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TINY HOUSE

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UPCYCLING IN TOKYO

UPCYCLING IN TOKYO

Foto: Tom Schönfeld Wangerland Touristik GmbH ZUKUNFT HAUSBAU | TINY HOUSE

KLEIN GLEICH NACHHALTIG?

DAS BEDÜRFNIS NACH DOWNSIZING UND NACHHALTIGEM WOHNRAUM MACHT TINY HOUSES ALS FESTWOHNSITZ, HOMEOFFICE ODER FERIENHAUS IMMER BELIEBTER. ABER GARANTIERT ALLEIN DIE WOHNRAUMREDUZIERUNG SCHON DIE NACHHALTIGKEIT DER „MINIS“? – WIR HABEN NACH ANTWORTEN GESUCHT.

Vorweg gleich so viel: Ja, es stimmt, schon allein die Größe kann entscheidend sein. Denn je weniger Wohnfläche jemand bewohnt, desto geringer sind seine CO2-Emissionen. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Wohnraum pro Kopf liegt in Deutschland bei 46,5 Quadratmetern. Minihäuser kommen meistens mit einer Wohnfläche von unter 20 Quadratmetern aus. Die Grundvoraussetzung in puncto Nachhaltigkeit ist allerdings, dass die Kleinen ökologisch gut gedämmt sind. Andernfalls drohen hohe Heizkosten. Aber es gibt außer der reduzierten Wohnfläche noch mehr, was für die „Minis“ spricht: Sie verbrauchen weniger Ressourcen für Bau und Betrieb. Das Beheizen von überdimensionierten Dachböden und Eingangsbereichen entfällt. Man kann die Winzlinge auch dort aufstellen, wo für konventionelle Immobilien kein Platz ist. Beispielsweise auf Flachdächern oder im privaten Garten. Doch Vorsicht: Die Minis sind in den üblichen Bauverordnungen noch nicht vorgesehen. Deshalb sollte schon vor dem Grundstückskauf für ein „Tiny“ durch eine Bauvoranfrage geklärt werden, ob es dort überhaupt gebaut werden darf. Weitere Öko-Vorteile sind: Die Flächen für „Tinys on Wheels“ müssen nicht versiegelt werden und bei einem Ortswechsel nimmt man sie einfach mit. Zudem verwenden viele Anbieter für die Fertigung nur noch recycelte Materialien und ökologische Baustoffe. Und damit ihre Bewohner autark sein können, haben viele „Tinys“ Solarthermien für das Warmwasser, eine Photovoltaik-Anlage für die Stromerzeugung und eine Komposttoilette, die kein Wasser verbraucht. Hinzu kommt: Wer wenig Platz hat, konsumiert auch weniger, was den ökologischen Fußabdruck weiter verringert. Unser Fazit lautet deshalb: Wenn man sein ökologisch hergestelltes Minihaus nicht nur als Wochenendhäuschen nutzt, können Tinys tatsächlich nachhaltig sein. Andernfalls werden zusätzliche Ressourcen verbraucht und Emissionen verursacht. Folgende Modelle haben wir für Sie näher betrachtet und nachgefragt, was ihre Hersteller zum Thema Nachhaltigkeit zu sagen haben. (peg)

Foto: @ LIVEE - Tiny House Marktstudie - www.livee-house.com GUT ZU WISSEN

In puncto Nachhaltigkeit ist für die „Tinys“ eine hochwertige Dämmung aus ökologischen Materialien unverzichtbar. Andernfalls sind die Häuser im Sommer zu heiß und im Winter zu kalt. Hinzu kommt: Durch das zusätzliche Heizen fallen weitere Emissionen und Kosten an.

ÖKOLOGISCHE WANDERER

Das „Modell Tony“ ist als Erstwohnsitz konzipiert und kann mit einem 3,5 Tonnen Tiny-House-Tandem-Achser mit 80 km/h Zulassung problemlos „mitwandern“. Für den Holzrahmenbau wurden nur ökologische Baustoffe verwendet. Die Dämmung besteht aus „NaturPlus“ zertifi zierter und biozidfreier Schafschurwolle, die Innenverkleidung aus einer Fichte-Nut-Federschalung. Weitere Ausstattungsmerkmale sind: Lärchenholz-Massivdielen, Holzfenster und -türen mit Sicherheitsverglasung, eine Brauch- und Abwasserinstallation und die Vorbereitung für eine Photovoltaik-Anlage. Geheizt wird mit einem Holzofen und Infrarotheizelementen. Kleiner Nomade

„DURCH DIE WOHNRAUMREDUZIERUNG VERRINGERT SICH DER CO2-EMISSIONSAUSSTOSS PRO KOPF UND VERBRAUCH AN BAUMATERIAL, WAS IM BAUWESEN KÜNFTIG UNVERZICHTBAR SEIN WIRD. ZUDEM KÖNNEN SICH ALLE, DIE FINANZIELL NICHT SO GUT DA STEHEN, EIN EIGENES HEIM LEISTEN.

BASTIAN TRAUB, GRÜNDER UND GESCHÄFTSFÜHRER VON KLEINER NOMADE TINY HOUSE MANUFAKTUR

Foto: Tom Schönfeld Wangerland Touristik GmbH FERIEN FÜRS KLIMA

Das Ferienhaus-Modell „Pioneer“ auf dem Campingplatz in Hooksiel an der Nordseeküste macht Nachhaltigkeit zum Urlaubserlebnis. Die Fassade aus „Superwood“-Holz kommt ohne chemisch-giftige Lacke und Klebstoffe aus. Für eine effi ziente Dämmung sorgt unbehandeltes Seegras. Eine Astronautendusche spart bis zu 90 Prozent Wasser und 80 Prozent Energie. Bogenhanf sorgt für gesunde Raumluft und ein UmkehrosmoseFilter für sauberes Trinkwasser. Für Ausfl üge stehen E-Bikes zur Verfügung. Buchbar ab 129 Euro pro Nacht. Green Tiny Houses

„DER NACHHALTIGKEITSBEGRIFF HÖRT BEI UNS NICHT BEI DER AUSSTATTUNG AUF. EMISSIONEN, DIE BEI DER AN-, ABREISE UND ÜBERNACHTUNG ENTSTEHEN, WERDEN DURCH INVESTITIONEN IN KLIMASCHUTZPROJEKTE KOMPENSIERT. FÜNF PROZENT DER MIETE FLIESSEN IN REGIONALE NATURSCHUTZAKTIONEN.“

JAN SADOWSKY, GESCHÄFTSFÜHRER GREEN TINY HOUSES

ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

Das nordische Design des „Iglu-Tiny House“ verbindet die Jahrhunderte alte Schindeltechnik mit neuzeitlichem Wissen und Design. Besonders geeignet ist das „Iglu“ für die Vermietung auf Campingplätzen, Weingütern, Bauernhöfen oder als separates Gästeappartement. Das Mobilheim besteht außen aus ökologisch lasiertem skandinavischem Fichtenholz. Die gebogenen Schindeln im Innenbereich sind aus Espe. Iglucamping

„ICH BIN ÜBERZEUGT, DASS SICH DER TINY-HOUSE-TREND ZUR WOHNRAUMVERDICHTUNG UND NACHHALTIGEM TOURISMUS WEITER DURCHSETZT. EIGENTÜMER KÖNNEN IN EIN TINY ZIEHEN UND IHR GROSSES HAUS ANDERWEITIG NUTZBAR MACHEN, GÄRTEN KÖNNEN PARZELLIERT UND VERMIETET WERDEN.“

MICHAEL SCHITTENHELM, GESCHÄFTSFÜHRER IGLUCAMPING ALLGÄU-BODENSEE

GRÜNES HOMEOFFICE

Für alle Home-Offi ce-Worker mit Haus und Garten, die ungestört und trotzdem familiennah arbeiten möchten, ist der „Garten Kubus“ eine nachhaltige Lösung mit Anschaffungskosten ab 25.000 Euro (ohne Ausstattung, Lieferung und Montage). Seine Konstruktion und Beplankung bestehen aus heimischer Fichte, die Isolierung aus recycelter Jute. Alle Oberfl ächen werden auf Ölbasis lackiert und das Dach ist begrünt. Formschön

„MAN SCHONT KOMPROMISSLOS DIE UMWELT, DA DER WEG ZUR ARBEIT MIT PRIVATEN ODER ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN ENTFÄLLT. AUCH DIE KINDERBETREUUNG KANN DURCH DIE HÄUSLICHE ANBINDUNG LEICHTER GEREGELT WERDEN. UND MAN SPART AUCH NOCH DIE FAHRTKOSTEN.“

CLEMENS BUCK, GESCHÄFTSFÜHRER, FORMSCHÖN CLEMENS BUCK

FLEXIBLE WOHNMODULE

Kompakt Wohnen, arbeiten, wo man will, gesund leben in den eigenen vier Wänden – das „Green Living Space“ greift gleich mehrere Trends auf. Basis für das Mini-Haus ist das Raummodul „FlyingSpace“, mit dem auf kleinster Fläche hochwertiger Wohnraum geschaffen werden kann, mit Grillstation, Loungebereich und „Urban Gardening“ auf dem Dach. Innen umfl ießt ein fl exibel gestaltbarer Raum eine „Box“ mit Kochzentrum, Waschmaschine, Bad und WC. SchwörerHaus

„GERADE FÜR SINGLES IST ES BERUHIGEND ZU WISSEN, DASS SIE IHR HAUS IM FALL DER FÄLLE MITNEHMEN UND ERWEITERN KÖNNEN. DAS BESONDERE AM „GREEN LIVING SPACE“ IST DIE BAUWEISE AUS NACHHALTIGEM HOLZ OHNE CHEMISCHEN HOLZSCHUTZ. ALLE BAU- UND AUSBAUMATERIALIEN SIND SCHADSTOFFGEPRÜFT. “

TILO DEEG, ARCHITEKT UND BAUPLANER, SCHWÖRERHAUS

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