Fazit 182

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Steuerboard

Jessica Ghahramani-Hofer

Starker Hebel im »War for Talents«

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Unternehmern wird mit der Möglichkeit der steuerfreien Mitarbeitergewinnbeteiligung ein neues Instrument im immer größer werdenden Kampf um Arbeitnehmer in die Hand gegeben. So ist es ab 2022 möglich, dass Sie als Arbeitgeber eine Gewinnbeteiligung in der Höhe von bis zu € 3.000 pro Jahr pro Mitarbeiter ausschütten. Eine echte Mitarbeiterbeteiligung stellt dies im Prinzip nicht dar, hat aber im Vergleich zu einem herkömmlichen Bonus den Vorteil der Steuerfreiheit. Dieser steuerfreie Bonus ist an einige Rahmenbedingungen geknüpft: Die Gewinnbeteiligung muss an aktive Arbeitnehmer ausgeschüttet werden – bedeutet, dass die Steuerbefreiung nur von Personen in Anspruch genommen werden kann, die Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit erzielen. Somit sind freie Dienstnehmer, wesentlich beteiligte Geschäftsführer einer GmbH (> 25 %) und bloß familienhaft mitarbeitende nahe Angehörige ausgenommen. Eine weitere Bedingung: Sie kann nicht einzelnen Mitarbeitern gewährt werden, sondern nur allen oder bestimmten Gruppen von Arbeitnehmern (Gruppenmerkmal). Die Summe der Gewinnbeteiligungen muss vom EBIT oder steuerlichen Gewinn des Vorjahres gedeckt sein und darf nicht aufgrund einer lohngestaltenden Vorschrift gezahlt werden. Weiters darf sie nicht anstelle des bisher gezahlten Arbeitslohns oder einer üblichen Lohnerhöhung geleistet werden. Dieses Bezugsumwandlungsverbot soll insbesondere bewirken, dass laufend zustehende anderweitige Vergütungsanteile nicht durch steuerfreie Gewinnbeteiligungen ersetzt werden können. Einen kleinen Haken gibt es natürlich: Sie ist zwar steuerfrei, allerdings sozialversicherungs- und lohnnebenkostenpflichtig.

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Steiermärkische Sparkasse

Rekordgewinn trotz Inflation

Die Inflation ist zurück. Fazit wollte von Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied der Steiermärkischen Sparkasse, wissen, wie sich die Lage aus Sicht der größten Regionalbank des Landes darstellt und wie die Anleger reagieren sollten. Denn während die Nationalbank in der Vergangenheit mit einer restriktiven Geldpolitik – also Zinserhöhungen – reagierte, weigert sich die EZB beharrlich, die notwendigen Schritte zu setzen. Und damit profitieren vor allem die Schuldner von der Teuerung. Herr Kröpfl, die Inflation steigt und wird durch den Ukraine-Krieg weiter befeuert. Wie wirkt sich das auf die Vermögen der Österreicher aus? Wenn das Jahr so weiter geht, müssen wir mit einer Inflation im gerade noch einstelligen Bereich rechnen. Die Zinsen im Euroraum werden meiner Meinung nach heuer jedoch nicht mehr steigen. Daraus ergibt sich nüchtern betrachtet, dass jeder Anleger der nicht ins Risiko geht, heuer um mindestens sechs bis sieben Prozent ärmer werden wird.

Inflation nützt bekanntlich den Schuldnern und schadet den Gläubigern, weil die Zinsen erst deutlich nach den Preisen anziehen. Und diesmal schaut es so aus, dass der EZB die Geldentwertung völlig egal ist. Wie kann es sein, dass die Zinsen angesichts dieser Entwicklung auf null bleiben? Ich würde mir dringend wünschen, dass es zu geldpolitischen Maßnahmen gegen die Preisentwicklung kommt, aber ich fürchte, dass die EZB heuer keine Zinsschritte mehr setzen wird. Schließlich heißt es ja auch Zinspolitik. Und die Zinsen jetzt bei null zu belassen, ist ganz klar eine politische Entscheidung und keine ökonomische. Die 32 /// FAZIT MAI 2022

Gewinner der Inflation sind gleich mehrfach die verschuldeten Staaten. Die haben einerseits höhere Steuereinnahmen und können gleichzeitig ihre Schulden um den Prozentsatz der Inflationsrate reduzieren, ohne Rückzahlungen zu tätigen.

Ein weiterer Verlierer sind aber auch Arbeitnehmer und Rentner. Die Löhne und Pensionen passen sich ja nur zeitverzögert an den Preisanstieg an. Rechnen sie deshalb nicht auch mit Ausfällen bei den Privatkrediten? Bei den Tilgungen bemerken wir noch nichts davon, dass den Leuten weniger Geld zur Verfügung steht. Wo wir es jedoch bereits bemerken, ist bei Unternehmen, die den Massenmarkt bedienen. Sie berichten uns, dass ein Teil der Bevölkerung im Konsumverhalten massiv vorsichtiger geworden ist. Wir sehen das etwa beim Versandhandel. Viele Kunden sparen konservativ, in dem sie ihr Geld weder ausgeben noch veranlagen – also konservativ sparen. Das führt zu all den bekannten Problemen, die wir schon aus der Vergangenheit kennen: Die Menschen wappnen sich, weil sie verängstigt sind, und bremsen sich beim Konsum ein. Das verschärft natürlich die Situa-


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