HEUREKA 6/21

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:  KO P F I M B I L D

BLICK INS ALL „Die Frage nach dem Platz der Menschheit in den Weiten des Universums ist so alt wie die Menschheit selbst“, sagt ­Christiane Helling. „Das Institut für Weltraumforschung nimmt wegweisend an der Beantwortung dieser Frage teil.“ Am ­Ins­titut für Weltraumforschung IWF der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz ist Helling seit Oktober Direktorin. Die Astrophysikerin, zuvor Direktorin des St Andrews ­Centre for Exoplanet Science und ­Dozentin für Astronomie und Physik an der University of St Andrews in Schottland, konzentriert sich in ihrer Forschung auf die chemische Vielfalt von Exoplaneten und Braunen Zwergen, Himmelskörpern mit einer Sonderstellung zwischen Sternen und Planeten. Sie bringt ­einen fächerübergreifenden ­Ansatz mit. „Das IWF ist in der ein­maligen Lage, die klassische Sonnensystem- und Plasma­forschung mit dem sehr jungen Forschungsgebiet der Exoplaneten zu verbinden. Das ermöglicht Synergien und die Erweiterung unseres Wissens über bisher ­unbekannte Welten.“

TEXT: USCHI SORZ FOTO: CHRISTOPHER MAVRIC

:   J U N G FO RS C H E R I N N E N   USCHI SORZ

Die Vienna School of Mathematics (VSM) ist ein Doktoratsprogramm der mathematischen Institute von Universität Wien und TU Wien für exzellente Studierende. Die drei forschen hier Eva-Maria Hainzl, 31, Institut für diskrete Mathematik u. Geometrie, TU Wien Mathematik sieht die Steirerin als Kreativberuf. Sie muss es wissen, hat sie doch zunächst an der Kunstuniversität Graz ein Studium der Bühnen- und Kostümgestaltung absolviert und am Theater sowie als Grafikerin gearbeitet. „Ich wollte immer etwas Kreatives machen“, erzählt sie. „Doch mein Exfreund, der selbst Physik studierte, sang und Klavier spielte, überzeugte mich, dass Mathematik so kreativ und spannend wie die Kunst ist. Mittlerweile kann ich das nur bestätigen.“ 2020 hat sie ihr Mathematikstudium an der TU Graz abgeschlossen, nun forscht sie „zur scheinbar einfachsten Aufgabe der Welt: dem Abzählen“. Im Fachgebiet Kombinatorik verwendet man dazu allerdings tiefgreifende Techniken, etwa aus der Wahrscheinlichkeitstheorie oder der komplexen Analysis.

Michael Sedlmayer, 28, ­ orschungsnetzwerk Data F Science, Universität Wien. Die Zeitlosigkeit der Mathematik hat mich schon als Schüler fasziniert“, sagt der Doktorand. „Der Satz von Pythagoras etwa gilt heute noch wie vor über 2.000 Jahren.“ Das maschinelle Lernen hingegen, ein Anwendungsgebiet von ­Sedlmayers Forschung zu speziellen Optimierungsproblemen, ist ein Zukunftsthema. „Ich arbeite gerade mit einer Forschungsgruppe am Institut für Geschichte zusammen, wo wir es u. a. zur Klassifikation altertümlicher armenischer Manuskripte verwenden wollen.“ Auch eine Entscheidungslogik für das Heizen von Rotorblättern beschäftigt ihn, es soll dem Vereisen von Windkraftanlagen entgegenwirken. Hinter all dem stecken Optimierungsalgorithmen. Sie kommen bei Fragen zum Einsatz, die herkömmliche Methoden nicht lösen können.

Claudia Wytrzens, 31, ­Institut für Mathematik, Universität Wien. Ein Job am AIT (Austrian Institute of Technology) im Bereich Biomedical Systems hat während ihres Studiums der Technischen ­Mathematik an der TU Wien den Grundstein für ihre Begeisterung für Biomathematik gelegt, sagt die Wienerin. Sie entwickelt komplexe Modelle, um Zusammenhänge zwischen Strukturen im menschlichen Körper herstellen zu können und so etwa die Entstehung und das Verhalten von Fettgewebe besser zu verstehen. „Es gibt die Atome, die sich zu Molekülen verbinden und Zellen bilden, es gibt Gewebe und Organe, es gibt die Körperteile und schließlich den Körper als Gesamtheit. Jede dieser Ebenen kann für sich analysiert und mathematisch modelliert werden. Die ­Herausforderung ist es nun, all die einzelnen Erkenntnisse und Detailebenen zu vereinen.“


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