a s K o n t o v o n H e i z u n g u n d Wa r m w a s s e rb e r e i t u n g . A l t h a u s b e s i t z e r, d i e n o c h e i n e n a l t e n , i n e ff i z i e n t e n K e s s e l i m K e l l e r h a b e n , w e r d e n k ü n f t i g w o h l d e u t l i c h t i e f e r i n d i e Ta s c h e g r e i f e n m ü s s e n : a n g e s i c h t s h o h e r Ö l - u n d G a s p r e i s e s o w i e w e g e n d e r s t e i g e n d e n C O2- A b g a b e . We r s e i n e B r e n n s t o ff k o s t e n d a u e r h a f t s e n k e n u n d k ü n f t i g k l i m a n e u t r a l e r h e i z e n m ö c h t e , m u s s s e i n H e i z s y s t e m s a n i e r e n – u n d w i r d d a f ü r m i t g r o ß z ü g i g e n F ö r d e r g e l d e r n b e l o h n t .
Vor der Heizungssanierung ist eine ausführliche Beratung durch einen Energieberater oder Fachhandwerker empfehlenswert. Dabei sollten neben der Technik auch die staatlichen Fördermöglichkeiten zur Sprache kommen. Zukunft Gas
Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie stuft 53 Prozent der etwa 21,2 Millionen Heizanlagen als „ineffizient“ ein. Diese verursachen unnötig hohe Heizkosten und TreibhausgasEmissionen.
Doch wann ist es sinnvoll, den noch funktionstüchtigen Heizkessel zu erneuern? Wichtige Gründe dafür erläutert unsere Checkliste. Insbesondere bei älteren Wärmeerzeu- gern mit hohen Verbrauchswerten ist davon auszugehen, dass sich eine Erneuerung auch finanziell in einem überschaubaren Zeitraum lohnt. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund hoher Öl- und Gasgrundpreise sowie mit Blick auf immer höhere Aufschläge verursacht durch die 2021 eingeführte und bis 2025 jährlich steigende CO2-Bepreisung. Entlastend wirkt die ebenfalls in 2021 gestartete „Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen“ (BEG EM), die Modernisierern sehr attraktive Zuschüsse bietet: 20 bis 55 Prozent bezogen auf die Investitionskosten des gesamten Heizsystems (www.bafa.de).
W E S H A L B D E N A LT E N K E S S E L E R S E T Z E N ?
■ Die Entscheidung, den alten, aber noch funktionstüchtigen Kessel auszutauschen, ist am leichtesten, falls sich die Neuanschaffung über die Energieeinsparung innerhalb von etwa 15 Jahren amortisiert. Bei hohen Brennstoffverbräuchen und -preisen sowie mit Blick auf die
Heizungs-Modernisierungszuschüsse von bis zu 55 Prozent (im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude, BEG EM), ist dieses Ziel oft schneller erreicht als gedacht. ■ Der Wärmeerzeuger ist ein Niedertemperatur- oder Standardkessel, der älter als 15 oder 20 Jahre ist: erkennbar am Typenschild oder am Energielabel mit der Klassen-
Einstufung C, D oder E (Orange/Rot). Solch ineffizienten Modelle verursachen unnötig hohe
Heizkosten und Treibhausgas-Emissionen. ■ Für den Kessel besteht eine Austauschpflicht beziehungsweise ein Betriebsverbot: Betroffen sind bestimmte, mindestens 30 Jahre alte Öl-/Gas-Konstanttemperaturkessel (§ 72 Gebäudeenergiegesetz). ■ Am Kessel sind Rost oder Lecks sichtbar. ■ Störungen, Ausfälle und Reparaturen beim Heizsystem häufen sich, was meist mit Kosten und
Unannehmlichkeiten verbunden ist. ■ Ersatzteile sind nicht mehr verfügbar oder nur noch schwer und teuer beschaffbar. ■ Der Kessel ist leistungsmäßig stark überdimensioniert und arbeitet deshalb meist im
Start/Stopp-Betrieb. ■ Regeltechnik ist umständlich zu bedienen und nicht mehr zeitgemäß (keine Internet-/
App-Anbindung).
Drei Kernfragen stellen sich bei einer Modernisierung: Welche Wärmeerzeugung passt am besten zu meinem Gebäude? Worauf sollte man bei der Auswahl achten? Und wie zukunftssicher sind Heiztechnologien und Energieträger? Der Energieträger Erdgas ist bei Modernisierern nach wie vor so beliebt, weil er gleich mehrere Vorteile bietet: Das Brenngas kommt bequem per Leitung ins Haus, benötigt somit keinen Lagerraum, und ist just in time in unbegrenzter Menge verfüg-
Modern designtes GasBrennwertgerät mit automatischer Erkennung von Gasarten und Gasqualitäten. Optional gibt es ein Internetmodul für die App-Steuerung. Vaillant
Zertifizierte „H2-ready“Gas-Brennwertgeräte funktionieren ohne Umbaumaßnahmen auch dann, falls dem Erdgas ein Wasserstoffanteil von bis zu 20 Prozent beigemischt werden sollte. Wolf
bar. Praktisch ist für manchen zudem, dass sich Gas auch zum Kochen eignet.
Um etwa 15 bis 30 Prozent lassen sich die Energiekosten mit einem neuen Brennwertsystem verringern. Althausbesitzer bevorzugen vor allem wandhängende Brennwertgeräte, die alle notwendigen Bauteile platzsparend unter ihrem Gehäuse vereinen. Die kompakten und robusten Einheiten sind zudem optisch ansprechend designt, recht leise im Betrieb und in der Anschaffung vergleichsweise günstig. Zudem arbeiten moderne Gasbrenner zuverlässig, umweltfreundlich und energiesparend.
BEG EM-förderfähig ist der Einbau einer neuen Gas-Brennwertheizung nur in Kombination mit erneuerbaren Energien, zum Beispiel mit einer Solarthermieanlage. Diese „Gas- Hybrid-Heizung“ wird mit 30 bis 45 Prozent bezuschusst. Doch Achtung: Es ist damit zu rechnen, dass die neue Bundesregierung diese teilfossile Förderung nicht weiterführen wird.
Im Markt verfügbar sind noch GasBrennstoffzellenheizungen fürs Eigenheim. Dabei handelt es sich um Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit sehr geringen elektrischen Leistungen (bis zu 1,5 Kilowatt), die gleichzeitig Wärme und Strom erzeugen. Sie sind allerdings, trotz hoher Förderung, sehr teuer.
Wie geht es mit der Gasheizung weiter? Mittelfristig gilt Erdgas als Brückentechnologie. Dabei soll der Energieträger perspektivisch zunehmend CO2-neutraler werden, beispielsweise mit dem verstärkten Einsatz von Biomethan (Bioerdgas) und Wasserstoff. Ob die nötigen Mengen zu Heizzwecken und die notwendige Infrastruktur zur Verfügung stehen werden und politisch gewollt ist, ist derzeit noch unklar.
Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Invertertechnologie, hier als Modell zur Außenaufstellung. Die bodenstehende Inneneinheit (vorne) verfügt über einen integrierten Trinkwasserspeicher. Brötje
Hausbesitzer, die Heizöl nutzen, sind vor allem zwei Aspekte wichtig: Zum einen das sichere Gefühl, einen Brennstoffvorrat im eigenen Keller zu haben. Zum anderen die Chance, den Brennstoff in einem gewissen Rahmen günstig einkaufen zu können. Im Vergleich zu den Gasgeräten stehen Öl-Brennwertheizungen klassischerweise auf dem Boden, verfügen über unflexiblere Brennerleistungen, haben deutlich höhere CO2-Emissionen und sind teurer.
Seit Einführung der BEG EM-Förderung Anfang 2021 entscheiden sich zunehmend mehr Ölheizungsbesitzer für einen anderen Energieträger. Denn der Wechsel hin zu Holz/Pellets, Strom/Wärmepumpe oder Gas wird von der BEG EM mit einer Austauschprämie von zehn Prozent belohnt. Die Politik hat zudem im Gebäudeenergiegesetz festgelegt, dass ab dem 1.1.2026 der Einbau „reiner“ Ölheizkessel, also ohne ein zusätzliches erneuerbares Energiesystem, verboten ist. Weil fossiles Heizöl vor allem mit Blick auf die CO2-Emissionen nicht mehr gewollt ist, könnte die neue Bundesregierung beschließen, diese Frist vorzuziehen.
Als Alternative zu den fossilen Energieträgern empfiehlt sich der Brennstoff Holz. Wird der erneuerbare Brennstoff fachgerecht genutzt, verbrennt er umweltfreundlich und CO2-neutral. Zudem kommt er aus heimischem Bestand. Im Eigenheimbereich ersetzen vor allem die recht komfortabel arbeitenden Pelletkessel aufgrund des hohen BEGFörderzuschusses (35 bis 55 Prozent) inzwischen immer häufiger einen alten Ölkessel.
Das für einen automatischen Heizbetrieb notwendige Vorratslager für die kleinen Holzpresslinge fällt recht kompakt aus. Dazu kann zum Beispiel der alte Öltankraum umgebaut oder ein spezielles Fertiglager (Sacksilo-/Gewebetank-System) in Kesselnähe aufgestellt werden. Der bedarfsgerechte Transport vom Lager zum Wärmeerzeuger erfolgt entweder über ein Schneckenaustragungs- oder ein Saugsystem. Die schadstoffarmen Pellet-Wärmeerzeu-
B U C H T I P P
Schritt für Schritt von der Planung bis zur Umsetzung: Der aktuelle „Ratgeber Heizung“ (232 Seiten, 2. A. 2021, 19,90 Euro) erläutert Technik, Einsatzmöglichkeiten sowie Vor- und Nachteile der verschiedenen Wärmeerzeuger. Beispielrechnungen zeigen die Wirtschaftlichkeit einzelner Maßnahmen auf, wobei der Hausbesitzer mittels interaktivem Online-Tool diese für das eigene Gebäude ermitteln kann. www.verbraucherzentrale.nrw
Bei im Freien aufgestellten Wärmepumpen sind die gesetzlich zulässigen Schallemissionsgrenzwerte einzuhalten. Sonst ist vor allem bei kleinen Grundstücken der Nachbarschaftsstreit vorprogrammiert. Vaillant Immer öfter ersetzen Pelletheizungen einen alten Ölheizkessel. Der kompakte Pellet-Lagerbehälter wird meist im alten Öltanklagerraum oder in unmittelbarer Kesselnähe aufgestellt und per Pellet-Tankwagen befüllt. Paradigma
ger eignen sich sowohl für den Einsatz in unsanierten Altbauten als auch in sanierten Niedrigenergiehäusern. Brennwertausführungen bieten einen zusätzlichen Energiegewinn von bis zu 12 Prozent und verursachen noch weniger Feinstaub. Features wie eine automatische Zündung und Entaschung sorgen für einen zuverlässigen, durchgängigen Pellet-Heizbetrieb. Allerdings muss während des Heizbetriebs der Aschebehälter ab und zu von Hand entleert werden.
Pelletheizungen sind in der Anschaffung deutlich teurer als Öl- und Gassysteme, der Brennstoff selbst war in den letzten Jahren jedoch fast immer günstiger.
Egal ob Wärmepumpe oder ein anderer Wärmeerzeuger: Damit das neue, fachgerecht geplante und installierte Heizsystem so energiesparend wie möglich arbeitet, muss es der Fachmann sorgfältig einregulieren. Mitsubishi Electric Nach der Installation und Inbetriebnahme sollten sich die Nutzer vom Heizungsfachmann zeigen lassen, wie sich das Heizsystem energieeffizient betreiben lässt und welche Einstellmöglichkeiten die Heizungsregelung bietet. Daikin
Tipp: Zertifizierte Pellets wie „ENplus“ nutzen, die eine einheitliche und hohe Brennstoffqualität bieten und so zu einer störungsfreien Verbrennung beitragen.
Die Wärmepumpenheizung ist eine weitere, erneuerbare Alternative zu fossilem Öl und Gas. Deren Investitionskosten bezuschusst die BEG EM mit 35 bis 50 Prozent. Die Technologie wird vom Gesetzgeber als erneuerbares Energiesystem eingestuft, weil sie prinzipiell kostenfreie Umweltenergien wie Außenluft, Erdwärme und Grundwasser nutzt. Da deren Temperaturen jedoch relativ niedrig sind, benötigt die Wärmepumpe Strom, um sie auf ein für Heizzwecke geeignetes Temperaturniveau „zu pumpen“. Auf längere Sicht soll dieser Strom dann zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen, und das Heizsystem somit CO2-neutral arbeiten. Deshalb wird die Wärmepumpe als Hoffnungsträger der sogenannten Wärmewende im Gebäudesektor eingestuft.
Mit einem Marktanteil von etwa 80 Prozent sind Luft-Wasser-Wärmepumpen am beliebtesten. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sich die Wärmequelle Luft relativ einfach und kostengünstig erschließen lässt. Eine Sole-WasserWärmepumpe nutzt das ganzjährig relativ konstante Temperaturniveau im Erdboden und kann somit auch während der kalten Jahreszeit vergleichsweise hohe Effizienzwerte erzielen. Um die Wärme zu gewinnen, sind flächige Kollektoren im Erdboden oder senkrechte Erdsonden erforderlich, was die Investitionskosten des Systems jedoch deutlich erhöht.
Damit im Altbau mit einer Wärmepumpe ein effizienter und umweltfreundlicher Heizbetrieb gelingt, muss der Fachmann schon bei der Planung wesentlich genauer als bei Öl- und Gaskesseln auf die Randbedingungen des Heizsystems achten. Energetisch am kritischsten ist der Einsatz von Wärmepumpensyste-
men in unsanierten Altbauten mit hohem Wärmeverbrauch. Dort empfiehlt es sich, die Gebäudehülle energetisch zu sanieren, was der Staat ebenfalls großzügig fördert. In unsanierten Gebäuden kann alternativ auch ein Hybridsystem zum Einsatz kommen. Dabei wird ein Wärmepumpenmodul meist mit einem Gas-, Öl- oder Holz/PelletWärmeerzeuger kombiniert.
Wärmepumpen lassen sich übrigens gut mit einer Photovoltaikanlage kombinieren. Und an heißen Tagen können sie zum Beispiel in Verbindung mit einer Flächenheizung oder mit Gebläsekonvektoren in den Wohnräumen für etwas Abkühlung sorgen.
Egal mit welchem Wärmeerzeuger geheizt wird: Damit das neue, fachgerecht geplante und installierte Heizsystem so energiesparend wie möglich arbeitet, muss es der Fachmann sorgfältig einregulieren und eventuell auch die Heizflächen und Regelventile anpassen oder erneuern. Zur Energieeffizienz tragen nicht zuletzt ein angepasstes Nutzerverhalten sowie regelmäßige Verbrauchskontrollen durch die Be-
wohner bei. Adressen Seite 83 I
Text: Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Wendnagel
Die App-Anbindung der Wärmeerzeuger-Regelung ermöglicht eine komfortable Bedienung und VerbrauchsÜberwachung des Heizsystems. Remko
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